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Broschuere Soziale Ungleichheit - Bund/Länder und Gemeinden ...

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28 2 Die Entstehung der Klassen- <strong>und</strong> Schichtmodelle<br />

� Tagewerker für eigene Rechnung („Proletaroide“, 12,7%) sowie<br />

� Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsbezieher minderer Qualifikation („Proletariat“, 50,7%;<br />

Geiger a.a.O.: 24, 73)<br />

Eine exakte Erforschung der zugehörigen Mentalitäten kann Geiger nicht vornehmen,<br />

dazu hätte er eine große Fülle empirischen Materials über das Alltagsleben<br />

der Menschen benötigt, z.B. über ihre Freizeitverwendung, den Lesegeschmack,<br />

die Formen der Geselligkeit etc. (Geiger a.a.O.: 80). 7 Dennoch macht<br />

er einige Bemerkungen zu den Charakteristika der Schichten. So ist – dies sei<br />

nur als ein Beispiel herausgegriffen – für die mittleren <strong>und</strong> kleinen Unternehmer,<br />

also für Bauern, Handwerker <strong>und</strong> Händler, die hohe Zahl mithelfender Familienangehöriger<br />

bezeichnend, damit bestimmt die „Familien- <strong>und</strong> Heimkultur …<br />

noch weitgehend den gesamten Lebensduktus“, was sich beispielsweise in einer<br />

religiösen Haltung äußert (1967 (zuerst 1932): 85). Diese Unternehmer befinden<br />

sich im „Verteidigungszustand“ nicht allein gegen wirtschaftliche Bedrängnis,<br />

sondern auch gegen drohenden Prestigeverlust (a.a.O.: 87). In ähnlicher Weise<br />

charakterisiert Geiger auch die anderen, in sich differenzierten Schichten <strong>und</strong><br />

berücksichtigt dabei kritisch, welche Schichten anfällig für die Ideologie des<br />

Nationalsozialismus sind (beispielsweise gehören die kleineren Händler dazu;<br />

a.a.O.: 86).<br />

Ad b) Was ist mit dem „dominanten Schichtungsprinzip“ gemeint? Geiger stellt<br />

sich den Begriff der Schichtung zunächst so allgemein vor, dass man unterschiedliche<br />

Schichten nach unterschiedlichen Merkmalen bilden kann. So würde<br />

sich eine andere Schichtung nach dem Einkommen als nach dem Beruf oder nach<br />

der Religionszugehörigkeit ergeben. Diese Schichtstrukturen „überkreuzen,<br />

durchdringen <strong>und</strong> überdecken einander“ (1967 (zuerst 1932): 5). Es sind jedoch<br />

nicht alle Schichtmerkmale gleichermaßen in einer Gesellschaft wichtig. In einer<br />

Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt ist vielmehr eine Schichtung dominant,<br />

andere sind subsidiär. In einer ständischen Gesellschaft ist dann etwa die<br />

Schichtung nach der Berufsart dominant. Mit Hilfe dieser Trennung von dominanter<br />

<strong>und</strong> subsidiärer Schichtung gelingt es auch, das Schichtmodell zu einem<br />

dynamischen zu machen, das heißt Prozesse zu analysieren, denn eine dominante<br />

Schichtung muss im Zeitverlauf nicht gleich bleiben, sondern kann in den Hintergr<strong>und</strong><br />

treten, während andere an Bedeutung gewinnen. Nach dieser Sichtweise<br />

könnte man z.B. sagen, die ständische Gesellschaft mit einer Schichtung nach<br />

Berufsarten sei abgelöst worden von einer Klassengesellschaft mit einer Schich-<br />

7<br />

So geht später Bourdieu vor, doch erforscht er nach seiner Terminologie nicht Mentalitäten, sondern<br />

Lebensstile (vgl. Kap. 6).

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