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Broschuere Soziale Ungleichheit - Bund/Länder und Gemeinden ...

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26 2 Die Entstehung der Klassen- <strong>und</strong> Schichtmodelle<br />

2.3 Das Schichtmodell Theodor Geigers<br />

Die Themen Klassen- <strong>und</strong> Schichtstruktur sowie Mobilität bildeten einen<br />

Schwerpunkt der Arbeit Theodor Geigers (1891-1952), weitere Felder waren<br />

z.B. die Rechtssoziologie, die Ideologiekritik <strong>und</strong> die Analyse von Werbung <strong>und</strong><br />

Propaganda (vgl. als Überblick Geißler/Meyer 1999, ausführlicher Meyer<br />

2001b).<br />

Geiger grenzt sich ausführlich gegen Marx ab, am Rande gegen Weber <strong>und</strong><br />

setzt bisherigen Klassenbegriffen <strong>und</strong> -modellen (auch anderer Autoren, z.B. W.<br />

Sombart oder G. Schmoller) ein eigenes Schichtmodell entgegen, das S. Hradil<br />

als „nicht-marxistisches Klassenmodell“ einordnet (1999: 118). Was versteht<br />

Geiger unter einer Schicht?<br />

„Jede Schicht besteht aus vielen Personen (Familien), die irgendein erkennbares<br />

Merkmal gemein haben <strong>und</strong> als Träger dieses Merkmals einen gewissen Status in<br />

der Gesellschaft <strong>und</strong> im Verhältnis zu anderen Schichten einnehmen. Der Begriff<br />

des Status umfasst Lebensstandard, Chancen <strong>und</strong> Risiken, Glücksmöglichkeiten,<br />

aber auch Privilegien <strong>und</strong> Diskriminationen, Rang <strong>und</strong> öffentliches Ansehen.“<br />

(1955: 186, Hervorhebungen im Original).<br />

Eine Schicht beschreibt damit eine bestimmte soziale Lage <strong>und</strong> dient bei Geiger<br />

als Oberbegriff, der die Sozialstruktur einer Gesellschaft kennzeichnet. Andere<br />

Begriffe, z.B. Kaste, Stand oder Klasse, sind nur Beispiele für historische Sonderfälle<br />

einer Schichtung. Auch die Klasse ist also eine spezielle Form der<br />

Schichtung, <strong>und</strong> zwar eine Form, bei der die Produktionsverhältnisse das „dominante<br />

Schichtungsprinzip“ darstellen.<br />

Zwei Aspekte dieser Sichtweise sollen für ein genaueres Verständnis weiter<br />

erläutert werden:<br />

a. Stellt Geiger eine Verbindung her von Schichten, also von den sozialen<br />

Lagen, zu bestimmten subjektiven Haltungen bzw. zu einem gemeinsamen<br />

Bewusstsein?<br />

b. Was ist mit dem „dominanten Schichtungsprinzip“ gemeint?<br />

Ad a) Geiger nimmt eine Unterscheidung auf, die differenziert zwischen „objektiven“<br />

<strong>und</strong> „subjektiven“ Schichtbegriffen (z.B. 1930: 213; 1955: 192-194).<br />

„Objektive“ Begriffe richten sich ausschließlich auf äußere Merkmale der sozialen<br />

Lage, z.B. das Einkommen. Geiger kritisiert eine solche Vorgehensweise als<br />

sozialstatistische Klassifikation, die kaum eine soziologische Aussagekraft hat,<br />

weil man recht beliebig Personengruppen nach Kriterien gruppieren kann. Die<br />

„subjektive“ Ausrichtung konzentriert sich auf eine bestimmte gemeinsame

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