Seniorenpost 2011/1 - Stiftung Diakoniestation Kreuztal
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Die Laurentiuskirche<br />
Bericht: Christoph A. Meier-Kabelitz, Archivar und Presbyter der Kirchengemeinde Ferndorf<br />
Die Ferndorfer Kirche wurde erstmals 1339 in einer Patronatsurkunde erwähnt. Errichtet wurde<br />
sie allerdings gegen Ende des 12. Jahrhunderts und wurde dem Heiligen Laurentius geweiht. Bei<br />
dieser Kirche handelt es sich um eine spätromanische, dreijochige Westfälische Hallenkirche mit<br />
vorgebautem Westturm. Dieser ist jedoch älter als das Kirchenschiff, er ist rein romanisch.<br />
Im Jahre 1778 erfolgte ein großer Umbau. Die bis dahin sehr<br />
kleinen, rundbogigen Fenster wurden deutlich vergrößert<br />
und flachbogig ausgebaut. Darüber hinaus wurden die Portale<br />
erneuert, neue Bänke eingebaut und Emporen eingezogen.<br />
Bänke, Emporen und Türen sind bis heute erhalten.<br />
1887 war die Kirche für die vielen Menschen des Kirchspiels<br />
zu klein geworden, sodass man den alten Chor<br />
abbrach und die Kirche um ein Querschiff mit Chor, Sakristei<br />
und Taufwartezimmer erweiterte. Die Kirche misst<br />
seitdem eine Länge von 33 Metern, zuvor waren es 26<br />
Metern, einschließlich des sehr langen Chores.<br />
1929 erfolgte der letzte große Umbau. Die Emporen der<br />
Neuen Kirche wurden auf die Höhe der Emporen der alten<br />
Kirche herabgesetzt und ebenso wie die Kanzel neu verkleidet,<br />
da man 1887 auf ein Angleichen an die barocken<br />
Brüstungen verzichtet hatte. Die Kirche erhielt elek-<br />
trisches Licht. Die schönen Jugendstillampen verrichten<br />
noch heute ihren Dienst.<br />
Zu den Besonderheiten in und an der Kirche zählen etliche<br />
gusseiserne Grabplatten, die wertvollste ist die des Ritters<br />
Valentin von der Hees aus dem Jahre 1559.<br />
Kirchhof und Gräber<br />
Wie früher allgemein üblich wurde auf dem Kirchhof<br />
früher Gericht abgehalten. Letzter Zeuge davon war die<br />
achthundert Jahre alte Gerichtslinde am Hauptportal, die<br />
im neunzehnten Jahrhundert gefällt wurde.<br />
Ebenso diente der Kirchhof als Friedhof. Während dem Adel<br />
ein Begräbnisort im Chorraum zustand, wurde der Clerus im<br />
Kirchenschiff bestattet. Die zum Teil noch erhaltenen Grabplatten<br />
lagen ursprünglich auf deren Gräbern in der Kirche.<br />
Im 19. Jahrhundert bekamen allmählich die einzelnen<br />
Orte des Kirchspiels eigene, kommunale Friedhöfe. Mit<br />
der Eröffnung des Friedhofes am Nöchel 1874 endete<br />
eine über tausendjährige Begräbnistradition in und um<br />
die Kirche in Ferndorf. Man nimmt heute an, dass in dieser<br />
Zeit zwischen zwanzig- und dreißigtausend Menschen auf<br />
unserem Kirchhof begraben wurden.<br />
Der Namenspatron<br />
Die Kirche wurde nach Laurentius von Rom benannt, der<br />
in Vertretung des Papstes für das örtliche Kirchenvermögen<br />
zuständig war. Nach der Enthauptung des Papstes Sixtus<br />
II. durch den römischen Kaiser Valerian sollte Laurentius<br />
das gesamte kirchliche Vermögen als Tribut abgeben.<br />
Doch Laurentius weigerte sich und verteilte das Kirchengut<br />
an alle Mitglieder der Gemeinde. Anschließend<br />
präsentierte er dem Kaiser alle Armen und Kranken als<br />
wahres Kirchenvermögen. Laurentius wurde von Kaiser<br />
Valerian gefangen gesetzt. Mehrmals gefoltert, wurde er<br />
schließlich auf einem glühenden Gitterrost hingerichtet.<br />
Nach Laurentius werden bis heute auch evangelische Kirchen<br />
benannt.<br />
Eine lebensgroße Statue des Laurentius gehörte ebenso<br />
wie ein angeblich wundertätiges Marienbild zur Ausstattung<br />
der Ferndorfer Laurentiuskirche. Der Sockel der Statue<br />
soll noch heute irgendwo im Boden der Kirche ruhen.<br />
Tatsächlich wahr<br />
Im Jahre 1345 schworen sich die Ritter Eberhard und Friedrich<br />
Daub mit Henkin Visil von der Winterbach auf dem<br />
Kirchhof Urfehde. Ob deren Seelen jemals Ruhe fanden ist<br />
nicht überliefert.<br />
Als ein Ferndorfer Mann zum Presbyter gewählt wurde,<br />
wollte er seine Sache besonders gut machen und übte<br />
mit dem Klingelbeutel an Kornrittern die richtige Art des<br />
„Geldeintreibens“ auf dem Heuboden. Bei diesem Training<br />
übersah er offenbar die Luke im Boden und fiel in die Tiefe.<br />
Seine Tochter eilte entsetzt schreiend zur Hilfe heran als<br />
der fromme Mann ausrief: „Si röhich, itz sinn ech unge e<br />
dr Kärche“.<br />
In alter Zeit wurde öfters beklagt, dass die Besucher des<br />
Gottesdienstes oftmals der Müdigkeit erlagen. Daraufhin<br />
erließ man die Regelung, dass man auf seinen jeweiligen<br />
Nachbarn zu achten und ihn im Falle des überkommenen<br />
Einschlafens zu Rütteln hätte. Diese Maßnahme schien<br />
wohl nicht von dauerhafter Wirkung zu sein. Bei einer Visitation<br />
wurde nämlich bemängelt, dass ein erheblicher<br />
Teil der Gemeinde schlief, sodass von höherer Stelle erlassen<br />
wurde, dass der Küster die Eingeschlafenen durch<br />
einen Schlag mit dem Rohrstock in den Nacken oder gegen<br />
die Banklehne zu wecken habe.<br />
Dass die Verlegung des Friedhofes auf den Nöchel nicht<br />
nur Vorteile hatte, erkannte eine wohlbeleibte Ferndorferin,<br />
als sie sich mit allen zur Grabpflege nötigen Utensilien<br />
den steilen Nöchel hoch quälte und schnaubend ausrief:<br />
“Wie gut, dass man den letzten Weg gefahren wird“.<br />
Gottesdienste<br />
In der Laurentiuskirche finden sonntags Gottesdienste<br />
ab 10.00 Uhr statt, jedoch nicht von Epiphanias bis Palmsonntag,<br />
wenn in das Gemeindehaus ausgewichen wird.<br />
Sondergottesdienste an kirchlichen Festtagen oder für<br />
Familien werden ebenfalls abgehalten.<br />
10 Aktuelles - Die Laurentiuskirche<br />
Aktuelles - Die Laurentiuskirche 11