Elementsynthese in AGB-Sternen - Institut für Theoretische ...
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Entstehung der chemischen Elemente<br />
im Kosmos<br />
H.-P. Gail<br />
<strong>Institut</strong> für <strong>Theoretische</strong> Astrophysik, Heidelberg<br />
WS 2011/12
8. <strong>Elementsynthese</strong> durch <strong>AGB</strong> Sterne<br />
Die Art und Weise, wie sich Sterne entwickeln, hängt stark von ihrer<br />
Anfangsmasse M ab. Sterne mit weniger oder mehr als 8 M⊙ Anfangsmasse<br />
entwickeln sich <strong>in</strong> völlig unterschiedlicher Weise (vgl. Abb. 8.1):<br />
• In den <strong>Sternen</strong> mit weniger als 8 M⊙ laufen erst das H-Brennen und<br />
dann das He-Brennen ab. Der entartete CO-Kern, der dabei entsteht,<br />
verh<strong>in</strong>dert e<strong>in</strong> rasches Zünden des Kohlenstoffbrennens anschließend<br />
an das He-Brennen und der Stern verliert <strong>in</strong> dem Wartezustand<br />
durch e<strong>in</strong>en Sternw<strong>in</strong>d schnell soviel Masse, daß im Zentrum<br />
die für Kohlenstoffbrennen erforderlichen Temperaturen nicht mehr<br />
erreicht werden. Diese Sterne enden als Weiße Zwerge.<br />
• In den <strong>Sternen</strong> mit mehr als 8 M⊙ laufen ebenfalls erst das H-Brennen<br />
und dann das He-Brennen ab, aber entsprechend der höheren Masse<br />
bei sehr viel höherer Temperatur. Der Kohlenstoffkern ist dann<br />
nicht entartet und es setzen unverzüglich nache<strong>in</strong>ander alle weiteren<br />
möglichen Brennprozesse e<strong>in</strong>, die schließlich bis zu den Kernen der<br />
Eisenspitze führen. Diese Sterne explodieren als Supernovae.<br />
Die Beiträge zur Synthese der chemischen Elemente im Kosmos ist<br />
dementsprechend sehr unterschiedlich.<br />
Seite: 8.1
Entwicklung der Sterne<br />
Abbildung 8.1: Schematischer Entwicklungsweg im Hertzsprung-Russel Diagramm für<br />
Sterne mit kle<strong>in</strong>er (1 M⊙), mittlerer (5 M⊙) und großer (25 M⊙) Anfangsmasse.<br />
Seite: 8.2
8.1 Entwicklung von <strong>Sternen</strong> kle<strong>in</strong>er und mittlerer Masse<br />
Sterne aus dem Massenbereich M ∼<br />
< 8 M⊙ werden als Sterne kle<strong>in</strong>er und<br />
mittlerer Masse bezeichnet. Sie entwickeln sich nach dem Ende des Wasserstoffbrennens<br />
auf der Hauptreihe zu e<strong>in</strong>em Roten Riesen. Auf dem<br />
Roten-Riesenast brennen sie H <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schalenquelle über e<strong>in</strong>em He<br />
Kern. Wenn der Kern genügend <strong>in</strong> der Masse angewachsen ist, dann<br />
zündet das He Brennen und der Stern entwickelt sich vorübergehend<br />
zu kle<strong>in</strong>erer Leuchtkraft und höherer Effektivtemperatur.<br />
• Bei <strong>Sternen</strong> mit M ∼<br />
> 2 M⊙ zündet das He-Brennen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kern, <strong>in</strong><br />
dem das Elektronengas nicht entartet ist. Die Sterne wandern bereits<br />
frühzeitig vom Roten-Riesenast ab und erreichen ke<strong>in</strong>e besonders<br />
hohe Leuchtkraft bis zum Zeitpunkt ihrer Abwanderung. Dies s<strong>in</strong>d<br />
die Sterne mittlerer Masse<br />
• Sterne mit M ∼<br />
< 2 M⊙ entwickeln zuerst e<strong>in</strong>en Kern mit entartetem<br />
Elektronengas. Sie müssen sich entlang des Roten-Riesenastes sehr<br />
weit zu sehr hoher Leuchtkraft und sehr niedriger Effektivtemperatur<br />
entwickeln, ehe <strong>in</strong> ihrem Zentrum die Zündbed<strong>in</strong>gungen für<br />
He-Brennen erreicht werden. Dies s<strong>in</strong>d die Sterne kle<strong>in</strong>er Masse<br />
Seite: 8.3
Entwicklung von <strong>Sternen</strong> kle<strong>in</strong>er und mittlerer Masse<br />
Nach dem Ausbrennen des Zentrums im He-Kern entwickelt sich der<br />
Stern zum zweiten Mal zum Roten-Riesenast (dem Asymptotischen Riesenast,<br />
kurz <strong>AGB</strong>), wo er He <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schalenquelle über e<strong>in</strong>em Kohlenstoffkern<br />
(mit etwas O) brennt. Dieser Teil des <strong>AGB</strong> wird als früher<br />
<strong>AGB</strong> (kurz E<strong>AGB</strong>) bezeichnet.<br />
Beim weiteren Anstieg auf dem <strong>AGB</strong> zündet an der H-He-Grenze erneut<br />
das H-Brennen und der Stern geht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Entwicklungsphase über,<br />
<strong>in</strong> der er abwechselnd für e<strong>in</strong>ige tausend Jahre H <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schalenquelle<br />
an der H-He-Grenze und für e<strong>in</strong>ige hundert Jahre He <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schalenquelle<br />
an der He-C-Grenze brennt. Das thermonukleare He-Brennen<br />
zündet jeweils impulsartig, so daß diese Entwicklungsphase als thermisches<br />
Pulsen und dieser Teil der <strong>AGB</strong> Entwicklung als thermisch pulsender<br />
Asymptotischer Riesenast (kurz TP-<strong>AGB</strong>) bezeichnet wird.<br />
Seite: 8.4
8.1.1 Entwicklung auf der Hauptreihe<br />
Zunächst beg<strong>in</strong>nt die Entwicklung aller Sterne mit dem Wasserstoffbrennen<br />
auf der Hauptreihe. Auf der unteren Hauptreihe bis etwa 1.5 M⊙<br />
überwiegt das Wasserstoffbrennen nach der p-p–Kette, bei höheren<br />
Massen s<strong>in</strong>d die Zentraltemperaturen so hoch, daß das Brennen nach<br />
dem CN–Zyklus dom<strong>in</strong>iert. Durch diese Brennprozesse wird im zentralen<br />
Bereich der Sterne allmählich der Wasserstoff <strong>in</strong> He umgewandelt.<br />
Die Sterne besitzen auf der Hauptreihe alle e<strong>in</strong>e Konvektionszone. Sterne<br />
mit e<strong>in</strong>er Masse M∗ ∼ < 1.5 M ⊙ s<strong>in</strong>d kühl und haben e<strong>in</strong>e äußere Konvektionszone,<br />
massereichere Sterne haben ke<strong>in</strong>e äußere Konvektionszone,<br />
weil sie dafür zu heiß s<strong>in</strong>d, aber wegen der steilen Abhängigkeit<br />
der Energieproduktion im CN–Zyklus von der Temperatur ist <strong>in</strong> ihnen<br />
das Brennen auf e<strong>in</strong>en relativ kle<strong>in</strong>en Bereich im Zentrum konzentriert,<br />
was bei e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong> radiativen Energietransport zu sehr steilen Temperaturgradienten<br />
führen würde. Die Sterne s<strong>in</strong>d deswegen im Zentrum<br />
konvektiv.<br />
Seite: 8.5
Entwicklung auf der Hauptreihe<br />
• In ke<strong>in</strong>em der beiden Fälle gibt es e<strong>in</strong>e Konvektionszone, die von der<br />
äußeren Atmosphäre bis <strong>in</strong> die Brennzone reicht. Von den Veränderungen<br />
der Zusammensetzung der Sternmaterie durch thermonukleares<br />
Brennen im Zentrum ist <strong>in</strong> der Sternatmosphäre deswegen nichts<br />
festzustellen.<br />
Durch die Brennprozesse entsteht im Zentrum der Sterne allmählich e<strong>in</strong><br />
ausgebrannter Kern aus Helium. Die Temperaturen s<strong>in</strong>d dort zunächst<br />
noch nicht hoch genug für Heliumbrennen. Deswegen entwickelt sich im<br />
Zentrum e<strong>in</strong> isothermer Kern aus Helium, an dessen Rand zur äußeren<br />
Wasserstoffhülle e<strong>in</strong>e H Schalenquelle brennt, die zunächst noch merklich<br />
räumlich ausgedehnt ist. Wenn die Masse des ausgebrannten Kerns<br />
e<strong>in</strong>e kritische Grenzmasse erreicht hat, die typischerweise bei 10% der<br />
Gesamtmasse liegt (Chandrasekhar-Schönberg Grenze), dann kann der<br />
isotherme Kern nicht mehr dem Druck der äußeren Schichten standhalten.<br />
Er beg<strong>in</strong>nt langsam zu kontrahieren, wobei die Dichte im Kern<br />
entsprechend zunimmt. Es bildet sich e<strong>in</strong> relativ kompakter Kern aus,<br />
über dem e<strong>in</strong>e dünne Wasserstoffschalenquelle brennt.<br />
Seite: 8.6
8.1.2 Entwicklung auf dem Roten Riesen Ast<br />
Wenn der Stern e<strong>in</strong>en kompakten <strong>in</strong>neren Kern mit e<strong>in</strong>er Wasserstoffschalenquelle<br />
entwickelt, dann dehnt er sich stark aus und se<strong>in</strong>e Oberflächentemperatur<br />
nimmt ab. Der Stern entwickelt sich im Hertzsprung-<br />
Russel Diagramm nach rechts und wird zum Roten Riesen.<br />
Die Sterne haben im Entwicklungsstadium des Roten Riesen e<strong>in</strong>e ausgedehte<br />
äußere Konvektionszone, auch wenn sie auf der Hauptreihe zu heiß<br />
für e<strong>in</strong>e oberflächennahe Konvektionszone waren. Diese reicht, wenn der<br />
Stern den sogenannten Roten-Riesen-Ast erreicht hat, mit ihrem <strong>in</strong>neren<br />
Rand bis <strong>in</strong> Zonen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, die Material enthalten, das <strong>in</strong> früheren<br />
Entwicklungsphasen wesentlich heißer war und durch Wasserstoffbrennen<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Zusammensetzung verändert wurde. Dies betrifft das<br />
He/H Verhältnis und die relativen Anteile der Isotope von C, N und O,<br />
wenn der Stern den Wasserstoff nach dem CNO-Zyklus gebrannt hat.<br />
Seite: 8.7
Entwicklung auf dem Roten Riesen Ast<br />
Abbildung 8.2: Verhältnis der Elementhäufigkeiten an der Oberfläche nach der ersten<br />
(gestrichelte L<strong>in</strong>e) und der zweiten (durchgezogene L<strong>in</strong>ie) ‘dredge-up’ Episode <strong>in</strong><br />
Abhängigkeit von der Anfangsmasse für Pop I Sterne (Daten aus Bothroyd & Sackmann<br />
(1999) )<br />
Seite: 8.8
Entwicklung zum Roten Riesen Ast<br />
Wenn der Stern den unteren Teil des Roten-Riesen-Astes erreicht hat,<br />
dann beg<strong>in</strong>nt die tiefe äußere Konvektionszone angebranntes Material<br />
bis <strong>in</strong> den Bereich der Sternatmosphäre zu mischen. Dadurch ändern<br />
sich e<strong>in</strong>ige Häufigkeiten:<br />
1. Die He Häufigkeit nimmt etwas zu.<br />
2. Die Kohlenstoffhäufigkeit nimmt ab. Das Häufigkeitsverhältnis<br />
12 C/<br />
13 C nimmt von se<strong>in</strong>em Standardwert ≈ 90 auf kle<strong>in</strong>ere Werte<br />
ab. Im CNO-Zyklus stellt sich e<strong>in</strong> Verhältnis von 12 C/ 13 C ≈ 3 . . . 4<br />
e<strong>in</strong>, aber so kle<strong>in</strong>e Werte werden nicht erreicht, weil die Hülle noch<br />
viel unverändertes, ursprüngliches Material enthält.<br />
3. Die Stickstoffhäufigkeit nimmt stark zu.<br />
4. Die Sauerstoffhäufigkeit nimmt etwas ab.<br />
Andere Elementhäufigkeiten werden <strong>in</strong> dieser Phase der Entwicklung<br />
des Sterns noch nicht verändert.<br />
Seite: 8.9
Entwicklung zum Roten Riesen Ast<br />
Die Änderung der Elementhäufigkeiten <strong>in</strong> der Sternatmosphäre s<strong>in</strong>d<br />
durch Analyse des Sternspektrums feststellbar und ergeben etwa das<br />
Resultat, das die Theorie der <strong>Sternen</strong>twicklung vorhersagt. Man bezeichnet<br />
den Prozeß der Veränderung der Elementhäufigkeiten am unteren<br />
Ende des Rote-Riesen-Astes als first dredge-up.<br />
Bei der weiteren Entwicklung auf dem Roten-Riesen-Ast aufwärts zieht<br />
sich die untere Grenze der Konvektionszone etwas weiter nach außen<br />
zurück und erreicht das Material, das bereits angebranntes Material<br />
aus der Wasserstoffbrennzone enhält, nicht mehr. Dadurch endet die<br />
weitere Veränderung der Häufigkeiten auf dem unteren Roten-Riesen-<br />
Ast.<br />
Seite: 8.10
8.1.3 Entwicklung zum Asymptotischen Riesen-Ast<br />
Nach dem Beg<strong>in</strong>n des Heliumbrennens kommt es zu e<strong>in</strong>e Umstrukturierung<br />
im <strong>in</strong>neren Aufbau des Sterns, der dadurch zunächst heißer und<br />
weniger leuchtkräftig wird und sich im Hertzsprung-Russel-Diagramm<br />
dementsprechend nach l<strong>in</strong>ks und abwärts bewegt (Abb 8.1). Die Sterne<br />
kle<strong>in</strong>er Masse bef<strong>in</strong>den sich dann auf dem Horizontalast, währen Sterne<br />
mittlerer Masse dicht beim Roten-Riesen-Ast verbleiben.<br />
Wenn <strong>in</strong> den <strong>Sternen</strong> kle<strong>in</strong>er und mittlerer Masse nach e<strong>in</strong>er gewissen<br />
Zeit der Heliumkern ausgebrannt ist und sich e<strong>in</strong> Kern aus C und O auszubilden<br />
beg<strong>in</strong>nt, dann geschieht folgendes: Der Kern kontrahiert rasch<br />
und entartet. Das Helium brennt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dünnen Schalenquelle über e<strong>in</strong>em<br />
entarteten C+O–Kern, während die H Schalenquelle erlischt. Der<br />
Stern dehnt sich wieder stark aus und wird erneut sehr kühl und entwickelt<br />
sich im Hertzsprung-Russel-Diagramm fast senkrecht aufwärts<br />
längs e<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>ie nahe des Roten-Riesen-Astes. Er bef<strong>in</strong>det sich dann<br />
auf dem sog. Asymptotischen Roten-Riesen-Ast, der abgekürzt als ABG<br />
bezeichnet wird. Dieser ist der Ort der Sterne im Hertzsprung-Russel<br />
Diagramm, die Helium <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schalenquelle über e<strong>in</strong>em C+O–Kern<br />
brennen.<br />
Seite: 8.11
Entwicklung zum Asymptotischen Riesen-Ast<br />
Die Sterne haben wieder e<strong>in</strong>e vollständig konvektive äußere Hülle, die<br />
bis <strong>in</strong> die Nähe der Brennzone reicht. Bei <strong>Sternen</strong> mit M∗ ∼ > 3.5 M ⊙<br />
reicht auf dem unteren Ende des <strong>AGB</strong> die Unterkante der Konvektionszone<br />
zeitweilig erneut bis <strong>in</strong> Bereiche h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> denen Wasserstoff<br />
nach dem CNO-Zyklus gebrannt hat. Wieder werden Produkte dieses<br />
Brennprozesses durch turbulente Mischung <strong>in</strong> der Konvektionszone bis<br />
<strong>in</strong> die sichtbare Atmosphäre transportiert. Dieser Prozeß wird als zweite<br />
’dredge-up’ Epsode bezeichnet. Das verstärkt bei diesen <strong>Sternen</strong> noch<br />
e<strong>in</strong>mal die Effekte des ersten ‘dredge-up’, siehe Abb. 8.2.<br />
Auf dem <strong>AGB</strong> hat der Stern e<strong>in</strong>e riesig ausgedehnte, vollständig konvektive<br />
Hülle, deren Ausdehnung viele hundert R⊙ beträgt, während<br />
sich im Zentrum e<strong>in</strong> vorgeformter C+O Weißer Zwerg mit e<strong>in</strong>em Radius<br />
von nur etwa 10 4 km bef<strong>in</strong>det.<br />
Wenn sich die Heliumschalenquelle während der Entwicklung auf dem<br />
<strong>AGB</strong> langsam nach außen frißt und der C+O–Kern dadurch an Masse<br />
zunimmt, wird die Zentralregion allmählich immer kompakter und<br />
heißer. Der Stern entwickelt sich auf dem <strong>AGB</strong> bei langsam abnehmender<br />
Effektivtemperatur und stark zunehmender Leuchtkraft im<br />
Hertzsprung-Russel Diagramm fast senkrecht nach rechts oben .<br />
Seite: 8.12
8.2 Entwicklung auf dem <strong>AGB</strong><br />
Durch die zunehmende Masse des C+O–Kerns wird die Zentralregion<br />
immer heißer und an e<strong>in</strong>em gewissen Punkt der Entwicklung erreicht<br />
die Temperatur an der Grenze zwischen der Heliumschale und der wasserstoffreichen<br />
äußeren Hülle wieder die Temperatur für das Zünden<br />
e<strong>in</strong>er Wasserstoffschalenquelle. Ab diesem Punkt beg<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong>e wichtige<br />
neue Entwicklungsphase, <strong>in</strong> der wesentliche Prozesse der kosmischen<br />
Nukleosynthese ablaufen.<br />
Nach dem Zünden der Wasserstoffschalenquelle geht zunächst die Heliumschalenquelle<br />
(fast) aus. Es brennt für e<strong>in</strong>ige tausend bis e<strong>in</strong>ige<br />
zehntausend Jahre, je nach Masse des C+O–Kerns, e<strong>in</strong>e Wasserstoffschalenquelle.<br />
Diese speist die Leuchtkraft des Sterns und baut weiteres<br />
Helium für die Heliumschale über dem C+O–Kern auf.<br />
Seite: 8.13
Entwicklung auf dem <strong>AGB</strong><br />
Die Temperatur an der Grenze zum C+O–Kern wird mit zunehmender<br />
Masse der Heliumschale immer größer, bis schließlich das Heliumbrennen<br />
wieder zündet. Die Zündung erfolgt nahezu explosiv <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Helium-flash, wodurch <strong>in</strong> kurzer Zeit e<strong>in</strong>e sehr große Energiemenge freigesetzt<br />
wird. Davon dr<strong>in</strong>gt aber nur sehr wenig nach außen; die Energie<br />
wird hauptsächlich zur Expansion der <strong>in</strong>neren Bereiche verbraucht<br />
und <strong>in</strong> potentielle Gravitationsenergie umgewandelt, die bei späterer<br />
Kontraktion langsam wieder freigesetzt wird. Durch die Expansion des<br />
<strong>in</strong>neren Bereichs erlischt die Wasserstoffschalenquelle. Es brennt dann<br />
für e<strong>in</strong>ige hundert Jahre e<strong>in</strong>e Heliumschalenquelle, die allmählich e<strong>in</strong>en<br />
Teil der Heliumschale aufbraucht und den C+O–Kern weiter anwachsen<br />
läßt. Damit verbunden ist e<strong>in</strong> weiteres schrumpfen des Kerns, verbunden<br />
mit e<strong>in</strong>em Anstieg der Temperatur an der Grenze zwischen der<br />
Heliumschale und der wasserstoffreichen Hülle. Schließlich zündet wieder<br />
das Wasserstoffbrennen.<br />
Seite: 8.14
Entwicklung auf dem <strong>AGB</strong><br />
Abbildung 8.3: Der Zyklus von abwechselndem He-Brennen und H-Brennen <strong>in</strong> zwei<br />
Schalenquellen auf dem thermisch pulsenden <strong>AGB</strong>. Die Pfeile deuten an, daß sich die<br />
Schalenquelle nach außen frißt.<br />
Seite: 8.15
Entwicklung auf dem <strong>AGB</strong><br />
Ab dann wiederholen sich diese Vorgänge nahezu periodisch: Wasserstoff<br />
und Helium brennen abwechselnd <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schalenquelle, die Wasserstoffschalenquelle<br />
für etliche tausend bis e<strong>in</strong>ige zehntausend Jahre,<br />
die Heliumschalenquelle für e<strong>in</strong>ige hundert Jahre. Schematisch ist dieser<br />
Zyklus <strong>in</strong> Abb. 8.3 dargestellt. Der Stern ist <strong>in</strong> das Stadium des thermischen<br />
Pulsens übergegangen. Se<strong>in</strong>e Leuchtkraft beträgt zum Zeitpunkt<br />
des E<strong>in</strong>tritts <strong>in</strong> dieses Stadium etliche 10 3 L⊙ bis etwa 10 4 L⊙. Diesen<br />
oberen Teil des <strong>AGB</strong>s, auf dem thermisches Pulsen stattf<strong>in</strong>det, bezeichnet<br />
man auch als thermisch pulsenden <strong>AGB</strong>, manchmal abgekürzt als<br />
TP-<strong>AGB</strong>. Die vorangehende Entwicklungsphase wird auch als früher<br />
<strong>AGB</strong> bezeichnet, manchmal abgekürzt als E<strong>AGB</strong>.<br />
Wichtig ist, daß durch diesen Prozeß nur die 12 C Häufigkeit zunimmt,<br />
nicht aber die 13 C Häufigkeit. Die Sauerstoffhäufigkeit der äußeren Hülle<br />
bleibt fast unverändert, da die Temperatur beim Heliumbrennen auf<br />
dem <strong>AGB</strong> nicht hoch genug ist, um größere Mengen 16 O durch die Reaktion<br />
12 C (α, γ) 16 O zu bilden.<br />
Seite: 8.16
8.2.1 Die dritte ‘dredge-up’ Episode auf dem <strong>AGB</strong><br />
Beim thermischen Pulsen kommt es erneut zu Mischungsvorgängen, <strong>in</strong><br />
denen nuklear prozessiertes Material im sog. dritten dredge-up an die<br />
Oberfläche gebracht wird. Der wichtigste Effekt ist e<strong>in</strong> zweistufiger Mischungsprozeß:<br />
1. Nach dem Zünden der Heliumquelle ist die Heliumschale für kurze<br />
Zeit konvektiv <strong>in</strong>stabil. Dabei wird frisch synthetisiertes 12 C (und<br />
etwas 16 O) aus dem Heliumbrennen an der Grenze zwischen dem<br />
C+O–Kern und der He-Schale an die Oberkante der Heliumschale<br />
transportiert.<br />
2. Später reicht die äußere Wasserstoffkonvektionszone, die sich beim<br />
Helium-flash etwas nach außen zurückgezogen hatte, bis <strong>in</strong> den Bereich<br />
der Oberkante der Heliumschale h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Dadurch werden die<br />
Produkte des Heliumbrennens, hauptsächlich 12 C, zusammen mit He<br />
der äußeren Hülle beigemischt.<br />
Seite: 8.17
Die dritte ‘dredge-up’ Episode auf dem <strong>AGB</strong><br />
Abbildung 8.4: Zeitliche Entwicklung der Struktur im Bereich zwischen der Wasserstoffschale und der<br />
Heliumschale <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em termisch pulsenden <strong>AGB</strong>-Stern, hier für e<strong>in</strong> Modell mit 2.5 M⊙ und Z = 0.008<br />
zwischen dem 15. und 16. Puls. Die horizontal gestrichelten Bereiche entsprechen Konvektionszonen.<br />
Die gepunkteten L<strong>in</strong>ien entsprechen dem Maximum der Energieproduktion <strong>in</strong> der Wasserstoffschalenquelle<br />
bzw. der Heliumschalenquelle. Für den 16. Puls ist die Vermischung von Material beim He-flash<br />
dargestellt. (aus Mowlavi & Meynet (2000) )<br />
Seite: 8.18
Die dritte ‘dredge-up’ Episode auf dem <strong>AGB</strong><br />
Dieses Zusammenwirken von konvektiver Durchmischung <strong>in</strong> der He-<br />
Zone und E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen der äußeren Wasserstoffkonvektionszone <strong>in</strong> die<br />
Oberkante der He-Zone, das sich nach jedem Puls wiederholt, ist schematisch<br />
<strong>in</strong> Abb. 8.4 dargestellt. Es ist dafür verantwortlich, daß frisch<br />
synthetisierte Elemente aus der He Zone des Sterns bis <strong>in</strong> die Sternatmosphäre<br />
gelangen.<br />
Für die Veränderung der Elementhäufigkeiten s<strong>in</strong>d drei Bereiche wichtig.<br />
In Abb. 8.4 bezeichnet<br />
• Zone A den Bereich der Wasserstoffschalenquelle, der radiativ stabil<br />
ist,<br />
• Zone B bezeichnet die Schicht mit den Brennprodukten des Wasserstoffbrennens,<br />
die <strong>in</strong> der Zeit seit dem letzten thermischen Puls<br />
aufgebaut worden ist, und<br />
• Zone C bezeichnet den Bereich der He Schicht, der nach dem letzten<br />
Puls vorhanden war und <strong>in</strong> der Zeit seit dem letzten Puls noch nicht<br />
durch durch das He-Brennen aufgezehrt wurde.<br />
Die Massen, die <strong>in</strong> diesen Schichten jeweils zum Zeitpunkt e<strong>in</strong>es Pulses<br />
vorhanden s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>en Stern von 2.5 M⊙ <strong>in</strong> Abb. 4.5 dargestellt.<br />
Seite: 8.19
Die dritte ‘dredge-up’ Episode auf dem <strong>AGB</strong><br />
Abbildung 8.5: Die Massen der am dritten ‘dredge-up’ beteiligten Schichten bei e<strong>in</strong>em<br />
Stern mit den angegebenen Parametern für die jeweils aufe<strong>in</strong>anderfolgenden Pulse.<br />
Der obere Bereich im Histogramm entspricht dem Zone A <strong>in</strong> Abb. 8.4, der mittlere<br />
Bereich der Zone B und der untere Bereich der Zone C. (aus Mowlavi & Meynet<br />
(2000) )<br />
Seite: 8.20
Die dritte ‘dredge-up’ Episode auf dem <strong>AGB</strong><br />
Die Zusammensetzung der Materie <strong>in</strong> den drei Zonen ist unterschiedlich.<br />
• Zone A enthält Hüllenmaterial, das bereits teilweise verbrannt ist<br />
und <strong>in</strong> dem sich für die Elemente C, N und O bereits das Isotopengleichgewicht<br />
im CNO-Zyklus e<strong>in</strong>gestellt hat. An der Unterkante der<br />
Zone s<strong>in</strong>d die Temperaturen so hoch, das bereits das H-Brennen nach<br />
dem NeNa- und MgAl-Zyklus e<strong>in</strong>setzt.<br />
• Zone B enthält die ausgebrannten Rückstände des Wasserstoffbrennens,<br />
also He, 14 N, kaum noch C und O, und alle ursprünglichen<br />
schwereren Elemente, da letztere bei den Temperaturen des H-<br />
Brennens nicht verändert werden.<br />
• Zone C enthält die Rückstände der He-Schicht nach dem letzten<br />
thermischen Puls. An der Unterkannte der Zone C ist das He teilweise<br />
bereits zu 12 C und etwas 16 O verbrannt, da sich hier die He-<br />
Schalenquelle bef<strong>in</strong>det.<br />
Seite: 8.21
Die dritte ‘dredge-up’ Episode auf dem <strong>AGB</strong><br />
Im thermischen Puls wird praktisch die gesamte He-Schicht durch Konvektion<br />
durchmischt, also die Zonen B und C. Dabei werden Produkte<br />
des He-Brennens aus der Unterkante der Zone C, also frisch synthetisierter<br />
12 C und 16 O, über die ganze He-Schicht verteilt.<br />
Gleichzeitig werden 13 C, 14 N und 22 Ne aus der Zone B <strong>in</strong> Bereiche sehr<br />
hoher Temperatur der Zone C gemischt, wodurch <strong>in</strong> der Reaktionskette<br />
14 N (α, γ)<br />
18 F (β<br />
+ ν)<br />
18 O (α, γ)<br />
22 Ne der<br />
14 N Bestand <strong>in</strong><br />
22 Ne umgewandelt<br />
wird.<br />
Durch die Reaktion 13 C (α, n) 16 O werden <strong>in</strong> den unteren Bereichen der<br />
He-Schicht freie Neutronen erzeugt und, wenn nach etlichen Pulsen die<br />
Temperaturen hoch genug s<strong>in</strong>d, werden zusätzlich auch durch die Reaktion<br />
22 Ne (α, n) 25 Mg freie Neutronen erzeugt. Durch die freigesetzten<br />
Neutronen werden dann im s-Prozeß schwere Elemente sysnthetisiert.<br />
Seite: 8.22
Die dritte ‘dredge-up’ Episode auf dem <strong>AGB</strong><br />
Wenn die Konvektion <strong>in</strong> der He-Schale erlischt, dann liegt e<strong>in</strong> homogenes<br />
Gemisch aus He, 12 C (ca. 22% Massenanteil), 16 O (ca 2% Massenanteil),<br />
22 Ne, den Produkten der s-Prozeß Nukleosynthese, und den<br />
Überresten der schon vorher vorhandenen Elemente zwischen Mg und<br />
der Fe vor. Dies ist die Zone D <strong>in</strong> Abb. 8.4. In diese reicht kurz nach<br />
dem Ende der Pulsphase für kurze Zeit die äußere Konvektionzone der<br />
wasserstoffreichen Sternhülle h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Dabei wird das Material der Zone<br />
A und Teile der Zone B mit der äußeren Hülle vermischt. Dadurch<br />
wird neben He und Ne vor allem frisch synthetisierter Kohlenstoff der<br />
äußeren Hülle zugeführt, aber auch etwas frisch synthetisierter O, die<br />
frisch synthetisierten s-Prozeß Elemente, und die <strong>in</strong> Zone A <strong>in</strong>s Isotopengleichgewicht<br />
gelangten Kerne der Elemente C, N und O.<br />
Der Überrest der Zone D entspricht zum Zeitpunkt des nächsten Pulses<br />
der Zone C kurz vor dem nächsten Puls.<br />
Seite: 8.23
8.2.2 Entwicklung zu Kohlenstoffsternen<br />
Durch die Vermischung von Material der Zonen A und Teilen der Zone D<br />
mit der wasserstoffreichen, äußeren Hülle nimmt nach jedem e<strong>in</strong>zelnen<br />
Puls die Kohlenstoff- und die Heliumhäufigkeit <strong>in</strong> der äußeren Hülle<br />
etwas zu. Der Durchmischungsvorgang für die ganze äußere Hülle dauert<br />
nur wenige Jahre, sodaß die Produkte der Nukleosynthese praktisch<br />
<strong>in</strong>stantan die sichtbare Sternatmosphäre erreichen. Die Entwicklung des<br />
C/O–Häufigkeitsverhältnisses <strong>in</strong> der Sternatmosphäre ist <strong>in</strong> Abb. 8.6 für<br />
e<strong>in</strong>ige Modelle mit unterschiedlicher Anfangsmasse dargestellt. Das hat<br />
folgende Konsequenz:<br />
Die Häufigkeit von C relativ zu O nimmt nach Beg<strong>in</strong>n des thermischen<br />
Pulsens stufenweise zu und steigt von Werten von C/O<br />
≈ 0.5 auf Werte von C/O ≈ 1.5 und mehr an.<br />
Wenn das Häufigkeitsverhältnis C/O> 1 wird, dann ändert sich der<br />
Spektraltyp des Sterns: Der Stern wird zum Kohlenstoffstern. In e<strong>in</strong>er<br />
kurzen Übergangsphase, wenn das Kohlenstoff zu Sauerstoff Häufigkeitsverhältnis<br />
im Bereich 0.95 < C/O < 1.0 liegt, ersche<strong>in</strong>t der Stern<br />
vom Spektraltyp S. Das thermische Pulsen auf dem oberen Teil des <strong>AGB</strong><br />
und die damit verbundenen Durchmischungsvorgänge im Stern s<strong>in</strong>d für<br />
die Entstehung von Kohlenstoffsternen verantwortlich!<br />
Seite: 8.24
Entwicklung auf dem <strong>AGB</strong><br />
Abbildung 8.6: Zeitliche Entwicklung des C/O Häufigkeitsverhältnisses an der Sternoberfläche während<br />
des thermischen Pulsens auf dem <strong>AGB</strong> für unterschiedliche Anfangsmassen. Die unterschiedliche Höhe<br />
des Anstiegs der C-Häufigkeit nach jedem Puls hängt damit zusammen, daß die Masse der äußeren<br />
Hülle um so größer ist, je massereicher der Stern ist, sodaß die Zufuhr von frischem 12 C nach jedem<br />
Puls sich auf e<strong>in</strong>e zunehmend größere Masse verteilt, je massereicher der Stern ist.<br />
Seite: 8.25
Entwicklung zu Kohlenstoffsternen<br />
Wichtig ist, daß durch diesen Prozeß praktisch nur die 12 C Häufigkeit<br />
zunimmt. Die 13 C Häufigkeit im Bereich A entspricht zwar dem Isotopengleichgewicht<br />
im CNO-Zyklus, d.h 12 C/ 13 C≈ 3, aber effektiv wird<br />
<strong>in</strong> Zone A Kohlenstoff zu Gunsten von 14 N abgebaut, sodaß beim Mischungsprozeß<br />
aus dieser Zone ke<strong>in</strong> frisches 13 C der äußeren Hülle zugeführt<br />
wird. Durch den dritten ‘dredge-up’ entwickelt sich das 12 C/ 13 C<br />
Isotopenhäufigkeitsverhältnis von Werten im Bereich von 30. . . 50, die<br />
nach dem ersten und zweiten ‘dredge-up’ Prozeß erreicht wurden, zu<br />
Werten 12 C/ 13 C ≫ 90, weil der äußeren Hülle 12 C zugeführt wird, aber<br />
ke<strong>in</strong> frisches 13 C. E<strong>in</strong> Isotopenhäufigkeitsverhältnis von ca. 90 ist charakteristisch<br />
für das <strong>in</strong>terstellare Medium und unser Sonnensystem (<strong>in</strong><br />
diesem ist 12 C/ 13 C= 89). Wenn <strong>in</strong> Kohlenstoffsternen auf dem <strong>AGB</strong><br />
Kohlenstoffstaub und SiC gebildet werden, dann hat dieser Staub e<strong>in</strong><br />
12 C/<br />
13 C Isotopenhäufigkeitsverhältnis, daß sehr viel größer als 90 ist.<br />
Die Sauerstoffhäufigkeit der äußeren Hülle bleibt <strong>in</strong> dieser Phase fast unverändert,<br />
da die Temperatur beim Heliumbrennen auf dem <strong>AGB</strong> nicht<br />
hoch genug ist um größere Mengen 16 O durch die Reaktion 12 C (α, γ) 16 O<br />
zu bilden.<br />
Seite: 8.26
Entwicklung zu Kohlenstoffsternen<br />
Die Anzahl der Pulse, die e<strong>in</strong> Stern auf dem <strong>AGB</strong> erleidet, reicht je nach<br />
Masse von ca. drei Pulsen bei <strong>Sternen</strong> mit M∗ ∼ < 1 M ⊙ bis zu höchstens<br />
etwa fünfzig Pulsen bei <strong>Sternen</strong> mit M∗ ≈ 8 M⊙. Die Zahl der Pulse<br />
wird begrenzt durch den Umstand, daß auf dem oberen Teil des <strong>AGB</strong><br />
sehr starker Massenverlust durch e<strong>in</strong>en staubgetriebenen W<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>setzt.<br />
Die Massenverlustraten steigen bis auf Werte von über 10 −5 M⊙ a −1 an.<br />
Durch diesen starken Massenverlust verliert der Stern <strong>in</strong>nerhalb weniger<br />
hunderttausend Jahre fast se<strong>in</strong>e gesamte äußere Wasserstoffhülle bis<br />
auf e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Rest von ca. 10 −4 M⊙. Da der C+O–Kern zu diesem<br />
Zeitpunkt auf e<strong>in</strong>e Masse von 0.6. . . 0.7 M⊙ angewachsen ist und <strong>in</strong> den<br />
vorangehenden Entwicklungsphasen vor dem TP-<strong>AGB</strong> nur wenig Masse<br />
durch e<strong>in</strong>en Sternw<strong>in</strong>d abgegeben wurde, hat die äußere Hülle vor<br />
Beg<strong>in</strong>n des thermischen Pulsens noch e<strong>in</strong>e Masse von fast 0.4. . . 7.3 M⊙<br />
für Sterne mit Anfangsmassen von 1. . . 8 M⊙.<br />
Seite: 8.27
Entwicklung zu Kohlenstoffsternen<br />
Die Sterne mit e<strong>in</strong>er Masse M∗ ∼ < 1.6 M ⊙ werden nicht zu Kohlenstoffsternen,<br />
weil nach e<strong>in</strong>igen wenigen Pulsen noch nicht genügend Kohlenstoff<br />
aus dem Zentrum der Wasserstoffhülle beigemischt wurde, um das<br />
C/O Häufigkeitsverhältnis auf Werte über e<strong>in</strong>s zu treiben.<br />
Bei <strong>Sternen</strong> mit M∗ ∼ > 4.5 M ⊙ tritt e<strong>in</strong> besonderes Phänomen auf, das<br />
als hot bottom burn<strong>in</strong>g bezeichnet wird. Bei den massereicheren <strong>AGB</strong>-<br />
<strong>Sternen</strong> reicht die Unterkante der äußeren Hülle etwas <strong>in</strong> den Bereich<br />
der Wasserstoffbrennzone h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. An der Unterkante der konvektiven<br />
Hülle f<strong>in</strong>det deswegen bereits mit ger<strong>in</strong>ger Rate Wasserstoffbrennen<br />
nach dem CNO-Zyklus statt. Das Resultat dessen ist, daß der Kohlenstoff,<br />
der nach jedem Puls aus der Heliumzone <strong>in</strong> die Wasserstoffzone<br />
gemischt wird, relativ schnell <strong>in</strong> 14 N umgewandelt wird. Solche Sterne<br />
werden deswegen ke<strong>in</strong>e Kohlenstoffsterne. Von normalen M <strong>Sternen</strong> unterscheiden<br />
sie sich aber dadurch, daß die Elemente C, N und O relative<br />
Häufigkeiten wie im CNO-Zyklus haben und daß s-Prozeß Elemente angereichert<br />
s<strong>in</strong>d. Sterne entwickeln sich auf dem <strong>AGB</strong> nur dann zu Kohlentoffsternen,<br />
wenn ihre Anfangsmassen im Bereich 1.6< ∼<br />
M∗ ∼ < 4.5 M ⊙<br />
liegen.<br />
Seite: 8.28
Entwicklung zu Kohlenstoffsternen<br />
Allerd<strong>in</strong>gs könnte es se<strong>in</strong>, daß die Sterne mit Anfangsmassen<br />
M∗ ∼ > 4.5 M ⊙ <strong>in</strong> der letzten Phase ihrer Entwicklung doch noch zu Kohlenstoffsternen<br />
werden, wenn sie ihre äußere Hülle weitgehend verloren<br />
haben, sodaß die Temperatur an der Unterkante der äußeren Konvektionszone<br />
nicht mehr hoch genug für das ’hot bottom burn<strong>in</strong>g’ ist.<br />
Der Massenverlust auf dem oberen <strong>AGB</strong> bewirkt, daß die Sterne die<br />
Hälfte bis fast 90% ihrer ursprünglichen Masse, die sie zum Zeitpunkt<br />
der Entstehung aus der <strong>in</strong>terstellaren Materie hatten, während ihrer<br />
Entwicklung auf dem <strong>AGB</strong> wieder an das <strong>in</strong>terstellare Medium zurückgeben.<br />
Dabei werden die im ersten bis dritten ‘dredge up’ aus der Brennzone<br />
<strong>in</strong> die Wasserstoffhülle gemischten Produkte der Nukleosynthese<br />
im Stern<strong>in</strong>neren freigesetzt und dem <strong>in</strong>terstellaren Medium zugeführt,<br />
zum größten Teil als Gas, die schweren Elemente zum Teil auch <strong>in</strong> kondensierter<br />
Form als Staub.<br />
Seite: 8.29
8.2.3 Produktion der s-Prozeß Elemente<br />
In der Phase des thermischen Pulsens laufen <strong>in</strong> der Heliumschale zwei<br />
Kernreaktionen ab, durch die <strong>in</strong> merklichem Umfang freie Neutronen<br />
erzeugt werden. Diese werden von anderen Kernen e<strong>in</strong>gefangen. Die<br />
Neutronenflüsse s<strong>in</strong>d aber nur ger<strong>in</strong>g, sodaß es durch den Neutronene<strong>in</strong>fang<br />
zum Aufbau schwerer Elemente nach dem Schema des s-Prozesses<br />
kommt.<br />
Der erste und wichtigere der beiden Prozesse, die zur Freisetzung von<br />
Neutronen führen, beg<strong>in</strong>nt mit der Mischung von etwas H aus der Wasserstoffkonvektionszone<br />
<strong>in</strong> die Heliumzone im gleichen Mischungsprozeß,<br />
der auch den frisch synthetisierten Kohlenstoff aus der Heliumzone<br />
der äußeren Wasserstoffhülle beimengt. Die Protonen reagieren <strong>in</strong> der<br />
Heliumzone mit dem dort vorhandenen 12 C zum 13 C:<br />
12 C (p, γ)<br />
13 N (β<br />
+ ν)<br />
13 C.<br />
Dadurch wird an der Oberkante der Zone D nach dem Mischen 13 C<br />
frisch erzeugt. Dieses 13 C kann mit He <strong>in</strong> der Reaktion<br />
13 C (α, n)<br />
16 O<br />
<strong>in</strong> 16 O unter Freisetzung e<strong>in</strong>es Neutrons umgewandelt werden.<br />
Seite: 8.30
Produktion der s-Prozeß Elemente<br />
Dieser letzte Reaktionsschritt erfordert e<strong>in</strong>e höhere Temperatur als die,<br />
welche <strong>in</strong> der Wasserstoffbrennzone vorherrscht und tritt deswegen im<br />
Rahmen des H-Brennens im CNO-Zyklus noch nicht auf. Auch an der<br />
Oberkante der Heliumschale ist die Temperatur nicht hoch genug dafür.<br />
Erst wenn im nächsten Puls die He-Zone für kurze Zeit konvektiv durchmischt<br />
ist (Abb. 8.4), wird das 13 C von der Oberkante der He-Zone <strong>in</strong><br />
tieferliegende Bereiche der Heliumzone gemischt und bei den dort herrschenden<br />
hohen Temperaturen werden Neutronen freigesetzt.<br />
Der zweite Prozeß zur Freisetzung von Neutronen, 22 Ne(α,n) 25 Mg, erfordert<br />
relativ hohe Temperaturen, die nur an der Unterkante der Heliumzone<br />
erreicht werden, und das auch nur <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong> im oberen Massenbereich<br />
der <strong>AGB</strong>-Sterne.<br />
Seite: 8.31
Produktion der s-Prozeß Elemente<br />
Abbildung 8.7: Technetium <strong>in</strong> Sternspektren. Das untere Spektrum zeigt Spektrall<strong>in</strong>ien<br />
des Elements Tc <strong>in</strong> dem Überriesen R And, e<strong>in</strong>em S Stern auf dem <strong>AGB</strong>. Das<br />
obere Spektrum zum Vergleich das Spektrum von 56 Leo, e<strong>in</strong>em normalen M Riesen.<br />
Seite: 8.32
Produktion der s-Prozeß Elemente<br />
Die freien Neutronen aus diesen Prozessen treiben den s-Prozeß <strong>in</strong> der<br />
Heliumschale. Dabei werden aus dem Saatkern 56 Fe die schweren Elemente<br />
bis zum Wismut aufgebaut. Die Produkte des s-Prozesses werden<br />
genauso wie der Kohlenstoff im ’dritten dredge-up’ Prozeß der äußeren<br />
Wasserstoffzone beigemischt und bis <strong>in</strong> die sichtbare Sternatmosphäre<br />
transportiert.<br />
Das spektakulärste Ergebnis der s-Prozeß Nukleosynthese und des<br />
’dredge-up’ Prozesses ist, daß das <strong>in</strong>stabile Element Technetium im<br />
Sternspektrum ersche<strong>in</strong>t. Sterne, die Tc-L<strong>in</strong>ien im Spektrum zeigen, bef<strong>in</strong>den<br />
sich gerade <strong>in</strong> der thermisch pulsenden Phase ihrer Entwicklung<br />
auf dem <strong>AGB</strong>. Die Abb. 8.7 zeigt das Spektrum von R And, e<strong>in</strong>em S<br />
Stern auf dem <strong>AGB</strong>, <strong>in</strong> dem Merrill im Jahre 1952 das Vorkommen von<br />
Tc entdeckt hat. Das war zum damaligen Zeitpunkt sensationell, denn<br />
da Tc e<strong>in</strong> Element ist, das ke<strong>in</strong>e stabilen Isotope besitzt, und da die<br />
Lebensdauer des Sterns sehr viel größer als die Lebensdauer des längstlebigsten<br />
Isotops von Tc ist, demonstriert diese Beobachtung, daß <strong>in</strong><br />
<strong>Sternen</strong> e<strong>in</strong>e Synthese von schweren Elementen stattf<strong>in</strong>den muß. Das<br />
war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht bekannt!<br />
Seite: 8.33
Produktion der s-Prozeß Elemente<br />
Der s-Prozeß bewirkt aber nicht nur den Aufbau schwerer Elemente<br />
jenseits der Eisenspitze. Er ist <strong>in</strong> diesem Massenbereich nur sehr viel<br />
effektiver als im Bereich diesseits der Eisenspitze, weil die schweren<br />
Elemente große E<strong>in</strong>fangquerschnitte für Neutronen haben, während die<br />
Elemente leichter als Fe alle relativ kle<strong>in</strong>e Neutronene<strong>in</strong>fangquerschnitte<br />
haben, sodaß die Häufigkeit dieser Elemente durch den s-Prozeß nicht<br />
merklich verändert wird. Es gibt aber bei e<strong>in</strong>igen der leichten Elementen<br />
Isotope, die <strong>in</strong> der <strong>in</strong>terstellaren Elementmischung, aus der der Stern<br />
entstanden ist, nur mit kle<strong>in</strong>er Häufigkeit vorkommen. In diesen Fällen<br />
können die seltenen Isotope durch Neutronene<strong>in</strong>fang auf Kosten der<br />
häufigen Isotope <strong>in</strong> meßbarer Weise angereichert werde. Beispielsweise<br />
haben 29 Si und 30 Si ger<strong>in</strong>ge Häufigkeit. Durch Neutronenanlagerung an<br />
das häufige 28 Si werden sie im s-Prozeß ger<strong>in</strong>gfügig angereichert. Das ist<br />
<strong>in</strong> präsolaren Staubteilchen durchaus nachweisbar, und, wenn so etwas<br />
festgestellt wird, e<strong>in</strong> Indiz dafür, daß <strong>in</strong> der Materie der s-Prozeß aktiv<br />
war.<br />
Seite: 8.34
8.2.4 Die NeNa- und MgAl-Zyklen<br />
Außer dem CNO-Bizyklus gibt es noch zwei weitere, ähnliche Zyklen,<br />
<strong>in</strong> denen H zu He verbrannt werden kann:<br />
Ne-Na-Zyklus: Dieser besteht aus e<strong>in</strong>er Serie von abwechselnden Protonene<strong>in</strong>fängen<br />
und β + –Zerfällen, die beim 20 Ne beg<strong>in</strong>nt:<br />
20 Ne (p, γ)<br />
21 Na (β<br />
+ ν)<br />
21 Ne (p, γ)<br />
22 Na (β<br />
+ ν)<br />
22 Ne (p, γ)<br />
23 Na (p, α)<br />
20 Ne<br />
Dieser Brennprozeß tritt nur bei erhöhten Temperaturen auf, da die<br />
Coulombabstoßung bei den beteiligten Kernen wesentlich wirksamer als<br />
im CNO-Zyklus ist.<br />
Mg-Al-Zyklus: Dieser besteht ebenfalls aus e<strong>in</strong>er Serie von abwechselnden<br />
Protonene<strong>in</strong>fängen und β + –Zerfällen, die beim 24 Mg beg<strong>in</strong>nt. In der<br />
e<strong>in</strong>fachsten Form läuft der Zyklus folgendermaßen ab:<br />
24 Mg (p, γ)<br />
25 Al (β<br />
+ ν)<br />
25 Mg (p, γ)<br />
26 Al (β<br />
+ ν)<br />
26 Mg (p, γ)<br />
27 Al (p, α)<br />
24 Mg<br />
Dieser Brennprozeß tritt ebenfalls nur bei erhöhten Temperaturen auf,<br />
da die Coulombabstoßung noch wirksamer als im NeNa-Zyklus ist.<br />
Seite: 8.35
Die NeNa- und MgAl-Zyklen<br />
Abbildung 8.8: Die zyklischen Prozesse höherer Ordnung<br />
Seite: 8.36
Die NeNa- und MgAl-Zyklen<br />
Diese Prozesse s<strong>in</strong>d schematisch <strong>in</strong> Abb. 5.2 dargestellt. Beide Brennprozesse<br />
erfordern hohe Brenntemperaturen. Für den NeNa-Zyklus werden<br />
die erforderlichen Temperaturen <strong>in</strong> der Wasserstoffschalenquelle auf<br />
dem Roten-Riesen-Ast erreicht, für den MgAl-Zyklus auf dem oberen<br />
Teil des thermischen pulsenden <strong>AGB</strong>s ebenfalls <strong>in</strong> der Wasserstoffbrennzone.<br />
Dann beg<strong>in</strong>nt zusätzlich zum H-Brennen nach dem CNO-Zyklus<br />
noch das H-Brennen im NeNa- und MgAl-Zyklus. Für die Energieproduktion<br />
spielen beide Zyklen ke<strong>in</strong>e wesentliche Rolle, aber es werden<br />
die Häufigkeiten der beteiligten Isotope erheblich verändert, ganz wie<br />
im CNO-Zyklus.<br />
Seite: 8.37
Die NeNa- und MgAl-Zyklen<br />
Von besonderem Interesse im Zusammenhang mit präsolaren Staubteilchen<br />
ist der MgAl-Zyklus, da <strong>in</strong> diesem e<strong>in</strong>e Besonderheit auftritt:<br />
Normalerweise s<strong>in</strong>d die Lebensdauern der β + –<strong>in</strong>stabilen Kerne <strong>in</strong> den<br />
Brennzyklen kurz. Der 26 Al Kern im MgAl-Zyklus jedoch ist zwar <strong>in</strong>stabil<br />
gegenüber β + –Zerfall, aber die Lebendauer des Grundzustands<br />
von τ1/2 = 7.4 × 10 5 a ist bei diesem speziellen Isotop ungewöhnlich<br />
lang. Daneben besitzt der 26 Al Kern e<strong>in</strong>en angeregten Zustand dicht<br />
über dem Grundzustand (∆E = 228 keV), der metastabil gegenüber e<strong>in</strong>em<br />
γ-Übergang <strong>in</strong> den Grundzustand ist, weil wegen e<strong>in</strong>es großen ∆J<br />
der γ–Übergang hoch verboten ist. Die β + –Zerfallszeit des angeregten<br />
Zustands beträgt τ1/2 = 6.345 s, ist also wie bei den meisten anderen<br />
leichten Kernen kurz. Nach e<strong>in</strong>en p-E<strong>in</strong>fang an 25 Mg landen etwa 20%<br />
der Produktkerne durch γ-Übergänge im ersten angeregten Zustand von<br />
26 Al und gehen gleich durch e<strong>in</strong>en β<br />
+ –Übergang <strong>in</strong> 26 Mg über, während<br />
die restlichen etwa 80% der Kern im Grundzustand landen und nur mit<br />
sehr kle<strong>in</strong>er Rate <strong>in</strong> 26 Mg zerfallen. Dadurch baut sich im MgAl-Zyklus<br />
e<strong>in</strong>e erhebliche Konzentration an dem radioaktiven, aber langlebigen<br />
Kern 26 Al auf.<br />
Seite: 8.38
Die NeNa- und MgAl-Zyklen<br />
Wegen der hohen Konzentration des 26 Al wird bei hohen Temperature<br />
folgende Reaktion möglich<br />
26 Al (p, γ)<br />
27 Si (β<br />
+ ν)<br />
27 Al,<br />
durch die Produktion von 26 Al im MgAl-Zyklus begrenzt wird.<br />
In der Wasserstoffbrennzone von <strong>Sternen</strong> mittlerer Masse auf dem<br />
oberen Ende des thermisch pulsenden <strong>AGB</strong> werden auf Kosten von<br />
25 Mg beträchtliche Mengen an 26 Al synthetisiert. Dieses bef<strong>in</strong>det sich<br />
zunächst <strong>in</strong> der He-Zone, die von der sich langsam nach außen fressenden<br />
H-Brennzone h<strong>in</strong>terlassen wird. Beim nächsten thermischen Puls<br />
ist erst e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil des 26 Al zerfallen. E<strong>in</strong> Teil wird <strong>in</strong> der He-<br />
Konvektionszone im Puls <strong>in</strong> Bereiche höherer Temperatur transportiert<br />
und dort durch die Reaktion 26 Al (p, γ) 27 Si (β + ν) 27 Al zerstört, e<strong>in</strong> Teil<br />
aber wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ‘dredge-up’ Ereignis im Zusammenhang mit dem<br />
thermischen Puls der äußeren Hülle beigemischt und gelangt durch die<br />
Mischungsprozesse an die Sternoberfläche.<br />
Seite: 8.39
Die NeNa- und MgAl-Zyklen<br />
Bei späterer Kondensation von Staub im Massenausstrom von <strong>AGB</strong>-<br />
<strong>Sternen</strong> wird das 26 Al <strong>in</strong> Alum<strong>in</strong>iumverb<strong>in</strong>dungen e<strong>in</strong>gebaut oder<br />
auch als Verunre<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> andere Kondensate. Es zerfällt dann zwar<br />
nachträglich <strong>in</strong> 26 Mg, bleibt aber im Festkörper e<strong>in</strong>geschlossen und kann<br />
dann <strong>in</strong> manchen präsolaren Staubteilchen als Anreicherung von 26 Mg<br />
nachgewiesen werden.<br />
Die 1.089 MeV γ-L<strong>in</strong>ie ist durch Röntgensatelliten im <strong>in</strong>terstellaren Medium<br />
nachgewiesen worden.<br />
Die fundamentale Bedeutung von 26 Al besteht dar<strong>in</strong>, daß es im frühen<br />
Sonnensystem mit e<strong>in</strong>er Konzentration 26 Al/ 27 Al von 5 × 10 −5 vorhanden<br />
war. Diese Menge reicht völlig aus, um die entstehenden Planeten<br />
<strong>in</strong>nerhalb von 1 ... 2 Ma aufzuschmelzen. und eventuell vorhandenes<br />
H2O als Dampf auszugasen!<br />
Seite: 8.40
8.3 Die Superw<strong>in</strong>dphase<br />
Durch den massiven Massenverlust auf dem thermisch pulsenden Teil<br />
des <strong>AGB</strong> nimmt die Masse des Sterns ständig ab. Die abnehmende<br />
Gravitationsanziehung der verbleibenden Sternmasse auf die äußeren<br />
Sternschichten läßt die Effizienz des Mechanismus, der den Sternw<strong>in</strong>d<br />
antreibt, ständig ansteigen. Die zunehmende Massenverlustrate ihrerseits<br />
beschleunigt die ganze Entwicklung, sodaß der Stern schließlich<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kurzen Zeitspanne se<strong>in</strong>e ganze äußere, wasserstoffreiche Hülle<br />
über dem entarteten C+O–Kern bis auf e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Rest von etwa<br />
10 −3 . . . 10 −4 M⊙ verliert. Die Effektivtemperatur der Photosphäre<br />
des Reststerns steigt dann rasch an, wodurch die Staubbildung <strong>in</strong> der<br />
Nähe des Sterns endet und die treibende Kraft des Massenverlustes, der<br />
Strahlungsdruck auf Staub, wegfällt. Diese Endphase der Entwicklung<br />
auf dem <strong>AGB</strong> wird manchmal als die Superw<strong>in</strong>dphase bezeichnet; es ist<br />
dort aber ke<strong>in</strong> anderer Mechanismus zum Antrieb des W<strong>in</strong>ds als vorher<br />
am Werk, nur se<strong>in</strong>e Effizienz steigt gegen Ende der Entwicklung sehr<br />
stark an.<br />
Seite: 8.41
Die Superw<strong>in</strong>dphase<br />
Abbildung 8.9: Massenverlustrate e<strong>in</strong>es Sterns mit 2 M⊙ auf dem TP-<strong>AGB</strong><br />
Seite: 8.42
Die Superw<strong>in</strong>dphase<br />
Abbildung 8.10: Entwicklung von Hüllenmasse und Kernmasse e<strong>in</strong>es Sterns mit 2 M⊙<br />
auf dem TP-<strong>AGB</strong><br />
Seite: 8.43
Die Superw<strong>in</strong>dphase<br />
Die Massenverlustraten s<strong>in</strong>d während der sog. Superw<strong>in</strong>dphase sehr<br />
hoch und erreichen Werte von etlichen 10 −5 M⊙ a −1 . Die Sterne s<strong>in</strong>d<br />
dieser Phase der sehr hohen Massenverlustrate bereits fast alle zu Kohlenstoffsternen<br />
geworden. Entsprechend der hohen Massenverlustrate<br />
s<strong>in</strong>d die Teilchendichte im ausströmenden Gas des Sternw<strong>in</strong>ds ebenfalls<br />
sehr hoch. In dieser Phase erfolgt e<strong>in</strong>e sehr effiziente Staubbildung im<br />
ausströmenden Gas des Sternw<strong>in</strong>ds, sodaß alle Objekte von e<strong>in</strong>er dichten<br />
Staubhülle umgeben s<strong>in</strong>d.<br />
Seite: 8.44
Die Superw<strong>in</strong>dphase<br />
Während dieser Endphase der Entwicklung der Sterne f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> Wettlauf<br />
zwischen zwei Prozessen statt:<br />
• Zum e<strong>in</strong>en nimmt die Masse des unverbrannten Materials im äußeren<br />
Bereich des Sterns dadurch ab, daß durch die Brennprozesse im<br />
Inneren das noch unverbrannte Material aufgezehrt wird.<br />
• Zum anderen nimmt die Masse des unverbrannten Materials durch<br />
den Massenverlust im Sternw<strong>in</strong>d ab.<br />
Bei <strong>Sternen</strong> auf dem TP-<strong>AGB</strong> gew<strong>in</strong>nt der Sternw<strong>in</strong>d den Wettlauf und<br />
die weitere Entwicklung des Zentralbereichs bricht während des He-<br />
Brennens mangels weiteren Brennmaterials ab.<br />
Die nuklearen Brennprozesse enden bei allen diesen <strong>Sternen</strong> beim C<br />
und O. Die nuklearen Energiequellen s<strong>in</strong>d damit zwar noch nicht ausgeschöpft,<br />
können aber im Zustand des Weißen Zwergs nicht mehr ausgenutzt<br />
werden.<br />
Seite: 8.45
8.4 Massenrückgabe an das ISM<br />
Sterne haben e<strong>in</strong>e endliche Lebensdauer. Am Ende geben sie den<br />
größten Teil ihrer Anfangsmasse an das <strong>in</strong>terstellare Medium zurück:<br />
ˆ Sterne mit Massen M ≤ 8 M⊙ werden zu <strong>AGB</strong> <strong>Sternen</strong>, verlieren<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em massiven Sternw<strong>in</strong>d ihre ganze äußere Hülle und lassen<br />
e<strong>in</strong>en Weißen Zwerg mit e<strong>in</strong>er Restmasse von ≈ 0.6 M⊙ zurück. Die<br />
Abb. 8.11 gibt e<strong>in</strong>en Überblick über den zurückgegebenen Massenanteil<br />
bei diesen <strong>Sternen</strong>.<br />
ˆ Sterne mit Massen 8 ≤ M ≤ 40 M⊙ explodieren durch Kernkollaps<br />
als Supernova vom Typ II. Zurück bleibt e<strong>in</strong> Neutronenstern von<br />
≈ 1.5 M⊙.<br />
ˆ Sterne mit Massen ≥ 40 M⊙ kollabieren zu Schwarzen Löchern. Diese<br />
geben nur denjenigen Teil der Anfangsmasse zurück, den sie schon<br />
vorher durch e<strong>in</strong>en Sternw<strong>in</strong>d verloren hatten.<br />
Bei der Massenrückgabe werden u. a. auch frisch synthetisierte schwere<br />
Elemente an das ISM abgegeben. Dadurch kommt es zu e<strong>in</strong>er allmählichen<br />
Anreicherung der <strong>in</strong>terstellaren Materie mit schweren Elementen.<br />
Seite: 8.46
Massenrückgabe an das ISM<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
M anfang<br />
Mende<br />
3<br />
2<br />
1<br />
M WZ<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
M*<br />
Abbildung 8.11: Die Masse des Weißen Zwergs, der bei <strong>Sternen</strong> kle<strong>in</strong>er und mittlerer Masse zurückbleibt,<br />
als Funktion der Anfangsmasse. Die Punkte s<strong>in</strong>d beobachtete Massen Weißer Zwerge <strong>in</strong> Sternhaufen,<br />
bei denen ihre Anfangsmasse auf der Hauptreihe ermittelt werden kann (Weidemann 2000), die<br />
mit Kreuzen markierte L<strong>in</strong>ie die entsprechende empirische Relation zwischen End- und Anfangsmasse.<br />
Die Kurve ohne Markierungen ist das Resultat von Modellrechnungen für die Endmasse als Funktion<br />
der Anfangsmasse für Sterne mit solarer Metallizität. Die mit Manfang gekennzeichnete obere Gerade<br />
entspricht der Anfangsmasse der Sterne auf der Hauptreihe. Der Massenanteil der Sterne kle<strong>in</strong>er und<br />
mittlerer Masse, der an das <strong>in</strong>terstellare Medium zurückgegeben wird, entspricht der Differenz zwischen<br />
der oberen Geraden und der unteren Kurve für die Masse des Weißen Zwergs.<br />
Seite: 8.47
Massenrückgabe an das ISM<br />
Die gesamte Massenrückgabe der <strong>AGB</strong>-Sterne an das <strong>in</strong>terstellare Medium<br />
ist<br />
R<strong>AGB</strong>(t) =<br />
∫ M wz<br />
M l<br />
dMΦ(M) (M − Mende)B(t − tf) , (258)<br />
wobei Ml = untere Massengrenze der Sterne, die zum Zeitpunkt t schon<br />
das Ende ihrer Lebensdauer tende erreicht haben können, Mwz = obere<br />
Massengrenze der Sterne, die noch nicht als Supernova explodieren,<br />
Φ(M) = Massenspektrum der Sterne bei ihrer Entstehung, B = Geburtsrate<br />
der Sterne (pro pc 2 Ga −1 ). Wegen der langen Lebensdauer<br />
der Sterne, die als <strong>AGB</strong>-Sterne enden, muß für B(t) e<strong>in</strong> Modell der<br />
Entwicklung der galaktischen Scheibe verwendet werden. Das Massenspektrum<br />
der Sterne bei ihrer Geburt ist aus Beobachtungen bekannt.<br />
Alle anderen Größen s<strong>in</strong>d durch Sterneigenschaften festgelegt.<br />
Seite: 8.48
Massenrückgabe an das ISM<br />
Die E<strong>in</strong>zelbeiträge der e<strong>in</strong>zelnen Elemente zur Massenrückgabe s<strong>in</strong>d<br />
entsprechend<br />
Ri,<strong>AGB</strong>(t) =<br />
∫ M wz<br />
M l<br />
dMΦ(M) (M − Mende)B(t − tf) Xi , (259)<br />
wobei Xi die Massenkonzentration des Elements i <strong>in</strong> der zurückgegebenen<br />
Materie ist. Diese ergibt sich aus e<strong>in</strong>er detaillierten Berechnung der<br />
<strong>Sternen</strong>wicklung, der Nukleosynthese <strong>in</strong> den Brennzonen und der He-<br />
Schicht zwischen diesen auf dem TP-<strong>AGB</strong> und der dredge-up Prozesse,<br />
und der Massenverlustprozesse. Das ist kompliziert, aber heute machbar.<br />
Die mittlere Zusammensetzung Xi = Ri/R der zurückgegebenen<br />
Materie zeigt Abb. 8.12.<br />
Seite: 8.49
Massenrückgabe an das ISM<br />
Abbildung 8.12: Massenrückgabe der <strong>AGB</strong> Sterne für die leichten Elemente, die <strong>in</strong><br />
<strong>AGB</strong> <strong>Sternen</strong> synthetisiert werden, bei e<strong>in</strong>er Metallizität Z = 0.015. Es wurde über<br />
die Anfangsmassenverteilung <strong>in</strong> der Approximation von Kroupa (2001) über den Massenbereich<br />
von 1 bis 8 M⊙ gemittelt. Die l<strong>in</strong>ken Balken geben die Massenanteile des<br />
Elements mit der Ordnungszahl Z bei der Entstehung des Sterns, die rechten Balken<br />
den zusätzlichen Massenanteil an frisch synthetisierten Kernen dieses Elements (die<br />
Ausbeute). Bei Al ist der Massenanteil des radioaktiven Isotops 26 Al separat angegeben.<br />
Seite: 8.50
Massenrückgabe an das ISM<br />
<strong>AGB</strong>-Sterne produzieren:<br />
• He. Sie s<strong>in</strong>d aber offensichtlich nicht die Hauptproduzenten hierfür.<br />
• C. Sie s<strong>in</strong>d offensichtlich die wichtigste Quelle hierfür.<br />
• N. Sie s<strong>in</strong>d offensichtlich die wichtigste Quelle hierfür.<br />
• O. Sie s<strong>in</strong>d offensichtlich nicht die Hauptproduzenten hierfür.<br />
• Na. Sie s<strong>in</strong>d offensichtlich e<strong>in</strong>e wichtige Quelle hierfür.<br />
• Al. Sie s<strong>in</strong>d offensichtlich nicht die Hauptproduzenten hierfür.<br />
• Mg. Sie s<strong>in</strong>d offensichtlich nicht die Hauptproduzenten hierfür.<br />
• Cu-Bi. Sie s<strong>in</strong>d die Hauptproduzenten der s-Prozeß Elemente.<br />
Seite: 8.51