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Angewandte Regelung und Optimierung in der ... - uni-stuttgart

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Alexan<strong>der</strong> Horch<br />

<strong>Angewandte</strong> <strong>Regelung</strong> <strong>und</strong> <strong>Optimierung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie<br />

3. Zustandsüberwachung von Regelkreisen (2)<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 1


Übersicht <strong>der</strong> letzten Vorlesung + heute<br />

Zustandsüberwachung von Regelkreisen<br />

betrachtet sowohl Performance (‚Symptome‘) wie auch<br />

Zustand (‚Probleme‘)<br />

• Symptome<br />

unnötig große Varianz des Prozesswertes<br />

Kennwerte (Harris – Index, Nulldurchgänge des<br />

Regelfehlers, ...)<br />

• regelmässige Schw<strong>in</strong>gungen des Prozesswertes<br />

Kennwerte (Detektion von Schw<strong>in</strong>gungen)<br />

• Kennwerte (Diagnose von Schw<strong>in</strong>gungen)<br />

• Anlagenweite Störungsanalyse<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 2


Diagnose von ausgeprägten<br />

Schw<strong>in</strong>gungen<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 3


Ursachen für Regelkreisschw<strong>in</strong>gungen<br />

• Möglische Ursachen s<strong>in</strong>d<br />

• Aggressive Regelere<strong>in</strong>stellung<br />

• Nichtl<strong>in</strong>earitäten (statisch, …)<br />

• Aktor-Fehler<br />

• Kopplungen (MIMO)<br />

• Komplexe Dynamic (z.B. Rückführungen von<br />

Stoffströmen)<br />

• Aus Bediener- <strong>und</strong> Instandhaltungssicht – unterscheide zwischen Problemen<br />

• Im Stellglied<br />

• Mit <strong>der</strong> Reglere<strong>in</strong>stellung (aggressiv)<br />

• Die extern erzeugt wurden<br />

• Im Prozess selbst (z.B. Chemie)<br />

Wartrum<br />

Neue<strong>in</strong>stellung<br />

Nachbarschaft untersuchen<br />

Prozessumgebung analysieren<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 4


Schw<strong>in</strong>gungen<br />

Mögliche Ursachen s<strong>in</strong>d ...<br />

Last<br />

Stiktion<br />

F<br />

FC<br />

Oft auch e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />

mehrerer Fehler gleichzeitg<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 5<br />

Schneller Regler


Zustandsüberwachung<br />

Fehler im Prozess (<strong>in</strong>kl. Stellglied!)<br />

Fehler<br />

Actor Out of Range<br />

Actor Size<br />

Actor Broke<br />

Calibration / FCE Leakage<br />

Intermittant Disturbance<br />

Persistent oscillatory Dist<br />

Beschreibung<br />

Stellglied <strong>in</strong> Sättigung<br />

Stellglied fehldimensioniert<br />

Fehlfunktion im Stellglied<br />

Kalibrierungsfehler / Leckage<br />

Zeitweilige externe Störung<br />

Durchgängige periodische Störung<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 6


Das häufigste Problem für Schw<strong>in</strong>gungen:<br />

‘Perfekte’ Stiktionssignale<br />

Sollwert<br />

SP<br />

Prozeß<br />

Variable<br />

PV<br />

Reglerausgang<br />

CO<br />

Tritt nur auf wenn Regler e<strong>in</strong>en I-Anteil hat.<br />

Zeit<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 7


Stiktionsmuster<br />

Selbst-regulierend vs. Integrierende Strecke<br />

a) Klassisches Stiktionsmuster<br />

Selbst-regulieren<strong>der</strong><br />

Prozeß<br />

(Durchflußregelung)<br />

<br />

b) Nicht-klassisches Muster<br />

Integrieren<strong>der</strong> Prozeß<br />

(Standregelung)<br />

x(t)<br />

x(t)<br />

<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 8


Stiktionsmuster<br />

Selbst-regulierend vs. Integrierende Strecke<br />

Durchflussregelung –<br />

selbst-regulierend<br />

Füllstandsregelung –<br />

<strong>in</strong>tegrierend<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 9


Static friction <strong>in</strong> control valves<br />

Stiction (static friction) – classification of methods<br />

Detektionspr<strong>in</strong>zipien<br />

• Analyse <strong>der</strong> Signalform im<br />

Zeitbereich<br />

• Analyse von Nichtl<strong>in</strong>earitäten<br />

NL<br />

• Fehlererkennung <strong>und</strong> –isolation<br />

(FDI)<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 10


Beispiel: Typisches Problem – gekoppelte Kreise<br />

Differentialdiagnose<br />

AC<br />

Produkt 2<br />

not o.k.<br />

Konzentrationskreis<br />

A<br />

Produkt 1<br />

o.k.<br />

Durchflußkreis<br />

FC<br />

F<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 11


Beispiel: Typisches Problem – gekoppelte Kreise<br />

Differentialdiagnose<br />

Konzentrationsregelung<br />

Durchflußregelung<br />

Zeit [s]<br />

Zeit [s]<br />

Welcher Kreis verursacht die Schw<strong>in</strong>gungen?<br />

Diagnosis:<br />

stiction<br />

no stiction<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 12


Diagnose mittels Kreuzkorrelation<br />

Motivation 1(2)<br />

Def<strong>in</strong>ition<br />

praktische Berechnung<br />

Prozesswert y(t)<br />

Reglerausgang u(t)<br />

Prozesswert y(t)<br />

Reglerausgang u(t)<br />

Kreuzkorrelation r uy (lag)<br />

Kreuzkorrelation r uy (lag)<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 13<br />

Stiktion - ungerade<br />

nicht Stiktion - gerade


Diagnose mittels Kreuzkorrelation<br />

Motivation 2(2)<br />

Kreuzkorrelation idealer Stiktionssignale<br />

Approximation<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 14


Beispiel: Typisches Problem – gekoppelte Kreise<br />

Diagnose mittels Kreuzkorrelation<br />

Konzentrationskreis<br />

Durchflußkreis<br />

Diagnose:<br />

Stiktion<br />

Ke<strong>in</strong>e Stiktion<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 15


Externe Störungen / Nichtl<strong>in</strong>earitäten<br />

Eckste<strong>in</strong> <strong>der</strong> Differentialdiagnose<br />

• Sehr wichtige Diagnose<br />

• Basiert auf mehreren Kennwerten!<br />

• Nichtl<strong>in</strong>earitäten, Schw<strong>in</strong>gungen, Tun<strong>in</strong>g<br />

Problem, Schw<strong>in</strong>gungscharakterisierungen<br />

Intern generiert<br />

Extern generiert<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 16


Alternative Methode zur Differentialdiagnose<br />

Entspr<strong>in</strong>gt das Signal e<strong>in</strong>em l<strong>in</strong>ear / nicht/l<strong>in</strong>earen Ursprung?<br />

L<strong>in</strong>ear generiert<br />

Gr<strong>und</strong>idee:<br />

„Bei Signalen, die von nicht-l<strong>in</strong>earen<br />

Systemen erzeugt wurden, ist die<br />

Bikohärenz ungleich Null. Bei<br />

Signalen aus l<strong>in</strong>earen Systemen ist<br />

dies nicht <strong>der</strong> Fall.“<br />

• Diese Idee lässt sich <strong>in</strong> quantifizierbare<br />

Kennwerte umsetzen.<br />

• Die Nichtl<strong>in</strong>earitätsanalyse ist sehr<br />

hilfreiches Konzept <strong>in</strong> <strong>der</strong> automatischen<br />

Generierung verschiedener Diagnosen.<br />

Nicht-l<strong>in</strong>ear generiert<br />

Higher-or<strong>der</strong> statistics<br />

Bikohärenz ist the squared, normalized bi-spectrum [0,1].<br />

The bispectrum can be used to search for nonl<strong>in</strong>ear <strong>in</strong>teractions.<br />

The Fourier transform of the autocorrelation function (2nd or<strong>der</strong> cumulant), is the traditional power spectrum.<br />

The Fourier transform of the third-or<strong>der</strong> cumulant is called bispectrum or bispectral density.<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 17


Stiktion im <strong>in</strong>neren Kreis e<strong>in</strong>es Kaskadenregelers<br />

y, r<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />

In diesem Fall verr<strong>in</strong>gert die<br />

Stiktion die Regelkreisperformance,<br />

aber führt nicht zu<br />

Oszillationen.<br />

42<br />

40<br />

u<br />

38<br />

36<br />

34<br />

0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />

Innere Kreise von Kaskaden<br />

(=Sollwertbewegung) können sehr<br />

elegant mit SP-PV Plots analysiert<br />

werden.<br />

Automatische Evaluierung ist jedoch<br />

schwierig.<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 18


Ventil Stiktion<br />

Phasenplot zur Diagnose<br />

SP vs. PV Plot<br />

Automatische Auswertung über Kennwerte schwierig ohne<br />

signifikante Vorverarbeitung. Ansatz über Mustererkennung<br />

o<strong>der</strong> visuelle Überwachung ist meist erfolgreicher.<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 19


Weitere Gründe für Regelkreisschw<strong>in</strong>gungen<br />

Totband im Stellglied<br />

Totband filter s<strong>in</strong>d sehr beliebt <strong>in</strong> vielen Firmen, aber können<br />

negativen Effekt auf die Regelgüte haben.<br />

Der e<strong>in</strong>zige Gr<strong>und</strong> für Totbän<strong>der</strong> ist es, die Last <strong>der</strong> CPU zu<br />

reduzieren. Wenn mögliche, sollten alle Totbän<strong>der</strong> entfernt<br />

werden!<br />

E<strong>in</strong>ige Detektionsmethoden für Stiktion verwechseln diese<br />

evtl. mit langen Totbän<strong>der</strong>n.<br />

Schw<strong>in</strong>gung wg. zu grossem Totband<br />

86<br />

86<br />

D - Totband<br />

Es gibt noch weitere Probleme<br />

y, r<br />

84<br />

82<br />

y, r<br />

84<br />

82<br />

80<br />

0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />

D=0<br />

80<br />

0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />

8<br />

18<br />

u<br />

6<br />

u<br />

16<br />

4<br />

14<br />

© ABB Group<br />

SS 2010 | Slide 20<br />

2<br />

0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 20<br />

12<br />

0 50 100 150 200 250 300 350 400


Wie <strong>der</strong> Ingenieur mit Stiktion umgehen kann<br />

Lösung 1: Regelkreis öffnen (manualer Modus)<br />

• Verbessert die Performance schlagartig (vermeidet negative Effekte)<br />

• Der Nutzen <strong>der</strong> Rückführung wird nicht realisiert<br />

• Wenn erlaubt, e<strong>in</strong>e exzellente Diagnosemethodik<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 21<br />

Automatik<br />

Manuell


Wie <strong>der</strong> Ingenieur mit Stiktion umgehen kann<br />

Lösung 2: Der “Knocker”<br />

• (Cf. Häggl<strong>und</strong>, 1997)<br />

Idee: Addiere e<strong>in</strong>e Pulssequenz zu <strong>der</strong> Stellgrösse um die “stick” Phase zu<br />

überw<strong>in</strong>den.<br />

knocker<br />

k(t)<br />

controller<br />

u(t)<br />

+<br />

process<br />

k(t)<br />

u(t)<br />

Standard function <strong>in</strong> control systems<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 22


Wie <strong>der</strong> Ingenieur mit Stiktion umgehen kann<br />

Lösung 3: Rücksetzen <strong>der</strong> Integralzeit<br />

• (cf. En<strong>der</strong>, 1993 )<br />

Idea: Realisierung e<strong>in</strong>es P-dom<strong>in</strong>anten Reglers für kle<strong>in</strong>e Regelfehler.<br />

Ansonsten PI.<br />

Jedoch ke<strong>in</strong>e permanente Lösung<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 23


Zusammenfassung<br />

• Basisregelungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie s<strong>in</strong>d zu e<strong>in</strong>em großen Teil nicht optimal<br />

e<strong>in</strong>gestellt.<br />

• Die Überwachung von Basisregelungen ist Voraussetzung für jede gehobene<br />

Anwendung.<br />

• Für die großflächige Überwachung s<strong>in</strong>d strikte Regeln e<strong>in</strong>zuhalten.<br />

• Wenn Sprungversuche möglich s<strong>in</strong>d, kann direkt auf Designgrößen zugegriffen<br />

werden.<br />

• Verschlechterte <strong>Regelung</strong> äußert sich <strong>in</strong> Form erhöhter Varianz des Regelfehlers –<br />

regelmässig o<strong>der</strong> periodisch.<br />

• Das Benchmark für erreichbare Reglerperformance ist e<strong>in</strong>e relative Größe.<br />

• Es exisitiert ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Theorie zur Reglerüberwachung.<br />

• Man kann Phänomene zuverlässig erkennen.<br />

• Diagnosen lassen sich bisher nur teilweise zuverlässig erkennen.<br />

• Reglerüberwachung ist e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlicher Prozess.<br />

• Jede Überwachungsmethode kann durch reale Daten irregeführt werden.<br />

• Lieber ke<strong>in</strong>e Aussage als e<strong>in</strong>e falsche.<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 24


Literature<br />

• M.Paulonis and J.Cox. A practical approach for large-scale controller performance<br />

assessment, diagnosis, and improvement. Journal of Process Control 13 (2003)<br />

155–168.<br />

• A.Horch, Condition Monitor<strong>in</strong>g of Control Loops, PhD Thesis, Royal Institute of<br />

Technology, Stockholm, Sweden, 2000.<br />

• Harris, T.J. (1989). Assessment of control loop performance. Canadian Journal of<br />

Chem. Eng., 67(10), 856-861.<br />

• N.Thornhill, T. Häggl<strong>und</strong>, Detection and diagnosis of oscillation <strong>in</strong> control loops,<br />

Control Eng Pract, 1997, Vol:5, Pages:1343-1354.<br />

• M.Jelali, B.Huang. Detection and Diagnosis of Stiction <strong>in</strong> Control Loops: State of the<br />

Art and Advanced Methods. In Spr<strong>in</strong>ger Series Advances <strong>in</strong> Industrial Control,<br />

Spr<strong>in</strong>ger 2009.<br />

• A. Ordys, D.Uduehi and M. Johnson: Process Control Performance Assessment:<br />

From Theory to Implementation (Advances <strong>in</strong> Industrial Control), Spr<strong>in</strong>ger 2007.<br />

• Swanda, A.P. and D.E. Seborg (1999). Controller performance assessment based<br />

on setpo<strong>in</strong>t response data. In: Proceed<strong>in</strong>gs of the American Control Conference,<br />

3863-3867.<br />

• Q<strong>in</strong>, S.J. (1998). Control performance monitor<strong>in</strong>g, a review and assessment.<br />

Computers and Chemical Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g 23, 173-186.<br />

• T.Häggl<strong>und</strong> (1997). Stiction compensation <strong>in</strong> control valves. ECC 1997.<br />

• D. B. En<strong>der</strong>. “Process control performance: Not as good as you th<strong>in</strong>k.” Control<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g, 40:10, pp. 180–190, 1993.<br />

© A.Horch<br />

WS 2011/12 | Slide 25


Kontakt<br />

Dr. Alexan<strong>der</strong> Horch<br />

Automation Department<br />

ABB Forschungszentrum<br />

Segelhofstrasse 1 K<br />

CH-5405 Baden-Dättwil<br />

Phone: +41 58 58 68107<br />

Mobile: +41 79 58 38 222<br />

Email: alexan<strong>der</strong>.horch@ch.abb.com<br />

L<strong>in</strong>ks<br />

Jobs, Praktikum, Masterarbeiten: www.abb.com/careers<br />

ABB Technologie: www.abb.com<br />

About ABB Technology<br />

Forschungszentrum Schweiz:<br />

http://www.abb.ch/cawp/chabb123/bd361b8e73968949c1257337002e0d88.aspx<br />

Forschungszentrum Deutschland:<br />

http://www.abb.de/forschung<br />

© ABB Group<br />

SS 2010 | Slide 26

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