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Digitale Fotografie - Kreativ Landschaften Spezial (Vorschau)

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<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong><br />

<strong>Kreativ</strong><br />

Nr. 4/2012 Sep-Okt 2012<br />

www.digitale-fotografie-magazin.de<br />

Prachtvolle Bilderwelten<br />

<strong>Landschaften</strong> <strong>Spezial</strong><br />

Wie Sie mit Langzeitbelichtung und HDR beeindruckende Fotos machen<br />

Angebot auf Seite 144<br />

PORTFOLIOS<br />

PROFI-FOTOS<br />

Professionelle<br />

Fotografen zeigen Ihr<br />

Portfolio – Wir zeigen<br />

die Geschichten<br />

dahinter<br />

TEST<br />

NIKON D800<br />

Vollformat-Sensor,<br />

36,3 Megapixel,<br />

ISO 50 bis 25600,<br />

Full HD Video;<br />

Die perfekte Kamera?<br />

Deutschland:<br />

EUR 9,90<br />

Österreich:<br />

EUR 11,-<br />

Schweiz:<br />

CHF 19,-<br />

LU/BE<br />

EUR 11,50<br />

4 192390 609904 04


<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong><br />

<strong>Kreativ</strong>


Liebe Leser und Fotografen,<br />

Viele von uns waren im Sommer verreist<br />

und haben dabei natürlich auch<br />

fotografi ert. Tourismus und Fotografi e<br />

gehören quasi zusammen wie Kamm und<br />

Schere oder Mond und Sterne. Allerdings<br />

hat sich der Tourist mit dem Fotoapparat<br />

vor dem Bauch einen eher zweifelhaften<br />

Ruf erworben. Müssen wir uns als<br />

ambitionierte Hobbyfotografen auch mit<br />

diesem Klischee auseinandersetzen?<br />

Nicht unbedingt, wenn wir die Kamera<br />

gekonnt einsetzen und die Umgangsformen<br />

vor Ort sowie einfache zwischenmenschliche Verhaltensregeln beachten.<br />

Hinzu kommt die Frage, was wir eigentlich fotografi eren. Den Eiffelturm in Paris?<br />

Gondeln in Venedig? Die Kathedralen auf Mallorca? Das ist alles schon Millionen<br />

Mal fotografi ert worden. Solche Bilder interessieren niemanden mehr außer den<br />

Fotografen/Urlauber selbst, während Einheimische gelangweilt wegschauen.<br />

Es sei denn, Sie fotografi eren kreativ – und dafür müssen Sie nicht in weit<br />

entfernte Urlaubsgebiete reisen. Die Motive befi nden sich vor Ihrer Haustür! In<br />

dieser Ausgabe von <strong>Digitale</strong> Fotografi e-KREATIV zeigen wir Ihnen Portfolios von<br />

Profi -Fotografen und erklären, wie auch Sie solche Fotos machen können. Ob<br />

Strand- oder Herbstlandschaften, Stadtansichten oder Wasserfälle – die Motive<br />

mögen gewöhnlich klingen, doch die Art der Fotografi e führt zu fantastischen<br />

Aufnahmen. Auch lernen Sie, wie Sie mit Langzeitbelichtungen und HDR- und<br />

Schwarzweiß-Technik Fotos kreieren, die unabhängig vom Motiv den Betrachter<br />

erstaunen lassen. Da mögen der Eiffelturm in Frankreich noch so hoch und die<br />

Gondeln in Italien noch so romantisch sein …<br />

Die Ausrüstung ist für die kreative Fotografi e essenziell. Unsere entsprechende<br />

Rubrik gibt Ihnen wertvolle Hinweise. Wenn Sie über die Anschaffung einer neuen<br />

(Profi -)Kamera nachdenken, können wir Ihnen die Nikon D800 empfehlen. Unser<br />

Testbericht erklärt, warum. Dies und vieles mehr auf den folgenden Seiten.<br />

Immer das beste Licht wünscht in jedem Fall<br />

Willkommen<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER: Ultimate Guide Media<br />

CHEFREDAKTEUR: Hagen Hellwig<br />

REDAKTION INTERNATIONAL: Will Cheung, Ben Boswell,<br />

Charlotte Griffith, Richard Hopkins, Dean Pluck, Adam<br />

Scorey.<br />

ART DIRECTOR: Dean Mullock<br />

SCHLUSSREDAKTION: Ralf Klein<br />

FINANZDIREKTOR: Richard Layton<br />

DATENSCHUTZERKLÄRUNG<br />

Dieses MAGBOOKwird unter der Lizenz und mit der Erlaubnis<br />

von © Dennis Publishing Limited herausgegeben. Alle Rechte<br />

an Material, Titel und Marke dieses Magazins sind Eigentum<br />

von Dennis Publishing Limited und dürfen weder im Ganzen<br />

noch teilweise ohne vorherige schriftliche Genehmigung<br />

reproduziert werden.<br />

Die in diesem Magazin artikulierten Meinungen, sind die<br />

Meinungen der jeweiligen Autoren und stimmen nicht<br />

zwingend mit der Meinung des Herausgebers, der Redaktion<br />

oder den Vertreibern dieses Magazins überein.<br />

HAFTUNG<br />

Das Heft wurde mit großer Sorgfalt produziert. Der Verlag<br />

kann jedoch keine Haftung, Gewährleistung, Garantie oder<br />

Versicherung für Meinungen, Waren oder Dienstleistungen<br />

übernehmen, die in dieser Ausgabe veröffentlicht wurden.<br />

Der Herausgeber übernimmt keine Verantwortung für Inhalte<br />

von externen Webseiten, deren Adressen veröffentlicht<br />

werden.<br />

VERTRIEB<br />

VU VERLAGSUNION KG<br />

Am Klingenweg 10<br />

65396 Walluf<br />

Telefon: 0612/3620 0<br />

Hagen Hellwig<br />

Website: www.ditigale-fotografi e-magazin.de<br />

Facebook: www.facebook.com/pages/<strong>Digitale</strong>-Fotografi e-Magazine<br />

E-Mail: mail@digitale-fotografi e-magazin.de<br />

VERLAG<br />

BÜRO DEUTSCHLAND<br />

Ultimate Guide Media Ltd.<br />

Chilehaus A, Fischertwiete 2<br />

20095 Hamburg<br />

BÜRO UNITED KINGDOM<br />

Ultimate Guide Media Ltd<br />

Argyle House, 1 Dee Road<br />

Richmond, Surrey<br />

TW9 2JN<br />

Company No. 06965305<br />

HOMEPAGE<br />

www.digitale-fotografie-magazin.de<br />

ABONNEMENTS UND PRESSEVERTRIEB<br />

IPS Pressevertrieb GmbH<br />

Ultimate Guide Abo-Service<br />

Postfach 1331<br />

53340 Meckenheim<br />

E-Mail: abo-ugm@ips-d.de<br />

Telefon: 022 25/70 85-362<br />

Homepage: www.ips-d.de<br />

LESERFRAGEN<br />

Bitte schicken Sie Leseranfragen an<br />

info@digitale-fotografie-magazin.de<br />

DRUCK UND BINDUNG<br />

Quad/Winkowski Sp. z o.o.,<br />

ul. Pułtuska 120,<br />

07-200 Wyszków,<br />

Polen<br />

www.Quadwinkowski.pl<br />

Das Papier, auf dem dieses<br />

Magazin gedruckt ist, besteht aus<br />

umweltverträglichen Fasern.


Inhalt<br />

8 Wasserfall<br />

Kaskaden gewaltiger Sturzfl uten, schmale silbrige<br />

Rinnsale, weiße Gischtwolken, impressionistische<br />

Teiche, die Liste potenzieller Motive<br />

einer gewässerreichen, Landschaft ist endlos.<br />

14 Wasserwunderwelten<br />

Dank seines Traumwohnsitzes an der Südküste<br />

von Wales hat Chris Hammerton die Wasserfälle<br />

der Gegend als Motive entdeckt.<br />

16 Geheimnisvolle Katarakte<br />

Fließendes Wasser als Fotomotiv ist<br />

herausfordernd und lohnend zugleich, umso<br />

mehr, wenn es von einem Felsen in die Tiefe<br />

stürzt.<br />

22 Herbstfarben<br />

Viele <strong>Landschaften</strong> sind im Herbst am schönsten,<br />

wenn die Hügel unter dem feuerroten Laub<br />

zu glühen scheinen, goldenes Licht die Wälder<br />

erhellt und Nebel über den Tälern liegt.<br />

30 Saison-Wechsel<br />

Fotografi eren im Herbst ist in vieler Hinsicht<br />

einfach: Helle Farben überall, wunderbares Licht<br />

morgens und abends, fotogenes Wetter.<br />

36 Seeblick<br />

Ein konkretes Fotoprojekt eignet sich sehr gut,<br />

die eigene <strong>Kreativ</strong>ität zu entwickeln. Sie werden<br />

erstaunt sein, zu welchen Ergebnissen es führt.<br />

42 Strandpanoramen<br />

Wenn man direkt am Meer wohnt, kommt keine<br />

Langeweile auf. Es gibt jede Menge Anregungen<br />

für persönliche Fotoprojekte.<br />

44 Schön Langsam<br />

Manchmal ist sind Langzeitbelichtungen die<br />

Aufnahmetechnik der Wahl.<br />

48 Fahrspuren<br />

Vehrkehrsnachrichten sind fast immer negativ,<br />

doch heute machen wir eine Ausnahme.<br />

08<br />

22<br />

44<br />

4 / DIGITALE FOTOGRAFIE – PRO


Inhalt<br />

10<br />

46<br />

60<br />

54 Leuchtende Bewegung<br />

Sie brauchen ein Auto, ein Weitwinkelobjektiv<br />

und viel Vorstellungskraft.<br />

56 Leuchtspuren<br />

Dass die Nächte länger und kühler werden, ist<br />

kein Grund, die Kamera einzumotten, denn diese<br />

Jahreszeit hat ihre ganz besonderen Reize.<br />

62 Eislandschaften I<br />

Eindrucksvolle Landschaftspanoramen können<br />

Sie auch in einer Gegend fotografi eren, die Sie<br />

so gut kennen, dass sie Ihnen schon wieder<br />

langweilig erscheint.<br />

66 Eisberge<br />

Die Berge, Schluchten und Seen Schottlands<br />

geben Peter Paterson ständig neue Anregungen,<br />

wie seine perfekten Winterszenen zeigen.<br />

69 Eislandschaften II<br />

Klirrende Kälte und eine gleichmäßige<br />

Schneedecke verwandeln eine sonst banale<br />

Landschaft in ein wundersames Motiv.<br />

74 Strandlandschaften<br />

Langzeitbelichtung und ein niedriger<br />

Kamerastandpunkt können etwas entstehen<br />

lassen, das nicht wirklich existiert.<br />

83 Motive an der Küste<br />

Ein Trip an die Nordsee hat immer viel zu bieten.<br />

88 Stadtlandschaften<br />

Architektur, Menschen und Licht spielen eine<br />

Rolle in Michael Marshs Stadtlandschaften. Sie<br />

bilden ein Gesamtkunstwerk.<br />

96 Die City<br />

Die meisten von uns leben und arbeiten in der<br />

Stadt. Dort fi nden Sie jeden Tag Fotomotive en<br />

masse.<br />

102 Panoramen der See<br />

Manchmal darf man ein paar Grundsätze<br />

missachten und Neuland betreten, wenn man<br />

alle Facetten eines Motivs festhalten will. Dann<br />

lohnt sich die „Versuch und Irrtum“ Strategie.<br />

68<br />

108 Träume in HDR<br />

Andy Fox lebt seinen Traum in seiner Heimat<br />

Devon. Er verreist kaum, doch seine HDR-Fotos<br />

lassen Reiseträume aufkommen.<br />

110 HDR Motive<br />

Bevor Sie die HDR-Technik einsetzen können,<br />

brauchen Sie passende Bilder. Wir zeigen Ihnen,<br />

wie man für HDR fotografi ert.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – PRO \ 5


Inhalt<br />

115 HDR-Bilder erzeugen<br />

10<br />

Gute HDR Bilder sind eine Herausforderung. Als<br />

Erstes brauchen Sie ein geeignetes Motiv.<br />

120 Künstlerisches Schwarzweiß<br />

Auch im Digitalzeitalter kann man analoge<br />

Dunkelkammertechniken einsetzen, um das Beste<br />

aus beiden Welten zusammenzuführen.<br />

128 Feine Schatten in Grau<br />

Erstklassige Schwarzweiß-Fotos erfordern eine<br />

ebenso erstklassige Aufnahmetechnik<br />

134 Umwandeln in Schwarzweiß<br />

Auch Schwarzweiß-Bilder entstehen zunächst<br />

einmal in der Kamera, doch entscheidend ist die<br />

anschließenede Nachbearbeitung.<br />

136 Dynamisches Schwarzweiß<br />

Die Bearbeitung von Raw-Dateien braucht<br />

Zeit und Knowhow. Wir zeigen Ihnen, wie Sie<br />

stimmungsvolle Schwarzweiß-Bilder produzieren,<br />

auch bei schlechten Lichtverhältnissen.<br />

140 Küste des Lichts<br />

Graufi lter sollten eigentlich farbneutral sein. Sind<br />

sie aber nicht. Doch bei der Raw-Konvertierung<br />

können Sie den Fehler beheben.<br />

144 Kameratest: Nikon D800<br />

Mit 36,3 Megapixel, verbesserter Videofunktion<br />

und demselben AF-System wie die D4 könnte die<br />

D800 zum Superstar des Jahres werden.<br />

154 Test: Extreme Graufilter<br />

Filter für die Langzeitbelichtung sind für das<br />

nackte Auge tintenschwarz, doch die Kamera<br />

sieht geradewegs hindurch. Die entstehenden<br />

Bildersind faszinierend.<br />

74<br />

120<br />

140<br />

6 / DIGITALE FOTOGRAFIE – PRO


Inhalt<br />

Ausrüstung<br />

144 TEST: NIKON 800<br />

Mit 36,3 Megapixel, verbesserter<br />

Videofunktion und dem AF-System der<br />

D4 könnte die D800 zum Superstar des<br />

Jahres werden.<br />

154 TEST: Extreme Graufilter<br />

Filter zur Langzeitbelichtung sind für das<br />

nackte Auge tintenschwarz, doch die<br />

Kamera sieht geradewegs hindurch. Die<br />

entstehenden Bilder sind faszinierend.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – PRO \ 7


Wasserfall<br />

8 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Wasserfall<br />

WASSERFALL<br />

Kaskaden gewaltiger Sturzfluten, schmale silbrige<br />

Rinnsale, weiße Gischtwolken, impressionistische Teiche<br />

die Liste potenzieller Motive einer gewässerreichen,<br />

abwechslungsreichen Landschaft ist endlos. Sie sollten sich<br />

nicht mit den üblichen Panoramen und Details klassischer<br />

Motive zufriedengeben und nach Hause gehen, wenn es da<br />

draußen noch so viel mehr zu fotografieren gibt.<br />

Ein Einblick in Chris Hammertons sensationelles Portfolio<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 9


Wasserfall<br />

10 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Wasserfall<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 11


Wasserfall<br />

12 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Wasserfall<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 13


Wasserfall<br />

Wasser-<br />

Wunderwelten<br />

Ort: Bridgend, South Wales, aufgenommen mit Olympus E-30<br />

Dank seines Traumwohnsitzes an der naturbelassenen Südküste von Wales<br />

hat Chris Hammerton die Wasserfälle der Gegend als Motive entdeckt.<br />

Text: Charlotte Griffiths / Fotos: Chris Hammerton<br />

Viele Fotografen fanden zu ihrem Beruf,<br />

nachdem ihnen ihre Eltern eine Kamera<br />

schenkten. Bei Chris Hammerton war es<br />

ein neues Mobiltelefon, das ihm die Augen<br />

für die Faszination der Fotografi e öffnete.<br />

„Ich fotografi erte zwar schon fünf Jahre,<br />

aber es wurde wesentlich mehr, als ich<br />

ein Sony Ericsson-Handy mit Kamera<br />

bekam. Es bedeutete, dass ich immer eine<br />

Kamera dabei hatte“, sagt er. „Wenn ich<br />

ein Motiv sah, zog ich das Telefon aus der<br />

Tasche und machte ein Foto. Ich begann,<br />

die Gegend zu erkunden, besonders die<br />

Küste, und ich versuchte die schönsten<br />

Orte einzufangen. Irgendwann wurde das<br />

zur Gewohnheit.“<br />

Einmal vom Fotovirus infi ziert, kaufte<br />

Chris sich eine Kompaktkamera, um<br />

Wasser kreativer aufnehmen zu können.<br />

„An der Küste habe ich mich immer am<br />

wohlsten gefühlt“, sagt er. Die Fotos,<br />

die mir am besten gefi elen, waren mit<br />

langen Belichtungszeiten aufgenommen<br />

worden. Solche Effekte erreicht man<br />

aber nur mit einer Kamera, die manuelle<br />

Einstellmöglichkeiten bietet. Also kaufte<br />

ich eine kompakte Panasonic DMC LX-2<br />

mit Zeit-, Blenden- und Vollautomatik.“<br />

Chris benutzte sie jedoch nur sechs<br />

Monate, bevor er den Schritt in die Welt<br />

der Spiegelrefelexmodelle tat. Das geschah<br />

in Gestalt einer gebrauchten Olympus<br />

E-500. Er hatte sich jedoch so sehr an die<br />

Kompaktkamera gewöhnt, dass er mit dem<br />

Sucher der Olympus nicht zurecht kam:<br />

„Ich vermisste den Live View der LX-2<br />

und des Smartphones. Mit dem optischen<br />

Spiegelrefl exsucher konnte ich mich nicht<br />

anfreunden.“ Also tauschte er die E-500<br />

gegen eine Olympus E-330 ein, eine der<br />

ersten Modelle mit Live View, und damit<br />

war er vollauf zufrieden. Heute benutzt er<br />

allerdings eine E-30 mit aufklappbarem,<br />

drehbaren Monitor, damit er die Live View-<br />

Ansicht zur Bildkomposition heranziehen<br />

kann. „Für mich ist das wichtig, weil ich<br />

die meisten Bilder im Hochformat mache,<br />

und oft aus etwa Kniehöhe heraus“, sagt<br />

Chris, „und dabei muss ich dann nicht im<br />

nassen Sand auf dem Bauch liegen.“<br />

Als gelernter Geograph ist Chris fasziniert<br />

Nach längerem Regen<br />

kann ein Wasserfall zu<br />

einer ohrenbetäubenden<br />

Naturgewalt anschwellen.<br />

Doch nach längerer<br />

Trockenzeit bleibt von ihm<br />

nur ein schmales, über<br />

die Felsen kriechendes<br />

Rinnsal.<br />

von geologischen Prozessen und<br />

natürlichen Felsformationen, und so ist<br />

die faszinierende walisische Landschaft<br />

die perfekte Szenerie für seine Interessen.<br />

„Wenn ich bei Glamorgan auf den<br />

Karbon-Kalksteinfelsen an dieser Küste<br />

stehe und daran denke, dass ein guter<br />

Teil dieser Felsen aus den Rückständen<br />

ausgestorbener Kreaturen besteht, die hier<br />

vor 300 Millionen Jahren in tropischen<br />

Gewässern herum geschwommen sind,<br />

dann ist das wirklich unglaublich. In<br />

der Fotografi e habe ich eine Möglichkeit<br />

gefunden, meine Ehrfurcht auszudrücken<br />

vor der Welt, in der wir leben, und ich<br />

kann andere durch meine Fotos daran<br />

teilhaben lassen.“<br />

Chris’ bevorzugte Motive sind<br />

Wasserfälle und Flussläufe, weil deren sich<br />

ständig verändernde Erscheinung ihn vor<br />

immer neue technische Herausforderungen<br />

stellt. Nach längerem Regen kann ein<br />

Wasserfall zu einer ohrenbetäubenden<br />

Naturgewalt anschwellen. Doch nach<br />

längerer Trockenzeit bleibt von ihm nur<br />

ein schmales, über die Felsen kriechendes<br />

fl ießendes silbernes Rinnsal.<br />

Chris passt die Aufnahmetechnik seinem<br />

Eindruck von den Orten an. „An Stellen,<br />

die eine ruhige Atmosphäre vermitteln,<br />

verwende ich bei Langzeitbelichtungen<br />

oft Graufi lter, die für einen sanfteres Bild<br />

erzeugen. Doch manchmal, wenn der Fluss<br />

angeschwollen ist und die Wasserfälle<br />

in voller Stärke herunterdonnern, ist<br />

das der falsche Ansatz. Solche enormen<br />

Wasserkräfte werden visuell besser<br />

ausgedrückt, wenn ich eine kurze<br />

Belichtungszeit verwende, das akzentuiert<br />

die Texturen und sieht chaotischer aus,<br />

was besser zu dem Gesamteindruck von<br />

Naturgewalt passt”, meint Chris.<br />

Sein Augenmerk richtet sich jedoch<br />

nicht nur auf die große Szenerie, sondern<br />

ebenso auf die kleinen Details, die in<br />

der Nähe eines Wasserfalls zu fi nden<br />

sind. „Eine meiner Aufnahmen zeigt<br />

beispielsweise Laub, das auf den felsigen<br />

Rändern des von den herabstürzenden<br />

Wassermassen in Jahrhunderten<br />

geformten Beckens liegt, so dass das<br />

Becken von Herbstfarben eingerahmt ist“,<br />

sagt er. „Auch Mehrfachbelichtungen habe<br />

ich schon versucht. Die Olympus E-30<br />

bringt diese Funktion von Haus aus mit.<br />

Indem ich ein kurz belichtetes Foto über<br />

ein länger belichtetes lege, bekomme ich<br />

das ruhige, weiche Aussehen des Wassers,<br />

das die Langzeitbelichtung hervorruft,<br />

sowie das Funkeln und die Textur der<br />

Kurzzeitbelichtung des im Wasser<br />

glitzernden Sonnenlichts. Doch diese<br />

Technik ist noch im Experimentierstadium,<br />

und ich bin noch nicht soweit, das<br />

öffentlich vorzustellen.“<br />

Andere Experimente haben zu der<br />

Aufnahme eines Wasserfalls bei Nacht<br />

geführt, die gut vorbereitet werden wollte.<br />

„Zeitraubend war das Warten auf die<br />

passenden Umgebungsbedingungen.<br />

Für das Motiv, das ich wollte, brauchte<br />

ich Vollmond, Niedrigwasser und einen<br />

vollständig klaren Himmel, wie er auf eine<br />

Woche oder länger schweren Dauerregens<br />

folgt. Es brauchte sechs Monate, bis<br />

alle Bedingungen gleichzeitig eintraten“,<br />

berichtet Chris.<br />

Bei seinen Exkursionen hat Chris die<br />

Kamera und drei Olympus-Zuiko Objektive<br />

dabei: ein 11-22-mm-Weitwinkel, ein<br />

14-54-mm-Standardzoom, ein kurzes<br />

40-150-mm-Telezoom, und natürlich<br />

etliche Grauverlaufsfi lter.<br />

„Filter sind extrem wichtig, weil ich die<br />

Belichtung schon in der Kamera richtig<br />

14 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Wasserfall<br />

DIE GESCHICHTEN HINTER DEN BILDERN<br />

haben will“, sagt Chris. Außerdem habe<br />

ich immer einen Pol-Filter und einen<br />

homogenen Graufi lter dabei. Die meisten<br />

der auf diesen Seiten zu sehenden Bilder<br />

wurden mit Graufi lter aufgenommen,<br />

damit das Wasser dieses charakteristische,<br />

seidenweiche Aussehen bekommt. Der<br />

Pol-Filter absorbiert die Refl exionen der<br />

Wasseroberfl äche und sorgt so für einen<br />

Blick unter die Oberfl äche, oder er verstärkt<br />

Refl exionen und hebt die Farben hervor.“<br />

Ein weiteres unentbehrliches Requisit<br />

ist ein Reinigungstuch. „Wenn Sie von<br />

Wasser umgeben sind und da fotografi eren<br />

wollen, können Sie ohne Reinigungstuch<br />

nicht arbeiten, denn die feinen Tropfen,<br />

auf dem Filter oder direkt auf der Frontlinse<br />

können jedes Bild ruinieren“, sagt er. Ich<br />

wische vor jeder Aufnahme kurz über das<br />

Objektiv, um ganz sicher zu gehen, das ich<br />

später keine böse Überraschung erlebe“.<br />

Chris fotografi ert im Raw-Format, nicht<br />

in JPEG. „Ich bearbeite die Dateien<br />

dann mit Photoshop Elements 5, wobei<br />

ein Feintuning des Weißabgleichs, der<br />

Belichtung und des Kontrasts erfolgt,<br />

bevor ich das Ergebnis dann als TIFF-<br />

Datei speichere. Danach nehme ich<br />

kleinere Korrekturen an den Ebenen<br />

vor und manchmal muss ich auch ein<br />

bisschen abwedeln. Das ist eigentlich alles<br />

an Nachbearbeitung, außer der Schärfe<br />

natürlich, aber das ist der letzte Schritt,<br />

bevor die Abzüge gemacht werden.“<br />

Chris bevorzugt den Online-Dienstleister<br />

Photobox für die Abzüge seiner Fotos. „Ich<br />

lade die Fotos einfach hoch und warte auf<br />

die Lieferung der fertigen Bilder. Bisher bin<br />

ich mit der Qualität sehr zufrieden.“<br />

Er nimmt auch an Fotowettbewerben<br />

teil, aber leider bisher ohne Erfolg. Doch das<br />

macht ihm nichts aus: „Vor der Fotografi e<br />

hatte ich kein Hobby, das mir wirklich<br />

gefallen hätte“, sagt er. „Ich bin ziemlich<br />

unmusikalisch, ich kann weder gut malen<br />

noch zeichnen, und kreativ schreiben<br />

kann ich erst recht nicht. Fotografi eren ist<br />

die einzige Form kreativen Ausdrucks, die<br />

ich mit Erfolg betreibe. Ich wünsche nur,<br />

ich hätte die Landschaftsfotografi e schon<br />

früher für mich entdeckt.“<br />

STURMLICHT<br />

Es grenzt an ein Wunder, dass ich dieses Foto hinbekommen habe:<br />

Der Terrierwelpe meiner Eltern versuchte die ganze Zeit, mit<br />

meiner Fototasche wegzurennen.<br />

HERBST-<br />

EXPRESSIONISMUS<br />

Karussellfahrt des<br />

Herbstlaubs in einem vom<br />

Wasserfall erzeugten<br />

Strudel<br />

Olympus E-330, 14-54 mm<br />

bei 54 mm, 15 Sekunden bei<br />

Blende f/22 und ISO 125<br />

OBEN:<br />

Funkelnde<br />

Spritzer<br />

Eine<br />

Aufnahme der<br />

hypnotisierenden<br />

Lichtfunken des<br />

über die Steine<br />

spritzenden<br />

Wassers<br />

Olympus E-330,<br />

14-54mm bei 54<br />

mm, 0,2 Sekunden<br />

mit Blende f/11<br />

und ISO 100<br />

OBEN RECHTS:<br />

Über dem<br />

Wasserfall<br />

Diese Aufnahme<br />

des Flussbetts<br />

vom Rand des<br />

Wasserfalls war<br />

nur möglich nach<br />

einer langen<br />

Trockenperiode.<br />

Olympus E-330,<br />

14-54mm bei 14<br />

mm, 2 Sekunden<br />

mit Blende f/11<br />

und ISO 200<br />

NACHTFALL<br />

Sechs Monate planen und warten auf die eine Vollmondnacht.<br />

Den Strand hatte ich für mich allein ...<br />

Olympus E-30, 14-54mm bei 14 mm, 900 Sekunden<br />

bei Blende f/11 und ISO 200.<br />

RECHTS:<br />

Sommerfarben<br />

Über dem<br />

Flussufer<br />

hängende<br />

lindgrüne Blätter<br />

und blauer<br />

Himmel über der<br />

Wasseroberfläche<br />

Olympus E-30, 40-<br />

150 mm bei 150<br />

mm, 0,5 Sekunden<br />

mit Blende f/6.3<br />

und ISO 200<br />

SÄULEN DES LICHTS<br />

Augenmerk auf kleinere Details: Die<br />

einzelnen Wassersäulen bilden den<br />

Rand eines größeren Wasserfalls.<br />

Olympus E-330, 14-54mm bei 22 mm,<br />

40 Sek. bei f/14, ISO 100<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 15


Wasserfälle<br />

16 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Wasserfälle<br />

Geheimnisvolle<br />

Katarakte<br />

Fließendes Wasser als Fotomotiv ist herausfordernd und lohnend<br />

zugleich, umso mehr, wenn es von einem Felsen in die Tiefe<br />

stürzt. Auf den folgenden Seiten können Sie eintauchen in die<br />

besondere Welt dieses Naturwunders.<br />

Craig RobertsDiverse Fotografen<br />

Wasserfälle sind fantastische Fotomotive:<br />

Sie können einerseits Ruhe, Idylle und<br />

Gelassenheit ausstrahlen und andererseits<br />

ungeheure, furchterregende Naturgewalten<br />

darstellen. Beides bietet kreatives Potenzial<br />

en masse. Bei einem Wasserfall kann es<br />

sich um eine kleine Kaskade handeln,<br />

gerade einmal einen Meter hoch, oder um<br />

ein ungeheures Naturschauspiel wie die<br />

Fälle des Niagara oder Sambesi.<br />

In der Praxis sind kleinere Fälle leichter<br />

zu fotografieren, denn es ist viel einfacher,<br />

verschiedene Standorte und Blickwinkel<br />

auszuprobieren.<br />

Unabhängig von seiner Größe ist ein<br />

Wasserfall von einer fast magischen Aura<br />

umgeben, die umso spürbarer wird, je<br />

abgelegener der Ort ist und je weniger<br />

Menschen in der Nähe sind.<br />

Ich habe es mir mittlerweile zur<br />

Gewohnheit gemacht, mich über die<br />

Standorte der nächstgelegenen Wasserfälle<br />

zu orientieren, bevor ich zu irgendeinem<br />

anderen Shooting hinausfahre. Wenn dann<br />

dort das Wetter nicht mitspielt und ich<br />

mein eigentlich beabsichtigtes Vorhaben<br />

nicht umsetzen kann, versuche ich mich<br />

an ein oder zwei Wasserfällen in der Nähe.<br />

© CRAIG ROBERTS<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 17


Wasserfälle<br />

© CRAIG ROBERTS<br />

Oben: Durch lange Verschlusszeiten bei Nahaufnahmen<br />

bekommen Sie abstrakte Bilder wie dieses hier.<br />

Rechts: Wasserfälle führen fast immer zu einer<br />

L-förmigen Bildkomposition. Aufgenommen mit einer<br />

Canon EOS 1DS Mk III mit 16-35mm f/2.8 Objektiv,<br />

belichtet mit 0,5 Sekunden bei Blende f/22 und ISO 100.<br />

Wenn es mehrere Tage stark geregnet<br />

hat, sind die Bedingungen natürlich besser,<br />

weil der Fluss mehr Wasser führt und daher<br />

auch mehr Wasser über die Fälle rauscht.<br />

Sie können also eindrucksvollere Bilder<br />

machen, das Fotografi eren selbst wird<br />

dadurch allerdings nicht einfacher. Nach<br />

schweren Regenfällen ist deutlich mehr<br />

Schlamm im Wasser, deswegen wird das<br />

Wasser braun aussehen. Ein paar braune<br />

Streifen im Wasser kann die Braunfärbung<br />

der Fälle sogar verbessern, doch im<br />

Extremfall sieht es einfach schrecklich<br />

aus. In diesem Fall sollten Sie darüber<br />

nachdenken, das Bild nach Schwarzweiß<br />

zu konvertieren, oder verwenden Sie<br />

längere Verschlusszeiten, denn die Färbung<br />

ist bei Zeiten von mehr als einer Sekunde<br />

nicht mehr so offensichtlich.<br />

Wenn Sie sich für einen Wasserfall<br />

entschieden haben, müssen Sie festlegen,<br />

welche Emotionen Sie beim Betrachter<br />

auslösen wollen. Danach richtet sich, wie<br />

Sie ihn fotografi eren werden. Eine kurze<br />

Verschlusszeit wird den Wasserfall als<br />

urgewaltige Energie zeigen, und je größer<br />

die Fallhöhe, desto größer ist auch der<br />

Eindruck der Naturgewalt.<br />

Eine Verschlusszeit schneller ist als<br />

1/125 Sekunde lässt das Wasser in der<br />

Regel „einfrieren“.<br />

Da Wasserfälle allerdings meistens in<br />

schattigen Waldgebieten liegen, müssen<br />

Sie eventuell einen höheren ISO-Wert<br />

verwenden, um die Verschlusszeiten<br />

schnell genug halten zu können. An einem<br />

hellen Tag stellt das kein Problem dar,<br />

doch wenn der Himmel bedeckt und grau<br />

ist, müssen Sie bis ISO 400 gehen, wenn<br />

Sie Action stoppende Verschlusszeiten<br />

erreichen wollen.<br />

Lange Verschlusszeiten erzeugen<br />

hingegen ganz andere Effekte. Bei Zeiten<br />

unterhalb 1/15 Sekunde bis hinunter zu<br />

einer Sekunde und länger erzeugen die<br />

Wasserkaskaden einen völlig anderen<br />

18 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Wasserfälle<br />

© ANDY WILSON<br />

Eindruck. Das Wasser wird weich und<br />

verschwimmt; Es bekommt eine seidige,<br />

weiche Textur – eine sehr kreative Art<br />

und Weise, Wasserfälle zu fotografi eren.<br />

Belichtungen von einer bis sechs Sekunden<br />

sind ideal. Noch längere Zeiten ergeben<br />

normalerweise keine Verbesserungen<br />

mehr. Eine Ausnahme bildet das in einem<br />

natürlichen Wasserbecken strudelnde<br />

Wasser am Fuß eines Wasserfalls.<br />

Dieses Teilmotiv eignet sich gut für eine<br />

Langzeitbelichtung von mehr als 10<br />

Sekunden. Der Effekt ist sehr eindrucksvoll<br />

und wird erst bei derart langen Belichtungen<br />

sichtbar.<br />

Doch tendieren Sie nicht automatisch<br />

zu längeren Belichtungszeiten, sondern<br />

versuchen Sie zunächst, mit kurzen<br />

Zeiten zu arbeiten. Falls Sie Ihre<br />

Wasserfälle immer mit einer Sekunde<br />

oder mehr fotografi eren, sehen Ihre Bilder<br />

ziemlich gleich aus, sorgen Sie also für<br />

Abwechslung. Sie könnten beispielsweise<br />

Notwendige Utensilien<br />

Bei schlechtem Wetter oder in der Nähe eines<br />

Wasserfalls mit viel Spritzwasser brauchen<br />

Sie einen Schirm oder einen besonderen, der<br />

Kamera angepassten Regenschutz. Der kann<br />

aber auch aus einer Plastiktüte bestehen, einer<br />

billigen Alternative zu teurem Fotozubehör aus<br />

dem Laden. Sie hält Ihre Kamera genauso<br />

trocken.<br />

Sie können sich auch im einschlägigen<br />

Fachhandel oder etwa bei www.onlinegolf.<br />

de einen Regenschirmhalter besorgen, der<br />

eigentlich zum Anbringen an einem Golftrolley<br />

dasselbe Motiv einmal mit schneller und<br />

einmal mit langer Verschlusszeit schießen<br />

und anschließend beide Aufnahmen in<br />

Photoshop zusammenführen.<br />

Das Fotografi eren eines Wasserfalls an<br />

einem hellen, sonnigen Tag ist ein Albtraum.<br />

gedacht ist. Er kostet um die 30 Euro. An das<br />

Kamerastativ angeklemmt eignet er sich perfekt<br />

dazu, einen Regenschirm über der Kamera zu<br />

halten.<br />

Auch Gummistiefel sind natürlich sinnvoll,<br />

doch optimal sind die bis knapp unter die Hüfte<br />

reichenden Anglerstiefel. Damit erreichen Sie<br />

trockenen Fußes auch solche Kamerastandorte,<br />

an die Sie normalerweise gar nicht denken<br />

würden. Sie kosten von etwa 50 Euro an<br />

aufwärts. Doch seien Sie auf der Hut bei tiefem<br />

und schnell fl ießendem Wasser!<br />

Der Kontrast zwischen sonnenbeschienenen<br />

Bereichen und Schatten ist zu groß für<br />

den Dynamikumfang der Kamera. Der<br />

Unterschied kann zwischen 7 EV und 9EV<br />

betragen, was bedeutet, das entweder die<br />

Spitzlichter ausbrennen oder pechschwarze<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 19


Wasserfälle<br />

TECHNIK<br />

Der für unsere Zwecke nützlichste<br />

Filter ist der Pol-Filter. Natürlich<br />

reduziert er die auf den Kamerasensor<br />

fallende Lichtmenge um bis zu zwei<br />

Blendenstufen und erzwingt deswegen<br />

längere Belichtungszeiten. Doch manche<br />

Pol-Filter geben sich auch mit nur einer<br />

Blendenstufe zufrieden.<br />

Sie werden den Pol-Filter jedenfalls<br />

sparsam einsetzen, denn er kann dem<br />

fließenden Wasser sein natürliches<br />

Glitzern nehmen. Experimentieren Sie<br />

mit unterschiedlichen Intensitäten des<br />

Filters, um die richtige Balance zu finden.<br />

Pol-Filter reduzieren nicht nur den<br />

Glanz des Wassers. Dasselbe geschieht<br />

bei nassen Felsen, deren eigene Farben<br />

dann besser zu Geltung kommen.<br />

Wenn Sie das Objektiv im passenden<br />

Winkel ausrichten, etwa 33 bis 45<br />

Grad zur Oberfläche, unterdrückt der<br />

Pol- Filter sogar alle Reflexionen. Dieser<br />

Winkelbereich zur Erdoberfläche wird<br />

auch „Brewsters Winkel” genannt.<br />

Bei unseren Tests haben wir<br />

festgestellt, dass Wassertropfen auf den<br />

meisten Pol-Filtern bleibende Flecken<br />

hinterlassen, wenn sie nicht sofort<br />

weggewischt werden.<br />

Erwähnenswerte Ausnahmen bilden<br />

nur der Hoya HD Cir PL und der Marumi<br />

Super-DHG. Auf ihnen konnten die<br />

Tropfen trocknen, ohne Rückstände zu<br />

hinterlassen.<br />

Machen Sie es sich gleichwohl<br />

zur Regel, den Filter sofort trocken<br />

zu wischen, wenn er Spritzwasser<br />

ausgesetzt war.<br />

Zum <strong>Fotografie</strong>ren von Wasser sind<br />

auch Graufilter sehr gut geeignet. Es gibt<br />

sie in verschiedenen Dichten zwischen<br />

einer (2x) und drei Blendenstufen (8x),<br />

die bei der Belichtung zu berücksichtigen<br />

sind.<br />

Die Verwendung eines Graufilters<br />

gestattet mithin Belichtungszeiten von<br />

mehr als einer Sekunde, selbst bei hellem<br />

Sonnenlicht. Sie können mit Pol-Filtern<br />

kombiniert werden, wodurch die den<br />

Sensor erreichende Lichtmenge um fünf<br />

bis sechs Blendenstufen reduziert wird.<br />

Wenn Sie aber wirkliche<br />

Langzeitbelichtungen wollen, greifen<br />

Sie zu einem Graufilter, der um 10<br />

Blendenstufen abdunkelt. Dann belichten<br />

Sie aber nicht mehr im Sekundensondern<br />

im Minutenbereich, und die<br />

Effekte können spektakulär sein, sind<br />

aber schwer vorhersagbar. Ein weites<br />

Feld für Experimente – probieren Sie’s<br />

einfach aus!<br />

Schatten zu sehen sein werden. Selbst<br />

wenn Sie irgendwo dazwischen eine<br />

Balance fi nden würden – es würde nicht<br />

gut aussehen.<br />

Wenn Sie also bei sehr hellem Licht<br />

fotografi eren, schießen Sie im Raw-Modus,<br />

dann können Sie den Wiederherstellen-<br />

Regler benutzen, um Details in den<br />

Spitzlichtern sichtbar zu machen. Oder<br />

Sie fotografi eren ganz im Schatten und<br />

konzentrieren sich auf Details, dann<br />

vermeiden Sie das Kontrastproblem von<br />

vornherein. Eine weitere Option ist, zwei<br />

Raw-Konversionen derselben Datei zu<br />

machen, eine für die Spitzlichter, die<br />

andere für die Schatten und dann beide in<br />

Photoshop zusammenzuführen. Sie können<br />

auch eine Bildserie versuchen und die Bilder<br />

in einer HDR-Software zusammenführen.<br />

Fließendes Wasser kann hier interessante,<br />

abstrakte Effekte erzeugen.<br />

Stellen Sie den ISO-Wert so klein wie<br />

möglich ein, auf 50 oder 100, je nach<br />

Kameramodell.<br />

Die Kombination eines kleinen ISO-Werts<br />

mit kleiner Blende verschafft Ihnen die<br />

Möglichkeit langer Belichtungszeiten. An<br />

einem hellen Tag kann das Licht für Zeiten<br />

von einer Sekunde und mehr immer noch<br />

zu hell sein. In diesem Fall kommen Filter<br />

ins Spiel, die die ins Objektiv einfallende<br />

Lichtmenge weiter verringern.<br />

Eine exakte Belichtungsmessung ist<br />

entscheidend, denn es sind sehr viele<br />

Faktoren, die unter den herrschenden<br />

Bedingungen berücksichtigt werden müssen.<br />

Achten Sie besonders auf die Helligkeit des<br />

Wassers und auf Refl exionen im Wasser,<br />

denn beides kann dazu führen, dass das<br />

Belichtungsmess-System der Kamera die<br />

Lichtverhältnisse falsch interpretiert und<br />

es deshalb zu Unterbelichtungen kommt.<br />

Das gilt besonders für helle, sonnige Tage,<br />

denn dann gibt es noch mehr Refl exionen<br />

als ohnehin vorhanden. Ich ziehe deshalb<br />

einen bedeckten Himmel vor. Überprüfen<br />

Sie das Histogramm, um sicherzustellen,<br />

dass es nicht zu stark nach links tendiert,<br />

was dazu führen würde, dass das Wasser<br />

grau und stumpf aussieht. Denken Sie<br />

daran, dass dunkle Felsen im Bildausschnitt<br />

das Histogramm nach links verfälschen.<br />

Achten Sie also auf eine einigermaßen<br />

RECHTS: Solche Nahaufnahmen werden oft vergessen.<br />

UNTEN: Der Idwal Tryfan, aufgenommen mit einer<br />

Canon EOS 5D MkII und 16-35 mm Objektiv, belichtet<br />

mit 1,6 Sekunden bei Blende f/22 und ISO 100 mit<br />

Kood ND16 Graufi lter und Lee 0,9 ND Verlaufsfi lter.<br />

© ANDY WILSON<br />

20 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Wasserfälle<br />

„Wenn Sie die Gesamtansicht eines Wasserfalls im Kasten haben, wobei möglichst auch die Umgebung<br />

zu sehen ist, nehmen Sie das Teleobjektiv und suchen nach fotogenen Details für Nahaufnahmen.”<br />

gleichmäßige Tonwertverteilung.<br />

An einem Tag mit bedecktem Himmel<br />

wird die Verteilung ohnehin gleichmäßig<br />

sein und das Mess-System der Kamera<br />

wird Ihnen eine angemessene Belichtung<br />

vorschlagen. Je näher Sie an den Wasserfall<br />

herangehen, desto vorsichtiger sollten Sie<br />

sein, den schnell fl ießendes Wasser ist hell<br />

und das müssen Sie eventuell ausgleichen.<br />

Doch selbst wenn Sie das kompensieren,<br />

kann es sein, dass die weißesten Teile des<br />

Wassers immer noch die Warnlichter der<br />

Histogrammanzeige auslösen. Falls jedoch<br />

nicht sehr viel solches Weiß vorhanden ist,<br />

sollten Sie sich keine allzu großen Sorgen<br />

machen. Weiße Teile des Wassers sind sehr<br />

detailarm oder völlig ohne Details, insofern<br />

wird die Bildqualität nicht sonderlich<br />

beeinträchtigt.<br />

Fotografi eren bei bedecktem Himmel oder<br />

in schattigen Bereichen kann wird oftmals<br />

den hohen Blaulichtanteil in diffusem<br />

Tageslicht im Bild sichtbar machen. Das<br />

Das gibt dem hat Bild mich des schon Wasserfalls oft davor einen bewahrt, kalten<br />

einen Unterton, ganzen dem Tag man lang durch däumchendrehend<br />

Korrigieren des<br />

auf Weißabgleichs besseres entgegenwirken Licht zu warten. kann. Denn Bei<br />

Lichtverhältnisse, Verwendung des die Raw-Formats normalerweise ist das für<br />

den nur eine Landschaftsfotografen Frage der Reglerstellung indiskutabel bei der<br />

sind, Nachbearbeitung können sich mit Ihrem als ideal Raw-Prozessor. erweisen,<br />

sobald Eine Korrektur man einen von ein Wasserfall paar Hundert fotografi Kelvin eren<br />

will; sollte doch hier dazu ausreichen. kommen Wenn wir später. Sie allerdings<br />

im JPEG-Format schießen, wählen Sie die<br />

Einstellung für bedeckten Himmel, dann<br />

sollten Ihre Bilder automatisch natürlicher<br />

aussehen.<br />

Sie können natürlich den Blaustich<br />

auch verstärken, indem Sie ihn bei<br />

Detailaufnahmen verwenden, was in diesem<br />

Fall für noch abstraktere Fotos sorgt. Das<br />

kann in der Nachbearbeitung geschehen,<br />

oder Sie verwenden die „Tungsten“-<br />

Einstellung im Menü „Weißabgleich“.<br />

Probieren Sie es aus. Vergleichen Sie eine<br />

Aufnahme mit normalem Tageslicht mit<br />

einem Bild, in das der verstärkte Blau-Effekt<br />

eingearbeitet ist, und schauen Sie, ob Sie<br />

ihn mögen.<br />

Eine gute Bildkomposition ist bei<br />

einem Wasserfall nicht schwer. Doch<br />

ein paar Kniffe dabei machen aus einem<br />

guten Bild ein hervorragendes Bild. Die<br />

meisten Wasserfälle bilden eine „L“-<br />

Form im Bildausschnitt, und das können<br />

Sie ausnutzen, wenn Sie festlegen,<br />

in welchem Bildteil Sie die größten<br />

Kaskaden des Wasserfalls positionieren<br />

wollen. Vorausgesetzt, die Oberkante<br />

des Wasserfalls befi ndet sich oben im<br />

Bildausschnitt, versuchen Sie die aus<br />

dem Bild fl ießende Unterkante optisch<br />

an etwas zu verankern, das sich im<br />

Vordergrund des Bildes befi ndet. Ein großer,<br />

im Wasserbecken liegender Felsen eignet<br />

sich gut zu diesem Zweck. Gehen Sie mit<br />

einem Weitwinkelobjektiv nah heran und<br />

schießen Sie im Hochformat. Steuern Sie<br />

den Kontrast mit Hilfe von Filtern. Auch ein<br />

Aufhellblitz kann in schattigen Arealen gute<br />

Dienste leisten.<br />

Der ideale Standort für die perfekte<br />

Bildkomposition befi ndet sich oft mitten<br />

im Fluss. Doch seien Sie vorsichtig.<br />

Schnell fl ießendes Wasser ist äußerst<br />

gefährlich, und glitschige Felsen und teure<br />

Fotoausrüstung sind natürliche Feinde.<br />

Wenn Sie sich sicher genug fühlen und Ihre<br />

Position im Fluss einnehmen wollen, lassen<br />

Sie die Fototasche am Ufer und tragen nur<br />

das Stativ mit der Kamera zur gewählten<br />

Stelle im Fluss.<br />

Wenn Sie die Gesamtansicht des<br />

Wasserfalls im Kasten haben - wobei<br />

möglichst auch die Umgebung zu sehen ist<br />

- nehmen Sie das Teleobjektiv und suchen<br />

nach fotogenen Details für Nahaufnahmen.<br />

Motive dafür können herabtropfendes<br />

Wasser sein oder um große Felsen herum<br />

entstehendes Spritzwasser. Große Felsen<br />

sind immer gute Motive, besonders wenn<br />

Sie mit Moos oder Herbstlaub bedeckt<br />

sind. Sie kontrastieren sehr gut dem sie<br />

umfl ießenden, seidigen, weichen Wasser.<br />

Wasserfälle können süchtig machen,<br />

fotografi sch gesprochen, und sie haben<br />

ohne jeden Zweifel ein vielfältiges Potenzial<br />

an Fotomotiven.<br />

© MARK SUNDERLAND<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 21


Herbstlandschaften<br />

22 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Herbstlandschaften<br />

Herbstfarben<br />

Viele <strong>Landschaften</strong> sind im Herbst<br />

am schönsten, wenn die Hügel<br />

unter dem feuerroten Laub zu<br />

glühen scheinen, goldenes Licht<br />

die Wälder erhellt und Nebel in den<br />

Tälern liegt. So wird denn in dieser<br />

Jahreszeit wohl auch am meisten<br />

fotografiert – doch das heißt nicht,<br />

dass Sie es nicht auch versuchen<br />

sollten, besonders, wenn Sie ein<br />

bisschen anders an die Sache<br />

herangehen.<br />

Blättern Sie um und lassen Sie sich inspirieren.<br />

von Doug Chinnery<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 23


Herbstlandschaften<br />

24 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Herbstlandschaften<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 25


Herbstlandschaften<br />

26 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Herbstlandschaften<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 27


Herbstlandschaften<br />

Herbstfarben<br />

Der künstlerische Ansatz, die Farben des Herbstes einzufangen, ist Doug Chinnerys<br />

Markenzeichen, das seine Bilder von denen seiner Kollegen unterscheidet.<br />

Text: Charlotte Griffiths / Fotos: Doug Chinnery<br />

Ort: North Nottinghamshire, aufgenommen mit Canon EOS 5D MkII, EOS 1Ds MKII, Holga, Hasselblad<br />

Doug Chinnery ist ein erfolgreicher Landschaftsfotograf.<br />

Er gibt Kurse in Fotografi<br />

e, schreibt Fachartikel und entwickelt<br />

ständig neue, kreative Wege, die Welt<br />

mit der Kamera einzufangen. Doch es ist<br />

die Herbstsaison, in der seine Bilder mit<br />

neuer Intensität zu leuchten beginnen.<br />

Geschickter Einsatz des Pol-Filters, intelligente<br />

Bildkompositionen, regelmäßiges<br />

Notieren potenzieller Locations, Kulissen<br />

und Motive – ganz gleich, was er unternimmt,<br />

um zu diesen wunderschönen<br />

Aufnahmen zu kommen: Wir können eine<br />

Menge von ihm lernen.<br />

Doug war acht Jahre alt, als er seine<br />

erste Kamera bekam. Es war wie für so<br />

viele Kollegen auch die unvermeidliche<br />

Kodak Brownie. Mit 11 Jahren folgte eine<br />

russische zweiäugige Kamera der Marke<br />

Lubitel, die ihrerseits von einer Olympus<br />

OM10 abgelöst wurde. „Als Kind<br />

hatte ich einfach Spaß an der Prozedur,<br />

weniger an den Ergebnissen“, sagt Doug<br />

heute. Bis zu seinem vierzigsten Lebensjahr<br />

fand er nur wenig Zeit für die Fotografi<br />

e. „Es waren unterschiedlichen Doit-Yourself<br />

Projekte, die meine Freizeit in<br />

Anspruch nahmen – meine Frau bestand<br />

darauf“, meint er scherzhaft. „Irgendwann<br />

bedankte sie sich mit einer Canon<br />

EOS 350D als Geburtstagsgeschenk, und<br />

da fi ng ich dann ernsthaft mit dem Fotografi<br />

eren an“, berichtet Doug.<br />

Herbstnebel<br />

Der Herbstanfang gibt dem Landschaftsfotografen<br />

jedes Mal neuen Elan,<br />

nicht nur wegen der explodierenden Farbenpracht.<br />

Das kühlere Wetter bringt<br />

auch dunstige Tagesanbrüche und weniger<br />

unbequeme Zeiten für den Sonnenaufgang.<br />

„Das Licht im Herbst, besonders<br />

frühmorgens und spät nachmittags,<br />

ist perfekt für stimmungsvolle Fotos”, sagt<br />

er. „Ich halte dann Ausschau nach farbigen<br />

Flächen, nach Refl exionen im Wasser,<br />

nach Dunstschleiern und all den Zutaten<br />

für großartige Fotos.<br />

Wenn Sie einen fantastischen Sonnenaufgang<br />

im Herbst fotografi eren wollen,<br />

hat Doug ein paar Ratschläge für Sie: „Das<br />

ist nichts für Morgenmuffel. Seien Sie eine<br />

Das Licht im Herbst,<br />

besonders frühmorgens und<br />

spät nachmittags, ist perfekt<br />

für stimmungsvolle Fotos.<br />

Ich halte dann Ausschau<br />

nach farbigen Flächen, nach<br />

Reflexionen im Wasser, nach<br />

Dunstschleiern und all den<br />

Zutaten für großartige Fotos.<br />

Stunde vor Sonnenaufgang vor Ort und in<br />

Position, fi nden Sie Ihre perfekte Bildkomposition,<br />

und bleiben Sie dort. Warten<br />

Sie nun einfach auf das Licht“, meint er.<br />

„Wenn es dunstig ist, verstärken Sie den<br />

Effekt, indem Sie eine längere Brennweite<br />

benutzen. Weitwinkel lassen den Dunst<br />

weniger dicht erscheinen, bei langen<br />

Brennweiten ist es umgekehrt. Ich würde<br />

an Ihrer Stelle auch einen Pol-Filter verwenden<br />

und nach Positionen suchen, in<br />

denen die Sonne im Winkel von 90 Grad<br />

steht, um den maximalen Effekt zu erzielen.<br />

Das verstärkt den Kontrast im Bild,<br />

macht den blauen Himmel blauer und<br />

hebt die Herbstfarben erst richtig hervor.“<br />

Doug hat einen ganzen Katalog von<br />

Locations, von denen er weiß, dass sie<br />

im Herbst in das sprichwörtlich goldene<br />

Licht getaucht werden. Ideen dazu kommen<br />

ihm das ganze Jahr über: „Ich suche<br />

mir entweder ein kleines Wäldchen, in<br />

dem eine einzige Baumart vorherrscht,<br />

so dass eine bestimmte Farbe überwiegt,<br />

oder ich suche bewusst nach Mischwald.<br />

Dort sind dann die Farbvielfalt und<br />

das Spiel von Licht und Schatten größer.<br />

Jedes Waldgebiet, das ich mir im Lauf<br />

eines Jahres anschaue, suche ich nach<br />

Bereichen ab, in denen der Boden frei ist<br />

von Unterholz und Gestrüpp. Das sind<br />

hervorragende Motive. Ich halte außerdem<br />

Ausschau nach einzeln stehenden<br />

Bäumen, so kann ich die Bildkomposition<br />

variieren, um das Beste aus den Farben<br />

und der Position zu machen. Das kann<br />

beispielsweise ein einsamer Baum am<br />

Horizont sein, oder ein einzelner Baum an<br />

einem Tümpel. Bäume in der Nähe von<br />

Wasser sind im Herbst bei richtiger Wetterlage<br />

in der Dämmerung oftmals von<br />

Dunst umgeben. Ich bilde mir etwas darauf<br />

ein, dass ich alle diese Locations hier<br />

in der Nähe kenne.“<br />

Wenn er Makroaufnahmen machen<br />

will, sammelt Doug herab gefallenes<br />

Laub, Stücke von Baumrinden, kleine<br />

Zweige etc. und nimmt sie mit nach<br />

Hause. „Dann richte ich mir im Esszimmer,<br />

wo ich natürliches Licht habe, ein<br />

Studio her und fotografi ere dort. Blitz oder<br />

Studiobeleuchtung kann ich nicht ausstehen.<br />

Ich kann mit jeder Form natürlichen<br />

Lichts arbeiten, das ist alles, was ich<br />

brauche.“<br />

Das Handwerkszeug<br />

Für solch kreative Bilder wählt Doug<br />

selbstverständlich geeignete Objektive:<br />

„Bis vor Kurzem hätte ich das Canon<br />

70-200 mm f/2.8 IS L-Zoom-Objektiv<br />

benutzt, weil es so vielseitig verwendbar<br />

ist. Doch jetzt habe ich ein Canon 45 mm<br />

TSE Tilt & Shift-Objektiv,“ erklärt er. „Es<br />

ist extrem scharf, die Brennweite ist ideal<br />

und es hat den Vorteil der Tilt und Shift-<br />

Bewegung, die ich einsetzen kann, um<br />

einen Verwischungseffekt in meine Bilder<br />

zu bringen.“ Dieser Effekt, anderweitig<br />

herbeigeführt durch absichtliche Kamerabewegung,<br />

wird benutzt, um abstrakte,<br />

impressionistische Bilder zu erzeugen.<br />

„Entscheidend bei dieser Aufnahmetechnik<br />

ist die Verwendung von Graufi ltern<br />

und kleinen ISO- und Blendenwerten, um<br />

Verschlusszeiten zwischen einer und fünf<br />

Sekunden zu erzwingen“, erklärt Doug.<br />

„Bewegen Sie die Kamera mit unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeiten senkrecht oder<br />

seitwärts, während der Verschluss offen<br />

ist, und machen Sie etwa 1000 Aufnahmen<br />

an einem Tag. Richten Sie sich darauf<br />

ein, dass dabei vielleicht vier oder fünf<br />

gute Fotos herauskommen. Ich mag diese<br />

Technik sehr.“<br />

Wie die meisten engagierten Landschaftsfotografen<br />

benutzt Doug ein ganze<br />

Reihe von Filtern: harte und weiche<br />

28 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Herbstlandschaften<br />

Die Geschichten hinter den Bildern<br />

Grauverlaufsfi lter verschiedener Stärken<br />

und natürlich den Pol-Filter, den er<br />

für den Nützlichsten hält. „Ich verwende<br />

auch normale Graufi lter mit zwei oder drei<br />

Blendenstufen und einen Big Stopper,<br />

wenn ich richtig lange Verschlusszeiten<br />

brauche.“<br />

Zu seinen weiteren Utensilien gehört<br />

ein kurzer Gummiriemen, mit dem er den<br />

Kamerarucksack an dem Haken unterhalb<br />

der Mittelsäule seines Stativs befestigt,<br />

damit es bei windigem Wetter einen stabileren<br />

Stand bekommt. Dann hat er noch<br />

diverse Duschhauben dabei, wie man Sie<br />

in den Bädern von Hotelzimmern fi ndet.<br />

„Die sind hervorragend als Regenschutz<br />

für die Kamera geeignet “, sagt er.<br />

Doug achtet darauf, sich nicht auf einen<br />

bestimmten Stil festzulegen. „Ich denke,<br />

Sie werden viel Symmetrie in meinen Bildern<br />

sehen, und viele sind quadratisch<br />

zugeschnitten. Als überzeugter Minimalist<br />

lasse ich alles aus dem Bildausschnitt heraus,<br />

das für das Motiv nicht absolut notwendig<br />

ist.“<br />

Sein Minimalismus erstreckt<br />

sich auch auf die Verwendung von<br />

Bildbearbeitungssoftware. Doug gehört eindeutig<br />

ins Lager derer, die möglichst schon<br />

in der Kamera alles richtig haben wollen.<br />

Wenn nötig bearbeitet er seine Bilder in<br />

Adobe Lightroom und nimmt die endgültigen<br />

Einstellungen in Photoshop vor. „Mit<br />

Lightroom schraube ich ein bisschen am<br />

Weißabgleich herum und in Photoshop<br />

wird erstmal Staub gewischt. Dann justiere<br />

ich die Ebenen und die Kurven ein<br />

bisschen. Die Farbsättigung lasse ich in<br />

Ruhe, die Verstellung der Kurven genügt<br />

mir. Für Schwarz-Weiß-Konvertierungen<br />

verwende ich das Programm ‚Silver Efex<br />

Pro 2’ von NIK.“ Bei den meisten seiner<br />

Bilder braucht Doug nur ein paar Minuten<br />

für die Nachbearbeitung. „Wenn es mal<br />

länger dauert, ist es eine künstlerische<br />

oder kreative Aufnahme,“ erklärt er. „Da<br />

brauche ich dann manchmal einer Stunde<br />

oder länger, in der Regel für Texturen.“<br />

Im vergangenen Jahr hat Doug einen<br />

Preis beim Wettbewerb um den Titel des<br />

Landschaftsfotografen des Jahres gewonnen.<br />

Dieses Jahr nimmt er wieder teil.<br />

Feuerfinger<br />

Herbstlaub eines Ahornbaums in<br />

Schottland. Ich hatte den ISO-Wert<br />

haraufgesetzt, weil ich aus der Hand<br />

fotografi erte und sehr nah am Motiv war.<br />

Canon EOS 5D MkI, Sigma 105 mm f/2.8,<br />

1/320 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 250<br />

Verbrannte Erde<br />

Hier verwendete ich unser<br />

Esszimmerfenster als Lightbox.<br />

Das Blatt war innen auf dem<br />

Glas fi xiert. Das Foto brauchte<br />

eine lange Belichtung, doch alle<br />

Details sind schön zu erkennen.<br />

Canon EOS 5D MkI, Sigma 105<br />

mm f/2.8 Makroobjektiv, 30<br />

Sekunden bei Blende f/26, und<br />

ISO 50<br />

Tutti Frutti<br />

Das Bild entstand in einem Park. Es war<br />

windig, scharfe Fotos des Herbstlaubs kamen<br />

nicht infrage, also benutzte ich eine lange<br />

Verschlusszeit, um die Blätter zu verwischen.<br />

Canon EOS 1Ds MKII, 70-200 mm f/2.8, 1/20<br />

Sekunde bei Blende f/4 und ISO 50<br />

Goldener Ahorn<br />

Bei Westonbirt Arboretum<br />

stehen ein paar der schönsten<br />

Ahornbäume des Landes. Das<br />

Foto entstand mit weit offener<br />

Blende und kurzer Verschlusszeit<br />

zwecks geringer Tiefenschärfe.<br />

Canon EOS 1Ds MkII, 70-200 mm<br />

f/2.8, 1/400 Sekunde bei Blende<br />

f/2.8 und ISO 100<br />

Abendlicher Glanz<br />

Ich hatte dieses Buchenwäldchen auf einem Spaziergang mit<br />

meinem Hund Stan bemerkt. Ich kehrte zurück an einem der<br />

Abende, als das Licht seinen für die Jahreszeit charakteristischen<br />

goldenen Glanz angenommen hatte.<br />

Canon EOS 1Ds MkII, 50 mm f/1.8, 1/20 Sek. bei Blende f/16, ISO 50<br />

Waldfeuer<br />

Ahorn bei Westonbirt<br />

Arboretum. Die gedrängte<br />

Perspektive des Teleobjektivs<br />

hielt den Hintergrund unscharf<br />

und erlaubte eine kurze<br />

Verschlusszeit.<br />

Canon EOS 1Ds MkII, 70-200<br />

mm f/2.8, 1/1250 Sekunde bei<br />

Blende f/2.8 und ISO 100<br />

Heimweg<br />

Es war in einem in der Nähe<br />

befi ndlichen Waldgebiet. Obwohl<br />

es ein heller Tag war, benutzte<br />

ich ein Stativ, weil ich ein<br />

Teleobjektiv brauchte, um die<br />

Perspektive zu komprimieren.<br />

Canon EOS 1Ds MKII, 70-200 mm<br />

f/2.8, 1 Sekunde bei Blende f/22<br />

und ISO 50<br />

Grasteppich<br />

Ich halte viel davon, die Natur zu Fuß<br />

zu erkunden. In diesem Tannenwald in<br />

Schottland war es ziemlich dunkel, doch<br />

da war dieses unglaublich intensiv gelbe<br />

Gras. Das Foto brauchte eine sehr lange<br />

Belichtung, doch das Ergebnis kann sich<br />

sehen lassen.<br />

Canon EOS 1DS MkII, 24-70 mm f/2.8, 15<br />

Sekunden bei Blende f/22 und ISO 50<br />

Herbstregen<br />

Die Kamera wurde hier<br />

absichtlich bewegt. Ich<br />

verwendete eine kleine<br />

Blende, um zu einer<br />

langen Verschlusszeit zu<br />

gelangen.<br />

Canon EOS 5D MkII,<br />

45 mm TSE f/2.8, 0,4<br />

Sekunden bei f/22 und<br />

ISO 100<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 29


Herbstfarben einfangen<br />

SAISON<br />

WECHSEL<br />

<strong>Fotografie</strong>ren im Herbst ist in vieler Hinsicht einfach: Helle Farben<br />

überall, wunderbares Licht morgens und abends, fotogenes Wetter.<br />

Sie brauchen eigentlich nur in den nächsten Park zu gehen. Holen<br />

Sie sich hier ein paar Anregungen für inspirierende Herbstausflüge<br />

in die Natur.<br />

Text: Will Cheung / Fotos: diverse Fotografen<br />

Für Fotografen ist der Herbst die einfachste<br />

und auch die aufregendste Jahreszeit.<br />

Doch Sie müssen hinausgehen, sobald<br />

die Bedingungen richtig sind. Warten<br />

Sie nicht so lange, bis das Wetter sich<br />

vollständig geändert hat und das Laub<br />

schon am Boden liegt. Das Schöne am<br />

Herbstwetter sind die vielen malerischen<br />

Motive, denen Sie sich zuwenden können.<br />

Wenn Sie den weiteren Horizont lieber<br />

mögen, sind Herbstlandschaften das<br />

Richtige für Sie, oftmals verschönert durch<br />

Dunst und Nebel, die Ihren Bildern eine<br />

außergewöhnliche Atmosphäre verleihen.<br />

Wenn die Sonne sich sehen lässt, sorgt der<br />

flache Lichteinfallswinkel für ein Licht von<br />

besonderer Wärme, das Texturen, Details<br />

und Farben betont.<br />

30 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Herbstfarben einfangen<br />

© STEVE GOSLING<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 31


Herbstfarben einfangen<br />

Impressionistisch<br />

sollte es sein, also zog<br />

Steve Gosling eine<br />

Duschhaube über das<br />

Objektiv seiner Canon<br />

G9 und bewegte die<br />

Kamera während der<br />

0,8 Sekunden langen<br />

Belichtung.<br />

© STEVE GOSLING<br />

32 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Herbstfarben einfangen<br />

© WILL CHEUNG<br />

Oben: Die Zoom-Explosionstechnik passt zu herbstlichen Szenen. Diese Aufnahme entstand mit einer auf einem Stativ montierten Canon EOS 20D mit dem Tamron 11-18-mm-<br />

Zoomobjektiv. Das Objektiv wurde wurde während der 3,2 Sekunden langen Belichtung den halben Weg eingezoomt.<br />

Auch bei schlechtem Wetter gibt<br />

es sehr viele Motive, und das Licht ist<br />

oftmals genau richtig für Nahaufnahmen.<br />

Denken Sie beispielsweise an Pilze und<br />

andere saisonale Pfl anzen. Wenn Sie<br />

Ihre Aufnahmen genauer steuern wollen,<br />

nehmen Sie Symbole der herbstlichen Natur<br />

mit nach Hause und fotografi eren Sie sie<br />

dort. Doch ganz gleich, wie Sie es anstellen:<br />

Das Potenzial an Motiven ist enorm. Wie<br />

so oft ist auch hier unkonventionelles<br />

Denken der Schlüssel zum Erfolg. Die hier<br />

beschriebenen Ideen sind eine Mischung<br />

aus Altem und Neuem. Alle haben mit<br />

Bildkomposition zu tun. Das heißt, der<br />

Schwerpunkt liegt darauf, wie das Motiv in<br />

der Kamera eingefangen wird, weniger auf<br />

der Nachbearbeitung am Computer.<br />

Der Herbst ist die Zeit für Experimente<br />

mit Verschlusszeiten, insbesondere mit<br />

Langzeitbelichtungen. Wenn Sie über<br />

einen „Big Stopper“, einen extrem starken<br />

Graufi lter verfügen, können Sie Aufnahmen<br />

mit mehreren Minuten Belichtung schießen.<br />

Sie müssen nur dafür sorgen, dass der<br />

Kameraakku voll ist, und Sie brauchen ein<br />

Stativ. Zweige, Blätter und alles, das sich<br />

bewegt, verschwimmen, während ruhende<br />

Elemente Ihrem Bild Stabilität und Ausdruck<br />

verleihen. Dieser Effekt kann wundervoll<br />

aussehen, besonders an windigen Tagen,<br />

„Zoom-Explosionen” waren der letzte Schrei in den 80er Jahren, als<br />

die Zoom-Objektive den Markt eroberten. Leider wurde der Effekt<br />

damals genauso überstrapaziert wie schon seinerzeit die Zeitlupe im<br />

Kinofilm.<br />

wobei fl ach einfallendes Licht oft besser ist,<br />

weil es dann einfacher ist, den Kontrast zu<br />

steuern.<br />

„Zoom-Explosionen” waren der letzte<br />

Schrei in den 80er Jahren, als die<br />

Zoom-Objektive den Markt eroberten.<br />

Leider wurde der Effekt damals genauso<br />

überstrapaziert wie seinerzeit die Zeitlupe<br />

im Kinofi lm. Irgendwann wurde es<br />

unerträglich. Im Übrigen ist der Effekt sehr<br />

einfach und realistisch mit Photoshop zu<br />

simulieren. Doch angesichts der heutigen<br />

Digitaltechnik ist es vielleicht doch an der<br />

Zeit, erneut damit zu experimentieren. Es<br />

gibt mehrere Möglichkeiten, den Effekt<br />

mit der Kamera herbeizuführen. Hier ein<br />

Vorschlag: Montieren Sie die Kamera auf<br />

ein Stativ, und stellen Sie die kleinste<br />

Blendenöffnung und den kleinsten ISO-<br />

Wert ein. Mit ein bisschen Glück führt<br />

allein das schon zu einer Belichtung von<br />

mehreren Sekunden. Falls nicht, verwenden<br />

Sie einen Pol-Filter oder einen Graufi lter,<br />

um eine Belichtungszeit von etwa vier<br />

Sekunden zu bekommen. Jetzt lösen Sie<br />

aus, vorzugsweise mit einem Fernauslöser,<br />

zählen bis zwei und drehen den Zoomring,<br />

langsam und gleichmäßig. Versuchen Sie<br />

beides, einzoomen und auszoomen. Erreicht<br />

werden soll eine Balance aus Schärfe und<br />

Verwischung. Die Schärfe resultiert aus der<br />

ersten Hälfte der Belichtungszeit. Variieren<br />

Sie, indem Sie den Zoom früher oder später<br />

einsetzen.<br />

Zoom-Explosionen funktionieren am<br />

besten mit farbigen Objekten, Herbstlaub<br />

beispielsweise.<br />

Absichtliches Bewegen der Kamera<br />

ist eine andere Aufnahmetechnik, die<br />

mit langen Belichtungszeiten arbeitet.<br />

Sie kann kombiniert werden mit einer<br />

Zoom-Explosion.<br />

Bei dieser Aufnahmetechnik gibt es zwei<br />

Möglichkeiten: Entweder Sie fotografi eren<br />

aus der Hand und nehmen dabei<br />

unbeabsichtigte Extra-Drehungen in Kauf,<br />

oder Sie benutzen ein Stativ, idealerweise<br />

mit kardanisch aufgehängtem Kopf und<br />

versuchen während der Aufnahme einen<br />

gleichmäßigen vertikalen oder seitlichen<br />

Schwenk.<br />

Variieren Sie die Verschlusszeit, um<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 33


Herbstfarben einfangen<br />

© MARK SUNDERLAND<br />

Lochkamera-Tricks<br />

Es mag anachronistisch sein, eine moderne,<br />

teure Digitalkamera in eine Lochkamera zu<br />

verwandeln, aber die Bilder können sich<br />

wirklich sehen lassen. Bohren Sie ein kleines<br />

Loch in eine Gehäuseschutzkappe. Montieren<br />

Sie die Kappe anstelle des Objektivs am<br />

Kameragehäuse. Das wär’s. Benutzen Sie<br />

ein Stativ und belichten zwei, vier, acht und<br />

sechzehn Sekunden. Sie werden den Bogen<br />

für unterschiedliche Lichtverhältnisse bald<br />

raus haben. Da das Loch eine winzige Blende<br />

darstellt, werden Sie feststellen, dass auch<br />

das winzigste auf dem Sensor befi ndliche<br />

Staubkorn auf dem Foto zu sehen ist. Das gibt<br />

Ihnen die schöne Gelegenheit, Ihre Fertigkeiten<br />

der Nachbearbeitung am Computer zu<br />

perfektionieren.<br />

Fertige Lochkameras für Kleinbild- und<br />

Mittelformatfi lm können Sie hier bestellen:<br />

www.optical-systems.com<br />

© WILL CHEUNG<br />

Oben: Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D mit<br />

24-105-mm-Zoom. Die Kamera wurde währende der<br />

Belichtung von 1/4 Sekund schnell von oben nach unten<br />

bewegt .<br />

unterschiedliche Effekte auszuprobieren.<br />

Generell werden Sie bessere Ergebnisse<br />

erhalten, wenn sich die Kamera beim<br />

Auslösen bereits bewegt, denn dann ist<br />

das Bild von Kante zu Kante gleichmäßig<br />

verwischt. Beginnen Sie mit 1/8 Sekunde,<br />

und verlängern Sie Schritt für Schritt die<br />

Verschlusszeit. Motive mit schwachem<br />

Kontrast eignen sich besser als solche<br />

mit starkem Kontrast. Digitalkameras, die<br />

Mehrfachbelichtungen ermöglichen, sind<br />

relativ rar, sodass diese Technik nicht mit<br />

allen Modellen funktioniert.<br />

Selbstverständlich können Sie ganz<br />

ähnliche Effekte auch durch Manipulation<br />

von Ebenen in Photoshop erreichen.<br />

Analoge Spiegelrefl exkameras mit manueller<br />

Filmrückspulung eignen ebenso gut für<br />

Mehrfachbelichtungen, auch wenn keine<br />

spezielle Funktion dafür vorhanden ist. Bei<br />

Modellen mit automatischer Rückspulung<br />

können Sie den gesamten Film erneut laden<br />

und die zweite Belichtungsreihe über die<br />

Erste legen.<br />

Bei einer modernen Kamera können<br />

Sie festlegen, wie viele Belichtungen<br />

Digitalkamers, die<br />

Mehrfachbelichtungen<br />

ermöglichen, sind relativ rar,<br />

sodass diese Technik nicht mit<br />

allen Modellen funktioniert.<br />

34 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Herbstfarben einfangen<br />

Eisige Kleinode<br />

Herbstmotive können Sie auch zuhause im<br />

improvisierten Studio fotografi eren, wo Sie die<br />

vollständige Kontrolle über das Licht haben –<br />

und mehr Zeit.<br />

Legen Sie beispielsweise ein paar Blätter<br />

Herbstlaub auf einen Glasteller und stellen ihn<br />

über Nacht ins Eisfach. Am nächsten Morgen<br />

fotografi eren Sie die auftauenden Blätter.<br />

Es ist eine sehr einfache Technik, aber die<br />

Beleuchtung muss stimmen. Das Einfachste<br />

ist, den Glasteller etwas erhöht zu platzieren<br />

– stellen Sie ihn beispielsweise auf drei<br />

Radiergummis – und ein weißes Blatt Papier<br />

darunter zu schieben. Beleuchten Sie das<br />

Ganze mit einer beliebigen Lampe. Wenn Sie<br />

nun noch die Kamera auf ein Stativ montieren<br />

und von oben fotografi eren, können Sie auch<br />

mit langen Verschlusszeiten arbeiten. Denken<br />

Sie an den Weißabgleich, damit die Farben<br />

neutral bleiben.<br />

© WILL CHEUNG<br />

Rechts: <strong>Fotografie</strong>rt mit Canon EOS 1n mit 20-35-mm-<br />

Objektiv, 1/4 Sekunde bei Blende f/22. Der Eiseffekt<br />

wurde durch Vaseline auf dem 81A-Filter erzielt.<br />

übereinander erfolgen sollen und ob deren<br />

Intensität automatisch geregelt werden soll,<br />

oder nicht. Benutzen Sie die Automatik,<br />

denn die sorgt für eine gleichmäßige Dichte<br />

des aus mehreren übereinander gelegten<br />

Fotos bestehenden Bildes. Wenn sie aber<br />

beispielsweise ein zweites Motiv über einen<br />

schwarzen Bereich des ersten legen wollen,<br />

schalten Sie die Automatik besser aus.<br />

Probieren Sie verschiedene Techniken<br />

der Mehrfachbelichtung. Sie können<br />

beispielsweise eine Serie aufnehmen,<br />

indem Sie die Kamera für jedes Einzelbild<br />

etwas um die Längsachse des Objektivs<br />

drehen. Eine andere Aufnahmetechnik<br />

besteht darin, dasselbe Motiv von<br />

demselben Kamerastandpunkt aus mit<br />

unterschiedlichen Zoom-Einstellungen zu<br />

fotografi eren, wobei sie bei jeder neuen<br />

Einstellung die Schärfe überprüfen. Der<br />

Effekt ähnelt dem bei der Zoom-Explosion.<br />

Eine weitere Methode ist, zwei Fotos<br />

aufzunehmen, eines mit normaler Schärfe,<br />

das andere absichtlich unscharf. Wenn Sie<br />

es richtig machen, bekommen Sie sehr<br />

schöne Halo-Effekte. Sie können auch<br />

mit unterschiedlichen Fokussierpunkten<br />

experimentieren.<br />

Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten.<br />

Vaseline auf einem Skylight-Filter<br />

beispielsweise gibt einem Motiv einen<br />

träumerischen Charakter. Oder spannen<br />

Sie einen Bogen Pergamentpapier über<br />

das Objektiv und stechen mit dem Finger<br />

ein Loch in die Mitte. So erhalten Sie einen<br />

scharfen Bereich in der Mitte des Bildes,<br />

der von Unschärfe der Ränder umgeben ist.<br />

Oder hauchen Sie das Objektiv an und<br />

fotografi eren Sie, während die Feuchtigkeit<br />

verdunstet. Denken Sie unkonventionell.<br />

© STEVE GOSLING<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 35


Langzeitbelichtung<br />

36 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Langzeitbelichtung<br />

Seeblick<br />

Ein konkretes Fotoprojekt eignet sich sehr gut, die eigene<br />

<strong>Kreativ</strong>ität zu entwickeln. Halten Sie sich an ein<br />

bestimmtes, selbstgewähltes Thema und fotografieren<br />

es bei jeder sich bietenden Gelegenheit: Selbstporträts,<br />

Panoramen, Langzeitbelichtungen. Finden<br />

Sie etwas, zu dem Sie leichten Zugang haben, und<br />

fangen Sie einfach an. Sie werden erstaunt sein, zu<br />

welchen Ergebnissen es führt.<br />

Keith Aggetts vielfältiges Portfolio<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 37


Langzeitbelichtung<br />

38 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Langzeitbelichtung<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 39


Langzeitbelichtung<br />

40 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Langzeitbelichtung<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 41


Langzeitbelichtung<br />

Ort: Teignmouth, aufgenommen mit Nikon D7000, Nikon D300<br />

Strand-<br />

Panoramen<br />

Wenn man direkt am Meer wohnt, kommt keine Langeweile auf. Es gibt<br />

jede Menge Anregungen für persönliche Fotoprojekte.<br />

Text: Charlotte Griffiths / Fotos: Keith Aggett<br />

Ein persönliches Fotoprojekt ist<br />

eine gute Übung, fotografi schkreativ<br />

und handwerklichtechnisch<br />

up-to-date zu<br />

bleiben. Jeden Tag bieten sich<br />

Ihnen unendlich viele Motive. Wenn<br />

Sie versuchen, all die unterschiedlichen<br />

Genres der Fotografi e abzudecken,<br />

werden Sie sehr lange brauchen, bis<br />

Sie Ihr Talent und eine gewisse Routine<br />

entwickelt haben, mit denen Sie Ihre<br />

Szenen aufnehmen. Wesentlich besser<br />

ist es, sich auf ein paar überschaubare<br />

Themen zu konzentrieren. In Keith Aggetts<br />

Fall ist das Meer vor seiner Haustür eines<br />

seiner Motivthemen, wobei er sich auf<br />

Langzeitbelichtungen in Schwarzweiß<br />

spezialisiert hat. Wenn auch Sie eine<br />

solche Nische für sich gefunden haben,<br />

bedeutet das, dass Sie immer ein Thema<br />

haben, an dem Sie arbeiten können. Und<br />

Sie werden lernen, worauf es ankommt,<br />

wenn Sie wirklich brillante Bilder zu ihrem<br />

Thema produzieren wollen. Wie überall<br />

macht auch hier die Übung den Meister.<br />

Keith Aggett begann vor etwa<br />

fünf Jahren ernsthaft zu fotografi eren, als<br />

er seine Kamera mitnahm, wenn er eine<br />

andere Freizeitbeschäftigung betrieb:<br />

Angeln. „Ich hatte immer eine Kamera<br />

dabei, um meinen Fang zu dokumentieren“,<br />

sagt er, „aber ich stellte fest, dass ich sie<br />

mehr dazu benutzte, Sonnenauf- und<br />

Untergänge zu fotografi eren. Irgendwann<br />

wurde das Fotografi eren dann für mich<br />

interessanter als das Angeln“, erklärt er.<br />

„Als Karpfenangler saß ich manchmal<br />

stundenlang hinter meinen beiden<br />

Angelruten, und eines Morgens wachte<br />

ich auf und sah oben auf jeder Rute<br />

einen Eisvogel sitzen. Das war ein so<br />

ungewöhnliches Bild, dass ich zur Kamera<br />

griff und den Moment festhielt. Während des<br />

ganzen Tages schaute ich mir dann immer<br />

wieder dieses Foto an, es war interessanter<br />

als die Fotos von meinem Fang. Dieses<br />

Erlebnis brachte mich zur Fotografi e.<br />

Heute mit 42, verheiratet, vier<br />

Kinder und Zwillinge unterwegs, lebt Keith<br />

in Newton Abbot in Devon. Er beschreibt<br />

seinen Wohnort als „fünf Minuten von<br />

„Schwarz und Weiß<br />

sind ohne Zweifel die<br />

Farben der Wahl für<br />

Langzeitbelichtungen.<br />

Alles sieht stilvoll und<br />

unkompliziert aus. Andere<br />

Farben würden nur<br />

ablenken, geradezu eine<br />

Barriere aufbauen, die<br />

verdecken würde, was Sie<br />

wirklich sehen könnten.“<br />

der Küste“ – ein Faktor, der zweifellos zu<br />

seiner <strong>Spezial</strong>isierung beitrug. Vor Kurzem<br />

hat er sich eine Nikon D7000 angeschafft,<br />

nachdem er festgestellt hatte, dass der<br />

Schritt von seiner bisherigen D300 zur<br />

D7000 ihm die Aufl ösung bieten würde,<br />

die er sich für seine Art Fotos wünschte.<br />

Ein Freund machte den passionierten<br />

Autodidakten eines Tages auf die<br />

samtweichen Schwarzweiß-Aufnahmen<br />

aufmerksam, die er in einem Fotomagazin<br />

gefunden hatte. „Das weiße Wasser,<br />

lange Refl exionen und die verwischten<br />

Wolken beeindruckten mich stark, und<br />

ich hatte mein spezielles Motiv gefunden.<br />

Nach nunmehr fast drei Jahren habe ich<br />

immer noch Freude daran”, sagt Keith.<br />

Seine Zeit ist oft begrenzt, wenn<br />

er zum Fotografi eren loszieht, und so plant<br />

er seine Routen mit Google Maps, um<br />

neue abgelegene Stellen an der Küste zu<br />

fi nden: „Dann geht es frühmorgens raus,<br />

und ich konzentriere mich darauf, ein gutes<br />

Bild nach Hause zu bringen. Wenn ich<br />

genug Zeit habe, fahre ich einfach los und<br />

versuche etwas zu fi nden, das sich lohnt,<br />

in ein Motiv verwandelt zu werden.”<br />

Ganz gleich ob in bekanntem Revier oder<br />

in unbekannten Gefi lden: Keith versucht<br />

immer, so viel offenes Meer wie möglich<br />

in seinen Bildern zu zeigen. Den Blick<br />

des Betrachters ablenkende Landmassen<br />

versucht er aus dem Bildausschnitt<br />

heraus zu halten. Der surreale Effekt von<br />

Fotos mit Langzeitbelichtungen ist es, der<br />

diesen Fotostil für ihn interessant macht.<br />

„In einer guten Langzeitaufnahme führen<br />

starke Linien das Auge durchs Bild”, sagt<br />

Keith. „Weiches Licht, die grau-weiße See,<br />

unterschiedliche Töne in einem bleiernen<br />

Himmel – wenn ich diese Elemente<br />

richtig zusammen bekomme, dann habe<br />

ich die Grundlage für ein gutes Bild.“<br />

In seiner Fototasche hat Keith einen<br />

Kabel-Fernauslöser, denn er verwendet die<br />

Einstellung „B“ für die Belichtung seiner<br />

Fotos; außerdem zwei Sigma-Objektive,<br />

ein 10-20 und ein 17-70 Millimeter sowie<br />

eine Auswahl von weichen Verlaufsfi ltern.<br />

„Ich verwende ausschließlich weiche<br />

Verlaufsfi lter, weil ich weiche Übergänge<br />

schöner fi nde. Die befestige ich mit UHU<br />

White Tack – ich bin kein Freund von<br />

Filterhaltern“, verrät er.<br />

Zur weiteren Standardausstattung<br />

gehören für ihn zwei Graufi lter 110<br />

und 106, Reinigungsfl üssigkeit und ein<br />

Reinigungstuch sowie für den Fall der Fälle<br />

eine Ersatzspeicherkarte.<br />

Abgesehen von seiner besonderen<br />

Ausrüstung setzt Keith natürlich seine<br />

detaillierte Ortskenntnis und Erfahrung ein.<br />

„Alle meine Bilder entstehen auf der Basis<br />

meiner Kenntnis der Lichtverhältnisse<br />

an den Örtlichkeiten, die ich in den<br />

vergangenen Jahren bereits gesehen<br />

habe“, sagt er.<br />

„Teignmouth steht ganz oben auf der<br />

Liste meiner bevorzugten Locations. Da<br />

kann ich immer hinkommen und sicher<br />

sein, dass ich mit wenigstens einem Bild<br />

zurückkomme, mit dem ich zufrieden bin.<br />

Ich wohne nur ein paar Minuten entfernt<br />

und deswegen kenne ich die Gegend<br />

wie meine Hosentasche. Die Küste dort<br />

ist übersät mit potenziellen Motiven. Ich<br />

schieße ausschließlich im manuellen<br />

Modus, und meistens ist die Belichtungszeit<br />

schon beim ersten Mal ziemlich nah an<br />

dem Wert, der nötig ist. Falls nicht, regele<br />

ich nach und wiederhole die Aufnahme.“<br />

Keiths bervorzugte Wetterbedingungen<br />

sind bewölkter Himmel und ein starker<br />

42 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Langzeitbelichtung<br />

Die Geschichten hinter den Bildern<br />

Wind, der die Wolken treibt, durch die<br />

ab und an ein Sonnenstrahl fällt. „Ich<br />

lebe hier und habe schon alles Mögliche<br />

an Wetterkonstellationen gesehen”, sagt<br />

er, „ am Besten ist es frühmorgens vor<br />

Sonnenaufgang im Herbst, das ist mir die<br />

liebste Jahreszeit, denn da gibt es großartige<br />

Wolkenformationen und ein weiches Licht.”<br />

Die Ergebnisse von Keiths Fotostreifzügen<br />

kommen immer in Schwarzweiß.<br />

„Schwarzweiß sind ohne Zweifel die<br />

‚Farben’ der Wahl bei Langzeitbelichtungen.<br />

Mir gefällt der künstlerische Eindruck.<br />

Alles sieht stilvoll und unkompliziert aus.<br />

Farben würden nur ablenken, geradezu<br />

eine Barriere aufbauen, die verdecken<br />

würde, was Sie wirklich sehen könnten.“<br />

Bei den seltenen Gelegenheiten, in<br />

denen er Farbabzüge macht, ist immer<br />

noch der schnörkellose, einfache Stil<br />

erkennbar. „Ich mag dieses minimalistische<br />

Aussehen eines Fotos, egal ob Farbe oder<br />

Schwarzweiß, und die meisten meiner<br />

Arbeiten sind davon geprägt”, erklärt<br />

er. „Bei mir haben Schwarzweiß und<br />

Farbbilder denselben Stil - Ich bin sehr<br />

genau bei der Bildkomposition und ich<br />

versuche, die Elemente, die ich brauche,<br />

in den Bildauschnitt zu bekommen.”<br />

Keith schießt in Farbe im Raw-Format und<br />

konvertiert seine Bilder mit der Nik Software<br />

Silver Efex Pro in Schwarzweiß. Er fi ndet<br />

nichts dabei, Bildverarbeitungssoftware<br />

einzusetzen, doch er weiß natürlich,<br />

dass manche Dinge am Computer<br />

nicht gemacht werden können. „Es ist<br />

das Digitalzeitalter, und ich verwende<br />

Fotografi e- und Bearbeitungsprogramme<br />

zusammen, um mein Bild so aussehen<br />

zu lassen, wie ich es will. Doch auch die<br />

Grenzen sind mir klar. Photoshop ist ein<br />

mächtiges Werkzeug, aber es wird nie das<br />

produzieren, was ich mit einem Graufi lter<br />

erreiche. Nur so sehen langzeitbelichtete<br />

Bewegungen natürlich aus.“<br />

Keith postet seine besten Bilder auf<br />

seiner Website, was ihm inzwischen<br />

eine treue Fan-Gemeinde eingbracht hat.<br />

Er hofft, dass deren Feedback ihm zu<br />

Anregungen verhilft, seine Arbeit noch<br />

weiter zu verbessern.<br />

Schwermütig<br />

Strandhütten bei Teignmouth Beach, Devon. Ein sehr grauer und windiger<br />

Tag mit dunklen, schnell ziehenden Wolken gibt diesem Bild eine großartige<br />

Stimmung.<br />

Nikon D300, Sigma 17-70 mm f/2.8-4.5 bei 19 mm, 84 Sekunden, Blende f/16,<br />

ISO 200, B+W ND110 Graufi lter, Cokin ND8 weicher Verlaufsfi lter<br />

Flachwasser<br />

Sonnenaufgang am Dawlish<br />

Beach, Devon. Die Ebbe hatte<br />

eingesetzt, und der Meeresboden<br />

wurde im flacher werdenden<br />

Wasser sichtbar.<br />

Nikon D300, Sigma 10-20 mm f/4-<br />

5.6 bei 10 mm, 362 Sek. bei f/16,<br />

ISO 200, B+W ND110 Graufi lter,<br />

Cokin ND8 weicher Verlaufsfi lter<br />

Würfel<br />

Panzersperren bei Poole, Dorset.<br />

Die den Blick ablenkende<br />

Landmasse wurde aus dem<br />

Hintergrund entfernt.<br />

Nikon D7000, Sigma 10-20 mm<br />

f/4-5.6 bei 10 mm, 203 Sekunden,<br />

Blende f/16, ISO 100. B+W ND110<br />

Graufi lter, Cokin ND8 SE Capture<br />

One 6 Verlaufsfi lter<br />

Hingestellt<br />

Paignton Harbour, Devon.<br />

Eine kleine, kaum sichtbare<br />

Hafenmarkierung wird durch<br />

Langzeitbelichtung zum zentralen<br />

Motiv.<br />

Nikon D300, Sigma 17-70 mm<br />

f/2.8-4.5 bei 70 mm, 26 Sekunden,<br />

Blende f/16, ISO 200, B+W ND110<br />

Graufi lter<br />

Freie Sicht<br />

Stuhl am Strand von Dawlish<br />

Beach, Devon. Ein Experiment<br />

mit Langzeitbelichtung einer<br />

vorbereiteten Szene.<br />

Nikon D300, Sigma 17-70 mm<br />

f/2.8-4.5 bei 18 mm, 79 Sekunden,<br />

Blende f/16, ISO 200, B+W ND110<br />

Verlaufsfi lter, Cokin ND8 weicher<br />

Verlaufsfi lter<br />

In der Pipeline<br />

Pipeline am Strand von<br />

Goodrington, Devon, aufgespürt<br />

mit Google Earth. Der Tag bot<br />

genau die richtigen Bedingungen.<br />

Nikon D300, Sigma 10-20 mm<br />

f/4-5.6 bei 20mm, 42 Sekunden,<br />

Blende f/16, ISO 200, B+W ND110<br />

Graufi lter, Cokin ND4 weicher<br />

Verlaufsfi lter<br />

Geräuschlos<br />

Teignmouth Pier, Devon. Die<br />

Wellen brachen sich an der<br />

Seeseite, doch durch die<br />

Langzeitbelichtung wirkt das Bild<br />

trotzdem sehr ruhig.<br />

Nikon D300, Sigma 17-70 mm f/2.8-<br />

4.5 bei 21 mm, 289 Sekunden, f/16,<br />

ISO 200, B+W ND110 Graufi lter,<br />

Cokin ND8 weicher Verlaufsfi lter<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 43


Langzeitbelichtung<br />

44 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Langzeitbelichtung<br />

SCHÖN LANGSAM<br />

Ein Foto ist im Bruchteil einer Sekunde aufgenommen, doch manchmal ist<br />

eine Langzeitbelichtung die Aufnahmetechnik der Wahl. Sekundenlange, gar<br />

minutenlange Belichtung lässt die Welt völlig anders aussehen.<br />

Text: Will Cheung / Fotos: diverse Fotografen<br />

Die meisten Spiegelreflexkameras<br />

arbeiten mit Verschlusszeiten<br />

von 30 Sekunden bis zu 1/4000<br />

Sekunde und B. Die meisten Fotos<br />

werden mit 1/125 oder schneller<br />

geschossen. Doch mit der richtigen<br />

Ausrüstung und Aufnahmetechnik<br />

können Sie sich das Potenzial der<br />

Langzeitbelichtung erschließen.<br />

Langzeitbelichtungen eignen sich<br />

für eine ganze Reihe von Motiven,<br />

besonders wenn Bewegung im<br />

Spiel ist. Das können über den<br />

Himmel ziehende weiße Wolken<br />

sein, fließendes Wasser, Zweige<br />

im Wind oder sich bewegende<br />

Menschen sein. Wir wollen uns<br />

hier auf Bewegungen in der<br />

Landschaft konzentrieren. Bei<br />

gedämpftem Licht oder an trüben<br />

Tagen bekommen Sie schon mit<br />

einem kleinen ISO-Wert und<br />

kleinster Blende Verschlusszeiten<br />

von ¼ oder ½ Sekunde. Das ist<br />

lange genug, um bereits ein Stativ<br />

zu benötigen, aber nicht lange<br />

genug für kreative Bilder, wie<br />

sie Sie auf den vorhergehenden<br />

Seiten von Keith Aggett gesehen<br />

haben. Für diese Art Aufnahmen<br />

brauchen Sie Verschlusszeiten im<br />

Bereich von mehreren Sekunden,<br />

Minuten gar, und solche langen<br />

Belichtungen kann man nur mit<br />

Graufiltern erzwingen. Wenn<br />

Sie nur ein bisschen in die<br />

Welt der Langzeitbelichtung<br />

hineinschnuppern wollen, tut es<br />

ein Pol-Filter mit seinem Faktor<br />

von 2 bis 4 Blendenstufen, doch<br />

der höhere Belichtungsbedarf von<br />

1 oder 2 Stufen ist bescheiden.<br />

Ein achtfacher Graufilter<br />

absorbiert bereits 3 Lichtstufen.<br />

Gegenüber der Belichtung von<br />

½ Sekunde ohne Filter landet<br />

man damit schon bei vier<br />

Sekunden. Das ist schon besser,<br />

aber immer noch nicht genug<br />

für ernsthaftes Arbeiten mit<br />

Langzeitbelichtungen.<br />

Durdle Door, aufgenommen von David Baker mit Canon EOS 5D MkII, Canon 16-35 mm bei 35 mm Brennweite, 1325 Sekunden mit Blende f/13,<br />

ISO 200 und Lee Big Stopper 0.9 Graufilter<br />

© DAVID BAKER<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 45


Langzeitbelichtung<br />

Ohne Okularkappe<br />

Mit Okularkappe<br />

Oben: Dies ist der Formatt-Halter mit eingeschobenem<br />

Pro Stop 10-Filter. Bei Einschubfiltern müssen Sie<br />

darauf achten, dass sie korrekt im Halter einrasten.<br />

Dafür brauchen Sie Graufi lter-Faktoren von<br />

250, 500 oder sogar 1000. Die steigern<br />

die Belichtungszeit um jeweils 8, 9 und 10<br />

Stufen, was in der Praxis bedeutet, dass aus<br />

unserer hypothetischen ¼ Sekunde 60, 120<br />

und 240 Sekunden werden.<br />

Machen Sie sich jedoch darauf gefasst,<br />

dass Ihre ersten Exkursionen mit extremen<br />

Graufi ltern eher enttäuschende Fotos<br />

hervorbringen werden. Das mag an<br />

unausgereifter Aufnahmetechnik liegen,<br />

unpassendem Zubehör oder schlicht falscher<br />

Auswahl der Motive.<br />

Fangen wir also mit der Aufnahmetechnik<br />

an. Es gibt nichts wirklich Schwieriges bei<br />

superlangen Belichtungen, doch Sie müssen<br />

methodisch vorgehen, denn ein Fehler<br />

kostet hier kostbare Zeit. Sorgen Sie dafür,<br />

dass Sie immer genügend Akkuleistung zur<br />

Verfügung haben. Wenn ein Akku Sie in der<br />

fünfzehnten von sechzehnten Minuten im<br />

Stich lässt, ist das äußerst ärgerlich.<br />

Sie müssen die Bildkomposition machen,<br />

scharf stellen und die Belichtung messen,<br />

bevor Sie einen extremen Graufi lter aufs<br />

Objektiv aufschrauben, und dabei dürfen Sie<br />

die Scharfeinstellung und die Zoomstellung<br />

nicht versehentlich ändern.<br />

Die Kamera muss unbedingt auf einem<br />

stabilen Stativ montiert sein, wobei die<br />

Betonung auf „stabil“ liegt. Sie brauchen<br />

ein mittel- bis hochklassiges Modell eines<br />

Die Kamera muss unbedingt auf<br />

einem stabilen Stativ montiert<br />

sein, wobei die Betonung auf<br />

„stabil“ liegt.<br />

Oben: Manche Kameras sind bei sehr langen Belichtungszeiten anfällig für interne Refl exionen. Die Ursache<br />

kann zwischen Spiegelgehäuse und Objektiv mehrfach hin und her geworfenes Licht sein, oder es kann sich<br />

um durch das Sucherokular eingedrungenes Licht handeln. Eigentlich sollte solches Licht den Sensor gar nicht<br />

erreichen können, doch in manchen Fällen geschieht es, und das führt zu dem Effekt, der oben zu sehen ist.<br />

renommierten Herstellers. Alles andere<br />

taugt nicht für Ihren Zweck. Suchen Sie den<br />

Kamerastandort für die Aufnahme sorgfältig<br />

aus. Falls es hell ist oder Sie mit weit offener<br />

Blende arbeiten, kann die Verschlusszeit noch<br />

innerhalb den von der Kamera abgedeckten<br />

30 Sekunden liegen. Dann können Sie einen<br />

AE-Modus verwenden, doch probieren Sie<br />

das vorher aus. Liegt die Belichtungszeit<br />

über 30 Sekunden, was wahrscheinlicher<br />

ist, müssen Sie mit dem Verschluss in der<br />

Betriebsart „B“ fotografi eren, was bedeutet,<br />

dass die Kamera nicht messen kann.<br />

Messen Sie also in einer automatischen<br />

oder manuellen Betriebsart und rechnen Sie<br />

dann den Filterfaktor ein. Eine Smartphone-<br />

App wie „Longtime Exposure Calculator“<br />

oder „ND Calc“ lohnt sich auf jeden<br />

Fall. Sie können sich auch eine Tabelle<br />

machen, in der sich die Belichtungszeit<br />

für jede Blendenstufe verdoppelt. Falls Ihr<br />

Belichtungsmesser Ihnen sagt, Sie brauchen<br />

eine Belichtungszeit von einer Sekunde<br />

dann bedeutet ein zehnstufi ger Graufi lter,<br />

eine Belichtungszeit von etwas über 17<br />

Minuten, entsprechend der quadratischen<br />

Reihe 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128, 256,<br />

512 und 1024 Sekunden, womit Sie bei<br />

17 Minuten und 4 Sekunden sind. Soweit<br />

die Theorie. Beachten Sie, dass extreme<br />

Graufi lter üblicherweise mit Faktoren wie<br />

400, 500 und 1000 bezeichnet werden.<br />

Im Fall von einer Sekunde mit einem<br />

1000x Graufi lter bedeutet das 16 Minuten<br />

und 10 Sekunden Belichtungszeit. Solche<br />

Diskrepanzen sind kein Problem, denn der<br />

46 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Langzeitbelichtung<br />

© Will Cheung<br />

Manchmal werden Sie feststellen, dass eine sehr lange Belichtung<br />

einfach nicht zu einem bestimmten Motiv passen will. Dann kommt<br />

die Szene mit kürzerer Belichtung besser zur Geltung.<br />

prozentuale Unterschied ist klein.<br />

Viele Kameras haben eine<br />

automatische Rauschunterdrückung für<br />

Langzeitbelichtungen, doch die Vorteile<br />

sind nur minimal. Lassen Sie sie besser<br />

ausgeschaltet. Abgesehen davon, einen<br />

schwarzen Bildausschnitt aufzunehmen,<br />

dauert es genauso lange wie das Foto, das<br />

Sie beabsichtigen, und dann werden aus 17<br />

Minuten Belichtungszeit 34 Minuten.<br />

Zum Auslösen brauchen Sie einen<br />

feststellbaren Fernauslöser. Gute Modelle<br />

renommierter Hersteller haben eingebaute<br />

Timer, mit deren Hilfe Sie die Belichtung<br />

kontrollieren können. Mit Velcro-Band<br />

können Sie den Fernauslöser an einem<br />

Stativbein fi xieren.<br />

Manche Kameras habe eine Funktion,<br />

die den Spiegel verriegeln kann, doch wenn<br />

Sie ein paar Sekunden warten, nachdem der<br />

Spiegel aus dem Lichtkanal geklappt wurde,<br />

bevor Sie die Belichtung starten, hat das<br />

denselben Effekt (Spiegelvorauslösung).<br />

Verwenden Sie außerdem die<br />

Okularschutzkappe, falls Ihre Kamera eine<br />

hat. Andernfalls basteln Sie sich eine aus<br />

schwarzer Pappe und Klebeband.<br />

Jetzt sind Sie aufnahmebereit, aber es<br />

lohnt sich immer, alles noch einmal zu<br />

überprüfen, bevor Sie den Auslöser drücken.<br />

Falls Sie etwas Wesentliches vergessen<br />

haben und die Aufnahme ruiniert wird,<br />

hat sich fast immer das Licht verändert.<br />

Manchmal werden Sie auch feststellen, dass<br />

eine sehr lange Belichtung einfach nicht zu<br />

einem bestimmten Motiv passen will. Doch<br />

das ist Erfahrungssache. Generell sollten Sie<br />

eine Szene wählen, die genug „unbewegliche<br />

Masse“ beinhaltet, so dass Sie sie als<br />

Fixpunkt bestimmen können. Bewegungen<br />

darum herum verschwimmen. Einfache,<br />

geradlinige Objekte eignen sich dazu besser<br />

als komplexe Gebilde, aber hier spielen<br />

persönliche Sichtweisen eine große Rolle.<br />

Sie werden auch feststellen, dass bei sehr<br />

kleinen Blendenwerten noch die winzigsten<br />

auf dem Sensor befi ndlichen Staubteilchen<br />

zu sehen sein werden, besonders auf<br />

ruhigen Bereichen wie verwischtem Himmel<br />

beispielsweise.Reinigen des Sensors kann<br />

etwas bringen, doch eine Garantie für die<br />

Lösung des Problems gibt es nicht. Dann<br />

müssen Sie bei der Nachbearbeitung ran.<br />

Wenn Sie erst einmal ein paar<br />

Langzeitbelichtungen gemacht haben und<br />

eine neue Sicht auf die Welt probiert haben,<br />

werden Sie immer mehr Motive erkennen,<br />

die sich für diese Aufnahmetechnik eignen.<br />

Also: Stativ unter den Arm und los geht’s.<br />

Kontakte<br />

Hersteller von Filtern<br />

B+W<br />

www.schneiderkreuznach.com<br />

Cokin<br />

www.cokin.co.uk<br />

Formatt<br />

www.formatt.co.uk<br />

Hama<br />

www.hama.de<br />

Heliopan<br />

www.heliopan.de<br />

Hoya<br />

www.hoyafilter.com<br />

Kood<br />

www.kood-international.com<br />

Lee Filters<br />

www.leefilters.com<br />

LightCraft Workshops<br />

www.lightcraftworkshop.com<br />

Marumi<br />

www.marumi-international.com<br />

Tiffen<br />

www.bandpro.de<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 47


Spuren des Lichts<br />

48 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Spuren des Lichts<br />

Fahrspuren ...<br />

Vehrkehrsnachrichten sind fast immer negativ, doch<br />

heute machen wir eine Ausnahme. Die Nachricht: Wenn<br />

Sie bei Dunkelheit verkehrsreiche Straßen mit langer<br />

Belichtungszeit aufnehmen, bekommen Sie Impressionen<br />

rubinroter, diamantweißer und gelber Streifen, die eine<br />

ganz besondere Stimmung erzeugen – wenn Sie es richtig<br />

machen. Hier zeigen wir Ihnen, wie’s geht.<br />

Es werde Licht - in Andrew Whytes Nachtaufnahmen<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 49


Spuren des Lichts<br />

50 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Spuren des Lichts<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 51


Spuren des Lichts<br />

52 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Spuren des Lichts<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 53


Spuren des Lichts<br />

Ort: Southsea, Hants, aufgenommen mit Nikon D300<br />

Leuchtende<br />

Bewegung<br />

Sie brauchen ein Auto, ein Weitwinkelobjektiv und viel<br />

Vorstellungskraft, wie Andrew Whyte aus Erfahrung weiß.<br />

Text: Charlotte Griffiths / Fotos: Andrew Whyte<br />

Keine Frage, dass die<br />

Digitalfotografi e die Art und<br />

Weise, wie wir fotografi eren,<br />

verändert hat – insbesondere<br />

für Fotografen wie Andrew<br />

Whyte, den die digitale Fotografi e<br />

überhaupt erst in die Lage versetzte,<br />

solche Langzeitbelichtungen zu probieren,<br />

die ihm schon seit über 20 Jahren<br />

vorschweben.Der heute 37-jährige<br />

war von seinem Vater in die Fotografi e<br />

eingeführt worden. Er erinnert sich an<br />

knisternde Lagerfeuer in den 80er Jahren,<br />

bei denen die Funken aus dem trockenen<br />

Brennholz stoben, deren Leuchtspuren<br />

sein Vater mit der Kamera einzufangen<br />

versuchte. „Er wusste, dass es möglich<br />

sein musste, und ich probierte es auch<br />

selbst immer wieder“, sagt Andrew.<br />

„Ich machte Langzeitbelichtungen mit<br />

der analogen Spiegelrefl ex, aber die<br />

Unberechenbarkeit der Ergebnisse und<br />

Probleme mit dem Weißabgleich ließen<br />

alle Versuche scheitern. Die Filme<br />

waren für Tageslicht ausgelegt und bei<br />

Dunkelheit gemachte Bilder hatten immer<br />

einen schauderhaften Orange-Stich.<br />

Man konnte nichts damit anfangen.“<br />

Andrew stieg 2007 von der Analog- auf die<br />

Digitalfotografi e um. Seine erste deraratige<br />

Kamera war die Nikon D80. Er gab damals<br />

seinen Vollzeit-Job auf, um sich um seine<br />

beiden Töchter kümmern zu können.<br />

Gleichzeitig plante er, aus seinem Interesse<br />

an der Fotografi e seinen künftigen Beruf zu<br />

machen. Vier Jahre später verdiente er mit<br />

seinem einzigartigen Fotostil bereits ein<br />

regelmäßiges Einkommen. „Ich befasse<br />

mich sehr viel mit der Fotografi e bei<br />

Nacht. Ich sehe diesen Bereich als Nische<br />

für eine weitgehende <strong>Spezial</strong>isierung“,<br />

sagt er.<br />

Die Digitaltechnik hat das Fotografi eren<br />

bei Nacht inzwischen erheblich erleichtert,<br />

doch die Möglichkeiten der Planung und<br />

Vorbereitung halten sich immer noch in<br />

Grenzen. „Fotos aus dem fahrenden Auto<br />

sind gewissermaßen die Langzeitvariante<br />

der Straßenfotografi e. Normalerweise<br />

haben Sie die Kontrolle über Ihr Motiv.<br />

Doch bei Fahraufnahmen wissen Sie nie<br />

so genau, was man auf dem Bild sehen<br />

„Fotos aus dem fahrenden<br />

Auto sind gewissermaßen<br />

die Langzeitvariante der<br />

Straßenfotografie.<br />

Normalerweise haben Sie<br />

die Kontrolle über Ihr Motiv.<br />

Doch bei Fahraufnahmen<br />

wissen Sie nie so genau,<br />

was man auf dem Bild sehen<br />

wird.“<br />

wird”, weiß Andrew.<br />

Wenn er seine Leuchtspuren aus<br />

dem Auto aufnimmt, verlässt er sich,<br />

was die Motive angeht, weitgehend auf<br />

seinen Spürsinn. Er unterscheidet drei<br />

Aufnahmetechniken: „Erstens: Aus der<br />

Hand, was ich nicht empfehle, aber<br />

manchmal geht es nicht anders. Meine<br />

Aufnahmen des Seitenspiegels sind aus<br />

der Hand geschossen“, verrät er. „Sie<br />

drücken die Kamera gegen das Fenster<br />

und machen kurze Langzeitaufnahmen<br />

mit einer Verschlusszeit von etwa fünf<br />

Sekunden.“<br />

Seine zweite Aufnahmetechnik erfordert<br />

ein in der Mitte hinter den Vordersitzen<br />

befi ndliches Stativ, und bei der Dritten<br />

verwendet er ein mit Saugknöpfen an<br />

der Scheibe zu befestigendes Autostativ,<br />

vorzugsweise das „Fat Gecko“ von Delkin.<br />

Meist verwendet er im Auto das Sigma<br />

10-20-mm-Weitwinkel-Zoomobjektiv,<br />

weil es dem Bild wahlweise sehr viel<br />

Kontext – das Fahrzeuginnere in diesem<br />

Fall – hinzufügen kann, außerdem sorgt es<br />

für effektvolle stürzende Linien.“<br />

Seine ersten Fahraufnahmen machte<br />

Andrew mit dem Kit-Objektiv seiner Nikon<br />

D80. „Die waren schon recht gut, aber<br />

der Blickwinkel war nicht weit genug.<br />

Sie bekommen nicht so viel aufs Bild<br />

und die größere Brennweite verstärkt<br />

Bewegungen, deswegen verliert man<br />

etwas an Bildschärfe“, sagt er. Je größer<br />

die Brennweite, desto mehr scheinen die<br />

Lichter zu vibrieren.“<br />

Um die passenden Örtlichkeiten für<br />

Nachtaufnahmen, insbesondere zum<br />

Fotografi eren von sich bewegenden<br />

Lichtern zu fi nden, braucht es schon das<br />

in der Motivsuche erfahrene Augenpaar<br />

des spezialisierten Fotografen. Andrew<br />

ist deswegen oft abends unterwegs, um<br />

passende Orte zu identifi zieren. „Ich<br />

stelle fest, dass ich immer weiter weg<br />

fahre, manchmal zweieinhalb Stunden<br />

in dieselbe Richtung nur für eine einzige<br />

Nachtaufnahme,“ sagt er.<br />

Doch Sie brauchen nicht nur die<br />

erforderliche Begeisterung. Wer zu<br />

sehr später oder früher Stunde zu<br />

fotografi eren beginnt, braucht auch ein<br />

gerüttelt Maß an Unerschrockenheit.<br />

Denn unausweichlich treffen Sie früher<br />

oder später auch auf unangenehme<br />

Individuen, um die Sie sonst einen Bogen<br />

machen würden. Andrew kann über eine<br />

ganze Reihe solcher Vorfälle berichten.<br />

Er war beispielsweise eines Nachts mit<br />

gleichgesinnten Kollegen unterwegs und<br />

bei der Arbeit, als ein eher unangenehmer<br />

Zeitgenosse auf sie aufmerksam wurde<br />

und sich schnell näherte. „Wir packten<br />

zusammen, so schnell wir konnten, doch<br />

der Typ hatte inzwischen seinen breiten<br />

Ledergürtel mit schwerer Metallschnalle<br />

von der Hose gezogen und versuchte,<br />

damit auf unser Auto einzuschlagen.<br />

Glücklicherweise hatte ich noch nicht alle<br />

meine Aufsteckblitze weggepackt. Als wir<br />

anfuhren, verpasste ich dem Kerl aus dem<br />

offenen Autofenster heraus einen Blitz mit<br />

voller Leistung mitten ins Gesicht. Der<br />

wird fünf Minuten gebraucht haben, bis<br />

er wieder etwas sehen und seinen Gürtel<br />

wieder anziehen konnte“, lacht Andrew.<br />

Hoffen wir also, dass Sie immer heil<br />

nach Hause kommen, denn dort wartet<br />

die Nachbearbeitung der Aufnahmen auf<br />

Sie. Für Andrew ist die Benutzung eines<br />

Computers zur Bildbearbeitung relativ<br />

neu. „Das habe ich zum ersten Mal vor<br />

etwa einem Jahr gemacht, als ich mir<br />

Photoshop angeschafft habe. Bis dahin<br />

habe ich meine Bilder überhaupt nicht<br />

bearbeitet“, verrät er. „Die kamen, so wie<br />

sie waren, direkt aus der Kamera. Das ist<br />

54 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Spuren des Lichts<br />

Die Geschichten hinter den Bildern<br />

so eine Art ungeschriebenes Gesetz in der<br />

Nachtfotografi e und der Lichtmalerei.“<br />

Es waren Andrews kommerzielle<br />

Arbeiten, die es erforderten, dass er sich<br />

mit der Nachbearbeitung seiner Bilder<br />

befassen musste, um die Wünsche<br />

seiner Kunden erfüllen zu können. Doch<br />

die beschränken sich auf recht einfache<br />

Korrekturen. „Ich arbeite mit Ebenen und<br />

verändere die Tonwerte ein wenig. Ich<br />

manipuliere nicht das Motiv oder fabriziere<br />

irgendetwas, dass nicht tatsächlich von<br />

der Kamera eingefangen wurde. Ich gebe<br />

den Bildern einfach nur etwas mehr<br />

Finesse. Die Bilder selbst sind real genug“,<br />

erklärt er.<br />

Inzwischen hat er begonnen,<br />

Komposite-Bilder zu produzieren.<br />

Sie bestehen aus mehreren Fotos,<br />

aufgenommen mit unterschiedlichen<br />

Belichtungen um unterschiedlich<br />

intensive Lichtquellen auszubalancieren.<br />

„Wenn ich eine Lichtquelle mit einer<br />

Helligkeit für Blende f/32 habe, kann ich<br />

nicht eine ganze Stunde warten, bis der<br />

Rest ins Bild kommt. Ich mache dann eine<br />

Aufnahme mit Blende f/32 und greife auf<br />

die Komposite-Technik zurück.“<br />

Andrew ist ein Anhänger des „Training<br />

on the Job“-Prinzips. „Ich denke an<br />

das Endresultat, dass ich erzielen will,<br />

dann recherchiere ich das Notwendige<br />

dazu und probiere aus, wie es im Detail<br />

funktioniert. Solange es keinen Grund<br />

gibt, Informationen anzuwenden, ist<br />

Lernen eine rein akademische Übung.“<br />

Wer mehr über diesen talentierten<br />

Fotografen wissen will und vielleicht auch<br />

Fragen zum Thema hat, besucht am besten<br />

seinen Blog. Doch erwarten Sie nicht alle<br />

Antworten auf einem Silbertablett. „Es ist<br />

unglaublich, wie viele Leute es gibt, die<br />

alles vorgekaut haben wollen“, sagt er,<br />

„ich lasse die technischen Details meist<br />

weg, denn es ist wirklich egal, ob Sie 30<br />

Sekunden mit Blende f/5.6, 15 Sekunden<br />

mit Blende f/4 oder eine Minute mit Blende<br />

f/8 schießen. Nachtaufnahmen sind eine<br />

abstrakte Form der Fotografi e. Suchen<br />

Sie also nicht nach dem technischen<br />

perfekten Weg – machen Sie es so, wie es<br />

sich für Sie richtig anfühlt.<br />

Nah dran<br />

Das längste schnurgerade Straßenstück, das ich kenne. Ich war<br />

froh, dass ich meinen Kabelfernauslöser dabei hatte, sonst wäre<br />

es so dicht am schnell fahrenden Verkehr sehr ungemütlich<br />

geworden.<br />

Shell & Co<br />

DIe unterschiedlichen Farben einer Tankstelle geben<br />

immer ein interessantes Motiv im Vorbeifahren.<br />

Nikon D300 mit Nikon 10,5 mm, 3 Sekunden, Blende<br />

f/10, ISO 200, unbearbeitetes JPEG<br />

Durch die Stadt<br />

Nicht direkt ein Bild im Bild, doch dank<br />

des Spiegels und all dem Glas, dem<br />

farbigen Licht und den Reflexionenein<br />

ungewöhnliches Bild.<br />

Nikon D300 mit Sigma 10-20 mm bei 10<br />

mm, 5 Sek. bei f/10, ISO 200<br />

Straßenkreuzung<br />

Ich wollte die Hektik des Berufsverkehrs einfangen und<br />

wählte meinen Standort nahe eine Bushaltestelle.<br />

Zügig auf dem Dach<br />

Ich wollte immer schon mal die Kamera<br />

auf dem Autodach befestigen. Die<br />

Weihnachtswerbung entlang der Straße<br />

schien mir den Versuch wert.<br />

Nikon D80 mit Sigma 10-20 mm bei 10<br />

mm, 10 Sek. bei f/8, ISO 100<br />

Straßenbahn<br />

Nikon D300, Sigma 20 mm-Objektiv,<br />

5 Sekunden, Blende f/13, ISO 200<br />

Fragmente des Lebens<br />

Fahraufnahmen können nicht geplant werden. Hier<br />

erinnert kaum noch etwas an die reale Welt.<br />

Nikon D80 10,5 mm, 20 Sekunden, Blende f/11, ISO 200<br />

Nadelstreifen<br />

Die blauen Streifen<br />

stammen von LED-<br />

Lichterketten. Wir<br />

fuhren Schritt-Tempo.<br />

Nikon D80, 10-20 mm,<br />

13 Sekunden, Blende<br />

f/9, ISO 200, zwei SB-<br />

800<br />

Einsamer Inselverkehr<br />

Die extrem lange Belichtung zeigt das Ziehen der<br />

Wolken und warf etwas Licht auf die Landschaft.<br />

Nikon D300 mit Nikon AF-S 50 mm, 129 Sekunden,<br />

Blende f/5.6, ISO 400<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 55


Spuren des Lichts<br />

Leuchtspuren<br />

Das die Nächte wieder länger und kühler werden, ist kein<br />

Grund, die Kamera einzumotten. Denn die dunkle Jahreszeit<br />

bietet außergewöhnliche Gelegenheiten zum <strong>Fotografie</strong>ren,<br />

beispielsweise mit Langzeitbelichtungen, die bei Nacht ein<br />

ganzes Kaleidoskop von Farben hervorbringen.<br />

Text: Adam Duckworth / Fotos: diverse Fotografen<br />

Alles was Sie brauchen sind ein<br />

Kamerastandpunkt oberhalb einer<br />

vielbefahrenen Straße, ein stabiles<br />

Stativ und einen Fernauslöser oder den<br />

Selbstauslöser der Kamera. Selbstauslöser<br />

und die meisten kabellosen Fernauslöser<br />

eignen sich, vorausgesetzt, Sie verwenden<br />

eine voreingestellte Verschlusszeit – die<br />

meisten Spiegelreflexkameras erlauben<br />

bis zu 30 Sekunden. Entscheidend für<br />

die Aufnahme von Leuchtspuren ist der<br />

Standort. Die besten Fotos gelingen aus<br />

erhöhter Position, von einer Brücke oder<br />

aus einem mehrstöckigen Gebäude.<br />

Parkhäuser erlauben oft einen<br />

ungehinderten Blick über die Innenstadt.<br />

Straßenkreuzungen sind ein gutes Motiv,<br />

auch Straßen mit leichten Kurven,<br />

andernfalls bilden die Leuchtspuren<br />

auf dem Foto eine gerade Linie, was<br />

unattraktiv ausssieht. Auch ein oder<br />

zwei Gebäude sollten sich im Bild<br />

befinden, idealerweise beleuchtet durch<br />

Flutlicht oder von innen heraus durch die<br />

Zimmerbeleuchtung. Wenn die Uhren auf<br />

Winterzeit zurückgestellt worden sind,<br />

wird in den Büros noch gearbeitet, wenn<br />

es bereits dunkel ist.<br />

56 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Spuren des Lichts<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 57


Spuren des Lichts<br />

Achten Sie bei der Bildkomposition<br />

auf den Winkel der Straße, und stellen<br />

Sie sich vor, wie all die Autoscheinwerfer<br />

zusammen eine sich ständig erneuernde<br />

leuchtende Schlange bilden. Verwenden<br />

Sie sie in der Bildkomposition als<br />

Führungslinien, genau so, wie<br />

Sie Führungslinien auch in der<br />

Landschaftsfotografi e verwenden.<br />

Ein weiterer Gesichtspunkt bei der<br />

Auswahl des Kamerastandorts ist die<br />

Frage, ob sich der Verkehr auf Sie zu<br />

oder von Ihnen weg bewegt, ob sie<br />

also die weißgelben Frontscheinwerfer<br />

oder die roten Rücklichter als Motiv<br />

verwenden wollen. Rücklichter sehen<br />

meist besser aus. Noch besser ist der<br />

Effekt, wenn Sie an einer Kreuzung die<br />

rechts oder links abbiegenden Fahrzeuge<br />

mit eingeschaltetem Blinker ins Bild<br />

bekommen.<br />

Wenn Sie Frontscheinwerfer<br />

aufnehmen wollen, ist es ratsam, einen<br />

erhöhten Standpunkt einzunehmen.<br />

Ist das nicht möglich, sollten Sie auf<br />

jeden Fall vermeiden, dass das Licht der<br />

Scheinwerfer direkt ins Objektiv strahlt.<br />

Halos und andere Refl exionen sind dann<br />

Von vorbeifahrenden Fahrzeugen stammende Vibrationen und<br />

Druckwellen beeinträchtigen die Bildschärfe, besonders dann,<br />

wenn Sie sich auf einer Brücke befinden.<br />

kaum noch zu kontrollieren.<br />

Warten Sie auch nicht, bis es völlig<br />

dunkel ist, denn dann ist der Himmel<br />

auf den Fotos pechschwarz oder<br />

schmutzig braun und die Umgebung<br />

ist in das orangefarbene Licht der<br />

Straßenbeleuchtung getaucht.<br />

Die beste Zeit ist kurz bevor es dunkel<br />

wird. Idealerweise ist noch ein bisschen<br />

blauer Himmel zu sehen, damit die<br />

Straßenlaternen nicht zu sehr dominieren.<br />

All das hängt natürlich auch von der<br />

Jahreszeit ab. Sie sollten die Zeiten des<br />

Sonnenuntergangs kennen, damit Sie<br />

das zur Verfügung stehende Zeitfenster<br />

optimal nutzen können. Die Software „The<br />

Photographer’s Ephemeris“ sagt Ihnen für<br />

jeden Punkt der Erde die genauen Zeiten.<br />

58 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Spuren des Lichts<br />

© WILL CHEUNG<br />

© DAVE BAKER<br />

Aus dem Auto heraus fotografieren<br />

© ADAM DUCKWORTH<br />

Oben: Hazel stand auf dem Bürgersteig, entfernt vom<br />

fließenden Verkehr. Es wurden zwei Blitzgeräte benutzt,<br />

die durch ein PocketWizard Mini/Flex gesteuert wurden.<br />

Belichtung mit 1,3 Sekunden bei Blende f/10 mit 70-<br />

200 mm-Zoomobjetiv bei Brennweite 80 mm.<br />

Oben rechts: Diese Szene entstand mit einer Canon EOS<br />

5D, 17-40 mm f/4 Objektiv bei 27 mm Brennweite mit<br />

8 Sekunden bei Blende f/22 und ISO 100.<br />

Es gibt sie sowohl für den PC als auch als<br />

App für iPhone, iPad, iPod und für das<br />

Android Betriebssystem – herunterzuladen<br />

von http://photoephemeris.com.<br />

Seien Sie mindestens zehn Minuten<br />

früher vor Ort, bevor der Sonnenuntergang<br />

und das Zwielicht einsetzen. Sobald<br />

die Sonne den Horizont berührt, ändert<br />

sich das Licht im Sekundentakt und Sie<br />

sollten die kurze Zeit, bis alle Farbe vom<br />

Normalerweise ist es das Motiv, das sich bewegt,<br />

nicht die Kamera. Wenn Sie Leuchtspuren<br />

erzeugen wollen, muss das nicht so sein.<br />

Montieren Sie stattdessen die Kamera auf<br />

etwas, das sich bewegt, nach vorn gerichtet im<br />

Auto beispielsweise, und drehen Sie ein paar<br />

langsame Runden auf dem verlassenen Parkplatz<br />

eines Einkaufszentrums nach Geschäftsschluss.<br />

Wenn die Ergebnisse Ihre Interesse geweckt<br />

haben, wagen Sie sich in den Straßenverkehr.<br />

Die Kamera muß sicher befestigt sein, und Sie<br />

brauchen jemanden, der fährt, während Sie<br />

sich auf Ihre Motive konzentrieren. Die Kamera<br />

kann unterschiedlich befestigt werden, auf einem<br />

Stativ hinter den Vordersitzen beispielsweise.<br />

So zeigt sie den vollständigen Blick durch die<br />

Frontscheibe. Auch eine Befestigung direkt an<br />

der Frontscheibe ist möglich. Dazu brauchen<br />

Sie ein Autostativ, das mit Gummisaugfüßen<br />

von innen an der Scheibe angebracht wird. Sie<br />

erhalten es im Fachhandel ab etwa 30 Euro.<br />

Wenn Sie nun noch ein Blitzgerät verwenden,<br />

das den Fahrer beleuchtet, denn bekommen Sie<br />

mit einer Langzeitbelichtung scharfe Bilder vom<br />

Innenraum des Fahrzeugs und des Fahrers, der<br />

von Leuchtspuren umgeben ist. Dabei hilft es<br />

der Verkehrssicherheit, wenn Sie ihm nicht direkt<br />

in die Augen blitzen. Zum Auslösen verwenden<br />

Sie einen Fernauslöser, der infrarot- oder<br />

funkferngesteuert sein kann.<br />

Bezugsquellen für Autostative und Fernauslöser:<br />

www.hama.de<br />

www.foto-video-sauter.de<br />

www.wexcameras.de<br />

www.cullmann.de<br />

www.manfrotto.de<br />

www.hapa-team.de<br />

www.meinfoto.com<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 59


Spuren des Lichts<br />

Oben: Aus dem Auto heraus fotografieren kann zu<br />

großartigen Bildern führen. Sie brauchen natürlich einen<br />

Fahrer, damit Sie sich auf Ihre Motive konzentrieren<br />

können. Diese Aufnahme entstand mit einer Nikon D3X<br />

mit 4-24 mm f/2.8-Objektiv bei einer Verschlusszeit von<br />

4 Sekunden bei Blende f/9 und ISO 100.<br />

Rechts: Straßenbeleuchtung fügt Ihren Fotos einen<br />

Farbstich hinzu. Um das zu vermeiden, suchen Sie sich<br />

eine unbeleuchtete Strecke, so dass Sie ausschließlich<br />

die Autoscheinwerfer als künstliche Lichtquelle haben.<br />

Himmel gewichen ist, nutzen.<br />

Ein gutes Stativ ist unerlässlich, denn<br />

die Kamera muss während der Aufnahme<br />

absolut bewegungslos bleiben, sonst<br />

bekommen Sie Doppelbilder oder<br />

Leuchtspuren, die so zitterig sind wie<br />

eine bedenkliche EKG-Kurve. Verwenden<br />

Sie außerdem einen Fernauslöser und<br />

die Spiegelverriegelung der Kamera,<br />

wenn vorhanden. Auch Ihr Standort<br />

hat Einfl uss auf die Qualität Ihrer<br />

Fotos: Von vorbeifahrenden Fahrzeugen<br />

stammende Vibrationen und Druckwellen<br />

beeinträchtigen die Bildschärfe,<br />

besonders dann, wenn Sie sich auf einer<br />

Brücke befi nden. Auch starker Wind kann<br />

zum Problem werden. Geben Sie dem<br />

Stativ zusätzliche Stabilität, indem Sie<br />

ein Gewicht an dem unter der Mittelsäule<br />

befi ndlichen Haken befestigen.<br />

Um den Fernauslöser nicht<br />

herunterhängen und im Wind hin und<br />

her schwingen zu lassen, nehmen Sie<br />

ein paar Zentimeter Klebeband und<br />

befestigen ihn an einem Stativbein. Was<br />

die Kameraeinstellungen betrifft, ist es am<br />

besten, im Raw-Format zu fotografi eren.<br />

Aufgrund der starken Kontraste zwischen<br />

der Straßenbeleuchtung und den<br />

dunklen Bereichen brauchen Sie den<br />

größtmöglichen Dynamikbereich für die<br />

Nachbearbeitung Ihrer Bilder. Auch der<br />

Weißabgleich lässt sich im Raw-Format<br />

anpassen, was zur Farbkorrektur fast<br />

immer notwendig ist. Falls Sie eine für<br />

Tageslicht ausgelegte Voreinstellung<br />

der Kamera verwenden, wird die<br />

Straßenbeleuchtung unangenehm orange<br />

aussehen. Wenn Sie die Einstellung<br />

„Glühbirne“ für den Weißabgleich<br />

verwenden, wird dieser Effekt zwar<br />

unterdrückt, doch dafür handeln Sie<br />

sich womöglich einen nicht minder<br />

unangenehmen Blaustich ein. Der<br />

wiederum kann allerdings auch einen<br />

sehr schönen blauen Himmel erzeugen.<br />

60 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


© Adam Duckworth<br />

© Will Cheung<br />

Es gilt also, unterschiedliche Einfl üsse<br />

auf das Bild abzuwägen.<br />

Wenn Sie sich für das JPEG-Format<br />

entscheiden, sollten Sie den Weißabgleich<br />

manuell vornehmen. Wählen Sie<br />

einfach einen Kelvin-Wert, dessen<br />

Farbtemperatur Ihnen zusagt. Stellen Sie<br />

auch die Verschlusszeit und die Schärfe<br />

manuell ein. Automatikprogramme<br />

funktionieren zwar eventuell auch unter<br />

diesen speziellen Bedingungen, doch der<br />

AF wird vermutlich Probleme bekommen,<br />

weil der Entfernungsmesser bei den<br />

schlechten Lichtverhältnissen keinen<br />

Fixpunkt erkennt. Der Bildstabilisator<br />

sollte übrigens – wie immer bei der Arbeit<br />

mit Stativ – ausgeschaltet sein.<br />

Nun zur Belichtungszeit: Sie<br />

liegt irgendwo zwischen etwa acht<br />

Sekunden und einigen Minuten, je nach<br />

Verkehrsdichte. Den ISO-Wert stellen Sie<br />

auf die kleinste Stufe ein, das ergibt die<br />

beste Bildqualität. Theoretisch wäre auch<br />

die kleinste Blendenöffnung angebracht,<br />

doch in der Praxis bekommen Sie es<br />

dann mit Lichtbeugungseffekten zu tun<br />

und auch die Bildschärfe würde etwas<br />

leiden. Sie können aber auch einen<br />

Graufi lter benutzen und mit größerer<br />

Blende fotografi eren, wobei Sie allerdings<br />

die geringere Tiefenschärfe in Betracht<br />

ziehen müssen.<br />

Machen Sie eine Probeaufnahme,<br />

überprüfen Sie das Histogramm<br />

und ändern Sie die Verschlusszeit,<br />

bis das Ergebnis Ihren Erwartungen<br />

entspricht. Längere Belichtungszeiten<br />

bedeuten natürlich automatisch<br />

mehr Lichtspuren. Wenn Sie über 30<br />

Sekunden hinauskommen, müssen<br />

Sie den B-Modus verwenden, das<br />

heißt, Sie brauchen einen feststellbaren<br />

Fernauslöser.<br />

Da die Kamera im B-Modus die<br />

Belichtungwerte nicht messen kann,<br />

müssen Sie sie auf Basis der Messung<br />

in einer Automatikbetriebsart schätzen.<br />

Wenn beispielsweise zwei Sekunden und<br />

Blende f/2.8 angezeigt werden ergeben<br />

sich 128 Sekunden mit Blende f/22 im<br />

B-Modus.<br />

Manchmal, wenn nicht genug Verkehr<br />

vorhanden ist, bekommen Sie nicht<br />

genug Lichtspuren aufs Bild. Machen<br />

Sie in diesem Fall mehrere Fotos mit<br />

demselben Bildausschnitt und führen Sie<br />

sie später in Photoshop zusammen.<br />

Bei eingeschalteter Rauschunterdrückung<br />

macht die Kamera automatisch<br />

eine zweite Aufnahme. Anhand dieses<br />

Vergleichsfotos, spürt die Kamera<br />

etwaiges Bildrauschen auf und entfernt<br />

es. Das bedeutete allerdings immer eine<br />

Verdoppelung des Zeitbedarfs für jedes<br />

Bild. Bei einer Belichtung von einigen<br />

Minuten bleibt der Nutzen deutlich hinter<br />

diesem Nachteil zurück. Dann entfernen<br />

Sie Bildrauschen besser nachträglich mit<br />

Photoshop.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 61


Winterwunderland<br />

Eislandschaften I<br />

Eindrucksvolle Landschaftspanoramen können Sie auch<br />

in einer Gegend fotografieren, die Sie so gut kennen,<br />

dass sie Ihnen schon wieder langweilig erscheint. Doch<br />

warum nutzen Sie diese Ortskenntnis nicht zu Ihrem<br />

Vorteil: Sie kennen die schönsten Standorte und wissen,<br />

wann das Licht wo am Besten ist.<br />

Ziehen Sie sich warm an für Peter Patersons Portfolio<br />

62 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Winterwunderland<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 63


Winterwunderland<br />

64 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Winterwunderland<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 65


Winterwunderland<br />

Eisberge<br />

Die Berge, Schluchten und Seen Schottlands geben Peter Paterson ständig<br />

neue Anregungen, wie diese perfekt aufgenommenen Winterszenen zeigen.<br />

Text: Lynne Maxwell / Fotos: Peter Paterson<br />

Ort: Tullibody bei Stirling, aufgenommen mit Nikon D700 und Nikon D7000<br />

Als Landschaftsfotograf mit einer Vorliebe<br />

für den Winter ist man in Schottland gut<br />

aufgehoben. Peter Paterson fotografi ert<br />

noch heute die <strong>Landschaften</strong>, in denen<br />

er als einst als Kind aufwuchs und an<br />

Wochenenden mit dem Vater zum Angeln<br />

fuhr. Die Gegend um das wilde unberührte<br />

Rannoch Moor liegt nur 80 Autominuten<br />

von seinem heutigen Wohnort Stirling<br />

entfernt.<br />

„Ich suche regelmäßig die Orte auf, die<br />

ich schon kenne, und je öfter ich das tue,<br />

desto besser kann ich mich auf die dort<br />

herrschenden Bedingungen einstellen und<br />

die besten Lichtverhältnisse abpassen.<br />

Wenn das Wetter zuhause gut ist, dann<br />

ist es auch in Rannock in Ordnung. Es ist<br />

eine sehr fotogene Landschaft, doch das<br />

Licht ist jedes Mal anders und man erkennt<br />

immer neue Perspektiven – genau das ist<br />

es, was ich suche.“<br />

Eines hat sich allerdings geändert:<br />

Der wahrscheinlich meist fotografi erte<br />

Baum Großbritanniens steht nicht mehr.<br />

Er wurde im vergangenen Jahr vom<br />

Sturm entwurzelt. „Da wird es sehr viele<br />

enttäuschte Fotografen geben“, meint Peter.<br />

„Auch ein anderer als Motiv bekannter<br />

Baum, der nur noch die Äste in die Luft<br />

streckte aber keine Blätter mehr trug, hat<br />

den Sturm nicht überstanden.“<br />

Peters Interesse an der Fotografi e<br />

erwachte mit 15 Jahren, als der Kunstlehrer<br />

in der Schule demonstrierte, wie man<br />

einen Film entwickelt. Doch erst als er<br />

bereits Ende 20 war, richtete sich Peter<br />

eine eigene Dunkelkammer ein.<br />

„Heute fotografi ere ich mehr in Farbe<br />

als damals“, sagt er, „und natürlich ist es<br />

viel einfacher, digital zu arbeiten, anstatt<br />

mit Chemikalien zu hantieren und auf<br />

peinlich genaues Einhalten bestimmter<br />

Temperaturen achten zu müssen. Wenn<br />

ich mir eine Szene anschaue, stelle ich mir<br />

trotzdem immer noch vor, wie sie wohl in<br />

Schwarzweiß wirken würde. Meine Abzüge<br />

mache ich übrigens selbst, da kann ich<br />

alles viel besser steuern.“<br />

Peter fotografi ert diese Landschaft nur<br />

noch im Herbst oder Winter. „Im Sommer<br />

haben Sie fast nie das richtige Licht, es sei<br />

denn, Sie stehen sehr früh auf. Aber ich<br />

bin kein Frühaufsteher, und ich halte auch<br />

Im Sommer haben Sie fast<br />

nie das richtige Licht, es<br />

sei denn, Sie stehen sehr<br />

früh auf. Aber ich bin kein<br />

Frühaufsteher und ich halte<br />

auch nichts von der Goldenen<br />

Stunde. Denn auch zu<br />

anderen Tageszeiten können<br />

Sie gute, eindrucksvolle<br />

Bilder machen.<br />

nichts von der Goldenen Stunde. Denn<br />

auch zu anderen Tageszeiten können Sie<br />

gute, eindrucksvolle Bilder machen. Für<br />

das Foto einer Winterlandschaft brauchen<br />

Sie einen schönen, klaren Tag, und Sie<br />

müssen relativ früh vor Ort sein, wegen des<br />

weichen milden Lichts. Schließlich wollen<br />

Sie keine hellen Details überbelichten.<br />

Auch der Nachmittag ist gut, so zwischen<br />

zwei und drei Uhr. Danach wird das Licht<br />

zu schlecht.“<br />

„Leider habe ich schon viele<br />

großartige Motive verpasst, besonders<br />

beim Autofahren. Sie würden gerne<br />

anhalten, können aber nicht. Heute<br />

bin ich pensioniert, aber früher war<br />

ich Wartungstechniker. Ich arbeitete in<br />

Schichten, und oft ging ich gerade ins<br />

Bett, wenn draußen das beste Licht zum<br />

Fotografi eren war.“<br />

Eine perfekte Winterlandschaft braucht<br />

bestimmte Elemente. „Als Erstes muss<br />

Wasser vorhanden sein, denn Wasser<br />

bedeutet Eis, und Eis bedeutet Textur. Mir<br />

ist Raureif am Liebsten. Er legt sich auf<br />

Gras, Büsche und Bäume und gibt der<br />

Landschaft dieses Aussehen, als sei die<br />

Zeit stehen geblieben. Wenn es friert und<br />

sich gleichzeitig Nebel bildet, kommt es zu<br />

diesem Effekt. Deshalb verfolge ich immer<br />

die Wettervorhersage, wenn ich vorhabe,<br />

<strong>Landschaften</strong> aufzunehmen.“<br />

Auch wenn es nicht friert, bevorzugt<br />

Peter Wasser als Motiv in seinen Bildern.<br />

„Ich nehme eine lange Verschlusszeit,<br />

damit ein bisschen Leben in das Wasser<br />

kommt, doch ich mag nicht diese sehr<br />

langen Zeiten, bei denen keine Bewegung<br />

mehr auszumachen ist.“<br />

„Das Wetter ist mir recht gleichgültig,<br />

doch es ist besser, wenn es wechselhaft<br />

ist, weil dann das Licht interessanter wird.<br />

So verbringen Sie denn auch ziemlich viel<br />

Zeit mit Warten, das aber regelmäßig durch<br />

die ortsüblichen Regenschauer aufgeheitert<br />

wird …“<br />

Ein gutes Auge für die Bildkomposition<br />

ist natürlich für jeden Fotografen wichtig,<br />

besonders aber in der Landschaftsfotografi e.<br />

Dazu sagt Peter: „Ich neige dazu, etwas zu<br />

verwenden, das das Auge des Betrachters<br />

in die Landschaft führt. Das können ein<br />

Fluss oder ein paar Felsbrocken sein.“<br />

Kommt er in Versuchung, beispielsweise<br />

solche Steine neu auszurichten, damit sie<br />

besser ins Bild passen? „Nein“, sagt er<br />

entschieden, „an der Landschaft fummle<br />

ich nicht herum, ich nehme sie immer so<br />

auf, wie sie ist. Die Abzüge manipuliere ich<br />

aber sehr wohl, die Details in den Schatten<br />

und die Spitzlichter.”<br />

Wie alle Fotografen, die die maximale<br />

Kontrolle über Belichtung, Weißabgleich,<br />

Farbtiefe etc. haben wollen, fotografi ert auch<br />

Peter im Raw-Format, denn nur dieses enthält<br />

alle Bildinformationen unkomprimiert und<br />

unmanipuliert. Als Fotograf müssen Sie bei<br />

der Nachbearbeitung selbst entscheiden,<br />

welche davon in welchem Umfang genutzt<br />

werden sollen.<br />

„Außer den Führungslinien versuche<br />

ich auch immer, etwas Aufmerksamkeit<br />

Erregendes in den Hintergrund zu<br />

bekommen, das erzeugt optisch mehr<br />

Tiefe. Der Buachaille Etive Mòr – ein<br />

pyramidenförmiger Berg, dessen Name<br />

übersetzt „Der große Schäfer von Etive“<br />

bedeutet – und dessen Umgebung gehören<br />

zu meinen bevorzugten Fotorevieren. Hier<br />

ist es nahezu unmöglich, kein gutes Foto<br />

zu machen, wenn Sie die Gegend kennen.<br />

Es gibt unzählige gute Standorte für die<br />

Kamera, doch einer der besten ist der,<br />

wo man den Fluss mit dem Wasserfall im<br />

Vordergrund hat.“ Peter versucht, die Dinge<br />

so natürlich wie möglich aufzunehmen.<br />

Deswegen benutzt er den Pol-Filter nicht<br />

66 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Winterwunderland<br />

Die Geschichten hinter den Bildern<br />

gerne. „Den verwende ich nur, wenn<br />

ich Refl exionen im Bild habe“, sagt er,<br />

„stattdessen benutze ich Grauverlaufsfi lter,<br />

um den Kontrast zwischen Himmel und<br />

Vordergrund auszugleichen. Je weniger<br />

Glas zwischen mir und dem Motiv ist,<br />

desto besser.“ Auch einen externen<br />

Belichtungsmesser benutzt er nicht.<br />

„Ich verwende nur den kamerainternen<br />

Belichtungsmesser, doch zusätzlich habe<br />

ich eine App für die hyperfokale Distanz auf<br />

dem iPod. Die hyperfokale Distanz ist auf<br />

den meisten Objektiven nicht markiert,<br />

doch sie ist in der Landschaftsfotografi e<br />

entscheidend für den Teil des Bildes, den<br />

Sie scharf eingestellt haben wollen.“<br />

Der Rest von Peters Ausrüstung ist<br />

eher traditionell: eine Nikon D700 plus<br />

eine D7000 als Back-up für den Notfall<br />

und eine Reihe von Nikon-Objektiven.<br />

Dazu gehören ein 14-24mm f/2.8-<br />

Weitwinkelzoom und ein 18-35mm<br />

f/3.5-Zoom sowie ein 70-200mm f/2.8-<br />

Telezoom. „Dann habe ich noch ein<br />

28-300mm f/3.5 Telezoom, das ich<br />

oft benutze, wenn ich nur mit leichtem<br />

Gepäck unterwegs sein will. Ein Manfrotto-<br />

Stativ vervollständigt die Ausrüstung.<br />

Während wir miteinander sprechen,<br />

ist das 28-300-mm-Objektiv zweifellos<br />

schon eingepackt, denn am nächsten<br />

Morgen wird Peter zu einer 18-tägigen<br />

Fotosafari in in die USA fl iegen. Sein Ziel:<br />

der Yellowstone Nationalpark mit seinen<br />

Wäldern, den Canyons, den Geysiren und<br />

dem Supervulkan. „Andere Orte auf seiner<br />

teilweise abgehakten Motiv-Wunschliste<br />

sind Namibia und Island. In Island war<br />

er 2010, während die Aschewolke des<br />

Vulkans mit dem unaussprechlichen<br />

Namen den Flugverkehr der halben Welt<br />

lahmlegte. „Das war fantastisch“, sagt er<br />

heute, „Ich fuhr über 40 Kilometer durch<br />

die Aschewolke, es war pechschwarz da<br />

drin und an Fotografi eren war überhaupt<br />

nicht zu denken. Die Asche lag wie Talkum-<br />

Puder auf dem Boden.“<br />

Zuhause in Stirling arbeitet Peter an neuen<br />

Ideen, beispielsweise dem Einbringen von<br />

Texturen in seine Landschaftsaufnahmen.<br />

Solche Techniken kann man das ganze Jahr<br />

über kreativ einsetzen, nicht nur im Herbst<br />

und Winter.<br />

Rannoch Winterbaum<br />

Der Baum, der nicht mehr da ist. Ich habe mit der Kamera nah am Boden fotografi ert, weil ich den größeren<br />

Felsbrocken unten im Bild und das Buschwerk darüber in einer senkrechten Linie mit dem Baum haben wollte, so<br />

dass der Blick des Betrachters von unten nach oben zum Baum geleitet wird. Uhrzeit: etwa 5.00 Uhr.<br />

Rannoch Sonnenaufgang<br />

Kurz vor Sonnenaufgang an einem kalten Januarmorgen<br />

gab es diese fantastischen Farben, die nur zehn Minuten<br />

zu sehen waren. Die Oberfl ächenstruktur des Eises wirkt<br />

sehr gut.<br />

Nikon D200, Nikon 18-35 mm f/3.5 Objektiv,<br />

2 Sekunden mit Blende f/16<br />

Eisberg<br />

Am Strand von Jokulsarlon in Island. Das Eis ist so komprimiert,<br />

dass es die Farben des Himmels und des Wassers annimmt. Ich<br />

versuchte, die Seeschwalben aus dem Bild herauszuhalten.<br />

Nikon D700, bei ca. 50 mm mit Nikon 24-120 f/4 Objektiv,<br />

1/200 Sekunde bei Blende f/14, Grauverlaufsfi lter<br />

Buachaille Etive Mòr colour (oben rechts)<br />

Das Bild verkauft sich gut, wohl weil manche eine nackte Frau<br />

auf den Felsen liegen sehen... Es ist interessant, wenn man<br />

die Kamera dreht, um andere Perspektiven zu bekommen,<br />

besonder, wenn der Himmel gut ist. Hier habe ich einen Polfi lter<br />

verwendet. Es herrschte eine Temperatur von minus 15 Grad,<br />

deswegen war der Wasserfall eingefroren.<br />

Lochan Rannoch (rechts)<br />

Rannoch gehört zu meinem Leben, seit ich denken kann.<br />

Mein Vater hat mich als Kind immer zum Angeln dort hinauf<br />

mitgenommen.<br />

Rannoch gefroren<br />

Rauhreif, Dunst und die Wolkenformationen am<br />

Himmel werden hier durch den Weitwinkel akzentuiert.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 67


Winterwunderland<br />

68 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Winterwunderland<br />

Eislandschaften II<br />

Klirrende Kälte und eine gleichmäßige Schneedecke<br />

verwandeln eine eigentlich banale Landschaft in ein<br />

wundersames Motiv, das aus einer anderen Welt stammen<br />

könnte.<br />

Text: Will Cheung / Fotos: diverse Fotografen<br />

Die gedämpfte Helligkeit der Tage<br />

in der kalten Jahreszeit eignet sich<br />

hervorragend, um eine Winterlandschaft<br />

ins rechte Licht zu rücken. Haben Sie<br />

ein Auge auf die Wettervorhersage:<br />

Starker Frost, Dunst, Nebel und<br />

natürlich Schnee – all das kann eine<br />

Landschaft sehr fotogen machen. Auch<br />

ein klarer Himmel braucht Sie nicht<br />

zu hindern, den dadurch auftretenden<br />

Blaustich können Sie später in den<br />

Griff bekommen. Wind, peitschender<br />

Regen und grauer Himmel sind da<br />

schon größere Herausforderungen, doch<br />

sie bieten ein erstaunliches, kreatives<br />

Potenzial. Schalten Sie also den<br />

sechsten Sinn des Fotografen ein: den<br />

zum Erkennen eines großartigen Motivs.<br />

Kleiden Sie sich zweckmäßig für Ihre<br />

Winterexpedition: Festes Schuhwerk,<br />

Sonnenuntergang bei Brentor Church/Dartmoor, aufgenommen mit Canon EOS 50D, 17-40 mm-Objektiv mit 17<br />

mm Brennweite, 0,5 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100, Pol-Filter und Grauverlaufsfilter der Stärke 0,6<br />

© GARY KING<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 69


Winterwunderland<br />

Abgesehen von der größeren<br />

Flexibilität des Raw-Formats<br />

hat es sich bewährt, schon bei<br />

der Aufnahme auf möglichst<br />

korrekte Belichtung zu achten.<br />

warme Handschuhe und eine Wollmütze<br />

sind unerlässlich. Eine Schaufel im<br />

Kofferraum, genug zu essen und trinken,<br />

ein Schlafsack, ein voll aufgeladenes<br />

Mobiltelefon und ein voller Benzintank sind<br />

ebenfalls anzuraten, denn so sind Sie für<br />

alle Eventualitäten gerüstet.<br />

Was die konkrete Auswahl des Ortes<br />

angeht, so besteht immer die Versuchung,<br />

sich an den bekannten, touristischen<br />

Aussichtspunkten zu orientieren, doch<br />

das Schöne an der Landschaftsfotografi e<br />

im Winter besteht gerade darin, dass sich<br />

ganz normale, alltägliche Szenen als Motive<br />

für großartige Bilder eignen. Der Park in<br />

der unmittelbaren Umgebung und andere<br />

Örtlichkeiten nahebei sind es wert, unter<br />

diesem Gesichtspunkt neu entdeckt zu<br />

werden. Das gilt besonders bei Schneefall,<br />

denn die weiße Decke verwandelt auch die<br />

banalste Szene in etwas Fotogenes.<br />

Schießen Sie nicht nur Panoramen,<br />

sondern versuchen Sie auch<br />

Detailausschnitte. Ein kleiner<br />

Bildausschnitt, der die Aufmerksamkeit<br />

auf bestimmte Teile einer Szene lenkt, hat<br />

sich dabei bewährt, ganz gleich, welcher<br />

Art das Motiv ist. Hier ist weniger oft mehr,<br />

versuchen Sie deswegen unterschiedliche<br />

Zoomeinstellungen.<br />

Besondere Wetterbedingungen erfordern<br />

Sorgfalt bei der Art und Weise der<br />

Belichtung. Im Raw-Format haben Sie<br />

immer genug Reserven, und Sie können<br />

in den Spitzlichtern und Schatten mit den<br />

Wiederherstellungswerkzeugen arbeiten.<br />

Abgesehen von der größeren Flexibilität<br />

des Raw-Formats hat es sich bewährt,<br />

schon bei der Aufnahme auf möglichst<br />

korrekte Belichtung zu achten. Wenn<br />

Sie im JPEG-Format schießen, ist das<br />

entscheidend, denn wenn Weißabgleich<br />

und Belichtung falsch eingestellt sind, sind<br />

die Möglichkeiten der Nachbearbeitung viel<br />

stärker eingeschränkt als im Raw-Format.<br />

Ein übliches Problem bei Schnee<br />

und Dunst besteht darin, dass der<br />

Belichtungsmesser der Kamera davon<br />

ausgeht, es sei mehr Licht vorhanden, als<br />

tatsächlich der Fall ist. Deswegen werden<br />

Ihre Motive tendenziell unterbelichtet.<br />

Dadurch wirkt der Schnee im Bild fl ach,<br />

und graue und helle, dunstige Bereiche<br />

wirken trübe und bedrückend.<br />

Natürlich variiert der Einfl uss solcher<br />

Effekte je nach Motiv, doch Sie sollten die<br />

Rechts Wenn Ihnen beim Betrachten eines Fotos kalt<br />

wird, dann ist es ein gutes Winterfoto. Canon EOS 5D<br />

MKII, EF 17-40mm f/4L Objektiv, 1/4 Sekunde mit<br />

Blende f/11, ISO 50, Grauverlaufsfilter der Stärke 0,3<br />

70 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Winterwunderland<br />

Aus dem Eisschrank<br />

Wenn Sie keine Zeit haben oder<br />

falls das Wetter wirklich so<br />

miserabel ist, dass man keinen<br />

mehr Hund vor die Tür jagt, können<br />

Sie das Eisfach Ihres Kühlschranks<br />

als Requisite entdecken.<br />

Bestimmte Objekte, in Flüssigkeit<br />

eingefroren, ergeben interessante<br />

Motive. Experimentieren Sie<br />

nicht nur mit den Objekten -<br />

Lebensmittel, Blumen, Zweige,<br />

Gemüse - sondern auch mit<br />

unterschiedlichen Flüssigkeiten:<br />

Mineralwasser, Gelee, farbigem<br />

Wasser etc. Gefrorenes sieht am<br />

besten aus, wenn es von hinten<br />

beleuchtet wird. Ein einzelnes<br />

Blitzgerät hinter dem Motiv reicht<br />

aus. Wahrscheinlich müssen Sie<br />

den Weißabgleich der Situation<br />

anpassen, damit die Farben natürlich<br />

bleiben. Arbeiten Sie schnell<br />

und versuchen Sie möglichst viele<br />

Fotos zu machen, denn das Eis<br />

schmilzt und das Aussehen Ihres<br />

Motivs verändert sich schnell.<br />

Rechts Canon EOS 550D, Sigma 50<br />

mm Makro, 1/320 Sekunde mit Blende<br />

f/5.6 und ISO 400. Unten Olympus<br />

E-510, 35 mm, Blende f/11, ISO 200.<br />

© GARY KING<br />

IMAGES © PHIL NEWELL<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 71


<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong><br />

Besuchen Sie uns auf der Photokina in<br />

Köln vom 18-23 September 2012<br />

Halle 4.1 / Stand G31<br />

www.digitale-fotografie-magazin.de


Winterwunderland<br />

© DREW BUCKLEY<br />

Es lohnt sich, Isolierschläuche aus<br />

Schaumstoff, wie sie für Heizungsrohre<br />

verwendet werden, an den Stativbeinen<br />

anzubringen, sie sind dann in der Kälte<br />

wesentlich angenehmer zu handhaben.<br />

Belichtungswerte genau im Auge behalten<br />

und unter Umständen gegensteuern.<br />

Weißeren Schnee und helleren Dunst<br />

bekommen Sie mit ein wenig mehr<br />

Belichtung, 0,7 oder 1 Stufe machen hier<br />

einen großen Unterschied.<br />

Verlaufsfi lter helfen, wenn der Kontrast<br />

zwischen Vordergrund und Himmel zu groß<br />

ist. Ein Grauverlaufsfi lter der Stärke 0,6 ist<br />

hier in der Regel die beste Wahl.<br />

Winterszenen wirken oft zu kalt<br />

– wer hätte das gedacht – doch ein<br />

warmer Verlaufsfi lter schafft hier Abhilfe.<br />

Doch der populärste aller Filter für die<br />

Landschaftsfotografi e ist der Polfi lter, ob<br />

Sommer oder Winter. Er muss allerdings<br />

mit Bedacht eingestzt werden, denn eine<br />

tiefstehende Sonne kann zuviel des Guten<br />

sein, so dass ein perfekter blauer Himmel<br />

zu dunkel wird.<br />

Ein stabiles Stativ gibt Ihnen bei<br />

Landschaftsfotos völlige Freiheit bei den<br />

Kameraeinstellungen und sichert optimale<br />

Bildqualität.<br />

Es lohnt sich, Isolierschläuche aus<br />

fl exiblem Schaumstoff, wie sie zur Isolation<br />

von Heizungsrohren verwendet werden,<br />

an den Stativbeinen anzubringen, sie sind<br />

dann in der Kälte wesentlich angenehmer<br />

zu handhaben.<br />

Für Langzeitbelichtungen hat es sich<br />

bewährt, den Fernauslöser mit etwas<br />

Klebeband an einem Stativbein zu<br />

befestigen, so dass er nicht im Wind hin<br />

und her schwingen kann.<br />

Ungewöhnliche Bilder bekommen Sie<br />

bei Regen und Schnee, vielleicht auch<br />

unter Einsatz von ein wenig Aufhellblitz.<br />

Synchronisieren Sie dabei auf den<br />

Ganz oben Canon EOS 30D, EF 17-40mm f/4L Objektiv, 1/6 Sekunde mit Blende f/18 und ISO 100, weicher<br />

Grauverlaufsfilter der Stärke 0,9 Oben Nikon D90, 18-105mm Zoom, 1/30 Sekunde bei Blende f/16 und ISO 100.<br />

zweiten Verschlussvorhang. Der Vorteil bei<br />

solchen Wetterbedingungen besteht darin,<br />

dass die Menschen, die sich in Ihrem<br />

Bildausschnitt befi nden, damit beschäftigt<br />

sind, gegen das Wetter anzukämpfen und<br />

nicht auf Sie und Ihre Kamera achten.<br />

Natürlich müssen Sie bei Regen<br />

und Schnee Ihre Ausrüstung schützen,<br />

erstens, damit kein Wasser in die<br />

Kamera eindringt, zweitens, damit keine<br />

Wassertropfen oder Schneefl ocken auf<br />

Ihrem Objektiv landen. Viele moderne<br />

Kameras sind allerdings heute sehr<br />

gut gegen Spritzwasser geschützt.<br />

Schneefl ocken auf der Frontlinse des<br />

Objektivs beeinträchtigen die Schärfe der<br />

Abbildung.<br />

Eine Gegenlichtblende tut hier gute<br />

Dienste. Richten Sie außerdem das Objektiv<br />

nach unten. Trotzdem ist zusätzlich noch<br />

ein Schutzfi lter ratsam. So können Sie<br />

Schneefl ocken wegwischen, ohne die<br />

Frontlinse zu verkratzen. Es gibt auch<br />

wetterfeste Schutzhüllen für Ihre Kamera,<br />

bei denen die Bedienungselemente trotz<br />

der Schutzfunktion zugänglich bleiben.<br />

Sie können aber auch einfach mit einer<br />

Plastiktüte improvisieren, in die Sie ein<br />

Loch für das Objektiv schneiden, oder Sie<br />

verwenden ein Microfaserhandtuch, um<br />

Kamera und Objektiv abzudecken.<br />

Fotografi eren im Winter macht<br />

Spaß und kann gerade aufgrund der<br />

beschriebenen kleineren, wetterbedingten<br />

Hürden sehr befriedigend sein. Und nicht<br />

zuletzt bringen Sie sehr wahrscheinlich<br />

noch eine ganze Reihe schöner Bilder<br />

nach Hause. Also: Hoffen Sie auf einen<br />

kalten, schneereichen Winter und werden<br />

Sie aktiv.<br />

© TIM CHARLESWORTH<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 73


Strandlandschaften<br />

Strandlandschaften<br />

Langzeitbelichtung und ein<br />

niedriger Kamerastandpunkt<br />

können eine Szene verändern<br />

und etwas entstehen lassen,<br />

das nicht wirklich existiert.<br />

„Ich wartete in gebückter Haltung auf die sich vor die<br />

Sonne schiebende Wolke. Die Verhältnisse waren ideal für<br />

eine Langzeitbelichtung.” Aufgenommen mit Canon EOS<br />

50D, Sigma 10-20 mm f/4-5.6, 90 Sekunden mit Blende<br />

f/11, ISO 100, Grauverlaufsfilter B+W ND110<br />

74 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Strandlandschaften<br />

Gary King verbringt jede freie Minute<br />

mit fotografi eren, wenn er nicht Design<br />

und Technologie am College in Devon<br />

unterrichtet.<br />

„Insgesamt sind das so zwei bis vier<br />

Tage pro Woche“, sagt er. Er lebt in<br />

South Hams – nur zehn Minuten von der<br />

Küste und zehn Minuten von Dartmoor.<br />

„Ich weiß, welche Stellen interessant<br />

sind, wo man parken kann, und wann<br />

die beste Zeit ist. Ich nehme eine kleine<br />

Kamera, einen Rechner für Aufgangsund<br />

Untergangszeiten der Sonne, und<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 75


Strandlandschaften<br />

1 2<br />

3<br />

„<strong>Fotografie</strong>ren heißt<br />

nicht nur, den Auslöser<br />

drücken. Es gehört auch<br />

eine Menge Planung<br />

dazu.”<br />

ich mache mir ein paar Notizen, mit<br />

denen ich meine Foto-Expeditionen<br />

plane. Fotografi eren heißt nicht nur, auf<br />

den Auslöser drücken. Es gehört auch<br />

eine Menge Planung dazu. Oft bin ich<br />

draußen und mache kein einziges Foto.<br />

Ich kann zehnmal hintereinander nach<br />

Dartmoor rausfahren und komme mit<br />

nur einem Bild zurück. Ich glaube, wenn<br />

Sie etwas genießen, sich einem Thema<br />

ganz verschreiben, dann machen Sie<br />

bessere Bilder.“<br />

Gary neigt dazu, gegen Ende des<br />

Tages zu fotografi eren. „Im Winter gibt<br />

es das beste Licht an der Südküste –<br />

kürzere Tage, weniger Verkehr, weniger<br />

Leute am Strand, und keine grabenden<br />

Hunde, die mir die schöne Sandfl äche<br />

verunstalten. Leute, die während<br />

einer Langzeitbelichtung vorbeilaufen,<br />

„verschwinden“, nicht aber ihre<br />

Fußabdrücke.<br />

Je nach Lichtverhältnissen und dem<br />

Dynamikumfang der Szene dauern<br />

meine Belichtungen zwischen einer und<br />

fünf Minuten. Die meisten meiner Bilder<br />

entstehen so etwa eine bis eineinhalb<br />

Stunden vor Sonnenuntergang. Man<br />

76 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Strandlandschaften<br />

4<br />

braucht Sonnenlicht irgendwo im<br />

Bild, um die Texturen am Rand eines<br />

Felsbassins zu betonen, Schatten zu<br />

erzeugen oder der Szene eine bestimmte<br />

Stimmung zu geben.<br />

Wenn die Ebbe einsetzt bleiben<br />

Wellen Muster im Sand zurück und<br />

fl ach einfallendes Licht bringt diese<br />

Muster zum Vorschein. Und wenn das<br />

Sonnenlicht auf die Strände in Devon<br />

und Cornwall fällt, fängt der Sand an zu<br />

strahlen wie Gold.<br />

Ich spiele nicht gerne in Photoshop<br />

mit meinen Bildern herum. Ich versuche,<br />

alles so natürlich wie möglich zu belassen<br />

und benutze meine Digitalkamera, als<br />

wäre sie mit einem Film geladen. Ich<br />

verwende die Digital Photo Professional<br />

Software von Canon, die mit der EOS<br />

5D Mark II geliefert wird und Photoshop<br />

Elements 8. Viele Leute geben ein<br />

horrendes Geld aus für Softwarepakete,<br />

aber ich stecke das lieber in Objektive,<br />

und versuche, die Einstellungen soweit<br />

wie möglich in der Kamera zu machen.“<br />

Bei so langen Belichtungszeiten geht<br />

es natürlich nicht ohne Stativ. Gary<br />

verwendet ein Giotto mit Kugelkopf, das<br />

1 „Die vom Meer heranziehenden Wolken<br />

sorgten für eine dramatische Stimmung.”<br />

Canon EOS 50D, 10-20 mm f/4-5.6, 130<br />

Sekunden, Blende f/10, ISO 100, ND 110 Graufilter<br />

2 „Die lange Belichtung beruhigte das entfernte<br />

Meer.” Canon EOS 5D Mark II, 17-40mm f/4L, 60<br />

Sekunden, Blende f/11, ISO 100, Graufilter B+W<br />

ND110, Grauverlaufsfilter 0,6 ND<br />

3 „Der absolut ruhige Tümpel betont die<br />

Kombination aus niedriger Position und 17<br />

mm-Weitwinkel.” Canon EOS 5D Mark II,<br />

17-40 mm f/4L, 110 Sekunden, Blende f/11,<br />

ISO100, Grauverfilter B+W ND110, Pol-Filterr,<br />

Grauverlaufsfilter 0,3 ND<br />

4 „Die Farben der Dämmerung waren<br />

sensationell. Der einsame Felsen war der<br />

Fixpunkt.” Canon EOS 5D Mark II, 17-40 mm<br />

f/4L, 2 Sekunden, Blende f/14, ISO 100, Pol-Filter,<br />

Grauverlaufsfilter 0,9 ND<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 77


Strandlandschaften<br />

5<br />

5 „Zehn Minuten nach Sonnenuntergang wollte<br />

ich gerade zusammenpacken, und plötzlich<br />

leuchtete der Himmel auf. Die Reflexionen im<br />

Vordergrund verstärken den Effekt.“ Canon EOS<br />

5D Mark II, Canon 17-40 mm f/4L, 4 Sekunden,<br />

Blende f/11, ISO 200, Graufilter B+W ND110,<br />

Grauverlaufsfilter Lee 0,6<br />

6 „Die Felsen geben dem Betrachter eine<br />

natürliche Blickführung. Das Meer war rauh,<br />

doch die lange Belichtung überdeckte das.<br />

Daher rührt die Stimmung des Bildes.“ Canon<br />

EOS 5D Mark II, Canon 17-40mm f/4L, 60<br />

Sekunden, Blende f/11, ISO 100, B+W ND110<br />

Graufilter, Lee Pol-Filter, Lee Grauverlaufsfilter 0,6<br />

er einfacher handhaben kann, als andere<br />

Alternativen.<br />

„Diese Bilder von Felsbassins<br />

beispielsweise sehen aus, als handele<br />

es sich um weites offenes Areal, aber<br />

in Wahrheit kauere ich in und unter<br />

Felsformationen, zwischen denen kaum<br />

Platz ist. Ich verbringe viel Zeit mit<br />

der Suche nach solchen Bassins, die<br />

wirklich sehr klein sein können. Aber<br />

ein niedriger Kamerastandpunkt und ein<br />

Weitwinkel sorgen für einen massiven<br />

Eindruck. Manche dieser „Felsen“<br />

sind nur gerade faustgroß. Ich will den<br />

Betrachter nicht per Nachbearbeitung<br />

hinters Licht führen, doch hier entsteht<br />

der Effekt einzig durch die Perspektive.<br />

Sie könnten an vielen dieser kleinen<br />

Pools vorbeilaufen und Sie würden<br />

sie nicht ein zweites Mal anschauen.<br />

Doch der Moment, in dem ich auslöse,<br />

Der Moment, in dem ich auslöse, ist unwiederholbar. Das<br />

Entstehen der Wasserlachen hängt von der Stärke der Flut<br />

und des Windes ab – manche werden das nächste Mal,<br />

wenn ich wieder dort bin, gar nicht mehr existieren.<br />

ist unwiederholbar. Das Entstehen der<br />

Wasserlachen hängt von der Stärke der<br />

Flut und des Windes ab – manche werden<br />

das nächste Mal, wenn ich wieder dort<br />

bin, gar nicht mehr existieren. Auf diese<br />

Weise entdecke ich jedesmal etwas<br />

Neues.“<br />

Gary verwendet einen Kabelauslöser,<br />

denn bei Langzeitbelichtungen kann<br />

die kleinste Kamerabewegung das<br />

Foto ruinieren. Außerdem benutzt er<br />

eine in den Blitzschuh einschiebbare<br />

Wasserwaage. Gary sagt: „Die kleine<br />

Blende macht den Horizont extrem<br />

scharf, deswegen muss er absolut<br />

waagerecht sein.“ An Objektiven benutzt<br />

er ein 17-40- und ein 24-105-mm-<br />

Zoomobjektiv.<br />

Und dann sind da natürlich die Filter.<br />

Er verwendet das Lee Filter-System<br />

mit einer Auswahl an Verlaufsfi ltern,<br />

allerdings nicht den „Big Stopper“.<br />

Dessen Aufgabe übernimmt ein B+W<br />

ND110, der die den Sensor erreichende<br />

Lichtmenge um 10 Blendenstufen<br />

reduziert. Er fotografi ert mit Blende f/11<br />

oder f/16 wegen der Tiefenschärfe. „Mir<br />

gefällt der warme Farbton, den der B+W<br />

78 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Strandlandschaften<br />

6<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 79


Strandlandschaften<br />

Filter erzeugt. Lee Verlaufsfi lter verwende<br />

ich für den Himmel, entweder harte oder<br />

weiche Filter, je nach Szenerie.“<br />

Die Felsbassin-Aufnahmen entstehen<br />

mit dem Weitwinkel und<br />

Belichtungszeiten von einer Minute und<br />

mehr. „Ich mag die lange Belichtung,<br />

denn sie beruhigt das Bild, wenn sie auch<br />

die Wolken streckt. Ich versuche, solche<br />

Stellen bei Windstille zu fotografi eren,<br />

wenn keine Kräuselungen im Wasser<br />

vorhanden sind. Dann refl ektiert die<br />

Wasseroberfl äche den Himmel und<br />

das macht einen interessanteren<br />

Vordergrund. Diese Bilder sollen die<br />

Einfachheit der Umgebung betonen.<br />

Es gibt nichts Unkomplizierteres, als<br />

am Strand zu sitzen, keine Störungen,<br />

kein Telefonklingeln. Alle Sorgen<br />

verschwinden einfach. Es ist nicht<br />

einsam, sondern einfach friedvoll.“<br />

Gary mag diesen Minimalismus<br />

seiner Bilder – er vermeidet zu viele<br />

Objekte im Bildausschnitt, aber er baut<br />

Details des Sandes in das Motiv ein oder<br />

eine Felsformation, um Interesse zu<br />

erzeugen.<br />

Er sagt: „Das Schwierige an der<br />

Fotografi e mit langen Belichtungszeiten<br />

sind die Lichtverhältnisse und die<br />

besonderen Bedingungen. Mit einem<br />

zehnstufi gen Graufi lter auf dem Objektiv<br />

muss man manuell fotografi eren,<br />

weil man nichts mehr sieht. Alles ist<br />

pechschwarz, der Autofokus spielt<br />

verrückt etc. Anfangs stochert man da<br />

wortwortlich im Dunkeln.<br />

„Heute weiß ich, welche Art<br />

Belichtung ich möchte, und ich weiß,<br />

dass ich das Okular abdecken muss,<br />

weil das dadurch einfallende Licht<br />

meine Aufnahme ruinieren würde. Man<br />

fotografi ert wirklich blind.<br />

„Man muss sehr viele Dinge<br />

vorbereiten. Ich checke immer die<br />

80 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Strandlandschaften<br />

7<br />

„Ich sehe es<br />

immer so, als<br />

hätte ich nur einen<br />

einzigen Versuch,<br />

den Moment<br />

festzuhalten.”<br />

8<br />

örtlichen Wetterseiten im Internet<br />

und weiß, wann die Sonne auf- und<br />

untergeht.“<br />

Nie verlässt er das Haus ohne<br />

ein Objektivreinigungstuch und eine<br />

Plastitüte aus dem Spuermarkt.<br />

„Ganz oft ist es so, dass Sie gerade fertig<br />

sind und die Aufnahme machen wollen,<br />

und dann kommt ein Regenschauer. Ich<br />

ziehe einfach die Plastiktüte über die<br />

Kamera und warte. Unberechenbares<br />

Wetter sorgt manchmal für die besten<br />

Bilder“<br />

Seit kurzem wendet Gary seine<br />

Felsbassin-Technik auch in der weiten<br />

Landschaft von Dartmoor an. „Ich habe<br />

ein Bild von alten Steinkreisen, in dem<br />

schnell ziehende, tief hängende Wolken<br />

durchs Bild ziehen. Der Betrachter fühlt<br />

sich unwohl, es macht den Eindruck,<br />

als würde er ins Bild hinein gesaugt. Sie<br />

müssen sich immer neue Ziele stecken,<br />

um Ihre Fotografi e zu verbessern. Ich<br />

frage mich, was ich besser machen<br />

kann, oder anders als andere Fotografen.<br />

Ich warte stundenlang auf das richtige<br />

Licht und denke dabei an meine<br />

Aufnahmetechnik. Ich sehe es immer so,<br />

als hätte ich nur einen einzigen Versuch,<br />

den Moment festzuhalten.”<br />

7 „Ich wartete, bis die Sonne über dem<br />

Horizont hing und die Felsen in warmes Licht<br />

tauchte. Der Polfilter verstärkt die Reflexionen<br />

der Wolken und gibt dem Vordergrund mehr<br />

Detail.“ Canon EOS 5D Mark II, Canon 17-<br />

40mm f/4L, 51 Sekunden, Blende f/11, ISO<br />

100, B+W ND110 Graufi lter, Pol-Filter, Lee 0,6<br />

Grauverlaufsfi lter<br />

8 „Hier sollte die Langzeitbelichtung eine<br />

Grenze zwischen dem dramatischen Himmel<br />

und dem ruhigen Vordergrund bewirken. Ich<br />

fotografierte aus einem flachen Winkel heraus<br />

und ließ den Felsen bewusst in der Mitte, des<br />

Bildausschnitts, damit er den Vordergeund<br />

nicht dominierte.“ Canon EOS 50D, Sigma 10-<br />

20mm f/4-5.6, 120 Sekunden, Blende f/10, ISO<br />

100, Graufi lter B+W ND110<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 81


Strandlandschaften<br />

82 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Strandlandschaften<br />

Motive an<br />

der Küste<br />

Ein Trip an die Nordsee<br />

bietet immer etwas für<br />

Sie und Ihre Kamera.<br />

Text: Will Cheung<br />

Fotos: diverse Fotografen<br />

Gute Fotos einer Küstenlandschaft<br />

zu machen, ist eigentlich dasselbe<br />

wie bei jeder anderen Landschaft<br />

auch. Sie sind zur richtigen Zeit am<br />

richtigen Ort und haben das richtige<br />

Licht. Dann nehmen Sie die Kamera<br />

ans Auge und drücken ab. Ganz<br />

einfach eigentlich. Doch die Realität<br />

sieht anders aus. Es ist ein ziemlicher<br />

Aufwand.<br />

Bei Ebbe gibt das Meer interessante Dinge frei.<br />

Burnham-on-Sea, Somerset, aufgenommen mit<br />

Canon EOS 5D Mark II, 17-35-mm-Objektiv<br />

bei 17 mm und 1/13 Sekunde mit Blende f/8<br />

© ANDY FOX<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 83


Strandlandschaften<br />

Als erstes müssen Sie einen attraktiven<br />

Ort an der Küste fi nden, und Sie müssen<br />

dort sein, wenn die Bedingungen –<br />

insbesondere die Lichtverhältnisse – auf<br />

gute Fotos hoffen lassen. Wenn Sie in<br />

der Nähe eines schönen Küstenstreifens<br />

wohnen, dürfen Sie sich besonders<br />

glücklich schätzen.<br />

Doch die meisten von uns werden<br />

größere Anfahrtstrecken zu bewältigen<br />

haben, und bei den heutigen Kosten für<br />

Benzin etc. ist eine gute Planung wichtiger<br />

denn je. Einfach losfahren und das Beste zu<br />

hoffen, ist nicht besonders ökonomisch. Die<br />

Lichtverhältnisse sind ohnehin bis zu einem<br />

gewissen Grad Glückssache, doch die<br />

Wettervorhersagen geben hier zumindest<br />

einen Anhaltspunkt.<br />

Entscheidend aber ist, dass Sie unter<br />

mittsommerlichen Verhältnissen entweder<br />

sehr früh morgens oder recht spät abends<br />

vor Ort sind. Ob Sie einen Sonnenaufgang<br />

überhaupt fotografi eren wollen, wenn Sie<br />

mehrere Stunden Anfahrt mit dem Auto vor<br />

sich haben, werden Sie sich insofern gut<br />

überlegen müssen.<br />

Wir haben bis hierhin einfach<br />

angenommen, Sie würden gern bei<br />

Sonnenlicht arbeiten, aber vielleicht haben<br />

Sie auch etwas anderes im Sinn. Wenn Sie<br />

beispielsweise mit Graufi ltern fotografi eren<br />

wollen, um die Bewegungen des Wassers<br />

und am Himmel einzufangen, ist ein<br />

bedeckter Himmel besser, und die Tageszeit<br />

„Die Gezeiten sind in gewissen Grenzen kontrollierbar. Sie können<br />

Sie nicht aufhalten, aber Sie können wissen, wann Ebbe und Flut<br />

kommen.“<br />

spielt keine so wesentliche Rolle.<br />

Es gibt Apps, die Ihnen helfen<br />

festzustellen, wo das Sonnenlicht<br />

den gewünschten Bedingungen zum<br />

Fotografi eren am besten entspricht.<br />

„Photographer’s Ephemeris“eignet sich<br />

sehr gut für diesen Zweck. Das Programm<br />

ist gratis für den PC, für iOS und Android<br />

wird ein geringer Kaufpreis fällig. Details<br />

fi nden Sie auf www.photoephemeris.com.<br />

Ein anderer Aspekt, den Sie<br />

berücksichtigen sollten, sind die Gezeiten.<br />

Ändern können Sie sie natürlich nicht, aber<br />

Sie können wissen, wann die höchsten und<br />

niedrigsten Wasserstände eintreten und<br />

Ihr Vorgehen entsprechend planen. Auf<br />

jeden Fall ist die Arbeit bei einsetzender<br />

Ebbe einfacher und sicherer, als bei<br />

hereinkommender Flut.<br />

Falls Ihre Szenerie etwas verschwommen<br />

aussehen soll, brauchen Sie einen<br />

extremen Graufi lter. Ein kleiner ISO-Wert,<br />

84 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Strandlandschaften<br />

Passen Sie auf Ihre<br />

Beine auf ...<br />

Sand und Salzwasser können Ihrem Stativ<br />

zusetzen. Nach Gebrauch unter solchen<br />

Bedingungen sollten Sie es deshalb<br />

in salzfreiem Wasser abspülen und<br />

anschliessend trocknen. Hat sich Sand in<br />

den Beinen und Verschlüssen festgesetzt,<br />

lohnt es sich, diese auseinanderzunehmen<br />

und ebenfalls zu reinigen, natürlich nur<br />

dann, wenn Sie sicher sind, dass Sie die<br />

Einzelteile auch wieder zusammenbauen<br />

können. Andernfalls müssen Sie mit dem<br />

sich bildenden Rost leben.<br />

© ANDY FOX<br />

Links Aufgenommen bei Prawle Point, Devon, mit<br />

Canon EOS 5D Mark II 17-35 mm-Objektiv mit Lee<br />

0.9 Grauverlaufsfilter, 0,3 Sekunden und Blende<br />

f/11.<br />

Unten Suchen Sie nach Reflexionen und Mustern.<br />

kombiniert mit kleiner Blende und einem<br />

Graufi lter der Stufe 4 oder 8 reichen nicht<br />

aus für die langen Verschlusszeiten, die Sie<br />

brauchen, falls der Effekt stärker ausgeprägt<br />

sein soll, es sei denn, Sie warten bis kurz<br />

vor Einbruch der Dämmerung, wenn<br />

die Lichtverhältnisse bereits schlechter<br />

werden. Ansonsten brauchen Sie einen<br />

extremen Graufi lter, der um neun oder zehn<br />

Blendenstufen abdunkelt. Entwickeln Sie<br />

eine effi ziente, methodische Arbeitstechnik<br />

mit solchen Filtern, das spart Ihnen viel<br />

Zeit. Bei Belichtungszeiten von mehreren<br />

Minuten fällt das durchaus ins Gewicht,<br />

denn das Licht kann sich in nur wenigen<br />

Minuten stark verändern.<br />

Ihr Motiv sollte Elemente enthalten, die<br />

sich bewegen, etwa Wasser, das fl ießt oder<br />

ziehende Wolken. Doch das allein garantiert<br />

noch kein gutes Foto. Zusätzlich brauchen<br />

Sie etwas Ruhendes im Bild, das der Szene<br />

Substanz verleiht. Das kann ein Gebäude<br />

© Will Cheung<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 85


Strandlandschaften<br />

Oben Es ist immer einen Versuch wert, mit verschiedenen Objektiven zu experimentieren. Versuchen Sie einmal ein Fisheye im Wattenmeer. Ursprünglich gerade Linien wie der<br />

Horizont sehen dann ziemlich beeindruckend, wenn der Effekt nicht übertrieben wird. Dieses Foto entstand bei Birling Gap an der Küste von East Sussex.<br />

© Will Cheung<br />

sein, eine Brücke oder Buhnen, an denen<br />

sich die Wellen brechen.<br />

Wenn Sie eine passende Szene gefunden<br />

haben, bauen Sie Ihr Stativ auf und legen<br />

Sie den Bildausschnitt fest. Bei langen<br />

Belichtungszeiten müssen Sie besonders<br />

sorgfältig vorgehen und das Stativ gut<br />

sichern, indem Sie alle Klemmen, Spanner<br />

und Schrauben gut festziehen. Auch ein<br />

unter die Mittelsäule gehängtes Gewicht<br />

schadet nicht, denn Wellen und Wind<br />

können sonst für Vibrationen sorgen, die die<br />

Bildschärfe verderben würden.<br />

Eine akkurate Bildkomposition ist<br />

besonders wichtig, denn wenn der<br />

Graufi lter einmal in Position ist, können<br />

Sie im Sucher nichts mehr erkennen.<br />

Eine aufsteckbare Wasserwaage hilft, den<br />

Horizont waagerecht einzustellen. Manche<br />

Kameras haben eine eingebaute, virtuelle<br />

Wasserwaage, die im Sucher oder auf dem<br />

Monitor zu sehen ist.<br />

Scharfstellen sollten Sie logischerweise<br />

auch, bevor der Filter aufgesetzt wird,<br />

und es sollte manuell erfolgen, damit der<br />

Autofokus Sie nicht austricksen kann.<br />

Als Nächstes legen Sie die Belichtung<br />

fest. Das kann auf unterschiedliche Art<br />

und Weise erfolgen, doch am einfachsten<br />

geht es, wenn Sie manuell messen,<br />

eine Testaufnahme machen und diese<br />

überprüfen. Wenn Sie in Ordnung ist,<br />

rechnen Sie den Filterfaktor dazu und<br />

stellen Sie die sich daraus ergebende<br />

Verschlusszeit ein.<br />

Wenn alles wunschgemäß eingestellt ist,<br />

kommt als letztes der Filter vors Objektiv. Bei<br />

Systemfi ltern müssen Sie den passenden<br />

Slot verwenden, und überprüfen, ob der<br />

Filter richtig sitzt, damit kein Licht an ihm<br />

vorbei auf das Objektiv fallen kann. Bei<br />

Schraubfi ltern müssen Sie darauf achten,<br />

dass beim Aufschrauben die Schärfe nicht<br />

verstellt wird.<br />

Verschließen Sie nun das Okular mit<br />

der vorgesehenen Okularkappe, falls<br />

vorhanden, andernfalls hängen Sie ein<br />

dunkles Tuch vor das Okular, damit kein<br />

zusätzliches Licht auf den Sensor gelangt.<br />

Jetzt bleiben nur noch der Druck auf den<br />

Fernauslöser, verriegeln und wieder lösen,<br />

wenn die gewünschte Belichtungszeit<br />

vorbei ist.<br />

Graufi lter sind nicht völlig farbneutral,<br />

auch wenn diese Ansicht weit verbreitet ist.<br />

Wenn Sie also nicht zuvor getestet haben, ob<br />

der Weißabgleich in Ordnung war, schießen<br />

Sie im Raw-Format und korrigieren später<br />

per Software.<br />

Natürlich gibt es neben Graufi ltern<br />

noch weitere nützliche Filter, allen<br />

voran der Polfi lter, mit dem Sie sowohl<br />

Dunst neutralisieren als auch die<br />

Farbsättigung verstärken können. Weiter<br />

ist der Grauverlaufsfi lter zu erwähnen,<br />

der dabei hilft, Kontrastunterschiede<br />

zwischen Himmel und Erde in für die<br />

Kamera erträglichen Grenzen zu halten.<br />

Montieren Sie diesen Filter so, dass die<br />

relevanten Teile der Szene abgedeckt<br />

werden. Experimentieren Sie auch mit<br />

unterschiedlichen Blendenstufen, denn<br />

eine weiter offene Blende sorgt für einen<br />

weicheren Übergang.<br />

Es gibt Lichtverhältnisse, die etwas<br />

delikater sind, beispielsweise wenn der<br />

Himmel fast weiß ist, langweilig und ohne<br />

jedes Detail. Dann werden Aufnahmen<br />

kleinerer Einzelheiten interessant, im<br />

Gegensatz zum weitläufi gen Panorama. Ein<br />

einfacher Trick besteht in diesem Fall darin,<br />

den Himmel aus dem Bild herauszuhalten.<br />

Auch Strandszenen können schnell<br />

langweilig wirken, wenn es keine<br />

führenden Linien oder ausgeprägte Formen<br />

im Bild gint. Führungslinien, Fixpunkte,<br />

starke Diagonalen – all das macht ein<br />

Foto dynamisch. Laufen Sie viel und<br />

erkunden Sie unterschiedliche Motive,<br />

Kamerastandpunkte und Blickwinkel.<br />

Gehen Sie nah genug an Ihr Moitv heran<br />

und nutzen zusätzlich die Reichweite ihres<br />

Zoomobjektivs.<br />

86 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Stadtlandschaften<br />

Stadt<br />

<strong>Landschaften</strong><br />

Architektur, Menschen und<br />

Licht spielen eine Rolle in den<br />

kinematischen Szenen von Michael<br />

Marshs Stadtlandschaften. Sie<br />

stellen ein Gesamtkunstwerk<br />

dar, geschaffen mit Hilfe<br />

unterschiedlicher Fototechniken.<br />

Der Ausguck<br />

„Aufgenommen an meinem 50. Geburtstag<br />

unten am Fluss in London. Meine Frau Tracey<br />

schaut mir zu.”<br />

Canon EOS 5D MkII, ISO 100, Canon 45 mm Tilt<br />

& Shift, 1/2500 Sekunde mit Blende f/2.8<br />

88 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Stadtlandschaften<br />

Michael Marsh hat die Szene<br />

fotografiert, doch bedanken müssen<br />

wir uns bei seiner Frau Tracey für<br />

dieses und die folgenden Bilder. Bei Ihrer<br />

Hochzeit 1981 schenkte sie ihm eine Zenit<br />

Spiegelreflexkamera, und so begann er im<br />

zarten Alter von 19 Jahren zu fotografieren.<br />

„Doch erst als die Digitaltechnik aufkam,<br />

fand ich wirklich gefallen daran,“ sagt<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 89


Stadtlandschaften<br />

1<br />

2<br />

er. Seine erste Digitalkamera war eine<br />

Canon EOS 5D mit mehreren Objektiven,<br />

gefolgt von einer EOS 1D Mark III.<br />

Heute benutzt er eine EOS 5D Mark II,<br />

außerdem weitere Objektive von Canon,<br />

einschließlich eines 45 mm Tilt & Shift,<br />

eines 70-200 mm f/2.8 sowie eines 180<br />

mm f/3.5-Makroobjektivs und eines Zeiss<br />

35 mm f/1.4. „Weiter verwende ich einige<br />

Graufi lter, Polfi lter und ein Manfrotto-<br />

Stativ.“ sagt Michael. „Ich gehe kaum<br />

irgendwohin ohne Kamera, doch oft ist es<br />

meine Panasonic Lumix GF1.“ Und was<br />

ist sein bevorzugtes nicht-fotografi sches<br />

Zubehör? Eine Hightech-Regenjacke oder<br />

vielleicht eine App für die Wettervorhersage?<br />

Nein. Eine Socke. „Ich kann es nicht<br />

ausstehen, wenn meine Objektive in der<br />

Fototasche aneinander stoßen,“ erklärt<br />

er. Michael verbrachte sein ganzes Leben<br />

in Kent. Geboren in Canterbury, nahe<br />

der Kathedrale, zogen seine Eltern mit<br />

ihm nach Whitstable ans Meer, als er 14<br />

Jahre alt war. Dort lebt er heute noch.<br />

„Ich gehe oft und gerne an den Strand und<br />

fotografi ere, besonders an stimmungsvollen,<br />

wolkenverhangenen Tagen. Ich fi nde<br />

natürliches Sonnenlicht bei teilweise<br />

bedecktem Himmel am schönsten, aber ich<br />

fotografi ere auch gern, wenn es dunkel ist.<br />

Das Scharfeinstellen ist dann zwar nicht so<br />

einfach, doch hier kommt der Live View der<br />

Canon ins Spiel. Ich zoome maximal ein<br />

und stelle von Hand scharf. Dabei habe ich<br />

ein völlig klares Bild, sogar aus der Hand,<br />

wenn auch mit hohem ISO-Wert. „Oft bin<br />

ich mit meinem Sohn James unterwegs. Er<br />

ist Profi -Fotograf. Ich selbst bin engagierter<br />

Amateur und habe keine Ambitionen,<br />

die Fotografi e zum Beruf zu machen.<br />

Aber ich habe schon oft mit meiner Frau<br />

darüber gesprochen, eine Galerie neben<br />

unserem Baumarkt zu eröffnen. Ich bin<br />

glücklich und zufrieden, dass wir beide<br />

und unser jüngster Sohn hier zusammen<br />

90 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Stadtlandschaften<br />

Tanz am Südufer<br />

„Hier ist immer viel<br />

los. Graffitis sind<br />

erlaubt, und diese<br />

Lady hier drehte mit<br />

ihren Freunden ein<br />

Pop-Video.“<br />

Canon EOS 5D MkII, ISO 640,<br />

Canon EF 24-105 mm<br />

mit Blende f/5, 1/200 Sekunde<br />

arbeiten. Wir betreiben das Geschäft<br />

mit meinen Eltern und ich habe die<br />

vergangenen 33 Jahre damit verbracht“.<br />

Der Standort Kent liegt nicht weit von<br />

London. „Da fahre ich sehr gerne hin.<br />

Mit gefallen das Südufer der Themse,<br />

die St. Pauls Kathedrale, das London Eye<br />

Riesenrad und das House of Parliament.<br />

Ich besuche dieselben Orte immer wieder<br />

und jedes Mal mit anderen Augen. Zuhause<br />

sehe ich mir denselben Baum seit fünf<br />

Jahren immer wieder an, in jeder Jahreszeit<br />

und bei jedem Wetter. Michael fällt es<br />

schwer, seine Fotografi e einem bestimmten<br />

fotografi schen Genre zuzuordnen, weil er<br />

zahlreiche unterschiedliche Richtungen<br />

mag, doch ihm gefallen städtische Szenen<br />

wie die hier gezeigten wohl am besten.<br />

„Ich habe oft versucht, meinen Stil<br />

zu defi nieren. Ich denke, am ehesten<br />

würde ich meine Bilder ‚atmosphärisch‘<br />

nennen. Das gilt jedenfalls für alle<br />

hier gezeigten Fotos,“ erklärt er.<br />

„Ich habe oft gesagt, es gebe<br />

keine Regeln in der Fotografi e, aber ich<br />

stelle fest, dass ich oft die Mitte wähle<br />

oder eine neue Bildkomposition mache,<br />

bevor ich meine Bilder hochlade. Ich<br />

glaube, wonach ich suche, ist Balance. Ich<br />

möchte, dass der Betrachter einen Maßstab<br />

1 London Eye Das Riesenrad und eine<br />

Laterne am Südufer. „Mein Sohn hatte das<br />

Canon 45 mm Tilt & Shift-Objektiv als<br />

Geburtstagsgeschenk für mich gemietet.“<br />

Canon EOS 5D Mark II, Canon 45 mm Tilt & Shift,<br />

1/400 Sekunde, Blende f/2.8, ISO 1600<br />

2 Prost! Diese Aufnahme entstand unter einer<br />

Brücke in der Nähe des Shard Buildings. Sehr<br />

atmosphärisches Licht. Bei dem Motiv kommen<br />

die Fähigkeiten des Tilt & Shift-Objektivs voll<br />

zur Geltung. Canon EOS 5D Mark II mit Canon 45<br />

mm Tilt & Shift-Objektiv, 1/125 Sekunde, Blende<br />

f2.8, ISO 2500.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 91


Stadtlandschaften<br />

3<br />

3 London „Mein Lieblingsbild aus dieser<br />

Reihe. Jedesmal, wenn ich es betrachte, denke<br />

ich mir: ‚Das habe ich gemacht‘. St Paul’s<br />

Cathedral, die Millennium Bridge, Regen,<br />

Sturmwolken, Menschen und fliegende Vögel,<br />

all das in einer kinoartigen Szene.“ Canon EOS<br />

5D Mark II, ISO 100, Canon EF 17-40 mm f/4,<br />

1/80 Sekunde, Blende f/10, ohne Stativ<br />

4 Ausblick mit Kick Aufgenommen oben vom<br />

London Eye. Spektakuräre Aussichten und<br />

der stimmungsvolle Himmel sind ein Bonus.<br />

Canon EOS 5D, Canon EF 17-40 mm f/4, 1/250<br />

Sekunde, Blende f/16, ISO 100.<br />

in meinen Bildern fi ndet, und wo immer<br />

möglich, sind deswegen auch Menschen<br />

auf Ihnen zu sehen. Ich fotografi ere bei<br />

jedem Licht, Tag und Nacht, nur weiße,<br />

langweilige Himmel mag ich nicht, aber<br />

wer mag die schon?“ sinniert Michael.<br />

Er glaubt, die Fotografi e habe keine<br />

Regeln und der Fotograf solle die Freiheit<br />

haben, mit allen denkbaren Techniken<br />

zu experimentieren. „Ich genieße das<br />

Experimentieren, und genau das ist es, was<br />

Fotografi e sein sollte – ein Genuss,“ sagt<br />

Michael. So probiert er denn auch ständig<br />

für ihn neue Techniken aus. „Ich arbeite mit<br />

HDR, mit Überlagerungen, Verlaufsfi ltern,<br />

Vignetten, mit allem, was mir in den Sinn<br />

kommt. Der Betrachter soll die Atmosphäre<br />

fühlen können, er soll wahrnehmen,<br />

dass er in eine Welt hineinsieht, die er<br />

zwar kennt, die aber eine erhebliche<br />

kinematische Veränderung erfahren hat.<br />

Ich bekomme viel Kommentare der Art,<br />

dass meine Bilder viele Menschen an<br />

Filmszenen erinnern, und das ist die beste<br />

Rückmeldung, die ich mir wünschen kann.<br />

„Ich schieße grundsätzlich im Raw-Format.<br />

92 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Stadtlandschaften<br />

4<br />

Oft sind meine Aufnahmen bewusst eine<br />

oder zwei Blendenstufen unterentwickelt,<br />

wodurch die Bilder stimmungsvoller<br />

werden. Am Computer mache ich<br />

dann mit Adobe Lightroom mehrere<br />

Korrekturen – Belichtung, Schatten,<br />

Luminanz, Kontrast etc. Oft erzeuge ich<br />

unterschiedlich belichtet Fotos, die ich<br />

dann mit Photomatix zu einer Art Pseudo-<br />

HDR-Aufnahme verarbeite. Dann folgen<br />

wieder - mit Lightroom – verschiedene,<br />

vordefi nierte Stile unterschiedlicher<br />

Intensität, die ich gespeichert habe und<br />

anhand derer ich erkenne, wie weit ich<br />

die Fotos pushen kann.“<br />

„Das meistbenutzte Werkzeug ist ein<br />

angepasste Pinsel zum Abwedeln und zum<br />

Kontrastieren bestimmter Bildteile. Der<br />

Verlaufsfi lter spielt eine große Rolle beim<br />

Aufhellen und Abdunkeln anderer Bereiche<br />

wie dem Himmel beispielsweise. Falls das<br />

Bild in Schwarzweiß vielversprechender<br />

ist, exportiere ich es nach Silver Efex Pro<br />

2 und probiere mehrere Voreinstellungen<br />

aus, um zu sehen, was am besten<br />

aussieht. Außerdem spiele ich mit Licht<br />

„Ich genieße das<br />

Experimentieren. Genau<br />

das ist es, was <strong>Fotografie</strong><br />

sein sollte – ein Genuss.“<br />

und Schatten herum, mit der Körnung,<br />

dem Kontrast und jedem anderen<br />

Werkzeug, das mir das Aussehen gibt, das<br />

ich haben will.“<br />

„Ich achte sehr darauf, Extreme zu<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 93


Stadtlandschaften<br />

5<br />

6<br />

7<br />

5 Fußgänger-Arterie „Das Bild zeigt den<br />

Greenwich-Fußgängertunnel unter der Themse.“<br />

Canon EOS 5D Mark II, Canon EF 17-40 mm f/4-<br />

Objektiv, 1/40 Sekunde, Blende f/4, ISO 3200,<br />

ohne Stativ<br />

6 Stehen gebliebene Zeit „Direkt am<br />

Spitalfields-Marktplatz. Der Laden stammt aus<br />

dem frühen 20. Jahrhundert, also verlieh ich<br />

dem Foto die passende Atmosphäre.“ Canon<br />

EOS 5D Mark II, Canon EF 17-40 mm f/4, 1/50<br />

Sekunde, Blende f/4, ISO 100.<br />

7 Brückenbau „Ich überlegte, wann diese<br />

Themse-Brücke wohl zum ersten Mal gebaut<br />

worden war und konvertierte das Foto in<br />

zeitloses Schwarzweiß. Canon EOS 5D Mark II,<br />

Zeiss 35 mm f/1.4, 1/250 Sekunde, Blende f/10,<br />

vermeiden. Ich möchte Kinematik,<br />

nichts Übertriebenes. Der Betrachter soll<br />

den Wunsch verspüren, das Bild immer<br />

und immer wieder anzusehen. „Manche<br />

meiner Bilder sehen aus, als sei die Zeit<br />

zurückgedreht worden. Diesen Effekt<br />

mag ich sehr, gerade weil er mit einer so<br />

hochmodernen Technik ermöglicht wird.<br />

Falls der Betrachter meiner Sicht der Dinge<br />

folgt und die herrschende Atmosphäre<br />

fühlen kann, dann hat er ein paar Minuten<br />

lang eine Gratis-Zeitreise genossen. Ich<br />

erzeuge den Effekt durch Veränderung des<br />

Weißabgleichs in Lightroom und durch<br />

Wegretuschieren bestimmter, eindeutig<br />

auf die aktuelle Epoche verweisender<br />

Gegenstände.<br />

Zu Michaels bevorzugter Software<br />

gehören Photoshop CS5, Photoshop<br />

Lightroom 4, Photomatix und Silver Efex<br />

„Falls der Betrachter meiner Sicht der Dinge folgt und<br />

die herrschende Atmosphäre fühlen kann, dann hat er<br />

für ein paar Minuten eine Gratis-Zeitreise genossen.“<br />

94 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Stadtlandschaften<br />

Pro 2. Oft scheinen seine Bilder eine kleine<br />

Geschichte zu erzählen. „Ich versuche<br />

absichtlich, dieses Gefühl zu erzeugen<br />

und sehe die Menschen im Bild oft als<br />

Schauspieler – ohne Sprechrolle natürlich<br />

– die mit ihrer Umgebung interagieren.<br />

Außerdem verwende ich die durch die<br />

Architektur und die Schatten vorgegebenen<br />

Linien, um das Auge Betrachters zu<br />

lenken.“<br />

Angesichts der Vielfalt seiner Bilder<br />

und der darin befi ndlichen Details ist es<br />

erstaunlich, dass Michael seine Aufnahmen<br />

tatsächlich so genau plant. „Manchmal<br />

träume ich sogar von meinen Motiven”,<br />

sagt er. Dann habe ich das Gefühl, ich<br />

hätte die ganze Nacht fotografi ert.“<br />

Seine Fotografi e ist selbst motiviert, er<br />

erkennt keine bewussten Einfl üsse darauf,<br />

auch wenn er gerne von den Erfahrungen<br />

anderer Fotografen liest. „Es braucht nicht<br />

viel, um mich anzuregen, hinauszugehen<br />

und draufl os zu fotografi eren.“<br />

Für die unmittelbare Zukunft hat er keine<br />

konkreten Pläne, auch wenn sich vorstellen<br />

kann, eines Tages einen Fotoband im<br />

Eigenverlag herauszubringen. „Doch dazu<br />

muss ich erst noch ein wesentlich besseres<br />

Niveau erreichen, und da ich selbst mein<br />

schärfster Kritiker bin, kann es auch sein,<br />

dass das nie passieren wird.“<br />

Zurzeit befasst er sich mit der<br />

Straßenfotografi e. Er hat sich eigens für<br />

diesen Zweck die Kamera seiner Träume<br />

zugelegt: Eine Leica M9 mit 35 mm f/2<br />

Summicron-Objektiv und Messsucher. „Als<br />

ich damit zum ersten Mal in den Straßen<br />

von Canterbury unterwegs war, war ich<br />

doch sehr überrascht, wie anders alles<br />

durch den optischen Sucher der Leica<br />

aussieht – kein Vergleich mit der EOS<br />

5D Mark II. „Der Messsucher der Leica<br />

gibt mir das Gefühl, ich sei viel mehr in<br />

den gesamten fotografi schen Prozess<br />

integriert.“<br />

Und wem verdankt er diese Entwicklung,<br />

wer kaufte ihm diese Kamera? „Meine<br />

liebe Frau Tracey.“<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 95


Stadtlandschaften<br />

96 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Stadtlandschaften<br />

Die CITY<br />

Die meisten von uns<br />

leben und arbeiten<br />

in der Stadt. Das<br />

bedeutet jeden<br />

Tag Fotomotive en<br />

masse. Alles was<br />

Sie brauchen ist die<br />

richtige Einstellung...<br />

Text: Will Cheung Fotos: diverse Fotografen<br />

D<br />

ie Stadtfotografie kann viele<br />

Formen annehmen, sie bietet<br />

Motive für jeden Geschmack, seien<br />

es Menschen, Szenen, komplizierte<br />

Detailansichten, Graffiti, Aussichten<br />

und Skylines. Doch das Beste daran<br />

ist: Die Meisten von uns brauchen<br />

nicht einmal weit zu fahren. Wir<br />

arbeiten in Städten und haben<br />

somit jeden Tag die Gelegenheit, zu<br />

fotografieren. Haben Sie also Ihre<br />

Kamera einfach immer dabei!<br />

© WILL CHEUNG<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 97


Stadtlandschaften<br />

Es gibt verschiedene technische Ansätze<br />

für die Stadtfotografi e, doch wie Sie ein<br />

bestimmtes Motiv darstellen, liegt allein bei<br />

Ihnen.<br />

Architektur-Puristen bevorzugen<br />

Gebäudeabbildungen, die frei sind von<br />

stürzenden Linien. Doch die wenigsten<br />

Fotografen werden sich die speziell für<br />

solche Bilder erforderlichen Tilt & Shift-<br />

Objektive leisten. Was bleibt, ist die<br />

Software-Option. Das „Transformieren“-<br />

Werkzeug in Photoshop ist erstaunlich<br />

mächtig und praxisgerecht. Wenn Sie es<br />

einsetzen wollen, müssen Sie allerdings<br />

schon bei der Bildkomposition um das<br />

Gebäude herum genug Platz einkalkulieren.<br />

Architektonisch „richtige“ Bilder haben<br />

ihre Daseinsberechtigung, können aber aus<br />

kreativer, bildhafter Perspektive ziemlich<br />

langweilig sein.“ Ihre Aufnahmen werden<br />

nämlich automatisch dynamischer, wenn<br />

Sie die stürzenden Linien in Ihren Fotos<br />

bewusst und kreativ einsetzen.<br />

Der Schlüssel dazu liegt natürlich in<br />

der Wahl des Objektivs. Nehmen Sie ein<br />

Weitwinkelobjektiv, und Sie werden sich<br />

nie über mangelnde starke Linien beklagen<br />

können. Mit einer kleinen Blende für extreme<br />

Tiefenschärfe sind Sie für Szenen mit<br />

komplexen Objekten sowohl im Vorder- als<br />

auch im Hintergrund gerüstet. Verwenden<br />

Sie das Teleobjektiv, um Details aus einer<br />

Struktur zu isolieren. Dabei können Sie sehr<br />

nah heranzoomen, wobei Sie kleine Details<br />

mit großer Blendenöffnung fotografi eren,<br />

um eine hübsches Bokeh zu bekommen,<br />

oder zusammen mit entfernteren Objekten,<br />

um die Perspektive zu komprimieren.<br />

Wenn Sie ein Fisheye besitzen, ein<br />

Pinhole-Objektiv oder ein Lensbaby,<br />

können Sie sich auch an abenteuerlichere<br />

Darstellungen wagen.<br />

Mit einem Tilt & Shift-Objektiv können<br />

Sie eine Technik versuchen, bei der Sie<br />

sehr selektiv scharf stellen und von einem<br />

erhöhten Standpunkt aus fotografi eren, um<br />

Oben Suchen Sie nach interessanten Formen, und<br />

versuchen Sie eine kompakte Bildkomposition. Sollen<br />

die vertikalen Linien vertikal bleiben, verwenden Sie<br />

eine lange Brennweite fotografieren aus der Distanz.<br />

„Architektonisch ‚richtige‘<br />

Bilder haben ihre Daseinsberechtigung,<br />

können aber<br />

aus kreativer, bildhafter<br />

Perspektive ziemlich<br />

langweilig sein.“<br />

Oben Für dieses HDR Foto wurden drei Serienbilder mit Photomatix bearbeitet. Aufgenommen mit Canon EOS 550D mit Sigma 10-20mm Objektiv bei 17mm Brennweite.<br />

© Philip Newell © Will Cheung<br />

98 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Stadtlandschaften<br />

Die Rechtslage<br />

Die Panoramafreiheit ist das Recht, urheberrechtlich<br />

geschützte Werke, also<br />

Gebäude und bleibende Installationen,<br />

die von öffentlichen Verkehrswegen aus<br />

zu sehen sind, bildlich wiederzugeben,<br />

ohne dafür eine Genehmigung einholen<br />

zu müssen. Dies betrifft sowohl den<br />

Vorgang des <strong>Fotografie</strong>rens, als auch die<br />

Veröffentlichung des Fotos. Dem können<br />

jedoch andere Rechte entgegenstehen:<br />

das Hausrecht, Persönlichkeitsrechte der<br />

Bewohner eines Gebäudes oder Sicherheitserwägungen<br />

(etwa bei militärischen<br />

Anlagen). Man darf also ein Gebäude in<br />

Privatbesitz von einem öffentlichen Weg<br />

aus unbedenklich fotografieren und die<br />

Aufnahmen kommerziell verwerten.<br />

Oben Suchen Sie nach fotogenen Gegensätzen und benutzen Sie ein Teleobjektiv. Das komprimiert die Perspektive,<br />

um diese herauszuarbeiten. Dieses Bild entstand mit einer Canon EOS 20D mit 100-mm-Objektiv.<br />

einen „Spielzeugstadt“ Effekt zu erreichen.<br />

Manche Kameras haben eingebaute<br />

Miniaturfi lter, die einen ähnliche Effekt<br />

produzieren. Probieren Sie es aus. Doch<br />

alle derartige Filter wirken auf JPEG-<br />

Dateien, nicht auf Raw-Dateien, prüfen Sie<br />

also den Weißabgleich und die Belichtung<br />

sehr sorgfältig.<br />

Andere infrage kommende Filter sind<br />

natürlich die, die Sie vors Objektiv montieren<br />

können. Der Grauverlaufsfi lter bietet sich<br />

an zur Kontrolle des Kontrasts zwischen<br />

Himmel und Erde, wobei Sie genau auf<br />

Position und Winkel der Übergangszone<br />

zum Himmel achten müssen. Der Pol-Filter<br />

ist immer zu empfehlen. Er kann trüben<br />

Himmel verbessern und Refl exionen von<br />

glatten Oberfl ächen eliminieren, wobei die<br />

Farbsättigung verstärkt wird.<br />

Es ist unbequem zu transportieren,<br />

doch ein Stativ gibt Ihnen die völlige<br />

Freiheit der Wahl von Blende, Verschluss<br />

und Filter. Im Dunkeln können Sie damit<br />

auch Leuchtspuren des Straßenverkehrs<br />

aufnehmen, vergessen Sie also nicht den<br />

feststellbaren Fernauslöser.<br />

Apropos Stativ: Mitunter kann der<br />

Einsatz eines Stativs die unerbetene<br />

Aufmerksamkeit privater Sicherheitsdienste<br />

oder der Polizei erregen. Das gilt besonders<br />

für Großstädte. Im Kasten rechts fi nden<br />

Sie Genaueres zu den grundsätzlichen<br />

© Philip Newell<br />

Kriterium „öffentlich“<br />

Die Aufnahme muss von einem öffentlichen<br />

Weg, einer Straße oder einem Platz<br />

aus gemacht werden, der jedermann frei<br />

zugänglich ist und im Gemeingebrauch<br />

steht. Dies gilt auch für privates Gelände,<br />

wie Privatwege und Parks, wenn sie für<br />

jedermann frei zugänglich sind. Es gilt<br />

jedoch nicht für Privatgelände, auf dem<br />

zwar Publikumsverkehr stattfindet, das<br />

aber durch Zäune oder Kontrollen vor<br />

ungehindertem Zutritt geschützt wird.<br />

Eine zeitweilige, insbesondere nächtliche<br />

Schließung steht der Öffentlichkeit<br />

nicht entgegen. Ausschlaggebend ist<br />

der tatsächliche öffentliche Zugang. Ob<br />

Aufnahmen im Inneren von frei zugänglichen<br />

und dem Verkehr dienenden Gebäuden<br />

der Panoramafreiheit unterliegen,<br />

ist umstritten, wird aber für Bahnhöfe<br />

beispielsweise überwiegend verneint.<br />

Der Aufnahmestandpunkt muss außerdem<br />

allgemein zugänglich sein. Die Aufnahme<br />

von einem anderen Gebäude aus<br />

ist nicht zulässig, selbst wenn eine Genehmigung<br />

für das Betreten des Aufnahmestandpunktes<br />

vorliegt.<br />

Kriterium „bleibend“<br />

Bleibend sind keine Gegenstände, die sich<br />

nur zeitweilig in der Öffentlichkeit befinden.<br />

Zeitweilige Kunstaktionen sind demnach<br />

keine bleibenden Werke. Der BGH<br />

hat deshalb beispielsweise im Fall der<br />

Reichstagsverhüllung entschieden, dass<br />

dieser nicht unter die Panoramafreiheit<br />

fällt. Andernfalls hätten ohne Zustimmung<br />

der Künstler Postkarten verkauft werden<br />

können.<br />

Wird das Straßenbild von überdimensionierten<br />

Reklametafeln geprägt, so erfordert<br />

der Sinn der eben auch als Straßenbildfreiheit<br />

bezeichneten Panoramafreiheit,<br />

dass eine Abbildung dieser Tafeln zulässig<br />

ist, da es sonst nicht möglich wäre,<br />

den bildlichen Eindruck des Straßenbildes<br />

wiederzugeben.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 99


Stadtlandschaften<br />

© WILL CHEUNG<br />

Oben In einer Großstadt findet immer irgendeine Veranstaltung statt, und Sie haben vielleicht die Möglichkeit zu einer einfachen Bildserie. Dieser Bilder entstanden bei der großen<br />

Fabergé-Eiersuche in London und wurden zusammenmontiert. Ein interessanter Gesamteindruck.<br />

rechtlichen Gesichtspunkten des<br />

Fotografi erens im öffentlichen Raum und<br />

weitere Details dazu in Wikipedia unter<br />

dem Stichwort „Panoramafreiheit“.<br />

Wie bei jedem Motiv müssen Sie natürlich<br />

auch die Lichtverhältnisse berücksichtigen.<br />

Doch Sie können prinzipiell in jedem<br />

Licht gute Fotos machen. Richten Sie<br />

Ihre Bildkomposition entsprechend ein.<br />

An einem trüben Tag sollten Sie vielleicht<br />

möglichst wenig Himmel in Ihren Bildern<br />

haben – es sei denn, Sie wollen ihn später<br />

per Software herausarbeiten.<br />

Die Aufnahmetechnik den<br />

Lichtverhältnissen anzupassen ist ein<br />

Schlüssel zu guten Fotos. Es erfordert<br />

Geduld und eine dem Motiv angemessene<br />

Bildkomposition. Vielleicht haben Sie nicht<br />

die Zeit, auf besseres Licht zu warten,<br />

machen Sie also das Beste aus der Situation.<br />

Smartphone Apps können hilfreich<br />

sein zur Bestimmung von Lichtwinkeln,<br />

Sonnenauf- und Untergang etc. Versuchen<br />

Sie „Photographer’s Ephemeris“ und<br />

„Sunseeker“.<br />

Mit einem völlig anderen Ansatz können<br />

Sie auch das Smartphone selbst mit Hilfe<br />

von Apps wie „Hipstamatic“, „Instagram“<br />

und „Snapseed“ als Kamera benutzen.<br />

Vielleicht halten Sie ein Stadtgebiet,<br />

das Sie sehr gut kennen, für zu langweilig,<br />

um dort zu fotografi eren. Suchen Sie sich<br />

trotzdem ein Thema, und fangen Sie an.<br />

Das kann etwas ganz Einfaches sein,<br />

Hauseingänge etwa, Gebäudedetails oder<br />

alles, was rot ist. Ihre Vorstellungskraft ist<br />

die einzige Grenze, die es dabei gibt. Lassen<br />

Sie sich beispielsweise von der Website<br />

www.prachtvoll.de anregen, auf der Sie<br />

jede Menge Bilder der alten Hansestadt<br />

Hamburg entdecken können.<br />

Jede städtische Umgebung ist eine<br />

wahre Fundgrube an Motiven für engagierte<br />

Fotografen, also raffen Sie sich auf und<br />

fangen Sie an ...<br />

100 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


4<br />

Ausgaben<br />

für<br />

35,- €!<br />

8<br />

Ausgaben<br />

für<br />

67,50 €!


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

102 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

Panoramen<br />

der See<br />

Manchmal sollte man ruhig ein paar Grundsätze<br />

missachten und Neuland betreten, wenn man alle<br />

subtilen Facetten eines Motivs festhalten will. Dann<br />

lohnt sich die „Versuch und Irrtum“-Strategie ...<br />

In Andy Fox‘ Portfolio werden etliche Regeln gebrochen<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 103


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

104 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 105


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

106 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 107


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

Träume in HDR<br />

Andy Fox lebt seinen Traum in seiner Heimat Devon. Er verreist<br />

kaum, doch seine HDR-Fotos lassen Reiseträume aufkommen ...<br />

Text: Lynne Maxwell / Fotos: Andy Fox<br />

Ort: Whitsand Bay, Cornwall, aufgenommen mit Canon EOS 5D MkII, 17-35 mm f/2.8<br />

Versuchen Sie einmal, alles zu rekapitulieren,<br />

was Sie über High Dynamic Range (HDR)-<br />

Fotografi e wissen: Bildserie. Statische<br />

Motive. Überlagern mehrerer Fotos per<br />

Software, um deren gelungenste Bereiche<br />

zu übernehmen und sie in einem einzigen,<br />

perfekten, ins Auge fallenden, leicht surreal<br />

wirkenden Bild zusammenzufassen. Alles<br />

richtig, ohne jeden Zweifel. Doch Andy Fox<br />

hat herausgefunden, wie es auch anders<br />

geht, zumindest für seinen eigenen Stil der<br />

HDR-Fotografi e.<br />

„Ich mache es mit nur einer Aufnahme,”<br />

sagt er, und ich traue meinen Ohren nicht.<br />

„Mit einer einzigen Aufnahme,“ wiederholt<br />

er. „Ich war gewohnt, eine Bildserie zu<br />

schießen mit, sagen wir, -2, -1, 0, +1 und<br />

+2. Aber das war derart arbeitsintensiv, dass<br />

ich eine Methode fi nden wollte, mit der ich<br />

denselben Effekt mit nur einer Aufnahme<br />

erzeugen konnte. Ich nenne sie „Pseudo-<br />

HDR“. Extreme Schatten und Spitzlichter<br />

brauche ich nicht, deswegen benutze ich<br />

viele Filter und das richtige Licht, um das<br />

Bild fl acher erscheinen zu lassen. Wenn es<br />

Extreme im Bild gibt, kann ich es später<br />

nicht verarbeiten. Ich brauche fl ache,<br />

ausgewogene Bilder, denn meine Canon<br />

EOS 5D MkII ist eine Vollformat-Kamera,<br />

und die Raw-Datei enthält sämtliche<br />

Bildinformationen.<br />

Für meine Panoramen mit dem Meer<br />

als Motiv würde eine Bildserie nicht<br />

funktionieren. Die Wellen ändern sich,<br />

während Sie die Serie schießen, und dann ist<br />

ein großer Teil des Bildes unscharf, während<br />

die statischen Teile extrem scharf sind. Das<br />

ist der Hauptgrund, warum ich mit einer<br />

Aufnahme auskommen muss.“<br />

Andy, 42, ist in Plymouth geboren und<br />

hat immer im Südwesten Englands gelebt.<br />

„Ich kann das Meer von Zuhause aus sehen<br />

und die Küste ist nur 10 Minuten Autofahrt<br />

entfernt, entweder nach Wembury oder<br />

Heybrook Bay. Wir haben sehr schöne<br />

Sonnenuntergänge dort. In Heybrook Bay<br />

war ich Hunderte Male, und noch nie bin<br />

ich mit dem gleichen Foto zurückgekommen.<br />

Die Wolken sehen anders aus, die Wellen<br />

können fl ach sein oder sich an den Felsen<br />

brechen. Das ist es, was mich an der Küste<br />

fasziniert. Man fährt einfach hin, und immer<br />

passiert etwas, das mich in Erstaunen<br />

versetzt, wunderbare Farben tauchen auf.<br />

„Ich mag die Prozedur,<br />

wenn ich an der Küste Fotos<br />

mache. Das fertige Bild ist<br />

am Ende eigentlich nur das<br />

i-Tüpfelchen“<br />

Ich habe Freude daran, zu fotografi eren.<br />

Das Katalogisieren, die Bildbeschreibungen,<br />

Namen vergeben etc. liegt mir dagegen<br />

überhaupt nicht.<br />

Leider gehört das zum Dasein als<br />

professioneller Fotograf dazu. Andy hat<br />

die Fotografi e vor etwa einem Jahr zum<br />

Hauptberuf gemacht. Er sagt: „Es ist ein<br />

Klischee, aber ich lebe meinen Traum. Es hat<br />

sich so ergeben, es lief in diese Richtung.<br />

Trotzdem war es die schwerste Entscheidung<br />

meines Lebens, den sicheren Job aufzugeben<br />

und mich aufs Fotografi eren zu verlegen.”<br />

Andy kaufte seine erste Digitalkamera<br />

erst vor etwa zehn Jahren, eine Canon EOS<br />

350D. Vorher, bei der Analogfotografi e,<br />

schrieb er sämtliche Einstellungen für ein<br />

Foto in ein kleines Notizbuch. „Heute kann<br />

ich sofort sehen, wie sich die Einstellungen<br />

auswirken, und ich habe die Chance,<br />

zu korrigieren“, erklärt er. Mittlerweile<br />

verwendet er die EOS 5D MkII und eine<br />

Canon EOS 40D als Back-up. Auch seine<br />

Objektive sind alle von Canon, ein 17-35<br />

mm f/2.8-Weitwinkelzoom, ein 70-200<br />

mm f/2.8-Telezoom und ein „langsameres“<br />

24-105 mm f/4-Telezoom, das selten zum<br />

Einsatz kommt.<br />

„Ich kaufe ständig neue Ausrüstung,<br />

meistens Filter, die ich ständig verliere. Ein<br />

Glasfi lter liegt irgendwo oben in Dartmoor.<br />

Ich mag es überhaupt nicht, irgendetwas<br />

zurückzulassen. Ein Tier könnte in den Filter<br />

treten und sich verletzen, auch wenn das<br />

eher unwahrscheinlich ist.“<br />

„Verkratzte Filter sind ein geringeres<br />

Problem, als man vermuten würde.<br />

Manchmal tritt ein Kratzer aufgrund<br />

seitlichen Bildeinfalls hervor, doch das kann<br />

man per Software wieder ausbügeln.“<br />

Er verwendet Lee Filter, auch solche von<br />

Formatt. „Ich experimentiere mit allen Filtern,<br />

um ein fl acheres Bild zu bekommen. Ich<br />

verwende einen Grauverlaufsfi lter der Stärke<br />

0,6 und einen invertierten Grauverlaufsfi lter<br />

der Stärke 0,9, was zusammen das<br />

Äquivalent einer Blendenstufe ergibt.“<br />

Für seine HDR-Bilder benutzt er<br />

ausschließlich Graufi lter. „Ich verwende<br />

grundsätzlich keinen Polfi lter, weil der<br />

die Schatten verstärkt, und das ist genau<br />

das, was ich auf keinen Fall will. Ich<br />

weiß, auch das widerspricht den üblichen<br />

Regeln. Ich brauche ein relativ fl aches und<br />

stumpfes Bild. Manchmal betrachte ich eine<br />

gerade geschossene Aufnahme auf dem<br />

Kameramonitor und denke mir: „Das ist<br />

es, das wird ein großartiges Bild“, während<br />

andere Fotografen wohl das Gegenteil<br />

denken würden.“<br />

Ein anderes unerlässliches Zubehör,<br />

ohne das er nie aus dem Haus geht, ist<br />

ein Manfrotto 055XPROB-Stativ mit BHD2<br />

Induro-Kugelkopf. „Das hat schon bessere<br />

Zeiten gesehen und ist ein bisschen<br />

verrostet. Es war wahrscheinlich öfter im<br />

Wasser als ich“, sagt er. Die Gummifüße<br />

habe ich entfernt, weil die bei starkem Wind<br />

anfangen, zu vibrieren.<br />

Meistens stehe ich auf solidem Felsen.<br />

Der und das Gewicht der Kamera halten das<br />

Stativ in Position, was für die Bildschärfe<br />

unerlässlich ist. Bildschärfe, Farbsättigung<br />

und Kontrast sind nach der Bildkomposition<br />

das Wichtigste für meine Bilder.<br />

Die Bildkomposition ist es, die das<br />

Bild ausmacht“, sagt Andy, „Sie können<br />

die beste Kamera haben und die besten<br />

Fähigkeiten bei der Nachbearbeitung.<br />

Doch das ist alles wertlos, wenn Sie die<br />

Bildkomposition ruinieren. Fotografen<br />

können direkt nebeneinander stehen, und<br />

völlig verschiedene Fotos machen. Ein<br />

wenig Vorbereitung hilft natürlich. Seien<br />

Sie rechtzeitig vor Ort und fi nden die beste<br />

Position.“<br />

Andy verwendet die TPE (The<br />

Photographer’s Ephemeris)-Software, die<br />

den Sonnenauf- und Untergang zeitlich<br />

und geografi sch präzise in Google Maps<br />

anzeigt. „Es gibt eine Stelle bei Kingsbridge,<br />

ungefähr 30 Minuten von hier, da haben<br />

Sie den Sonnenuntergang vor sich und den<br />

Mondaufgang hinter sich – zwei Motive zur<br />

selben Zeit am selben Ort.“<br />

108 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

Die Geschichten hinter den Bildern<br />

Er plant seine Fototrips anhand der<br />

Zeiten des Sonnenuntergangs, aber<br />

manchmal funktioniert es nicht so einfach:<br />

Um Weihnachten herum war er in der<br />

Whitsand Bay in Cornwall. Die Sonne<br />

verschwand hinter den Wolken und alles<br />

wurde grau. Nach Sonnenuntergang packte<br />

er seine Ausrüstung zusammen und stieg<br />

wieder hinauf zum Kliff, überzeugt, der<br />

Tag sei gelaufen. „Ich bog um eine Ecke<br />

und sah einen wunderschönen, rosa- und<br />

orangefarbenen Himmel. Er hatte Textur,<br />

Details, alles was man braucht. Leider war<br />

die Kamera weggepackt.“ In diesem Fall war<br />

es die Natur gewesen, die die Regeln brach.<br />

„Ich verwende die Spotmessung, und<br />

üblicherweise messe ich den hellsten<br />

Bildbereich, um die gewünschte Flachheit<br />

meiner Bilder zu erzielen. Im Live View gibt es<br />

die Möglichkeit, den Messpunkt der Kamera<br />

im Bildausschnitt zu verschieben. Das ist, als<br />

wenn Sie den Belichtungsmesser bewegen<br />

könnten. Ich verwende diese Funktion, um<br />

mir die Histogramme anzeigen zu lassen, die<br />

mir sagen, wie das Bild aussehen wird.”<br />

Nach dem Fotografi eren wartet Zuhause<br />

einiges an Nachbearbeitung. Andy verwendet<br />

Photoshop CS5. Er braucht nicht sehr lange<br />

pro Bild, vielleicht zehn Minuten. „Ich arbeite<br />

mit der selektiven Farbkorrektur, damit ich<br />

einzelne Farbtöne stärker sättigen oder auch<br />

den Ton selbst ändern kann. Damit können<br />

Sie jede beliebige Farbe hervorheben. Sie<br />

erzeugen keine Farbe, die Farbe ist schon da.<br />

Es hängt lediglich von der Farbtemperatur in<br />

der Raw-Datei ab.“<br />

Als professioneller Fotograf macht Andy<br />

eine Vielzahl unterschiedlicher Motive und<br />

zurzeit arbeitet er daran, Porträts mit seiner<br />

speziellen HDR-Technik zu fotografi eren,<br />

doch der Erfolg hat sich noch nicht zu seiner<br />

Zufriedenheit eingestellt. Seine Favoriten sind<br />

nach wie vor <strong>Landschaften</strong>. „Mir gefallen<br />

Aufnahmen von Meer und Landschaft in<br />

HDR, doch der Effekt darf nicht zu stark<br />

sein. Wer meine Bilder ansieht, sollte nicht<br />

merken, dass es HDR-Aufnahmen sind. Ihre<br />

Augen können mehr sehen, als eine Kamera,<br />

und das ist es, was ich hervorheben möchte,<br />

so dass der Betrachter sehen kann, was<br />

ich gesehen habe. Ich mag die Prozedur,<br />

wenn ich an der Küste Fotos mache. Das<br />

fertige Bild ist am Ende eigentlich nur das<br />

i-Tüpfelchen.”<br />

Whitsand Bay (1)<br />

Der Sturm hatte Schaum aufgetürmt, und ich machte<br />

eine Langzeitbelichtung, als die Welle hereinkam. Als<br />

das Wasser zurücklief, entstanden diese Spuren.<br />

Whitsand Bay (2)<br />

Das war ein Testfoto für meine Bildkomposition. Das Motiv<br />

erinnerte mich an meine Sommerferien als Kind. Ich denke, Fotos<br />

sollten Emotionen beim Betrachter auslösen.<br />

Whitsand Bay (3)<br />

Dies war eine vorbereitete Aufnahme – Ebbe,<br />

Sonnenuntergang und ein südlicher Wind, der<br />

das Wasser den Strand hinauftrieb und so für den<br />

spiegelnden Wasserfi lm auf dem nassen Sand<br />

sorgte.<br />

Canon EOS 5D MkII, 17-35 mm f/2.8, 1/60<br />

Sekunde, Blende f/6.3, ISO 100, 0,9<br />

Grauverlaufsfi lter<br />

Links:<br />

Fennycombe Point (2)<br />

Die drei hervorstehenden Felsen<br />

fi elen mir auf. Sie zeigen die<br />

Gesteinsformationen des Kliffs.<br />

Canon EOS 5D MkII, 17-35 mm<br />

f/2.8, 1/30 Sekunde, Blende f/8,<br />

ISO 50; 0,9 Grauverlaufsfi lter<br />

Rechts:<br />

Heybrook Bay (1)<br />

Dieses Becken ist nur zwei Meter<br />

breit, sieht aber aus wie eine<br />

ausgedehnte Landschaft. Canon<br />

EOS 5D MkII, 17-35 mm f/2.8, 1/60<br />

Sekunde, Blende f/3.5, ISO 50; 0,6<br />

Grauverlaufsfi lter<br />

Fennycombe Point (1)<br />

Hier gefi el mir der Kontrast zwischen den rauhen<br />

Felsen, dem Meer und dem Himmel. Das war bei<br />

Fennycombe Point in der Nähe von Muxham Point in<br />

Devon.<br />

Canon EOS 5D MkII, 17-35 mm f/2.8, 1/50 Sekunde mit<br />

Blende f/8 und ISO 50<br />

St Michaels Mount<br />

2 Sekunden Belichtung sorgten für ruhiges<br />

Meer und für die Refl exionen der Wolken<br />

im Wasser. Nur kurz nach dieser Aufnahme<br />

war das Pfauenauge am Himmel schon<br />

wieder verschwunden.<br />

Canon EOS 5D MkII, 17-35 mm f/2.8,<br />

2 Sekunden, Blende f/8, ISO 50<br />

Heybrook Bay (2)<br />

Wegen des Windes entstand hier keine klare Spiegelung<br />

im Wasser, also machte ich den Himmel zum Hauptmotiv.<br />

Da sich kein maßstabgebendes Element im Bild befi ndet,<br />

könnte es sich durchaus um eine langgezogene Bergkette<br />

handeln. In Wahrheit ist sie aber nur drei Meter lang.<br />

Canon EOS 5D MkII, 17-35 mm f/2.8, 8 Sekunden, Blende<br />

f/22, ISO 50<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 109


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

110 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

HDR Motive<br />

Bevor Sie Kontraste mit der HDR-Technik bearbeiten können,<br />

brauchen Sie passende Bilder. Wir zeigen Ihnen, wie man für<br />

HDR fotografiert.<br />

Fotos: Will Cheung und diverse Fotografen<br />

Wenn Sie dasselbe Foto ein paar<br />

Mal aus dem Raw-Format konvertieren,<br />

versuchen Sie bitte nicht, extreme Werte<br />

zu erreichen. Sie erzielen vielleicht +/-2<br />

Stufen, doch selbst das kann schon<br />

zuviel sein, und es können Artefakte<br />

auftauchen, die Ihr Bild beeinträchtigen.<br />

Wenn Sie HDR-Bilder produzieren wollen<br />

und dazu im Raw-Format fotografieren,<br />

ist es immer ratsam, das Histogramm<br />

genau zu studieren. Es sollte weder zu<br />

rechts- noch zu linkslastig sein. Alles<br />

in der Mitte wäre ideal, doch es kommt<br />

natürlich auch auf die Szene an. Was<br />

Sie mit Sicherheit nicht wollen, ist ein<br />

„abgeschnittenes“ Histogramm, denn<br />

das bedeutet, dass die betreffenden<br />

Bereiche keinerlei Details mehr<br />

aufweisen. Bei der Raw-Konvertierung<br />

hat sich ein 0,5-Intervallschritt in<br />

beide Richtungen bis +/-2 EV bewährt,<br />

wodurch man neun Bilder erhält. Bei<br />

Oben Aufgenommen mit Canon EOS 5D MkII 17-35 mm-Objektiv, 1/10 Sekunde, Bende f/13, ISO 50<br />

© ANDY FOX<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 111


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

extrem kontrastreichen Motiven brauchen<br />

Sie eventuell weiter auseinander liegende<br />

Extremwerte, doch das kann, wie oben<br />

erwähnt, die Qualität beeinträchtigen. Sie<br />

können natürlich all die Werkzeuge, die der<br />

Raw-Konverter mitbringt, verwenden, um<br />

das Bild zu verbessern, insbesondere, um<br />

auch aus den überbelichteten Bereichen<br />

und aus den Schatten noch Details<br />

herauszuholen. Oder Sie machen es wie<br />

-2 EV<br />

Technik<br />

Am laufenden Band<br />

Basis-Belichtung<br />

Dies ist eine Neun-Bild-Reihe in Schritten<br />

von 0,5 Stufen, fotografiert mit einer<br />

Nikon D3s auf einem Stativ, wobei die<br />

Kamera auf „Continous Drive“ eingestellt<br />

war. Das verwendete Raw-Format<br />

Sie können ohne Stativ<br />

auskommen aber Sie sollten<br />

dann für die Aufnahme auf<br />

„Continous Drive“ schalten,<br />

um die Kamerabewegungen<br />

innerhalb der Bildreihe zu<br />

minimieren.<br />

+2 EV<br />

bedeutet hohen Speicherbedarf. Wenn<br />

Sie viele Serien schießen, sollten Sie<br />

anspruchsvoll sein beim Aussortieren.<br />

Löschen Sie alles, was nicht genau<br />

passt, um Platz zu sparen.<br />

© Will Cheung<br />

Andy Fox und spielen mit den Farben und<br />

der Farbsättigung. Aber das kommt später<br />

von allein, wenn Sie mehr Erfahrung haben.<br />

Bei Mehrfachkonvertierungen derselben<br />

Datei kann man schon mal die Übersicht<br />

verlieren, deshalb sollten Sie nach jeder<br />

Konvertierung einen neuen Dateinamen<br />

vergeben.<br />

Manche meist ältere HDR-Software liest<br />

die EXIF-Daten der Kamera aus. Ist das bei<br />

Ihnen der Fall, wird das Zusammenführen<br />

der Bilder nicht funktionieren, weil alle<br />

Dateien dieselben EXIF-Daten haben.<br />

Doch Sie können die EXIF-Daten<br />

loswerden. Speichern Sie die JPEG/<br />

TIFF-Originale im Bitmap-Format und<br />

anschließend das Bitmap-Format wieder als<br />

JPEG/TIFF. Fall erledigt.<br />

Nebenbei bemerkt: Inzwischen kommen<br />

mehr und mehr Kameras auf den Markt, die<br />

HDR-Bilder schon intern erzeugen können.<br />

Diese Funktion liefert fertige Bilder, passen<br />

also eigentlich nicht zu unserem Thema,<br />

denn es gibt nicht viel, was Sie an solchen<br />

Bildern noch ändern könnten.<br />

Die bekannteste HDR-Technik besteht<br />

darin, ganz einfach eine Bildserie<br />

aufzunehmen. Die meisten Kameramodelle<br />

haben heute eine Funktion, mit der Sie<br />

die Kamera dazu veranlassen, drei, fünf,<br />

sieben oder neun Fotos mit voreingestellten<br />

Belichtungswerten von 0,3, 0,5, 0,7, 1<br />

und sogar 2 Lichtstufen zu schießen.<br />

Generell lässt sich feststellen: Je<br />

komplexer – also teurer – die Kamera,<br />

desto mehr Optionen bekommen sie. Eine<br />

Dreierserie kann bereits für HDR verwendet<br />

werden, doch je mehr Bilder mit umso<br />

größerer Belichtungsdifferenz Sie machen<br />

können, umso besser.<br />

Stellen Sie die Werte ein, drücken Sie<br />

den Auslöser, und die Kamera macht den<br />

Rest. Am besten verwenden Sie ein Stativ,<br />

die Spiegelverriegelung Ihrer Kamera – falls<br />

vorhanden – einen Fernauslöser oder den<br />

Selbstauslöser der Kamera. Ein stabiles<br />

Stativ mit einem qualitativ hochwertigen<br />

Stativkopf ist am besten, und deshalb<br />

empfehlen wir Ihnen das auch hiermit. Mit<br />

einer der Marken Benro, Giottos, Manfrotto,<br />

Slik und Induro sind Sie gut beraten.<br />

Fotografi eren mit der Blendenautomatik<br />

sorgt dafür, dass die Blende und damit<br />

die Schärfentiefe dieselben bleiben,<br />

während der Serienaufnahme. Auch<br />

die Scharfeinstellung sollte sich nicht<br />

verändern können. Wenn das Risiko<br />

besteht, verwenden Sie die manuelle<br />

Scharfeinstellung.<br />

Um absolute Konsistenz herzustellen,<br />

verwenden Sie eine Voreinstellung oder eine<br />

eigene Weißabgleich-Einstellung – obwohl<br />

die auch noch bei der RAW-Konvertierung<br />

vorgenommen werden könnte. Außerdem<br />

verwenden Sie einen festen ISO-Wert,<br />

demnach also keine automatische<br />

ISO-Einstellung.<br />

112 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

Rechts<br />

Kartoffelfelder bei Ferrybridge, West Yorkshire. Die<br />

niedrige Sonne sorgte für erstaunliche Licht- und<br />

Schattenmuster in den gekrümmten Furchen. Die Fotos<br />

einer Dreier-Serie, aufgenommen mit -2, 0 und +2<br />

Stufen wurden mit Photomatix zusammengeführt,<br />

wobei die Funktion „Ausgangsbilder ausrichten“<br />

verwendet wurde. Das Bild wurde dann mit der Nik<br />

Software „Silver Efex“ in Schwarz-Weiß umgewandelt,<br />

wobei der Rot-Filter den blauen Himmel abdunkelte<br />

und den rötlichen Ackerboden leicht glänzen ließ.<br />

Unten rechts<br />

Der Hodder-Fluss bei Whitewell, Forest of Bowland. Eine<br />

weitere Dreier-Serie, ebenfalls mit -2, 0 und +2 Stufen<br />

aufgenommen und mit Photomatix zusammengeführt.<br />

Dann wurde mit Photoshop weiter verarbeitet, um die<br />

Kiesel und die Farben des Wasser hervorzuheben.<br />

Sie können ohne Stativ auskommen<br />

aber Sie sollten dann für die Aufnahme<br />

auf „Continous Drive“ schalten, um die<br />

Kamerabewegungen innerhalb der Bildreihe<br />

zu minimieren.<br />

Manche HDR-Software kann mit<br />

leichte Kamerabewegung und dadurch<br />

entstehender unsauberer Überlagerung<br />

der Bilder umgehen. Wenn Sie eine Serie<br />

ohne Stativ schießen, achten Sie auf die<br />

Einstellungen der Kamera. Mit einem<br />

weiten Belichtungsbereich von +2 Stufen<br />

kann Verwackeln zum Risiko werden,<br />

und Sie erhalten verwischte Bilder. Die<br />

können Sie unmöglich zu einem HDR-Bild<br />

zusammenführen.<br />

Falls Ihre Kamera keineSerienbildfunktion<br />

hat oder deren Optionen bei dieser Funktion<br />

für Ihr Vorhaben nicht ausreichen, können<br />

Sie immer noch manuell fotografi eren.<br />

In diesem Fall geht es aber nicht ohne<br />

Stativ, denn Sie werden es nicht schaffen,<br />

die Kamera exakt in derselben Position zu<br />

halten, drei- oder fünfmal abzudrücken und<br />

dabei auch noch für jede Aufnahme die<br />

Belichtung neu einzustellen. Noch einmal:<br />

Ändern Sie die Verschlusszeit, nicht die<br />

Blende, damit der Tiefenschärfebereich<br />

gleich bleibt. Das Stativ sorgt für risikolose<br />

langsame Verschlusszeiten.<br />

Wie weit Ihre Extremwerte auseinander<br />

liegen sollten, hängt von den<br />

Lichtverhältnissen ab. Bei kontrastreichem<br />

Licht – das Objektiv direkt gegen die Sonne<br />

gerichtet beispielsweise – legen sie die<br />

Werte weit auseinander, damit Sie Farbe in<br />

die Schatten und Details in die Spitzlichter<br />

bekommen. Eine Szene mit weniger<br />

extremen Lichtverhältnissen kommt mit<br />

einem kleineren Bereich, also mit weniger<br />

Bildern aus.<br />

Wie auch immer, irgendwann haben<br />

Sie Ihre Serie unterschiedlich belichteter<br />

Einzelbilder, und Sie sind nun in der<br />

glücklichen Lage, sie alle mit Ihrer HDR-<br />

Software oder mit Photoshop zu bearbeiten.<br />

Auf den nächsten Seiten zeigen wir Ihnen,<br />

wie das mit Photomatix – der wahrscheinlich<br />

besten HDR-Software am Markt – und mit<br />

Photoshop CS5 funktioniert.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 113


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

114 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

HDR erzeugen<br />

Gute HDR-Bilder sind in vieler Hinsicht eine Herausforderung.<br />

Zuerst brauchen Sie ein für HDR geeignetes Motiv – was nicht<br />

selbstverständlich ist. Nun brauchen Sie eine Bildserie, entweder<br />

real oder aus einer Raw-Datei. Danach benutzen Sie die HDR-<br />

Software. Das Ganze ist aufwendig, doch die Bilder können sich<br />

sehen lassen.<br />

Text: Andrew Willams / Fotos: Will Cheung<br />

© Will Cheung<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 115


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

Alles passiert in der Software, treffen Sie also eine kluge Wahl<br />

High Dynamic Range (HDR)-Software<br />

soll ein sehr altes Problem lösen: Wie<br />

bekomme ich den vollenfarblichen<br />

Tonwertumfang, wenn der<br />

Kontrastunterschied den Dynamikbereich<br />

des Sensors übersteigt?<br />

In diesem Artikel werde ich beschreiben,<br />

wie eine Reihe von Bildern eines Motivs<br />

in ein einziges HDR-Bild überführt wird,<br />

und zwar mit Photoshop CS5 HDR Pro<br />

und mit Photomatix, einem Programm<br />

mit Plug-Ins für Apple Aperture, Adobe<br />

Lightroom und Photoshop. HDR-Bilder<br />

können so unnatürlich aussehen, als<br />

seien sie aus einem Comic-Strip gefallen.<br />

Doch ich bemühe mich, die Ergebnisse<br />

glaubhaft erscheinen zu lassen, wenn<br />

möglich, sogar vollständig natürlich. Ich<br />

beginne mit einer Serie von neun Raws,<br />

aufgenommen in Schritten von 0,5 Ev<br />

von -2 Stufen bis zu +2 Stufen, wobei<br />

die Blende unverändert blieb und die<br />

Bilder dieselbe Tiefenschärfe aufweisen.<br />

Die HDR-Verarbeitung nutzt den sich aus<br />

allen Aufnahmen zusammen ergebenden<br />

vollen Dynamikbereich und repräsentiert<br />

diesen in einer 32 Bit-Datei. Bildschirme<br />

und Drucker können einen solchen weiten<br />

Bereich jedoch nicht darstellen, deswegen<br />

wird am Ende des Prozesses eine 16<br />

Bit-Datei erzeugt, die darstellbar ist. Die<br />

Anwendung verschiedener HDR-Software,<br />

um dasselbe Ergebnis zu erreichen,<br />

war eine interessante Erfahrung. Im<br />

Vergleich zu den Möglichkeiten früherer<br />

Photoshop Versionen ist CS5 HDR Pro<br />

ein enormer Fortschritt. Es bietet mehr<br />

Einfl ussmöglichkeiten und funktioniert<br />

schneller. Die Bedienungselemente von<br />

Photomatix andererseits, auf den ersten<br />

Blick komplizierter, machen es einfacher,<br />

die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.<br />

Obwohl der Refresh der <strong>Vorschau</strong> auf<br />

dem Bildschirm fühlbar langsamer war,<br />

machen die Soforthilfe-Funktion für<br />

die Steuerelemente und der Viewer mit<br />

Lupenansicht Photomatix zu einer Top-<br />

Software für diese Art Bildverarbeitung.<br />

Photomatix Pro Schritt für Schritt<br />

Photomatix Pro von HDRsoft ist<br />

der bekannteste – und wahrscheinlich<br />

leistungsfähigste – auf dem Markt<br />

befi ndliche HDR-Prozessor. In<br />

seiner Version 4.2 kombiniert er<br />

mächtige Werkzeuge mit einfacher<br />

Bedienbarkeit. Der Workfl ow<br />

unterscheidet sich allerdings von<br />

dem mit Photoshop CS5 HDR<br />

Pro ganz erheblich. CS5 HDR Pro<br />

setzt auf dem Adobe Camera Raw<br />

(ACR)-Dateikonverter auf, ohne<br />

dass während des Prozesses ein<br />

Zwischenschritt über eine 16 Bit<br />

TIFF-Datei erforderlich wäre. So wird<br />

die maximal mögliche Datenmenge<br />

für die Weiterverarbeitung in bewahrt.<br />

Photomatix enthält einen<br />

Raw-Konverter, der aber weniger<br />

leistungsfähig ist. Der empfohlene<br />

Workfl ow sieht deshalb als<br />

Zwischenschritt die Konvertierung<br />

in eine 16 Bit TIFF-Datei mit einem<br />

Raw-Prozessor Ihrer Wahl vor. Dann<br />

sollten diese Dateien zur HDR-<br />

Verarbeitung in Photomatix geladen<br />

werden. Dabei entsteht zwar ein<br />

Qualitätsverlust, doch in der Praxis ist<br />

der kaum wahrnehmbar.<br />

Photomatix verfügt über Plug-Ins<br />

zur Integration mit Apple Aperture,<br />

Adobe Photoshop und Lightroom,<br />

was die Konvertierung komfortabler<br />

macht. Es unterstützt den Workfl ow<br />

und spart Zeit.<br />

Ich verwende in dieser<br />

Beschreibung das Lightroom Plug-In.<br />

Die Standalone-Version hat jedoch<br />

dieselbe Bedieneroberfl äche und ist<br />

recht ergonomisch ausgelegt. Man<br />

fi ndet sich daher schnell zurecht.<br />

Ich versuche, auch in HDR ein<br />

möglichst natürliches Aussehen der<br />

Bilder beizubehalten, doch je nach<br />

Motiv wende ich den Effekt auch<br />

etwas stärker an.<br />

1<br />

Nach dem Vorbereiten der Bilder in Adobe Camera Raw liest Lightroom die<br />

Korrekturen ein. Die Einstellungen für die Entwicklung müssen auf „null“<br />

stehen, für Schwarz beispielsweise auf +5. Markieren Sie die Bilder und<br />

klicken Sie auf Datei > Exportieren > Photomatix Pro. Übernehmen Sie die<br />

Default-Einstellungen aus dem Dialogfeld.<br />

2<br />

Quellen 3<br />

Verarbeiten<br />

Eine <strong>Vorschau</strong> erscheint, in der Sie Bildbereiche festlegen können, die durch<br />

Ghosting beeinträchtigt sein können. In diesem Bild sind das die Wolken.<br />

Rechtsklicken Sie also in den Himmel und markieren die Wolken. Photomatix<br />

wählt nun ein Ausgangsbild aus, doch Sie können Ihre eigene Wahl treffen.<br />

Photomatix zeigt nun das 32 Bit HDR-Bild. Da der Dynamikbereich<br />

umfangreicher ist, als heutige Monitore darstellen können, sieht das Bild<br />

schlecht aus. Wandeln Sie es in ein 16-Bit-Bild um, das angezeigt und gedruckt<br />

werden kann. Gehen Sie dazu auf Bearbeiten > Tone Mapping. Nun erscheinen<br />

die Bearbeitungswerkzeuge und einige Thumbnails mit Voreinstellungen.<br />

116 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

4<br />

Auswählen<br />

Die Funktion „Fusion“ führt Ihre Bilder zusammen, wobei die Pixel aus<br />

den am besten belichteten Teilen der Einzelbilder verwendet werden. Wir<br />

benutzen hier jedoch das „Tone Mapping“, wobei die 32 Bit-Datei in eine<br />

16-Bit-Datei umgewandelt wird. Unter den verschiedenen Voreinstellungen<br />

erschien mir Enhancer-Smooth als guter Startpunkt.<br />

5<br />

Spitzlichter bearbeiten<br />

Der überbelichtete Bereich der Sonne ist leider sehr groß. Im Auswahl-Modus<br />

zeichne ich einen Kreis darum und ersetze den Bereich durch den aus einem<br />

der Originalbilder. Ich nehme die -2 EV-Version, und die Überbelichtung ist<br />

erkennbar reduziert. Sie können auch die Objektivrefl exionen bei den Felsen<br />

entfernen, indem Sie diesen Bereich durch den aus dem -1 EV-Bild ersetzen.<br />

6<br />

Mehr Finetuning<br />

Ziehen Sie die Regler in kleinen Schritten, um den Effekt feinzutunen.<br />

Photomatix zeigt entsprechende Hilfen unten links an, wenn Sie die Maus<br />

über die einzelnen Regler bewegen, sodass Sie deren Funktionen verstehen.<br />

Ich habe die Spitzlichter etwas weicher gemacht und auch den grauen<br />

Bereich um die intensive Sonne verbessert. Speichern Sie nun, und die TIFF-<br />

Datei wird wieder an Lightroom übergeben. Das ist das natürliche Bild unten.<br />

NATÜRLICH<br />

7<br />

Werden Sie kreativ<br />

Verarbeiten wir nun dieselben Dateien mit mehr HDR-Effekt. Die „Enhancer-<br />

Grunge“-Voreinstellung ist ist für meinen Geschmack aber zu gesättigt, und<br />

der Himmel ist sehr körnig. Mit dem Temperaturregler habe ich den Himmel<br />

ein wenig angewärmt und einen mittleren Beleuchtungseffekt gewählt.<br />

Kombiniert mit reduziertem Gamma und reduzierter Sättigung gibt das einen<br />

melancholischen Effekt. Das fertige Bild sehen Sie unten.<br />

EXTREM<br />

8<br />

Aufräumen ...<br />

Ich mag das Bildrauschen am Himmel nicht. Ich reduziere das, ohne dass sich der Eingriff auf das gesamte Bild auswirkt. Nach ein wenig Experimentieren mit<br />

der Sättigungseinstellung und den Werten für Schatten und Spitzlichter erhielt ich dieses noch natürlich wirkende und das etwas mehr HDR-Effekt zeigende<br />

Bild – genau, wie ich es haben wollte. Aber HDR ist Geschmacksache, und so könnte Ihr Ergebnis ganz anders aussehen.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 117


HDR-<strong>Landschaften</strong><br />

Photoshop CS5 HDR Pro Schritt für Schritt<br />

In Photoshop CS5 sind die HDR-<br />

Funktionen wesentlich verbessert<br />

worden. HDR Pro ermöglicht<br />

mehr Einfl uss auf den Prozess<br />

und ist erheblich schneller<br />

als die Vorgänger. Bei diesem<br />

Landschaftsfoto wollte ich die HDR-<br />

Funktionen nutzen, ohne jedoch<br />

das natürliche Aussehen des Bildes<br />

zunichtezumachen. Die Details der<br />

Schatten sollten sichtbar werden,<br />

ohne dass die Details des Himmels<br />

darunter leiden würden. Sie können<br />

von JPEG-Dateien ausgehen,<br />

doch Raw-Dateien eignen sich<br />

besser wegen des größeren<br />

Tonwertumfangs. Benutzen Sie<br />

Adobe Camera Raw (ACR) für<br />

generelle Korrekturen, bevor Sie<br />

beginnen. In diesem Fall war der<br />

Horizont ungerade, und es gab ein<br />

paar Staubkörner zu entfernen.<br />

Es gibt nur weniger Regler<br />

zu verstellen, doch die haben<br />

große Effekte. Ich probierte ein<br />

wenig herum und beobachtete die<br />

Auswirkungen. Wenn HDR für Sie<br />

neu ist, beginnen Sie, indem Sie<br />

die einzelnen Regler einzeln auf<br />

ihre Extremwerte bringen, um ein<br />

Gefühl für den jeweiligen Effekt zu<br />

bekommen. Stellen Sie schrittweise<br />

den gewünschten Bildzustand<br />

her. Das in Echtzeit anzeigende<br />

<strong>Vorschau</strong>fenster ist dabei eine große<br />

Hilfe. Beachten Sie, dass Sie das<br />

Bild nicht mehr verändern können,<br />

nachdem Sie den Prozess des<br />

Zusammenführens der Einzelbilder<br />

gestartet haben. Speichern Sie<br />

Oben Wählen Sie die Dateien für Ihr HDR Bild in „Bridge“ aus.<br />

daher die vorgenommenen<br />

Änderungen als eine Voreinstellung,<br />

dann können Sie immer wieder<br />

neu beginnen, die Voreinstellung<br />

aufrufen und von dort aus weitere<br />

Veränderungen vornehmen.<br />

1 Vorbereiten<br />

2<br />

Bevor ein HDR-Bild erstellt werden kann, muss jedes Bild der Serie voreditiert<br />

werden. Öffnen Sie alle Bilder gleichzeitig in Adobe Camera Raw. Korrigieren<br />

Sie den Horizont falls notwendig und entfernen etwaige Staubkörner aus dem<br />

Bild.<br />

Ändern<br />

Klicken Sie auf die „Synchronisieren“-Schaltfl äche, um die Änderungen auf<br />

alle Bilder anzuwenden und dann auf „fertig“, um ACR zu verlassen. Klicken<br />

Sie auf Werkzeuge > Photoshop> In HDR Pro zusammenführen“. Die HDR-<br />

Bedieneroberfl äche verfügt über eine große <strong>Vorschau</strong>funktion und Regler für<br />

das Feintuning des Fotos. Adobe stellt Voreinstellungen zur Verfügung.<br />

3 Halos vermeiden<br />

4<br />

Starten Sie mit der Korrektur von Radius und Stärke. In diesem kontrastreichen<br />

Bild brauchen Sie kleinere Werte, sonst bekommen Sie weiße Halos um das<br />

Kliff herum, wie hier zu sehen ist. Die Regler beeinfl ussen einander. Nehmen<br />

Sie sich also Zeit für kleine, schrittweise Korrekturen für jeden einzelnen<br />

Regler, bis Sie den Effekt bekommen, den Sie wünschen.<br />

Kontrast einstellen<br />

Im „Ton und Detail“-Arbeitsbereich stellen Sie den Kontrast mit dem<br />

Gammawert ein. Zuviel Gamma führt zu einer grauen Sonne, was unerwünscht<br />

ist. Zurücknehmen des Gammawerts hilft, doch da die dunkelste Aufnahme<br />

immer noch die Sonne stark überbelichtet, stellte ich den besten allgemeinen<br />

Gammawert ein und verschob die Korrektur der Sonne auf später.<br />

118 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


HDR <strong>Landschaften</strong><br />

5 Details einstellen<br />

6<br />

Versuchen Sie jetzt den „Detail“-Regler. Er funktioniert ähnlich wie das<br />

Bildschärfen, seien Sie also vorsichtig damit. Ich begann bei 300 Prozent,<br />

was viel zu stark war, wie hier zu sehen ist. Ich reduzierte bis auf 124, was<br />

sich als guter Kompromiss erwies. Ich zog die Helligkeit etwas auf und glich<br />

das mit kleinerem Gammawert aus, was das Aussehen der Sonne verbesserte.<br />

Aufräumen<br />

Ein Klick auf „Geister entfernen“ entfernt Bereiche, die durch Bewegungen<br />

zwischen den Aufnahmen verwischt sind, Wolken beispielsweise. Sie<br />

können das vorgeschlagene Bild ändern. Bei diesem Bild reduziert sich auch<br />

der Randeffekt um die Sonne. Das dunkelste Bild eignet sich am besten. Ein<br />

letzter Schub Richtung Schatten mit der Tonkurve, und wir sind fertig.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 119


Schwarzweiß-<strong>Landschaften</strong><br />

Künstlerisches<br />

Schwarz<br />

Weiß<br />

Auch im Digitalzeitalter kann man analoge<br />

Dunkelkammertechniken einsetzen, um das<br />

Beste aus beiden Welten zusammenzuführen.<br />

120 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Schwarzweiß-<strong>Landschaften</strong><br />

Monochrome<br />

Magie<br />

Es ist schwer zu sagen, was Martin<br />

Henson besser charakterisiert: seine<br />

Herkunft aus Yorkshire oder die Qualität<br />

seiner Schwarzweiß-<strong>Fotografie</strong>.<br />

Geboren vor 60 Jahren auf einer Farm in<br />

West Yorkshire, hat er sich noch nie mehr als<br />

50 Kilometer von Zuhause entfernt. Weiter<br />

weg gezogen hat es ihn nie, und so ist er<br />

mächtig stolz darauf, dass er seine Bilder<br />

alle in diesem begrenzten geografischen<br />

Gebiet aufgenommen hat.<br />

Der Ribblehead Viadukt „Ich wollte den Viadukt nur<br />

mit einer darauf fahrenden Dampflok aufnehmen, denn<br />

dafür war er einst gebaut worden.“<br />

Canon EOS-1D Mark III, Canon 17-40 mm L-Objektiv,<br />

1/250 Sekunde, Blende f/8, ISO 100<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 121


Schwarzweiß-<strong>Landschaften</strong><br />

1<br />

2<br />

122 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Schwarzweiß-<strong>Landschaften</strong><br />

3<br />

„Ich finde hier so viel zu fotografieren, da<br />

brauche ich nicht kilometerweit zu fahren. Ich<br />

schaue mir das Licht und die Kontraste an<br />

und garantiere, wenn das Wetter ok ist, dann<br />

komme ich auch mit einem Bild zurück.“<br />

Seine bevorzugte Gegend ist Whitby. „Die<br />

Chancen, dort gute Konditionen anzutreffen,<br />

sind wesentlich größer als beispielsweise in<br />

Dales, wo die Abhängigkeit vom Wetter viel<br />

stärker ist.“<br />

Martin ist bekannt für seine künstlerische<br />

Landschaftsfotografie. Er beschreibt sich<br />

selbst als „halbprofessionell“. Er verkauft<br />

großformatige Abzüge seiner Bilder über<br />

einen Agenten in den USA. Sie werden zu<br />

Tausenden zu ihm zurückgeschickt, damit<br />

er sie mit seinem Autogramm versieht. Er<br />

fertigt auch maßgeschneiderte Abzüge nach<br />

Kundenwunsch an, führt Workshops durch<br />

und arbeitet an seinen eigenen Projekten.<br />

Im Übrigen findet er noch die Zeit<br />

für den familieneigenen Malerei- und<br />

Dekorationsbetrieb. Als er im Alter von 12<br />

Jahren seine erste Kamera bekam, eine<br />

Kodak Box, fotografierten Amateure noch<br />

nicht in Farbe, und so begann seine Karriere<br />

als Schwarzweiß-Fotograf.<br />

„Ich war immer mehr an den Schaufenstern<br />

von Fotogeschäften interessiert, als an<br />

Spielzeugläden“, sagt Martin. „Meine erste<br />

Kamera hatte ein Fixfokusobjektiv und<br />

einen Zentralverschluss mit einer einzigen<br />

Verschlusszeit. Ich fand es aufregend und<br />

rätselhaft, wie es möglich war, dass man<br />

damit Fotos machen konnte.“<br />

Später kaufte er sich eine Zenit und<br />

begann, auch in Farbe zu fotografieren. „Ich<br />

war aber nie zufrieden damit, weil ich nicht<br />

den gesamten Prozess selbst kontrollieren<br />

konnte. Die Abzüge kamen zurück, aber es<br />

waren keine Details zu erkennen, obwohl<br />

ich sie auf dem Negativ sehen konnte. So<br />

richtete er sich eine eigene Dunkelkammer<br />

ein, doch da der Farbverarbeitungsprozess<br />

komplizierter und teurer war, konzentrierte er<br />

sich auf Schwarzweiß. Dann, nach 30 Jahren<br />

Dunkelkammer-Technologie, kaufte er seine<br />

erste digitale Spiegelreflexkamera.<br />

„Ich schaffte es nicht, meine digitalen<br />

Schwarzweiß-Bilder so aussehen zu<br />

lassen, als seien sie auf Schwarzweiß-Film<br />

fotografiert worden. Dann postete jemand ein<br />

paar Bilder im Kodak-Forum. Er verwendete<br />

dieselbe Kamera wie ich, doch die Kontraste<br />

seiner Bilder waren wirklich hervorragend,<br />

kein Vergleich mit meinen Ergebnissen. Ich<br />

nahm Kontakt auf, um herauszufinden, wie<br />

er das machte.“<br />

Seit Kurzem fotografiert Martin wieder<br />

auf Film, doch zur Dunkelkammer ist er<br />

nicht zurückgekehrt. Er arbeitet mit einer<br />

Hasselblad 500CM, scannt die Negative<br />

1 Hohes Weideland „Frühmorgens auf dem<br />

Langdale Head im Lake District. Die Wolken<br />

stiegen von den umliegenden Gipfeln auf und<br />

diese Kühe waren genau am richtigen Ort“.<br />

Canon EOS-1D MkII, 17-40 mm L-Objektiv, 1/250<br />

Sekunde, Blende f/5.6, ISO 100<br />

2 Wintertannen „Im Ilkley-Moor wollte ich die<br />

Isolation in der weiten Landschaft einfangen,<br />

die sonst mit Heidekraut bedeckt ist.” Canon<br />

EOS-1D MkII, 17-40-mm L-Objektiv, 1/250<br />

Sekunde, Blende f/5.6, ISO 400<br />

3 Im weißen Licht „Teil der Harewood<br />

House Grounds bei Leeds. Ich fotografierte<br />

in die Sonne, die mit einem guten Objektiv<br />

kontrollierbar ist.“<br />

Canon EOS-1D MkIII, 17-40mm L-Objektiv, 1/500<br />

Sekunde, Blende f/8, ISO 100.<br />

„Gute Schwarzweiß-Fotos brauchen<br />

vier Dinge: einen großen<br />

Tonwertumfang, Kontrast, Textur<br />

und Stimmung. Die Stimmung<br />

ist am schwersten zu erzeugen,<br />

denn Sie hängt von den anderen<br />

drei Faktoren ab.“<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 123


Schwarzweiß-<strong>Landschaften</strong><br />

Tierisches Publikum ...<br />

„Ein Glückstreffer: Ich<br />

fuhr diese Straße entlang<br />

und sah die Schafe auf<br />

dem Feld. Sie blieben<br />

unbeweglich, als ich<br />

ausstieg, starrten mich nur<br />

an. Ich fand eine Mauer als<br />

Auflage für die Kamera und<br />

Schoß eine ganze Serie.“<br />

Canon EOS-1D Mark II,<br />

17-40mm L-Objektiv, zwei<br />

kombinierte Aufnahmen, 1/500<br />

Sekunde, Blende f/8, ISO 100<br />

4 Süßwasserangeln „Der Fluss bei Keighley<br />

an einem dunstigen Morgen. Das Bild hat<br />

alles, was ein Schwarzweiß-Foto braucht: den<br />

Menschen, die Schafe, die Textur.”<br />

Canon EOS-1Ds Mark II, 50mm f/1.4-Objektiv,<br />

1/400 Sekunde, Blende f/5.6, ISO 100<br />

5 Kanalspaziergang<br />

„Ich wartete auf jemanden, der in den<br />

Bildausschnitt laufen würde. Die Kugellaternen<br />

lenken den Blick in das Bild und beleuchten<br />

den Weg.“<br />

Canon EOS-1D Mark III auf Stativ, 17-40 mm<br />

L-Objektiv, 1 Sekunde, Blende f/4,<br />

ISO 1000<br />

und bearbeitet in Photoshop. „Es hat mit der<br />

Qualität und mit der Körnung von Film zu tun.<br />

Mit der Digitaltechnik funktioniert es einfach<br />

nicht. Ein Beispiel: Ich wohne in der Nähe der<br />

Keighley und Worth Valley Eisenbahnstrecke.<br />

Ich kann 70 bis 80 Digitalfotos schießen,<br />

aber mir gefallen davon nur eine Handvoll.<br />

Es kostet nichts, aber ich lerne auch nichts<br />

aus den Bildern. Also verwende ich wieder<br />

Film, und ich gehe langsamer zu Werke. Ich<br />

verbrauche zwei 120er Filmrollen, das sind<br />

24 Bilder, und davon sind dann meist zwei<br />

der Bilder sehr gut. Viele, die nie auf Film<br />

fotografiert haben, sind ängstlich, denn sie<br />

können nicht sehen, was Sie aufnehmen.“<br />

„Ich entwickle den Film, lasse ihn<br />

trocknen. Dann kommt er in den Scanner.<br />

Im Vergleich zur Dunkelkammer ist die<br />

digitale Weiterverarbeitung, insbesondere das<br />

Nachbelichten und Abwedeln, wesentlich<br />

einfacher, und auch die Qualität wird besser<br />

als in der Dunkelkammer.“<br />

Außer der Hasselblad verwendet Martin<br />

eine Canon EOS-1Ds Mark II und eine<br />

124 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Schwarzweiß-<strong>Landschaften</strong><br />

4<br />

5<br />

EOS-1D Mark III mit dem 50mm f/1.4<br />

Normalobjektiv, außerdem ein Canon Tilt &<br />

Shift E 24 mm f/3.5- und ein Canon Tilt &<br />

Shift E 90mm f/2.8-Objektiv. „Ich mag die<br />

Tilt & Shift-Objektive deshalb, weil ich damit<br />

eine Tiefenschärfe von etwa einem dreiviertel<br />

Meter bis unendlich bekomme, selbst mit<br />

dem 90-mm-Objektiv; von der Qualität ganz<br />

zu schweigen, da kommt kein Zoomobjektiv<br />

mit.<br />

„Selbst wenn Sie in Farbe schießen,<br />

müssen Sie in Schwarzweiß denken“, sagt<br />

er. „Für Schwarzweiß brauchen Sie die<br />

richtige Stimmung im Motiv, die kann man<br />

nicht erzwingen. Die Bedingungen müssen<br />

stimmen.<br />

„Meistens brauchen Sie Sonnenlicht,<br />

sonst werden die Farben unterdrückt, doch in<br />

Schwarzweiß besteht das Problem darin, dass<br />

Sie keine Kontraste bekommen, und wenn<br />

Sie keine Kontraste haben, haben Sie auch<br />

keinen Tonwertumfang, keine Dynamik“,<br />

erklärt Martin.<br />

„Gute Schwarzweiß-Fotos brauchen vier<br />

Dinge: einen großen Tonwertumfang, Kontrast,<br />

Textur und Stimmung. Die Stimmung ist am<br />

schwersten zu erzeugen, denn Sie hängt von<br />

den anderen drei Faktoren ab.“<br />

„Stehen Sie einigermaßen früh auf, dann<br />

fangen Sie dieses weiche, etwas diesige Licht<br />

ein. Mittags, bei hochstehender Sonne, gibt<br />

es starke Kontraste, und abends bekommen<br />

Sie lange Schatten, die für Umrisse und<br />

Formen sorgen.“<br />

Martin gehört definitiv zu der Fraktion von<br />

Fotografen, die alle Einstellungen bereits in der<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 125


Schwarzweiß-<strong>Landschaften</strong><br />

6 Kalkstein und Baum „Aufgenommen im<br />

Malham Moor – Bäume, die scheinbar aus dem<br />

Stein wachsen.“<br />

Canon EOS-1Ds Mark II, 17-40 mm L-Objektiv,<br />

81 Sekunden, Blende f/22 und Lee Big Stopper<br />

Graufi lter, ISO 50<br />

7 Spurn Point Leutturm „Ich machte eine<br />

Langzeitbelichtung, um die Bewegung des<br />

Grases und der Wolken einzufangen.“<br />

Canon EOS-1Ds Mark II, 17-40 mm L-Objektiv,<br />

139 Sekunden, Blende 22, ISO 50<br />

8 Kloster Whitby „Das Licht hinter dem<br />

Kloster war unglaublich, doch wir hatten<br />

den besten Moment verpasst. Doch der<br />

Lichteinfallswinkel sorgte noch für die<br />

Spiegelung im Wasser.“ Canon EOS-1Ds Mark II,<br />

24-105 mm L-Objektiv, 1/600 Sekunde, Blende<br />

f/5, ISO 160<br />

Kamera richtig haben wollen. „Das macht das<br />

Leben wesentlich einfacher, wenn Sie dann<br />

am Computer sitzen. Viele Fotografen machen<br />

zwei oder drei Aufnahmen vom Stativ aus und<br />

legen diese dann übereinander oder machen<br />

mehrere Konversionen derselben Raw-Datei.<br />

Ich halte es jedoch für besser, sich Gedanken<br />

über die Belichtung zu machen und den<br />

Belichtungsmesser der Kamera richtig zu<br />

lesen. Bei einer Strandszene beispielsweise<br />

messen Sie einmal das Wasser und dann<br />

einen hellen Teil des Himmels. Dann wissen<br />

Sie, wie viele Blendenstufen Unterschied Sie<br />

haben.<br />

Ich arbeite mit einem weichen Verlaufsfilter,<br />

um die Belichtung auszubalancieren.<br />

Mehr Details im normalerweise dunkleren<br />

Vordergrund bedeutet mehr Belichtung, und<br />

das kann eine Überbelichtung des Himmels<br />

um mehrere Blendenstufen bedeuten. Ein<br />

weicher Verlaufsfilter sorgt dafür, dass das<br />

nicht passiert.” Martin betont, wie wichtig<br />

es ist, die Beziehung zwischen Blende und<br />

Verschlusszeit zu verstehen. Dabei geht es<br />

weniger um die Tiefenschärfe, als darum,<br />

ob Sie den Himmel oder den Vordergrund<br />

stärker hervortreten lassen wollen, und dass<br />

eine absichtliche Über- oder Unterbelichtung<br />

die Stimmung des Bildes verändern kann.<br />

Statt Photoshop verwendet Martin ein selbst<br />

126 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Schwarzweiß-<strong>Landschaften</strong><br />

6<br />

7<br />

8<br />

entwickeltes System der Kontrastbewertung.<br />

Ich habe darüber nachgedacht, was ich<br />

früher in der Dunkelkammer gemacht habe.<br />

Ich habe Fotopapier mit unterschiedlichen<br />

Kontrastgraden verwendet, wobei 0 weicher<br />

oder geringer Kontrast und 5 harter oder<br />

hoher Kontrast bedeutet. Mit Teststreifen<br />

bestimmte ich, welche Belichtungszeit und<br />

welche Kontraststufe nötig waren, um einen<br />

detailreichen Himmel zu erzeugen und wie<br />

sich dieselben Einstellungen auf Vordergrund<br />

und Schatten auswirkten. Normalerweise<br />

brauchte man unterschiedliche Werte und<br />

so waren Nachbelichtung und Abwedeln<br />

notwendig, und Details sowohl in die<br />

Spitzlichter als auch in die Schatten zu<br />

bekommen. Dieselbe Vorgehensweise<br />

musste auch am Computer möglich sein. Ich<br />

lernte also den Umgang mit den Photoshop-<br />

Kurven zur Kontrasteinstellung. Bei dunkler<br />

Landschaft und hellem Himmel gehe<br />

ich folgendermaßen vor. Für Details des<br />

Himmels wähle ich den Kontrast selektiv<br />

aus. Ich kopiere den Hintergrund später und<br />

korrigiere die Kurven entsprechend, um auch<br />

den Kontrast am Himmel herauszuarbeiten.<br />

Dann füge ich eine schwarze Ebenenmaske<br />

hinzu. Ich setzte die Vordergrundfarbe auf<br />

Weiß und verwende das Pinselwerkzeug, um<br />

die Details hervorzubringen. Dann passe ich<br />

die Kontrastunterschiede zwischen hellsten<br />

und dunkelsten Bereichen an, kopiere die<br />

Hintergrundebene erneut und wiederhole<br />

den Prozess für einen anderen Bereich oder<br />

ändere, was ich bereits korrigiert habe. So<br />

baue ich das Bild langsam auf, indem ich<br />

mir auf diese Weise jeden zu bearbeitenden<br />

Bereich vornehme, ganz so, wie ich es auch<br />

in der Dunkelkammer getan haben würde.<br />

Bei Abzügen war es immer das<br />

Aufregendste, wenn sich das Bild langsam<br />

im Entwicklerbad auf dem Fotopapier<br />

materialisierte. Heute ist es spannend,<br />

wenn sich das fertige Bild langsam aus dem<br />

Druckerschlitz schiebt.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 127


Schwarzweiß-<strong>Landschaften</strong><br />

Feine<br />

Schatten in<br />

Grau<br />

Erstklassige Schwarzweiß-<br />

Fotos erfordern eine ebenso<br />

erstklassige Aufnahmetechnik<br />

Text: Will Cheung / Fotos: diverse Fotografen<br />

Schwarzweiß-Fotos macht man am besten<br />

in JPEG mit der Kameraeinstellung „Monochrom“.<br />

So sehen Sie das Ergebnis sofort<br />

und brauchen keine Nachbearbeitung am<br />

Computer, was Ihnen eine Menge Zeit und<br />

Arbeit erspart.<br />

Nun führt solche Bequemlichkeit nicht notwendigerweise<br />

zu den besten Ergebnissen,<br />

vor allem dann nicht, wenn es um künstlerische<br />

Aufnahmen geht, bei denen noch der<br />

kleinste Schatten von Bedeutung ist.<br />

Aus JPEG-Schwarzweiß-Bildern können Sie<br />

mehr herausholen, wenn Sie den Kontrast<br />

korrigieren und vielleicht auch einen der in<br />

modernen Kameras integrierten Kontrastfilter<br />

verwenden. Doch nur im Raw-Format<br />

können Sie die in den Dateien enthaltenen<br />

Bildinformationen voll ausnutzen, und<br />

Rechts Windgeneratoren bei Norfolk, aufgenommen<br />

mit Nikon D700, 24-70 mm Zoom bei 24 mm<br />

Brennweite mit Pol-Filter, 1/100 Sekunde mit<br />

Blende f/7.1 und ISO 100<br />

128 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Schwarzweiß-<strong>Landschaften</strong><br />

© Will Cheung<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 129


Schwarzweiß-<strong>Landschaften</strong><br />

davon werden Ihre Bilder im Vergleich zu<br />

JPEG-Aufnahmen sehr profitieren.<br />

Leider hat auch das Raw-Format Nachteile.<br />

Wenn Sie ausschließlich in Raw schießen,<br />

bekommen Sie die Bildvorschau nur in<br />

Farbe. Doch das können Sie umgehen,<br />

indem Sie in Raw und JPEG fotografieren.<br />

Schalten Sie also auf „Monochrom“ und<br />

Sie bekommen die <strong>Vorschau</strong> der JPEG-<br />

Version des Fotos in Schwarzweiß auf dem<br />

Kameramonitor angezeigt. Falls Ihr Vorstellungsvermögen<br />

noch nicht auf Schwarzweiß<br />

„trainiert“ ist, sehen Sie so zumindest<br />

ansatzweise, wie das fertige Bild am<br />

Ende aussehen könnte. Dazu muss die<br />

JPEG-Datei nicht sehr groß sein, stellen Sie<br />

also die kleinste mögliche Dateigröße ein,<br />

denn Sie werden die Bearbeitung später<br />

sowieso an der Raw-Datei vornehmen.<br />

Der große Nachteil der Raw-Dateien –<br />

ihr Umfang – ist auch ihr größter Vorteil.<br />

Mit entsprechender Software können Raw-<br />

Dateien so lange angepasst und korrigiert<br />

Mit Hilfe der passenden<br />

Software können Sie Raw-<br />

Dateien anpassen und<br />

manipulieren, bis Sie das<br />

gewünschte Ergebnis haben.<br />

werden, bis Ihnen das Ergebnis gefällt.<br />

Sie haben viel kreative Freiheit dabei und<br />

können das volle Potenzial des Bildes<br />

herausarbeiten. Das dauert natürlich seine<br />

Zeit und erfordert Erfahrung und die richtige<br />

Software. Erfahrene Schwarzweiß-Fotografen<br />

verzichten auf die JPEG-Ansicht,<br />

Oben Sean Batten benutzte ein 10,5mm Fisheye mit<br />

der Nikon D90, um diesen ungewöhnlichen Blick<br />

in die U-Bahnstation zu erzeugen; 1/80 Sekunde,<br />

Blende f/4.5<br />

Unten Liverpool Stadtzentrum, aufgenommen mit<br />

Nikon D700 mit 70-200 mm-Objektiv und konvertiert<br />

in Schwarzweiß mit Adobe Lightroom 3<br />

© Will Cheung © Sean Battenrn<br />

130 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Schwarzweiß-<strong>Landschaften</strong><br />

Kamera Gelbfilter<br />

Kamera Orangefilter<br />

Kamera Rotfilter<br />

Kamera Grünfilter<br />

Optischer Gelbfilter<br />

Optischer Orangefilter<br />

Optischer Rotfilter<br />

Optischer Grünfilter<br />

Technik<br />

Filterspäße<br />

Verwenden Sie einen einfarbigen<br />

Kontrastfi lter vor dem Objektiv,<br />

und Ihre Bilder werden<br />

entsprechend leicht eingefärbt.<br />

In den Zeiten des Schwarzweiß-<br />

Films gehörten solche Filter<br />

immer dazu. Sie wurden<br />

verwendet, um die Verhältnisse<br />

der Farbtöne einer Szene zu<br />

modifi zieren. Der häufi gste<br />

Zweck war das Hervorheben<br />

eines blauen Himmels.<br />

Viele Schwarzweiß-Filme sind<br />

überempfi nglich für blau,<br />

deswegen sah der Himmel ohne<br />

Filter leer und detaillos aus. Ein<br />

Gelbfi lter jedoch hielt einen Teil<br />

des blauen Lichts zurück, um<br />

dem Himmel Farbe zu verleihen.<br />

Beim Orange- oder Rotfi lter ist<br />

dieser Effekt noch stärker.<br />

Ein Filter lässt Licht seiner<br />

eigenen Farbe durch und<br />

unterdrückt den Rest. Ein<br />

Gelbfi lter lässt also gelbes Licht<br />

durch und blockiert blaues<br />

Licht. So entsteht die Tönung<br />

des Himmels. Aus purer Neugier<br />

haben wir einmal eine Nikon<br />

D700 – die Monochrom-Filter<br />

emulieren kann – und ein paar<br />

gängige Kontrastfi lter genommen<br />

und ein kleines Experiment<br />

gemacht. Wie wollten sehen,<br />

wie die Filter mit dem digitalen<br />

Sensor interagierten. Die<br />

Rezeptoren des Sensors sind<br />

natürlich jeweils mit Rot- Blauund<br />

Grünfi ltern versehen. Wir<br />

haben also eine Szene mit den in<br />

der Kamera eingebauten Filtern<br />

in JPEG aufgenommen und<br />

anschließend dieselbe Szene<br />

mit der Kamera im Raw-Modus<br />

und aufgesetzten Gelb- Orange-<br />

Rot- und Grünfi ltern. Das ergibt<br />

natürlich Bilder mit Farbstich.<br />

Wir haben die Raw-<br />

Dateien dann mit den Default-<br />

Einstellungen von Lightroom 3<br />

verarbeitet, um die Unterschiede<br />

festzustellen. Die Ergebnisse<br />

waren hochinteressant.<br />

Ohne Filter<br />

IMAGES © WILL CHEUNG<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 131


Schwarzweiß-<strong>Landschaften</strong><br />

RIGHT In this circular star trail the longest trails are those<br />

furthest from Polaris. Nikon D300 with Sigma 20mm EX<br />

f/1.8, 44 shots at 30secs at f/2.8, ISO 250.<br />

© Will Cheung<br />

Oben Die Kreuzgänge der Gloucester Cathedral, aufgenommen mit Nikon D700 mit 14-24 mm Objektiv bei 14<br />

Millimeter. das wolkige Wetter war von Vorteil, denn es sorgte für einen handhabbaren Kontrastumfang. So war es<br />

relativ einfach, bei der Raw-Konvertierung den vollen Tonwertumfang zu erhalten.<br />

weil sie sich das Ergebnis auch anhand der<br />

farbigen <strong>Vorschau</strong> vorstellen können.<br />

Sie werden sich an dieser Stelle mit<br />

Recht fragen, ob Sie sich die Quälerei der<br />

Nachbearbeitung der Raw-Dateien am<br />

Computer nicht sparen könnten, wenn Sie<br />

ohnehin Schwarzweiß-JPEGs schießen.<br />

Sie könnten diese ja auch in der größtmöglichen,<br />

die meisten Bildinformationen<br />

enthaltenden Form speichern, um eine<br />

hohe Qualität sicherzustellen. Es ist allerdings<br />

so, dass JPEG-Dateien Ihnen viel<br />

engere Grenzen bei der Nachbearbeitung<br />

setzen.<br />

Raw-Dateien sind wesentlich flexibler,<br />

wenn Sie nicht davor zurückschrecken, etwas<br />

Zeit zu investieren. Im Vergleich zum<br />

Film entspricht die Arbeit am Computer<br />

dem, was Fotografen früher in der Dunkelkammer<br />

mit Chemikalien taten. Auch<br />

damals schon gab es eine Fülle von Möglichkeiten,<br />

den Entwicklungsprozess des<br />

Negativfilms so zu beeinflussen, dass so<br />

viele Bildinformationen wie möglich zum<br />

Vorschein kamen. Dasselbe tun Sie heute<br />

mit der „digitalen Dunkelkammer“, dem<br />

Computer. Doch der Prozess ist wesentlich<br />

einfacher und schneller, Sie hantieren nicht<br />

mit giftigen Chemikalien und vor allem ist<br />

der Prozess wiederholbar. Und analog zum<br />

Negativ haben Sie mit der Raw-Datei ein<br />

„Original“, von dem Sie immer wieder erneut<br />

ausgehen können.<br />

Sie können Ihr Bild auch mit Filtern<br />

manipulieren, wenn auch nicht mit einfarbigen<br />

Kontrastfiltern, denn die würden<br />

Ihrem Bild im wahrsten Sinn des Wortes<br />

einen eintönigen Farbstich verleihen. Mehr<br />

zum Thema Kontrastfilter finden Sie in<br />

dem Kasten auf der vorigen Seite.<br />

Grauverlaufsfilter und der Pol-Filter können<br />

zur Verbesserung Ihrer Bilder eingesetzt<br />

werden. Grauverlaufsfilter reduzieren<br />

den Kontrast zwischen den Bildteilen über<br />

und unter dem Horizont, Während der<br />

Pol-Filter Details herausarbeitet. Beides<br />

kommt im Schwarzweiß-Bild sehr gut zur<br />

Geltung.<br />

Was die Belichtung betrifft ist es am<br />

Besten, wenn Sie Raw-Dateien mit vollem<br />

Dynamikumfang erzeugen, die geben Ihnen<br />

den meisten Spielraum für die Bearbeitung.<br />

Überprüfen Sie also das Histogramm<br />

und verwenden Sie Grauverlaufsfilter, falls<br />

notwendig, um Kontrast zu steuern.<br />

Entscheidend bei der Kontrolle des Histogramms<br />

ist, dass weder die Schatten<br />

noch die Spitzlichter abgeschnitten sind.<br />

Film Emulationswerte<br />

Falls Sie den Photoshop Kanalmixer für<br />

die Schwarzweiß-Konversion verwenden,<br />

haben wir hier die entsprechenden<br />

Farbwerte zur Emulation der Tonwert-<br />

Charakteristika der gebräuchlichsten<br />

Schwarzweiß-Filme aufgelistet:<br />

Film-Typ: R G B<br />

Agfapan 25 25 39 36<br />

Agfapan 100 21 40 39<br />

Agfapan 200X 18 41 41<br />

Agfapan 400 20 41 39<br />

Ilford Pan F 33 36 31<br />

Ilford SFX 36 31 33<br />

Ilford XP2 Super 21 42 37<br />

Ilford Delta 100 21 42 37<br />

Ilford Delta 400 22 42 36<br />

Ilford Delta 3200 31 36 33<br />

Ilford FP4 28 41 31<br />

Ilford HP5 23 37 40<br />

Kodak T-Max 100 24 37 39<br />

Kodak Tri-X 400 25 35 40<br />

Kodak T-Max 400 27 36 37<br />

Bei der JPEG-Datei gibt es<br />

wesentlich weniger Optionen,<br />

wenn es darum geht, das Bild<br />

anzupassen und das Feintuning<br />

vorzunehmen.<br />

132 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Schwarzweiß-<strong>Landschaften</strong><br />

© Martin Henson<br />

Wenn das Histogramm links abgeschnitten<br />

ist, werden Sie keine Details in den<br />

Schatten bekommen, dasselbe gilt für die<br />

Spitzlichter, wenn das Histogramm rechts<br />

abgeschnitten ist.<br />

<strong>Fotografie</strong>ren Sie so, dass das Histogramm<br />

leicht nach rechts verschoben ist.<br />

Das bedeutet eine leichte Überbelichtung,<br />

ohne das die Spitzlichter beschnitten<br />

werden. Es funktioniert unter Umständen<br />

nicht bei zu großen Kontrasten, doch die<br />

können Sie mit den erwähnten Filtern in<br />

den Griff bekommen.<br />

Warum sollten Sie all das überhaupt<br />

berücksichtigen? Weil digitale Sensoren<br />

linear funktionieren, und es gibt wesentlich<br />

mehr Abstufungen der Lichtintensität<br />

in den Spitzlichtern als in den Schatten.<br />

Wenn Sie mit einem 14-Bit-Sensor<br />

aufnehmen, gibt es 16384 Abstufungen<br />

jeder der Farben Rot, Grün und Blau. Angenommen,<br />

der Sensor hat einen Dynamikbereich<br />

von 6 Stufen, dann kann mit<br />

der hellsten Blendenstufe die Hälfte dieser<br />

Abstufungen aufgenommen werden, also<br />

8192. Die nächstdunklere Blendenstufe<br />

verwendet wiederum die Hälfte davon,<br />

also nur noch 4096 Abstufungen, die<br />

nächstdunklere noch 2048, danach sind<br />

es nur noch 1024, 512 und schließlich<br />

in der sechsten Stufe nur noch 256<br />

RGB-Abstufungen.<br />

Grob gesagt: Sie haben extrem viel mehr<br />

Spielraum in den Spitzlichtern als bei den<br />

Schatten.<br />

Bei der Bearbeitung einer Raw-Datei<br />

kann das zum Problem werden, deshalb<br />

zieht man das gesamte Histogramm lieber<br />

ein wenig nach rechts, so kann man sicher<br />

sein, dass die Spitzlichter nicht<br />

Oben Das Drax Kraftwerk, North Yorkshire, fotografiert<br />

aus etwa 15 km Entfernung. „Das düstere Winterlicht<br />

hob die Dampfwolken gegenüber dem dunklen<br />

Himmel hervor, was für dramatische Stimmung sorgt.<br />

Strukturen solcher Größe nimmt man an besten mit<br />

dem Teleobjektiv auf”, sagt Martin Henson. Canon<br />

EOS-1D Mark III mit EF 100-400mm Zoom bei<br />

400mm, 1/200 Sekunde bei Blende f/6.3 und ISO 400<br />

abgeschnitten werden. Nun dürfte klar<br />

sein, dass eine Unterbelichtung auf jeden<br />

Fall zu vermeiden ist, etwas Überbelichtuing<br />

hingegen nicht schadet. Doch Theorie<br />

beiseite, die meisten von uns interessiert<br />

sie ohnehin nicht so sehr, denn der eigentliche<br />

Sinn und Zweck der ganzen Veranstaltung<br />

ist das <strong>Fotografie</strong>ren. Mit einer<br />

technisch aktuellen Kamera werden Sie<br />

viel Freude an kunstvoll aufgenommenen<br />

Schwarzweißbildern haben und vielleicht<br />

sogar an deren Nachbearbeitung.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 133


Schöne Künste in Schwarzweiß<br />

Vorher<br />

Umwandeln in Schwarzweiß<br />

Auch Schwarzweiß-Bilder entstehen zuerst einmal in der<br />

Kamera, doch entscheidend ist die Nachbearbeitung.<br />

Text: Andrew Williams<br />

Als ich durch meine Lightroom Bildersammlung<br />

blätterte, fiel mir dieses Foto auf. Es<br />

zeigt den Brathay vor dem Hintergrund der<br />

Langdale Pikes im Lake District und schien<br />

mir besonders geeignet zur Umwandlung in<br />

Schwarzweiß. Im Folgenden zeige ich die<br />

notwendigen Schritte mit Adobe Photoshop<br />

CS5.5.<br />

Es gibt viele Möglichkeiten, aus einem Farbfoto<br />

ein Schwarzweiß-Foto zu machen, doch<br />

ich ziehe es vor, so viele Einstellungen wie<br />

möglich in Adobe Camera Raw (ACR) zu<br />

machen, so dass ich im vollen Tonwertbereich<br />

meiner Raw-Datei arbeiten kann.<br />

Außerdem verfügt ACR über zusätzliche Regler<br />

für Orange- und Violett-Töne, die in Photoshops<br />

Schwarzweiß-Umwandlungsfunktion<br />

nicht vorhanden sind. Indem Sie die Farbsättigungsregler<br />

auf null setzen, können Sie die<br />

Farbtöne des Bildes mit jedem beliebigen, die<br />

Farben beeinflussenden Regler justieren, vom<br />

Weißabgleichsregler bis zum Luminanz-Regler.<br />

Der Nachteil ist: Wenn Sie von ACR zu<br />

Photoshop wechseln, können Sie diese Einstellungen<br />

nicht mehr ändern. Andererseits<br />

speichert ACR jede gemachte Änderung, so<br />

dass Sie nicht komplett neu anfangen müssten.<br />

1<br />

Histogramm prüfen 2 Zuschneiden<br />

3<br />

Öffnen Sie die Raw-Datei in Adobe Camera<br />

Raw (ACR). Ein Klick auf die Dreiecke oben im<br />

Histogramm zeigt die Bereiche mit Spitzlichtern.<br />

Hier betrifft es den Himmel. Ich fügte 0,5<br />

Blendenstufen hinzu, was den Effekt verstärkte,<br />

daher holte ich die überbelichteten Bereiche mit<br />

dem „Wiederherstellen“-Regler zurück.<br />

Für meinen Geschmack war unten zuviel<br />

Gras im Bild. Das änderte ich mit dem<br />

„Zuschneiden“-Werkzeug. Anschließend setzte<br />

ich die Farbsättigung für alle Farben auf -100,<br />

wodurch das Schwarzweiß-Bild erzeugt wurde,<br />

dann kombinierte ich einige Farbkorrekturen<br />

miteinander, um den Kontrast zu verbessern.<br />

Zieltonwerte ändern<br />

Ich korrigierte die Luminanz mit dem<br />

Zielkorrektur-Werkzeug. Die Maus bei gedrückter<br />

linker Maustaste über dem zu korrigierenden<br />

Farbton aktiviert die relevanten Regler. Auf- und<br />

Ab-Bewegen der Maus verändert den Tonwert.<br />

Wiederholen der Prozedur für mehrere Grautöne,<br />

bis der Kontrast Ihnen gefällt.<br />

134 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Schöne Künste in Schwarzweiß<br />

NACHHER<br />

4 Kurve korrigieren 5 Bereiche ändern 6<br />

Auch die Tonwertkurve lässt sich mit dem<br />

Zielkorrektur-Werkzeug beeinflussen. Die<br />

Bewegungen der Maus zwischen Schatten und<br />

Spitzlichtern steuern dabei die Veränderungen<br />

dieses Kurventeils. Ich machte die Anpassungen,<br />

die mir vorschwebten und klickte auf „Bild<br />

öffnen“, um zu Photoshop zu gelangen.<br />

Nun wollte ich die Berge bearbeiten. Ich wählte sie<br />

mit dem Lasso-Werkzeug aus. Ein Klick auf mit<br />

einem Wert von 10 Pixel machte den Übergang<br />

weicher. Hinzufügen einer Kurvenkorrektur-<br />

Ebene verwendete die Auswahl als Maske, und<br />

dieser Bereich ließ sich nun bearbeiten.<br />

Aufräumen<br />

Die Maske erforderte Nacharbeit. Mit der „\“<br />

Taste schaltete ich die Darstellung auf rot, und<br />

mit einem weichen Pinsel bearbeitete ich nun die<br />

Berggipfel, ohne den Himmel zu beeinflussen. Ich<br />

fügte eine flache S-Kurve hinzu, um den Kontrast<br />

zu erhöhen. Diesen Vorgang wiederholte ich für<br />

mehrere Bereiche, bis ich mein Bild fertig hatte.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 135


Meisterklasse: Schwarzweiß-Dynamik<br />

136 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Meisterklasse: Schwarzweiß-Dynamik<br />

Dynamisches<br />

Schwarzweiß<br />

Die Bearbeitung von Raw-Dateien braucht Zeit und Knowhow.<br />

Wir zeigen Ihnen, wie Sie stimmungsvolle Schwarzweiß-Bilder<br />

produzieren, auch bei schlechten Lichtverhältnissen.<br />

Text und Bilder: Will Cheung<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 137


Meisterklasse: Schwarzweiß-Dynamik<br />

Die Geschichte hinter dem Foto<br />

Das Motiv war der schon so oft fotografi erte<br />

Buachaille Etive Mor im schottischen<br />

Hochland. Es war ein grauer Morgen, und<br />

ich war schon seit Tagesanbruch dort. Das<br />

Licht war trübe und glanzlos. Der Morgen<br />

wurde einfach nur heller, ohne dass er<br />

interessanter werden würde. Gleichwohl<br />

montierte ich die Nikon D700 mit einem<br />

14-24-mm-Weitwinkelobjektiv aufs Stativ<br />

und begann zu fotografi eren. Ich war nicht<br />

den langen Weg hier heraufgefahren,<br />

um mit leeren Händen nach Hause zu<br />

kommen. Mit meiner Anglerhose konnte<br />

ich mich in das Felsbecken vorwagen<br />

und ich positionierte das Stativ mitten im<br />

Wasser. Niemand war in der Nähe, und so<br />

verbrachte ich 30 Minuten, in denen ich<br />

munter draufl os schoss: unterschiedliche<br />

Kamera: Nikon D700, ausgelöst im 2 Sekunden Selbstauslöser-Belichtungsmodus, Blendenautomatik, 14-24 mm f/2.8 Objektiv; Verschlusszeit 0, 3 Sekunden mit<br />

Blende f/22 und ISO 100; Verwendetes Zubehör: Manfrotto 055CXPRO3 Karbon-Stativ, Anglerhose<br />

Schritt für Schritt: Künstlerisches Schwarzweiß mit Adobe Lightroom 3<br />

Starten Sie im Entwicklungsmodul. Aktivieren Sie „Clipping“ –<br />

1<br />

blau zeigt blockierte Schatten, rot zeigt ausgeschnittene Spitzlichter.<br />

Inhaltlose Schatten bekamen mit dem Fill in Regler etwas Detail.<br />

Umwandeln in Schwarzweiß Klicken Sie auf den S&W-<br />

2<br />

Reiter rechts im Entwicklungsmodul. Das erzeugt ein Schwarzweiß-<br />

Bild, doch diese erste Umwandlung sieht noch nicht besonders gut aus.<br />

Tonwerte korrigieren In der Schwarzweiß-Palette stellen Sie<br />

3<br />

die Tonwerte ein. Ich bewegte den Orange-Regler auf +72 und<br />

den Gelb-Regler auf +100, um diese Töne aufzuhellen.<br />

Kontrast korrigieren Ich stellte den Kontrast auf +60 ein, um<br />

4<br />

mehr Kontrast zu erhalten, ohne die blockierten Schatten zurück zu<br />

holen. Das kann man sehr schön mit dem Histogram kontrollieren.<br />

Licht zurückholen Durch die Verstärkung des Kontrasts ging<br />

5<br />

Licht verloren, also zog ich den Regler „Wiederherstellen auf +54,<br />

um verlorene Details zurück zuholen.<br />

Verlaufsfilter 1 Nun sollte das Bild mehr Atmosphäre<br />

6<br />

bekommen, wofür ich das Verlaufsfi lter Tool benutzte. Ich stellte die<br />

Belichtung auf -1,05, um die Ecke abzudunkeln.<br />

138 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Meisterklasse: Schwarzweiß-Dynamik<br />

Verschlusszeiten, Blendeneinstellungen und<br />

Kamerapositionen, wobei ich die ganze Zeit<br />

hoffte, das Licht würde besser werden – aber<br />

es wurde nicht. Bei den Aufnahmen musste ich<br />

wegen des Spritzwassers regelmäßig das Objektiv<br />

trockenwischen. Am Ende hatte ich ein paar<br />

hübsche Fotos mit einigem Potenzial, doch die<br />

würden zuhause einiges an Raw-Verarbeitung<br />

erfordern, wenn ich einigermaßen ansehnliche<br />

Bilder produzieren wollte.<br />

Verlaufsfilter 2 Es sollten mehrere Bereiche der Szene<br />

7<br />

abgedunkelt werden, und dieses Mal war der Einstellwert größer als<br />

-2,06.<br />

Verlaufsfilter 3 Und noch einmal der Verlaufsfi lter, doch diesmal<br />

8<br />

ganz oben. Die Einstellung war diesmal weniger extrem und endete<br />

bei -0,30.<br />

Verlaufsfilter 4 Nun sollte noch die linke untere<br />

9<br />

Ecke abgedunkelt werden, und wieder benutzte ich den<br />

Grauverlaufsfi lter, diesmal mit einer Einstellung von -0,54 ganz unten.<br />

Aufräumen Lightroom 3 eignet sich nicht gut zum Reparieren,<br />

10<br />

doch der Fleckentferner kann mit einfachen Problemen umgehen.<br />

Man muss nur aufpassen, wo man das Muster herholt.<br />

Zuschnitt Die Wenigsten bekommen den Kameraausschnitt perfekt<br />

11<br />

hin, daher ist das Zuschnittwerkzeug nützlich, für den goldenen Schnitt<br />

beispielsweise.<br />

Letzter Schritt Zum Schluss hellte ich den Berg mit dem<br />

12<br />

Korrekturpinsel in Stellung 18 und Feder auf 32. Ich klickte auf den<br />

Berg und stellte die Belichtung auf +1,51. Fertig.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 139


Meisterklasse Raw-Bearbeitung<br />

Küste des<br />

Lichts<br />

Gegenüber Farben sollten sich Graufilter<br />

eigentlich neutral verhalten. Tun sie aber<br />

nicht. Doch bei der Raw-Konvertierung<br />

können Sie den Fehler beheben .<br />

Text und Fotos: Will Cheung<br />

140 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Meisterklasse Raw-Bearbeitung<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 141


Meisterklasse Raw-Bearbeitung<br />

Die Geschichte hinter dem Foto<br />

Der St. Michael’s Mount, bei Marazion<br />

vor der Küste Cornwalls gelegen, ist<br />

Naturmonument, Kloster, Festung, Schloss<br />

und Familiensitz in einem. Das macht<br />

ihn seit jeher zum Anziehungspunkt für<br />

Fotografen. Wetter- und Lichtverhältnisse<br />

sind immer anders, deswegen können Sie<br />

hinfahren, so oft Sie wollen, Sie werden<br />

immer neue Motive fi nden.<br />

Diese Aufnahme entstand kurz vor<br />

Sonnenaufgang. Ich stand mit drei anderen<br />

Fotografen auf dem Dammweg. Die Flut<br />

kam langsam herein und ich baute mein<br />

Stativ auf, wohl wissend, das ich das Feld<br />

bald räumen musste. Das Dämmerlicht<br />

war nicht besonders interessant und selbst<br />

als die Sonne aufging, wurde es nicht viel<br />

besser.<br />

Schritt für Schritt: Entwicklung in Adobe Lightroom 3<br />

1<br />

Die Belichtung war mir daneben gegangen, obwohl ich zur<br />

Berechnung der Zeit eine App verwendet hatte – offenbar waren<br />

meine Messungen falsch. Das Foto war um zwei Stufen unterbelichtet, was<br />

ich mit dem Belichtungsregler ausglich. Die Endeinstellung lag bei +2,35.<br />

2<br />

Extreme Graufi lter plus kleine Blende machen immer Staub im Bild<br />

sichtbar. Ich wählte den Staubentferner (Kurztaste Q) im Heilen-<br />

Modus und justierte den Größenregler, bis die Werkzeugvorlage etwas größer<br />

war, als die zu behandelnden Bereiche. Die Deckkraft blieb bei 100 %.<br />

3<br />

Klicken auf einen Fleck produziert einen Kreis mit einem Fadenkreuz<br />

sowie einen weiteren Kreis neben dem Fleck. Diesem Kreis – der<br />

beliebig platziert werden kann – wird die Farbe entnommen, mit der der<br />

Fleck überdeckt werden soll.<br />

4<br />

Nach ein paar Minuten mit diesem Werkweugwar das Bild sauber, sah<br />

aber eher unterkühlt aus. So stellte ich eine höhere Farbtemperatur<br />

von 8062K ein. Selbstverständlich können solche Anpassungen auch<br />

später erneut geändert werden.<br />

5<br />

Jetzt ist es Zeit für den Verlaufsfi lter. Er hat mehrere Modi. Hier<br />

wollte ich den Himmel bearbeiten, also brauchte ich Farbe. Ein<br />

Klick auf den Farbkasten öffnet eine Farbtafel mit Pipette.<br />

6<br />

Mit orangem Graufi lter brachte ich etwas Farbe in den Himmel, wobei<br />

ich von den Ecken und von oben ausging – die gedrückt gehaltene<br />

Umschalt-Taste sorgte für gleichmäßigen Verlauf.<br />

142 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Meisterklasse Raw-Bearbeitung<br />

Ich verwendete eine Nikon D3s mit<br />

16-35-mm-Objektiv und Lee Filters Big<br />

Stopper. Ich ermittelte die Belichtung und<br />

fotografi erte mit 124 Sekunden bei Blende e<br />

f/11 – es hätten zwei Minuten sein sollen,<br />

aber ich war wohl zu langsam, als ich die<br />

Belichtung beendete. Vielleicht hatte ich<br />

mich auch mit den Belichtungsparametern n<br />

verrechnet – jedenfalls ist die Aufnahme<br />

unterbelichtet und daher zu dunkel.<br />

7<br />

Nun sieht der Himmel schon besser aus, braucht aber noch<br />

Feituning. Doch jetzt ist erst der Vordergrund dran, auch mit dem<br />

Verlaufsfi lter, doch diesmal im Belichtungsmodus. Ich zog ihn von unten<br />

nach oben und stellte den Belichtungswert auf -0,76.<br />

8<br />

Die Spitzlichter waren sehr schwach, und ich verbesserte sie mit<br />

dem Wiederherstellen-Regler, den ich auf 25 setzte, damit mehr<br />

Details zu sehen sein würden, ohne dass die Spitzlichter jedoch zu fl ach<br />

wirken würden.<br />

9<br />

Ich hatte beim Vordergrund zuviel des Guten getan und einige<br />

Details verloren. Da hilft die Korrektur-Bürste (Kurztaste Q). Auch sie<br />

hat mehrere Modi und ich wählte „Abwedeln” und eine große Fläche (38),<br />

mit der ich für weichere Kanten sorgte.<br />

10<br />

Über dem dunklen Bereich klickte ich viermal auf das Bild, was<br />

die Belichtung jedesmal von 0,50 auf 2,00 setzte, um die aktiven<br />

Bereiche im dunklen Vordergrund aufzuhellen.<br />

11<br />

Das Zuschneiden und die Objektivkorrektur hob ich mir für<br />

den Schluss auf. Ein Häkchen in Kästchen „Profi lkorrekturen<br />

ermöglichen” setzt die Korrekturprozedur der Software in Gang.<br />

12<br />

Am Ende nun der Zuschnitt (Kurztaste R). Entscheidend war hier,<br />

den Horizont dabei genau waagerecht zu lassen, was dank des<br />

Gitternetzes kein Problem darstellte. Nun war das Bild fertig zum Export.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 143


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sie eines fernen Tages dann doch gelöscht werden. Schade.<br />

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Foto-Ausrüstung<br />

NIKON D800<br />

Nikon D800<br />

Mit 36,3 Megapixel, verbesserter Videofunktion und<br />

demselben AF-System wie die D4 könnte die D800<br />

zum Superstar des Jahres werden.<br />

Text & Fotos Will Cheung<br />

NIKON<br />

D800<br />

D800 Gehäuse 2750<br />

Euro<br />

D800E Gehäuse 3200<br />

Euro<br />

36,3 Megapixel<br />

ISO 50-25600 (erweitert)<br />

51 AF Punkte<br />

Full HD Video<br />

www.nikon.de<br />

Der 7,62 cm-Monitor der D800 gibt<br />

ein helles Bild und bietet das von Nikon<br />

gewohnte Tab-Menüsystem. Mit einer<br />

Vielzahl nützlicher Features können Sie die<br />

Kamera an Ihren Bedarf anpassen.<br />

Das eingebaute Mikrofon ist nutzlos, außer<br />

für Sprachnotizen, denn es registriert das<br />

kleinste Kamerageräusch. Das optionale<br />

ME-1 hingegen ist praxisgerecht und<br />

nimmt in Stereo auf (ca.120 Euro).<br />

Zum besseren Handling im Hochformat<br />

empfielt sich der zusätzliche MB-D12<br />

Handgriff, der mit rund 320 Euro allerdings<br />

extrem teuer ist. Er nimmt EN-EL15 und<br />

EN-EL18-Akkus sowie AA-Batterien auf.<br />

146 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Foto-Ausrüstung<br />

NIKON D800<br />

Die Welt der Digitalkameras entwickelt<br />

sich schnell, deutlich erkannbar an der<br />

Zahl der Megapixel. Die Nikon D800<br />

kommt mit 36,3 Megapixel, ein Wert<br />

aus der Liga der Mittelformat-Kameras<br />

wie der Hasselblad mit 31 und der<br />

Pentax 645D mit 40 Megapixel, die aber<br />

um das Fünffache teurer sind. Ob man<br />

36,3 Megapixel wirklich braucht, ist ein<br />

anderes Thema. Von einem Vollformat-<br />

Bild der D800 kann man einen 61 x 40,6<br />

cm großen Abzug direkt aus der Kamera<br />

drucken. Aber wann haben Sie das letzte<br />

Mal einen Abzug solcher Größe gemacht?<br />

Die Kamera gibt es in zwei Varianten:<br />

einmal als D800, bei der das Gehäuse für<br />

2750 Euro zu haben ist und als D800E<br />

zum Preis von 3200 . Der Unterschied<br />

besteht darin, dass bei der E-Version die<br />

Kantenglättung bzw. der Tiefpassfilter<br />

abgeschaltet ist, was die Bildqualität<br />

optimiert. Das erhöht allerdings das Moiré-<br />

Risiko. Deswegen wird die Nikon-Software<br />

ViewNX 2 auf CD-Rom mitgeliefert, mit der<br />

man auftretendes Farbmoiré reduzieren<br />

kann. Zu den weiteren herausragenden<br />

Merkmalen der Kamera gehören der<br />

Expeed 3-Prozessor, ein Autofokus mit<br />

51 Messpunkten und 15 Fadenkreuz-<br />

Sensoren, eine Empfindlichkeit bis<br />

hinunter zu -2 Stufen, das 3D Farb-<br />

Matrix III-Belichtungsmesssystem und<br />

eine Serienbildfrequanz von 4 Bildern<br />

pro Sekunde. Dieser letzte Wert ist<br />

nicht umwerfend, doch Sie müssen<br />

berücksichtigen, dass die Kamera bei<br />

maximaler Auflösung eine immense<br />

Informationsmenge verarbeitet. Mit dem<br />

optional erhältlichen Handgriff-Akkupack<br />

MB-D12 erhöht sich die Bildfrequenz<br />

etwas, allerdings nicht bei voller Auflösung.<br />

Im DX-Format, das immer noch 15,4<br />

Megapixel auflöst, steigt sie von fünf<br />

auf sechs Bilder pro Sekunde. Maximale<br />

Auflösung und maximale Bildrate lassen sich<br />

prinzipiell nicht gleichzeitig verwirklichen,<br />

weil die technischen Anforderungen beider<br />

Eigenschaften absolut gegensätzlich sind.<br />

Im Raw-Format bekommen Sie etwa 16<br />

Bilder mit voller Auflösung bei 4 Bildern<br />

pro Sekunde, bevor der Pufferspeicher<br />

voll ist. Unkomprimierte Raw-Dateien<br />

sind je 76 Megabyte groß, verlustlos<br />

komprimierte Raw-Dateien immer noch<br />

45 Megabyte. Auf eine acht Gigabyte<br />

Speicherkarte passen also etwa 100<br />

unkomprimierte Bilder im Raw-Format.<br />

Die D800 ist die erste Nikon, die mit den<br />

Video-Fähigkeiten der Canon EOS 5D Mark<br />

II gleichzieht. Es sind im Wesentlichen<br />

dieselben wie bei der Nikon D4: 1080p<br />

volle HD-Auflösung, bis zu 60 Bilder pro<br />

Sekunde bei 720p, Sound Monitoring,<br />

HDMI Ausgang zum direkten Aufnehmen<br />

auf eine Festplatte, ISO Bereich von<br />

100-25600.<br />

Nikon D800<br />

Ansicht von oben<br />

Von oben wirkt die D800<br />

sehr übersichtlich. Wer<br />

Videos aufnimmt, wird die<br />

leichte Erreichbarkeit des<br />

Aufnahmeknopfs direkt neben<br />

dem Auslöser zu schätzen<br />

wissen. 1 Der Auslöser kann<br />

auch selbst zum Video-<br />

Aufnahmeknopf umkonfiguriert<br />

werden. Die Steuereinheit links<br />

regelt die Kernfunktionen. 2<br />

Auch die Bildserienfunktion<br />

und die ISO Einstellung sind<br />

dort einfach zu erreichen. Das<br />

Gehäuse ist aus einer speziellen<br />

Magnesiumlegierung gefertigt.<br />

Vorderansicht<br />

Der Fn-Knopf 1 kann frei<br />

definierbare Funktionen<br />

aktivieren. Direkt darüber 2<br />

befindet sich der Knopf für die<br />

Schärfentiefenvorschau. Ganz<br />

oben in der Reihe befindet<br />

sich das AF-Messlicht, 3<br />

das bei Bedarf abgeschaltet<br />

werden kann. Der AF-Knopf<br />

4 steuert den Autofokus und<br />

dessen manuelle Optionen mit<br />

Einzel- und kontinuierlicher<br />

Scharfeinstellung, die im LCD-<br />

Display ausgewählt werden.<br />

Drücken des Knopfes innerhalb<br />

des Einstellrads ändert die AF-<br />

Zonen.<br />

Rückansicht<br />

Die Live View-Ansicht 1<br />

kann für Fotos oder Video<br />

aktiviert werden, wobei das<br />

Bild dank des über 8 cm und<br />

921 Millionen Pixel großen<br />

Monitors exzellent ist. 2 Ein<br />

Sensor 3 regelt dessen Helligkeit,<br />

Kontrast etc. automatisch<br />

entsprechend der herrschenden<br />

Umgebungslicht-verhältnisse.<br />

Viele Fotografen bevorzugen<br />

einen vom Auslöser getrennt<br />

aktivierbaren AF. Der AF-ON<br />

Knopf 4 bietet diese Funktion.<br />

Der Bildverriegelungsknopf<br />

5 dient gleichzeitig als<br />

Bildstil-Auswahlknopf.<br />

Auf einen Blick<br />

Straßenpreis: 2750 Euro D800 Gehäuse,<br />

3200 Euro D800E Gehäuse,<br />

MB-D12 Akkupack 379 Euro;<br />

Sensor: Effektive 36,3 Megapixel,<br />

35,9 mm x 24 mm Nikon FX CMOS;<br />

Bildabmessungen: 7360 x 4912 Pixel<br />

Speicher: je eine CF- und SD-Karte<br />

ISO-Bereich: 100 bis 6400 (erweitert Lo1<br />

50, Hi1 12800 und Hi2 25600)<br />

2<br />

5<br />

2<br />

3<br />

1<br />

2<br />

1<br />

3<br />

Belichtungsmessung: 3D Color Matrix III mit<br />

91 Millionen Pixel-Messsensor, mittenbetonte,<br />

Mehrfeld- und Punktmessung<br />

Autofokus: Advanced Multi-Cam 3500 FX mit<br />

51 AF-Punkten, 15 Fadenkreuzpunkten in der<br />

Mitte. Low Light-Funktion bis zu -2 Stufen.<br />

Verschluss: 30 Sek. bis 1/8000 Sek.<br />

Blitzsynchronisation bis 1/250 Sekunde<br />

Video: Full HD, 1920 x 1080 Pixel bei<br />

30/25/24 fps<br />

Größe: 146 x 123 x 82 mm<br />

Gewicht: 900 g Gehäuse mit Akku<br />

1<br />

4<br />

4<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 147


Foto-Ausrüstung<br />

NIKON D800<br />

1<br />

Oben Schlechte Lichtverhältnisse plus Lichtquelle im Bild bereiten der D800 keinerlei Probleme, wie<br />

dieses unbearbeitete Foto zeigt. (50 mm f/1.4 Objektiv, Blende f/1.4, 1/250 Sekunde und ISO 3200)<br />

148 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Foto-Ausrüstung<br />

NIKON D800<br />

Die D800 in der Praxis<br />

Auch dieses Foto ist unbearbeitet und zeigt, wie gut die Kamera mit extremen Kontrasten<br />

zurechtkommt. Aufgenommen mit einem 24-120 mm- Zoom bei 24 mm Brennweite, 1/750<br />

Sekunde mit Blende f/4.8 und ISO 200, Mehrfeldmessung.<br />

Bei der Belichtung beeindruckt die<br />

D800 mit konstant guten Ergebnissen.<br />

Ich überließ die Belichtung meiner<br />

Aufnahmen dem 3D Color Matrix III-<br />

System und hatte nicht das Bedürfnis,<br />

auf Spot- oder mittenbetonte Messung<br />

umzuschalten. In den allermeisten<br />

Situationen konnte ich alles der<br />

Kamera überlassen. Während des<br />

Tests habe ich mit der D800 im<br />

Matrix-Modus über 4000 Fotos unter<br />

allen möglichen Lichtverhältnissen<br />

gemacht, und die Aufnahmen, die<br />

unbrauchbar waren, konnte ich an<br />

einer Hand abzählen. Das heißt<br />

nicht, dass das System jede Situation<br />

gleich beim ersten Versuch unter<br />

Kontrolle hatte. Manchmal habe ich<br />

AE-L oder die Kompensationsfunktion<br />

zum Feintunen benutzt. Bei<br />

dunklen Objekten muss man etwas<br />

kompensieren, damit die Stimmung<br />

erhalten bleibt und bei starkem<br />

Hintergrundlicht, damit die im<br />

Schatten liegenden Details nicht<br />

untergehen. Das Belichtungssystem<br />

erwies sich im Hinblick auf Genauigkeit<br />

und Konsistenz als ausgezeichnet,<br />

ebenso der Autofokus. Obwohl ich in<br />

der Regel den zentralen AF-Sensor<br />

benutze, schaltete ich öfter auf das<br />

Multi-Zonen-System, besonders bei<br />

sich bewegenden Motiven.<br />

Die D800 bietet automatische oder<br />

3D Color Zonenwahl und entweder<br />

9-Punkt-, 21-Punkt- oder 51-Punkt-<br />

Schärfeverfolgung. Im Allgemeinen<br />

erfolgte das Scharfstellen schnell<br />

und genau, auch bei Bewegung<br />

im Bild und bei unterschiedlichen<br />

Lichtverhältnissen.<br />

Ganz links Starker<br />

Kontrast, trotzdem<br />

gut belichtet, keine<br />

Nachbearbeitung.<br />

Active D-Lighting war<br />

ausgeaschaltet (14-24 mm<br />

f/2.8 Objektiv mit 14 mm,<br />

Blende f/8, 1/4 Sekunde,<br />

ISO 50, Kamera auf Stativ.<br />

Links Kein Problem<br />

bei schlechtem Licht:<br />

mittenbetonter AF,<br />

Fokusverriegelung, 50<br />

mm f/1.4 Objektiv, Blende<br />

f/1.4, 1/350 Sekunde und<br />

ISO 2200.<br />

Rechts Das AF-System der<br />

D800 ist beeindruckend,<br />

es passt sich sogar einem<br />

Telekonverter an. (70-200<br />

mm f/2.8 Objektiv bei 200<br />

mm, 1.4x Teleconverter,<br />

der für eine Brennweite<br />

von 280 mm sorgte,<br />

1/500 Sekunde bei Blende<br />

f/4, ISO 400).<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 149


Foto-Ausrüstung<br />

NIKON D800<br />

ISO 100<br />

ISO 400<br />

ISO 800<br />

ISO 1600<br />

ISO 3200<br />

ISO 6400<br />

ISO 12,800<br />

ISO 25600<br />

ISO Rauschverhalten<br />

Nikon hat an vielen Produktmerkmalen<br />

erhebliche Verbesserungen<br />

eingeführt, doch<br />

nirgendwo so signifi kant wie bei<br />

der Performance bei hohen ISO-<br />

Werten. Das Bildrauschen hängt<br />

von mehreren Faktoren ab. Dazu<br />

gehören das Sensor-Design, der<br />

digitale Prozessor selbst und die<br />

Größe und Zahl der Pixel.<br />

Der Hauptgrund für Nikons<br />

Erfolg im Zusammenhang mit<br />

dem Bildrauschen besteht in<br />

der Tatsache, dass man nicht<br />

zu viele Pixel auf den Sensor<br />

gequetscht hat. Die Nikon D3,<br />

D3s und D700 sind zwar Vollformat-Modelle,<br />

lösen aber „nur“<br />

12 Megapixel auf. Bei der D800<br />

hingegen handelt es sich um über<br />

36 Megapixel, und man sollte erwarten,<br />

dass diese Aufl ösung mit<br />

schlechterem Rauschverhalten<br />

erkauft wird – in gewisser Weise<br />

stimmt das auch. Die Original-<br />

ISO-Skala reicht von ISO 100 bis<br />

ISO 6400 und wird nach unten<br />

auf ISO 50 (Lo-1) und nach oben<br />

auf ISO 12800 (H-1) und ISO<br />

25600 (H-2) erweitert. Bis einschließlich<br />

ISO 1600 sieht auch<br />

alles soweit gut aus. Bei kleineren<br />

Werten gibt es sowieso saubere<br />

Bilder, detailgetreu und ohne eine<br />

Spur von Rauschen. Über ISO<br />

1600 wird es mit jeder weiteren<br />

Stufe erwartungsgemäß schlechter.<br />

ISO 3200 ist noch akzeptabel<br />

und ISO 6400 ist gerade<br />

VOLLFORMAT-BILD<br />

noch hinnehmbar. Doch darüber<br />

hinaus werden Farbsättigung,<br />

feine Details und die Tiefe von<br />

Schatten extrem beeinträchtigt.<br />

Wenn noch einigermaßen Licht<br />

vorhanden ist, wirkt sich das<br />

Rauschen allerdings weniger<br />

schlimm aus, als bei nur noch<br />

sehr wenig Licht. Dann allerdings<br />

ist es furchtbar.<br />

150 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Foto-Ausrüstung<br />

NIKON D800<br />

Bildrauschen<br />

Vergleich: Nikon D800, D700 und Nikon D3s<br />

Die Nikon D700 war im Juli 2008 angekündigt<br />

worden, ist also jetzt vier Jahre alt. Damals war<br />

das Rauschverhalten für sehr gut befunden<br />

worden. Nur bei ISO-Werten zwischen 6400<br />

und 25600 gab es Grund zur Beanstandung.<br />

Die Nikon D3s kam Ende 2009 und setzte neue<br />

Standards für die Bildqualität bei hohen ISO-<br />

Werten. Sie ist immer noch die Referenzkamera,<br />

wenn es ums Rauschverhalten geht. Wir haben<br />

dieselbe Szene mit der D700, der D3s und der<br />

D800 fotografi ert und die Bilder verglichen. Die<br />

D3s übertrifft die beiden anderen Kameras mit<br />

ihrem ISO-Spitzenwert von 104800 deutlich,<br />

deswegen haben wir nur bis ISO 25600<br />

verglichen. Das Rauschverhalten der D800<br />

ist dem der D700 in vieler Hinsicht ähnlich.<br />

Besonders ab ISO 6400 nimmt das Rauschen zu<br />

und bei sehr schlechtem Licht tritt bei ISO 12800<br />

und 25600 Banding auf. Die Bilder der D700<br />

weisen im Vergleich zur D800 mehr Farbrauschen<br />

auf. Auch die Detailtreue der D800 ist besser,<br />

was aufgrund der höheren Aufl ösung auch zu<br />

erwarten war und nicht weiter verwunderlich<br />

ist angesichts der Tatsache, dass die D800 die<br />

dreifache Pixelzahl aufweist. So gesehen ist die<br />

Leistung der D700 immer noch sehr gut. Die D3<br />

allerdings spielt in einer anderen Liga. Bei ISO<br />

12800 und 2500 hat sie eine deutlich bessere<br />

Farbsättigung und Detailaufl ösung sowie ein<br />

besseres Rauschverhalten bei Schatten im Bild.<br />

Vollformat-Bild<br />

Nikon D800<br />

ISO 3200<br />

ISO 6400<br />

ISO 12800<br />

ISO 25600<br />

Nikon D700<br />

ISO 3200<br />

ISO 6400<br />

ISO 12800<br />

ISO 25600<br />

Nikon D3s<br />

ISO 3200<br />

ISO 6400<br />

ISO 12800<br />

ISO 25600<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 151


Foto-Ausrüstung<br />

NIKON D800<br />

Links Dieses Vollformat-Bild wurde mit Hilfe eines Stativs<br />

aufgenommen, das Objektiv war ein 14-24 mm f/2.8<br />

Weitwinkel-Zoom. Die Bilder unten wurden als Raw- Dateien<br />

in Lightroom 4 mit Standardschärfe bearbeitet. Keine weitere<br />

Bearbeitung der Schärfe in Photoshop.<br />

F/2.8<br />

Wie kritisch ist die<br />

Blendenauswahl?<br />

Die technische Anleitung zur Nikon D800,<br />

herunterladbar von https://nikoneuropede.custhelp.com/,<br />

gibt unter anderem<br />

Ratschläge zur Blendeneinstellung.<br />

Sie rät ausdrücklich von kleinen<br />

Blendeneinstellungen ab. Lektion 3 ist<br />

überschrieben mit: „Vermeiden sehr kleiner<br />

Blenden”. Darin heißt es:<br />

„Bei der manuellen Belichtungssteuerung<br />

und bei der Zeitautomatik kann durch<br />

Abblenden, also die Wahl einer kleineren<br />

Blende (größere Blendenzahl), eine größere<br />

Tiefenschärfe erreicht werden. So können<br />

Objekte im Vorder- und Hintergrund<br />

zusammen mit dem Hauptmotiv scharf<br />

abgebildet werden. Wenn man jedoch<br />

zu weit abblendet, nimmt die optisch<br />

bedingte Beugungsunschärfe zu und<br />

beeinträchtigt die Detailschärfe. Die<br />

optimale Blendeneinstellung – das heißt, die<br />

Einstellung mit der größten Tiefenschärfe<br />

ohne Schärfeverlust – ist von Objektiv zu<br />

Objektiv unterschiedlich.“<br />

Als Faustregel können Sie sich merken,<br />

dass die Abbildungsqualität eines Objektivs<br />

zwei Blendenstufen oberhalb der kleinsten<br />

Blende in der Regel am besten ist. Blendet<br />

man weiter ab, treten die besagten<br />

Diffraktionen mehr oder weniger stark auf.<br />

Nikons technische Anleitung führt dazu<br />

weiter aus:<br />

„Wie stark sich Beugungsunschärfe im<br />

Bild bemerkbar macht, ist teilweise von<br />

der Größe der Pixel auf dem Bildsensor<br />

abhängig. Bei der hohen Aufl ösung der<br />

D800 ist sie in der Regel ab Blende 11<br />

sichtbar. Wenn eine größere Tiefenschärfe<br />

erforderlich ist, sollten Sie daher nicht immer<br />

gleich zur kleinsten Blende greifen, sondern<br />

die Blendeneinstellung ermitteln, die den<br />

besten Kompromiss zwischen Schärfe und<br />

Tiefenschärfe bietet.”<br />

F/4 BF/5.6<br />

F/8 F/11<br />

F/16 F/22<br />

152 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


HDR-Funktion<br />

HDR zur Kontrastregelung<br />

Die D800 hat eine integrierte<br />

HDR-Funktion für das JPEG-<br />

Format. Wenn Sie aber cartoonähnliche<br />

Effekte erwarten, werden<br />

Sie enttäuscht sein. Die Kamera<br />

erzeugt mit der HDR-Funktion<br />

einen weiten Tonwertbereich in<br />

einem kontrastreichen Motiv.<br />

Dabei nimmt Sie in Intervallen<br />

von 1, 2 oder 3 Lichtstufen zwei<br />

Bilder auf. Je höher der Wert,<br />

desto mehr Details werden in<br />

den Schatten und Spitzlichtern<br />

sichtbar – in Abhängigkeit vom<br />

Kontrast natürlich. Mit Hilfe der<br />

Auto-Option bewertet die Kamera<br />

den Kontrast automatisch.<br />

Außerdem gibt es drei Glättungsoptionen.<br />

Der höchste Wert liefert<br />

ein weicheres Komposit-Bild mit<br />

möglichen Artefakten, aber ich bin<br />

dabei nicht auf Probleme gestoßen.<br />

Die niedrigeren Einstellungen<br />

geben mehr Details, insbesondere<br />

1EV, Geringe Glättung<br />

2EV, Geringe Glättung<br />

Ohne HDR, 1/500 Sek. f/2, ISO 200<br />

in den Schatten. Beim Auslösen<br />

hören Sie ein etwas längeres<br />

Auslösegeräusch als normal, und<br />

Sie müssen die Kamera ruhig<br />

halten, bis es vorbei ist, sonst<br />

erhalten Sie ein Doppelbild. Sie<br />

brauchen jedoch kein Stativ bei<br />

Verschlusszeiten, mit denen Sie<br />

üblicherweise noch aus der Hand<br />

1EV, Normale Glättung<br />

2EV, Normale Glättung<br />

fotografieren würden. Nach der<br />

Aufnahme beschäftigt sich die<br />

Kamera ein paar Sekunden lang<br />

mit sich selbst, bevor Sie weiter<br />

fotografieren können. Alles in<br />

allem bietet die HDR-Funktion<br />

eine komfortable Möglichkeit,<br />

mit kontrastreichen Motiven<br />

umzugehen.<br />

1EV, Starke Glättung<br />

2EV, Starke Glättung<br />

Foto-Ausrüstung<br />

NIKON D800<br />

Beurteilung<br />

Ich teste viele Kameras, doch<br />

selten ist die Erfahrung so rundum<br />

positiv wie bei der Nikon D800. Die<br />

Handhabung ist sehr gut, und sie<br />

überzeugt mit brillanten, detailreichen<br />

Bildern. Nachdem in das Handbuch<br />

geschaut hatte, dachte ich, die D800<br />

müsse man mit Samthandschuhen<br />

anfassen. Es rät beispielsweise ab<br />

von kleinen Blendenöffnungen, um<br />

Diffraktionen zu vermeiden und eine<br />

optimale Bildqualität zu erreichen.<br />

Es rät zur Verwendung des Stativs<br />

schon bei Verschlusszeiten, die<br />

man normalerweise aus der Hand<br />

schießen würde. In der Praxis<br />

erweisen sich solche Ratschläge als<br />

übertrieben, wenn man handwerklich<br />

korrekt arbeitet. Die 36,3 Megapixel<br />

ermöglichen riesige Abzüge. Ich<br />

habe aus Neugier einmal die<br />

Dateien der D800 auf die Größe der<br />

Dateien, die von der D700 und D3s<br />

geliefert werden, verkleinert und<br />

auf Hochglanzpapier ausgedruckt.<br />

Bieten die D800 Daten mehr? Ja,<br />

das tun sie, aber wir reden über sehr<br />

kleine Unterschiede. Sie können<br />

beispielsweise auf einem Porträt die<br />

einzelnen Haare von Augenwimpern<br />

erkennen, was bei der D700 und der<br />

D3s nicht der Fall ist.<br />

Wenn es einen Nachteil gibt, dann<br />

ist es die Dateigröße der Bilder. Die<br />

großen Dateien verlangsamen die<br />

Prozesse. Die Batch-Verarbeitung<br />

einer Reihe von Raw-Dateien braucht<br />

ihre Zeit und selbst der Refresh eines<br />

vergrößerten Bildes in Lightroom 4<br />

ist quälend langsam. Gleichwohl<br />

überwiegen für mich definitiv die<br />

Vorteile dieser Kamera, und ich kann<br />

sie jedem Fotografen nur empfehlen.<br />

3EV, Geringe Glättung<br />

3EV, Normale Glättung<br />

3EV, Starke Glättung<br />

Bewertung<br />

Features 25/25<br />

36,3 Megapixel, was will man<br />

mehr?<br />

Handhabung 24/25<br />

Gut, solide, ergonomisch<br />

Performance 24/25<br />

Die D800 übertrifft sämtliche<br />

Erwartungen<br />

Gegenwert fürs Geld 24/25<br />

Mittelformat-Auflösung zu<br />

einem hervorragenden Preis<br />

Bewertung 97/100<br />

„Man findet kaum Negatives<br />

an der D800 – dass Sie riesige<br />

Dateien produziert, ist ihr nicht<br />

anzulasten. Würde ich mir eine<br />

kaufen? Ja, sehr wahrscheinlich.”<br />

Pro: Hervorragende Detailtreue,<br />

Handhabung, Videofunktionen<br />

Kontra: Große Dateien, Einsatz<br />

erfordert Sachkenntnis.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 153


Foto-Ausrüstung<br />

Extreme Graufilter<br />

Extreme Graufilter<br />

Extreme Graufilter sind für das nackte Auge tintenschwarz, Sie blockieren 99,9 % des<br />

Lichts. Doch die Kamera sieht geradewegs hindurch. Wenn Sie sich daran gewöhnt<br />

haben, sind Sie einfach im Gebrauch, und die Ergebnisse können wirklich faszinierend<br />

sein. Einige der besten Filter stellen wir Ihnen hier vor, von 40 Euro bis 155 Euro.<br />

Text & Bilder: Richard Hopins<br />

Die Popularität von extremen Graufiltern<br />

wächst ständig. Belichtungszeiten<br />

bei Tag von mehreren Sekunden oder<br />

sogar Minuten sind eine großartige<br />

Aufnahmetechnik, wie gemacht für die<br />

Digitalfotografie.<br />

Ungewöhnliche, aufregende Effekte<br />

sind nur einen Filter und ein Stativ weit<br />

weg. Wasserfälle, die aussehen wie<br />

Baumwolle, Panoramen, in denen das<br />

Meer aussieht wie Milch und Wolken, die<br />

am Himmel entlang ziehen.<br />

Es gibt seit Kurzem einige neue Produkte<br />

am Markt und bekannte Produkte sind<br />

verbessert worden. Wir testen hier einige<br />

der Besten. Verlaufsfilter sind jedoch<br />

nicht dabei. 10 Stufen sind enorm viel,<br />

sie bedeuten eine Lichtreduzierung um<br />

den Faktor 1000 oder um 99,9 Prozent.<br />

Für das menschliche Auge sind solche<br />

Filter undurchsichtig, und sie verlängern<br />

typische Tageslicht-Verschlusszeiten auf<br />

mehrere Sekunden. Die Herstellung ist<br />

kompliziert, und keiner dieser Filter ist<br />

wirklich farbneutral, deswegen wäre<br />

„Neutraldichtefilter“ der falsche Begriff.<br />

Sie alle haben einen Farbstich, und<br />

deswegen sollten Sie im Raw-Format<br />

fotografieren, damit Sie den in der<br />

Nachbearbeitung korrigieren können. Die<br />

Filterdichte ist nicht nur von Hersteller<br />

zu Hersteller unterschiedlich, sie variiert<br />

auch in der Serienproduktion. Ihre<br />

Verwendung ist einfach, solange Sie ein<br />

paar Grundregeln befolgen: Mit einem<br />

neuen Filter sollten Sie als Erstes ein<br />

paar Testaufnahmen machen, um dessen<br />

genaue Dichte und Farbabweichung zu<br />

bestimmen.<br />

Erstellen Sie ein Entwicklungs-Konversionsdiagramm,<br />

falls keines mit dem<br />

Filter geliefert wurde. Dann wissen Sie<br />

beispielsweise, dass 10,3 Stufen aus<br />

1/250 Sekunde 5 Sekunden machen. Sie<br />

können auch die Klicks des Einstellrings<br />

für die Belichtungszeit zählen, die<br />

sich höchstwahrscheinlich in Schritten<br />

von 0,3 Stufen ändert. Demnach sind<br />

beispielsweise 10,3 Stufen 31 Klicks<br />

nach unten, ganz gleich, von welchem<br />

Wert Sie starten. Das funktioniert nur bis<br />

zur längsten Belichtungszeit der Kamera,<br />

die normalerweise 30 Sekunden beträgt.<br />

Darüber hinaus müssen Sie die Zeit<br />

manuell mit dem Verschluss in Stellung<br />

B einstellen, entweder per Stoppuhr oder<br />

Fernauslöser mit eingebautem Timer.<br />

Außerdem gibt es Smartphone Apps wie<br />

der „Long Time Exposure Calculator“,<br />

herunterladbar von iTunes. Sie geben<br />

die gemessene Belichtungszeit und<br />

den Filterfaktor ein, und die App zeigt<br />

die zu wählende Belichtungszeit an.<br />

Die Farbbalance kann entweder in der<br />

Nachbearbeitung oder durch einen<br />

aktuellen Weißabgleich eingestellt<br />

werden. Sie können den Weißabgleich<br />

auch manuell einstellen. Testen Sie<br />

bei Sonnenlicht und bei bedecktem<br />

Himmel mit unterschiedlichen Kelvin-<br />

Werten und verwenden Sie die Werte,<br />

die neutrale Ergebnisse hervorbringen.<br />

Bei Verwendung des Filters stellen Sie<br />

den so gefundenen passenden Wert ein.<br />

Es darf bei so langen Belichtungszeiten<br />

kein zusätzliches Licht einfallen, das die<br />

Belichtung verfälschen würde. Deswegen<br />

muss das Okular verschlossen werden,<br />

entweder mit einer zu diesem Zweck<br />

mitgelieferten Gummiklappe oder mit<br />

einem schwarzen Tuch, das Sie davor<br />

hängen. Auch bei sorgfältig kalkulierter<br />

Belichtung müssen Sie wahrscheinlich<br />

nach einer Testaufnahme nachregeln. Um<br />

Zeit zu sparen, sollten Sie die automatische<br />

Rauschunterdrückung der Kamera<br />

ausschalten. Bei Verwendung eines<br />

Weitwinkelobjektivs werden Graufilter<br />

dunkle Ecken im Bild produzieren.<br />

Stellen Sie die Schärfe und andere<br />

Einstellungen zuerst ein, dann bringen<br />

Sie den Filter in Position und lösen aus.<br />

Das Ergebnis sollte annehmbar sein,<br />

wenn Sie den Test mit der Belichtung und<br />

dem Weißabgleich korrekt durchgeführt<br />

haben, falls nicht, beginnen Sie von vorn.<br />

B+W ND1000X<br />

MRC F-PRO 140 EURO<br />

HAIDA ND 3.0 SLIM 35 EURO<br />

HOYA X400 HMC 125 EURO<br />

LEE BIG STOPPER<br />

100X100 MM<br />

100 EURO<br />

FORMATT HITECH 100<br />

Pro Stop 10 75 EURO<br />

HELIOPAN GREY ND 3.0 SLIM 95 EURO<br />

L.C.W. ND500 MC 65 EURO<br />

154 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Foto-Ausrüstung<br />

Extreme Graufilter<br />

Haupt-<br />

Merkmale<br />

Straßenpreis: 140 Euro<br />

77 mm ND 1000x, MULTI-COATED<br />

www.schneiderkreuznach.com<br />

B+W ND1000x MRC F-Pro<br />

B+W von Schneider sind berühmt<br />

für ihre Qualität und ihre soliden<br />

Messinghalterungen. Es gab eine Zeit,<br />

da hatte B+W den Markt für extreme<br />

Graufilter praktisch für sich allein und<br />

konnte die Nachfrage kaum befriedigen.<br />

Die Produktpalette wurde inzwischen<br />

erweitert und umfasst jetzt eine einfach<br />

vergütete und diese mehrfach vergütete<br />

Version des MRC 1000x Stoppers.<br />

Der MRC (Multi-Resistant Coating) ist<br />

einer der Besten. Er ist effektiv, stabil<br />

und wasserfest. Die F-Pro-Halterung ist<br />

keine Slimline-Halterung, doch wir hatten<br />

keine Vignettierungsprobleme mit einem<br />

17-mm-Objektiv an einer Vollformat<br />

Canon Spiegelreflexkamera.<br />

Die Dichte wird mit 10 Stufen angeben,<br />

doch wir ermittelten einen Wert von<br />

10,6. Das scheint auf den ersten Blick<br />

nicht viel zu bedeuten, doch bei langen<br />

Belichtungen fällt das sehr ins Gewicht:<br />

Aus 10 Sekunden werden 16 Sekunden<br />

Belichtungszeit.<br />

Ein leichter Farbstich in Richtung<br />

Orange ist wahrnehmbar. Doch der kann<br />

zu 100 Prozent durch Anpassen des<br />

Weißabgleichs oder in der Nachbearbeitung<br />

ausgeglichen werden. Der Filter hat<br />

von allen die beste Infrarot-Absorption,<br />

mit neutralem Schwarz und sauberen<br />

Farben. Die Lichtreflexunterdrückung ist<br />

sehr gut, was zu erwarten ist bei einer<br />

Mehrfachvergütung. Auch die Schärfe ist<br />

exzellent. Der einzige wirkliche Nachteil<br />

ist der Preis. Mit einem Straßenpreis bis<br />

140 Euro ist er der teuerste Filter im Test.<br />

Wenn Sie Preise vergleichen, stellen<br />

Sie vielleicht große Unterschiede fest,<br />

doch Vorsicht: Von diesem Filter sind<br />

Fälschungen auf dem Markt, die nur<br />

schwer zu erkennen sind. Die einzige<br />

Möglichkeit, sicherzugehen, ist der Kauf<br />

bei einem Fachhändler, der auf der Liste<br />

des offiziellen Importeurs steht.<br />

BEST<br />

IN<br />

TEST<br />

Ganz oben: Der B+W Farbstich ist leicht Orange, doch<br />

einfach zu neutralisieren. Oben: Das korrigierte Bild ist<br />

sauber und kontrastreich – keine Infrarot-Probleme.<br />

Die B+W MRC-Mehrfachvergütung ist ausgezeichnet. Der<br />

Filter ist robust, wasserfest und leicht zu reinigen. Er war<br />

der Beste im Test.<br />

Urteil<br />

Die Qualität dieses B+W Filters ist über<br />

jeden Zweifel erhaben, wie bei diesem<br />

Preis erwartet werden kann. Er ist auch<br />

der leistungsfähigste im Test, kurz vor<br />

dem Heliopan.<br />

Was ihn von den anderen unterscheidet,<br />

sind die leicht höhere Dichte, der<br />

milde Orange-Stich, die gute Infrarot-<br />

Absorption und die hochwertige<br />

Messinghalterung. Die MRC-Vergütung<br />

ist hervorragend, das macht den Filter<br />

robust und leicht zu reinigen. Wie das<br />

Sprichwort sagt: „Gut und billig sind<br />

selten beieinander.“ Aber das Gesetz<br />

vom abnehmenden Grenzertrag gilt<br />

hier genauso: Die geringe Mehrleistung<br />

kommt mit einer substanziellen<br />

Steigerung der Kosten.<br />

Bewertung<br />

FEATURES 23/25<br />

Mehrfachvergütung, keine<br />

Slimline-Halterung<br />

HANDHABUNG 25/25<br />

Das Messing fühlt sich gut an, hat<br />

aber keinen praktischen Wert.<br />

PERFORMANCE 25/25<br />

Exzellent. Mehrfachvergütung, kein<br />

IR-Einfluss, hohe Dichte<br />

GEGENWERT 21/25<br />

Der teuerste Filter,<br />

doch Qualität kostet<br />

WERTUNG 94/100<br />

Hervorragende optische Leistung,<br />

aber teuer<br />

Pro: Die MRC-Vergütung gehört zu<br />

den Besten.<br />

Kontra: teurer als die Konkurrenz<br />

Daten<br />

Konstruktion: Messinghalterung<br />

Filtermaterial: Mehrfach<br />

vergütetes Glas<br />

Dichte: gemessene 10,6 Stufen<br />

Farbstich: leicht Orange<br />

IR-Einfluss: sehr gering<br />

Reflexunterdrückung: exzellent<br />

Schärfe: hervorragend<br />

Frontgewinde: ja<br />

Tiefe der Halterung: 4,5mm<br />

Gewicht: 49 g (77 mm)<br />

Verfügbare Größen: 49 - 77 mm<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 155


Foto-Ausrüstung<br />

Extreme Graufilter<br />

Haupt-<br />

Merkmale<br />

Straßenpreis 75 Euro<br />

ND 1000x, 100x100mm<br />

www.isarfoto.com<br />

Urteil<br />

Der Hauptvorteil des Formatt Hitech Pro<br />

Stop ist, dass Sie ihn jetzt kaufen können<br />

und zwar zu einem erschwinglichen<br />

Preis, sowohl in der 85-mm-Größe für<br />

Cokin als auch in der 100-mm-Version<br />

für die hauseigenen Halterungen und<br />

die von Lee. Sein einziger Nachteil ist,<br />

dass er bei hohem Infrarotanteil des<br />

Umgebungslichts für Infrarot-Einfl üsse<br />

anfällig ist. Das kann die Farbtreue<br />

beeinträchtigen, doch da Bilder mit<br />

extremen Graufi ltern immer ein wenig<br />

surreal wirken, kann es vernachlässigt<br />

werden.<br />

Formatt Hitech 100 Pro Stop 10<br />

Die quadratische Hitech Einschubfilter-<br />

Reihe von Formatt hat einen sehr guten<br />

Ruf für Qualität zu erschwinglichem Preis.<br />

Der Hitech 100 Pro Stop 10-Filter<br />

dunkelt 10 Stufen ab und wird im Format<br />

100 mm geliefert, entweder für Formatts<br />

eigene Halter oder für das Lee-System.<br />

Das 85-mm-Format passt in die Cokin<br />

P-Type Halterung. Der 100-mm-Version<br />

liegen 1,5-mm- und 3-mm- Schaumstoff-<br />

Abdichtungen für verschiedene Halterungen<br />

bei. Formatt bietet drei verschiedene<br />

Halterungstypen an, darunter immer noch<br />

den originalen, qualitativ hochwertigen Mk<br />

IV Halter aus Aluminium. Weiter gibt es<br />

den neuen, modularen Halter aus Nylon<br />

für 50 Euro oder aus Aluminium für 75<br />

Euro, der außerdem einen 105-mm-Front-<br />

Adapterring zum Anbringen eines Polfilters<br />

oder einer Gegenlichtblende aufweist.<br />

Dank des modularen Designs können<br />

mehrere Filter unterschiedlicher Dicke<br />

verwendet werden. Auch ein Adapter für<br />

ein Weitwinkelobjektiv ist vorhanden.<br />

Das Modell Pro Stop ist die überarbeitete<br />

Version des ursprünglichen extremen<br />

Graufilters, der aber Probleme durch<br />

Infrarot-Einfluss machte. Diese neue Version<br />

ist besser, doch die Herausforderung, einen<br />

sauberen Filter aus eingefärbtem Harz zu<br />

produzieren, ist in bestimmten Situationen<br />

immer noch spürbar, beispielsweise bei<br />

sonnenbeschienenen Szenen mit Gras. Bei<br />

Meerespanoramen gibt es keine Probleme.<br />

Bei hoher natürlicher Infrarotstrahlung,<br />

besonders an sonnigen Tagen, erscheint<br />

tiefes Schwarz als Dunkelbraun, manchmal<br />

auch mit einem leichten, orangenen<br />

Schleier. Das kann in der Nachbearbeitung<br />

minimiert werden, aber es ist schwer, den<br />

Effekt völlig loszuwerden.<br />

Doch in der Regel erweist sich dies als<br />

kein Problem und ist kaum wahrnehmbar.<br />

Die Schärfe des Filters ist ausgezeichnet.<br />

Ganz oben: Pro Stop hat eine leichte Blaugrün-Färbung.<br />

Oben: In stark infrarothaltigem, natürlichem Licht ist sie<br />

schwer zu neutralisieren, und Schwarz erscheint Braun.<br />

Formatts Pro Stop besteht aus CR39-Harz, und die<br />

Performance ist gut. Er ist sehr robust und im Gegensatz zu<br />

Glasfiltern unzerbrechlich.<br />

Bewertung<br />

FEATURES 24/25<br />

Mehrere Größen und Halterungen<br />

für verschiedene Filtersysteme<br />

HANDHABUNG 25/25<br />

Problemlos. Drei verschiedene<br />

Halter, auch für Lee<br />

PERFORMANCE 16/25<br />

Dunkel, gemessene 11 Stufen.<br />

Anfällig für IR-Probleme<br />

GEGENWERT 24/25<br />

Sehr gutes Preis-<br />

Leistungsverhältnis<br />

WERTUNG 89/100<br />

Ein guter Kauf für Benutzer<br />

qudratischer Filtersysteme<br />

PRO Verfügbarkeit und Preis<br />

KONTRA IR-Einfluss manchmal<br />

zu stark um korrigiert werden zu<br />

können<br />

Daten<br />

Konstruktion: Einschubhalterung<br />

Filtermaterial: MCR39 Harz<br />

Dichte: gemessene 11 Stufen<br />

Farbstich: leicht Blaugrün<br />

IR-Einfluss: Manchmal sichtbar<br />

Reflexunterdrückung:<br />

durchschnittlich<br />

Schärfe: hervorragend<br />

Tiefe der Halterung: 1,7mm,<br />

3,2 mm inkl. Dichtung<br />

Gewicht: 25 g<br />

Verfügbare Größen: 100 x 100<br />

mm und 85 x 85mm<br />

156 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


e<br />

Haupt-<br />

Merkmale<br />

Straßenpreis 35 Euro<br />

77 mm ND 1000x<br />

www.amazon.de<br />

Foto-Ausrüstung<br />

Extreme Graufilter<br />

Urteil<br />

Bei einem Preis von nur 35 Euro für<br />

einen 77mm Graufi lter mit zehn Stufen,<br />

sollte man eigentlich gegenüber Produkten,<br />

die das Mehrfache kosten, Abstriche<br />

bei der Qualität erwarten. Doch<br />

dem ist nicht so.<br />

Der Haida ND 3.0 Slim ist ein Qualitätsfi<br />

lter, der für die meisten Ansprüche<br />

genügt. Wer mehr Qualität braucht,<br />

wegen extrem langer Belichtungen bei<br />

schwierigen Szenen mit Hintergrundbeleuchtung<br />

beispielsweise, muss mehr<br />

ausgeben. Für den gelegentlichen Gebrauch<br />

jedoch, speziell für Einsteiger<br />

in diese Aufnahmetechnik ist der Haida<br />

Filter zu empfehlen.<br />

Haida ND 3.0 Slim<br />

Haida ist ein chinesischer Hersteller,<br />

dessen Filter neu sind auf dem Markt. Sie<br />

werden bei Amazon angeboten.<br />

Eines fällt sofort auf, und das ist der<br />

Preis. Extrem günstige 35 Euro für die<br />

77-mm-Version. Bei den verwendeten<br />

Materialien und deren Verarbeitungsqualität<br />

deutet nichts auf Kompromisse zulasten<br />

der Qualität hin. Die mattschwarz eloxierte<br />

Aluminiumhalterung jedenfalls sieht aus<br />

wie jede andere auch, und sie verfügt trotz<br />

des Ultra Slimline Designs sogar über ein<br />

Frontgewinde. Die Dichte wird mit 10 Stufen<br />

angegeben, doch bei unserem Exemplar<br />

haben wir 10,3 gemessen, wodurch der<br />

Filter zu den Dunkleren im Test gehört. Das<br />

hat weder Vor- noch Nachteile. Die ideale<br />

Dichte hängt ohnehin zum großen Teil von<br />

der Intensität des Umgebungslichts zum<br />

Zeitpunkt der Aufnahme ab, sowie vom<br />

Tempo der Bewegungen im Bild und davon,<br />

wie stark verschwommen die Bewegung sein<br />

soll. Der Filter verursacht einen leichten,<br />

purpurblauen Farbstich, etwas stärker als bei<br />

anderen, doch der ist mit einem angepassten<br />

Weißabgleich in den Griff zu bekommen,<br />

oder eben in der Nachbearbeitung. Gespart<br />

wurde bei dem Filter an der Vergütung –<br />

es gibt schlicht keine. Das hat jedoch nur<br />

sehr wenig Einfluss auf die Bildqualität.<br />

Die Hauptfunktion einer Vergütung besteht<br />

darin, die von den Filteroberflächen<br />

reflektierten Lichtmengen so stark wie<br />

möglich zu reduzieren, besonders an<br />

der Rückseite, weil von dort das Licht<br />

überall im Objektiv hin- und hergeworfen<br />

wird, was den Gesamtkontrast des Bildes<br />

beeinträchtigt. Als wir uns die Testbilder<br />

– von denen einige bewusst Blendungen<br />

provozierten – daraufhin genau ansahen,<br />

stellten wir nur wenig schlechtere Qualität<br />

als bei den mehrfach vergüteten Filtern fest.<br />

Man muss schon sehr genau hinsehen, um<br />

einen Unterschied zu bemerken.<br />

Ganz oben: Leichter purpurblauer Farbstich.<br />

Oben: Die Bilder kommen in der Nachbearbeitung sehr gut<br />

heraus. Der Haida Filter ist sein Geld allemal wert.<br />

Unvergütetes Glas neigt stärker zu Reflexionen. In der Praxis<br />

ist der Unterschied bei normalen Bedingungen nicht groß.<br />

FEATURES 20/25<br />

High Density, Slimline Halterung,<br />

unvergütete Oberflächen<br />

HANDHABUNG 25/25<br />

Schlankstes Design im Test,<br />

Frontgewinde<br />

PERFORMANCE 22/25<br />

Sehr gut angesichts der fehlenden<br />

Vergütung<br />

GEGENWERT 25/25<br />

Extrem gut<br />

WERTUNG 92/100<br />

Sehr gute Leistung zu<br />

hervorragendem Preis<br />

PRO: sehr preiswert<br />

KONTRA: unvergütet, angesichts<br />

des Preises jedoch hinnehmbar<br />

Daten<br />

Bewertung<br />

Konstruktion: Aluminiumhalterung<br />

Filtermaterial: unvergütetes Glas<br />

Dichte: gemessene 10,3 Stufen<br />

Farbstich: leicht Purpurblau<br />

IR-Einfluss: wenig<br />

Reflexunterdrückung: gut<br />

Schärfe: hervorragend<br />

Frontgewinde: ja<br />

Tiefe der Halterung: 3,6 mm<br />

Gewicht: 26 g (77 mm)<br />

Verfügbare Größen: 52 - 82 mm<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 157


Foto-Ausrüstung<br />

Extreme Graufilter<br />

Haupt-<br />

Merkmale<br />

Straßenpreis 95 Euro<br />

77 mm<br />

ND 1000x, vergütet<br />

http://www.heliopan.de<br />

Heliopan Graufilter ND 3.0 Slim<br />

Urteil<br />

Wer einen qualitativ hochwertigen,<br />

extremen Graufi lter möchte, sollte den<br />

Heliopan defi nitiv in die engere Wahl<br />

ziehen. Er hält die Spezifi kation von zehn<br />

Stufen genau ein und kommt in einer<br />

Messinghalterung mit Frontgewinde. Er<br />

unterdrückt Lichtrefl exe sehr gut, wird<br />

kaum durch Infrarotlicht beeinfl usst und<br />

hat keine feststellbaren Auswirkungen<br />

auf die Bildschärfe.<br />

Ein kleiner Nachteil besteht in<br />

seinem leicht orangen Farbstich, doch<br />

da alle getesteten Filter davon mehr<br />

oder minder betroffen sind, das kein<br />

spezifi sches negatives Merkmal.<br />

Der Filter ist in mehreren Größen<br />

erhältlich. Sein Geld ist er auf jeden Fall<br />

wert.<br />

Der deutsche Hersteller Heliopan<br />

verwendet Schott-Glas für seine optischen<br />

Filter.<br />

Sie werden in mattschwarzen<br />

Messinghalterungen geliefert, was den<br />

Eindruck von Qualität unterstreicht.<br />

Die Slim-Design-Halterung ist auffällig<br />

dünn und hat ein Frontgewinde. Der Vorteil<br />

der Slim-Designs besteht darin, dass Sie<br />

zwei Filter gleichzeitig verwenden können,<br />

ohne dass Vignettierungen, insbesondere<br />

bei Weitwinkelobjektiven, zum Problem<br />

werden.<br />

ND 3.0 bedeutet zehn Stufen, und der<br />

Heliopan-Filter hält diesen Wert exakt ein.<br />

Der Farbstich tendiert ein wenig zu<br />

Orange und ist eine Nuance dunkler als<br />

der des B+W Filters. Auch hier ist das kein<br />

Problem, weil einfach zu korrigieren.<br />

Wenn der Farbstich entfernt wurde – was<br />

bei allen getesteten Filtern erforderlich war<br />

– ist die Farbtreue ausgezeichnet und IR-<br />

Einflüsse waren kaum feststellbar.<br />

Heliopan Filter sind mindestens einfach<br />

vergütet. Die Reflexunterdrückung ist sehr<br />

gut und sie gehört zu den besten im Test.<br />

Wie bei allen anderen Filtern war auch hier<br />

die Schärfe kein Problem.<br />

Heliopan Filter sind überall im<br />

Fachhandel und im Versand erhältlich. Der<br />

Preis für den getesteten Filter liegt mit 95<br />

Euro für die 77-mm-Version am oberen<br />

Ende, doch der Gegenwert ist sehr gut und<br />

die Performance ist eindrucksvoll.<br />

Ganz oben: Der Heliopan ähnelt dem B+W, allerdings hat<br />

er einen leichten Orange-Stich. Oben: Das Bild ist leicht<br />

korrigierbar, gute Infrarot-Unterdrückung, hoher Kontrast<br />

Der Heliopan ist nur einfach vergütet, doch die Lichtreflex-<br />

Unterdrückung ist trotzdem sehr gut. Sehr gute Qualität<br />

„Made in Germany”.<br />

FEATURES 22/25<br />

Einfachvergütung, Messinghalterung,<br />

viele Größen<br />

HANDHABUNG 25/25<br />

Gute Haptik wegen des Messings<br />

PERFORMANCE 24/25<br />

Sehr gut, exakt 10 Stufen,<br />

leichter Orangestich<br />

GEGENWERT 22/25<br />

Nicht ganz so teuer wie der<br />

ähnliche B+W Filter<br />

WERTUNG 93/100<br />

Gute Gesamtleistung<br />

PRO: Generell gute Leistung<br />

KONTRA: Kaum erwähnenswert<br />

Daten<br />

Bewertung<br />

Konstruktion: Messinghalterung<br />

Filtermaterial: einfach vergütetes<br />

Glas<br />

Dichte: gemessene 10 Stufen<br />

Farbstich: leicht Orange<br />

IR-Einfluss: sehr klein<br />

Reflexunterdrückung: sehr gut<br />

Schärfe: hervorragend<br />

Frontgewinde: ja<br />

Tiefe der Halterung: 4 mm<br />

Gewicht: 48 g (77 mm)<br />

Verfügbare Größen: 39 - 105 mm<br />

158 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Haupt-<br />

Merkmale<br />

Straßenpreis 125 Euro<br />

77mm<br />

ND 400x, mehrfachvergütet<br />

http://www.hoya.de<br />

Foto-Ausrüstung<br />

Extreme Graufilter<br />

Urteil<br />

Der Hoya X400 HMC ist ein<br />

ausgezeichneter extremer Graufi lter. Die<br />

Performance reicht an die des B+W-<br />

Filters heran.<br />

Der Unterschied besteht natürlich in<br />

der Dichte, denn beide Filter liegen hier<br />

genau zwei Stufen auseinander. Das<br />

drückt sich beispielsweise bei denselben<br />

Lichtverhältnissen in einem Unterschied<br />

von 10 Sekunden Verschlusszeit beim<br />

Hoya und 40 Sekunden beim B+W Filter<br />

aus. Es ist schwer zu sagen, für welchen<br />

der beiden man sich entscheiden sollte,<br />

denn bei 8,6 Stufen wünscht man sich<br />

manchmal mehr, bei 10 Stufen weniger<br />

Abdunkelung. Wenn Sie sich’s leisten<br />

wollen, kaufen Sie beide …<br />

Hoya X400 HMC<br />

Hoya ist der weltweit größte Hersteller<br />

von optischen Gläsern. Mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit stammt zumindest<br />

eine der in Ihrem Kameraobjektiv<br />

eingebauten Linsen von Hoya. Von Hoya<br />

kommt außerdem eine umfangreiche<br />

Produktpalette von Filtern aller Preisklassen,<br />

unter Ihnen der hier von uns getestete<br />

X400 HMC. X400 ist der Belichtungsfaktor,<br />

der 8,6 Stufen entspricht, und genau das<br />

haben wir auch gemessen. Es ist einer der<br />

weniger dichten extremen Graufi lter. Doch<br />

er hat durchaus seine Daseinsberechtigung,<br />

denn erreicht werden soll durch solche<br />

Filter, dass Sie aus einem möglichst weiten<br />

Bereich langer Verschlusszeiten wählen<br />

können, um unterschiedliche Szenarien<br />

sehr verschiedenen Umgebungslichts<br />

abdecken zu können. Was die mögliche<br />

Bandbreite solcher Szenarien angeht, sind<br />

zehn Stufen manchmal zu viel.<br />

Fotografen, die regelmäßig unter solchen<br />

Bedingungen arbeiten, haben oft mehr als<br />

einen Graufi lter, etwa einen mit zehn Stufen<br />

und einen mit sechs Stufen. Insofern sind<br />

8,6 Stufen ein passabler Kompromiss.<br />

Die optische Qualität ist sehr gut. Die Farbe<br />

ist nur einen leichten Grünstich von neutral<br />

entfernt, und der lässt sich leicht entfernen.<br />

Die volle Mehrfachvergütung beider Seiten<br />

sichert ein blendfreies Arbeiten, es ist die<br />

vielleicht beste Refl exunterdrückung im Test.<br />

Die Bildschärfe wird durch den Filter nicht<br />

im Geringsten beeinfl usst. Die Halterung<br />

besteht aus einer mattschwarzen Metall-<br />

Legierung in Standardgröße. Das erlaubt<br />

ein großzügig bemessenes Frontgewinde.<br />

Bei unserem mit einem Vollformat Sensor<br />

getesteten Canon 17-40-mm-Objektiv<br />

traten jedenfalls keine Vignettierungen auf.<br />

Die Qualität des Glases und die<br />

Vergütung haben jedoch ihren Preis, und<br />

mit 125 Euro für die 77-mm-Version gehört<br />

dieser Filter zu den Teuersten.<br />

Ganz oben: Der Hoya X400 ist etwas heller als die anderen<br />

und er hat einen leichten Grünstich. Oben: Keine Probleme<br />

bei Farben und Kontrast nach der Nachbearbeitung<br />

Hoyas Mehrfachvergütung ist hervorragend und minimiert<br />

die Blendeffekte und Lichtreflexe. Selbst bei schwierigen,<br />

hintergrundbeleuchteten Motiven bleibt die Qualität sehr gut.<br />

FEATURES 23/25<br />

Zwei Stufen heller,<br />

Mehrfachvergütung<br />

HANDHABUNG 25/25<br />

Standardhalterung,<br />

leicht zu greifen<br />

PERFORMANCE 23/25<br />

Ausgezeichnete optische Qualität<br />

GEGENWERT 20/25<br />

Teuer, trotzdem gut<br />

WERTUNG 91/100<br />

Sehr gut. Der Beste unter den<br />

helleren extremen Graufiltern<br />

PRO: Optische Qualität, exzellente<br />

HMC-Mehrfachvergütung<br />

KONTRA: Wie bei B+W, sehr gute<br />

Qualität ist teuer<br />

Daten<br />

Bewertung<br />

Konstruktion: Aluminiumhalterung<br />

Filtermaterial: mehrfach<br />

vergütetes Glas<br />

Dichte: gemessene 8,6 Stufen<br />

Farbstich: leicht Grün<br />

IR-Einfluss: sehr gering<br />

Reflexunterdrückung: sehr gut<br />

Schärfe: hervorragend<br />

Frontgewinde: ja<br />

Tiefe der Halterung: 5 mm<br />

Gewicht: 35 g (77 mm)<br />

Verfügbare Größen: 49 - 77 mm<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 159


Foto-Ausrüstung<br />

Extreme Graufilter<br />

Haupt-<br />

Merkmale<br />

Sraßenpreis 65 Euro 77 mm<br />

ND 500x, mehrfachvergütet<br />

www.premier-ink.co.uk<br />

Urteil<br />

Der L.C.W. ND500 MC hat mehrere<br />

Vorzüge.<br />

Seine acht Stufen machen ihn heller<br />

als die meisten, und das kann ein<br />

Vorteil sein. Der niedrige Preis ist ein<br />

starkes Argument gegenüber anderen<br />

mehrfach vergüteten Filtern.<br />

Weiter sind das fast neutrale<br />

Farbverhalten zu nennen und das<br />

Super-Slim Design.<br />

Wie auch immer Sie es betrachten,<br />

dieser Filter ist sehr empfehlenswert.<br />

L.C.W. ND500 MC<br />

Light Craft Workshop war einer der ersten<br />

Hersteller, der eine Alternative zu B+W bot.<br />

Der ND500 MC verkaufte sich von Anfang<br />

an gut, bot er doch Mehrfachvergütung zu<br />

akzeptablem Preis. Seitdem ist der Filter<br />

mehrmals überarbeitet worden und es<br />

werden heute mehr Größen angeboten,<br />

wobei das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

dasselbe geblieben ist.<br />

Beim aktuellen ND500 MC ist die<br />

Vergütung auf der Vorderseite verbessert<br />

worden, und es ist ein Frontgewinde an<br />

der Super-Slim Halterung hinzugekommen.<br />

Schraubt man jedoch etwas dort auf, ist<br />

nach einer halben Drehung Schluss, was das<br />

Ganze zu einer eher wackligen Angelegenheit<br />

macht. Sicher fühlt man sich damit nicht.<br />

Ein um eine Umdrehung tieferes Gewinde<br />

würde hier Abhilfe schaffen. Die Dichte<br />

wird mit 500 angegeben, was 9 Stufen<br />

entspricht. Wir haben deutlich weniger<br />

gemessen, etwas unter 8 Stufen. Wie beim<br />

Hoya ist das entweder nicht genug oder<br />

ein Kompromiss in Richtung des oftmals<br />

nicht brillanten Lichts in Deutschland. Es<br />

ist eine subjektive Entscheidung, doch ich<br />

verwende den L.C.W. ND500 seit einigen<br />

Jahren und nur selten habe ich ihn mir<br />

dunkler gewünscht. Eine Änderung des ISO-<br />

Werts oder der Blendeneinstellung führt<br />

normalerweise zu der Verschlusszeit, die Sie<br />

brauchen.<br />

Die Farbe ist fast neutral mit einem<br />

winzigen Stich ins Blaue. Die IR-Absorption<br />

ist gut. Die Lichtreflexunterdrückung ist<br />

besser als bei den unvergüteten Filtern,<br />

wenn auch nicht so gut wie bei den besten<br />

Mehrfachvergütungen. Die Bildschärfe<br />

leidet überhaupt nicht, insofern ist der Filter<br />

insgesamt von ausgewogener, guter Qualität.<br />

Das wahrscheinlich Beste ist sein Preis:<br />

Seine Spezifikationen gibt es nirgendwo<br />

anders zum Preis von 65 Euro für die<br />

77-mm-Version.<br />

Ganz oben: Leichter Blaustich, Abdunkelung um 8 Stufen.<br />

Oben: Das korrigierte Bild sieht gut aus, nur geringer IR-<br />

Einfluss.<br />

Sehr gute Lichtreflexunterdrückung dank Mehrfachvergütung.<br />

Nah an den Bestwerten. Sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.<br />

FEATURES 24/25<br />

Heller als die meisten anderen.<br />

Slimline Halterung<br />

HANDHABUNG 23/25<br />

Frontgewinde zu unsicher<br />

PERFORMANCE 23/25<br />

Insgesamt sehr gut. Fast neutrales<br />

Farbverhalten<br />

GEGENWERT 23/25<br />

Preis-Leistungsverhältnis exzellent<br />

WERTUNG 93/100<br />

Dem Hoya ähnlich. Nicht so gut<br />

aber wesentlich preiswerter<br />

PRO: Mehrfachvergütung,<br />

niedriger Preis<br />

KONTRA: Nichts Wesentliches<br />

Daten<br />

Bewertung<br />

Konstruktion: Aluminiumhalterung<br />

Filtermaterial: Mehrfachvergütetes<br />

Glas<br />

Dichte: gemessene 8 Stufen<br />

Farbstich: sehr leichtes Blau<br />

IR-Einfluss: gering<br />

Reflexunterdrückung: sehr gut<br />

Schärfe: hervorragend<br />

Frontgewinde: ja<br />

Tiefe der Halterung: 3,7 mm<br />

Gewicht: 32 g (77 mm)<br />

Verfügbare Größen: 53 - 82 mm<br />

160 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


Haupt-<br />

Merkmale<br />

Straßenpreis 100 Euro<br />

ND 1000x, 100x100mm<br />

www.leefilters.com<br />

Foto-Ausrüstung<br />

Extreme Graufilter<br />

Urteil<br />

Lee kann die weltweite Nachfrage nach<br />

dem Big Stopper kaum befriedigen.<br />

Man könnte zwar die Stückzahlen<br />

hochfahren, doch man befürchtet, das<br />

würde die Qualität gefährden, und das<br />

Risiko will man nicht eingehen.<br />

Benutzer quadratischer Filtersysteme<br />

haben nicht viel Auswahl, wenn es<br />

um qualitativ hochwertige, extreme<br />

Graufi lter geht. Es gibt nur Lee und<br />

Formatt. Insofern ist der Preis für den<br />

Big Stopper mit seiner hervorragenden<br />

Qualität angemessen. Sie müssen halt<br />

Ihren Namen auf die Warteliste setzen<br />

lassen.<br />

Lee Big Stopper 100x100mm<br />

Hersteller Lee hatte seinen „Big Stopper“<br />

seinerzeit eher zögerlich eingeführt, weil<br />

man Filter solcher Stärken eher für eine<br />

schnell vorübergehende Modererscheinung<br />

hielt. Doch die Nachfrage ist konstant.<br />

Es gibt jedoch eine Warteliste. Ihr<br />

Händler sagt Ihnen, wie lange Sie warten<br />

müssen, doch das Warten lohnt sich. Alle<br />

Lee-Produkte sind von hoher Qualität, so<br />

auch dieser Filter. Obwohl der Big Stopper<br />

unvergütet ist, kann er sich in der Qualität<br />

mit den besten Konkurrenten messen.<br />

Lee ist Weltmeister in der Herstellung<br />

von handgefertigten Harzfiltern, doch für<br />

extreme Graufilter ist Glas das bessere<br />

Material. Daher lässt man den Big Stopper<br />

nach genausten Vorgaben in Fernost<br />

produzieren und importiert ihn nach<br />

Europa. Ein wesentliches Merkmal ist seine<br />

Schaumstoffdichtung, die einen lichtdichten<br />

Sitz in der Halterung gewährleistet.<br />

Einschubfilter sind zwar sperriger als<br />

Schraubfilter, doch Sie sind vielseitiger,<br />

weil beispielsweise Verlaufszonen vertikal<br />

angepasst werden können und man zwei<br />

oder mehr Filter gleichzeitig verwenden<br />

kann.<br />

Die Lee-Halterung ist ausgezeichnet.<br />

Alles passt und gleitet wunderbar, und mit<br />

dem Schnellverschluss lassen sich alle Filter<br />

im Handumdrehen an- und abmontieren.<br />

Die Dichte wird mit 10 Stufen angegeben,<br />

doch unsere Messung ergab 10,6 Stufen wie<br />

beim B+W Filter. Die Farbe ist fast neutral mit<br />

einem winzigen Blaustich, die IR-Absorption<br />

ist gut. Die Lichtreflexunterdrückung ist<br />

nur unwesentlich schlechter als bei der<br />

vergüteten Konkurrenz, die Bildschärfe wird<br />

überhaupt nicht beeinträchtigt.<br />

Lees Big Stopper ist nicht billig aber mit<br />

100 Euro auch nicht zu teuer. Er bietet einen<br />

absolut angemessenen Gegenwert und unter<br />

für Einschubsysteme ist er der beste extreme<br />

Graufilter auf dem Markt.<br />

Ganz oben: Der Big Stopper hat einen kaum noch erkennbaren<br />

Blaustich. Oben: Das bearbeitete Bild zeigt akkurate Farben<br />

und keinerlei Infrarot-Einflüsse.<br />

Aufgrund der fehlenden Vergütung darf man ein wenig mehr<br />

Reflexe erwarten, doch im Vergleich zu vergüteten Filtern ist<br />

der Effekt minimal und in der Praxis unbedeutend.<br />

FEATURES 22/25<br />

Passt in die Lee Halterung, wird<br />

mit Schaumstoffdichtung geliefert<br />

HANDHABUNG 25/25<br />

Einfacher als Schraubfilter<br />

PERFORMANCE 22/25<br />

Fast neutral, hohe Dichte, gute<br />

Infrarot-Dämpfung<br />

GEGENWERT 23/25<br />

Nicht billig, sondern angemessen<br />

WERTUNG 92/100<br />

Bester extremer Graufilter für<br />

quadratische Einschubsysteme<br />

PRO: Lee Qualität, vielseitige<br />

Halterung<br />

KONTRA: Warteliste<br />

Daten<br />

Bewertung<br />

Konstruktion: Einschubhalterung<br />

mit Schumstoffdichtung<br />

Filtermaterial: unvergütetes Glas<br />

Dichte: gemessene 10,6 Stufen<br />

Farbstich: ganz leicht Blau<br />

IR-Einfluss: gering<br />

Reflexunterdrückung: gut<br />

Schärfe: hervorragend<br />

Tiefe der Halterung: 1,5 mm, 2,9<br />

mm inkl. Dichtung<br />

Gewicht: 39 g<br />

Verfügbare Größen: 100 x 100<br />

mm<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV 161


Foto-Ausrüstung<br />

Extreme Graufilter<br />

Wie wir testen<br />

Wir haben die Filter sowohl<br />

in einer Studioumgebung als<br />

auch im Freien getestet. Wir<br />

maßen die Dichte, bewerteten<br />

die Farbbalance und prüften<br />

die Lichtrefl exunterdrückung<br />

und achteten besonders auf die<br />

Bildschärfe.<br />

Draußen vor Ort haben<br />

wir mehrere Szenen<br />

bei<br />

unterschiedlichen<br />

natürlichen Lichtverhältnissen<br />

aufgenommen.<br />

Die Dichte war einfach zu<br />

messen und ist jeweils auf das<br />

nächstbefi ndliche Drittel einer<br />

Blendenstufe gerundet. Die<br />

Hersteller geben die Dichte in<br />

unterschiedlichen Maßeinheiten<br />

an. So ist beispielsweise der<br />

Faktor 1000x – dasselbe wie die<br />

optische Dichte von 3,0 und auch<br />

dasselbe wie 10 Blendenstufen.<br />

Die Farbbalance kann<br />

visuell anhand von Referenz-<br />

Motiven überprüft werden. Alle<br />

getesteten Filter wiesen mehr<br />

oder weniger starke Farbstiche<br />

auf, doch das ist vollständig<br />

per individuellem Weißabgleich<br />

oder in der Nachbearbeitung zu<br />

korrigieren. Deswegen ist die<br />

Farbabweichung auch nicht in<br />

die Bewertung eingefl ossen.<br />

Wir haben auch auf<br />

Verfälschungen<br />

durch<br />

Infratrotlicht geprüft, doch das<br />

ist sehr stark von der Kamera<br />

abhängig und davon, wie<br />

effi zient der Infrarotfi lter des<br />

Sensors ist. Unsere Testkamera<br />

war eine Canon EOS 5D Mark<br />

II mit 24-105mm L-Objektiv.<br />

Eine IR-Kontamination fällt in<br />

der Regel durch eine leichte<br />

Verschlechterung des Kontrastes<br />

auf und durch den Verlust von<br />

tiefem Schwarz, das dann<br />

als Dunkelbraun erscheint.<br />

Wenn eine Tageslichtszene<br />

überdurchschnittlich viel<br />

Infrarotlicht enthält. An einem<br />

sehr sonnigen Sommertag<br />

beispielsweise ergibt sich ein<br />

rötlicher Farbstich, der sich in<br />

der Nachbearbeitung nur schwer<br />

entfernen lässt.<br />

Mit diesen Filtern wird oft<br />

direkt ins pralle Gegenlicht<br />

fotografi ert. Dies haben wir mit<br />

der Silhouettenmaske simuliert.<br />

Der Himmel ist um 2,5 Stufen<br />

überbelichtet, wie es in der Praxis<br />

bei Landschaftsaufnahmen<br />

häufi g vorkommt. Das Kreuz in<br />

Oben: Referenzfoto des X-Rite Colour Checker ohne Filter in vollem Sonnenlicht gegen einen<br />

Lastolite Tribalance-Faltreflektor mit neutral grauem, schwarzen und weißen Hintergrund.<br />

Rechts: Reflextest-Aufnahme der von hinten<br />

beleuchteten Silhouette ohne Filter mit Canon<br />

EOS 5D Mark II mit 100-mm-Makroobjektiv.<br />

Oben: Alle zu vergleichenden Bereiche sind<br />

in diesem Bildausschnitt zu sehen, wie unten<br />

erläutert wird.<br />

der Mitte des Baumes ist um 5<br />

Stufen überbelichtet, wie es bei<br />

einer untergehenden Sonne der<br />

Fall sein könnte.<br />

Bereiche, die zu beachten<br />

sind: Ausbleichen des Kreuzes<br />

oben auf dem Kirchendach,<br />

wie weit die Refl exe in die<br />

Silhouette hineinreichen, und<br />

die Lichtausbreitung aus dem<br />

weißen Kreuz im Baum heraus.<br />

Generell gilt, dass die<br />

Wahrscheinlichkeit einer<br />

durch den Filter verursachten<br />

Bildunschärfe mit längerer<br />

Brennweite zunimmt. Längere<br />

Brennweiten nutzen nur einen<br />

kleinen Ausschnitt in der Mitte<br />

des Filters, deswegen werden<br />

dort befi ndliche Partikeln und<br />

Kratzer stark vergrößert. Doch<br />

solche Filter werden meistens mit<br />

Weitwinkelobjektiven benutzt,<br />

daher tritt dieses Problem daher<br />

eher selten auf.<br />

Wir testeten die Schärfe<br />

gleichwohl mit einem<br />

200-mm-Objektiv und waren<br />

beeindruckt, als wir keinerlei<br />

wahrnehmbare Beeinträchtigung<br />

der Schärfe fanden.<br />

Urteil<br />

Den besten Filter dieses Tests<br />

zu bestimmen, war nicht<br />

leicht. Alle Filter unterschieden<br />

sich leicht voneinander und<br />

alle haben sie ihre positiven<br />

Seiten, doch unter rein optischen<br />

Gesichtspunkten ragte<br />

der B+W ND1000x MRC F-<br />

Pro Filter als Bester heraus.<br />

Er ist ein exzellenter, extremer<br />

Graufilter mit Mehrfachvergütung,<br />

sehr guter IR-<br />

Unterdrückung und einer Dichte<br />

von 10,6 Blendenstufen.<br />

Er hat eine leichte Orangefärbung<br />

und ist leider sehr teuer.<br />

Der Heliopan Graufilter ND<br />

3.0 Slim kommt dem B+W<br />

sehr nahe, er hat fast dieselben<br />

herausragenden Eigenschaften<br />

einschließlich der Messinghalterung.<br />

Er ist deutlich billiger,<br />

und es gibt ihn in größeren<br />

Größen.<br />

Der Nächste der Reihe ist<br />

der Haida ND 3.0 Slim. Unvergütet<br />

kommt er nicht an die<br />

Spitzenreiter heran, was die<br />

Reflexunterdrückung angeht,<br />

doch er ist der bei Weitem<br />

Preiswerteste im Test, hat<br />

die schmalste Halterung und<br />

macht nicht nur wegen des<br />

Preises einen allgemein sehr<br />

guten Eindruck.<br />

Die Dichtewerte der helleren<br />

Filter von etwa acht<br />

Blendenstufen machen diese<br />

immer noch extrem dunkel<br />

und stellen somit einen vielseitigen<br />

Kompromiss dar.<br />

Der Hoya X400 HMC schneidet<br />

überall gut ab, ist aber<br />

leider etwas teuer.<br />

Beim Preis trumpft der<br />

L.C.W. ND500 MC auf. Er ist<br />

fast so gut wie der Hoya, etwas<br />

neutraler und kommt in<br />

einer Slimline-Halterung für<br />

die Hälfte des Preises.<br />

Dann sind da noch die beiden<br />

Einschubfilter für quadratische<br />

Filtersysteme von<br />

Lee und Formatt, die beide zu<br />

den dunkleren Filtern im Test<br />

gehören. Der Lee Big-Stopper<br />

ist optisch besser, trotz der<br />

fehlenden Vergütung, doch<br />

leider gibt es eine Warteliste,<br />

während der Formatt-Filter billiger,<br />

robuster und vor allem<br />

verfügbar ist.<br />

162 DIGITALE FOTOGRAFIE – KREATIV


GRAUKARTE<br />

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WEISSABGLEICHKARTE<br />

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