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Konzepte zur Regelung von Ladedruck und AGR-Rate beim ...

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Rückert, J., Richert, F., Schlosser, A., Abel, D., Herrmann, O., Pfeifer, A., Pischinger, S.: <strong>Konzepte</strong> <strong>zur</strong><br />

<strong>Regelung</strong> <strong>von</strong> <strong>Ladedruck</strong> <strong>und</strong> <strong>AGR</strong>-<strong>Rate</strong> <strong>beim</strong> Nutzfahrzeug-Dieselmotor, GMA-Kongress 2003, VDI-<br />

Berichte 1756, VDI-Verlag, Düsseldorf 2003, ISBN 3-18-091756-3, S. 667- 676<br />

<strong>Konzepte</strong> <strong>zur</strong> <strong>Regelung</strong> <strong>von</strong> <strong>Ladedruck</strong> <strong>und</strong> <strong>AGR</strong>-<strong>Rate</strong> <strong>beim</strong><br />

Nutzfahrzeug-Dieselmotor<br />

Concepts for the Control of Boost Pressure and EGR-<strong>Rate</strong> for a<br />

Heavy Duty Engine<br />

J. Rückert, F. Richert, A. Schloßer, D. Abel, Aachen<br />

O. Herrmann, A. Pfeifer, S. Pischinger, Aachen<br />

Kurzfassung<br />

In diesem Beitrag wird ein Modellgestützter Prädiktiver Regler (MPR) vorgestellt, der es ermöglicht,<br />

<strong>Ladedruck</strong> <strong>und</strong> <strong>AGR</strong>-<strong>Rate</strong> an einem Dieselmotor simultan zu regeln [5]. Im Rahmen<br />

des <strong>von</strong> der Europäischen Gemeinschaft geförderten Projektes „ATECS“ (Advanced<br />

Truck Engine Control System) wurde am Institut für <strong>Regelung</strong>stechnik (IRT) der RWTH Aachen<br />

in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Verbrennungskraftmaschinen (VKA) der<br />

RWTH Aachen ein nichtlineares Simulationsmodell des Motors unter Matlab/Simulink ® erstellt<br />

[3], [7]. Das <strong>Regelung</strong>sverfahren wird aktuell in der Simulation entwickelt <strong>und</strong> erprobt,<br />

<strong>und</strong> in Zusammenarbeit mit dem VKA <strong>und</strong> der FEV Motorentechnik an einem Prüfstandsmotor<br />

umgesetzt.<br />

Abstract<br />

This Paper introduces a Model Based Predictive Controller to control simultaneous boost<br />

pressure and EGR-rate at a diesel engine [5]. In the course of the project „ATECS“ (Advanced<br />

Truck Engine Control System), fo<strong>und</strong>ed by the European Community, a non-linear<br />

simulation model of truck diesel engine in Matlab/Simulink ® was developed by the Institute of<br />

Automatic Control (IRT) of the RWTH Aachen in cooperation with the Institute of Combustion<br />

Engines (VKA) of the RWTH Aachen [3], [7]. The control strategy is to be designed and<br />

tested in the simulation and is implemented in cooperation with the VKA and the FEV at the<br />

test bench engine.<br />

1. Einleitung<br />

Zur Einhaltung zukünftiger Emissionsgrenzwerte in Verbindung mit neuen Testzyklen, die<br />

stärkere Anforderungen an das dynamische Emissions- <strong>und</strong> Performanceverhalten des Nfz-<br />

Motors stellen, werden die Möglichkeiten der geregelten Hochdruck-Abgasrückführung kombiniert<br />

mit dem Einsatz eines Abgasturboladers mit variabler Turbinengeometrie für Nutz-


fahrzeugdieselmotoren untersucht [3]. Bei Pkw-Dieselmotoren ist es Stand der Technik, als<br />

Regelgröße den Frischluftmassenstrom zu verwenden, um die messtechnisch nicht erfassbare<br />

Abgasrückführrate (<strong>AGR</strong>-<strong>Rate</strong>) einzustellen. Beim Nutzfahrzeug müssen auch bei hohen<br />

Lasten niedrige Abgasrückführraten (


gerät garantiert werden kann. Die Verstärkungsfaktoren dieses linearen Modells werden mittels<br />

Gain Scheduling an das nichtlineare Verhalten der Strecke angepasst [6].<br />

Linearer MPR<br />

Die Einstellparameter des Modellgestützten Prädiktiven Reglers (MPR) sind für einen Eingrößenprozess<br />

(SISO) in Bild 1 dargestellt. Die prädizierte Regelgröße wird bis zum oberen<br />

Prädiktionshorizont N 2 berechnet. Als Prädiktionsfenster bezeichnet man die Zeit zwischen<br />

dem unteren <strong>und</strong> oberen Prädiktionshorizont N 1 <strong>und</strong> N 2 .<br />

Bild 1: Horizonte der Prädiktiven <strong>Regelung</strong><br />

<strong>AGR</strong>-Ventilstellung<br />

u 1<br />

G 11<br />

y 1<br />

G 21<br />

G 12<br />

u 2<br />

VTG-Stellung<br />

G 22<br />

Bild 2: Lineares Streckenmodell<br />

Luftmassenstrom<br />

bzw.<br />

<strong>AGR</strong>-Massenstrom<br />

y 2<br />

<strong>Ladedruck</strong><br />

Für dieses Zeitfenster wird die Kostenfunktion minimiert (Gl. 1). Das Ergebnis ist der Vektor<br />

∆u der zukünftigen Stellgrößenänderungen der Stellgröße u. Der Freiheitsgrad des Optimierungsproblems<br />

ergibt sich aus dem Stellhorizont N u (der Anzahl der möglichen Änderungen<br />

der Stellgröße) <strong>und</strong> den Prädiktionshorizonten. Nach N u Abtastschritten wird die Stellgröße<br />

für die Optimierung als konstant angenommen. Übertragen auf den hier vorliegenden Mehrgrößenfall<br />

mit zwei Eingangsgrößen <strong>und</strong> zwei Ausgangsgrößen, ergeben sich folgende freie<br />

Parameter der Kostenfunktion. Dies sind der Stellhorizont (N u ), für jede Regelgröße der untere<br />

<strong>und</strong> der obere Prädiktionshorizont (N 11 , N 21 , N 12 , N 22 ) <strong>und</strong> die Wichtungsfaktoren (γ 1 , γ 2 )<br />

der Regelgrößen.<br />

N<br />

21 22<br />

2 2<br />

∑ ( k+ i k+ i) γ ∑ ( k+ i k+<br />

i)<br />

(1)<br />

J = γ Sollwert − Prädiktion + Sollwert −Prädiktion<br />

1 1 1 2 2 2<br />

i= N11 i=<br />

N12<br />

Die für das vorliegende Reglerkonzept genutzte Kostenfunktion (Gl. 1) enthält die Summe<br />

der Fehlerquadrate des Fehlers zwischen dem Sollwert <strong>und</strong> der vorhergesagten Regelgröße<br />

(Prädiktion) innerhalb des Prädiktionsfensters.<br />

N


Eine detaillierte Beschreibung der Umsetzung des verwendeten Ansatzes lässt sich in [4]<br />

nachlesen.<br />

Reglermodell<br />

Der MPR nutzt im Beobachter <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Berechnung der Reglermatrizen ein lineares Modell,<br />

dessen Struktur sich, wie in Bild 2 dargestellt, durch eine P-kanonische Struktur beschreiben<br />

lässt. Die Eingangsgrößen u sind die <strong>AGR</strong>-Ventilstellung <strong>und</strong> die Stellung der Turbinenbeschaufelung,<br />

die Ausgangsgrößen y sind der Frischluftmassenstrom bzw. der <strong>AGR</strong>-<br />

Massenstrom - als Ersatzgröße für die nicht messbare <strong>AGR</strong>-<strong>Rate</strong> – <strong>und</strong> der <strong>Ladedruck</strong>. Die<br />

Eingrößenmodelle (SISO) G 11 , G 22 , G 12 , <strong>und</strong> G 21 werden mit einem diskreten parametrischen<br />

Modellansatz bestimmt. Diese Modelle gelten für einen gewissen Bereich um den identifizierten<br />

Arbeitspunkt. Mit einem Satz linearer Modelle für verschiedene Arbeitspunkte kann das<br />

gesamte nichtlineare System abgebildet werden.<br />

Das Übertragungsverhalten der Eingrößensysteme G 11 , G 12 , G 21 , G 22 lässt sich gut durch<br />

PT 1 -Verhalten mit dem jeweiligen Verstärkungsfaktor K i,j <strong>und</strong> der Zeitkonstante T i,j beschreiben.<br />

Tabelle 1: PT1-Übertragungsverhalten – Linearisierte Regelstrecke in einem Arbeitspunkt<br />

<strong>AGR</strong>-Ventilstellung VTG-Stellung / %<br />

T 1i / s K 1i T 2i / s K 2i<br />

<strong>Ladedruck</strong> / Pa - (y 2 ) 3.5 -3784 2.5 -5423<br />

<strong>AGR</strong>-Massenstrom / (mg/Hub) -(y 1 ) 0.38 24.12 0.54 -37.37<br />

Frischluftmassenstrom / (mg/Hub) - (y 1 ) 0.84 -99.30 1.12 -54.40<br />

Eine Untersuchung des Übertragungsverhalten in unterschiedlichen Arbeitspunkten hat gezeigt,<br />

dass die Zeitkonstanten der einzelnen Übertragungsfunktionen eine schwache, die<br />

Verstärkungsfaktoren hingegen eine deutliche Abhängigkeit vom den durch Drehzahl <strong>und</strong><br />

Brennstoffmasse bestimmten Arbeitspunkten zeigen. In Bild 3 ist ein typisches Kennfeld der<br />

Übertragungsfaktoren dargestellt. Die Übertragungsfaktoren streuen zwischen 50% bis<br />

100% um einen mittleren Wert.<br />

Mit einem Modell, dass mittleren Zeitkonstanten <strong>und</strong> angepasste Verstärkungsfaktoren verwendet,<br />

können diese Erkenntnisse berücksichtigt werden. Diese führt zu der im folgenden<br />

beschriebenen Erweiterung des linearen <strong>Regelung</strong>skonzeptes, um das so genannte Gain<br />

Scheduling.


Fuel Value / mg<br />

Übertragungsfaktor K 11<br />

Übertragungsfaktor K12<br />

Übertragungsfaktor K 21<br />

Drehzahl / s -1<br />

Übertragungsfaktor K 22<br />

Drehzahl / s -1<br />

Fuel Value / mg<br />

Fuel Value / mg<br />

Fuel Value / mg<br />

Drehzahl / s -1<br />

Bild 3: Kennfelder: Übertragungsfaktoren über Drehzahl <strong>und</strong> Brennstoffmasse<br />

Drehzahl / s -1<br />

MPR mit Gain Scheduling<br />

Für die Auslegung der Reglermatrizen wird ein Referenzmodell der Strecke verwendet (siehe<br />

Tabelle 1). Dies wird mit den mittleren Zeitkonstanten <strong>und</strong> den Übertragungsfaktoren eines<br />

Referenzarbeitspunktes gebildet. Die Berechnung dieser Reglermatrizen erfolgt damit einmalig<br />

offline. Der Regler arbeitet also mit einem linearen Modell, dessen Zeitkonstanten denen<br />

des aktuellen Betriebspunktes entsprechen. Die Übertragungsfaktoren hingegen können,<br />

wie oben beschrieben, stark vom realen Prozessverhalten abweichen. Die Übertragungsfaktoren<br />

des aktuellen Arbeitspunktes stehen der <strong>Regelung</strong> in Kennfeldern <strong>zur</strong> Verfügung<br />

(Bild 3). Die Anpassung des Beobachters <strong>und</strong> der <strong>Regelung</strong> erfolgt in dem hier gewählten<br />

Ansatz nicht in einer neuen Auslegung, sondern geschieht durch eine vom Arbeitspunkt<br />

abhängigen Aufschaltung auf die Stellgrößen, sowohl vor dem Beobachter als auch am Reglerausgang.<br />

Damit ergibt sich die in Bild 4 dargestellte Reglerstruktur.<br />

Die Aufschaltung (GS) enthält eine lineare Struktur vergleichbar der Struktur in Bild 2. Die<br />

Koeffizienten der Übertragungsfunktionen berechnen sich als Funktion der aktuellen Streckenübertragungsfaktoren,<br />

so dass die Reihenschaltung aus Gain Scheduling Filter <strong>und</strong> Referenzmodell<br />

im Beobachter dem aktuellen Steckenverhalten entspricht. Da die Reglermatrize<br />

K opt mit dem Referenzmodell ausgelegt wurde, müssen die durch die <strong>Regelung</strong> bestimm-


ten Stellgrößen in einem weiteren Gain Scheduling Filter umgerechnet werden. Die lineare<br />

Struktur dieses Filters entspricht der Inversen des Filters vor dem Beobachter.<br />

Bild 4: Reglerstruktur MPR mit Gain Scheduling<br />

Applikation<br />

Zur Applikation der <strong>Regelung</strong> gehört neben der Abstimmung der Reglerparameter auch die<br />

Bedatung der für die <strong>Regelung</strong> nötigen Kennfelder. In dem hier vorgestellten Ansatz findet<br />

eine Verschiebung der Gewinnung der Kennfelder statt. Statt durch heuristische Abstimmung<br />

gewonnene Kennfelder für die Reglerparameter, wie z.B. bei einer adaptiven PID-<strong>Regelung</strong><br />

für die Verstärkungsfaktoren, werden Kennfelder mit physikalischer Systeminformation identifiziert.<br />

Außerdem kann auf Kennfelder <strong>zur</strong> Vorsteuerung verzichtet werden. In Bild 5 ist die<br />

Struktur der <strong>Regelung</strong> mit den Kennfeldern für den Sollwert des <strong>AGR</strong>-Massenstroms bzw.<br />

des Luftmassenstroms, den Sollwert für den <strong>Ladedruck</strong> <strong>und</strong> die Kennfelder für die Streckenübertragungsfaktoren<br />

abgebildet.<br />

Wie für jedes Konzept nötig, steht am Anfang eine statische Abstimmung des Motors <strong>und</strong> die<br />

Bestimmung der Sollwertkennfelder. Aus diesen lassen sich automatisiert dynamische Tests<br />

ableiten, die <strong>zur</strong> Identifikation der Kennfelder mit den Übertragungsfaktoren dienen. Danach<br />

reicht eine Abstimmung der Reglerparameter in einigen wenigen Referenzpunkten, da der<br />

Ansatz des Gain Scheduling bei konstanten Reglerparametern ein ähnliches <strong>Regelung</strong>sver-


halten in allen Arbeitspunkten ermöglicht. Damit lässt sich die Applikation bis auf wenige<br />

Schritte automatisieren <strong>und</strong> trägt zu einer Senkung des Applikationsaufwandes bei.<br />

Drehzahl<br />

Brennstoffmasse<br />

Sollwert<br />

Kennfelder<br />

Kennfelder<br />

Übertragungsfaktoren<br />

Übertragungsfaktoren<br />

K ijB<br />

(K 11B, K 12B,<br />

K 21B, K 22B )<br />

Sollwerte für die<br />

Regelgrößen<br />

(z.B. <strong>Ladedruck</strong>,<br />

<strong>AGR</strong>-Massenstrom)<br />

MPR<br />

mit<br />

Gain<br />

Scheduling<br />

Stellgrößen<br />

(VTG- /<br />

<strong>AGR</strong>-<br />

Stellung)<br />

Istwert Regelgröße (z.B. <strong>Ladedruck</strong>, <strong>AGR</strong>-Massenstrom)<br />

Reglerstruktur mit Kennfeldern<br />

Bild 5: Reglerstruktur mit Kennfeldern<br />

3. Ergebnisse<br />

Die Unterschiede zwischen einem rein gesteuerten Betrieb <strong>und</strong> der <strong>Regelung</strong> auf <strong>Ladedruck</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>AGR</strong>-Massenstrom bzw. Luftmassenstrom werden an einem Lastsprung <strong>von</strong> 10% Last<br />

auf 80% Last bei konstanter Drehzahl beschrieben.<br />

3.5 x 10 5 <strong>Ladedruck</strong> / Pa<br />

0.1 <strong>AGR</strong> Massenstrom / (kg/s)<br />

0.6<br />

Luftmassenstrom (MF BIC<br />

) / (kg/s)<br />

3<br />

0.08<br />

0.5<br />

2.5<br />

0.06<br />

0.4<br />

2<br />

0.04<br />

0.3<br />

1.5<br />

0.02<br />

0.2<br />

1<br />

0<br />

0.1<br />

0 2 4 6 8 Zeit / s10<br />

0 2 4 6 8 Zeit / s10<br />

0 2 4 6 8 Zeit / s10<br />

60 VTG-Stellung / %<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

25 <strong>AGR</strong>-Ventilstellung / %<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

2000 Lastmoment / Nm<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

0 2 4 6 8 Zeit / s10<br />

0<br />

0 2 4 6 8 Zeit / s10<br />

0<br />

0 2 4 6 8 Zeit / s10<br />

0.8 NOx / -<br />

Partikel / -<br />

40 <strong>AGR</strong>-<strong>Rate</strong> / %<br />

6<br />

0.6<br />

5<br />

30<br />

4<br />

0.4<br />

3<br />

20<br />

0.2<br />

2<br />

10<br />

1<br />

0<br />

0 2 4 6 8 Zeit / s10<br />

0<br />

0 2 4 6 8 Zeit / s10<br />

0<br />

0 2 4 6 8 Zeit / s 10<br />

Bild 6: Lastsprung - Vergleich Steuerung / MPR mit alternativen Regelgrößen (Simulation)


Die Regelgrößen sind in der ersten Reihe <strong>von</strong> Bild 6 dargestellt. Es ist deutlich zu erkennen,<br />

dass durch den gesteuerten Betrieb die Möglichkeiten des VTG-Laders zum schnellen Aufbau<br />

des <strong>Ladedruck</strong>s nicht genutzt werden können. Dies führt zu einer längeren Begrenzung<br />

der Einspritzmenge <strong>und</strong> somit des Motormomentes. Die beiden geregelten Versuche sind<br />

durch PT2-Filterung der Sollwerte auf einen vergleichbaren <strong>Ladedruck</strong>aufbau abgestimmt<br />

worden. Vergleicht man den <strong>AGR</strong>-Massenstrom <strong>und</strong> die daraus geschätzten Partikelemissionen<br />

lassen sich deutliche Unterschiede zugunsten des <strong>AGR</strong>-Massenstroms als Regelgröße<br />

erkennen. Dies ist durch das gute Folgeverhalten der Luftmassenregelung zu erklären, die<br />

den Luftmassenstrom vor Verdichter durch Öffnen des <strong>AGR</strong>-Ventils während des Lastsprunges<br />

einregelt. Hieraus resultiert eine überhöhte <strong>AGR</strong>-<strong>Rate</strong> <strong>und</strong> somit eine unakzeptable Partikelüberhöhung.<br />

Vergleichbare Ergebnisse liefern Versuche am Prüfstand. Auch hier wird der auf den Luftmassenstrom<br />

geregelte Versuch mit einem gesteuerten Versuch verglichen <strong>und</strong> die Vorteile<br />

der <strong>Regelung</strong> sind deutlich zu erkennen. Im Vergleich <strong>zur</strong> Steuerung kann ein schnellerer<br />

<strong>Ladedruck</strong>aufbau mit stationärer Genauigkeit der Regelgrößen erreicht werden.<br />

3000 <strong>Ladedruck</strong> / mbar<br />

3000 Luftmassenstrom / (mg/Hub)<br />

3 Lamda / -<br />

2500<br />

2500<br />

2.5<br />

2000<br />

2000<br />

2<br />

1500<br />

1500<br />

1.5<br />

1000<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Zeit / s<br />

100 VTG-Stellung / %-Zu<br />

1000<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Zeit / s<br />

100 <strong>AGR</strong>-Ventilstellung / %-Auf<br />

1<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Zeit / s<br />

500 NOx / ppm<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Zeit / s<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Zeit / s<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Zeit / s<br />

Bild 7: Lastsprung – Vergleich Steuerung / MPR (Prüfstand)<br />

Bei einem gemessenen Lastsprung <strong>von</strong> 25% auf 75% Last (Bild 7) wurde die <strong>Regelung</strong><br />

durch die Sollwertvorgabe auf einen schnellen <strong>Ladedruck</strong>anstieg abgestimmt. Bei dieser<br />

Abstimmung kann der Luftmassenstrom nicht dem Sollwert folgen <strong>und</strong> der MPR veranlasst<br />

das sofortige zufahren des <strong>AGR</strong>-Ventils während des Lastsprunges. Dieses Verhalten bewirkt<br />

einen Überschwinger in den NOx-Emissionen, ist allerdings prinzipiell Vorteilhaft in Bezug<br />

auf die Partikelemissionen des Motors. Unabhängig <strong>von</strong> der Regelgröße bietet der gere-


gelte Betrieb die Möglichkeit einer stärkeren Rauchbegrenzung bei trotzdem schnellem <strong>Ladedruck</strong>aufbau.<br />

Dies ermöglicht die Anhebung des Luftverhältnisses während des Lastsprunges<br />

<strong>und</strong> stellt hierdurch ein zusätzliches Partikelreduktionspotential dar.<br />

Bei den in Bild 7 gezeigten Versuchen wurde der Motor im Niedriglastpunkt stationär betrieben<br />

(konditioniert) <strong>und</strong> anschließend der Lastsprung durchgeführt. Aufgr<strong>und</strong> verschiedener<br />

(thermischer) Ausgleichsvorgänge werden die Stationärwerte <strong>beim</strong> gesteuerten Betrieb nicht<br />

innerhalb des dargestellten Zeitfensters erreicht. Diese Tatsache, sowie der un<strong>zur</strong>eichend<br />

langsame <strong>Ladedruck</strong>aufbau bei gesteuertem Betrieb macht die Notwendigkeit einer <strong>Regelung</strong><br />

deutlich.<br />

4. Zusammenfassung<br />

Es wurde ein Konzept <strong>zur</strong> simultanen <strong>Regelung</strong> <strong>von</strong> <strong>Ladedruck</strong> <strong>und</strong> <strong>AGR</strong>-<strong>Rate</strong> vorgestellt.<br />

Dabei wurden als alternative Ersatzregelgrößen für die <strong>AGR</strong>-<strong>Rate</strong> der <strong>AGR</strong>-Massenstrom<br />

<strong>und</strong> der Frischluftmassenstrom sowohl in der Simulation als auch am Prüfstand untersucht.<br />

Die <strong>Regelung</strong> wurde mit einer großteils automatisierten Applikation an unterschiedlichen Motoren<br />

umgesetzt. Es sind klare Vorteile gegenüber einem gesteuerten Betrieb zu erkennen.<br />

Beide vorgestellten Regelgrößen eignen sich <strong>zur</strong> <strong>Regelung</strong>. Die <strong>Regelung</strong> auf den <strong>AGR</strong>-<br />

Massenstrom scheint aber wegen der direkteren Messung vor dem Motor <strong>und</strong> den kleineren<br />

Zeitkonstanten in Bezug auf die Stellgrößen Vorteile zu bieten. Eine Abschließende Bewertung<br />

ist aber erst durch den Vergleich der unterschiedlichen Applikationen in einem Testzyklus<br />

möglich, der <strong>zur</strong> Zeit vorbereitet wird.<br />

Danksagung<br />

Die vorgestellten Forschungsergebnisse sind Bestandteil des “ATECS” (Advanced Truck<br />

Engine Control System) Forschungsvorhabens, das durch das fünfte Rahmenprogramm der<br />

Europäischen Gemeinschaft (GROWTH) gefördert wird.<br />

[1] Clarke, D. W.; Mohtadi, C.; Tuffs, P. S.: Generalized Predictive Control - Part I and<br />

Part II, Automatica, Volume 23, Nr. 2, 1987.<br />

[2] Krauss, Peter: Prädiktive <strong>Regelung</strong> mit linearen Prozessmodellen im Zustandsraum,<br />

Fortschritt-Berichte VDI, Reihe 8, Nr. 560, VDI-Verlag, Düsseldorf, 1995.<br />

[3] Andreas Pfeifer, Maurice Smeets, Hans-Otto Herrmann, Dean Tomazic, Felix<br />

Richert, Axel Schloßer: "A New Approach to Boost Pressure and EGR <strong>Rate</strong> Control<br />

Development for HD Truck Engines with VGT", SAE World Congress, 4.-7.3.2002,<br />

Detroit, SAE 2002-01-0964


[4] Rückert, Joachim, Schloßer, Axel, Rake, Heinrich, Kinoo, Bert, Krüger, Michael,<br />

Pischinger, Stefan (2001): Model based boost pressure and exhaust gas recirculation<br />

rate control for a diesel engine with variable turbine geometry, 3rd IFAC Workshop,<br />

"Advances in Automotive Control", 28-30 March 2001, Karlsruhe, Germany,<br />

287-292<br />

[5] Rückert, J.; Kinoo, B.; Krüger, M.; Schloßer, A.; Rake, H.; Pischinger, S.: Simultane<br />

<strong>Regelung</strong> <strong>von</strong> <strong>Ladedruck</strong> <strong>und</strong> <strong>AGR</strong>-<strong>Rate</strong> <strong>beim</strong> Pkw Dieselmotor, Motortechnische<br />

Zeitschrift 62, 2001, 11, 956-965.<br />

[6] Rückert, Joachim; Abel, Dirk: "Simultane <strong>Regelung</strong> <strong>von</strong> <strong>Ladedruck</strong> <strong>und</strong> <strong>AGR</strong>-<strong>Rate</strong><br />

<strong>beim</strong> Pkw Dieselmotor", 36. <strong>Regelung</strong>stechnisches Kolloquium 20. - 22. Februar<br />

2002, Boppard<br />

[7] Schloßer, Axel (2000): Modellbildung <strong>und</strong> Simulation <strong>zur</strong> <strong>Ladedruck</strong>- <strong>und</strong> Abgasrückführregelung<br />

an einem Dieselmotor, Fortschritt-Berichte VDI, Reihe 8, Nr. 860,<br />

VDI-Verlag, Düsseldorf<br />

[8] Soeterboeck, R.: Predictive Control – A Unified Approach, PHD thesis, Delft University<br />

of Technology, 1990.

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