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Ökologische Planung und Risikoanalyse - Institut für Raum - ETH ...

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Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

Anfänge <strong>und</strong> Inhalte<br />

Seit vielen Jahren ist unbestritten, dass die <strong>Raum</strong>planung einer verstärkten ökologischen<br />

Orientierung bedarf. Trotz der weit verbreiteten Forderung ist das entsprechende<br />

Instrumentarium an Theorien <strong>und</strong> praxisorientierten Methoden noch nicht fest etabliert<br />

<strong>und</strong> die bereits bestehenden Methoden <strong>und</strong> Ansätze haben sich in der Praxis nur teils<br />

durchgesetzt. Unter dem Begriff ”ökologische Planun g” bzw. „ökolog isc h<br />

orien tier te Planun g“ werden im Folgenden der Ansatz einer ökologisc h<br />

orien tier ten räum lic hen Plan ung sowie die en tspr ech end en Theorien u n d<br />

Methoden verstand en.<br />

Der Begriff der ökologischen <strong>Planung</strong> geht zurück auf die FORSCHUNGSGRUPPE TRENT in<br />

Deutschland <strong>und</strong> steht im Zusammenhang mit einer Neuorientierung der <strong>Raum</strong>- <strong>und</strong><br />

insbesondere der Landschaftsplanung. Noch in den sechziger Jahren <strong>und</strong> bis hinein in die<br />

siebziger Jahre des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts sah die Landschaftsplanung in Deutschland ihre<br />

Aufgabe in erster Linie in der Ausscheidung von Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutz- sowie von<br />

Erholungsgebieten <strong>und</strong> im gestalterischen Bereich. Die Forschungsgruppe TRENT<br />

postulierte dann im Zuge des zunehmenden Umweltbewusstseins folgende<br />

Konzeptänderung für die Landschaftsplanung (FORSCHUNGSGRUPPE TRENT 1973, S. 29):<br />

”Aus der Kritik an der bisherigen <strong>Planung</strong>spraxis lässt sich ableiten, dass die<br />

Landschaftsplanung eines verbesserten Instrumentariums bedarf, um vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> der Erfordernisse des Schutzes, der Pflege <strong>und</strong> der Entwicklung<br />

natürlicher Gr<strong>und</strong>lagen eine Entscheidungshilfe bei Nutzungsverteilungen, der<br />

Intensivierung von Nutzungen <strong>und</strong> Nutzungskonflikten erarbeiten zu können.<br />

Dieses Instrumentarium wird als ”ökologische <strong>Planung</strong>” zu bezeichnen sein.<br />

Diese setzt sich nicht mit der ”pfleglichen Nutzung natürlicher Ressourcen”<br />

auseinander (weil dies schwergewichtig Zielsetzung fachspezifischer<br />

Disziplinen wie z.B. der Land-, Forst- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft ist), sondern<br />

beurteilt die Konsequenzen von Nutzungsansprüchen aufgr<strong>und</strong> der<br />

Auswirkungen auf natürliche Gr<strong>und</strong>lagen (Wirkungsanalyse)”.<br />

Seit 1973 fand der Begriff der ökologischen <strong>Planung</strong> weite Verbreitung, obwohl keine<br />

einheitliche Vorstellung bestand, wie das Postulat der FORSCHUNGSGRUPPE TRENT<br />

methodisch umzusetzen sei. In der Zwischenzeit wurde aber der obige Ansatz der<br />

199/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

ökologischen <strong>Planung</strong> in der Schweiz <strong>und</strong> in Deutschland zu einem umfassenden<br />

Verständnis weiterentwickelt. SCHMID (1992) definierte die ökologische <strong>Planung</strong> als<br />

”Umweltorientierte <strong>Raum</strong>planung, die die nachhaltige Sicherung unserer<br />

Umwelt <strong>und</strong> die Entwicklung umweltverträglicher Strukturen zum Ziel hat”.<br />

In einer neueren Kurzdefinition von JESSEL <strong>und</strong> TOBIAS (2002, S. 21) wird ökologische<br />

<strong>Planung</strong> umschrieben als<br />

„Vorgehensweisen, die auf einer Betrachtung ökologischer Muster <strong>und</strong><br />

Prozesse bzw. Strukturen <strong>und</strong> Funktionen aufbauen <strong>und</strong> dabei über mediale<br />

Ansätze hinaus eine integrierende räumliche Betrachtung von Schutzgütern,<br />

Ressourcen oder Nutzungen in ihren Bezügen <strong>und</strong><br />

Wirkungszusammenhängen anstreben, mit dem Ziel daraus unter<br />

Einbeziehung darzulegender Werthaltungen raumbezogene Zielvorstellungen,<br />

Handlungsempfehlungen <strong>und</strong> Massnahmen zu begründen.“<br />

Tabelle 1<br />

Zusammenhang zwischen Funktionen <strong>und</strong> Ebenen der ökologischen <strong>Planung</strong><br />

<strong>und</strong> deren Wirkungen<br />

(Quelle: Schmid, W.A. (1992), DISP 109, Seite 10)<br />

Für die Um setz ung der ökologischen <strong>Planung</strong> sind verschiedene Konz ep te, An sätz e<br />

<strong>und</strong> In strum ente en twic kelt word en , d ie zu samm en als Inh alt ein er Ar t<br />

Wer kz eu gkasten gesehen werden können. Je nach Ar t d er Fragestellun g könn en<br />

200/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

geeign ete Wer kz eu ge g ewäh lt u nd einz eln oder kom binier t eingesetzt werden.<br />

Zu diesen sehr unterschiedlichen Werkzeugen gehören beispielsweise<br />

• Wirkungsanalysen (in Form der ökologischen Wirkungsanalyse)<br />

• Grenzwerte, Richtwerte<br />

• Qualitätsziele <strong>und</strong> –standards<br />

• Umweltverträglichkeitsprüfungen<br />

• Strategische Umweltprüfungen<br />

• <strong>Raum</strong>nutzungskonzepte für die Mehrfachnutzung von<br />

Landschaften/Regionen<br />

Diese verschiedenen methodischen Ansätze <strong>und</strong> Instrumente der ökologischen <strong>Planung</strong><br />

nehmen den W irku ng sbezu g im Landschaftsökosystem als Gru ndpr inz ip auf.<br />

Allerdings muss der <strong>Planung</strong>sraum in der Praxis oft auf ein sehr vereinfachtes<br />

Landschaftsökosystem reduziert werden. Die Systemzusammenhänge werden daher meist<br />

durch problembezogene Indikatoren statt durch landschaftsökologische Komplexanalysen<br />

erfasst. Der Systembeschrieb wird dem komplexen Landschaftsökosystem darum kaum<br />

gerecht. Das Verständnis des <strong>Planung</strong>sraumes als Landschaftsökosystem ist in solchen<br />

Fällen mehr eine Leitidee als eine Arbeitsgr<strong>und</strong>lage.<br />

Die Gr<strong>und</strong>lagen des Instrumentariums der ökologischen <strong>Planung</strong> beruhen zum Teil aus<br />

heutiger Sicht auf theoretisch-ökologisch überholten Konzepten der sechziger Jahre des<br />

letzten Jahrh<strong>und</strong>erts. Manche dieser Konzepte haben sich inzwischen zu Mythen<br />

entwickelt <strong>und</strong> sind praktisch aus der Wissenschaft ausgeschieden. HABER (1993b) forderte<br />

bereits in den neunziger Jahren, dass die Entwicklung der inhaltlichen Konzepte der<br />

ökologischen <strong>Planung</strong> auch neue theoretische Vorstellungen der Wissenschaft allgemein<br />

<strong>und</strong> der Ökologie (Theorie der Selbstorganisation lebender Systeme, Chaostheorie,<br />

Ordnungszustände fernab des Gleichgewichts) einbeziehen müsse. In der Zwischenzeit<br />

wurden aber die theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen der ökologischen <strong>Planung</strong> kaum<br />

weiterentwickelt <strong>und</strong> die Landschaftsökologie hat sich anderen Themen zugewandt.<br />

Verschiedene der für die ökologische <strong>Planung</strong> <strong>und</strong> im Zusammenhang damit entwickelten<br />

Werkzeuge haben aber Eingang in die Praxis gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> bilden heute einen festen<br />

Bestandteil der <strong>Raum</strong>- <strong>und</strong> Umweltplanung.<br />

Im Folgenden wird die ökologische <strong>Planung</strong> in der Übersicht behandelt. Auf ausgewählte<br />

Ansätze oder Methoden wird auch in speziellen Kapiteln näher eingegangen. Detailliertere<br />

201/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

Informationen finden sich zudem in den unter „Literaturquellen <strong>und</strong> -hinweise“<br />

aufgeführten Publikationen.<br />

Nachhaltigkeit als oberstes Prinzip<br />

Das aller ober ste Prinzip in d er ökologisc h en Plan ung ist sic h er die<br />

Nac hhaltig keit (Vgl. Kap. „Nachhaltigkeit-Nachhaltige Entwicklung“). Während<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich Einigkeit darüber besteht, dass als Voraussetzung für eine nachhaltige<br />

Entwicklung langfristig eine dauerhafte Balance zwischen dem ökologischen, dem<br />

sozialen <strong>und</strong> dem ökonomischen System gef<strong>und</strong>en werden muss, gibt es keinen Konsens<br />

darüber, wie eine nachhaltige Entwicklung tatsächlich erreicht werden soll. Auch aus<br />

ökologischer Sicht ist die Oper ationalisier ung des Begr iffes n ich t pr ob lem los.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich fordert das Prinzip der Nachhaltigkeit das Ausrichten der menschlichen<br />

Nutzungen auf die lokalen naturraumspezifischen ökologischen Kapazitäten. Für<br />

erneuerbare Ressourcen in der Forst-, Land- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft <strong>und</strong> Fischerei ist mehr<br />

oder weniger klar, wie das Prinzip der Nachhaltigkeit anzuwenden <strong>und</strong> in der ökologischen<br />

<strong>Planung</strong> umzusetzen ist. Beim Umgang mit endlichen Ressourcen – zum Beispiel mit<br />

Mineralien – ist derzeit nur schwer vorstellbar, dass das Prinzip der Nachhaltigkeit wirklich<br />

mehr bewirken könnte als die Forderung nach dem „schonenden“ Umgang mit den<br />

Ressourcen.<br />

Wichtigste Kategorien von Ansätzen<br />

Die vorhandenen Auffassungen zum Wesen der ökologischen <strong>Planung</strong> strukturierte<br />

PIETSCH (1981) in vier Typen oder Kategorien:<br />

(a) Die ökologisch e Planu ng als in stitutionalisier te, qu er sch nitts-or ien tier te,<br />

teilin tegr ierend e Planun g<br />

Aufgabe einer so verstandenen ökologischen <strong>Planung</strong> ist die Beurteilung aller Nutzungen<br />

eines Landschaftsraumes hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit <strong>und</strong> die Untersuchung<br />

der Beeinträchtigungen auf den eigenen <strong>und</strong> andere Standorte unter ökologischen<br />

Gesichtspunkten. In diesem Sinne wird von einer ”teilintegrierenden” ökologischen<br />

<strong>Planung</strong> gesprochen, im Gegensatz zu einer ”Vollintegrierung” der <strong>Raum</strong>planung.<br />

202/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

(b) Die ökologisch e Planun g als Verfahr en svor schlag<br />

Bei der ökologischen <strong>Planung</strong> als Verfahrensvorschlag geht es um Verfahren zur<br />

Ermittlung der Auswirkungen von Nutzungsansprüchen auf den Naturhaushalt <strong>und</strong> auf<br />

andere Nutzungsansprüche. Solche Verfahren sind in der Literatur bekannt als<br />

”Ökologische Verträglichkeitsprüfung”, ”Ökologische Wirkungsanalyse” <strong>und</strong> ”Ökologische<br />

<strong>Risikoanalyse</strong>”.<br />

(c) D ie ökolog isch e Plan ung als str ateg isch es K onz ept d er<br />

Nu tzun gsdiffer en zieru ng<br />

Die ökologische <strong>Planung</strong> wird auch als strategisches Konzept der Nutzungsdifferenzierung<br />

verstanden, mit dem aus Erkenntnissen über ökosystemare Zusammenhänge Hypothesen<br />

zu <strong>Raum</strong>ordnungskonzepten erarbeitet werden. Das von HABER (1971, 1979) entwickelte<br />

”Konzept der differenzierten Bodennutzung” ist das wichtigste Beispiel dieses Ansatzes der<br />

ökologischen <strong>Planung</strong> (siehe unten).<br />

(d) Die ökologisch e Planun g als Su mm e ökolog isc h or ien tier ter<br />

Sachplanun g en<br />

Unter ökologischer <strong>Planung</strong> werden auch Sachplanungen wie Naturschutz, Landwirtschaft<br />

etc. verstanden. Allerdings werden weder die isolierten Einzelplanungen noch die Summe<br />

dieser Sachplanungen der Komplexität eines umfassenden Verständnisses der<br />

ökologischen <strong>Planung</strong> gerecht.<br />

Auch in der Schweiz steht die ökologische <strong>Planung</strong> in engem Bezug zur<br />

Landschaftsplanung, die hier jedoch nicht als selbständige <strong>Planung</strong> institutionalisiert ist.<br />

Die Landschaftsplanung erfuhr durch die ökologische <strong>Planung</strong> eine eigentliche<br />

Neuorientierung. Traditionell lag der Schwerpunkt der Landschaftsplanung in der<br />

Grünplanung sowie im Ausscheiden von Flächen für Landwirtschaft, Forstwirtschaft,<br />

Abbau <strong>und</strong> Deponie, Erholung <strong>und</strong> Landschafts- <strong>und</strong> Naturschutz. Neu liegt der<br />

Schwerpunkt der Landschaftsplanung bei der Aufarbeitung der umweltbezogenen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen für alle Sach- <strong>und</strong> Bereichsplanungen <strong>und</strong> bei der Überprüfung <strong>und</strong><br />

Bewertung von geplanten raumrelevanten Massnahmen bezüglich der zu erwartenden<br />

Belastungen von Mensch <strong>und</strong> Umwelt einschliesslich des Landschaftswandels. Zudem<br />

sollen heute Nutzungen in Kenntnis der ökosystemaren Zusammenhänge <strong>und</strong> der<br />

entsprechenden Wechselwirkungen ausgeschieden werden. Für diese planerischen<br />

Tätigkeiten wird oft der Begriff ökologische <strong>Planung</strong> statt Landschaftsplanung verwendet.<br />

Verschiedenste der oben beschriebenen Forderungen an die ökologische <strong>Planung</strong> wurden<br />

203/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

zudem durch die Umweltverträglichkeitsprüfung <strong>und</strong> durch die Strategische<br />

Umweltprüfung aufgenommen.<br />

Konzepte, Methoden <strong>und</strong> Instrumente<br />

Der generelle Ansatz der ökologischen <strong>Planung</strong> wird durch verschiedene Konzepte,<br />

Methoden <strong>und</strong> Instrumente konkretisiert. Im Folgenden werden einige generelle Ansätze,<br />

mit ihren unterschiedlichen Gewichtungen der landschaftsökologischen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong><br />

des <strong>Raum</strong>verständnisses, sowie einige Methoden <strong>und</strong> Instrumente beschrieben. Konzepte<br />

beziehen sich vornehmlich auf den In halt d er ökologisch en Planu ng (z.B. das Konzept<br />

der differenzierten Bodennutzung), während andere Methoden <strong>und</strong> Instrumente meist das<br />

Verfahr en d er ökologisch en Plan ung betreffen (z.B. die ökologische <strong>Risikoanalyse</strong>).<br />

Obwohl sich die Ansätze <strong>und</strong> Methoden nicht in jeder Beziehung gleichwertig<br />

gegenüberstehen, ist die pragmatische Unterteilung im Rahmen dieser Einführung<br />

geeignet, um einen Überblick über den heutigen Stand der ökologischen <strong>Planung</strong> zu<br />

vermitteln. Die meisten Konzepte waren mindestens zu Beginn von den Problemen <strong>und</strong><br />

Bedürfnissen in Deutschland geprägt, bestimmten aber auch in der Schweiz die Forschung<br />

<strong>und</strong> teils auch die Praxis der ökologischen <strong>Planung</strong> wesentlich.<br />

Generelle Konzepte:<br />

(a) Das Konz ept d er Naturraum poten tiale<br />

Während der Begriff „Poten tiale“ schon früh vereinzelt in der Geographie auftauchte,<br />

stammt die gr<strong>und</strong>legende Arbeit zur Verwendung des Potentials im Zusammenhang mit<br />

der Leistungsfähigkeit des Naturraumes von NEEF (1967). NEEF’s Ansatz wurde von<br />

verschiedenen Autoren weiterentwickelt, unter anderen von BIERHALS (1974, 1980) <strong>und</strong><br />

FINKE (1994).<br />

Unter dem Natu rrau mpoten tial wird h eu te eine au f d as Leistun gsverm ög en<br />

bez og en e Inter pr etation <strong>und</strong> Bewer tu ng des Lan dsc haftsökosy stem s b z w.<br />

des Land sch aftsh au sh alts verstanden. Das Potential eines Naturraumes wird<br />

beschrieben, indem die wesentlichen Merkmale <strong>und</strong> Eigenschaften des<br />

Landschaftsökosystems oder seiner Teilsysteme unter nutzungsspezifischen<br />

Gesichtspunkten beurteilt werden. Das Konzept wurde in der <strong>Raum</strong>planung<br />

verschiedentlich aufgegriffen. Da die Erfassung aller Potentiale einen hohen zeitlichen <strong>und</strong><br />

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Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

finanziellen Aufwand bedeutet, wurden die Untersuchungen in der Regel<br />

problemspezifisch eingeschränkt. In der Praxis führt die Einengung auf gewisse Aspekte<br />

des Naturh au sh alts z u Poten tialau sweisu ng en , die sich kaum von<br />

Eign ung skar tieru ng en unterscheiden <strong>und</strong> weit weg von der ursprünglichen Absicht,<br />

der Ausweisung des Leistungsvermögens des Naturhaushalts sind.<br />

In der Regel werden acht partielle Naturraumpotentiale oder Teilpotentiale unterschieden,<br />

wobei die Erfassung der Potentiale ziel- <strong>und</strong> zweckgerichtet erfolgt:<br />

• Natur sch utz poten tial/biotisch es Reg en er ation sp otential<br />

Dieses Potential charakterisiert das Vermögen des <strong>Raum</strong>es, zur<br />

Aufrechterhaltung, Steuerung <strong>und</strong>/oder Wiederherstellung von<br />

Lebensprozessen, biotischer Diversität sowie zur Stabilität der Ökosysteme<br />

beizutragen. Zum Naturschutzpotential oder biotischen<br />

Regenerationspotential gehört auch der Arten- <strong>und</strong> Biotopschutz.<br />

• Rohstoffpotential<br />

Unter dem Rohstoffpotential wird das Vermögen des<br />

Landschaftshaushalts verstanden, einzelne Substanzen (z.B. Flusskies) oder<br />

Träger latenter Energie oberflächennah so zu akkumulieren <strong>und</strong> zu<br />

ergänzen, dass aus ihnen technisch nutzbare Stoffe (mineralische<br />

Rohstoffe) entstehen.<br />

• Wasserd arg ebotspoten tial<br />

Das Wasserdargebotspotential bezieht sich auf die gesellschaftlich<br />

nutzbaren Ausschnitte des natürlichen Wasserkreislaufs <strong>und</strong> bezeichnet<br />

das Vermögen des Naturraumes, das Wasser in Wasserkörper zu binden.<br />

So ergeben nutzbare Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Oberflächenwässer – bewertet nach<br />

Menge <strong>und</strong> Qualität – zusammen das Wasserdargebotspotential.<br />

• Biotisch es Er tragspoten tial<br />

Das biotische Ertragspotential kennzeichnet das Vermögen des<br />

Naturraumes, organische Substanz auf dem Weg der Photosynthese zu<br />

erzeugen <strong>und</strong> die Bedingungen für das ständige Wiederholen dieses<br />

Vorganges zu regenerieren. Es repräsentiert somit die standortabhängige,<br />

natürliche Ertragsfähigkeit für die land- <strong>und</strong> forstwirtschaftliche<br />

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Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

Produktion.<br />

• Klimatisch es Potential<br />

Mit dem klimatischen Potential oder dem Luftdargebotspotential wird das<br />

Vermögen des Naturraumes umschrieben, den Zustand der Lufthülle,<br />

insbesondere ihren Gehalt an Luftschadstoffen so zu gestalten, dass im<br />

einzelnen differenzierte, aber insgesamt für biologische Prozesse <strong>und</strong> die<br />

menschlichen Bedürfnisse zuträgliche Bedingungen herrschen.<br />

• Erholung spoten tial<br />

Das Erholungspotential kennzeichnet das Vermögen des Naturraumes, der<br />

körperlich-geistigen Regenerierung <strong>und</strong> Entspannung <strong>und</strong> dem Genuss<br />

ästhetisch landschaftlicher Reize zu dienen. Neben<br />

landschaftsökologischen Faktoren <strong>und</strong> den Qualitäten des<br />

Landschaftsbildes wird in zunehmendem Masse die freizeitrelevante<br />

Infrastruktur in die Betrachtung des Erholungspotentials einbezogen.<br />

• Entsor gung spoten tial<br />

Mit dem Entsorgungspotential wird das Vermögen des Naturraumes<br />

angesprochen, Fremdstoffe verschiedener Herkunft (Abgase, Staub,<br />

Abwässer, festen Abfall) so zu akkumulieren, zu transformieren oder<br />

vollständig abzubauen, dass sich keine schädigenden Wirkungen auf<br />

Menschen <strong>und</strong> Organismen ergeben <strong>und</strong> die Fremdstoffe wieder in<br />

natürliche Stoffkreisläufe beziehungsweise Energieumsetzungen<br />

einbezogen werden können.<br />

• Bebauun gspoten tial<br />

Das Bebauungspotential beschreibt das Vermögen des Naturraumes,<br />

Flächen zur Verfügung zu stellen, die sich sowohl durch ihre<br />

Naturausstattung als auch durch ihren Ausbauzustand (Infrastruktur) zur<br />

Bebauung (Siedlung, Industrie, Verkehrswege, etc.) eignen.<br />

Für die <strong>Raum</strong>planung haben die verschiedenen Potentiale unterschiedliche Bedeutung.<br />

Während für die Bebauungs- <strong>und</strong> Entsorgungspotentiale eine Negativplanung in der Regel<br />

ausreicht, kann für die übrigen Potentiale kaum auf eine flächenhafte Erfassung verzichtet<br />

werden. Da die an die Leistungsfähigkeit des Landschaftshaushalts geb<strong>und</strong>enen Potentiale<br />

nicht nur räumlich nebeneinander vorkommen, sondern häufig mehrere Potentiale am<br />

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Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

gleichen Standort auftreten, kann die Kenntnis der Potentiale nicht unmittelbar in eine<br />

konfliktfreie Nutzungsplanung umgesetzt werden. Es werden folgende vier Kategorien zur<br />

Klärung des Korrespondenz- <strong>und</strong> Konkurrenzverhaltens von Potentialen unterschieden:<br />

• Potentialausschluss: gr<strong>und</strong>sätzliche Unvereinbarkeit von Nutzungen, z.B.<br />

zwischen Hochmoor (Naturschutzpotential) <strong>und</strong> Siedlung<br />

(Bebauungspotential)<br />

• Potentialkonkurrenz: Im Wettbewerb miteinander liegende Nutzungen,<br />

z.B. Landwirtschaft (biotisches Ertragspotential) <strong>und</strong> Deponie<br />

(Entsorgungspotential)<br />

• Potentialneutralität: gegenseitige Unabhängigkeit von Nutzungen, z.B.<br />

Untertagbau (Rohstoffpotential) <strong>und</strong> Erholung (Erholungspotential)<br />

• Potentialidentität: sich gegenseitig positiv ergänzende Nutzungen, z.B.<br />

Wald (Wasser- <strong>und</strong> Luftdargebotspotential)<br />

Wenn eine konfliktfreie Nutzungszuweisung nicht möglich ist, sind im Rahmen der <strong>Raum</strong>planung<br />

die erhobenen Naturraumpotentiale in ihrer Schutzwürdigkeit, Leistungsfähigkeit<br />

oder Eignung zu bewerten. Diese Bewertung kann anschliessend als<br />

Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage herangezogen werden.<br />

(b) Das Konz ept d er differ enzier ten Bod en n utz ung<br />

Das Konzept der differenzierten Bodennutzung wurde von HABER (1971, 1979) - basierend<br />

auf den gr<strong>und</strong>legenden Überlegungen von ODUM (1969) zur Entwicklung von<br />

Ökosystemen - entworfen <strong>und</strong> später weiterentwickelt.<br />

Das Konzept geht von der Zielvorstellung aus, durch g esch icktes Zu ordn en un d<br />

Misch en von ökologisch un tersc hied lic h stab ilen Nu tz ung styp en sei ein e<br />

ökologisch e Stabilisieru ng d er g esam ten Kulturland sch aft zu erreichen. Es<br />

basiert auf der Annahme, dass eine Landschaft insgesamt ökologisch umso stabiler ist, je<br />

heterogener, je kleinräumig differenzierter sie ist. Das Konzept der differenzierten<br />

Bodennutzung basiert auf einer Kombination von Mehrfach- <strong>und</strong> Schwerpunktnutzungen.<br />

Während in Anlehnung an ODUM zu Beginn vier Nutzungstypen unterschieden wurden,<br />

beschränkte sich HABER (1979) wegen Abgrenzungsschwierigkeiten später auf die<br />

207/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

folgenden drei, unter dem langen menschlichen Einfluss entstandenen Haupt-<br />

Ökosystemtypen der mitteleuropäischen Kulturlandschaft:<br />

• naturnahe, nur extensiv oder nicht genutzte Ökosysteme<br />

• intensiv genutzte Agro-Ökosysteme<br />

• urban-industrielle Ökosysteme<br />

Naturnahe, nur extensiv oder nicht genutzte Ökosysteme werden auch Erhaltungstypen,<br />

Regenerationszonen, ökologische Zellen <strong>und</strong> ökologische Ausgleichsräume genannt. In<br />

diesen Ökosystemen überwiegt der natürliche Landschaftshaushalt. Oft wird von ihnen<br />

erwartet, einen Beitrag zur ökologischen Stabilisierung der gesamten Kulturlandschaft zu<br />

leisten <strong>und</strong> Belastungen zu kompensieren. Diesem Ökosystemtyp entsprechen in seiner<br />

klassischen Form heute in Mitteleuropa höchstens die grössten Naturschutzgebiete <strong>und</strong><br />

die Nationalparks. In intensiv genutzten Agro-Ökosystemen (auch<br />

Erzeugungsschwerpunkt genannt) hat die Produktion von Lebensmitteln <strong>und</strong> Hölzern<br />

Vorrang. Grossflächige Monokulturen mit hohem Düngemittel- <strong>und</strong> Pestizideinsatz<br />

herrschen vor, so dass die Fähigkeit zur Selbstregulation sehr eingeschränkt ist. Urbanindustrielle<br />

Ökosysteme sind am weitesten von Menschen umgestaltet <strong>und</strong> zeichnen sich<br />

vor allem durch den Verbrauch natürlicher Ressourcen aus.<br />

Abbildung 1 Schema der differenzierten Bodennutzung (nach FINKE, L 1994)<br />

Das Kernstück der Th eorie d er d iffer enz ierten Bod en nu tzu ng b etrifft d ie<br />

räum lich e Ver teilung u nd Dim en sion ier un g der dr ei H aupt-Ö kosystem ty pen .<br />

Dabei wird auf vollständige Entmischung <strong>und</strong> grossflächige Einheitlichkeit verzichtet. Die<br />

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Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

Theorie ist damit eine Reaktion auf die Funktionsentmischung, die in Mitteleuropa in den<br />

letzten Jahrzehnten grossräumig stattfand.<br />

Die Theorie der differenzierten Bodennutzung postuliert eine räumliche Zuord nun g d er<br />

drei oben g en an nten Sch werp unktn utzun gen nach ökologisch en Kriterien,<br />

mit flächenmässiger Beschränkung der belasteten <strong>und</strong> belastenden Schwerpunkttypen<br />

sowie der Sicherung von gross genug bemessenen Flächen für den Erhaltungstyp. Damit<br />

wird einem Ökosy stem typ ein Vorrang (aber kein e Au ssc hliesslichkeit)<br />

zuer kann t. Zusätzlich wird die Vorrangnutzung in sich selbst differenziert, weil<br />

Monostrukturen in Abhängigkeit von Grösse <strong>und</strong> Einheitlichkeit der Nutzung ökologische<br />

Nachteile oder Schäden begünstigen. Damit ist das Modell der differenzierten<br />

Bodennutzung zweistufig <strong>und</strong> müsste eigentlich ”doppelt differenzierte Bodennutzung”<br />

heissen (HABER 1979). Dieses zweistufige Modell hat Ähnlichkeiten mit dem Konzept der<br />

funktionsräumlichen Arbeitsteilung, betont aber die innere Differenzierung der<br />

Vorrangnutzung. Während das Konzept der funktionalen Arbeitsteilung den <strong>Raum</strong> nach<br />

sozio-ökonomischen Kriterien gliedert, geht das Konzept der differenzierten<br />

Bodennutzung von ökologischen Zielen aus.<br />

Während die Theorie der differenzierten Bodennutzung am Anfang vor allem auf die<br />

intensive Landwirtschaft ausgerichtet war, konkretisierte HABER (1989) das Konzept später<br />

für den Siedlungsraum, weil er die Hauptquelle der Umweltbelastungen in urbanindustriellen<br />

Agglomerationen sah. Da trotz aller Anstrengungen zur Verminderung<br />

schädlicher Emissionen an der Quelle (welche immer noch höchste umweltpolitische<br />

Priorität erfordert) stets Restbelastungen bleiben, müssen die Nutzungsanordnungen<br />

umweltschonender ausgelegt werden. Mit der Theorie der differenzierten Bodennutzung<br />

heisst das, dass alle land- <strong>und</strong> bodenbeanspruchenden Nutzungen räumlich wie zeitlich in<br />

kleine Einheiten zu verteilen sind. Diese anzustrebende Nutzungsdiversität ist keine<br />

beliebige Nutzungsmischung, sondern baut pragmatisch auf der räumlich<br />

vorherrschenden Landnutzung auf <strong>und</strong> unterwirft sie folgenden einschränkenden Regeln:<br />

• Innerhalb einer Gemeinde oder Gemeindegruppe müssen mindestens 10%<br />

bis 15% der Fläche für entlastende oder puffernde Nutzungen (naturnahe<br />

Bestände wie Wälder, Gebüsche, Hecken, Baumgruppen, Grünanlagen <strong>und</strong><br />

Gewässer) verfügbar bleiben.<br />

• Die jeweils vorherrschende Landnutzung muss in sich diversifiziert werden.<br />

In Siedlungsbereichen sollten die Baugebiete nicht aus gleichförmigen<br />

Gebäudestrukturen in Mindestabständen bestehen, während in<br />

209/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

Agrargebieten die Feldgrössen im Durchschnitt 5 ha nicht übersteigen<br />

sollen.<br />

• In einer intensiv genutzten <strong>Raum</strong>einheit müssen im Durchschnitt<br />

mindestens 10% der Fläche für naturbetonte Bereiche reserviert bleiben.<br />

Diese Fläche ist netzartig zu verteilen. Damit wird das Erscheinungsbild der<br />

<strong>Raum</strong>einheit aufgelockert <strong>und</strong> ein wichtiger Beitrag zum Arten- <strong>und</strong><br />

Biotopschutz geleistet.<br />

Die Theorie der differenzierten Bodennutzung ist als Steuerungs- <strong>und</strong>/oder<br />

Korrekturprinzip für die überwiegend ökonomisch orientierte <strong>Raum</strong>planung zu verstehen<br />

<strong>und</strong> nicht als unmittelbar anwendbares <strong>Planung</strong>skonzept. Die direkte Anwendung der<br />

Theorie ist schwierig, da über Dimensionierung, Zuordnung <strong>und</strong> Mischung der<br />

Ökosystemtypen keine über einfache Modellvorstellungen hinausgehende, umsetzbare<br />

<strong>Planung</strong>skonzepte bestehen.<br />

(c) D as K onz ept der fu nktion sräum lic hen Ar beitsteilung<br />

Die ersten Arbeiten zur Arbeitsteilung der Regionen aus ökologischer Sicht wurden in den<br />

frühen siebziger Jahren des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts publiziert. In der Folge wurde das Konzept<br />

unter dem Stichwort Vorranggebiete vertieft. Bei der Weiterentwicklung konzentrierte sich<br />

dann die Diskussion auf die Bestim mun g d es ökolog isc h en Au sgleich s z wisch en<br />

den Vorrangg ebieten (SCHMID 1980).<br />

Durch das Konzept der funktionsräumlichen Arbeitsteilung wird versucht, den einzelnen<br />

Regionen entsprechend ihren jeweiligen Eignungen unterschiedliche Aufgaben<br />

zuzuweisen. Als Reaktion auf die sozio-ökonomisch begründete Zielsetzung der<br />

ausgeglichenen Funktionsräume in Deutschland (Angleichung der Lebensgr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong><br />

Abbau der regionalen Disparitäten) soll das Konzept eine bessere Berücksichtigung der<br />

ökologischen Bedingungen in der <strong>Raum</strong>planung ermöglichen.<br />

Das K onz ept d er fu nktion sräum lic h en Arbeitsteilun g basier t au f ein er<br />

Arbeitsteilung z wisch en Reg ionen, die – unter Berücksichtigung der spezifischen<br />

Eignung der Räume – jeweils Aufgaben für andere übernehmen. Wird einem <strong>Raum</strong><br />

hauptsächlich eine Funktion (Vorrangfunktion) zugeordnet, wird diese Region als<br />

Vorranggebiet bezeichnet. In einem Vorranggebiet werden andere Funktionen nur dann<br />

nicht ausgeschlossen, wenn dadurch die Vorrangfunktion nicht beeinträchtigt wird.<br />

210/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

Als Funktionen werden im Zusammenhang mit der funktionsräumlichen Arbeitsteilung die<br />

Inanspruchnahme einer Fläche (Flächennutzung) für bestimmte Zwecke <strong>und</strong> die damit<br />

verb<strong>und</strong>enen landschaftsökologischen Wirkungen bezeichnet. Da dabei auch Beiträge<br />

berücksichtigt werden, welche eine Fläche für andere Gebiete leistet, stellt das Konzept<br />

eine Beziehung zwischen einer Flächennutzung <strong>und</strong> dem übergeordneten <strong>Raum</strong> her. Das<br />

Konzept der Vorranggebiete greift die Idee der Naturraumpotentiale auf, geht aber über<br />

deren blosse Erfassung hinaus <strong>und</strong> stellt sie in einen regionalen Zusammenhang.<br />

Innerhalb des Konzeptes der funktionsräumlichen Arbeitsteilung werden insbesondere<br />

Vorr an gg ebiete für Fu nktion en d es Land sc haftsh au sh alts vorgeschlagen. Damit<br />

sollen die ökologischen Vorranggebiete Aufgaben für die urban-industriellen <strong>und</strong> intensiv<br />

agrarischen Landschaftsräume erfüllen. Eine besondere Schwierigkeit bei der<br />

Ausscheidung von Vorranggebieten liegt darin, dass in einem <strong>Raum</strong> die Vorranggebiete für<br />

die verschiedenen Funktionen keineswegs flächendeckend sein müssen, sondern sich<br />

überlappen können.<br />

Die Idee der Vorranggebiete wurde später um den Gedanken erweitert, dass ökologische<br />

Vorranggebiete einen ökologischen Ausgleich leisten, indem sie Aufgaben für andere<br />

Räume übernehmen. Diese Gebiete werden darum auch als Au sgleich sräum e<br />

bezeichnet. Dabei erfolgt zwischen den Räumen ein Austausch von Stoffen <strong>und</strong><br />

Substanzen, zum Teil auch von Tieren <strong>und</strong> Pflanzen, der idealerweise die Qualität des<br />

ausgleichenden <strong>Raum</strong>es nicht herabsetzt, aber den ökologischen Zustand <strong>und</strong> die<br />

ökologische Funktionstüchtigkeit des belasteten Naturraumes verbessert. Streng<br />

genommen kann die ökologische Ausgleichswirkung nur über die Medien Wasser, Luft <strong>und</strong><br />

Boden auftreten (mit Wasser <strong>und</strong> Luft als Transportmittel). Die Wirkungen sind räumlich<br />

begrenzt, wobei ihre Ausdehnung vor allem vom Georelief <strong>und</strong> von der Art <strong>und</strong> Lagerung<br />

des oberflächennahen Untergr<strong>und</strong>es abhängt.<br />

Für die räumliche Verteilung der verschiedenen Funktionsräume untereinander sind<br />

verschiedene Modelle vorstellbar (FINKE 1981):<br />

• räumliche Begrenzung der Siedlungsbereiche auf eine Grössenordnung,<br />

die unter Berücksichtigung der naturräumlichen Gegebenheiten einen<br />

intensiven ökologischen Leistungsaustausch mit dem Umland garantiert<br />

211/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

• intensive Durchmischung der bebauten mit begrünten Flächen, um auf<br />

diese Weise einen Teil des Ausgleiches im Siedlungsbereich selbst zu<br />

erbringen<br />

• weitere Konzentration der Wohn- <strong>und</strong> Arbeitsplätze in den<br />

Siedlungsschwerpunkten, um eine Zersiedelung der Landschaft zu<br />

verhindern <strong>und</strong> ökologische Vorranggebiete zu sichern<br />

• relativ disperse Verteilung der Bevölkerung, um durch die enge räumliche<br />

Durchmischung kleiner Siedlungsräume mit Freiräumen die<br />

Umweltsituation für das menschliche Wohlbefinden zu verbessern<br />

Generell werden sowohl die Konzepte grossräumiger als auch kleinräumiger<br />

Vorranggebiete vertreten. Grossflächige Vorranggebiete sind grosse Räume, in denen viele<br />

Nutzungen nebeneinander bestehen, jedoch eine Nutzung besondere Bedeutung <strong>und</strong><br />

Schutz erhält. Beispiele sind grosse zusammenhängende Erholungsgebiete oder<br />

Nationalparks. Unter kleinräumigen Vorranggebieten werden Flächen verstanden, die<br />

vorrangig einer Nutzung vorbehalten sind (<strong>und</strong> andere Nutzungen nur nicht ausschliessen,<br />

sofern sie die vorrangige Funktion nicht beeinträchtigen). Es handelt sich also um mehr<br />

oder weniger homogen genutzte Flächen. Aus ökologischer Sicht gibt es keine eindeutige<br />

Stellungnahme zur Grösse der Vorranggebiete. Während aus bioökologischer Sicht die<br />

ökologischen Vorranggebiete gar nicht gross genug sein können um die freilebenden Tiere<br />

<strong>und</strong> Pflanzen zu schützen <strong>und</strong> die natürlichen Ökosysteme zu erhalten, kann gemäss<br />

traditionellen Vorstellungen durch kleinräumiges Mischen <strong>und</strong> Zuordnen von natürlichen<br />

<strong>und</strong> technischen Systemen das Gesamtsystem stabilisiert werden.<br />

Vieles ist unklar beim Konzept der funktionsräumlichen Arbeitsteilung. Ganz gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

stellt sich die Frage, inwieweit ein Vorranggebiet für andere Räume (insbesondere urbanindustrielle<br />

Gebiete) ökologische Ausgleichsfunktionen wahrnehmen kann. Unklar ist:<br />

• In welchen räumlichen <strong>und</strong> zeitlichen Dimensionen findet ein Austausch<br />

ökologischer Leistungen statt?<br />

• An welche Voraussetzungen ist der Austausch geb<strong>und</strong>en?<br />

• Wie lassen sich aus diesen Ausgleichsbeziehungen planerische<br />

Erkenntnisse für eine geeignete räumliche Mischung der <strong>Raum</strong>nutzungen<br />

ableiten?<br />

Weil diese f<strong>und</strong>amentalen Fragen noch kaum beantwortet sind, birgt das Konzept der<br />

funktionsräumlichen Arbeitsteilung die Gefahr, die Umweltsituation in den<br />

212/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

Ballungsgebieten mit dem Hinweis auf die ländlichen Räume mit ihrer ökologischen<br />

Ausgleichsfunktion zu entschuldigen <strong>und</strong> zu legitimieren. Es ist in diesem Zusammenhang<br />

zu bedenken, dass ökologische Ausgleichsräume überhaupt erst erforderlich wurden,<br />

nachdem die städtischen Ökosysteme zu stark belastet waren.<br />

Einzelne Methoden <strong>und</strong> Instrumente<br />

(a) W irkung sanaly sen: Die Ö kolog isch e Risikoan aly se<br />

Die Ökologische <strong>Risikoanalyse</strong> (auch bekannt unter den Begriffen Ökologische<br />

Wirkungsanalyse oder Ökologische Verträglichkeitsprüfung) wurde in den siebziger Jahren<br />

als Verfahren zur Anwendung der Wirkungsanalyse in der ökologische <strong>Planung</strong> entwickelt.<br />

Es handelt es sich um einen methodischen Ansatz zur Aufbereitung <strong>und</strong> Umsetzung<br />

ökologischer Daten <strong>und</strong> Prinzipien für die räumliche <strong>Planung</strong>. Die Ökologische<br />

<strong>Risikoanalyse</strong> operationalisiert den Zusammenhang ”Verursacher-Wirkung-Betroffener”,<br />

so dass die bestehenden <strong>und</strong> in Folge eines Projekts zu erwartenden Beeinträchtigungen<br />

des Landschaftsökosystems nachvollziehbar dargestellt <strong>und</strong> beurteilt werden können.<br />

Diese operationalisierte Wirkungsanalyse wird Ökologische <strong>Risikoanalyse</strong> genannt, um sie<br />

einerseits von der klassischen naturwissenschaftlichen Wirkungsanalyse mit ihrer höheren<br />

Aussagegenauigkeit abzugrenzen <strong>und</strong> andererseits ihre Ausrichtung auf ökologische<br />

Zusammenhänge zu betonen. Das Gr<strong>und</strong>muster der Ökologischen <strong>Risikoanalyse</strong><br />

entwickelte sich zum wichtigsten Verfahrensansatz der ökologischen <strong>Planung</strong>.<br />

Basierend auf dem Mechanismus ”Verursacher-Wirkung-Betroffener” werden mit der<br />

<strong>Risikoanalyse</strong> Auswirkungen von verschiedenen Nutzungsansprüchen auf den<br />

Landschaftshaushalt sowie allenfalls davon ausgehende Beeinträchtigungen auf andere<br />

Nutzungsarten aufgezeigt <strong>und</strong> bewertet. Zweck der ökologischen <strong>Risikoanalyse</strong> ist die<br />

Abklärun g d er ökologisch en Ver träg lichkeit von Fläch en nu tzu ng en u n d<br />

Anlag en.<br />

Die Betr ach tun gsweise ” Verur sach er -W irkung-Betroffen er” ist gr <strong>und</strong> sätz lich<br />

zweistu fig. Die erste Stufe umfasst den verursachenden Nutzungsanspruch <strong>und</strong> die von<br />

ihm ausgelösten Wirkungen. Sie betrachtet die Nutzungsansprüche als Ursache der<br />

Veränderungen von Quantitäten <strong>und</strong> Qualitäten natürlicher Ressourcen (Wirkungen). Die<br />

zweite Stufe betrifft die Wirkungen <strong>und</strong> die davon betroffenen Nutzungsansprüche. Sie<br />

betrachtet die Änderungen in Quantitäten <strong>und</strong> Qualitäten natürlicher Ressourcen als<br />

Ursache der beeinträchtigten Nutzungsmöglichkeiten beziehungsweise<br />

213/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

Nutzungsqualitäten. Während die erste Stufe naturgesetzliche Zusammenhänge<br />

beschreibt, die sich ausser beim Landschaftsbild durch Wirkungsanalysen bestimmen<br />

lassen, sind die Zusammenhänge der zweiten Stufe vorwiegend normativer Natur <strong>und</strong><br />

werden durch Bewertungsoperationen im weitesten Sinne erfasst.<br />

Die Ökologische <strong>Risikoanalyse</strong> lässt sich in drei vorbereitende Schritte <strong>und</strong> drei Schritte der<br />

ökologische <strong>Risikoanalyse</strong> im engeren Sinne unterteilen (BACHFISCHER 1978):<br />

1. Darstellung der raumordnerischen Ausgangslage<br />

2. Bestandesaufnahme der natürlichen Gr<strong>und</strong>daten des <strong>Raum</strong>es<br />

3. Bestandesaufnahme der <strong>Raum</strong>nutzung (gegenwärtige <strong>und</strong> geplante Nutzungen)<br />

Nach diesen vorbereitenden Arbeitsschritten beginnt die Ökologische <strong>Risikoanalyse</strong> im<br />

engeren Sinne:<br />

4. Bildung der Konfliktbereiche (Zerlegung des Mensch-Umwelt-Systems in<br />

Teilsysteme)<br />

5. Ermittlung des Risikos ökologischer Beeinträchtigungen für jeden Konfliktbereich<br />

mit drei Teilschritten:<br />

a) Ermittlung der Intensität potentieller Beeinträchtigungen (Gefährdungspotential)<br />

b) Ermittlung der Empfindlichkeit bezüglich der Beeinträchtigung<br />

(Schutzbedürftigkeit)<br />

c) Ermittlung des Risikos der Beeinträchtigung durch die Gegenüberstellung von<br />

Beeinträchtigungsintensität <strong>und</strong> Empfindlichkeit (der hier verwendete<br />

Risikobegriff entspricht nicht dem üblichen Risikobegriff, bei dem sich das Risiko<br />

als Produkt von Eintretenswahrscheinlichkeit <strong>und</strong> Tragweite errechnet!)<br />

6. Bewertung der Ergebnisse (Nutzungsschaden) <strong>und</strong> Ableiten von planerischen<br />

Konsequenzen<br />

Die ökologische <strong>Risikoanalyse</strong> im engeren Sinne ist in Abbildung 2 dargestellt. Abbildung 3<br />

zeigt ein detaillierteres Ablaufschema der <strong>Risikoanalyse</strong>, wobei auf der linken Seite die<br />

Schritte zur Ermittlung der Schutzbedürftigkeit (Schritt 5b) <strong>und</strong> auf der rechten Seite die<br />

Schritte zur Ermittlung des Gefährdungspotentials (Schritt 5a) dargestellt sind.<br />

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Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

Abbildung 2<br />

Ablaufschema zur Ermittlung <strong>und</strong> Bewertung des Risikos ökologischer<br />

Beeinträchtigung (nach Schmid, Willy A. <strong>und</strong> Hersperger, Anna, M. 1995)<br />

Abbildung 3<br />

Ablaufschema der ökologischen <strong>Risikoanalyse</strong> (nach Schmid, Willy A. <strong>und</strong><br />

Hersperger, Anna, M. 1995)<br />

Wichtig für das Verständnis der <strong>Risikoanalyse</strong> ist die streng nutzungsorientierte Definition<br />

der Beeinträchtigung. Es wird nur dann von einer Beeinträchtigung der natürlichen<br />

Ressourcen gesprochen, wenn als Folge des Zusammenhanges Verursacher-Wirkung-<br />

215/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

Betroffener letztlich Beeinträchtigungen menschlicher Ansprüche an die natürliche<br />

Umwelt resultieren (FINKE 1994).<br />

Die für die Ökologische <strong>Risikoanalyse</strong> benötigten Wirkungszusammenhänge können in<br />

den seltensten Fällen in allen Parametern quantitativ gemessen <strong>und</strong> beschrieben werden.<br />

Man ist daher häufig auf Indikatoren angewiesen, die stellvertretend für ganze<br />

Wirkungszusammenhänge herangezogen werden müssen. Da sich sowohl die<br />

Schutzwürdigkeit als auch das Gefährdungspotential aus mehreren Komponenten<br />

zusammensetzt, ist ein Aggregationsverfahren nötig. Diese Informationsverdichtung<br />

mittels Aggregation – insbesondere die Aggregation von qualitativen Aussagen in<br />

Nominal- oder Ordinalskalen – bildet ein zentrales methodisches Problem bei der<br />

ökologischen <strong>Risikoanalyse</strong>.<br />

Abbildung 4<br />

Gr<strong>und</strong>struktur der Aggregation einer ökologischen <strong>Risikoanalyse</strong> (nach<br />

JESSEL, B. TOBIAS, K. 2002)<br />

Der Ansatz hat zum Ziel, trotz der noch sehr lückenhaften Informationslage über<br />

landschaftsökologische Systemzusammenhänge ökologische Aspekte in die<br />

Gesamtplanung einzubringen. Es zeigt sich, dass der inhaltliche <strong>und</strong> räumliche<br />

Genauigkeitsgrad der ökologischen <strong>Risikoanalyse</strong> sehr stark vom Vorhandensein<br />

aussagekräftiger <strong>und</strong> abgesicherter Indikatoren <strong>und</strong> damit abgesicherter Erkenntnisse<br />

über Wirkungszusammenhänge abhängt.<br />

(b) Um weltqualitätsziele <strong>und</strong> Um weltstand ards<br />

Die heutige Umweltpolitik <strong>und</strong> –planung, <strong>und</strong> damit auch die ökologische <strong>Planung</strong>, sind<br />

für die Bewertung von Wirkungen, von Emissionen <strong>und</strong> Immissionen auf entsprechende<br />

Massstäbe angewiesen. Gesetzliche Standards (insbesondere Grenzwerte) sind für eine<br />

216/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

Beurteilung oder Bewertung nicht immer geeignet, da sie sich in der Regel nicht am<br />

Vorsorgegedanken orientieren, sich nur auf bestimmte Medien beziehen <strong>und</strong> kein Bild der<br />

angestrebten Umweltqualität vermitteln. Angesichts dieses Defizits sind<br />

Um weltqu alitätsziele u nd Um weltstan d ards in die fachliche Diskussion<br />

aufgenommen worden. Auch der Br<strong>und</strong>tland-Bericht von 1987 verlangt die Entwicklung<br />

von Umweltqualitätszielen <strong>und</strong> von Richtlinien für eine nachhaltige Nutzung der<br />

natürlichen Ressourcen.<br />

Das System der Zielvorstellungen zur Umwelt reicht von den übergeordneten<br />

Zielvorstellungen in Form von integrativen Leitbildern <strong>und</strong> Leitlinien über die darunter<br />

liegende, konkretisierende Ebene der Umweltqualitätsziele bis zur operationalisierten<br />

Aussageebene der Umweltstandards (Vgl. Kap. „Umweltqualitätsziele <strong>und</strong><br />

Umweltstandards“).<br />

Um weltqu alitätsziele sind primär quantitativ bestimmte, immissionsbezogene Ziele<br />

einer gesetzlich, politisch-pragmatisch oder fachlich-wissenschaftlich definierten Qualität<br />

der Umwelt. Die Umweltqualitätsziele geben regional <strong>und</strong> gegebenenfalls zeitlich<br />

definierte Qualitäten von Ressourcen, Potentialen oder Funktionen an, die in konkreten<br />

Situationen erhalten oder entwickelt werden sollen. Um aus den Umweltleitbildern <strong>und</strong> -<br />

leitlinien konkrete Umweltqualitätsziele ableiten zu können, müssen Leitindikatoren auf<br />

Gr<strong>und</strong> qualitativer Kenntnisse über das massgebende Landschaftsökosystem bestimmt<br />

werden. Um weltqu alitätszielkonz ep te bilden für ein bestimmtes Gebiet ein in sich<br />

geschlossenes System von Qualitätszielen.<br />

Im Gegensatz zu Umweltqualitätszielen sind Um weltstand ard s (auch als<br />

Umweltqualitätsstandards bezeichnet) quantitative, konkrete Bewertungsmassstäbe zur<br />

Bestimmung von Schutzwürdigkeit, Belastung <strong>und</strong> angestrebter Qualität. Sie legen für<br />

einen bestimmten Parameter Ausprägung, Messverfahren <strong>und</strong> Rahmenbedingungen fest.<br />

Sie dürfen nur unter Beachtung der bei ihrer Entstehung verwendeten Messvorschriften<br />

<strong>und</strong> Rahmenbedingungen angewendet werden. Umweltstandards sind beispielsweise<br />

Orientierungswerte, Richtwerte <strong>und</strong> Grenzwerte.<br />

(c) Um weltver träg lichkeitspr üfung u nd Str ateg isch e Um weltpr üfung<br />

Zwei wichtige Verfahren, die den Umweltschutz <strong>und</strong> die <strong>Raum</strong>planung miteinander<br />

verbinden <strong>und</strong> damit eine Berücksichtigung der Umwelt bei der Realisierung bestimmter<br />

217/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

Vorhaben im Sinne der ökologischen <strong>Planung</strong> ermöglichen, sind die<br />

Um weltver träg lic hkeitspr üfung <strong>und</strong> die Strategisch e Um weltprü fu ng.<br />

Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) ist ein systematisches Prüfungsverfahren, mit<br />

dem die unmittelbaren <strong>und</strong> mittelbaren Auswirkungen eines Vorhabens auf die Umwelt<br />

(Boden, Wasser, Luft, Natur <strong>und</strong> Landschaft) bereits im <strong>Planung</strong>sstadium nachvollziehbar<br />

festgestellt, beschrieben <strong>und</strong> bewertet werden. Die UVP wird in einem speziellen Kapitel<br />

„Die UVP nach schweizerischem Recht“ behandelt.<br />

Die Strategische Umweltprüfung (SUP) ist eine projektübergeordnete Prüfung der<br />

Umweltanliegen. Im Gegensatz zur UVP kommt die SUP nicht erst zum Zug, wenn ein<br />

konkretes Bauprojekt vorliegt, sondern sie findet Anwendung bei projektübergeordneten<br />

Strategien, Plänen oder Programmen, insbesondere im Rahmen der <strong>Raum</strong>planung. Da<br />

wesentliche Vorgaben eines Projektes (z.B. Variantenwahl oder Projektgrösse) bereits auf<br />

dieser Ebene festgelegt werden, ist es sinnvoll, die Umweltanliegen schon hier verstärkt zu<br />

beachten. Durch die SUP können Gesamtauswirkungen <strong>und</strong> potentielle Konflikte eines<br />

Projektes rechtzeitig erkannt, <strong>und</strong> die UVP auf Projektstufe entlastet <strong>und</strong> beschleunigt<br />

werden. Wie die UVP wird auch die SUP in einem speziellen Kapitel „Die Strategische<br />

Umweltprüfung (SUP)“ behandelt.<br />

218/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lagen zum Kapitel<br />

„Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong>“<br />

Liter aturquellen un d -h in weise:<br />

- Abart-Heriszt, Lore (1995): Wirkungsorientierte ökologische <strong>Planung</strong>: Stellenwert von<br />

Schadstoffkonzentrationen <strong>und</strong> -depositionen in der <strong>Raum</strong>planung. Berichte zur Orts-<br />

Regional <strong>und</strong> Landesplanung Nr. 96. Verlag der Fachvereine, Zürich.<br />

- Bachfischer, Robert; David, J.; Kiemstedt, Hans <strong>und</strong> Aulig, G. (1977): Die ökologische<br />

<strong>Risikoanalyse</strong> als regionalplanerisches Entscheidungsinstrument in der Industrieregion<br />

Mittelfranken. Landschaft + Stadt 9(4): 145–161.<br />

- Bachfischer, Robert (1978): Die ökologische <strong>Risikoanalyse</strong>: Eine Methode zur Integration<br />

natürlicher Umweltfaktoren in die <strong>Raum</strong>planung. Dissertation am Lehrstuhl für <strong>Raum</strong>forschung,<br />

<strong>Raum</strong>ordnung <strong>und</strong> Landesplanung der Technischen Universität München.<br />

- Bächtold, Hans-Georg; Gfeller, Matthias; Kias, Ulrich; Sauter, Joseph <strong>und</strong> Schilter, René Ch. (1995):<br />

Gr<strong>und</strong>züge der ökologischen <strong>Planung</strong>. Berichte zur Orts-, Regional- <strong>und</strong> Landesplanung Nr. 89.<br />

Verlag der Fachvereine, Zürich.<br />

- Bauer, S. et al. (1996): Gesamtinstrumentarium zur Erreichung einer umweltverträglichen<br />

<strong>Raum</strong>nutzung. Stuttgart.<br />

- Bierhals, Erich; Kiemstedt, Hans <strong>und</strong> Scharpf, H. (1974): Aufgaben <strong>und</strong> Instrumentarium<br />

ökologischer Landschaftsplanung. <strong>Raum</strong>forschung <strong>und</strong> <strong>Raum</strong>ordnung 32(2):76–88.<br />

- Bierhals, Erich (1980): Ökologische <strong>Raum</strong>gliederung für die Landschaftsplanung. In: Buchwald,<br />

Konrad, <strong>und</strong> Wolfgang Engelhardt, Hrsg. 1980. Handbuch für <strong>Planung</strong>,<br />

Gestaltung <strong>und</strong> Schutz der Umwelt Band 3. BLV Verlagsgesellschaft, München.<br />

- Deutsches MAB-Nationalkomitee (2004): Voller Leben: UNESCO Biosphärenreservate –<br />

Modellregionen für eine nachhaltige Entwicklung. Berlin.<br />

- Finke, Lothar (1981): Funktionsräumliche Arbeitsteilung aus ökologischer Sicht.<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Sitzungsberichte der Akademie für <strong>Raum</strong>forschung <strong>und</strong> Landesplanung 138: S.<br />

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- Finke, Lothar (1996): Landschaftsökologie. Stuttgart.<br />

- Forschungsgruppe Trent (1973): Typologische Untersuchungen zur rationellen Vorbereitung<br />

umfassender Landschaftsplanungen. Forschungsauftrag des B<strong>und</strong>esministers für Ernährung,<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten, vervielfältigtes Manuskript, Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong> Saarbrücken.<br />

- Fürst, Dietrich <strong>und</strong> Kiemstedt, Hans (Hrsg. 1990): Umweltqualitätsziele: Diskussionsstand <strong>und</strong><br />

Perspektiven für die ökologische Orientierung von <strong>Planung</strong>en. Beiträge zur räumlichen <strong>Planung</strong><br />

27. Schriftenreihe des Fachbereiches Landespflege der Universität Hannover, Hannover.<br />

- Geyer, Thomas (1987): Regionale Vorrangkonzepte für Freiraumfunktionen: Methodische<br />

F<strong>und</strong>ierung <strong>und</strong> planungspraktische Umsetzung. Dissertation im Fachbereich<br />

Architektur/<strong>Raum</strong>- <strong>und</strong> Umweltplanung/Bauingenieurwesen der Universität Kaiserslautern,<br />

Kaiserslautern.<br />

- Gfeller, Matthias; Kias, Ulrich <strong>und</strong> Trachsler, Heinz (1984): Berücksichtigung ökologischer<br />

Forderungen in der <strong>Raum</strong>planung – Methodische Ansätze <strong>und</strong> Fallbeispiele. Berichte zur Orts-,<br />

Regional- <strong>und</strong> Landesplanung Nr. 46. Verlag der Fachvereine, Zürich.<br />

- Haber, Wolfgang. (1971): Landschaftspflege durch differenzierte Bodennutzung. Bayrisches<br />

landwirtschaftliches Jahrbuch. 48(Sonderheft 1): 19–35.<br />

- Haber, Wolfgang (1979): <strong>Raum</strong>ordnungskonzepte aus der Sicht der Ökosystemforschung.<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Sitzungsberichte der Akademie für <strong>Raum</strong>forschung <strong>und</strong> Landesplanung 13: 13–<br />

24.<br />

- Haber, Wolfgang (1989): Differenzierte Bodennutzung im Siedlungsraum. Dokumente <strong>und</strong><br />

Informationen zur Schweizerischen Orts-, Regional- <strong>und</strong> Landesplanung (DISP) 99: 18–21.<br />

219/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

- Haber, Wolfgang (1993): Von der ökologischen Theorie zur Umweltplanung. Gaia 2(2): 96–106.<br />

- Hanke, Herbert (Hrsg. 1981): Handbuch zur ökologischen <strong>Planung</strong>. 3 Bände. Erich Schmidt Verlag,<br />

Berlin.<br />

- Jacsman, H. <strong>und</strong> Schilter, R. (1995): Landschaftsplanung: Aufgaben, Gr<strong>und</strong>sätze, Konzepte <strong>und</strong><br />

Methoden für eine ökologisch orientierte <strong>Raum</strong>planung. Lehrmittel. Zürich.<br />

- Jessel, Beate (1998): Landschaften als Gegenstand von <strong>Planung</strong>. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

ökologisch orientierten Planens. Beiträge zur Umweltgestaltung Bd. A138. Berlin.<br />

- Jessel, Beate <strong>und</strong> Tobias, Kai (2002): Ökologisch orientierte <strong>Planung</strong>. UTB 2280. Stuttgart.<br />

- Hammer, T. (2003): Grossschutzgebiete – Instrumente nachhaltiger Entwicklung. München.<br />

- Kaule, Giselher (1978): Konzept einer ökologisch differenzierten Flächennutzung in<br />

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- Kaule, Giselher (2000): Ecologically orientated planning. Frankfurt/Main.<br />

- Kaule, Giselher (2002): Umweltplanung. Stuttgart.<br />

- Kiemstedt, Hans (1979): Methodischer Stand <strong>und</strong> Durchsetzungsprobleme ökologischer <strong>Planung</strong>.<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Sitzungsberichte der Akademie für <strong>Raum</strong>forschung <strong>und</strong> Landespflege 131: 46–<br />

62.<br />

- Krause, Ch. <strong>und</strong> Henke, Hanno (1980): Wirkungsanalyse im Rahmen der Landschaftsplanung.<br />

Schriftenreihe für Landschaftspflege <strong>und</strong> Naturschutz Heft 20. Bonn - Bad Godesberg.<br />

- Leser, Hartmut (1987): Kritische Betrachtungen zur Berücksichtigung <strong>und</strong> Verwendung<br />

ökologischer Belange in der <strong>Raum</strong>planung. Material zur angewandten Geographie Band 16: 15–<br />

25.<br />

- Leser, Hartmut (1997): Landschaftsökologie: Ansatz, Modelle, Methodik, Anwendung. Stuttgart.<br />

- Luder, P. (1980): Vorrangflächen für den lokalen <strong>und</strong> regionalen ökologischen Ausgleich in der<br />

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- Mannsfeld, Karl (1978): Zur Kennzeichnung von Gebietseinheiten nach ihren<br />

Potentialeigenschaften. Petermanns Geographische Mitteilungen 122(1): 17–27.<br />

- Marks, Robert; Müller, Manfred J.; Leser, Hartmut <strong>und</strong> Klink, Hans-Jürgen (1989): Anleitung zur<br />

Bewertung des Leistungsvermögens des Landschaftshaushaltes. Forschungen zur deutschen<br />

Landesk<strong>und</strong>e. Selbstverlag Zentralausschuss für deutsche Landesk<strong>und</strong>e, Trier.<br />

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- Neef, Ernst (1966): Zur Frage des gebietswirtschaftlichen Potentials. Forschungen <strong>und</strong><br />

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- Neef, Ernst (1967): Die theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen der Landschaftslehre. Gotha.<br />

- Odum, Eugene P. (1969): The stategy of ecosystem development. Science 164: 262–270.<br />

- Pietsch, Joachim (1981): Ökologische <strong>Planung</strong> – ein Beitrag zu ihrer theoretischen <strong>und</strong><br />

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- Schemel, Hans-Joachim (1976): Zur Theorie der differenzierten Bodennutzung: Probleme <strong>und</strong><br />

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- Schmid, A. (2004): UNESCO Biosphäre Entlebuch: Modell für eine nachhaltige<br />

Regionalentwicklung ? Konzept Zielerreichungskontrolle. Schüpfheim.<br />

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220/393


Umweltplanung<br />

Ökologische bzw. ökologisch orientierte <strong>Planung</strong><br />

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Rheintal. Dokumente <strong>und</strong> Informationen zur Schweizerischen Orts-, Regional- <strong>und</strong><br />

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- Schmid, Willy A. <strong>und</strong> Hersperger, Anna M. (1995): Ökologische <strong>Planung</strong> <strong>und</strong><br />

Umweltverträglichkeitsprüfung. Lehrmittel. <strong>Institut</strong> für Orts-, Regional- <strong>und</strong> Landesplanung, <strong>ETH</strong><br />

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- Scholles, Frank (1992): Bewertung der Umweltauswirkungen mit Umweltqualitätszielen <strong>und</strong><br />

Risikoabschätzung. In: Spindler, Edm<strong>und</strong> A., Hrsg. 1992. Risiko-UVP: Die<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung als Ansatz zur Risikoabschätzung für Unternehmen,<br />

Versicherungen <strong>und</strong> Banken. Economica Verlag, Bonn.<br />

- Schreiber, Karl-Friedrich (1980): Zum ökologischen Potential als Engpassfaktor in der<br />

Regionalplanung. Arbeitsberichte des Lehrstuhls Landschaftsökologie Heft 2, Münster.<br />

- Selle, K., Yachkaschi, Sch. (2000): Vom sparsamen Umgang zur nachhaltigen Entwicklung:<br />

Programme, Positionen <strong>und</strong> Projekte zur Freiraum- <strong>und</strong> Siedlungsentwicklung: ein Lesebuch für<br />

Studierende <strong>und</strong> andere Interessierte. Dortm<strong>und</strong>.<br />

- Tobias, Kai (1991): Konzeptionelle Gr<strong>und</strong>lagen zur angewandten Ökosystemforschung. Beiträge<br />

zur Umweltgestaltung A 128. Erich Schmidt Verlag, Berlin.<br />

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