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Dialog-Papier: „Für eine bessere Vereinbarkeit ... - CDU Oberhausen

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<strong>Dialog</strong>-<strong>Papier</strong>:<br />

<strong>„Für</strong> <strong>eine</strong> <strong>bessere</strong> <strong>Vereinbarkeit</strong><br />

von Familie und Beruf“<br />

I. Einleitung<br />

NRW<br />

Die von CDA und <strong>CDU</strong> gewollte Förderung von Familien und insbesondere von<br />

Familien mit Kindern findet mittlerweile in allen Parteien und gesellschaftlichen<br />

Gruppen Zustimmung.<br />

Neben dem Wissen, dass Kinder Familien ideell und emotional unschätzbar berei -<br />

chern, wächst hier auch die Einsicht, dass:<br />

weniger Kinder schlichtweg weniger Wohlstand,<br />

weniger Innovation in Wirtschaft und Forschung und<br />

weniger soziale Sicherheit bedeuten.<br />

Die <strong>Vereinbarkeit</strong> von Familie, Pflege und Beruf ist nicht allein ein<br />

familienpolitisches, sondern vielmehr ein zentrales, gesellschaftspolitisches Thema.<br />

So steht im Fokus nicht allein die Kinderbetreuung sondern – in zunehmendem<br />

Maße aufgrund der demographischen Veränderungen - die Betreuung und Pflege<br />

von älteren Angehörigen.<br />

Diese Feststellungen zeigen die Notwendigkeit für <strong>eine</strong> familienfreundliche und vor<br />

allem familienfördernde Politik.<br />

Aus unseren persönlichen Lebenssituationen und Erfahrungen und zahlreichen<br />

wissenschaftlichen Studien wissen wir, dass die schlechte <strong>Vereinbarkeit</strong> von Kindern<br />

oder zu pflegenden Angehörigen und Beruf ein wesentlicher Grund ist, sich gegen<br />

Kinder oder gegen die Pflege von Angehörigen zu entscheiden.<br />

Rund ein Drittel aller Frauen und gut die Hälfte der Akademikerinnen haben heute<br />

k<strong>eine</strong> Kinder (Quelle: Die Familie im Wandel der amtlichen Statistik).<br />

Die mangelnde <strong>Vereinbarkeit</strong> von Kind und Beruf sorgt außerdem dafür, dass allein<br />

Erziehende in vielen Fällen k<strong>eine</strong>n Beruf ausüben können.<br />

Als Folge ist die Inanspruchnahme von Sozialleistungen nahezu alternativlos.<br />

Es ist originäre Aufgabe der Arbeitnehmer in der <strong>CDU</strong>, die Voraussetzungen für<br />

familienfreundliche Arbeitsverhältnisse zu schaffen.<br />

Neben der Erziehung von Kindern wird in Zukunft die Pflege ältere Menschen<br />

zunehmend ins Zentrum der Familienarbeit rücken und damit Herausforderungen an<br />

die <strong>Vereinbarkeit</strong> von Familie und Beruf stellen.<br />

Fast drei Viertel (72 % bzw. 1,44 Mio.) der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland<br />

werden in den Familien versorgt (Quelle: Die Familie im Spiegel der amtlichen Statistik,<br />

BMFSFJ 2003).


Die pflegenden Angehörigen erbringen <strong>eine</strong> Leistung ohne die das Leben zu Hause<br />

für viele pflegebedürftige Menschen nicht möglich wäre; dies entlastet auch die<br />

sozialen Sicherungssysteme.<br />

‘Bei der familiären Pflege ist die zeitliche Planbarkeit zumeist niedriger und die<br />

emotionale Beanspruchung oft höher als bei der Kinderbetreuung.<br />

Auch das Alter der Hauptgruppe der Pflegenden – über die Hälfte sind Frauen im<br />

Alter zwischen 40 und 64 Jahren – erschwert die <strong>Vereinbarkeit</strong> von Beruf und Pflege.<br />

Eine 55-jährige Frau wird kaum mehr Aussicht auf <strong>eine</strong>n Wiedereinstieg in die<br />

Erwerbsarbeit haben, wenn sie wegen der Pflege aus dem Beruf aussteigen muss.<br />

Ein familienfreundliches Arbeitsverhältnis umfasst daher die <strong>Vereinbarkeit</strong> mit<br />

der Erziehung von Kindern und mit der Pflege von Angehörigen.<br />

Den Überlegungen zu familienfreundlichen Arbeitsverhältnissen sollten jedoch drei<br />

Feststellungen vorangestellt werden:<br />

˜ Erstens:<br />

Unternehmen profitieren betriebswirtschaftlich durch familienfreundliche Arbeitsplätze.<br />

Durch <strong>eine</strong> verbesserte Zufriedenheit der Beschäftigten steigt die Produktivität,<br />

qualifizierte Kräfte werden gehalten und der Krankenstand wird reduziert.<br />

˜ Zweitens:<br />

Zu <strong>eine</strong>m familienfreundlichen Arbeitsplatz gehört auch die Solidarität der Kolle -<br />

gen und Arbeitgeber.<br />

˜ Drittens:<br />

Bei der Gestaltung „familienfreundlicher Arbeitsplätze“ ist auf jeden Fall darauf<br />

zu achten, dass die Interessen aller Beteiligten in <strong>eine</strong>n fairen Ausgleich<br />

gebracht werden.<br />

II. Rahmenbedingungen zur Verbesserung der<br />

<strong>Vereinbarkeit</strong> von Familie und Beruf<br />

Eine <strong>bessere</strong> Balance von Familie und Arbeit kann nur gelingen, wenn die gesamte<br />

Gesellschaft dies mitträgt. Politik, Tarifpartnern, Arbeitgebern und Betriebs- und<br />

Personalräten und Mitarbeitervertretungen kommt bei den notwendigen Weichen -<br />

stellungen <strong>eine</strong> besondere Verantwortung zu.<br />

1. Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsorganisation<br />

Flexible Arbeitszeiten sind ein wesentlicher Schlüssel zur <strong>Vereinbarkeit</strong> von<br />

Beruf und Kindererziehung/Pflege:<br />

- Flexible Arbeitszeiten: Die flexible Arbeitszeit kann sich auf den<br />

Arbeitsbeginn/das Arbeitsende (gleitende Arbeitszeit), auf die Wochenarbeitszeit,<br />

aber auch auf die Länge der Pausen beziehen.<br />

- Teilzeit: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeiten täglich <strong>eine</strong>n verein -<br />

barten Stundenumfang, der unter der Standardwochenarbeitszeit liegt.


- Flexible Teilzeit: Eine Arbeitnehmerin bzw. ein Arbeitnehmer vereinbart <strong>eine</strong><br />

bestimmte Zahl an Arbeitsstunden pro Woche oder Monat.<br />

- Arbeitszeitkonto: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer <strong>eine</strong>s Unternehmens<br />

einigen sich untereinander und mit Zustimmung ihrer/ihres Vorgesetzten, wer<br />

wann Wieviel arbeiten möchte. Die geleisteten Arbeitsstunden werden auf<br />

sogenannten Arbeitszeitkonten erfasst.<br />

- Jobsharing: Zumeist zwei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer teilen sich<br />

<strong>eine</strong>n Vollzeitarbeitsplatz. Möglich ist <strong>eine</strong> Aufteilung nach Monats-, Wochen-,<br />

Tages- oder Stundenrhythmus.<br />

- Heim-/Telearbeit: Die Mitarbeiterin/der Mitarbeiter erledigt <strong>eine</strong>n Teil bzw. das<br />

gesamte Arbeitspensum von zu Hause aus.<br />

- Komprimierte Arbeitswoche: Eine Vollzeittätigkeit wird in weniger als fünf<br />

Arbeitstagen absolviert.<br />

- Freistellung: Die Freistellung vom Arbeitsplatz kann sich auf <strong>eine</strong>n längeren<br />

Zeitraum beziehen oder auf kurze Zeit befristet sein und mit oder ohne<br />

Lohnausgleich erfolgen.<br />

Arbeitnehmer und Arbeitgeber sollten in Einzelabsprachen, Betriebsvereinbarungen,<br />

Tarifverträgen oder unternehmerischen Leitlinien Arbeitszeitmodelle entwickeln, die<br />

auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Erforder -<br />

nisse des Unternehmens individuell zugeschnitten sind.<br />

2. Unterstützung bei der Kinderbetreuung<br />

Die Kinderbetreuung ist <strong>eine</strong> besondere gesellschaftliche Aufgabe. Der Staat<br />

kommt dieser aber nur unzulänglich nach. Er ist aber vor allen anderen gefor-<br />

dert, bedarfsorientierte Betreuungseinrichtungen bereitzustellen. Dies bedeutet<br />

nach unserem Verständnis:<br />

- Flexibles Kinderbetreuungsangebot von 7 – 19 Uhr<br />

- Bereitstellung ausreichender Betreuungsplätze (Rechtsanspruch) auch für<br />

unter dreijährige Kinder<br />

- Ausbau und Förderung des Tageselternangebotes<br />

- Unterstützung von Elterninitiativen<br />

- Schaffung <strong>eine</strong>s flächendeckenden Angebots bei kurzfristigen Not- und<br />

Ausnahmesituationen<br />

- Steuerliche Absetzbarkeit der tatsächlich anfallenden Kinderbetreuungskosten<br />

- Unterstützung von Verbundmodellen unter Beteiligung von Unternehmen<br />

3. Unterstützung bei der Pflege<br />

Die <strong>Vereinbarkeit</strong> von Pflege und Beruf muss stärkere Berücksichtigung finden.<br />

Die <strong>Vereinbarkeit</strong> von Pflege und Beruf ist allein kaum zu bewältigen.<br />

Die Erstellung <strong>eine</strong>s täglichen Pflege- und Betreuungsplans oder die Frage<br />

der Pflegeorganisation beispielsweise während <strong>eine</strong>r Dienstreise oder <strong>eine</strong>s<br />

Urlaubs sind nur zwei Beispiele.


Notwendig sind:<br />

- begleitende Hilfen durch professionelle Pflegedienste<br />

- Ausbau von Kurzzeitpflegeplätzen und Flexibilisierung von Tages- und<br />

Nachtpflege<br />

- Schaffung <strong>eine</strong>s ehrenamtlichen „Pflegesitternetzes“<br />

- Schaffung <strong>eine</strong>r „Pflegezeit“ analog zur „Erziehungszeit“<br />

- Ausbildung von Seniorenbegleitern/innen und Hospizen<br />

4. Förderung von Erziehenden/Pflegenden beim Wiedereinstieg in den Beruf<br />

Zudem muss der Wiedereinstieg von Erziehenden/Pflegenden, die sich für <strong>eine</strong><br />

Auszeit entschieden haben, gefördert und erleichtert werden. Notwendig sind:<br />

- gezielte Wiedereinstiegsprogramme<br />

- vorübergehende Tätigkeiten während der Erziehungs- und Pflegephase, z. B.<br />

durch Urlaubsvertretung<br />

- Einführung von Patenprogrammen zur Kontaktpflege mit „früheren“ Kollegen<br />

- Möglichkeit der Teilnahme an Weiterbildungsangeboten<br />

5. weitere Hilfen für Erziehende/Pflegende<br />

Eine umfassende Informationsstruktur erleichtert es Familien, ihre Leistungen in<br />

Erziehung und Pflege zu erbringen. Daher ist hier weitergehende Unterstützung<br />

erforderlich.<br />

Dazu gehört:<br />

- Die Intensivierung der ganzheitlichen Familienberatung durch Bündelung der<br />

vorhandenen Fachdienste bei den Kommunen und freien Wohlfahrtsverbänden.<br />

- Die Erstellung <strong>eine</strong>s jährlichen Familienberichts in Bund, Land und Kommunen,<br />

der sowohl Bestandsaufnahme als auch die Entwicklung von Perspektiven für<br />

die <strong>Vereinbarkeit</strong> von Familie und Beruf enthält, sollte obligatorisch sein.<br />

Dieses Thesenpapier wurde auf der Landestagung<br />

(Delegiertenkonferenz) der CDA Nordrhein-Westfalen<br />

am 20. März 2004 einstimmig beschlossen.<br />

Wir sind an Ihrer Meinung interessiert.<br />

Bitte teilen Sie uns Ihre Meinung, Stellungnahme<br />

bzw. Änderungsvorschläge mit:<br />

CDA Landesverband NRW<br />

Wasserstr. 5, 40213 Düsseldorf<br />

Tel.: 0211 - 1 36 00 56 - 7<br />

Fax: 0211 - 3 23 90 60<br />

Hompage: www.cda-nrw.de<br />

Email: cda-nrw@web.de

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