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Versuch 9 Photoleitung und temperaturabhängige Leitfähigkeit von ...

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<strong>Versuch</strong> 9<br />

<strong>Photoleitung</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>temperaturabhängige</strong> <strong>Leitfähigkeit</strong><br />

<strong>von</strong> Germanium<br />

Zielsetzung des <strong>Versuch</strong>s<br />

1. Die spektrale Abhängigkeit der <strong>Photoleitung</strong> <strong>von</strong> Germanium soll im Wellenlängenbereich<br />

<strong>von</strong> 1.3 µm bis 2.3 µm gemessen werden, um die zur Anhebung <strong>von</strong> Elektronen<br />

aus dem Valenz- ins Leitungsband notwendige Energie zu bestimmen.<br />

2. Die elektrische <strong>Leitfähigkeit</strong> <strong>von</strong> Germanium wird für Temperaturen zwischen 20 ◦ C<br />

<strong>und</strong> etwa 120 ◦ C bestimmt <strong>und</strong> damit der Bandabstand berechnet.<br />

Stoffgebiet<br />

Bändermodell: Energieband, Bandabstand, elektronische Leitung, Isolator – Halbleiter –<br />

Metalle, Generation – Rekombination; <strong>Leitfähigkeit</strong>: Beweglichkeit, Ladungsträgerdichte,<br />

Temperaturabhängigkeit im Bereich der Eigenleitung; Fermiverteilung; Boltzmannverteilung;<br />

<strong>Photoleitung</strong>, Dunkelleitfähigkeit; Monochromator; Lock-in-Prinzip.<br />

Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Das Energiebändermodell<br />

Im isolierten Atom besitzen die Elektronen der Atomhülle diskrete Energieniveaus. Dies<br />

wird in vereinfachender Weise schon durch das Bohrsche Atommodell, wesentlich genauer<br />

89


90 <strong>Versuch</strong> 9: <strong>Photoleitung</strong> an Germanium<br />

aber erst durch quantentheoretische Modelle beschrieben. Die diskreten Energiezustände<br />

der Elektronen, die bei den isolierten Atomen auf jeweils gleichem Niveau liegen, verschieben<br />

sich mit abnehmendem Abstand zwischen den Atomen auf Gr<strong>und</strong> der gegenseitigen<br />

Kopplung, so dass statt eines vorher N-fach vorhandenen Energieniveaus nun N energetisch<br />

verschiedene Zustände des Systems existieren. Diese werden als Band bezeichnet.<br />

Zwischen den Bändern bleiben Bereiche, in denen keine erlaubten Energiezustände liegen,<br />

die sog. verbotenen Zonen oder Energielücken (Abb. 1).<br />

Abb. 1: Aufspaltung der diskreten Energieniveaus in Festkörpern<br />

Mit wachsender Elektronenquantenzahl n nimmt die Kopplung mit den benachbarten<br />

Atomen <strong>und</strong> somit auch die Aufspaltung der N Energieniveaus <strong>und</strong> die Breite der Bänder<br />

zu. Da die Zahl N der gekoppelten Atome selbst in kleinen Kristalliten sehr groß ist<br />

(Kristalleigenschaften ab5×5×5 Atomen), sinddieEnergiebänder quasikontinuierlich mit<br />

Energieniveaus ausgefüllt. Die Breite der Bänder beträgt einige eV. Somit ist der Abstand<br />

zwischen den einzelnen Energieniveaus viel kleiner als die thermische Energie kT (kT beträgt<br />

für T = 300 K etwa 1 40 eV.) <strong>und</strong> Elektronen können durch äußere Kräfte (⃗ E-Felder)<br />

praktisch kontinuierlich energetisch angehoben werden, wenn freie, d.h. unbesetzte, Energieniveaus<br />

vorhanden sind. Die vorhandenen Elektronen füllen die Energiezustände vom<br />

tiefstmöglichen bis zu einer oberen Grenze auf (Pauliprinzip!). Das oberste im Kristall<br />

(teilweise oder voll) besetzte Energieband heißt Valenzband, denn hier befinden sich die<br />

Elektronen, die für die Bindung benachbarter Gitteratome <strong>und</strong> im chemischen Sinne für<br />

die Valenzen verantwortlich sind.<br />

Als Beispiel betrachten wir Germanium, das auf der äußersten Schale vier Elektronen<br />

besitzt. Jedes Ge-Atom bildet mit vier Nachbaratomen eine homöopolare Bindung (Elektronenpaarbindung),<br />

wie Abb. 2b schematisch flächenhaft zeigt. (In Wirklichkeit handelt<br />

es sich dabei um ein räumliches Gebilde, bei dem vier jeweils benachbarte Atome die<br />

Spitzen eines regelmäßigen Tetraeders bilden, s. Abb. 2c.) Diese Valenzelektronen des Ge


<strong>Versuch</strong> 9: <strong>Photoleitung</strong> an Germanium 91<br />

Abb. 2: Schematische Bandstruktur <strong>von</strong> Germanium sowie tetraedrische Bindung im Ge-<br />

Kristall<br />

besetzen (bei T = 0 K) alle verfügbaren Plätze im Valenzband, das Valenzband ist voll.<br />

In Abb. 2a ist die Bandstruktur (<strong>von</strong> Ge) über einer räumlichen Koordinate des Kristallgitters<br />

schematisch aufgetragen. Erlaubte Energiebereiche der Elektronen sind durch die<br />

verbotenen Zonen getrennt.<br />

Metall – Halbleiter – Isolator<br />

Durch die Lage der einzelnen Bänder zueinander ergibt sich die Einteilung der Festkörper<br />

in Metalle, Halbleiter <strong>und</strong> Isolatoren. Wenn in einem Festkörper das Valenzband nur zum<br />

Teil aufgefüllt ist (Abb. 3a) oder sich zwei Bänder überlappen (Abb. 3b), dann können die<br />

Elektronen in einem äußeren elektrischen Feld kinetische Energie aufnehmen (wodurch sie<br />

aufhöhereEnergieniveaus gelangen)<strong>und</strong>sozumStromtransportbeitragen. Soerklärtsich<br />

imBändermodell die gute<strong>Leitfähigkeit</strong> <strong>von</strong>Metallen. Im Gegensatzdazu ist beim Isolator<br />

das Valenzband vollständig gefüllt, so dass innerhalb des Valenzbands keine unbesetzten<br />

Energieniveaus vorhanden sind <strong>und</strong> kein Stromfluss zustandekommen kann. Derselbe Fall<br />

liegt für T = 0 K bei Halbleitern vor.<br />

Halbleiter unterscheiden sich <strong>von</strong> Isolatoren durch die Größe des Abstands vom Valenzband<br />

zum darüberliegenden: Dieser ist beim Halbleiter so klein, dass bereits bei Zimmertemperatur<br />

viele Elektronen durch die thermische Energie kT die Bandlücke überqueren<br />

<strong>und</strong> als freie Ladungsträger zur Stromleitung beitragen können. Das über dem Valenzband<br />

liegende Band heißt deshalb Leitungsband (LB). Die Breite der verbotenen Zone<br />

zwischen Valenz- <strong>und</strong> Leitungsband nennt man Bandabstand (=”gap”) <strong>und</strong> schreibt neben<br />

∆E auch E g .


92 <strong>Versuch</strong> 9: <strong>Photoleitung</strong> an Germanium<br />

Abb. 3: Energieschemata<br />

Defekt-Elektronen<br />

Wird ein Elektron vom Valenz- in das Leitungsband angehoben, so verbleibt im Valenzband<br />

ein freier Platz, d.h. ein möglicher Energiewert ist unbesetzt. Diese Lücke hat<br />

innerhalb einer Umgebung <strong>von</strong> negativen Valenzelektronen den Charakter einer positiven<br />

Ladung. Bei Anlegen eines elektrischen Feldes an den Kristall wandert sie in entgegengesetzte<br />

Richtung wie die freien Elektronen <strong>und</strong> nimmt somit als positive, bewegliche<br />

Ladung am Ladungstransport teil. Diese Elektronenleerstellen nennt man Löcher oder<br />

Defekt-Elektronen. Offensichtlich muss beim reinen Halbleiter die Dichte p in m −3 der<br />

Defektelektronen im Valenzband gleich der Dichte n in m −3 der freien Elektronen im<br />

Leitungsband sein:<br />

n i = n = p beim Eigenhalbleiter. (1)<br />

(Allgemein gilt n 2 i<br />

= n·p, auch für n ≠ p; Massenwirkungsgesetz)<br />

Entstehen Ladungsträger ausschließlich auf diese Weise durch den Übergang vom Valenzin<br />

das Leitungsband (<strong>und</strong> nicht durch Ionisation <strong>von</strong> Störstellen, also Verunreinigungen<br />

oder Kristalldefekten), so spricht man<strong>von</strong>einem Eigenhalbleiter(intrinsischer Halbleiter).<br />

An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass die oben angegebenen Ladungsträgerdichten im<br />

Sinne zeitlicher Mittelwerte eines stationären Gleichgewichtszustands aufzufassen sind,<br />

bei dem pro Sek<strong>und</strong>e genausoviele Elektron-Loch-Paare erzeugt werden wie durch Rekombination,<br />

d.h. durch den entgegengesetzten Übergang Leitungsband → Valenzband,<br />

verlorengehen. Die mittlere Lebensdauer τ eines Elektron-Loch-Paares hängt bei realen<br />

Halbleiterkristallen sehr stark <strong>von</strong> der Güte des Kristallbaus (Gitterfehler, Fremdatome<br />

u.ä.) ab. Außerdem ist τ unmittelbar an der Oberfläche i.a. erheblich kleiner als<br />

im Inneren des Kristalls. In der Praxis treten z.B. bei Germanium Werte für τ in der<br />

Größenordnung <strong>von</strong> 10 −4 s bis 10 −5 s auf.


<strong>Versuch</strong> 9: <strong>Photoleitung</strong> an Germanium 93<br />

Elektrische <strong>Leitfähigkeit</strong> des Eigenhalbleiters<br />

Die Eigenleitung bei Halbleitern wird verursacht durch die thermische Anhebung der<br />

Elektronen aus dem Valenz- in das Leitungsband. Die Atome des Kristalls führen Gitterschwingungen<br />

mit der mittleren Energie 1 ·kT pro Freiheitsgrad aus. Bei den Schwingungen<br />

der Atome im Gitter besitzen diese sowohl kinetische als auch potentielle Energie.<br />

2<br />

Daherkannman<strong>von</strong>3·2Freiheitsgraden sprechen, esfolgtfür einAtomalso: 6·kT = 3kT. 2<br />

Diese thermisch angeregten Gitterschwingungen können durch Stoßprozesse Energie auf<br />

die im Valenzband befindlichen Elektronen übertragen, so dass diese, wenn die thermische<br />

Energie des stoßenden Gitteratoms zufällig gleich ∆E ist, vom oberen Rand des Valenzbands<br />

in den unteren Teil des Leitungsbands angehoben werden können. Diese thermische<br />

Anregung ist auch bei Stoßübertragung mit Energien E > ∆E möglich, nicht aber für<br />

solche kleiner als ∆E, da dann die Elektronen des Valenzbands nach dem Stoß eine Energie<br />

annehmen würden, die zwischen Valenz- <strong>und</strong> Leitungsband liegt <strong>und</strong> somit im Kristall<br />

verboten ist.<br />

Beim Vergleich <strong>von</strong> 3kT mit ∆E ist zu beachten, dass es sich bei E therm um einen Mittelwert<br />

handelt. Die Schwingungsenergien unterliegen der Boltzmann-Verteilung <strong>und</strong> somit<br />

stehen auch immer Energien größer als 3kT für die Stoßübertragung zur Verfügung. Die<br />

<strong>Leitfähigkeit</strong> σ bei Elektronen- <strong>und</strong> Löcherleitung ist:<br />

oder mit Gl. (1):<br />

(<br />

σ = e·n·µ n +e·p·µ p σ in 1 )<br />

Ωm<br />

(2)<br />

σ = e·n i ·(µ n +µ p ) (3)<br />

Dabei sind µ n <strong>und</strong> µ p die Beweglichkeiten der freien Elektronen des Leitungsbandes bzw.<br />

der Löcher des Valenzbandes <strong>und</strong> definiert durch:<br />

µ = v E = Driftgeschwindigkeit<br />

angelegte el. Feldstärke<br />

Die Beweglichkeiten µ n <strong>und</strong> µ p können bei den verschiedenen Halbleitern <strong>und</strong> auch untereinander<br />

sehr unterschiedlich sein. Sie sind außerdem temperaturabhängig, <strong>und</strong> zwar<br />

bei Eigenleitung nach:<br />

µ ∼ T −3 2 (5)<br />

Für die Temperaturabhängigkeit der Dichte der freien Elektronen gilt:<br />

(4)<br />

n ∼ T 3 2 ·e ( −∆E 0<br />

2kT ) (6)<br />

Es ergibt sich somit für die Eigenleitung eine rein exponentielle Abhängigkeit <strong>von</strong> der<br />

Temperatur:<br />

σ = σ 0 ·e (−∆E 0<br />

2kT ) (7)<br />

Trägt man ln ( σ<br />

über 1 auf, so erhält man wegen Gl. (7) eine Gerade (Arrhenius-<br />

T<br />

Gerade). Aus der Steigung m = − ∆E 0<br />

, kann die Größe des Bandabstands ∆E 2k 0 bestimmt<br />

σ 0<br />

)


94 <strong>Versuch</strong> 9: <strong>Photoleitung</strong> an Germanium<br />

Abb. 4: Temperaturabhängigkeit der <strong>Leitfähigkeit</strong> eines Halbleiters<br />

werden (Abb. 4). σ 0 ist eine Konstante, die nur eine Parallelverschiebung der Geraden<br />

bewirkt <strong>und</strong> die Steigung nicht beeinflußt (anschauliche Bedeutung <strong>von</strong> σ 0 ?). Je nach<br />

Verunreinigungsgrad des Halbleiters bzw. dessen Gitterstörungen weicht der Verlauf <strong>von</strong><br />

σ(T) bei tieferen Temperaturen <strong>von</strong> der sog. Eigenleitungsgeraden ab. Man spricht dann<br />

<strong>von</strong> Störstellenleitung. Bezüglich näherer Einzelheiten zur Temperaturabhängigkeit im<br />

Bereich der Störstellenleitung muss hier auf die Literatur verwiesen werden. Für gut gereinigte,<br />

kommerzielle Germaniumkristalle liegt heute oberhalb Raumtemperatur immer<br />

Eigenleitung vor. (n i (T = 300 K) = 2.3·10 19 m −3 ) (s. Zahlenbeispiele weiter unten)<br />

Da der Bandabstand ∆E selbst temperaturabhängig ist, erhält man bei der Auswertung<br />

der <strong>temperaturabhängige</strong>n <strong>Leitfähigkeit</strong> nicht den Bandabstand bei Zimmertemperatur,<br />

sondern einen auf T = 0 K extrapolierten Wert. Dies erklärt sich folgendermaßen: Im<br />

Temperaturintervall <strong>von</strong> 300 K bis 400 K lässt sich für Ge näherungsweise schreiben:<br />

Abb. 5: Temperaturabhängigkeit der Bandlücke eines Halbleiters


<strong>Versuch</strong> 9: <strong>Photoleitung</strong> an Germanium 95<br />

∆E = ∆E 0 −a·T<br />

Daraus folgt: σ = σ 0 ·e (−∆E 2kT ) ·e ( a 2k)<br />

mit a = 3.7·10 −4eV K<br />

(8)<br />

DieSteigung <strong>von</strong> ln ( σ<br />

σ 0<br />

)<br />

vs.<br />

1<br />

T liefert demnach ∆E 0, den extrapolierten Wert für T = 0 K.<br />

Da die Kurve bei tieferen Temperaturen abflacht, ist der wahre Wert ∆E(T = 0 K) kleiner<br />

als ∆E 0 (vgl. Abb. 5).<br />

Zahlenbeispiele (alles bei T = 300 K):<br />

Bandabstände: Germanium: 0.66 eV (Halbleiter)<br />

Diamant: 5.5 eV (Isolator)<br />

zum Vergleich:<br />

1<br />

kT (bei T = 300 K): eV<br />

40<br />

(therm. Energie)<br />

Elektronendichten: Ge: 2.3·10 19 m −3 (Eigenleitung)<br />

Metall: 10 28 bis 10 29 m −3<br />

Beweglichkeiten: Ge: µ p = 0.19 m2<br />

Vs<br />

µ n = 0.39 m2<br />

Vs<br />

<strong>Leitfähigkeit</strong>: Ge: σ i = 2.1 1<br />

Ωm<br />

(Einkristall)<br />

(Eigenleitung)<br />

Bei polykristallinem Material sind die Beweglichkeiten niedriger, die <strong>Leitfähigkeit</strong> ist wegen<br />

der höheren Ladungsträgeranzahl trotzdem insgesamt größer!<br />

Photoleitfähigkeit<br />

Bisher wurden nur thermisch verursachte Übergänge <strong>von</strong> Elektronen aus dem Valenz- ins<br />

Leitungsband behandelt. Diese Interband-Übergänge können aber auch durch Lichtquanten<br />

bewirkt werden, wenn die Energie des Lichtquants (hν) größer als der Bandabstand<br />

∆E ist. Das Lichtquant wird dabei absorbiert. Ist hν < ∆E, so ist der Absorptionskoeffizient<br />

K (in m −1 ) für die betreffende Frequenz praktisch gleich Null. (Von anderen, viel<br />

schwächeren Absorptionsursachen aufder langwelligen Seitedieser Einsatzenergie soll hier<br />

abgesehen werden.)<br />

Die absorbierten Photonen erhöhen die bereits durch thermische Anregung vorhandenen<br />

Elektronen- <strong>und</strong> Löcherdichten n i = p i um ∆n bzw. ∆p, wobei natürlich ∆n = ∆p gilt.<br />

Dadurch wird dem Kristall zusätzlich zur thermisch verursachten Dunkelleitfähigkeit σ d<br />

eine Photoleitfähigkeit ∆σ erteilt. Bei ungeänderten Beweglichkeiten gilt dann:<br />

∆σ<br />

= ∆n<br />

σ d n<br />

Die Photoleitfähigkeit ∆σ zeigt einen dem Absorptionsspektrum K(λ) völlig entsprechendenVerlauf,sodassausdemsteilenAnstieg<br />

<strong>von</strong>∆σ anderAbsorptionskante mitλ g = h·c<br />

∆E<br />

ebenfalls der Bandabstand bestimmt werden kann.<br />

(9)


96 <strong>Versuch</strong> 9: <strong>Photoleitung</strong> an Germanium<br />

<strong>Versuch</strong>sdurchführung<br />

<strong>Versuch</strong>saufbau mit Monochromator<br />

Das zur Messung der spektralen Abhängigkeit der <strong>Photoleitung</strong> benötigte monochromatische<br />

Licht wird durch einen Prismenmonochromator (in sog. Littrow-Aufstellung) nach<br />

Abb. 6 erzeugt. In die Halterung der Lichtquelle wird zur Kalibrierung die Quecksilberdampflampe<br />

(HQA 125) <strong>und</strong> zur <strong>Photoleitung</strong>smessung die Jod-Quarz-Lampe festgeschraubt.<br />

Das Licht der Lampe fällt auf den Hohlspiegel S 1 <strong>und</strong> wird auf den Eintrittsspalt<br />

Sp 1 des Monochromators abgebildet. Um eine gute Ausleuchtung des Spalts zu<br />

erreichen, kann die Lichtquelle geringfügig verstellt werden. Dabei muss darauf geachtet<br />

werden, dass auch der Spiegel S 1 gut ausgeleuchtet ist.<br />

Die Rändelschrauben der Spiegel dürfen nicht verstellt werden!<br />

Abb. 6: <strong>Versuch</strong>saufbau zur optischen Bestimmung der Bandlücke <strong>von</strong> Germanium<br />

Sp 1 steht in der Brennebene des Hohlspiegels S 2, so dass das Licht den Spiegel S 2<br />

parallel verlässt. Dieses parallele Lichtbündel durchquert das Prisma (vgl. Vers. 5), wobei<br />

das Licht im Prisma (durch Dispersion) in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Wellenlänge verschieden<br />

stark abgelenkt wird.<br />

Vom Planspiegel S 3 wird das Lichtbündel wiederum durch das Prisma geschickt <strong>und</strong><br />

dort nochmals wellenlängenabhängig gebrochen (in dieser Littrow-Aufstellung erreicht


<strong>Versuch</strong> 9: <strong>Photoleitung</strong> an Germanium 97<br />

man dadurch eine doppelte Ausnutzung des Prismas!). Das für jede Wellenlänge unter<br />

einem etwas anderen Winkel auf S 2 fallende Lichtbündel wird <strong>von</strong> S 3 in jetzt nebeneinander<br />

liegenden spektralen Farben in der Ebene des Spalts Sp 2 fokussiert.<br />

Der Spiegel S 3 (Littrowspiegel) kann mit einem Wellenlängenvortrieb verstellt werden,<br />

so dass immer eine ”Farbe” des zerlegten Lichts (also monochromatisches Licht) durch<br />

den Spalt Sp 2 <strong>und</strong> über den Hohlspiegel S 4 auf die Germaniumprobe abgebildet wird.<br />

Zur Messung der <strong>Photoleitung</strong> der Ge-Probe steht ein spezieller Messverstärker zur<br />

Verfügung. Die erste Stufe dieses Messverstärkers besteht aus einem Stromverstärker,<br />

da der Probenstrom bei konstant gehaltener Spannung proportional zur <strong>Leitfähigkeit</strong> ist.<br />

Für die Bestimmung <strong>von</strong> ∆E ist jedoch nur die <strong>Leitfähigkeit</strong>sänderung ∆σ durch die<br />

Beleuchtung der Probe <strong>von</strong> Bedeutung.<br />

Um ∆σ <strong>von</strong> der Dunkelleitfähigkeit <strong>und</strong> <strong>Leitfähigkeit</strong>sänderungen aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong> unerwünschten<br />

Lichteinwirkungen trennen zu können, steht vor dem Eintrittsspalt des Monochromators<br />

einChopper, der das Messlicht mit einer Frequenz <strong>von</strong> ca. 200Hz moduliert<br />

(s. Abb. 6). Die Wechselbelichtung ermöglicht die Selektion <strong>von</strong> ∆σ aus dem gesamten<br />

Probenstrom, indem nur der Wechsellichtanteil mit der Frequenz 200 Hz gleichgerichtet<br />

<strong>und</strong> verstärkt zur Anzeige gebracht wird. Die selektive Gleichrichtung erfolgt in einer<br />

Verstärkerstufe, diedasEingangssignalabhängig<strong>von</strong>einemReferenzsignal nicht invertiert<br />

oder invertiert überträgt.<br />

Abb. 7: Modulierter Photostrom sowie Referenzspannung des Choppers<br />

Das Referenzsignal ist eine Wechselspannung, die mit einer Gabellichtschranke an der<br />

Unterbrecherscheibe des Choppers erzeugt wird. Die Referenzspannung ist also <strong>von</strong> exakt<br />

gleicher Frequenz wie die Wechselbelichtung <strong>und</strong> wie der interessierende Wechselstromanteil<br />

in der Probe. Die Position der Gabellichtschranke ist außerdem so gewählt, dass der<br />

zu messende Wechselstrom <strong>und</strong> die Referenzspannung in Phase sind. In der Abbildung<br />

für ∆I Photo (Abb. 7) ist der Gleichstromanteil (durch Streulicht sowie der des <strong>Photoleitung</strong>ssignales)<br />

schon herausgefiltert. Nehmen wir nun an, dass bei +U ref der Verstärker<br />

das Eingangssignal nicht invertiert, während es bei −U ref invertiert wird, so erhält man<br />

am Ausgang einen Spannungsverlauf wie in Abb. 8. Werden durch einen nachfolgenden<br />

Tiefpass die noch vorhandenen Spannungsspitzen aufgr<strong>und</strong> des Umschaltvorgangs beseitigt,<br />

so ergibt sich folglich eine Gleichspannung, die zu ∆I photo proportional ist <strong>und</strong> auf<br />

dem Messgerät des Verstärkers angezeigt wird.


98 <strong>Versuch</strong> 9: <strong>Photoleitung</strong> an Germanium<br />

Abb. 8: Zur Erklärung des Lockin-Prinzips<br />

Der entscheidende Gewinn bei diesem Verfahren (Lock-in-Technik)besteht darin, dass nahezunurderzurReferenzfrequenzgleiche<br />

Wechselstromanteil amAusgangdesVerstärkers<br />

eine Gleichspannung liefert. Anteile mit anderen Frequenzen treten praktisch nicht auf,<br />

solange sie nicht so stark sind, dass der Verstärker übersteuert wird.<br />

Kalibrierung des Monochromators<br />

Zur Kalibrierung verwendet man die Emissionslinien der Hochdruck-Quecksilberdampflampe<br />

HQA 125 zwischen 0.5 <strong>und</strong> 1.8 µm. In der Abb. 9 sind diese Linien in ihrer<br />

relativen Intensität als Funktion eines linearen, willkürlichen Maßstabs angegeben. An<br />

den Peaks finden Sie die zu den Linien gehörigen Wellenlängen in µm. Nur die ersten vier<br />

Spektrallinien (violett, grün, gelb, rot) fallen in den für das menschliche Auge sichtbaren<br />

Spektralbereich. Die übrigen Emissionslinien befinden sich im nahen Infrarot zwischen<br />

0.8 µm <strong>und</strong> 2 µm.<br />

Der Bandabstand ∆E <strong>von</strong> Ge beträgt bei Raumtemperatur 0.66 eV. Mit der Umrechnungsformel<br />

E in eVˆ= 1.24<br />

(10)<br />

λ in µm<br />

erkennt man, dass alle Wellenlängen unterhalb 1.9 µm <strong>von</strong> Germanium absorbiert werden<br />

<strong>und</strong> damit photoelektrisch nachgewiesen werden können. Bei der Kalibrierung wird die<br />

Ge-Probe also als Photoempfänger benutzt.<br />

Die Justierung beginnt man damit, die grüne Linie mit dem Wellenlängenvortrieb (WV)<br />

grobauf den Austrittsspalt <strong>und</strong> somit auf die Probe einzustellen <strong>und</strong> durch Feinjustierung<br />

des WV das maximale Signal der Linie aufzufinden.<br />

Der Verstärker wird dazu auf große Verstärkung eingestellt. Auf diese Weise ordnet man,<br />

jeder Linie <strong>und</strong>der damit gegebenen Wellenlänge dieentsprechende Skalenteilung desWV<br />

zu. (Der WV sollte vor dem Ablesen der Skala beispielsweise immer rechts herum gedreht<br />

worden sein, um Fehler durch das Getriebespiel zu vermeiden.) Die Skalenteile liest man<br />

auf dem Digital-Einstelltrieb ab, der auf der Achse der Mikrometerschraube befestigt ist.<br />

Durch die gewonnenen Kalibrierpunkte wird nach Art der Abb. 10 die Kalibrierkurve<br />

gezeichnet.


<strong>Versuch</strong> 9: <strong>Photoleitung</strong> an Germanium 99<br />

Abb. 9: Emissionsspektrum der Hg-Lampe (Wellenlängen in µm)<br />

<strong>Versuch</strong>saufgabe 1:<br />

Kalibrieren Sie den Monochromator nach dem angegebenen Verfahren. Achtung: Die<br />

Linien bei 0.69 µm <strong>und</strong> 1.207 µm sind kaum messbar! Zeichnen Sie die Kalibrierkurve,<br />

<strong>und</strong> extrapolieren Sie diese (linear) bis zu einer Wellenlänge <strong>von</strong> 2.3 µm (s. Abb. 10).<br />

Zeigen Sie die erhaltene Kalibrierkurve vor dem Ausschalten der Hg-Lampe dem<br />

betreuenden Assistenten.<br />

Messung des <strong>Photoleitung</strong>sspektrums <strong>von</strong> Ge<br />

Anstelle der Hg-Lampe wird die Jod-Quarz-Lampe eingesetzt, die ein kontinuierliches<br />

Spektrum liefert. Der Monochromator wird dann einmal über den gesamten Bereich<br />

durchgefahren, um das Maximum der <strong>Photoleitung</strong> zu suchen <strong>und</strong> die Verstärkung so<br />

einzustellen, dass der Verstärker nicht übersteuert wird.<br />

<strong>Versuch</strong>saufgabe 2:<br />

Man messe die Abhängigkeit des <strong>Photoleitung</strong>swechselspannungssignals (∆σ ∼ U Mess ) an<br />

Ge als Funktion der Wellenlänge im Bereich <strong>von</strong> 1.3 µm bis 2.3 µm in Schritten <strong>von</strong> ca.<br />

0.05 µm. Nur im Bereich der Kante messe man u.U. in kleineren Schritten. Das Ergebnis<br />

stelle man graphisch dar.


100 <strong>Versuch</strong> 9: <strong>Photoleitung</strong> an Germanium<br />

Abb. 10: Prinzipskizze der Kalibrierkurve<br />

Der Wert der Bandlücke ∆E ist hier näherungsweise aus der <strong>Photoleitung</strong>skurve mit Hilfe<br />

der Wellenlänge, bei der σ = σmax<br />

2<br />

ist, zu bestimmen.<br />

Bestimmung der <strong>temperaturabhängige</strong>n elektrischen<br />

<strong>Leitfähigkeit</strong><br />

Die <strong>Leitfähigkeit</strong> lässt sich aus dem gemessenen Widerstand R <strong>und</strong> den Abmessungen der<br />

Probe (Länge l, Breite b, Dicke d) berechnen:<br />

R = 1 σ ·<br />

l<br />

b·d<br />

Zur Widerstands- <strong>und</strong> Temperaturmessung dient ein Digitalvoltmeter, das neben dem<br />

Probenstrom <strong>und</strong> der Probenspannung auch die Temperatur in ◦ C anzeigt. Die Variation<br />

der Temperatur erfolgt über den Probenstrom, der mit einem Potentiometer verändert<br />

werden kann. Der Widerstand der Germaniumprobe ist über das Ohmsche Gesetz für<br />

jede Temperatur auszurechnen. Auf die Rückseite der Probe ist eine Siliziumdiode zur<br />

Temperaturmessung gekittet.<br />

(11)<br />

<strong>Versuch</strong>saufgabe 3:<br />

Messen Sie den Widerstand der Germanium-Probe als Funktion der Temperatur. Variieren<br />

Sie dazu den Probenstrom <strong>von</strong> Null aufwärts derart, dass sich jeweils eine ca. 5 ◦ C


<strong>Versuch</strong> 9: <strong>Photoleitung</strong> an Germanium 101<br />

höhere Temperatur einstellt, für die dann die Probenspannung abgelesen <strong>und</strong> die spezifische<br />

<strong>Leitfähigkeit</strong> σ berechnet wird. Die Probenmaße sind: Länge l = 10 mm, Breite<br />

b = 5 mm, Dicke d = 2 mm.<br />

Nach Beendigung der <strong>Versuch</strong>sreihe bitte den Probenstrom auf Null zurückdrehen!<br />

Man trage ln ( )<br />

σ (σa<br />

σ a<br />

ist die <strong>Leitfähigkeit</strong> bei der kleinsten gemessenen Temperatur) über<br />

1<br />

(T in Kelvin!) auf <strong>und</strong> bestimme aus der Steigung den Wert für ∆E T 0. Nahe der Raumtemperatur<br />

ist die Probe möglicherweise noch im Bereich der Störstellenerschöpfung. Also<br />

die Steigung nur dem linearen Teil der Kurve entnehmen!<br />

<strong>Versuch</strong>saufgabe 4:<br />

Berechnen Sie mit Hilfe der Gl. (8) den Bandabstand für Raumtemperatur, <strong>und</strong> vergleichen<br />

Sie das Ergebnis mit dem optisch bestimmten Wert.

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