IPSM-adhs 3 - Treffpunkt ADHS asbl
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<strong>ADHS</strong> bei<br />
Erwachsenen Ppt3/’09<br />
<strong>IPSM</strong>-<strong>adhs</strong> Grundlagen, Teil 3<br />
Dr. Lucien NICOLAY (2009)<br />
1
1. Aufmerksamkeits-Defizit-Störung<br />
mit/ohne Hyperaktivität heute?<br />
<strong>ADHS</strong> wird heute verstanden als eine<br />
Beeinträchtigung der Selbstregulationskompetenzen<br />
des Kindes oder Jugendlichen, resp<br />
der Selbststeuerungsfähigkeit des Erwachsenen,<br />
wobei genetische Anteile, neuranatomische &<br />
neurophysiologische Marker die Risiken für die<br />
Manifestation der Störung kennzeichnen<br />
(neuroevolutionäre Basisstörung).<br />
Psychosoziale Bedingungen im Umfeld des Kindes<br />
oder Jugendlichen sind wesentlich an Aufrechterhaltung<br />
& Schweregrad der Problematik bis ins<br />
Erwachsenenalter hinein beteiligt.<br />
2
Entwicklung von <strong>ADHS</strong><br />
bis ins Erwachsenenalter …=><br />
• Bei 40-60% der Kinder Fortsetzung der <strong>ADHS</strong>-Symptome<br />
im Erwachsenenalter;<br />
• bei vielen Symptomen oder breiter Störungssymptomatik<br />
bis zu 83% Persistenz; dagegen<br />
• bei geringer Symptomausprägung als Kind nur 7-8%.<br />
• Trotzdem erschwert Restsymptomatik (impulsiver Stil,<br />
Ablenkbarkeit, Tendenz zu vorschnell-unreflektiertem<br />
Verhalten & abrupten Lebensentscheidungen) das soziale<br />
Leben & das Leistungsvermögen.<br />
• D.h.: Der Start ins Erwachsenenalter ist auf jeden Fall<br />
erschwert!<br />
3
… => Jugendliche mit <strong>ADHS</strong> im Vergleich zu<br />
unauffälligen Mitschülern …<br />
• erreichen geringere Schulabschlüsse & gehen<br />
• häufiger ohne Abschluss von der Schule,<br />
• brauchen mehr psychosoziale & medizinische Hilfe,<br />
• entwickeln eher abträgliche soziale Verhaltensweisen &<br />
• viele von ihnen leiden zusätzlich unter Sucht- & Affektiven<br />
Störungen oder Persönlichkeitsstörungen.<br />
Im Erwachsenenalter wandelt sich die Störung:<br />
• Offene Hyperaktivität wird innere Unruhe;<br />
• Unaufmerksamkeit & mangelnde Detailbeachtung wird<br />
zum Lebensstil;<br />
• Mangelnde Selbstorganisation führt zu geringeren<br />
Berufsleistungen;<br />
• Impulsivität droht in soziale Schwierigkeiten<br />
umzuschlagen. Hinzu kommen häufig:<br />
• Starke Stimmungsschwankungen, eine geringe<br />
Frustrationstoleranz & ein geringes Selbstwertgefühl.<br />
4
Von Erwachsenen mit AD(H)S<br />
sind nach Barkley u.a. (2008)<br />
• 47% vorherrschend unaufmerksam,<br />
• 7% vorherrschend hyperaktiv,<br />
• 42% dem Mischtypus zuzuordnen<br />
• 5% mit einer Restsymptomatik behaftet.<br />
5
Geschlechtstypische Prävalenz?<br />
Nach Review von Lauth & Raven im Psychotherapeutenjournal 1/2009:<br />
• Persistenz für Übergang ins Erwachsenenalter:<br />
40-60% (s. <strong>ADHS</strong> bei Jugendlichen von Nicolay, IP-Forum<br />
spezial 2009, 82ff resp. Ppt zum gleichen Thema)<br />
• 3-4% im Erwachsenenalter<br />
• Jungen zu Mädchen: 8:1; männliche zu weiblichen<br />
Jugendlichen: 5:1; Männer zu Frauen: 2:1<br />
• Viele Mädchen unerkannt (sind weniger hyperaktiv oder<br />
extravertiert); Symptomwandel zum Erwachsenenalter;<br />
andere Störungssymptomatik & Komorbiditäten<br />
• Achtung: Abgrenzung von anderen Störungen, z.B.<br />
6<br />
Borderline PS, sonst falsche Behandlung!
« Verflechtungen » (n. Philipsen, 2008, 2009)<br />
7
2. Diagnostik? (siehe gesonderte Präsentation)<br />
• Traditionell: Klassifikatorische Diagnostik mit Hilfe<br />
von DSM-IV-TR & ICD-10.<br />
(A= Aufmerksamkeitsstörung; H = Hyperaktivität; I = Impulsivität)<br />
• Angestrebt: bessere Subgruppenbildung zwecks<br />
differenzieller Therapieindikation, möglichst<br />
anhand zuverlässiger neuropsychologischer<br />
Verfahren zur Erfassung der Endophänotypen<br />
oder Neuromarker (bereits im DSM-V von 2012?)<br />
8
Traditionell bei Kindern nach ICD-10<br />
9
3 Subtypen bei Kindern nach DSM IV<br />
10
Traditionell bei Erwachsenen<br />
• Aufmerksamkeitsfokusstörung (obligat)<br />
• Motorische Hyperaktivität / Gefühl innerer Unruhe<br />
(obligat) - dann 2 aus 5 fakultativen -<br />
• Affektlabilität (rascher Stimmungswechsel)<br />
• Desorganisation in Verhalten und Aktivitäten<br />
• Mangelhafte Affektkontrolle (Wutausbrüche)<br />
• Impulsivität (Dazwischenreden)<br />
• Emotionale Überreaktionen bzw. Reizoffenheit/<br />
Stressempfindlichkeit<br />
(nach P. Wender)<br />
P.S.: Überschneidungen mit BPS<br />
11
<strong>ADHS</strong> bei Frauen (siehe 9. Exkurs)<br />
• Hypoaktiver Subtypus, desorganisierter<br />
ADS-Typus, verträumt & zurückgezogen<br />
• In der Schule deswegen unauffällig, späterer Knick<br />
wegen Belastung in Schule/Ausbildung/ Beruf u.<br />
sozialen Interaktionen<br />
• Perfektionistischer leistungsorientierter<br />
Subtypus, coping/bewätigungsorientiert,<br />
(überkompensatorisch) hoch strukturierte ADS<br />
• Häufige Komorbidität: Essstörungen (Binge Eating &<br />
Bulimie = impulsiv, evt. zur Beruhigung via Kohlehydratausgleich bei<br />
verminderter frontaler Glukoseaktivität. Ebenfalls Anorexie, evt als<br />
12<br />
Copingstrategie) & Innere Nervosität, Spannung => Nägelkauen, Tics
Stärken & Schwächen bei Erwachsenen<br />
Defizite (Utah Kriterien)<br />
Ressourcen<br />
• Aufmerksamkeitsstörung<br />
• Motorische Hyperaktivität<br />
• Impulsivität<br />
• Affektkontrolle<br />
• Emotionale Überreagibilität<br />
• Affektlabilität<br />
• Desorganisiertes Verhalten<br />
• Hyperfokussierung<br />
• Energie<br />
• Risikobereitschaft<br />
• Leidenschaft<br />
• Begeisterung<br />
• Fantasie<br />
• Kreativität<br />
Spezifisch ungünstige<br />
Situationen<br />
Spezifisch günstige<br />
Situationen<br />
13
3. Phänotypen, Genotypen &<br />
synaptische Transmission<br />
• Komplexes Vererbungsmuster mit Heriitabilität<br />
bis ca. 70-80%<br />
• Suszeptibilitätsloci auf Chromosomen:<br />
4q13.2; 5p13; 5q23.3; 6q12; 7p13; 9q33; 11q22; 15q15;<br />
16p13 & 17p11<br />
• Assoziationen mit Modulatoren der<br />
serotonergen & dopaminergen Siagnalwege:<br />
Dopaminrezeptoren DRD4 & DRD5; Dopamintransporter<br />
DAT, SLC6A4; Serotoninrezeptor HTR1B; Serotonintransporter<br />
5-HTT, SLC6A4; Tryptophanhydroxylase TPH2<br />
sowie Protein SNAP25, …<br />
(Siehe gesonderte Ppt zu Ursachen: <strong>ADHS</strong>-Ursachen 1)<br />
14
Komplexität & Heterogenität =><br />
diagnostische Uneinheitlichkeit<br />
Lösung des Problems = Endophänotypisierung?<br />
Via: Definition von reliabel operationalisierbaren & theoretisch<br />
begründbaren Merkmalen, die zwischen Genotyp &<br />
Phänotyp liegen. Endophänotypen weisen engeren<br />
Zusammenhang zum Genotypen auf, sind weniger<br />
komplex von genetischen Einflüsen determiniert als<br />
Phänotypen, die durch traditionelle diagnostische Kriterien<br />
erfasst werden.<br />
Chance: Neuropsychologische Endophänotypen finden =><br />
neue Subgruppenbildungen => differenzielle Behandlung<br />
15
Endophänotypen<br />
Gene<br />
→„Genotyp“<br />
Verhalten<br />
→„Phänotyp“<br />
Endophänotyp<br />
Umwelt<br />
Endophänotyp<br />
notyp = „Brücke“ zwischen<br />
Genotyp und Phänotyp<br />
… nutzt messbare Marker oder Aspekte von<br />
<strong>ADHS</strong> - sucht klarere Beziehung mit Genen<br />
16
Ziel: Neues Klassifikationssystem aufgrund<br />
von ätiologisch homogeneren neuropsychologischen<br />
<strong>ADHS</strong>-Endophänotypen,<br />
hierzu 6 « Kandidaten »:<br />
1. Beeinträchtigungen in Exekutivfunktionen mit<br />
mangelnder Hemmungskontrolle (Impulsivität)<br />
2. Motorische Überaktivität<br />
3. Dysfunktionale Regulierung der Anstrengungsbereitschaft<br />
im Hinblick auf zielbezogenes<br />
Verhalten (kurzfristige vs entferntere Ziele)<br />
4. Aversion gegenüber Aufschub von Belohnung<br />
5. Arbeitsgedächtnisstörungen/-einschränkungen<br />
6. Gestörte Verarbeitung von Reizen hinsichtlich<br />
verfügbarer Zeitfenster zur Erledigung von<br />
Aufgaben, bei erhöhter inter-/intra-individueller<br />
Variabilität der Reaktionszeiten<br />
17
Verbesserte Klassifikation/Diagnostik<br />
aufgrund von 2 Kandidaten-Endophänotypen<br />
Nur als Beispiel: Erklärungswert von disjunktiven<br />
Faktoren wie Exekutivfunktionsdefizit &<br />
Belohnungsverzögerungsaversion bei <strong>ADHS</strong>-<br />
Patienten (2 amerikanische Untersuchungen von 2001 & 2003)<br />
• Exekutive Defizite bei 15-23 %<br />
• Störungen des Belohnungssystems bei 15-27%<br />
• Defizite in beiden Domänen bei 23-29%<br />
• Lediglich 29-39% der Patienten waren in diesen<br />
Tests klinisch unauffällig (sie lagen in keinem der<br />
beiden Parameter unter 10%-Perzentile)<br />
⇒Also deutlich bessere Klassifikation als bisher!<br />
18
4. Neuropsychologische<br />
Erkenntnisse<br />
• Symptomcluster, Aufmerksamkeitssystem &<br />
neuronales Netzwerk<br />
• Empirische Belege für gestörte Funktionen<br />
• Metaanalytische Befunde<br />
• <strong>ADHS</strong>-Subtypen & ihre<br />
neuropsychologischen Aufälligkeiten<br />
• Die PASS-Theorie (Prozessbestandteile)<br />
• <strong>ADHS</strong>-Subtypen-Profile mittels CAS<br />
(Cognitive Assessment System) von Naglieri<br />
& Das (1997)<br />
19
Symptomcluster, Aufmerksamkeitssystem<br />
& neuronales Netzwerk<br />
1. Inattention-alerting; Alerting = dauerhafte<br />
Aufmerksamkeit; rechter frontaler Kortex;<br />
Symptome: Probleme, Aufm.keit aufrecht zu erhalten, etwas<br />
fertig zu machen, sich dauerhaft anzustrengen<br />
(Anstrengungsvermeidung)<br />
2. Inattention-orienting; Orienting = selektive<br />
Aufmerksamkeit; posteriorer parietaler Kortex;<br />
Symptome: leicht ablenkbar sein, anscheinend nicht zuhören<br />
und nicht konzentrieren können<br />
3. Hyperactive/Impulsive; Executive Control =<br />
exekutive Aufmerksamkeit; anteriorer cingulärer<br />
Kortex; Symptome: Antworten nicht zurückhalten können,<br />
unterbrechen, stören, Reihe nicht abwarten können<br />
20
Empirische Belege für neuropsychologische<br />
Funktionsstörungen betr.<br />
• Selektive Aufmerksamkeit<br />
• Exekutive Aufmerksamkeit, Inhibitionsprozesse &<br />
Arbeitsgedächtnis (Inhibition der vorherrschenden<br />
Antwort, Inhibition einer fortlaufenden Antwort,<br />
Interferenzkontrolle, Inhibition sakkadischer<br />
Augenbewegungen, Arbeitsgedächtnis)<br />
• Dauerhafte Aufmerksamkeit<br />
• Wartezeit & Belohnungsmechanismen<br />
• sowie, sekundär?, globales Defizit in exekutiven<br />
Funktionen (Arbeitsgedächtnis, Selbstregulation von<br />
Affekt, Motivation & Erregungsniveau, Internalisierung von<br />
Sprache, Handlungsplanung & Handlungskontrolle)<br />
21
Metanalytische Befunde aus Weisshaupt & Jokeit<br />
(2006) zur Neuropsychologie von ADHD vs. Kontrollgruppe<br />
22
<strong>ADHS</strong>-Subtypen & neuropsychologische<br />
Auffälligkeiten (Petermann & Toussaint, 2009)<br />
• Die neuropsychologisch-kognitiven Theorien & Modelle<br />
erklären am besten die <strong>ADHS</strong>-Mischtypus oder den<br />
impulsiv-reaktiven Typus.<br />
• Der reine Unaufmerksamkeitstypus unterscheidet sich<br />
neuropsychologisch von den anderen Subtypen durch<br />
Störungen der Verarbeitungsgeschwindigkeit & in der<br />
selektiven Aufmerksamkeit.<br />
• Bei <strong>ADHS</strong>-C werden eine diffuse, umfassendere kognitive<br />
Beeinträchtigung & Schwierigkeiten, die Anstrengungsbereitschaft<br />
aufrechtzuerhalten angenommen.<br />
• Der H/I-Typus kennt keine bedeutsamen kognitiven<br />
Defizite.<br />
23
• Bei allen <strong>ADHS</strong>-Typen finden sich Einschränkungen in<br />
den Aufmerksamkeitskomponenten Vigilanz/Daueraufmerksamkeit,<br />
selektive Aufmerksamkeit, geteilte<br />
Aufmerksamkeit & Flexibilität.<br />
• Auch innerhalb der verschiedenen Subtypen finden sich<br />
Unterschiede in den Aufmerksamkeitsprofilen.<br />
• Zwar können « Gesunde » von <strong>ADHS</strong>-Betroffenen<br />
abgegrenzt werden, es finden sich jedoch ähnliche<br />
neuropsychologische Profile ebenfalls bei anderen<br />
psychischen Störungen, die in der Kindheit beginnen.<br />
• <strong>ADHS</strong>-Spezifität?<br />
24
Die PASS-Theorie: Prozessbestandteile<br />
• In Anlehnung an Lurias funktionale Systeme (siehe Ppt-<br />
Präsentation von Nicolay (2007): « Neuropsychologie der<br />
funktionellen Systeme & Aneignungssyndrome »<br />
(www.lgipa.lu; Vorträge & Präsentationen oder<br />
www.treff<strong>adhs</strong>.lu; Articles en allemand) oder in LGIPA<br />
(Hrsg.)(2008). Erfassung & Behandlung von Teilleistungsschwächen<br />
(S. 211-227).<br />
• Cognitive Assessment System, CAS von Naglieri & Das<br />
(1997)<br />
• Spezifisch kognitive Probleme & exekutive Defizite<br />
betreffend Planungsfähigkeit, Aufmerksamkeit,<br />
Simultanität, Sukzessivität (alles « kulturfair »)<br />
25
• P: Planungsfähigkeit beschreibt einen hierarchisch<br />
übergeordneten kognitiven Prozess als Bestandteil der<br />
Exekutivfunktionen, bei dem konvergentes problemlösendes<br />
Denken und einfache oder komplexe Planungsprozesse im<br />
Vordergrund stehen. Neben der Entwicklung & dem<br />
Transfer von effizienten Strategien kann eine Vielzahl<br />
möglicherHandlungsoptionen erkannt & durch mentale<br />
Vorstellung auf ihre Brauchbarkeit hinsichtlich des<br />
erwünschten Zielzustandes überprüft werden. Oftmals sind<br />
dazu auch noch die drei anderen Prozesse nötig. Die<br />
Planungsfähigkeit ist außerdem notwendig, um<br />
Impulskontrolle & gelerntes Wissen anzuwenden.<br />
26
• A: Aufmerksamkeit ist ein kognitiver Prozess, bei dem auf<br />
spezifische Reize fokussiert werden soll, während gleichzeitig<br />
andere weniger relevante Distraktoren präsentiert<br />
werden. Ein hoher Wert in einem Aufmerksamkeitsuntertest<br />
bedeutet, dass die Aufmerksamkeit distributiv (= auf eine<br />
Reizgruppe gerichtet), selektiv (= auf bestimmte Reize<br />
gerichtet) & dauerhaft (= bei monotoner Tätigkeit) ist. Bei<br />
wechselnder Aufgabenart ist eine gewisse kognitive<br />
Flexibilität notwendig. Vorausgesetzt wird immer eine<br />
Entscheidung, auf einen spezifischen Reiz in einer<br />
komplexen Umgebung zu reagieren oder eben nicht zu<br />
reagieren & somit eine gute Impulskontrolle.<br />
27
• S: Simultanität stellt eine kognitive Aktivität dar, bei der<br />
Reize zu zusammenhängenden Gruppen integriert werden<br />
müssen<br />
&<br />
• S: Sukzessivität ist eine kognitive Aktivität, bei der Reize<br />
nach einer spezifischen seriellen Ordnung integriert werden<br />
müssen, um eine schrittweise Abfolge zu bilden.<br />
28
<strong>ADHS</strong>-Subtypen-Profile mittels CAS<br />
Nach Naglieri mit Goldstein, Delauder, Luit,<br />
Pickering, Schwebach, Salter & Edwards (2003-2005).<br />
Unterschiedliche PASS-Profile bei <strong>ADHS</strong>-Subtypen im<br />
Kindesalter:<br />
• <strong>ADHS</strong>-H: durchschnittliche Werte auf allen PASS-Skalen<br />
außer auf der Planungsdimension!<br />
• <strong>ADHS</strong>-H/I: größte Schwierigkeiten auf Planungsdimension.<br />
• Deutliche Unterscheidung von LRS-Kindern: diese haben<br />
niedrige Scores im sukzessiven Verarbeiten<br />
• Deutliche Unterscheidung von angstgestörten Kindern:<br />
unauffälliges PASS-Profil<br />
• Deutliche Unterscheidung von <strong>ADHS</strong>-I-Kindern: diese<br />
haben Schwächen bez. der selektiven<br />
29<br />
Aufmerksamkeitsleistung<br />
====
Fortsetzung: <strong>ADHS</strong>-Subtypen mittels CAS<br />
• <strong>ADHS</strong>-I-Kinder können sich in entsprechenden Go-Nogo-<br />
Aufgaben nur schwer auf die relevanten Stimuli fokussieren<br />
& nebensächliche Distraktoren schlecht ausblenden.<br />
• Erwachsene <strong>ADHS</strong>-Patienten: Defizite im Bereich des<br />
simultanen Schlussfolgerns (induktives Denken).<br />
• Vielversprechender Test: K-CLASSIC von Kaufman &<br />
Kaufman (ab 2007) – hierzu mehr in Diagnostik-Präsentation von<br />
Nicolay, 2009 -<br />
30
5. Diagnostische Kriterien für <strong>ADHS</strong><br />
bei Erwachsenen - modif. nach Hallowell & Ratey<br />
Klinisch relevante <strong>ADHS</strong> = chronische Störung bei der<br />
wenigstens 12 der folgenden Merkmale zutreffen:<br />
1. Das Gefühl, nichts besonders gut zu können<br />
oder nie seine Ziele zu erreichen (unabhängig<br />
von dem Zustandegebrachtem).<br />
2. Die Schwierigkeit, sich zu organisieren<br />
3. Die chronischen Verzögerungen oder<br />
Verspätungen oder die Schwierigkeit, mit einer<br />
Aufgabe zu beginnen<br />
4. Eine große Anzahl von gleichzeitigen Projekten<br />
und die Schwierigkeit, sie weiterzuführen oder<br />
zu Ende zu bringen<br />
31
5. Die Tendenz unzutreffende oder unangemessene<br />
Bemerkungen zu machen<br />
6. Die permanente Suche nach starken Reizen<br />
7. Die Tendenz, sich schnell zu langweilen<br />
8. Eine Leichtigkeit, sich ablenken zu lassen;<br />
Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit zu<br />
fokussieren; eine Tendenz, abzuschalten (sich<br />
auszuklinken) oder inmitten einer Seite oder<br />
mitten im Gespräch abzudriften, oft verbunden<br />
mit der gleichzeitig vorhandenen Fähigkeit, bei<br />
anderen Gelegenheiten die Aufmerksamkeit<br />
extrem intensiv zu richten (Hyperfokalisierung).<br />
9. Eine häufig höhere Kreativität, Intuition oder<br />
Intelligenz<br />
32
10. Die Schwierigkeit, die üblichen Prozeduren<br />
einzuhalten oder festgelegten Wegen zu folgen<br />
11. Die Ungeduld & Frustrationsintoleranz<br />
12. Die Impulsivität im Reden oder im Handeln wie<br />
z.B. Geld verschleudern, eigene Projekte<br />
umstoßen, mit neuen Strategien, neuen<br />
Karrieren, neuen Plänen beginnen<br />
13. Die Tendenz, sich unnützerweise und ewig zu<br />
sorgen; die Tendenz, die Zukunft ergründen zu<br />
wollen um etwaige Probleme vorauszusehen, im<br />
Wechsel mit Unaufmerksamkeit oder<br />
Nachlässigkeit, was reale Gefahren anbelangt 33
14. Das Gefühl, einer drohenden Gefahr ausgesetzt<br />
zu sein, eine fundamentale Verunsicherung im<br />
Wechsel mit dem Bedürfnis, große Risiken<br />
einzugehen<br />
15. Eine wechselnde bis depressive Stimmung beim<br />
Wegfallen von Verpflichtungen gegenüber<br />
Projekten oder Verbindlichkeiten gegenüber<br />
Personen<br />
16. Die Erregtheit & Stressempfindlichkeit<br />
17. Die Tendenz zum Sucht-/Abhängigkeitsverhalten<br />
18. Die chronischen Selbstwertprobleme<br />
34
19. Eine schlechte Introspektions- und<br />
Mentalisierungsfähigkeit<br />
20. ADS/<strong>ADHS</strong>, manisch-depressive Erkrankungen,<br />
Depression, Suchtmittelabhängigkeit, oder<br />
weitere Störungen der Impulskontrolle oder der<br />
Stimmung in der familiären Vorgeschichte<br />
(Bureau de Santé; www.regional.niagara.on.ca)<br />
35
6. Symptome, Folgen &<br />
Komorbidität bei Erwachsenen<br />
• Vergesslichkeit, unzureichende Aufmerksamkeit,<br />
mangelnde Konzentration, hohe Ablenkbarkeit,<br />
geringe Ausdauer, fehlerhaftes, flüchtiges<br />
Arbeiten, wiederholtes Aufschieben von<br />
Aufgaben, die Sorgfalt & Ausdauer erfordern<br />
• Hang zu raschen & unbedachten<br />
Entscheidungen, starke Stimmungsschwankungen,<br />
geringe Frustrationstoleranz,<br />
geringes Selbstwertgefühl<br />
• Offene Bewegungsunruhe weicht einer inneren<br />
Unruhe & angespannten Nervosität im Erw.alter. 36
⇒Dieser Verhaltensstil führt zu beruflichen &<br />
sozialen Schwierigkeiten, d.h. zu Problemen am<br />
Arbeitsplatz & in der Partnerschaft sowie zu<br />
finanziellen Schwierigkeiten. Diese erschweren<br />
die soziale Anpassung nachweislich.<br />
⇒Schule, Ausbildung, Studium & Beruf werden<br />
häufiger abgebrochen, das Arbeitsverhältnis<br />
öfters beendet.<br />
⇒<strong>ADHS</strong>-Betroffenen nehmen häufiger soziale<br />
Dienste & Kliniken (Haushalts-, Betriebs- &<br />
Verkehrsunfälle!) in Anspruch.<br />
⇒Bei einem Drittel der Betroffenen liegt neben<br />
37<br />
<strong>ADHS</strong> noch eine weitere psychische Störung vor:
Komorbidität bei <strong>ADHS</strong> …<br />
Angaben schwanken je nach Studie …<br />
⇒ Major Depression: 9-19%<br />
⇒ Dysthymie: 5-25%<br />
⇒ Bipolare Störung: 2-19%<br />
⇒ Angststörungen: 12-16%<br />
⇒ Zwangsstörungen: 2%<br />
⇒ Alkoholmissbrauch: 5-18%<br />
⇒ Cannabisabhängigkeit/-missbrauch:<br />
14%<br />
⇒ Andere Drogen: 5%<br />
⇒ Gestörtes Sozialverhalten/<br />
geringe Selbstbeherrschung: 20%<br />
⇒ Asthma & andere chronische<br />
Erkrankungen: 5%<br />
39
Gemischter Typus neigt am ehesten zu<br />
Komorbiditäten!<br />
<strong>ADHS</strong>- Betroffene nehmen seltener angemessene<br />
soziale Rollen ein, bzw. sie besitzen eine gerinere<br />
Rollenproduktivität. Sie sind seltener verheiratet, häufiger<br />
geschieden, häufiger arbeitslos & haben im Durchschnitt<br />
ein geringeres Einkommen.<br />
Frauen & Männer sind sich in ihren beruflichen,<br />
leistungsbezogenen & sozialen Schwierigkeiten sehr<br />
ähnlich, - es gibt aber Tendenzen in männlichen &<br />
weiblichen Lebensformen: Frauen mit <strong>ADHS</strong> sind häufig<br />
alleinerziehend, sie leiden eher unter Ängsten &<br />
Depressionen während Männer im Erwachsenenalter oft<br />
noch bei ihren Eltern leben & eher zu Substanzmissbrauch<br />
neigen.<br />
40
<strong>ADHS</strong>- Betroffene nehmen seltener angemessene<br />
soziale Rollen ein, bzw. sie besitzen eine gerinere<br />
Rollenproduktivität. Sie sind seltener verheiratet, häufiger<br />
geschieden, häufiger arbeitslos & haben im Durchschnitt<br />
ein geringeres Einkommen.<br />
(=> Persönlichkeitsstörungen 18-28%!)<br />
41
Nach <strong>ADHS</strong>-Netzwerkstudie<br />
« Persönlichkeitsstörungen »<br />
• 40,7% Zwanghafte PS.<br />
• 37,1% Antisoziale PS.<br />
• 35,7% Borderline PS.<br />
• 27,1% Selbstunsichere PS.<br />
• 20,0% Paranoide PS.<br />
• 15,7% Dependente PS.<br />
• 15,7% Narzisstische PS.<br />
• 14,3% Histrionische PS.<br />
u.a.m. bei N=156 mittels SKID-II<br />
42
Neurobiol. Korrelate von <strong>ADHS</strong>-Symptombereichen<br />
Assoziiertes Stör.übergreifende Beteiligte neuroana-<br />
Störungsbild: Symptombeschreib.: tomische Regionen:<br />
Substanzmittelmissbrauch<br />
Affektive Störungen<br />
Reduktion von Anspannung,<br />
Steigerung<br />
der Konzentrationsfähigkeit<br />
in bestimmten<br />
Situationen, emotion.<br />
Stabilisierung<br />
Konz. Störungen,<br />
mangelnder Antrieb,<br />
Erschöpfungsgefühle,<br />
Selbstzweifel, sozialer<br />
Rückzug, Schlafstörungen<br />
(Nach Schmidt &<br />
Petermann, 2008)<br />
Striatum, dorsolateraler<br />
präfrontaler<br />
Kortex, orbitofrontaler<br />
Kortex<br />
Präfrontaler Kortex,<br />
anteriorer cingulärer<br />
Kortex, Hippocampus,<br />
Amygdala<br />
(a)=========== (b)<br />
43
Neurobiol. Korrelate von <strong>ADHS</strong>-Symptombereichen<br />
Assoziiertes Stör.übergreifende Beteiligte neuroana-<br />
Störungsbild: Symptombeschreib.: tomische Regionen:<br />
Angststörungen<br />
Antisoziale<br />
Persönlichkeitsstörung<br />
Selbstzweifel,<br />
Unsicherheit,<br />
phobische Reaktionen,<br />
höhere « Offenheit »<br />
für bestimmte Reize<br />
Schwierigkeiten,<br />
soziale Normen<br />
einzuhalten, niedrige<br />
Schwelle zu aggressivgewalttätigem<br />
Verhalten, mangelnde<br />
Problemlösungsstrategien,<br />
geringe<br />
Frustrationstoleranz<br />
Präfront. Kortex, ant.<br />
cingulärer K., insularer<br />
& orbitofront. Kortex,<br />
Amygdala,ventrales<br />
Striatum, zentrales<br />
Grau<br />
Orbitofrontaler K.,<br />
ventromedialer<br />
präfrontaler K.,<br />
limbisches System<br />
(b)===========(c)<br />
44
Neurobiol. Korrelate von <strong>ADHS</strong>-Symptombereichen<br />
Assoziiertes Stör.übergreifende Beteiligte neuroana-<br />
Störungsbild: Symptombeschreib.: tomische Regionen:<br />
Borderline<br />
Persönlichkeitsstörung<br />
Emotionale<br />
Reagibilität,<br />
mangelnde Problemlösestrategien,<br />
affektive Instabilität,<br />
Impulsivität,<br />
Identitätsstörungen,<br />
instabile aber intensive<br />
zwischenmenschliche<br />
Beziehungen,<br />
unangemessene Wut<br />
oder Schwierigkeiten<br />
der Wutkontrolle<br />
Orbitofrontaler K.,<br />
dorsolateraler &<br />
ventromedialer<br />
präfrontaler K.,<br />
Amygdala<br />
(Nach Schmidt &<br />
Petermann, 2008) (c)<br />
45
Anschluss-Frage?!<br />
Sind diese Ko-Störungen wirklich unabhängig<br />
oder enthalten sie einen gemeinsamen Kern?<br />
Nämlich eine unzureichende<br />
Selbstregulation resp. Emotionsregulation,<br />
wodurch das Alltagsverhalten in wichtigen Lebensbereichen<br />
in Mitleidenschaft gezogen wird.<br />
Wichtig also bei vielen Störungen:<br />
Verbesserung der Selbst- & Emotionssteuerung<br />
sowie der Impulskontrolle!!!<br />
46
7. Medizinische Differenzialdiagnose<br />
bei <strong>ADHS</strong>!<br />
« psychiatrisch »:<br />
• Persönlichkeitsstörungen<br />
• Substanzmissbrauch/-abhängigkeit<br />
• affektive Erkrankung; evt atypisch<br />
• Angsterkrankungen<br />
• Tic-Störungen (einschl. Tourette-Störung)<br />
• Teilleistungsstörungen<br />
• « Blande Psychose »<br />
47
« neurologisch & endokriniologisch »:<br />
• Epilepsie mit Absencen oder interiktale dysphorische<br />
Störung n. Blumer<br />
• Chorea<br />
• posttraumatische, postencephalitische & raumfordernde<br />
zerebrale Störungen<br />
• Schilddrüse! Sog. endokrines Syndrom; Akuter exogerer<br />
Reaktionstyp n. Bonhoeffer; Hyper- und Hypothyreose<br />
• Restless-legs-Syndrom<br />
• Medikamentennebenwirkungen (Barbiturate,<br />
Antihistaminika, Theophyllin, Sympathomimetika,<br />
Steroide, Neuroleptika)<br />
• Allergien<br />
• Narkolepsie, Schlafapnoe<br />
48
8. Komplexes Bedingungsmodell zu<br />
<strong>ADHS</strong> bei Erwachsenen n. Lauth & Raven (2009)<br />
Biologische Vulnerabilität (BV):<br />
• Mangelnde Aktivierungssteuerung<br />
(Unteraktivierung, Mängel bei der<br />
zentralnervösen Reizübertragung)<br />
• Mängel bei der zentralnervösen<br />
Hemmungskontrolle<br />
• Verhaltensgenetische Reaktionsstile<br />
• Unzureichende Informationsverarbeitung,<br />
Neurotransmitterprobleme<br />
49
Fortsetz. Bedingungsmodell nach Lauth & Raven<br />
Soziale Umwelt (SU):<br />
• Mangelnde Anleitung im Positiven<br />
• Unzureichende positive Verstärkung (u.a.<br />
negative Verstärkerbilanz, kritische soziale<br />
Rückmeldung)<br />
• Fortgesetzte ungünstige Zuschreibungen<br />
(langjährige Attribuierungen)<br />
BV & SU beeinflussen sich gegenseitig &<br />
führen zu den psychischen Folgen beim<br />
Individuum =============>>>>>>>><br />
50
Fortsetz. Bedingungsmodell nach Lauth & Raven<br />
Psychische Folgen beim Individuum (PF):<br />
• Performanzdefizite (unzureichende<br />
Ausführungsbereitschaft)<br />
• Kompetenzdefizit<br />
• Unzureichendes Anstrengungskontrollsystem<br />
• Mangelnde exekutive Funktionen<br />
• « Sich Sorgen » & idealisierte Selbsterwartung<br />
BV & SU & PF bewirken zusammen Phäno-<br />
Typ / Erscheinungsbild « <strong>ADHS</strong>-typisches<br />
Verhalten =============>>>>>>>><br />
51
Fortsetz. Bedingungsmodell nach Lauth & Raven<br />
<strong>ADHS</strong>-typisches Verhalten (<strong>ADHS</strong>-V)<br />
• Aufschieben<br />
• Unkonzentriertheit<br />
• Ablenkbarkeit<br />
• Innere Unruhe,<br />
• Flüchtiges, risikoreiches Verhalten<br />
• Beeinträchtigungen im Alltagsverhalten<br />
<strong>ADHS</strong>-V wirkt sich wiederum auf PF, BV, SU<br />
zurück!!!<br />
52
9. « Weibliche » <strong>ADHS</strong> - oder was?<br />
• Frühe Erfahrungen traumatischer Art<br />
• Als Mädchen Ausgrenzungserlebnisse<br />
• Stimmungsschwankungen<br />
• Emotionale Instabilität<br />
• Entdecken Diagnose zuerst bei Kindern<br />
• Wissen von sich, sich nicht auf sich verlassen zu können<br />
• Wissen, nicht dumm zu sein, aber es doch nicht zu können<br />
• Gefühl, Potenziale nicht ausschöpfen zu können<br />
• Häufig kreativ (Schrifttellerin, Malerin, Zeichnerin, Musikerin)<br />
• Schauspieler, Theaterleute können durch ihren Beruf ideal<br />
kompensieren<br />
53
• Haben nicht die Fähigkeit, in einer Bahn denken zu<br />
können, denken eher assoziativ als strukturiert<br />
• Im Vergleich zu männlichen <strong>ADHS</strong>-lern eher hypoaktiv &<br />
verträumt<br />
• Leiden, weil sie häufig mehr aus sich herausholen müssen<br />
• Selbstwertprobleme treten auf<br />
• Viele (wechselnde) Beziehungen, um zugelassen &<br />
attraktiv gefunden zu werden (vgl. « weiblicher Narzissmus »)<br />
• Häufig wechselnde Geschlechtspartner, um Langeweile &<br />
innere Anspannung auszugleichen<br />
• Konsequenz: Frühschwangerschaften & frühes Heiraten<br />
• Folgen: depressive Dekompensation<br />
54
• Häufig Diagnose einer Depression bei <strong>ADHS</strong>, ohne dass<br />
an <strong>ADHS</strong> gedacht wird<br />
• Durch neue Lebenswege entstehen neue Konflikte<br />
aufgrund mangelnder Strukturfähigkeit im Alltag<br />
• Bei Müttern kommt es oft zu zusätzlicher Belastung durch<br />
die Kinder, die selbst betroffen sein können<br />
• Mangelnde Haushaltsstruktur, Konflikte als Ehefrau &<br />
Mutter<br />
• Resultat aus desillusionierter Mutter- & Partnerrolle:<br />
Schuld- & Schamgefühle<br />
• Aufgrund anhaltender Konflikte & negativer Selbst-(wert-)<br />
gefühle: depressive Reaktion mit Erschöpfungszuständen<br />
• Anfängliche Erfolge lassen nach; es wird zu viel!<br />
55
• Mittelmaß fehlt<br />
• Schwarz-Weiß-Sehen, Alles oder Nichts-Prinzip!<br />
• Prämenstruelles Syndrom<br />
• ADS-Diagnosestellung bedingt häufig große Erleichterung<br />
• Während eigener Schwangerschaften sind die <strong>ADHS</strong>-<br />
Frauen oft ausgeglichener & strukturierter.<br />
N.B. Abgrenzung zu Borderline PS / emotional-instabiler PS!<br />
<strong>ADHS</strong> oft primär; auch wenn PTBS. Klinische Diagnostik<br />
schwierig, aber wichtig wegen pharmakotherapeutischer &<br />
psychotherapischer Strategie. Zeitliche Rekonstruktion &<br />
Entwicklungsverlauf wichtig!<br />
56
Literaturempfehlung: Dr. Doris Ryffel-Rawak<br />
57
10. Multimodale Therapie nach Leitlinien<br />
• Aus der klinischen Diagnose leitet sich noch keine<br />
Behandlungsnotwendigkeit ab!<br />
• Behandlung (<strong>ADHS</strong>-spezifisch!) erst dann, wenn<br />
eindeutig durch <strong>ADHS</strong> - in einem Lebensbereich<br />
ausgeprägte Störungen oder in mehreren Lebensbereichen<br />
leichte Störungen oder krankheitswertige<br />
Symptome vorliegen.<br />
• Medikation der 1. Wahl ist auch bei Erwachsenen<br />
Methylphenidat (Effektstärken 0,9 bis 1,3!); es gibt aber<br />
auch Kontraindikationen (s. Dr. Philipsen, 2008 & 2009)!<br />
• Kombination aus Medikation & Psychotherapie wird<br />
empfohlen & ist bei Erwachsenen am effektivsten;<br />
Monotherapien sind zu begründen!<br />
• Komorbide Störungen müssen berücksichtigt werden.<br />
• Eine individualisierte Behandlungsplanung ist angezeigt.<br />
58
…& warum auch Psychotherapie wichtig ist!<br />
• Die <strong>ADHS</strong>-spezifische Psychotherapie soll störungsspezifische<br />
resp. subtypenspezifische Elemente<br />
anwenden.<br />
• Da durch die Medikation keine Heilung möglich ist, d.h. die<br />
Symptome nach Absetzen von Methylphenidat wiederkommen,<br />
kann das im Laufe der Psychotherapie Gelernte<br />
dennoch im Alltag Anwendung finden.<br />
• Bei erwachsenen-<strong>ADHS</strong>-lern stehen oft Komorbidität,<br />
gesundheitliche & psychosoziale Folgen im Vordergrund.<br />
• Es gibt Menschen mit <strong>ADHS</strong>, die keine Medikation wollen.<br />
• Und die Mehrzahl wünscht sich eine Behandlung, die über<br />
« Pillenverschreiben » hinausgeht.<br />
• Viele der komorbiden/assoziierten Störungen sind<br />
59<br />
ebenfalls erfolgreich psychotherapeutisch zu behandeln.
ZIEL der multimodalen Behandlung:<br />
Schwächen reduzieren &<br />
Stärken nutzbar machen<br />
Weg:<br />
Von der Reduktion der <strong>ADHS</strong>-Symptome &<br />
zusätzlicher psychischer Störungen zur<br />
⇒Verbesserung des Selbstwertgefühls & des<br />
sozialen Funktionsniveaus & bis hin zur<br />
⇒Verbesserung der Lebensqualität<br />
60
Lauth, G.W. &<br />
Minsel, W.R. (2009)<br />
<strong>ADHS</strong> bei<br />
Erwachsenen.<br />
Göttingen: Hogrefe<br />
& über Testzentrale:<br />
KATE:<br />
Kölner <strong>ADHS</strong>-Test<br />
für Erwachsene<br />
61
Weitere Literatur zu <strong>ADHS</strong> bei<br />
Erwachsenen (Gruppenkonzepte)<br />
• Hesslinger B., Philipsen A. & Richter H. (2004):<br />
Psychotherapie der <strong>ADHS</strong> im Erwachsenenalter<br />
Ein Arbeitsbuch. Göttingen: Hogrefe.<br />
• D’Amelio R., Retz W., Philipsen A. & Rösler M.<br />
(2008). Psychoedukation und Coaching bei<br />
<strong>ADHS</strong> im Erwachsenenalter. München: Elsevier.<br />
62
<strong>IPSM</strong> <strong>adhs</strong>/bordie<br />
Individual-Psychologisches<br />
Selbst-Management<br />
als GBM (gesundheitsbezogene Maßnahme)<br />
als Gruppenpsychotherapie<br />
für Jugendliche und<br />
junge Erwachsene<br />
am IPG in Bartringen (LGIPA a.s.b.l.)<br />
(zur Konzeptvorstellung siehe <strong>IPSM</strong>-<strong>ADHS</strong><br />
Ppt 4 von Nicolay, 2009)<br />
64
VILLMOLS MERCI FIR<br />
AER AUSDAUERND<br />
OPMIERKSAMKEET!<br />
65