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INSTITUT FIR PSYCHOLOGESCH<br />
GESONDHEETSFËRDERONG<br />
IPG zu Bartreng an Ettelbréck<br />
1
BEZIEHUNGSGESTALTUNG<br />
in der PSYCHOTHERAPIE<br />
auf der Basis der Kurse A-C (I-VI)<br />
Dr. Lucien NICOLAY (2009)<br />
Klinischer Psychologe &<br />
Psychotherapeut (ECP/WCP)<br />
2
1. Spezifität & Integration der<br />
Ansätze<br />
Übersicht:<br />
• Klient-Therapeut-Beziehung = zentral für<br />
positiven Veränderungsprozess in GT<br />
• K-Th-B = wichtig, aber nicht ausreichend für<br />
Therapieerfolg in KVT; heute Konsens über<br />
Bedeutung der Bez. für Veränderungsprozess<br />
• PA, IP u.a. Psychodynamischen P.therapien<br />
sehen/sahen Übertragungsprozesse resp.<br />
tendenziösen Apperzeptions-, Interaktions- &<br />
Beziehungsgestaltungs-Prozesse als zentral<br />
für interaktionelles Geschehen in der Therapie<br />
3<br />
an
• Zunehmend wird die (alleinige) Arbeit an der<br />
Übertragung in ihrer Bedeutung jedoch<br />
relativiert (z.B. Ackerknecht, 1982; Rudolf 2006)<br />
• Andere fokussieren bei der Diagnostik &<br />
Behandlung von Patienten mit schweren<br />
Persönlichkeits(entwicklungs-)störungen<br />
besonders auf Übertragungsprozesse (Clarkin<br />
u.a. TFP, 2008)<br />
• In der traditionellen Psychoanalyse wird der<br />
Bearbeitung des Übertragungsgeschehens<br />
weiterhin die zentrale Bedeutung für einen<br />
erfolgreichen therapeutischen Prozess<br />
eingeräumt.<br />
• Am IPG wird bei der Methodenwahl nach<br />
Störungsart & Therapiephase differenziert.<br />
4
2. Differenzierung: unterschiedliche<br />
Erfordernisse an Therapiesetting<br />
wegen …<br />
• der Individualität des Patienten<br />
• den verschiedenen Krankheitsbildern<br />
• den unterschiedlichen Therapeuten-<br />
Charakteristika<br />
• der verschiedenen Phasen einer Therapie<br />
(z.B. Stufen der Motivationsentwicklung)<br />
… können/müssen verschiedene<br />
Beziehungsansätze umgesetzt werden<br />
5
3. Ergebnisse der<br />
Psychotherapieforschung<br />
Eine erfolgreiche Therapie (nach Norcross, 2002)<br />
basiert:<br />
Zu 15% auf positiver Erwartungshaltung des<br />
Patienten<br />
Zu 15% auf den verwendeten therapeutischen<br />
Strategien & Techniken,<br />
Zu 30% auf der therapeutischen Beziehung &<br />
Zu 40% auf außertherapeutischen Ereignissen<br />
(positive Lebensumstände)<br />
6
Nach Beutler u.a. (2003) weniger als 10% der<br />
Outcome-Varianz geht auf den Faktor<br />
« Qualität der therapeut. Beziehung » zurück.<br />
Aber auch bei Klärungsprozessen ist<br />
Beziehung relevant! Einfluss von Empathie<br />
macht z.B. nach Bohart u.a. (2002) 10% von<br />
Therapieerfolg aus.<br />
Eine gute (?!) therapeutische Beziehung stellt die<br />
notwendige Grundlage für eine erfolgreiche<br />
Therapie dar, ist aber nicht alleiniger Wirkfaktor,<br />
sondern in hohem Maße als Basis für die<br />
Umsetzung anderer therapeutischer<br />
Maßnahmen anzusehen.<br />
7
FAZIT nach Beutler (2003):<br />
Die PASSUNG zwischen Patient, Therapeut &<br />
der therapeutischen Intervention ermöglicht erst<br />
ein vertieftes Verständnis des therapeutischen<br />
Prozesses & seiner Wirkungen<br />
Eine GUTE therapeutische Beziehung?<br />
Empirische Evidenzen & klinische Erfahrung<br />
zeigen deutlich die Bedeutung einer positiven &<br />
tragfähigen therapeutischen Beziehung f. die<br />
Motivation & die Mitarbeit des Patienten sowie<br />
den Erfolg einer Psychotherapie.<br />
8
4. Ziele & Merkmale einer guten<br />
therapeutischen Beziehung<br />
Soll beim Patienten sogenanntes therapeutisches<br />
Basisverhalten ermöglichen (vgl. Martin u.a.<br />
2000; Schulte, 1996; Lammers & Schneider, 2009):<br />
• Therapienachfrage<br />
• Mitarbeit<br />
• Selbstöffnung<br />
• Erprobung neuer Verhaltensweisen<br />
(pour mémoire: ERSTGESPRÄCH!) =>….. 9
Eine GUTE therapeutische Beziehung soll<br />
bestehen aus:<br />
• Einer Übereinstimmung bezüglich der<br />
Therapieziele (Welches sind die veränderungsbedürftigen<br />
Probleme & woraus resultieren sie)<br />
• Einer Übereinstimmung bezüglich der Vorge-<br />
hensweise (zwecks Implementierung der Ziele)<br />
• Der Entwicklung einer emotionalen Bindung<br />
(Veränderungsprozesse werden nur gewagt,<br />
wenn Patient sich emotional angenommen,<br />
verstanden & akzeptiert fühlt)<br />
10
5. Beziehungsgestaltung &<br />
therapeutische Wirkung<br />
4 Wirkfaktoren nach K. Grawe (2000)<br />
Problemaktualisierung: der Patient muss in der Therapie<br />
mit seinen Problemen emotional & intellektuell in Kontakt<br />
kommen<br />
Problemklärung: für den Pn sollte die Entstehung &<br />
Aufrechterhaltung seines Problems verständlich sein<br />
Problembewältigung: dem Pn werden Mittel & Wege zu<br />
einem konstruktiven Umgang mit seinen Problemen vermittelt<br />
Ressourcenaktivierung: der P. erfährt durch den Thn &<br />
durch die Therapie eine Aktivierung seiner Fähigkeiten &<br />
positiven Eigenschaften & Sichtweisen<br />
11
Wirkfaktoren im Bezug zu Beziehung (Rudolf 2006):<br />
• Sich hinter den Patienten stellen (Identifizierung,<br />
Containing, Hilfs-Ich-Funktionen, Unterstützung, …):<br />
Ressourcenaktivierung<br />
• Sich neben den Patienten stellen (geteilte<br />
Aufmerksamkeit für Situation des Pn): Problemklärung<br />
• Sich dem Patienten gegenüberstellen (Spiegeln,<br />
Antwort, Alterität, Konfrontation, …):<br />
Problemaktualisierung, Problemlösung,<br />
Ressourcenaktivierung<br />
Pragmatisches Konzept von Lammers &<br />
Schneider (2009) in Bezug zu Grawes<br />
Wirkfaktoren<br />
…=>=>=><br />
12
6. Ressourcenaktivierung<br />
Wichtigste Fähigkeit des Thn in therapeutischer<br />
Beziehung: Ressourcenaktivierende<br />
Grundhaltung. Ressourcenaktivierung: alle Interventionen<br />
seitens des Thn, welche die Eigenarten, Möglichkeiten,<br />
Fähigkeiten, Motivationen des Pn positiv hervorheben & ihm<br />
somit Akzeptanz, Verstandenwerden, Kompetenz, Selbstvertrauen<br />
geben.<br />
Vgl. Gesprächstherapie: Haltung der unbedingten<br />
Akzeptanz, Wertschätzung, Empathie,<br />
Kongruenz; (a) empathische Haltung, « aus der<br />
Sicht des Pn »: einfühlendes Miterleben, bejahendes<br />
Nachbilden von Gedanken, Gefühlen, Wünschen ermutigen Pn,<br />
sich mit sich selbst auseinanderzusetzen<br />
13
(b) Prinzip der Kongruenz & Echtheit oder<br />
symmetrische Beziehungsgestaltung heute<br />
sowohl in GT als auch moderner VT/KVT/SMT<br />
z.B. als therapeutische Selbstenthüllung<br />
(ermöglicht Erleben einer echten Begegnung)<br />
Vgl. KVT & Schematherapie: (c) Konzept der<br />
komplementären Beziehungsgestaltung fördert<br />
Passung zwischen Th. & P. ; steigert<br />
Ressourcen & Veränderungsmotivation des Pn.<br />
Hierbei versucht der Th. die funktionalen<br />
(Beziehungs-)Motive des Pn zu erkennen &<br />
« zu befriedigen », um eine positive Beziehungserfahrung<br />
/ Bindung zu ermöglichen.<br />
14
Vgl. Dialektisch-behaviorale Psychotherapie<br />
(DBT) wie GT, speziell in Anwendung bei<br />
Borderline-Störung. Linehans Begriff heißt (d)<br />
Validierung (der Gefühle, Wünsche &<br />
Bedürfnisse, aber auch der Symtombildung);<br />
der Th. Verdeutlicht durch seine Haltung dem<br />
Pn, dass krankhaftes Verhalten vor dem<br />
Hintergrund ihrer Traumatisierungen &<br />
gegenwärtigen Lebensumstände nachvollziehbar<br />
& sinnvoll war/ist. Es geht besonders<br />
um aktives Verstehen; aber diese Validierung<br />
wird immer mit der Forderung nach<br />
Veränderung & Problemlösung verbunden!<br />
15
WICHTIG:<br />
Diese Arten der Ressourcenaktivierung reichen<br />
allerdings allein nicht für den Therapieerfolg<br />
aus, sondern bilden die Grundlage für die<br />
Anwendung der anderen Wirkfaktoren! Sie<br />
öffnen den Pn sozusagen für weiterführende<br />
korrigierende therapeutische Einflüsse,<br />
gegenüber denen er sich ansonsten<br />
verschlossen hätte.<br />
16
7. Problemaktualisierung<br />
In der therapeutischen Beziehung werden<br />
intrapsychische & interaktionelle Probleme des<br />
Pn aktiviert & zum Erleben gebracht. (Der P. tritt<br />
mit seiner pathologischen Art & Weise auch dem Thn<br />
gegenüber, sodass sie erfahrbar & behandelbar wird)<br />
Der Th. versucht, die th.Bez. so zu gestalten,<br />
dass der P. durch die Art der Beziehung seine<br />
problematischen Emotionen, Kognitionen &<br />
Verhaltensweisen erlebt, damit sie einer<br />
Klärung & Bewältigung zugänglich werden<br />
können. Dazu dienen eine Reihe verschiedener .17<br />
Formen der Beziehungsgestaltung …=>=>=>
Der Übertragungsbegriff nimmt in der psychoanalytischen<br />
Entwicklungspsychologie & Krankheitstheorie<br />
(entsprechend dem klassischen<br />
Konfliktmodell) eine zentrale Bedeutung ein. Es<br />
geht dabei um Gefühle, Einstellungen & Verhaltensweisen, die<br />
im Umgang mit relevanten Bezugspersonen, insbesondere<br />
während der (früh-)kindlichen Entwicklung erworben worden<br />
sind. Diese Erfahrungen werden bei Kontakten mit neuen<br />
Personen bzw. Situationen in der Gegenwart aktiviert & auf<br />
diese übertragen.<br />
Je dysfunktionaler die frühen Beziehungserfahrungen<br />
sind, umso stereotyper & starrer<br />
sind die Übertragungsmuster (z.B. Wiederholungszwang;<br />
die undifferenzierte W.holung der Vergangenheit, unter<br />
Nichtbeachtung & Verzerrung der Realität d. aktuellen Bez.)
Die sog. Abstinenz in der psychoanal. Bez. zielt<br />
drauf ab, die Entwicklung von charakteristischen<br />
- positiven & negativen – Übertragungsmustern<br />
auf Seiten des P. zu fördern (Problemaktual.)<br />
Durch abstinente & spiegelnde therap.<br />
Haltung soll gewährleistet werden, dass die<br />
infantilen & neurotischen Wünsche & Intentionen<br />
des P. nicht befriedigt werden. Via<br />
Übertragungsmuster (& Pat.-Fantasie) erkennt<br />
der Psychoanalytiker sukzessive die speziellen<br />
konflikthaften Motive des P. & versteht die<br />
ätiologisch relevanten Faktoren, die dann<br />
gedeutet werden. ( => von der Problemaktualisierung<br />
zur Problemklärung)
Heute weiß man: Auch die konkreten<br />
Übertragungsangebote der Analytiker sind am<br />
Zustandekommen von Übertragungsmustern<br />
beteiligt. D.H. Die reale Th.-P.-Interaktion<br />
beeinflusst die sich in Behandlungssituationen<br />
manifestierenden Übertragungen. Auch die<br />
Gegenübertragung beim Analytiker wird durch<br />
diese Übertragungen des Pn gestaltet (falls GÜ<br />
nicht durch blinde Flecken & eigene Neurotizismen<br />
des Analytikers verstellt).<br />
Die modernen interaktionellen Konzepte sehen Ü<br />
& GÜ als gleichzeitige Vorgänge beim Pn &<br />
beim Analytiker.
Auch neuere Konzepte der KVT, die strategischbehaviorale<br />
(Sulz & Hauke, 2009) & die<br />
Schema-Therapie (Young u.a., 2005; Roediger,<br />
2009) sowie das Cognitive Behavioral Analysis<br />
System of Psychotherapy (CBASP zur<br />
Depressionsbehandlung von Mc Cullough,<br />
2006) gleichermaßen wie die Analytic-<br />
Behavioral-Cognitive Psychology of Alfred<br />
Adler (Mosak /& Maniacci, 1999) die Beziehung<br />
des Patienten zum Therapeuten als Ausdruck<br />
seiner früheren Beziehungserfahrungen &<br />
messen diesem Umstand i.S. der Problemaktualisierung<br />
eine große Bedeutung bei.<br />
…=>=>=>
Die Förderung & Analyse der Übertragungsreaktionen<br />
des Pn ist aus der Sicht dieser<br />
Methoden besonders bei Pn mit einer<br />
Persönlichkeitsstörung & einer chronischen<br />
Depression von Bedeutung, da sich bei diesen<br />
Störungsbildern die Symptome durch<br />
dysfunktionale interaktionelle Muster ergeben,<br />
welche aus vergangenen Beziehungserfahrungen<br />
resultieren.<br />
Allerdings wird die therapeutische Beziehung als<br />
eine reale Th.-P-Beziehung betrachtet (keine<br />
« Abstinenz »), welche die sich in der Behandlung<br />
manifestierenden Übertragungen beeinflusst.
Die erwähnten Ansätze sind in ihrer Vorgehensweise<br />
sicher direktiver & strategischer als rein<br />
psychodynamische Ansätze, obschon beispielsweise<br />
auch die psychodynamische Traumatherapie<br />
(PTT) eher die therapeutischen Ansichten<br />
obiger Ansätze teilt. Sie alle nutzen die<br />
Problemaktivierung via Interaktion/Beziehung<br />
um zur Problemklärung fortzuschreiten.<br />
In der KVT wird aber auch noch eine direktere<br />
Form der Problemaktivierung i.S. eines<br />
direktiven konfrontativen Beziehungsstils<br />
angewandt (= empathische Konfrontation).
Aus der GT leitet sich die emotionsbezogene<br />
Therapie (Leslie Greenberg, 2006) ab. In dieser<br />
erlebnisortientierten Therapie wird die therap.<br />
Beziehung in einer Art & Weise gestaltet, dass<br />
die problematischen (aversiven, bedrohlichen)<br />
Emotionen (Scham, Angst, Einsamkeit,<br />
Traurigkeit, …) des Pn aktiviert werden. Auf der<br />
Basis einer empathisch-akzeptierenden &<br />
wertschätzenden Grundhaltung wird der P.<br />
direktiv dazu angeleitet, sich dem Erleben<br />
dieser Emotionen zu stellen. Das Vermeidungsverhalten<br />
des Pn gegenüber seinem emotionalen<br />
Erleben kann in dieser beidseitig emotionsoffenen/-akzeptierenden<br />
Bez. reduziert werden.
Wichtig aus rezenter Therapieforschung:<br />
Zwischen dem Therapierfolg & einem Wechsel<br />
von guten & schwierigen Phasen in der<br />
therapeutischen Beziehung besteht ein<br />
positiver Zusammenhang!<br />
Durch den Prozess der Problemaktivierung kann ein Agieren<br />
des P. auftreten, worauf ein Th. Möglicherweise mit einem<br />
direktiveren oder konfrontativen Beziehungsstil antwortet,<br />
sodass es zu einer Verschlechterung der therap. Bez. kommt.<br />
Klärungsprozesse der therap. Beziehung können dann helfen,<br />
dem P. (& auch dem Thn) Einsicht in das aktuelle Problem,<br />
aber auch in dysfunktionale (Gegen-)Übertragungsmuster zu<br />
geben & den Prozess der Problembewältigung voranzutreiben.
8. Problemklärung<br />
Die Problemklärung besteht in der wachsenden<br />
Einsicht des Pn in sein Störungsmuster, sowohl<br />
in Gegenwart als auch in Bezug auf dessen<br />
Entstehungsbedingungen & in Verbindung<br />
seiner Symptome mit bewussten & unbewussten<br />
Motiven & Werten. Vor der Problemklärung<br />
steht bekanntlich die Problemaktivierung.<br />
Eine flexible Bez.gestaltung seitens des<br />
Th. ist notwendig, um die verschiedenen<br />
Wirkprinzipien im Laufe der Therapie zur<br />
Geltung zu bringen .26
Im eigentlichen Klärungsprozess ist die therap.<br />
Bez. sowohl auf emotionale als auch auf<br />
kognitive Prozesse & die Auseinandersetzung<br />
des Pn mit den Erklärungsansätzen des Thn<br />
gerichtet (vgl. KVT). (a) Hierbei ist der Th. wohl<br />
deutlich aktiver, direktiver & setzt sich dabei<br />
offen & transparent mit den Ansichten/ Einsichten<br />
des Pn auseinander, er eruiert mit dem Pn<br />
Hypothesen zu den Entstehungs- & Bedingungsfaktoren<br />
der psych. Probleme des Pn.; es<br />
entwickelt sich eine gemeinsame Sprache &<br />
eine gemeinsame Sicht der Probleme aufgrund<br />
derer sie hierüber in einen kritischen &<br />
konstruktiven Dialog kommen.
Eine zweite Form der Problemklärung in der<br />
therap. Bez. Ist das (b) Deuten der<br />
Übertragungsmuster sowie der Fantasien &<br />
Träume des Pn (vgl. Psychoanal. & psychodyn.<br />
Therapie). Das Deuten soll dem Pn den Zusammenhang<br />
zwischen seinem Erleben & Handlen<br />
sowie den dysfunktionalen Beziehungs-<br />
erfahrungen vermitteln. (Wichtig: diagnost.<br />
Funktion der GÜ!)<br />
Am Ende dieses Verstehensprozesses soll der<br />
P. dann einen emotionalen & kognitiven Zugang<br />
zu seinen zeitüberdauernden, latenten/<br />
unbewussten & konflikthaften Motiven<br />
entwickeln.
Die Deutungen selbst können eine diagnostische<br />
Funktion haben, da sie Widerstände auf<br />
Seiten des Pn evozieren können, was wiederum<br />
das Problemverständnis des Analytikers<br />
vertiefen kann – oder war es ein Empathiefehler<br />
seinerseits?! (wichtig: Probedeutungen zur<br />
Reaktionstestung & Exploration: Widerstand,<br />
emotionale & kognitive Akzeptanz?)<br />
Der Deutungsprozess nimmt die zentrale<br />
Position bei der Problemklärung ein, wenn der<br />
P. über die deutende Bearbeitung seiner<br />
typischen Übertragungen ein Verständnis für<br />
seine unbewusste innere Thematik entwickelt.
(c) Die Problemklärung « strukturbezogen »<br />
(nach Rudolf, 2006) verwirklicht sich in therap.<br />
Haltung, bei der sich der Th. empathisch neben<br />
den Pn stellt & beide Protagonisten nehmen<br />
eine geteilte Aufmerksamkeit für die Situation<br />
ein & untersuchen diese als Drittes.<br />
(d) Die Problemklärung « emotionsfokussiert »<br />
(d) Die Problemklärung « emotionsfokussiert »<br />
(nach Greenberg oder Lammers, 2006) verwirklicht<br />
sich im Erleben bislang vermiedener<br />
Emotionen, in der nonkonfrontativen & empathischen<br />
Beziehung mit dem Thn, welches dem<br />
Pn neue & wichtige Informationen über seine<br />
Bedürfnisse & Motive liefert.
9. Problembewältigung<br />
Der Prozess der Problembewältigung besteht in<br />
der aktiven Hilfe von Seiten des Thn, damit der<br />
P. seine problematischen Verhaltensweisen,<br />
Beziehungsmuster, Gedanken & Gefühle<br />
dauerhaft verändern kann. Die erworbenen<br />
Fähigkeiten der Problembewältigung sollten im<br />
Verlauf vom Patienten i.S. des späteren<br />
Selbstmanagements (n. Kanfer u.a.) beherrscht<br />
werden.<br />
Dieser schwierige Prozess hin zur aktiven Selbstmodifikation ist<br />
verankert in der Ressourcenaktivierung & Motivation des Pn &<br />
. .31<br />
erfordert eine aktive fachgerechte therapeut. Unterstützung.
Wesentliche Elemente der therap. Beziehungsgestaltung<br />
(d.h. was braucht der P.?) im<br />
Stadium der Problembewältigung sind u.a.:<br />
• Die aktive & direktive Anleitung & Unterstützung<br />
des Pn<br />
• Das Erkennbarsein als Experte<br />
• Das Loben der aktiven Mitarbeit & der<br />
Fortschritte des Pn<br />
• Das Ermutigen & Anspornen des Pn<br />
• Ein konstruktiver & positiver Umgang mit<br />
Rückfällen
Eine erfolgreiche Problembewältigung i.S. von<br />
Symptomreduktion bewirkt wiederum eine<br />
Verbesserung der therap. Beziehung!<br />
(Diese wird nicht selten im Laufe der<br />
schwierigen Veränderungsprozesse auf die<br />
Probe gestellt!)<br />
Und eine gute therap. Ausgangsbeziehung hat<br />
zuvor die Veränderungsmotivation & das<br />
erfolgreiche Anwenden der problembewältigender<br />
Strategien gefördert.<br />
Das verdeutlicht nochmals die Verwobenheit &<br />
gegenseitige Abhängigkeit der Wirkprinzipien!
Im Neurosenmodell der Psychoanalyse stellen die<br />
frühkindlich erworbenen, latenten & konflikthaften<br />
Motive das zu bewältigende Problem dar.<br />
Die Förderung des Verständnisses des Pn für<br />
diese Konfliktkonstellationen & den damit im<br />
Zusammenhang stehenden maladaptiven<br />
Mustern / psychsozialen Erfahrungen soll das<br />
Erleben, Denken & das interaktionelle Verhalten<br />
des Pn in relevanter Weise positiv beeinflussen.<br />
Neben dem Verstehen werden zunehmend auch<br />
emotionale Prozesse i.S. der korrigierenden<br />
emotionalen Neuerfahrung als zentral für die<br />
Problemlösung angesehen (etwa n. Luborsky ab<br />
1996 u.v.a.).
Aus diesem Grundverständnis heraus sollen die<br />
maladaptiven konflikthaften Erlebens-, Handlungs-<br />
& Beziehungsmuster des Pn aufgelöst &<br />
dieser künftig in die Lage versetzt werden,<br />
besser mit seinen inneren Bedüfnissen & den<br />
äußeren psychosozialen Anforderungen<br />
umgehen zu können.<br />
Bei strukturellen Störungen der Persönl.keitsentw.<br />
wird der Fokus stärker (hier: direktivere Haltung des Th.)<br />
auf die Korrektur von dysfunktionalen Mustern<br />
zur Bewältigung der strukturellen Beeinträchtigungen<br />
gerichtet (betr. Impulssteuerung, Bindungsfähigk.,<br />
…), wobei die Nachreifung von Persönl.keitsmerkmalen<br />
als Therapieziel angesehen wird.
10. Beziehungsgestaltung in der<br />
psychotherapeutischen<br />
Ausbildung<br />
Zukünftige Psychotherapeuten sollten in ihrer<br />
Ausbildung vor allem durch Anschauung &<br />
eigene Erprobung eine Sensibilität für ihre<br />
Möglichkeiten & Grenzen bei der Beziehungsgestaltung<br />
erwerben!<br />
Die Arbeit des Pthn fokussiert den Beziehungsaspekt &<br />
erfordert so bei aller Professionalität ein hohes Maß an<br />
emotionalem Engagement & Sich-Einlassen auf Menschen mit<br />
mehr oder weniger drängenden Problemen, die auch die Thn<br />
. .36<br />
grundsätzlich affizieren können! (s. Burnout, Überlastung, …)
Entsprechend dem Phänomen der Passung muss<br />
man damit rechnen, dass kein Therapeut mit<br />
jedem Pn eine tragfähige Beziehung wird<br />
aufbauen können. Probatorische Sitzungen<br />
können dazu dienen, dass Thn entscheiden, ob<br />
sie zu dem speziellen Pn eine wirklich gute<br />
Beziehung werden aufnehmen können.<br />
Natürlich besteht hier die Gefahr einer möglichen<br />
voreiligen Ablehnung so genannter<br />
« schwieriger » Pn. Umso bedeutender wird<br />
neben der rein fachlichen Ausbildung die<br />
Kompetenz bezüglich einer spezifischen<br />
Beziehungsgestaltung & natürlich die kollegiale<br />
Unterstützung, z.B. i.R. von Intervision.
11. Egänzungen<br />
• Der Th. wird bewusst / unbewusst immer auch<br />
als (positives) Modell / Vorbild wahrgenommen,<br />
was in der Beziehungsgestaltung in allen<br />
Therapiephasen berücksichtigt werden sollte.<br />
• Richtig dosierter & passender Humor ist ein<br />
wichtiger Einflussfaktor für eine gute therap.<br />
Beziehung.<br />
• Bei aller notwendigen Flexibilität des Th.<br />
hinsichtlich seines Beziehungsangebotes ist<br />
seine Persönlichkeit ein wichtiger &<br />
limitierender Faktor!<br />
. .38
12. Literaturempfehlung<br />
. .39