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Prosodische Muster in der Sprache von Parkinsonpatienten im ...

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„Miehle“ weniger Zeit für den tonalen Anstieg zur Verfügung steht. Der Anstieg muss<br />

bereits vor dem st<strong>im</strong>mlosen /R/ umgesetzt werden, was wie<strong>der</strong>um zu e<strong>in</strong>er Kompr<strong>im</strong>ierung<br />

<strong>der</strong> Kontur und e<strong>in</strong>er erhöhten Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit führt. In den Gipfelkonturen <strong>der</strong><br />

Deklarativsätze wäre dies jedoch theoretisch nicht nötig, da nach Grabe (1998) nur <strong>der</strong><br />

Gipfelabstieg <strong>von</strong> <strong>der</strong> Kompr<strong>im</strong>ierung markant betroffen ist. Für den Anstieg bliebe<br />

genügend Zeit. Es ist jedoch möglich, dass die Sprecher aufgrund des <strong>in</strong>tuitiven Wissens<br />

über das verr<strong>in</strong>gerte sonore Lautmaterial den Anstieg antizipierend schneller umsetzten.<br />

Die Berechnungen zum Gipfel-Alignment zeigten, dass die Sprecher bei<strong>der</strong> Gruppen trotz<br />

gleich bleiben<strong>der</strong> Sprechgeschw<strong>in</strong>digkeit die Gipfelkonturen <strong>in</strong> den Wörtern „Miehl“ und<br />

„Misch“ zeitlich nicht stabil realisierten. Hypothese 3 kann folglich nicht bestätigt werden.<br />

Es wurden stattdessen die bekannten Ergebnisse <strong>von</strong> Prieto (1995), Peters (1999) und<br />

Yeou (2004) wie<strong>der</strong>holt, d. h. <strong>in</strong> „Misch“ wurde das f0-Max<strong>im</strong>um des Gipfels <strong>in</strong> Relation<br />

zum Vokal-Onset früher erreicht. Die ger<strong>in</strong>gere Vokalquantität und das postvokalische /R/<br />

führten zu e<strong>in</strong>em Zeitdruck, <strong>der</strong> die Sprecher zwang, die Gipfelrealisierung dem<br />

anzupassen. Damit e<strong>in</strong> vollständiger An- und Abstieg erreicht werden konnte, mussten die<br />

Sprecher das f0-Max<strong>im</strong>um zeitlich vorverlagern. Auditiv war dieses Phänomen allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht wahrnehmbar. Bei e<strong>in</strong>er genaueren geteilten Betrachtung <strong>der</strong> H* und L+H* Konturen<br />

fiel anschließend auf, dass die Patienten mit Park<strong>in</strong>son <strong>im</strong> Vergleich zu den gesunden<br />

Sprechern zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren zeitlichen Differenzierung dieser Gipfelkonturen neigten.<br />

Folglich glichen sie diese e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> an. Auch hier wird erneut die Schwierigkeit <strong>der</strong><br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten erkennbar, prosodische Unterschiede zu markieren. In diesem Fall<br />

jedoch nicht auf tonaler, son<strong>der</strong>n auf temporaler Ebene. Insgesamt wies H* e<strong>in</strong>en<br />

ger<strong>in</strong>geren peak delay auf als L+H*, was wie<strong>der</strong>um die Beschreibung des GToBI-Systems<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

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