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Prosodische Muster in der Sprache von Parkinsonpatienten im ...

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<strong>der</strong> entscheidend steigenden f0-Markierung am NP-Ende. Folglich sah er Referenzsatz und<br />

NP nicht als zwei eigenständige <strong>in</strong>termediäre Phrasen an, son<strong>der</strong>n beide zusammen als e<strong>in</strong>e<br />

Intonationsphrase. Insgesamt markierten die Sprecher bei<strong>der</strong> Gruppen das Testmaterial mit<br />

e<strong>in</strong>er unterschiedlichen Phrasierung. Die Auswertung des Datenmaterials lässt folgende<br />

Möglichkeiten zu (erläutert anhand des Deklarativsatzes mit dem Zielwort „Miehle“):<br />

[(Das ist doch Herr Miehle)ip (unser neuer Nachbar)ip]IP<br />

[(Das ist doch Herr Miehle)ip]IP[(unser neuer Nachbar)ip]IP<br />

[(Das ist doch Herr Miehle unser neuer Nachbar)ip]IP<br />

Das deutlichste Indiz für e<strong>in</strong>e Phrasengrenze stellte <strong>in</strong> allen Sätzen die Sprechpause<br />

zwischen Testsatz und NP dar. Ihre variable Länge evozierte be<strong>im</strong> Hörer den E<strong>in</strong>druck<br />

e<strong>in</strong>er wechselnden Stärke bezüglich des perzeptiven E<strong>in</strong>schnittes. In Interrogativsätzen war<br />

zusätzlich <strong>der</strong> f0-Reset am NP-Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong> markanter H<strong>in</strong>weis. Zur <strong>in</strong>tonatorischen<br />

Umsetzung <strong>der</strong> NP kann <strong>im</strong> Allgeme<strong>in</strong>en gesagt werden, dass sie die Angaben <strong>von</strong> Kutik<br />

et al. (1983) und Wichmann (2001) bestätigt. Die Mehrzahl <strong>der</strong> Sprecher wie<strong>der</strong>holte über<br />

<strong>der</strong> NP das fallende bzw. steigende Intonationsmuster des vorangehenden Referenzsatzes.<br />

Die auftretende Monotonie bei den Sprechern CP01, PD02 und PD06 ist möglicherweise<br />

mit e<strong>in</strong>er Aufmerksamkeitslenkung auf den Referenzsatz zu erklären. Dieser stach mit dem<br />

unterstrichenen akzentuierten Wort hervor. Es ist daher anzunehmen, dass die Sprecher bei<br />

<strong>der</strong> Umsetzung ihr Augenmerk auf diesen Satzteil lenkten und die NP als weniger<br />

elementar ansahen. E<strong>in</strong>e präzise Auszählung <strong>der</strong> Realisierungen fand aus Zeitgründen<br />

nicht statt. So kann <strong>in</strong> diesem Teil <strong>der</strong> Arbeit auch nicht auf weitere mögliche<br />

Zusammenhänge und Auffälligkeiten e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />

Insgesamt war die subjektive Kategorisierung <strong>der</strong> Konturen nicht <strong>im</strong>mer unkompliziert, da<br />

e<strong>in</strong>e genaue auditive Differenzierung <strong>in</strong> manchen Beispielen grenzwertig war. Aus diesem<br />

Grunde ist <strong>der</strong> Höre<strong>in</strong>druck <strong>der</strong> Untersucher<strong>in</strong> nicht als fehlerfrei anzusehen, son<strong>der</strong>n als<br />

durchaus diskutierbare Möglichkeit. Dies trifft <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei den Gipfelkonturen <strong>der</strong><br />

Deklarativsätze zu, speziell H* und L+H*. Mit Rücksichtnahme auf mögliche<br />

Schwankungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorgenommenen Etikettierung wurde dennoch deutlich, dass die<br />

Sprecher bei<strong>der</strong> Gruppen tendenziell H* und L+H* verwendeten, wobei die<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten häufiger H* und die Kontrollsprecher mehr L+H* produzierten. Penner<br />

et al. (2001) diskutierten diese Auffälligkeit als mögliche Kompensation, da H* (als<br />

mittlerer Gipfel) <strong>im</strong> Vergleich zu den an<strong>der</strong>en Konturen vom Hörer als auditiv prom<strong>in</strong>enter<br />

empfunden wird (Kohler, Gartenberg 1991). Es kann demnach vermutet werden, dass es<br />

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