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Prosodische Muster in der Sprache von Parkinsonpatienten im ...

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<strong>im</strong>plizieren V1-Fragen e<strong>in</strong> Verb an erster Stelle und V2-Fragen e<strong>in</strong> <strong>in</strong>itiales<br />

Interrogativpronomen mit darauf folgendem Verb.<br />

Neben <strong>der</strong> syntaktischen Kodierung steht <strong>der</strong> deutschen <strong>Sprache</strong> <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

Satzmodi-Differenzierung zusätzlich <strong>der</strong> <strong>in</strong>tonatorische Kontrast zur Verfügung. Während<br />

Bol<strong>in</strong>ger (1978) die Deklarativsätze mit e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>al fallenden und die Interrogativsätze mit<br />

e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>al steigenden f0-Kontur angibt, weiß man heute, dass diese Generalisierung nicht<br />

grundsätzlich b<strong>in</strong>dend ist. Zwar werden Deklarativsätze <strong>im</strong> Deutschen durchaus pr<strong>im</strong>är mit<br />

e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>al fallenden f0-Kontur realisiert, Interrogativsätze h<strong>in</strong>gegen gehen mit e<strong>in</strong>er<br />

b<strong>im</strong>odalen tonalen Umsetzung e<strong>in</strong>her. Sie können sowohl mit e<strong>in</strong>er fallenden als auch mit<br />

e<strong>in</strong>er steigenden Kontur markiert werden (vgl. Altmann 1993). Kohler (2005) fand<br />

entsprechend für se<strong>in</strong> untersuchtes Sprachkorpus heraus, dass V2-Fragesätze zu 57% mit<br />

e<strong>in</strong>er fallenden Kontur, die V1-Fragesätze <strong>in</strong>dessen zu 69% mit steigenden Konturen<br />

(39 % high ris<strong>in</strong>g, 30 % low ris<strong>in</strong>g) realisiert wurden. Es ist also erkennbar, dass <strong>im</strong> Falle<br />

<strong>der</strong> Interrogativsätze e<strong>in</strong>er syntaktischen Formseite m<strong>in</strong>destens zwei Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>tonatorischen Umsetzung gegenüber stehen. Es reicht jedoch nicht alle<strong>in</strong> aus, die Formen<br />

und ihre Häufigkeit an sich zu beschreiben. Vielmehr besteht die Notwendigkeit, ihr<br />

Vorkommen mit <strong>der</strong> situativen E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> Beziehung zu br<strong>in</strong>gen. Aus dieser Analyse<br />

ergibt sich dann <strong>der</strong> Schluss, dass die Intonation als Formseite des Satzmodus nicht mehr<br />

die Bed<strong>in</strong>gung nur e<strong>in</strong>er Bedeutung erfüllt, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Ambiguität an Gewicht<br />

gew<strong>in</strong>nt. Demnach stehen fallenden und steigenden f0-Konturen auf <strong>der</strong> Funktionsseite<br />

mehrere Bedeutungen gegenüber. Die Wahl <strong>der</strong> Intonation ist dabei zum e<strong>in</strong>en abhängig<br />

vom Kommunikationsziel des Sprechers, zum an<strong>der</strong>en <strong>von</strong> <strong>der</strong> Sprecher-Hörer-Beziehung.<br />

Die anschließende korrekte Recodierung <strong>der</strong> Äußerungsfunktion unterliegt dann dem<br />

Hörer und dessen H<strong>in</strong>tergrundwissen sowie <strong>der</strong> korrekten Deutung <strong>der</strong> Gesprächssituation.<br />

3.3 Das GToBI-Etikettiersystem<br />

3.3.1 Grundzüge<br />

Das GToBI-System (German Tones and Break Indices) wurde 1996 geme<strong>in</strong>schaftlich <strong>von</strong><br />

Mart<strong>in</strong> Grice, Matthias Reyelt, Ralf Benzmüller, Anton Batl<strong>in</strong>er und Jörg Mayer für die<br />

Intonation des Deutschen <strong>in</strong> Anlehnung an das englische Orig<strong>in</strong>al ToBI-Modell<br />

(Pierrehumbert 1980) entwickelt. Sie bauten damit e<strong>in</strong> Etikettiersystem für die<br />

Transkription <strong>der</strong> Intonation des Deutschen auf. GToBI basiert auf <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong><br />

autosegmental-metrischen Phonologie. „Als ‚phonologisch’ kann e<strong>in</strong> Intonationssystem<br />

<strong>in</strong>sofern gelten‚ als es aus diskreten tonalen E<strong>in</strong>heiten besteht, mit denen diskrete Optionen<br />

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