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Prosodische Muster in der Sprache von Parkinsonpatienten im ...

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Phonation<br />

Die Rigidität <strong>der</strong> Larynxmuskulatur als Initialsymptom ist bereits <strong>im</strong> Frühstadium des<br />

Morbus Park<strong>in</strong>son diagnostizierbar. Die St<strong>im</strong>mlippen erreichen ke<strong>in</strong>e vollständige<br />

Adduktion, wodurch auditiv <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>er rauhen, zittrigen und behauchten<br />

St<strong>im</strong>mqualität entsteht (Ackermann, Ziegler 1989). Weiterh<strong>in</strong> führt die Rigidität zu e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>geschränkten Modulation <strong>der</strong> Grundfrequenz, was zur Folge hat, dass Patienten mit<br />

Park<strong>in</strong>son tendenziell mit e<strong>in</strong>er durchschnittlich höheren Grundfrequenz als Sprechgesunde<br />

reden und erschwert sehr hohe und tiefe Töne erreichen (Canter 1963).<br />

Auch die Reduktion <strong>der</strong> durchschnittlichen Sprechlautstärke sowie die E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong><br />

Lautstärkemodulation s<strong>in</strong>d auf phonatorische Defizite zurückzuführen (Darley et al. 1975).<br />

Die Patienten s<strong>in</strong>d nicht mehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, sehr laut o<strong>der</strong> sehr leise zu sprechen<br />

(Ackermann, Ziegler 1989). E<strong>in</strong>e M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sprechlautstärke tritt beson<strong>der</strong>s<br />

phrasenf<strong>in</strong>al auf (Ludlow, Bassich 1984). Trotzdem ist es für die Betroffenen selbst, als<br />

würden sie brüllen. Der Patient hat e<strong>in</strong>en falschen E<strong>in</strong>druck <strong>von</strong> se<strong>in</strong>em Sprechen und ist<br />

nur schwer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, se<strong>in</strong>e Lautstärke <strong>der</strong> Situation anzupassen (n-tv, 30.09.07) 9 . Dies<br />

hat maßgebliche Auswirkungen auf die Verständlichkeit. Je leiser <strong>der</strong> Patient spricht, desto<br />

mehr verschlechtert sich auditiv die Verständlichkeit (Sadagopan, Huber 2007).<br />

Artikulation<br />

E<strong>in</strong> weiterer Faktor, <strong>der</strong> die Verständlichkeit erheblich m<strong>in</strong><strong>der</strong>t, ist die Reduzierung <strong>der</strong><br />

Artikulationsschärfe. Park<strong>in</strong>son (1817) beschrieb <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aufsatz, dass se<strong>in</strong>e Patienten<br />

<strong>im</strong> fortgeschrittenen Stadium kaum verständlich bzw. verwaschen sprachen und schließlich<br />

das Artikulationsvermögen verloren. Darley et al. (1975:192) sprechen <strong>in</strong> diesem Fall <strong>von</strong><br />

„<strong>im</strong>precision of consonant articulation“, also e<strong>in</strong>er verr<strong>in</strong>gerten Präzision <strong>der</strong><br />

Konsonantenartikulation. Rigor und Ak<strong>in</strong>ese führen bei <strong>der</strong> orofazialen Muskulatur dazu,<br />

dass die Artikulationsbewegungen beson<strong>der</strong>s zum Äußerungsende h<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>amplitudig und<br />

verlangsamt ausgeführt werden (Scharf 1997). Plosive und Frikative s<strong>in</strong>d hier<strong>von</strong><br />

beson<strong>der</strong>s tangiert. Verschlüsse und Engebildungen werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nicht ausreichenden<br />

Grad realisiert, so dass es u. a. bei Plosiven zum Prozess <strong>der</strong> Spirantisierung kommt.<br />

Ackermann und Ziegler (1991:1093) nennen dies artikulatorischen „un<strong>der</strong>shoot“. In erster<br />

L<strong>in</strong>ie s<strong>in</strong>d Laute mit e<strong>in</strong>em dorsalen Artikulator wie /k/, /g/ und /x/ 10 betroffen. E<strong>in</strong>e<br />

Koord<strong>in</strong>ationsstörung zwischen laryngaler und orofazialer Muskulatur <strong>im</strong>pliziert e<strong>in</strong>e<br />

zunehmende Sonorisierung st<strong>im</strong>mloser Plosive und Frikative vor allem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

9<br />

www.n-tv.de/808339.html (Zugriff am 30.09.07, 15:01)<br />

10 Transkriptionen werden <strong>in</strong> dieser Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> phonologischen Schreibweise angegeben<br />

12

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