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Prosodische Muster in der Sprache von Parkinsonpatienten im ...

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<strong>Prosodische</strong> <strong>Muster</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprache</strong> <strong>von</strong> Park<strong>in</strong>sonpatienten<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu Sprechgesunden –<br />

E<strong>in</strong>e auditive und exper<strong>im</strong>entelle Untersuchung <strong>im</strong> Deutschen<br />

Schriftliche Hausarbeit zur Erlangung des Grades<br />

e<strong>in</strong>es Magister Artium (M.A.)<br />

<strong>der</strong> Philosophischen Fakultät<br />

<strong>der</strong> Christian-Albrechts-Universität<br />

zu Kiel<br />

vorgelegt <strong>von</strong><br />

Antje Stiel<br />

Kiel<br />

20.03.2008


Referent:<br />

Korreferent:<br />

Dekan:<br />

Tag <strong>der</strong> Zeugnisübergabe:<br />

Prof. em. Dr. Klaus J. Kohler<br />

Prof. Dr. Dr. Ursula Pieper<br />

Prof. Dr. Lutz Käppel


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Diagrammverzeichnis<br />

Formelverzeichnis<br />

I<br />

III<br />

IV<br />

V<br />

VI<br />

1. E<strong>in</strong>leitung 1<br />

2. Pathologische Grundlagen 4<br />

2.1 Dysarthrophonie 4<br />

2.1.1 Begriffsbest<strong>im</strong>mung 4<br />

2.1.2 Ätiologie 5<br />

2.1.3 E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> Dysarthrophonie-Syndrome 7<br />

2.2 Das Park<strong>in</strong>son-Syndrom 8<br />

2.2.1 Begriffsbest<strong>im</strong>mung 8<br />

2.2.2 Neurobiologische Grundlagen 8<br />

2.2.3 Symptomatik 10<br />

2.2.3.1 Die drei Kard<strong>in</strong>alsymptome 10<br />

2.2.3.2 Funktionskreise 11<br />

2.3 Dysprosodie 14<br />

3. Phonetische Grundlagen 17<br />

3.1 <strong>Prosodische</strong> Merkmale und ihre Funktionen 17<br />

3.2 Sprachliche Realisierung <strong>von</strong> Deklarativ- und Interrogativsätzen 20<br />

3.2.1 Die semantisch-pragmatischen Funktionen 20<br />

3.2.2 Formale Kodierung <strong>im</strong> Deutschen 21<br />

3.3 Das GToBI-Etikettiersystem 22<br />

3.3.1 Grundzüge 22<br />

3.3.2 Töne und ihre Diakritika 24<br />

I


4. Exper<strong>im</strong>entelle Untersuchung 28<br />

4.1 Hypothesen 28<br />

4.2 Methode 29<br />

4.2.1 Stichprobe 29<br />

4.2.2 Sprechmaterial 31<br />

4.2.3 Exper<strong>im</strong>entdurchführung 33<br />

4.3 Datenanalyse 34<br />

4.3.1 Auditive Analyse 34<br />

4.3.2 Akustische Analyse 36<br />

4.3.3 Mess- und Labelprozedur 39<br />

5. Ergebnisse 45<br />

5.1 Auditive Analyse 45<br />

5.2 Akustische Analyse 53<br />

5.3 Der Ausdruck <strong>der</strong> expressiven Komponente Überraschung 78<br />

6. Diskussion 80<br />

6.1 Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse 80<br />

6.2 Kritische Bemerkungen zum durchgeführten Exper<strong>im</strong>ent 85<br />

7. Zusammenfassung und Ausblick 86<br />

Literaturverzeichnis 88<br />

Internetquellen 92<br />

Anhang A – E<strong>in</strong>willigungsformular, Blanko-Bogen <strong>der</strong><br />

BODY-Skala, Auswertung <strong>der</strong> BODY-Skala 93<br />

Anhang B – Tabellen zur auditiven Kategorisierung 107<br />

Anhang C – Tabellen und Abbildungen zur akustischen Analyse<br />

<strong>der</strong> Grundfrequenz 108<br />

Anhang D – Tabellen zur akustischen Analyse <strong>der</strong> Anstiegshöhe,<br />

Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit und des peak delay 110<br />

II


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: anatomische Bestandteile <strong>der</strong> Basalganglien 9<br />

Abbildung 2: schematischer Überblick <strong>der</strong> Prosodie (vgl. Möbius 1993) 17<br />

Abbildung 3: Darstellung <strong>der</strong> Synchronisation <strong>von</strong> frühen Gipfeln (FG), mittleren Gipfeln (MG) 19<br />

und späten Gipfeln (SG) mit e<strong>in</strong>er KVK-Silbe<br />

Abbildung 4: prototypischer Intonationsverlauf e<strong>in</strong>es Aussage- bzw. Deklarativsatzes 19<br />

Abbildung 5: prototypischer Intonationsverlauf e<strong>in</strong>es Frage- bzw. Interrogativsatzes 19<br />

Abbildung 6: prosodische Hierarchie <strong>in</strong> GToBI 23<br />

Abbildung 7: steigende Kontur mit tiefer Akzentsilbe (L*) 24<br />

Abbildung 8: fallende Kontur mit hoher Akzentsilbe (H*) 24<br />

Abbildung 9: Downstep e<strong>in</strong>es H-Tones 27<br />

Abbildung 10: Upstep e<strong>in</strong>es H-Tones 27<br />

Abbildung 11: Bezugspunkte für die Berechnung <strong>der</strong> Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit bezogen auf 37<br />

Gipfelkonturen<br />

Abbildung 12: Bezugspunkte für die Berechnung <strong>der</strong> Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit bezogen auf 38<br />

phrasenf<strong>in</strong>al steigende Konturen<br />

Abbildung 13: Bezugspunkte zur Berechnung des peak delay anhand <strong>der</strong> Beispiele „Miehl“ und 38<br />

„Misch“<br />

Abbildung 14: Darstellung <strong>der</strong> EMU-Template-Oberfläche mit den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Datenbank 39<br />

verwendeten Ebenen<br />

Abbildung 15: Beispiel e<strong>in</strong>er Segmentierung und Etikettierung <strong>in</strong> EMU für e<strong>in</strong>en Deklarativsatz 41<br />

mit dem Zielwort „Miehle“ <strong>der</strong> Sprecher<strong>in</strong> CP02; oben: Segmentierung u.<br />

Etikettierung, mitte: Oszillogramm, unten: f0-Verlauf<br />

Abbildung 16: Beispiel e<strong>in</strong>er Segmentierung und Etikettierung <strong>in</strong> EMU für e<strong>in</strong>en Deklarativsatz 41<br />

mit dem Zielwort „Misch“ des Sprechers CP05; oben: Segmentierung u.<br />

Etikettierung, mitte: Oszillogramm, unten: f0-Verlauf<br />

Abbildung 17: Beispiel e<strong>in</strong>er Segmentierung und Etikettierung <strong>in</strong> EMU für e<strong>in</strong>en Interrogativsatz 42<br />

mit dem Zielwort „Miehle“ <strong>der</strong> Sprecher<strong>in</strong> PD01; oben: Segmentierung u.<br />

Etikettierung, mitte: Oszillogramm, unten: f0-Verlauf<br />

Abbildung 18: Beispiel e<strong>in</strong>er Segmentierung und Etikettierung <strong>in</strong> EMU für e<strong>in</strong>en Interrogativsatz 42<br />

mit dem Zielwort „Misch“ <strong>der</strong> Sprecher<strong>in</strong> PD02; oben: Segmentierung u.<br />

Etikettierung, mitte: Oszillogramm, unten: f0-Verlauf<br />

Abbildung 19: Beispiel e<strong>in</strong>er Segmentierung und Etikettierung <strong>in</strong> EMU für e<strong>in</strong>en Deklarativsatz 43<br />

mit dem Zielwort „Miehle“ des Sprechers PD05; oben: Segmentierung u.<br />

Etikettierung, mitte: Oszillogramm, unten: f0-Verlauf<br />

Abbildung 20: Beispiel e<strong>in</strong>er f0-Kontur über e<strong>in</strong>em Testsatz und <strong>der</strong> darauf folgenden 49<br />

Nom<strong>in</strong>alphrase (NP) <strong>der</strong> Sprecher<strong>in</strong> CP01<br />

Abbildung 21: Beispiel e<strong>in</strong>er f0-Kontur über e<strong>in</strong>em Testsatz und <strong>der</strong> darauf folgenden 49<br />

Nom<strong>in</strong>alphrase (NP) des Sprechers PD06<br />

Abbildung 22: Beispiel e<strong>in</strong>er f0-Kontur über e<strong>in</strong>em Testsatz mit dem Zielwort „Miehl“ und <strong>der</strong> 50<br />

darauf folgenden Nom<strong>in</strong>alphrase (NP) des Sprechers CP05<br />

Abbildung 23: Boxplots zur Darstellung <strong>der</strong> Anstiegshöhe <strong>der</strong> Gipfelkonturen, abhängig <strong>von</strong> den 60<br />

Zielwörtern und <strong>der</strong> Sprechergruppe, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT]; PD<br />

(Park<strong>in</strong>sonpatienten), CP (Kontrollsprecher)<br />

Abbildung 24: Boxplots zur Darstellung <strong>der</strong> Anstiegshöhe <strong>der</strong> Gipfelkonturen, abhängig <strong>von</strong> den 61<br />

Zielwörtern, <strong>der</strong> Sprechergruppe und den Gipfelkonturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT];<br />

PD (Park<strong>in</strong>sonpatienten), CP (Kontrollsprecher); N = Anzahl <strong>der</strong> Sprecher pro<br />

Box<br />

Abbildung 25: Boxplots zur Darstellung <strong>der</strong> Anstiegshöhe <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>al steigenden Konturen, 65<br />

abhängig <strong>von</strong> den Zielwörtern und <strong>der</strong> Sprechergruppe, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT]; PD<br />

(Park<strong>in</strong>sonpatienten), CP (Kontrollsprecher)<br />

Abbildung 26: Boxplots zur Darstellung <strong>der</strong> Anstiegshöhe <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>al steigenden Konturen, 66<br />

abhängig <strong>von</strong> den Zielwörtern, <strong>der</strong> Sprechergruppe und den Gipfelkonturen,<br />

ausgedrückt <strong>in</strong> [HT]; PD (Park<strong>in</strong>sonpatienten), CP (Kontrollsprecher); N =<br />

Anzahl <strong>der</strong> Sprecher pro Box<br />

Abbildung 27: Boxplots zur Darstellung <strong>der</strong> Gipfel-Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit, abhängig <strong>von</strong> den<br />

Zielwörtern und <strong>der</strong> Sprechergruppe, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT/ Sek.];<br />

PD (Park<strong>in</strong>sonpatienten), CP (Kontrollsprecher)<br />

68<br />

III


Abbildung 28: Boxplots zur Darstellung <strong>der</strong> Gipfel-Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit, abhängig <strong>von</strong> den 69<br />

Zielwörtern, <strong>der</strong> Sprechergruppe und den Gipfelkonturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT/<br />

Sek.]; PD (Park<strong>in</strong>sonpatienten), CP (Kontrollsprecher); N = Anzahl <strong>der</strong> Sprecher<br />

pro Box<br />

Abbildung 29: Beispiel e<strong>in</strong>er f0-Kontur über e<strong>in</strong>em Deklarativsatz mit dem Zielwort „Misch“ <strong>der</strong> 71<br />

Sprecher<strong>in</strong> CP04<br />

Abbildung 30: Boxplots zur Darstellung <strong>der</strong> Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>al 71<br />

steigenden Konturen, abhängig <strong>von</strong> den Zielwörtern und <strong>der</strong> Sprechergruppe,<br />

ausgedrückt <strong>in</strong> [HT/ Sek.]; PD (Park<strong>in</strong>sonpatienten), CP (Kontrollsprecher)<br />

Abbildung 31: Boxplots zur Darstellung <strong>der</strong> Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>al 72<br />

steigenden Konturen, abhängig <strong>von</strong> den Zielwörtern, <strong>der</strong> Sprechergruppe und den<br />

Gipfelkonturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT/ Sek.]; PD (Park<strong>in</strong>sonpatienten), CP<br />

(Kontrollsprecher); N = Anzahl <strong>der</strong> Sprecher pro Box<br />

Abbildung 32: Boxplots zur Darstellung des peak delay, abhängig <strong>von</strong> den Zielwörtern und <strong>der</strong> 76<br />

Sprechergruppe, ausgedrückt <strong>in</strong> [ms]; PD (Park<strong>in</strong>sonpatienten), CP<br />

(Kontrollsprecher)<br />

Abbildung 33: Boxplots zur Darstellung des peak delay <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>von</strong> den zwei 77<br />

Sprechergruppen (CP vs. PD) und den zwei Gipfelkonturen (H* L-% vs. L+H* L-<br />

%); N = Anzahl <strong>der</strong> Sprecher pro Box<br />

Abbildung 34: Histogramme zur Darstellung <strong>der</strong> f0-Werte Verteilung aller Park<strong>in</strong>sonpatienten 108<br />

(PD)<br />

Abbildung 35: Histogramme zur Darstellung <strong>der</strong> f0-Werte Verteilung aller Kontrollsprecher (CP) 109<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: neurologische Grun<strong>der</strong>krankungen e<strong>in</strong>er Dysarthrophonie 6<br />

Tabelle 2: Klassifikation <strong>der</strong> Dysarthrophonie-Syndrome (Darley et al. 1975) 7<br />

Tabelle 3: Repräsentationsebenen <strong>der</strong> Prosodie 18<br />

Tabelle 4: Zusammenfassung <strong>der</strong> Akzenttöne aus dem GToBI-Inventar (vgl. Grice, Baumann 25<br />

2000)<br />

Tabelle 5: Zusammenfassung <strong>der</strong> Phrasenakzente aus dem GToBI-Inventar (vgl. Grice, 26<br />

Baumann 2000)<br />

Tabelle 6: Komb<strong>in</strong>ationen <strong>der</strong> Phrasenakzente und Grenztöne 26<br />

Tabelle 7: Zusammenfassung <strong>der</strong> Grenztöne aus dem GToBI-Inventar (vgl. Grice, Baumann 27<br />

2000)<br />

Tabelle 8: Überblick <strong>der</strong> Probanden mit Morbus Park<strong>in</strong>son (N=7) bezüglich Geschlecht, 29<br />

Alter, Erkrankungsdauer; Verständlichkeit (NTID) und Aufnahmezeitpunkt; PD<br />

(Park<strong>in</strong>son Disease)<br />

Tabelle 9: NTID-Verständlichkeitsskala, Ziegler et al. (1998:46) 30<br />

Tabelle 10: Übersicht <strong>der</strong> Kontrollsprecher (N=7) bezüglich Alter, Geschlecht und 30<br />

Aufnahmezeitpunkt; CP (Control Person)<br />

Tabelle 11: Sprachkorpus mit Trägersätzen, Zielwörtern und Kodierung, lvw (long vowel), 32<br />

svw (short vowel)<br />

Tabelle 12: Abfolge <strong>der</strong> durchgeführten Mess- und Labelprozedur 44<br />

Tabelle 13: Realisierte Intonationsmuster <strong>der</strong> Nom<strong>in</strong>alphrase bei<strong>der</strong> Sprechergruppen 51<br />

Tabelle 14: E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>a und f0-Max<strong>im</strong>a <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> R-Programmierung; 54<br />

l<strong>in</strong>ks: die Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD), rechts: die Kontrollsprecher<br />

Tabelle 15: Darstellung <strong>der</strong> f0-Quantile und dem Quartilabstand/ Range <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen 55<br />

Sprecher<br />

Tabelle 16: <strong>in</strong>tonatorische Umsetzung <strong>der</strong> Deklarativ- und Interrogativsätze, ausgedrückt <strong>in</strong> 107<br />

relativen Werten (bezogen auf 25 Sätze pro Person und Satzmodus) für die<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD) und die Kontrollgruppe (CP)<br />

Tabelle 17: <strong>in</strong>tonatorische Umsetzung <strong>der</strong> Deklarativ- und Interrogativsätze, ausgedrückt <strong>in</strong> 107<br />

relativen Werten (bezogen auf 175 Sätze pro Sprechergruppe und Satzmodus)<br />

über alle Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD) und Kontrollsprecher (CP)<br />

Tabelle 18: durchschnittliche Grundfrequenz (mean) und Standardabweichungen (sd) 108<br />

Tabelle 19: durchschnittliche Anstiegswerte (mean) und Standardabweichungen (sd) <strong>in</strong> [HT]<br />

für die Gipfelkonturen <strong>in</strong> Deklarativsätzen und den phrasenf<strong>in</strong>al steigenden<br />

110<br />

Konturen <strong>in</strong> Interrogativsätzen; Zielwörter „Miehle“ und „Misch“;<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD), Kontrollsprecher (CP)<br />

IV


Tabelle 20:<br />

Tabelle 21:<br />

Tabelle 22:<br />

Tabelle 23:<br />

Tabelle 24:<br />

Tabelle 25:<br />

Tabelle 26:<br />

durchschnittliche Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit (mean) und Standardabweichungen<br />

(sd) <strong>in</strong> [HT/ Sek.] für die Gipfelkonturen <strong>in</strong> Deklarativsätzen und den phrasenf<strong>in</strong>al<br />

steigenden Konturen <strong>in</strong> Interrogativsätzen; Zielwörter „Miehle“ und „Misch“;<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD), Kontrollsprecher (CP)<br />

durchschnittliche Anstiegs-Realisierungszeit (mean) und Standardabweichungen<br />

(sd) <strong>in</strong> [ms] für die Gipfelkonturen <strong>in</strong> Deklarativsätzen und den phrasenf<strong>in</strong>al<br />

steigenden Konturen <strong>in</strong> Interrogativsätzen; Zielwörter „Miehle“ und „Misch“;<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD), Kontrollsprecher (CP)<br />

durchschnittliche zeitliche Position (mean) und Standardabweichungen (sd) des<br />

Vokal-Onsets <strong>in</strong> [ms] für die Zielwörter „Miehl“ und „Misch“ <strong>in</strong> Relation zum<br />

Satzbeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> Deklarativsätzen; Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD), Kontrollsprecher (CP)<br />

durchschnittlicher peak delay (mean) und Standardabweichungen (sd) <strong>in</strong> [ms] für<br />

die Testwörter „Miehl“ und „Misch“ <strong>in</strong> Deklarativsätzen; Park<strong>in</strong>sonpatienten<br />

(PD), Kontrollsprecher (CP)<br />

absolute Häufigkeiten <strong>der</strong> verwendeten Gipfelkonturen H* und L+H* für die<br />

Testwörter „Miehle“ und „Misch“ <strong>in</strong> Deklarativsätzen; Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD),<br />

Kontrollsprecher (CP)<br />

absolute Häufigkeiten <strong>der</strong> verwendeten Gipfelkonturen L* und L*+H für die<br />

Testwörter „Miehle“ und „Misch“ <strong>in</strong> Interrogativsätzen; Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD),<br />

Kontrollsprecher (CP)<br />

absolute Häufigkeiten <strong>der</strong> verwendeten Gipfelkonturen H* und L+H* für die<br />

Testwörter „Miehl“ und „Misch“ <strong>in</strong> Deklarativsätzen; Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD),<br />

Kontrollsprecher (CP)<br />

110<br />

111<br />

111<br />

112<br />

112<br />

113<br />

113<br />

Diagrammverzeichnis<br />

Diagramm 1: Intonatorische Realisierung <strong>der</strong> Deklarativsätze <strong>der</strong> sieben Park<strong>in</strong>sonpatienten 45<br />

(PD)<br />

Diagramm 2: Intonatorische Realisierung <strong>der</strong> Deklarativsätze <strong>der</strong> sieben Kontrollsprecher (CP) 45<br />

Diagramm 3: Intonatorische Realisierung <strong>der</strong> Deklarativsätze; l<strong>in</strong>ker Balken: alle 46<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD), rechter Balken: alle Kontrollsprecher (CP)<br />

Diagramm 4: Intonatorische Realisierung <strong>der</strong> Interrogativsätze <strong>der</strong> sieben Park<strong>in</strong>sonpatienten 47<br />

(PD)<br />

Diagramm 5: Intonatorische Realisierung <strong>der</strong> Interrogativsätze <strong>der</strong> sieben Kontrollsprecher (CP) 47<br />

Diagramm 6: Intonatorische Realisierung <strong>der</strong> Interrogativsätze; l<strong>in</strong>ker Balken: alle 48<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD), rechter Balken: alle Kontrollsprecher (CP)<br />

Diagramm 7: durchschnittliche Grundfrequenz <strong>in</strong> [Hz] <strong>der</strong> weiblichen und männlichen Sprecher 53<br />

<strong>in</strong>nerhalb bei<strong>der</strong> Gruppen<br />

Diagramm 8: Histogramme <strong>der</strong> Sprecher PD05 und PD06 55<br />

Diagramm 9: L<strong>in</strong>iendiagramme zur Darstellung <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegshöhe <strong>der</strong> 56<br />

Gipfelkonturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT], für die Sprecher PD05 bis PD06<br />

Diagramm 10: L<strong>in</strong>iendiagramme zur Darstellung <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegshöhe <strong>der</strong> 57<br />

Gipfelkonturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT], für die Sprecher PD01 und PD02<br />

Diagramm 11: L<strong>in</strong>iendiagramme zur Darstellung <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegshöhe <strong>der</strong> 57<br />

Gipfelkonturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT], für die Sprecher PD03, PD04 und PD07<br />

Diagramm 12: L<strong>in</strong>iendiagramme zur Darstellung <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegshöhe <strong>der</strong> 59<br />

Gipfelkonturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT], für die Sprecher CP01 bis CP07<br />

Diagramm 13: L<strong>in</strong>iendiagramme zur Darstellung <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegshöhe <strong>der</strong> 62<br />

phrasenf<strong>in</strong>alen Konturen <strong>in</strong> Interrogativsätzen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT], für die<br />

Sprecher PD01, PD03 und PD04<br />

Diagramm 14: L<strong>in</strong>iendiagramme zur Darstellung <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegshöhe <strong>der</strong> 63<br />

phrasenf<strong>in</strong>alen Konturen <strong>in</strong> Interrogativsätzen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT], für die<br />

Sprecher PD02, PD05 und PD07<br />

Diagramm 15: L<strong>in</strong>iendiagramme zur Darstellung <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegshöhe <strong>der</strong> 64<br />

phrasenf<strong>in</strong>al steigenden Konturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT], für die Sprecher CP01-<br />

CP07<br />

Diagramm 16: Darstellung <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> Gipfelkonturen, 67<br />

ausgedrückt <strong>in</strong> [HT/Sek.]; Zielwörter: „Miehle“ und „Misch“; (PD)<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten, (CP) Kontrollsprecher<br />

V


Diagramm 17:<br />

Diagramm18:<br />

Diagramm 19:<br />

Darstellung <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>al<br />

steigenden Konturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT/ Sek.]; Zielwörter: „Miehle“ und<br />

„Misch“; (PD) Park<strong>in</strong>sonpatienten,(CP) Kontrollsprecher<br />

Balkendiagramme zur Darstellung <strong>der</strong> Vokal-Onsets für /i:/ und /H/, ausgedrückt <strong>in</strong><br />

[ms], bezogen auf den gesamten Deklarativsatz, getrennt nach Park<strong>in</strong>sonpatienten<br />

(PD) und Kontrollsprecher (CP)<br />

Balkendiagramme zur Darstellung des peak delay für „Miehl“ und „Misch“,<br />

ausgedrückt <strong>in</strong> [ms], getrennt nach Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD) und Kontrollsprecher<br />

(CP)<br />

70<br />

74<br />

75<br />

Formelverzeichnis<br />

Formel 1: Berechnung des prozentualen Anteils zur Kategorisierung <strong>der</strong> Deklarativ- und 35<br />

Interrogativsätze<br />

Formel 2: Umrechnung des Gipfelanstiegs <strong>von</strong> Hertz <strong>in</strong> Halbtöne (HT) 36<br />

VI


1. E<strong>in</strong>leitung<br />

Wenn Wissenschaftler aus den Gebieten <strong>der</strong> Phonetik, L<strong>in</strong>guistik, Kommunikations-,<br />

Sprach- o<strong>der</strong> Sprechwissenschaften etwas über den Aufbau und die Funktion <strong>von</strong> <strong>Sprache</strong><br />

und Sprechen erfahren wollen, beschäftigen sie sich seit je her nicht nur mit <strong>der</strong> gesunden<br />

<strong>Sprache</strong>, son<strong>der</strong>n auch mit ihren Erkrankungen. In me<strong>in</strong>er Tätigkeit als Logopäd<strong>in</strong><br />

sammelte ich <strong>in</strong> den vergangenen Jahren selbst Erfahrungen <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Sprach- und<br />

Sprechstörungen. Me<strong>in</strong>en bisherigen therapeutischen Blickw<strong>in</strong>kel erweiterte ich durch das<br />

spezifische Wissen des Phonetikstudiums. Ziel dieser Arbeit ist deshalb anhand e<strong>in</strong>er<br />

Sprechstörung zu zeigen, dass zwischen beiden Diszipl<strong>in</strong>en Berührungspunkte bestehen,<br />

die e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> s<strong>in</strong>nvoll ergänzen können.<br />

Die Dysarthrophonie, e<strong>in</strong>e neurogene Störung des Sprechens, stellte <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren e<strong>in</strong> umfangreiches Forschungsgebiet dar. Sie zählt neben den Aphasien zu den<br />

häufigsten neurologisch bed<strong>in</strong>gten Kommunikationsstörungen und ist das zweithäufigste<br />

Störungsbild <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Sprachtherapie und Logopädie. Ihre Erfassung und<br />

Beschreibung <strong>der</strong> am Sprechen beteiligten Funktionskreise Respiration, Phonation und<br />

Artikulation erfolgt mithilfe physiologischer, aerodynamischer, auditiver und akustischer<br />

Verfahren (Ziegler 2002). Während die ersten beiden Methoden jeweils e<strong>in</strong>en isolierten<br />

Aspekt des Sprechvorganges betrachten (z. B. mithilfe <strong>von</strong> Stroboskopie, Pneumografie<br />

o<strong>der</strong> Laryngoskopie), setzen auditive und akustische Verfahren am Endprodukt des<br />

Sprechvorganges an, dem akustischen Signal.<br />

Auch Morbus Park<strong>in</strong>son, e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> möglichen Dysarthrophonie-Formen, wurde anhand<br />

dieser vier o. g. Verfahren charakterisiert und beschrieben. Canter (1963) nutzte hierbei<br />

speziell die damaligen Möglichkeiten messphonetischer Untersuchungen und belegte<br />

mithilfe <strong>von</strong> Zahlen die dysarthrische Sprechstörung. Dazu zählte die verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

Intensität genauso wie die erhöhte Grundfrequenz. Darley et al. (1969) h<strong>in</strong>gegen<br />

beschäftigten sich konsequent mit dem auditiven Ansatz <strong>der</strong> Syndrombeschreibung und<br />

kennzeichneten die Monotonie des Sprechens als auffälligstes auditives Merkmal bei<br />

Park<strong>in</strong>son. Die Monotonie stellt nur e<strong>in</strong>e Komponente <strong>der</strong> multikausalen Dysprosodie dar,<br />

denn die Dysprosodie basiert sowohl auf Störungen <strong>der</strong> Phonation, <strong>der</strong> Artikulation als<br />

auch <strong>der</strong> Respiration. Pell (1996), Lloyd (1999), Le Dorze et al. (1994,1998) und Penner et<br />

al. (2001) beschäftigten sich <strong>in</strong> ihren Forschungsarbeiten speziell mit dem Thema <strong>der</strong><br />

Prosodiecharakteristika bei Park<strong>in</strong>son. Ihre Ergebnisse bezogen sich hierbei nicht nur auf<br />

1


die expressiven, son<strong>der</strong>n auch auf die rezeptiven Leistungen. Sie nutzten erneut<br />

physikalisch messbare Größen wie Grundfrequenz, Intensität und Dauer, um mit ihrer<br />

Hilfe die Dysprosodie zu charakterisieren. Allerd<strong>in</strong>gs begrenzten sie ihre Untersuchung<br />

nicht alle<strong>in</strong> auf phonetische Größen, son<strong>der</strong>n ergänzten sie um l<strong>in</strong>guistische Funktionen<br />

wie Wort-, Satzakzent und Satzmodus. Sie konnten zeigen, dass Morbus Park<strong>in</strong>son mit<br />

e<strong>in</strong>er Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausdrucksfähigkeit dieser Funktionen korreliert. Das<br />

l<strong>in</strong>guistische Wissen selbst bleibt jedoch erhalten. Zusätzlich zur l<strong>in</strong>guistischen Prosodie<br />

befassten sich Ross et al. (1981) und Blon<strong>der</strong> et al. (1989) mit <strong>der</strong> extral<strong>in</strong>guistischen<br />

Funktion <strong>der</strong> emotiven Prosodie und fragten sich, ob und wo sich diese <strong>im</strong> Gehirn<br />

lokalisieren lässt. Ross´ Vermutung e<strong>in</strong>er rechtsseitigen Hirndom<strong>in</strong>anz für prosodische<br />

Ersche<strong>in</strong>ungen konnte bisher nicht bestätigt werden. Stattdessen kam <strong>im</strong>mer mehr die<br />

Hypothese e<strong>in</strong>er multistrukturellen Hirnlokalisation <strong>von</strong> Prosodie auf (Pell 1996; Pell,<br />

Leonard 2003). Pell schrieb beson<strong>der</strong>s den Basalganglien e<strong>in</strong>e nicht unerhebliche Rolle zu.<br />

E<strong>in</strong>e Störung dieser Hirnstruktur sche<strong>in</strong>t mit e<strong>in</strong>er Dysprosodie <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong><br />

l<strong>in</strong>guistischen Funktionen und Emotionen e<strong>in</strong>her zu gehen.<br />

Die vorliegende Arbeit ist <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Phonetik bzw. Pathol<strong>in</strong>guistik<br />

e<strong>in</strong>zuordnen und soll e<strong>in</strong>en weiteren Beitrag zur Diskussion leisten, welchen E<strong>in</strong>fluss die<br />

Park<strong>in</strong>son´sche Erkrankung auf die prosodischen Fähigkeiten <strong>der</strong> Betroffenen hat. Es wird<br />

e<strong>in</strong> Exper<strong>im</strong>ent vorgestellt, das sich mit den expressiven prosodischen Leistungen <strong>von</strong><br />

Patienten mit Morbus Park<strong>in</strong>son befasst. Es geht speziell um die prosodische Realisierung<br />

<strong>von</strong> Deklarativ- und Interrogativäußerungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lesesprache. Hierfür wurden Daten <strong>von</strong><br />

sieben Patienten mit Morbus Park<strong>in</strong>son und sieben gesunden Sprechern erhoben und<br />

gegenübergestellt. Für die Auswertung wurden die Verfahren <strong>der</strong> auditiven und<br />

akustischen Analyse genutzt.<br />

Die Arbeit ist wie folgt geglie<strong>der</strong>t:<br />

Kapitel 2 enthält das notwendige pathologische H<strong>in</strong>tergrundwissen für diese Arbeit. Es<br />

beg<strong>in</strong>nt zunächst mit e<strong>in</strong>er Abgrenzung <strong>der</strong> Begriffe Dysarthrophonie und Dysarthrie und<br />

zählt die e<strong>in</strong>zelnen Syndrome sowie ihre Ätiologien auf. Anschließend erfolgt <strong>der</strong><br />

Übergang zum eigentlichen Thema dieser Arbeit Morbus Park<strong>in</strong>son. Speziell wird auf die<br />

Neurobiologie und die Symptome <strong>der</strong> Sprechstörung e<strong>in</strong>gegangen. Thematisch gehört die<br />

Dysprosodie zum Park<strong>in</strong>son-Syndrom, erhält aber aufgrund ihrer zentralen Stellung <strong>in</strong><br />

dieser Arbeit e<strong>in</strong> eigenes Kapitel. Die Beschreibung <strong>der</strong> phonetischen Grundlagen erfolgt<br />

2


<strong>in</strong> Kapitel 3. Hierzu gehören <strong>der</strong> Begriff Prosodie, die prosodischen Merkmale mit ihren<br />

Funktionen, die sprachliche Realisierung <strong>von</strong> Deklarativ- und Interrogativsätzen <strong>im</strong><br />

Deutschen und das GToBI 1 -Etikettiersystem. Kapitel 4 beschäftigt sich mit <strong>der</strong><br />

Durchführung des Exper<strong>im</strong>entes, also <strong>der</strong> Datenerhebung, <strong>der</strong> Datenaufbereitung und<br />

Analyse. Um die Ergebnisdarstellung geht es <strong>in</strong> Kapitel 5. Kapitel 6 umfasst die<br />

Ergebnis<strong>in</strong>terpretation sowie eigene Kritiken. Die Zusammenfassung und e<strong>in</strong>en Ausblick<br />

auf mögliche weitere Untersuchungen gibt schließlich Kapitel 7.<br />

1 GToBI = German Tones and Break Indices, siehe genauere Ausführung <strong>in</strong> Kapitel 3.3.1<br />

3


2. Pathologische Grundlagen<br />

Da es sich bei dieser Magisterarbeit vorrangig um e<strong>in</strong>e Arbeit <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong><br />

Sprechpathologie dreht, ist es s<strong>in</strong>nvoll, die theoretischen Grundlagen mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung<br />

<strong>in</strong> das Hauptthema Park<strong>in</strong>son zu beg<strong>in</strong>nen. Es soll verständlich werden, welche Form <strong>der</strong><br />

Sprechstörung Park<strong>in</strong>son ist, wie sie entsteht und welche Auswirkungen sie auf das<br />

Sprechen hat. Kapitel 2.1 dient zunächst <strong>der</strong> Erläuterung und Differenzierung <strong>der</strong> Begriffe<br />

Dysarthrie und Dysarthrophonie. Es werden die verschiedenen Dysarthrophonie-<br />

Syndrome und <strong>der</strong>en Ursache genannt, jedoch nicht näher erläutert. Auf das Park<strong>in</strong>son-<br />

Syndrom speziell wird dann <strong>in</strong> Kapitel 2.2 e<strong>in</strong>gegangen. Dabei wird auf neuere und ältere<br />

Forschungsergebnisse aus den Bereichen <strong>der</strong> Neurologie, kl<strong>in</strong>ischen Phonetik und<br />

Sprachtherapie zurückgegriffen.<br />

2.1 Dysarthrophonie<br />

2.1.1 Begriffsbest<strong>im</strong>mung<br />

Der Begriff Dysarthrophonie wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur (Franke 1998, Wirth 2000, Schubert<br />

2007) sowie <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen und ambulanten Behandlung <strong>von</strong> Patienten mit<br />

Sprechstörungen oft mit dem Ausdruck Dysarthrie gleich gesetzt. Im Rahmen dieser<br />

Magisterarbeit ist es allerd<strong>in</strong>gs empfehlenswert, e<strong>in</strong>e Trennung zwischen beiden Term<strong>in</strong>i<br />

vorzunehmen, so wie es auch Ackermann und Ziegler (1989) vorschlagen. Neben e<strong>in</strong>er<br />

Def<strong>in</strong>ition ist die Erklärung <strong>der</strong> Wortbildung hierbei sehr hilfreich. Dysarthrie ist e<strong>in</strong> aus<br />

dem Griechischen abgeleitetes Derivat und setzt sich aus folgenden Elementen zusammen<br />

(Wendt 1999):<br />

• „dys-„ (Präfix, Präfigierung <strong>von</strong> Nomen, Bedeutung = Miss-, Un-)<br />

• „arthro-„ (abgeleitet <strong>von</strong> „arthre<strong>in</strong>“, Bedeutung = Bildung <strong>von</strong> Lauten)<br />

Folglich heißt Dysarthrie wörtlich übersetzt so viel wie Missbildung <strong>von</strong> Lauten und<br />

bezieht sich somit nur auf die Artikulation. Ziegler et al. (1998:1) orientieren sich für ihre<br />

Def<strong>in</strong>ition an dieser Übersetzung. Sie sagen:<br />

„Dysarthrien s<strong>in</strong>d erworbene neurogene Sprechstörungen. Sie werden durch e<strong>in</strong>e<br />

Schädigung des zentralen o<strong>der</strong> des peripheren Nervensystems verursacht und beruhen<br />

auf e<strong>in</strong>er Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> Steuerung und Ausführung <strong>von</strong> Sprechbewegungen.“<br />

Der Vorgang des Sprechens umfasst neben <strong>der</strong> Artikulation jedoch auch die Phonation und<br />

Respiration. Je nachdem welche dieser Leistungen <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Störung betroffen ist, wird <strong>der</strong><br />

Dysarthrie–Begriff dementsprechend erweitert. Bei e<strong>in</strong>er Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> Phonation<br />

entsteht <strong>der</strong> Term<strong>in</strong>us Dysarthrophonie. Ist zusätzlich die Respiration <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

4


Sprechstörung berührt, lässt sich aus allen e<strong>in</strong>zelnen Elementen <strong>der</strong> Begriff<br />

Dysarthropneumophonie zusammensetzen. Allerd<strong>in</strong>gs hat sich dieser <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur kaum<br />

durchgesetzt. So wird überwiegend bei e<strong>in</strong>er Betroffenheit aller drei Systeme, wie es auch<br />

bei Park<strong>in</strong>son <strong>der</strong> Fall ist, <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Dysarthrie bzw. Dysarthrophonie gesprochen.<br />

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird <strong>der</strong> Begriff Dysarthrophonie verwendet werden, da<br />

bei Morbus Park<strong>in</strong>son e<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong>ige Störung <strong>der</strong> Artikulation selten anzutreffen ist,<br />

son<strong>der</strong>n vielmehr auch die an<strong>der</strong>en Sprechsysteme mit betroffen s<strong>in</strong>d.<br />

2.1.2 Ätiologie 2<br />

Wie bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition erwähnt, liegt die Ursache e<strong>in</strong>er Dysarthrophonie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schädigung des zentralen o<strong>der</strong> des peripheren Nervensystems. Diese setzen sich<br />

folgen<strong>der</strong>maßen zusammen:<br />

Zentrales Nervensystem - ZNS (Faller, Schünke 2004)<br />

Zu diesem System werden das Kle<strong>in</strong>hirn, das extrapyramidal-motorische System (EPMS)<br />

sowie <strong>der</strong> Kortex gezählt. Das Kle<strong>in</strong>hirn mit se<strong>in</strong>en afferenten und efferenten (auch<br />

Motoneuron genannten) Nervenfasern ist für die Initialisierung, Koord<strong>in</strong>ation und<br />

Beendigung zielgerichteter Bewegungen zuständig. Für die Bewegungsumsetzung und<br />

-ausführung ist das EPMS zuständig, welches die Basalganglien sowie den Thalamus mit<br />

dem motorischen Kortex verknüpft. Im Motorkortex, e<strong>in</strong>em abgrenzbaren Bereich <strong>der</strong><br />

Großhirnr<strong>in</strong>de (<strong>im</strong> h<strong>in</strong>teren Bereich des Frontallappens) werden <strong>in</strong> Zusammenwirkung mit<br />

den Basalganglien und dem Kle<strong>in</strong>hirn willkürliche Bewegungen gesteuert und aus<br />

e<strong>in</strong>fachen Bewegungsmustern komplexe Abfolgen zusammengestellt. Welche spezielle<br />

Rolle die Basalganglien und das EPMS für das Park<strong>in</strong>sonsyndrom spielen, wird <strong>in</strong> Kapitel<br />

2.2.2 noch genauer ausgeführt.<br />

Peripheres Nervensystem – PNS (Faller, Schünke 2004)<br />

Das periphere Nervensystem umfasst die für die Atemsteuerung notwendigen Zervikalund<br />

Thorakalnerven <strong>im</strong> Rückenmark mit ihren jeweiligen Nervenkernen. Auch die <strong>im</strong><br />

Hirnstamm gelegenen Nervenkerne <strong>der</strong> zum Sprechen relevanten Hirnnerven sowie <strong>der</strong>en<br />

Nervenstränge lassen sich dem PNS zuordnen. Der Hirnstamm ist zuständig für die<br />

Bewegungssteuerung h<strong>in</strong>sichtlich Kraft und Tonus 3 sowie die Weiterleitung sensibler<br />

Reize, die für die Steuerung <strong>der</strong> Sprechbewegungen notwendig s<strong>in</strong>d. Da das PNS für das<br />

2 griech.: Ursache (Pschyrembel 2002)<br />

3 Grad <strong>der</strong> Anspannung e<strong>in</strong>es Organs o<strong>der</strong> Organteils z. B. Muskeln, Gefäße o<strong>der</strong> Nerven (Pschyrembel 2002)<br />

5


Park<strong>in</strong>son-Syndrom pr<strong>im</strong>är ke<strong>in</strong>e weitere Rolle spielt, soll jedoch nicht spezifischer darauf<br />

e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> eben beschriebenen Systeme kann sowohl e<strong>in</strong>e Läsion 4 auf <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken als<br />

auch auf <strong>der</strong> rechten Hirnhemisphäre zu e<strong>in</strong>er Dysarthrophonie führen. Im Folgenden<br />

(siehe Tabelle 1) sollen diejenigen neurologischen Erkrankungen aufgelistet werden, die<br />

e<strong>in</strong>e Dysarthrophonie evozieren können und <strong>im</strong> kl<strong>in</strong>ischen Alltag am häufigsten zu f<strong>in</strong>den<br />

s<strong>in</strong>d (Schubert 2007):<br />

Erkrankung Inzidenz 5<br />

Schlaganfall 316-348<br />

Schädel-Hirn-Trauma (SHT) 100<br />

Morbus Park<strong>in</strong>son<br />

60-160 (ab 40 Jahre)<br />

> 300 (ab 70 Jahre)<br />

Multiple Sklerose (MS) 50-60<br />

Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) 4-6<br />

Zerebelläre Ataxie ca. 2<br />

Tabelle 1: neurologische Grun<strong>der</strong>krankungen e<strong>in</strong>er Dysarthrophonie<br />

4 lat.: Schädigung, Verletzung, Störung (Pschyrembel 2002)<br />

5 geschätzte Zahl <strong>der</strong> Neuerkrankungen je 100.000 E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahr<br />

6


2.1.3 E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> Dysarthrophonie-Syndrome<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Syndrome s<strong>in</strong>d nach verschiedenen Möglichkeiten klassifizierbar. Es gibt<br />

e<strong>in</strong>e Klassifikation nach dem Krankheitsbild (z. B. Insult), nach <strong>der</strong> Ätiologie (z. B.<br />

vaskulär) o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Neuroanatomie (z. B. pyramidal). Für diese Arbeit erfolgt e<strong>in</strong>e<br />

pathophysiologische Klassifikation nach Darley et al. (1975). Sie ist die am weitesten<br />

verbreitete Syndromklassifikation (siehe Tabelle 2).<br />

Syndrom Lokalisation Mögliche Grun<strong>der</strong>krankung<br />

spastische Dysarthrophonie oberes Motoneuron Schlaganfall<br />

schlaffe Dysarthrophonie unteres Motoneuron Trauma, z. B. Durchtrennung <strong>der</strong><br />

peripheren Nerven<br />

hyperton-hypok<strong>in</strong>etische<br />

Dysarthrophonie<br />

hypoton-hyperk<strong>in</strong>etische<br />

Dysarthrophonie<br />

EPMS, Substantia nigra<br />

EPMS<br />

Morbus Park<strong>in</strong>son<br />

Chorea Hunt<strong>in</strong>gton<br />

ataktische Dysarthrophonie Kle<strong>in</strong>hirn (Cerebellum) Schädel-Hirn-Trauma<br />

gemischte Dysarthrophonie oberes und unteres Motoneuron,<br />

Kle<strong>in</strong>hirn<br />

Tabelle 2: Klassifikation <strong>der</strong> Dysarthrophonie-Syndrome (Darley et al. 1975)<br />

Multiple Sklerose, Amyotrophe<br />

Lateralsklerose<br />

Bei Grun<strong>der</strong>krankungen wie e<strong>in</strong>em Schlaganfall o<strong>der</strong> Schädel-Hirn-Trauma können<br />

parallel zur Dysarthrophonie weitere neurologische Leistungse<strong>in</strong>schränkungen auftreten.<br />

Dazu gehören unter an<strong>der</strong>em:<br />

• Aphasien<br />

• Sprechapraxien<br />

• Dysphagien 6<br />

• Depressionen<br />

• verr<strong>in</strong>gerter Antrieb<br />

• Störungen <strong>der</strong> Aufmerksamkeit<br />

• Störungen des Gedächtnisses<br />

Dysarthrophonien, die wie Morbus Park<strong>in</strong>son auf progredienten Erkrankungen basieren,<br />

werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel durch die Symptome <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Artikulation, Phonation und<br />

Atmung dom<strong>in</strong>iert. Im weiteren Krankheitsverlauf jedoch manifestieren sich zunehmend<br />

Dysphagien und neuropsychologische Defizite (z. B. Störungen <strong>der</strong> Aufmerksamkeit und<br />

des Gedächtnisses, Depressionen und Antriebsstörungen).<br />

6 Störung des Schluckaktes (Franke 1998)<br />

7


2.2 Das Park<strong>in</strong>son-Syndrom<br />

2.2.1 Begriffsbest<strong>im</strong>mung<br />

Im Jahr 1817 veröffentlichte <strong>der</strong> englische Arzt und Apotheker James Park<strong>in</strong>son den<br />

Artikel „Essay on the shak<strong>in</strong>g palsy“ (Park<strong>in</strong>son 1817), <strong>in</strong> dem er die Symptome <strong>der</strong> später<br />

nach ihm benannten neurologischen Erkrankung beschrieb. Der Begriff „shak<strong>in</strong>g palsy“<br />

kann hierbei mit Schüttellähmung übersetzt werden, wobei es sich jedoch nicht um e<strong>in</strong>e<br />

Lähmung <strong>im</strong> klassischen S<strong>in</strong>ne wie z. B. nach e<strong>in</strong>em Schlaganfall handelt. Unter dem<br />

heutigen Kenntnisstand lässt sich Park<strong>in</strong>son folgen<strong>der</strong>maßen def<strong>in</strong>ieren:<br />

„Das Park<strong>in</strong>son-Syndrom ist die kl<strong>in</strong>isch def<strong>in</strong>ierte Symptomkomb<strong>in</strong>ation aus Hypobzw.<br />

Ak<strong>in</strong>ese, Rigor, (Ruhe)Tremor und gestörten Stellreflexen.“ (Dodel et al.<br />

1997:188)<br />

Für die Diagnose des Park<strong>in</strong>son-Syndroms müssen m<strong>in</strong>destens zwei <strong>der</strong> eben genannten<br />

Symptome (genaue Beschreibung siehe Kapitel 2.2.3.1) vorliegen. In etwa 70% aller Fälle<br />

liegt dem Park<strong>in</strong>son-Syndrom e<strong>in</strong> Morbus Park<strong>in</strong>son, auch idiopathisches Park<strong>in</strong>son-<br />

Syndrom genannt, zugrunde. Von dieser Form s<strong>in</strong>d überwiegend Frauen und Männer (<strong>in</strong><br />

Deutschland etwa 300.000 - 400.000) zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr betroffen,<br />

wobei die Ursache unbekannt ist (George et al. 2007). Der sekundäre Park<strong>in</strong>sonismus<br />

h<strong>in</strong>gegen kann se<strong>in</strong>e Ursachen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schädigung <strong>der</strong> Basalganglien durch<br />

Sauerstoffmangel, Stoffwechselerkrankungen, Intoxikationen (z. B. mit Kohlenmonoxid)<br />

o<strong>der</strong> durch Tumore haben.<br />

2.2.2 Neurobiologische Grundlagen<br />

Der Ursprung <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>son-Erkrankung f<strong>in</strong>det sich <strong>im</strong> EPMS, dem extrapyramidalmotorischen<br />

System. Das EPMS mit se<strong>in</strong>en komplexen Regelmechanismen und unzähligen<br />

Schaltstellen <strong>im</strong> Gehirn ist zuständig für alle gröberen Bewegungsabläufe, die<br />

unwillkürlichen Bewegungen, <strong>der</strong>en Harmonie und für die Eutonie <strong>der</strong> Halte- und<br />

Stützmotorik. Es verb<strong>in</strong>det über efferente Nervenbahnen und verschiedene Umschaltstellen<br />

den motorischen Kortex, u. a. die subkortikal gelegenen Basalganglien, mit den<br />

motorischen Vor<strong>der</strong>hornzellen <strong>im</strong> Rückenmark. Zu den Basalganglien (siehe Abbildung 1)<br />

werden wichtige Strukturen gezählt wie das Corpus Striatum und die Substantia nigra. Sie<br />

s<strong>in</strong>d die bei <strong>der</strong> Entstehung <strong>von</strong> Morbus Park<strong>in</strong>son verantwortlichen Schaltstellen. Die<br />

Substantia nigra, <strong>im</strong> Mittelhirn gelegen, verdankt ihren Namen <strong>der</strong> makroskopisch leicht<br />

schwarz-grauen Farbe. Sie ist für die Produktion des Neurotransmitters Dopam<strong>in</strong><br />

zuständig. Von <strong>der</strong> Substantia nigra ausgehend ziehen Nervenbahnen zum Corpus<br />

8


Striatum, auch Streifenkörper genannt. Das Striatum regelt speziell den Muskeltonus des<br />

Körpers. Für e<strong>in</strong>e ungestörte Weiterleitung <strong>der</strong> Bewegungs<strong>im</strong>pulse <strong>von</strong> <strong>der</strong> Substantia<br />

nigra zum Striatum ist <strong>der</strong> Botenstoff Dopam<strong>in</strong> ausschlaggebend (Dodel et al. 1997, Faller,<br />

Schünke 2004).<br />

Abbildung 1: anatomische Bestandteile <strong>der</strong> Basalganglien 7<br />

Be<strong>im</strong> idiopathischen Park<strong>in</strong>son-Syndrom kommt es zu e<strong>in</strong>em Absterben <strong>der</strong> Dopam<strong>in</strong><br />

bildenden Zellen. Neuere Forschungsergebnisse geben als möglichen Grund e<strong>in</strong>e<br />

Überproduktion des Prote<strong>in</strong>s Alpha-Synucle<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Substantia nigra an (Michell et al.<br />

2007). Weitere Erkenntnisse lieferten Marburger Neurologen (Högl<strong>in</strong>ger, Oertel 2007).<br />

Ihre Hypothese besagt, dass fehlgeleitete Zellteilungssignale <strong>in</strong> <strong>der</strong> Substantia nigra die<br />

Ursache für die Zellzerstörung s<strong>in</strong>d.<br />

"Obwohl sich die Nervenzellen des Gehirns nicht durch Zellteilung vermehren<br />

können, schalten erkrankte Zellen die gesamte molekulare Masch<strong>in</strong>erie an, die für die<br />

Zellteilung nötig ist und gehen schließlich daran zugrunde." (Högl<strong>in</strong>ger, Oertel<br />

2007:3)<br />

Durch den Zerfall <strong>der</strong> Zellen kommt es zu e<strong>in</strong>em gravierenden Dopam<strong>in</strong>mangel, welcher<br />

wie<strong>der</strong>um zu e<strong>in</strong>er unzureichenden St<strong>im</strong>ulierung des Striatum führt. Als Ausgleich<br />

produziert <strong>der</strong> Körper dafür den Botenstoff Acetylchol<strong>in</strong>, <strong>der</strong> anregend wirkt. Daraufh<strong>in</strong><br />

kommt es zu den für Park<strong>in</strong>son typischen fehlenden Mitbewegungen und zur<br />

übersteigerten Muskelspannung, dem hyperton-hypok<strong>in</strong>etischen Zustandsbild.<br />

7 http://www.uni-stuttgart.de/bio/bio<strong>in</strong>st/tierphys/forschung/hauber/<strong>im</strong>g_hauber/forschung-hauber-TG-abb1-basalganglien.jpg<br />

(Zugriff am 29.09.07, 13:24)<br />

9


2.2.3 Symptomatik<br />

Die ersten Symptome <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>son-Erkrankung treten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel bereits mehrere Jahre<br />

vor <strong>der</strong> endgültigen Diagnosestellung auf. Durch ihr unspezifisches Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

können sie sehr leicht fehl<strong>in</strong>terpretiert und dadurch falschen Ursachen zugeschrieben<br />

werden. Zu ihnen gehören Missempf<strong>in</strong>dungen, Schmerzen <strong>in</strong> den Extremitäten und <strong>im</strong><br />

Hals-Nacken-Bereich sowie leichte Ermüdbarkeit o<strong>der</strong> motorische Ungeschicklichkeit. Es<br />

gibt drei Kard<strong>in</strong>alsymptome, die das Bild des Park<strong>in</strong>son-Syndroms prägen. Sie haben nicht<br />

nur Auswirkungen auf den Bewegungsapparat <strong>der</strong> Extremitäten, son<strong>der</strong>n auch auf die für<br />

das Sprechen relevanten Systeme, die so genannten Funktionskreise.<br />

2.2.3.1 Die drei Kard<strong>in</strong>alsymptome<br />

Die Ak<strong>in</strong>ese, <strong>der</strong> Rigor und <strong>der</strong> Tremor bilden die charakteristische Symptom-Trias des<br />

Morbus Park<strong>in</strong>son. Sie können folgen<strong>der</strong>maßen beschrieben werden:<br />

Ak<strong>in</strong>ese<br />

Ak<strong>in</strong>ese stammt <strong>von</strong> dem griechischen a-k<strong>in</strong>e<strong>in</strong> ab und bedeutet „nicht bewegen“ können<br />

(Wendt 1999). Es liegt e<strong>in</strong>e hochgradige Bewegungsarmut vor bis h<strong>in</strong> zur<br />

Bewegungslosigkeit trotz normaler Muskelkraft (Dodel et al. 1997).<br />

Insgesamt können unter Ak<strong>in</strong>ese drei Komponenten zusammengefasst werden: e<strong>in</strong>e<br />

Störung <strong>der</strong> Bewegungs<strong>in</strong>itiierung, die Hypok<strong>in</strong>esie als Störung des Bewegungsumfanges<br />

und die Bradyk<strong>in</strong>esie als e<strong>in</strong>e Verlangsamung <strong>von</strong> Bewegungen (Ziegler et al. 1998). Bei<br />

Park<strong>in</strong>son führen die drei Komponenten u. a. zum typisch langsamen und verkürzten<br />

Schlurfen während des Gehens. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten <strong>in</strong>s Gehen<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuf<strong>in</strong>den, die Körperhaltung ist nach vorne übergeneigt und das typische<br />

Armpendeln während des Gehens fehlt. Der Gesichtsausdruck ist geprägt <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Hypom<strong>im</strong>ie und <strong>der</strong> Lidschlag ist reduziert (George et al. 2007).<br />

Rigor<br />

Laut Ziegler et al. (1998) wird <strong>der</strong> Rigor mit dem Begriff plastische Hypertonie<br />

gleichgesetzt. Diese äußert sich dar<strong>in</strong>, dass die betroffenen Gliedmaßen bei passiver<br />

Bewegung e<strong>in</strong>en gleichförmigen und beschleunigungsunabhängigen Wi<strong>der</strong>stand aufbauen<br />

und danach <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>genommenen Position verharren. Es kommt zum Zahnradphänomen,<br />

bei dem die Muskeln nicht gleichmäßig, son<strong>der</strong>n mit e<strong>in</strong>em ruckartigen Wi<strong>der</strong>stand<br />

nachgeben.<br />

Tremor<br />

Der Begriff Tremor steht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> für e<strong>in</strong> Zittern, hervorgerufen durch e<strong>in</strong><br />

gleichmäßiges Wirken <strong>von</strong> agonistischen und antagonistischen Muskelgruppen<br />

(Pschyrembel 2002). Betroffen s<strong>in</strong>d vor allem die Extremitäten und <strong>der</strong> Kopf. Der Tremor<br />

10


ist das für Morbus Park<strong>in</strong>son auffälligste Symptom und lässt sich <strong>in</strong> den Intentions- und<br />

Ruhetremor unterteilen. Bei <strong>der</strong> ersten Form tritt das Zittern <strong>der</strong> Extremitäten <strong>in</strong><br />

Ruhestellungen auf z. B. wenn die Handflächen auf dem Tisch liegen. Bei <strong>der</strong> zweiten<br />

Form h<strong>in</strong>gegen äußert es sich bei willkürlichen und zielgerichteten Bewegungen z. B.<br />

während des H<strong>in</strong>führens <strong>der</strong> Hand zu e<strong>in</strong>em Gegenstand (George et al. 2007).<br />

2.2.3.2 Funktionskreise<br />

Bei <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>son-Erkrankung betrifft die Störung des motorischen Systems neben dem<br />

Bewegungsapparat auch die Sprechmotorik, speziell die Funktionskreise Respiration,<br />

Phonation und Artikulation (GAB & DGNKN 2000). Häufig stellen Symptome <strong>in</strong> diesen<br />

Bereichen die ersten Zeichen <strong>der</strong> Erkrankung dar (Ackermann, Ziegler 1989). Der<br />

Symptomverlauf ist ebenfalls progredient. Störungen <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Prosodie bilden laut<br />

Ziegler et al. (1998) e<strong>in</strong>en eigenständigen Zweig, da sie physiologisch gesehen aus den<br />

Störungen <strong>der</strong> Funktionskreise resultieren. Aus diesem Grund wird die Prosodie <strong>in</strong> Kapitel<br />

2.3 geson<strong>der</strong>t behandelt. Zunächst soll es jedoch um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Funktionskreise und ihre Symptome gehen.<br />

Respiration<br />

Verlangsamte Respirationsbewegungen <strong>der</strong> Thorakalmuskulatur, hervorgerufen durch<br />

Rigor und Hypok<strong>in</strong>ese, führen zu e<strong>in</strong>er reduzierten respiratorischen Leistung, welche sich<br />

bei Ruheatmung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er erhöhten Atemfrequenz 8 mit e<strong>in</strong>em teilweise verr<strong>in</strong>gerten<br />

Atemzugsvolumen ausdrückt. (Solomon, Hixon 1993, Dodel et al. 1997). Des Weiteren ist<br />

die Exspiration verkürzt und die Inspiration kann clavicular o<strong>der</strong> thorakal erfolgen (Ziegler<br />

et al. 1998). Scharf (1997) sagt dazu, dass die e<strong>in</strong>geschränkte Abdom<strong>in</strong>alatmung nicht nur<br />

aus <strong>der</strong> Rigidität <strong>der</strong> Muskulatur, son<strong>der</strong>n auch aus e<strong>in</strong>er Koord<strong>in</strong>ationsstörung <strong>der</strong><br />

respiratorischen Muskulatur resultiert.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Ton- und Atemhaltedauer wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur (Dodel et al. 1997, Schubert<br />

2007) angegeben, dass diese e<strong>in</strong>geschränkt bzw. verkürzt s<strong>in</strong>d. Die Ursache hierfür liegt<br />

möglicherweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em erhöhten Luftverbrauch an o<strong>der</strong> oberhalb <strong>der</strong> Glottis (Solomon<br />

und Hixon, 1993). Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Ton- und Atemhaltedauer<br />

auch bei Normalsprechern stark variieren kann. Rauchen und körperliche Kondition haben<br />

e<strong>in</strong>en nicht unerheblichen E<strong>in</strong>fluss darauf.<br />

8 physiologisch: 12-20 Atemzüge pro M<strong>in</strong>ute (Wirth 1995)<br />

11


Phonation<br />

Die Rigidität <strong>der</strong> Larynxmuskulatur als Initialsymptom ist bereits <strong>im</strong> Frühstadium des<br />

Morbus Park<strong>in</strong>son diagnostizierbar. Die St<strong>im</strong>mlippen erreichen ke<strong>in</strong>e vollständige<br />

Adduktion, wodurch auditiv <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>er rauhen, zittrigen und behauchten<br />

St<strong>im</strong>mqualität entsteht (Ackermann, Ziegler 1989). Weiterh<strong>in</strong> führt die Rigidität zu e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>geschränkten Modulation <strong>der</strong> Grundfrequenz, was zur Folge hat, dass Patienten mit<br />

Park<strong>in</strong>son tendenziell mit e<strong>in</strong>er durchschnittlich höheren Grundfrequenz als Sprechgesunde<br />

reden und erschwert sehr hohe und tiefe Töne erreichen (Canter 1963).<br />

Auch die Reduktion <strong>der</strong> durchschnittlichen Sprechlautstärke sowie die E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong><br />

Lautstärkemodulation s<strong>in</strong>d auf phonatorische Defizite zurückzuführen (Darley et al. 1975).<br />

Die Patienten s<strong>in</strong>d nicht mehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, sehr laut o<strong>der</strong> sehr leise zu sprechen<br />

(Ackermann, Ziegler 1989). E<strong>in</strong>e M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sprechlautstärke tritt beson<strong>der</strong>s<br />

phrasenf<strong>in</strong>al auf (Ludlow, Bassich 1984). Trotzdem ist es für die Betroffenen selbst, als<br />

würden sie brüllen. Der Patient hat e<strong>in</strong>en falschen E<strong>in</strong>druck <strong>von</strong> se<strong>in</strong>em Sprechen und ist<br />

nur schwer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, se<strong>in</strong>e Lautstärke <strong>der</strong> Situation anzupassen (n-tv, 30.09.07) 9 . Dies<br />

hat maßgebliche Auswirkungen auf die Verständlichkeit. Je leiser <strong>der</strong> Patient spricht, desto<br />

mehr verschlechtert sich auditiv die Verständlichkeit (Sadagopan, Huber 2007).<br />

Artikulation<br />

E<strong>in</strong> weiterer Faktor, <strong>der</strong> die Verständlichkeit erheblich m<strong>in</strong><strong>der</strong>t, ist die Reduzierung <strong>der</strong><br />

Artikulationsschärfe. Park<strong>in</strong>son (1817) beschrieb <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aufsatz, dass se<strong>in</strong>e Patienten<br />

<strong>im</strong> fortgeschrittenen Stadium kaum verständlich bzw. verwaschen sprachen und schließlich<br />

das Artikulationsvermögen verloren. Darley et al. (1975:192) sprechen <strong>in</strong> diesem Fall <strong>von</strong><br />

„<strong>im</strong>precision of consonant articulation“, also e<strong>in</strong>er verr<strong>in</strong>gerten Präzision <strong>der</strong><br />

Konsonantenartikulation. Rigor und Ak<strong>in</strong>ese führen bei <strong>der</strong> orofazialen Muskulatur dazu,<br />

dass die Artikulationsbewegungen beson<strong>der</strong>s zum Äußerungsende h<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>amplitudig und<br />

verlangsamt ausgeführt werden (Scharf 1997). Plosive und Frikative s<strong>in</strong>d hier<strong>von</strong><br />

beson<strong>der</strong>s tangiert. Verschlüsse und Engebildungen werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nicht ausreichenden<br />

Grad realisiert, so dass es u. a. bei Plosiven zum Prozess <strong>der</strong> Spirantisierung kommt.<br />

Ackermann und Ziegler (1991:1093) nennen dies artikulatorischen „un<strong>der</strong>shoot“. In erster<br />

L<strong>in</strong>ie s<strong>in</strong>d Laute mit e<strong>in</strong>em dorsalen Artikulator wie /k/, /g/ und /x/ 10 betroffen. E<strong>in</strong>e<br />

Koord<strong>in</strong>ationsstörung zwischen laryngaler und orofazialer Muskulatur <strong>im</strong>pliziert e<strong>in</strong>e<br />

zunehmende Sonorisierung st<strong>im</strong>mloser Plosive und Frikative vor allem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

9<br />

www.n-tv.de/808339.html (Zugriff am 30.09.07, 15:01)<br />

10 Transkriptionen werden <strong>in</strong> dieser Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> phonologischen Schreibweise angegeben<br />

12


<strong>in</strong>tervokalischen Kontext (Ackermann und Ziegler, 1989). Zusätzlich kommt es zu e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>adäquaten Synchronisation <strong>von</strong> Artikulation und Phonation, so dass die Phonation <strong>in</strong><br />

Relation zur Artikulation zu spät e<strong>in</strong>setzt o<strong>der</strong> zu früh abbricht.<br />

E<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Artikulation, wie sie eben beschrieben wurde, hat <strong>in</strong> vielen Fällen<br />

zudem e<strong>in</strong>e generelle o<strong>der</strong> episodische Steigerung <strong>der</strong> auditiv wahrnehmbaren<br />

Sprechgeschw<strong>in</strong>digkeit zur Folge. E<strong>in</strong>e Verlangsamung tritt seltener auf (Ackermann,<br />

Ziegler 1989). Als Ursache für die wahrnehmbare Erhöhung <strong>der</strong> Sprechgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

geben sie e<strong>in</strong>e Verkürzung <strong>der</strong> Silben- und Pausendauer an.<br />

13


2.3 Dysprosodie<br />

Darley et al. (1975) beschrieben die Dysprosodie <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>son-Dysarthrophonie als das<br />

am stärksten auditiv wahrnehmbare Symptom. Ihre charakteristischen Merkmale <strong>in</strong> den<br />

prosodischen Parametern (1) Monotonie <strong>der</strong> Tonhöhe, (2) reduzierte Betonung und<br />

(3) Monotonie <strong>der</strong> Lautstärke unterscheiden das Park<strong>in</strong>son-Syndrom <strong>von</strong> allen an<strong>der</strong>en<br />

Dysarthrophonieformen. Die Hauptursache <strong>der</strong> Dysprosodie f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rigidität<br />

und Bradyk<strong>in</strong>esie <strong>der</strong> laryngalen und respiratorischen Muskulatur. In den vergangenen<br />

Jahren kam jedoch zunehmend die Hypothese auf, die Dysprosodie beruhe nicht alle<strong>in</strong> auf<br />

re<strong>in</strong> phonetischen E<strong>in</strong>schränkungen, son<strong>der</strong>n beg<strong>in</strong>ne bereits auf kognitivem Niveau,<br />

speziell <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Wahrnehmung und Verarbeitung <strong>von</strong> auditiven Reizen. Die<br />

anatomische Struktur <strong>der</strong> Basalganglien (siehe Kapitel 2.2.2) spielt hierbei e<strong>in</strong>e große<br />

Rolle. Basierend auf <strong>der</strong> Frage, welche Bedeutung die Basalganglien bei <strong>der</strong> Entstehung<br />

<strong>von</strong> Dysprosodie haben, nutzte man speziell l<strong>in</strong>guistische und extral<strong>in</strong>guistische<br />

Funktionen <strong>der</strong> <strong>Sprache</strong>. Die Untersuchungen bezogen sich sowohl auf das Problem <strong>der</strong><br />

prosodischen Realisierung <strong>von</strong> Satzakzent, Satzmodus und Emotion als auch auf die<br />

auditive Wahrnehmung und Verarbeitung dieser Strukturen durch Patienten mit Morbus<br />

Park<strong>in</strong>son. Im Folgenden soll e<strong>in</strong> Überblick <strong>der</strong> wichtigsten Forschungsarbeiten gegeben<br />

werden, die sich mit diesen Themen befassten.<br />

Dark<strong>in</strong>s et al. (1988), Blon<strong>der</strong> et al. (1989) und Lloyd (1999) widmeten sich <strong>in</strong> ihrer Studie<br />

<strong>der</strong> Frage, welchen E<strong>in</strong>fluss die Dysprosodie auf die Unterscheidung <strong>von</strong> Wörtern anhand<br />

des Akzentes hat. Sie verwendeten hierfür Zweisilber, die je nach Wortakzent e<strong>in</strong>e<br />

unterschiedliche Bedeutung ausdrückten (z. B. green!house vs. !greenhouse). Die Aufgabe<br />

bestand sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Identifizierung des Akzentes als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskr<strong>im</strong><strong>in</strong>ation, ob zwei<br />

Worte gleich klangen o<strong>der</strong> nicht. Die Untersuchungen führten zu dem Ergebnis, dass die<br />

Patienten mit Park<strong>in</strong>son sich we<strong>der</strong> <strong>im</strong> Identifikations- noch <strong>im</strong> Diskr<strong>im</strong><strong>in</strong>ationstest<br />

signifikant <strong>von</strong> <strong>der</strong> Kontrollgruppe unterschieden. Sollten die Patienten die Zielwörter<br />

jedoch selbst mit dem entsprechenden Akzent produzieren, zeigte sich <strong>im</strong> Gegensatz zur<br />

Kontrollgruppe e<strong>in</strong>e deutliche Bee<strong>in</strong>trächtigung (Dark<strong>in</strong>s et al. 1988, Blon<strong>der</strong> et al. 1989).<br />

Auch Penner et al. (2001) beschäftigten sich mit dem Thema <strong>der</strong> prosodischen<br />

Realisierung <strong>von</strong> Wortakzenten bei Morbus Park<strong>in</strong>son. Sie untersuchten speziell die<br />

phonetischen D<strong>im</strong>ensionen <strong>der</strong> Gipfelhöhe und -position. Um die sprecher<strong>in</strong>dividuellen<br />

Charakteristika herauszufiltern, normalisierten sie die gewonnenen f0-Daten 11 . Es zeigte<br />

11 f0 = Grundfrequenz<br />

14


sich, dass ihre Patienten <strong>im</strong> Gegensatz zu den gesunden Sprechern zu e<strong>in</strong>er reduzierten<br />

Gipfelhöhe tendierten. Der Gipfel selbst fiel <strong>in</strong> den meisten Fällen direkt mit <strong>der</strong><br />

akzentuierten Silbe zusammen und erfüllte somit für Penner et al. die Funktion e<strong>in</strong>es<br />

mittleren Gipfels. Nach Kohler (1995) allerd<strong>in</strong>gs ist die Kategorie des mittleren Gipfels<br />

mit e<strong>in</strong>er best<strong>im</strong>mten l<strong>in</strong>guistischen Funktion verbunden, welche die Intention des<br />

Sprechers wi<strong>der</strong>spiegelt. Darauf wurde <strong>von</strong> Penner et al. jedoch nicht geachtet. Sie<br />

def<strong>in</strong>ierten den mittleren Gipfel lediglich über <strong>der</strong>en Position <strong>im</strong> Zielwort und ließen die<br />

Frage nach <strong>der</strong> Funktion außen vor.<br />

Blon<strong>der</strong> et al. (1989), Pell (1996) und Lloyd (1999) befassten sich mit dem Satzmodus auf<br />

<strong>der</strong> rezeptiven Ebene. Die Patienten wurden gebeten, Interrogativ- (mit f<strong>in</strong>al steigen<strong>der</strong><br />

Kontur) und Deklarativsätze (mit f<strong>in</strong>al fallen<strong>der</strong> Kontur) anhand ihrer Intonation zu<br />

identifizieren und zu diskr<strong>im</strong><strong>in</strong>ieren. Sie kamen zu dem Resultat, dass die<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskr<strong>im</strong><strong>in</strong>ation <strong>im</strong> Gegensatz zur Identifikation vergleichbar<br />

gute Ergebnisse zur Kontrollgruppe erbrachten. Le Dorze et al. (1994, 1998) erweiterten<br />

die genannte Untersuchung um e<strong>in</strong> Produktionsexper<strong>im</strong>ent. Hierfür lasen die Patienten<br />

vorgegebene Sätze mit S-V-O-Struktur, nur durch Satzzeichen als Deklarative o<strong>der</strong><br />

Interrogative gekennzeichnet. Es wurde jeweils <strong>in</strong> beiden Satzmodi die<br />

Grundfrequenzdifferenz <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>alen Silbe gemessen. Die Analyse ergab bei den<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten <strong>im</strong> Vergleich zu den gesunden Sprechern e<strong>in</strong>en signifikant ger<strong>in</strong>geren<br />

f0-Unterschied.<br />

Parallel zum Satzmodus untersuchten Pell (1996), Lloyd (1999) auch den emotiven Aspekt<br />

<strong>der</strong> Dysprosodie. Ihre Patienten hatten die Aufgabe, St<strong>im</strong>uli mit unterschiedlichem<br />

emotiven Ausdruck (traurig, verärgert, fröhlich) zu identifizieren und erbrachten hierbei<br />

signifikant schlechtere Ergebnisse als die Kontrollgruppe. Blon<strong>der</strong> et al. (1989)<br />

berücksichtigten zusätzlich zur rezeptiven wie<strong>der</strong> die expressiven Leistungen und ließen<br />

ihre Patienten Sätze mit den bereits genannten Emotionen unter den Aspekten <strong>der</strong><br />

spontanen Produktion, Imitation und Kontextualisierung vorlesen. In allen Bereichen<br />

wurde deutlich, dass die Patienten verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage waren, die gewünschten<br />

Emotionen auszudrücken.<br />

Zusammenfassend lässt sich zum Bereich <strong>der</strong> Dysprosodie also Folgendes sagen:<br />

Dysprosodie bei Park<strong>in</strong>son ist mehr als nur die auditiv wahrnehmbare Monotonie <strong>der</strong><br />

Intonation. Sie betrifft auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> l<strong>in</strong>guistischen und extral<strong>in</strong>guistischen Funktionen<br />

sowohl die expressiven als auch die rezeptiven Leistungen. Abhängig vom Schweregrad<br />

15


<strong>der</strong> Dysprosodie s<strong>in</strong>d Patienten mit Park<strong>in</strong>son noch sehr wohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, Satzmodus o<strong>der</strong><br />

Wortakzent mittels Intonation zu markieren, jedoch entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong> geschwächtem o<strong>der</strong> nicht<br />

mehr wahrnehmbarem Umfang. Ähnlich verhält es sich mit dem Ausdruck <strong>von</strong> Emotionen.<br />

Die M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> expressiven Leistungen sche<strong>in</strong>t mit e<strong>in</strong>er Schwächung <strong>der</strong> rezeptiven<br />

Leistungen korreliert zu se<strong>in</strong>. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die e<strong>in</strong>tretenden<br />

Schwierigkeiten auf beiden Ebenen <strong>von</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unabhängig verlaufen o<strong>der</strong> sich<br />

gegenseitig bed<strong>in</strong>gen. Wenn die Basalganglien, wie <strong>von</strong> Pell (1996) und Pell, Leonard<br />

(2003) vermutet, tatsächlich für prosodische Prozesse und <strong>der</strong>en Verarbeitung mit<br />

verantwortlich s<strong>in</strong>d, liegt hier vielleicht auch die Antwort für das Phänomen <strong>der</strong><br />

erschwerten auditiven Eigenwahrnehmung <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>sonpatienten ihres eigenen<br />

Sprechens. Wenn die Betroffenen bereits ihre Sprechlautstärke als normal o<strong>der</strong> zu laut<br />

empf<strong>in</strong>den, während sie eigentlich zu leise ist, so besteht die Möglichkeit, dass sie auch<br />

ihren eigenen Ausdruck <strong>von</strong> Wortakzent, Satzmodus o<strong>der</strong> Emotionen fehl <strong>in</strong>terpretieren.<br />

16


3. Phonetische Grundlagen<br />

Die Prosodie ist <strong>der</strong> phonetische Gegenstandsbereich dieser Magisterarbeit. Während<br />

Kapitel 3.1 e<strong>in</strong>e Begriffserläuterung und e<strong>in</strong>e Beschreibung <strong>der</strong> prosodischen Merkmale<br />

mit ihren Funktionen bietet, beschäftigt sich Kapitel 3.2 mit <strong>der</strong> prosodischen Realisierung<br />

und Funktion <strong>von</strong> Deklarativ- und Interrogativsätzen <strong>im</strong> Deutschen. Kapitel 3.3. schließt<br />

mit e<strong>in</strong>er Beschreibung des GToBI-Systems ab.<br />

3.1 <strong>Prosodische</strong> Merkmale und ihre Funktionen<br />

Bevor man die prosodischen Merkmale aufzählt und beschreibt, ist es zunächst notwendig,<br />

den Begriff Prosodie zu best<strong>im</strong>men. Bußmann (2002:542) zählt die Prosodie zu e<strong>in</strong>er<br />

„Gesamtheit spezifischer sprachlicher Eigenschaften wie Akzent, Intonation,<br />

Quantität, (Sprech-) Pausen. Prosodie bezieht sich <strong>im</strong> Allgeme<strong>in</strong>en auf E<strong>in</strong>heiten, die<br />

größer s<strong>in</strong>d als e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Phonem. Zur Prosodie zählt auch die Untersuchung <strong>von</strong><br />

Sprechtempo und Sprechrhythmus.“<br />

Möbius (1993) strukturiert daran anlehnend die Gegenstandsbereiche <strong>der</strong> Prosodie<br />

folgen<strong>der</strong>maßen (siehe Abbildung 2):<br />

Abbildung 2: schematischer Überblick <strong>der</strong> Prosodie (vgl. Möbius 1993)<br />

Anhand dieser Abbildung wird erkennbar, dass sich die Prosodie <strong>in</strong> die Zweige<br />

Suprasegmentalia und extral<strong>in</strong>guistischen Phänomene (Sprechtempo, Rhythmus,<br />

St<strong>im</strong>mqualität, Pausen) unterglie<strong>der</strong>t. Die extral<strong>in</strong>guistischen Phänomene s<strong>in</strong>d jedoch für<br />

diese Magisterarbeit nicht maßgeblich. Die Suprasegmentalia werden so genannt, da sich<br />

ihre Merkmale nicht nur auf das Segment begrenzen, son<strong>der</strong>n laut übergreifend wirken.<br />

Hierbei können sie auf verschiedenen Repräsentationsebenen untersucht werden:<br />

• <strong>der</strong> akustischen Ebene mit den messbaren physikalischen Größen<br />

• <strong>der</strong> auditiv-perzeptuellen Ebene mit den vom Hörer wahrgenommenen Ereignissen<br />

• <strong>der</strong> l<strong>in</strong>guistischen Ebene mit ihren prosodischen, kommunikativen Funktionen<br />

17


Tabelle 3 veranschaulicht den Zusammenhang <strong>der</strong> unterschiedlichen prosodischen Ebenen.<br />

Perzeptorische Größe Physikalische Größe L<strong>in</strong>guistische Ebene<br />

Lautstärke Intensität, Schalldruck Dezibel [dB] Betonung<br />

Tonhöhe Grundfrequenz (f0) Hertz [Hz] Betonung, Intonation<br />

Quantität Dauer Millisekunden [ms] Betonung<br />

Tabelle 3: Repräsentationsebenen <strong>der</strong> Prosodie<br />

Lehiste (1976) zählt zu den Suprasegmentalia, auch prosodische Merkmale genannt,<br />

folgende drei Bereiche:<br />

Quantität: sie ist <strong>von</strong> den Suprasegmentalia diejenige Eigenschaft, die am engsten mit den<br />

Segmenten assoziiert ist. Ihre Domäne liegt hierbei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realisierung zeitlicher Dauern<br />

bezogen auf E<strong>in</strong>zellaute. Ihr Wirken kann <strong>in</strong> den <strong>Sprache</strong>n <strong>der</strong> Welt e<strong>in</strong>en phonologischen<br />

Kontrast mit e<strong>in</strong>er Bedeutungsän<strong>der</strong>ung hervorrufen. Im Deutschen trifft dies <strong>im</strong> Bereich<br />

<strong>der</strong> Vokale mit zwei Quantitätsstufen zu: kurz vs. lang z. B. /bDt/ vs. /be:t/.<br />

Intensität: hierunter versteht Lehiste all die Phänomene, die sich auf <strong>der</strong> segmentalen<br />

Ebene mit Betonung und Akzent befassen. Dies schließt den Wort- und Satzakzent mit e<strong>in</strong>.<br />

Unter l<strong>in</strong>guistischen Gesichtspunkten ist die Akzentuierung laut Kohler (1995) zunächst<br />

nichts an<strong>der</strong>es als das Hervorheben <strong>von</strong> Silben, Wörtern und Wortgruppen. Diese<br />

bezeichnet man als phonetisch prom<strong>in</strong>ent. Auf auditiv-perzeptorischer Ebene wird diese<br />

Prom<strong>in</strong>enz mithilfe <strong>von</strong> Variationen <strong>der</strong> suprasegmentalen Merkmale Quantität, Lautstärke<br />

und Tonhöhe erreicht. Akustisch lassen sich diese Größen durch physikalische Parameter<br />

ausdrücken (siehe Tabelle 3).<br />

Bezogen auf den Wortakzent lässt sich sagen, dass se<strong>in</strong>e Positionierung <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

Wortes sprachenabhängig reglementiert und folglich mit verschiedenen Silben assoziiert<br />

se<strong>in</strong> kann. Im Deutschen ist dies für gewöhnlich die erste Silbe e<strong>in</strong>es Wortes, die so<br />

genannte Stammsilbe z. B. /!le:b?n/ o<strong>der</strong> /!k1:nHB/. In Komposita h<strong>in</strong>gegen trägt <strong>der</strong><br />

Modifikator den Wortakzent z. B. /!haTsdax/ o<strong>der</strong> /!tHRbaHn/ (Siebs 2000:115). Auf<br />

segmentaler Ebene wird <strong>der</strong> Wortakzent u. a. auch zum Herbeiführen <strong>von</strong> Dist<strong>in</strong>ktivität<br />

verwendet. Im Deutschen tritt dies jedoch nur marg<strong>in</strong>al auf z. B. <strong>in</strong> /!Tmfa:Q?n/ und<br />

/Tm!fa:Q?n/. (Kohler 1995). E<strong>in</strong>e weitere wichtige Funktion <strong>im</strong> Deutschen übern<strong>im</strong>mt <strong>der</strong><br />

Wortakzent auf <strong>der</strong> Satzebene. Nach se<strong>in</strong>en Regeln manifestiert sich hier die phonetische<br />

Realisierung des Satzakzentes. Abhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen Äußerungsstruktur kann es<br />

jedoch zu e<strong>in</strong>er Verschiebung <strong>der</strong> betonten Silbe kommen.<br />

18


Intonation: dieses Merkmal umfasst alle melodischen Phänomene, die sich auditiv durch<br />

die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>von</strong> Tonhöhenverläufen äußern, also <strong>der</strong> perzeptiv wahrnehmbaren<br />

Grundfrequenz (Möbius 1993). Sie ist geprägt <strong>von</strong> Tal- und Gipfelkonturen und hat auf<br />

den verschiedenen sprachlichen Ebenen unterschiedliche Funktionen. Zu den<br />

Gipfelkonturen kann zunächst gesagt werden, dass sie def<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong> steiles<br />

Ansteigen <strong>der</strong> Grundfrequenz direkt gefolgt <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Fallen. Ihre Synchronisation mit<br />

<strong>der</strong> akzentuierten Silbe ist dabei funktional korreliert mit phonologisch unterschiedlichen<br />

Bedeutungsmustern. Unterschieden werden frühe, mittlere und späte Gipfel (Kohler 1987,<br />

1995; Peters, Kohler 2004). Bei frühen Gipfeln wird das Tonhöhenmax<strong>im</strong>um vor dem<br />

akzentuierten Vokal erreicht, was e<strong>in</strong>e zusammenfassende bzw. abschließende<br />

Argumentation <strong>im</strong>pliziert. Mittlere Gipfel, mit e<strong>in</strong>em Max<strong>im</strong>um <strong>im</strong> mittleren Bereich des<br />

Vokals, stehen für e<strong>in</strong>e neue Argumentation. Späte Gipfel letztendlich erreichen das<br />

Max<strong>im</strong>um gegen Ende des akzentuierten Vokals und leiten etwas Unerwartetes mit dem<br />

Aspekt <strong>der</strong> Überraschung e<strong>in</strong>. Abbildung 3 fasst die Synchronisationsmuster zusammen.<br />

Abbildung 3:<br />

Darstellung <strong>der</strong> Synchronisation <strong>von</strong> frühen Gipfeln (FG), mittleren Gipfeln (MG) und späten Gipfeln (SG) mit e<strong>in</strong>er KVK-Silbe<br />

Auf segmentaler Ebene kann die Intonation jedoch noch an<strong>der</strong>weitig zu Dist<strong>in</strong>ktivität<br />

führen z. B. <strong>in</strong> Tonsprachen wie dem Ch<strong>in</strong>esischen, bei <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Modifikation <strong>der</strong><br />

Grundfrequenz über e<strong>in</strong>em Laut e<strong>in</strong> neues Wort mit neuer Bedeutung <strong>im</strong>pliziert. Auf<br />

Satzebene setzt sich dies mit dem Ausdruck des Satzmodus fort. So kann e<strong>in</strong>e phrasenf<strong>in</strong>al<br />

steigende Kontur auf e<strong>in</strong>e Frage (Interrogativsatz) h<strong>in</strong>weisen, während e<strong>in</strong>e fallende<br />

Kontur überwiegend mit e<strong>in</strong>er Aussage (Deklarativsatz) verbunden wird (siehe<br />

Abbildungen 4 und 5).<br />

Abbildung 4: prototypischer Intonationsverlauf e<strong>in</strong>es Aussagebzw.<br />

Deklarativsatzes<br />

Abbildung 5: prototypischer Intonationsverlauf e<strong>in</strong>es<br />

Frage- bzw. Interrogativsatzes<br />

19


Um aber Kapitel 3.2 mit dem speziellen Thema des Satzmodus nicht vorweg zu greifen,<br />

soll hier nicht weiter darauf e<strong>in</strong>gegangen werden. Auf <strong>der</strong> Satz- und Äußerungsebene<br />

übern<strong>im</strong>mt die Intonation neben dem Ausdruck <strong>von</strong> Satzmodus auch die Funktion <strong>der</strong><br />

Fokusmarkierung. Mit ihrer Hilfe signalisiert e<strong>in</strong> Sprecher dem Hörer, welche<br />

Äußerungskonstituenten als wichtige Informationen zu betrachten s<strong>in</strong>d. Dies geschieht vor<br />

allem durch die Akzentuierung (Altmann et al. 1989). E<strong>in</strong>e weitere wichtige Aufgabe <strong>der</strong><br />

Intonation liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>teilung längerer Äußerungen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>ere S<strong>in</strong>nabschnitte bzw.<br />

Intonationsphrasen z. B. durch phrasenf<strong>in</strong>ale Längung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e phrasenf<strong>in</strong>al fallende f0-<br />

Kontur. Auf <strong>der</strong> Diskursebene wie<strong>der</strong>um ist die Phrasierung e<strong>in</strong> notweniges Vorgehen, um<br />

dem Hörer signalisieren zu können, dass e<strong>in</strong> Turn-Ende bzw. e<strong>in</strong>e Turn-Übernahme<br />

bevorsteht (Sacks et al. 1974, Wells, Peppé 1996).<br />

3.2 Sprachliche Realisierung <strong>von</strong> Deklarativ- und Interrogativsätzen<br />

3.2.1 Die semantisch-pragmatischen Funktionen<br />

Deklarativ- und Interrogativsätze stellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> traditionellen Grammatik neben den<br />

Imperativsätzen zwei Formen <strong>von</strong> <strong>in</strong>sgesamt drei Satztypen dar. Dem Hörer werden sie<br />

mithilfe sowohl formal grammatischer als auch <strong>in</strong>tonatorischer Markierungen angezeigt<br />

und dienen kommunikativ pr<strong>im</strong>är dem Informationsaustausch. Die Intention des Sprechers<br />

und <strong>der</strong> Kommunikationskontext best<strong>im</strong>men, welcher Formtyp verwendet wird.<br />

Der Formtypus des Deklarativsatzes wird prototypisch angewandt, um dem Hörer<br />

Sachverhalte, Me<strong>in</strong>ungen und Behauptungen mitzuteilen. Interrogative Äußerungen<br />

h<strong>in</strong>gegen haben die illokutive Funktion <strong>der</strong> Fragestellung. Wun<strong>der</strong>lich sagt dazu: „Der<br />

Ursprung <strong>der</strong> Frage liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kognitiven Defizit.“ (1976:169). Der Sprecher vermittelt<br />

dem Hörer se<strong>in</strong> Verlangen nach e<strong>in</strong>er best<strong>im</strong>mten Information. Der Hörer steht daraufh<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflicht, die gewünschte Information <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Antwort zu geben. Altmann<br />

(1987) typisiert u. a. folgende zwei Formen des Fragesatzes:<br />

V2-Fragesatz: sie wird auch W-Frage o<strong>der</strong> Ergänzungsfrage genannt. Die prototypische<br />

Funktion besteht dar<strong>in</strong>, vom Kommunikations-Adressaten e<strong>in</strong>e gezielte Teil<strong>in</strong>formation<br />

e<strong>in</strong>zufor<strong>der</strong>n (z. B. „Wo bist du gewesen?“).<br />

V1-Fragesatz: sie wird auch Entscheidungs-, Alternativ- o<strong>der</strong> Ja/ Ne<strong>in</strong>-Frage genannt.<br />

Dem V1-Typus geht e<strong>in</strong>e Vermutung des Sprechers voraus, welcher daraufh<strong>in</strong> vom<br />

Adressaten e<strong>in</strong>e Entscheidung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Bestätigung o<strong>der</strong> Verne<strong>in</strong>ung for<strong>der</strong>t (z. B.<br />

„Räumst du auf?“). Es wird jedoch nicht <strong>im</strong>mer e<strong>in</strong>e Ja/ Ne<strong>in</strong>-Antwort erwartet, möglich<br />

s<strong>in</strong>d auch Modaladverbien wie möglicherweise, vielleicht o<strong>der</strong> wahrsche<strong>in</strong>lich. Folglich<br />

20


ewegt sich die Antwort des Adressaten entlang e<strong>in</strong>er Skala, wahlweise negativ o<strong>der</strong><br />

positiv polarisiert.<br />

Enthalten deklarative und <strong>in</strong>terrogative Äußerungen zusätzlich Modalpartikel, so kann sich<br />

ihre eigentliche Bedeutung än<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> noch <strong>in</strong>tensivieren. Die Wortart <strong>der</strong> Modalpartikel<br />

ist zunächst durch die Eigenschaft <strong>der</strong> Unflektierbarkeit geprägt, sie ist also we<strong>der</strong><br />

konjugierbar noch komparierbar. Weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d Modalpartikel pr<strong>in</strong>zipiell nicht<br />

erststellenfähig o<strong>der</strong> akzentuierbar. Syntaktisch und semantisch jedoch verhalten sie sich<br />

unterschiedlich. Zu den Modalpartikeln zählen u. a. ja, eben, doch o<strong>der</strong> vielleicht. Ihre<br />

Verwendung ist abhängig vom Satzmodus und <strong>der</strong> zugrunde liegenden illokutiven<br />

Funktion (vgl. Kwon 2005). Sowohl <strong>in</strong> Deklarativsätzen als auch <strong>in</strong> Interrogativsätzen<br />

tragen Modalpartikel zu e<strong>in</strong>er Spezifikation und Verstärkung <strong>der</strong> Information bei. Bezogen<br />

auf diese Arbeit wurde <strong>in</strong> den deklarativen Testsätzen die Modalpartikel „doch“<br />

verwendet, die ebenfalls zu den verstärkenden Partikeln gezählt wird. Hier erfüllt sie e<strong>in</strong>e<br />

semantisch adversative Funktion. Der Sprecher weist den Hörer auf e<strong>in</strong>en möglichen<br />

Wi<strong>der</strong>spruch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Äußerung h<strong>in</strong> und erwartet vom Hörer e<strong>in</strong>e Zust<strong>im</strong>mung. In den<br />

<strong>in</strong>terrogativen Testsätzen wird diese Funktion <strong>von</strong> <strong>der</strong> Negationspartikel „nicht“<br />

übernommen.<br />

3.2.2 Formale Kodierung <strong>im</strong> Deutschen<br />

Um dem Hörer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kommunikativen Situation die Recodierung <strong>der</strong> sprachlichen<br />

Information zu erleichtern, müssen <strong>der</strong>en formale Kodierung und <strong>der</strong> kommunikative<br />

Kontext aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgest<strong>im</strong>mt se<strong>in</strong>. Je<strong>der</strong> re<strong>in</strong> formal identifizierte Satztyp erhält hierbei<br />

nach se<strong>in</strong>er Verwendungsmöglichkeit e<strong>in</strong>e best<strong>im</strong>mte strukturelle Bedeutung. Diese<br />

strukturelle Bedeutung wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur üblicherweise als Satzmodus o<strong>der</strong> Satzart<br />

verstanden. Nach Altmann ist <strong>der</strong> Satzmodus „e<strong>in</strong> komplexes sprachliches Zeichen“<br />

(Altmann, Hahnemann 1999:135) mit e<strong>in</strong>er Formseite und e<strong>in</strong>er Funktionsseite. Dieser<br />

begrifflichen Auffassung liegt die Annahme zugrunde, dass je<strong>der</strong> Formtyp (auf <strong>der</strong><br />

Formseite) <strong>im</strong> Satzmodussystem bei se<strong>in</strong>em Gebrauch <strong>im</strong> sprachlichen Handeln <strong>in</strong>sofern<br />

e<strong>in</strong>e best<strong>im</strong>mte Funktion erfüllt, als se<strong>in</strong>e Strukturbedeutung (auf <strong>der</strong> Funktionsseite) <strong>in</strong> die<br />

Festlegung des sprachlichen Handlungstyps e<strong>in</strong>geht. Im Deutschen vollzieht sich die<br />

formale Kodierung sowohl auf syntaktischer als auch auf <strong>in</strong>tonatorischer Ebene. Während<br />

die Deklarativsätze syntaktisch def<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong>e Verb-Zweitstellung und e<strong>in</strong><br />

Argument <strong>im</strong> Vorfeld, beruhen Interrogativsätze auf e<strong>in</strong>er komplexeren syntaktischen<br />

Markierung. Bezogen auf die zwei genannten Formen <strong>von</strong> Altmann (siehe Kapitel 3.2.1.)<br />

21


<strong>im</strong>plizieren V1-Fragen e<strong>in</strong> Verb an erster Stelle und V2-Fragen e<strong>in</strong> <strong>in</strong>itiales<br />

Interrogativpronomen mit darauf folgendem Verb.<br />

Neben <strong>der</strong> syntaktischen Kodierung steht <strong>der</strong> deutschen <strong>Sprache</strong> <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

Satzmodi-Differenzierung zusätzlich <strong>der</strong> <strong>in</strong>tonatorische Kontrast zur Verfügung. Während<br />

Bol<strong>in</strong>ger (1978) die Deklarativsätze mit e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>al fallenden und die Interrogativsätze mit<br />

e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>al steigenden f0-Kontur angibt, weiß man heute, dass diese Generalisierung nicht<br />

grundsätzlich b<strong>in</strong>dend ist. Zwar werden Deklarativsätze <strong>im</strong> Deutschen durchaus pr<strong>im</strong>är mit<br />

e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>al fallenden f0-Kontur realisiert, Interrogativsätze h<strong>in</strong>gegen gehen mit e<strong>in</strong>er<br />

b<strong>im</strong>odalen tonalen Umsetzung e<strong>in</strong>her. Sie können sowohl mit e<strong>in</strong>er fallenden als auch mit<br />

e<strong>in</strong>er steigenden Kontur markiert werden (vgl. Altmann 1993). Kohler (2005) fand<br />

entsprechend für se<strong>in</strong> untersuchtes Sprachkorpus heraus, dass V2-Fragesätze zu 57% mit<br />

e<strong>in</strong>er fallenden Kontur, die V1-Fragesätze <strong>in</strong>dessen zu 69% mit steigenden Konturen<br />

(39 % high ris<strong>in</strong>g, 30 % low ris<strong>in</strong>g) realisiert wurden. Es ist also erkennbar, dass <strong>im</strong> Falle<br />

<strong>der</strong> Interrogativsätze e<strong>in</strong>er syntaktischen Formseite m<strong>in</strong>destens zwei Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>tonatorischen Umsetzung gegenüber stehen. Es reicht jedoch nicht alle<strong>in</strong> aus, die Formen<br />

und ihre Häufigkeit an sich zu beschreiben. Vielmehr besteht die Notwendigkeit, ihr<br />

Vorkommen mit <strong>der</strong> situativen E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> Beziehung zu br<strong>in</strong>gen. Aus dieser Analyse<br />

ergibt sich dann <strong>der</strong> Schluss, dass die Intonation als Formseite des Satzmodus nicht mehr<br />

die Bed<strong>in</strong>gung nur e<strong>in</strong>er Bedeutung erfüllt, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Ambiguität an Gewicht<br />

gew<strong>in</strong>nt. Demnach stehen fallenden und steigenden f0-Konturen auf <strong>der</strong> Funktionsseite<br />

mehrere Bedeutungen gegenüber. Die Wahl <strong>der</strong> Intonation ist dabei zum e<strong>in</strong>en abhängig<br />

vom Kommunikationsziel des Sprechers, zum an<strong>der</strong>en <strong>von</strong> <strong>der</strong> Sprecher-Hörer-Beziehung.<br />

Die anschließende korrekte Recodierung <strong>der</strong> Äußerungsfunktion unterliegt dann dem<br />

Hörer und dessen H<strong>in</strong>tergrundwissen sowie <strong>der</strong> korrekten Deutung <strong>der</strong> Gesprächssituation.<br />

3.3 Das GToBI-Etikettiersystem<br />

3.3.1 Grundzüge<br />

Das GToBI-System (German Tones and Break Indices) wurde 1996 geme<strong>in</strong>schaftlich <strong>von</strong><br />

Mart<strong>in</strong> Grice, Matthias Reyelt, Ralf Benzmüller, Anton Batl<strong>in</strong>er und Jörg Mayer für die<br />

Intonation des Deutschen <strong>in</strong> Anlehnung an das englische Orig<strong>in</strong>al ToBI-Modell<br />

(Pierrehumbert 1980) entwickelt. Sie bauten damit e<strong>in</strong> Etikettiersystem für die<br />

Transkription <strong>der</strong> Intonation des Deutschen auf. GToBI basiert auf <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong><br />

autosegmental-metrischen Phonologie. „Als ‚phonologisch’ kann e<strong>in</strong> Intonationssystem<br />

<strong>in</strong>sofern gelten‚ als es aus diskreten tonalen E<strong>in</strong>heiten besteht, mit denen diskrete Optionen<br />

22


verwirklicht werden.“ (Peters 2004:33) In <strong>der</strong> autosegmental-metrischen Phonologie (AM-<br />

Phonologie) werden diese Optionen mit Tönen verwirklicht.<br />

Die Grundidee des AM-Modells geht auf Arbeiten <strong>von</strong> Liberman (1975), Goldsmith<br />

(1976), Pierrehumbert (1980) und <strong>der</strong>en Target- und Transitions-Modell (TT-Modell)<br />

zurück. Dieses beruht auf <strong>der</strong> Annahme, dass sich je<strong>der</strong> Tonhöhenverlauf aus <strong>der</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>zelner phonetischer Zielpunkte (phonetic targets) und den Verb<strong>in</strong>dungen<br />

zwischen diesen Zielpunkten (transitions) rekonstruieren lässt. Das AM-Modell verwendet<br />

als Zielpunkte nur zwei abstrakte Töne: den High (H) und Low (L) Ton. Diese diskreten<br />

E<strong>in</strong>heiten s<strong>in</strong>d als drei unterschiedliche Typen <strong>von</strong> Tönen mit drei verschiedenen Ebenen<br />

<strong>der</strong> prosodischen Hierarchie assoziiert.<br />

In den meisten <strong>Sprache</strong>n <strong>der</strong> Welt baut sich die prosodische Hierarchie wie folgt auf: jede<br />

Äußerung enthält m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Intonationsphrase (IP), jede Intonationsphrase<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Intermediärphrase (ip) und jede <strong>in</strong>termediäre Phrase m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en<br />

Akzentton (Grice, Baumann 2000). Abbildung 6 verdeutlicht diesen Aufbau anhand e<strong>in</strong>es<br />

Beispiels aus den Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmaterialien zur GToBI-Etikettierung <strong>von</strong> Benzmüller et al.<br />

(1996) 12 . Für den Beispielsatz wird e<strong>in</strong>e Akzentuierung <strong>der</strong> Silben „auch“ und „lang-“<br />

angenommen, so dass auf jede ip e<strong>in</strong> Tonakzent fällt.<br />

Abbildung 6: prosodische Hierarchie <strong>in</strong> GToBI<br />

Es wird deutlich, dass die gesamte Äußerung e<strong>in</strong>e Intonationsphrase bildet, welche<br />

wie<strong>der</strong>um zwei Intermediärphrasen be<strong>in</strong>haltet. Die Intermediärphrasen fallen <strong>in</strong> dieser<br />

Äußerung mit syntaktischen Grenzen zusammen, welche somit e<strong>in</strong>e Identifikationshilfe<br />

bieten. Allerd<strong>in</strong>gs bilden syntaktische und <strong>in</strong>tonatorische Grenzen nicht <strong>im</strong>mer e<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>heit. Die L und H Töne s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Hierarchie als Grenztöne mit <strong>der</strong> IP-Ebene<br />

assoziiert, die Phrasenakzente mit <strong>der</strong> ip-Ebene und die Akzenttöne letztlich mit <strong>der</strong> Wort-<br />

12 http://www.logox.de/pdf/GToBI-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g.Phonus3.pdf (Zugriff am 15.11.07, 9:25)<br />

23


zw. Silbenebene. Während die Grenztöne und Phrasenakzente jeweils das Ende <strong>der</strong><br />

Phrase markieren, s<strong>in</strong>d die Akzenttöne an die akzentuierte Silbe gebunden und somit lokal<br />

variabel. Die akustischen Merkmale, die das Ende e<strong>in</strong>er Phrase markieren, können se<strong>in</strong>:<br />

• phrasenf<strong>in</strong>ale Längung<br />

• Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sprechgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

• f0-Reset (Unterbrechung <strong>der</strong> Dekl<strong>in</strong>ationsl<strong>in</strong>ie)<br />

• phrasenf<strong>in</strong>ale f0-Än<strong>der</strong>ung (starkes Fallen o<strong>der</strong> Steigen)<br />

• phrasenf<strong>in</strong>aler Anstieg o<strong>der</strong> Abfall <strong>der</strong> Intensität<br />

• Laryngalisierung<br />

• Pausen o<strong>der</strong> Atmen<br />

(Local et al. 1986; Wells, Peppé 1996, Peters et al. 2005)<br />

Die Entscheidung für das Setzen e<strong>in</strong>er Intermediär- o<strong>der</strong> Intonationsphrase hängt letztlich<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Stärke des perzeptiven E<strong>in</strong>schnitts ab. Die Grenzen e<strong>in</strong>er Intonationsphrase gehen<br />

hierbei stets mit e<strong>in</strong>em bedeutsameren E<strong>in</strong>schnitt e<strong>in</strong>her als die Grenzen e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>termediären Phrase.<br />

3.3.2 Töne und ihre Diakritika<br />

Wie bereits <strong>in</strong> Kapitel 3.3.1 erwähnt, sieht das AM-Modell drei verschiedene Sorten <strong>von</strong><br />

Tönen vor: (1) die Akzenttöne, (2) die Grenztöne und (3) die Phrasenakzente. Im<br />

Folgenden sollen diese Töne <strong>in</strong> Bezug auf das GToBI-Inventar näher erläutert werden.<br />

Akzenttöne<br />

Im AM-Modell werden die L- und H-Töne entwe<strong>der</strong> monotonal (z. B. H*) o<strong>der</strong> bitonal<br />

(H+L*) realisiert. Der gesternte Ton ist dabei stets mit <strong>der</strong> prom<strong>in</strong>enten Silbe, <strong>der</strong><br />

Akzentsilbe, assoziiert. E<strong>in</strong>e steigende f0-Kontur, bei <strong>der</strong> die akzentuierte Silbe tief ist,<br />

kann wie <strong>in</strong> Abbildung 7 beschrieben werden. In Abbildung 8 h<strong>in</strong>gegen wird e<strong>in</strong>e fallende<br />

Kontur gezeigt, bei <strong>der</strong> die akzentuierte Silbe hoch ist.<br />

Abbildung 7: steigende Kontur mit tiefer<br />

Akzentsilbe (L*)<br />

Abbildung 8: fallende Kontur mit hoher<br />

Akzentsilbe (H*)<br />

Während das ToBI-Modell <strong>von</strong> Pierrehumbert <strong>in</strong>sgesamt sieben Akzenttöne vorsieht,<br />

be<strong>in</strong>haltet das GToBI-Inventar nur sechs Akzenttöne: zwei monotonale (H*, L*) und vier<br />

bitonale (L+H*, L*+H, H+L*, H+!H*).<br />

24


Die monotonalen Akzenttöne stellen <strong>im</strong> f0-Verlauf hohe und tiefe lokale Zielpunkte dar,<br />

repräsentiert durch f0-Max<strong>im</strong>a und f0–M<strong>in</strong><strong>im</strong>a. Die bitonalen Akzenttöne bestehen jeweils<br />

aus e<strong>in</strong>em gesternten Akzentton und e<strong>in</strong>em Begleitton, <strong>der</strong> dem gesternten Ton vorausgeht<br />

o<strong>der</strong> nachfolgt. Zusammen bilden sie e<strong>in</strong>en Tonhöhenakzent. Vorausgehende Begleittöne<br />

werden als Leittöne (lead<strong>in</strong>g tones), die nachfolgenden Töne als Folgetöne (trail<strong>in</strong>g tones)<br />

bezeichnet. Tabelle 4 listet alle Akzenttöne des GToBI-Inventars mit e<strong>in</strong>em dazu<br />

gehörigen Schema <strong>der</strong> f0-Kontur und e<strong>in</strong>er kurzen Beschreibung auf.<br />

Akzenttöne Schema Beschreibung<br />

H* Die akzentuierte Silbe wird <strong>in</strong> Relation zur<br />

Umgebung als hoch wahrgenommen. Der<br />

akzentuale Anstieg ist nicht so steil wie bei e<strong>in</strong>em<br />

L+H*.<br />

L+H*<br />

Die Akzentsilbe wird als hoch wahrgenommen<br />

und folgt unmittelbar auf e<strong>in</strong>en tiefen Zielpunkt.<br />

Der Anstieg ist steil und <strong>der</strong> Gipfel liegt häufig<br />

später als bei H*.<br />

H+!H*<br />

Der Akzentsilbe geht e<strong>in</strong>e höher gelegene Silbe<br />

voraus. Die akzentuierte Silbe selbst ist nicht tief,<br />

son<strong>der</strong>n bef<strong>in</strong>det sich <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> mittleren<br />

Sprechst<strong>im</strong>mlage und ist herabgestuft. Folgt auf<br />

H+!H* e<strong>in</strong> L-, fällt die Tonhöhe weiter. Bei e<strong>in</strong>em<br />

H- bleibt die f0-Kontur auf <strong>der</strong> Ebene des !H*.<br />

L* Die akzentuierte Silbe repräsentiert e<strong>in</strong> lokales f0-<br />

M<strong>in</strong><strong>im</strong>um (Talakzent). E<strong>in</strong>e leicht fallende<br />

Bewegung kann vorausgehen.<br />

L*+H<br />

Innerhalb <strong>der</strong> akzentuierten Silbe folgt dem tiefen<br />

Zielpunkt e<strong>in</strong> wahrnehmbarer Anstieg. Das f0-<br />

Max<strong>im</strong>um wird meist erst nach <strong>der</strong> Akzentsilbe<br />

erreicht.<br />

H+L*<br />

Der akzentuierten Silbe geht e<strong>in</strong> hoher Zielpunkt<br />

mit e<strong>in</strong>em darauf folgenden hörbaren Abstieg<br />

voraus.<br />

Tabelle 4: Zusammenfassung <strong>der</strong> Akzenttöne aus dem GToBI-Inventar (vgl. Grice, Baumann 2000)<br />

Phrasenakzente und Grenztöne<br />

E<strong>in</strong>e Intonationsphrase besteht aus m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Intermediärphrase und enthält daher<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Phrasenakzent und e<strong>in</strong>en Grenzton. Phrasenakzente und Grenztöne s<strong>in</strong>d<br />

<strong>im</strong> Gegensatz zu Akzenttönen nicht an die Präsenz e<strong>in</strong>er Akzentsilbe gebunden, son<strong>der</strong>n<br />

benötigen stets e<strong>in</strong>e Phrasengrenze. Während Grenztöne mit dem Ende e<strong>in</strong>er<br />

25


Intonationsphrase assoziiert s<strong>in</strong>d, markieren Phrasenakzente das Ende e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>termediären<br />

Phrase. Phrasenakzente s<strong>in</strong>d demnach nichts an<strong>der</strong>es als Grenztöne <strong>der</strong> Intermediärphrase.<br />

Sie wurden ursprünglich e<strong>in</strong>geführt, um mit ihnen den f0-Verlauf zwischen dem<br />

Nuklearakzent und dem f<strong>in</strong>alen Grenzton <strong>der</strong> Intonationsphrase zu kontrollieren<br />

(Pierrehumbert 1980:44). Das GToBI-System übernahm für Phrasenakzente die Notation<br />

H- und L- <strong>von</strong> Pierrehumbert (1980). Tabelle 5 listet die Phrasenakzente des GToBI-<br />

Systems mit e<strong>in</strong>em dazu gehörigen Schema <strong>der</strong> f0-Kontur und e<strong>in</strong>er kurzen Beschreibung<br />

auf.<br />

Phrasenakzent Schema Beschreibung<br />

H- Bezogen auf den letzten Gipfelakzent endet die<br />

Phrase auf dem gleich hohen Niveau o<strong>der</strong> etwas<br />

darüber. Nach e<strong>in</strong>em Talakzent steigt die Kontur<br />

an.<br />

L- Nach e<strong>in</strong>em Gipfelakzent s<strong>in</strong>kt die Kontur steil<br />

<strong>in</strong> den unteren Bereich des Sprechst<strong>im</strong>mumfangs.<br />

Nach e<strong>in</strong>em Talakzent s<strong>in</strong>kt die<br />

Kontur kaum weiter ab.<br />

Tabelle 5: Zusammenfassung <strong>der</strong> Phrasenakzente aus dem GToBI-Inventar (vgl. Grice, Baumann 2000)<br />

Grenztöne, assoziiert mit dem Ende e<strong>in</strong>er Intonationsphrase, werden auf <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>alen<br />

Silbe realisiert. Es gibt fallende (L%) und steigende (H%) Grenztöne. Da das Ende e<strong>in</strong>er<br />

Intonationsphrase gleichzeitig das Ende e<strong>in</strong>er Intermediärphrase <strong>im</strong>pliziert, treffen hier<br />

Phrasenakzente und Grenztöne aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Der Hörer muss also bei <strong>der</strong> Transkription am<br />

Ende je<strong>der</strong> IP entscheiden, welcher Phrasenakzent und Grenzton die f0-Kontur<br />

beschreiben. Zur Veranschaulichung soll mithilfe <strong>der</strong> <strong>in</strong>dizierten Klammerung erneut <strong>der</strong><br />

Beispielsatz aus Kapitel 3.3.1 genutzt werden:<br />

[(Me<strong>in</strong>st du nicht auch)ip (dass fernsehen langweilig ist)ip]IP<br />

L- o<strong>der</strong> H- L% o<strong>der</strong> H%<br />

Folglich ergeben sich für die Grenzen <strong>von</strong> Intonationsphrasen folgende Komb<strong>in</strong>ationen mit<br />

<strong>der</strong> dazu gehörigen GToBI-Notation (siehe Tabelle 6):<br />

Komb<strong>in</strong>ation GToBI-Notation<br />

L-L%<br />

L-%<br />

L-H%<br />

L-H%<br />

H-L%<br />

H-%<br />

H-H%<br />

H-^H%<br />

Tabelle 6: Komb<strong>in</strong>ationen <strong>der</strong> Phrasenakzente und Grenztöne mit <strong>der</strong> dazugehörigen GToBI-Notation<br />

26


Tabelle 7 zeigt noch mal e<strong>in</strong>e Übersicht <strong>der</strong> Grenztöne mit e<strong>in</strong>em dazu gehörigen Schema<br />

<strong>der</strong> f0-Kontur und e<strong>in</strong>er kurzen Beschreibung.<br />

Grenzton Schema Beschreibung<br />

H-% Ähnlich wie H-. Der Unterschied zwischen H-<br />

und H-% ist nicht tonal, son<strong>der</strong>n besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Stärke <strong>der</strong> wahrgenommenen Grenze.<br />

L-%<br />

H-^H%<br />

Es wird e<strong>in</strong> stärkerer Abstieg als bei L- realisiert.<br />

Der Unterschied zu L- besteht erneut <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Stärke <strong>der</strong> wahrgenommenen Grenze.<br />

Der Upstep (^) des H% steht für e<strong>in</strong>en steilen<br />

Anstieg <strong>der</strong> Tonhöhe <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> letzten Silbe<br />

<strong>der</strong> Phrase.<br />

L-H%<br />

Diese Grenztonkomb<strong>in</strong>ation symbolisiert e<strong>in</strong>e<br />

fallend-steigende Kontur, <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Gipfelakzent<br />

vorangeht. Nach e<strong>in</strong>em Talakzent wird e<strong>in</strong>e<br />

flache Kontur fortgesetzt und steigt schließlich<br />

auf <strong>der</strong> letzten Silbe.<br />

Tabelle 7: Zusammenfassung <strong>der</strong> Grenztöne aus dem GToBI-Inventar (vgl. Grice, Baumann 2000)<br />

In GToBI kann zudem je<strong>der</strong> H-Ton <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Intermediärphrase modifiziert werden.<br />

Dies geschieht entwe<strong>der</strong> mithilfe e<strong>in</strong>es „Downsteps“ (Herabstufung) o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es „Upsteps“<br />

(Heraufstufung). Bei dem Downstep e<strong>in</strong>es H-Tons, symbolisiert durch e<strong>in</strong> Ausrufezeichen,<br />

liegt dieser H-Ton bedeutsam tiefer als <strong>der</strong> vorangehende H-Ton (siehe Abbildung 9).<br />

Be<strong>im</strong> Upstep, ausgedrückt durch e<strong>in</strong> ^, liegt e<strong>in</strong> H-Ton deutlich höher als se<strong>in</strong> Vorgänger<br />

(siehe Abbildung 10). Da sich sowohl <strong>der</strong> Downstep als auch <strong>der</strong> Upstep jeweils auf den<br />

vorangehenden H-Ton beziehen, lässt die Konvention nicht zu, den ersten H-Ton e<strong>in</strong>er<br />

Phrase herab- bzw. heraufzustufen.<br />

Abbildung 9: Downstep e<strong>in</strong>es H-Tones<br />

Abbildung 10: Upstep e<strong>in</strong>es H-Tones<br />

27


4. Exper<strong>im</strong>entelle Untersuchung<br />

Nach <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> für diese Arbeit relevanten pathologischen und phonetischen<br />

Grundlagen, soll <strong>in</strong> diesem Kapitel die Beschreibung <strong>der</strong> exper<strong>im</strong>entellen Untersuchung <strong>im</strong><br />

Vor<strong>der</strong>grund stehen. Die Untersuchung richtet sich nach den Regeln <strong>der</strong> empirischen<br />

Forschung und entspricht e<strong>in</strong>er Querschnittsstudie. Die Stichprobe setzt sich aus e<strong>in</strong>er<br />

Gruppe <strong>von</strong> Park<strong>in</strong>sonpatienten und e<strong>in</strong>er Vergleichsgruppe <strong>von</strong> gesunden Sprechern<br />

zusammen. Die Größe <strong>der</strong> Stichprobe orientiert sich hierbei am Umfang <strong>der</strong> Magisterarbeit<br />

und <strong>der</strong> zur Verfügung stehenden Zeit (für Sprachaufnahmen). Das Untersuchungsmaterial<br />

besteht aus e<strong>in</strong>em Korpus <strong>von</strong> fünfzig Sätzen pro Person und wurde den Probanden auf<br />

Textebene dargeboten. Im Folgenden sollen die Hypothesen, die Stichprobe, das<br />

e<strong>in</strong>gesetzte Sprachkorpus und die Testdurchführung mit <strong>der</strong> anschließenden<br />

Datenaufbereitung detailliert erklärt werden.<br />

4.1 Hypothesen<br />

Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> <strong>in</strong> Kapitel 2.3 beschriebenen Exper<strong>im</strong>ente werden nun zunächst die<br />

Fragestellung und die Hypothesen dieser Magisterarbeit vorgestellt. Bei <strong>der</strong> Auswertung<br />

des Datenmaterials wird nicht nur messphonetisch gearbeitet, son<strong>der</strong>n auch mithilfe <strong>von</strong><br />

Funktionsbeschreibung. Die auditive und akustische Bewertung sollen die Frage<br />

beantworten, wie die Patienten mit Park<strong>in</strong>son <strong>im</strong> Vergleich zu den gesunden Sprechern<br />

syntaktische <strong>Muster</strong> mit unterschiedlichen Satzmodi und Silbenstrukturen prosodisch<br />

umsetzen. Die Hypothesenbildung umfasst dabei die drei akustischen<br />

Grundfrequenzparameter <strong>der</strong> Anstiegshöhe, <strong>der</strong> Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit und des Gipfel-<br />

Alignments. Folgende drei Hypothesen sollen empirisch geprüft werden:<br />

(1) Le Dorze (1994, 1998) und Penner et al. (2001) stellten fest, dass Patienten mit<br />

Park<strong>in</strong>son Gipfelakzente und phrasenf<strong>in</strong>ale Anstiege <strong>in</strong> Interrogativsätzen mit e<strong>in</strong>em<br />

ger<strong>in</strong>geren Höhenumfang als gesunde Sprecher produzieren. Dies wird auch für die<br />

hier untersuchten Probanden angenommen und soll mithilfe <strong>der</strong> akustischen Analyse<br />

verifiziert werden.<br />

(2) Bezogen auf die Forschungsdaten <strong>von</strong> Br<strong>in</strong>ckmann, Benzmüller (1999) und Xu, Sun<br />

2002) <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> physiologisch realisierbaren Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>von</strong><br />

Gipfelkonturen und phrasenf<strong>in</strong>alen Konturen <strong>in</strong> Interrogativsätzen wird erwartet, dass<br />

die Patienten mit Park<strong>in</strong>son <strong>im</strong> Gegensatz zu den gesunden Sprechern den Anstieg <strong>der</strong><br />

Konturen mit e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Geschw<strong>in</strong>digkeit umsetzen.<br />

28


(3) Prieto (1995), Peters (1999) und Yeou (2004) fanden <strong>in</strong> ihren Untersuchungen zum<br />

phonetischen Gipfel-Alignment heraus, dass die Lage des Gipfels <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

akzentuierten Silbe sowohl <strong>von</strong> <strong>der</strong> Nukleusdauer als auch <strong>der</strong> Sprechgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

abhängig ist. E<strong>in</strong>e Reduzierung <strong>der</strong> Silbendauer durch e<strong>in</strong>e Kürzung <strong>der</strong> Vokaldauer<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er erhöhten Sprechgeschw<strong>in</strong>digkeit führt zu e<strong>in</strong>em Zeitdruck, <strong>der</strong> den Sprecher<br />

zw<strong>in</strong>gt, die Realisierung <strong>der</strong> Gipfelkonturen dieser Zeit anzupassen. Aufgrund des<br />

gezielten Wortmaterials dieser Untersuchung ergibt sich jedoch e<strong>in</strong>e entgegengesetzte<br />

Hypothese: Bei identischer Silben-Anfangskonsonanz und <strong>der</strong> annähernd gleich<br />

bleibenden Sprechgeschw<strong>in</strong>digkeit e<strong>in</strong>es Sprechers mit daraus resultieren<strong>der</strong> T<strong>im</strong><strong>in</strong>g-<br />

Stabilität des Vokal-Onsets wird auch die Gipfelposition <strong>im</strong> Bezug zum Vokal-Onset<br />

trotz unterschiedlicher Silbenstruktur stabil bleiben.<br />

4.2 Methode<br />

4.2.1. Stichprobe<br />

An <strong>der</strong> Untersuchung nahmen <strong>in</strong>sgesamt sieben Patienten aus dem norddeutschen Raum<br />

(vier weiblich, drei männlich, Altersdurchschnitt 63 Jahre, Bereich 51 – 73 Jahre) mit<br />

idiopathischem Park<strong>in</strong>son teil. Es wurde auf e<strong>in</strong>e Homogenität <strong>der</strong> Gruppe geachtet.<br />

Ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Patienten erhielt e<strong>in</strong>e Tiefe Hirnst<strong>im</strong>ulation, hatte Anzeichen e<strong>in</strong>er<br />

Leseschwierigkeit o<strong>der</strong> zeigte zum Aufnahmezeitpunkt Symptome e<strong>in</strong>er schweren<br />

neuropsychologischen Störung. Sie wiesen jedoch alle e<strong>in</strong>e leichte bis mittelgradige, nicht<br />

logopädisch behandelte Dysarthrophonie auf. Die medikamentöse Behandlung erfolgte<br />

über die Verabreichung <strong>von</strong> L-Dopa bzw. Dopam<strong>in</strong>-Antagonisten. Tabelle 8 gibt e<strong>in</strong>e<br />

kurze Gesamtübersicht aller Park<strong>in</strong>sonpatienten.<br />

Patient Geschlecht Alter Zeit seit <strong>der</strong><br />

Erkrankung<br />

NTID 13 -<br />

Punktwerte<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong><br />

Aufnahme<br />

PD01 w 70 13 Jahre 5 05.04.07<br />

PD02 w 51 5 Jahre 5 03.04.07<br />

PD03 m 54 1;5 Jahre 4 03.04.07<br />

PD04 w 66 3 Jahre 5 30.07.07<br />

PD05 m 62 1 Jahr 5 30.07.07<br />

PD06 m 69 5 Jahre 4 06.08.07<br />

PD07 w 68 3 Jahre 5 06.08.07<br />

Tabelle 8: Überblick <strong>der</strong> Probanden mit Morbus Park<strong>in</strong>son (N=7) bezüglich Geschlecht, Alter, Erkrankungsdauer,<br />

Verständlichkeit (NTID) und Aufnahmezeitpunkt; PD (Park<strong>in</strong>son Disease)<br />

Die Graduierung <strong>der</strong> bestehenden Dysarthrophonie richtete sich nach den Bogenhausener<br />

Dysarthrieskalen (BODYS) <strong>von</strong> Nicola et al. (2004). Diese Methode <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen<br />

Dysarthriediagnostik wurde jeweils vor den Aufnahmen des eigentlichen Sprachkorpus<br />

13 NTID = National Technical Institute for the Deaf; nach Samar & Metz, 1988 (siehe Ziegler 2002:121)<br />

29


durchgeführt. Sie beruhte auf auditiven Beurteilungsmethoden und erfasste ausschließlich<br />

Aspekte <strong>der</strong> gestörten Funktionskreise. Die zu untersuchenden Modalitäten waren die<br />

Spontansprache, das Benennen, Lesen und Beschreiben. Die Symptomatiken <strong>im</strong> Bereich<br />

Atmung, Sprechlautstärke, Phonation, Artikulation, Redefluss, Tonhöhenmodulation und<br />

Wortbetonung überschritten die Punktwerte 3 (leicht) und 2 (mittel) nicht. E<strong>in</strong> blanko<br />

Untersuchungsbogen sowie die detaillierten Auswertungen bef<strong>in</strong>den sich <strong>im</strong> Anhang A.<br />

Die Verständlichkeit <strong>der</strong> Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spontansprache wurde mithilfe <strong>der</strong> NTID-<br />

Verständlichkeitsskala <strong>von</strong> Ziegler et al. (1998) ermittelt (siehe Tabelle 9). Die Punktwerte<br />

lagen <strong>in</strong>sgesamt zwischen 4 und 5.<br />

Punktwert<br />

Symptome<br />

1 Die sprachlichen Äußerungen s<strong>in</strong>d unverständlich.<br />

2 Die sprachlichen Äußerungen s<strong>in</strong>d mit Ausnahme e<strong>in</strong>iger Wörter o<strong>der</strong> Phrasen<br />

unverständlich.<br />

3 Die sprachlichen Äußerungen s<strong>in</strong>d schwer zu verstehen, doch <strong>der</strong> Inhalt ist <strong>im</strong><br />

Wesentlichen verständlich. (Die Verständlichkeit kann sich bei längerem Zuhören<br />

erhöhen.)<br />

4 Die sprachlichen Äußerungen s<strong>in</strong>d mit Ausnahme e<strong>in</strong>iger Wörter o<strong>der</strong> Phrasen<br />

verständlich.<br />

5 Die sprachlichen Äußerungen s<strong>in</strong>d völlig verständlich.<br />

Tabelle 9: NTID-Verständlichkeitsskala, Ziegler et al. (1998:46)<br />

Auch die Kontrollsprecher wurden vor <strong>der</strong> eigentlichen Testdurchführung um e<strong>in</strong>e<br />

Spontansprachaufnahme gebeten. Sie sollte e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> ihre phonatorischen<br />

Merkmale ermöglichen. Die Gruppe bestand aus sieben Personen (vier weiblich, drei<br />

männlich, Altersdurchschnitt 63 Jahre, Bereich 51 – 70 Jahre), kompatibel zum Alter und<br />

Geschlecht <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>sonpatienten. Die Kontrollsprecher stammten ebenfalls aus dem<br />

norddeutschen Raum, zeigten auditiv beurteilt ke<strong>in</strong>e Symptome e<strong>in</strong>er Sprach- o<strong>der</strong><br />

Sprechstörung und hatten nach ihren eigenen Angaben ke<strong>in</strong>e Erkrankung des zentralen<br />

Nervensystems. Alle Patienten und Kontrollsprecher waren Sprecher des Hochdeutschen,<br />

e<strong>in</strong>ige Sprecher zudem mit ger<strong>in</strong>ger dialektaler E<strong>in</strong>färbung des norddeutschen Raumes. Im<br />

Geschlecht und Alter mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vergleichbar waren jeweils e<strong>in</strong> Park<strong>in</strong>sonpatient (PD –<br />

Park<strong>in</strong>son Disease) und e<strong>in</strong> Kontrollsprecher (CP – Control Person) mit entsprechen<strong>der</strong><br />

Nummerierung z. B. PD01 und CP01. Tabelle 10 zeigt e<strong>in</strong>e Übersicht <strong>der</strong> Kontrollgruppe.<br />

Kontrollsprecher Geschlecht Alter Zeitpunkt <strong>der</strong> Aufnahme<br />

CP01 w 65 28.03.07<br />

CP02 w 51 19.04.07<br />

CP03 m 57 27.03.07<br />

CP04 w 64 30.07.07<br />

CP05 m 67 28.03.07<br />

CP06 m 67 19.04.07<br />

CP07 w 70 02.05.07<br />

Tabelle 10: Übersicht <strong>der</strong> Kontrollsprecher (N=7) bezüglich Alter, Geschlecht und Aufnahmezeitpunkt; CP (Control Person)<br />

30


4.2.2 Sprechmaterial<br />

Im Folgenden soll es um die formale, prosodische und funktionale Beschreibung des<br />

verwendeten Sprechmaterials gehen. Begonnen wird mit <strong>der</strong> formalen Charakterisierung<br />

auf syntaktischer Ebene.<br />

Für das Exper<strong>im</strong>ent wurden konstruierte Namen gewählt, die den Eckvokal /i/ enthielten.<br />

Durch Variation <strong>in</strong> Vokalquantität (lang vs. kurz) und Vokalqualität (gespannt vs.<br />

ungespannt), Silbenlänge (e<strong>in</strong>silbig vs. zweisilbig) und postvokalischem Konsonanten<br />

(st<strong>im</strong>mhafter Konsonant /l/ vs. st<strong>im</strong>mloser Konsonant /R/) wurde e<strong>in</strong>e systematische<br />

Manipulation des Sprechmaterials erreicht. Daraus entstanden schließlich die folgenden<br />

fünf Namen:<br />

Miehle – Mille – Miehl – Mill – Misch<br />

Um die Zielwörter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Auswertung je<strong>der</strong>zeit identifizieren zu können, wurden sie e<strong>in</strong>er<br />

Kodierung zugeordnet.<br />

• zweisilbiger Name, langer Vokal, postvokalisches / l / „lvw2l“<br />

• zweisilbiger Name, kurzer Vokal, postvokalisches / l / „svw2l“<br />

• e<strong>in</strong>silbiger Name, langer Vokal, postvokalisches / l / „lvw1l“<br />

• e<strong>in</strong>silbiger Name, kurzer Vokal, postvokalisches / l / „svw1l“<br />

• e<strong>in</strong>silbiger Name, kurzer Vokal, postvokalisches / R / „svw1S“<br />

Anschließend wurde je<strong>der</strong> Name phrasenf<strong>in</strong>al sowohl <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en deklarativen als auch <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>terrogativen Trägersatz e<strong>in</strong>gebettet. Dieser Trägersatz bestand jeweils aus e<strong>in</strong>em<br />

Demonstrativpronomen, e<strong>in</strong>em Prädikat, e<strong>in</strong>er Modalpartikel und dem Prädikativ („Das ist<br />

doch Herr...“, „Ist das nicht Herr..?“).<br />

Die Interrogativsätze (V1-Fragen) unterschieden sich <strong>von</strong> den Deklarativsätzen durch die<br />

Syntax und durch die Wahl <strong>der</strong> Modalpartikel. Die Modalpartikeln erfüllten e<strong>in</strong>e<br />

adversative Funktion und sollten die Bedeutung vermitteln, <strong>der</strong> Sprecher wisse nicht<br />

genau, ob es wirklich die genannte Person o<strong>der</strong> nicht vielleicht doch e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e ist.<br />

Dadurch bestand die Möglichkeit, be<strong>im</strong> Sprecher e<strong>in</strong>e überraschende Emotion auszulösen.<br />

Deklarativsätze enthielten die Modalpartikel „doch“, Interrogativsätze die<br />

Negationspartikel „nicht“ (siehe auch Kapitel 3.2.1).<br />

Auf den Trägersatz folgte e<strong>in</strong>e Nom<strong>in</strong>alphrase (NP), bestehend aus e<strong>in</strong>em<br />

Possessivpronomen, e<strong>in</strong>em Adjektiv und e<strong>in</strong>em Nomen. Sie sollte die Aussage des<br />

Trägersatzes verstärken, auf dem <strong>der</strong> eigentliche Fokus lag. Syntaktisch gesehen erfüllte<br />

die NP am ehesten die Aufgabe e<strong>in</strong>er Apposition und spezifizierte das Referenzobjekt des<br />

31


Testsatzes (Herr…) näher. Referenzobjekt und Apposition trugen die gleiche<br />

Kasusmarkierung (Nom<strong>in</strong>ativ) und waren füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong> substituierbar.<br />

Zur prosodischen Hierarchie des Sprechmaterials kann gesagt werden, dass <strong>der</strong> Testsatz<br />

und die NP geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>e Intonationsphrase und jeweils zwei eigenständige<br />

Intermediärphrasen bilden sollten. Nach <strong>der</strong> GToBI-Notation ergäbe dies folgendes<br />

<strong>Muster</strong>:<br />

[(Das ist doch Herr Miehle)ip (unser neuer Nachbar)ip]IP<br />

[(Ist das nicht Herr Miehle)ip (unser neuer Nachbar)ip]IP<br />

Variationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Phrasierung waren allerd<strong>in</strong>gs durchaus e<strong>in</strong>kalkuliert.<br />

Intonatorisch war da<strong>von</strong> auszugehen, dass sich die NP am f0-<strong>Muster</strong> des Referenzsatzes<br />

orientieren würde, denn laut Altmann (1999), <strong>der</strong> die appositionale NP mit Parenthesen<br />

gleichsetzt, neigen diese nach e<strong>in</strong>em f0-Reset zur Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> Intonationskontur des<br />

Referenzsatzes, jedoch mit e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gerem f0-Umfang (Kutik et al. 1983, Wichmann<br />

2001).<br />

Insgesamt entstanden bei fünf verschiedenen Zielwörtern, e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> zwei mögliche<br />

Satzarten, zehn Testsätze, die jeweils fünf Mal wie<strong>der</strong>holt werden sollten. Daraus<br />

resultierte pro Proband e<strong>in</strong> Korpus <strong>von</strong> fünfzig Sätzen und über alle Sprecher e<strong>in</strong><br />

Gesamtkorpus <strong>von</strong> 700 Sätzen.<br />

In Tabelle 11 bef<strong>in</strong>den sich die Auflistungen <strong>der</strong> <strong>im</strong> Sprachkorpus verwendeten<br />

Trägersätze, <strong>der</strong> dar<strong>in</strong> enthaltenen Zielwörter sowie <strong>der</strong>en Kodierung.<br />

Trägersätze Zielwort Kodierung<br />

1. Das ist doch Herr Miehle, unser neuer Nachbar. Miehle lvw2l<br />

2. Ist das nicht Herr Miehle, unser neuer Nachbar? Miehle lvw2l<br />

3. Das ist doch Herr Miehl, unser neuer Nachbar. Miehl lvw1l<br />

4. Ist das nicht Herr Miehl, unser neuer Nachbar? Miehl lvw1l<br />

5. Das ist doch Herr Mille, unser neuer Nachbar. Mille svw2l<br />

6. Ist das nicht Herr Mille, unser neuer Nachbar? Mille svw2l<br />

7. Das ist doch Herr Mill, unser neuer Nachbar. Mill svw1l<br />

8. Ist das nicht Herr Mill, unser neuer Nachbar? Mill svw1l<br />

9. Das ist doch Herr Misch, unser neuer Nachbar. Misch svw1S<br />

10. Ist das nicht Herr Misch, unser neuer Nachbar? Misch svw1S<br />

Tabelle 11: Sprachkorpus mit Trägersätzen, Zielwörtern und Kodierung, lvw (long vowel), svw (short vowel)<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Testsätze wurde die Zielwort-Kodierung entsprechend erweitert. Während<br />

sich die Kodierung lvw2ld_3 auf das Zielwort „Miehle“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Deklarativsatz (d) <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

dritten Wie<strong>der</strong>holung bezog, stand svw1Sq_1 für „Misch“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interrogativsatz (qquestion)<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Aufnahme.<br />

32


4.2.3 Exper<strong>im</strong>entdurchführung<br />

Die Aufnahmen <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>sonpatienten fanden sowohl <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er logopädischen Praxis <strong>in</strong><br />

Kiel (PD01 – PD03) als auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Praxis für Neurologie und Psychiatrie <strong>in</strong> Neumünster<br />

(PD04 – PD07) statt. Dort standen jeweils geräuscharme Räume zur Verfügung. Nur bei<br />

den Kontrollsprechern wurde die phonetische Testung bei ihnen zu Hause <strong>in</strong> ruhigen<br />

Räumen durchgeführt. Für die Dauer <strong>der</strong> Aufnahmen saßen sich Sprecher und<br />

Untersucher<strong>in</strong> an e<strong>in</strong>em Tisch gegenüber. Den Sprechern wurde e<strong>in</strong> Headset-Mikrofon mit<br />

Nackenbügel (Sennheiser Communication pc140) aufgesetzt. Das Mikrofon befand sich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Abstand <strong>von</strong> ca. e<strong>in</strong> bis zwei Zent<strong>im</strong>etern vom Mund entfernt. Die Aufnahmedauer<br />

für das Sprachkorpus betrug bei allen Sprechern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel 15 M<strong>in</strong>uten. Die davor<br />

stattf<strong>in</strong>dende Dysarthriediagnostik benötigte ungefähr 30 M<strong>in</strong>uten. Die Diagnostik bestand<br />

aus dem Lesen <strong>von</strong> drei kurzen Texten, dem Nachsprechen <strong>von</strong> Sätzen, dem Beschreiben<br />

<strong>von</strong> drei Bil<strong>der</strong>geschichten und dem freien Erzählen zu vorgegebenen Themen, z. B.<br />

Hobbys o<strong>der</strong> Urlaubsreisen. Bei den Patienten PD01–PD03 wurden Diagnostik und<br />

Aufnahmen aus Zeitgründen an zwei verschiedenen Term<strong>in</strong>en durchgeführt.<br />

Die Patienten und Kontrollsprecher wurden gebeten, die fünfzig Sätze des Korpus mit<br />

normaler Sprechlautstärke und -geschw<strong>in</strong>digkeit vorzulesen. Zudem stand den Probanden<br />

die <strong>in</strong>tonatorische Umsetzung frei. Bei <strong>der</strong> Darbietung <strong>der</strong> Sätze wurde bewusst auf e<strong>in</strong>e<br />

Satzliste, bestehend aus mehreren Sätzen pro Blatt, verzichtet. Stattdessen stand je<strong>der</strong> Satz<br />

auf e<strong>in</strong>em eigenen Papierstreifen, <strong>der</strong> den Sprechern e<strong>in</strong>zeln vorgelegt wurde. Auf diese<br />

Art konnten folgende wichtige Aspekte gewährleistet werden: (1) e<strong>in</strong>e Randomisierung<br />

<strong>der</strong> Sätze, (2) e<strong>in</strong>e Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Konzentration be<strong>im</strong> Sprecher sowie (3) <strong>der</strong><br />

Ausschluss des Listen-Lesens (Selt<strong>in</strong>g 2004). Die e<strong>in</strong>zelnen Zielwörter, also die Namen,<br />

waren auf jedem Satzstreifen als akzentuiertes Wort unterstrichen. Die Äußerungen <strong>der</strong><br />

Patienten und Kontrollsprecher wurden mit e<strong>in</strong>em Laptop (DELL Latidude C640) und dem<br />

Programm Edison-Wave V1.06 aufgenommen (Samplerate 22 kHz, mono, 16 bit).<br />

33


4.3 Datenanalyse<br />

Die Datenauswertung bestand aus e<strong>in</strong>er auditiven, akustischen und statistischen Analyse<br />

des gewonnenen Sprechmaterials, welches zuvor systematisch aufbereitet worden war.<br />

Bezugsgrößen, die für die Überprüfung <strong>der</strong> aufgestellten Hypothesen relevant waren,<br />

wurden def<strong>in</strong>iert und mithilfe <strong>der</strong> Analysen kontrolliert. Der gesamte Vorgang <strong>der</strong><br />

Datenanalyse soll <strong>im</strong> Folgenden beschrieben werden.<br />

4.3.1 Auditive Analyse<br />

Das Augenmerk bei wissenschaftlichen Untersuchungen <strong>im</strong> phonetischen Bereich lag <strong>in</strong><br />

den vergangenen Jahren vermehrt auf <strong>der</strong> akustischen Auswertung <strong>von</strong> physikalisch<br />

messbaren Größen, fassbar durch Zahlenwerte. Doch Zahlen alle<strong>in</strong>, ohne Beachtung <strong>der</strong><br />

Situation, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sie entstanden s<strong>in</strong>d, sagen nicht viel aus.<br />

Auch Sprechstörungen wurden oft auf <strong>der</strong> re<strong>in</strong> phonetischen Ebene betrachtet, losgelöst<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> eigentlichen Best<strong>im</strong>mung e<strong>in</strong>er jeden sprachlichen Äußerung: <strong>der</strong> kommunikativen<br />

Funktion. Nach dem pragmatischen Kommunikationsmodell <strong>von</strong> Grice (1957) verfolgen<br />

Sprecher mit dem Gesagten e<strong>in</strong>e Intention, also e<strong>in</strong>e best<strong>im</strong>mte Absicht, und wollen dabei<br />

e<strong>in</strong>e Wirkung bei dem Hörer erzielen. Zwar war das hier verwendete Sprachkorpus,<br />

losgelöst <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Kontextualisierung und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelsatzform, <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er realen<br />

kommunikativen Situation weit entfernt, dennoch konnte da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass<br />

je<strong>der</strong> Sprecher sich se<strong>in</strong>en eigenen Kontext zu den Sätzen def<strong>in</strong>ieren und sie<br />

dementsprechend mit e<strong>in</strong>er eigenen Intention darbieten würde. Dies wie<strong>der</strong>um hat<br />

Auswirkung auf die prosodische Markierung (siehe Kapitel 3.2.2).<br />

Bei e<strong>in</strong>er Sprechstörung, hervorgerufen durch Morbus Park<strong>in</strong>son, kommt es zu e<strong>in</strong>er <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> phonetischen „Norm“ abweichenden sprachlichen Äußerung. Diese Verän<strong>der</strong>ungen<br />

können zwar sehr wohl über apparative Messmethoden, wie <strong>der</strong> akustischen Analyse,<br />

untersucht werden, doch das sollte für diese Magisterarbeit nicht <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige Weg zur<br />

Datenverarbeitung se<strong>in</strong>. Vielmehr sollte versucht werden, e<strong>in</strong>e größtmögliche E<strong>in</strong>heit<br />

zwischen den vier Perspektiven <strong>der</strong> phonetischen Untersuchungsmethoden zu bilden:<br />

(1) <strong>der</strong> Sprachwissenschaft, (2) <strong>der</strong> Messphonetik, (3) <strong>der</strong> Perzeption und (4) <strong>der</strong> Funktion.<br />

Die auditive Analyse war hierbei e<strong>in</strong>e notwendige Ergänzung zur akustischen Analyse,<br />

denn sie evozierte automatisch die funktionale und sprachwissenschaftliche Sichtweise.<br />

Im Gegensatz zur akustischen Analyse ist die auditive Analyse nicht apparativ<br />

durchführbar und beruht stattdessen auf <strong>der</strong> perzeptiven Verarbeitung des Sprachschalls<br />

durch e<strong>in</strong>en Hörer (Ziegler 2002). Bereits vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> eigentlichen Sprachaufnahmen<br />

34


wurden auditive Analysemethoden genutzt. Bei den Park<strong>in</strong>sonpatienten zunächst <strong>in</strong> Form<br />

<strong>der</strong> BODY- und NTID-Skala zur Best<strong>im</strong>mung des Schweregrades <strong>der</strong> Dysprosodie und <strong>der</strong><br />

Verständlichkeit, sowie die Spontansprachanalyse <strong>der</strong> Kontrollsprecher. Alle drei<br />

Untersuchungsmittel bezogen sich jeweils auf die phonetische Form, daher werden sie als<br />

„formbezogene Analysen“ bezeichnet (Ziegler 2002:69). Innerhalb des Sprachkorpus sollte<br />

mithilfe <strong>der</strong> auditiven Analyse <strong>der</strong> Frage nachgegangen werden, wie sowohl die Patienten<br />

mit Park<strong>in</strong>son als auch die Kontrollsprecher die e<strong>in</strong>zelnen Testsätze prosodisch umsetzen<br />

(siehe Kapitel 4.1). Die Beantwortung dieser Frage stellte die Grundlage für die spätere<br />

akustische Analyse dar. Es stand die Umsetzung folgen<strong>der</strong> Teilziele <strong>im</strong> Vor<strong>der</strong>grund:<br />

(1) Kategorisierung <strong>der</strong> prosodischen Umsetzung <strong>der</strong> Testsätze mithilfe des GToBI-<br />

Inventars<br />

(2) Beschreibung <strong>der</strong> prosodischen Realisierung <strong>der</strong> Nom<strong>in</strong>alphrase<br />

Die auditive Analyse durch die Untersucher<strong>in</strong> erfolgte über das Gesamtkorpus <strong>von</strong> 700<br />

Sätzen. Zur Übersichtlichkeit wurden pro Sprecher zunächst die Deklarativ- und<br />

anschließend die Interrogativsätze analysiert. Jedem Satz wurde e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tonatorische<br />

Kodierung durch Akzent- und Grenztöne zugeordnet. Weiterh<strong>in</strong> wurden bei den<br />

Kontrollsprechern auffällige wahrgenommene Merkmale (z. B. die St<strong>im</strong>mqualität) notiert,<br />

die für die spätere akustische Analyse wichtig se<strong>in</strong> könnten. Anhand <strong>der</strong> gesammelten<br />

Daten entstand e<strong>in</strong> erster detaillierter Überblick <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Sprecher. Die<br />

Kategorisierung <strong>der</strong> Akzent- und Grenztöne wurde aufgrund e<strong>in</strong>er besseren<br />

Vergleichbarkeit zwischen den Sprechern prozentual ausgedrückt. Da die Anzahl <strong>der</strong><br />

Interrogativ- und Deklarativsätze für alle Sprecher jeweils 25 betrug, ergab sich zur<br />

Best<strong>im</strong>mung des Prozentanteiles folgende Formel:<br />

Anzahl <strong>der</strong> Sätze mit identischen Akzent - / Phrasentönen ∗100%<br />

25<br />

Formel 1: Berechnung des prozentualen Anteils zur Kategorisierung <strong>der</strong> Deklarativ- und Interrogativsätze<br />

Das Ergebnis drückt z. B. aus, wie viel Prozent <strong>der</strong> 25 Deklarativsätze mit <strong>der</strong> Kontur<br />

H* L-% o<strong>der</strong> L* H-% realisiert wurden.<br />

35


4.3.2 Akustische Analyse<br />

Die akustische Analyse diente <strong>der</strong> objektiven Untersuchung ausgesuchter segmentalakustischer<br />

Parameter, die zur Hypothesentestung notwendig waren. Zu diesen gehörten:<br />

• Die durchschnittliche Anstiegshöhe <strong>der</strong> Gipfelkonturen <strong>in</strong> Deklarativsätzen<br />

Zur Berechnung <strong>der</strong> Anstiegshöhe mussten zuvor die sprecherspezifischen<br />

Charakteristika bezüglich <strong>der</strong> Sprechst<strong>im</strong>mlage ausgeglichen werden, um e<strong>in</strong>e<br />

aussagekräftige Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Ergebnisse unter den e<strong>in</strong>zelnen Sprechern<br />

erreichen zu können. An<strong>der</strong>s als <strong>in</strong> Penner et al. (2001) wurden die f0-Daten hierfür<br />

nicht normalisiert, son<strong>der</strong>n es wurde e<strong>in</strong> Referenzwert für den Anstiegsbeg<strong>in</strong>n<br />

gewählt. Diesen stellte die durchschnittliche Grundfrequenz (Ø f0) des jeweiligen<br />

Sprechers dar. Für ihre Berechnung wurde <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>ale Ton (def<strong>in</strong>iert als e<strong>in</strong> auf<br />

das f0-Max<strong>im</strong>um folgen<strong>der</strong> Tiefton) <strong>der</strong> Deklarativsätze als Messpunkt gewählt.<br />

Sätze mit dem Zielwort „Misch“ wurden <strong>von</strong> <strong>der</strong> Messung ausgeschlossen, da hier<br />

<strong>der</strong> gewünschte Tiefton durch den Effekt <strong>der</strong> Truncation (Grabe 1998),<br />

hervorgerufen durch das postvokalische /R/, nicht erreicht wird. Der phrasenf<strong>in</strong>ale Ton<br />

liegt bei „Misch“ dadurch deutlich höher als bei den an<strong>der</strong>en Testwörtern und hätte<br />

das Ergebnis verfälscht.<br />

Der errechnete Anstiegsumfang, bestehend aus den Werten <strong>der</strong> f0-Max<strong>im</strong>a und <strong>der</strong> Ø<br />

f0 des jeweiligen Sprechers, wurde anschließend mithilfe <strong>der</strong> Formel 2 <strong>in</strong> Halbtöne<br />

umgewandelt.<br />

12 ∗ log (f0 - Max<strong>im</strong>um/ Ø f0)<br />

log 2<br />

=<br />

Anstieg <strong>in</strong> Halbtönen (HT)<br />

Formel 2: Umrechnung des Gipfelanstiegs <strong>von</strong> Hertz <strong>in</strong> Halbtöne (HT)<br />

36


• Die durchschnittliche Anstiegshöhe <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>al steigenden Konturen <strong>in</strong><br />

Interrogativsätzen<br />

Die Berechnung erfolgte ähnlich wie bei den Deklarativsätzen. Als Zielpunkte<br />

dienten <strong>in</strong> diesem Fall das f0-Max<strong>im</strong>um des f<strong>in</strong>alen Phrasentones sowie die<br />

durchschnittliche Grundfrequenz <strong>der</strong> Sprecher als Referenzwert für den<br />

Anstiegsbeg<strong>in</strong>n. Die Anstiegshöhe <strong>in</strong> Hertz wurde mit <strong>der</strong> o. g. Formel 2 <strong>in</strong> Halbtöne<br />

umgewandelt.<br />

• Die durchschnittliche Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> Gipfelkonturen <strong>in</strong><br />

Deklarativsätzen<br />

Als Bezugspunkte dienten die f0-Max<strong>im</strong>a des Akzentgipfels und die tatsächlich<br />

realisierten f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>a vor dem Gipfel mit <strong>der</strong>en Zeitpunkten. Die<br />

Steigungsdifferenzen zwischen den f0-Max<strong>im</strong>a und f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>a wurden zunächst mit<br />

<strong>der</strong> Formel 2 <strong>in</strong> HT umgewandelt (Ø f0 wurde ersetzt durch die tatsächlich<br />

realisierten f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>a) und anschließend durch die Zeitdifferenzen <strong>der</strong> f0-Max<strong>im</strong>a<br />

und f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>a dividiert. Man erhielt dadurch die Geschw<strong>in</strong>digkeit [HT/ Sek.], mit<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Anstieg realisiert wurde (siehe Abbildung 11).<br />

Abbildung 11: Bezugspunkte für die Berechnung <strong>der</strong> Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit bezogen auf Gipfelkonturen<br />

• Die durchschnittliche Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>al steigenden<br />

Konturen <strong>in</strong> Interrogativsätzen<br />

Als Bezugspunkte dienten die f0-Max<strong>im</strong>a des phrasenf<strong>in</strong>alen Anstieges sowie die<br />

tatsächlich realisierten f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>a vor dem Anstieg mit <strong>der</strong>en Zeitpunkten. Die<br />

Steigungsdifferenzen zwischen den f0-Max<strong>im</strong>a und f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>a wurden zunächst <strong>in</strong><br />

HT umgewandelt (siehe Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> Akzentgipfel) und<br />

anschließend durch die Zeitdifferenzen <strong>der</strong> f0-Max<strong>im</strong>a und f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>a dividiert. Man<br />

erhielt wie bei den Deklarativsätzen die Geschw<strong>in</strong>digkeit [HT/ Sek.], mit <strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

Anstieg realisiert wurde (siehe Abbildung 12).<br />

37


Abbildung 12: Bezugspunkte für die Berechnung <strong>der</strong> Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit bezogen auf phrasenf<strong>in</strong>al steigende Konturen<br />

• Der durchschnittliche peak delay <strong>der</strong> Gipfelmax<strong>im</strong>a <strong>in</strong> Bezug zum Vokalbeg<strong>in</strong>n<br />

<strong>in</strong> Deklarativsätzen<br />

Um die für die Hypothese 3 relativ gleich bleibende Sprechgeschw<strong>in</strong>digkeit testen zu<br />

können, dienten die zeitlichen Positionen des Vokalbeg<strong>in</strong>ns als Referenzpunkt. Wenn<br />

die zeitlichen Positionen <strong>der</strong> /i:/ und /H/ bezogen auf den gesamten Testsatz nicht<br />

signifikant <strong>von</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abwichen, wurden ihre Zeitpunkte <strong>in</strong> Millisekunden <strong>von</strong> den<br />

zeitlichen Positionswerten <strong>der</strong> f0-Max<strong>im</strong>a <strong>im</strong> Gipfelakzent abgezogen. Daraus ergab<br />

sich <strong>der</strong> Abstand <strong>der</strong> Gipfelmax<strong>im</strong>a bezogen auf den Vokale<strong>in</strong>satz, auch als peak<br />

delay bezeichnet (siehe Abbildung 13).<br />

Abbildung 13: Bezugspunkte zur Berechnung des peak delay anhand <strong>der</strong> Beispiele „Miehl“ und „Misch“<br />

38


Zur Best<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> eben beschriebenen segmental-akustischen Parameter wurden<br />

zusammenfassend folgende akustische Signalwerte verwendet:<br />

• das f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>um vor und nach dem Gipfelakzent mit <strong>der</strong>en Zeitpunkten<br />

• das f0-Max<strong>im</strong>um des Gipfelakzentes und des phrasenf<strong>in</strong>alen Anstieges mit <strong>der</strong>en<br />

Zeitpunkten sowie<br />

• <strong>der</strong> Onset <strong>von</strong> /i:/ und /H/.<br />

Es ist erkennbar, das e<strong>in</strong> Teil dieser Signalwerte <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> akustischen Analyse<br />

mehrmals verwendet bzw. gemessen wurden. Lediglich <strong>der</strong> Vokal-Onset wurde nur e<strong>in</strong>mal<br />

genutzt. Da die Auswertung aller 700 Sätze den zeitlichen Rahmen <strong>der</strong> Magisterarbeit<br />

überschritten hätte, wurde die akustische Analyse auf e<strong>in</strong>zelne Teile des Gesamtkorpus<br />

beschränkt. Bezüglich <strong>der</strong> Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit und f0-Anstiegshöhe wurden nur<br />

Deklarativ- und Interrogativsätze mit den Zielitems „Miehle“ und „Misch“ herausgefiltert.<br />

Diese bilden mit ihrer unterschiedlichen Silbenanzahl und Dauer an St<strong>im</strong>mhaftigkeit zwei<br />

gegensätzliche Extrema. Die Best<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> durchschnittlichen Grundfrequenz umfasst<br />

alle Deklarativsätze, ausgenommen des Zielwortes „Misch“. Zur Berechnung des peak<br />

delay wurden Deklarativsätze mit den Zielwörtern „Miehl“ und „Misch“ ausgewählt.<br />

4.3.3 Mess- und Labelprozedur<br />

Zunächst wurde pro Person, wie bereits <strong>in</strong> Kapitel 3.3 beschrieben, das Fünfzigsatzkorpus<br />

mit dem Laptop aufgenommen. Anschließend wurden die fünfzig Sätze, die bisher e<strong>in</strong>e<br />

Wave-Datei bildeten, <strong>in</strong> Praat (Version 4.6.09) mithilfe e<strong>in</strong>es Praat Skripts 14 geschnitten<br />

und als e<strong>in</strong>zelne Wave-Dateien abgespeichert. Die Schnittstellen lagen dabei jeweils an<br />

Null-Durchgängen <strong>im</strong> Sprachsignal.<br />

Mit dem EMU-Sprachdatenbank-System (Version 2.3 Beta) wurde e<strong>in</strong>e Datenbank mit<br />

fünf zeitlosen und zwei zeitabhängigen Ebenen über das Modul „template editor“ erstellt<br />

(siehe Abbildung 14).<br />

Abbildung 14: Darstellung <strong>der</strong> EMU-Template-Oberfläche mit den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Datenbank<br />

verwendeten Ebenen<br />

14 geschrieben <strong>von</strong> Daniel Pape, 30.09.2003, Technische Universität Berl<strong>in</strong><br />

39


zeitlos:<br />

• speaker = Kürzel des Sprechers (z. B. PD01), als Labell<strong>in</strong>k dazu das Alter und<br />

Geschlecht<br />

• utterance = Satzmodus (declarative/ question)<br />

• phonology = Akzent- und Grenztöne <strong>in</strong> GToBI-Notation (z. B. H* L-%)<br />

• word = Zielwort (z. B. Miehle)<br />

• syllable = Silbe des Zielwortes (erste o<strong>der</strong> zweite Silbe)<br />

zeitgebunden:<br />

• segment = Segmentierung des Zielsatzes<br />

• target = f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>um und f0-Max<strong>im</strong>um<br />

Anhand des EMU-Moduls „tkassp“ wurde e<strong>in</strong>e f0-Analyse für die bestehenden<br />

Sprachsignale durchgeführt. Um die Analyse bezüglich möglicher Oktavfehler<br />

e<strong>in</strong>zuschränken, lagen das f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>um und f0-Max<strong>im</strong>um bei Männern zwischen 50-300<br />

Hz und bei Frauen zwischen 100-500 Hz (vgl. Hess 1983). Die Fensterlänge betrug 500<br />

ms.<br />

Die anschließende Segmentierung und Etikettierung <strong>der</strong> Signaldateien erfolgte mit dem<br />

EMU-Modul „labeller“. Auf <strong>der</strong> zeitgebundenen Ebene „segment“ wurden die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Phone <strong>der</strong> Zielwörter <strong>in</strong> SAMPA-Lautschrift transkribiert. Die Nom<strong>in</strong>alphrase, die an das<br />

Zielwort anschließt, erhielt ke<strong>in</strong>e Etikettierung. Der Beg<strong>in</strong>n des Zielsatzes bis zum<br />

Zielwort wurde mit /xxx/ markiert. Dies war für die spätere f0-Analyse über den gesamten<br />

Testsatz notwendig. Die „target“-Ebene enthielt sowohl die zeitliche Markierung <strong>der</strong> f0-<br />

M<strong>in</strong><strong>im</strong>a (L und L2) als auch <strong>der</strong> f0-Max<strong>im</strong>a (H).<br />

Im Folgenden werden zunächst alle Label und ihre Zeitpunkte mithilfe <strong>von</strong> Beispielsätzen<br />

und ihren Abbildungen detailliert erläutert. Jede Abbildung enthält oben die Ebene mit <strong>der</strong><br />

Segmentierung und Etikettierung. In <strong>der</strong> Mitte werden das Oszillogramm und darunter <strong>der</strong><br />

dazugehörige f0-Verlauf dargestellt. Die Zeitsignale erstrecken sich über den Testsatz mit<br />

<strong>der</strong> darauf folgenden Nom<strong>in</strong>alphrase. St<strong>im</strong>mlose Signalbereiche ergeben e<strong>in</strong>e Null-L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> f0-Kontur.<br />

Die Abbildungen 15 und 16 zeigen zwei Deklarativsätze mit den Zielwörtern „Miehle“<br />

(SAMPA = /m i: l 9/) und „Misch“ (SAMPA = /m I S/) <strong>der</strong> Sprecher CP02 und CP05.<br />

Der Zielwortvorlauf „Das ist doch Herr…“ wurde mit /xxx/ gekennzeichnet. Auf <strong>der</strong><br />

Target-Ebene wurden das f0-Max<strong>im</strong>um (H) und die f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>a (L und L2) <strong>der</strong><br />

Gipfelkontur markiert. L lag hierbei vor und L2 (Bezugspunkt für Ø f0) nach dem f0-<br />

Max<strong>im</strong>um. Beide Sätze wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> GToBI-Notation mit e<strong>in</strong>em Akzentton H* und<br />

e<strong>in</strong>em Grenzton L-% beschrieben.<br />

40


In Abbildung 16 wird das f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>um L2 <strong>im</strong> Zielwort „Misch“, wie bereits <strong>in</strong> Kapitel<br />

4.3.2 erwähnt, aufgrund <strong>der</strong> St<strong>im</strong>mlosigkeit des postvokalischem /R/ nicht komplett<br />

erreicht. Bei „Miehle“ h<strong>in</strong>gegen, siehe Abbildung 15, kann L2 durch den postvokalischen<br />

Sonoranten <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es vollständigen Abstiegs realisiert werden.<br />

H* L-%<br />

Abbildung 15: Beispiel e<strong>in</strong>er Segmentierung und Etikettierung <strong>in</strong> EMU für e<strong>in</strong>en Deklarativsatz mit dem Zielwort „Miehle“ <strong>der</strong><br />

Sprecher<strong>in</strong> CP02; oben: Segmentierung u. Etikettierung, mitte: Oszillogramm, unten: f0-Verlauf<br />

H* L-%<br />

Abbildung 16: Beispiel e<strong>in</strong>er Segmentierung und Etikettierung <strong>in</strong> EMU für e<strong>in</strong>en Deklarativsatz mit dem Zielwort „Misch“ des<br />

Sprechers CP05; oben: Segmentierung u. Etikettierung, mitte: Oszillogramm, unten: f0-Verlauf<br />

In den Abbildungen 17 und 18 s<strong>in</strong>d Segmentierung und Etikettierung für zwei<br />

Interrogativsätze <strong>der</strong> Sprecher PD01 und PD02 dargestellt. Die Zielwörter s<strong>in</strong>d erneut<br />

„Miehle“ und „Misch“. Die Target-Ebene enthält das f0-Max<strong>im</strong>um (H) und das f0-<br />

M<strong>in</strong><strong>im</strong>um (L) des f<strong>in</strong>al steigenden Grenztones. L liegt hierbei erneut vor dem<br />

41


f0-Max<strong>im</strong>um. Die GToBI-Notation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 17 wurde mit e<strong>in</strong>em Talakzent L*<br />

und e<strong>in</strong>em f<strong>in</strong>al steigenden Grenzton H-% festgelegt. Abbildung 18 zeigt zwar ebenfalls<br />

e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>al steigende Kontur, erhielt jedoch die Notation L*+H für den Akzentton und H-%<br />

für den Grenzton.<br />

L*<br />

H-%<br />

Abbildung 17: Beispiel e<strong>in</strong>er Segmentierung und Etikettierung <strong>in</strong> EMU für e<strong>in</strong>en Interrogativsatz mit dem Zielwort „Miehle“ <strong>der</strong><br />

Sprecher<strong>in</strong> PD01; oben: Segmentierung u. Etikettierung, mitte: Oszillogramm, unten: f0-Verlauf<br />

4. Ergebnisse<br />

L*+H<br />

H-%<br />

Abbildung 18: Beispiel e<strong>in</strong>er Segmentierung und Etikettierung <strong>in</strong> EMU für e<strong>in</strong>en Interrogativsatz mit dem Zielwort „Misch“ <strong>der</strong><br />

Sprecher<strong>in</strong> PD02; oben: Segmentierung u. Etikettierung, mitte: Oszillogramm, unten: f0-Verlauf<br />

42


Die Wahl <strong>der</strong> GToBI-Notation richtete sich ausschließlich nach <strong>der</strong> auditiven Analyse. Die<br />

f0-Konturen dienten lediglich als Unterstützung, waren jedoch teilweise nicht synchron mit<br />

dem Gehörten und hätten daher bezüglich <strong>der</strong> Kategorisierung zu an<strong>der</strong>en Ergebnissen<br />

geführt. In allen 700 Sätzen des Korpus wurden die Markierungen <strong>der</strong> Labels nach dem<br />

oben beschriebenen Verfahren best<strong>im</strong>mt.<br />

Es ist jedoch anzumerken, dass bei zunehmen<strong>der</strong> Dysprosodie <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>sonpatienten die<br />

segmentalen Grenzen <strong>im</strong> Oszillogramm schwieriger zu erkennen waren und auch die<br />

Best<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> f0-Max<strong>im</strong>a und f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>a erschwert wurde. Abbildung 19 verdeutlicht<br />

dies an e<strong>in</strong>em Beispiel des Sprechers PD05. Oszillogramm, Segmentgrenzen und f0-<br />

Kontur s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrem Verlauf weniger e<strong>in</strong>deutig als <strong>in</strong> den vorherigen Abbildungen.<br />

Abbildung 19: Beispiel e<strong>in</strong>er Segmentierung und Etikettierung <strong>in</strong> EMU für e<strong>in</strong>en Deklarativsatz mit dem Zielwort „Miehle“ des<br />

Sprechers PD05; oben: Segmentierung u. Etikettierung, mitte: Oszillogramm, unten: f0-Verlauf<br />

Die statistische Auswertung <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> EMU-Datenbank gespeicherten Daten erfolgte mit<br />

dem Softwarepaket R (Version 2.3.0), welches <strong>im</strong> Internet als Open Source Projekt<br />

kostenlos erhältlich ist 15 . Neben <strong>der</strong> deskriptiven Statistik mit tabellarischen und<br />

graphischen Darstellungen bietet sich als Prüfstatistik e<strong>in</strong>e mehrfaktorielle Varianzanalyse<br />

mit Messwie<strong>der</strong>holung und festen Faktoren (ANOVA) an. Sie soll testen, welchen E<strong>in</strong>fluss<br />

die zweistufigen Faktoren Sprechergruppe (Park<strong>in</strong>sonpatienten vs. Kontrollsprecher) und<br />

Zielwort („Miehle“ vs. „Misch“ bzw. „Miehl“ vs. „Misch“), unter Rücksichtsnahme des<br />

e<strong>in</strong>zelnen Sprechers als Zufallseffekt, auf die segmental-akustischen Parameter haben und<br />

ob zwischen ihnen e<strong>in</strong>e Interaktion stattf<strong>in</strong>det.<br />

Tabelle 12 fasst den gesamten Verlauf <strong>der</strong> Mess- Labelprozedur als Übersicht zusammen.<br />

15 http://www.r-project.org/<br />

43


Mess- und Labelprozedur<br />

Vorgehensweise<br />

1. Aufnahme des 50-Satz-Korpus pro Person mithilfe des Laptop (DELL Latidude C640),<br />

22kHz, mono, 16 bit<br />

2. Schneiden <strong>der</strong> Wave-Dateien mithilfe e<strong>in</strong>es Praat-Scripts <strong>in</strong> Praat<br />

3. Erstellen e<strong>in</strong>er EMU-Datenbank mithilfe Emu „Template Editor“<br />

4. f0-Analyse mithilfe EMU-„tkassp“<br />

5. Segmentierung und Etikettierung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen mithilfe Emu „Labeller“<br />

Wave-Dateien<br />

6. Statistische Auswertung<br />

mithilfe des Softwarepaketes R<br />

• deskriptive Statistik<br />

• Prüfstatistik (ANOVA)<br />

Tabelle 12: Abfolge <strong>der</strong> durchgeführten Mess- und Labelprozedur<br />

44


5. Ergebnisse<br />

Die Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse glie<strong>der</strong>t sich folgen<strong>der</strong>maßen auf: Kapitel 5.1 befasst sich<br />

mit <strong>der</strong> Ergebnisbeschreibung <strong>der</strong> auditiven Analyse. Hierbei geht es <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e um die<br />

Realisierung <strong>der</strong> verschiedenen Satzmodi sowie um die <strong>in</strong>dividuellen<br />

Sprechercharakteristika, ermittelt durch die BODY-Skala und die Spontansprachanalyse.<br />

In Kapitel 5.2 wird auf die für die Hypothesentestung maßgeblichen Messergebnisse <strong>der</strong><br />

segmental-akustischen Parameter e<strong>in</strong>gegangen. Da die akustische Analyse <strong>im</strong> Gegensatz<br />

zur auditiven Analyse nicht das Gesamtkorpus umfasste, wird zu jedem Parameter <strong>der</strong><br />

Inhalt des Datenmaterials aufgeführt.<br />

5.1 Auditive Analyse<br />

Die <strong>in</strong>tonatorische Realisierung <strong>der</strong> deklarativen Testsätze<br />

Die Erfassung <strong>der</strong> <strong>in</strong>tonatorischen Realisierung <strong>der</strong> 350 Deklarativsätze beruhte auf <strong>der</strong><br />

Beschreibung aller f0-Konturen mithilfe des GToBI-Ton<strong>in</strong>ventars. Hierbei erfolgte e<strong>in</strong>e<br />

Zuordnung markanter f0-Zielpunkte zu Akzent- und Grenztönen. Die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Realisierungsmöglichkeiten wurden nach <strong>der</strong> Häufigkeit ihres Vorkommens prozentual<br />

zusammengefasst und damit kategorisiert. Die NPs erhielten ke<strong>in</strong>e Etikettierung, daher<br />

wurde die Grenze des Testsatzes zur NP mit e<strong>in</strong>em Grenzton markiert anstatt mit e<strong>in</strong>em<br />

Phrasenakzent, wie dies <strong>in</strong> Kapitel 4.2.2 beschrieben eigentlich nötig gewesen wäre.<br />

Die Balkendiagramme 1 und 2 zeigen die Realisierung <strong>der</strong> Deklarativsätze über alle fünf<br />

Testwörter, getrennt nach Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD) und Kontrollsprechern (CP). E<strong>in</strong><br />

Balken entspricht <strong>der</strong> Anzahl <strong>von</strong> 25 möglichen Deklarativsätzen pro Sprecher,<br />

ausgedrückt durch 100%. Die verschiedenen Kategorien s<strong>in</strong>d farblich differenziert und<br />

fassen jeweils Akzent- und Grenztöne <strong>der</strong> Äußerungen zusammen. Die zugrunde liegenden<br />

relativen Werte s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Tabelle 16 <strong>im</strong> Anhang B zu entnehmen.<br />

Diagramm 1: Intonatorische Realisierung <strong>der</strong><br />

Deklarativsätze <strong>der</strong> sieben Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD)<br />

Diagramm 2: Intonatorische Realisierung <strong>der</strong><br />

Deklarativsätze <strong>der</strong> sieben Kontrollsprecher (CP)<br />

45


Anhand <strong>der</strong> Diagramme wird zunächst Folgendes erkennbar: 13 <strong>der</strong> 14 Probanden nutzten<br />

zur <strong>in</strong>tonatorischen Markierung fallende Konturen (L-%). Nur PD05 realisierte die<br />

Deklarativsätze größtenteils mit steigenden (H-%) und fallend-steigenden Konturen<br />

(L-H%). In lediglich vier Deklarativsätzen mit den Zielwörtern „Miehle“ und „Misch“<br />

wandte er e<strong>in</strong>e typisch fallende Kontur an.<br />

Den nuklearen Akzent produzierten alle Sprecher stets auf den Zielwörtern des Testsatzes<br />

und nutzten hierfür vorwiegend H* o<strong>der</strong> L+H*. Nur PD05 verwendete zur Hälfte sowohl<br />

den Gipfelakzent H* als auch als den Talakzent L*. PD06 realisierte als e<strong>in</strong>ziger Sprecher<br />

alle 25 Sätze mit dem gleichen Akzent- und Grenzton (H* L-%). CP01 setzte neben e<strong>in</strong>er<br />

mehrfach pränuklearen Akzentuierung des Wortes „das“ den nuklearen Akzent H+L* e<strong>in</strong>.<br />

CP06 akzentuierte ebenfalls das satz<strong>in</strong>itiale Wort und markierte daraufh<strong>in</strong> den nuklearen<br />

Akzent mit e<strong>in</strong>em Upstep (^H*).<br />

Diagramm 3 fasst die tonale Realisierung <strong>der</strong> Deklarativsätze für alle Park<strong>in</strong>son- und<br />

Kontrollsprecher zusammen. E<strong>in</strong> Balken umfasst nun 175 (25 x 7) Sätze pro Gruppe,<br />

dargestellt mit 100%. Zu den zwei Sprechergruppen lässt sich Folgendes sagen: Die<br />

Tonkomb<strong>in</strong>ation H* L-% machte sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>sonpatienten als auch<br />

<strong>der</strong> Kontrollsprecher den größten Anteil aus. Innerhalb <strong>der</strong> Kontrollgruppe produzierte nur<br />

e<strong>in</strong> Sprecher mehr steigende als fallende Konturen. In <strong>der</strong> gesamten Gruppe jedoch<br />

überwogen die fallenden Konturen. Die Akzenttöne H* und L+H* wurden am häufigsten<br />

verwendet. Insgesamt realisierten beide Sprechergruppen sechs Tonkomb<strong>in</strong>ationen. Die<br />

relativen Zahlenwerte s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Tabelle 17 <strong>im</strong> Anhang B zu entnehmen.<br />

Diagramm 3: Intonatorische Realisierung <strong>der</strong> Deklarativsätze;<br />

l<strong>in</strong>ker Balken: alle Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD),<br />

rechter Balken: alle Kontrollsprecher (CP)<br />

46


Die <strong>in</strong>tonatorische Realisierung <strong>der</strong> <strong>in</strong>terrogativen Testsätze<br />

Die Diagramme 4 und 5 orientieren sich <strong>im</strong> Aufbau an den Diagrammen 1 und 2 und<br />

verdeutlichen anhand <strong>von</strong> Balken die <strong>in</strong>tonatorische Realisierung aller 25 <strong>in</strong>terrogativen<br />

Testsätze pro Person, getrennt nach Patienten mit Park<strong>in</strong>son (PD) und Kontrollsprechern<br />

(CP). Die möglichen Tonkomb<strong>in</strong>ationen s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong> farblich unterschieden, orientieren<br />

sich jedoch an den Farben <strong>der</strong> Diagramme 1 und 2. Töne, die sowohl <strong>in</strong> deklarativen als<br />

auch <strong>in</strong> <strong>in</strong>terrogativen Testsätzen vorkamen, erhielten folglich die gleiche Farbe. Die<br />

zugrunde liegenden relativen Werte s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Tabelle 16 <strong>im</strong> Anhang B zu entnehmen.<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD),<br />

Diagramm 4: Intonatorische Realisierung <strong>der</strong><br />

Interrogativsätze <strong>der</strong> sieben Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD)<br />

Diagramm 5: Intonatorische Realisierung <strong>der</strong><br />

Interrogativsätze <strong>der</strong> sieben Kontrollsprecher (CP)<br />

Alle 14 Sprecher verwendeten zur Markierung <strong>der</strong> Interrogativsätze steigende Konturen.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Sprecher kam es hierbei jedoch zu Variationen. PD06 verwendete <strong>in</strong> nur 2<br />

<strong>von</strong> 25 Sätzen (Zielwörter „Miehl“, „Misch“) e<strong>in</strong>e steigende Kontur (H-%), die restlichen<br />

23 Sätze produzierte er mit e<strong>in</strong>em f<strong>in</strong>alen Abfall (L-%).<br />

Sowohl die Park<strong>in</strong>sonpatienten als auch die Kontrollsprecher verwendeten überwiegend<br />

den Grenzton H-% zum f<strong>in</strong>alen Anstieg. Von den Kontrollsprechern verwendete CP06<br />

nach e<strong>in</strong>em vorangehenden Gipfelakzent auf dem Zielwort zusätzlich e<strong>in</strong>e fallendsteigende<br />

Kontur (L-H%). In <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>songruppe trat diese Realisierung verteilt bei<br />

PD02, PD03, PD05 und PD07 auf, bei e<strong>in</strong>er absoluten Häufigkeit <strong>von</strong> zwei bis vier Sätzen<br />

pro Person jedoch nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang.<br />

Der nukleare Akzent auf dem Zielwort wurde <strong>in</strong> beiden Gruppen entwe<strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em L*<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em L*+H realisiert. Sprecher CP06 verwendete h<strong>in</strong>gegen zusätzlich H* <strong>in</strong><br />

Komb<strong>in</strong>ation mit e<strong>in</strong>em fallend-steigenden Grenzton (L-H%), und PD06 war <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige<br />

Sprecher, <strong>der</strong> die Tonkomb<strong>in</strong>ation H* L-% verwendete.<br />

47


Zu den zwei Gruppen lässt sich zusammenfassend sagen (siehe Diagramm 6): Nur <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gruppe <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>sonpatienten wurden <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Sprecher mehr fallende als steigende f0-<br />

Konturen realisiert. Insgesamt jedoch überwog die Produktion f<strong>in</strong>al steigen<strong>der</strong> Konturen.<br />

Für die f<strong>in</strong>ale Steigung verwendeten die Sprecher entwe<strong>der</strong> L-H% o<strong>der</strong> H-%.<br />

Die nukleare Akzentsilbe auf dem Zielwort wurde <strong>in</strong> beiden Gruppen entwe<strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />

H*, L* o<strong>der</strong> L*+H markiert. H* <strong>im</strong>plizierte dann entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e fallend-steigende o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

f<strong>in</strong>al fallende Kontur. Zusammen realisierten beide Sprechergruppen vier verschiedene<br />

Tonkomb<strong>in</strong>ationen. Alle hier aufgeführten relativen Zahlenwerte s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Tabelle 17 <strong>im</strong><br />

Anhang B zu entnehmen.<br />

Diagramm 6: Intonatorische Realisierung <strong>der</strong> Interrogativsätze;<br />

l<strong>in</strong>ker Balken: alle Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD),<br />

rechter Balken: alle Kontrollsprecher (CP)<br />

Die <strong>in</strong>tonatorische Realisierung <strong>der</strong> Nom<strong>in</strong>alphrasen<br />

Auch bei <strong>der</strong> prosodischen Umsetzung <strong>der</strong> Nom<strong>in</strong>alphrase „unser neuer Nachbar“ kam es<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Sprechergruppen zu Variationen. 13 <strong>der</strong> 14 Sprecher trennten den Testsatz<br />

und die NP durch e<strong>in</strong>e hörbare Pause mit variieren<strong>der</strong> Quantität. In <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>songruppe<br />

produzierte je<strong>der</strong> Sprecher, ausgenommen PD06, zwischen 44 und 50 Sätzen mit e<strong>in</strong>er<br />

Sprechpause. PD06 realisierte ke<strong>in</strong>e wahrnehmbaren Sprechpausen und setzte mit <strong>der</strong> NP<br />

stets ohne Unterbrechung am Testsatz an. In <strong>der</strong> Kontrollgruppe produzierten bis auf CP05<br />

alle Sprecher die 50 Testsätze mit e<strong>in</strong>er deutlichen Pause. CP05 nutzte <strong>in</strong> nur 25 Sätzen<br />

e<strong>in</strong>e Pause. Diese Pausen waren sowohl <strong>in</strong> Deklarativ- als auch <strong>in</strong> Interrogativsätzen<br />

gleichmäßig verteilt, so dass es ke<strong>in</strong> erkennbares <strong>Muster</strong> ergab.<br />

Zur <strong>in</strong>tonatorischen Markierung <strong>der</strong> NP lässt sich zunächst Folgendes sagen: tendenziell<br />

wie<strong>der</strong>holte die NP das Intonationsmuster des Referenzsatzes. Dies äußerte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

nuklearen Akzentuierung <strong>der</strong> Silbe /nach/ <strong>von</strong> „Nachbar“ und e<strong>in</strong>er repetitiv f<strong>in</strong>al<br />

48


steigenden bzw. fallenden f0-Kontur. Hierbei kam es jedoch h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

Bewegungsauslenkung zu Sprechervariabilitäten. Interrogativsätze wurden zusätzlich mit<br />

e<strong>in</strong>em f0-Reset e<strong>in</strong>geleitet.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Deklarativsätze zeigte das Intonationsmuster über <strong>der</strong> NP <strong>von</strong> CP01, PD02<br />

und PD06 e<strong>in</strong>e deutliche Monotonie. Die nukleare Akzentsilbe war <strong>in</strong> Kontrast zu den<br />

umgebenden Silben auditiv nur schwach o<strong>der</strong> gar nicht hervorgehoben. Die Abbildungen<br />

20 und 21 verdeutlichen dies mithilfe des f0-Verlaufs e<strong>in</strong>es deklarativen Satzes <strong>der</strong><br />

Sprecher CP01 und PD06.<br />

NP<br />

Abbildung 20: Beispiel e<strong>in</strong>er f0-Kontur über e<strong>in</strong>em Testsatz und <strong>der</strong> darauf folgenden Nom<strong>in</strong>alphrase (NP) <strong>der</strong> Sprecher<strong>in</strong> CP01<br />

Abbildung 21: Beispiel e<strong>in</strong>er f0-Kontur über e<strong>in</strong>em Testsatz und <strong>der</strong> darauf folgenden Nom<strong>in</strong>alphrase (NP) des Sprechers PD06<br />

NP<br />

49


Der Sprecher PD03 markierte <strong>in</strong> vielen <strong>der</strong> deklarativen Sätze die NP zwar ähnlich wie die<br />

o. g. Sprecher mit e<strong>in</strong>em monotonen f0-Verlauf, allerd<strong>in</strong>gs hoben sich se<strong>in</strong>e nuklearen<br />

Akzentsilben auditiv stärker <strong>von</strong> den umgebenden Silben ab. Im Oszillogramm war dies<br />

jedoch nicht konstant ablesbar. PD05 fiel bei <strong>der</strong> prosodischen Umsetzung <strong>der</strong> NP<br />

beson<strong>der</strong>s auf. Er wie<strong>der</strong>holte lediglich das fallende Intonationsmuster <strong>der</strong> vier Testsätze,<br />

die er mit L-% realisiert hatte. Steigende Konturen h<strong>in</strong>gegen wurden nicht wie<strong>der</strong>holt,<br />

son<strong>der</strong>n evozierten ebenfalls kont<strong>in</strong>uierlich e<strong>in</strong> fallendes <strong>Muster</strong>, ohne f0-Reset ansetzend<br />

an den f<strong>in</strong>alen Hochton des vorangehenden Testsatzes. Die restlichen Sprecher<br />

reproduzierten <strong>in</strong> den NPs konsequent die Intonation <strong>der</strong> deklarativen Testsätze. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

war die nuklear akzentuierte Silbe <strong>der</strong> NP <strong>im</strong> Gegensatz zum vorangehenden Testsatz<br />

graduell weniger hervorgehoben.<br />

Die Interrogativsätze wurden sowohl <strong>im</strong> Testsatz als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> NP mit steigenden<br />

Konturen markiert. Bis auf PD05 war jedoch bei allen Sprechern <strong>der</strong> f0-Anstieg <strong>in</strong> <strong>der</strong> NP<br />

ger<strong>in</strong>ger. Bei PD05 war die f<strong>in</strong>ale Steigung <strong>der</strong> NPs konstant höher als <strong>in</strong> den<br />

vorangehenden Testsätzen. Sprecher<strong>in</strong> CP01 produzierte als e<strong>in</strong>zige die Interrogativsätze<br />

mit e<strong>in</strong>er deutlichen Monotonie. In wenigen Sätzen wie<strong>der</strong>holte sie die f<strong>in</strong>alen<br />

Steigungsmuster (H-%) des vorangehenden Testsatzes und diese auch nur mit e<strong>in</strong>em<br />

ger<strong>in</strong>gen Anstieg. Sprecher CP05 realisierte ke<strong>in</strong>en f0-Reset zwischen Testsatz und NP,<br />

son<strong>der</strong>n setzte auditiv am f<strong>in</strong>alen Konturverlauf des Testsatzes an. Anschließend verlief die<br />

NP bis zum IP-Ende stetig steigend (siehe Abbildung 22).<br />

Abbildung 22: Beispiel e<strong>in</strong>er f0-Kontur über e<strong>in</strong>em Testsatz mit dem Zielwort „Miehl“ und <strong>der</strong> darauf folgenden Nom<strong>in</strong>alphrase (NP)<br />

des Sprechers CP05<br />

NP<br />

50


Sprecher, die den Testsatz mit <strong>der</strong> Kontur H* L-H% produzierten, markierten die NP mit<br />

e<strong>in</strong>em Talakzent (L*, L*+H) auf <strong>der</strong> akzentuierten Silbe und e<strong>in</strong>em f<strong>in</strong>alen Anstieg (H-%).<br />

PD06 h<strong>in</strong>gegen markierte die NPs sowohl bei fallenden und steigenden Konturen <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>terrogativen Testsätze stets mit e<strong>in</strong>em steigenden Intonationsmuster. Tabelle 13 zeigt<br />

zusammenfassend alle möglichen Intonationsmuster <strong>der</strong> NP, die <strong>von</strong> beiden<br />

Sprechergruppen <strong>in</strong> deklarativen und <strong>in</strong>terrogativen Testsätzen realisiert wurden.<br />

Deklarativsätze<br />

Interrogativsätze<br />

Testsatz NP Testsatz NP<br />

fallend fallend steigend steigend<br />

steigend fallend fallend-steigend steigend<br />

fallend monoton fallend steigend<br />

steigend monoton<br />

Tabelle 13: Realisierte Intonationsmuster <strong>der</strong> Nom<strong>in</strong>alphrase bei<strong>der</strong> Sprechergruppen<br />

Individuelle auditiv wahrnehmbare Sprechercharakteristika<br />

Zur Best<strong>im</strong>mung und E<strong>in</strong>stufung <strong>der</strong> Dysarthrophonie <strong>der</strong> an dem Exper<strong>im</strong>ent<br />

teilnehmenden Park<strong>in</strong>sonpatienten wurde die Bogenhausener Dysarthrieskala (BODYS)<br />

<strong>von</strong> Nicola et al. (2004) verwendet. Dieses Diagnostikum beruht auf e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong> auditiven<br />

Analyse <strong>der</strong> Leistungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Funktionskreise. Auf die Ergebnisse soll <strong>in</strong> diesem<br />

Abschnitt kurz e<strong>in</strong>gegangen werden (Auswertungsbögen siehe Anhang B).<br />

Wie bereits <strong>in</strong> Kapitel 4.2.1 beschrieben, ergab die BODY-Skala für die Sprecher <strong>der</strong><br />

Park<strong>in</strong>songruppe <strong>in</strong> allen untersuchten Modalitäten e<strong>in</strong>e leichte bis mittlere<br />

Dysarthrophonie. Dazu gehörte e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Abnahme <strong>der</strong> Sprechlautstärke genauso<br />

wie e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Tonhöhen- und Lautstärkemodulation. Die Sprecher PD01,<br />

PD05 und PD07 zeigten bis auf diese Hauptsymptome die ger<strong>in</strong>gste Ausprägung e<strong>in</strong>er<br />

Dysarthrophonie. Sprecher<strong>in</strong> PD02 wies zusätzlich e<strong>in</strong>e starke Hypernasalität auf, welche<br />

prämorbid nicht vorgelegen hatte. In <strong>der</strong> Spontansprache zeigte sie sonst ke<strong>in</strong>e weiteren<br />

Symptome e<strong>in</strong>er Artikulations- o<strong>der</strong> Phonationsstörung.<br />

Für die Sprecher PD03, PD04 und PD06 ergab die Diagnostik e<strong>in</strong>e mittlere<br />

Dysarthrophonie, wobei PD04 e<strong>in</strong>e leichte und PD03 und PD06 e<strong>in</strong>e mittelgradige<br />

Dysprosodie aufwiesen. Die auffälligsten Symptome zeigten sich neben e<strong>in</strong>er deutlichen<br />

Abnahme <strong>der</strong> Tonhöhen- und Lautstärkemodulation auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lenisierung und<br />

Spirantisierung <strong>der</strong> Plosive. Dies wie<strong>der</strong>um <strong>im</strong>plizierte für den Hörer e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Verständlichkeit. Während PD03 und PD06 e<strong>in</strong>e rauhe, teilweise behauchte Phonation<br />

aufwiesen, wurde bei Sprecher<strong>in</strong> PD04 die Sprechst<strong>im</strong>me <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Diplophonie<br />

dom<strong>in</strong>iert. Die auditiv wahrnehmbare Sprechgeschw<strong>in</strong>digkeit war bis auf Sprecher<strong>in</strong> PD07<br />

bei allen Park<strong>in</strong>sonpatienten verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />

51


Die spontansprachliche Analyse <strong>der</strong> Kontrollsprecher kam zu folgenden Ergebnissen: Die<br />

Phonation <strong>von</strong> CP01und CP05 wies e<strong>in</strong>e deutlich wahrnehmbare Knarrst<strong>im</strong>me auf. Die<br />

mittlere Sprechst<strong>im</strong>mlage <strong>von</strong> Sprecher<strong>in</strong> CP01 war zudem für e<strong>in</strong>e weibliche St<strong>im</strong>me eher<br />

zu tief. CP03 h<strong>in</strong>gegen war phonatorisch <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er behauchten St<strong>im</strong>me und weichen<br />

St<strong>im</strong>me<strong>in</strong>sätzen geprägt. Die St<strong>im</strong>me klang <strong>in</strong>sgesamt sehr ruhig und entspannt. CP06<br />

zeigte ebenfalls e<strong>in</strong>e behauchte, heisere, aber teilweise auch entst<strong>im</strong>mte Phonation.<br />

Bezogen auf die Sprecher CP01, CP05 und CP06 ist jedoch zusätzlich <strong>der</strong> Effekt <strong>der</strong><br />

Altersst<strong>im</strong>me zu erwähnen. Ab dem 60. Lebensjahr beg<strong>in</strong>nt be<strong>im</strong> Mann und bei <strong>der</strong> Frau<br />

das Altern <strong>der</strong> St<strong>im</strong>me, was zu e<strong>in</strong>em Elastizitätsverlust und e<strong>in</strong>em Nachlassen <strong>der</strong><br />

muskulären Leistungsfähigkeit führt. Die Modulations- und Tragfähigkeit <strong>der</strong> St<strong>im</strong>me<br />

s<strong>in</strong>ken. Während bei Männern die durchschnittliche Grundfrequenz <strong>der</strong> Sprechst<strong>im</strong>me<br />

steigt, s<strong>in</strong>kt sie bei Frauen ab (Wirth 1995).<br />

52


5.2 Akustische Analyse<br />

Die durchschnittliche Grundfrequenz<br />

Auch wenn <strong>der</strong> durchschnittlichen Grundfrequenz (Ø f0) <strong>der</strong> Sprecher ke<strong>in</strong>e eigene<br />

Hypothese zugrunde liegt, sollen die Ergebnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigenen Abschnitt zur besseren<br />

Übersichtlichkeit erläutert werden. Zur Berechnung <strong>der</strong> Ø f0 wurden die phrasenf<strong>in</strong>alen<br />

Tieftöne <strong>der</strong> Deklarativsätze, ausgenommen „Misch“, mit <strong>der</strong> <strong>in</strong>tonatorischen Kodierung<br />

H* L-% und L+H* L-% als Referenzwerte benutzt. Nur <strong>in</strong> ihnen konnte e<strong>in</strong> repräsentativer<br />

phrasenf<strong>in</strong>aler Ton erreicht werden. Fallend-steigende bzw. steigende Konturen wurden<br />

daher ausgeschlossen. Nach dieser Selektierung ergab dies für jeden Sprecher bis auf CP01<br />

(N = 19) und PD05 (N = 2) e<strong>in</strong>e Datenmenge <strong>von</strong> N = 20. Diagramm 7 zeigt anhand <strong>von</strong><br />

Balken die errechneten Ø f0 <strong>in</strong> Hertz [Hz], getrennt nach weiblichen und männlichen<br />

Sprechern. Die Standardabweichungen (sd) s<strong>in</strong>d durch errbars, d. h. vertikale Balken<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Hauptsäulen, dargestellt. Die absoluten Werte, die <strong>der</strong> Abbildung zugrunde<br />

liegen, s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Tabelle 18 <strong>im</strong> Anhang C zu entnehmen.<br />

Diagramm 7: durchschnittliche Grundfrequenz <strong>in</strong> [Hz]<br />

<strong>der</strong> weiblichen und männlichen Sprecher <strong>in</strong>nerhalb bei<strong>der</strong><br />

Gruppen<br />

Im Allgeme<strong>in</strong>en kann zunächst gesagt werden, dass ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> beiden Sprechergruppen<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Geschlechter zu e<strong>in</strong>er konstant höheren o<strong>der</strong> niedrigeren durchschnittlichen<br />

Grundfrequenz neigte. E<strong>in</strong>e <strong>Muster</strong>bildung war daher nicht erkennbar. Von allen<br />

weiblichen Sprechern sprach PD07 mit <strong>der</strong> höchsten durchschnittlichen Grundfrequenz<br />

(177.7 Hz), CP01 h<strong>in</strong>gegen hatte die tiefsten f0-Werte (130.5 Hz). Die restlichen<br />

Sprecher<strong>in</strong>nen bewegten sich zwischen 149.0 bis 164.2 Hz und lagen somit unter den <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Literatur für Frauen angegebenen Durchschnittswerten <strong>von</strong> 175 bis 262 Hz (Wirth<br />

53


1994) bzw. 165 bis 255 Hz (Wikipedia.org 16 ). Diese niedrigen Werte können u. a. auf das<br />

Vorhandense<strong>in</strong> <strong>von</strong> Knarrst<strong>im</strong>me zurückzuführen se<strong>in</strong>. Weiterh<strong>in</strong> bilden die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Literatur angegebenen Zahlen nur Durchschnittswerte, so dass durchaus da<strong>von</strong><br />

ausgegangen werden kann, dass es um diese Werte Streuungen <strong>im</strong> oberen und unteren<br />

Bereich gibt.<br />

Bei den männlichen Sprechern sprachen CP05 (94.3 Hz) und PD05 (96.5 Hz) am tiefsten.<br />

Die übrigen Sprecher bewegten sich zwischen 105.2 bis 111.5 Hz und lagen damit <strong>im</strong><br />

angeführten Durchschnitt <strong>von</strong> 98 bis 131 Hz (Wirth 1994) bzw. 85 bis 155 Hz<br />

(Wikepedia.org).<br />

Zusätzlich zur durchschnittlichen Grundfrequenz wurde <strong>der</strong> f0-range über alle fünfzig<br />

Deklarativ- und Interrogativsatz <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Sprecher betrachtet. Mithilfe <strong>von</strong><br />

Histogrammen konnte die gesamte f0-Werte-Verteilung mit Säulen dargestellt werden. E<strong>in</strong><br />

Balken umfasste dabei e<strong>in</strong>en Bereich <strong>von</strong> 10 Hz. Da EMU-tkassp trotz <strong>der</strong> Analyse-<br />

Vore<strong>in</strong>stellung Berechnungsfehler machte, wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> R-Programmierung e<strong>in</strong>e präzisere<br />

f0-Filterung durchgeführt. Die E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> verwendeten f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>a und f0-Max<strong>im</strong>a<br />

s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Tabelle 14 zu entnehmen. Die Histogramme enthalten also die gefilterten f0-<br />

Werte, bere<strong>in</strong>igt um Oktavfehler <strong>im</strong> oberen und unteren Frequenzbereich z. B.<br />

hervorgerufen durch Knarrst<strong>im</strong>me und mikroprosodische Effekte. Es sollte jedoch auch<br />

erwähnt werden, dass <strong>von</strong> <strong>der</strong> Filterung neben den Oktavfehlern auch Hz-Werte betroffen<br />

waren, die <strong>im</strong> phrasenf<strong>in</strong>alen Anstieg <strong>der</strong> Interrogativsätze realisiert wurden und ke<strong>in</strong>e<br />

Fehler darstellten. Deren Umfang dürfte jedoch ger<strong>in</strong>g gewesen se<strong>in</strong>.<br />

Sprecher f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>um f0-Max<strong>im</strong>um Sprecher f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>um f0-Max<strong>im</strong>um<br />

PD01 100 Hz 250 Hz CP01 100 Hz 250 Hz<br />

PD02 100 Hz 260 Hz CP02 150 Hz 270 Hz<br />

PD03 100 Hz 220 Hz CP03 100 Hz 200 Hz<br />

PD04 150 Hz 230 Hz CP04 150 Hz 300 Hz<br />

PD05 50 Hz 300 Hz CP05 90 Hz 200 Hz<br />

PD06 50 Hz 300 Hz CP06 100 Hz 220 Hz<br />

PD07 150 Hz 250 Hz CP07 100 Hz 260 Hz<br />

Tabelle 14: E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> f0-M<strong>in</strong><strong>im</strong>a und f0-Max<strong>im</strong>a <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> R-Programmierung;<br />

l<strong>in</strong>ks: die Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD), rechts: die Kontrollsprecher<br />

Den Tabellen kann man entnehmen, dass nur für die Sprecher PD05 und PD06 ke<strong>in</strong>e<br />

erneute Filterung vorgenommen werden musste, da ihr f0-Range ke<strong>in</strong>e großen Oktavfehler<br />

aufwies und <strong>im</strong> Umfang sehr abgegrenzt war (siehe Diagramm 8). E<strong>in</strong>e genaue<br />

Berechnung <strong>der</strong> Interquartile ergab für sie <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>songruppe die ger<strong>in</strong>gsten<br />

Range-Werte <strong>von</strong> 18.9 bzw. 13.6 Hz. Die an<strong>der</strong>en Park<strong>in</strong>sonpatienten bewegten sich<br />

16 http://en.wikipedia.org/wiki/Voice_frequency (Zugriffsdatum 09.01.08, 15:43)<br />

54


zwischen 27.3 und 36.1 Hz und waren somit mit den Werten <strong>der</strong> Kontrollgruppe mit 24.7<br />

bis 49.5 Hz vergleichbar. (siehe Tabelle 15). Die Histogramme aller Sprecher bef<strong>in</strong>den<br />

sich <strong>im</strong> Anhang C.<br />

Diagramm 8: Histogramme <strong>der</strong> Sprecher PD05 und PD06<br />

75 % - 25 %<br />

=<br />

Quartilabstand/ Range<br />

Tabelle 15: Darstellung <strong>der</strong> f0-Quantile und dem Quartilabstand/ Range <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Sprecher<br />

55


Die durchschnittliche Anstiegshöhe <strong>der</strong> Gipfelkonturen <strong>in</strong> Deklarativsätzen<br />

Für die akustische Untersuchung des Gipfelanstiegs wurden Deklarativsätze mit den<br />

Zielwörtern „Miehle“ und „Misch“ ausgewählt. Für jeden Sprecher standen theoretisch<br />

fünf Sätze pro Testwort zur Verfügung. Da jedoch die nuklear akzentuierten Silben <strong>der</strong><br />

Testsätze sowohl mit Tal- als auch mit Gipfelakzenten markiert wurden, war e<strong>in</strong>e<br />

Selektion des Datenmaterials notwendig. Für die Berechnung wurden aus diesem Grunde<br />

nur Testsätze mit den Konturen H* L-% und L+H* L-% gewählt. Fallend-steigende<br />

Konturen wurden ausgeschlossen. Diese Selektion evozierte e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Datenmenge<br />

bei den Sprechern PD05 („Misch“ N=2, „Miehle“ N=2), CP01 („Misch“ N=4) und CP06<br />

(„Misch“ N=4). Alle an<strong>der</strong>en Sprecher g<strong>in</strong>gen mit N=5 <strong>in</strong> die Analyse e<strong>in</strong>.<br />

Die Auswertung des erhobenen Datenmaterials erbrachte bezogen auf die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Sprecher folgende Ergebnisse: PD05 und PD06 realisierten <strong>in</strong> beiden Zielwörtern den<br />

ger<strong>in</strong>gsten Anstieg. PD05 erreichte <strong>in</strong> „Miehle“ e<strong>in</strong>en Durchschnittswert <strong>von</strong> 3.6 HT und<br />

<strong>in</strong> „Misch“ 5.4 HT. Bei PD06 betrug <strong>der</strong> Anstieg für „Miehle“ mit 2.7 HT und für „Misch“<br />

mit 3.3 HT sogar noch weniger als bei PD05. Beide Sprecher realisierten „Misch“ mit dem<br />

höheren Anstieg, PD06 dabei ger<strong>in</strong>ger als PD05 (siehe Diagramm 9).<br />

Diagramm 9: L<strong>in</strong>iendiagramme zur Darstellung <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegshöhe <strong>der</strong> Gipfelkonturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT], für die<br />

Sprecher PD05 bis PD06<br />

PD01 erreichte <strong>in</strong> „Miehle“ mit 9.5 HT und <strong>in</strong> „Misch“ mit 11.4 HT, ähnlich den Werten<br />

<strong>von</strong> PD02, die höchste Steigung. PD02 markierte jedoch <strong>im</strong> Gegensatz zu PD01 den<br />

„Miehle“-Gipfel mit dem höheren Anstieg (siehe Diagramm 10).<br />

56


Diagramm 10: L<strong>in</strong>iendiagramme zur Darstellung <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegshöhe <strong>der</strong> Gipfelkonturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT], für die<br />

Sprecher PD01 und PD02<br />

PD03, PD04 und PD07 bewegten sich zwischen den höchsten und niedrigsten<br />

Anstiegswerten <strong>der</strong> bisher genannten Sprecher. Ihre Werte lagen <strong>im</strong> Bereich 6.7 bis 7.4 HT<br />

für „Miehle“ und 6.5 bis 7.1 HT für „Misch“. Dabei produzierten PD03 und PD07 die<br />

Anstiegshöhe bei<strong>der</strong> Zielwörter mit kaum messbarem Unterschied. PD04 h<strong>in</strong>gegen<br />

realisierte die akzentuierte Silbe <strong>in</strong> „Miehle“ um 1.7 HT höher als <strong>in</strong> „Misch“ (siehe<br />

Diagramm 11).<br />

Diagramm 11: L<strong>in</strong>iendiagramme zur Darstellung <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegshöhe <strong>der</strong> Gipfelkonturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT], für die<br />

Sprecher PD03, PD04 und PD07<br />

57


In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Kontrollsprecher realisierten CP01, CP02 und CP05 die Gipfel sowohl<br />

<strong>in</strong> „Miehle“ als auch <strong>in</strong> „Misch“ mit e<strong>in</strong>er kaum messbar unterschiedlichen Anstiegshöhe.<br />

CP03, CP04, CP06 und CP07 markierten „Miehle“ mit e<strong>in</strong>em höheren Gipfel als „Misch“,<br />

wobei die Differenz bei CP06 und CP07 e<strong>in</strong>deutiger war als bei den ersten beiden<br />

Sprechern.<br />

Insgesamt erreichten CP01, CP05 CP06 und CP07 mit Werten zwischen 10.9 und 13.9 HT<br />

für „Miehle“ und zwischen 10.6 und 12.7 HT für „Misch“ die höchsten Ergebnisse. Die<br />

restlichen Sprecher bewegten sich für „Miehle“ <strong>im</strong> Bereich <strong>von</strong> 7.8 bis 10.2 HT und für<br />

„Misch“ <strong>von</strong> 7.7 bis 10.6 HT (siehe Diagramm 12).<br />

Alle eben erwähnten Ergebnisse mit den dazu gehörigen Standardabweichungen (sd) s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Tabelle 19 <strong>im</strong> Anhang D zu f<strong>in</strong>den.<br />

58


Diagramm 12: L<strong>in</strong>iendiagramme zur Darstellung <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegshöhe <strong>der</strong> Gipfelkonturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT], für die<br />

Sprecher CP01 bis CP07<br />

59


E<strong>in</strong>e Darstellung des Gipfelanstieges (siehe Abbildung 23), abhängig <strong>von</strong> den Faktoren<br />

Gruppe (Park<strong>in</strong>son vs. Gesund) und Zielwort (Miehle vs. Misch) zeigt weiterh<strong>in</strong>, dass die<br />

Park<strong>in</strong>sonsprecher <strong>im</strong> Vergleich zu den Kontrollsprechern beide Zielwörter mit e<strong>in</strong>em<br />

ger<strong>in</strong>geren Anstieg realisierten. Aufgrund <strong>der</strong> Überlappung <strong>der</strong> Whiskers 17 wird jedoch<br />

erkennbar, dass dieser Unterschied nicht groß genug ist, um signifikant zu se<strong>in</strong>. Die<br />

verwendeten Boxplots zeigen auch, dass beide Sprechergruppen sowohl „Miehle“ als auch<br />

„Misch“ mit e<strong>in</strong>em etwa gleich hohen, nicht signifikant unterschiedlichen Anstieg<br />

markierten. Zudem ist <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> Box, die 50% <strong>der</strong> Daten be<strong>in</strong>haltet, für beide<br />

Gruppen <strong>in</strong> beiden Zielwörtern etwa gleich groß.<br />

Die ANOVA ergab als Abschluss nur für den Faktor Sprechergruppe e<strong>in</strong>en höchst<br />

signifikanten E<strong>in</strong>fluss auf die Messergebnisse (F(1,124)=18.12, p


N=7 N=6 N=4 N=6 N=2 N=7 N=0<br />

Abbildung 24: Boxplots zur Darstellung <strong>der</strong> Anstiegshöhe <strong>der</strong> Gipfelkonturen, abhängig <strong>von</strong> den Zielwörtern, <strong>der</strong> Sprechergruppe<br />

und den Gipfelkonturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT]; PD (Park<strong>in</strong>sonpatienten), CP (Kontrollsprecher); N = Anzahl <strong>der</strong><br />

Sprecher pro Box<br />

Im Gegensatz zur Abbildung 23 wird hier erkennbar, dass ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>sonpatienten<br />

das Zielwort „Misch“ mit e<strong>in</strong>em L+H* markierte. Sie verwendeten stattdessen H*. Die<br />

restliche Sprecherverteilung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Konturen war ebenfalls sehr <strong>in</strong>konstant. In<br />

„Misch“ realisierten nur zwei Probanden L+H*, welche dies aber nicht gleichzeitig auch <strong>in</strong><br />

„Miehle“ taten. Quantitativ wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kontrollgruppe verglichen mit den<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten <strong>in</strong>sgesamt mehr L+H* produziert (18 L+H* bei CP, 4 L+H* bei PD).<br />

Dafür setzten die Park<strong>in</strong>sonpatienten mehr H* e<strong>in</strong> (50 H* bei CP, 59 H* bei PD).<br />

Der Anstiegsunterschied zwischen <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>son- und Kontrollgruppe ist <strong>in</strong> dieser<br />

Abbildung <strong>im</strong> Vergleich zu Abbildung 23 nicht mehr klar erkennbar. So glichen die<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten <strong>in</strong> „Miehle“ mit <strong>der</strong> Kontur L+H* den Werten <strong>der</strong> Kontrollgruppe,<br />

allerd<strong>in</strong>gs kam es zu ke<strong>in</strong>en Streuungen. Nur <strong>in</strong> Bezug auf Gipfel mit H* ist bei <strong>der</strong><br />

Park<strong>in</strong>songruppe <strong>der</strong> verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Anstieg ersichtlich. Und letztlich zeigt die Abbildung,<br />

dass die Kontrollsprecher we<strong>der</strong> <strong>in</strong> „Miehle“ noch <strong>in</strong> „Misch“ e<strong>in</strong>en Unterschied zwischen<br />

den beiden Gipfelkonturen vornahmen. Die Park<strong>in</strong>sonpatienten h<strong>in</strong>gegen trennten diese<br />

Konturen zum<strong>in</strong>dest für „Miehle“. Bezüglich „Misch“ kann hier ke<strong>in</strong>e Aussage getroffen<br />

werden, da die Patienten nur e<strong>in</strong>e Kontur verwendeten.<br />

61


Die durchschnittliche Anstiegshöhe <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>al steigenden Konturen <strong>in</strong><br />

Interrogativsätzen<br />

Zur akustischen Untersuchung <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>alen Anstiegshöhe <strong>in</strong> Interrogativsätzen<br />

wurden ebenfalls Sätze mit den Zielwörtern „Miehle“ und „Misch“ gewählt. Die Konturen<br />

wurden mit e<strong>in</strong>em Talakzent auf <strong>der</strong> nuklearen Akzentsilbe und e<strong>in</strong>em f<strong>in</strong>alen Anstieg<br />

realisiert. Folglich g<strong>in</strong>gen nur Sätze mit <strong>der</strong> GToBI-Notation L* H-%“ und L*+H H-% <strong>in</strong><br />

die Analyse e<strong>in</strong>. Fallend-steigende Konturen wurden ausgeschlossen. Damit ergab sich pro<br />

Person für jedes Zielwort e<strong>in</strong> zu untersuchendes Material <strong>von</strong> fünf Sätzen. Für PD06<br />

konnte ke<strong>in</strong>e Analyse durchgeführt werden, da er <strong>in</strong> den Interrogativsätzen mit den<br />

entsprechenden Zielwörtern die gewünschten Konturen nicht erzeugte. Bei CP06 stand für<br />

„Miehle“ lediglich e<strong>in</strong> N=2 zur Verfügung, da er die restlichen drei Sätze mit e<strong>in</strong>em<br />

Gipfelakzent produzierte. PD02, PD03 und PD05 g<strong>in</strong>gen mit N=4 <strong>in</strong> die Berechnung e<strong>in</strong>.<br />

Zu den Sprechern <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>songruppe kann zunächst Folgendes gesagt werden: Bei<br />

Sätzen mit dem Zielwort „Miehle“ bewegten sich alle Sprecher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eng umgrenzten<br />

Bereich <strong>von</strong> 8.4 bis 10.3 HT. Die Sprecher PD01, PD03 und PD04 produzierten die<br />

Steigungen sowohl <strong>in</strong> „Miehle“ als auch <strong>in</strong> „Misch“ mit e<strong>in</strong>em nur ger<strong>in</strong>gen Unterschied<br />

(siehe Diagramm 13). PD02, PD05 und PD07 h<strong>in</strong>gegen realisierten „Miehle“ mit e<strong>in</strong>em<br />

um bis zu 2 HT größeren Anstieg (siehe Diagramm 14).<br />

Diagramm 13: L<strong>in</strong>iendiagramme zur Darstellung <strong>der</strong><br />

durchschnittlichen Anstiegshöhe <strong>der</strong><br />

phrasenf<strong>in</strong>alen Konturen <strong>in</strong><br />

Interrogativsätzen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT],<br />

für die Sprecher PD01, PD03 und PD04<br />

62


Diagramm 14: L<strong>in</strong>iendiagramme zur Darstellung <strong>der</strong> durchschnittlichen<br />

Anstiegshöhe <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>alen Konturen <strong>in</strong> Interrogativsätzen,<br />

ausgedrückt <strong>in</strong> [HT], für die Sprecher PD02, PD05<br />

und PD07<br />

In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Kontrollsprecher erreichten CP06 und CP07 <strong>in</strong> den „Miehle“-Sätzen mit<br />

16.8 bzw. 16.9 HT die höchste Steigung. CP06 produzierte die Steigungen <strong>in</strong> „Misch“<br />

zudem mit 16.0 HT fast genauso hoch wie <strong>in</strong> „Miehle“, während CP07 die Steigung <strong>in</strong><br />

„Misch“ um 3 HT ger<strong>in</strong>ger realisierte. CP04 unterschied sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe kaum <strong>von</strong> CP06<br />

und CP07, allerd<strong>in</strong>gs lag bei ihm „Misch“ um ca. 1 HT höher als <strong>in</strong> „Miehle“ und nicht<br />

umgekehrt wie bei den an<strong>der</strong>en beiden Sprechern. CP01, CP02 und CP03 markierten<br />

„Miehle“ mit e<strong>in</strong>em Anstieg zwischen 13.1 und 13.3 HT sehr ähnlich, „Misch“ lag ca. 1<br />

HT darunter. Und CP05 war <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige Sprecher, <strong>der</strong> beide Zielwörter mit e<strong>in</strong>er be<strong>in</strong>ahe<br />

identischen Steigung umsetzte (10.1 bzw. 10.5 HT) (siehe Diagramm 15). Alle hier<br />

verwendeten absoluten Werte s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Tabelle 19 <strong>im</strong> Anhang D entnommen.<br />

63


Diagramm 15: L<strong>in</strong>iendiagramme zur Darstellung <strong>der</strong><br />

durchschnittlichen Anstiegshöhe <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>al<br />

steigenden Konturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT], für die<br />

Sprecher CP01-CP07<br />

64


Zur Analyse des phrasenf<strong>in</strong>alen Anstiegs <strong>der</strong> Interrogativsätze kann also <strong>in</strong>sgesamt gesagt<br />

werden (siehe Abbildung 25): die Sprecher <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>songruppe realisierten den<br />

Anstiegsumfang tendenziell um 2 bis 6 HT ger<strong>in</strong>ger als die Kontrollsprecher. Die<br />

Abweichung war jedoch erneut nicht signifikant. Beide Gruppen neigten zudem <strong>in</strong> beiden<br />

Zielwörtern zu ähnlich hohen Anstiegen, wobei die Kontrollsprecher <strong>in</strong> „Miehle“ e<strong>in</strong>e<br />

größere Variabilität aufwiesen als <strong>in</strong> „Misch“. Die Park<strong>in</strong>sonpatienten h<strong>in</strong>gegen zeigten <strong>in</strong><br />

beiden Zielwörtern e<strong>in</strong>en ähnlich breiten Anstiegsumfang. Die ANOVA zeigte e<strong>in</strong>en<br />

höchst signifikanten E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Sprechergruppe auf die Ergebnisse (F(1,120)= 34.51,<br />

p


produzierten die Patienten mit Park<strong>in</strong>son mehr L*+H als die Kontrollgruppe (37 L*+H bei<br />

CP, 49 L*+H bei PD), dafür aber weniger L* (30 L* bei CP, 8 L* bei PD).<br />

N=3 N=7 N=6 N=4 N=6 N=2 N=6 N=0<br />

Abbildung 26: Boxplots zur Darstellung <strong>der</strong> Anstiegshöhe <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>al steigenden Konturen, abhängig <strong>von</strong> den Zielwörtern, <strong>der</strong><br />

Sprechergruppe und den Gipfelkonturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT]; PD (Park<strong>in</strong>sonpatienten), CP (Kontrollsprecher); N =<br />

Anzahl <strong>der</strong> Sprecher pro Box<br />

Global betrachtet fällt bezüglich des Zielwortes „Miehle“ die größere Variabilität <strong>der</strong><br />

Anstiegshöhe auf. Die höchste Streuung erreichte die Park<strong>in</strong>songruppe bei L*+H.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>geren Streuung <strong>in</strong> „Misch“ ist die Trennung zischen L* und L*+H <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Kontrollgruppe erkennbar. Für die Patienten mit Park<strong>in</strong>son kann dies bezüglich ke<strong>in</strong>e<br />

Aussage getroffen werden, da sie ke<strong>in</strong> L* produzierten. In „Miehle“ h<strong>in</strong>gegen wurde <strong>von</strong><br />

beiden Sprechergruppen ke<strong>in</strong>e<br />

Differenzierung zwischen den beiden Konturen<br />

vorgenommen. Und letztlich ist die <strong>in</strong> Abbildung 25 erkennbar verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Anstiegshöhe<br />

<strong>der</strong> Park<strong>in</strong>songruppe hier nicht mehr klar auszumachen.<br />

66


Die durchschnittliche Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> Gipfelkonturen <strong>in</strong><br />

Deklarativsätzen<br />

Die Berechnung <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> Gipfelkonturen<br />

basierte auf dem gleichen Untersuchungsmaterial wie bei <strong>der</strong> Anstiegshöhe. Diagramm 16<br />

zeigt anhand <strong>von</strong> zwei Balkendiagrammen die durchschnittliche Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit,<br />

ausgedrückt <strong>in</strong> Halbtönen pro Sekunde [HT/ Sek.] für die Zielwörter „Miehle“ und<br />

„Misch“, getrennt nach Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD) und Kontrollsprechern (CP). Die<br />

Standardabweichungen (sd) s<strong>in</strong>d mit errbars auf den e<strong>in</strong>zelnen Säulen dargestellt. Mithilfe<br />

<strong>der</strong> errbars kann abgelesen werden, ob e<strong>in</strong> signifikanter Unterschied zwischen zwei Werten<br />

vorliegt. Dies ist <strong>der</strong> Fall, wenn zwei errbars <strong>im</strong> oberen und unteren Bereich ke<strong>in</strong>e<br />

Überlappungen zeigen. Die absoluten Zahlenwerte <strong>der</strong> Diagramme s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Tabelle 20 <strong>im</strong><br />

Anhang D zu entnehmen.<br />

Diagramm 16: Darstellung <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> Gipfelkonturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT/ sek.];<br />

Zielwörter: „Miehle“ und „Misch“; (PD) Park<strong>in</strong>sonpatienten, (CP) Kontrollsprecher<br />

Zur Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> Gipfelkonturen ist zunächst Folgendes zu sagen: bis auf<br />

PD04 produzierten alle Sprecher die „Misch“-Gipfel mit dem schnelleren Anstieg. E<strong>in</strong><br />

signifikanter Unterschied zwischen den Geschw<strong>in</strong>digkeiten <strong>der</strong> beiden Zielwörter war bei<br />

den Sprechern PD01, PD03, PD05 sowie bei CP01, CP03, CP04, CP05 und CP06 ablesbar.<br />

In <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>songruppe wiesen für die „Miehle“-Gipfel die Sprecher PD03 und PD05 mit<br />

12.0 bis 13.9 HT/ Sek. die ger<strong>in</strong>gsten Geschw<strong>in</strong>digkeitswerte auf. PD05 setzte dabei se<strong>in</strong>en<br />

ger<strong>in</strong>gen Anstiegsumfang <strong>in</strong> <strong>der</strong> längsten Zeite<strong>in</strong>heit um. Se<strong>in</strong>e Gipfel waren flach und<br />

bezüglich des Anstiegbeg<strong>in</strong>ns mit dem Konsonanten-Onset des /m/ korreliert. Von den<br />

Kontrollsprechern erreichte CP03 mit 15.1 HT/ sek. den niedrigsten Wert. Den höchsten<br />

Wert h<strong>in</strong>gegen realisierte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>songruppe PD07 mit 42.4 HT/ Sek, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe<br />

<strong>der</strong> gesunden Sprecher CP07 mit 45.7 HT pro Sek. Akzentgipfel <strong>im</strong> Zielwort „Misch“<br />

67


wurden <strong>von</strong> den Sprechern PD03 und PD06 mit <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gsten Geschw<strong>in</strong>digkeit umgesetzt<br />

(24.8 bzw. 24.3 HT/ Sek.). Bei den Kontrollsprechern <strong>in</strong>dessen wiesen CP02 und CP03 mit<br />

32.1 bzw. 32.6 HT/ Sek. die niedrigsten Werte auf. Die höchsten Geschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

erreichten PD01 und PD07 mit 47.6 bzw. 46.1 HT/ Sek. sowie CP01 mit 74.2 HT/ Sek.<br />

Unter Beachtung bei<strong>der</strong> Gipfelkonturen lassen sich die bisherigen Ergebnisse wie folgt<br />

zusammenfassen: Die Park<strong>in</strong>sonpatienten tendierten zwar <strong>in</strong>sgesamt zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit, jedoch war <strong>der</strong> Unterschied nicht stark ausgeprägt. „Misch“-Gipfel<br />

wurden dabei <strong>von</strong> beiden Sprechergruppen mit <strong>der</strong> höheren Geschw<strong>in</strong>digkeit realisiert<br />

(siehe Abbildung 27). Die Prüfstatistik ergab für den Faktor Zielwort e<strong>in</strong>en höchst<br />

signifikanten (F(1,124)=24.49, p


Kontrollsprecher fällt <strong>in</strong> diesem Zielwort jedoch die deutliche Trennung zwischen H* und<br />

L+H* auf. In „Miehle“ ist dies nicht <strong>der</strong> Fall. Hier nahmen we<strong>der</strong> die Kontrollsprecher<br />

noch die Park<strong>in</strong>sonpatienten e<strong>in</strong>e klare Differenzierung <strong>der</strong> beiden Konturen vor. Und<br />

letztlich ist <strong>der</strong> Anstiegsunterschied zwischen den Gruppen, wie er <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorherigen<br />

Abbildung noch erkennbar war, hier nicht mehr offensichtlich. In „Miehle“ tendierten<br />

beide Sprechergruppen sogar zu vergleichbaren Werten. Nur <strong>in</strong> Bezug auf „Misch“ deutet<br />

sich für die Patienten mit Park<strong>in</strong>son e<strong>in</strong>e Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit an,<br />

allerd<strong>in</strong>gs nur für H*.<br />

N=7 N=6 N=7 N=4 N=6 N=2 N=7 N=0<br />

Abbildung 28: Boxplots zur Darstellung <strong>der</strong> Gipfel-Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit, abhängig <strong>von</strong> den Zielwörtern, <strong>der</strong> Sprechergruppe<br />

und den Gipfelkonturen, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT/Sek.]; PD (Park<strong>in</strong>sonpatienten), CP (Kontrollsprecher); N = Anzahl <strong>der</strong><br />

Sprecher pro Box<br />

69


Die durchschnittliche Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>al steigenden Konturen<br />

<strong>in</strong> Interrogativsätzen<br />

Die akustische Analyse <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>al<br />

steigenden Konturen stützt sich auf das Datenmaterial <strong>der</strong> Anstiegshöhe. Folglich konnte<br />

für PD06 erneut ke<strong>in</strong>e Berechnung durchgeführt werden.<br />

Diagramm 17 zeigt wie bereits Diagramm 16 anhand zweier Balkendiagramme die<br />

durchschnittliche Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> Halbtönen pro Sekunde [HT/ Sek.]. Die<br />

absoluten Zahlenwerte mit ihren Standardabweichungen (sd) s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Tabelle 20 <strong>im</strong><br />

Anhang D zu entnehmen.<br />

Diagramm 17: Darstellung <strong>der</strong> durchschnittlichen Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>al steigenden Konturen, ausgedrückt <strong>in</strong><br />

[HT/ Sek.]; Zielwörter: „Miehle“ und „Misch“; (PD) Park<strong>in</strong>sonpatienten, (CP) Kontrollsprecher<br />

Die Balkendiagramme zeigen zunächst, dass außer CP04 alle Sprecher den f<strong>in</strong>alen Anstieg<br />

<strong>der</strong> „Misch“-Sätze mit <strong>der</strong> höheren Geschw<strong>in</strong>digkeit umsetzten. Des Weiteren wurde,<br />

ausgenommen <strong>von</strong> PD07 und CP07, <strong>der</strong> Unterschied zwischen „Miehle“ und „Misch“ mit<br />

e<strong>in</strong>em signifikanten Unterschied produziert. Innerhalb <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>songruppe wies PD03 für<br />

„Miehle“ mit 13.6 HT/ Sek. den ger<strong>in</strong>gsten und PD01 für „Misch“ mit 118.9 HT/ Sek. den<br />

höchsten Anstiegswert auf. Auch differenzierte PD01 als e<strong>in</strong>ziger Sprecher die<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeiten für „Miehle“ und „Misch“ so deutlich. Sprecher<strong>in</strong> CP04 setzte ihre<br />

Anstiege stets <strong>in</strong> <strong>der</strong> kürzesten Zeit bei gleichzeitig hoher Geschw<strong>in</strong>digkeit um (93.2 bzw.<br />

143.8 HT/ Sek.). Sie wies <strong>in</strong> den Testsätzen bis zum f<strong>in</strong>alen Anstieg stets e<strong>in</strong>e flache<br />

Kontur auf, welchen sie dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sehr kurzen Zeit umsetzte (siehe Abbildung 30).<br />

Auch auditiv war <strong>der</strong> e<strong>in</strong>deutige Anstieg, <strong>der</strong> sich stets <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umfang zwischen 180-<br />

200 Hz bewegte, hörbar.<br />

70


Abbildung 29: Beispiel e<strong>in</strong>er f0-Kontur über e<strong>in</strong>em Deklarativsatz mit dem Zielwort „Misch“ <strong>der</strong> Sprecher<strong>in</strong> CP04<br />

Mit Bezug auf beide Konturen L*+H H-% und L* H-% zusammen, tendierten die<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit, die jedoch nicht<br />

signifikant <strong>von</strong> <strong>der</strong> Kontrollgruppe abwich. Weiterh<strong>in</strong> wurde <strong>der</strong> f<strong>in</strong>ale Anstieg <strong>in</strong> „Misch“<br />

<strong>von</strong> den Sprechern bei<strong>der</strong> Gruppen schneller umgesetzt (siehe Abbildung 30). In beiden<br />

Gruppen kam es zu sehr hohen Ausreißer-Werten, welche die oben genannten<br />

Durchschnittsergebnisse übertrafen. Genau betrachtet wurden <strong>in</strong> „Misch“ max<strong>im</strong>ale<br />

Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeiten <strong>von</strong> 170 HT/ Sek. und <strong>in</strong> „Miehle“ 110 HT/ Sek. erreicht,<br />

jeweils umgesetzt <strong>von</strong> CP04.<br />

Abbildung 30: Boxplots zur Darstellung <strong>der</strong> Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

<strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>al steigenden<br />

Konturen, abhängig <strong>von</strong> den Zielwörtern und<br />

<strong>der</strong> Sprechergruppe, ausgedrückt <strong>in</strong> [HT/ Sek.];<br />

PD (Park<strong>in</strong>sonpatienten), CP (Kontrollsprecher)<br />

71


Die ANOVA berechnete sowohl für den Faktor Zielwort (F(1,120)=58.26, p


Der durchschnittliche peak delay <strong>der</strong> Gipfelmax<strong>im</strong>a <strong>in</strong> Bezug zum Vokalbeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong><br />

Deklarativsätzen<br />

Für die Berechnung <strong>der</strong> zeitlichen Positionierung <strong>der</strong> Gipfelmax<strong>im</strong>a wurden aus <strong>der</strong><br />

Datenbank nur Deklarativsätze mit den Zielwörtern „Miehl“ und „Misch“ herausgefiltert,<br />

die mit H* L-% o<strong>der</strong> L+H* L-% umgesetzt wurden. Sie stellten die häufigsten Konturen<br />

dar. Dabei ergab sich für PD05 <strong>in</strong> „Miehl“ e<strong>in</strong> N=0, da er hier ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> genannten<br />

Kategorien anwandte. Für „Misch“ g<strong>in</strong>g er mit N=2 <strong>in</strong> die Berechnung e<strong>in</strong>. Auch für CP01<br />

(„Miehl“/ „Misch“ N=4)<br />

und CP06 („Misch“ N=4) ergab die Selektion e<strong>in</strong>e<br />

Datenreduktion. Für alle an<strong>der</strong>en Sprecher lag <strong>in</strong> beiden Zielwörtern e<strong>in</strong> N=5 vor. Die<br />

absolute Verteilung <strong>der</strong> Gipfelkonturen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Gruppen ist <strong>der</strong> Tabelle 26 <strong>im</strong><br />

Anhang D zu entnehmen. Bei ihrer Betrachtung fällt auf, dass die Park<strong>in</strong>sonpatienten<br />

„Misch“ alle<strong>in</strong> mit H* markierten. Zur Verteilung lässt sich sagen, dass die<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten <strong>im</strong> Vergleich zur Kontrollgruppe mehr H* (PD 55 H*, CP 50 H*) und<br />

dafür weniger L+H* (PD 7 L+H*, CP 17 L+H*) produzierten. Insgesamt jedoch wurde <strong>in</strong><br />

beiden Gruppen mehr H* als L+H* verwendet.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> ausgewählten Sätze wurden zunächst die zeitlichen Positionen <strong>der</strong><br />

Vokalanfänge (Vokal-Onset) für /i:/ und /H/ berechnet, um dadurch die Sprecher auf e<strong>in</strong>e<br />

annähernd gleich bleibende Sprechgeschw<strong>in</strong>digkeit testen zu können. Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> Diagramm 18 dargestellt. Das l<strong>in</strong>ke Diagramm zeigt die Ergebnisse <strong>der</strong> Patienten mit<br />

Park<strong>in</strong>son, das rechte die Ergebnisse <strong>der</strong> Kontrollsprecher. Die Zeitachse beg<strong>in</strong>nt bei 0<br />

Millisekunden mit dem Satzbeg<strong>in</strong>n und zeigt be<strong>im</strong> Balkenmax<strong>im</strong>um die zeitliche Position<br />

<strong>der</strong> Vokale <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Trägersätze. Die absoluten Werte s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Tabelle 22 <strong>im</strong> Anhang<br />

D zu entnehmen.<br />

73


Diagramm18: Balkendiagramme zur Darstellung <strong>der</strong> Vokal-Onsets für /i:/ und /H/ , ausgedrückt <strong>in</strong> [ms], bezogen auf den gesamten<br />

Deklarativsatz, getrennt nach Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD) und Kontrollsprecher (CP).<br />

Die Diagramme machen deutlich, dass alle Sprecher, ausgenommen PD05, sowohl das /i:/<br />

als auch das /H/ an annähernd gleichen zeitlichen Positionen realisierten. Bei ke<strong>in</strong>em <strong>der</strong><br />

Sprecher zeigten die errbars e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>deutig signifikanten Unterschied. Daraus lässt sich<br />

folgern, dass die Sprechgeschw<strong>in</strong>digkeit über beide Testsätze vergleichbar war.<br />

Durchschnittlich erreichten die Kontrollsprecher den Vokale<strong>in</strong>satz zu e<strong>in</strong>em früheren<br />

Zeitpunkt als die Park<strong>in</strong>sonpatienten. Demnach sprachen sie schneller. Innerhalb <strong>der</strong><br />

Park<strong>in</strong>songruppe lag bei PD06 <strong>der</strong> Vokalbeg<strong>in</strong>n mit 713.4 bzw. 727.8 ms am frühesten und<br />

orientierte sich damit an den Zeiten <strong>der</strong> Sprecher CP02 bis CP05. PD01 erreichte bei<br />

„Miehl“ den Vokale<strong>in</strong>satz mit 1617.8 ms am spätesten. Die restlichen Sprecher setzten den<br />

Vokalbeg<strong>in</strong>n bei 1058.1 bis 1434.4 ms um.<br />

Anschließend an die zeitliche Positionierung des Vokal-Onsets wurde <strong>der</strong><br />

durchschnittliche peak delay, also <strong>der</strong> zeitliche Abstand zwischen dem Gipfelmax<strong>im</strong>um<br />

und dem Vokal-Onset, gemessen. Diagramm 19 zeigt den errechneten peak delay anhand<br />

zweier Balkendiagramme, getrennt nach Patienten mit Park<strong>in</strong>son und Kontrollsprechern.<br />

Der Wert 0 auf <strong>der</strong> y-Achse ist dieses Mal als E<strong>in</strong>satz des Vokals anzusehen, das<br />

Balkenmax<strong>im</strong>um als peak delay. Die absoluten Werte sowie die Standardabweichungen<br />

(sd) s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Tabelle 23 <strong>im</strong> Anhang D zu entnehmen.<br />

74


Diagramm 19: Balkendiagramme zur Darstellung des peak delay für „Miehl“ und „Misch“, ausgedrückt <strong>in</strong> [ms], getrennt nach<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD) und Kontrollsprechern (CP)<br />

Es ist erkennbar, dass nur PD04 und CP01 die Gipfelmax<strong>im</strong>a an zeitlich mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

vergleichbaren Positionen produzierten. Die Standardabweichungen lassen jedoch auf<br />

große Variationen schließen. CP03, CP05 und CP06 realisierten als e<strong>in</strong>zige <strong>im</strong> Vergleich<br />

zu den an<strong>der</strong>en Sprechern die Max<strong>im</strong>a <strong>der</strong> Zielwörter mit e<strong>in</strong>er deutlichen Signifikanz.<br />

Hierbei lag, wie auch bei den an<strong>der</strong>en Sprechern, das f0-Max<strong>im</strong>um des Gipfels <strong>in</strong> „Miehl“<br />

später als <strong>in</strong> „Misch“. Gleichzeitig lag bei diesen Sprechern das Gipfelmax<strong>im</strong>um mit über<br />

120 ms am weitesten vom Vokal-Onset entfernt.<br />

Abbildung 32 verdeutlicht den peak delay <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>von</strong> den Zielwörtern und den<br />

Sprechergruppen. Die verwendeten Boxplots zeigen zunächst wie<strong>der</strong> die spätere Max<strong>im</strong>a-<br />

Realisierung <strong>in</strong> „Miehl“. E<strong>in</strong>e Trennung zwischen den Park<strong>in</strong>sonpatienten und<br />

Kontrollsprechern ist hier nicht erkennbar, da die Streuung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kontrollgruppe sehr groß<br />

war. Nur <strong>in</strong> „Misch“ neigten die Park<strong>in</strong>sonpatienten zu e<strong>in</strong>em späteren peak delay, jedoch<br />

nicht signifikant abweichend. Die ANOVA ergab lediglich für den Faktor Zielwort e<strong>in</strong>en<br />

höchst signifikanten E<strong>in</strong>fluss (F(1,124)=34.12, p


Abbildung 32: Boxplots zur Darstellung des peak delay,<br />

abhängig <strong>von</strong> den Zielwörtern und <strong>der</strong><br />

Sprechergruppe, ausgedrückt <strong>in</strong> [ms];<br />

PD (Park<strong>in</strong>sonpatienten),<br />

CP (Kontrollsprecher)<br />

Da die bisherigen Abbildungen allerd<strong>in</strong>gs sowohl die Werte <strong>von</strong> H* als auch <strong>von</strong> L+H*<br />

be<strong>in</strong>halten, ist es notwendig, diese beiden Konturen wie<strong>der</strong> getrennt <strong>von</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu<br />

beurteilen. Die Boxplots <strong>in</strong> Abbildung 33 verdeutlichen daher den peak delay <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit <strong>von</strong> den zwei Gipfeltypen, den Zielwörtern und den Sprechergruppen. Wie<br />

bereits bei <strong>der</strong> Anstiegshöhe und -geschw<strong>in</strong>digkeit fehlt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>songruppe die<br />

Umsetzung e<strong>in</strong>es L+H* <strong>in</strong> „Misch“, sodass hier ke<strong>in</strong> Vergleich zum H* vorgenommen<br />

werden kann. Weiterh<strong>in</strong> fällt auch für die restlichen Boxen die schwankende Sprecherzahl<br />

auf. So realisierten nur zwei Sprecher (N=2) <strong>der</strong> beiden Gruppen e<strong>in</strong> L+H* <strong>in</strong> „Miehl“ und<br />

„Misch“. Quantitativ verwendeten sowohl die Park<strong>in</strong>sonpatienten als auch die<br />

Kontrollsprecher mehr H* als L+H* (PD: 55 H*, 7 L+H*; CP: 50 H*, 17 L+H*), wobei<br />

L+H* <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kontrollgruppe deutlich mehr umgesetzt wurde.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Konturabgrenzung zeigt die Kontrollgruppe <strong>in</strong> den Zielwörtern e<strong>in</strong>e<br />

tendenziell zeitliche Differenzierung <strong>der</strong> Konturen, d. h. H* hatte e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren peak<br />

delay als L+H*. Die Whiskers weisen jedoch darauf h<strong>in</strong>, dass auch hier große Varianzen<br />

möglich waren, die mit den zeitlichen Abständen <strong>von</strong> L+H* durchaus übere<strong>in</strong>st<strong>im</strong>mten und<br />

diese sogar noch übertrafen. Bei den Park<strong>in</strong>sonpatienten h<strong>in</strong>gegen fällt für „Miehl“ e<strong>in</strong>e<br />

verr<strong>in</strong>gerte Trennung <strong>der</strong> Gipfelkonturen auf. Der peak delay für L+H* überschneidet sich<br />

e<strong>in</strong>deutig mit den Werten <strong>von</strong> H*. Für „Misch“ kann hierfür ke<strong>in</strong>e Aussage getroffen<br />

werden, da ke<strong>in</strong> L+H* vorlag.<br />

76


N=6 N=6 N=6 N=2 N=6 N=2 N=7 N=0<br />

Abbildung 33: Boxplots zur Darstellung des peak delay <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>von</strong> den zwei Sprechergruppen (CP vs. PD) und den zwei<br />

Gipfelkonturen (H* L-% vs. L+H* L-%); N = Anzahl <strong>der</strong> Sprecher pro Box<br />

77


5.3 Der Ausdruck <strong>der</strong> expressiven Komponente Überraschung<br />

In diesem letzten Abschnitt <strong>der</strong> Ergebnisbeschreibung soll auf e<strong>in</strong>en weiteren Aspekt <strong>der</strong><br />

Frage, welche prosodischen <strong>Muster</strong> die Patienten mit Park<strong>in</strong>son zur Realisierung <strong>der</strong><br />

Testsätze anwandten, e<strong>in</strong>gegangen werden. Dieser Untersuchung liegt ke<strong>in</strong>e Hypothese<br />

zugrunde. Sie dient vielmehr als Zusatz<strong>in</strong>formation und stützt sich auf die Arbeiten <strong>von</strong><br />

Blon<strong>der</strong> et al. (1989), Pell (1996) und Lloyd (1999). Diese fanden heraus, dass die<br />

Dysprosodie bei Park<strong>in</strong>son nicht nur den Ausdruck l<strong>in</strong>guistischer, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> extral<strong>in</strong>guistischen<br />

Funktionen <strong>der</strong> <strong>Sprache</strong> bee<strong>in</strong>flusst, <strong>in</strong> ihrem Fall die Emotion (siehe Kapitel<br />

2.3). Da sich dieser Teil <strong>der</strong> Auswertung sowohl auf die Ergebnisse <strong>der</strong> auditiven als auch<br />

<strong>der</strong> akustischen Analyse stützt, stellt er als geson<strong>der</strong>tes Kapitel den Abschluss <strong>der</strong> Datenauswertung<br />

dar.<br />

Für diese Arbeit war es unmöglich, <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> auditiven Analyse jeden e<strong>in</strong>zelnen Satz<br />

bezüglich <strong>der</strong> prosodischen Markierung durch Emotion zu bewerten und zu <strong>in</strong>terpretieren.<br />

Daher beschränkte sich <strong>der</strong> Fokus auf den emotiven Aspekt <strong>der</strong> Überraschung <strong>in</strong> den<br />

Deklarativsätzen, evoziert durch den gezielten E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Modalpartikel „doch“. Trotz <strong>der</strong><br />

fehlenden Kontextualisierung war da<strong>von</strong> auszugehen, dass diese Partikel bei e<strong>in</strong>igen<br />

Sprechern den gewünschten Effekt erzielen würde. An<strong>der</strong>erseits ist auch zu erwähnen, dass<br />

es bei dem direkten E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Modalpartikel für den Sprecher nicht mehr zw<strong>in</strong>gend<br />

notwendig war, die Überraschung mithilfe prosodischer Mittel zu markieren. Die Partikel-<br />

Verwendung alle<strong>in</strong> trug diesen Inhalt bereits <strong>in</strong> sich. Der Sprecher hatte jedoch die<br />

Möglichkeit, den emotiven Ausdruck zusätzlich durch die Prosodie zu verstärken.<br />

Es soll zunächst mit e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en perzeptiven Übersicht begonnen werden, <strong>in</strong>wiefern<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Sprecher den expressiven Aspekt <strong>der</strong> Überraschung nutzten. Hierbei fiel<br />

zuallererst auf, dass die prosodische Markierung <strong>der</strong> Überraschung an ke<strong>in</strong>e Gruppe<br />

gebunden war. In beiden Gruppen gab es Sprecher, die die Testsätze sowohl mit e<strong>in</strong>er<br />

neutralen als auch durch e<strong>in</strong>e Überraschung getragene Emotion ausdrückten. Von den<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten markierten PD01 und PD07 die Deklarativsätze konstant mit dem<br />

gewünschten Ausdruck. Bei <strong>der</strong> Sprecher<strong>in</strong> PD01 stach auditiv <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Testwörter<br />

zudem das Merkmal <strong>der</strong> Vokaldehnung hervor. Bezüglich <strong>der</strong> Sprecher PD02, PD04 und<br />

PD05 h<strong>in</strong>gegen waren auditiv wenig emotionale E<strong>in</strong>färbungen wahrnehmbar. Und PD03<br />

und PD06 realisierten ihre Testsätze kont<strong>in</strong>uierlich mit e<strong>in</strong>er emotiv neutralen Bedeutung.<br />

In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Kontrollsprecher konnte bei CP01 und CP02 <strong>der</strong> Ausdruck e<strong>in</strong>er Art<br />

Gleichgültigkeit wahrgenommen werden. CP03 h<strong>in</strong>gegen verstärkte se<strong>in</strong>e ruhige und<br />

78


ehauchte St<strong>im</strong>me zusätzlich mit e<strong>in</strong>em emotionalen Ausdruck <strong>von</strong> Vertrautheit, be<strong>in</strong>ahe<br />

Int<strong>im</strong>ität. Die Sprecher CP04 bis CP07 präzisierten ihren prosodischen Ausdruck <strong>der</strong><br />

Überraschung mithilfe e<strong>in</strong>er deutlich ansteigenden Lautstärke über den akzentuierten<br />

Silben. CP04 fiel zudem ebenfalls durch e<strong>in</strong>e verstärkte Vokaldehnung auf.<br />

Nach <strong>der</strong> auditiven Beschreibung des emotiven Ausdrucks g<strong>in</strong>g es anschließend um die<br />

Betrachtung <strong>der</strong> dazugehörigen Intonationsmuster. Hierbei fiel auf, dass die <strong>von</strong> den<br />

Sprechern realisierten Gipfelkonturen nicht gleichzeitig mit ihrer nach Kohler<br />

beschriebenen prosodischen Funktion (siehe Kapitel 3.1) korreliert waren. Das heißt, die<br />

eigentliche prosodische Markierung <strong>der</strong> Überraschung mithilfe später Gipfel (<strong>in</strong> GToBI<br />

L*+H) war <strong>von</strong> den Sprechern vielmehr durch mittlere Gipfel (<strong>in</strong> GToBI H* und L+H*)<br />

umgesetzt worden. Sprecher PD05, <strong>der</strong> als e<strong>in</strong>zige die Gipfelkontur L*+H produzierte,<br />

wandte diese allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Interrogativsätzen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit steigenden Grenztönen an.<br />

Es lässt sich daraus folgern, dass <strong>in</strong>nerhalb dieses Sprachkorpus die mittleren und späten<br />

Gipfelkonturen <strong>von</strong> ihrer eigentlichen l<strong>in</strong>guistischen Funktion losgelöst waren. Stattdessen<br />

wurde <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Überraschung konsequent durch mittlere Gipfel, welche eigentlich<br />

für e<strong>in</strong>e neue Argumentation stehen, zeitlich vorverlagert. L+H* kam dabei <strong>der</strong> Position<br />

des späten Gipfels am nächsten.<br />

Zu den akustischen Merkmalen kann gesagt werden, dass bei den Sprechern, welche die<br />

Testsätze mit Überraschung markierten, es zu markanten Ausprägungen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

phonetischen D<strong>im</strong>ensionen Gipfelanstieg und -geschw<strong>in</strong>digkeit kam. Während bei den<br />

Sprechern PD01 und PD07 die hohe Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit auffiel, war es h<strong>in</strong>gegen bei<br />

den Sprechern CP04-CP07 <strong>der</strong> hohe Anstiegsumfang.<br />

79


6. Diskussion<br />

6.1 Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Die zuerst durchgeführte auditive Analyse stellte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Datenauswertung parallel zur<br />

Labelprozedur den wohl umfangreichsten, jedoch auch notwendigen und lohnenden<br />

Bestandteil dar. Sie bildete die Grundlage für die darauf folgende akustische Analyse,<br />

<strong>in</strong>dem sie e<strong>in</strong>e genaue Auswahl des benötigten Datenmaterials ermöglichte. Sie sollte die<br />

Frage beantworten, welche <strong>in</strong>tonatorischen <strong>Muster</strong> die Sprecher auf das ihnen vorgelegte<br />

Lesematerial anwandten. E<strong>in</strong> qualitativer Vergleich zwischen den Park<strong>in</strong>sonpatienten und<br />

den gesunden Sprechern <strong>in</strong> Form <strong>von</strong> Verschlechterung o<strong>der</strong> Gleichwertigkeit war hier<br />

nicht s<strong>in</strong>nvoll, da je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Sprecher den Testsätzen e<strong>in</strong>e eigene Funktion zuordnete.<br />

Daraus resultierte e<strong>in</strong>e Kategorien-Variabilität. Die quantitative Auszählung zeigte, dass<br />

<strong>in</strong>nerhalb bei<strong>der</strong> Satzmodi sowohl fallende als auch steigende Konturen verwendet<br />

wurden. Die Konturdom<strong>in</strong>anz spiegelte jedoch die Angaben <strong>von</strong> Altmann (1993) und<br />

Kohler (2005) wie<strong>der</strong>. D. h. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mehrzahl verwendeten die Sprecher bei<strong>der</strong> Gruppen für<br />

die Deklarativsätze fallende und für die Interrogativsätze des V1-Fragetyps steigende<br />

Konturen. Welche semantisch-pragmatischen Funktionen dabei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />

Interrogativsätze erfüllten, lässt sich anhand <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelsätze nur schwer <strong>in</strong>terpretieren, da<br />

aus Zeitgründen nicht je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Satz diesbezüglich analysiert werden konnte. Die<br />

Intonationsmuster lassen jedoch durchaus darauf schließen, dass die Funktion <strong>der</strong><br />

angestrebten Polaritätsfrage <strong>von</strong> den Sprechern auch als diese erkannt und <strong>in</strong>tentional<br />

umgesetzt wurde. PD05 und PD06 waren die e<strong>in</strong>zigen, die <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Satzmodi f0-<br />

Konturen entgegen <strong>der</strong> restlichen Sprecher verwendeten. PD05 realisierte die deklarativen<br />

Testsätze überwiegend mit steigenden <strong>Muster</strong>n und setzte die anschließende NP auf gleich<br />

hohem f0-Niveau und mit f<strong>in</strong>al fallen<strong>der</strong> Kontur fort. Die Pausen zwischen Testsatz und<br />

NP waren dabei unterschiedlich lang. Auditiv beurteilt signalisierte <strong>der</strong> Sprecher mit <strong>der</strong><br />

gewählten Intonation den Wunsch nach Weiterführung, d. h. er betrachtete se<strong>in</strong>e Äußerung<br />

als noch nicht abgeschlossen und for<strong>der</strong>te vom Hörer e<strong>in</strong>e Auflösung des Sachverhaltes<br />

(Kohler 1995). PD06 h<strong>in</strong>gegen fiel <strong>in</strong> den <strong>in</strong>terrogativen Testsätzen durch e<strong>in</strong>e konsequent<br />

f<strong>in</strong>al fallende Realisierung und e<strong>in</strong>er pränuklearen Akzentuierung <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Zielwörter auf. Die anschließende NP zeichnete sich durch den nuklearen Akzent auf dem<br />

phrasenf<strong>in</strong>alen Wort „Nachbar“ und e<strong>in</strong>er steigenden Kontur aus. Trotz <strong>der</strong> fehlenden<br />

Phrasierung zwischen Referenzsatz und NP (<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Pause) lässt sich bei diesem<br />

Sprecher vermuten, dass zwar auch er den Aspekt <strong>der</strong> Polaritätsfrage wählte, allerd<strong>in</strong>gs mit<br />

80


<strong>der</strong> entscheidend steigenden f0-Markierung am NP-Ende. Folglich sah er Referenzsatz und<br />

NP nicht als zwei eigenständige <strong>in</strong>termediäre Phrasen an, son<strong>der</strong>n beide zusammen als e<strong>in</strong>e<br />

Intonationsphrase. Insgesamt markierten die Sprecher bei<strong>der</strong> Gruppen das Testmaterial mit<br />

e<strong>in</strong>er unterschiedlichen Phrasierung. Die Auswertung des Datenmaterials lässt folgende<br />

Möglichkeiten zu (erläutert anhand des Deklarativsatzes mit dem Zielwort „Miehle“):<br />

[(Das ist doch Herr Miehle)ip (unser neuer Nachbar)ip]IP<br />

[(Das ist doch Herr Miehle)ip]IP[(unser neuer Nachbar)ip]IP<br />

[(Das ist doch Herr Miehle unser neuer Nachbar)ip]IP<br />

Das deutlichste Indiz für e<strong>in</strong>e Phrasengrenze stellte <strong>in</strong> allen Sätzen die Sprechpause<br />

zwischen Testsatz und NP dar. Ihre variable Länge evozierte be<strong>im</strong> Hörer den E<strong>in</strong>druck<br />

e<strong>in</strong>er wechselnden Stärke bezüglich des perzeptiven E<strong>in</strong>schnittes. In Interrogativsätzen war<br />

zusätzlich <strong>der</strong> f0-Reset am NP-Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong> markanter H<strong>in</strong>weis. Zur <strong>in</strong>tonatorischen<br />

Umsetzung <strong>der</strong> NP kann <strong>im</strong> Allgeme<strong>in</strong>en gesagt werden, dass sie die Angaben <strong>von</strong> Kutik<br />

et al. (1983) und Wichmann (2001) bestätigt. Die Mehrzahl <strong>der</strong> Sprecher wie<strong>der</strong>holte über<br />

<strong>der</strong> NP das fallende bzw. steigende Intonationsmuster des vorangehenden Referenzsatzes.<br />

Die auftretende Monotonie bei den Sprechern CP01, PD02 und PD06 ist möglicherweise<br />

mit e<strong>in</strong>er Aufmerksamkeitslenkung auf den Referenzsatz zu erklären. Dieser stach mit dem<br />

unterstrichenen akzentuierten Wort hervor. Es ist daher anzunehmen, dass die Sprecher bei<br />

<strong>der</strong> Umsetzung ihr Augenmerk auf diesen Satzteil lenkten und die NP als weniger<br />

elementar ansahen. E<strong>in</strong>e präzise Auszählung <strong>der</strong> Realisierungen fand aus Zeitgründen<br />

nicht statt. So kann <strong>in</strong> diesem Teil <strong>der</strong> Arbeit auch nicht auf weitere mögliche<br />

Zusammenhänge und Auffälligkeiten e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />

Insgesamt war die subjektive Kategorisierung <strong>der</strong> Konturen nicht <strong>im</strong>mer unkompliziert, da<br />

e<strong>in</strong>e genaue auditive Differenzierung <strong>in</strong> manchen Beispielen grenzwertig war. Aus diesem<br />

Grunde ist <strong>der</strong> Höre<strong>in</strong>druck <strong>der</strong> Untersucher<strong>in</strong> nicht als fehlerfrei anzusehen, son<strong>der</strong>n als<br />

durchaus diskutierbare Möglichkeit. Dies trifft <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei den Gipfelkonturen <strong>der</strong><br />

Deklarativsätze zu, speziell H* und L+H*. Mit Rücksichtnahme auf mögliche<br />

Schwankungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorgenommenen Etikettierung wurde dennoch deutlich, dass die<br />

Sprecher bei<strong>der</strong> Gruppen tendenziell H* und L+H* verwendeten, wobei die<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten häufiger H* und die Kontrollsprecher mehr L+H* produzierten. Penner<br />

et al. (2001) diskutierten diese Auffälligkeit als mögliche Kompensation, da H* (als<br />

mittlerer Gipfel) <strong>im</strong> Vergleich zu den an<strong>der</strong>en Konturen vom Hörer als auditiv prom<strong>in</strong>enter<br />

empfunden wird (Kohler, Gartenberg 1991). Es kann demnach vermutet werden, dass es<br />

81


den Patienten mit Park<strong>in</strong>son aufgrund <strong>der</strong> Dysprosodie weniger auf die Variabilität <strong>der</strong><br />

Gipfelkonturen ankam, son<strong>der</strong>n vielmehr auf die Signalisierung des Akzentes.<br />

Der Gebrauch des H* <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em fallend-steigenden Grenzton (L-H%) war<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vorkommen (25 Sätze) ausschließlich mit den Zielwörtern „Miehle“, „Mille“<br />

o<strong>der</strong> „Miehl“ korreliert. Die Anb<strong>in</strong>dung an zweisilbige Wörter bzw. lange Vokale hängt<br />

mit <strong>der</strong> notwendigen Zeit zusammen, die für den Ab- und Anstieg benötigt wird. In „Mill“<br />

und „Misch“ stünde für die Kontur aufgrund des abnehmenden sonoren Lautmaterials<br />

weniger Zeit zur Verfügung.<br />

Mithilfe <strong>der</strong> akustischen Analyse konnte auch <strong>in</strong> dieser Arbeit gezeigt werden, dass sich<br />

die expressiven prosodischen Fähigkeiten <strong>von</strong> Park<strong>in</strong>sonpatienten <strong>im</strong> Vergleich zu<br />

gesunden Sprechern abhängig vom Grad <strong>der</strong> Dysarthrophonie abschwächen. Die<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>songruppe jedoch hatte e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

durchschnittlichen Gruppenergebnisse. So gab es nur zwei Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD03 u.<br />

PD06), die e<strong>in</strong>e mittelgradige Sprechstörung und die deutlichsten Symptome e<strong>in</strong>er<br />

Dysprosodie aufwiesen. Dies hatte zur Folge, dass die durchschnittlichen Ergebnisse über<br />

die gesamte Gruppe <strong>im</strong> Vergleich zur Kontrollgruppe stets nicht signifikant ausfielen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs wurden für diese Untersuchung <strong>von</strong> Anfang an Patienten mit fortgeschrittener<br />

bzw. schwerer Dysarthrophonie ausgeschlossen, da e<strong>in</strong>e zunehmende Dysphonie und<br />

Hypoartikulation die Auswertung <strong>der</strong> Daten erschwert hätten. So führt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>konstante<br />

Phonation bzw. Aphonie zu Störungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> f0-Analyse. Das Emu-Modul „tkassp“ hätte<br />

<strong>in</strong>folge dessen fehlerhafte Berechnungen durchgeführt o<strong>der</strong> gar ke<strong>in</strong>e f0-Werte angegeben.<br />

E<strong>in</strong>e Hypoartikulation h<strong>in</strong>gegen hätte e<strong>in</strong>e adäquate Segmentierung und Etikettierung <strong>der</strong><br />

Sprachsignale deutlich erschwert, da Segmentgrenzen <strong>im</strong> Oszillogramm zu stark<br />

verschwommen wären. Die Dauer <strong>der</strong> Erkrankung best<strong>im</strong>mte nicht gleichzeitig den Grad<br />

<strong>der</strong> Dysarthrophonie. PD01 wies zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Untersuchung mit e<strong>in</strong>er Dauer <strong>von</strong> 13<br />

Jahren <strong>im</strong> Gegensatz zu PD03 und PD05 mit 1;5 bzw. 1 Jahr die ger<strong>in</strong>gste<br />

Symptomausprägung auf und erbrachte ähnliche Leistungen wie die Kontrollsprecher.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs kann zu ke<strong>in</strong>em <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>sonpatienten e<strong>in</strong>e genaue Aussage zu möglichen<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren wie Medikation (On/ Off-Status), Persönlichkeit, Antriebsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung,<br />

körperliche Fitness o<strong>der</strong> prämorbi<strong>der</strong> Sprechstatus getroffen werden, da diese<br />

anamnestischen Daten für die Untersuchung <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> kurzen Aufnahmezeit nicht<br />

spezifisch erhoben wurden. In dieser Arbeit ergab sich unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

genannten Faktoren <strong>in</strong> Bezug auf die phonetischen Parameter folgendes Bild: Bei <strong>der</strong><br />

Anstiegshöhe zeigte sich, dass diese sowohl <strong>in</strong> den Gipfelkonturen als auch <strong>in</strong> den<br />

82


phrasenf<strong>in</strong>al steigenden Konturen bei den Park<strong>in</strong>sonpatienten <strong>im</strong> Vergleich zu den<br />

gesunden Sprechern absank. Damit kann die <strong>in</strong> Hypothese 1 beschriebene Annahme,<br />

beruhend auf den vorherigen Arbeiten <strong>von</strong> Le Dorze (1994, 1998) und Penner et al. (2001),<br />

bestätigt werden. E<strong>in</strong> direkter Datenvergleich ist allerd<strong>in</strong>gs nicht möglich, da we<strong>der</strong> Penner<br />

noch Le Dorze ihren Umfang <strong>in</strong> Halbtönen angaben. Die <strong>in</strong> Rathcke und Harr<strong>in</strong>gton (2007)<br />

verzeichneten Ergebnisse <strong>von</strong> etwa 3 HT <strong>in</strong> H* realisierten <strong>in</strong> dieser Untersuchung nur die<br />

Sprecher PD05 und PD06. Die restlichen Sprecher lagen deutlich darüber.<br />

Auch die mit dem Umfang zusammen hängende Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit fiel bei den<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten ger<strong>in</strong>ger aus, womit Hypothese 2 verifiziert werden kann. Die<br />

Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeit g<strong>in</strong>g gleichzeitig mit e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>der</strong><br />

Realisierungszeit e<strong>in</strong>her. PD03 und PD05 machten dies deutlich erkennbar. Ihr<br />

Anstiegsumfang und ihre -geschw<strong>in</strong>digkeit fielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>songruppe am ger<strong>in</strong>gsten<br />

aus. Gleichzeitig kompensierten sie ihre verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te f0-Modulationsfähigkeit mithilfe<br />

e<strong>in</strong>er größeren Realisierungszeit. Es wird demnach deutlich, dass es den Patienten mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Dysprosodie schwer fiel, Tonhöhenanstiege <strong>in</strong> kurzer Zeit umzusetzen. Um<br />

e<strong>in</strong>en angemessenen Anstiegsumfang erreichen zu können, mussten sie rechtzeitig mit <strong>der</strong><br />

Steigung beg<strong>in</strong>nen.<br />

Für den Anstieg <strong>der</strong> Gipfelkonturen waren die erreichten Geschw<strong>in</strong>digkeitswerte<br />

<strong>in</strong>sgesamt vergleichbar mit den <strong>von</strong> Xu, Sun (2002:1406) gemessenen Werten (29.9 bis<br />

45.4 HT/ Sek.). Sprecher<strong>in</strong> CP04 überstieg als e<strong>in</strong>zige mit e<strong>in</strong>em Höchstwert <strong>von</strong> 143 HT/<br />

Sek. klar die <strong>von</strong> Br<strong>in</strong>ckmann und Benzmüller (1999) verzeichneten höchsten<br />

Durchschnittswerte <strong>von</strong> 103.6 HT/ Sek. Insgesamt wurde <strong>der</strong> phrasenf<strong>in</strong>ale Anstieg <strong>der</strong><br />

Interrogativsätze mit e<strong>in</strong>er durchschnittlich höheren Geschw<strong>in</strong>digkeit umgesetzt. E<strong>in</strong>en<br />

Erklärungsansatz liefert folgende Annahme: Im Gegensatz zu den Deklarativsätzen g<strong>in</strong>g<br />

dem Anstieg <strong>in</strong> den Interrogativsätzen e<strong>in</strong> zeitlich längerer, tiefer f0-Vorlauf voraus, so<br />

dass für den Anstieg noch alle Sprechenergie vorhanden war. E<strong>in</strong> anschließen<strong>der</strong> f0-<br />

Abstieg blieb aus. In den Gipfelkonturen h<strong>in</strong>gegen hatte <strong>der</strong> Sprecher <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er<br />

best<strong>im</strong>mten Zeit e<strong>in</strong>en An- und Abstieg zu realisieren und musste hierfür die zur<br />

Verfügung stehende Energie e<strong>in</strong>teilen. Um den Abstieg umsetzen zu können, musste die<br />

Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit demnach verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden. Es fiel weiterh<strong>in</strong> auf, dass sowohl<br />

<strong>in</strong> den Deklarativ- als auch <strong>in</strong> den Interrogativsätzen „Misch“ mit <strong>der</strong> höheren<br />

Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit markiert wurde. Für die Interrogativsätze lässt sich dies mit dem<br />

phrasenf<strong>in</strong>alen Effekt <strong>der</strong> Compression (Grabe 1998) erklären. Dies bedeutet, dass dem<br />

Sprecher aufgrund des verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten sonoren Lautmaterials <strong>in</strong> „Misch“ <strong>im</strong> Gegensatz zu<br />

83


„Miehle“ weniger Zeit für den tonalen Anstieg zur Verfügung steht. Der Anstieg muss<br />

bereits vor dem st<strong>im</strong>mlosen /R/ umgesetzt werden, was wie<strong>der</strong>um zu e<strong>in</strong>er Kompr<strong>im</strong>ierung<br />

<strong>der</strong> Kontur und e<strong>in</strong>er erhöhten Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit führt. In den Gipfelkonturen <strong>der</strong><br />

Deklarativsätze wäre dies jedoch theoretisch nicht nötig, da nach Grabe (1998) nur <strong>der</strong><br />

Gipfelabstieg <strong>von</strong> <strong>der</strong> Kompr<strong>im</strong>ierung markant betroffen ist. Für den Anstieg bliebe<br />

genügend Zeit. Es ist jedoch möglich, dass die Sprecher aufgrund des <strong>in</strong>tuitiven Wissens<br />

über das verr<strong>in</strong>gerte sonore Lautmaterial den Anstieg antizipierend schneller umsetzten.<br />

Die Berechnungen zum Gipfel-Alignment zeigten, dass die Sprecher bei<strong>der</strong> Gruppen trotz<br />

gleich bleiben<strong>der</strong> Sprechgeschw<strong>in</strong>digkeit die Gipfelkonturen <strong>in</strong> den Wörtern „Miehl“ und<br />

„Misch“ zeitlich nicht stabil realisierten. Hypothese 3 kann folglich nicht bestätigt werden.<br />

Es wurden stattdessen die bekannten Ergebnisse <strong>von</strong> Prieto (1995), Peters (1999) und<br />

Yeou (2004) wie<strong>der</strong>holt, d. h. <strong>in</strong> „Misch“ wurde das f0-Max<strong>im</strong>um des Gipfels <strong>in</strong> Relation<br />

zum Vokal-Onset früher erreicht. Die ger<strong>in</strong>gere Vokalquantität und das postvokalische /R/<br />

führten zu e<strong>in</strong>em Zeitdruck, <strong>der</strong> die Sprecher zwang, die Gipfelrealisierung dem<br />

anzupassen. Damit e<strong>in</strong> vollständiger An- und Abstieg erreicht werden konnte, mussten die<br />

Sprecher das f0-Max<strong>im</strong>um zeitlich vorverlagern. Auditiv war dieses Phänomen allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht wahrnehmbar. Bei e<strong>in</strong>er genaueren geteilten Betrachtung <strong>der</strong> H* und L+H* Konturen<br />

fiel anschließend auf, dass die Patienten mit Park<strong>in</strong>son <strong>im</strong> Vergleich zu den gesunden<br />

Sprechern zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren zeitlichen Differenzierung dieser Gipfelkonturen neigten.<br />

Folglich glichen sie diese e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> an. Auch hier wird erneut die Schwierigkeit <strong>der</strong><br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten erkennbar, prosodische Unterschiede zu markieren. In diesem Fall<br />

jedoch nicht auf tonaler, son<strong>der</strong>n auf temporaler Ebene. Insgesamt wies H* e<strong>in</strong>en<br />

ger<strong>in</strong>geren peak delay auf als L+H*, was wie<strong>der</strong>um die Beschreibung des GToBI-Systems<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

84


6.2 Kritische Bemerkungen zum durchgeführten Exper<strong>im</strong>ent<br />

Die <strong>in</strong> dieser Magisterarbeit dargestellten Ergebnisse stellen ke<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche Aussage<br />

für die eigentliche Funktion e<strong>in</strong>es jeden Sprechaktes dar, <strong>der</strong> Kommunikation. Durch die<br />

Form des verwendeten Sprachkorpus war die Verb<strong>in</strong>dung zur kommunikativen Funktion<br />

weitestgehend herausgelöst. Die Testsituation hatte weiterh<strong>in</strong> zur Folge, dass bei allen<br />

Untersuchungsteilnehmern die Aufmerksamkeit gesteigert wurde. Dies evozierte gerade<br />

bei den Park<strong>in</strong>sonpatienten e<strong>in</strong>e Sprechqualität, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen Kommunikation mit<br />

Ehepartnern o<strong>der</strong> Bekannten meist nicht erreicht wird. In solchen Situationen ist die<br />

Aufmerksamkeit viel weniger auf das eigene Sprechen gelenkt. Die <strong>in</strong> dieser<br />

Magisterarbeit gewonnenen Sprachdaten s<strong>in</strong>d also ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong> <strong>Muster</strong> <strong>der</strong> tatsächlichen<br />

Park<strong>in</strong>sonsprache.<br />

E<strong>in</strong>en weiteren Kritikpunkt stellt die fehlende Kontextualisierung des Testmaterials dar.<br />

Durch sie wäre zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger kommunikativer Aspekt h<strong>in</strong>zugekommen, doch aus<br />

Zeitgründen wurde darauf verzichtet. Das Fehlen e<strong>in</strong>es Kontextes stellte <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>en<br />

e<strong>in</strong>flussreichen Faktor dar. Die Möglichkeit <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Kontextbildung ermöglichte<br />

es den Sprechern, die Testsätze mit eigenen Intentionen zu belegen, was zu e<strong>in</strong>er<br />

steigenden Variabilität <strong>der</strong> prosodischen Umsetzung führte. Dadurch sank letztlich die<br />

Anzahl <strong>der</strong> für die akustische Untersuchung geeigneten <strong>in</strong>tonatorischen Kategorien.<br />

E<strong>in</strong> weiterer, nicht beachteter E<strong>in</strong>flussfaktor wurde durch die sich wie<strong>der</strong>holende Struktur<br />

des Testmaterials hervorgerufen. Diese evozierte bei zwei Sprechern e<strong>in</strong>e erkennbare<br />

Langeweile. Es ist anzunehmen, dass diese Form des emotiven Ausdrucks, genau wie <strong>der</strong><br />

Ausdruck <strong>von</strong> Überraschung, die prosodische Realisierung <strong>der</strong> Akzentgipfel bee<strong>in</strong>flusste.<br />

E<strong>in</strong> letzter Kritikpunkt ist <strong>in</strong> dem ger<strong>in</strong>gen Umfang <strong>der</strong> Sprecherstichprobe zu f<strong>in</strong>den.<br />

Zwar waren sieben Sprecher pro Gruppe dem zeitlichen Rahmen <strong>der</strong> Magisterarbeit<br />

angemessen, zweifellos aber ist ihre Anzahl nicht repräsentativ. Der Datenumfang<br />

erschwerte es, die Messergebnisse mithilfe e<strong>in</strong>er aussagekräftigen Prüfstatistik zu festigen.<br />

Der E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> ANOVA war <strong>in</strong> dieser Magisterarbeit daher nur beschränkt möglich. Es<br />

wäre z.B. <strong>in</strong>teressant gewesen, den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Erkrankungsdauer (z. B. Dauer < 4 Jahre,<br />

Dauer > 5 Jahre, Dauer > 10 Jahre) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> prosodischen Kategorien (speziell H* vs.<br />

L+H*) zu testen, aber e<strong>in</strong>e ausreichende Gruppenbildung konnte aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen<br />

Datenanzahl nicht durchgeführt werden.<br />

85


7. Zusammenfassung und Ausblick<br />

Die vorliegende exper<strong>im</strong>ental-phonetische Untersuchung widmete sich <strong>der</strong> Frage, welche<br />

prosodischen <strong>Muster</strong> Patienten mit Park<strong>in</strong>son über verschiedene Satzmodi und<br />

Silbenstrukturen anwenden. Die Ergebnisse <strong>der</strong> angewandten auditiven und akustischen<br />

Analyse wurden e<strong>in</strong>er Stichprobe gesun<strong>der</strong> Sprecher gegenüber gestellt.<br />

Die auditive Analyse zeigte zunächst, dass die Sprecher bei<strong>der</strong> Gruppen die Satzmodi mit<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>sgesamt überschaubaren Variabilität umsetzten. Die Mehrzahl <strong>der</strong> Sprecher<br />

verwendeten sowohl <strong>in</strong> den Deklarativ- als auch <strong>in</strong> den Interrogativsätzen die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Literatur angegebenen prototypischen Konturen, d. h. Deklarativsätze wurden f<strong>in</strong>al fallend,<br />

die Interrogativsätze des V1-Typus f<strong>in</strong>al steigend umgesetzt. Gegenläufige Tendenzen<br />

zeigten nur zwei Sprecher <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>songruppe. Insgesamt stellte sich die auditive Analyse<br />

als e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Methode dar. Gerade <strong>in</strong> Untersuchungen, die auf dem AM-Modell<br />

basieren, sollte sie nicht fehlen. Dies zeigt sich u. a. deutlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kategorisierung <strong>von</strong><br />

Gipfeltypen. Die Term<strong>in</strong>i früher, mittlerer o<strong>der</strong> später Gipfel können nicht alle<strong>in</strong> an das<br />

Messen gekoppelt werden, wie es z. B. Penner et al. (2001) taten. Die perzeptive<br />

Beurteilung ist <strong>in</strong> diesem Fall stets obligatorisch. Da die auditive Analyse <strong>in</strong> dieser Arbeit<br />

jedoch e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> subjektive Betrachtungsebene darstellte, war e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige<br />

Kategorientrennung <strong>der</strong> Konturen nicht <strong>im</strong>mer e<strong>in</strong>fach. Daher wäre es <strong>in</strong> weiterführenden<br />

Untersuchungen zur Fehlerreduzierung ratsam, Grenzfälle durch e<strong>in</strong>e zweite Me<strong>in</strong>ung<br />

überprüfen zu lassen. Dies ist auch bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> BODY-Skala<br />

empfehlenswert.<br />

Die akustische Untersuchung beschäftigte sich mit den phonetischen Parametern <strong>der</strong><br />

Anstiegshöhe, <strong>der</strong> Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit und <strong>der</strong> Gipfelposition. Es konnte gezeigt<br />

werden, dass Dysprosodie bei Park<strong>in</strong>son nicht nur mit e<strong>in</strong>em reduzierten tonalen Umfang<br />

e<strong>in</strong>hergeht, son<strong>der</strong>n auch die damit verbundenen temporalen Aspekte betrifft. In beiden<br />

Parametern zeigten die Park<strong>in</strong>sonpatienten <strong>im</strong> Vergleich zu den gesunden Sprechern<br />

sowohl vergleichbare als auch durchschnittlich verr<strong>in</strong>gerte Leistungen. Bei Patienten mit<br />

mittlerer Dysarthrophonie wichen die Ergebnisse h<strong>in</strong>sichtlich Anstiegshöhe und<br />

-geschw<strong>in</strong>digkeit tendenziell am stärksten ab. Auch e<strong>in</strong> Ausdruck <strong>von</strong> Überraschung war<br />

bei ihnen nicht erkennbar. Dabei korrelierte <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Sprechstörung nicht gleichzeitig<br />

mit <strong>der</strong> Erkrankungsdauer. Dass die Erkrankung e<strong>in</strong>en maßgeblichen E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

genannten Leistungen hatte, konnte mithilfe <strong>der</strong> Prüftstatistik untermauert werden.<br />

86


Bezüglich des Gipfel-Alignments wurde deutlich, dass die Park<strong>in</strong>sonpatienten bei <strong>der</strong><br />

zeitlichen Differenzierung <strong>der</strong> Gipfelkonturen H* und L+H* zu e<strong>in</strong>er Konturangleichung<br />

neigten. Zum an<strong>der</strong>en wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Silbenstruktur, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e des Nukleus,<br />

auf die Gipfelposition erkennbar. Prieto (1995), Peters (1999) und Yeou (2004) verwiesen<br />

<strong>in</strong> ihren Untersuchungen auf den Zeitdruck, <strong>der</strong> bei e<strong>in</strong>er Reduzierung <strong>der</strong> Nukleusdauer<br />

und dem hier verwendeten /R/ entsteht. Das wirft die Frage auf, ob dieser Faktor e<strong>in</strong>en<br />

unbewussten E<strong>in</strong>fluss auf die Sprachplanung und -umsetzung <strong>der</strong> Sprecher hatte.<br />

Weiterh<strong>in</strong> besteht die Möglichkeit, dass das Gipfel-Alignment <strong>in</strong> diesem Fall nicht nur e<strong>in</strong>e<br />

phonetische Variante ist, son<strong>der</strong>n womöglich auch e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>guistische Funktion erfüllt.<br />

Für weiterführende Untersuchungen, aufbauend auf die Magisterarbeit, ist es ohne Frage<br />

wichtig, vorher das restliche Testmaterial dieser Arbeit auszuwerten. Dabei ist durchaus zu<br />

erwarten, dass sich die beschriebenen Ergebnisse festigen werden. Es bleibt abzuwarten,<br />

ob sich e<strong>in</strong> wachsen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>von</strong> Silbenstruktur und -anzahl herausbilden wird bzw. ob<br />

es <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> fünf Zielwörter zu e<strong>in</strong>er Art Ergebnishierarchie kommt.<br />

Das Datenmaterial kann anschließend als Basis für Untersuchungen auf Diskursebene<br />

genutzt werden. Gerade <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Sprach- und Sprechstörungen ist dies ratsam. Es<br />

fällt <strong>in</strong> Sprachtherapien <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> auf, dass Patienten mit Morbus Park<strong>in</strong>son zwar <strong>in</strong><br />

Therapiesituationen Verbesserungen bezüglich <strong>der</strong> prosodischen und artikulatorischen<br />

Fähigkeiten erlangen, diese aber kaum <strong>in</strong> die Alltagskommunikation übertragen.<br />

Aber letztendlich stellt sich sowohl für die Ergebnisse dieser Arbeit als auch für weitere<br />

Forschungen <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Gesprächsanalyse die abschließende Frage, <strong>in</strong>wiefern die<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten und konstant abnehmenden prosodischen Leistungen bei Patienten mit<br />

Park<strong>in</strong>son alle<strong>in</strong> auf Störungen <strong>der</strong> expressiven Leistungen zurückzuführen s<strong>in</strong>d und nicht<br />

vielmehr auch auf kognitive Bee<strong>in</strong>trächtigungen. Es müsste zunehmend eruiert werden, ob<br />

die expressive Störung mit e<strong>in</strong>er rezeptiven Störung e<strong>in</strong>hergeht. Wenn sich die bereits<br />

bekannten Resultate <strong>von</strong> Blon<strong>der</strong> et al. (1989), Pell (1996) o<strong>der</strong> Lloyd (1999) zunehmend<br />

festigen sollten, ist zu überlegen, die bisher re<strong>in</strong> expressiv orientierte Dysarthriediagnostik<br />

und -therapie um den Parameter <strong>der</strong> Rezeptivität zu erweitern. Dabei ist jedoch stets die<br />

<strong>in</strong>dividuelle Ausgangslage des e<strong>in</strong>zelnen Patienten mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

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Ziegler 2002<br />

Ziegler W.: „Auditive Methoden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neurophonetik“, Neurol<strong>in</strong>guistik 16, Heft 1-2,<br />

Hochschulverlag, Blanken G., Ziegler W. (Hrsg.), 2002<br />

91


Internetquellen<br />

http://www.uni-stuttgart.de/bio/bio<strong>in</strong>st/tierphys/forschung/hauber/<strong>im</strong>g_hauber/forschung-hauber-TG-abb1-<br />

basalganglien.jpg (Zugriff am 29.09.07, 13:24)<br />

www.n-tv.de/808339.html (Zugriff am 30.09.07, 15:01)<br />

http://www.logox.de/pdf/GToBI-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g.Phonus3.pdf (Zugriff am 15.11.07, 9:25)<br />

http://semanticsarchive.net/Archive/jI0OTk3O/bur<strong>in</strong>g.ids2005.pdf (Zugriff am 02.12.07, 17:25)<br />

http://www.r-project.org/<br />

92


Anhang A<br />

93


Bogenhausener Dysarthrieskala (BODYS)<br />

Nicola, Vogel, Ziegler (EKN München)<br />

Name:<br />

Datum:<br />

Sprechatmung<br />

Störungsmerkmale S1 N1 L1 B1 S2 N2<br />

- erhöhte E<strong>in</strong>atmungshäufigkeit<br />

- <strong>in</strong>adäquate Inspirationspausen<br />

- Überziehen <strong>der</strong> Atemmittellage<br />

- hörbar/ sichtbar angestrengte E<strong>in</strong>atmung/ Hochatmung<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

St<strong>im</strong>me 1: Sprechst<strong>im</strong>mlage/ Sprechlautstärke<br />

Störungsmerkmale S1 N1 L1 B1 S2 N2<br />

- zu hoch<br />

- zu tief<br />

- zu laut<br />

- zu leise<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

St<strong>im</strong>me 2: Qualität<br />

Störungsmerkmale S1 N1 L1 B1 S2 N2<br />

Adduktionstyp mit –Symptomatik<br />

- hauchige st<strong>im</strong>mlose Phonation (Flüsterst<strong>im</strong>me)<br />

- behauchte heisere St<strong>im</strong>me<br />

- behauchte St<strong>im</strong>me<strong>in</strong>sätze<br />

- gurgelndes phonationssilbisches Sprechen<br />

Adduktionstyp mit +Symptomatik<br />

- gepresste st<strong>im</strong>mlose Phonation<br />

- gepresste rauhe/ gepresst heisere angestrengte Phonation<br />

- harte laryngalisierte St<strong>im</strong>me<strong>in</strong>sätze<br />

- gurgelnde Phonation<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

St<strong>im</strong>me 3: Stabilität<br />

Störungsmerkmale S1 N1 L1 B1 S2 N2<br />

- Tonhöhen-/ Lautstärkeschwankungen<br />

- Tonhöhen-/ Registersprünge<br />

- Entst<strong>im</strong>mung/ St<strong>im</strong>mschwund/ St<strong>im</strong>mabbruch<br />

- St<strong>im</strong>mzittern<br />

- Diplophonie<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

Artikulation<br />

Störungsmerkmale S1 N1 L1 B1 S2 N2<br />

- gestörte Vokalartikulation<br />

- gestörte Konsonantenartikulation<br />

- Verkürzung <strong>von</strong> Vokalen/ Diphthongbruch<br />

- gestörte Speichelkontrolle/ feuchte Artikulation<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

94


Resonanz<br />

Störungsmerkmale S1 N1 L1 B1 S2 N2<br />

Hypernasalität<br />

- nasaler Durchschlag (Plosive, Affrikate, Frikative)<br />

- Nasalierung <strong>von</strong> Konsonanten<br />

- hypernasale Vokale<br />

Hyponasalität<br />

- Denasalisierung<br />

- hyponasale Resonanz<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

Prosodie 1: Sprechtempo<br />

Störungsmerkmale S1 N1 L1 B1 S2 N2<br />

Typ A (verlangsamt)<br />

- verlangsamtes Sprechtempo<br />

Typ B (beschleunigt)<br />

- erhöhtes Sprechtempo<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

Prosodie 2: Redefluss<br />

Störungsmerkmale S1 N1 L1 B1 S2 N2<br />

- Sprechpausen<br />

- Iterationen<br />

- Lautdehnungen<br />

- Fehlversuche<br />

- Selbstkorrektur<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

Prosodie 3: Modulation/ Akzentuierung<br />

Störungsmerkmale S1 N1 L1 B1 S2 N2<br />

- Symptomatik<br />

- e<strong>in</strong>geschränkte Tonhöhen-/ Lautstärkemodulation (monoton)<br />

- Verän<strong>der</strong>ung des Sprechrhythmus durch Verkürzung<br />

- silbisches Sprechen<br />

+ Symptomatik<br />

- übersteigerte (bizarre) Tonhöhen-/ Lautstärkemodulation<br />

- Dehnen <strong>von</strong> Lauten und Lautübergängen<br />

- übermäßige (explosive Betonung)<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

95


Resonanz<br />

Störungsmerkmale L2 B2 S3 N3 L3 B3<br />

Hypernasalität<br />

- nasaler Durchschlag (Plosive, Affrikate, Frikative)<br />

- Nasalierung <strong>von</strong> Konsonanten<br />

- hypernasale Vokale<br />

Hyponasalität<br />

- Denasalisierung<br />

- hyponasale Resonanz<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

Prosodie 1: Sprechtempo<br />

Störungsmerkmale L2 B2 S3 N3 L3 B3<br />

Typ A (verlangsamt)<br />

- verlangsamtes Sprechtempo<br />

Typ B (beschleunigt)<br />

- erhöhtes Sprechtempo<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

Prosodie 2: Redefluss<br />

Störungsmerkmale L2 B2 S3 N3 L3 B3<br />

- Sprechpausen<br />

- Iterationen<br />

- Lautdehnungen<br />

- Fehlversuche<br />

- Selbstkorrektur<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

Prosodie 3: Modulation/ Akzentuierung<br />

Störungsmerkmale L2 B2 S3 N3 L3 B3<br />

- Symptomatik<br />

- e<strong>in</strong>geschränkte Tonhöhen-/ Lautstärkemodulation (monoton)<br />

- Verän<strong>der</strong>ung des Sprechrhythmus durch Verkürzung<br />

- silbisches Sprechen<br />

+ Symptomatik<br />

- übersteigerte (bizarre) Tonhöhen-/ Lautstärkemodulation<br />

- Dehnen <strong>von</strong> Lauten und Lautübergängen<br />

- übermäßige (explosive Betonung)<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

96


Sprechatmung<br />

Störungsmerkmale L2 B2 S3 N3 L3 B3<br />

- erhöhte E<strong>in</strong>atmungshäufigkeit<br />

- <strong>in</strong>adäquate Inspirationspausen<br />

- Überziehen <strong>der</strong> Atemmittellage<br />

- hörbar/ sichtbar angestrengte E<strong>in</strong>atmung/ Hochatmung<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

St<strong>im</strong>me 1: Sprechst<strong>im</strong>mlage/ Sprechlautstärke<br />

Störungsmerkmale L2 B2 S3 N3 L3 B3<br />

- zu hoch<br />

- zu tief<br />

- zu laut<br />

- zu leise<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

St<strong>im</strong>me 2: Qualität<br />

Störungsmerkmale L2 B2 S3 N3 L3 B3<br />

Adduktionstyp mit –Symptomatik<br />

- hauchige st<strong>im</strong>mlose Phonation (Flüsterst<strong>im</strong>me)<br />

- behauchte heisere St<strong>im</strong>me<br />

- behauchte St<strong>im</strong>me<strong>in</strong>sätze<br />

- gurgelndes phonationssilbisches Sprechen<br />

Adduktionstyp mit +Symptomatik<br />

- gepresste st<strong>im</strong>mlose Phonation<br />

- gepresste rauhe/ gepresst heisere angestrengte Phonation<br />

- harte laryngalisierte St<strong>im</strong>me<strong>in</strong>sätze<br />

- gurgelnde Phonation<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

St<strong>im</strong>me 3: Stabilität<br />

Störungsmerkmale L2 B2 S3 N3 L3 B3<br />

- Tonhöhen-/ Lautstärkeschwankungen<br />

- Tonhöhen-/ Registersprünge<br />

- Entst<strong>im</strong>mung/ St<strong>im</strong>mschwund/ St<strong>im</strong>mabbruch<br />

- St<strong>im</strong>mzittern<br />

- Diplophonie<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

Artikulation<br />

Störungsmerkmale L2 B2 S3 N3 L3 B3<br />

- gestörte Vokalartikulation<br />

- gestörte Konsonantenartikulation<br />

- Verkürzung <strong>von</strong> Vokalen/ Diphthongenbruch<br />

- gestörte Speichelkontrolle/ feuchte Artikulation<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer, 2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e<br />

97


Prüfmaterial 18<br />

Lesetexte<br />

Der Teppichklopfer<br />

Es erstaunt <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong>, was alles <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong> Zeit aus unserem Leben verschw<strong>in</strong>det.<br />

Zum Beispiel das Teppichklopfen. Vor nicht allzu langer Zeit gehörte dieses – zumeist<br />

freitags – zu unserem Alltagsgeschehen. Hausfrauen schleppten die Teppiche <strong>in</strong> den Hof<br />

und trieben ihnen mit den Teppichklopfern den Staub aus. Die Industrie jedoch hatte ke<strong>in</strong><br />

son<strong>der</strong>lich großes Interesse am Teppichklopfen. Denn mit Teppichklopfen ließ sich nicht<br />

viel verdienen. Somit waren die Weichen für die Erf<strong>in</strong>dung des Staubsaugers gestellt. Und<br />

da<strong>von</strong> profitierte nicht nur die Industrie.<br />

Der Regenmantel<br />

Zweifellos ist die menschliche Haut <strong>der</strong> beste Wasserschutz. Diese Tatsache mag für e<strong>in</strong>en<br />

Tropenbewohner selbstverständlich se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>em Schotten h<strong>in</strong>gegen hilft sie nicht viel<br />

weiter. Ke<strong>in</strong> Wun<strong>der</strong> also, dass man dort schon <strong>im</strong>mer <strong>der</strong> Frage nachgegangen ist, wie<br />

man am besten trocken nach Hause kommt. Dabei kam <strong>der</strong> praktische Anstoß für e<strong>in</strong>e<br />

Regenhaut aus den Tropen. Dort erkannte e<strong>in</strong> Franzose die wasserabweisende Wirkung des<br />

Latex aus Gummibäumen. Er schmierte dieses auf se<strong>in</strong>en Mantel – und somit war <strong>der</strong><br />

Regenmantel geboren.<br />

Die Elbe<br />

Die Elbe war tot. Jetzt lebt sie wie<strong>der</strong>. Aus dem schmutzigsten Fluss Europas ist wie<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong> st<strong>in</strong>knormales Gewässer geworden – mit Fischen und Pflanzen. Unterhalb Hamburgs<br />

darf sogar wie<strong>der</strong> wie <strong>in</strong> alten Zeiten gebadet werden. Denn schon vor 100 Jahren suchten<br />

die Hanseaten Abkühlung <strong>in</strong> den he<strong>im</strong>ischen Fluten. Allerd<strong>in</strong>gs, wer bei kühnen<br />

Tauchversuchen den Mund zu voll nahm mit Elbwasser, dem kam es bisweilen fast vor, als<br />

hätte er schon die Nordsee erreicht. Das Elbwasser schmeckte nämlich ähnlich – und zwar<br />

nach Salz.<br />

18 Die Prüfitems <strong>der</strong> Kategorien Spontansprache, Nachsprechen, Lesen und Benennen s<strong>in</strong>d <strong>von</strong> <strong>der</strong> Logopäd<strong>in</strong> <strong>der</strong> neurologischen<br />

Universitätskl<strong>in</strong>ik Kiel zusammengestellt und für die Magisterarbeit zur Verfügung gestellt worden. Die BODY-Skala befand sich<br />

zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Magisterarbeit noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> abschließenden Entwicklungsphase.<br />

98


Spontansprache<br />

Was ist Ihr Beruf?<br />

Wo haben Sie Ihren letzten Urlaub verbracht? Wo würden Sie gerne Urlaub machen?<br />

Was s<strong>in</strong>d Ihre Hobbys?<br />

Nachsprechen<br />

1. Wer lacht hier so?<br />

Suse bestellt nichts?<br />

Kommt doch alle mit zum R<strong>in</strong>gkampf!<br />

Jan und Hella spielen oft Fe<strong>der</strong>ball.<br />

Ke<strong>in</strong>er kann sagen, ob die Geschichte wahr ist.<br />

2. Sie muss niesen.<br />

Fang jetzt endlich mal an!<br />

Georg sagt, dass <strong>der</strong> Film bald kommt.<br />

Die Apfelblüte war e<strong>in</strong>e wahre Pracht.<br />

Haben Sie Johannes das Län<strong>der</strong>spiel geschenkt?<br />

3. Komm pünktlich He<strong>im</strong>.<br />

Gew<strong>in</strong>nst du auch <strong>im</strong>mer?<br />

Sie blicken vom Gipfel <strong>in</strong>s Tal.<br />

Bevor es regnet, geht er spazieren.<br />

Judith wünscht sich seit langem das tolle Auto.<br />

Beschreiben <strong>von</strong> Bil<strong>der</strong>geschichten<br />

Material: Der kle<strong>in</strong>e Herr Jakob - Geschichtenkiste und Kopiervorlagen<br />

(„Andenken-Verkäufer“, „Entchen“, „Der Straßenbildhauer“)<br />

99


Sprechatmung<br />

Störungsmerkmale<br />

S1<br />

N1<br />

L1 B1 S2 N2<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

- erhöhte E<strong>in</strong>atmungshäufigkeit<br />

- <strong>in</strong>adäquate Inspirationspausen<br />

- Überziehen <strong>der</strong> Atemmittellage<br />

- hörbar/ sichtbar angestrengte<br />

E<strong>in</strong>atmung/ Hochatmung x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 3 4 3 3 3 3 3 4 4 4 4 4 4 4 3 4 3 3 3 3 3 3 4 3 3 3 3 3 4 4 3 3 3 3 3 4 4 3 3 3 3 3<br />

St<strong>im</strong>me 1: Sprechst<strong>im</strong>mlage Sprechlautstärke<br />

Störungsmerkmale<br />

S1<br />

N1<br />

L1 B1 S2 N2<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

- zu hoch<br />

- zu tief<br />

- zu laut<br />

- zu leise x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x<br />

100<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 3-4 3 3 3 3 3 4 3 3 3 3 3 3 3 3 3 2-3 2-3 2-3 3 3 3 3 3 3 3 3 4 3 3 3 3 3 3 4 3 3 3 3 3 3 3<br />

St<strong>im</strong>me 2: Qualität<br />

Störungsmerkmale<br />

S1 N1 L1 B1<br />

S2<br />

N2<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

Adduktionstyp mit -Symptomatik<br />

- hauchige st<strong>im</strong>mlose Phonation<br />

(Flüsterst<strong>im</strong>me)<br />

- behauchte heisere St<strong>im</strong>me x x x x x x x x x x x x<br />

- behauchte St<strong>im</strong>me<strong>in</strong>sätze x x x x x x<br />

- gurgelndes phonationssilbisches<br />

Sprechen<br />

Adduktionstyp mit +Symptomatik<br />

- gepresste st<strong>im</strong>mlose Phonation<br />

- gepresste rauhe/ gepresst<br />

heisere angestrengte Phonation<br />

- harte laryngalisierte St<strong>im</strong>me<strong>in</strong>sätze<br />

- gurgelnde Phonation<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 3-4 4 2 2 4 4 4 3 4 2 2 4 4 4 3 4 2 2 4 4 4 3-4 4 2 2 4 4 4 3 4 2 2 4 4 4 3-4 4 2 2 4 4 4


St<strong>im</strong>me 3: Stabilität<br />

Störungsmerkmale<br />

S1 N1 L1 B1<br />

S2<br />

N2<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

- Tonhöhen-/ Lautstärkeschwankungen<br />

x x x<br />

- Tonhöhen-/ Registersprünge<br />

- Entst<strong>im</strong>mung/ St<strong>im</strong>mschwund<br />

St<strong>im</strong>mabbruch<br />

- St<strong>im</strong>mzittern x x x<br />

- Diplophonie x x x x x x<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 4 4 4 2 4 4 4 4 4 4 2 4 4 4 4 4 4 3 4 4 4 4 4 4 2 4 4 4 4 4 4 2 4 4 4 4 4 4 2 4 4 4<br />

Artikulation<br />

Störungsmerkmale<br />

S1<br />

N1<br />

L1<br />

B1<br />

S2<br />

N2<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

- gestörte Vokalartikulation<br />

101<br />

- gestörte Konsonantenartikulation x x x x x x x x x x x x x x x x<br />

- Verkürzung <strong>von</strong> Vokalen/<br />

Diphthongenbruch<br />

- gestörte Speichelkontrolle<br />

feuchte Artikulation<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 4 4 3 4 2-3 4 4 4 3-4 2-3 4 2-3 4 4 4 3-4 3 4 3 4 4 4 3-4 3 4 2-3 4 4 4 3-4 2-3 4 3 4 4 4 3 3 4 3 4 4<br />

Resonanz<br />

Störungsmerkmale<br />

S1 N1 L1 B1 S2 N2<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

Hypernasalität<br />

- nasaler Durchschlag<br />

(Plosive, Affrikate, Frikative)<br />

- Nasalierung <strong>von</strong> Konsonanten<br />

- hypernasale Vokale x x x x x x<br />

Hyponasalität<br />

- Denasalisierung<br />

- hyponasale Resonanz<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 4 2 4 4 4 4 4 4 2-3 4 4 4 4 4 4 2-3 4 4 4 4 4 4 3 4 4 4 4 4 4 3 4 4 4 4 4 4 2-3 4 4 4 4 4


Prosodie 1: Sprechtempo<br />

Störungsmerkmale<br />

S1<br />

N1<br />

L1<br />

B1<br />

S2<br />

N2<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

Typ A (verlangsamt)<br />

- verlangsamtes Sprechtempo x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x<br />

Typ B (beschleunigt)<br />

- erhöhtes Sprechtempo<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 3 4 3 3 3 3 4 4 3 3 3 3 3 4 3 3 4 4 4 4 4 3-4 3 4 4 4 4 4 3 3 3 3 3 3 4 3-4 3 4 4 4 4 4<br />

Prosodie 2: Redefluss<br />

Störungsmerkmale<br />

S1<br />

N1<br />

L1<br />

B1<br />

S2<br />

N2<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

- Sprechpausen<br />

- Iterationen<br />

- Lautdehnungen x x x x<br />

- Fehlversuche x x<br />

102<br />

- Selbstkorrektur x x x<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 4 4 3 4 4 4 4 3 4 4 4 4 4 4 4 3 3-4 4 4 4 4 4 4 3 4 4 4 4 3 4 3 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4<br />

Prosodie 3: Modulation/ Akzentuierung<br />

Störungsmerkmale<br />

S1 N1 L1 B1<br />

S2<br />

N2<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

- Symptomatik<br />

- e<strong>in</strong>geschränkte Tonhöhen-/<br />

Lautstärkemodulation (monoton) x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x<br />

- Verän<strong>der</strong>ung des Sprechrhythmus<br />

durch Verkürzung<br />

- silbisches Sprechen<br />

+ Symptomatik<br />

- übersteigerte Tonhöhen-/<br />

Lautstärkemodulation<br />

- Dehnen <strong>von</strong> Lauten und<br />

Lautstärkemodulation<br />

- übermäßige Betonung<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 3 3 2-3 2-3 2-3 3 3 3 3 3 3 3 3 4 3 3 3 3 2-3 3 4 3-4 3 3 3 2-3 3 3 3-4 3 3 3 3 3 4 3 3 2-3 2-3 3 3 3


Resonanz<br />

Störungsmerkmale<br />

L2 B2 S3 N3<br />

L3<br />

B3<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

Hypernasalität<br />

- nasaler Durchschlag<br />

(Plosive, Affrikate, Frikative)<br />

- Nasalierung <strong>von</strong> Konsonanten<br />

- hypernasale Vokale x x x x x x<br />

Störungsmerkmale<br />

L2 B2 S3 N3<br />

L3<br />

B3<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

Hyponasalität<br />

- Denasalisierung<br />

- hyponasale Resonanz<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 4 2-3 4 4 4 4 4 4 3 4 4 4 4 4 4 3 4 4 4 4 4 4 3 4 4 4 4 4 4 2-3 4 4 4 4 4 4 2-3 4 4 4 4 4<br />

Prosodie 1: Sprechtempo<br />

103<br />

Störungsmerkmale<br />

L2 B2 S3 N3 L3 B3<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

Typ A (verlangsamt)<br />

- verlangsamtes Sprechtempo x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x<br />

Typ B (beschleunigt)<br />

- erhöhtes Sprechtempo<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 3 3 3 3 3 3 4 3 3 3 3 3 3 4 3 3-4 4 4 4 4 4 3-4 3 3 3 3 3 4 3-4 3 4 4 4 4 4 3 3 4 4 4 4 4<br />

Prosodie 2: Redefluss<br />

Störungsmerkmale<br />

L2 B2 S3 N3 L3 B3<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

- Sprechpausen<br />

- Iterationen<br />

- Lautdehnungen x x x x x<br />

- Fehlversuche x x<br />

- Selbstkorrektur x x<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 4 3 4 4 4 4 4 4 4 3 4 4 4 4 4 2-3 4 4 4 4 4 4 3 4 4 4 4 4 3-4 3 4 4 4 4 4 4 3 4 4 4 4


Prosodie 3: Modulation/ Akzentuierung<br />

Störungsmerkmale<br />

L2 B2 S3 N3<br />

L3<br />

B3<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

- Symptomatik<br />

- e<strong>in</strong>geschränkte Tonhöhen-/<br />

Lautstärkemodulation (monoton) x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x<br />

- Verän<strong>der</strong>ung des Sprechrhythmus<br />

durch Verkürzung<br />

- silbisches Sprechen<br />

+ Symptomatik<br />

- übersteigerte Tonhöhen-/<br />

Lautstärkemodulation<br />

- Dehnen <strong>von</strong> Lauten und<br />

Lautübergängen<br />

- übermäßige Betonung<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

104<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 3 3 2-3 2-3 2-3 3 4 3 3 2 2 3 3 3 3 3 2-3 2-3 2-3 3 4 3 3 2-3 2-3 3 3 4 3-4 3 3 3 3 3 3 3-4 3 3 3 2-3 3 4<br />

Sprechatmung<br />

Störungsmerkmale<br />

L2 B2 S3 N3<br />

L3<br />

B3<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

- erhöhte E<strong>in</strong>atmungshäufigkeit<br />

- <strong>in</strong>adäquate Inspirationspausen<br />

- Überziehen <strong>der</strong> Atemmittellage<br />

- hörbar/ sichtbar angestrengte<br />

E<strong>in</strong>atmung/ Hochatmung x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 3 4 3 3-4 4 4 4 4 4 3 3 3 3 3 3-4 4 3 3 3 3 3 4 4 3-4 3-4 4 4 4 4 4 3 3 3 3 3 3-4 4 3 3 3 3 3


St<strong>im</strong>me 1: Sprechst<strong>im</strong>mlage / Sprechlautstärke<br />

Störungsmerkmale<br />

L2 B2 S3 N3 L3 B3<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

- zu hoch<br />

- zu tief<br />

- zu laut<br />

- zu leise x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 3 2-3 2-3 2-3 4 4 4 4 3 3 3 3 3 4 3 3 3 3 3 3 4 3-4 2-3 2-3 2-3 3 3 3 3 3 3 3 4 4 4 3 3 3 3 3 3 3<br />

St<strong>im</strong>me 2: Qualität<br />

Störungsmerkmale<br />

L2 B2 S3 N3 L3 B3<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

Adduktionstyp mit -Symptomatik<br />

- hauchige st<strong>im</strong>mlose Phonation<br />

(Flüsterst<strong>im</strong>me)<br />

- behauchte heisere St<strong>im</strong>me x x x x x x x x x x x x<br />

105<br />

- behauchte St<strong>im</strong>me<strong>in</strong>sätze x x x x x x<br />

- gurgelndes phonationssilbisches<br />

Sprechen<br />

St<strong>im</strong>me 2: Qualität<br />

Störungsmerkmale<br />

L2 B2 S3 N3<br />

L3<br />

B3<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

Adduktionstyp mit +Symptomatik<br />

- gepresste st<strong>im</strong>mlose Phonation<br />

- gepresste rauhe/ gepresst<br />

heisere angestrengte Phonation<br />

- harte laryngalisierte St<strong>im</strong>me<strong>in</strong>sätze<br />

- gurgelnde Phonation<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 3 4 2 2 4 4 4 3 4 2 2 4 4 4 3 4 2-3 2-3 4 4 4 3-4 4 2 2 4 4 4 3-4 4 2 2 4 4 4 3 4 2 2 4 4 4


St<strong>im</strong>me 3: Stabilität<br />

Störungsmerkmale<br />

L2 B2 S3 N3 L3 B3<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

- Tonhöhen-/ Lautstärkeschwankungen<br />

- Tonhöhen-/ Registersprünge<br />

- Entst<strong>im</strong>mung/ St<strong>im</strong>mschwund<br />

St<strong>im</strong>mabbruch<br />

- St<strong>im</strong>mzittern<br />

- Diplophonie x x x<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 4 4 4 3 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 3 4 4 4 4 4 4 3 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4<br />

106<br />

Artikulation<br />

Störungsmerkmale<br />

L2 B2 S3 N3<br />

L3<br />

B3<br />

PD 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07 01 02 03 04 05 06 07<br />

- gestörte Vokalartikulation<br />

- gestörte Konsonantenartikulation x x x x x x x x x x x x x x x x<br />

- Verkürzung <strong>von</strong> Vokalen/<br />

Diphthongenbruch<br />

- gestörte Speichelkontrolle<br />

feuchte Artikulation<br />

Punktwert: 0 schwerst, 1 schwer,<br />

2 mittel, 3 leicht, 4 ke<strong>in</strong>e 4 3-4 3 4 3 4 4 4 4 2-3 4 2-3 4 4 4 3-4 3 4 3 4 4 4 4 3 4 3 4 4 4 3-4 3 4 2-3 4 4 4 3 2-3 4 2-3 4 4


Anhang B<br />

Deklarativsätze<br />

Interrogativsätze<br />

Sprecherpaar PD CP PD CP<br />

01 52% H* L - %<br />

48% L+H* L-%<br />

68% H* L-%<br />

24% L+H* L-%<br />

76% L*+H H-%<br />

24% L* H-%<br />

92% L*+H H-%<br />

8% L* H-%<br />

02 52% H* L-%<br />

48% L+H* L-%<br />

03 64% H* L-%<br />

36% L+H* L-%<br />

8% H+L* L-%<br />

64% H* L-%<br />

36% L+H* L-%<br />

64% H* L-%<br />

36% L+H* L-%<br />

04 88% H* L-%<br />

12% L+H* L-%<br />

76% H* L-%<br />

24% L+H* L-%<br />

05 48% L*+H H-% 68% H* L-%<br />

36% H* L-H% 32% L+H* L-%<br />

16% H* L-%<br />

06 100% H* L-% 56% H* L-%<br />

36% L+H* L-%<br />

8% ^H* L-%<br />

07 84% H* L-% 56% H* L-%<br />

16% L+H* L-% 44% L+H* L-%<br />

52% L* H-%<br />

40% L*+H H-%<br />

8% H* L-H%<br />

88% L*+H H-%<br />

8% L* H-%<br />

4% H* L-H%<br />

76% L*+H H-%<br />

24% L* H-%<br />

96% L*+H H-%<br />

4% H* L-H%<br />

92% H* L-%<br />

8% L*+H H-%<br />

88% L*+H H-%<br />

12% L* H-%<br />

52% L* H-%<br />

48% L*+H H-%<br />

76% L* H-%<br />

24% L*+H H-%<br />

92% L*+H H-%<br />

8% L* H-%<br />

36% H* L-H%<br />

36% L*+H H-%<br />

28% L* H-%<br />

60% L*+H H-%<br />

40% L* H-%<br />

92% L*+H H-%<br />

8% H* L-H%<br />

Tabelle 16: <strong>in</strong>tonatorische Umsetzung <strong>der</strong> Deklarativ- und Interrogativsätze, ausgedrückt <strong>in</strong> relativen Werten (bezogen auf 25 Sätze pro<br />

Person und Satzmodus) für die Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD) und die Kontrollgruppe (CP)<br />

Gruppe Deklarativsätze Interrogativsätze<br />

CP 57,7% H*L-%<br />

39,4% L+H* L-%<br />

1,8% ^H* L-%<br />

1,1% H+L* L-%<br />

60,6% L*+H H-%<br />

32,6% L* H-%<br />

6,8% H* L-H%<br />

PD<br />

64,6% H* L-%<br />

23,4% L+H* L-%<br />

6.9% L*+H H-%<br />

5,1% H* L-H%<br />

68% L*+H H-%<br />

14% L* H-%<br />

13,1% H* L-%<br />

4,9% H* L-H%<br />

Tabelle 17: <strong>in</strong>tonatorische Umsetzung <strong>der</strong> Deklarativ- und Interrogativsätze, ausgedrückt <strong>in</strong> relativen Werten (bezogen auf 175 Sätze<br />

pro Sprechergruppe und Satzmodus) über alle Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD) und Kontrollsprecher (CP)<br />

107


Anhang C<br />

Sprecherpaar PD CP<br />

mean sd mean sd<br />

01 149.0 21.1 130.5 19.7<br />

02 142.8 8.2 161.2 9.0<br />

03 111.5 10.1 109.5 9.1<br />

04 141.8 10.2 164.2 7.6<br />

05 94.3 7.9 96.5 11.0<br />

06 108.1 4.8 105.2 10.8<br />

07 177.7 21.3 146.3 10.3<br />

Tabelle 18: durchschnittliche Grundfrequenz (mean) und Standardabweichungen (sd)<br />

<strong>der</strong> Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD) und Kontrollsprecher (CP)<br />

Abbildung 34: Histogramme zur Darstellung <strong>der</strong> f0-Werte-Verteilung aller Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD)<br />

108


Abbildung 35: Histogramme zur Darstellung <strong>der</strong> f0-Werte-Verteilung aller Kontrollsprecher (CP)<br />

109


Anhang D<br />

Deklarativ<br />

Interrogativ<br />

Zielwort Anstieg zum H Anstieg zum H<br />

PD CP PD CP<br />

mean sd mean sd mean sd mean sd<br />

01 Miehle 9.5 0.9 10.9 1.6 10.1 0.9 13.3 1.3<br />

Misch 11.4 1.6 10.6 3.7 9.6 1.2 12.0 2.3<br />

02 Miehle 11.2 0.7 7.8 0.5 8.6 2.0 13.6 1.1<br />

Misch 9.4 0.8 7.7 0.4 6.5 0.5 13.1 0.5<br />

03 Miehle 6.7 0.7 8.8 0.4 8.4 1.1 13.1 1.7<br />

Misch 7.1 0.2 8.3 0.4 8.9 1.0 10.9 1.2<br />

04 Miehle 8.2 1.8 10.2 1.7 9.7 2.5 14.3 1.7<br />

Misch 6.5 1.8 9.6 1.4 9.3 2.7 15.6 1.3<br />

05 Miehle 3.6 1.9 10.5 1.1 8.7 1.7 10.5 0.9<br />

Misch 5.4 0.0 10.4 0.5 6.5 1.7 10.1 1.4<br />

06 Miehle 2.7 1.1 13.9 0.5 - - 16.8 0.6<br />

Misch 3.3 1.2 12.7 0.6 - - 16.0 1.5<br />

07 Miehle 7.4 2.3 12.9 1.9 10.3 2.5 16.9 1.8<br />

Misch 7.1 2.2 11.2 1.0 9.0 1.5 13.0 3.2<br />

Tabelle 19: durchschnittliche Anstiegswerte (mean) und Standardabweichungen (sd) <strong>in</strong> [HT] für die Gipfelkonturen <strong>in</strong><br />

Deklarativsätzen und den phrasenf<strong>in</strong>al steigenden Konturen <strong>in</strong> Interrogativsätzen; Zielwörter „Miehle“ und „Misch“;<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD), Kontrollsprecher (CP)<br />

Sprecherpaar<br />

Sprecherpaar<br />

Deklarativ<br />

Interrogativ<br />

Zielwort PD CP PD CP<br />

mean sd mean sd mean sd mean sd<br />

01 Miehle 29.2 4.4 41.8 15.6 34.2 11.5 25.0 9.3<br />

Misch 47.6 11.2 74.2 13.5 118.9 8.5 54.9 14.2<br />

02 Miehle 39.1 6.3 26.3 2.0 49.4 7.9 45.7 8.5<br />

Misch 44.7 4.2 32.1 6.7 65.9 6.0 89.9 10.9<br />

03 Miehle 13.9 4.9 15.1 3.0 13.6 2.8 33.6 8.9<br />

Misch 24.8 2.0 32.6 2.4 31.1 3.8 66.6 9.5<br />

04 Miehle 29.2 7.5 38.5 8.9 37.5 5.2 93.2 12.0<br />

Misch 27.3 12.2 57.1 2.3 64.5 14.9 143.8 5.6<br />

05 Miehle 12.0 0.4 28.4 5.5 26.7 12.1 41.0 8.1<br />

Misch 32.1 6.8 54.7 4.3 45.9 14.9 82.6 11.6<br />

06 Miehle 16.2 5.5 34.2 7.8 - - 45.4 0.2<br />

Misch 24.3 10.8 50.1 8.3 - - 76.8 8.3<br />

07 Miehle 42.4 9.0 45.7 11.2 27.1 13.9 52.4 13.6<br />

Misch 46.1 15.0 48.4 8.3 55.5 15.9 85.3 22.6<br />

Tabelle 20: durchschnittliche Anstiegsgeschw<strong>in</strong>digkeit (mean) und Standardabweichungen (sd) <strong>in</strong> [HT/ Sek.] für die Gipfelkonturen <strong>in</strong><br />

Deklarativsätzen und den phrasenf<strong>in</strong>al steigenden Konturen <strong>in</strong> Interrogativsätzen; Zielwörter „Miehle“ und „Misch“;<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD), Kontrollsprecher (CP)<br />

110


Deklarativ<br />

Interrogativ<br />

Sprecherpaar Zielwort PD CP PD CP<br />

mean sd mean sd mean sd mean sd<br />

01 Miehle 208.6 40.5 215.6 25.8 255.6 59.9 301.2 82.7<br />

Misch 105.9 11.0 146.1 9.6 98.8 32.5 113.2 25.6<br />

02 Miehle 200.3 33.7 159.6 11.9 150.3 26.7 230.5 38.3<br />

Misch 133.5 10.2 132.0 30.8 71.7 5.8 137.1 26.0<br />

03 Miehle 188.4 21.2 177.5 17.0 366.6 64.5 199.9 32.2<br />

Misch 116.5 22.2 97.3 16.6 171.8 21.3 101.7 19.5<br />

04 Miehle 174.1 18.9 135.8 26.2 228.0 88.3 97.1 23.0<br />

Misch 160.8 11.3 72.8 5.6 119.8 52.6 86.2 12.9<br />

05 Miehle 258.7 74.5 179.2 34.5 357.5 119.2 175.2 28.3<br />

Misch 150.4 17.0 109.6 6.0 137.5 41.1 103.7 25.8<br />

06 Miehle 126.6 36.2 204.9 16.8 - - 226.3 4.5<br />

Misch 99.8 21.9 111.6 5.9 - - 90.1 8.8<br />

07 Miehle 166.6 42.3 205.1 16.8 353.4 66.3 250.8 53.0<br />

Misch 132.0 25.2 152.7 21.9 163.3 42.9 138.5 33.8<br />

Tabelle 21: durchschnittliche Anstiegs-Realisierungszeit (mean) und Standardabweichungen (sd) <strong>in</strong> [ms] für die Gipfelkonturen <strong>in</strong><br />

Deklarativsätzen und den phrasenf<strong>in</strong>al steigenden Konturen <strong>in</strong> Interrogativsätzen; Zielwörter „Miehle“ und „Misch“;<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD), Kontrollsprecher (CP)<br />

Sprecherpaar<br />

Zielwort PD CP<br />

mean sd mean sd<br />

01 Miehl 1617.8 263.9 1058.1 166.2<br />

Misch 1434.4 349.0 1048.4 67.3<br />

02 Miehl 1327.2 195.3 812.9 54.9<br />

Misch 1228.0 46.5 812.5 44.0<br />

03 Miehl 1492.0 165.1 731.5 16.6<br />

Misch 1248.9 139.1 746.9 46.8<br />

04 Miehl 936.8 74.6 822.0 37.4<br />

Misch 928.8 72.4 796.0 39.5<br />

05 Miehl - - 747.5 73.6<br />

Misch 1296.3 209.6 769.1 45.5<br />

06 Miehl 713.4 62.8 1250.4 184.9<br />

Misch 727.8 59.8 1205.7 157.9<br />

07 Miehl 1104.2 82.8 1090.8 88.3<br />

Misch 1090.2 156.6 1175.0 119.6<br />

Tabelle 22: durchschnittliche zeitliche Position (mean) und Standardabweichungen (sd)<br />

des Vokal-Onsets <strong>in</strong> [ms] für die Zielwörter „Miehl“ und „Misch“ <strong>in</strong> Relation<br />

zum Satzbeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> Deklarativsätzen; Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD), Kontrollsprecher (CP)<br />

111


Sprecherpaar<br />

Zielwort PD CP<br />

mean sd mean sd<br />

01 Miehl 95.4 15.9 118.7 16.9<br />

Misch 60.5 31.3 119.6 75.3<br />

02 Miehl 82.7 6.2 62.3 15.1<br />

Misch 59.4 18.2 40.6 21.5<br />

03 Miehl 89.7 20.2 122.7 11.2<br />

Misch 65.0 17.1 28.2 11.9<br />

04 Miehl 84.2 49.3 66.5 11.4<br />

Misch 80.0 45.1 42.8 22.3<br />

05 Miehl - - 123.1 22.6<br />

Misch 52.0 9.9 46.1 10.4<br />

06 Miehl 57.2 16.4 123.1 22.6<br />

Misch 45.1 28.9 38.5 9.5<br />

07 Miehl 87.0 24.7 71.2 43.4<br />

Misch 51.2 22.2 55.3 22.0<br />

Tabelle 23: durchschnittlicher peak delay (mean) und Standardabweichungen (sd) <strong>in</strong> [ms]<br />

für die Testwörter „Miehl“ und „Misch“ <strong>in</strong> Deklarativsätzen;<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD), Kontrollsprecher (CP)<br />

Sprecherpaar<br />

Zielwort PD CP<br />

H* L+H* H* L+H*<br />

01 Miehle 4 1 2 3<br />

Misch 5 - - 4<br />

02 Miehle 3 2 4 1<br />

Misch 5 - 4 1<br />

03 Miehle 4 1 5 -<br />

Misch 5 - 5 -<br />

04 Miehle 5 - 2 3<br />

Misch 5 - 5 -<br />

05 Miehle 2 - 3 2<br />

Misch 2 - 5 -<br />

06 Miehle 5 - 3 2<br />

Misch 5 - 4 -<br />

07 Miehle 4 1 3 2<br />

Misch 5 - 5 -<br />

Total 59 4 50 18<br />

Tabelle 24: absolute Häufigkeiten <strong>der</strong> verwendeten Gipfelkonturen H* und L+H* für<br />

die Testwörter „Miehle“ und „Misch“ <strong>in</strong> Deklarativsätzen;<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD), Kontrollsprecher (CP)<br />

112


Sprecherpaar<br />

Zielwort PD CP<br />

L* L*+H L* L*+H<br />

01 Miehle 3 2 2 3<br />

Misch - 5 - 5<br />

02 Miehle 3 1 4 1<br />

Misch - 5 - 5<br />

03 Miehle - 4 5 -<br />

Misch - 5 1 4<br />

04 Miehle 1 4 5 -<br />

Misch - 5 5 -<br />

05 Miehle - 4 1 4<br />

Misch - 5 - 5<br />

06 Miehle - - 2 -<br />

Misch - - - 5<br />

07 Miehle 1 4 5 -<br />

Misch - 5 - 5<br />

Total 8 49 30 37<br />

Tabelle 25: absolute Häufigkeiten <strong>der</strong> verwendeten Gipfelkonturen L* und L*+H für<br />

die Testwörter „Miehle“ und „Misch“ <strong>in</strong> Interrogativsätzen;<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD), Kontrollsprecher (CP)<br />

Sprecherpaar<br />

Zielwort PD CP<br />

H* L+H* H* L+H*<br />

01 Miehl 1 4 - 4<br />

Misch 5 - - 4<br />

02 Miehl 2 3 4 1<br />

Misch 5 - 4 1<br />

03 Miehl 5 - 4 1<br />

Misch 5 - 5 -<br />

04 Miehl 5 - 4 1<br />

Misch 5 - 5 -<br />

05 Miehl - - 3 2<br />

Misch 2 - 5 -<br />

06 Miehl 5 - 5 -<br />

Misch 5 - 4 -<br />

07 Miehl 5 - 2 3<br />

Misch 5 - 5 -<br />

Total 55 7 50 17<br />

Tabelle 26: absolute Häufigkeiten <strong>der</strong> verwendeten Gipfelkonturen H* und L+H* für<br />

die Testwörter „Miehl“ und „Misch“ <strong>in</strong> Deklarativsätzen;<br />

Park<strong>in</strong>sonpatienten (PD), Kontrollsprecher (CP)<br />

113


Danksagung:<br />

Herzlichen Dank an:<br />

Herrn Prof. Kohler für se<strong>in</strong> großes Interesse an diesem Projekt und <strong>der</strong> Betreuung vor<br />

und während <strong>der</strong> Magisterarbeit.<br />

alle Probanden, die sich Zeit für die Sprachaufnahmen genommen haben. Ohne sie,<br />

wäre diese Arbeit nicht möglich gewesen.<br />

Birgit Nicolai und das gesamte Praxisteam <strong>der</strong> Logopädischen Praxis Nicolai <strong>in</strong> Kiel<br />

für die große Unterstützung über die gesamte Studiendauer.<br />

Dr. Peter Drissner und se<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Praxis für Neurologie und<br />

Psychiatrie <strong>in</strong> Neumünster für <strong>der</strong>en freundliche Unterstützung bei den Aufnahmen <strong>in</strong><br />

den eigenen Praxisräumen.<br />

114


Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe<br />

angefertigt und ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>en als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet<br />

habe. Ferner versichere ich, dass diese Arbeit noch nicht zum Zwecke <strong>der</strong> Erlangung <strong>der</strong><br />

Magisterwürde an an<strong>der</strong>er Stelle vorgelegen hat.<br />

_____________________________________________<br />

(Datum, Unterschrift)<br />

115


Lebenslauf<br />

Persönliche Angaben<br />

Name:<br />

Antje Stiel<br />

Geburtstag: 05.04.1980<br />

Geburtsort:<br />

Hoyerswerda<br />

Staatsangehörigkeit: deutsch<br />

Familienstand:<br />

Adresse:<br />

ledig<br />

Tröndelweg 27, 24148 Kiel<br />

Telefon: 0431 – 6671860<br />

Ausbildung<br />

1986 – 1991 Besuch <strong>der</strong> Hanno-Günther-Oberschule, 17379 Ferd<strong>in</strong>andshof<br />

1991 – 1996 Besuch <strong>der</strong> Realschule mit Grund- und Hauptschulteil, 24848,<br />

Kropp<br />

1996 – 1999 Besuch des Fachgymnasiums an den Beruflichen Schulen des<br />

Kreises Schleswig-Flensburg, 24837 Schleswig, wirtschaftlicher<br />

Zweig<br />

2000 – 2003 Ausbildung zur staatlich anerkannten Logopäd<strong>in</strong> am Institut für<br />

Weiterbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kranken- und Altenpflege, 39124 Magdeburg<br />

seit WS 2003/ 04<br />

Sonstiges<br />

Sept.2003 –<br />

März 2004<br />

seit April 2004<br />

seit Sept. 2007<br />

Studium an <strong>der</strong> Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<br />

Phonetik und digitale Sprachverarbeitung (HF)<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Sprachwissenschaft (NF)<br />

Pädagogik (NF)<br />

angestellt als teilzeitbeschäftigte Logopäd<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis für Atem-,<br />

Sprech- und St<strong>im</strong>mtherapie, Henner Herchenhe<strong>im</strong>, Seekoppelweg<br />

10, 24113 Kiel<br />

angestellt als teilzeitbeschäftigte Logopäd<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Logopädischen<br />

Praxis Nicolai, Friedrichsorter Str. 10, 24159 Kiel<br />

logopädische Urlaubsvertretung und Bereitschaftsdienst am<br />

Universitätskl<strong>in</strong>ikum Schleswig-Holste<strong>in</strong>, Neurologie, Stroke Unit,<br />

Schittenhelmstr. 10, 24105 Kiel<br />

116


akademische Lehrer<br />

Phonetik und digitale Sprachverarbeitung: Prof. Dr. Jonathan M. Harr<strong>in</strong>gton<br />

Prof. em. Dr. Klaus J. Kohler<br />

Dr. Christ<strong>in</strong>e Mooshammer<br />

Dr. Michel Scheffers<br />

PD Dr. habil. Hartmut R. Pfitz<strong>in</strong>ger<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Sprachwissenschaft:<br />

Prof. Dr. Dr. Ursula Pieper<br />

Prof. Dr. Ulrike Mosel<br />

Pädagogik:<br />

Prof. Dr. Bijan Am<strong>in</strong>i<br />

Dr. Lars Oliver Carstens<br />

Kiel, den 20.03.08,<br />

___________________________________<br />

Antje Stiel<br />

117

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