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Eine experimentelle phonetische Untersuchung - IPdS in Kiel ...

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<strong>E<strong>in</strong>e</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>phonetische</strong><br />

<strong>Untersuchung</strong> zu<br />

Stimmhaftigkeitsunterschieden bei Sonoranten<br />

im Isländischen<br />

Schriftliche Hausarbeit zur Erlangung des Grades<br />

e<strong>in</strong>es Magister Artium (M.A.)<br />

der Philosophischen Fakultät<br />

der Christian-Albrechts-Universität zu<br />

<strong>Kiel</strong><br />

vorgelegt von<br />

Lasse Bombien<br />

<strong>Kiel</strong><br />

12. November 2005


ii<br />

Referent:<br />

Korreferent:<br />

Dekan:<br />

Tag der Zeugnisübergabe:


Inhaltsverzeichnis<br />

1 E<strong>in</strong>leitung 1<br />

2 Problemstellung 3<br />

2.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2.2 [n] versus [n˚] im Isländischen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

2.3 Zusammenfassung der Problemstellung . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

3 Phonation 15<br />

3.1 Luftstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

3.2 Physiologie des Larynx . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

3.3 Typen der Phonation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

3.3.1 Stimmlosigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

3.3.2 Flüsterstimme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

3.3.3 Stimmhaftigkeit – Modale Stimme . . . . . . . . . . . . . 25<br />

3.3.4 Behauchte Stimme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

3.3.5 Knarrstimme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

3.3.6 Weitere Phonationstypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3.4 Akustische und spektrale Eigenschaften von Phonationstypen . . . 29<br />

4 Aufnahmemethode 31<br />

4.1 Entwicklung und Anwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

4.1.1 Def<strong>in</strong>itionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

4.1.2 Entwicklung und Gegenstand . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

4.1.3 Anwendungsbeispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

4.2 Sprachmaterial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

4.3 Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

5 Experiment 39<br />

5.1 Sprachmaterial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

5.2 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

5.3 Vorverarbeitung der Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

iii


iv<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

6 Datenverarbeitung 47<br />

6.1 Etikettierung der Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

6.1.1 Akustische Segmentierung . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

6.1.2 Erstellen der Hierarchie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

6.1.3 Ereignisse im PGG-Signal . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

6.2 Signalanalysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

6.2.1 H 1 - H 2 Differenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

6.2.2 Nulldurchgangsrate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

7 Ergebnisse 55<br />

7.1 Segmentdauern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

7.2 Akustik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

7.2.1 H 1 -H 2 Differenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

7.2.2 Friktionsgeräusch – Nulldurchgangsrate . . . . . . . . . . 65<br />

7.3 PGG-Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

7.3.1 Zeitliche Koord<strong>in</strong>ierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

7.3.2 Qualitative Beschreibung der Öffnungsgesten . . . . . . . 71<br />

7.3.3 Stimmbandschw<strong>in</strong>gung vs. Nulldurchgangsrate . . . . . . 72<br />

7.3.4 Zusammenfassung – PGG . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

8 Diskussion 75<br />

8.1 Fragestellung und Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />

8.2 Zusammenfassung– Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

Literaturverzeichnis 83<br />

A 87<br />

A.1 Tabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

A.2 PGG-Segment-Plots . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />

B 101


Tabellenverzeichnis<br />

2.1 Liste der Zielworte mit Transkription und Übersetzung. . . . . . . 9<br />

2.2 Durchschnittliche Dauern von [n] bzw. [n˚]. . . . . . . . . . . . . 10<br />

2.3 Durschnittliche Dauern der postnasalen Plosive. . . . . . . . . . . 11<br />

5.1 Trägersatz mit Transkription und Übersetzung. . . . . . . . . . . 39<br />

5.2 Auflistung der Stimuli <strong>in</strong> kontrastierenden Paaren mit Transkription,<br />

Ziellaut ist Sonorant. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

5.3 Auflistung der Stimuli <strong>in</strong> kontrastierenden Paaren mit Transkription,<br />

Ziellaut ist Frikativ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

5.4 Auflistung der Stimuli <strong>in</strong> kontrastierenden Paaren mit Transkription,<br />

Ziellaut ist Plosiv. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

7.1 Durschnittliche Dauern <strong>in</strong> ms für [n] und [n˚], getrennt nach Versuchsperson<br />

und Kontext. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

7.2 Statistische Ergebnisse für die Dauerunterschiede von [n] vs. [n˚]. . 57<br />

7.3 Durschnittliche Dauern <strong>in</strong> ms für [l] und [l˚], getrennt nach Versuchsperson<br />

und Kontext. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

7.4 Statistische Ergebnisse für die Dauerunterschiede von [l] vs. [l˚]. . 58<br />

7.5 Durschnittliche Dauern <strong>in</strong> ms für [r] und [r˚], getrennt nach Versuchsperson<br />

und Kontext. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

7.6 Statistische Ergebnisse für die Dauerunterschiede von [r] vs. [r˚]. . 60<br />

7.7 [n] vs. [n˚]: Die Durchschnitte der ersten beiden Harmonischen sowie<br />

ihrer Differenzen getrennt nach Versuchperson und Phonation.<br />

Errechnet aus den korrigierten Werten. . . . . . . . . . . . . . 61<br />

7.8 [l] vs. [l˚] Die Durchschnitte der ersten beiden Harmonischen sowie<br />

ihrer Differenzen getrennt nach Versuchperson und Phonation.<br />

Errechnet aus den korrigierten Werten. . . . . . . . . . . . . . 62<br />

7.9 [r] vs. [r˚] Die Durchschnitte der ersten beiden Harmonischen sowie<br />

ihrer Differenzen getrennt nach Phonation. Errechnet aus den<br />

korrigierten Werten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

v


vi<br />

TABELLENVERZEICHNIS<br />

7.10 Sprecher<strong>in</strong>terner Vergleich von verschiedenen Sonoranten gleicher<br />

Phonation. Wilcoxon-Test. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

7.11 Mittelwerte (x) und Standardabweichung (σ) für den relativen<br />

Zeitpunkt der maximalen Glottisöffnung <strong>in</strong>nerhalb des Segments.<br />

Initialer Kontext. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

7.12 Mittelwerte (x) und Standardabweichung (σ) für den relativen<br />

Zeitpunkt der maximalen Glottisöffnung <strong>in</strong>nerhalb des Segments.<br />

Medialer Kontext. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

7.13 Häufigkeit von <strong>in</strong>itialen Sonoranten mit durchgehender Stimmbandschw<strong>in</strong>gung<br />

(+) bzw. ohne Stimmbandschw<strong>in</strong>gung (-). . . . . 72<br />

7.14 Vibration, Glottisöffnung und Nulldurchgangsrate für <strong>in</strong>itiale [h],<br />

[n˚], [l˚] und [r˚]. Abkürzungen s. Text. . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

7.15 Vibration, Glottisöffnug und Nulldurchgangsrate für mediale [n˚]<br />

und [l˚] und Präaspiration. Abkürzungen s. Text. . . . . . . . . . . 74<br />

A.1 Liste aller verwendeten Stimuli mit Transkription und Übersetzung 87<br />

A.2 H 1 und H 2 mit Differenz für <strong>in</strong>itiales [n] bzw. [n˚], mit Mittelwerten. 88<br />

A.3 H 1 und H 2 mit Differenz für <strong>in</strong>itiales [l] bzw. [l˚], mit Mittelwerten. 89<br />

A.4 H 1 und H 2 mit Differenz für <strong>in</strong>itiales [r] bzw. [r˚], mit Mittelwerten. 90


Abbildungsverzeichnis<br />

3.1 Skelett des Kehlkopfs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

3.2 Kehlkopfknorpel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

3.3 Kehlkopf: schematische Rückansicht . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

3.4 Innere Kehlkopfmuskeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

3.5 Geometrische Beziehungen zwischen drei laryngalen Parametern . 22<br />

3.6 Glottis: stimmlos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

3.7 Glottis: Flüsterstimme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

3.8 Glottis: Modalstimme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

3.9 Glottis: behauchte Stimme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

3.10 Glottis: Knarrstimme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

5.1 Versuchsaufbau für Transillumionationsaufnahmen mit zwei separaten<br />

Phototransistoren (PGG1 und PGG2), Sprachsignal und<br />

Videosignal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

6.1 Hierarchiebaum <strong>in</strong> EMU: PGG-Ebene ausgeblendet. . . . . . . . 49<br />

6.2 Veranschaulichung der PGG-Ereignisse im PGGF- und PGGV-<br />

Signal. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

6.3 Hierarchiebaum <strong>in</strong> EMU: Phonetic-Ebene ausgeblendet. . . . . . 51<br />

6.4 Spektrum aus wavesurfer mit H 1 und H 2 . In der Statuszeile werden<br />

Frequenz und Amplitude von H 1 angezeigt. . . . . . . . . . . 52<br />

7.1 [n] vs. [n˚]: Durschnittliche Dauer mit Standardabweichung <strong>in</strong> <strong>in</strong>itialer<br />

bzw. medialer Position getrennt nach Versuchsperson und<br />

Phonation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

7.2 [l] vs. [l˚]: Durschnittliche Dauer mit Standardabweichung <strong>in</strong> <strong>in</strong>itialer<br />

bzw. medialer Position getrennt nach Versuchsperson und<br />

Phonation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

7.3 [r] vs. [r˚]: Durschnittliche Dauer mit Standardabweichung <strong>in</strong> <strong>in</strong>itialer<br />

Position getrennt nach Versuchsperson und Phonation. . . . 59<br />

vii


viii<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

7.4 [n] vs. [n˚]: Durchschnittliche H 1 -H 2 Differenz mit Standardabweichung.<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

7.5 [l] vs. [l˚]: Durchschnittliche H 1 -H 2 Differenz mit Standardabweichung.<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

7.6 [r] vs. [r˚]: Durchschnittliche H 1 -H 2 Differenz mit Standardabweichung.<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

7.7 [n] vs. [n˚]: Durchschnitte der maximalen Nulldurchgangsraten <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>itialer bzw. medialer Position getrennt nach Versuchsperson und<br />

Phonation. Mit Standardabweichung. . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

7.8 [l] vs. [l˚]: Durchschnitte der maximalen Nulldurchgangsraten <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>itialer bzw. medialer Position getrennt nach Versuchsperson und<br />

Phonation. Mit Standardabweichung. . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

7.9 [r] vs. [r˚]: Durschnitte der maximalen Nulldurchgangsraten <strong>in</strong> <strong>in</strong>itialer<br />

Position getrennt nach Versuchsperson und Phonation. Mit<br />

Standardabweichung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

7.10 Zeitliche Koord<strong>in</strong>ierung der maximalen Glottisöffnung <strong>in</strong>nerhalb<br />

des zugrundeliegenden Segments, <strong>in</strong>itialer Kontext, getrennt nach<br />

Versuchspersonen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

7.11 Zeitliche Koord<strong>in</strong>ierung der maximalen Glottisöffnung <strong>in</strong>nerhalb<br />

des zugrundeliegenden Segments, medialer Kontext, getrennt nach<br />

Versuchspersonen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

7.12 Sprachsignal und PGG2 für e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>itialen stimmlosen Nasal des<br />

Sprechers snorri. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />

A.1 PGG-Segment-Plot für [n˚], <strong>in</strong>itial (i-vnv), theo . . . . . . . . . . . 92<br />

A.2 PGG-Segment-Plot für [n˚], <strong>in</strong>itial (i-vnv), snorri . . . . . . . . . . 92<br />

A.3 PGG-Segment-Plot für [l˚], <strong>in</strong>itial (i-vlv), theo . . . . . . . . . . . 93<br />

A.4 PGG-Segment-Plot für [l˚], <strong>in</strong>itial (i-vlv), snorri . . . . . . . . . . 93<br />

A.5 PGG-Segment-Plot für [r˚], <strong>in</strong>itial (i-vtv), theo . . . . . . . . . . . 94<br />

A.6 PGG-Segment-Plot für [r˚], <strong>in</strong>itial (i-vtv), snorri . . . . . . . . . . 94<br />

A.7 PGG-Segment-Plot für [h], <strong>in</strong>itial aus dem Wort hitti, theo . . . . 95<br />

A.8 PGG-Segment-Plot für [h], <strong>in</strong>itial aus dem Wort hitti, snorri . . . . 95<br />

A.9 PGG-Segment-Plot für [f], <strong>in</strong>itial (i-vfv), theo . . . . . . . . . . . 96<br />

A.10 PGG-Segment-Plot für [f], <strong>in</strong>itial (i-vfv), snorri . . . . . . . . . . 96<br />

A.11 PGG-Segment-Plot für [n˚], medial (m-vnP), theo . . . . . . . . . 97<br />

A.12 PGG-Segment-Plot für [n˚], medial (m-vnP), snorri . . . . . . . . 97<br />

A.13 PGG-Segment-Plot für [l˚], medial (m-vlP), theo . . . . . . . . . . 98<br />

A.14 PGG-Segment-Plot für [l˚], medial (m-vlP), snorri . . . . . . . . . 98<br />

A.15 PGG-Segment-Plot für [s], medial (m-vfP), theo . . . . . . . . . . 99<br />

A.16 PGG-Segment-Plot für [s], medial (m-vfP), snorri . . . . . . . . . 99<br />

A.17 PGG-Segment-Plot für Präaspiration, (m-PPv), theo . . . . . . . . 100


ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

ix<br />

A.18 PGG-Segment-Plot für Präaspiration, (m-PPv), snorri . . . . . . . 100<br />

B.1 Versuchsperson theo und Dr. med. Klaus Dahlmeier bei den Vorbereitungen<br />

zur Aufnahme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101


Kapitel 1<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Diese Arbeit beschäftigt sich mit Stimmhaftigkeitsunterschieden von Sonoranten<br />

im Isländischen. Die isländische Sprache war immer <strong>in</strong> der Lage, Forscher verschiedener<br />

Fachrichtungen mit e<strong>in</strong>er Fülle an Stoff zu bedienen. Am Ende des 9.<br />

Jahrhunderts begann die Besiedelung Islands von Norwegen aus und damit gelangte<br />

ebenfalls das Altwestnordische (auch Altisländisch, gammel norsk (Altnorwegisch))<br />

auf die abgelegene Nordatlantik<strong>in</strong>sel. <strong>E<strong>in</strong>e</strong>s der ältesten erhaltenen<br />

Schriftzeugnisse, die Landnámabók (Buch der Landnahme), stellt über 400 der<br />

ersten Siedler samt den genauen Verwandschaftsbeziehungen detailliert dar. Weitere<br />

Schriftstücke umfassen e<strong>in</strong>e Vielzahl lyrischer und prosaischer Werke (Edda,<br />

Saga). Diese Handschriften s<strong>in</strong>d nicht nur für Historiker, Altertumskundler,<br />

Literatur- und Kulturwissenschaftler <strong>in</strong>teressant, sondern auch für Sprachforscher<br />

verschiedener Diszipl<strong>in</strong>en. Es ist z.B. auffällig, wie wenig sich die Morphologie<br />

der isländischen Sprache <strong>in</strong> den letzten 1000 Jahren verändert hat: Die altisländischen<br />

Texte s<strong>in</strong>d für jeden isländischen Schüler der Sekundarstufe e<strong>in</strong>e ohne<br />

weiteres lesbare, wenn auch nicht unbed<strong>in</strong>gt angenehme Lektüre. Titel wie „Aspiration,<br />

Präaspiration, Deaspiration, Sonorant Devoic<strong>in</strong>g and Spirantization <strong>in</strong><br />

Icelandic“ (R<strong>in</strong>gen 1999) zeigen, dass heutiges Isländisch auch für die Phonetik<br />

1


2 KAPITEL 1. EINLEITUNG<br />

und die Phonologie e<strong>in</strong>e Vielzahl von Forschungsmöglichkeiten bietet.<br />

In dieser Arbeit die Sonorantpaaren [n n˚], [l l˚] und [r r˚] untersucht. Im Isländischen<br />

gibt es kontrastierende Wortpaare, die sich <strong>in</strong> der phonatorischen Realisierung<br />

dieser Sonoranten unterscheiden: zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> <strong>in</strong>itialer Position (Bsp.:<br />

nýta [ni:ta] und hnýta [n˚i:ta]) und zum anderen <strong>in</strong> medialer, präplosivischer Position<br />

(Bsp.: hendi [hEntI] und henti [hEn˚tI]). 1 In bisherige Studien (s. Abschnitt<br />

2.1) wurden die nicht stimmhaften Sonoranten mit unterschiedlichen Term<strong>in</strong>i beschrieben:<br />

hauptsächlich „stimmlos“, aber auch „entstimmt“ und „aspiriert“. In<br />

e<strong>in</strong>er eigenen, nicht veröffentlichten Studie (s. Abschnitt 2.2) wurden H<strong>in</strong>weise<br />

darauf gefunden, dass für das verme<strong>in</strong>tlich stimmlose <strong>in</strong>itiale [n˚] <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen<br />

die Stimmbandschw<strong>in</strong>gungen zu ke<strong>in</strong>em Zeitpunkt aussetzten, aber von ger<strong>in</strong>gerer<br />

Intensität als <strong>in</strong> anderen stimmhaften Segmenten waren. Es wird daher<br />

angenommen, dass es sich nicht um e<strong>in</strong>en Kontrast zwischen den <strong>phonetische</strong>n<br />

Kategorien stimmhaft und stimmlos handelt, sondern weitere phonatorische und<br />

möglicherweise zusätzliche artikulatorische Mechanismen beteiligt s<strong>in</strong>d. Trotzdem<br />

wird <strong>in</strong> dieser Arbeit der E<strong>in</strong>fachheit und Übersichtlichkeit halber die Term<strong>in</strong>ologie<br />

stimmhafter vs. stimmloser Sonorant verwendet werden. Das Ziel dieser<br />

Arbeit ist, die artikulatorischen Mechanismen genauer zu beleuchten, die [n] von<br />

[n˚], [l] von [l˚] und [r] von [r˚] unterscheidbar machen. Um möglichst exakte E<strong>in</strong>blicke<br />

<strong>in</strong> die glottale Aktivität während der Produktion der Sonoranten zu erlangen,<br />

wurde photoglottographische Daten erhoben.<br />

1 Der Kontrast im medialen Kontext existiert <strong>in</strong> dieser Form nur <strong>in</strong> der Südislandischen Aussprache<br />

l<strong>in</strong>mæli, s. Abschnitt 2.1.


Kapitel 2<br />

Problemstellung<br />

2.1 Übersicht über die Verteilung stimmloser Sonoranten<br />

und bisherige Literatur<br />

Stimmhaftigkeitsunterschiede von Sonoranten wurden <strong>in</strong> der Literatur seit über<br />

100 Jahren diskutiert (z.B. Ólsen (1882)). Unter den Beiträgen etwas jüngeren<br />

Datums werden diese Unterschiede meist <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Phänomen der<br />

Präaspiration betrachtet. Dadurch beschränken sich ihre <strong>Untersuchung</strong>en auf den<br />

medialen Kontext, da Präaspiration nur vor bestimmten stimmlosen Plosiven <strong>in</strong><br />

medialer oder f<strong>in</strong>aler Position auftritt. H<strong>in</strong>zukommt, dass beide Phänomene <strong>in</strong><br />

den meisten Studien ausschließlich phonologisch betrachtet wurden (z.B. Haugen<br />

1958; Thrá<strong>in</strong>sson 1978; Rögnvaldsson 1993; R<strong>in</strong>gen 1999; Botma 2005). Unter<br />

den <strong>Untersuchung</strong>en, die sich experimentell mit Präaspiration und Sonorantentstimmung<br />

beschäftigt haben, sollen Garnes (1976), Pétursson (1975, 1977), Löfqvist<br />

und Pétursson (1978), Löfqvist und Yoshioka (1980), Hoole (1987) und Johannson<br />

(2004) genannt werden.<br />

Für das Vorkommen stimmloser Sonoranten <strong>in</strong> medialer präplosivischer Posi-<br />

3


4 KAPITEL 2. PROBLEMSTELLUNG<br />

tion ist das Verständnis der Plosivverteilung und des Auftretens von Präaspiration<br />

im Isländischen hilfreich. Zudem ist hier teilweise zwischen nordisländischer und<br />

südisländischer Aussprache (harðmæli vs. l<strong>in</strong>mæli) zu unterscheiden. (1) zeigt den<br />

Kontrast aspirierter und unaspirierter <strong>in</strong>itialer Plosive.<br />

(1)<br />

banna [pan:a] ,verbieten‘ panna [p h an:a] ,Pfanne‘<br />

dýna [ti:na] ,Matratze‘ týna [t h i:na] ,verlieren‘<br />

gervi [kErvI] ,Maske‘ kervi [k h Ervi] ,System‘<br />

Während die Dialekte bei <strong>in</strong>itialen Plosiven wie <strong>in</strong> (1) ke<strong>in</strong>en Unterschied machen,<br />

ist dies bei medialen und f<strong>in</strong>alen Plosiven der Fall. (2) zeigt Aspirationsunterschiede<br />

zwischen den Dialekten <strong>in</strong> medialer (a) und f<strong>in</strong>aler (b) Position sowie<br />

<strong>in</strong> Clustern (b) (aus Botma (2004, 228)):<br />

(2)<br />

Nordisl. Südisl.<br />

a. dýpi [ti:p h I] [ti:pI] ,Tiefe‘<br />

b. sök [sø:k h ] [sø:k] ,Schuld‘<br />

c. nepja [nE:p h ja] [nEpja] ,beißende Kälte‘<br />

vökva [vø:k h va] [vø:kva] ,begießen‘<br />

depra [tE:p h ra] [tE:pra] ,Trauer‘<br />

Medial und f<strong>in</strong>al kommen nach kurzen Vokalen auch lange aspirierte und unaspirierte<br />

Plosive vor. Dabei ersche<strong>in</strong>t die Aspiration als Präaspiration, siehe (3):<br />

(3)<br />

breiddi [prEIt:I] ,ausbreiten‘<br />

skegg [skEk:] ,Bart‘<br />

breytti [prEIhtI] ,verändern‘<br />

breytt [prEIht] ,verändert‘<br />

Präaspiration kann auch alternierend auftreten (4a) sowie vor bestimmten Clustern<br />

aus Plosiv gefolgt von /l/ oder /n/ (4b). Beispiele aus Thrá<strong>in</strong>sson (1978, 7,8)<br />

(Transkription angepasst) und (Botma 2005, 230).


2.1. ÜBERSICHT 5<br />

(4) a.<br />

b.<br />

fem. sg.<br />

neut. sg.<br />

feit [fEI:t] ,fett‘ feitt [fEIht]<br />

sæt [saI:t] ,süß‘ sætt [saIht]<br />

epli [EhplI] ,Apfel‘<br />

læknir [laIhknir˚] ,Arzt‘<br />

Stimmlose Sonoranten kommen wort<strong>in</strong>tern im gleichen Kontext vor wie Präaspiration<br />

<strong>in</strong> (3). In (5) werden sie mit ihren stimmhaften Pendants aufgeführt.<br />

hendi [hEntI] ,Hand‘ henti [hEn˚tI] ,wegwerfen‘<br />

eldi [EltI] ,kochen‘ elti [El˚tI] ,verfolgen‘<br />

(5) björg [pjørk] ,Rettung‘ björk [pjør˚k] ,Birke‘<br />

lamba [lampa] ,Lamm‘ lampi [lam˚pI] ,Lampe‘<br />

langa [laUNka] ,wünschen‘ banka [paU˚Nka] ,klopfen‘<br />

Ob die Sonoranten wie <strong>in</strong> (5) stimmlos s<strong>in</strong>d, ist wiederum abhängig vom Dialekt:<br />

(6)<br />

Nordisl. Südisl.<br />

henti [hEnt h I] [hEn˚tI]<br />

elti [Elt h I] [El˚tI]<br />

björk [pjørk h ] [pjør˚k]<br />

In diachronischer Sichtweise ist das Auftreten von Präaspiration und stimmlosen<br />

Sonoranten mit e<strong>in</strong>er Verschiebung des Tim<strong>in</strong>gs der glottalen Entstimmungsgeste<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht worden (Pétursson 1973). Es gibt jedoch verschiedene<br />

synchronische Ansätze. In e<strong>in</strong>er anderen Studie kommt (Pétursson 1972) zu<br />

der Auffassung, dass es sich bei der Präaspiration um das Phonem /h/ handelt.<br />

Anhand von kontrastierenden Paare, wie <strong>in</strong> (5), erklärt er durch die Existenz der<br />

Phoneme mit und ˚N] als Allophonen von /n˚/. Damit hebt er die Beziehungen<br />

zwischen Präaspiration und stimmlosen Sonoranten auf. Bei Garnes<br />

/l˚<br />

n˚<br />

r˚<br />

[m˚<br />

(1976) und Árnason (1986) bleibt diese Beziehung bestehen:


6 KAPITEL 2. PROBLEMSTELLUNG<br />

„Under a suprasegmental <strong>in</strong>terpretation preaspiration plus short<br />

plosive is the synchronic manifestation of the historically long plosive.<br />

In addition, preaspiration precedes historically short voiceless<br />

plosives <strong>in</strong> specific environments, i.e. <strong>in</strong> post-vocalic position when<br />

followed by another consonant, less sonorous then r, e.g. hekla [hEhklA].<br />

A suprasegmental <strong>in</strong>terpretation allows a fairly simple statement<br />

of its distribution. It occurs after short vowels, i.e. before any long<br />

historically voiceless plosive or before a historically voiceless plosive<br />

which is followed by another consonant. To claim that preaspiration<br />

is a separate segment ignores the suprasegmental factors. In words<br />

<strong>in</strong> which a resonant occurs before a historically voiceless plosive, e.g.<br />

henta [hEn˚tA], the resonant is devoiced. This devoic<strong>in</strong>g does not occur<br />

before historically voiced plosives, e.g. henda [hEntA]. The devoic<strong>in</strong>g<br />

has the same effect as preaspiration. Both can be considered as manifestations<br />

of the same process.“ (Garnes 1976, 15)<br />

Hoole (1987) analysiert Präaspiration und stimmlose Sonoranten auf der Grundlage<br />

von photoglottographischen Daten. Es stellt sich heraus, dass sowohl für<br />

stimmlose Sonoranten als auch für die Präaspiration die maximale Öffnung der<br />

Glottis vor der Verschlussbildung des folgenden Plosivs stattf<strong>in</strong>det. Er kommt anders<br />

als Pétursson zu dem Schluss, dass es ke<strong>in</strong>e guten Gründe gibt, Präaspiration<br />

als selbstständiges Segment oder als Auotosegment zu betrachten. Daraus folgert<br />

Hoole, dass die Entstimmung von Sonoranten vor Plosiven re<strong>in</strong> koartikulatorischen<br />

Charakters ist: Steht e<strong>in</strong> Sonorant an e<strong>in</strong>er Position, an der sonst Präaspiration<br />

auftreten würde, wird stattdessen der Sonorant stimmlos, vgl. (Hoole 1987,<br />

34).<br />

Wort<strong>in</strong>itial kommen [n˚l˚r˚] (orthographisch hn-, hl-, hr-) im Isländischen prävo-


2.1. ÜBERSICHT 7<br />

kalisch vor, wo sie mit ihren stimmhaften Pendants kontrastieren (7).<br />

(7)<br />

nýta ‚nutzen‘ [ni:ta] hnýta ‚knoten‘ [n˚i:ta]<br />

líða ‚sich fühlen‘ [li:Da] hlíða ‚Hang‘ [l˚i:Da]<br />

rífa ‚reißen‘ [ri:va] hrífa ‚verzaubern‘ [r˚i:va]<br />

In e<strong>in</strong>er <strong>experimentelle</strong> Studie untersucht Pétursson (1977, 113) „die alten Anlautgruppen<br />

hl-, hr-, hn-“, <strong>in</strong> dem er photoglottographische Daten aufnahm und<br />

gleichzeitig den Luftverbrauch und den oralen Luftdruck misst. Se<strong>in</strong>e Stimuli<br />

werden <strong>in</strong> den Trägersatz Segðu „Sage “ e<strong>in</strong>gebettet, sodass die Sonoranten<br />

[l˚r˚n˚] <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tervokalischen Kontext stehen. In se<strong>in</strong>en Ergebnissen<br />

s<strong>in</strong>d für den Nasal und den Lateral deutlich e<strong>in</strong> stimmloses Segment [h] von e<strong>in</strong>em<br />

anschließenden stimmhaften Segment trennbar, bevor der Vokal e<strong>in</strong>setzt. Für<br />

den Trill ist [h] von [r] nicht unterscheidbar, da es sich meist um e<strong>in</strong> stimmloses<br />

[r˚] handelt. Weiterh<strong>in</strong> stellt er fest, dass <strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong>e Öffnung der Glottis<br />

zu beobachten ist. Pétursson kommt zu dem Schluss, dass es sich nicht um e<strong>in</strong>zelne<br />

Konsonanten handelt, sondern um phonetisch [hl hr hn] und phonologisch<br />

/hl hr hn/. Grundlage für se<strong>in</strong>e Segmentierung waren Oszillogramme. Obwohl<br />

Pétursson selbst ke<strong>in</strong>e Angaben zu Luftverbrauch und <strong>in</strong>traoralem Druck macht,<br />

ist aus se<strong>in</strong>en Abbildungen doch für alle stimmlosen Sonoranten e<strong>in</strong>e deutliche<br />

Steigerung beider abzulesen.<br />

Johannson (2004) untersucht die Effekte der prosodischen Position auf <strong>in</strong>itiale<br />

stimmlose Sonoranten ([r˚l˚]) im Isländischen. Er setzt se<strong>in</strong>e Stimuli <strong>in</strong> drei Satzkontexte:<br />

phrasen<strong>in</strong>itial, phrasenmedial und phrasenf<strong>in</strong>al. Im medialen und f<strong>in</strong>alen<br />

Satzkontext endet das dem Stimulus vorangehende Wort jeweils auf [k]. Anhand<br />

e<strong>in</strong>er Grundfrequenzanalyse wird der Anteil der Stimmhaftigkeit <strong>in</strong> den Sonoranten<br />

gemessen. Die Ergebnisse zeigen, dass im <strong>in</strong>itialen Satzkontext signifikant<br />

mehr Stimmhaftigkeit als <strong>in</strong> den beiden anderen Kontexten vorlag. Weiterh<strong>in</strong> bemerkt<br />

Johannson, dass e<strong>in</strong> hohes Maß an Variation vorlag. Dies könnte nicht zu-


8 KAPITEL 2. PROBLEMSTELLUNG<br />

letzt auch folgende Ursache haben:<br />

„[. . . ] <strong>in</strong> the current study the voic<strong>in</strong>g level would have been lower<br />

as the “probability of voic<strong>in</strong>g” calculation used here did not have any<br />

obvious visual correspondence <strong>in</strong> the spectrogram or waveform.“ (Johannson<br />

2004, S. 10 im Manuskript)<br />

Während Jessen und Pétursson (1998) aufgrund ähnlicher Beispiele wie <strong>in</strong> (7)<br />

l˚r˚] als Phoneme des Isländischen betrachten, gehen andere von allophonischen<br />

[n˚<br />

Varianten von /n l r/ aus. Laut Rögnvaldsson (1993, 57) wird von dem Phonem<br />

/h/ das Merkmal [+gespreizte Glottis] auf den folgenden Sonoranten transferiert.<br />

Als Folge wird der Sonorant entstimmt und /h/ als selbstständiges Segment verschw<strong>in</strong>det.<br />

Diese Auffassung wird von Árnason (1980, 10-11) geteilt. In anderen<br />

Ansätzen (R<strong>in</strong>gen (1999) Optimalitätstheorie; Botma (2005) Element-based Dependency)<br />

werden weitere Möglichkeiten der Repräsentation von stimmlosen <strong>in</strong>itialen<br />

Sonoranten vorgeschlagen, die hier nicht diskutiert werden. Was die Frage<br />

nach phonematischer Wertung der stimmlosen Sonoranten ˚N r˚] angeht, ist<br />

[l˚n˚<br />

m˚<br />

sich die jüngere Literatur weitgehend e<strong>in</strong>ig, dass es sich um allophonische Varianten<br />

von /l n r/ handelt.<br />

In mehreren der genannten Studien wurde festgestellt, dass stimmlose Sonoranten<br />

<strong>in</strong>itial wie auch medial größere Dauer aufweisen als stimmhafte. Laut Hoole<br />

(1987) ist dies auch erforderlich, damit diese stimmlosen Segmente von der<br />

nicht unerheblichen Anzahl anderer stimmlosen Segmente, die das Isländische <strong>in</strong><br />

dieser Position erlaubt, unterscheidbar s<strong>in</strong>d. Ohneh<strong>in</strong> haben stimmlose Segmente<br />

meist e<strong>in</strong>e höhere Eigendauer als ihre stimmhaften Pendants.<br />

<strong>E<strong>in</strong>e</strong> eigene nicht veröffentlichte <strong>Untersuchung</strong> wird <strong>in</strong> Abschnitt 2.2 zusammengefasst.<br />

Sonorantentstimmung kommt auch <strong>in</strong> wortf<strong>in</strong>aler Position vor, z.B. maður<br />

[[ma:DYr˚] ,Mann‘. Der Name der Stadt <strong>Kiel</strong> wird von Isländern als [ci:l˚] realisiert.


2.2. [n] VERSUS [n˚] IM ISLÄNDISCHEN 9<br />

Weiter Beispiele s<strong>in</strong>d: vatn [vahtn˚] ,Wasser‘, fínn [fitn˚] ,fe<strong>in</strong>‘, bíll [bitl˚]. Stimmlose<br />

Sonoranten <strong>in</strong> f<strong>in</strong>aler Position werden <strong>in</strong> dieser Arbeit jedoch nicht behandelt.<br />

2.2 [n] versus [n˚] im Isländischen<br />

Dieser Abschnitt soll der Zusammenfassung e<strong>in</strong>er vorbereitenden, nicht veröffentlichten<br />

Studie dienen, auf deren Ergeibnissen die Fragestellung der vorliegenden<br />

Arbeit fußt. Während die vorliegende Arbeit sich mit verschiedenen kontrastierenden<br />

Sonoranten beschäftigt, beschränkte sich die vorherige Studie lediglich<br />

auf den alveolaren Nasal. Ziel der <strong>Untersuchung</strong> war es, Informationen zu sammeln,<br />

wie [n] und [n˚] artikulatorisch unterschieden werden. Dazu wurden laryngographische<br />

und pneumotachographische Daten (Rothenberg-Maske (Rothenberg<br />

1973)) e<strong>in</strong>er weiblichen Muttersprachler<strong>in</strong> des Isländischen erhoben. Das Sprachmaterial<br />

bestand aus 6 Zielworten (s. Tab. 2.1), die <strong>in</strong> den Trägersatz<br />

Seppi, lestu fyrir mig.<br />

[sE h pI lEstY fIrIr mIX]<br />

Seppi, lies für mich.<br />

e<strong>in</strong>gebettet wurden.<br />

<strong>in</strong>itial<br />

medial<br />

<strong>in</strong>tervokalisch<br />

nýta [nita] verwenden<br />

hnýta [n˚ita] knoten<br />

hendi [hEntI] Hand<br />

henti [hEn˚tI] wegwerfen<br />

dýna [d˚<strong>in</strong>a] Decke<br />

týna [t h <strong>in</strong>a] verlieren<br />

Tabelle 2.1: Liste der Zielworte mit Transkription und Übersetzung.<br />

Die Stimuli wurden den Versuchspersonen <strong>in</strong> siebenfacher Wiederholung randomisiert<br />

zum Vorlesen präsentiert.


10 KAPITEL 2. PROBLEMSTELLUNG<br />

Die Signaldateien wurden nach der Aufnahme so verarbeitet, dass pro Äußerung<br />

vier synchrone Signaldateien vorlagen:<br />

• Nasenluftstromsignal<br />

• Mundluftstromsignal<br />

• Laryngographie (LX-Signal)<br />

• Sprachsignal (abgeleitet aus dem Mundluftstromsignal)<br />

Aus diesen Dateien wurde e<strong>in</strong>e Emu-Datenbank (Cassidy und Harr<strong>in</strong>gton 1996)<br />

erstellt, die folgendermaßen segmentiert und etikettiert wurde. Im Sprachsignal<br />

wurden die Zielworte akustisch segmentiert und im Larynxsignal Offset und Onset<br />

der Larynxaktivität markiert. Anschließend wurden mit Hilfe der Statistiksoftware<br />

R 1 und dem Emu-R-Interface 2 die Dauerunterschiede von [n] und [n˚] untersucht.<br />

Tabelle 2.2 zeigt die durchschnittlichen Dauern von [n] und [n˚], sortiert<br />

nach ihrer Position im Wort.<br />

Nasal Wort ⊘ Dauer ms n<br />

[n] nýta 136,0 6<br />

<strong>in</strong>itial<br />

[n˚] hnýta 156,0 7<br />

[n] hendi 104,5 7<br />

medial<br />

[n˚] henti 177,4 7<br />

<strong>in</strong>tervok. [n] týna/dýna 126,6 14<br />

Tabelle 2.2: Durchschnittliche Dauern von [n] bzw. [n˚].<br />

[n˚] ist sowohl im <strong>in</strong>itialen Kontext (W = 4, p < 0, 05) als auch im medialen<br />

Kontext (W = 0, p < 0, 001) signifikant länger als [n].<br />

Für den medialen Kontext wurden zudem die Dauern der auf den Nasal folgenden<br />

Plosive gemessen. Dabei wurden die Dauern des Verschlusses und der<br />

1 http://www.r-project.org<br />

2 http://emu.sourceforge.net/emu-splus.shtml


2.3. ZUSAMMENFASSUNG DER PROBLEMSTELLUNG 11<br />

Verschlusslösung (Aspiration) sowohl getrennt als auch komb<strong>in</strong>iert gemessen. Tabelle<br />

2.3 zeigt die durchschnittlichen Dauern.<br />

Wort<br />

⊘ Dauern <strong>in</strong> ms<br />

Verschluss Lösung Gesamt<br />

n<br />

hendi 112,3 17,8 130,2 7<br />

henti 91,2 15,2 106,9 7<br />

Tabelle 2.3: Durschnittliche Dauern der postnasalen Plosive.<br />

Gesamtdauer (W = 43, p < 0, 05) und Verschlussdauer (W = 43, p < 0, 05)<br />

s<strong>in</strong>d nach [n˚] signifikant kle<strong>in</strong>er als nach [n]. Unterschiede <strong>in</strong> der Aspirationsdauer<br />

s<strong>in</strong>d nicht signifikant.<br />

Neben diesen Messungen wurde Folgendes beobachtet:<br />

• Der Nasenluftstrom ist für [n˚] immer höher als für [n].<br />

• [n˚] Initial gibt es z.T. glottale Aktivität mit niedriger Amplitude ohne klare<br />

Periodizität.<br />

• [n˚] Medial tritt niemals glottale Aktivität auf.<br />

Das Auftreten von Stimmbandschw<strong>in</strong>gungen bei der Produktion stimmloser<br />

<strong>in</strong>itialer Nasale zeigt, dass es sich möglicherweise nicht um e<strong>in</strong>en re<strong>in</strong>en <strong>phonetische</strong>n<br />

stimmhaft-stimmlos Kontrast zwischen [n] und [n˚] handelt.<br />

2.3 Zusammenfassung der Problemstellung<br />

Zur <strong>Untersuchung</strong> der Mechanismen, die stimmlose Sonoranten von den stimmhaften<br />

unterscheidbar machen, ersche<strong>in</strong>t es aufgrund der <strong>in</strong> 2.1 gemachten Beobachtungen<br />

s<strong>in</strong>nvoll, sich mit den Grundzügen der Phonation vertraut zu machen.<br />

Sollte es sich bei der beobachteten glottalen Aktivität nicht um e<strong>in</strong>en zufälligen


12 KAPITEL 2. PROBLEMSTELLUNG<br />

E<strong>in</strong>zelfall handeln, ist herauszustellen, um welche Form der Phonation es sich<br />

handelt. Kapitel 3 befasst sich daher mit der Phonation. Dort wird auch e<strong>in</strong> Verfahren<br />

zur Bestimung des Phonationstyps vorgestellt (Abschnitt 3.4).<br />

Aus den Studien von Pétursson (1977) und Hoole (1987) wird deutlich, dass<br />

alle stimmlosen Sonoranten mit e<strong>in</strong>er Glottisöffnung verbunden waren. Um diese<br />

zu untersuchen, ist die Laryngographie ke<strong>in</strong> probates Mittel, da sie nur wenig<br />

Aufschluss über die Eigenschaften e<strong>in</strong>er Glottisöffnung liefert. Die Photoglottographie<br />

ersche<strong>in</strong>t daher e<strong>in</strong>e geeignetere Methode zu se<strong>in</strong>. <strong>E<strong>in</strong>e</strong> Beschreibung der<br />

Aufnahemtechnik und ihrer Anwendung f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Kapitel 4.<br />

Weiterh<strong>in</strong> stellt sich die Frage, welche weiteren Merkmale notwendig s<strong>in</strong>d,<br />

um e<strong>in</strong>en stimmlosen Sonoranten überhaupt hörbar zu machen. Weder von e<strong>in</strong>em<br />

stimmlosen Nasal, noch von e<strong>in</strong>em stimmlosen lateralen Approximanten ist e<strong>in</strong><br />

deutlich dist<strong>in</strong>guierbares Geräusch zu erwarten. Die bei Pétursson (1977) beobachteten<br />

Steigerungen von Luftverbrauch und <strong>in</strong>traoralem Druck könnten e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis<br />

darauf se<strong>in</strong>, dass durch stärkeren Luftstrom <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>er (oralen)<br />

Konstriktion Friktion erzeugt wird. Dies lässt sich gut vere<strong>in</strong>baren, mit der Tatsache,<br />

dass für die Produktion e<strong>in</strong>es stimmlosen Trills ohneh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> starker Luftstrom<br />

erforderlich ist. Demnach könnte der stimmlose Lateral möglicherweise als lateraler<br />

Frikativ [ì] (s. Helgason (1993)) und der stimmlose Trill als Friktionsvibrant<br />

[r fi ] wie im tschechischen Dvořák, vgl. Kohler (1995, 57). Für den Nasal h<strong>in</strong>gegen<br />

ist Friktion durch nasale Konstriktion vermutlich nicht zu erwarten. Es ersche<strong>in</strong>t<br />

trotzdem s<strong>in</strong>nvoll, die stimmlosen Sonoranten <strong>in</strong> dieser Arbeit auf Friktionsgeräusche<br />

zu untersuchen. Da Friktionsgeräusche mit hohen Frequenzen und folglich<br />

mit hohen Nulldurchgangsraten verbunden s<strong>in</strong>d, bietet sich die Nulldurchgangsanalyse<br />

als e<strong>in</strong>fach zu erstellender Indikator für Friktionsgeräusche an.<br />

Die Möglichkeit, dass der stimmhaft-stimmlos-Unterschied der verschiedenen<br />

Sonoranten mit unterschiedlichen Mechanismen realisiert wird, fordert e<strong>in</strong>e


2.3. ZUSAMMENFASSUNG DER PROBLEMSTELLUNG 13<br />

Erweiterung der Fragestellung, die nun folgendermaßen lautet:<br />

1. Gibt es verschiedene Mechanismen, die zu Unterscheidung stimmhafter von<br />

stimmlosen Sonoranten im Isländischen beitragen?<br />

2. Werden für verschiedene Sonoranten unterschiedliche Mechanismen verwendet?<br />

Da Sonorantentstimmung vor Plosiven im Nordisländischen nicht vorkommt,<br />

ist für diese Arbeit der südisländische Dialekt von größerer Relevanz. Der Süden<br />

Islands umfasst auch die Hauptstadt Reykjavík. Von den <strong>in</strong>sgesamt ca. 290.000<br />

E<strong>in</strong>wohnern Islands wohnen ca. 180.000 <strong>in</strong> Reykjavík und Umgebung, sodass der<br />

südisländische Dialekt (l<strong>in</strong>mali) von der Mehrheit aller Isländer gesprochen wird.<br />

Daher wird der südisländische Dialekt hier nicht behandelt.


14 KAPITEL 2. PROBLEMSTELLUNG


Kapitel 3<br />

Phonation<br />

Phonation ist e<strong>in</strong>e der grundlegenden Kategorien zur Beschreibung von Sprachlauten<br />

und von Sprache generell. Im Allgeme<strong>in</strong>en wird e<strong>in</strong> Sprachlaut nach Phonation,<br />

Artikulationsort und Artikulationsart klassifiziert, z.B. wird [g] als stimmhafter<br />

velarer Plosiv bezeichnet. Zum Verständnis der Phonation müssen zunächst<br />

e<strong>in</strong>ige notwendige Mechanismen der menschlichen Sprachproduktion erklärt werden.<br />

3.1 Luftstrom<br />

Die wesentliche Voraussetzung für menschliche Sprache ist die Erzeugung e<strong>in</strong>es<br />

Luftstroms, der dann auf verschiedene Weise modifiziert wird. Dieser Luftstrom<br />

kann nach außen (exhalatorisch, egressiv) oder nach <strong>in</strong>nen (<strong>in</strong>halatorisch, <strong>in</strong>gressiv)<br />

gerichtet se<strong>in</strong> und verschiedene Mechanismen aufweisen:<br />

• pulmonaler Luftstrommechanismus<br />

• glottaler Luftstrommechanismus<br />

• oraler (velischer) Luftstrommechanismus<br />

15


16 KAPITEL 3. PHONATION<br />

Da für diese Arbeit nur der pulmonale Luftstrom Mechanismus relevant ist,<br />

sollen die anderen beiden, die im Isländischen allenfalls von paral<strong>in</strong>guistischer<br />

Bedeutung s<strong>in</strong>d, hier nicht weiter behandelt werden. Aus dem selben Grund beschränkt<br />

sich diese Beschreibung auch auf den exhalatorischen Luftstrom.<br />

Der Motor für den pulmonalen Luftstrom ist das Atmungssystem (lat. pulmo:<br />

Lunge). Dabei s<strong>in</strong>d die Vorgänge des Atmungssystems während des Sprechens<br />

und während des normalen Atmens, der eigentlichen biologischen Funktion, unterschiedlich.<br />

Das Gasvolumen der Lunge im Entspannungszustand (funktionelles Residualvolumen),<br />

d.h. nach gewöhnlichem E<strong>in</strong>- und Ausatmen, setzt sich aus zwei Komponeten<br />

zusammen.<br />

1. Das expiratorische Reservevolumen, ist die Gasmenge, die nach normaler<br />

Ausatmung noch ausgeatmet werden kann.<br />

2. Das Residualvolumen verbleibt selbst nach Ausatmungg des expiratorischen<br />

Reservevolumens <strong>in</strong> der Lunge.<br />

Das funktionelle Residualvolumen kann durch Muskelaktivität verändert werden.<br />

Die Lungen haben selbst ke<strong>in</strong>e Möglichkeit, ihre Ausdehnung zu ändern.<br />

Ihre Elastizität ermöglicht aber die Inflation und Deflation durch externe E<strong>in</strong>flüsse.<br />

Hauptverantwortlich für die aktive Änderung des Lungenvolumens s<strong>in</strong>d das<br />

Zwerchfells sowie die Zwischenrippenmuskulatur. Die Absenkung des normalerweise<br />

nach oben gewölbten Zwerchfells und die Hebung des Brustkorbs durch<br />

die externe Zwischenrippenmuskulatur führen zur Vergrößerung des Lungenvolumens.<br />

Die Hebung des Zwerchfells und die Senkung des Brustkorbs durch die<br />

<strong>in</strong>terne Zwischenrippenmuskulatur führt zur Verr<strong>in</strong>gerung des Lungenvolumens.<br />

Gibt es ke<strong>in</strong>e aktiven externen E<strong>in</strong>flüsse auf das Lungenvolumen, wird der Entspannungszustand<br />

und somit das funktionelle Residualvolumen der Lunge ange-


3.2. PHYSIOLOGIE DES LARYNX 17<br />

strebt. Bei hohem Lungenvolumen führt dieser Entspannungsdruck zum Ausatmen,<br />

bei niedrigem zum E<strong>in</strong>atmen, jeweils bis das funktionelle Residualvolumen<br />

sund der Entspannungszustand wieder erreicht s<strong>in</strong>d. Laver (1994) vergleicht diesen<br />

Effekt mit dem e<strong>in</strong>er Feder.<br />

Bei normaler Atmung wird lediglich zum E<strong>in</strong>atmen Muskelkraft e<strong>in</strong>gesetzt,<br />

zum Ausatmen genügt der federartige Effekt. Beim Sprechen h<strong>in</strong>gegen wird zum<br />

e<strong>in</strong>en tiefer e<strong>in</strong>geatmet und zum anderen wird das Ausatmen durch die Komb<strong>in</strong>ation<br />

des federartigen Effekts mit anderer Muskelaktivität kontrolliert. Dadurch<br />

wird ermöglicht, dass der Luftstrom trotz etwaiger H<strong>in</strong>dernisse im weiteren Artikulationstrakt<br />

den artikulatorischen Anforderungen entspricht. Hixon (1973, 106)<br />

stellt folgende Regel auf:<br />

[The] respiratory pump accomplishes the task which speech imposes<br />

upon it by add<strong>in</strong>g, at each <strong>in</strong>stant, a muscular pressure that is<br />

precisely equal to the difference between the (pulmonic) pressure desired<br />

and the relaxation pressure available. The important implication<br />

of this statement is that each (pulmonic) pressure produced <strong>in</strong> speech<br />

demands a different muscular pressure at each lung volume.<br />

Die Komplexität dieser Mechanismen erfordert e<strong>in</strong> hohes Maß an Aufwand.<br />

3.2 Physiologie des Larynx<br />

Die Kontrolle des e<strong>in</strong>- und ausgehenden Luftstroms gehört zu den vegetativen<br />

Funktion des Kehlkopfs (Larynx). Dazu kommt, Lungen vor dem E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen von<br />

Fremdsubstanzen (Flüssigkeiten, Speise etc.) zu schützen. Diese Fähigkeit wird<br />

durch se<strong>in</strong> komplexes Muskel- und Knorpelsystem erreicht (siehe Abb. 3.1 auf der<br />

nächsten Seite), das den Übergang vom Rachen <strong>in</strong> die Luftröhre bildet. Daneben


18 KAPITEL 3. PHONATION<br />

Abbildung 3.1: Skelett des Kehlkopfs mit Zungenbe<strong>in</strong> und Bandapparat. Der<br />

Schildknorpel ist durchsichtig nur mit se<strong>in</strong>er Kontur dargestellt (aus<br />

Benn<strong>in</strong>ghoff (1994, 550)).<br />

hat sich der menschliche Kehlkopf jedoch auch zu e<strong>in</strong>em vielseitigen Instrument<br />

zur Erzeugung und Kontrolle von akustischer Energie mit Hilfe des Luftstroms<br />

entwickelt. Modifikationen des Luftstroms im Larynx, die andere supraglottale<br />

Artikulationen begleiten, werden als Phonation bezeichnet (Kohler 1995, S. 54<br />

f.).<br />

Abbildung 3.2 auf Seite 20 stellt das Knorpelsystem des Kehlkopfs dar. Der<br />

für diesen Abschnitt wichtige Teil der Abbildung zeigt Teile der Stimmlippen. Die<br />

Basis e<strong>in</strong>er Stimmlippe bildet der Stimmmuskel (Musculus vocalis), der unterhalb<br />

des Conus elasticus von der Rückfläche der Incisura des Schildknorpels (Cartilago<br />

thyroidea) zum Processus vocalis und zur Fovea oblonga (am Stellknorpel) verläuft.<br />

Daneben verläuft parallel der Musculus thyroarytenoideus. Beide s<strong>in</strong>d für


3.2. PHYSIOLOGIE DES LARYNX 19<br />

die Straffung der Stimmlippen und die Ausformung der Stimmbänder zuständig.<br />

Der Conus elasticus ist an se<strong>in</strong>er äußeren Seite mit der <strong>in</strong>neren Seitenwand des<br />

Schildknorpels verbunden. Se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>neren Rand bildet das Stimmband (Ligamentum<br />

vocale), das wiederum h<strong>in</strong>ten am Processus vocalis und vorne am Schildknorpel<br />

ansetzt. Der Raum zwischen den Stimmlippen nennt sich Stimmritze (Rima<br />

glottidis, Glottis).<br />

Die Stellknorpel (Cartilago arytenoidea) s<strong>in</strong>d untere<strong>in</strong>ander mit dem Musculus<br />

arytenoideus obliquus und dem Musculus arytenoideus transversus (Interarytenoidmuskeln)<br />

verbunden, sowie durch den Musculus cricoarytenoideus lateralis<br />

mit den Seiten und den Musculus cricarytenoideus posterior mit der Rückwand<br />

des R<strong>in</strong>gknorpels (s. Abb. 3.3 und 3.4). Ansonsten sitzen sie weitgehend beweglich<br />

auf dem R<strong>in</strong>gknorpel. Diese Beweglichkeit ermöglicht es den ansetzenden<br />

Muskeln, die Stimmlippen e<strong>in</strong>zustellen, z.B. die Stimmritze zum Atmen zu öffnen,<br />

oder zur Geräuschbildung zu schließen. Diese Darstellung ist sehr vere<strong>in</strong>facht<br />

1 und es gibt weitere Organe, die wichtige Rollen <strong>in</strong> der Erzeugung von Phonation<br />

spielen.<br />

Den Erkenntnissen über die laryngale Muskelaktivität zur Kontrolle der Phonation<br />

liegt größtenteils die Elektromyographie (EMG) zugrunde. EMG misst<br />

bioelektrische Spannung <strong>in</strong> Muskeln. Dies kann für e<strong>in</strong>e Vielzahl von Muskeln<br />

dadurch erzielt werden, dass Elektroden auf der Haut über den relevanten Muskeln<br />

platziert werden. Für die Larynxmuskulatur ist dieses Verfahren jedoch nicht<br />

praktikabel, da das Signal durch die große Menge kle<strong>in</strong>er Muskeln und die Beweglichkeit<br />

des Larynx gestört werden würde. Zudem werden die <strong>in</strong>ternen Muskeln<br />

durch den Schildknorpel abgeschirmt. Daher muss auf <strong>in</strong>trusivere Mittel zurückgegriffen<br />

werden, nämlich das perorale (durch Mund und Rachen) oder das perkutane<br />

(durch die Haut) E<strong>in</strong>führen von Elektroden <strong>in</strong> die Larynxmuskulatur. Fuchs<br />

1 Detailliertere Erläuterungen f<strong>in</strong>den sich bei Laver (1980) und Hixon (1973).


20 KAPITEL 3. PHONATION<br />

Abbildung 3.2: Kehlkopfknorpel, Cartilag<strong>in</strong>es laryngis; Stimmband, Ligamentum<br />

vocale; Conus elasticus; von oben ventral (aus Sobotta (2000, 126)).<br />

Abbildung 3.3: Kehlkopf: schematische Rückansicht (nach Laver (1980, 105)).


3.2. PHYSIOLOGIE DES LARYNX 21<br />

Abbildung 3.4: Innere Kehlkopfmuskeln nach Entfernung der l<strong>in</strong>ken Platte des<br />

Schildknorpels (aus Benn<strong>in</strong>ghoff (1994, 548)).


22 KAPITEL 3. PHONATION<br />

Abbildung 3.5: Geometrische Beziehungen zwischen drei laryngalen Parametern:<br />

(Laver 1980, 109)<br />

LT-Längsspannung (longitud<strong>in</strong>al tension)<br />

1. Schildknorpel<br />

MC-Mediale Kompression (medial compression) 2. R<strong>in</strong>gknorpel<br />

AT-Adduktive Spannung (adductive tension) 3. Stellknorpel<br />

(2005, 35 ff.) gibt e<strong>in</strong>e Zusammenfassung über bisherige Ergebnisse von elektromyographischen<br />

Studien. Demnach ist hauptverantwortlich für die Öffnung der<br />

Glottis (Abduktion) der Musculus cricoarytenoideus posterior. Für die Adduktion<br />

der Glottis s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Reihe anderer Muskeln zuständig. Ihre Aktivität wird von Laver<br />

(1980, 108 ff.) <strong>in</strong> drei Parametern zur Beschreibung phonatorischer Zustände<br />

zusammengefasst:<br />

Längsspannung (longitud<strong>in</strong>al tension) wird durch Kontraktion des Musculus vokalis<br />

und/oder des Musculus cricothyroideus, also <strong>in</strong>nerhalb der Stimmlippen<br />

und zwischen Schild- und R<strong>in</strong>gknorpel, erzeugt.<br />

Mediale Kompression (medial compression) wird def<strong>in</strong>iert als der Kompressionsdruck<br />

zwischen den Vokalisfortsätzen der Stellknorpel, der durch die


3.3. TYPEN DER PHONATION 23<br />

Kontraktion der lateralen Cricoarytenoidmuskeln - verstärkt durch die seitlichen<br />

Teile der Thyroarytenoidmuskeln - erzeugt wird. Mediale Kompression<br />

führt zur Annäherung der Stimmbänder (Ligamentglottis) (aber nicht<br />

zur Schließung der Knorpelglottis).<br />

Adduktive Spannung (adductive tension) folgt der Kontraktion der Interarytenoidmuskeln<br />

und führt zur Schließung der Knorpelglottis.<br />

<strong>E<strong>in</strong>e</strong> schematische Illustration dieser drei Parameter und ihrer Beziehungen zu<br />

e<strong>in</strong>ander wird <strong>in</strong> Abb. 3.5 auf der vorherigen Seite dargestellt.<br />

3.3 Typen der Phonation<br />

Die folgenden Beschreibungen der Phonationstypen folgen Laver (1980), Laver<br />

(1994), Ní Chasaide und Gobl (1997) sowie Gordon und Ladefoged (2001). Die<br />

Reihenfolge der Beschreibungen basiert auf Laver (1994), der Stimmlosigkeit,<br />

Flüsterstimme und Stimmhaftigkeit als die drei grundlegenden Phonationstypen<br />

def<strong>in</strong>iert, aus deren Komb<strong>in</strong>ation wiederum andere Typen gebildet werden<br />

können. Neben den laryngalen Vorgängen werden auch die akustischen Eigenschaften<br />

jedes Phonationstyps nach Ladefoged (2003) beleuchten, um Merkmale<br />

zur Differenzierung der Typen herauszuarbeiten.<br />

3.3.1 Stimmlosigkeit<br />

Für die Produktion stimmloser Laute ist laut Laver (1980) die Glottis weit geöffnet<br />

(Abb. 3.6), d.h. adduktive Spannung, mediale Kompression und Längsspannung<br />

s<strong>in</strong>d Null. Die Entstehung akustischer Energie ist abhängig vom transglottalen<br />

Luftstrom: E<strong>in</strong> lam<strong>in</strong>arer Luftstrom ist still (Nil Phonation) 2 , während e<strong>in</strong> turbu-<br />

2 Laver (1994) bezeichnet mit dem Term<strong>in</strong>us nil phonation sowohl Stimmlosigkeit mit lam<strong>in</strong>arem<br />

Luftstrom als auch den kompletten Glottalverschluss, da <strong>in</strong> beiden Fällen ke<strong>in</strong> akustischer


24 KAPITEL 3. PHONATION<br />

Abbildung 3.6: Schematische Darstellung der Glottis: Stimmlosigkeit.<br />

lenter Luftstrom e<strong>in</strong> hörbares Geräusch erzeugt. Letzteres wird von Laver (1994)<br />

nach Catford (1977) Behauchung (breath phonation) genannt. Behauchung ist jedoch<br />

nicht mit behauchter Stimme zu verwechseln (s. 3.3.4).<br />

Die Art des Luftstroms ist wiederum von zwei Faktoren abhängig: dem subglottalen<br />

Luftdruck und der Größe der glottalen Fläche, d.h. der Größe der Glottisöffnung.<br />

Folglich ist für e<strong>in</strong>en Mann mit großem Kehlkopf e<strong>in</strong> höherer subglottaler<br />

Druck bzw. e<strong>in</strong> stärkerer transglottaler Luftstrom erforderlich als bei Frauen<br />

oder K<strong>in</strong>dern, damit der Luftstrom <strong>in</strong> Turbulenz gerät und e<strong>in</strong> Geräusch entsteht.<br />

Für die meisten stimmlosen Laute ist e<strong>in</strong> lam<strong>in</strong>arer Luftstrom ausreichend, da<br />

die Geräuschbildung durch supralaryngale Artikulation erfolgt. Bei [h] h<strong>in</strong>gegen<br />

gibt es ke<strong>in</strong>e supralaryngale Artikulation. Folglich ist für die Audibilität Behauchung<br />

notwendig. Behauchung tritt ebenfalls <strong>in</strong> Sprachen auf, <strong>in</strong> denen Vokale<br />

<strong>in</strong> bestimmten Kontexten stimmlos produziert werden, z.B. im Japanischen, vgl.<br />

Gordon und Ladefoged (2001, 385)<br />

Es ist jedoch zu beachten, dass für die Produktion stimmloser Laute die Abduktion<br />

der Glottis nicht erforderlich ist. Zum e<strong>in</strong>en ist auch der Glottalverschluss<br />

Input <strong>in</strong> den Vokaltrakt erfolgt. Die Parameter Längsspannung, mediale Kompression und adduktive<br />

Spannung h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d diametral verschieden. Höchste Spannung und Kompression beim<br />

Glottalverschluss und ke<strong>in</strong>e Spannung und Kompression im anderen Fall. Nach Gordon und Ladefoged<br />

(2001) s<strong>in</strong>d Stimmlosigkeit und Glottalverschluss die Extreme e<strong>in</strong>es l<strong>in</strong>guistischen Kont<strong>in</strong>uums<br />

der Phonationstypen, dessen Dimension der Öffnungsgrad der Glottis ist.


3.3. TYPEN DER PHONATION 25<br />

stimmlos, vgl. Fußnote 2, zum anderen kann auch e<strong>in</strong> ausreichend hoher oraler<br />

Luftdruck zum Aussetzen der Periodizität führen. Des weiteren führt die Abduktion<br />

der Glottis nicht zwangsläufig zu Stimmlosigkeit:<br />

„[By] rotation and displacement of the arytenoid cartilages, the<br />

vocal cords can be displaced outward relative to their positions for<br />

normal voic<strong>in</strong>g, leav<strong>in</strong>g a large glottal width. If the vocal-cord stiffness<br />

is sufficiently large, the comb<strong>in</strong>ation of wide glottis and stiff glottal<br />

walls <strong>in</strong>hibits vocal-cord vibration. On the other hand, slacken<strong>in</strong>g<br />

of the glottal walls by reduc<strong>in</strong>g the stiffness can lead to a condition<br />

<strong>in</strong> which vocal-cord vibration will occur, even with a relatively wide<br />

glottal open<strong>in</strong>g.“ (Halle und Stevens 1971, 201 f.)<br />

3.3.2 Flüsterstimme<br />

Flüsterstimme zeichnet sich durch mittlere Längsspannung, mittlere bis hohe mediale<br />

Kompression und niedrige adduktive Spannung als. Als Ergebnis bildet sich<br />

e<strong>in</strong>e dreieckige Öffnung <strong>in</strong> der Knorpelglottis, während der größte Teil der Ligamentglottis<br />

geschlossen ist, vgl. Abb. 3.7. Der Luftstrom durch die Knorpelglottis<br />

wird turbulent und erzeugt das für die Flüsterstimme charakteristische „Zischen“.<br />

Die Komb<strong>in</strong>ation aus Flüsterstimme und Stimmhaftigkeit (s. 3.3.3) wird geflüsterte<br />

Stimme genannt. Anwendung f<strong>in</strong>den diese Phonationstypen <strong>in</strong> den meisten<br />

Sprachen nur <strong>in</strong> paral<strong>in</strong>guistischer H<strong>in</strong>sicht, nämlich um Heimlichkeit oder<br />

Vertraulichkeit zu signalisieren.<br />

3.3.3 Stimmhaftigkeit – Modale Stimme<br />

In den Sprachen Westeuropas überwiegt der Anteil stimmhaft produzierter Laute<br />

gegenüber den stimmlos oder mit Flüsterstimme produzierten Lauten (Catford


26 KAPITEL 3. PHONATION<br />

(a) Flüsterstimme<br />

(b) geflüsterte Stimme<br />

Abbildung 3.7: Schematische Darstellung der Glottis: Flüsterstimme und geflüsterte<br />

Stimme.<br />

1977). Diese Erkenntnis hat dazu geführt, dass Stimmhaftigkeit <strong>in</strong> Form von modaler<br />

Stimme von e<strong>in</strong>igen wie Chomsky und Halle (1968) als „neutraler, unmarkierter“<br />

Zustand angesehen wird, der als Grundlage zur Beschreibung anderer<br />

phonatorischer Zustände dienen soll. Aus diesem Grund sollen an dieser Stelle<br />

die grundlegenden Mechanismen der Stimmhaftigkeit erläutert werden.<br />

Abbildung 3.8: Schematische Darstellung der Glottis: Modalstimme.<br />

Stimmhaftigkeit unterscheidet sich von der Behauchung und der Flüsterstimme<br />

dar<strong>in</strong>, dass letztere e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierliches, stochastisches Signal erzeugen, während<br />

Stimmhaftigkeit dem Vokaltrakt e<strong>in</strong> gepulstes, quasiperiodisches Signal zuführt.<br />

Die Frequenz und Qualität dieses Signals hängt von muskulären und aerodynamischen<br />

Faktoren ab. Das weitgehend anerkannte Modell zur Stimmer-


3.3. TYPEN DER PHONATION 27<br />

zeugung nennt sich daher das aerodynamisch-myoelastische Modell. Dieses beschreibt<br />

stimmhafte Phonation <strong>in</strong> Zyklen:<br />

Durch mittlere Längsspannung, mittlere mediale Kompression und mittlere<br />

adduktive Spannung ist die Glottis verschlossen, s. Abbildung 3.8. Der pulmonale<br />

Luftstrom erhöht <strong>in</strong> stetiger Weise den subglottalen Luftdruck bis zu dem<br />

Punkt, an dem die Muskelspannung durch den Luftdruck überwunden wird. Es<br />

bildet sich e<strong>in</strong>e Öffnung <strong>in</strong> der Glottis, durch die die aufgestaute Luft mit hoher<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit entweicht. Dies führt zu e<strong>in</strong>em schlagartigen Abfall des subglottalen<br />

Drucks. Zwei Faktoren spielen nun e<strong>in</strong>e Rolle beim erneuten Verschluss der<br />

Stimmlippen: Zum e<strong>in</strong>en führt der Bernoulli-Effekt dazu, dass der starke transglottale<br />

Luftstrom die Stimmlippen wieder zusammensaugt. Zum anderen s<strong>in</strong>kt<br />

der subglottale Luftdruck soweit ab, dass der Bernoulli-Effekt durch die Muskelspannung<br />

verstärkt wird. Das resultierende Aufe<strong>in</strong>anderschlagen der Stimmbänder<br />

erzeugt e<strong>in</strong>en hörbaren Puls. Die Wiederholung dieses Zyklus <strong>in</strong> schneller<br />

Abfolge (bei Frauen durchschnittlich 220 Mal pro Sekunde (220 Hz), bei Männern<br />

durchschnittlich 120 Mal pro Sekunde (120 Hz) (Laver 1994)) erzeugt die<br />

Vibrationen des Stimmtons. E<strong>in</strong> häufig verwendeter Parameterzur Beschreibung<br />

des Phonationszyklus ist der Open Quotient, OQ: Er bezeichnet den zeitlichen<br />

Anteil am Phonationszyklus, <strong>in</strong> dem die Glottis geöffnet ist.<br />

3.3.4 Behauchte Stimme<br />

Behauchte Stimme wird durch m<strong>in</strong>imale adduktive Spannung, schwache mediale<br />

Kompression und niedrige Längsspannung gekennzeichnet, s. Abbildung 3.9.<br />

Während der Schw<strong>in</strong>gungen bilden die Stimmlippen nie e<strong>in</strong>en vollständigen Verschluss,<br />

was zu e<strong>in</strong>em beträchtlichen Luftverbrauch führt. Behauchte Stimme wird<br />

daher als <strong>in</strong>effizient bezeichnet und wird von Friktionsrauschen begleitet.<br />

Laut Gordon und Ladefoged (2001) kontrastieren modale und behauchte Stim-


28 KAPITEL 3. PHONATION<br />

Abbildung 3.9: Schematische Darstellung der Glottis: behauchte Stimme.<br />

me <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Sprachen (z.B. Newar, Gujarati). Im Deutschen ist die Verwendung<br />

von behauchter Stimme paral<strong>in</strong>guistischer Natur, z.B. laut Kohler (1995) „<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

leidenschaftlichen Liebl<strong>in</strong>g!“<br />

3.3.5 Knarrstimme<br />

Für Knarrstimme (Laryngalisierung) s<strong>in</strong>d adduktive Spannung und mediale Kompression<br />

hoch, während die Längsspannung niedrig ist, um Schw<strong>in</strong>gungen zu ermöglichen,<br />

vgl. Abbildung 3.10. Während der Schw<strong>in</strong>gungen ist die Verschlussphase<br />

lang und nur der vordere Teil der Stimmbänder schw<strong>in</strong>gt. Als besonderes<br />

Charakteristikum der Knarrstimme s<strong>in</strong>d die Schw<strong>in</strong>gungen unregelmäßig und von<br />

niedriger Frequenz, was zu e<strong>in</strong>em knarrenden Geräusch führt.<br />

Abbildung 3.10: Schematische Darstellung der Glottis: Knarrstimme.


3.4. AKUSTISCHE UND SPEKTRALE EIGENSCHAFTEN VON PHONATIONSTYPEN29<br />

3.3.6 Weitere Phonationstypen<br />

Bei Aufzählungen von Phonationstypen werden häufig auch tense and lax voice<br />

genannt. Das sich diese jedoch im wesentlichen nur durch mehr bzw. weniger<br />

Längsspannung, mediale Kompression und adduktive Spannung von der modalen<br />

Stimme unterscheiden, soll hier nicht weiter darauf e<strong>in</strong>gegangen weden.<br />

3.4 Akustische und spektrale Eigenschaften von Phonationstypen<br />

<strong>E<strong>in</strong>e</strong> Möglichkeit, den Phonationstyp zu bestimmen, ist der Vergleich der Pegel<br />

der ersten beiden Harmonischen im Spektrum (H 1 und H 2 , s. Bickley 1982; Maddieson<br />

und Ladefoged 1985). Ní Chasaide und Gobl beschreiben den Zusammenhang<br />

folgendermaßen:<br />

„A very dom<strong>in</strong>ant H1 has been widely found to be highly correlated<br />

with a breathy mode of phonation whereas a relatively strong H2<br />

can be correlated with tense or creaky voice.“(Ní Chasaide und Gobl<br />

1997, 442 f.)<br />

Allerd<strong>in</strong>gs wird an der selben Stelle auch auf problematische E<strong>in</strong>flüsse von<br />

f 0 und F 1 e<strong>in</strong>gegangen: So ist der Vergleich von H 1 und H 2 e<strong>in</strong> gültiges Mass,<br />

wenn F 1 hoch und f 0 niedrig ist. Andernfalls kann es zu Interferenzen kommen:<br />

H 1 und H 2 können <strong>in</strong> Abhängigkeit ihrer Nähe zu F 1 erhöht se<strong>in</strong>. In diesem Fall<br />

s<strong>in</strong>d H 1 und H 2 sowohl abhängig vom Filter des Ansatzrohres als auch von der<br />

Quelle (Glottisvibrationen) selbst und s<strong>in</strong>d nicht länger vertrauenswürdige Indikatoren<br />

für den Phonationstyp. Die verbesserte Korrekturformel von Iseli und Alwan<br />

(2004) kann dort jedoch Abhilfe schaffen (s. Abschnitt 6.2.1).


30 KAPITEL 3. PHONATION<br />

Zum Vergleichen der Pegel der ersten beiden Harmonischen (H 1 und H 2 ) liegt<br />

es nahe, die Differenz aus beiden zu bilden. Der so erhaltene Wert ist e<strong>in</strong> Indikator<br />

für den Phonationstyp: Hohe positive Werte weisen auf behauchte Stimme,<br />

niedrige positive oder negative Werte auf Knarrstimme h<strong>in</strong> (Hanson 1997), wobei<br />

beides im Bezug auf die Werte für modale Stimme zu setzen ist 3 . Laut Hanson<br />

korreliert die H 1 -H 2 Differenz mit dem OQ (open quotient, s.o.).<br />

3 <strong>E<strong>in</strong>e</strong> Abbildung <strong>in</strong> Ladefoged (2003, 179) zeigt e<strong>in</strong>e negative H 1 -H 2 Differenz für modal<br />

phonierte Nasale <strong>in</strong> Newar.


Kapitel 4<br />

Aufnahmemethode —<br />

Die Transillum<strong>in</strong>ationstechnik<br />

4.1 Entwicklung und Anwendung<br />

4.1.1 Def<strong>in</strong>itionen<br />

Transillum<strong>in</strong>ation:<br />

Als Transillum<strong>in</strong>ation oder Photoglottographie (PGG) wird<br />

hier die Durchleuchtung der Glottis als Messmethode bezeichnet.<br />

1 ) Dazu wird auf der e<strong>in</strong>en Seite der Glottis e<strong>in</strong>e Lichtquelle<br />

<strong>in</strong>stalliert, auf der anderen e<strong>in</strong> Photosensor, der e<strong>in</strong>fallendes<br />

Licht <strong>in</strong> elektrischen Strom umwandelt. Die abgegebene<br />

Stromstärke korreliert mit dem Öffnungsgrad der Glottis.<br />

Endoskopie:<br />

Ausleuchtung und Inspektion von Körperhohlräumen und Hohlorganen<br />

mit Hilfe e<strong>in</strong>es Endoskops; als diagnostische Endo-<br />

1 Transillum<strong>in</strong>ation oder Diaphanoskopie ist im Grunde nicht auf den Kehlkopf beschränkt,<br />

sondern f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong> verschiedene Anwendungen (s. Pschyrembel (1994)<br />

→Transillum<strong>in</strong>ation →Diaphanoskopie.<br />

31


32 KAPITEL 4. AUFNAHMEMETHODE<br />

skopie mit der Möglichkeit zur Entnahme e<strong>in</strong>er Gewebeprobe<br />

(Biopsie) zur histologischen <strong>Untersuchung</strong>, evtl. <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit Röntgendiagnostik [ . . . ] oder Ultraschalldiagnostik<br />

[ . . . ] sowie zur Durchführung kle<strong>in</strong>erer operativer E<strong>in</strong>griffe<br />

unter visueller Kontrolle [ . . . ] (aus Pschyrembel (1994)).<br />

Endoskop:<br />

Für die Endoskopie verwendetes röhren- oder schlauchförmiges<br />

Instrument, das mit e<strong>in</strong>em optischen System, bestehend<br />

aus Objektiv und Okular (als prograde oder Seitenblickoptik),<br />

e<strong>in</strong>er Beleuchtungse<strong>in</strong>richtung (v.a. E<strong>in</strong>spiegelung von<br />

Kaltlicht) und meist mit e<strong>in</strong>er Spül- u Absaugvorrichtung sowie<br />

Kanälen zum E<strong>in</strong>führen von speziellen Instrumenten (z.B.<br />

Biopsiezangen, Metallschl<strong>in</strong>gen) ausgestattet ist; als starres<br />

Endoskop (Metallhohlzyl<strong>in</strong>der) oder flexibles Endoskop (sog.<br />

Fiberendoskop mit Glasfaseroptik), bei dem u.U. e<strong>in</strong>e Abw<strong>in</strong>klung<br />

der Instrumentenspitze um bis zu 180 ◦ <strong>in</strong> zwei Ebenen<br />

möglich ist [ . . . ]. In Abhängigkeit vom Verwendungszweck<br />

werden Endoskope von verschiedener Länge und mit<br />

unterschiedlichem Durchmesser verwendet (aus Pschyrembel<br />

(1994)).<br />

4.1.2 Entwicklung und <strong>Untersuchung</strong>sgegenstand<br />

1968 wurde von Sawashima und Hirose die erste Methode vorgestellt, die es ermöglichte,<br />

rout<strong>in</strong>emäßige <strong>Untersuchung</strong>en der laryngalen Aktivität während des<br />

Sprechens durchzuführen. Zwar wurden schon vorher transillum<strong>in</strong>atorische <strong>Untersuchung</strong>en<br />

durchgeführt, aber erst jetzt war es möglich, die Position der L<strong>in</strong>se<br />

zu überwachen. Durch den E<strong>in</strong>satz fiberoptischer Leiter war zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e vi-


4.1. ENTWICKLUNG UND ANWENDUNG 33<br />

suelle Kontrolle durch die Betrachtung der Glottis gewährleistet. Dadurch wird<br />

die Frage nach dem Abstand zwischen Glottis und Endoskopl<strong>in</strong>se jedoch nicht<br />

geklärt.<br />

Diesbezüglich wurde Verschiedenes unternommen. Kiritani (1971) beschreibt<br />

e<strong>in</strong> System zur Überwachung der Position der Endoskopl<strong>in</strong>se anhand e<strong>in</strong>es rechnergestützten<br />

prediktiven Röntgensystems, bei dem nur m<strong>in</strong>imale Strahlung e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wird, sobald die Endoskopl<strong>in</strong>se im Röntgenbild identifiziert ist.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Modell wurde u.a. von Sawashima und Miyasaki (1974) und Fujimura,<br />

Baer, und Niimi (1979) getestet: Bei der stereoskopischen Technik f<strong>in</strong>den<br />

zwei Endoskope Anwendung. Aus zwei so erhaltenen Bildern läßt sich der Abstand<br />

e<strong>in</strong>es Punktes zu den beiden Endoskopl<strong>in</strong>sen berechnen. Allerd<strong>in</strong>gs ist es<br />

dafür erforderlich, dass die Position der L<strong>in</strong>sen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em festen Verhältnis stehen.<br />

Um dies zu erreichen werden bei Sawashima und Miyasaki die Endoskopspitzen<br />

nach der E<strong>in</strong>führung durch die Nasenlöcher wieder durch den Mund herausgezogen,<br />

um die L<strong>in</strong>sen fest mite<strong>in</strong>ander zu verb<strong>in</strong>den. Als Weiterentwicklung präsentierten<br />

Fujimura, Baer, und Niimi (1979) e<strong>in</strong>e magnetic <strong>in</strong>terlense bridge. Diese<br />

wird durch den Mund <strong>in</strong> die Nähe der L<strong>in</strong>sen gebracht und stellt durch Magnete<br />

und an Brücke und L<strong>in</strong>sen angebrachte Arretierungsschienen die Verb<strong>in</strong>dung der<br />

L<strong>in</strong>sen her, ohne dass <strong>in</strong> höherem Maße von außen e<strong>in</strong>gewirkt werden muss.<br />

Hoole (1997b) hält diese Methoden zur Überwachung der L<strong>in</strong>senposition jedoch<br />

zum<strong>in</strong>dest für koartikulatorische <strong>Untersuchung</strong>en nicht geeignet. Vielmehr<br />

soll die Position der L<strong>in</strong>se durch e<strong>in</strong>e sorgfältige Auswahl des Sprachmaterials<br />

weitestgehend konstant gehalten werden, s. 4.2 auf S. 36.<br />

Ursprünglich wurde die Transillum<strong>in</strong>ation unabhängig von der fiberoptischen<br />

Endoskopie entwickelt. Dafür wurden e<strong>in</strong>e Lichtquelle und e<strong>in</strong> Lichtsensor auf<br />

den entgegengesetzten Seiten der Glottis verwendet. Die Menge des durchfallenden<br />

Lichts und dementsprechend die Intensität des Stroms, der vom Photosensor


34 KAPITEL 4. AUFNAHMEMETHODE<br />

abgegeben wird, entsprechen dabei dem Öffnungsgrad der Glottis. Im Laufe der<br />

Zeit wurde der Versuchsaufbau variiert: Entweder wurde die Lichtquelle extern<br />

und der Photosensor <strong>in</strong>tern plaziert oder umgekehrt. Für die Komb<strong>in</strong>ation mit fiberoptischer<br />

Endoskopie empfiehlt sich jedoch die <strong>in</strong>terne Platzierung der Lichtquelle,<br />

die gleichzeitig den zu endoskopierenden Raum beleuchtet.<br />

Sawashima (1968) verwendet die komb<strong>in</strong>ierte Methode, um die Zustände des<br />

Larynx während des Sprechens zu beobachten. Die Komb<strong>in</strong>ation mit fiberoptischer<br />

Endoskopie bezeichnet er als unerlässlich für die korrekte Interpretation der<br />

PGG-Daten, da diese durch Bewegung des optischen Kabels verfälscht werden<br />

können. Se<strong>in</strong>e <strong>Untersuchung</strong> umfasst verschiedene CVCV-Cluster, und er präsentiert<br />

Bilder verschiedener Glottiskonfigurationen und untersucht die Größe der<br />

glottal area.<br />

Hoole (1997b) beschreibt fiberoptische Endoskopie <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Transillum<strong>in</strong>ation<br />

als die zur Zeit geeignetste Methode, um die Entstimmungsgeste der<br />

Glottis 2 zu untersuchen. Er vergleicht fiberoptische Endoskopie <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit Transillum<strong>in</strong>ation dabei mit verschiedenen Methoden, nämlich der Elektromyographie<br />

(EMG) des Larynx und der Ultraschalltechnik.<br />

Ersteres hat, obwohl wichtige Ergebnisse zur artikulatorischen Funktion des<br />

Larynx beigetragen wurden, den Nachteil, dass das Befestigen der Elektroden für<br />

den Forscher sehr übungs<strong>in</strong>tensiv und für die Versuchsperson sehr unangenehm<br />

ist.<br />

Mit der Ultraschalltechnik wurden nützliche Filmaufnahmen verschiedener artikulatorischer<br />

Systeme erstellt, und sche<strong>in</strong>t im Gegensatz zur Transillum<strong>in</strong>ation<br />

die Möglichkeit zu bieten, die Größe der glottalen Öffnung mit absoluten Werten<br />

zu messen. Allerd<strong>in</strong>gs liegt auch hier noch ke<strong>in</strong> praktikables Messystem vor, da<br />

es Schwierigkeiten gibt, auf der Stimmritze den Ausgangspunkt für die Messung<br />

2 s. auch Hoole (1997a)


4.1. ENTWICKLUNG UND ANWENDUNG 35<br />

auszumachen.<br />

Laryngographie oder Elektroglottographie (EGG) ist für die <strong>Untersuchung</strong> der<br />

Entstimmungsgeste nicht geeignet, da e<strong>in</strong>e Nulll<strong>in</strong>ie im EGG-Signal nur aussagt,<br />

dass die Glottis geöffnet ist, jedoch nichts über Qualität und Quantität der Öffnung.<br />

Es wurde ebenfalls mit der Komb<strong>in</strong>ation aus Transillum<strong>in</strong>ation und Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsk<strong>in</strong>ematographie<br />

experimentiert, z.B. Baer et al. (1983). Dabei<br />

wird jedoch e<strong>in</strong> starres Endoskop für Kamera und Lichte<strong>in</strong>spiegelung verwendet,<br />

das nicht durch die Nase, sondern <strong>in</strong> den Mund e<strong>in</strong>geführt wird, sodass im Wesentlichen<br />

nur Phonationszyklen aufgezeichnet werden können. E<strong>in</strong> beachtenswerter<br />

Vorteil der Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsk<strong>in</strong>ematographie ist jedoch die Möglichkeit,<br />

verschiedene Regionen der Glottis getrennt vone<strong>in</strong>ander zu untersuchen. Dadurch<br />

ist es möglich, unterschiedliche Bewegungsabläufe beim Öffnen und Schließen<br />

der Glottis zu beobachten. Für die <strong>in</strong>terne Endoskopie ist das Verfahren nicht geeignet,<br />

da der hohe Lichtbedarf zu starker Wärmebildung führt.<br />

4.1.3 Anwendungsbeispiel<br />

Löfqvist und Yoshioka (1980) verwendeten Transillum<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit<br />

fiberoptischer Endoskopie, um stimmlose Obstruenten und Obstruentencluster im<br />

Isländischen zu untersuchen. Die Kontraste zwischen präaspirierten, unaspierierten<br />

und postaspirierten Plosiven führen sie hauptsächlich auf das oral-laryngale<br />

Tim<strong>in</strong>g zurück, <strong>in</strong>dem sie glottale Ab- und Adduktion sowie das Maximum der<br />

Glottisöffnung mit dem Plosivburst <strong>in</strong> Bezug setzen. Zudem konnten Unterschiede<br />

<strong>in</strong> der Größe der glottalen Geste festgestellt werden.<br />

In den Obstruentenclustern können <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Dauer des Clusters<br />

und dessen Segmenten e<strong>in</strong>e oder mehrere Glottisgesten auftreten. Dies steht<br />

auch damit <strong>in</strong> Zusammenhang, dass die Cluster e<strong>in</strong>e Wortgrenze be<strong>in</strong>halten, die


36 KAPITEL 4. AUFNAHMEMETHODE<br />

teilweise durch e<strong>in</strong>e Pause markiert wurde. In diesen Fällen trat e<strong>in</strong> vollständiger<br />

Verschluss der Glottis auf, während <strong>in</strong> allen anderen Fällen mit mehr als e<strong>in</strong>er<br />

Öffnungsgeste die Glottis nur ansatzweise geschlossen wurde.<br />

Für laryngale Gesten von Plosiven und Frikativen wurden weiterh<strong>in</strong> Unterschiede<br />

<strong>in</strong> der maximalen Abduktionsgeschw<strong>in</strong>digkeit festgestellt. Diese ist für<br />

Frikative höher, was wahrsche<strong>in</strong>lich aus den unterschiedlichen aerodynamischen<br />

Anforderungen der verschiedenen Artikulationsarten resultiert.<br />

Löfqvist und Yoshioka erstellten fiberoptische Filme von nur e<strong>in</strong>igen Durchläufen<br />

des Experiments. In e<strong>in</strong>er Frame-by-Frame Analyse wurde der Abstand der<br />

Aryknorpelfortsätze als Index für die Weite der Glottisöffnung gemessen. Dieser<br />

Index erwies sich als übere<strong>in</strong>stimmend mit den PGG-Daten. PGG erweist sich hier<br />

überhaupt als geeigneteste Methode. Andere Methoden scheitern entweder am erhöhten<br />

technischen oder rechnerischen Aufwand, und EGG liefert ke<strong>in</strong>e Aussagen<br />

über Größe, Art und Geschw<strong>in</strong>digkeit der Glottisgeste.<br />

4.2 Sprachmaterial<br />

Um zu verh<strong>in</strong>dern, dass der Abstand zwischen Endoskopspitze und Glottis größeren<br />

Schwankungen unterworfen ist, muss das Sprachmaterial sorgfältig gewählt<br />

werden. Offene und vor allem h<strong>in</strong>tere Vokale br<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e Retraktion der Zungenwurzel<br />

mit sich, die e<strong>in</strong>e Beschattung der Glottis verursachen kann. Dadurch<br />

können die PGG-Signale verfälscht werden. Dies gilt im selben Maße für dorsale<br />

Konsonanten. Auch Nasale können Schwierigkeiten bereiten, nämlich dah<strong>in</strong>gehend,<br />

dass die erforderlichen velaren Bewegungen das Endoskop bee<strong>in</strong>flussen<br />

und dementsprechend die Postion der Endoskopspitze verändern können.<br />

Im Allgeme<strong>in</strong>en muss daher von der Verwendung der genannten Laute abgeraten<br />

werden, es sei denn, sie s<strong>in</strong>d gerade der Gegenstand der <strong>Untersuchung</strong>.


4.3. ANALYSE 37<br />

Dabei wäre angeraten, vor dem Ziellaut oder -wort (Target) ke<strong>in</strong>e solchen Laute<br />

auftreten zu lassen. E<strong>in</strong> typisches Beispiel für e<strong>in</strong>en Stimulus wäre<br />

(8) Lies ‚die Schiffe‘, bitteaus<br />

Hoole (1997b), da hier nur vordere Vokale, apikale oder labiale Konsonanten<br />

und ke<strong>in</strong>e Nasale verwendet werden.<br />

4.3 Analyse<br />

Bei der Transillum<strong>in</strong>ation wandeln Phototransistoren das durch die Glottis fallende<br />

Licht <strong>in</strong> elektrische Spannung um. Anhand des entstehenden Signals kann man<br />

auf den Zustand der Glottis rückschließen, z.B.:<br />

• Maxima im Signal deuten auf e<strong>in</strong>e weite Öffnung der Glottis h<strong>in</strong>, z.B. beim<br />

E<strong>in</strong>atmen oder bei der Produktion stimmloser Obstruenten.<br />

• Nulll<strong>in</strong>ien weisen auf e<strong>in</strong>e geschlossene Glottis h<strong>in</strong>.<br />

• Oszillation weist auf Stimmhaftigkeit h<strong>in</strong>.<br />

Im PGG-Signal werden maximale glottale Öffnung sowie der Beg<strong>in</strong>n der Abduktion<br />

und das Ende der Adduktion, also Beg<strong>in</strong>n und Ende der Glottisgeste, markiert.<br />

In der Differenzierung des PGG-Signals werden die Maximalgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

von Abduktion und Adduktion markiert. Diese Markierungen lassen sich<br />

dann mit segmentellen Labels im synchronen Audiosignal <strong>in</strong> Bezug setzen.<br />

Eher schwierig ist es, quantitative Aussagen zu machen: Da die Position der<br />

Lichtquelle nicht fixiert werden kann, kann es durch Bewegungen des Artikulationsapparates<br />

zu une<strong>in</strong>heitlichen Amplituden im resultierenden Signal kommen.<br />

Die Videodaten können zur Untermauerung der PGG-Daten nachbearbeitet<br />

werden, um ebenfalls die Größe der Fläche der Glottis darzustellen, allerd<strong>in</strong>gs


38 KAPITEL 4. AUFNAHMEMETHODE<br />

ist dies mit hohem Rechenaufwand verbunden. Im Übrigen haben sich die PGG-<br />

Daten als weitestgehend mit aus dem Video errechneten Daten übere<strong>in</strong>stimmend<br />

gezeigt (Löfqvist und Yoshioka 1980). Die Videodaten s<strong>in</strong>d ferner dazu geeignet,<br />

unerwartete Werte im PGG-Signal, z.B. durch e<strong>in</strong>e Überdeckung der Glottis durch<br />

die Epiglottis, visuell zu überprüfen.


Kapitel 5<br />

Experiment<br />

5.1 Sprachmaterial<br />

Für die Aufnahme dieser Arbeit wurden 22 Stimuli <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Trägersatz (s. Tabelle<br />

5.1) e<strong>in</strong>gebettet. Sowohl die Stimuli als auch der Trägersatz entsprechen<br />

so weit wie möglich den Beschränkungen, denen das l<strong>in</strong>guistische Material bei<br />

Transillum<strong>in</strong>ationsaufnahmen unterworfen ist (vgl. Abschnitt 4.2). Daher wurden<br />

ausschließlich Vokale und Konsonanten verwendet, für die ke<strong>in</strong>e Retraktion der<br />

Zungenwurzel erforderlich ist. Der dorsale Frikativ [X] am Ende des Trägersatzes<br />

fällt nicht <strong>in</strong>s Gewicht, da der relevante Teil jeder Äußerung vorher abgeschlossen<br />

ist. Das erste Wort, der Name Seppi, enthält Präaspiration und das zweite Wort ,<br />

lestu, das stimmlose Konsonantencluster [st]. Beides kann später zur Normalisierung<br />

oder zum Vergleichen verwendet werden.<br />

Seppi, lestu fyrir mig<br />

sE h pI lEstY fIrIr mIX<br />

Seppi, lies für mich<br />

Tabelle 5.1: Trägersatz mit Transkription und Übersetzung.<br />

Tabelle 5.2 zeigt die Stimuli, deren Ziellaut der Sonorant ist. Pro Sonorant<br />

39


40 KAPITEL 5. EXPERIMENT<br />

gibt es zwei phonatorisch kontrastierende Paare: Das e<strong>in</strong>e Paar unterscheidet sich<br />

durch die Stimmhaftigkeit des <strong>in</strong>itialen Sonoranten, das zweite Paar durch die<br />

Stimmhaftigkeit des Sonoranten <strong>in</strong> medialer, präplosivischer Stellung. Für den<br />

Trill gibt es ke<strong>in</strong> solches Paar, es sei denn, man verwendet velare Plosive (vgl.<br />

Abschnitt 2.1), die wiederum für die Aufnahmemethode nicht geeignet s<strong>in</strong>d.<br />

Stimmhaft / Lenis Stimmlos / Fortis<br />

<strong>in</strong>itial nýta [ni:ta] hnýta [n˚i:ta]<br />

medial hendi [hEntI] henti [hEn˚tI]<br />

<strong>in</strong>itial líða [li:Da] hlíða [l˚i:Da]<br />

medial eldi [EltI] elti [el˚tI]<br />

<strong>in</strong>itial rífa [ri:va] hrífa [r˚i:va]<br />

Tabelle 5.2: Auflistung der Stimuli <strong>in</strong> kontrastierenden Paaren mit Transkription,<br />

Ziellaut ist Sonorant.<br />

Die Stimuli <strong>in</strong> Tabelle 5.3 wurden gewählt, um Vergleichsmöglichkeiten mit<br />

gleichen Kontexten bzw. ähnlichen Silbenstrukturen zu den stimmlosen Sonoranten<br />

<strong>in</strong> Tabelle 5.2 zu erstellen. [v] ist der e<strong>in</strong>zige stimmhafte Frikativ im Isländischen,<br />

der <strong>in</strong> <strong>in</strong>itialer Position stehen kann.<br />

Stimmhaft / Lenis Stimmlos / Fortis<br />

<strong>in</strong>itial víla [vi:la] fíla [fi:la]<br />

medial lýsi [li:sI]<br />

medial lýsti [listI]<br />

<strong>in</strong>itial sími [si:mI]<br />

Tabelle 5.3: Auflistung der Stimuli <strong>in</strong> kontrastierenden Paaren mit Transkription,<br />

Ziellaut ist Frikativ<br />

Tabelle 5.4 enthält Wörter mit verschiedenen Plosiven. Die E<strong>in</strong>beziehung dieser<br />

Wörter ermöglicht den direkten Vergleich zwischen wort<strong>in</strong>terner Sonorantentstimmung<br />

und der Präaspiration. Außerdem können Plosivkontraste des Isländischen<br />

anhand dieser Daten untersucht werden.<br />

<strong>E<strong>in</strong>e</strong> Übersicht aller verwendeter Stimuli mit Übersetzung und Aufnahmecodes<br />

(s. Abschnitt 5.3) f<strong>in</strong>det sich im Anhang <strong>in</strong> Abschnitt A.1 auf Seite 87.


5.2. VERSUCHSAUFBAU 41<br />

Stimmhaft / Lenis Stimmlos / Fortis<br />

<strong>in</strong>itial dýna [ti:na] týna [t h i:na]<br />

medial hiti [hI:tI]<br />

medial hitti [hI h tI]<br />

medial breyti [prEI:tI]<br />

medial breiddi [prEIt:I] breytti [prEI h tI]<br />

Tabelle 5.4: Auflistung der Stimuli <strong>in</strong> kontrastierenden Paaren mit Transkription,<br />

Ziellaut ist Plosiv.<br />

5.2 Versuchsaufbau<br />

Die Aufnahme wurde im März 2004 im Phonetiklabor des Zentrums für Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Sprachwissenschaft (ZAS) <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> durchgeführt. In leitender und mitwirkender<br />

Funktion waren Dr. Susanne Fuchs (ZAS), Phil Hoole (Institut für Phonetik<br />

und sprachliche Kommunikation, LMU München) und Jörg Dreyer (ZAS)<br />

anwesend. Dr. med. Klaus Dahlmeier, Berl<strong>in</strong>, führte die Endoskopie durch.<br />

Die Versuchspersonen wurden folgendermaßen auf die <strong>Untersuchung</strong> vorbereitet:<br />

Zunächst wurden die Nasenschleimhäute durch Anwendung e<strong>in</strong>es herkömmlichen<br />

Nasensprays abgeschwollen, um die E<strong>in</strong>führung des Endoskops zu erleichtern.<br />

Danach wurden die Schleimhäute <strong>in</strong> Nase und Pharynx sowie die Uvula mit<br />

Hilfe e<strong>in</strong>es Oberflächenanästhetikums betäubt 1 , damit die Prozedur für die Probanden<br />

möglichst beschwerdefrei wird.<br />

Nach kurzer E<strong>in</strong>wirkzeit des Anästhetikums wurde das Endoskop durch die<br />

Nase <strong>in</strong> den Rachen e<strong>in</strong>geführt. Dieser Vorgang wurde anhand e<strong>in</strong>es angeschlossenen<br />

Videogeräts überwacht. Das an der Endoskopspitze austretende Licht der<br />

angeschlossenen Kaltlichtquelle erhellt den Rachenraum und macht e<strong>in</strong>e Betrachtung<br />

möglich. 2 Anhand des durch die Glottis fallenden Lichts werden die opti-<br />

1 Xyloca<strong>in</strong>, Wirkstoff: Lidoca<strong>in</strong><br />

2 Aufgrund e<strong>in</strong>es fehlenden Adapters zum Anschluss an e<strong>in</strong>e Batterie musste die Kaltlichtquelle<br />

mit Netzstrom betrieben werden. Dadurch entstand e<strong>in</strong> 50 Hz Rauschen (Wechselstromfrequenz)<br />

<strong>in</strong> den PGG-Signalen.


42 KAPITEL 5. EXPERIMENT<br />

Abbildung 5.1: Versuchsaufbau für Transillumionationsaufnahmen mit zwei separaten<br />

Phototransistoren (PGG1 und PGG2), Sprachsignal und Videosignal<br />

malen Punkte zur Platzierung der zwei Phototransitoren (für PGG1 und PGG2)<br />

ermittelt.<br />

E<strong>in</strong> Phototransitor (PGG1) wird zwischen Schildknorpel, Cartilago thyroidea<br />

s. Abb. 3.1 auf Seite 18, und R<strong>in</strong>gknorpel, Cartilago cricoidea, über dem Ligamentum<br />

cricothyroideum auf die Haut geklebt, der andere (PGG2) über dem Ligamentum<br />

cricotracheale zwischen R<strong>in</strong>gknorpel und oberstem R<strong>in</strong>g der Luftröhre.<br />

PGG1 ist reagiert sensibler auf Änderungen im vorderen Teil der Glottis. Er zeichnet<br />

sich durch hohe Amplituden aus, aber auch durch e<strong>in</strong>e starke Empf<strong>in</strong>dlichkeit<br />

gegenüber vertikalen Bewegungen des Larynx, z.B. der Lippenrundung. PGG2<br />

reagiert sensibler auf den h<strong>in</strong>teren Bereich der Glottis, der mit Entstimmung <strong>in</strong><br />

Bezug steht. Er wird bei <strong>Untersuchung</strong>en des Stimmhaftigkeitskonstrast bevorzugt<br />

verwendet, z.B. von Löfqvist und Yoshioka:<br />

The results of the present study show a high correlation between<br />

measures of glottal area variations obta<strong>in</strong>ed by fiberoptic film<strong>in</strong>g and<br />

by transillum<strong>in</strong>ation. For this to hold true, it was necessary to place


5.2. VERSUCHSAUFBAU 43<br />

the phototransistor just below the cricoid cartilage (Löfqvist und Yoshioka<br />

1980, S. 798).<br />

Der Aufnahmeraum wurde weitestgehend verdunkelt und die Phototransistoren<br />

zusätzlich durch e<strong>in</strong>en Schal vor ungewollten Lichte<strong>in</strong>flüssen geschützt. Abbildung<br />

5.1 zeigt den Versuchsaufbau. Abbildung B.1 zeigt die Photographie der<br />

Vorbereitungen e<strong>in</strong>er Versuchsperson zur Aufnahme.<br />

Die Versuchsperson wurde angewiesen, dem endoskopierenden Arzt nach Möglichkeit<br />

Schluckvorgänge anzukündigen, um durch teilweises Herausziehen des<br />

Endoskops Beschwerden beim Schlucken vorzubeugen. Diese können durch Kontakt<br />

des Endoskops und der Epiglottis entstehen, die beim Schlucken geschlossen<br />

wird. Es ist nicht s<strong>in</strong>nvoll, die Schleimhaut der Epiglottis ebenfalls zu betäuben:<br />

Wenn Flüssigkeit über die Epiglottis läuft, wird der Schluckreflex ausgelöst, um<br />

zu verh<strong>in</strong>dern, dass diese <strong>in</strong> den Respirationstrakt gelangt, wodurch dann e<strong>in</strong> Hustenreflex<br />

ausgelöst wird. Hustenanfälle würden die Aufnahme stärker bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

als kle<strong>in</strong>e Schluckpausen.<br />

Nach den Vorbereitungen wurden anhand e<strong>in</strong>iger Testwörter die zu messenden<br />

Signale ausgesteuert. Anschließend wurden den Versuchspersonen die Stimuli (s.<br />

Abschnitt 5.1) mit Hilfe e<strong>in</strong>er speziellen Software randomisiert und <strong>in</strong> zehnfacher<br />

Wiederholung zum Vorlesen präsentiert. Gleichzeitig mit der visuellen Präsentation<br />

des Stimulus wurde e<strong>in</strong> akustischer Impuls an die Aufnahmegeräte gegeben,<br />

der der späteren Synchronisierung der Daten dient.<br />

PGG1, PGG2 und AUDIO wurden synchron auf e<strong>in</strong>em Multi-Channel-DAT-<br />

Recorder aufgenommen, VIDEO und AUDIO auf e<strong>in</strong>em DV-Camcorder. Es ist zu<br />

beachten, dass das Videosignal weniger zu Messzwecken, sondern viel mehr zur<br />

Überprüfung verwendet wurde. Zum e<strong>in</strong>en konnte so die Position der Endoskopspitze<br />

überwacht, zum anderen können später auffällige Analysewerte anhand des<br />

Videomitschnitts kontrolliert werden, s. Abschnitt 4.3.


44 KAPITEL 5. EXPERIMENT<br />

Zwei isländische Muttersprachler (theo, w., 26 und snorri, m., 27) nahmen<br />

als Versuchspersonen an dem Experiment teil. Beide s<strong>in</strong>d im Südwesten Islands<br />

aufgewachsen und sprechen den l<strong>in</strong>mæli-Dialekt.<br />

5.3 Vorverarbeitung der Daten<br />

Die Transillum<strong>in</strong>ationsdaten mit e<strong>in</strong>er Abtastrate von 24 kHz wurden unter Verwendung<br />

e<strong>in</strong>iger Matlab Scripte von Phil Hoole und Christ<strong>in</strong>e Mooshammer weiterverarbeitet.<br />

Um die Datenmenge zu reduzieren und weitere Berechnungen durchführen<br />

zu können, wurden e<strong>in</strong>ige Schritte notwendig: Die Abtastrate der photoglottographischen<br />

Daten (PGG1 und PGG2) wurde auf 3 kHz reduziert (down<br />

sampl<strong>in</strong>g). Zusätzlich wurden diese Signale mit e<strong>in</strong>em Tiefpass (60 Hz, Transitionsband:<br />

15 Hz - 90 Hz) gefiltert. In e<strong>in</strong>em weiteren Schritt wurde e<strong>in</strong>e weiterer<br />

Tiefpass angewendet (37,5 Hz, Transitionsband: 15 Hz - 60 Hz), um das<br />

50 Hz Rauschen aus den Signalen zu filtern. Aus den so geglätteten Signalen<br />

konnten Geschw<strong>in</strong>digkeitssignale errechnet werden, d.h. die erste Ableitung der<br />

PGG-Signale. Nach dieser Verarbeitung lagen folgende Signaltypen vor:<br />

PGG1/PGG2 Die photoglottographischen „Rohsignale“ der Phototransitoren oberhalb<br />

(1) und unterhalb (2) des R<strong>in</strong>gknorpels.<br />

PGGF1/PGGF2 Die gefilterten und geglätteten PGG-Signale (F: Filter)<br />

PGGV1/PGGV2 Die aus den gefilterten Signalen errechneten. Geschw<strong>in</strong>digkeitssignale<br />

(v: Geschw<strong>in</strong>digkeit als physikalische Größe).<br />

AUDIO Das unveränderte Audiosignal.<br />

Die im Matlab-Datenformat vorliegenden Signale wurden anschließend anhand<br />

e<strong>in</strong>er cut file extrahiert, sodass pro Äußerung sieben synchrone Dateien vorlagen<br />

(e<strong>in</strong>e Datei pro Signaltyp). Die cut file enthält pro Äußerung die Start- und


5.3. VORVERARBEITUNG DER DATEN 45<br />

Endzeitpunkte sowie e<strong>in</strong>en Code, um die Äußerung zu identifizieren. Die Audiosignale<br />

wurden im RIFF-WAVE Format gespeichert, alle anderen Signale im SSFF<br />

Format. Diese Formate ermöglichen das zeitgleiche Betrachten und Verarbeiten<br />

aller Signale mit dem EMU Database System (Cassidy und Harr<strong>in</strong>gton 1996).<br />

Nach der Vorverarbeitung lagen von der Versuchsperson snorri 220 Äußerungen<br />

vor. Die Aufnahmen der Versuchsperson theo wurden nach dem neunten<br />

Durchlauf aufgrund von Beschwerden und Ermüdung abgebrochen, so dass hier<br />

198 Äußerungen vorlagen.


46 KAPITEL 5. EXPERIMENT


Kapitel 6<br />

Datenverarbeitung<br />

6.1 Etikettierung der Daten<br />

Das EMU Database System (Cassidy und Harr<strong>in</strong>gton 1996) wurde verwendet, um<br />

e<strong>in</strong>e Datenbank mit allen Äußerungen beider Versuchspersonen zu erstellen. Die<br />

Etikettierungen wurden hierarchisch auf 4 Ebenen gesetzt:<br />

Utterance (Type) -> Position -> Phonetic -> PGG<br />

Utterance:<br />

Position:<br />

Auf der Ebene Utterance gibt es pro Äußerung nur e<strong>in</strong> Label, nämlich<br />

das Zielwort der Äußerung. Auf der Parallelebene Type wird<br />

dazu der Code e<strong>in</strong>getragen.<br />

Die Glottisgeste wird an drei verschiedenen Positionen untersucht:<br />

• Präaspiration <strong>in</strong> [sE h pI] (Label: preasp)<br />

• Konsonantencluster <strong>in</strong> [lEstY] (Label: norm)<br />

• Relevanter Laut im Zielwort (Label: target)<br />

Phonetic:<br />

Akustische Segmentierung der Äußerung bis e<strong>in</strong>schließlich Zielwort,<br />

s.u. Abschnitt 6.1.1<br />

47


48 KAPITEL 6. DATENVERARBEITUNG<br />

PGG: Ereignisse im PGG-Signal, s.u. Abschnitt 6.1.3<br />

6.1.1 Akustische Segmentierung<br />

Für die akustische Segmentierung der Daten wurde die Software xassp 1 verwendet,<br />

da es Spektrogramme und Zoom besser beherrscht als Emu. Die Etikettierung<br />

lehnt sich im wesentlichen an SAMPA 2 an. Es gibt jedoch e<strong>in</strong>ige Ergänzungen<br />

bzw. Abweichungen:<br />

-h:<br />

+h:<br />

wird für Aspiration bzw. Verschlusslösung verwendet<br />

wird für Präaspiration verwendet<br />

N: stimmloser alveolarer Nasal, [n˚]<br />

L: stimmloser alveolarer Lateral, [l˚]<br />

R: stimmloser alveolarer Trill, [r˚]<br />

Die Labeldateien von xassp wurden im MIX Format gespeichert. In e<strong>in</strong>em<br />

weiteren Schritt wurden mit Hilfe e<strong>in</strong>es Scripts dem Header der Labeldateien zwei<br />

Informationen h<strong>in</strong>zugefügt, nämlich das Zielwort und der Code.<br />

6.1.2 Erstellen der Hierarchie<br />

Emu verwendet für die Verwaltung der Hierarchie <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Äußerung spezielle<br />

Labeldateien (HLB-Datei), <strong>in</strong> denen alle zeitungebundenen Labels sowie<br />

alle hierarchischen Beziehungen aufgeführt werden. Mit Hilfe von Scripts wurden<br />

die Informationen aus den Labeldateien von xassp (s.o.) ausgelesen, um zum e<strong>in</strong>en<br />

1 http://www.ipds.uni-kiel.de/forschung/xassp.de.html<br />

2 http://www.phon.ucl.ac.uk/home/sampa/home.htm


6.1. ETIKETTIERUNG DER DATEN 49<br />

die akustische Etikettierung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> für Emu <strong>in</strong>terpretierbares Format (xwaves) umzuwandeln<br />

sowie zum anderen automatisch die HLB-Dateien zu generieren: Die<br />

E<strong>in</strong>träge für Utterance, Type und Position wurden erstellt und die hierarchischen<br />

Beziehung zwischen Utterance und Position hergestellt.<br />

Anschließend wurden mit e<strong>in</strong>em AutoBuild-Scripts für Emu die hierarchischen<br />

Beziehungen zwischen Position und Phonetic aufgebaut. Abbildung 6.1<br />

zeigt die bisher vorhandenen hierarchischen Beziehungen.<br />

Abbildung 6.1: Hierarchiebaum <strong>in</strong> EMU: PGG-Ebene ausgeblendet.<br />

6.1.3 Etikettierung der Ereignisse im PGG-Signal<br />

Die folgenden Ereignisse im PGG-Signal wurden etikettiert:<br />

on:<br />

on10:<br />

xv1:<br />

Der E<strong>in</strong>satz der Öffnungsbewegung der Glottis<br />

10% Schwelle der Glottisöffnung<br />

Maximale Öffnungsgeschw<strong>in</strong>digkeit


50 KAPITEL 6. DATENVERARBEITUNG<br />

max:<br />

xv2:<br />

Maximale Öffnung<br />

Maximale Schließgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

off10: 10% Schwelle der Glottisschließung<br />

off:<br />

Ende der Schließbewegung der Glottis<br />

Um diese Arbeit zu erleichtern und die Zeitpunkte der Ereignisse möglichst<br />

akkurat zu treffen, wurde e<strong>in</strong> Modul für Emu entwickelt, welches folgendermaßen<br />

funktioniert:<br />

Abbildung 6.2: Veranschaulichung der PGG-Ereignisse im PGGF- und PGGV-<br />

Signal.<br />

Unter Verwendung des Geschw<strong>in</strong>digkeitssignals (PGGV) werden <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>es markierten Bereichs zunächst die Ereignisse on, max, off gesucht. Da


6.1. ETIKETTIERUNG DER DATEN 51<br />

es sich bei on und off um M<strong>in</strong>ima im PGGF-Signal handelt, wird im PGGV-<br />

Signal <strong>in</strong>nerhalb der Markierung nach der Abfolge von drei Nulldurchgängen gesucht<br />

(positiv - negativ - positiv). xv1 wird als Zeitpunkt des höchsten Wertes im<br />

PGGV-Signal zwischen on und max festgelegt und xv2 respektive als Zeitpunkt<br />

des niedrigsten Wertes zwischen max und off. Die 10%-Schwellwerte wurden<br />

anhand der Amplitudendifferenz zwischen on/off und max <strong>in</strong>terpoliert. Abbildung<br />

6.2 illustriert diese Zusammenhänge. Werden alle sieben Werte gefunden,<br />

schreibt das Modul für jeden Wert e<strong>in</strong> neues Label auf die Ebene PGG. Anschließend<br />

kann diesen sieben neuen Labels e<strong>in</strong> Elternlabel (parent) auf der Position<br />

Ebene zugewiesen werden, zu dem dann hierarchische B<strong>in</strong>dungen aufgebaut werden.<br />

Abbildung 6.3 zeigt die hierarchischen Beziehungen bei ausgeblendeter Phonetic-Ebene.<br />

Abbildung 6.3: Hierarchiebaum <strong>in</strong> EMU: Phonetic-Ebene ausgeblendet.


52 KAPITEL 6. DATENVERARBEITUNG<br />

6.2 Signalanalysen<br />

6.2.1 H 1 - H 2 Differenz<br />

Die Amplituden und Frequenzen der ersten beiden Harmonischen wurden manuell<br />

abgelesen. Die Software wavesurfer 3 wurde verwendet, um e<strong>in</strong> gemitteltes<br />

Spektrum über das zu untersuchende Segment darzustellen. Abbildung 6.4 zeigt<br />

e<strong>in</strong> solches Spektrum aus wavesurfer mit H 1 und H 2 markiert.<br />

Abbildung 6.4: Spektrum aus wavesurfer mit H 1 und H 2 . In der Statuszeile werden<br />

Frequenz und Amplitude von H 1 angezeigt.<br />

Zur Korrektur der E<strong>in</strong>flüsse der Formanten (<strong>in</strong>sbesondere F 0 ) auf H 1 und H 2<br />

wurde e<strong>in</strong>e Korrekturformel von Iseli und Alwan (2004) verwendet. <strong>E<strong>in</strong>e</strong> fast perfekte<br />

Korrektur wird durch die E<strong>in</strong>beziehung der Frequenzen und Bandbreiten der<br />

ersten drei Formanten erreicht. Um dies zu bewerkstelligen wurden die Formantwerte<br />

von F 1 bis F 3 der entsprechenden Segmente ermittelt und über das Segment<br />

3 http://www.speech.kth.se/wavesurfer/


6.2. SIGNALANALYSEN 53<br />

gemittelt. Die Formantwerte wurden mit dem Programm tkassp 4 berechnet.<br />

Die von Iseli und Alwan vorgeschlagene und hier verwendete Formel lautet:<br />

H ∗ = H − ∑ i=1 n log 10<br />

(r i 2 + 1 − 2r i cos(ω i )) 2<br />

(r 2 i + 1 − 2r i cos(ω i + ω))(r 2 i + 1 − 2r i cos(ω i − ω))<br />

(6.1)<br />

mit r i = e −πB i /F i<br />

, ω i = 2πF i /F s und ω = 2π ∗ f/F s . H und f bezeichnen<br />

Amplitude und Frequenz der Harmonischen, F i und B i s<strong>in</strong>d Frequenz und<br />

Bandbreite von Fomant i , F s ist die Abtastrate, H ∗ ist die korrigierte Amplitude<br />

der Harmonischen.<br />

6.2.2 Nulldurchgangsrate<br />

Zur Erfassung von Friktionsgeräuschen wurde die Nulldurchgangsanalyse (zcr,<br />

zero cross<strong>in</strong>g rate) verwendet. Friktion <strong>in</strong> Sprachlauten entsteht dadurch, dass der<br />

Luftstrom durch orale Engebildung <strong>in</strong> Turbulenz versetzt wird. Diese Turbulenz<br />

erzeugt e<strong>in</strong> stochastisches Signal, das mit hohen Frequenzen verbunden ist. Hohe<br />

Frequenzen resultieren <strong>in</strong> häufige Nulldurchgänge, und daher ist e<strong>in</strong>e hohe<br />

Nulldurchgangsrate e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf Friktion. Die Nulldurchgangsanalyse wurde<br />

ebenfalls mit tkassp 4 durchgeführt.<br />

4 tkassp ist das graphische Interface zu Michel Scheffers assp-Tools, die z.B. die Programme<br />

forest zur Formantanalyse und zcrana zur Nulldurchgangsanalyse be<strong>in</strong>halten. Teil von Emu.


54 KAPITEL 6. DATENVERARBEITUNG


Kapitel 7<br />

Ergebnisse<br />

Die Statistik-Software R 1 und das Interface zwischen R und EMU 2 wurden verwendet,<br />

um Abfragen an die erstellte EMU Datenbank zu senden und die Ergebnisse<br />

statistisch und graphisch auszuwerten. Da es nicht möglich ist, <strong>in</strong>nerhalb der<br />

von R erzeugten Graphiken komplexe IPA-Symbole darzustellen, wurden gegebenenfalls<br />

die Sampa-Symbole (s. Abschnitt 6.1.1) weiterverwendet.<br />

Das Hauptaugenmerk der <strong>Untersuchung</strong>en liegt auf den Sonorantenpaaren<br />

[n n˚], [l l˚] sowie [r r˚]. Dabei wird zwischen zwei Kontexten unterschieden: Im <strong>in</strong>itialen<br />

Kontext steht das zu untersuchende Segment <strong>in</strong> wort<strong>in</strong>itialer Position (Codes:<br />

i±vnv, i±vlv und i±vtv usw. (Tab. A.1 auf Seite 87)). Im medialen Kontext<br />

ist der Ziellaut wort<strong>in</strong>tern zwischen vorangehendem Vokal und nachfolgendem<br />

Plosiv (Codes: m-vnP, m+vnp, m-vlP, m+vlp usw.).<br />

1 http://www.r-project.org<br />

2 http://emu.sourceforge.net/emu-splus.shtml<br />

55


56 KAPITEL 7. ERGEBNISSE<br />

theo snorri<br />

Kontext ⊘ Dauer n ⊘ Dauer n<br />

[n] 98,7 ms 9 65,3 ms 10<br />

<strong>in</strong>itial<br />

[n˚] 124,5 ms 9 104,9 ms 10<br />

[n] 78,2 ms 9 62,9 ms 10<br />

medial<br />

[n˚] 109,4 ms 9 82,5 ms 10<br />

Tabelle 7.1: Durschnittliche Dauern <strong>in</strong> ms für [n] und [n˚], getrennt nach Versuchsperson<br />

und Kontext.<br />

7.1 Segmentdauern<br />

Für die <strong>Untersuchung</strong> der Dauerunterschiede wurden die Start- und Endzeitpunkte<br />

der Paare [n n˚], [l l˚] und [r r˚] im <strong>in</strong>itialen Kontext sowie [n n˚] und [l l˚] im medialen<br />

Kontext aus der Datenbank extrahiert. Anschließend wurden die Segmentdauern<br />

der kontrastierenden Paare – nach Versuchsperson und Kontext getrennt – mite<strong>in</strong>ander<br />

verglichen. Da alle Stichproben Normalverteilung aufwiesen, wurde für alle<br />

Vergleiche e<strong>in</strong> Zweistichproben-t-Test verwendet.<br />

[n] vs. [n˚]<br />

Sowohl im <strong>in</strong>itialen als auch im medialen Kontext haben die stimmlosen Nasale<br />

beider Sprecher e<strong>in</strong>e signifikant größere Dauer als ihre stimmhaften Pendants.<br />

Tabelle 7.1 zeigt die mittleren Dauern der Segmente und Abbildung 7.1 illustriert<br />

die Dauerverhältnisse der kontrastierenden Paare. Die statitstischen Details s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> Tabelle 7.2 dargestellt. Die Segmentdauern der Versuchsperson snorri s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

jedem Fall ger<strong>in</strong>ger als die von theo.<br />

[l] vs. [l˚]<br />

Die stimmlosen Laterale der Versuchsperson theo s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> beiden Kontexten signifikant<br />

länger als die stimmhaften. snorri h<strong>in</strong>gegen macht bezüglich der Segment-


7.1. SEGMENTDAUERN 57<br />

Kontext VP t-Test Ergebnis<br />

<strong>in</strong>itial<br />

theo t = -6,305 df = 15,983 p < 0,001<br />

snorri t = -4,884 df = 11,071 p < 0.001<br />

medial<br />

theo t = -6,068 df = 16,337 p < 0,001<br />

snorri t = -3,967 df = 14,391 p < 0.01<br />

Tabelle 7.2: Statistische Ergebnisse für die Dauerunterschiede von [n] vs. [n˚].<br />

Abbildung 7.1: [n] vs. [n˚]: Durschnittliche Dauer mit Standardabweichung <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>itialer bzw. medialer Position getrennt nach Versuchsperson und Phonation.


58 KAPITEL 7. ERGEBNISSE<br />

theo snorri<br />

Kontext ⊘ Dauer n ⊘ Dauer n<br />

[l] 88,0 ms 9 65,3 ms 10<br />

<strong>in</strong>itial<br />

[l˚] 123,7 ms 9 83,9 ms 10<br />

[l] 78,9 ms 9 57,5 ms 10<br />

medial<br />

[l˚] 93,5 ms 9 59,3 ms 10<br />

Tabelle 7.3: Durschnittliche Dauern <strong>in</strong> ms für [l] und [l˚], getrennt nach Versuchsperson<br />

und Kontext.<br />

Kontext VP t-Test Ergebnis<br />

<strong>in</strong>itial<br />

theo t = -4,268 df = 9,020 p < 0,01<br />

snorri t = -2,843 df = 14,291 p < 0.05<br />

medial<br />

theo t = -3,368 df = 17,701 p < 0,01<br />

snorri t = -0,432 df = 17,999 p > 0.05<br />

Tabelle 7.4: Statistische Ergebnisse für die Dauerunterschiede von [l] vs. [l˚].<br />

dauer nur im <strong>in</strong>itialen Kontext signifikante Unterschiede, während stimmhafter<br />

und stimmloser Nasal <strong>in</strong> medialer Position nahezu die gleiche Dauer aufweisen.<br />

Details f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Tabellen 7.3 und 7.4 sowie <strong>in</strong> Abbildung 7.2. Auch hier<br />

s<strong>in</strong>d die Segmentdauern von snorri durchweg ger<strong>in</strong>ger als die von theo, sofern e<strong>in</strong><br />

Unterschied messbar ist.<br />

[r] vs. [r˚]<br />

Wie <strong>in</strong> Abschnitt 5.1 erläutert, werden stimmhafter und stimmloser Trill nur <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>itialer Position untersucht. In beiden Kontexten produzieren beide Versuchspersonen<br />

den stimmlosen Trill mit signifikant größerer Dauer als den stimmhaften.<br />

Die Details f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Tabellen 7.5 und 7.6 sowie <strong>in</strong> Abbildung 7.3. Auch hier<br />

s<strong>in</strong>d die Segmentdauern von snorri durchweg ger<strong>in</strong>ger als die von theo.


7.1. SEGMENTDAUERN 59<br />

Abbildung 7.2: [l] vs. [l˚]: Durschnittliche Dauer mit Standardabweichung <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>itialer bzw. medialer Position getrennt nach Versuchsperson und Phonation.<br />

Abbildung 7.3: [r] vs. [r˚]: Durschnittliche Dauer mit Standardabweichung <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>itialer Position getrennt nach Versuchsperson und Phonation.


60 KAPITEL 7. ERGEBNISSE<br />

theo snorri<br />

Kontext ⊘ Dauer n ⊘ Dauer n<br />

<strong>in</strong>itial<br />

[r] 50,8 ms 9 32,5 ms 10<br />

[r˚] 89,6 ms 9 61,4 ms 10<br />

Tabelle 7.5: Durschnittliche Dauern <strong>in</strong> ms für [r] und [r˚], getrennt nach Versuchsperson<br />

und Kontext.<br />

Kontext VP t-Test Ergebnis<br />

<strong>in</strong>itial theo t = -9,038 df = 12,715 p < 0,001<br />

<strong>in</strong>itial snorri t = -7,056 df = 17,894 p < 0.001<br />

Tabelle 7.6: Statistische Ergebnisse für die Dauerunterschiede von [r] vs. [r˚].<br />

Zusammenfassung – Dauerunterschiede<br />

Folgende Ergebnisse können bezüglich der Dauerunterschiede zusammengefasst<br />

werden:<br />

• Im <strong>in</strong>itialen Kontext ist die Segmentdauer von [n˚<br />

l˚r˚] <strong>in</strong> jedem Fall signifikant<br />

höher als bei [n l r].<br />

• Im medialen Kontext ist der Unterschied mit Ausnahme des medialen [l]<br />

bzw. [l˚] bei e<strong>in</strong>er Versuchsperson ebenfalls signifikant.<br />

7.2 Akustik<br />

7.2.1 H 1 -H 2 Differenz<br />

Zur Messung der Harmonischen wurde, wie <strong>in</strong> Abschnitt 6.2.1 beschrieben, e<strong>in</strong><br />

Spektrum über das gesamte zu untersuchende Segment erstellt. Dieses Verfahren<br />

verlief für <strong>in</strong>itiale [n n˚] und [l l˚] weitgehend reibungslos. Nur <strong>in</strong> wenigen Fällen<br />

war [l˚] derart entstimmt, dass ke<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvollen Werte abgelesen werden konnten.


7.2. AKUSTIK 61<br />

In solchen e<strong>in</strong>deutigen Fällen wurden die Werte aus der <strong>Untersuchung</strong> ausgelassen,<br />

<strong>in</strong> anderen nicht so e<strong>in</strong>deutigen Fällen wurden die Werte beibehalten.<br />

Für <strong>in</strong>itiales [r˚] konnten lediglich für snorri Werte ermittelt werden (aus 8 von<br />

11 Segmenten), da bei theo <strong>in</strong> den meisten Fällen (7 von 9) ke<strong>in</strong>e Periodizität<br />

vorlag. Es bestehen jedoch Zweifel gegenüber der Aussagekraft dieser Werte, da<br />

beim Ablesen wesentlich mehr Aufmerksamkeit und Aufwand erforderlich war<br />

als bei den Nasalen und Lateralen: Während H 1 immer deutlich erkennbar war,<br />

musste die Position von H 2 teilweise geschätzt werden (durch Verdoppelung der<br />

Frequenz von H 2 ).<br />

Der mediale Kontext wurde ebenfalls aus der Analyse ausgelassen, da ke<strong>in</strong>e<br />

Stimmhaftigkeit vorlag. Die H 1 -H 2 -Analyse wurde also nur für [n n˚], [l l˚] und [r r˚]<br />

<strong>in</strong>itial durchgeführt. In den Tabellen A.2 bis A.4 auf Seite 88 ff. werden die Rohdaten<br />

aufgeführt. Für die statistischen Analysen wurden die H 1 -H 2 -Differenzen<br />

verwendet. Da <strong>in</strong>nerhalb der Stichproben ke<strong>in</strong>e Normalverteilung vorlag, wurden<br />

Wilcoxon-Tests (auch Wilcoxon-Mann-Whitney-Test oder U-Test) durchgeführt.<br />

[n] vs. [n˚]<br />

Abbildung 7.4 und Tabelle 7.7 zeigen, dass beide Sprecher bei [n˚] e<strong>in</strong>e höhere H 1 -<br />

H 2 -Differenz aufweisen als bei [n]. Sowohl bei theo (W = 0, p < 0, 001) als<br />

auch bei snorri (W = 0, p < 0, 001) waren die Unterschiede hoch signifikant.<br />

⊘ H 1 (dB) ⊘ H 2 (dB) ⊘ H 1 -H 2 (dB)<br />

n -16,34 -13,26 -3,08<br />

snorri<br />

n -17,69 -24,23 6,54<br />

˚<br />

n -12,11 -25,55 13,44<br />

theo<br />

n -13,94 -36,40 18,58<br />

˚<br />

Tabelle 7.7: [n] vs. [n˚]: Die Durchschnitte der ersten beiden Harmonischen sowie<br />

ihrer Differenzen getrennt nach Versuchperson und Phonation. Errechnet<br />

aus den korrigierten Werten.


62 KAPITEL 7. ERGEBNISSE<br />

Abbildung 7.4: [n] vs. [n˚]: Durchschnittliche H 1 -H 2 Differenz mit Standardabweichung.<br />

[l] vs. [l˚]<br />

Für [l] und [l˚] zeichnet sich e<strong>in</strong> ganz ähnliches Bild ab (s. Abb. 7.5 und Tab. 7.8).<br />

Auch hier ist die H 1 -H 2 -Differenz bei dem stimmlosen Laut wesentlich höher als<br />

bei dem stimmhaften. Der Unterschied ist bei theo signifikant (W = 9, p <<br />

0, 05) und bei snorri hoch signifikant (W = 1, p < 0, 001).<br />

⊘ H 1 (dB) ⊘ H 2 (dB) ⊘ H 1 -H 2 (dB)<br />

l -19,73 -15,78 -3,95<br />

snorri<br />

l -22,69 -29,07 6,38<br />

˚<br />

l -15,12 -30,303 15,17<br />

theo<br />

l -21,32 -40,02 18,71<br />

˚<br />

Tabelle 7.8: [l] vs. [l˚] Die Durchschnitte der ersten beiden Harmonischen sowie<br />

ihrer Differenzen getrennt nach Versuchperson und Phonation. Errechnet<br />

aus den korrigierten Werten.


7.2. AKUSTIK 63<br />

Abbildung 7.5: [l] vs. [l˚]: Durchschnittliche H 1 -H 2 Differenz mit Standardabweichung.<br />

[r] vs. [r˚]<br />

Sprecher snorri weist e<strong>in</strong>en hoch signifikanten Unterschied (W = 3, p < 0, 001)<br />

zwischen den H 1 und H 2 -Differenzen von [r] und [r˚] auf, s. Abbildung 7.6 und<br />

Tabelle 7.9.<br />

⊘ H 1 (dB) ⊘ H 2 (dB) ⊘ H 1 -H 2 (dB)<br />

r -25,44 -26,89 1,45<br />

snorri<br />

r -28,83 -40,78 11,95<br />

˚<br />

Tabelle 7.9: [r] vs. [r˚] Die Durchschnitte der ersten beiden Harmonischen sowie<br />

ihrer Differenzen getrennt nach Phonation. Errechnet aus den korrigierten<br />

Werten.<br />

[n] vs. [l] und [n˚] vs. [l˚]<br />

Es wurden weiterh<strong>in</strong> [n] mit [l] sowie [n˚] mit [l˚] sprecher<strong>in</strong>tern verglichen. Grundlage<br />

für die Tests bilden die H 1 und H 2 -Differenzen. Wie aus Tabelle 7.10 hervor-


64 KAPITEL 7. ERGEBNISSE<br />

Abbildung 7.6: [r] vs. [r˚]: Durchschnittliche H 1 -H 2 Differenz mit Standardabweichung.<br />

VP Vergleich stat. Ergebnis<br />

[n] vs. [l] W = 25, p > 0, 05<br />

theo<br />

[n˚] vs. [l˚] W = 59, p > 0, 05<br />

[n] vs. [l] W = 49, p > 0, 05<br />

snorri<br />

[n˚] vs. [l˚] W = 64, p > 0, 05<br />

Tabelle 7.10: Sprecher<strong>in</strong>terner Vergleich von verschiedenen Sonoranten gleicher<br />

Phonation. Wilcoxon-Test.<br />

geht, wurden bei diesen Vergleichen ke<strong>in</strong>e Unterschiede festgestellt.<br />

Die Trills wurden nicht <strong>in</strong> die <strong>Untersuchung</strong> mit e<strong>in</strong>bezogen, da zum e<strong>in</strong>en<br />

ke<strong>in</strong>e Werte für Sprecher theo vorlagen, und zum anderen begründete Zweifel an<br />

den vorliegenden Werten für snorri bestanden.<br />

Zusammenfassung – H 1 -H 2 -Differenzen<br />

Zur Analyse der Differenzen aus den ersten beiden Harmonischen lässt sich folgendes<br />

zusammenfassen:


7.2. AKUSTIK 65<br />

• Die H 1 -H 2 -Differenz ist bei [n˚], [l˚] und [r˚] signifikant höher als bei ihren<br />

stimmhaften Pendants.<br />

• Der H 1 -H 2 -Unterschied ist von Nasal zu Lateral nicht unterschiedlich.<br />

Es muss hervorgehoben werden, dass bei [l˚] zwei Segmente der Versuchsperson<br />

theo aus der Analyse ausgelassen werden mussten, weil zu wenig Periodizität<br />

enthalten war. Aus dem selben Grund wurde bei [r˚] die Analyse für snorri mit 7<br />

von 10 Segmenten und für theo gar nicht durchgeführt.<br />

7.2.2 Friktionsgeräusch – Nulldurchgangsrate<br />

Für die <strong>Untersuchung</strong> der Nulldurchgangsrate wurde für jedes zu untersuchende<br />

Segment die maximale Nulldurchgangsrate ermittelt. Für den anschließenden Vergleich<br />

der stimmhaft-stimmlos-Paare bezüglich ihrer Friktion wurden wiederum<br />

Wilcoxon-Tests angewendet, da ke<strong>in</strong>e Normalverteilungen vorlagen.<br />

Die Ergebnisse werden <strong>in</strong> den Abbildungen 7.7, 7.8 und 7.9 im gleichen Maßstab<br />

dargestellt.<br />

[n] vs. [n˚]<br />

Im medialen Kontext gibt es bei beiden Versuchspersonen signifikante Unterschiede<br />

<strong>in</strong> der Nulldurchgangsrate zwischen [n] und [n˚] (theo: W = 0, p < 0, 001,<br />

snorri: W = 5, p < 0, 001). In beiden Fällen besitzt der stimmlose Laut mehr<br />

Friktion.<br />

Die Ergebnisse für den <strong>in</strong>itialen Kontext s<strong>in</strong>d weniger e<strong>in</strong>deutig: Während es<br />

bei theo ke<strong>in</strong>en signifikanten Unterschied gibt (W = 23, p > 0, 5), liegt bei<br />

snorri e<strong>in</strong>er vor (W = 88, p < 0, 01). Allerd<strong>in</strong>gs weist hier der stimmhafte<br />

Nasal e<strong>in</strong>e höhere Nulldurchgangsrate auf.


66 KAPITEL 7. ERGEBNISSE<br />

Abbildung 7.7: [n] vs. [n˚]: Durchschnitte der maximalen Nulldurchgangsraten<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>itialer bzw. medialer Position getrennt nach Versuchsperson und<br />

Phonation. Mit Standardabweichung.<br />

[l] vs. [l˚]<br />

Beide Versuchspersonen haben bei <strong>in</strong>itialem [l˚] e<strong>in</strong>e signifikant höhere Nulldurchgangsrate<br />

als bei [l] (theo: W = 0, p < 0.001, snorri: W = 82, p < 0, 05). Im<br />

medialen Kontext ist der Unterschied ebenfalls signifikant (theo: W = 0, p <<br />

0.001, snorri: W = 0, p < 0, 001). Allerd<strong>in</strong>gs ist die Nulldurchgangsrate im<br />

medialen Kontext erheblich höher als im <strong>in</strong>itialen.<br />

Im visuellen Vergleich mit dem stimmlosen Nasal (s.o.) weist der stimmlose<br />

Lateral <strong>in</strong> beiden Kontexten e<strong>in</strong>e höhere Nulldurchgangsrate auf.<br />

[r] vs. [r˚]<br />

Bei den <strong>in</strong>itialen Trills weist der stimmlose ebenfalls e<strong>in</strong>e signifikant höhere Nulldurchgangsrate<br />

auf als der stimmhafte (theo: W = 0, p < 0.001, snorri: W =<br />

2, p < 0, 001). Im visuellen Vergleich mit Nasal und Lateral sche<strong>in</strong>t der stimmlose<br />

Trill die höchste Nulldurchgangsrate zu besitzen.


7.3. PGG-DATEN 67<br />

Abbildung 7.8: [l] vs. [l˚]: Durchschnitte der maximalen Nulldurchgangsraten <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>itialer bzw. medialer Position getrennt nach Versuchsperson und Phonation.<br />

Mit Standardabweichung.<br />

Zusammenfassung – Nulldurchgangsrate<br />

• Stimmlose Nasale, Laterale und Trills besitzen höhere Nulldurchgangsraten<br />

als stimmhafte.<br />

• Im medialen Kontext ist die Nulldurchgangsrate der stimmlosen Sonoranten<br />

höher als im <strong>in</strong>itialen Kontext<br />

• Die Nulldurchgangsrate (zcr) sche<strong>in</strong>t abhängig vom Sonoranttypen zu se<strong>in</strong>:<br />

zcr(n˚) < zcr(l˚) < zcr(r˚)<br />

7.3 PGG-Daten<br />

Für die Analyse der PGG-Daten waren von den <strong>in</strong> Abschnitt 7 genannten Sonorantenpaaren<br />

nur die stimmlosen Laute von Interesse, daneben jedoch noch<br />

die folgenden Laute: Die Frikative [f] und [s] sowie [h] (aus den Äußerungen


68 KAPITEL 7. ERGEBNISSE<br />

Abbildung 7.9: [r] vs. [r˚]: Durschnitte der maximalen Nulldurchgangsraten <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>itialer Position getrennt nach Versuchsperson und Phonation. Mit Standardabweichung.<br />

mit hitti, henti oder hendi als Zielwort, s. Tabelle 5.2 auf Seite 40) im <strong>in</strong>itialen<br />

Kontext, [s] und die Präaspiration (PRASP) im medialen Kontext. Da auch bei<br />

diesen e<strong>in</strong>e Glottisöffnung zu erwarten ist, wurden sie zu Vergleichszwecken herangezogen.<br />

Die stimmhaften Sonoranten wurden alle ohne erkennbare Öffnungsoder<br />

Schließbewegung produziert, weshalb sich ihre <strong>Untersuchung</strong> <strong>in</strong> diesem Abschnitt<br />

erübrigt.<br />

7.3.1 Zeitliche Koord<strong>in</strong>ierung<br />

Für die zeitliche Koord<strong>in</strong>ierung der maximalen Glottisöffnung <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

Segments wurde der Quotient aus Segmentdauer und dem Intervall von Segmentbeg<strong>in</strong>n<br />

bis zur maximalen Glottisöffnung berechnet. Dieser Wert stellt folglich<br />

den relativen Zeitpunkt der maximalen Öffnung der Glottis <strong>in</strong> Bezug zum entsprechenden<br />

Segment dar. Die Tabellen 7.11 und 7.12 und die Abbildungen 7.10<br />

und 7.11 zeigen die Mittelwerte und Standardabweichungen dieses Quotienten<br />

getrennt nach Kontext, Versuchsperson und zugrundeliegendenm Segment.


7.3. PGG-DATEN 69<br />

Abbildung 7.10: Zeitliche Koord<strong>in</strong>ierung der maximalen Glottisöffnung <strong>in</strong>nerhalb<br />

des zugrundeliegenden Segments, <strong>in</strong>itialer Kontext, getrennt nach<br />

Versuchspersonen.<br />

theo snorri<br />

x σ c σ<br />

[f] 0,42 0,05 0,33 0,05<br />

[h] 0,35 0,12 0,48 0,20<br />

[l˚] 0,35 0,08 0,30 0,07<br />

[n˚] 0,33 0,04 0,40 0,06<br />

[r˚] 0,23 0,09 0,41 0,16<br />

[s] 0,36 0,03 0,39 0,05<br />

Tabelle 7.11: Mittelwerte (x) und Standardabweichung (σ) für den relativen<br />

Zeitpunkt der maximalen Glottisöffnung <strong>in</strong>nerhalb des Segments. Initialer<br />

Kontext.


70 KAPITEL 7. ERGEBNISSE<br />

Abbildung 7.11: Zeitliche Koord<strong>in</strong>ierung der maximalen Glottisöffnung <strong>in</strong>nerhalb<br />

des zugrundeliegenden Segments, medialer Kontext, getrennt nach<br />

Versuchspersonen.<br />

theo snorri<br />

x σ c σ<br />

PRASP 0,74 0,11 1,11 0,13<br />

[l˚] 0,41 0,10 0,89 0,13<br />

[n˚] 0,51 0,10 0.50 0,26<br />

[s] 0,63 0,06 0,88 0,08<br />

Tabelle 7.12: Mittelwerte (x) und Standardabweichung (σ) für den relativen<br />

Zeitpunkt der maximalen Glottisöffnung <strong>in</strong>nerhalb des Segments. Medialer<br />

Kontext.<br />

Im <strong>in</strong>itialen Kontext wird bei beiden Sprechern die maximale Glottisöffnung<br />

<strong>in</strong>nerhalb der ersten Hälfte des zugrundeliegenden Segments erreicht. Im medialen<br />

Kontext liegt für snorri die maximale Glottisöffnung <strong>in</strong> der zweiten Segmenthälfte<br />

oder im Fall der Präaspiration sogar jenseits der Segmentgrenze, <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Verschlussphase des nachfolgenden Plosivs. Für theo ist das Tim<strong>in</strong>g nicht <strong>in</strong><br />

allen Fälle unterscheidbar vom <strong>in</strong>itialen Tim<strong>in</strong>g.


7.3. PGG-DATEN 71<br />

Abbildung 7.12: Sprachsignal und PGG2 für e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>itialen stimmlosen Nasal<br />

des Sprechers snorri. Startzeitpunkt: on10. Endzeitpunkt: off10. Die<br />

durchgezogenen L<strong>in</strong>ien markieren die Segmentgrenzen des Nasals.<br />

7.3.2 Qualitative Beschreibung der Öffnungsgesten<br />

Den folgenden Ergebnissen liegt die visuelle <strong>Untersuchung</strong> der Eigenschaften der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Glottisgesten im ungefilterten PGG-Signal zugrunde. Abbildungen aller<br />

untersuchten Signalausschnitte f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Abbildungen A.1 bis A.18 <strong>in</strong><br />

Abschnitt A.2. Die Signalausschnitte wurden auf zwei Merkmale h<strong>in</strong> untersucht:<br />

1. Gibt es e<strong>in</strong>e Glottisöffnung?<br />

2. Gibt es durchgehende Stimmbandschw<strong>in</strong>gungen?<br />

<strong>E<strong>in</strong>e</strong> Glottisöffnung gab es <strong>in</strong> allen Fällen, sowohl im <strong>in</strong>itialen als auch im medialen<br />

Kontext für Frikative und stimmlose Sonoranten. Die Frikative [f] und [s]<br />

besaßen <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall durchgehende Stimmbandschw<strong>in</strong>gungen. Bei den stimmlosen<br />

Sonoranten <strong>in</strong> <strong>in</strong>itialem Kontext kam durchgehende Stimmbandschw<strong>in</strong>gung<br />

vor, ebenso bei [h]. Tabelle 7.13 zeigt das Vorkommen von Stimmbandschw<strong>in</strong>gungen<br />

im <strong>in</strong>itialen Kontext. Bei nichtdurchgehenden Stimmbandschw<strong>in</strong>gungen<br />

im <strong>in</strong>itialen Kontext setzten die Schw<strong>in</strong>gungen während der Öffnungsphase der<br />

Glottis vor dem Erreichen der maximalen Öffnung aus und während der Schließungsphase<br />

wieder e<strong>in</strong>.


72 KAPITEL 7. ERGEBNISSE<br />

theo snorri<br />

+ - + -<br />

[h] 28 0 28 0<br />

[n˚] 9 0 10 0<br />

[l˚] 4 3 9 1<br />

[r˚] 2 7 8 3<br />

Tabelle 7.13: Häufigkeit von <strong>in</strong>itialen Sonoranten mit durchgehender Stimmbandschw<strong>in</strong>gung<br />

(+) bzw. ohne Stimmbandschw<strong>in</strong>gung (-).<br />

Im medialen Kontext gab es <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall durchgehende Stimmbandschw<strong>in</strong>gungen.<br />

Dies wäre <strong>in</strong> Anbetracht der präplosivischen Position auch nicht zu erwarten.<br />

Bei den medialen Sonoranten setzte die Stimmbandschw<strong>in</strong>gung im Zuge<br />

der Glottisöffnungsbewegung vor erreichen der maximalen Glottisöffnung aus.<br />

Bei den medialen Frikativen setzen die stimmbandschw<strong>in</strong>gungen bereits <strong>in</strong> der<br />

Anfangsphase der Öffnungsbewegung aus.<br />

Beide Sprecher realisieren [h] und [n˚] <strong>in</strong> allen Fällen mit durchgehender Stimmbandschw<strong>in</strong>gung.<br />

Die Häufigkeit für teilweises Aussetzen der Stimmbandschw<strong>in</strong>gung<br />

steigt für [l˚] und noch mehr für [r˚].<br />

7.3.3 Stimmbandschw<strong>in</strong>gung vs. Nulldurchgangsrate<br />

In Abschnitt 7.2.2 wurde für die Nulldurchgangsrate beobachtet, dass es im e<strong>in</strong>e<br />

Reihenfolge unter den stimmlosen Sonoranten gibt, <strong>in</strong> der die Nulldurchgangsrate<br />

(zcr) zunimmt:<br />

zcr(n˚) < zcr(l˚) < zcr(r˚)<br />

Gemäß Abschnitt 7.3.2 steigt die Häufigkeit, mit der die Stimmbandschw<strong>in</strong>gungen<br />

während dieser Segmente teilweise aussetzen, <strong>in</strong> derselben Reihenfolge. Dies<br />

wurde zum Anlass genommen, die Zählungen <strong>in</strong> Abschnitt 7.3.2 unter Berücksichtigung<br />

der Nulldurchgangsrate zu wiederholen. Dabei wurden vier verschiedene<br />

Komb<strong>in</strong>ationen aus Nulldurchgangsrate (Z), Glottisöffnung (O) und durch-


7.3. PGG-DATEN 73<br />

gehender Stimmbandschw<strong>in</strong>gung (S) beobachtet:<br />

SO durchgehende Stimmbandschw<strong>in</strong>gung bei geöffneter Glottis und ke<strong>in</strong>e auf<br />

Friktion deutende Nulldurchgangsrate<br />

SOZ durchgehende Stimmbandschw<strong>in</strong>gung bei geöffneter Glottis und Nulldurchgangrate<br />

> 1 kHz<br />

OZ geöffnete Glottis und Nulldurchgangrate > 1 kHz<br />

O lediglich geöffnete Glottis<br />

Alle Frikative (<strong>in</strong>itial und medial) sowie die Präaspiration (PRASP) wiesen<br />

e<strong>in</strong>e weit geöffnete Glottis und hohe Nulldurchgangsrate auf (OZ). Bei den Sonoranten,<br />

[h] und der Präaspiration h<strong>in</strong>gegen traten Variationen auf. Tabelle 7.14<br />

zeigt die Ergebnisse dieser <strong>Untersuchung</strong> für die stimmlosen Sonoranten im <strong>in</strong>itialen<br />

Kontext, Tabelle 7.15 für die stimmlosen Sonoranten im medialen Kontext<br />

unter Verwendung der im jeweiligen Kontext vorkommenden Komb<strong>in</strong>ationen.<br />

Im <strong>in</strong>itialen Kontext kommen die Komb<strong>in</strong>ationen SO, SOZ und OZ. Bei allen<br />

Sonoranten und bei [h] ist die Glottis geöffnet. [h] und [n˚] haben als e<strong>in</strong>ziges<br />

weiteres Merkmal durchgehende Glottisschw<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> allen Fällen. [l˚] kann<br />

bei theo mit allen drei Komb<strong>in</strong>ationen und bei snorri zu gleichen Teilen <strong>in</strong> SO und<br />

SOZ vorkommen, d.h. hier tritt Friktion als Merkmal h<strong>in</strong>zu. Die Bedeutung der<br />

Friktion ist für [r˚] noch höher, während durchgehende Periodizität an Häufigkeit<br />

verliert.<br />

Im medialen Kontext treten nur die Komb<strong>in</strong>ationen O und OZ auf. Die meisten<br />

untersuchten Segmente weisen Friktion und Glottisöffnung auf. Nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Fällen haben [n˚] und die Präaspiration ke<strong>in</strong>e Friktion.


74 KAPITEL 7. ERGEBNISSE<br />

theo<br />

snorri<br />

SO SOZ OZ SO SOZ OZ<br />

[h] 28 0 0 28 0 0<br />

[n˚] 9 0 0 10 0 0<br />

[l˚] 3 1 3 5 5 0<br />

[r˚] 0 3 6 0 8 3<br />

Tabelle 7.14: Vibration, Glottisöffnung und Nulldurchgangsrate für <strong>in</strong>itiale [h],<br />

[n˚], [l˚] und [r˚]. Abkürzungen s. Text.<br />

theo snorri<br />

O OZ O OZ<br />

[n˚] 2 8 3 7<br />

PRASP 0 9 4 7<br />

[l˚] 0 8 0 10<br />

Tabelle 7.15: Vibration, Glottisöffnug und Nulldurchgangsrate für mediale [n˚]<br />

und [l˚] und Präaspiration. Abkürzungen s. Text.<br />

7.3.4 Zusammenfassung – PGG<br />

Die Ergebnisse aus diesem Abschnitt können folgendermaßen zusammengefasst<br />

werden:<br />

• Tendenziell tritt die maximale Glottisöffnung im <strong>in</strong>itialen Kontext früher<br />

auf als im medialen. Da es sich im medialen Kontext immer um e<strong>in</strong> Cluster<br />

aus zwei stimmlosen Konsonanten handelt, entspricht es den Erwartungen,<br />

dass die maximale Öffnung nicht bereits im ersten Teil des ersten Segments<br />

auftritt.<br />

• Bei der Produktion der stimmlosen Sonoranten wurden <strong>in</strong> diesem Abschnitt<br />

drei Parameter betrachtet: die Glottisöffnung, die durchgehende Periodizität<br />

und das Vorhandense<strong>in</strong> von Friktionsgeräuschen. Während e<strong>in</strong>e Glottisöffnung<br />

<strong>in</strong> jedem Fall beobachtet wurde, ist die Häufigkeit von durchgehender<br />

Periodizität und/oder von Friktion offenbar abhängig vom Sonoranttyp.


Kapitel 8<br />

Diskussion<br />

8.1 Fragestellung und Ergebnisse<br />

In Bezug auf Teil 1 der Fragestellung, ob verschiedene Mechanismen zur Unterscheidung<br />

von stimmlosen und stimmhaften Sonoranten beitragen, zeigt e<strong>in</strong>e<br />

kurze (idealisierte) Zusammenfassung der relevanten Ergebnisse,<br />

• dass die Dauer stimmloser Sonoranten größer ist als die ihrer stimmhaften<br />

Pendants,<br />

• dass im <strong>in</strong>itialen Kontext stimmlose Sonoranten e<strong>in</strong>e größere H 1 -H 2 Differenz<br />

haben als stimmhafte,<br />

• dass das die Nulldurchgangsrate von stimmlosen Sonoranten größer ist als<br />

die von stimmhaften,<br />

• dass stimmlose Sonoranten im Gegensatz zu stimmhaften e<strong>in</strong>e glottale Entstimmungsgeste<br />

aufweisen und<br />

• dass die Glottis bei stimmlosen Sonoranten trotz ihrer Öffnung teilweise<br />

durchgehend schw<strong>in</strong>gt.<br />

75


76 KAPITEL 8. DISKUSSION<br />

Die gefundenen Dauerunterschiede der Nasale bestätigen zum e<strong>in</strong>en die Ergebnisse<br />

früherer Studien von u.a. Pétursson (1977) und Hoole (1987) und zum<br />

anderen die Ergebnisse der <strong>in</strong> Abschnitt 2.1 zusammengefassten Arbeit. Die Unterschiede<br />

zwischen den hier gemessenen Segmentdauern und denen, die von z.B.<br />

Hoole angegeben wurden, s<strong>in</strong>d sprecher<strong>in</strong>dividuell. Dies wird durch die Unterschiede,<br />

die zwischen den Sprechern <strong>in</strong> dieser Arbeit vorliegen, untermauert. Auf<br />

jeden Fall ist die Tendenz <strong>in</strong> allen Studien dieselbe.<br />

Ähnliche Ergebnisse wie für die Nasale liegen hier auch für die anderen untersuchten<br />

Sonoranten vor. Die e<strong>in</strong>zige Ausnahme stellen die medialen Laterale<br />

der Versuchsperson snorri dar. Der fehlende Dauerunterschied kann verschiedene<br />

Gründe haben: Es wäre möglich, dass es sich um e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Eigenheit des<br />

Sprechers handelt. Vielleicht wird diese Abweichung aber durch andere Mechanismen<br />

kompensiert. Von dieser Ausnahme abgesehen, ersche<strong>in</strong>t es legitim, den<br />

Dauerunterschied als Merkmal zur Differenzierbarkeit anzusehen<br />

Die H 1 und H 2 -Analyse der <strong>in</strong>itialen Sonoranten zeigt, dass (sofern messbar)<br />

die stimmlosen Sonoranten e<strong>in</strong>e signifikant höhere H 1 -H 2 Differenz aufweisen<br />

als die stimmhaften. Dieses Ergebnis legt den Schluss nahe, dass die stimmlosen<br />

<strong>in</strong>itialen Sonoranten nicht wirklich stimmlos sondern mit behauchter Stimme produziert<br />

werden. Besonders deutlich s<strong>in</strong>d die Werte des Nasals, da die Messung <strong>in</strong><br />

jedem Fall problemlos war. Für den Lateral h<strong>in</strong>gegen mussten e<strong>in</strong>ige Segmente<br />

der Versuchsperson theo ausgelassen werden, und der Trill konnte nur für snorri,<br />

aber auch nicht über alle Segmente analysiert werden. Es wäre daher unhaltbar<br />

zu behaupten, dass generell der Unterschied zwischen den kontrastierenden Sonoranten<br />

als stimmhaft vs. behaucht zu bezeichnen sei. Nichtsdestotrotz sche<strong>in</strong>t<br />

dieser Unterschied für die Unterscheidbarkeit stimmhafter vs. stimmloser Sonoranten<br />

e<strong>in</strong>e Rolle zu spielen.


8.1. FRAGESTELLUNG UND ERGEBNISSE 77<br />

Insbesondere im medialen Kontext ist die Nulldurchgangsrate für stimmlose<br />

Sonoranten bedeutend höher als für stimmhafte. Der Unterschied ist im <strong>in</strong>itialen<br />

Kontext ger<strong>in</strong>ger und für den Nasal gar nicht vorhanden. Während frikativische<br />

Realisierungen des Laterals und des Trills durch größere orale Konstriktion durchaus<br />

möglich s<strong>in</strong>d, ist dies für den Nasal nicht anzunehmen. Für den <strong>in</strong>itialen Kontext<br />

unterscheidet sich die Nulldurchgangsrate von stimmhaftem und stimmlosem<br />

Nasal nicht, bzw. nicht <strong>in</strong> die zu erwartende Richtung. Dieser schon bedeutsamere<br />

Unterschied bei Nasalen im medialen Kontext lässt sich möglicherweise dadurch<br />

erklären, dass e<strong>in</strong> verstärkter Luftstrom, wie er bei Pétursson (1977) zu beobachten<br />

ist, im Nasenhohlraum leichte Reibegeräusche erzeugt. Es ersche<strong>in</strong>t allerd<strong>in</strong>gs<br />

abwegig, deswegen von e<strong>in</strong>em nasalen Frikativ zu sprechen, zumal die Nulldurchgangsrate<br />

bei medialen Lateralen und selbst bei <strong>in</strong>itialen Trills weitaus höher ist.<br />

Zum<strong>in</strong>dest für stimmlose Laterale und Trills sche<strong>in</strong>t Friktion e<strong>in</strong> Merkmal zu se<strong>in</strong>,<br />

das sie von den stimmhaften unterscheidet.<br />

Die aus den PGG-Daten gewonnenen Beobachtungen decken sich mit den Erkenntnissen<br />

aus der H 1 -H 2 -Analyse, da nur <strong>in</strong> den Fällen, <strong>in</strong> denen H 1 und H 2<br />

gemessen werden konnten, auch durchgehende Stimmbandschw<strong>in</strong>gungen erkennbar<br />

waren. Die stets vorhandene Entstimmungsgeste der Glottis stellt allerd<strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong> Frage, ob eben diese Sonoranten tatsächlich behaucht s<strong>in</strong>d, da <strong>in</strong> den Beschreibungen<br />

von behauchter Stimme ke<strong>in</strong>e Glottisöffnung erwähnt wird (s. Abschnitt<br />

3.3.4). <strong>E<strong>in</strong>e</strong> mögliche Erklärung liegt <strong>in</strong> der Wahl des verwendeten PGG-Signals:<br />

Für die angestellten Beobachtungen wurde das PGG2-Signal verwendet, dass aufgrund<br />

se<strong>in</strong>er Sensorposition zwischen R<strong>in</strong>gknorpel und Trachea sensibler auf den<br />

h<strong>in</strong>teren Teil der Glottis reagiert und für Entstimmungskontexte besser geeignet<br />

ist als PGG1, wie Löfqvist und Yoshioka (1980) bemerken. Es wäre also denkbar,<br />

dass aufgrund sehr niedriger oder fehlender adduktiver Spannung die Knorpel-


78 KAPITEL 8. DISKUSSION<br />

glottis geöffnet ist und lediglich der vordere Teil der Glottis schw<strong>in</strong>gt. Auf diese<br />

Weise fiele Licht durch den h<strong>in</strong>teren Teil der Glottis, was im PGG2-Signal als<br />

Glottisöffnung, die ja auch partiell vorhanden ist, <strong>in</strong>terpretierbar wäre. Dies würde<br />

mehr für geflüsterte als für behauchte Stimme sprechen, allerd<strong>in</strong>gs nur unter<br />

der Voraussetzung, dass die H 1 -H 2 Differenz bei geflüsterter Stimme ebenfalls<br />

größer ist als bei modaler Stimme. Dies kann aufgrund des ähnlichen Spannungszustandes<br />

der Stimmlippen bei geflüsterter und behauchter Stimme angenommen<br />

werden. An dieser Stelle wären <strong>Untersuchung</strong>en des PGG1-Signals hilfreich gewesen,<br />

um den Sachverhalt noch besser zu beleuchten.<br />

Aufgrund der bisherigen Diskussion der Ergebnisse muss angenommen werden,<br />

dass es tatsächlich verschiedene Mechanismen gibt, die zur Unterscheidbarkeit<br />

stimmhafter und stimmloser homorganer Sonoranten beitragen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

wurden mehrere Aspekte angesprochen, die von der anfänglichen, idealisierten<br />

Zusammenfassung abweichen. Es ist daher nicht möglich, e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache und e<strong>in</strong>heitliche<br />

Antwort auf den ersten Teil der Fragestellung zu geben wie z.B.: „Alle<br />

stimmlosen Sonoranten unterscheiden sich von ihren stimmhaften Pendants durch<br />

geflüsterte Stimme, größere Dauer und Friktion.“ Vielmehr müssen diese Abweichungen<br />

aus Sicht des zweiten Teils der Fragestellung betrachtet werden, nämlich<br />

ob es sonorantspezifische Mechanismen zur Unterscheidbarkeit der homorganen<br />

Sonoranten gibt.<br />

In Abschnitt 7.3.2 wird gezeigt, dass die Häufigkeit für durchgehende Stimmbandschw<strong>in</strong>gen<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>itialen stimmlosen Sonoranten je nach Sonoranttyp unterschiedlich<br />

ist, und zwar für den Nasal am größten gefolgt von dem Lateral und<br />

schließlich dem Trill. Was die genauen Zahlen angeht, gibt es zwar Unterschiede<br />

zwischen den Sprechern, die Tendenzen stimmen aber übere<strong>in</strong>. In eben den Fällen,<br />

<strong>in</strong> denen ke<strong>in</strong>e durchgehenden Stimmbandschw<strong>in</strong>gungen vorhanden waren,


8.1. FRAGESTELLUNG UND ERGEBNISSE 79<br />

konnte <strong>in</strong> Abschnitt 7.2.1 ke<strong>in</strong>e H 1 -H 2 Differenz berechnet werden, da aufgrund<br />

mangelnder Stimmhaftigkeit die Harmonischen nicht abgelesen werden konnten.<br />

Wie bereits <strong>in</strong> den Abschnitten 7.2.2 und 7.3.3 erwähnt, können die Größenverhältnisse<br />

der Nulldurchgangsrate (zcr) <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Sonoranttypen<br />

folgendermaßen dargestellt werden:<br />

zcr(n˚) < zcr(l˚) < zcr(r˚)<br />

In Abschnitt 7.3.3 wird der Zusammenhang Stimmbandschw<strong>in</strong>gung und Nulldurchgangsrate<br />

untersucht. Das Ergebnis für den <strong>in</strong>itialen Kontext kann folgendermaßen<br />

dargestellt werden:<br />

(9)<br />

geflüstert ←→ stimmlos<br />

[n˚] [l˚] [r˚]<br />

ke<strong>in</strong>e Friktion ←→ Friktion<br />

Die Darstellung <strong>in</strong> (9) beruht auf Mittelwerten und Tendenzen und soll ke<strong>in</strong>esfalls<br />

prototypische Aussprachen darstellen. Auch ist die exakte Position von<br />

l˚r˚] arbiträr gewählt, lediglich die Reihenfolge basiert auf den hier gewonnenen<br />

[n˚<br />

Erkenntnissen. Weiterh<strong>in</strong> unterliegen die tatsächlichen Realisierungen der stimmlosen<br />

Sonoranten e<strong>in</strong>er großen Variabilität. Insbesondere die Realisierungen des<br />

Laterals reichen von geflüsterten Sonoranten bis h<strong>in</strong> zu stimmlosen Frikativen.<br />

Auch der Trill weist e<strong>in</strong>ige Variabilität auf, lediglich der Nasal sche<strong>in</strong>t immer geflüstert<br />

und friktionslos zu se<strong>in</strong>. <strong>E<strong>in</strong>e</strong> mögliche Erklärung für diesen Zusammenhang<br />

wäre folgende: Während Lateral und Frikativ durchaus frikativisch realisiert<br />

werden können, ist für den Nasal e<strong>in</strong>e andere Geräuschquelle notwendig, damit er<br />

nicht nur unterscheidbar, sondern überhaupt hörbar ist.<br />

Im medialen Kontext greift dieser Zusammenhang nicht <strong>in</strong> der beschrieben<br />

Form, zumal bei stimmlosen Sonoranten <strong>in</strong> präplosivischer Position ke<strong>in</strong>e Form<br />

von Stimmhaftigkeit vorliegt. Es lässt sich jedoch auch hier e<strong>in</strong>e Tendenz ausma-


80 KAPITEL 8. DISKUSSION<br />

chen: Während der Lateral <strong>in</strong> jedem Fall starke Friktion aufweist, f<strong>in</strong>det sich bei<br />

e<strong>in</strong>igen Nasalen zwar e<strong>in</strong>e Glottisöffnung, nicht jedoch Friktion.<br />

Die Unterschiede zwischen <strong>in</strong>itialem und medialem Kontext lassen sich erklären,<br />

wenn sie auf die jeweiligen phonologischen Prozesse zurückgeführt werden.<br />

Im medialen Kontext wird die Stimmlosigkeit oder Entstimmung des Sonoranten<br />

durch e<strong>in</strong>e Verschiebung der Glottisgeste (Hoole 1987) oder des Merkmals<br />

[+ Glottis gespreizt] (Rögnvaldsson 1993) vom Plosiv auf den vorangehenden Sonoranten<br />

erklärt. Es handelt sich also um e<strong>in</strong>en regressiven Prozess. Für den <strong>in</strong>itialen<br />

Kontext wird geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> e<strong>in</strong> progressiver Prozess angenommen (Thrá<strong>in</strong>sson<br />

1978; Rögnvaldsson 1993), bei dem die Entstimmung auf e<strong>in</strong> vorangehendes<br />

Phonem /h/ zurückgeführt wird. Obwohl <strong>in</strong> dieser Arbeit ke<strong>in</strong>e quantitative<br />

Analyse der PGG-Daten unternommen wurde, deuten die im Anhang beigefügten<br />

Segmentsplots (Abbildungen A.1 bis A.18) darauf h<strong>in</strong>, dass die Amplitude<br />

der Glottisöffnung im medialen Kontext höher ist als im <strong>in</strong>itialen. Somit ist im<br />

<strong>in</strong>itialen Kontext mehr Raum für phonatorische Variabilität, da die Amplitude der<br />

Glottisöffnung niedrig genug ist um Stimmbandschw<strong>in</strong>gungen zu erlauben.<br />

8.2 Zusammenfassung– Ausblick<br />

Die Ergebnisse dieser Arbeit weisen darauf h<strong>in</strong>, dass es sich bei den Stimmhaftigkeitsunterschieden<br />

bei isländischen Sonoranten, nicht ausschließlich um e<strong>in</strong>en<br />

stimmhaft-stimmlos Kontrast handelt. Auch Dauer, Stimmqualität und Friktion<br />

tragen zur ihrer Unterscheidbarkeit bei. Dabei verwenden Nasal, Lateral und Trill<br />

jeweils unterschiedliche Mechanismen. Allerd<strong>in</strong>gs bleiben nach wie vor e<strong>in</strong>ige<br />

Punkte unklar: So wäre e<strong>in</strong>e tiefergehende Analyse des Phonationstyps, der als<br />

geflüsterte Stimme identifiziert wurde, <strong>in</strong>teressant. Dafür könnten zum e<strong>in</strong>en die<br />

hier nicht verwendeten PGG1-Daten verwendet werden, sowie auch die Videoda-


8.2. ZUSAMMENFASSUNG– AUSBLICK 81<br />

ten, die für diese Arbeit nicht rechtzeitig digitalisiert werden konnten. <strong>E<strong>in</strong>e</strong> genauere<br />

<strong>Untersuchung</strong> der hier lediglich aus der Nulldurchgangsanalyse abgeleiteten<br />

Friktion wäre wünschenwert, vielleicht unter Verwendung der Elektropalatographie,<br />

um Unterschiede <strong>in</strong> der oralen Konstriktion zwischen stimmhaften und<br />

stimmlosen Sonoranten zu untersuchen. Da <strong>in</strong> dieser Arbeit viele Ergebnisse aus<br />

dem Sprachsignal abgeleitet wurden (Dauer, H 1 -H 2 Differenz , Nulldurchgangsrate)<br />

wären aber vielleicht schon e<strong>in</strong>fache akustische Aufnahmen e<strong>in</strong>er größeren<br />

Sprecherzahl nützlich, um die Ergebnisse dieser Arbeit, die nur auf zwei Sprechern<br />

basieren, zu validieren.


82 KAPITEL 8. DISKUSSION


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Anhang A<br />

A.1 Tabellen<br />

Stimulus Transkription Übersetzung Code<br />

nýta [ni:t h a] verwenden, Inf. i+vnv<br />

hnýta [n˚i:t h a] knüpfen, Inf. i-vnv<br />

hendi [hEntI] Hand, Dat. Sg. f. m+vnp<br />

henti [hEn˚tI] wegwerfen, 1. Sg. Prät. m-vnP<br />

líða [li:Da] sich fühlen, Inf. i+vlv<br />

hlíða [l˚i:Da] Hang, Gen. Pl. f. i-vlv<br />

eldi [EltI] kochen, 1. Sg. Prät. m+vlp<br />

elti [el˚tI] verfolgen, 1. Sg. Prät. m-vlP<br />

rífa [ri:va] reißen, Inf. i+vtv<br />

hrífa [r˚i:va] verzaubern, Inf. i-vtv<br />

víla [vi:la] zögern, Inf. i+vfv<br />

fíla [fi:la] ugs. mögen, Inf. i-vfv<br />

lýsi [li:sI] Tran, Nom. Sg. m. m-vfv<br />

lýsti [listI] erhellen, 1. Sg. Prät. m-vfP<br />

sími [si:mI] Telefon, Nom. Sg. m. i-vfv<br />

dýna [ti:na] Matratze, Nom. Sg. f. i+vpv<br />

týna [t h i:na] verlieren, Inf. i-vPv<br />

hiti [hI:tI] Hitze, Nom. Sg. m. m-vPv<br />

hitti [hI h tI] treffen, 1. Sg. Prät. m-PPv<br />

breyti [prEI:tI] ändern, 1. Sg. Präs. m-vPv<br />

breiddi [prEIt:I] ausbreiten, 1. Sg. Prät. m-ppv<br />

breytti [prEI h tI] ändern, 1. Sg. Prät. m-PPv<br />

Tabelle A.1: Liste aller verwendeten Stimuli mit Transkription und Übersetzung<br />

87


88 ANHANG A.<br />

[n]<br />

[n˚]<br />

H 1 H 2 H 1 -H 2 H 1 H 2 H 1 -H 2<br />

-12,05 -25,79 13,74 -13,23 -35,33 22,09<br />

-12,86 -27,30 14,44 -15,71 -40,21 24,50<br />

-16,35 -28,31 11,97 -18,36 -40,45 22,10<br />

-13,87 -23,60 9,73 -14,57 -35,65 21,08<br />

theo -12,86 -27,02 14,15 -13,92 -34,19 20,27<br />

-11,15 -24,42 13,27 -14,86 -42,04 27,17<br />

-10,89 -27,54 16,65 -10,20 -30,76 20,56<br />

-9,05 -23,17 14,11 -12,40 -38,24 25,84<br />

-9,86 -22,80 12,95 -12,18 -30,76 18,58<br />

x 13,44 22,47<br />

σ 1,89 2,82<br />

n 9 9<br />

-18,51 -19,32 0,82 -25,21 -33,52 8,32<br />

-19,61 -18,34 -1,27 -22,91 -29,36 6,44<br />

-22,70 -19,46 -3,23 -23,42 -27,88 4,46<br />

-21,80 -19,29 -2,50 -23,11 -30,14 7,03<br />

snorri<br />

-19,30 -19,71 0,40 -19,41 -23,43 4,02<br />

-7,05 -0,58 -6,46 -12,61 -19,02 6,41<br />

-13,45 -8,31 -5,14 -12,71 -17,63 4,92<br />

-15,27 -9,60 -5,68 -12,72 -22,17 9,45<br />

-12,48 -9,63 -2,86 -11,41 -19,53 8,12<br />

-13,27 -8,38 -4,89 -13,42 -19,67 6,25<br />

x -3,08 6,54<br />

σ 2,51 1,76<br />

n 10 10<br />

Tabelle A.2: H 1 und H 2 mit Differenz für <strong>in</strong>itiales [n] bzw. [n˚], mit Mittelwerten.


A.1. TABELLEN 89<br />

[l]<br />

[l˚]<br />

H 1 H 2 H 1 -H 2 H 1 H 2 H 1 -H 2<br />

-14,33 -30,74 16,41 -21,88 -46,70 24,82<br />

-16,18 -33,28 17,10 -22,90 -41,11 18,21<br />

-17,48 -29,63 12,16 -21,13 -41,57 20,44<br />

-17,87 -28,59 10,72 -17,94 -38,63 20,70<br />

theo -17,43 -34,82 17,39 -16,55 -34,97 18,42<br />

-13,98 -31,72 17,75 -29,95 -37,99 8,04<br />

-13,70 -24,96 11,26 -18,87 -39,20 20,33<br />

-12,23 -29,85 17,62<br />

-12,92 -29,07 16,16<br />

x 15,17 18,71<br />

σ 2,92 5,18<br />

n 9 7<br />

-25,50 -21,08 -4,41 -27,91 -29,93 2,02<br />

-25,58 -19,74 -5,85 -27,11 -32,13 5,02<br />

-25,20 -22,32 -2,89 -25,91 -32,33 6,42<br />

-24,51 -23,23 -1,28 -24,50 -23,22 -1,29<br />

snorri<br />

-16,57 -10,36 -6,20 -25,60 -31,69 6,09<br />

-11,26 -7,16 -4,11 -19,80 -26,71 6,91<br />

-18,28 -13,82 -4,46 -21,40 -33,72 12,31<br />

-19,20 -14,59 -4,61 -20,30 -28,79 8,49<br />

-14,57 -12,99 -1,58 -19,50 -28,91 9,41<br />

-16,67 -12,57 -4,10 -14,90 -23,32 8,41<br />

x -3,95 6,38<br />

σ 1,62 3,84<br />

n 10 10<br />

Tabelle A.3: H 1 und H 2 mit Differenz für <strong>in</strong>itiales [l] bzw. [l˚], mit Mittelwerten.


90 ANHANG A.<br />

[r]<br />

[r˚]<br />

H 1 H 2 H 1 -H 2 H 1 H 2 H 1 -H 2<br />

-27,19 -52,65 25,46 -28,15 -42,38 14,23<br />

-26,45 -37,48 11,03 -25,17 -44,24 19,07<br />

-23,23 -32,61 9,38 -23,90 -43,97 20,06<br />

-26,52 -37,49 10,96<br />

theo -20,51 -34,15 13,63<br />

-17,56 -27,50 9,94<br />

-23,23 -41,50 18,27<br />

-21,68 -32,89 11,21<br />

-24,59 -40,86 16,27<br />

x 14,02 –<br />

σ 5,23 –<br />

n 9 3<br />

-28,00 -28,52 0,51 -27,12 -34,27 7,15<br />

-30,39 -28,48 -1,92 -29,50 -42,91 13,41<br />

-26,31 -27,63 1,32 -36,62 -50,49 13,87<br />

-34,40 -36,09 1,69 -33,32 -49,30 15,97<br />

snorri -18,02 -20,06 2,05 -31,82 -47,89 16,07<br />

-26,00 -28,40 2,40 -26,30 -42,32 16,01<br />

-25,00 -25,22 0,21 -22,01 -29,64 7,63<br />

-22,01 -29,64 7,63 -23,91 -29,43 5,52<br />

-18,81 -17,95 -0,86<br />

x 1,45 11,95<br />

σ 2,71 4,45<br />

n 9 8<br />

Tabelle A.4: H 1 und H 2 mit Differenz für <strong>in</strong>itiales [r] bzw. [r˚], mit Mittelwerten.


A.2. PGG-SEGMENT-PLOTS 91<br />

A.2 PGG-Segment-Plots<br />

Für die folgenden Abbildungen (A.1 bis A.18) gelten fogende H<strong>in</strong>weise:<br />

• Jede Abbildung zeigt die Plots der Glottissignals (von on10 bis off10) zu<br />

dem jeweils angegebenen Segment.<br />

• Die gestrichelten L<strong>in</strong>ien <strong>in</strong>nerhalb der e<strong>in</strong>zelnen Plots stellen Onset und<br />

Offset der Glottisöffnung dar, die durchgezogenen L<strong>in</strong>ien Anfang und Ende<br />

des jeweils angegebenen Segments.<br />

• Pro Seite werden <strong>in</strong> zwei Abbildungen der gleiche Ziellaut <strong>in</strong> gleichem Kontext<br />

getrennt nach der Versuchsperson dargestellt.<br />

• Zur Gewährleistung guter Lesbarkeit wurden maximal neun Segmente geplottet,<br />

auch wenn weitere (<strong>in</strong>sgesamt max. 11) zur Verfügung standen.


92 ANHANG A.<br />

Abbildung A.1: PGG-Segment-Plot für [n˚], <strong>in</strong>itial (i-vnv), theo<br />

Abbildung A.2: PGG-Segment-Plot für [n˚], <strong>in</strong>itial (i-vnv), snorri


A.2. PGG-SEGMENT-PLOTS 93<br />

Abbildung A.3: PGG-Segment-Plot für [l˚], <strong>in</strong>itial (i-vlv), theo<br />

Abbildung A.4: PGG-Segment-Plot für [l˚], <strong>in</strong>itial (i-vlv), snorri


94 ANHANG A.<br />

Abbildung A.5: PGG-Segment-Plot für [r˚], <strong>in</strong>itial (i-vtv), theo<br />

Abbildung A.6: PGG-Segment-Plot für [r˚], <strong>in</strong>itial (i-vtv), snorri


A.2. PGG-SEGMENT-PLOTS 95<br />

Abbildung A.7: PGG-Segment-Plot für [h], <strong>in</strong>itial aus dem Wort hitti, theo<br />

Abbildung A.8: PGG-Segment-Plot für [h], <strong>in</strong>itial aus dem Wort hitti, snorri


96 ANHANG A.<br />

Abbildung A.9: PGG-Segment-Plot für [f], <strong>in</strong>itial (i-vfv), theo<br />

Abbildung A.10: PGG-Segment-Plot für [f], <strong>in</strong>itial (i-vfv), snorri


A.2. PGG-SEGMENT-PLOTS 97<br />

Abbildung A.11: PGG-Segment-Plot für [n˚], medial (m-vnP), theo<br />

Abbildung A.12: PGG-Segment-Plot für [n˚], medial (m-vnP), snorri


98 ANHANG A.<br />

Abbildung A.13: PGG-Segment-Plot für [l˚], medial (m-vlP), theo<br />

Abbildung A.14: PGG-Segment-Plot für [l˚], medial (m-vlP), snorri


A.2. PGG-SEGMENT-PLOTS 99<br />

Abbildung A.15: PGG-Segment-Plot für [s], medial (m-vfP), theo<br />

Abbildung A.16: PGG-Segment-Plot für [s], medial (m-vfP), snorri


100 ANHANG A.<br />

Abbildung A.17: PGG-Segment-Plot für Präaspiration, (m-PPv), theo<br />

Abbildung A.18: PGG-Segment-Plot für Präaspiration, (m-PPv), snorri


Anhang B<br />

Abbildung B.1: Versuchsperson theo und Dr. med. Klaus Dahlmeier bei den<br />

Vorbereitungen zur Aufnahme.<br />

101


Danksagung<br />

Herzlichen Dank an:<br />

Dr. Christ<strong>in</strong>e Mooshammer für Anregungen und Ermutigung und die Betreuung<br />

vor und während der Magisterarbeit, sowie für die Hilfe bei der Nachverarbeitung<br />

der Daten.<br />

Dr. Susanne Fuchs und Dr. Phil Hoole für die großartige Unterstützung bei<br />

der Planung und Durchführung me<strong>in</strong>es Experiments und für die Vorverarbeitung<br />

der Daten.<br />

Dr. med. Klaus Dahlmeier für die Durchführung der Transillum<strong>in</strong>ationsaufnahmen<br />

und die mediz<strong>in</strong>ische Überwachung der Versuchspersonen.<br />

theo und snorri, me<strong>in</strong>e Versuchspersonen.


Erklärung<br />

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde<br />

Hilfe angefertigt und ke<strong>in</strong>e anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel<br />

verwendet habe. Ferner versichere ich, dass diese Arbeit noch nicht zum Zwecke<br />

der Erlangung der Magisterwürde an anderer Stelle vorgelegen hat.<br />

<strong>Kiel</strong>, 12. November 2005


Lebenslauf<br />

Adresse<br />

Geburtsdatum<br />

Familienstand<br />

Lasse Bombien<br />

Blücherplatz 9<br />

24105 <strong>Kiel</strong><br />

08.12.1977 <strong>in</strong> <strong>Kiel</strong><br />

ledig<br />

1984-1988 Grundschule Dänischenhagen<br />

1988-1994 Ricarda-Huch-Schule, Gymnasium der Landeshauptstadt<br />

<strong>Kiel</strong><br />

1994-1995 Schüleraustausch: Menntaskóli við Hamrahlíð,<br />

Reykjavík, Island<br />

1995-1998 Ricarda-Huch-Schule<br />

Mai 1998<br />

Abitur<br />

<strong>Kiel</strong>,<br />

Sep. 1998 - Okt. 1999<br />

seit WS 1999/2000<br />

Hauptfach<br />

Nebenfächer<br />

Zivildienst: Ambulante Altenpflege, <strong>Kiel</strong><br />

Studium an der CAU <strong>Kiel</strong><br />

Phonetik und digitale Sprachverarbeitung<br />

Nordische Philologie<br />

Informatik<br />

12. November 2005<br />

Akademische Lehrer<br />

Prof. Dr. Jonathan Harr<strong>in</strong>gton<br />

Prof. Dr. Klaus Kohler<br />

Prof. Dr. Adrian Simpson<br />

Prof. Dr. Edith Marold<br />

Dr. Michel Scheffers

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