05.03.2014 Aufrufe

CENTURION Bikes 2014

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Fahrräder, so denke ich oft, sollte es längst auf Rezept geben – wo sonst<br />

sind selbst die „Nebenwirkungen“ von etwas, das der Gesundheit dient, als positiv<br />

zu werten? Ich jedenfalls kann in einem leichten Brennen der Muskeln nach einer<br />

befreienden Tour nichts Negatives finden, und meinen Arzt oder Apotheker muss<br />

ich auch nicht erst um Rat fragen…<br />

Das Radfahren bringt den Körper in Einklang mit sich selbst und mit der Natur. Es<br />

beugt per gesundem Work-Out einem sonst drohenden Burn-Out vor, man macht<br />

unterwegs neue Bekanntschaften und genießt die freie Zeit in der Natur dann gern<br />

gemeinsam. Und vor allem steckt man sich immer wieder neue Ziele. Der Radfahrer<br />

hat glücklicherweise stets die Wahl, welche Dosis dieser „sportlichen Medizin“ ihm<br />

nützt: Ein kleiner Reiz spornt an, doch eine zu schwere Aufgabe kann einem auch<br />

einmal den Spaß verderben. Das bedeutet nichts anderes, als dass eine kurze<br />

Fahrt zum Waldcafé für den einen ebenso beglückend und erfüllend sein kann wie<br />

für den anderen eine grandiose „Tour des Grandes Alpes“.<br />

Mir persönlich hat es der Jakobsweg mit seinen zahlreichen Varianten angetan.<br />

Der Nordweg entlang des Atlantiks fordert mit seinen zahlreichen Steigungen die<br />

eigene Physis und belohnt dafür immer wieder mit traumhaften Blicken übers<br />

Meer. Der Via de la Plata, der Silberweg, führt von Sevilla aus über Städte wie<br />

Merida – wo die Römer heute noch derart präsent sind, als wären sie erst gestern<br />

ausgezogen – an Cacéres oder Salamanca vorbei bis hin nach Santiago de<br />

Compostella ganz im Nordwesten der iberischen Halbinsel.<br />

Dieses Jahr habe ich mit meinem Freund Reimund Dietzen den Caminho<br />

Português per Mountainbike befahren. Ausgehend von Lissabon standen uns 900<br />

zunächst ziemlich staubige Kilometer vor dem Lenker, die dann aber Richtung Ziel<br />

immer lieblicher und grüner wurden. Ja, und es war mal wieder sportlich: Abends<br />

brannten die Muskeln.<br />

Die Natur<br />

braucht sich nicht<br />

anzustrengen,<br />

bedeutend zu sein.<br />

Sie ist es.<br />

Robert Walser, 1878 - 1956<br />

Und doch – oder vielleicht: gerade deshalb? – war es genau das Richtige nach all<br />

den aufreibenden Vorbereitungen zur Eurobike und den turbulenten Messetagen.<br />

Unser Ziel, die grandiose Kathedrale in Santiago, überstrahlte die Etappen, ließ<br />

alle Anstrengungen nebensächlich werden und öffnete zugleich den Blick für die<br />

persönlichen Begegnungen auf unserem Pilgerweg. An einem Tag trafen wir zwei<br />

Allgäuer auf ihren Rennrädern. Einer ganz jung, der andere deutlich älter. Er sei 76,<br />

verriet er mit leuchtenden Augen – woraufhin wir spontan beschlossen, in einigen<br />

Jahren erneut zu pilgern und dabei auch so gesund und sportlich auszusehen wie<br />

unser Freund!<br />

Das alles ermöglicht das Fahrrad, oder vielmehr: der, der auf dem Sattel eines guten<br />

Fahrrads sitzt. Er definiert seine Ziele, steuert, pedaliert und erreicht sie letzten<br />

Endes – um sich sogleich neue, darüber hinaus gehende Ziele zu setzen. So geht<br />

es dahin in einem erfüllten und gesunden Leben. Es gibt nichts, das schöner oder<br />

sinnvoller wäre.<br />

In diesem Sinne<br />

Wolfgang Renner

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