Die öffentliche Verschwendung 2010

Die öffentliche Verschwendung 2010 Die öffentliche Verschwendung 2010

<strong>Die</strong> <strong>öffentliche</strong><br />

<strong>Verschwendung</strong><br />

<strong>2010</strong>


38. Schwarzbuch des<br />

Bundes der Steuerzahler<br />

<strong>Die</strong> <strong>öffentliche</strong> <strong>Verschwendung</strong><br />

<strong>2010</strong>


Impressum<br />

Herausgegeben vom<br />

Bund der Steuerzahler Deutschland e. V.<br />

Französische Str. 9-12<br />

10117 Berlin<br />

www.steuerzahler.de<br />

Fotos: Austen (1), Bernitz (1), Berg (1), BdSt-S-H.<br />

(1), Defeld (1), Ehling (1), Firma mobikon, Berlin (1),<br />

Günther (2), Holznagel (3), Kämpfer (2), Knobloch<br />

(1), Mahrle (2), Meierjohann (2), Meyer (1), Pferdekemper<br />

(2), Ritch (8), Schweitzer (1), Winkel (1),<br />

Wissenschafts- und Kongresszentrum Darmstadt<br />

GmbH & Co.KG (1)<br />

Design: Joachim Holz<br />

www.diegestalten.com<br />

Gesamtherstellung:<br />

Bonner Universitäts-Buchdruckerei, Bonn<br />

Stand: September <strong>2010</strong><br />

Das Manuskript basiert auf einer<br />

von den Landesverbänden des<br />

Bundes der Steuerzahler erstellten<br />

Materialsammlung. Es wurde in der<br />

Bundesgeschäftsstelle von Julia Berg bearbeitet.<br />

Geleitwort<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

dies ist die 38. Ausgabe des Schwarzbuchs<br />

„<strong>Die</strong> <strong>öffentliche</strong> <strong>Verschwendung</strong>“<br />

des Bundes der Steuerzahler mit einer<br />

Beispielsammlung aus unterschiedlichen<br />

Bereichen, in denen die <strong>öffentliche</strong> Hand<br />

einen sparsamen und wirtschaftlichen<br />

Umgang mit Steuergeld vermissen ließ.<br />

Wir dokumentieren zahlreiche Beispiele<br />

aus Bund, Ländern und Kommunen, in<br />

denen wir die <strong>Verschwendung</strong> von Steuergeld<br />

in den unterschiedlichsten Formen<br />

und mit den unterschiedlichsten<br />

Summen entdeckten. Da geht es u.a.<br />

um Fehlplanungen, Kostenexplosionen,<br />

Mängel im Beschaffungswesen und Reisen<br />

auf Steuerzahlerkosten, aber auch<br />

um Gedankenlosigkeit beim Umgang<br />

mit dem sauer verdienten Geld der Bürger.<br />

Und schließlich führten auch die<br />

Auswüchse der Staatsbürokratie oder<br />

die Aussicht auf Fördermittel zu einer<br />

massiven Fehlleitung <strong>öffentliche</strong>r Mittel.<br />

Mal geht es um einige hundert - und mal<br />

um einige Millionen Euro. Das macht für<br />

mich jedoch keinen Unterschied, denn<br />

jeder verschwendete Steuereuro ist ein<br />

Euro zu viel!<br />

Dass es anders gehen kann, zeigen die<br />

Projekte der <strong>öffentliche</strong>n Hand, in denen<br />

das Gebot der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit<br />

beachtet wurde. <strong>Die</strong> in diesem<br />

Schwarzbuch im Kapitel „Erfolge“<br />

aufgenommenen Beispiele zeigen zudem,<br />

dass <strong>Verschwendung</strong> von Steuergeldern<br />

auch verhindert werden konnte.<br />

Mit viel Engagement und Beharrlichkeit<br />

gehen die Mitarbeiterinnen und Mitar-<br />

beiter der Landesverbände und der Bundesgeschäftsstelle<br />

des Bundes der Steuerzahler<br />

Hinweisen auf einen vermutlich<br />

sorglosen Umgang mit Steuergeld nach,<br />

prüfen Pläne und Dokumente, reden<br />

und korrespondieren mit Behörden und<br />

Politikern, um Projekte, bei denen <strong>Verschwendung</strong><br />

droht, zu verhindern. Dass<br />

dies immer häufiger gelingt, liegt auch an<br />

der Arbeitsweise des BdSt. Selbst wenn<br />

ein <strong>Verschwendung</strong>s“fall“ im Schwarzbuch<br />

erschienen ist, lassen wir es damit<br />

nicht auf sich beruhen. Wir bleiben dran<br />

und verfolgen, wie es weitergegangen<br />

ist. Im Kapitel „Nachlese“ sind einige dieser<br />

Fälle aufgegriffen.<br />

„Der Bund der Steuerzahler ist eine authentische<br />

Stimme von Millionen von<br />

Bürgern, die zu Recht vom Staat einfordern,<br />

sorgsam mit den ihm anvertrauten<br />

Mitteln umzugehen und die Zukunft des<br />

Gemeinwesens zu sichern“ (Bundesfinanzminister<br />

Dr. Wolfgang Schäuble).<br />

Das unterstreicht, wie wichtig das<br />

Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler<br />

Jahr für Jahr ist. Ich bin sicher, dass<br />

auch diese 38. Ausgabe ihre Wirkung<br />

nicht verfehlen wird.<br />

Dr. Karl Heinz Däke<br />

Präsident des<br />

Bundes der Steuerzahler<br />

Geleitwort<br />

3


Fehlplanungen<br />

Fehlplanungen<br />

Hier hätte mehr Sorgfalt gut getan<br />

Bund. Auf der neu gebauten ICE-Strecke<br />

Köln-Frankfurt/Main mussten rund<br />

20 Kilometer lange Lärm- und Windschutzwände<br />

wieder abgebaut werden.<br />

<strong>Die</strong> Druck- und Soglasten vorbeifahrender<br />

ICE’s waren einfach falsch berechnet<br />

worden. <strong>Die</strong> Wände drohten zu<br />

kippen. Im Streit um die Verantwortung<br />

für die Fehlkonstruktion einigte sich die<br />

Deutsche Bahn AG mit den Baufirmen<br />

außergerichtlich auf neuartige Wandkonstruktionen.<br />

In den meisten Fällen<br />

wurden neue Betonwände mit massiveren<br />

Fundamenten 80 Zentimeter<br />

weiter vom Gleis entfernt und elastisch<br />

gepuffert montiert. Nach jahrelangen<br />

Provisorien konnten die Bauarbeiten<br />

Mitte <strong>2010</strong> abgeschlossen werden. Was<br />

bleibt, sind Gesamtkosten von 73,6 Mio.<br />

Euro. Davon tragen der Bund 16,6 Mio.<br />

Euro sowie die Bahn AG und die beteiligten<br />

Baufirmen jeweils 28,5 Mio.<br />

Euro. <strong>Die</strong> direkten (16,6 Mio. Euro aus<br />

dem Bundeshaushalt) und die indirekten<br />

(28,5 Mio. Euro des Staatsunternehmens<br />

Bahn AG) Kosten der Beseitigung dieser<br />

Fehlkonstruktionen summieren sich<br />

für die Steuerzahler somit auf 45,1 Mio.<br />

Euro.<br />

Büdingen. <strong>Die</strong> Stadt hatte sich mit Erfolg<br />

beim Hessischen Ministerium für<br />

Arbeit, Familie und Gesundheit für die<br />

„Familienstadt mit Zukunft“ u. a. mit einer<br />

Eislaufbahn aus Kunststoff beworben.<br />

Das Ministerium förderte die Anschaffung<br />

der umweltfreundlichen und<br />

4<br />

pflegeleichten Eisbahn mit rund 87.000<br />

Euro. Doch die zusammengesteckten<br />

und verschraubten Kunststoffplatten<br />

haben einen bedeutenden Nachteil: Sie<br />

sind stumpfer, und Läuferinnen und<br />

Läufer benötigen einen größeren Kraftaufwand<br />

als auf normalen Eisbahnen.<br />

Das hat eine unangenehme Folge: <strong>Die</strong><br />

Besucher bleiben aus. Dabei wollte die<br />

Stadt mit dem Projekt, welches in der<br />

Wintersaison 2009/10 im Schwimmbad<br />

installiert wurde, sogar Gewinne von<br />

mehr als 20.000 Euro erzielen. Doch<br />

da im Schnitt nur 20 Personen am Tag<br />

kamen und auch die geplanten Einnahmen<br />

durch Bandenwerbung entfielen,<br />

wurde die Eisbahn schon Anfang<br />

März geschlossen, auseinandergebaut<br />

und eingelagert. Bei Kosten von 11.700<br />

Euro war es auch nach Ansicht des Ersten<br />

Stadtrats Manfred Hix richtig, die<br />

Reißleine zu ziehen. Doch was tun? Ein<br />

privater Betreiber ist anscheinend nicht<br />

zu finden. Ein Verkauf der Eisbahn sei<br />

nicht möglich, da „man dann wohl keine<br />

weiteren Fördergelder vom Lande mehr<br />

bekommen würde“. Jetzt wird überlegt,<br />

die Eisbahn an einem anderen Standort<br />

wieder aufzubauen in der Hoffnung,<br />

dass dort mehr Besucher das Angebot<br />

nutzen.<br />

Oberhof. Das Erlebnisbad Rennsteig-<br />

Thermen Oberhof wurde am 1. Oktober<br />

2008 geschlossen. <strong>Die</strong> Stadt teilte<br />

dazu mit, dass der Betrieb der Therme<br />

planmäßig eingestellt worden sei, um<br />

nach erfolgtem Umbau im Herbst <strong>2010</strong><br />

mit einem erweiterten Angebot wieder<br />

eröffnet zu werden. Das Bad in Oberhof<br />

wurde für 17,386 Mio. Euro gebaut und<br />

erhielt dazu eine Förderung von 13,334<br />

Mio. Euro. Den Rest trug die Stadt. Am<br />

16.11.1996 wurde die Rennsteigtherme<br />

eröffnet und man erhoffte sich 220.000<br />

bis 260.000 Gäste pro Jahr. In den ersten<br />

Jahren kamen noch genügend Besucher,<br />

aber im Jahr 2000 waren es nur<br />

noch 216.000. Im Umkreis entstanden<br />

weitere Freizeitbäder, die Gästezahlen<br />

gingen zurück und das Bad in Oberhof<br />

erwirtschaftete größere Defizite. Immer<br />

wieder half das Land mit Bedarfszuweisungen<br />

und Zuschüssen, um neben<br />

der Therme auch die finanziellen Verpflichtungen<br />

aus dem Thüringer Wintersportzentrum<br />

und der Städtischen<br />

Wohnungsgesellschaft zu bedienen. <strong>Die</strong><br />

528.000 Euro zahlten die Steuerzahler allein<br />

für die geschlossene Therme.<br />

Fehlplanungen<br />

Stadt Oberhof mit jetzt rund 1.500 Einwohnern<br />

konnte die hohen Fehlbeträge<br />

nicht ausgleichen. <strong>Die</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

des Bades war schlecht und die Senkung<br />

der zu hohen Energie-, Wasser- und Abwasserkosten<br />

dringend notwendig. Dass<br />

ein großes Außenbecken in der Höhenlage<br />

Oberhofs viel Energie verschlingen<br />

würde, hätte aber schon beim Bau der<br />

Therme den Bauverantwortlichen klar<br />

sein müssen. Kostenschätzungen für<br />

einen Umbau des Bades erhöhten sich<br />

von 6 Mio. Euro netto 2006 bis zu den<br />

Planungen 2009 ganz erheblich auf 8,5<br />

bis 13 Mio. Euro, wobei immer noch<br />

Betriebskostendefizite verbleiben. Das<br />

Thüringer Wirtschaftsministerium hat<br />

eine Begutachtung der Vorplanungen<br />

für den Umbau der Rennsteigtherme in<br />

Auftrag gegeben. Monatlich fallen Kosten<br />

für die Sicherung und Unterhaltung<br />

des Bades von ca. 22.000 Euro für Strom,<br />

Gas, Wasser, Bewachung und sonstige<br />

<strong>Die</strong>nstleis tungen an. Der Freistaat zahlt.<br />

Da haben die Financiers des Staates seit<br />

dem 1.10.2008 schon 528.000 Euro für<br />

eine geschlossene Therme gezahlt.<br />

Gern erinnern sich die Steuerzahler an<br />

die Beruhigungspille eines vormaligen<br />

Thüringer Wirtschaftsministers, der<br />

2001 auf die Anfrage eines Oppositionspolitikers<br />

antwortete: „Vor Bewilligung<br />

der Zuwendungen für die Erlebnisbäder<br />

lagen entsprechende kommunalaufsichtliche<br />

Würdigungen vor, in denen<br />

bestätigt wird, dass die jeweiligen<br />

Kommunen in der Lage sind, neben den<br />

5


Fehlplanungen<br />

Investitionskosten (Eigenanteil) auch die<br />

Folgekosten finanziell zu tragen.“ Und<br />

jetzt liegt die Hoffnung im Koalitionsvertrag<br />

der Regierungsparteien CDU und<br />

SPD, die im Oktober 2009 vereinbarten,<br />

„die Stadt Oberhof als sportliches und<br />

touristisches Zentrum im Thüringer<br />

Wald insbesondere durch den Ausbau<br />

der touristischen Infrastruktur weiter zu<br />

entwickeln“. Hoffentlich können wir uns<br />

das (dauerhaft) leisten.<br />

Buxtehude. Eine Sehenswürdigkeit der<br />

besonderen Art hat sich die Stadt Buxtehude<br />

gegönnt: Einen 36 Meter langen<br />

Schwimmsteg auf der Este. <strong>Die</strong>se rund<br />

70.000 Euro teure Konstruktion sollte<br />

die Malerschulinsel und den Wehdenhof<br />

miteinander verbinden. Problematisch<br />

nur, dass der Schwimmsteg unter einer<br />

Hafenbrücke hindurchführt. Bei Hochwasser<br />

beträgt der Abstand zwischen<br />

dem Ponton und der Brücke weniger als<br />

einen Meter, so dass Menschen die Hafenbrücke<br />

nicht mehr unterqueren können.<br />

Sieht man generös davon ab, dass<br />

der Steg aufgrund der Tide einen Teil<br />

des Tages nur theoretisch nutzbar wäre,<br />

so kommen noch gravierende Sicherheitsmängel<br />

hinzu. Der Schwimmsteg<br />

ist unter der Brücke unbeleuchtet und<br />

besitzt kein durchlaufendes Geländer.<br />

Nur zu leicht könnten deshalb sorglose<br />

Nutzer ein unfreiwilliges Bad in der Este<br />

nehmen – abhängig von der Tide sogar<br />

ein lebensgefährliches. Technisch betrachtet<br />

wäre ein Geländer auch nicht<br />

6<br />

praktikabel, da es bei Hochwasser gegen<br />

die Hafenbrücke stoßen und zer drückt<br />

werden würde. <strong>Die</strong> Folge: Seit der Fertigstellung<br />

wurde der Ponton nicht<br />

freigegeben. Ursprünglich war dies für<br />

Mitte Dezember 2009 vorgesehen. Während<br />

der Bürgermeister im Fernsehen<br />

offen von einem Planungsfehler sprach,<br />

fühlt sich der Stadtbaurat dagegen<br />

kommunikativ nur missverstanden. Der<br />

Schwimmsteg sei primär eigentlich gar<br />

nicht als Fusswegverbindung, sondern<br />

als Teil der dortigen Wassersportanlage<br />

gedacht gewesen. Das sieht jedoch der<br />

betroffene Buxtehuder Wassersportverein<br />

anders.<br />

Der Verein beklagt, dass der Ponton als<br />

Anlege- und Ausstiegsmöglichkeit viel<br />

zu hoch gelegen sei. Lediglich große<br />

Kanadier und Ruderboote könnten<br />

ihn nutzen. Doch auch darauf wusste<br />

der Stadtbaurat eine Erwiderung: Der<br />

Schwimmsteg wurde bewusst nicht<br />

so aufwendig ausgeführt, dass er jeweils<br />

auf alle Anforderungen Rücksicht<br />

nimmt. Fragt sich nur, inwiefern dann<br />

<strong>öffentliche</strong> Ausgaben von 70.000 Euro<br />

gerechtfertigt waren, um einen Ponton<br />

zu errichten, den kaum jemand nutzen<br />

kann. Darauf weiß jedoch in Buxtehude<br />

bis heute niemand eine gescheite Antwort.<br />

Kreis Herzogtum Lauenburg. Gartenbesitzer<br />

kaufen Torf, um ihre Böden<br />

anzureichern. Für Landwirte stellt Torf<br />

wertvollen Dünger dar. Nur für die Stra-<br />

ßenbauer gilt Torf neuerdings als Abfall!<br />

Durch diese Neuregelung in der novellierten<br />

Bodenschutzverordnung des<br />

Bundes wird der Weiterbau der neuen<br />

Bundesstraße 207 zwischen Lübeck und<br />

Ratzeburg um mindestens zwei Jahre<br />

verzögert. Ursprünglich sollte diese<br />

Straße, für die insgesamt 20 Mio. Euro<br />

veranschlagt sind, schon lange dem<br />

Verkehr übergeben worden sein. Doch<br />

beim Bau stieß man auf noch mehr Torf<br />

im Untergrund als ursprünglich vermutet.<br />

Um einen soliden Untergrund für<br />

die Straße zu haben, müssen insgesamt<br />

knapp 100.000 Kubikmeter Torf ausgehoben<br />

und durch tragfähige Kiesschichten<br />

ersetzt werden. Während man bei der<br />

Planung noch davon ausging, dass der<br />

Torf auf landwirtschaftlichen Flächen<br />

ausgebracht werden könne, ist dieses<br />

nach der novellierten Bodenschutzverordnung<br />

nicht mehr möglich. Nicht einmal<br />

auf einer Deponie darf er endgültig<br />

abgelagert werden. Der Torf muss auf einer<br />

Fläche ausgebracht, getrocknet und<br />

dann behandelt werden. Hierzu ist im<br />

Vorwege ein <strong>öffentliche</strong>s Verwertungskonzept<br />

aufzustellen. Der Landesbetrieb<br />

Straßenbau und Verkehr schließt nicht<br />

einmal aus, dass dieses Verwertungskonzept<br />

ein neues zeitaufwendiges Planfeststellungsverfahren<br />

erfordert. Neben<br />

der zeitlichen Verzögerung rechnet man<br />

deshalb bei den Straßenbauern mit nicht<br />

unerheblichen Mehrkosten. Mindestens<br />

werden zahlreiche Verwaltungsmitarbeiter<br />

monatelang mit zusätzlichen Auf-<br />

Fehlplanungen<br />

gaben beschäftigt. Selbst wenn sich die<br />

Mehrkosten heute noch nicht beziffern<br />

lassen, ahnt der Steuerzahler mit Grausen,<br />

dass es für ihn sehr teuer werden<br />

wird. Und die Bürokratie hat sich wieder<br />

ein Stück weiter ausgebreitet.<br />

Baden-Baden. Im Schatten des Festspielhauses<br />

in Baden-Baden liegt ein rund<br />

6.300 Quadratmeter großes Grundstück,<br />

das die Stadt bereits im Jahr 1995 käuflich<br />

erworben hat. Neben dem Grundstück<br />

erwarb die Stadt damit auch die darauf<br />

befindlichen Gebäude einer ehemaligen<br />

Weinhandlung. Den genauen Preis für<br />

den damaligen Kauf wollte uns die Stadt<br />

auf Nachfrage nicht mitteilen. Um die<br />

Dimension dieses Geschäfts zumindest<br />

abschätzen zu können, kann man aber<br />

die damaligen Bodenrichtwerte heranziehen.<br />

Im Jahr 1995 belief sich dieser<br />

für vergleichbare Grundstücke auf<br />

730,00 DM pro Quadratmeter, für 6.300<br />

Quadratmeter also rund 2,4 Mio. Euro.<br />

<strong>Die</strong> Stadt teilte mit, dass mit dem Kauf<br />

des Areals die städtische Dispositionsmasse<br />

in diesem Bereich arrondiert sei.<br />

Anders ausgedrückt heißt das, dass die<br />

Stadt das Grundstück erwarb, um eine<br />

zusammenhängende, frei für die Stadt<br />

verfügbare Fläche zu besitzen. Denn<br />

Areal und Gebäude sieht Baden-Badens<br />

Erster Bürgermeister als Arrondierungsfläche<br />

mit Entwicklungspotenzial,<br />

wenn auch ohne konkrete Nutzungsabsicht.<br />

Arrondierung scheint seither auch<br />

die einzige Nutzung des Areals zu sein.<br />

7


Fehlplanungen<br />

<strong>Die</strong> vorhandenen Gebäude rotten seit<br />

dem Erwerb vor sich hin, die Dächer<br />

sind undicht, die Bausubstanz durch<br />

Schädlinge und Brandfälle nachhaltig<br />

geschädigt, die elektrotechnischen Anlagen<br />

veraltet und die Sanitär anlagen<br />

seit geraumer Zeit stillgelegt und nicht<br />

mehr betriebsfähig.<br />

Kurzum: Eine Sanierung wäre unwirtschaftlich<br />

und damit werden die Gebäude<br />

ein Fall für die Abrissbirne, die<br />

dann auch im Laufe des Jahres laut <strong>öffentliche</strong>r<br />

Ausschreibung zu Werke gehen<br />

soll. 250.000 Euro soll die Räumung<br />

des Geländes inklusive Hang sicherung<br />

kosten. Damit ist die Stadt dann im Besitz<br />

eines leeren Grundstücks. Wie das<br />

Gelände danach genutzt werden soll, ist<br />

aber nach wie vor unklar. Eine Hotelnutzung<br />

war aus wirtschaftlichen Gründen<br />

nicht möglich, eine Nutzung als Bauplatz<br />

für eine Parkgarage wurde auch<br />

verworfen. Nun soll das Gelände vorübergehend<br />

weiterhin als oberirdischer<br />

Park raum genutzt werden. So bleibt<br />

immerhin das Entwicklungspotenzial<br />

gewahrt, „die Möglichkeit einer künftigen<br />

baulichen Nutzung und einer weiteren<br />

Entwicklung des Festspielhauses<br />

erhalten“, wie die Stadt schreibt. Nichts<br />

Neues also seit 1995.<br />

Bund. Jetzt ist die Bundesregierung auch<br />

noch für Praktikantenbörsen zuständig!<br />

Seit Mai 2009 existiert „Technikum“, eine<br />

Internet-Praktikantenbörse. Auftraggeber<br />

ist das Bundesbildungsministerium.<br />

8<br />

Was „Technikum“ kostet, wollte uns<br />

das Ministerium „zu diesem Zeitpunkt“<br />

nicht sagen. Der Bund der Steuerzahler<br />

schätzt, dass bislang rund 4 Mio. Euro<br />

in das Projekt geflossen sind. Und dann<br />

das: Bis Mitte <strong>2010</strong>, also nach einem<br />

Jahr „Technikum“, sind ganze 18 Praktikumsverträge<br />

über diese Börse abgeschlossen<br />

worden. Trotz bunter Flyer,<br />

gebührenfreier Telefonhotline und Hannover-Messe-Präsenz<br />

usw. hatten sich<br />

bis dato lediglich 536 Jugendliche und<br />

nur 114 Betriebe auf www.technikum.<br />

de registriert. Dabei sind die finanziellen<br />

Konditionen – dank der Steuergelder<br />

im Rücken – durchaus üppig. Für die<br />

Bezahlung eines „Technikum“-Praktikanten<br />

erhalten Betriebe einen Zuschuss<br />

von monatlich 350 Euro. Dennoch ist<br />

das Interesse der Jugendlichen und der<br />

Betriebe an „Technikum“ niederschmetternd<br />

gering. Das kann nicht überraschen,<br />

denn Praktikumsplätze können<br />

längst online gesucht werden – sowohl<br />

über www.arbeitsagentur.de als auch<br />

über zahllose von privaten Anbietern<br />

organisierte Internetbörsen. Es existiert<br />

einfach kein ausgeprägter Bedarf<br />

an einer neuen, staatlich organisierten<br />

Praktikantenbörse. Das Problem ist der<br />

ausgeprägte Bedarf in den Ministerien<br />

an immer neuen Aktivitäten. Im Bundesbildungsministerium<br />

widmet sich eine<br />

ganze Abteilung ausschließlich dem<br />

Thema „Lebenslanges Lernen“. Solch<br />

ein Thema bietet natürlich zahllose Spielwiesen,<br />

um alle möglichen Zielgruppen<br />

<strong>Die</strong> Praktikantenbörse des BMBF kostete<br />

bislang rund 4 Mio. Euro.<br />

mit neuen Programmen auf Steuerzahlerkosten<br />

zu beglücken. Zielgruppe bei<br />

„Technikum“ ist der MINT-Nachwuchs.<br />

MINT steht für Mathematik-Informatik-<br />

Naturwissenschaften-Technik. Und da<br />

nach Auffassung des Bildungsministeriums<br />

behördliche Unterstützung bei<br />

der Studienwahl unerlässlich ist, steht<br />

„Technikum“ nicht allein. „Komm, mach<br />

MINT“ heißt zum Beispiel das Motto<br />

des nationalen Pakts für mehr Frauen in<br />

MINT-Berufen. <strong>Die</strong>sen Pakt bezuschusst<br />

das Bildungsministerium mit weiteren<br />

3 Mio. Euro pro Jahr. <strong>Die</strong> Steuerzahler<br />

begleichen die Rechnung – lebenslang.<br />

Sachsen-Anhalt. „Mit der Fortschreibung<br />

des ÖPNV-Planes des Landes Sachsen-<br />

Anhalt soll auf der KBS 551 Naumburg-Zeitz<br />

mittelfristig der Betrieb im<br />

Schienenpersonennahverkehr (SPNV)<br />

Fehlplanungen<br />

eingestellt werden.“ So ist es u. a. in<br />

der Einleitung zum Antrag einer Fraktion<br />

des Landtags von Sachsen-Anhalt<br />

vom 10.3.<strong>2010</strong> zu lesen. So weit, so gut.<br />

Schließlich ist es nichts Ungewöhnliches,<br />

wenn das Land wegen mangelnder Auslastung<br />

den Betrieb einer Bahnstrecke<br />

abbestellt. Was dem Steuerzahler dabei<br />

aber arg in die Nase fährt ist, dass Anfang<br />

der 2000er Jahre die 22 Kilometer<br />

lange Strecke umfassend saniert wurde.<br />

Das Land allein förderte neben der Deutschen<br />

Bahn dieses Vorhaben mit 800.000<br />

Euro. Schon damals hätte auf dieser<br />

Strecke der Betrieb eingestellt werden<br />

müssen, war die Auslastung eher dürftig,<br />

und dieser Schienen-Personen-Nahverkehr<br />

wurde nur noch von Berufspendlern<br />

genutzt. Vor der Sanierung hatte es<br />

offensichtlich keiner für nötig erachtet,<br />

überhaupt mal den Bedarf objektiv zu<br />

prüfen. Das musste in der Zeit von 2006<br />

bis 2007 nachgeholt werden.<br />

Das Ergebnis: Bei 16 Zügen täglich auf<br />

dieser Strecke stieg die Nachfrage nie<br />

über 200 Reisende pro Tag. Daher soll<br />

der Personenverkehr jetzt zum 1. Dezember<br />

<strong>2010</strong> abbestellt werden. Dann liegt<br />

die schön sanierte Gleisstrecke ungenutzt<br />

da und Rost und Unkraut können<br />

sich ihrer bemächtigen. Ob die Strecke<br />

künftig ganz stillgelegt wird, entscheidet<br />

das Eisenbahnbundesamt nach einem<br />

Antrag der DB Netz AG. Viel Geld wäre<br />

gespart worden, hätte man schon vor<br />

der Sanierung den Bedarf durch Land<br />

und Bahn ermittelt.<br />

9


Fehlplanungen<br />

Friedrichshafen. Üblicherweise ist mit<br />

dem Kauf einer Immobilie eine Absicht<br />

verbunden. Aber anscheinend nicht<br />

so in Friedrichshafen. Dort erwarb die<br />

Stadt im Jahr 2000 für rund 530.000 Euro<br />

ein Wohnhaus mit Garage und einer<br />

Gesamtfläche von 1.600 m². Der Haken<br />

dabei: Seit dem Kauf vor zehn Jahren<br />

steht das Haus leer und rottet vor sich<br />

hin. Womit sich sein Zustand nicht wesentlich<br />

geändert hat: Denn bereits vor<br />

dem Ankauf durch die Stadt war das<br />

Haus lange Zeit unbewohnt. Ein Käufer<br />

fand sich nicht. Bis eben im Jahr 2000<br />

die Stadt sich das Grundstück samt Gebäude<br />

„sicherte“. Der Oberbürgermeister,<br />

der damals noch nicht im Amt war,<br />

führt dazu aus, dass in den ersten Jahren<br />

nach Erwerb durch die Stadt tatsächlich<br />

noch keine konkrete Anschlussnutzung<br />

für das Grundstück bestand. <strong>Die</strong><br />

Stadtverwaltung zog damals sowohl den<br />

Abriss als auch eine Totalsanierung in<br />

Betracht. Eine unmittelbare Nutzung<br />

des Gebäudes hingegen stand konkret<br />

nicht zur Diskussion. Und da auch Häuser<br />

nicht jünger werden, scheiden nach<br />

den langen Jahren des Leerstands mittlerweile<br />

sowohl Renovierung als auch<br />

Sanierung des Gebäudes für die Stadt<br />

selbst aus. Bleibt als einzige Option wohl<br />

nur noch der Abriss. Immerhin hat sich<br />

die Stadt nun eine Deadline gesetzt. Am<br />

30.10.<strong>2010</strong> soll endlich eine Entscheidung<br />

über das Schicksal von Haus und<br />

Grundstück getroffen werden. Und vielleicht<br />

macht man sich wieder einmal da-<br />

10<br />

ran, zumindest für das Grundstück einen<br />

Käufer zu finden. Nach immerhin fast<br />

zwanzig Jahren.<br />

Baden-Württemberg. Im März dieses<br />

Jahres musste die Polizei ein neues Teilstück<br />

der Bundesstraße 10 zwischen<br />

Eislingen-Ost und Süßen mehrfach<br />

sperren: Tausende von Kröten waren auf<br />

dem Weg zu ihrem Laichtümpel. Da auf<br />

dem neuen Teilstück das Verkehrsaufkommen<br />

noch relativ gering ist, führte<br />

die Sperrung zu keinen größeren Problemen.<br />

Das wird sich allerdings bald<br />

ändern, denn ab Frühjahr 2011, wenn<br />

die Bauarbeiten an einem weiteren Teilstück<br />

der B 10 fertiggestellt sein werden,<br />

wird der gesamte Verkehr über die neue<br />

B 10 rollen und das Verkehrsaufkommen<br />

voraussichtlich deutlich steigen. Das Regierungspräsidium<br />

Stuttgart, das für die<br />

Planungen der Straße verantwortlich<br />

zeichnet, war sichtlich überrascht von<br />

der Kröteninvasion, sollte es doch dort<br />

eigentlich gar keine Krötenpopulation<br />

geben. So zumindest die Aussage eines<br />

faunistischen Gutachtens aus dem Jahr<br />

1996, das im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens<br />

erstellt wurde. Seltsam<br />

nur, dass die Kommunalentwicklung<br />

Baden-Württemberg GmbH bereits ein<br />

Jahr zuvor, also im Vorfeld der Erstellung<br />

des Gutachtens, im Rahmen der „Planfeststellung<br />

Süßen B 10/B 466/K 1404“<br />

auf Amphibienwanderungen hinwies<br />

und zugleich monierte, dass diese bei<br />

Umweltverträglichkeitsuntersuchungen<br />

(UVU) nicht behandelt wurden. Auch<br />

der örtliche Naturschutzbund Deutschland<br />

wies auf das Vorhandensein der<br />

Krötenpopulation hin und forderte entsprechende<br />

Schutzmaßnahmen. <strong>Die</strong> Gemeinde<br />

Süßen als Empfänger der Warnungen<br />

des Naturschutzbundes und der<br />

Kommunalentwicklung leitete die Hinweise<br />

im Mai 1995 an das Regierungspräsidium<br />

Stuttgart weiter. Dort aber<br />

schenkte man den Hinweisen entweder<br />

keine Beachtung oder nahm diese nicht<br />

ernst, vielleicht versandeten diese dort<br />

auch einfach.<br />

So oder so, das Ergebnis ist bekannt:<br />

In einer Gegend, in der laut Gutachten<br />

keine Kröten vorkommen, gibt es tausende<br />

davon, und die verursachen jetzt<br />

die Probleme. Da eine einfache Sperrung<br />

zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme der<br />

neuen B 10 nicht mehr ausreichen und<br />

erhebliche Verkehrsprobleme verursachen<br />

wird, zudem das Leben und die Gesundheit<br />

der Kröten und natürlich der<br />

Autofahrer geschützt werden müssen,<br />

wird jetzt nach einer wirksameren und<br />

nachhaltigeren Lösung der Problems gesucht.<br />

Abhilfe soll die Anlage eines neuen<br />

Laichtümpels schaffen. <strong>Die</strong>ser soll rund<br />

10.000 Euro kosten. Allerdings weiß niemand<br />

mit Sicherheit, ob die Amphibien<br />

den Tümpel auch annehmen, sind Kröten<br />

doch als ausgesprochen standorttreu<br />

bekannt. Weiter erwägt das Regierungspräsidium<br />

Stuttgart zusätzlich zu der<br />

Anlage des Laichtümpels dauerhafte<br />

Amphibiensperranlagen zu errichten,<br />

Fehlplanungen<br />

damit die Tiere künftig nicht mehr auf<br />

die Straße gelangen können. <strong>Die</strong> Kosten<br />

dafür sind noch nicht ermittelt worden.<br />

Es ist also zu befürchten, dass das Regierungspräsidium<br />

jetzt mit viel Geld einen<br />

Fehler korrigiert, der nicht hätte passieren<br />

müssen, wären die Hinweise auf die<br />

Kröten seinerzeit bei der Planfeststellung<br />

ernst genommen oder überhaupt<br />

beachtet worden. Übrigens, im Herbst<br />

werden die Kröten wieder von ihrem angestammten<br />

Laichgewässer zurückkehren<br />

und dabei wieder die B 10 passieren.<br />

Autofahrer sollten sich also wieder vorsorglich<br />

auf Umwege einstellen.<br />

Potsdam. Das nach dem Krieg gesprengte<br />

Potsdamer Stadtschloss soll<br />

mit historischer Fassade wieder aufgebaut<br />

und vom Land Brandenburg über<br />

30 Jahre als Sitz des Landtages angemietet<br />

werden. Kritikwürdig sind die vergleichsweise<br />

hohen Baukosten für den<br />

Neubau, die Überschreitung der vom<br />

Land erlassenen Raum- und Flächennorm<br />

für Landesbauten sowie die Errichtung<br />

einer außerhalb des Gebäudes<br />

liegenden beheizbaren Rampe zur Tiefgarage<br />

unterhalb des Landtagsneubaus.<br />

Insgesamt wären Einsparungen von bis<br />

zu 34,9 Mio. Euro möglich. Bei Einhaltung<br />

der Raum- und Flächennorm für<br />

Landesbauten würden 1.700 Quadratmeter<br />

Fläche nicht benötigt, was bei für<br />

vergleichbare Neubauten anfallenden<br />

Kosten von 5.000 Euro je Quadratmeter<br />

zu Einsparungen von 8,5 Mio. Euro füh-<br />

11


Fehlplanungen<br />

Anstelle einer solchen günstigen Fußgängerbrücke wird hier nun ein Tunnel gebaut.<br />

ren würde. Bei Verzicht auf die wegen<br />

der 15-prozentigen Steigung im Winter<br />

zu beheizenden Rampe und Planung der<br />

Zufahrt zur Tiefgarage über die im historischen<br />

Baukörper in den Seitenflügeln<br />

des Schlosses ehemals existierenden<br />

Tordurchfahrten sind Einsparungen<br />

von weiteren 1,4 Mio. Euro möglich. Bei<br />

Ansatz der Kosten, wie sie für vergleichbare<br />

Neubauten anfallen (5.000 Euro je<br />

Quadratmeter anstelle der sich aus der<br />

Planung ergebenden Kosten von 6.667<br />

Euro je Quadratmeter), ließen sich bei<br />

der Nutzfläche von 15.000 Quadratmetern<br />

weitere 25 Mio. Euro einsparen.<br />

Bund. Unweit des Reichstages lässt die<br />

Bundestagsverwaltung derzeit für 41,5<br />

Mio. Euro aufwendig alte Verwaltungsgebäude<br />

an der Ecke Wilhelm-/Dorotheenstraße<br />

sanieren, um mehr Raum<br />

für Abgeordnete und Mitarbeiter zu<br />

schaffen. Damit diese und ihre Akten<br />

stets trocken das auf der Wilhelmstraße<br />

gegenüberliegende Jakob-Kaiser-Haus<br />

erreichen können, stellte sich die Frage,<br />

12<br />

wie beide Verwaltungsgebäude zu verbinden<br />

seien. Eine sinnvolle Lösung<br />

wäre eine überdachte Fußgängerbrücke,<br />

wie es zwei von ihnen in rund 100<br />

Metern Entfernung bereits gibt. Für<br />

diese erhielt der Bundestag seitens des<br />

Berliner Senats vor Jahren grünes Licht.<br />

Doch diesmal sperrte sich die Stadt. Auf<br />

einer Planungsbesprechung verweigerten<br />

Senat und örtliches Bezirksamt<br />

auf Anfrage des bauausführenden Bundesamtes<br />

für Bauwesen und Raumordnung<br />

mündlich eine Brückenlösung.<br />

Lapidare Begründung: <strong>Die</strong> Stadtplaner<br />

sahen die durchgehende Sichtachse<br />

der Wilhelmstraße gestört. Fixiert sind<br />

Anfrage und Ablehnung lediglich im<br />

Besprechungsprotokoll, einen separaten<br />

Schriftverkehr hierzu gibt es nicht.<br />

Das Bundesamt war damit gezwungen,<br />

einen Tunnelbau zu verfolgen. Derzeit<br />

wird dieser in acht Meter Tiefe mit<br />

rund 80 Metern Länge erstellt. 7,5 Mio.<br />

Euro wird der Tunnel kosten, der den<br />

Abgeordneten eine Unterquerung der<br />

Wilhelmstraße von Fahrstuhl A nach<br />

Fahrstuhl B garantieren wird. Das geplante<br />

luxuriöse Beleuchtungskonzept<br />

sowie die Tunnel-Ausschmückung mit<br />

Kunstwerken wirken im Übrigen als<br />

Kos tentreiber. Auch wenn eine Brücke<br />

planerisch aufwendig gewesen wäre,<br />

wäre sie die Steuerzahler allemal günstiger<br />

gekommen als der jetzige Tunnel,<br />

der rund 94.000 Euro pro laufenden Meter<br />

kostet.<br />

Sachsen-Anhalt. <strong>Die</strong> neue West-Ost-Verkehrsverbindung<br />

mit dem Namen B 6n<br />

ist von großer Bedeutung. Sie verbindet<br />

die A 395 in Niedersachsen mit der A<br />

14 in Sachsen-Anhalt. <strong>Die</strong> sogenannte<br />

Nordharz-Autobahn wurde seit 1997 in<br />

mehreren Teilabschnitten gebaut. 2002<br />

erfolgte die Freigabe des ersten Abschnitts<br />

von Wernigerode bis zur Landesgrenze<br />

Niedersachsen. <strong>Die</strong>ser und<br />

der Nordabschnitt bei Aschersleben<br />

aber wurden vorzeitig, nämlich etwa<br />

sieben Jahres nach ihrer Fertigstellung,<br />

zum Sanierungsfall, während eine zehn<br />

Kilometer lange Teststrecke in einer<br />

neuen Bauweise mit Kompaktasphalt<br />

bei Quedlinburg den bisherigen „Test“<br />

sehr gut besteht. Normalerweise halten<br />

derartige Autostraßen 10 bis 15 Jahre.<br />

Doch für diese beiden Abschnitte musste<br />

2009 der Bund 13 Mio. Euro schon an<br />

Sanierungskosten aufbringen, mit denen<br />

manche Ortsumgehung finanzierbar gewesen<br />

wäre.<br />

Alle Kritiken und Beschwerden von Bürgern,<br />

Abgeordneten aus Kommunen<br />

Fehlplanungen<br />

bis hin zu Bundestagsabgeordneten,<br />

dass nach so kurzer Zeit erneut so viele<br />

Steuergelder eingesetzt wurden, wies<br />

das Bauministerium erst einmal zurück<br />

und begründete die Schäden mit einer<br />

„Abnutzung durch hohes Verkehrsaufkommen“.<br />

Das leuchtete den Laien nicht<br />

ganz ein, traten doch die Schäden komischerweise<br />

eben nur in bestimmten<br />

Abschnitten auf, die nicht mehr als andere<br />

belastet waren. Es bedurfte erst einer<br />

anonymen Anzeige und des Drucks<br />

der Öffentlichkeit, bis sich das Landesbauministerium<br />

zu einer gründlichen<br />

Ursachenforschung bequemte. Ein Gutachter<br />

vertrat die Auffassung, dass es<br />

an zu hohlraumreichen Deckschichten<br />

und am verwendeten Asphaltgemisch<br />

gelegen habe, das in den Trag- und Binderschichten<br />

mit wiederverwendetem<br />

Alt-Asphalt aus Abfräsungen anderer<br />

Straßen versetzt worden war. Das hätte<br />

zum vorzeitigen Verschleiß geführt. <strong>Die</strong><br />

Anforderungen an den Hohlraumgehalt<br />

von Deck- und Binderschichten wurden<br />

inzwischen bundesweit bzw. auf Landesebene<br />

reduziert. Es sei nicht auszuschließen,<br />

dass auf weiteren Abschnitten<br />

zukünftig dieses Schadensbild ebenfalls<br />

auftreten und damit weitere Kosten für<br />

Sanierung anfallen könnten. <strong>Die</strong>se wären<br />

bei den ersten beiden Abschnitten<br />

sicher nicht so hoch ausgefallen, hätten<br />

verantwortliche Mitarbeiter des Landesbaubetriebs<br />

nicht die mögliche Gewährleistungspflicht<br />

verstreichen lassen, um<br />

bereits erste Schäden auf diesem Wege<br />

13


Fehlplanungen<br />

beseitigen zu lassen. Das brachte ihnen<br />

disziplinarische Maßnahmen ein,<br />

schätzte man im Bauministerium den<br />

allein dadurch entstandenen finanziellen<br />

Verlust auf 1,5 Mio. Euro ein. Doch nicht<br />

alles geht auf ihr Konto. Weitere Gewährleistungsansprüche<br />

werden nicht<br />

mehr durchsetzbar sein, weil der vereidigte<br />

Gutachter auch feststellte, dass<br />

die anfälligen „Asphaltmischungen“ und<br />

fragwürdige Zuschlagstoffe den zum<br />

Bauzeitpunkt gültigen technischen Vorschriften<br />

entsprachen. Ob Pfusch oder<br />

nicht Pfusch, das ist eigentlich nicht<br />

mehr die Frage. Denn für den Steuerzahler<br />

ist das letztendlich egal. Er muss<br />

die ganze Chose bezahlen.<br />

Hamburg. In Hamburg ist Wohnraum<br />

knapp und ein sozialer Wohnungsbau<br />

findet seit Jahren kaum statt. Bei der Unterbringung<br />

von Hartz-IV-Empfängern<br />

ist die Stadt daher auf private Anbieter<br />

angewiesen. Doch der Immobilienmarkt<br />

treibt in der Hansestadt Blüten, für die<br />

der Steuerzahler gerade stehen muss: So<br />

stellten einige Hartz-IV-Mieter fest, dass<br />

ihre Wohnungen im Mietvertrag wesentlich<br />

größer angeben wurden als sie tatsächlich<br />

waren, zum Teil wurden sie als<br />

doppelt so groß angegeben. Anstatt den<br />

Hinweisen nachzugehen und der <strong>Verschwendung</strong><br />

von Steuergeld Einhalt zu<br />

gebieten, erklärte das zuständige team.<br />

arbeit.hamburg (ARGE) den Mietern<br />

jahrelang, dass rechtlich nichts zu machen<br />

sei, weil zulässige Höchstgrenzen<br />

14<br />

bei der Miethöhe eingehalten werden.<br />

Solche Fälle wurden bereits im Jahr<br />

2002 aufgedeckt und unter anderem<br />

vom Bund der Steuerzahler kritisiert.<br />

Doch die städtische Verwaltung hat<br />

nichts verändert – mit teuren Folgen: In<br />

bislang 107 recherchierten Fällen wurden<br />

jahrelang stark überhöhte Mieten<br />

gezahlt. Aufgrund der Verjährungsfrist<br />

können davon jedoch nur allenfalls rund<br />

500.000 Euro zurückgefordert werden.<br />

Das ganze Ausmaß des Schadens wird<br />

zurzeit von der Staatsanwaltschaft Hamburg<br />

ermittelt. Das Verhalten der Hamburger<br />

Sozialbehörde und der zuständigen<br />

ARGE wirft die Frage auf, ob sich<br />

die Stadt der Begünstigung zum Betrug<br />

schuldig gemacht haben könnte. Eine<br />

Antwort darauf wird die Staatsanwaltschaft<br />

finden.<br />

Es lebe der Sport<br />

<strong>Verschwendung</strong> im Namen der Volksgesundheit<br />

Lübeck. Auch städtische Millionen<br />

konnten den VfB Lübeck nicht vor der<br />

Insolvenz retten. Jetzt ist das Geld für<br />

den Steuerzahler verloren. Der Traditionsverein<br />

von 1919 gehört mit seinen<br />

über 800 Mitgliedern zu den wichtigsten<br />

Sportvereinen der Hansestadt Lübeck.<br />

Im Badminton, Tischtennis und insbesondere<br />

im Fußball kann man auf beachtliche<br />

sportliche Erfolge zurückblicken.<br />

Doch gerade den zwischenzeitlichen<br />

Ausflug in die 2. Fußballbundesliga<br />

mit anschließendem Abstieg bis in<br />

die Regionalliga hat der Verein finanziell<br />

nicht verkraftet. Im April 2008 musste<br />

deswegen das Insolvenzverfahren eröffnet<br />

werden. Insgesamt 81 Gläubiger<br />

hatten Gesamtforderungen von gut 2,8<br />

Mio. Euro gegen den Verein. Hauptgläubiger<br />

war die Hansestadt, der finanziell<br />

selbst das Wasser bis zum Halse steht.<br />

<strong>Die</strong> Forderungen beliefen sich auf über<br />

1,3 Mio. Euro. Haupttitel war ein Darlehen<br />

in Höhe von einer Million Euro für<br />

den Neubau der Haupttribüne des Stadions<br />

an der Lohmühle. <strong>Die</strong>se war Bestandteil<br />

der hochtrabenden Profipläne<br />

an der Trave. Das Darlehen wurde nie<br />

getilgt. Hinzu kamen Zinsen, nicht gezahlte<br />

Sportstättengebühren, Kosten für<br />

das Flutlicht, Gewerbe- und Grundsteuern<br />

sowie Straßenreinigungsgebühren.<br />

Im Februar <strong>2010</strong> kam für den Verein die<br />

Rettung: Banken und Gläubiger einigten<br />

sich auf einen Insolvenzplan. Damit kann<br />

der Sportbetrieb weitergehen. <strong>Die</strong> Stadt<br />

kann gerade mal 49.000 Euro, aufgeteilt<br />

Es lebe der Sport<br />

in vier Raten, bis 2012 aus dem Insolvenzplan<br />

erwarten. Der Rest ist für den<br />

Steuerzahler verloren – verpulvert für<br />

erfolglosen Profisport: Ein klassisches<br />

Eigentor!<br />

Bördekreis. Wer den Ort Calvörde sucht<br />

und nicht weiß, wo er liegt, schaut ins<br />

Internet. Dort steht: „Der Flecken Calvörde<br />

liegt am Mittellandkanal mit<br />

einem derzeit nicht betriebenen Umschlaghafen<br />

und einer aktiv genutzten<br />

Schiffsanlegestelle.“<br />

Für die wenigen sechs Sportbootfreunde<br />

im Ort reicht die sicher auch aus. Doch<br />

Calvörde will hoch hinaus und den Anschluss<br />

an die „Tourismuswelt“ nicht<br />

verpassen. Seit 2002 Mitglied im Blauen<br />

Band, will sie den Wassertourismus mit<br />

dem Bau eines Sportboothafens fördern.<br />

So beschloss es der Gemeinderat, dem<br />

natürlich auch der Vorsitzende des örtlichen<br />

Wassersportvereins angehört.<br />

Rund 670.000 kostet der Bau. Doch so<br />

viel Geld hat die Gemeinde natürlich<br />

nicht übrig. Zehn Prozent brachte sie<br />

auf, die restlichen 90 Prozent der Kosten<br />

werden über die Investitionsbank<br />

Sachsen-Anhalt finanziell gefördert.<br />

Aber selbst der Eigenanteil von 67.000<br />

Euro für dieses Vorhaben schien einigen<br />

Einwohnern zu viel, die auf Wichtigeres,<br />

wie Fußwege und dergleichen, verwiesen.<br />

Sie aber wurden nicht erhört, obwohl<br />

nur 18 Kilometer entfernt in Haldensleben<br />

ein exquisiter Sportboothafen<br />

für den Wassertourismus existiert.<br />

15


Es lebe der Sport<br />

Selbst 200.000 Regenwürmer für rd. 7.000 Euro konnten den Rasen nicht retten.<br />

Trotz einer Verschuldung von 2.432 Euro<br />

je Einwohner leistet sich die Gemeinde<br />

diese Einrichtung. Sie soll vom örtlichen<br />

Verein „Wassersportler Flecken<br />

Calvörde“ e.V. betrieben werden. Kurios<br />

dabei ist – und darauf legt die Gemeinde<br />

großen Wert –, dass der Hafen nicht<br />

zur Eigennutzung des betreibenden<br />

Vereins errichtet wird. Wie lange er die<br />

Betriebskosten aber schultern kann, ist<br />

zwar nicht abzusehen, aber möglicherweise<br />

hilft die verschuldete Gemeinde<br />

hier mit entsprechender Sportförderung.<br />

Schließlich soll doch der Wassertourismus<br />

angekurbelt werden.<br />

Den hohen Aufwand dafür begleicht der<br />

Steuerzahler. Ein Grund, Geld auszugeben,<br />

das einem nicht gehört, findet sich<br />

eben immer.<br />

Bergen auf Rügen. Doppelter Flop für<br />

die Steuerzahler. <strong>Die</strong> Stadt Bergen auf<br />

Rügen ließ ihr Fußballstadion vor wenigen<br />

Jahren für rund 2 Mio. Euro sanieren<br />

und auf Vordermann bringen. Doch<br />

wenig später stand der darauf spielende<br />

VfL Bergen im Nassen. Das Problem:<br />

Bei heftigen Regenfällen standen einige<br />

Bereiche des Rasenplatzes derart unter<br />

Wasser, dass die Bespielbarkeit nicht<br />

16<br />

mehr gegeben war. Daraufhin sollte eine<br />

ausgefallene Idee für Abhilfe sorgen. Regenwürmer<br />

mussten her und das Chaos<br />

beseitigen! Im Sommer 2009 wurde eine<br />

niederländische Spezialfirma beauftragt,<br />

200.000 eigens gezüchtete Regenwürmer<br />

namens Dutch Nightcrawler auf<br />

dem Spielfeld auszusetzen, die dann den<br />

Boden von innen auflockern und durchlüften<br />

sollten. Dadurch, so die Hoffnung<br />

der Verwaltung, könne das Regenwasser<br />

besser abfließen. Doch die Wurmkur<br />

ging nach hinten los, wie sich im Frühjahr<br />

<strong>2010</strong> zeigte. Anstatt unterirdisch<br />

den Boden zu beackern, tummelten sich<br />

die Würmer lieber an der Oberfläche<br />

und produzierten dabei tausende kleine<br />

Häufchen, die die Spielplatzpflege erheblich<br />

erschwerten und sich zudem als<br />

Stätten für Schimmel- und Pilzbewuchs<br />

erwiesen. Kurzum: <strong>Die</strong> Platzqualität ging<br />

noch weiter zurück. Der Steuerzahler<br />

bekam dennoch die Rechnung für das<br />

Regenwurmheer über 7.036,53 Euro.<br />

Aber damit nicht genug. Anstatt das<br />

Grundproblem endlich zu lösen, setzte<br />

die Stadt auf eine völlig neue Alternative.<br />

Gefördert über kreditfinanzierte<br />

Gelder aus dem Konjunkturpaket des<br />

Bundes überzog die Stadt in direkter<br />

Nähe zum Fußballstadion einen bisherigen<br />

Hartplatz flächendeckend mit<br />

teurem Kunstrasen. Der Innenminister<br />

trat persönlich an, um den Fördermittelbescheid<br />

des Landes zu überreichen.<br />

Hierbei entpuppte sich abermals ein<br />

Mitglied der Landesregierung als überteuerter<br />

Postbote. <strong>Die</strong> Gesamtkosten<br />

für den Bau der Kunstrasenanlage summieren<br />

sich auf rund eine Million Euro.<br />

Doch das Ursprungsproblem ist damit<br />

nicht gelöst. Vielmehr steht das große<br />

Bergener Fußballstadion weiterhin unter<br />

Wasser und auch der Steuerzahler<br />

musste sich zweimal teuer in den Regen<br />

stellen lassen.<br />

Duisburg. 2005 gab die Stadt Duisburg<br />

den Startschuss zum Bau einer<br />

einzigartigen, computergesteuerten<br />

Kameraschienenbahn, die „packende<br />

Livebilder“ von Kanurennen liefern sowie<br />

eine exakte Analyse von Training<br />

und Wettkampf der Kanuten möglich<br />

machen sollte und die es so weltweit<br />

noch nirgends gab. 2006 wurde dieser<br />

Prototyp längs der Uferböschung<br />

an der Regattastrecke im Duisburger<br />

Sportpark Wedau gebaut. Zuvor waren<br />

Rennen immer von einem Übertragungswagen<br />

der Fernsehanstalten aus<br />

gefilmt worden. An den Kosten für die<br />

parallele Kamerabegleitung hatten sich<br />

auch Bund und Land mit jeweils 500.000<br />

Euro beteiligt. Erstmalig sollte die Kameraschienenbahn<br />

bei der Weltmeisterschaft<br />

der Kanuten im August 2007<br />

Es lebe der Sport<br />

Bilder liefern. Doch die verwackelten<br />

und unscharfen Aufnahmen waren weder<br />

für die Trainingsanalyse noch für die<br />

Fernseh übertragung ausreichend. Und<br />

bis heute funktioniert die neue Technologie<br />

nicht. Von den 1,7 Mio. Euro Gesamtkosten<br />

sind schon 1,2 Mio. Euro<br />

an das ausführende Unternehmen gezahlt<br />

worden. Nun streitet sich die Stadt<br />

Duisburg mit diesem Unternehmen,<br />

wer die Kosten für die Nachbesserung<br />

der Bahn tragen muss. Nach Berichten<br />

der Presse hatte die ausführende<br />

Firma für Nachbesserungen als erste<br />

Abschlagszahlung 350.000 Euro von<br />

der Stadt verlangt. <strong>Die</strong> Stadt behauptet<br />

jedoch, sie habe die Trainingsanalysestrecke<br />

technisch nie abgenommen. <strong>Die</strong><br />

Herstellerfirma sei ausdrücklich darauf<br />

hingewiesen worden, dass die abgelieferte<br />

Leistung wegen wesentlicher Mängel<br />

nicht abgenommen werden kann.<br />

Doch warum wurde dann ein Großteil<br />

des Geldes bereits gezahlt? Und warum<br />

wurde die Kameraschienenbahn bei<br />

der Weltmeisterschaft 2007 eingesetzt,<br />

wenn sie technisch nicht abgenommen<br />

war? Auf diese Fragen gab die Stadt<br />

Duis burg dem Bund der Steuerzahler<br />

bis heute keine Antwort. <strong>Die</strong> Anlage<br />

wird derweil ein Opfer der Witterung.<br />

Rost und Grünpflanzen breiten sich dort<br />

aus. Doch der Bund der Steuerzahler erwartet<br />

den Ausgang des Rechtsstreites<br />

mit Spannung und wird dafür sorgen,<br />

dass über die Kameraschienenbahn so<br />

schnell kein Gras wächst.<br />

17


Es lebe der Sport<br />

Overath. Für die Stadt Overath, deren<br />

Haushalt tiefrote Zahlen aufweist, war<br />

das Konjunkturpaket II eine wahre Verlockung.<br />

845.000 Euro aus diesem Paket<br />

steckt die Stadt in eine Doppelturnhalle<br />

im Ortsteil Immekeppel, der bislang nur<br />

über eine kleine Turnhalle verfügt. Dem<br />

Bürgermeister muss die Turnhalle besonders<br />

unter den Nägeln gebrannt haben.<br />

Er vergab zusammen mit einem Ratsmitglied<br />

in einer Nacht- und Nebel aktion<br />

Bauaufträge für 180.000 Euro. Den Rat<br />

fragte er nicht. Nach seiner Einschätzung<br />

war höchste Dringlichkeit gegeben,<br />

um den „engen zeitlichen Rahmen<br />

des Konjunkturpaketes einzuhalten und<br />

die Mittel fristgerecht abrufen zu können“.<br />

<strong>Die</strong> Kreisverwaltung stufte die se<br />

Dringlichkeitsentscheidung aus vier<br />

Gründen als rechtswidrig ein. Erstens<br />

sei der Bau- und Planungsausschuss<br />

der Stadt Overath übergangen worden,<br />

zweitens sei ein Fall äußerster Dringlichkeit<br />

nicht erkennbar, drittens hätte<br />

diese Entscheidung in der nächsten Sitzung<br />

des Bau- und Planungsausschusses<br />

genehmigt werden müssen und viertens<br />

sei nicht ersichtlich gewesen, dass der<br />

Rat dem Hallenneubau eine besondere<br />

Priorität bei der Verwendung der Konjunkturpaketmittel<br />

zugedacht hat. Konsequenzen<br />

hatte dieses übereilte Vorgehen<br />

für den Bürgermeister jedoch nicht.<br />

Ende September 2009 genehmigte der<br />

Rat nachträglich die Dringlichkeitsentscheidung<br />

und heilte damit die Rechtsverletzung.<br />

Dringend aber ist in Overath<br />

18<br />

nur das Sparen. Der Haushalt lässt einen<br />

Hallenneubau, für den die Stadt rund 2<br />

Mio. Euro lockermachen muss, nicht zu.<br />

Auch die geschätzten Folgekosten von<br />

mindestens 200.000 Euro pro Jahr kann<br />

Overath sich nicht leisten. Kritiker zweifeln<br />

zudem am Bedarf für eine so große<br />

Halle. Monatelang kämpften sie für eine<br />

Einfachhalle ohne Mehrzwecknutzung.<br />

Nur einen Katzensprung entfernt, im<br />

Nachbarort, gäbe es eine Mehrzweckhalle,<br />

die an weniger als zehn Tagen im<br />

Jahr genutzt werde. Doch „das Vereinsleben<br />

eines Dorfes lasse sich nicht per<br />

Beschluss in das Nachbardorf verlegen.<br />

Buchhalterisch denkenden Menschen<br />

mag das schwer eingängig sein, aber es<br />

ist die Realität“, so der Bürgermeister.<br />

Bei so viel Kirchturmsdenken verwundert<br />

es nicht, dass die kritischen Bürger<br />

am ernsthaften Sparwillen zweifeln.<br />

Coburg. Braucht man in Coburg tatsächlich<br />

eine neue Ballsporthalle? Offenbar<br />

ja. So wird die Stadt Coburg auf der<br />

„Lauterer Höhe“ eine hochmoderne Ballsporthalle<br />

errichten, obwohl in Coburg<br />

nach Mitteilung des Oberbürgermeisters<br />

bereits neben drei Einfach-Schulsporthallen,<br />

die für eine Vereinsnutzung<br />

zwar nur eingeschränkt nutzbar sind,<br />

auch zwei Dreifachturnhallen und eine<br />

Zweifachturnhalle existieren, die allerdings<br />

auch schon etliche Jahre auf dem<br />

Buckel haben. Vor diesem Hintergrund<br />

hat der Coburger Stadtrat den Neubau<br />

einer Ballsporthalle beschlossen. Hierfür<br />

ging man von einer Kostenschätzung in<br />

Höhe von 12,5 Mio. Euro aus. Um aber<br />

für das anschließende Wettbewerbsverfahren<br />

den finanziellen Rahmen nicht<br />

von vornherein zu hoch zu spannen, hat<br />

man anfangs nur illusorische 9,4 Mio.<br />

Euro gleichsam als Ausgangslage angesetzt.<br />

<strong>Die</strong>s sei nach Angaben des Oberbürgermeisters<br />

der Stadt Coburg damals<br />

sinnvoll gewesen, um von vornherein<br />

etwaige politische Begehrlichkeiten<br />

in Bezug auf Qualität und Standard<br />

aus Kostengründen einzudämmen. Im<br />

September 2009 hat dann der Stadtrat<br />

beschlossen, den Zuschlag für den Hallenbau<br />

zu erteilen, und zwar zu einem<br />

Festpreis inklusive Ausstattung in Höhe<br />

von satten 15,36 Mio. Euro. Hinzukommen<br />

werden jährlich noch rd. 375.000<br />

Euro Betriebskosten für das technische<br />

Gebäudemanagement, Energie- und<br />

Personalkosten.<br />

Offenbar wegen einer politischen Auseinandersetzung<br />

zwischen Befürwortern<br />

und Gegnern der Halle hat der Coburger<br />

Stadtrat beschlossen, den Bayerischen<br />

Kommunalen Prüfungsverband mit<br />

Es lebe der Sport<br />

<strong>Die</strong> Stadt Coburg leistet sich eine neue Ballsporthalle für 15,36 Mio. Euro, obwohl die<br />

Steuerzahler das Prestigeprojekt teuer zu stehen kommen wird.<br />

einer Prüfung des Vorgangs zu beauftragen.<br />

Das Prüfungsergebnis lag zum<br />

Zeitpunkt des Redaktionsschlusses für<br />

das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler<br />

allerdings noch nicht vor.<br />

Wenn auch – wie der Oberbürgermeister<br />

der Stadt Coburg meint – die neue<br />

Ballsporthalle eine „städtebauliche Visitenkarte“<br />

der Stadt Coburg sein mag<br />

und sich Coburg eine derart teure Halle<br />

durchaus leisten kann, lässt dies nicht<br />

darüber hinwegtäuschen, dass die Kosten<br />

für den Hallenbau der Stadt Coburg<br />

sprichwörtlich „davongelaufen“ sind.<br />

Zu hoffen bleibt, dass die Coburger Bürger<br />

und Steuerzahler nach Fertigstellung<br />

des ehrgeizigen Prestigeprojekts<br />

von weiteren ärgerlichen Kostensteigerungen<br />

verschont bleiben und dass ihre<br />

neue Ballsporthalle voll ausgelastet sein<br />

wird.<br />

Zarrentin-Lassahn. <strong>Die</strong> Stadt Zarrentin<br />

am Schaalsee in Mecklenburg-Vorpommern<br />

klotzte bei der Sanierung und Erweiterung<br />

ihres Vereins- und Sportlerheims<br />

im Ortsteil Lassahn. Ursprünglich<br />

19


Es lebe der Sport<br />

plante die Verwaltung mit Sanierungskosten<br />

von rund 229.600 Euro. Für eine<br />

kleine Gemeinde wie Zarrentin, mit<br />

gerade einmal 4.500 Einwohnern, ein<br />

großes Projekt. Doch alles, was schiefgehen<br />

konnte, ging schief. Nicht nur, dass<br />

der Planer des Vorhabens während der<br />

Bauphase das Handtuch warf. Auch die<br />

Kosten für das ambitionierte Bauvorhaben<br />

waren insgesamt viel zu niedrig<br />

taxiert. Das zeigte sich schnell, als der<br />

Stadtverwaltung die ersten Rechnungen<br />

ins Haus flatterten. <strong>Die</strong> veranschlagten<br />

Mittel waren rasch erschöpft und zudem<br />

zeigte sich auch noch Pfusch am Bau.<br />

Es drohte ein Baustopp für das unfertig<br />

sanierte Sportlerheim. <strong>Die</strong> geschätzten<br />

Kosten für das Sanierungsvorhaben<br />

wuchsen zwischenzeitlich rapide auf<br />

bis zu 600.000 Euro. Das Projekt muss te<br />

überplant und in Teilen neu ausgeschrieben<br />

werden. Auch wurde hastig der Förderantrag<br />

der Gemeinde an die neuen<br />

Schreckenszahlen angepasst. Als Retter<br />

in der Not erwies sich dann der Landwirtschaftsminister<br />

des Landes, der mit<br />

dem geänderten Fördermittelbescheid<br />

in Höhe von 313.000 Euro auftauchte<br />

und – wohlgemerkt – damit jene Summe<br />

nahezu zu überbrücken vermochte,<br />

die das Bauprojekt teurer zu kommen<br />

schien.<br />

Eine Untersuchungskommission der<br />

Stadtvertretung durchleuchtete das<br />

Gebaren der Verwaltung und stellte ihr<br />

letztlich ein verheerendes Zeugnis aus.<br />

<strong>Die</strong> Verwaltung habe totales Versagen an<br />

20<br />

den Tag gelegt. So war die Bauabteilung<br />

zu keinem Zeitpunkt den ihr obliegenden<br />

Kontrollpflichten nachgekommen. Viele<br />

Absprachen mit Bauunternehmen liefen<br />

ohne schriftliche Protokollierung und<br />

über mündliche Absprachen. Zudem<br />

hätte mit der ursprünglichen Kalkulation<br />

von rund 230.000 Euro das Gemeinschaftshaus<br />

nie saniert werden können.<br />

Das Amt Zarrentin ist auf Nachfrage des<br />

BdSt bis heute nicht in der Lage mitzuteilen,<br />

welcher Schaden durch wen<br />

verursacht wurde. Auch disziplinarrechtliche<br />

Maßnahmen innerhalb des<br />

Amtes blieben und bleiben aus. Zwar<br />

habe das Amt solche intensiv geprüft,<br />

doch scheint es bei sich und seinen Mitarbeitern<br />

keine Schuld zu sehen, die<br />

Sanktionen rechtfertigen würden. <strong>Die</strong><br />

Schlussrechnung soll jetzt bei 485.618,64<br />

Euro liegen. Damit ist die Baumaßnahme<br />

mehr als doppelt so teuer geworden, wie<br />

ursprünglich geplant. Hier zeigt sich<br />

einmal mehr, welch gravierende Folgen<br />

Fehlplanungen für die Steuerzahler haben<br />

können.<br />

Vergeudung hat Vorfahrt<br />

Fehlgeleitete Steuergelder im Verkehr<br />

Wiesbaden. Vor rund zehn Jahren wurde<br />

der Wiesbadener Hauptbahnhof an die<br />

ICE-Strecke Frankfurt-Köln Richtung<br />

Köln angebunden. Insgesamt sind statt<br />

der geplanten 250 Mio. Euro für die in<br />

den neunziger Jahren von der Stadt<br />

Wiesbaden und von der hessischen<br />

Landesregierung politisch gewollten 13<br />

Kilometer langen Strecke Gesamtkosten<br />

in Höhe von 279 Mio. Euro angefallen,<br />

wovon der Bund den geplanten Grundpreis<br />

und die Bahn die Mehrkosten von<br />

29 Mio. Euro trugen. Als der zweigleisige<br />

Abzweig mit zwei Tunneln im Jahr<br />

2002 in Betrieb genommen wurde, fuhren<br />

die Züge zunächst im Zwei-Stunden<br />

Takt nach Köln. Aber da die Auslastung<br />

nur zwischen drei und 20 Prozent betrug,<br />

gibt es jetzt werktags zwischen<br />

der hessischen Landeshauptstadt und<br />

der rheinischen Metropole insgesamt<br />

nur noch vier Zugverbindungen und<br />

am Wochenende gar keine mehr. Damit<br />

zählt die Strecke, auf der weder Regional-<br />

noch Güterzüge verkehren, zu<br />

den am wenigsten ausgelasteten Strecken<br />

des Schienenpersonenverkehrs<br />

in Deutschland. Darüber, wie viel Geld<br />

die Deutsche Bahn wieder an den Bund<br />

zurückzahlen muss, wird augenblicklich<br />

noch verhandelt. Immerhin wurde die<br />

zweimalige Abrechnung über 1,7 Mio.<br />

Euro für die Verlängerung des Bahnsteigs<br />

im Wiesbadener Hauptbahnhof<br />

inzwischen korrigiert. Wie viel der Bund<br />

für Arbeiten am Bahnhof Wiesbaden-<br />

Ost wiederbekommt, die gar nicht erle-<br />

Brücken und Verkehr<br />

digt wurden, weil die geringe Verkehrsnachfrage<br />

diese Maßnahmen nicht mehr<br />

erforderlich machte, ist noch offen. 2007<br />

ermittelte das Ministerium einen Wert<br />

der noch ausstehenden baulichen Anlagen<br />

von 44 Mio. Euro. Nach neuester<br />

Auskunft des Bundesverkehrsministeriums<br />

wurde jetzt eine Rückforderung in<br />

Höhe von 17,6 Mio. Euro zuzüglich 6,8<br />

Mio. Euro an Zinsen geltend gemacht.<br />

Hinter all dem steht jedoch die Frage,<br />

ob die vielen Millionen Euro aus der<br />

Bundeskasse überhaupt hätten ausgegeben<br />

werden müssen. Eine Landeshauptstadt<br />

ohne eigenen ICE-Anschluss<br />

war wohl nicht vorstellbar. Ganz offensichtlich<br />

wurde die Nachfrage falsch<br />

eingeschätzt. Immerhin haben die Erfahrungen<br />

dazu beigetragen, dass die<br />

direkte ICE-Anbindung Wiesbadens an<br />

Frankfurt nicht mehr gebaut wird. So<br />

teilte das Bundesverkehrsministerium<br />

auf Anfrage mit, dass der Bund keine<br />

weiteren Investitionen in die Infrastruktur<br />

der ICE-Anbindung Wiesbadens<br />

plant. <strong>Die</strong> Gestaltung des Fernverkehrs<br />

sei eine eigenwirtschaftliche Entscheidung<br />

des Unternehmens Deutsche Bahn<br />

AG.<br />

Bamberg. Bei dem Neubau der „Kettenbrücke“<br />

ging man im Rahmen des<br />

Wettbewerbs noch von einer „mit allen<br />

Unschärfen behafteten, sehr groben<br />

Kostenschätzung von 6,1 Mio. Euro als<br />

Projektkosten“ aus. In der ersten Kostenberechnung<br />

Ende des Jahres 2008<br />

21


Brücken und Verkehr<br />

14,9 Mio. Euro wird der Neubau der Kettenbrücke<br />

in Bamberg kosten.<br />

wurde die Gesamtmaßnahme „Kettenbrücke“,<br />

einschließlich Behelfsbrücke,<br />

Straßenbau, Uferwandsicherung etc.<br />

mit rund 12,9 Mio. Euro veranschlagt.<br />

Bereinigt und fortgeschrieben stiegen<br />

die Kosten für das Brückenbauwerk im<br />

Jahr 2009 trotz Einsparungen (z. B. bei<br />

den Treppenabgängen) schon auf 13,4<br />

Mio. Euro. Dass man inzwischen bei gigantischen<br />

14,9 Mio. Euro angelangt ist,<br />

ist offenbar auf einen Kalkulationsirrtum<br />

des günstigsten Bieters zurückzuführen,<br />

aufgrund dessen das ursprüngliche<br />

Vergabeverfahren aufgehoben wurde.<br />

Da die einzelnen Bietergemeinschaften<br />

nun Kenntnis von den Angebotspreisen<br />

ihrer Mitbewerber hatten, wurden entsprechende<br />

„Anpassungen“ nach oben<br />

in Höhe von rund 500.000 Euro vorgenommen.<br />

Zusätzlich schlugen Mehrkosten<br />

u. a. für das Hilfstragwerk, Massenmehrungen<br />

bei den Verpresspfählen<br />

und für weitere beauftragte Nachträge<br />

zu Buche. Wenn auch für den Neubau<br />

der Bamberger „Kettenbrücke“ <strong>öffentliche</strong><br />

Zuschüsse von rund 8,7 Mio.<br />

Euro fließen, wird dieser Brückenbau<br />

den Bamberger Stadtsäckel belasten.<br />

Zu hoffen bleibt, dass die Steuerzahler<br />

von weiteren Kos tensteigerungen ver-<br />

22<br />

<strong>Die</strong> Mängelbeseitigung der Löwenbrücke<br />

in Bamberg lässt auf sich warten.<br />

schont bleiben und dass die „Kettenbrücke“<br />

rechtzeitig – wie geplant – im<br />

November <strong>2010</strong> fertiggestellt sein wird.<br />

Fertiggestellt ist zwar die Bamberger<br />

„Löwenbrücke“, doch beendet ist die<br />

Geschichte um dieses Brückenbauprojekt<br />

für die Stadt Bamberg noch lange<br />

nicht. Warum?<br />

Zum einen ist die Brücke nicht mängelfrei<br />

und die beteiligten Bauunternehmen<br />

weigern sich, die Mängel zu beseitigen.<br />

Zum anderen schließt die Schlussrechnung<br />

zur Baumaßnahme „Löwenbrücke“<br />

mit einer Restforderung von rund 6 Mio.<br />

Euro ab, die die Stadt Bamberg als „nicht<br />

prüfbar“ zurückgewiesen hat. Würde die<br />

Stadt Bamberg die verlangten Kosten<br />

akzeptieren, würden die geschätzten<br />

Baukosten für die „Löwenbrücke“ von<br />

rund 11 Mio. Euro auf rund 16,5 Mio.<br />

Euro explodieren. Ein Millionenprozess<br />

steht also vor der Tür. Im Kernpunkt der<br />

Rechtsstreitigkeiten stehen offenbar die<br />

Verantwortlichkeiten bezüglich Verzögerung<br />

und millionenteurer Mehrkosten<br />

für Beschleunigungsmaßnahmen.<br />

Um die schon von November 2008 auf<br />

März 2009 verschobene Fertigstellung<br />

der Brücke auf jeden Fall zu erreichen,<br />

war nämlich Eile geboten. Teure Be-<br />

schleunigungsmaßnahmen wurden in<br />

Angriff genommen. <strong>Die</strong> Spektakulärste<br />

war die Einhausung der Brücke mittels<br />

eines Zeltes. Darunter konnte trotz Eis,<br />

Schnee und Frost weitergearbeitet und<br />

die Straßenoberfläche hergestellt werden.<br />

<strong>Die</strong> juristische Auseinandersetzung<br />

wird wohl noch Jahre dauern, bis endlich<br />

feststehen wird, wie teuer die „Löwenbrücke“<br />

die Bamberger Steuerzahler<br />

tatsächlich zu stehen kommen wird.<br />

Tübingen. „Was ist los in der Mühlstraße“?<br />

So lautete der Titel einer Veranstaltung<br />

der Stadt Tübingen im vergangenen<br />

November – und das fragten<br />

sich in den vergangenen Monaten auch<br />

die Tübinger Bürger. Denn die Umgestaltung<br />

der Mühlstraße und die damit<br />

verbundenen Komplikationen sowie<br />

Kostensteigerungen sorgten in Tübingen<br />

für Unmut und Kopfschütteln. <strong>Die</strong><br />

Kosten für die Gesamtmaßnahme belaufen<br />

sich nach Auskunft der Stadt auf<br />

2,374 Mio. Euro. In der Beschlussvorlage<br />

im November 2008 ging man dagegen<br />

noch von 1,444 Mio. Euro aus. Das<br />

Gesamtpaket umfasste unter anderem<br />

einen neuen Fahrbahnbelag sowie einen<br />

neuen Belag für den Bereich für Fußgänger,<br />

Anlieferung und Fahrradfahrer.<br />

Daneben kaufte man noch ein Gebäude<br />

in der Mühlstraße, um das Grundstück<br />

– nach dem Abbruch des Hauses – neu<br />

bebauen zu können. Außerdem musste<br />

eine Stützmauer gesichert werden. Im<br />

Rahmen des Umbaus sollte insbesondere<br />

Brücken und Verkehr<br />

die Situation für Fußgänger und Radfahrer<br />

verbessert werden. Gleichzeitig<br />

sollte aber auch weiterhin der Busverkehr<br />

durch die Mühlstraße abgewickelt<br />

werden. Üblicherweise sollen Straßen<br />

mit Linienverkehr 6,50 Meter breit sein<br />

– in Ausnahmefällen kann die Mindestbreite<br />

auf 6,00 Meter reduziert werden.<br />

Aufgrund eines Messfehlers rückten die<br />

Randsteine zu nahe an die Stützmauer.<br />

Dadurch hätte es zu kritischen Begegnungsfällen<br />

zwischen Bussen kommen<br />

können. Der notwendige Umbau verursachte<br />

Mehrkosten in Höhe von 50.000<br />

Euro – ist aber nach den Ausführungen<br />

der Stadt ein Versicherungsfall. In der<br />

Praxis zeigte sich dann schließlich, dass<br />

die Fahrbahnbreite mit 6,00 Metern<br />

dann doch sehr knapp bemessen ist. Daher<br />

blieb zunächst nichts anderes übrig<br />

als den Bussen die Mitbenutzung des<br />

neuen Radweges zu erlauben. Mit Hilfe<br />

von Markierungsnägeln sollte den Radlern<br />

signalisiert werden, bis wohin mit<br />

Busverkehr auf dem Radweg zu rechnen<br />

ist. <strong>Die</strong>se Lösung wurde jedoch vom Regierungspräsidium<br />

bemängelt, so dass<br />

die Straße für rund 30.000 Euro in einem<br />

Teilbereich im August <strong>2010</strong> wieder verbreitert<br />

wurde. Der Steuerzahler mag es<br />

kaum glauben.<br />

Oberursel/Steinbach. Um die Gleise an<br />

der S-Bahnhaltestelle in Weißkirchen/<br />

Steinbach zu überqueren, wurden vor<br />

langer Zeit zwei Treppenaufgänge und<br />

eine Unterführung gebaut. Wegen er-<br />

23


Brücken und Verkehr<br />

heblicher Schäden mussten die Treppenanlagen<br />

vor drei Jahren gesperrt<br />

werden. <strong>Die</strong> Alternativen waren: Abreißen<br />

oder Sanieren. Betroffene Bürger,<br />

der damalige Bürgermeister von Steinbach<br />

und der Bund der Steuerzahler waren<br />

der Meinung, die Treppenanlagen<br />

sollten nicht saniert, sondern abgerissen<br />

werden, was rund 80.000 Euro gekostet<br />

hätte. Doch zu entscheiden hatte<br />

das Straßen- und Verkehrsamt (ASV)<br />

Frankfurt. Ohne zu hinterfragen, wer<br />

die steilen Aufgänge in der Vergangenheit<br />

überhaupt genutzt hat, wurde entschieden,<br />

die beiden Treppenaufgänge<br />

für 285.000 Euro zu sanieren. Man hielt<br />

es nicht einmal für nötig, sich mit der<br />

Bahn und den zwei beteiligten Kommunen<br />

an einen Tisch zu setzen, um ein<br />

<strong>Die</strong> unsinnige Sanierung dieser Treppenaufgänge<br />

kostete 285.000 Euro.<br />

24<br />

Gesamtkonzept zu entwickeln und beispielsweise<br />

das Problem der fehlenden<br />

Barrierefreiheit anzugehen. Für die Sanierung<br />

sei letztlich ausschlaggebend<br />

gewesen, dass wohl viele Fahrgäste den<br />

Weg durch die Unterführung scheuten,<br />

hieß es. Hätte man vor der Entscheidung<br />

eine Befragung durchgeführt, wäre man<br />

zu einer anderen Einschätzung gekommen.<br />

<strong>Die</strong> Zählung und Befragung, die<br />

der Bund der Steuerzahler nach der<br />

Wiedereröffnung der Treppenaufgänge<br />

durchführte, ist eindeutig. Von den an<br />

einem normalen Werktag gezählten<br />

rund 500 Personen benutzten gerade<br />

mal vier Personen die Treppenaufgänge.<br />

Während die Nutzer der Unterführung<br />

meinten, dass die Treppen viel zu steil<br />

und umständlich seien, gaben die vier<br />

Treppennutzer an, dass sie die Unterführung<br />

nicht kannten bzw. die Treppen<br />

dazu nutzten, sich die Umgebung näher<br />

anzusehen.<br />

Triptis. <strong>Die</strong> B 281 und die Autobahnanschlussstelle<br />

zur A 9 wurden neu gebaut<br />

und im Dezember 2005 übergeben. Der<br />

dreistreifige Ausbau der A 9 und die<br />

vollständige Anbindung der neuen B<br />

281 und B 2 wurden dann im November<br />

2006 fertiggestellt. Doch schon<br />

bald gab es Probleme. <strong>Die</strong> Bauweise<br />

der Bundesstraße B 281 aus Richtung<br />

Gera und die damit zusammenhängende<br />

Beschilderung sorgten für Irritationen<br />

unter den Fahrzeugführern. Es kam zu<br />

gefährlichen Verkehrssituationen. Weil<br />

über der Richtungsfahrbahn der Bundesstraße<br />

neben dem gelben Wegweiser<br />

für diese Bundesstraße ein blauer für die<br />

Autobahn hing, glaubten sich viele Autofahrer<br />

schon auf dem Autobahnzubringer.<br />

So fuhren einige Fahrzeugführer<br />

auf die linke Fahrbahn und gerieten als<br />

Geisterfahrer auf die Gegenfahrbahn.<br />

2007 wurde deshalb die Gefahrenstelle<br />

für 94.000 Euro umgebaut. Der Abbiegestreifen<br />

von der B 281 in Richtung BAB<br />

A 9 Berlin wurde verlängert und die vorhandene<br />

Beschilderung entsprechend<br />

versetzt. Im Schwarzbuch 2007 berichteten<br />

wir über die vorgenommenen<br />

baulichen Veränderungen, welche die<br />

Gefahrenstelle entschärfen sollten.<br />

Nach neuerlichen Untersuchungen für<br />

eine endgültige Lösung wurde nun von<br />

Juli bis September 2009 der zwei Meter<br />

breite Mittelstreifen um rund 440 Meter<br />

verlängert. Dazu mussten die Straße verbreitert,<br />

die Abwasserkanäle umgebaut,<br />

der Amphibiendurchlass verlängert, die<br />

Verwallung verändert sowie Schutz-<br />

und Leiteinrichtungen umgesetzt werden.<br />

<strong>Die</strong> Baukosten für die Verlängerung<br />

der Mitteltrennung beliefen sich<br />

auf insgesamt rund 585.000 Euro, welche<br />

die Steuerzahler berappen müssen.<br />

Auf die Frage, warum dieser Abschnitt<br />

der B 281 nicht von vornherein anders<br />

gestaltet wurde, teilte die Fernstraßenplanungs-<br />

und -bau GmbH DEGES mit,<br />

dass die B 281 richtliniengerecht ge plant<br />

worden sei und die beobachteten Unsicherheiten<br />

im Fahrverhalten nicht ab-<br />

Brücken und Verkehr<br />

Für 585.000 Euro musste der Verlauf der<br />

B 281 nachgebessert werden.<br />

sehbar waren.<br />

Fazit: Wenn hier anhand der Richtlinien<br />

so gebaut wurde, dass für viel Geld Gefahrenpunkte<br />

entschärft werden mussten,<br />

so sollten die Richtlinien so überarbeitet<br />

werden, dass für die nächsten<br />

Bauvorhaben teure Umbauten nicht<br />

mehr notwendig sind.<br />

Kraichgau. Vielen staugeplagten Autofahrern<br />

dürfte sie bekannt sein, die<br />

Tank- und Rastanlage Kraichgau an der<br />

A 6 bei Sinsheim. Ebenso dürfte den<br />

meisten Autofahrern bekannt sein, dass<br />

der Lkw-Verkehr immer mehr zunimmt.<br />

<strong>Die</strong> logische Folge: Es werden mehr<br />

Stellplätze für die Lkw benötigt. So auch<br />

an der Tank- und Rastanlage Kraichgau,<br />

25


Brücken und Verkehr<br />

für deren Umbau und Erweiterung das<br />

Regierungspräsidium Karlsruhe jetzt<br />

grünes Licht gegeben hat. Im Rahmen<br />

der Baumaßnahme sollen zu den bereits<br />

vorhandenen 36 Stellplätzen zusätzliche<br />

252 Stellplätze für Lkw hinzukommen.<br />

Ausnahmslos alle Stellplätze für den<br />

Schwerlastverkehr, egal ob Fahrtrichtung<br />

Ost oder West, sollen mangels geeigneter<br />

Flächen auf der Nordseite - so<br />

die Auskunft des Regierungspräsidiums<br />

- komplett auf der Südseite angesiedelt<br />

werden. Also müssen nach der Erweiterung<br />

der Rastanlage alle Lkw auch<br />

die Südseite der Anlage ansteuern. Das<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau<br />

und Stadtentwicklung, kurz BMVBS<br />

fordert, dass Rastanlagen grundsätzlich<br />

immer eine direkte und separate Anbindung<br />

an die Autobahn erhalten. Nicht<br />

zulässig ist die Anbindung über bestehende<br />

Autobahnanschlüsse. Damit den<br />

Ansprüchen des BMVBS genüge getan<br />

wird, muss die Südseite der Tank- und<br />

Rastanlage mittels eines Überführungsbauwerks,<br />

also einer Brücke, angeschlossen<br />

werden. Kostenpunkt nur für<br />

die Brücke: Rund 2,0 Millionen Euro.<br />

<strong>Die</strong> gesamte Baumaßnahme beläuft<br />

sich auf voraussichtlich 25,8 Millionen<br />

Euro. Wirft man nun als interessierter<br />

Steuerzahler einen Blick auf die Landkarte,<br />

wird man feststellen, dass sich in<br />

rund 250 Meter Entfernung im Osten<br />

der Anlage die nagelneue Autobahnanschlussstelle<br />

Sinsheim Süd befindet.<br />

Sie erschließt die neue Rhein-Neckar-<br />

26<br />

Arena und kann daher auch ein höheres<br />

Verkehraufkommen bewältigen. Doch<br />

damit nicht genug. Rund 80 Meter in<br />

westlicher Richtung von der Rastanlage<br />

entfernt quert die Landesstraße 550 die<br />

Autobahn auch mit einer Brücke. Aber<br />

da das BMVBS – leider, aus Sicht der<br />

Steuerzahler – auf einer direkten Anbindung<br />

besteht, scheiden beide Zufahrtsmöglichkeiten<br />

aus. Denn würde eine der<br />

beiden Möglichkeiten genutzt, müssten<br />

die Verkehrsteilnehmer ja die Autobahn<br />

verlassen, so das BMVBS. Und so können<br />

sich Brückenfreunde demnächst<br />

darauf freuen, drei Brücken in einem<br />

Abstand von rund 700 Metern zu bestaunen.<br />

Baden-Württemberg. In Baden-Württemberg<br />

wurde im vergangenen Frühjahr<br />

unter anderem auch ein Konjunkturprogramm<br />

für die Güterverkehrsstrecken<br />

der nichtbundeseigenen Eisenbahnen<br />

in Baden-Württemberg auf die<br />

Beine gestellt. <strong>Die</strong>ses Paket umfasst ein<br />

Volumen von insgesamt 20 Mio. Euro.<br />

<strong>Die</strong> Mittel für dieses Programm stammen<br />

sowohl aus dem Konjunkturprogramm<br />

II des Bundes als auch aus dem<br />

Investitionsprogramm des Landes.<br />

Ob die Steuergelder immer sinnvoll verwendet<br />

werden, scheint mehr als fraglich<br />

zu sein. So wird unter anderem die<br />

Ablachtalbahn mit fünf Mio. Euro „Anschubfinanzierung“<br />

zur Durchführung<br />

von Erneuerungs- und Instandhaltungsarbeiten<br />

bezuschusst. <strong>Die</strong> Ablachtal-<br />

bahn führte ursprünglich über rund 40<br />

km Länge von Stockach (Kreis Konstanz)<br />

nach Mengen (Kreis Sigmaringen). Der<br />

Personenverkehr wurde allerdings bereits<br />

in den siebziger Jahren des vergangenen<br />

Jahrtausends eingestellt. Danach<br />

nutzte man die Strecke abschnittsweise<br />

noch für den Güterverkehr. Ab<br />

dem Jahr 2002 wurde der Güterverkehr<br />

auf einer Teilstrecke von der Hohenzollerischen<br />

Landesbahn abgewickelt.<br />

Das Eigentum an der Strecke ging im<br />

Jahr 2004 von der DB AG, die die Strecke<br />

stilllegen wollte, auf die neu gegründete<br />

private Ablachtalbahn GmbH<br />

über. Seit 2004 wurden auf dem Streckenabschnitt<br />

Krauchenwies–Mengen<br />

Instandsetzungs- und Unterhaltungsmaßnahmen<br />

durchgeführt. Hierfür gab<br />

es bereits Landeszuschüsse. Nun hat<br />

man im Jahr 2009 damit begonnen, auch<br />

noch den Streckenabschnitt Krauchenwies–Stockach<br />

auf einer Länge von 30<br />

km zu sanieren. Ab <strong>2010</strong> soll die Strecke<br />

Stockach-Mengen wieder durchgängig<br />

befahrbar sein. <strong>Die</strong> Komplettförderung<br />

soll – so das Innenminis terium – auch<br />

vor dem Hintergrund des gewünschten<br />

Wettbewerbs mit der DB AG erfolgen,<br />

da der Bund im Rahmen des Bundeskonjunkturprogramms<br />

ebenfalls erhebliche<br />

Beträge zu 100 Prozent in Bundesschienenwege,<br />

ohne komplementäre<br />

Beteiligung der DB AG, investiert. Das<br />

riecht nach einem Wettrüsten mit Steuergeldern<br />

auf der Schiene. Geplant ist,<br />

auf der Strecke vornehmlich Stahl aus<br />

Brücken und Verkehr<br />

bzw. zu anderen europäischen Ländern<br />

sowie Kies ins benachbarte Ausland zu<br />

transportieren. Eine Nutzung für den<br />

Personenverkehr ist jedoch nicht angedacht.<br />

„Erst die Schiene - dann wird<br />

der Verkehr schon von allein kommen“<br />

lautet offenbar das Motto. Zeitungsberichten<br />

zufolge rechnet man zur Zeit mit<br />

gerade einmal einer Zugfahrt pro Woche<br />

auf dem sanierten Teilstück.<br />

Obersimten. Eine kleine Landesstraße<br />

verbindet fünf Orte und ihre rund 5.000<br />

Einwohner mit der pfälzischen Mittelstadt<br />

Pirmasens. Ein 625 Einwohner<br />

zählendes Dorf an dieser Straße erhielt<br />

nun für 2,8 Mio. Euro eine knapp 1,5<br />

Kilometer lange Ortsumgehung. Der<br />

in Zeiten von Sparhaushalten fragwürdigen<br />

Investition wurde die sprichwörtliche<br />

Krone durch ein überflüssiges<br />

430.000 Euro zahlten die Steuerzahler für<br />

eine unsinnige Brücke.<br />

27


Brücken und Verkehr<br />

Brückenwerk aufgesetzt. Um ein Wegenetz<br />

für die Landwirtschaft zu erhalten,<br />

wurde die Landesstraße mehrere Meter<br />

aufgeschüttet und mit einer Brücke versehen:<br />

Kosten rund 430.000 Euro. Damit<br />

sollten landwirtschaftliche Fahrzeuge<br />

kreuzungsfrei in das Wirtschaftswegenetz<br />

gelangen. Übergangen wurden<br />

dabei die Einwände, es habe seit Jahren<br />

dort keine Landwirtschaft gegeben<br />

und am Anfang und am Ende der 1.450<br />

Meter langen Umgehung seien Zugänge<br />

in die Wirtschaftswege vorhanden. Der<br />

neue Weg unter der Brücke wird indes<br />

hauptsächlich von Spaziergängern mit<br />

Hund genutzt. Ursache dafür ist ein hinter<br />

der Brücke befindliches, ebenfalls<br />

neu errichtetes Regenrückhaltebecken.<br />

Wegen des Beckens führt der Weg in so<br />

enger Kurve unter der Brücke hindurch,<br />

dass er für landwirtschaftliches Gerät<br />

kaum nutzbar ist.<br />

Kisdorf/S-H. Gerade einmal drei Jahre<br />

war der Minikreisverkehr von Kisdorf in<br />

Betrieb, dann wurde er wieder zurückgebaut.<br />

Dabei wollte die Gemeinde ihn<br />

behalten. Wie viele andere Ortschaften<br />

auch, beklagt die Gemeinde Kisdorf<br />

(Kreis Segeberg), dass sich Autofahrer<br />

in der Ortsdurchfahrt nicht an die<br />

Geschwindigkeitsbegrenzung halten.<br />

Abhilfe sollte ein Kreisverkehr schaffen.<br />

Im August 2006 errichtete der Landesbetrieb<br />

Straßenbau und Verkehr auf<br />

Wunsch der Gemeinde im Rahmen einer<br />

anderen Straßenbaumaßnahme einen<br />

28<br />

sogenannten Minikreisel, weil für einen<br />

großen Kreisverkehr mit bepflanzter<br />

Mittelinsel nicht genügend Raum zur<br />

Verfügung stand. Deshalb musste er<br />

so gestaltet werden, dass Lastzüge und<br />

Busse die Mittelinsel überfahren können.<br />

In der Praxis zeigte sich, dass aber auch<br />

viele andere Autofahrer einfach geradeaus<br />

über die Aufpflasterung fuhren, womit<br />

zusätzlicher Lärm verursacht wurde.<br />

Deswegen beschwerten sich rund 60<br />

Einwohner und forderten den Rückbau<br />

des Kreisels. Mehrfach beschäftigte sich<br />

daraufhin die Gemeindevertretung mit<br />

dem Problem und kam zu dem Ergebnis,<br />

dass unter dem Strich der Erhalt<br />

des Kreisverkehrs die bessere Lösung<br />

ist. <strong>Die</strong> Minderheit der unmittelbar<br />

Betroffenen wandte sich dann an den<br />

Petitionsausschuss des Schleswig-Holsteinischen<br />

Landtags. Nach Anhörung<br />

von Verkehrsaufsicht, Polizei und Straßenbauverwaltung<br />

empfahl dieser den<br />

Rückbau als einzige Lösungsmöglichkeit.<br />

Der Landesbetrieb Straßenbau und<br />

Verkehr als Baulastträger sah sich an die<br />

Empfehlung des Ausschusses gebunden<br />

und verfügte trotz Protesten des Bürgermeisters<br />

den Rückbau. Dabei spielte<br />

auch keine Rolle, dass dieser mit rund<br />

24.000 Euro fast fünfmal so teuer war<br />

wie die ursprüngliche Herstellung. <strong>Die</strong><br />

Lehre aus der Geschichte: Wenn man<br />

Minderheiten vor der Mehrheit schützen<br />

will, wird es für den Steuerzahler<br />

oft teuer.<br />

Finnentrops Lennebrücke ist bis 2012 eine temporäre So-Da-Brücke.<br />

Finnentrop. Seit drei Jahrzehnten wird<br />

die Beseitigung des Bahnübergangs in<br />

Finnentrop, der täglich lange Staus verursacht,<br />

geplant und geprüft, verworfen<br />

und wieder neu geplant. Es handelt<br />

sich um ein Gemeinschaftsprojekt von<br />

Bund, Land und Bahn. Dass es mit Bund,<br />

Land und Bahn, die sich die Kosten zu je<br />

einem Drittel teilen, gleich drei Beteiligte<br />

gibt, macht die Sache nicht einfacher.<br />

Im Dezember 1979 stellte das Landesstraßenbauamt<br />

erstmals verschiedene<br />

Varianten vor, um den Bahnübergang<br />

zu beseitigen. Zuerst gab es Proteste von<br />

einer Bürgerinitiative, dann wurden die<br />

Planungen eingestellt. Nachdem das Gesetz<br />

zur Prüfung der Umweltverträglichkeit<br />

(UVP) erlassen worden war, musste<br />

wieder neu geprüft und geplant werden.<br />

Anfang 1990 brachte die Gemeinde<br />

schließlich selbst eine neue Variante ins<br />

Spiel: Mit einer neuen Brücke über die<br />

Lenne und einer weiteren Brücke über<br />

die Gleise. Im Mai 2004 wurde das Planfeststellungsverfahren<br />

rechtskräftig.<br />

Anschließend brauchten Bund, Land<br />

und Deutsche Bahn weitere vier Jahre,<br />

um eine neue Eisenbahnkreuzungsvereinbarung<br />

zu treffen. Im März 2008<br />

Brücken und Verkehr<br />

war es endlich soweit: Feierlich wurde<br />

der erste Spatenstich für die neue Lennebrücke<br />

gesetzt. Ende <strong>2010</strong> sollte der<br />

Bahnübergang beseitigt werden. Doch<br />

die Finnentroper haben zu früh gefeiert:<br />

<strong>Die</strong> neue Lennebrücke ragt sinnlos ins<br />

Leere, weil die Oberleitungen der Bahn<br />

den Weiterbau behindern. Um die Oberleitungen<br />

zu verlegen, muss der Bahnhof<br />

sechs Wochen gesperrt werden. Das<br />

war für die Sommerferien <strong>2010</strong> geplant.<br />

Weil die Bahn aber zu viele Baustellen<br />

und zu wenige Umleitungsmöglichkeiten<br />

hat, würde der bereits national und international<br />

abgestimmte Eisenbahnverkehr<br />

nicht mehr funktionieren. Denn die<br />

Bahn hatte vergessen, ihre Pläne rechtzeitig<br />

mit ihren Verkehrsunternehmen<br />

abzustimmen. Also werden die Oberleitungen<br />

erst 2012 verlegt. Das hatte die<br />

Straßenbaubehörde allerdings nicht mitbekommen<br />

und schon mal mit dem Bau<br />

der neuen Lennebrücke begonnen. Jetzt<br />

ist die Brücke fast fertig – aber eben nur<br />

fast, weil die restlichen Bauarbeiten erst<br />

beendet werden können, wenn die Oberleitungen<br />

verlegt worden sind. Bis in vier<br />

Jahren alles endgültig fertig ist, wird hier<br />

kein Auto fahren. Für die Unterhaltung<br />

29


Brücken und Verkehr<br />

der 2,65 Mio. Euro teuren Brücke muss<br />

aber jetzt schon jährlich Geld eingeplant<br />

werden. Zusätzlich laufen die Kosten für<br />

das Gesamtprojekt aus dem Ruder: <strong>Die</strong><br />

Gleisarbeiten werden teurer als erwartet.<br />

Statt 17,4 Mio. Euro wird die Stilllegung<br />

des Bahnübergangs voraussichtlich<br />

23,6 Mio. Euro kosten.<br />

Helsa/Hessisch Lichtenau. Dass die A 44<br />

die teuerste Autobahn der Bundesrepublik<br />

wird, hat viele Gründe. So wurde<br />

bereits vor zehn Jahren im Schwarzbuch<br />

berichtet, dass wegen einer fragwürdigen<br />

Spitzkehre unnötige Mehrkosten<br />

von über 70 Mio. Euro anfallen. Jetzt sollen<br />

wegen einer europäischen Umwelt-<br />

(FFH)Richtlinie für den Schutz einiger<br />

Kammmolche knapp 50 Mio. Euro zusätzlich<br />

ausgegeben werden. Zwar waren<br />

zwischen Helsa und Hessisch Lichtenau<br />

zur Minimierung der Zerschneidungswirkung<br />

von natürlichen Lebensräumen<br />

von verschiedenen Tierarten in der Planung<br />

schon zwei getrennte Tunnelbauwerke<br />

vorgesehen. <strong>Die</strong> Zerschneidungswirkung<br />

hätte hierdurch soweit reduziert<br />

werden können, dass die Lebensräume<br />

nördlich der A 44 weiterhin zu 90 Prozent<br />

nutzbar geblieben wären. Zudem<br />

sollte der südliche Lebensraum, welcher<br />

durch die B 7 abgetrennt ist, durch den<br />

Einbau von Durchlässen in der Bundesstraße<br />

wieder nutzbar gemacht werden.<br />

Hierfür waren Verbesserungen des neu<br />

zugänglichen Lebensraumes durch umfangreiche<br />

Waldumbaumaßnahmen vor<br />

30<br />

Eintritt des Eingriffs vorgesehen. Selbst<br />

die FFH-Verträglichkeitsprüfung konnte<br />

keine erheblichen Beeinträchtigungen<br />

feststellen. Aber das Bundesverkehrsministerium<br />

äußerte gegenüber der Planung<br />

dennoch erhebliche Bedenken, insbesondere<br />

hinsichtlich der Vermeidungsstrategie<br />

des Lebensraumverlustes bedrohter<br />

Tiere. Es empfahl einen durchgehenden<br />

Autobahntunnel. <strong>Die</strong> Mehrkosten für die<br />

FFH-begründete Tunnelverlängerung ergeben<br />

sich aus dem Vergleich der Kostenberechnungen<br />

zu den beiden erstellten<br />

Entwürfen. Im ersten Entwurf mit zwei<br />

getrennten Tunnelbauwerken ging man<br />

noch von Baukosten in Höhe von 180,3<br />

Mio. Euro aus. Durch die Verbindung der<br />

beiden Tunnel erhöhten sich die Kos ten<br />

im zweiten Entwurf bereits auf 229,1<br />

Mio. Euro. Aktuell wird auf Grundlage<br />

genauerer Kostenberechnungen zum 4,1<br />

Kilometer langen Tunnel mit Baukosten<br />

in Höhe von 241,8 Mio. Euro gerechnet.<br />

<strong>Die</strong> Kostensteigerung gegenüber dem<br />

ursprünglichen Entwurf beträgt damit<br />

34 Prozent, wovon nach Auskunft des<br />

Hessischen Verkehrsministeriums 48,8<br />

Mio. Euro (27 Prozent) unmittelbar FFHbedingt<br />

sind. Hinzu kommt eine zeitliche<br />

Verzögerung des Projekts um rund sechs<br />

Jahre. Fazit: Umgerechnet werden für<br />

jeden der geschätzten betroffenen 500<br />

Molche der Gattung Triturus cristatus<br />

– einer in Deutschland nicht bedrohten<br />

Tierart – 97.600 Euro ausgegeben. Umweltschutz<br />

ja, aber bitte mit Verstand und<br />

nicht um jeden Preis.<br />

Bürokratie<br />

Amtsschimmel und die Folgen für die Steuerzahler<br />

Bund. Laufen, werfen, springen – so<br />

sehen jährlich aufs Neue die Bundesjugendspiele<br />

aus, an denen zigtausende<br />

Schülerinnen und Schüler im gesamten<br />

Bundesgebiet zum Schwitzen antreten.<br />

Besonders gute Sportasse werden traditionell<br />

mit einer vom Bundespräsidenten<br />

unterschriebenen Ehrenurkunde bedacht.<br />

Doch dieses Jahr kam es anders.<br />

Der unerwartete Rücktritt von Bundespräsident<br />

Horst Köhler im Mai hinterließ<br />

bei vielen Jugendlichen nicht aus politischen,<br />

aber aus persönlichen Gründen<br />

einen bitteren Beigeschmack. <strong>Die</strong> Politik<br />

entschied, die bisher mit der Köhlerschen<br />

Unterschrift versehenen und versandten<br />

Ehrenurkunden seien disqualifiziert und<br />

damit Makulatur. Doch anstatt im Hinblick<br />

auf die klammen <strong>öffentliche</strong>n Kassen<br />

schiedsrichterliche Milde walten zu<br />

lassen, ertönte der Startschuss, dass alle<br />

bundespräsidialen Ehrenurkunden mit<br />

der Unterschrift des neu zu wählenden<br />

Präsidenten zu versehen sind. Bleibt<br />

die Frage, ob der Steuerzahler diese<br />

Entscheidung sportlich nehmen sollte.<br />

Immerhin kostet der Neudruck der Ehrenurkunden<br />

mit der Unterschrift von<br />

Bundespräsident Wulff die Steuerzahler<br />

106.000 Euro.<br />

Wittenberg. Eine Lücke in der Förderbürokratie<br />

des Öffentlichen Personen-<br />

Nahverkehrs (ÖPNV) im Landkreis Wittenberg<br />

wird einigen Unternehmern zum<br />

Verhängnis und kostet die Steuerzahler<br />

richtig Geld.<br />

Bürokratie<br />

Wie das, wird man sich fragen? <strong>Die</strong><br />

Antwort ist eine lange Geschichte. Sie<br />

reicht zum Teil bis ins Jahr 1994 zurück<br />

und eskalierte 2007. Da förderte das Land<br />

Sachsen-Anhalt auf der Grundlage des<br />

Gemeindefinanzierungsgesetzes die Beschaffung<br />

von Fahrzeugen für den ÖPNV<br />

und auch den Bau und die Modernisierung<br />

von Omnibusbetriebshöfen. <strong>Die</strong><br />

Förderung war an bestimmte Zweckbindungsfristen<br />

gebunden. Bei Omnibusbetriebshöfen<br />

betrug diese z. B. 20, bei<br />

Bussen acht Jahre. <strong>Die</strong> privaten Busunternehmer<br />

hatten natürlich auch einen<br />

Eigenanteil aufzubringen. <strong>Die</strong>s wurde im<br />

Landkreis bis in das Jahr 2006 so praktiziert.<br />

Fördermittel flossen in Millionenhöhe,<br />

mindestens alles in allem rund<br />

sieben Mio. Euro. Noch 2005 und 2006<br />

förderte das Landesverwaltungsamt die<br />

Anschaffung von sechs umweltfreundlichen<br />

Erdgasbussen. <strong>Die</strong> Zuwendungsbescheide<br />

enthielten keine Regelungen<br />

darüber, wie mit den Fördermitteln zu<br />

verfahren ist, wenn die geförderten Unternehmer<br />

keine Genehmigung mehr für<br />

den Linienverkehr erhalten. Eine solche<br />

Genehmigung vergibt der Landkreis,<br />

nicht das Land. Der Landkreis änderte<br />

2006 seine Ausschreibungsbedingungen,<br />

und tatsächlich wurde der ÖPNV an<br />

ein anderes privates Busunternehmen<br />

übertragen. Nun standen z. B. in einem<br />

Busunternehmen 20 moderne, mit Steuergeldern<br />

geförderte Busse auf dem<br />

ebenfalls geförderten Busbetriebshof<br />

nutzlos herum. <strong>Die</strong> Bürokratiefalle hatte<br />

31


Bürokratie<br />

Der Gesetzgeber versäumte es trotz Aufforderung der Deutschen Rentenversicherung,<br />

die Versendung einer informationslosen Rentenmitteilung zu verhindern.<br />

zugeschnappt. In den Zuwendungsbescheiden<br />

waren weder Rückfallklauseln,<br />

Wertausgleich oder auch Übertragung<br />

der Busse auf den neuen Betreiber des Linienverkehrs<br />

enthalten, noch Regelungen<br />

über die Nachnutzung des geförderten<br />

Busbetriebshofs. Objektiv kann der Unternehmer<br />

die Förderbedingungen nun<br />

nicht mehr erfüllen. Er steht am Rande<br />

des Ruins. Dafür wurde das Busunternehmen<br />

gefördert, das jetzt mit dem<br />

ÖPNV beauftragt ist.Wie sich später bei<br />

Überprüfung durch den Landesrechnungshof<br />

herausstellte, brachten Neuausschreibung<br />

und Neuvergabe keine<br />

Einsparungen. Vielmehr entstanden dem<br />

Landkreis im Bereich der Schülerbeförderung<br />

in nur zwei Jahren eine Million<br />

Euro Mehrkosten. Doch das half dem<br />

Ausschreibungsverlierer nicht wirklich<br />

weiter. Das Landesverwaltungsamt forderte<br />

2009 wegen „Nichteinhaltung der<br />

Zweckbindungsfristen“ die Fördermittel<br />

zurück und begründete in einem Schreiben<br />

an ein Busunternehmen seine Rückforderung<br />

aus Fördermittelvergaben der<br />

Jahre 1994 bis 2005 u. a. mit dem Vermerk,<br />

dass „private Interessen zum Erhalt<br />

des Betriebs hinter dem <strong>öffentliche</strong>n Interesse<br />

an der Einhaltung des Grundsatzes<br />

der wirtschaftlichen und sparsamen Verwendung<br />

<strong>öffentliche</strong>r Mittel zurückstehen“<br />

müssen. Fragt sich, wo eigentlich<br />

32<br />

die sparsame Verwendung stattfindet?<br />

Eher muss man doch von bürokratisch<br />

geförderter <strong>Verschwendung</strong> sprechen!<br />

Bund. Schon frühzeitig wussten die<br />

Rentner, dass es in diesem Jahr keine<br />

Erhöhung der gesetzlichen Rente geben<br />

wird. Umso überraschter waren sie, als<br />

ihnen dies noch schwarz auf weiß von<br />

der Deutschen Rentenversicherung per<br />

Brief mitgeteilt wurde. In der jährlichen<br />

Rentenanpassungsmitteilung wurden sie<br />

auf mehreren Seiten darüber informiert,<br />

dass sich in diesem Jahr an ihrer Rentenhöhe<br />

nichts ändert. Informationsgehalt<br />

null, Unmut groß. Für den flächendeckenden<br />

Versand der Rentenanpassungsmitteilungen<br />

entstanden inkl. des<br />

Drucks Ausgaben von 9 Mio. Euro. Hinzu<br />

kommen nicht bezifferbare Arbeitskosten<br />

für die betroffenen Mitarbeiter der Deutschen<br />

Rentenversicherung. Zwar ist die<br />

Deutsche Rentenversicherung rechtlich<br />

verpflichtet, solche Rentenanpassungsmitteilungen<br />

zu verschicken. Allerdings<br />

wären diese Ausgaben vermeidbar gewesen,<br />

zumal sogar die Deutsche Rentenversicherung<br />

im Vorfeld des Versands<br />

bei der Bundesregierung um Aussetzung<br />

der Verpflichtung bat, als klar war, dass<br />

es zu keiner Änderung an der Rentenhöhe<br />

kommt.<br />

Finanzmärkte<br />

Mit Steuergeldern erst spekulieren, dann regulieren<br />

München. Bereits in seinem Schwarzbuch<br />

2009 hatte der Bund der Steuerzahler<br />

die leichtsinnige Anlagepolitik<br />

der Bayerischen Landesbank (BayernLB)<br />

sowohl mit verbrieften „Ramsch-Hypotheken“<br />

auf dem amerikanischen Immobilienmarkt,<br />

als auch mit hoch spekulativen<br />

Wertpapieren, sog. Asset Backed<br />

Securities (ABS) gerügt. Der Freistaat<br />

Bayern musste sich mit 10 Mrd. Euro tief<br />

verschulden, um seine Landesbank vor<br />

der Pleite zu retten. <strong>Die</strong> Verschuldung<br />

Bayerns stieg damit in einem Jahr um<br />

fast 50 Prozent. Doch dem nicht genug.<br />

Mit dem hastigen Erwerb der maroden<br />

österreichischen Bank Hypo Group Alpe<br />

Adria (HGAA) für 1,6 Mrd. Euro kam zu<br />

den „Schrottpapieren“ auch noch eine<br />

ganze „Schrottbank“ dazu, machte doch<br />

die HGAA mit falschen Sicherheits- und<br />

Bonitätsdarstellungen von sich reden.<br />

Mit der HGAA wollte man die vielbeschworenen<br />

Wachstumschancen in<br />

Osteuropa nicht verpassen. Doch der<br />

vorschnelle und überteuerte Erwerb der<br />

HGAA erwies sich als katastrophaler<br />

Fehlkauf, hat sich doch die BayernLB<br />

kaum gegen nachträglich auftretende<br />

Probleme und Altlasten der HGAA abgesichert.<br />

<strong>Die</strong> millionenschwere Fehlinvestition<br />

in die HGAA, deren Erhalt<br />

und letztlich die Abtretung der Anteile<br />

der BayernLB an der maroden Kärntner<br />

Skandalbank an die Republik Österreich<br />

für einen symbolischen Euro, haben die<br />

bayerischen Steuerzahler rd. 3,7 Mrd.<br />

Euro gekostet, die am Ende in den Sand<br />

Finanzmärkte<br />

gesetzt waren. Dabei kommt es einem<br />

Schlag ins Gesicht aller Steuerzahler<br />

gleich, wenn Verantwortliche den Erwerb<br />

der österreichischen Pleite-Bank<br />

im Nachhinein eiskalt als einen bedauerlichen<br />

Fehler abtun. Ob der Kauf der<br />

HGAA noch verfassungskonform war,<br />

wird sich herausstellen. Jedenfalls wird<br />

geprüft, ob insoweit der Bayerische<br />

Verfassungsgerichtshof eingeschaltet<br />

wird.<br />

Vor diesem Hintergrund sind millionenschwere<br />

Ausgaben der BayernLB für<br />

Investitionen in die Hotellerie (Luxushotel<br />

InterContinental auf dem Obersalzberg,<br />

Schlosshotel am Wörther See<br />

in Velden/Kärnten) und für das dubiose<br />

5 Mio. Euro teure Sponsoring eines<br />

neuen Fußballstadions in Klagenfurt nur<br />

„Peanuts“. Fast wie eine Ausgabe von<br />

Groschen gleichsam aus der Portokasse<br />

erscheint es, als die BayernLB als Sponsor<br />

bei der Verleihung des Deutschen<br />

Entertainment Preises „Diva“ 20.000<br />

Euro springen ließ. <strong>Die</strong>se finanziellen<br />

Engagements zeigen, wie selbstherrlich<br />

die Manager der BayernLB ihren <strong>öffentliche</strong>n<br />

Auftrag verstehen und wie maßlos<br />

mit dem Geld umgegangen wird.<br />

<strong>Die</strong> zuständige Staatsanwaltschaft stellt<br />

in der Affäre um das Milliardendesaster<br />

der BayernLB infolge des HGAA-Abenteuers<br />

strafrechtliche Ermittlungen gegen<br />

die Verantwortlichen an, und zwar<br />

offenbar wegen des Verdachts, wissentlich<br />

einen überhöhten Preis gezahlt und<br />

so Millionen Euro veruntreut zu haben.<br />

33


Finanzmärkte<br />

Dabei drohte das Fiasko des risikobehafteten<br />

Geschäftsgebarens der BayernLB<br />

um die „Schrottpapiere“ – immerhin<br />

geschätzte Verluste von bis zu rund 20<br />

Mrd. – aus dem Blickfeld zu verschwinden.<br />

Bereits am 2.12.2008 hatte der Bund<br />

der Steuerzahler Strafanzeige gegen die<br />

früheren und damals gegenwärtigen<br />

Vorstandsmitglieder der Bayerischen<br />

Landesbank wegen Verdachts der Untreue,<br />

des Betrugs und des Verstoßes gegen<br />

das Kreditwesengesetz bei der zuständigen<br />

Staatsanwaltschaft erstattet.<br />

Nach nunmehr fast zwei Jahren kommt<br />

endlich Bewegung in die Sache. Es wird<br />

strafrechtlich ermittelt, und zwar wegen<br />

des Verdachts, dass „in der Bayerischen<br />

Landesbank im Zeitraum von<br />

2005 bis 2007 bewusst und systematisch<br />

in einer Vielzahl von Fällen die bankinternen<br />

Richtlinien zur Risikosteuerung<br />

im Geschäft mit strukturierten Wertpapieren<br />

verletzt und hierbei eingetretene<br />

Verluste zumindest billigend in Kauf<br />

genommen wurden“. <strong>Die</strong> bayerischen<br />

Bürger und Steuerzahler, denen die Risiken<br />

bei den hoch spekulativen Wertpapieren<br />

und US-Anleihen lange Zeit<br />

vorenthalten wurden, die aber letztlich<br />

die milliardenschwere Zeche der Finanzjongleure<br />

zu bezahlen haben, erwarten<br />

mit großer Aufmerksamkeit das Ermittlungsergebnis<br />

um den Finanzskandal<br />

der BayernLB.<br />

Gespannt dürfen sie auch sein, zu welchem<br />

Ergebnis die juristische Prüfung<br />

von haftungsrelevanten Tatbeständen,<br />

34<br />

also von zivilrechtlichen Schadensersatzansprüchen<br />

gegenüber Vorstand<br />

und Verwaltungsrat der BayernLB kommen<br />

wird, mit der renommierte Rechtsanwaltskanzleien<br />

beauftragt wurden.<br />

Alle haben den gleichen Sachverhalt<br />

zu beurteilen, nämlich ob Vorstände<br />

und Verwaltungsräte der Bayerischen<br />

Landesbank zu leichtfertig bei den Geschäften<br />

mit „Ramsch-Hypotheken“ und<br />

„Schrottpapieren“ agierten und ihre<br />

Bank dadurch fast in den Ruin getrieben<br />

haben. Doch auch diese Gutachten<br />

kos ten die Steuerzahler Geld. Was aber,<br />

wenn die juristischen Untersuchungen<br />

zu unterschiedlichen Erkenntnissen<br />

kommen? Wem wird im Zweifelsfall<br />

geglaubt? Braucht man dann eventuell<br />

gar noch mehr teure Gutachten? Darauf,<br />

dass etwaige Schadensersatzansprüche<br />

zu allem Überfluss nicht auch noch verjähren,<br />

wird der Bund der Steuerzahler<br />

sein besonderes Augenmerk richten.<br />

Erwartungsvoll wird auch einer weiteren<br />

juristischen Prüfung entgegengesehen.<br />

So lässt die Bayerische Staatsregierung<br />

mitsamt ihrer Landesbank eine Schadensersatzklage<br />

gegen die Verkäufer<br />

der HGAA, darunter das österreichische<br />

Bundesland Kärnten prüfen. Dabei geht<br />

es um den Verdacht, dass Kärnten und<br />

andere frühere Inhaber der dort ansässigen<br />

HGAA den maroden Zustand<br />

ihres Kreditinstituts und dessen Risiken<br />

beim Verkauf ihrer kaputten Bank an die<br />

BayernLB bewusst verschleiert haben<br />

könnten, um einen höheren Kaufpreis zu<br />

erreichen. Zweifelhaft ist jedoch, ob sich<br />

derartige Ansprüche auf Schadensersatz<br />

realisieren lassen, da die BayernLB<br />

mit ihrem Vertragspartner offenbar verbindlich<br />

vereinbart habe, eventuelle Gewährleistungsansprüche<br />

innerhalb von<br />

zwei Jahren ab Vollzug des Kaufs (2007)<br />

gerichtlich geltend zu machen. <strong>Die</strong>se<br />

Frist ist aber längst abgelaufen.<br />

Dabei wird es höchste Zeit, die Verantwortlichen,<br />

die den bayerischen Steuerzahlern<br />

das Milliardendesaster eingebrockt<br />

haben, mit aller Härte in die<br />

Pflicht zu nehmen! Eine Rückzahlung<br />

der 10 Mrd. Euro Staatsschulden, auf die<br />

die Steuerzahler hoffen, ist aber noch<br />

lange nicht in Sicht.<br />

<strong>Die</strong> BayernLB ist für die Steuerzahler ein<br />

gigantisches Milliardengrab!<br />

Finanzmärkte<br />

Pforzheim. Das war ein teures Ende mit<br />

Schrecken in der badischen Stadt Pforzheim.<br />

Allzu eifrig hatte die Stadt in der<br />

Vergangenheit zahlreiche hochspekulative<br />

Derivatgeschäfte abgeschlossen.<br />

<strong>Die</strong> Geschäfte, welche eigentlich einer<br />

Zinsoptimierung bei bestehenden Krediten<br />

dienen sollten, endeten in einem<br />

Desaster. Im Sommer <strong>2010</strong> wurde mit<br />

der Bank ein „Vertrag über die vorzeitige<br />

Beendigung von Zinssatz-Swap-<br />

Geschäften durch Ausgleichszahlung“<br />

geschlossen. Der Ausstieg war für die<br />

Stadt mit einem Verlust von über 57 Mio.<br />

Euro verbunden. <strong>Die</strong> Steuerzahler müssen<br />

nun für diese millionenschweren<br />

Spekulationsverluste geradestehen.<br />

Leipzig. Leipzigs riskante Finanzwetten<br />

drohen eine nach der anderen zu platzen.<br />

Ein Großteil des Anlagevermögens der<br />

kommunalen Wasserwerke gehört amerikanischen<br />

Banken. Mit Cross-Border-<br />

Leasing-Geschäften im Wert von rund<br />

850 Mio. Euro sollen die Wasserwerke<br />

rund 25,4 Mio. Euro Gewinn realisiert<br />

haben. Wie sich in den letzten Wochen<br />

herausstellte, sollen die früheren Chefs<br />

der Kommunalen Wasserwerke Leipzig<br />

(KWL) in London geheime Finanzwetten<br />

getätigt haben, die das Unternehmen<br />

und die Stadt zwischen 255 und 284 Mio.<br />

Euro kosten dürften.<br />

In den Jahren 2006 und 2007 wurden von<br />

der ehemaligen KWL-Geschäftsführung,<br />

welche inzwischen Anfang <strong>2010</strong> fristlos<br />

entlassen wurde, neben Kreditsiche-<br />

35


Finanzmärkte<br />

rungsgeschäften (CDS) auch vier sogenannte<br />

Collateralized Debt Obligations<br />

mit Banken geschlossen (CDOs). Mit den<br />

CDO-Geschäften übernahm die KWL<br />

gegenüber der UBS und verschiedenen<br />

Banken das Ausfallrisiko für Kreditportfolios<br />

in Höhe von ca. 290 Mio. Euro.<br />

Der Sicherungsgeber (KWL) gewährt<br />

dabei dem Sicherungsnehmer (Bank)<br />

für den Fall des Eintritts bestimmter<br />

Kreditereignisse in einem CDO-Portfolio<br />

unter bestimmten Bedingungen<br />

eine Ausgleichszahlung. Zwei Banken<br />

haben erste Zahlungsforderungen bei<br />

der KWL im März geltend gemacht. Der<br />

Aufsichtsrat der KWL beschloss, gerichtlich<br />

feststellen zu lassen, dass die<br />

CDO-Finanztransaktionen unwirksam<br />

sind. <strong>Die</strong> juristische Analyse der hierzu<br />

vorliegenden Verträge hat ergeben, dass<br />

die Verträge unter Federführung der<br />

UBS ohne Zustimmung der zuständigen<br />

Gremien abgeschlossen wurden.<br />

<strong>Die</strong> ehemaligen Geschäftsführer des<br />

Wasserversorgers haben mit den hoch<br />

spekulativen Finanzwetten ihre Befugnisse<br />

deutlich überschritten. Den Banken<br />

sei dieses Problem bewusst gewesen.<br />

<strong>Die</strong> Klage wurde beim Landgericht<br />

Leipzig eingereicht. <strong>Die</strong> Stadt Leipzig<br />

unterstützt die Klage der Kommunalen<br />

Wasserwerke Leipzig GmbH (KWL) gegen<br />

die Banken UBS, LBBW und DEPFA.<br />

Mit den Stimmen aller Fraktionen wurde<br />

Oberbürgermeister Burkhard Jung beauftragt,<br />

gemeinsam mit der LVV und<br />

den KWL alle notwendigen Schritte ein-<br />

36<br />

zuleiten, um im Rahmen des rechtlich<br />

Gebotenen und wirtschaftlich Vertretbaren<br />

die Forderungen der Banken aus<br />

den CDO-Transaktionen abzuwehren.<br />

<strong>Die</strong> Ratsversammlung sprach sich auf<br />

ihrer Sondersitzung am 16. März <strong>2010</strong><br />

gegen die Zahlungen an die Banken aus,<br />

da aus Sicht der Stadt Leipzig die Vertragsgrundlagen<br />

nichtig sind.<br />

Mintraching. Einen bösartigen Reinfall<br />

erlebte der Zweckverband zur Abwasserbeseitigung<br />

im Pfattertal (AZV). So<br />

hat das dem AZV angegliederte Kommunalunternehmen<br />

„Verwaltungs- und<br />

Beteiligungsgesellschaft des Zweckverbands<br />

zur Abwasserbeseitigung im Pfattertal“<br />

(VBA) äußerst riskante finanzielle<br />

Transaktionen getätigt. <strong>Die</strong> VBA nahm<br />

Kredite in Höhe von rund 25,6 Mio. Euro<br />

auf. Sie investierte davon rund 23 Mio.<br />

Euro in einen eigens von einem beauftragten<br />

Bankinstitut aufgelegten „VBA-<br />

Cofonds“. Man wollte gleichsam mit<br />

gepumptem Geld Gewinne machen. Da<br />

dieser Fonds nicht die ersehnte Rendite<br />

brachte, wurden Fondsanteile von rund<br />

5 Mio. Euro verkauft, um diesen Betrag<br />

wiederum in hochspekulativen Wertpapieren<br />

anzulegen. Zusammen mit anderen<br />

äußerst risikoreichen Finanzderivatgeschäften<br />

wurden dabei über einen<br />

Zeitraum von rund zehn Jahren insgesamt<br />

ca. 7 Mio. Euro verzockt und in den<br />

Sand gesetzt. Zentrale verantwortliche<br />

Figur des Finanzskandals ist der ehemalige<br />

Vorsitzende des Zweckverbands<br />

Joachim S., gegen den mittlerweile ein<br />

strafrechtliches Ermittlungsverfahren<br />

wegen Verdachts der Untreue eingeleitet<br />

wurde. Auch dienstrechtliche Konsequenzen<br />

wurden getroffen.<br />

Als der Vorgang bekannt wurde, war es<br />

das Landratsamt Regensburg als zuständige<br />

Rechtsaufsichtsbehörde, das auf<br />

die „tickenden Zeitbomben“ umgehend<br />

reagiert und mit der Beauftragung des<br />

Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbands<br />

eine lückenlose Aufklärung des<br />

gesamten skandalösen Finanzgebarens<br />

eingeleitet und schließlich auch erreicht<br />

hat. Der Bayerische Kommunale Prüfungsverband<br />

fällte ein vernichtendes<br />

Urteil. Er stellte u. a. fest, dass „das Modell<br />

einer kreditfinanzierten Fondsanlage<br />

von Anfang an wirtschaftlich fragwürdig“<br />

und „der Ankauf von spekulativen<br />

Wertpapieren kommunalrechtlich<br />

unzulässig war“. Außerdem wurden Informations-<br />

und Kontrollpflichten gröb-<br />

Finanzmärkte<br />

Insgesamt rund 7 Mio. Euro verzockte die Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft<br />

des Zweckverbands zur Abwasserbeseitigung im Pfattertal.<br />

lich vernachlässigt.<br />

Letztlich Leidtragende des ganzen Desasters<br />

sind die fünf oberpfälzischen<br />

Mitgliedsgemeinden des AZV, Obertraubling,<br />

Thalmassing, Mintraching,<br />

Köfering und Alteglofsheim sowie deren<br />

Bürger. Zu hoffen bleibt, dass infolge<br />

der Millionenverluste die an den<br />

AZV von den Mitgliedsgemeinden zu<br />

zahlenden Umlagen nicht auch noch ins<br />

Unermessliche steigen.<br />

37


Teure Fehler<br />

Teure Fehler<br />

Dumm gelaufen oder nicht zu Ende gedacht?<br />

Leinfelden-Echterdingen. Bereits im Winter<br />

<strong>2010</strong> machte der Bau eines Ziegenstalls<br />

in Leinfelden-Echterdingen (Kreis<br />

Esslingen) den Bund der Steuerzahler<br />

Baden-Württemberg hellhörig. Satte<br />

118.000 Euro sollten die Steuerzahler<br />

für den Neubau aufbringen. Inzwischen<br />

wurde der benötigte Betrag auf<br />

100.000 Euro korrigiert. <strong>Die</strong> Rechnung<br />

mussten übrigens alle Steuerzahler im<br />

Land tragen, da auch Mittel aus der naturschutzrechtlichen<br />

Ausgleichsabgabe<br />

in den Bau flossen. <strong>Die</strong> Stadt war Bauherr<br />

und errichtete das Stallgebäude<br />

für Ziegen, welche zur Beweidung eines<br />

Naturschutzgebietes eingesetzt werden<br />

sollten. Allerdings war vorgesehen, dass<br />

der neue Stall nur als Winterquartier genutzt<br />

wird. In der übrigen Zeit sollte das<br />

Gebäude als Lagerraum und zur Nutzung<br />

durch den Pächter dienen. Nicht<br />

konkret beantwortet wurde die Frage, ob<br />

der Bau eines Stallgebäudes nicht auch<br />

günstiger möglich gewesen wäre. Dazu<br />

wurde lediglich auf die Anforderungen<br />

und Auflagen des Landwirtschaftsamtes<br />

verwiesen, damit eine artgerechte Unterbringung<br />

der Tiere gewährleistet sei.<br />

Zudem führte die Stadt aus, man sei bemüht,<br />

das Gebäude möglichst gut in die<br />

Landschaft zu integrieren. Später wurde<br />

allerdings vermeldet, dass der Pächter<br />

offenbar gar keinen Stall benötigt, da er<br />

über einen eigenen verfügt. Der Ziegenstall<br />

drohte demnach leer zu stehen und<br />

war auf dem besten Weg, zu einem „So-<br />

Da-Ziegenstall“ zu werden, der einfach<br />

38<br />

so da steht. Kurz vor Redaktionsschluss<br />

wurde nun aber anscheinend doch noch<br />

eine Ziegenherde aus dem Hut gezaubert,<br />

die den Stall bevölkern soll. Allerdings<br />

werden nun noch Strom- und<br />

Wasseranschlüsse benötigt, so dass mit<br />

weiteren Kosten zu rechnen ist. Fazit:<br />

Der Steuerzahler schüttelt den Kopf und<br />

ärgert sich.<br />

Goslar. Aus der tristen Talstraße soll<br />

eine ansehnliche Baumallee werden –<br />

so sieht es die Planung der Stadt Goslar<br />

hinsichtlich der Umgestaltung der Ortsmitte<br />

Oker vor. Fünf Pavillons stehen der<br />

Realisierung dieses Vorhabens im Wege<br />

und sollen daher abgerissen werden.<br />

Praktischerweise wurden die Pavillons<br />

auf Grundstücken errichtet, die nur vermietet<br />

worden waren. Nach dem Willen<br />

der Stadt sollten die Grundstücksmietverträge<br />

zum 30. Juni 2009 gekündigt<br />

und die Pavillons danach vertragsgemäß<br />

auf Kosten der ehemaligen Mieter<br />

abgerissen werden. Was in der Theorie<br />

einfach klingt, scheiterte in der Praxis<br />

aber an Formmängeln: Denn entweder<br />

hätten die Vertragskündigungen vom<br />

Oberbürgermeister persönlich unterschrieben<br />

oder einem Bevollmächtigten<br />

eine entsprechende Vollmachtsurkunde<br />

ausgestellt werden müssen. Doch nichts<br />

von beidem geschah, obwohl die Rathausspitze<br />

mit zwei Volljuristen besetzt<br />

war. Bei festgestellter Unwirksamkeit<br />

der ausgesprochenen Kündigungen hätten<br />

sich die Mietverträge um fünf Jahre<br />

verlängert. Für das städtische Rechnungsprüfungsamt<br />

ein klarer Fall von<br />

grober Pflichtverletzung. <strong>Die</strong> Stadt Goslar<br />

spricht wiederum von bedauerlichen<br />

Bürofehlern. An der Rechtsauffassung<br />

der ungültigen Kündigungen zweifelt die<br />

Stadt, wollte es aber auf keine jahrelangen<br />

Prozesse mit ungewissem Ausgang<br />

ankommen lassen – insbesondere nicht<br />

vor dem Hintergrund, dass die zeitliche<br />

Verzögerung dazu geführt hätte,<br />

dass ihr Bauprojekt wohl nicht mehr<br />

in den Genuss von Landesförderungen<br />

gekommen wäre, die im Jahr 2012 auslaufen.<br />

<strong>Die</strong> Streitigkeiten wurden daher<br />

außergerichtlich beigelegt. Den Mietern<br />

wurden für die Beendigung ihrer Verträge<br />

beträchtliche Zugeständnisse in<br />

Form von Entschädigungszahlungen<br />

und Übernahme der Abrisskosten in<br />

einer Gesamthöhe von ca. 73.000 Euro<br />

gemacht. <strong>Die</strong>se Vereinbarungen wurden<br />

vom Rechnungsprüfungsamt kritisiert –<br />

die angestrebte bauliche Umgestaltung<br />

hätte wirtschaftlicher durchgeführt werden<br />

können, wenn der nächstmögliche<br />

Kündigungstermin zum 30. Juni 2014<br />

von der Stadt akzeptiert und der Baubeginn<br />

verschoben worden wäre. Doch<br />

so viel Geduld hatte man im Goslarer<br />

Rathaus offenbar nicht.<br />

Blandorf/Ostfriesland. Auf welch kostspielige<br />

Weise hochfliegende Träume<br />

doch platzen können, erlebte die ostfriesische<br />

Samtgemeinde Hage. Seit 1972<br />

hatte man dort die fixe Idee, in Blandorf<br />

Teure Fehler<br />

einen Campingplatz zu errichten. Doch<br />

erst 2002 konnte die Samtgemeinde<br />

das dazu auserkorene 5,3 Hektar große<br />

Areal für rund 330.000 Euro plus ca.<br />

20.000 Euro Nebenkosten erwerben – auf<br />

Kredit versteht sich. Allerdings sprang<br />

der sicher geglaubte Investor, der den<br />

Campingplatz errichten und betreiben<br />

sollte, schnell wieder ab. So lag das Projekt<br />

fast sieben Jahre lang faktisch auf<br />

Eis, während der Schuldendienst für<br />

das aufgenommene Darlehen zu bedienen<br />

war. Erst 2009 konnte die Samtgemeinde<br />

einen neuen Investor finden, der<br />

auch das Grundstück kaufte: Zu einem<br />

Drittel des ursprünglichen Kaufpreises!<br />

<strong>Die</strong> Samtgemeinde erhielt für das Areal<br />

lediglich knapp 110.000 Euro. Zusätzlich<br />

war der Investor bereit, einen Ablösebetrag<br />

für die Schmutzwasserkanalisation<br />

in Höhe von über 41.000 Euro zu leisten.<br />

Der Samtgemeindebürgermeister meint,<br />

damit ein gutes Geschäft gemacht zu haben.<br />

Schließlich gab ein zum Zeitpunkt<br />

des Verkaufs aktuelles Verkehrswertgutachten<br />

den Grundstückswert mit etwa<br />

143.000 Euro an. Wenn dem so ist, wurde<br />

die Samtgemeinde offenbar 2002 auf eklatante<br />

Weise zulasten der Steuerzahler<br />

übervorteilt. Denn dass das Areal in sieben<br />

Jahren aufgrund von Marktentwicklungen<br />

rund zwei Drittel an Wert verloren<br />

hat, behauptet noch nicht einmal<br />

der Samtgemeindebürgermeister selbst.<br />

Und als wäre das nicht genug, ist die<br />

Samtgemeinde auch auf dem Restdarlehen<br />

von 245.000 Euro aus dem Grund-<br />

39


Teure Fehler<br />

Beim Bau der Feuerwehrleitstelle wurde ein falscher Kostenindex angesetzt.<br />

stückskauf sitzen geblieben, das bis ins<br />

Jahr 2033 zu bedienen ist. Doch in Hage<br />

bleibt man lieber dem Zweckoptimismus<br />

treu, anstatt Fehler offen einzugestehen<br />

und daraus zu lernen. Der geplante Campingplatz<br />

soll nämlich mehr als 27.000<br />

Übernachtungen pro Jahr und damit<br />

verbundene Kaufkraftgewinne von jährlich<br />

550.000 Euro generieren. Auf diese<br />

Weise soll das Verlustgeschäft nachträglich<br />

als kluge Wirtschaftsförderung<br />

gerechtfertigt werden. Im Interesse der<br />

Steuerzahler kann man nur hoffen, dass<br />

es sich diesmal nicht um hochfliegende<br />

Träume handelt.<br />

Kreis Herford. Rund 4,5 Mio. Euro sollten<br />

der Neubau der Feuerwehr-Leitstelle und<br />

die Erweiterung der Feuerwehrzentrale<br />

des Kreises Herford kosten. Doch dann<br />

kam es anders als gedacht. Der Architekt<br />

hatte für den Neubau der Leitstelle den<br />

falschen Kostenindex angesetzt. Statt des<br />

Indexes für Feuerwehrgerätehäuser (273<br />

Euro pro Kubikmeter umbauter Raum)<br />

hätte der Index für Bürogebäude, hoher<br />

40<br />

Standard (498 Euro pro Kubikmeter),<br />

gewählt werden müssen. <strong>Die</strong> Korrektur<br />

dieses Fehlers schlägt mit fast 1,3 Mio.<br />

Euro zu Buche. 369.000 Euro Mehrkosten<br />

entstehen, weil die ursprünglich vorgesehene<br />

Bauzeit zu kurz bemessen war<br />

und um zwei Jahre verlängert wurde.<br />

Weitere 135.000 Euro kostet der Umbau<br />

der Atemschutzwerkstatt und der dazugehörigen<br />

Übungswohnung. Dass die<br />

neue Leitstelle „energetisch optimiert“<br />

wird, also als Passivhaus gebaut, kostet<br />

noch einmal 216.000 Euro mehr. So sinnvoll<br />

diese Maßnahme auf lange Sicht ist<br />

– nach sieben Jahren soll sie sich amortisiert<br />

haben –, das hätte sich der Kreis<br />

Herford von Anfang an überlegen und<br />

in die Kalkulation einbeziehen sollen. So<br />

sind aus 4,5 Mio. Euro jetzt 6,4 Mio. Euro<br />

geworden. Es erübrigt sich fast, darauf<br />

hinzuweisen, dass ein privater Häuslebauer<br />

bei so eklatanter Fehlplanung<br />

kaum noch eine Bank finden dürfte, die<br />

ihm Kredit gewährt. Doch die <strong>öffentliche</strong><br />

Hand hat’s gut. Der Steuerzahler ist eine<br />

sichere Bank.<br />

Maubach, Rems-Murr-Kreis. Ein wahrer<br />

Schilder-Streich ereignete sich in Maubach,<br />

einem Stadtteil von Backnang im<br />

Rems-Murr-Kreis. Da viele Autofahrer<br />

die innerörtliche Geschwindigkeitsbegrenzung<br />

von 50 km/h auf der Durchgangstraße<br />

in Maubach nicht beachten,<br />

sah sich die lokale Verwaltung zu Gegenmaßnahmen<br />

veranlasst. Der Ortsvorsteher<br />

verfiel dabei auf die Idee, die Raser<br />

mit einem Blitzer zur Einhaltung des<br />

Tempolimits zu bewegen. Das „aber“ an<br />

dieser Idee liegt allerdings in der Verwaltungsvorschrift<br />

des Innenministeriums<br />

für die Verkehrssicherheitsarbeit der<br />

Polizei (VwV – VkSA) vom 13.12.2006.<br />

<strong>Die</strong>ser Verwaltungsvorschrift ist zu entnehmen,<br />

dass zwischen Ortstafel und<br />

Blitzer mindestens 150 Meter liegen<br />

sollen. Unterschreitungen dieser Mindestentfernung<br />

sind unter anderem nur<br />

an gefährlichen Stellen sowie im unmittelbaren<br />

Umfeld von Schulen, Kindergärten<br />

oder Baustellen zulässig. Was im<br />

Allgemeinen bedeutet, dass die Strecke<br />

zwischen Ortseingang, Blitzer und Ortsausgang<br />

mindestens 300 Meter betragen<br />

muss. In Maubach besteht allerdings das<br />

Problem, dass Autofahrer bereits nach<br />

weniger als 300 Metern den Ort wieder<br />

verlassen haben. Doch hier wussten die<br />

Behördenvertreter Abhilfe.<br />

Im Rahmen einer gemeinsamen Verkehrsbesichtigung<br />

unter Beteiligung<br />

von Polizeivollzugsdienst, des Straßenbaulastträgers<br />

und Verkehrsbehörde<br />

wurde beschlossen, die Ortstafel kurzer-<br />

Teure Fehler<br />

hand um 30 Meter zu versetzen. Damit<br />

waren die Bedingungen für den Einsatz<br />

einer Radarfalle erfüllt und alle zufrieden.<br />

Fast alle, denn die Gemeindevertreter<br />

von Burgstetten, der Nachbargemeinde<br />

Maubachs, stellten fest, dass die<br />

Ortstafel „Maubach“ nun plötzlich auf<br />

der Markung von Burgstetten stand.<br />

Bemühungen des Ortsvorstehers von<br />

Maubach, die notwendige Erlaubnis im<br />

Nachhinein einzuholen, scheiterten am<br />

Gemeinderat von Burgstetten. <strong>Die</strong>ser äußerte<br />

zwar Verständnis für den Wunsch<br />

Maubachs, die Verkehrssicherheit zu erhöhen,<br />

dies könne jedoch auch mit anderen<br />

Mitteln realisiert werden, wie im Sitzungsbericht<br />

der Gemeinderatssitzung<br />

nachzulesen ist. Man war offensichtlich<br />

nicht gewillt, Teile der Markung an Maubach<br />

abzutreten. Also musste das Schild<br />

wieder abmontiert und an die alte Stelle<br />

versetzt werden. Dumm gelaufen, kann<br />

man dazu nur sagen. Und nebenbei 750<br />

Euro verschleudert.<br />

Wettenberg. Reichlich spät, aus Sicht der<br />

Gebührenzahler viel zu spät, haben sich<br />

die Gemeindevertreter von Wettenberg<br />

dazu entschlossen, sich endgültig von<br />

der Eigenwasserversorgung zu trennen.<br />

Zwar hatte man im Jahr 2007 die Eigengewinnungsanlage<br />

„Stockborn“ in Wißmar<br />

außer Betrieb gesetzt, aber die letzte<br />

Anlage in Krofdorf wurde noch beibehalten,<br />

obwohl es besonders nach Regen<br />

immer wieder zu Abschaltungen wegen<br />

Eintrübungen kam. Hätte man sich sei-<br />

41


Teure Fehler<br />

nerzeit schon dazu durchgerungen, auch<br />

die restliche Wasserversorgung über den<br />

Zweckverband zu beziehen, der Wasser<br />

mit besserer Qualität anbietet, hätten<br />

die Wettenberger rund 150.000 Euro<br />

sparen können. Man hätte nur einem<br />

Antrag der CDU folgen müssen, der im<br />

Dezember 2006 Folgendes feststellte:<br />

„<strong>Die</strong> Eigengewinnung von Trinkwasser<br />

in Wettenberg ist unwirtschaftlich, führt<br />

zu unnötig hohen Wassergebühren und<br />

ist weder ökologisch sinnvoll noch für<br />

die Versorgungssicherheit erforderlich.<br />

2005 mussten 0,92 Euro aufgebracht<br />

werden, um 1 Kubikmeter Wasser in<br />

Wettenberg zu gewinnen. Gleichzeitig<br />

hätte dieser Kubikmeter Wasser für 0,42<br />

Euro vom Zweckverband Mittelhessischer<br />

Wasserwerke bezogen werden<br />

können, der ohnehin 85 Prozent des Bedarfs<br />

in Wettenberg deckt.“ Doch erst als<br />

die Eigengewinnung deutlich absackte<br />

und zahlreiche Investitionen notwendig<br />

gewesen wären, um die Anlage weiter zu<br />

betreiben, war man im Sommer dieses<br />

Jahres bereit, die Eigenwasserversorgung<br />

aufzugeben.<br />

Bremerhaven. Den Bürgen wird man<br />

würgen – die Bedeutung dieses alten<br />

Sprichwortes musste die Stadt Bremerhaven<br />

aufs Neue lernen. Im Jahr 2002<br />

verkaufte sie zwei als GmbH geführte Seniorenheime<br />

für ca. 3,9 Mio. Euro an einen<br />

privaten gemeinnützigen Altenheim-<br />

Betreiber aus Oldenburg. Bestandteil des<br />

Kaufvertrages waren auch zwei Bank-<br />

42<br />

Ausfallbürgschaften aus den Jahren<br />

1997/98 in einer Gesamthöhe von knapp<br />

3 Mio. Euro, die Bremerhaven ihren<br />

beiden defizitären kommunalen Gesellschaften<br />

damals gewährt hatte. Sowohl<br />

im seinerzeitigen Verkaufsbeschluss der<br />

Stadtverordnetenversammlung als auch<br />

im notariellen Kaufvertrag war die zügige<br />

Ablösung der beiden Bürgschaften<br />

vorgesehen. Der neue Eigentümer verpflichtete<br />

sich somit vertraglich, die Seestadt<br />

Bremerhaven von den Bürgschaftsverpflichtungen<br />

freizustellen. Doch zu einer<br />

Bürgschaftsfreistellung ist es nie gekommen.<br />

Von 2002 bis <strong>2010</strong> begnügten<br />

sich die Vertreter der Stadt damit, den<br />

unwilligen Heimbetreiber wiederholt<br />

schriftlich und mündlich an die vertraglich<br />

vereinbarte Ablösung der Bürgschaften<br />

zu erinnern. Auf die Einleitung<br />

rechtlicher Schritte wurde vonseiten des<br />

Magistrats verzichtet. Ein Versäumnis,<br />

das sich bitter rächen sollte. Als der private<br />

Heimbetreiber im März <strong>2010</strong> Insolvenz<br />

anmeldete, nahm die kreditgebende<br />

Bank die Bürgschaften in Anspruch. So<br />

musste Bremerhaven also viele Jahre<br />

nach der Veräußerung der Altenheime<br />

mit Steuergeldern für längst erledigt geglaubte<br />

Zusicherungen aufkommen. Ein<br />

kleiner Trost für die Steuerzahler: Aufgrund<br />

der kontinuierlichen Kredittilgung<br />

halbierte sich die effektive Ausfallbürgschaft<br />

von 3 auf 1,5 Mio. Euro. Dennoch<br />

bleibt es ein zu teurer Paukenschlag für<br />

eine verschlafene Verwaltung, die lediglich<br />

konsequent auf die Einhaltung eines<br />

rechtskräftigen Vertrages – zur Not mithilfe<br />

einer Klage – hätte pochen müssen<br />

und dafür fast acht Jahre lang Zeit hatte.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass in Bremerhaven<br />

zukünftig Bürgschaftsverpflichtungen<br />

ernster genommen werden, als es bislang<br />

der Fall war.<br />

Ulm. In der Nähe des Steinbruchs in<br />

Mähringen, einem Ulmer Stadtteil,<br />

wurde im Sommer 2009 ein Aussichtsturm<br />

errichtet. Sinn und Zweck dieser<br />

Baumaßnahme war es, Spaziergängern<br />

schöne Ausblicke ins Tal zu ermöglichen.<br />

<strong>Die</strong> Kosten für die Herstellung und Baudurchführung<br />

des Turms beliefen sich<br />

nach Auskunft der Stadt Ulm auf immerhin<br />

rund 8.000 Euro. Bedenken gegen<br />

das Vorhaben gab es offenbar weder<br />

seitens des Naturschutzes noch der<br />

Forstwirtschaft. Informationen über ein<br />

artenschutzrelevantes Biotop einer geschützten<br />

Tierart sollen der Naturschutzbehörde<br />

zum Zeitpunkt der Genehmigung<br />

nicht vorgelegen haben. Und so<br />

machte schließlich der Uhu einen Strich<br />

durch die Rechnung. Vogelschützer hatten<br />

festgestellt, dass der Lebensraum<br />

verschiedener Vogelarten (u. a. der Uhu)<br />

durch den Aussichtsturm gestört werde<br />

und die Entfernung des Bauwerks gefordert.<br />

Folglich musste der Aussichtsturm<br />

wieder abgebaut werden. Inzwischen<br />

hat man einen anderen, naturschutzverträglichen<br />

Standort in der Nähe gefunden<br />

und den Turm bereits wieder<br />

aufgebaut. Für die Umsetzung wurden<br />

Teure Fehler<br />

Kosten in Höhe von 5.000 Euro veranschlagt;<br />

außerdem wurden die Kosten<br />

für die Befahrbarkeit des Forstweges am<br />

bisherigen Standort auf 2.000 Euro beziffert.<br />

Bleibt aus Sicht der Steuerzahler<br />

zu hoffen, dass in Zukunft immer auch<br />

an den Uhu bzw. seine Artgenossen gedacht<br />

wird.<br />

Hannover. Wie teuer Amtspflichtverletzungen<br />

werden können, erlebte die<br />

niedersächsische Landeshauptstadt im<br />

März <strong>2010</strong>. Eine Grundstücks- und Verwaltungsgesellschaft<br />

hatte unweit des<br />

Roderbruch-Zentrums eine Fläche zur<br />

Errichtung eines Verbrauchermarktes<br />

erworben. Da die gekaufte Fläche nach<br />

dem damaligen Bebauungsplan auch für<br />

den großflächigen Einzelhandel nutzbar<br />

war, standen diesem Projekt amtliche<br />

Hinderungsgründe nicht entgegen. Allerdings<br />

wurde die von der Gesellschaft<br />

beantragte Bauvoranfrage von der Stadt<br />

Hannover über eine Dauer von mehr<br />

als drei Monaten nicht beantwortet,<br />

obwohl die Sach- und Rechtslage eindeutig<br />

war. Nicht ohne Grund: <strong>Die</strong> Zeit<br />

wurde dafür genutzt, neue baurechtliche<br />

Voraussetzungen zu schaffen und eine<br />

Veränderungssperre zu verhängen. Offensichtlich<br />

sollte eine weitere Einzelhandelsentwicklung<br />

in der Nähe des Roderbruch-Zentrums<br />

verhindert werden.<br />

Daraufhin verklagte die Gesellschaft die<br />

Stadt Hannover auf Schadenersatz. Im<br />

Zuge des Verfahrens wies das Landgericht<br />

Hannover auf die Unzulässigkeit<br />

43


Teure Fehler<br />

des Verhaltens der Stadt Hannover hin.<br />

<strong>Die</strong> einfache planungsrechtliche Frage<br />

hätte von der Stadt spätestens nach drei<br />

Monaten positiv beantwortet werden<br />

müssen. Somit hätte das Bauvorhaben<br />

dann nicht durch eine spätere Veränderungssperre<br />

verhindert werden können.<br />

Nach Auffassung des Gerichts haftet für<br />

dieses amtspflichtwidrige Verhalten die<br />

Stadt Hannover dem Grunde nach. Basierend<br />

auf dieser Einschätzung entwickelte<br />

das Landgericht einen Vergleichsvorschlag,<br />

nach dem die Stadt an die<br />

Gesellschaft 60.000 Euro zu zahlen hat.<br />

<strong>Die</strong>sem Vergleich stimmten beide Seiten<br />

schließlich zu. Zusätzlich zur Vergleichssumme<br />

fielen bei der Stadt noch Rechtsanwaltsgebühren<br />

von 7.782 Euro an.Für<br />

diese Aufwendungen kommt der HADG<br />

(Haftpflichtschadenausgleich der Deutschen<br />

Großstädte) auf, der sich selbst<br />

über Umlagen seiner Mitgliedsstädte finanziert.<br />

Somit ist der Steuerzahler am<br />

Ende doch der Dumme.<br />

Europa. Rund 400 Mio. Euro gibt die<br />

EU-Kommission im Rahmen ihres<br />

„Programm Kultur 2007-2013“ aus. Das<br />

„Kulturreferat der Exekutivagentur für<br />

Bildung, Audiovisuelles und Kultur“ verteilt<br />

das Geld an findige Antragsteller.<br />

Einige Beispiele für höchst fragwürdige<br />

Förderprojekte: 50.000 Euro zahlt<br />

die Kommission in diesem Jahr für ein<br />

„Europäisches Hip-Hop-Laboratorium“.<br />

<strong>Die</strong> französischen Antragsteller beklagen<br />

das Fehlen einer europäischen Hip-Hop-<br />

44<br />

Kooperation. Hip-Hop müsse in Europa<br />

stärker bekannt gemacht werden. <strong>Die</strong><br />

Zusammenarbeit der Hip-Hopper im<br />

professionellen und im Amateurbereich<br />

sei zu fördern. <strong>Die</strong> EU subventioniert nun<br />

entsprechende Treffen am Rande von<br />

Hip-Hop-Veranstaltungen quer über den<br />

Kontinent. 56.970 Euro spendiert die EU<br />

ebenfalls einem französischen Verein für<br />

ein Europäisches Joystick Orchester. Das<br />

Projekt soll Joystick-Musiker und Komponisten<br />

von Computermusik zusammenbringen<br />

und die Europäer an die se<br />

Kunst heranführen. Ab Oktober <strong>2010</strong><br />

sind Joystick-Konzerte in Italien, Belgien<br />

und Frankreich geplant. 81.000 Euro<br />

kos tet in diesem Jahr die Förderung der<br />

kulturellen Betätigung von Insassen von<br />

europäischen Gefängnissen. <strong>Die</strong> künstlerischen<br />

Fähigkeiten der Gefangenen<br />

müssten mit Hilfe von EU-Geldern bewahrt<br />

werden, meinen die italienischen<br />

Antragsteller. Außerdem wolle man mit<br />

dem Projekt verschiedene Aktivitäten<br />

finanzieren, damit die Öffentlichkeit die<br />

künstlerischen Werke von Gefangenen<br />

besser wahrnehmen kann. 200.000 Euro<br />

ist es der EU-Kommission wert, damit<br />

die Menschen über das „kreative und<br />

demokratische Potenzial“ von Handys<br />

aufgeklärt werden. Hierzu sind u. a.<br />

Workshops geplant. Hauptinhalt des<br />

Projekts ist es, vom Herbst <strong>2010</strong> bis zum<br />

Winter 2011 mit Hilfe von Handys die<br />

„urbanen Realitäten“ von Prag, Timisoara,<br />

Warschau, Barcelona und Paris<br />

zu erkunden. Dort wollen die begünstig-<br />

ten Künstler mit ihren Handys Kurzfilme<br />

drehen. Das Handy soll damit zum „Kreativwerkzeug“<br />

werden. Man wolle damit<br />

das „Massenprodukt“ Handy seiner<br />

„kommerziellen Logik“ entreißen. Vor<br />

lauter grenzenloser Schöngeistigkeit<br />

dieser Art ist es für die Projektbeteiligten<br />

offenbar eine Petitesse, dass ihre Ideen<br />

nur finanziert werden können, weil europäische<br />

Steuerzahler Tag für Tag der<br />

ach so verabscheuungswürdigen „kommerziellen<br />

Logik“ folgen und als Arbeitgeber<br />

und Arbeitnehmer Produkte<br />

anbieten, für die andere Mitmenschen<br />

freiwillig Geld ausgeben.<br />

Magdeburg. Nach Auszug des Magdeburger<br />

Straßenbauamts im Jahr 2006<br />

aus einem Gebäude, das 1970 gebaut<br />

worden war, entdeckte das benachbarte<br />

Finanzministerium des Landes Bedarf<br />

an Büroflächen für 50 Mitarbeiter. Dazu<br />

musste nach fast 40-jähriger Nutzung<br />

das fünfgeschossige Haus erst einmal<br />

saniert werden. Immerhin 870.000 Euro<br />

kostete das. Doch kurz nach dem Einzug<br />

im Oktober 2008 klagten Mitarbeiter<br />

über üblen Geruch und Kopfschmerzen.<br />

<strong>Die</strong> Analyse der Raumluft brachte keine<br />

Aufklärung und lag innerhalb der Richtwerte.<br />

Bohrkerne aus dem Fußboden<br />

belegten dagegen krebserregende Substanzen<br />

unter dem Estrich des Fußbodens.<br />

Daher wurde im April 2009 das<br />

Haus geräumt. <strong>Die</strong> Mitarbeiter kamen<br />

in anderen Büros unter. Für nochmals<br />

40.000 Euro suchten danach Experten<br />

Teure Fehler<br />

weiter die Ursache des Gestanks. Sie<br />

kennen sie bis heute nicht. Eine erneute<br />

„Nachsanierung“ kam nicht mehr in<br />

Frage, und so fiel konsequenterweise<br />

die Entscheidung, das Gebäude nicht<br />

mehr zu nutzen. Es steht leer. Für seine<br />

weitere Verwendung soll es mehrere<br />

Alternativen geben. Endgültig ist noch<br />

nicht entschieden worden. Ein Anbau an<br />

das Hauptgebäude des Finanzministeriums<br />

soll nun neuen Büroraum schaffen.<br />

Kosten: 8 Mio. Euro. Das ging dem<br />

Finanzausschuss des Landtags dann<br />

doch zu weit. Er zeigte Realitätssinn<br />

und lehnte die Bereitstellung der Mittel<br />

ab. Seit eineinhalb Jahren arbeiten<br />

die 50 Mitarbeiter verteilt über mehrere<br />

Standorte in anderen Räumen der<br />

Landesbehörden. Vielleicht greift man<br />

die Anregung einzelner Mitglieder des<br />

Landtags-Finanzausschusses auf, es bei<br />

der Unterbringung in anderen Verwaltungsgebäuden<br />

zu belassen. Das würde<br />

dem Steuerzahler erneute Ausgaben ersparen.<br />

45


Teure Annehmlichkeiten<br />

Luxus aus Steuergeldern<br />

Teure Annehmlichkeiten<br />

Landkreis Lörrach. <strong>Die</strong> Steuerzahler mussten<br />

mehr als 165.000 Euro für den Bau<br />

einer Aussichtsplattform bei Efringen-<br />

Kirchen im Landkreis Lörrach berappen.<br />

Nach den Ausführungen des Regierungspräsidiums<br />

Freiburg wird die Erholungsnutzung<br />

entlang des Rheins durch den<br />

Bau eines Hochwasserrückhaltebeckens<br />

zeitweise eingeschränkt. So ist offenbar<br />

insbesondere der Bereich um die Isteiner<br />

Schwellen, ein Teil des Altrheins, der u.<br />

a. als Naherholungsgebiet dient, betroffen.<br />

Aufgrund dieser Einschränkungen<br />

wurden nach Auskunft der Behörde Ausgleichs-<br />

und Ersatzmaßnahmen festgelegt,<br />

die bestehende Erholungsschwerpunkte<br />

aufwerten sollen. <strong>Die</strong>s führte<br />

dazu, dass eine mächtige Aussichtsplattform<br />

nebst Schautafeln an den Isteiner<br />

Schwellen errichtet wurde. Neben einem<br />

laut Regierungspräsidium spannenden<br />

Ausblick auf die Isteiner Schwellen und<br />

den Fluss kann nun auch unter anderem<br />

die Wasseramsel beobachtet werden.<br />

Hoffentlich „verhagelt“ es den Steuerzahlern<br />

nicht die Aussicht, wenn er auf der<br />

Plattform steht und an die Kosten für das<br />

Bauwerk denkt. Der Bund der Steuerzahler<br />

hält eine solche Aussichtsplattform<br />

für unzeitgemäß. Das hätte man wirklich<br />

nicht gebraucht.<br />

Würselen. Sie sehen aus wie Dinosauriereier<br />

und sind aus Granit. 18 Stück<br />

wurden auf der aufgeforsteten Halde<br />

Gouley bei Würselen verteilt. <strong>Die</strong> ehemalige<br />

Kohlehalde wurde zur EuRegio-<br />

46<br />

nale 2008 neu inszeniert, um „diesen Ort<br />

für Reiter und Spaziergänger erfahrbar<br />

zu machen“. Zur Inszenierung gehören<br />

auch eine Aussichtsplattform und Sitzgelegenheiten,<br />

deren Gestaltung an Papierfalter<br />

erinnert. Am Fuße der Halde<br />

Gouley wartet indes eine weitere Attraktion:<br />

die etwa zehn Meter hohen kohlesauren<br />

Kalkrückstände einer ehemaligen<br />

Sodafabrik, die 1929 ihre Produktion<br />

eingestellt hat. Und auch hier braucht<br />

es plötzlich einen Aussichtssteg und ein<br />

Aussichtsfenster, um die kleine Kalkhalde<br />

zu bewundern. Insgesamt hat die<br />

Verschönerung der Halde rund 95.000<br />

Euro gekostet, zu 80 Prozent vom Land<br />

NRW und zu 20 Prozent von der Stadt<br />

Würselen bezahlt. Nahe der Haupteinkaufsstraße<br />

in Würselen gibt es zwei<br />

weitere Kalkhalden, die brach lagen und<br />

auf „städtebaulich hochwertige Art erschlossen“<br />

wurden, so die Stadt. Städtebaulich<br />

hochwertig? Ein trister Platz, ein<br />

mit Beton eingefasstes Wasserbecken<br />

und zwei verwilderte, etwa 15 Meter<br />

hohe Halden, die man nun über Treppen<br />

erklimmen kann. <strong>Die</strong> steilen Hänge<br />

der kleineren Halde sind gesichert mit<br />

feinmaschigen Edelstahlnetzen und Geländern.<br />

Auf dem Rücken dieser Halde<br />

befinden sich Aussichtsplattformen<br />

und ein Skywalk, eine über den Rand<br />

der Halde hinausragende Aussichtsplattform.<br />

Sie bieten wahlweise einen<br />

Blick in die Fenster eines Mietshauses,<br />

auf einen Supermarkt, den tristen Platz<br />

oder ins Blättergestrüpp. Rund 1,75 Mio.<br />

Euro hat der Kalkhaldenpark gekostet.<br />

Wieder hat das Land 80 Prozent und<br />

die Stadt Würselen 20 Prozent bezahlt.<br />

Doch ganz unabhängig davon, ob man<br />

Graniteier im Wald und die Ausblicke<br />

von den Kalkhalden schön findet oder<br />

nicht – das Dekorieren, Schmücken und<br />

Verzieren <strong>öffentliche</strong>n Grüns mit allerlei<br />

Gedöns ist schlicht überflüssig und lässt<br />

den Blick für das Wesentliche und Wichtige<br />

vermissen. Ein attraktives Naherholungsgebiet,<br />

ein Wald, ein Park werden<br />

auch ohne Kunstobjekte und Aussichtsplattformen<br />

besucht. Würden die <strong>öffentliche</strong>n<br />

Kassen überquellen – niemand<br />

würde sich aufregen. Doch derzeit wird<br />

diese Landschaftskosmetik mit Geld bezahlt,<br />

das nicht mehr vorhanden ist. Wie<br />

tief muss der Schuldensumpf eigentlich<br />

noch werden, damit Land und Kommunen<br />

zur Besinnung kommen?<br />

<strong>Die</strong> Dino-Eier und andere „Verschönerungen“<br />

kosteten 95.000 Euro.<br />

Teure Annehmlichkeiten<br />

Büren. Ginge es nicht um Steuergeld,<br />

wäre es eine lustige Geschichte: Um den<br />

Klängen von Alphörnern zu lauschen,<br />

muss man nicht in die Alpen fahren. Eine<br />

Tour in die Stadt Büren kann ausreichen.<br />

Denn an Wandertagen, Radfahrtagen<br />

oder bei Fahrten der Almetalbahn spielt<br />

dort ein Alphorn-Quartett an der Burgruine<br />

auf einem – im Vergleich zu den Alpen<br />

– sehr kleinen Hügel. Wenn es Menschen<br />

gibt, die daran Spaß haben – bitte.<br />

Doch die Sache hat einen Haken: <strong>Die</strong><br />

vier Alphörner im Wert von 11.000 Euro<br />

wurden mit Steuergeld finanziert. 5.500<br />

Euro zahlte die Stadt, die andere Hälfte<br />

floss aus einem EU-Fördermitteltopf.<br />

<strong>Die</strong> Stadt erklärt es wie folgt: Unter dem<br />

Motto „Auf den Spuren der Naturtöne“<br />

soll das Alphorn-Quartett touristische<br />

Aktivitäten musikalisch umrahmen<br />

und aufwerten. Außerdem werde eine<br />

„mystische Atmosphäre“ im Almetal erzeugt,<br />

der sich kein Mensch entziehen<br />

könne. Dadurch erwarte man „eine positive<br />

Auswirkung auf das Image, den<br />

Bekanntheitsgrad und die touristischen<br />

Einrichtungen des Bürener Landes“. Zudem<br />

stärke das Quartett die Zusammenarbeit<br />

mit der Partnerstadt Mittersill in<br />

Österreich. Denn mit den dortigen Alphorn-Bläsern,<br />

die Büren überhaupt erst<br />

auf die Idee gebracht haben, ein Quartett<br />

zu gründen, sollen nun gemeinsame<br />

Übungslehrgänge und Auftritte stattfinden.<br />

Würde es sich nicht um ein offizielles<br />

Schreiben handeln, könnte man<br />

diese schriftliche Erklärung der Stadt<br />

47


Teure Annehmlichkeiten<br />

glatt für einen Scherz halten. Ein Werbegag,<br />

über den man nur sehr kurz lachen<br />

kann, gefolgt von der Überlegung:<br />

Schade, dass die Partnerstadt in Österreich<br />

nicht Blockflöten-Spieler statt der<br />

Alphornbläser vorgeführt hat. Hätte Büren<br />

diese Idee übernommen, wäre man<br />

deutlich billiger davongekommen.<br />

Winterberg. Da staunen Besucher des<br />

Geschwister-Scholl-Gymnasiums in<br />

Winterberg nicht schlecht: Es glitzert<br />

und funkelt auf dem Schulhof, ein<br />

Kunstwerk aus tausenden von bunten<br />

Mosaiksteinen auf wellenförmigen Betonwänden,<br />

an die sich schneckenförmig<br />

Bänke schmiegen. Stolz stellte die<br />

Schule im vergangenen September der<br />

Öffentlichkeit ihre neue „Kommunikationsinsel“<br />

vor. So taufte man das imposante<br />

Bauwerk, das den Schülern in<br />

den Pausen als Aufenthalts- und Erholungsort<br />

dienen soll. Doch mit dem ursprünglichen<br />

Konzept hat das aufwendige<br />

Kunstwerk nicht mehr viel zu tun.<br />

<strong>Die</strong> Grundidee lieferte ein Schüler des<br />

Gymnasiums, der hierfür sogar mit dem<br />

RWE-Klimaschutzpreis ausgezeichnet<br />

wurde. Nach den Plänen des Schülers<br />

sollten jeweils zwei im Halbkreis aufgestellte<br />

Bänke, angelehnt an einen Wall,<br />

zwischen vier Bäumen den Schülern in<br />

den Pausen als Sitzgelegenheit dienen.<br />

Auch dem Winterberger Rat, dem der<br />

Entwurf des Schülers im Winter 2007<br />

vorgestellt wurde, gefiel das Konzept.<br />

Hierfür gab es ein Preisgeld von 100<br />

48<br />

Euro für den Schüler und von 700 Euro<br />

für das Gymnasium. Da das Preisgeld für<br />

die Schule allein nicht ausgereicht hätte,<br />

um Bänke aufzustellen und Bäume zu<br />

pflanzen, wurde gleich geklotzt statt gekleckert:<br />

33.000 Euro hat die Betonschnecke,<br />

die nun den Schulhof schmückt,<br />

gekostet. 15.000 Euro steuerte die Stadt<br />

Winterberg zu den Gesamtkosten bei,<br />

18.000 Euro wurden durch Sponsoren<br />

finanziert. Das Objekt soll über die funktionale<br />

Nutzung hinaus als ästhetisches<br />

Objekt Sinnträger sein, und man habe<br />

auch die Schülerinnen und Schüler an<br />

der praktischen Gestaltungsausführung<br />

beteiligen wollen, rechtfertigte der Bürgermeister<br />

die radikale Änderung des<br />

Schülerentwurfs und versichert, der<br />

neue Treffpunkt werde zum Verweilen<br />

und Austausch von den Schülern sehr<br />

gut angenommen. Doch das darf bezweifelt<br />

werden, denn wegen der hohen Kosten<br />

und unbequemen Sitze gibt es Kritik<br />

bei den Gymnasiasten. Hässlich, eng und<br />

scharfkantig sei das Objekt, zum Sitzen<br />

schlecht geeignet, ärgerten sich einige<br />

Schüler. Schade, dass ausgerechnet ihnen<br />

das kostspielige Kunstwerk so wenig<br />

gefällt. Offenbar wurden die Wünsche<br />

der Schüler von den Verantwortlichen<br />

nicht wirklich berücksichtigt. Wenn man<br />

die Sponsoren für das Aufstellen von<br />

Bänken und die Begrünung des Schulhofs<br />

nach dem ursprünglichen Konzept<br />

gewonnen hätte, hätten die Schüler und<br />

auch die Steuerzahler sicher mehr von<br />

dem Projekt gehabt.<br />

Bund. Vor gut einem Jahr gerieten 115<br />

Bundestagsabgeordnete in die Schlagzeilen,<br />

als bekannt wurde, dass sie sich<br />

großzügig auf Kosten der Steuerzahler<br />

mit schmucken und teuren Schreibutensilien<br />

ausgestattet hatten. Auch wenn<br />

die Namen der Abgeordneten bis heute<br />

nicht bekannt sind, so steht doch ihre<br />

Einkaufsliste fest: 396 Schreibgeräte<br />

der Nobelmarke Montblanc wurden für<br />

68.800 Euro auf Steuerzahlerkosten beschafft.<br />

<strong>Die</strong> <strong>öffentliche</strong> Empörung war<br />

entsprechend groß. Auch wenn das<br />

Gebaren der Abgeordneten rein formal<br />

nicht zu beanstanden war, blieb dennoch<br />

die Frage nach Maß und Anstand<br />

offen. Denn die Beschaffung der teuren<br />

Schreibwaren erfolgte nicht aus den<br />

Monatsdiäten in Höhe von 7.668 Euro<br />

oder der monatlich steuerfreien Kostenpauschale<br />

von derzeit 3.969 Euro, wie es<br />

eigentlich naheliegen würde, sondern<br />

aus einem Nebentopf – dem sogenann-<br />

Teure Annehmlichkeiten<br />

Das Sachleistungskonto und die ungehemmte Kauflust der Abgeordneten des Bundestags,<br />

die sich in Montblanc-Schreibgeräten niederschlug, sorgte für Unmut.<br />

ten Konto für Sachleistungen – aus dem<br />

jedem Abgeordneten 12.000 Euro pro<br />

Jahr zustehen. Der BdSt kritisierte die<br />

ungehemmte Kauflust der Volkvertreter<br />

und forderte grundlegende Änderungen<br />

für das Sachleistungskonto. Mit dem im<br />

Jahr 1998 geschaffenen Budget können<br />

Abgeordnete sämtliche benötigten Büromaterialen<br />

finanzieren. Aber auch<br />

die verschiedensten IT-Artikel stehen<br />

auf der Bestellliste, von elektronischen<br />

Übersetzungsgeräten, Kaffeevollautomaten,<br />

Digitalkameras, Notebooks,<br />

DVD-Recordern bis hin zu Handys und<br />

den dazugehörigen Freisprechanlagen<br />

für den privaten PKW einschließlich<br />

der Einbauarbeiten. <strong>Die</strong> vom Bund<br />

der Steuerzahler angeführte Kritik rief<br />

den Bundestagspräsidenten sowie den<br />

Ältestenrat auf den Plan, die sich der<br />

Regelungen zum Konto annahmen, um<br />

künftig Missbrauch und Missverständnisse<br />

zu vermeiden. Wenig später dann<br />

49


Teure Annehmlichkeiten<br />

ein Teilerfolg für die Steuerzahler: „Auf<br />

Anregung des Bundestagspräsidenten<br />

hat der Ältestenrat die Regelungen zum<br />

Sachleistungskonto überprüft und beschlossen,<br />

ab sofort Schreibgeräte der<br />

Firma Montblanc und vergleichbare<br />

hochpreisige Kugelschreiber und Füllfederhalter<br />

nicht mehr aus dem Sachleistungsbudget<br />

zu erstatten.“<br />

Schwerte. 1993 war kein gutes Jahr für<br />

Schwerte. In diesem Jahr eröffnete die<br />

Stadt das Freizeit-Allwetterbad (FAB),<br />

das 2009 nach nur 16 Jahren wieder geschlossen<br />

wurde. In der Zwischenzeit<br />

hat das FAB die Steuerzahler vor allem<br />

Geld gekostet. Viel Geld. Das Gesamtdefizit<br />

liegt bei weit über 25 Mio. Euro, und<br />

auch die knapp 9 Mio. Euro Baukos ten<br />

sind noch lange nicht bezahlt. Seit 1993<br />

zählt die Stadt Schwerte außerdem zu<br />

den Haushaltssicherungsgemeinden.<br />

Wer finanziell mit dem Rücken zur Wand<br />

steht, kann aber erst recht kein Spaßbad<br />

mit Sprudelliegen, Sternenhimmel, Wasserfall<br />

und Wasserkanonen schultern.<br />

Warum das FAB erst jetzt geschlossen<br />

wird bzw. überhaupt jemals gebaut<br />

wurde, ist kaum zu begreifen. Obwohl<br />

es immer wieder Stimmen gab, die mahnend<br />

auf den städtischen Schuldenberg<br />

wiesen, der durch die Defizite des FAB<br />

kontinuierlich anstieg und obwohl die<br />

Bürger den Erhalt des FAB nicht unterstützten,<br />

beschloss der Rat erst im Februar<br />

2009 die Schließung – denn 2008<br />

genehmigte der Kreis Unna den städ-<br />

50<br />

tischen Haushalt nicht mehr.<br />

Zu lange hatte die Stadt dem FAB und<br />

seinen Kos ten gleichmütig gegenübergestanden.<br />

Das spiegelt sich auch in<br />

der städtischen Buchführung wider:<br />

Erst seit 2005 werden die Verluste des<br />

FAB sauber erfasst. In den Jahren 2005<br />

bis 2008 waren es nach Darstellung der<br />

Kämmerei 9,6 Mio. Euro. Doch nach dem<br />

Abschlussbericht einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

hat das FAB den<br />

städtischen Haushalt von 1994 bis 2004<br />

mit 19,1 Mio. Euro belastet. Hinzu kommen<br />

weitere 6,4 Mio. Euro, die die Stadt<br />

noch für den Bau des knapp 9 Mio. Euro<br />

teuren FAB abzubezahlen hat. Zudem<br />

fallen bis Ende <strong>2010</strong> Personalkosten in<br />

Höhe von 720.000 Euro an. Nein, 1993<br />

war kein gutes Jahr für Schwerte.<br />

Teure Imagepflege<br />

Steuerfinanzierte Werbung und Imagepolitur<br />

Hennef. Das Prädikat „grober Unfug“<br />

verdienen einige der zehn Kulturprojekte,<br />

mit denen die Stadt Hennef die<br />

Siegschleifen kulturell und touristisch<br />

aufwerten möchte. So kann man im Ortsteil<br />

Allner ein verrostetes Mühlrad besichtigen,<br />

das halb im Laub und Erdreich<br />

vergraben ist. Dafür wurde extra ein<br />

Aussichtssteg gebaut. Eine Mühle zum<br />

Mühlrad gibt es aber längst nicht mehr,<br />

die wurde schon 1973 abgerissen. Heute<br />

verläuft hier eine Landstraße. Jetzt hat<br />

man sich an das Mühlrad erinnert und es<br />

zum Bodendenkmal erklärt. Kosten für<br />

den Aussichtssteg, für Prüfstatik sowie<br />

landschaftspflegerische und denkmalrechtliche<br />

Begleitung: 35.000 Euro. Auf<br />

der gegenüberliegenden Straßenseite<br />

wurden die Mauern des Schlosses Allner<br />

vom Wildwuchs befreit, damit man das<br />

Schlossensemble besser wahrnehmen<br />

kann. Von der Straße aus kann man das<br />

repräsentative Schloss hinter den meterhohen<br />

Mauern allerdings nicht sehen. Nur<br />

von der gegenüberliegenden Siegwiese<br />

aus sieht man ein paar Türme zwischen<br />

Baumwipfeln herausragen. Besichtigen<br />

kann man Schloss Allner auch nicht, es<br />

ist in Privatbesitz. Trotzdem ließ die Stadt<br />

insgesamt 15 Bäume und 100 Quadratmeter<br />

Sträucher vor und auf der Mauer<br />

auf Kosten der Steuerzahler entfernen.<br />

Kosten: 30.700 Euro. Mit 1.000 Euro beteiligte<br />

sich die Schlossverwaltung, die<br />

sich sicher über die preiswerte Mauerpflege<br />

freut. Geprüft wird derzeit auch<br />

noch eine bessere Beleuchtung, damit die<br />

Teure Imagepflege<br />

Mauern nachts gut zu sehen sind. Kleines<br />

Schmankerl am Rande: Inzwischen sind<br />

ein paar Monate ins Land gegangen –<br />

und das Grünzeug hat sich wieder prächtig<br />

ausgebreitet. Drittes Projekt: Ein neu<br />

angelegter Brunnenplatz, der Besucher<br />

über die Ortsgeschichte informieren soll.<br />

Von 1923 bis 1963 gab es das „Marienbrünnchen“,<br />

dessen Wasser einer Sage<br />

nach Heilwirkung haben sollte. Nach<br />

dem Bau der Wahnbachtalsperre blieb<br />

nur noch ein Brunnenschacht mit Metalldeckel<br />

zurück, unzugänglich auf einer<br />

Pferdewiese. Jetzt wurde der Brunnen<br />

erneuert und mit Bänken flankiert. Weidezäune<br />

wurden verlegt und 250 Meter<br />

Fuß- und Reitweg auf dem Privatgrundstück<br />

neu gestaltet. Der Platz ist für Ortsunkundige<br />

schwer zu finden. Wenn sich<br />

trotzdem mal Besucher hierhin verirren,<br />

dürften die ziemlich enttäuscht sein, denn<br />

das berühmte Heilwasser kann man nicht<br />

<strong>Die</strong>s ist eines der Kulturobjekte, mit denen<br />

Hennef die Siegschleife schmückt.<br />

51


Teure Imagepflege<br />

schöpfen: Der Brunnen ist vergittert, damit<br />

niemand hineinfallen kann. Kosten:<br />

67.000 Euro. Gut 130.000 Euro kosteten<br />

den Steuerzahler allein diese drei Projekte<br />

aus dem Regionale-Projekt „Natur<br />

und Kultur quer zur Sieg“. Insgesamt<br />

sind dafür 568.000 Euro Fördermittel<br />

nach Hennef geflossen, weitere 143.000<br />

Euro zahlt die Stadt selbst. Ob es auch<br />

Geld für sinnvollere Projekte gegeben<br />

hätte?<br />

Schleswig-Holstein. <strong>Die</strong> stetig steigenden<br />

Gesundheitskosten werden zu einem<br />

immer größeren Problem des Sozialstaates.<br />

Dabei trägt nicht nur die Krankenversorgung<br />

zur Kostensteigerung<br />

bei, wie unser Beispiel aus Kiel zeigt. Für<br />

sage und schreibe 275.000 Euro richtete<br />

die Landesregierung einen zweitägigen<br />

Gesundheitskongress mit 30 Referenten<br />

und rund 500 Gästen aus. Nach Abzug<br />

von Sponsorengeldern blieb für die<br />

marode Landeskasse immer noch ein<br />

Aufwand von rund 200.000 Euro. Ziel<br />

war es, die Gesundheitsversorgung auf<br />

dem Lande in der Zukunft zu beraten.<br />

Das Ergebnis ist mehr als mager: Man<br />

werde eine flächendeckende Versorgung<br />

im ländlichen Raum nur aufrechterhalten<br />

können, wenn das Angebot<br />

besser vernetzt werde. So das wenig<br />

überraschende Urteil der Fachleute.<br />

Für die Organisation und Durchführung<br />

der Tagung erhielt eine Agentur 65.000<br />

Euro Honorar. Um die 500 Teilnehmer<br />

zu gewinnen, versandte man insgesamt<br />

52<br />

15.000 Einladungen, für die gut 50.000<br />

Euro ausgegeben wurden. Größter Einzelposten<br />

war aber die Verpflegung der<br />

Teilnehmer: <strong>Die</strong>se ließ man sich knapp<br />

57.000 Euro kosten, das sind weit mehr<br />

als 100 Euro pro Person. Wenn für eine<br />

solche Alibiveranstaltung noch so viel<br />

Geld vorhanden ist, kann es um die Finanzsituation<br />

ja so schlimm nicht stehen,<br />

könnte man glauben. Dem ist aber<br />

leider nicht so!<br />

Dresden. <strong>Die</strong> Stadt Dresden verschickte<br />

Ende 2009 eine aufwendig auf Hochglanzpapier<br />

gedruckte 20-seitige Broschüre<br />

„Der neue Konzertsaal im Kulturpalast<br />

Dresden“. <strong>Die</strong>se Broschüre<br />

soll der Information über den geplanten<br />

Konzertsaal innerhalb des Umbauprojekts<br />

des Kulturpalastes dienen, so die<br />

Antwort der Stadtverwaltung Dresden<br />

auf unsere Anfrage. Im Juli 2008 hatte<br />

der Dresdner Stadtrat beschlossen, die<br />

akustisch ungenügende Spielstätte der<br />

Dresdner Philharmonie, den Dresdner<br />

Kulturpalast, in einen Konzertsaal der<br />

internationalen Spitzenklasse umzubauen.<br />

An dem Architektenwettbewerb<br />

hatten sich 28 Büros aus ganz Europa<br />

beteiligt. Zusammen mit der Dresdner<br />

Philharmonie wird auch die Städtische<br />

Bibliothek nach dem Umbau den Kulturpalast<br />

nutzen und in verglasten Türmen<br />

rechts und links des Konzertsaals ihren<br />

Platz finden. Auch das Kabarett „<strong>Die</strong><br />

Herkuleskeule“ soll im Gebäude seine<br />

neue Spielstätte erhalten. In den letzten<br />

Monaten wurde erneut eine Diskussion<br />

über den Neubau eines separaten Konzertsaals<br />

für die Dresdner Philharmonie<br />

von Kritikern des Konzepts „Konzertsaal“<br />

im Kulturpalast angestoßen. Von<br />

der Broschüre wurden 35.000 Exemplare<br />

gedruckt; die Gesamtkosten beliefen sich<br />

auf rund 25.000 Euro. Allein 2.130 Euro<br />

gab die Stadt für den Kauf von Adressen<br />

aus. Der Empfängerkreis der Briefe<br />

setzte sich zusammen aus Abonnenten<br />

der Dresdner Philharmonie sowie Einrichtungen,<br />

Institutionen, <strong>Die</strong>nstleistern<br />

und Partnern, die in einem Bezug zur<br />

Landeshauptstadt Dresden stehen. Der<br />

Bund der Steuerzahler ist der Ansicht,<br />

dass man auch mit anderen, kostengünstigeren,<br />

Möglichkeiten das Projekt<br />

breiteren Bevölkerungsschichten hätte<br />

vorstellen können.<br />

Baden-Württemberg. Für viel Aufsehen<br />

sorgte im Frühjahr <strong>2010</strong> die Informationskampagne<br />

des Kultusministeriums<br />

zur „Qualitätsoffensive Bildung“<br />

in Baden-Württemberg. Landesweit<br />

wurden die Leser der führenden Tageszeitungen<br />

mittels einer Beilage über die<br />

Bestandteile der Qualitätsoffensive unterrichtet.<br />

<strong>Die</strong> Gesamtauflage belief sich<br />

auf stattliche 1,3 Millionen Exemplare.<br />

<strong>Die</strong> Kosten für Druck und Versand allein<br />

für diese Aktion beliefen sich für<br />

die Steuerzahler auf 311.411 Euro. Der<br />

Informationsgehalt der Beilage war<br />

allerdings überschaubar. Auf unsere<br />

Anfrage antwortete das Kultusministe-<br />

Teure Imagepflege<br />

rium, dass man gemessen am Gesamtumfang<br />

der Bildungsausgaben, die<br />

Informationskampagne und die hierfür<br />

bereitgestellten Haushaltsmittel für angemessen<br />

halte. Insgesamt hat man für<br />

die gesamte Informationskampagne 2,5<br />

Millionen Euro vorgesehen. <strong>Die</strong>se umfasst<br />

unter anderem neben zahlreichen<br />

Faltblättern, Leitfäden auch Veranstaltungen<br />

wie „Klassenzimmer on tour“<br />

sowie eine eigene Internetseite. Eine im<br />

Vorfeld der gesamten Kampagne durch<br />

ein Institut durchgeführte Befragung<br />

für rund 38.000 Euro sowie Schokoladetafeln<br />

mit Banderolen für 12.000 Euro<br />

durften natürlich auch nicht fehlen.<br />

Bis 1. April beliefen sich die Ausgaben<br />

für die verschiedenen Maßnahmen auf<br />

920.000 Euro. Ob diese Ausgaben wirklich<br />

angemessen sind, kann bezweifelt<br />

werden. Nach lautstarken Protesten entschied<br />

man sich, den Schwerpunkt der<br />

Kampagne auf dialogorientierte Maßnahmen<br />

zu verlegen und stoppte Anzeigen<br />

und Flyer. Für den Steuerzahler ist<br />

es ärgerlich, wenn sein Geld für teure<br />

Imagekampagnen der Politik ausgegeben<br />

wird.<br />

München. Arbeitet das Bayerische<br />

Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Forsten für den Wald<br />

oder für die Katz? Letzteres scheint offenbar<br />

der Fall zu sein. So hat Ministerialdirigent<br />

W., Leiter der Forstverwaltung<br />

im Bayerischen Staatsministerium<br />

für Ernährung, Landwirtschaft und For-<br />

53


Teure Imagepflege<br />

sten, 2005 offenbar ohne Kenntnis seines<br />

damaligen Staatsministers die Projektgruppe<br />

„Waldumbau - Klimawandel“<br />

einberufen. <strong>Die</strong>se hatte den Auftrag, für<br />

das Bayerische Staatsministerium für<br />

Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />

Lösungsvorschläge und Entscheidungsgrundlagen<br />

zu erarbeiten, „wie<br />

der dringend erforderliche Waldumbau<br />

beschleunigt werden kann“. Dabei wurde<br />

auch ein externes privates Marketingunternehmen<br />

eingeschaltet. <strong>Die</strong>ses wurde<br />

beauftragt, die Projektgruppenarbeit zu<br />

begleiten und zu moderieren. Es sollten<br />

u. a. Vorschläge entwickelt werden, wie<br />

Waldbesitzer erreicht, interessiert, informiert<br />

und motiviert werden können.<br />

Als Ergebnis der Projektarbeit wurde<br />

ein Abschlussbericht verfasst, der u. a.<br />

„die Schaffung eines medialen Humus“<br />

vorschlägt zur Schaffung eines „neuen<br />

Typus des Jägers“ – gegen die „verfilzte<br />

Struktur der Jagd – die uneinsichtigen<br />

Der Bericht der Projektgruppe „Waldumbau<br />

- Klimawandel“ war „für die Katz“!<br />

54<br />

Jäger“. Nach alledem wertete auch der<br />

heutige Bayerische Staatsminister für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Forsten die<br />

im Abschlussbericht der Projektgruppe<br />

getroffenen Aussagen als „völlig überzogen“<br />

und weder seinem Stil noch dem<br />

Stil seines Hauses entsprechend. Er hat<br />

daher das Papier „sofort“ – nachdem er<br />

davon Kenntnis erlangt hat – „offiziell für<br />

gegenstandslos erklärt“. Der Abschlussbericht<br />

werde „wegen der unberechtigten<br />

pauschalen Vorwürfe keinerlei<br />

jagdpolitische Bedeutung erlangen“. Finanzielle<br />

Bedeutung erlangte der Bericht<br />

jedoch für die Steuerzahler, denn diese<br />

hatten ihn zu bezahlen. Wie die Nachfragen<br />

des Bundes der Steuerzahler ergaben,<br />

kostete die externe Beratung 24.000<br />

Euro. Wie gut, dass man die braven Steuerzahler<br />

hat!<br />

Kreis Höxter. Grand Canyon war gestern,<br />

die Hannoverschen Klippen sind heute.<br />

Um der beeindruckenden Felsformation<br />

im Kreis Höxter zu mehr Glanz zu verhelfen,<br />

soll eine Aussichtsplattform in<br />

den Klippen verankert werden. <strong>Die</strong>ser<br />

Skywalk ist eines der Projekte aus dem<br />

Programm „Erlesene Natur“, mit dem<br />

der Kreis Höxter die Natur erlebbar und<br />

attraktiver machen und mehr Besucher<br />

anlocken möchte. Rund 3 Mio. Euro haben<br />

die EU, das Land NRW und der Kreis<br />

Höxter insgesamt dafür locker gemacht.<br />

Für den Skywalk, eine rund fünf mal<br />

vier Meter große Aussichtsplattform mit<br />

einem schmaleren Seitenarm, der über<br />

die Hannoverschen Klippen hinausragen<br />

und den Besuchern einen spektakulären<br />

Blick ins Wesertal bescheren soll, sowie<br />

einen barrierearmen Wanderweg als<br />

Zugang rechnet der Kreis mit Kosten in<br />

Höhe von 500.000 Euro. Was der Kreis<br />

Höxter als „Leuchtturmprojekt“ betitelt,<br />

findet in der Bevölkerung wenig Rückhalt.<br />

Denn es gibt einen historischen Klippenweg,<br />

der zu einem Aussichtspunkt<br />

mit einem so spektakulären Blick ins<br />

Wesertal führt, dass eine Aussichtsplattform<br />

schlicht überflüssig ist. Allerdings<br />

ist dieser Weg seit Beginn der 90er Jahre<br />

aus Sicherheitsgründen gesperrt. Ob er<br />

sich nicht sichern, ggf. verbessern und<br />

wieder öffnen ließe? Der Kreis zeigt sich<br />

in dieser Frage zugeknöpft. Eine Interessengemeinschaft<br />

kritisiert zudem, dass<br />

der stählerne Skywalk, der in die Hannoverschen<br />

Klippen hineingebohrt wird,<br />

das Gesamtbild der Felsen beeinträchtigt<br />

und sich nicht mit dem Naturschutz verträgt.<br />

Sie plädiert dafür, den historischen<br />

Klippenweg wieder zu öffnen. Der Landrat<br />

hatte versichert, keine Entscheidung<br />

gegen den Willen der Bevölkerung zu<br />

treffen. Doch eine Ausschreibung hat<br />

bereits stattgefunden, die Aufträge wurden<br />

an zwei heimische Firmen vergeben.<br />

Ein solches Vorgehen wirft ein denkbar<br />

schlechtes Licht auf die Entscheidungsträger.<br />

Auch dass der anfangs geplante<br />

Rundwanderweg plötzlich nicht mehr zu<br />

dem Projekt gehört, sondern in einem<br />

weiteren Schritt angelegt werden soll<br />

und dass immer wieder andere Kosten<br />

Teure Imagepflege<br />

in der Öffentlichkeit kursieren, macht<br />

stutzig. Der Bund der Steuerzahler wird<br />

den Fall weiter beobachten und die Öffentlichkeit<br />

über die Kostenentwicklung<br />

dieses Prestigeprojekts informieren.<br />

Berlin. <strong>Die</strong> Berliner Senatsverwaltung<br />

für Bildung, Wissenschaft und Forschung<br />

hat im Dezember 2009 eine<br />

Broschüre mit dem Titel „Investitionsprogramm<br />

‚Zukunft Bildung und Betreuung’“<br />

(IZBB) herausgegeben. <strong>Die</strong> 38<br />

Seiten umfassende Schrift dokumentiert<br />

den Ausbau der Berliner Grundschulen<br />

für den Ganztagsbetrieb und dürfte<br />

eine der teuersten Drucksachen des<br />

Berliner Senats sein. Bei einer Auflage<br />

von gerade einmal 250 Stück beliefen<br />

sich die Herstellungskosten durch eine<br />

Fremdfirma auf über 17.000 Euro. <strong>Die</strong>s<br />

entspricht damit Kosten von 70 Euro<br />

pro Exemplar. Reich bebildert ist die<br />

Broschüre mit hochwertigen Architekturfotos<br />

der umgebauten Schulgebäude<br />

sowie mit Fotografien spielender und<br />

lernender Kinder. Unterlegt sind die Abbildungen<br />

mit Aussagen zur Wirkung<br />

von Gestaltung, Licht und Schall. Im<br />

Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses<br />

informierte die zuständige<br />

Staatssekretärin auf Nachfrage, dass im<br />

Rahmen des IZBB-Programms Bund<br />

und Länder vereinbart hätten, wie die<br />

umgesetzten Maßnahmen dokumentiert<br />

werden sollten. <strong>Die</strong> erstellte Broschüre<br />

sei insofern mit dem Bund und den anderen<br />

Bundesländern abgestimmt. <strong>Die</strong><br />

55


Teure Imagepflege<br />

Finanzierung der Broschüre aus der<br />

<strong>Die</strong>nstleistungspauschale sei innerhalb<br />

des IZBB-Programms erfolgt. Insgesamt<br />

habe Berlin einen Anteil in Höhe von 147<br />

Mio. Euro erhalten, wovon rund 275.000<br />

Euro für wissenschaftliche Begleitung,<br />

Evaluation und Publikationen vorgesehen<br />

gewesen seien, ist dem Sitzungsprotokoll<br />

zu entnehmen. Weiter bestätigte<br />

die Staatsekretärin auch, dass die<br />

Broschüre von einer Firma erstellt und<br />

mit 17.504,90 Euro in Rechnung gestellt<br />

worden sei. Sie gesteht dabei aber auch<br />

ein, dass die Frage des Preis-Leistungs-<br />

Verhältnisses sicher noch einmal geprüft<br />

werden müsse. Bearbeitet worden sei die<br />

Broschüre von den Verwaltungsmitarbeitern,<br />

die das IZBB-Programm insgesamt<br />

abgewickelt hätten. Insofern geht der<br />

BdSt davon aus, dass die Broschüre die<br />

Steuerzahler zusammen mit den Kosten<br />

der Verwaltung insgesamt an die 25.000<br />

Euro bzw. rund 100 Euro pro Stück gekostet<br />

haben dürfte. Für eine Schrift mit<br />

einem so geringen Informationsgehalt<br />

und so begrenzten Adressatenkreis ist<br />

das eindeutig zu viel.<br />

Saarbrücken. Mit Urteil vom 1. Juli stellte<br />

der Verfassungsgerichtshof des Saarlandes<br />

fest, dass die CDU-Landesregierung<br />

während des Landtagswahlkampfes<br />

2009 verfassungswidrig Wahlkampf auf<br />

Kosten der Steuerzahler betrieben hat.<br />

Für den Schaden geradestehen will jetzt<br />

niemand. Im Vorfeld der Landtagswahl<br />

vom 30. August 2009 startete die Landes-<br />

56<br />

regierung von Peter Müller (CDU) mehrere<br />

PR-Aktionen. So wurde den Mai-Gehaltsabrechnungen<br />

der Beschäftigten im<br />

<strong>öffentliche</strong>n <strong>Die</strong>nst ein Begleitschreiben<br />

des Ministerpräsidenten beigefügt, in<br />

dem dieser die Verdienste seiner Regierung<br />

um die Staatsdiener über den grünen<br />

Klee lobte. Im Sommer 2009 wurde<br />

eine Broschüre vom Innenministerium in<br />

einer Auflage von 5.000 Exemplaren veröffentlicht,<br />

die den Titel „Saarland – aber<br />

sicher“ trug. Darin wurde darauf verwiesen,<br />

dass unter der CDU-Regierung<br />

deutlich mehr Polizeibeamte eingestellt<br />

worden seien als unter der SPD-Vorgängerregierung.<br />

Schließlich schaltete man<br />

im Zeitraum Mai bis August eine Anzeigenserie<br />

in Nachrichtenblättern verschiedener<br />

Gemeinden unter der Überschrift<br />

„Der Ministerpräsident informiert“.<br />

Garniert mit dem Landeswappen und<br />

dem Konterfei von Peter Müller wurden<br />

unterschiedliche Themen abgehandelt.<br />

Vom BdSt angesprochen, teilte die Staatskanzlei<br />

mit, dass der Schaden durch die<br />

verfassungswidrige Wahlwerbung bei<br />

28.000 Euro liege. <strong>Die</strong> oppositionelle SPD<br />

befürchtet indes einen Schaden von mehr<br />

als 100.000 Euro. Alles deutet darauf hin,<br />

dass den die Steuerzahler tragen müssen,<br />

denn die CDU, zu deren Gunsten die Werbeaktionen<br />

liefen, lehnt einen Ersatz des<br />

Schadens kategorisch ab. Und die Staatskanzlei<br />

teilte dem BdSt lakonisch mit, dass<br />

Ersatzansprüche geprüft und gegebenenfalls<br />

beschieden würden. Mehr war bis<br />

heute nicht zu vernehmen.<br />

Treue <strong>Die</strong>ner, teure <strong>Die</strong>ner<br />

Bürokraten schlagen Kapriolen<br />

München/Taiwan. Ihr „Fernweh“ stillten<br />

16 Mitglieder des Ausschusses für Fragen<br />

des Öffentlichen <strong>Die</strong>nstes des Bayerischen<br />

Landtags. Sie reisten vom 14. bis<br />

21. November 2009 nach Taiwan. Man<br />

wollte in Fernost Erfahrungen über das<br />

dortige Beamtentum gewinnen. „Es ist<br />

bekannt, dass die asiatische Kultur von<br />

besonderer Freundlichkeit geprägt ist.<br />

Ich bin daher sehr neugierig, wie sich<br />

diese Neigung im täglichen Geschäft in<br />

einer großen Behörde, wie beispielsweise<br />

einem Finanzamt, in der Praxis<br />

umsetzen lässt und ob sich davon Anregungen<br />

für unsere Ämter ableiten<br />

lassen“, hieß es vielversprechend im<br />

Reiseantrag der Ausschussvorsitzenden.<br />

Von den Asiaten Freundlichkeit zu<br />

erlernen, insbesondere beim Umgang<br />

mit den Bürgern, ist geradezu grotesk.<br />

Freundlichkeit sollte wohl eine Selbstverständlichkeit<br />

auch unserer Abgeordneten<br />

und Staatsbediensteten sein.<br />

Das auf dem Asientrip zu gewinnende,<br />

konkrete Informationsbedürfnis ist den<br />

Bürgern und Steuerzahlern weder vermittelbar<br />

noch für sie nachvollziehbar.<br />

Ganz anderer Auffassung ist die Präsidentin<br />

des Bayerischen Landtags. Sie<br />

teilte dem Bund der Steuerzahler u. a.<br />

mit, dass „die Informationsprogramme<br />

vor Ort stets so arbeitsintensiv ausgelegt<br />

sind, dass es sich von selbst versteht,<br />

dass nicht das Reisen, sondern die Information<br />

im Vordergrund steht. In einer<br />

globalisierten Welt haben Abgeordnete<br />

nicht nur das Recht, sondern sogar die<br />

Teure <strong>Die</strong>ner<br />

Pflicht, sich in anderen Ländern zu informieren“.<br />

Außerdem entspreche es dem<br />

Selbstverständnis der frei gewählten<br />

Abgeordneten, wie sie sich im Einzelnen<br />

informieren. Sie seien ausschließlich<br />

den Wählern politisch verantwortlich.<br />

Wenn auch nach Mitteilung der<br />

Präsidentin des Bayerischen Landtags<br />

jeder Abgeordnete in einer Wahlperiode<br />

4.400 Euro an mandatsbedingten Reisen<br />

abrechnen kann und der Ausflug nach<br />

Taiwan wohl in diesem Budget enthalten<br />

war, stellen sich die Steuerzahler als<br />

eigentliche Financiers unseres Staates<br />

die Frage, ob in Zeiten einer Finanzkrise<br />

dieser Polittourismus nach Taiwan noch<br />

gerechtfertigt ist.<br />

Landkreis Waldeck-Frankenberg. Fast<br />

drei Monate nachdem Landrat Helmut<br />

Eichenlaub aus seinem Amt ausgeschieden<br />

war, rückte die Kreisverwaltung<br />

erstmals Zahlen über die Höhe der<br />

Reisekosten des ehemaligen Landrats<br />

heraus. Dabei wurde bekannt, das allein<br />

die Reisekosten in den Jahren 2008 und<br />

2009 um 67.000 Euro höher waren als<br />

im Haushalt veranschlagt, obwohl der<br />

Kreisausschuss den Ansatz für <strong>Die</strong>nstreisen<br />

und Partnerschaften bereits 2008<br />

wegen deutlichen Überschreitungen<br />

erhöhen musste. In den zwei Jahren<br />

hatte der Landrat allein 116.000 Euro<br />

für 38 Auslandsreisen ins Burgenland,<br />

die Schweiz, die USA und nach Moskau<br />

ausgegeben. Bekannt wurde auch,<br />

dass die überhöhten Reisekosten im<br />

57


Teure <strong>Die</strong>ner<br />

Kreisausschuss und Parlament mit trickreicher<br />

Darstellung der Bilanz durchgewinkt<br />

wurden. Der Mehrbedarf wurde<br />

rein rechnerisch bei anderen Etatposten<br />

zusammengekratzt. Damit nahmen die<br />

Parlamentarier Mehrkosten von fast 200<br />

Prozent einfach so zur Kenntnis. Inzwischen<br />

ermittelt die Staatsanwaltschaft<br />

und ein Akteneinsichtsausschuss bemüht<br />

sich um eine lückenlose Aufklärung.<br />

<strong>Die</strong>ser stellte auch fest, dass zwei<br />

Reisen doppelt abgerechnet wurden.<br />

Das Regierungspräsidium Kassel hat<br />

bereits ein Disziplinarverfahren gegen<br />

den früheren Landrat eingeleitet. Als sicher<br />

gilt inzwischen auch, dass Eichenlaub<br />

unberechtigt Provisionen in Höhe<br />

von 309.000 Euro für Geldanlagen des<br />

Landkreises in der Schweiz erhalten hat.<br />

62.000 Euro waren bereits auf ein von<br />

Eichenlaub benanntes Konto gebucht<br />

worden. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen,<br />

so ist das als klarer Verstoß gegen<br />

den wirtschaftlichen und sparsamen<br />

Umgang mit Steuergeldern zu werten.<br />

Dann müssen ohne Ansehen der beteiligten<br />

Personen Schadensersatzansprüche<br />

geltend gemacht und strafrechtliche<br />

Schritte eingeleitet werden.<br />

Kreuztal. Gleich zwei Beigeordnete<br />

wählte der Kreuztaler Rat im Januar ab.<br />

Kämmerer und Sozialdezernentin, beide<br />

Wahlbeamte auf Zeit, wurden vorzeitig<br />

aus dem Amt entlassen. Doch was der<br />

Öffentlichkeit als Sparkonzept verkauft<br />

wird, ist teuer. Denn bis zum Ende der<br />

58<br />

achtjährigen Amtszeit muss die Stadt<br />

zunächst noch 75 Prozent der Bezüge<br />

weiterzahlen: insgesamt 165.000 Euro im<br />

Jahr. In den ersten drei Monaten werden<br />

die vollen Bezüge weitergezahlt, danach<br />

reduzieren sich die Kosten auf 134.000<br />

Euro pro Jahr. <strong>Die</strong> Amtszeit des Kämmerers<br />

endet offiziell am 30. April 2012,<br />

die der Sozialdezernentin am 31. Januar<br />

2015. Vorsichtig hochgerechnet zahlen<br />

die Kreuztaler deshalb in den nächsten<br />

fünf Jahren mehr als 400.000 Euro für<br />

zwei Beigeordnete, die nicht mehr für<br />

sie arbeiten.<br />

Der Bürgermeister erklärt, dass man<br />

jetzt pro Jahr 31.000 Euro Personalkosten<br />

spare. Ab 2011 lägen die Einsparungen<br />

durch Wegfall einer Umlage an<br />

die Versorgungskasse sogar bei 66.000<br />

Euro. Nachfolgeregelungen möchte man<br />

intern treffen. Allerdings müssten dann<br />

für Höhergruppierungen jährlich 25.000<br />

Euro veranschlagt werden, so dass unterm<br />

Strich noch 41.000 Euro eingespart<br />

würden. Eine Milchmädchenrechnung.<br />

Denn auch ohne Abwahl hätten sich in<br />

zwei Jahren die Kosten halbieren lassen:<br />

wenn die Amtszeit des Kämmerers<br />

offiziell abläuft und er nicht wiedergewählt<br />

worden wäre. Zu kurz gedacht<br />

ist auch die Rechnung zur Entwicklung<br />

der Umlage an die Versorgungskasse für<br />

kommunale Beamte. Wie sich die Kosten<br />

hierfür entwickeln, hängt davon ab,<br />

wie sich die Zahl der Pensionäre künftig<br />

entwickelt. Und diese steigt – die Stadt<br />

Kreuztal hat ihren Anteil daran.<br />

München/Vietnam. „Das Reisen ist nicht<br />

nur des Müllers Lust“, sondern offenbar<br />

auch die des Ausschusses für Verfassung,<br />

Recht, Parlamentsfragen und Verbraucherschutz<br />

des Bayerischen Landtags.<br />

So unternahmen die 16 Mitglieder<br />

dieses Ausschusses im April dieses<br />

Jahres einen Fernosttrip nach Vietnam.<br />

Anlass dieser Reise sei u. a. gewesen,<br />

Rahmenbedingungen für bayerische<br />

Unternehmen in Vietnam zu erkunden.<br />

Dabei sind aber auch die touristischen<br />

Highlights nicht zu kurz gekommen.<br />

So ist man für einen Tag in die Halong<br />

Bucht im Norden Vietnams gereist. Im<br />

Süden hat man die Cu Chi Tunnel besichtigt,<br />

die der Vietcong während des<br />

Vietnamkrieges unter dem US-Hauptquartier<br />

gebaut hatte. Der Ausschussvorsitzende<br />

vertritt die Auffassung, dass<br />

Teure <strong>Die</strong>ner<br />

<strong>Die</strong> Reiselust führte bayerische Landtagsabgeordnete nach Vietnam und Taiwan.<br />

die frei gewählten Abgeordneten „selbst<br />

entscheiden, welche Informationen sie<br />

für notwendig erachten und auf welche<br />

Weise sie sich informieren. <strong>Die</strong> Informationsreise<br />

nach Vietnam war „gemäß<br />

den bestehenden Regeln vom Ausschuss<br />

beschlossen und vom Ältestenrat genehmigt<br />

worden“.Wenn auch die Fernostreise<br />

der Parlamentarier sich im Rahmen<br />

des jedem Abgeordneten in einer<br />

Wahlperiode zustehenden Budgets von<br />

4.400 Euro für mandatsbedingte Reisen<br />

bewegt hat, sind es doch letztlich die<br />

Steuerzahler, die die Vietnamreise zu<br />

bezahlen haben. Der Ausschussvorsitzende<br />

teilte dem Bund der Steuerzahler<br />

insoweit noch lapidar mit, dass der<br />

Ausschuss für Verfassung, Recht, Parlamentsfragen<br />

und Verbraucherschutz<br />

das „Budget durchaus in dem Bewusst-<br />

59


Teure <strong>Die</strong>ner<br />

sein verwendet, dass es sich dabei um<br />

Steuergelder handelt“. Fraglich ist aber<br />

nach wie vor, ob die Steuerzahler für die<br />

Reiselust ihrer Abgeordneten gerade in<br />

Zeiten knapper <strong>öffentliche</strong>r Mittel noch<br />

Verständnis haben.<br />

Wilster. Wenn man die Stellenanzeige<br />

in der Tageszeitung sieht, könnte man<br />

denken, dass hier ein Großunternehmen<br />

eine Führungskraft sucht. Tatsächlich<br />

geht es aber nur um die Ausschreibung<br />

der Stelle eines neuen leitenden Verwaltungsbeamten<br />

für das Amt Wilstermarsch<br />

im Kreis Steinburg mit gerade<br />

mal rund 12.000 Einwohnern. Fast 5.000<br />

Euro ließ man es sich kosten, auch noch<br />

ein umfassendes Anforderungsprofil im<br />

Anzeigentext unterzubringen.<br />

Dabei machen viele andere Kommunen<br />

und Behörden es längst vor, wie es günstiger<br />

geht: Mit einer ansprechenden<br />

Anzeige im Stellenteil wird auf eine<br />

umfassende Ausschreibung im Internet<br />

hingewiesen. <strong>Die</strong>sen Einwand will<br />

man in Wilster aber nicht gelten lassen:<br />

Schließlich sei die Stellenbesetzung für<br />

das Amt von allergrößter Bedeutung<br />

und deshalb müsse sichergestellt werden,<br />

dass sie auch von allen interessierten<br />

Personen wahrgenommen werde.<br />

<strong>Die</strong>se Argumentation zeigt eine für den<br />

Steuerzahler erschreckende Einstellung<br />

auf. Wer die Gebote von Wirtschaftlichkeit<br />

und Sparsamkeit ernst nimmt, muss<br />

dieses auch nach außen dokumentieren<br />

– so wird ein Schuh daraus!<br />

60<br />

Löhne. <strong>Die</strong> Stadt Löhne hat ihre Verwaltung<br />

neu strukturiert. <strong>Die</strong> Personalkosten<br />

werden dadurch aber nicht sinken. Im<br />

Gegenteil. Das allein wäre für die Steuerzahler<br />

schon ärgerlich genug, doch ein<br />

Detail der Umstrukturierung hat zudem<br />

einen besonders bitteren Beigeschmack:<br />

die Schaffung und Besetzung der Amtsleiterstelle<br />

für Verwaltungssteuerung.<br />

<strong>Die</strong>se Stelle wurde mit der Besoldungsgruppe<br />

A 13 ausgewiesen. Der Beamte,<br />

der zum neuen Amtsleiter für Verwaltungssteuerung<br />

ernannt wurde, befindet<br />

sich noch in der Besoldungsgruppe A 12.<br />

Sein Gehalt stieg damit zum 1. April <strong>2010</strong>.<br />

Schön für den Beamten, schlecht für den<br />

Steuerzahler. Denn der frischgebackene<br />

Amtsleiter befindet sich in Altersteilzeit.<br />

Bis zum 31. Dezember <strong>2010</strong> arbeitet er<br />

In Löhne wurde ein Amtsleiter kurz vor<br />

Pensionierung noch schnell befördert.<br />

noch voll; ab 1. Januar 2011 tritt er jedoch<br />

in die Freistellungsphase seiner Altersteilzeit<br />

ein. Also muss dann ein neuer<br />

Amtsleiter her. Vermutlich jemand, der<br />

sich über eine Gehaltserhöhung freuen<br />

kann. Es kommt aber noch schlimmer:<br />

<strong>Die</strong> Pension eines Beamten richtet sich<br />

– anders als beim Arbeitnehmer – nicht<br />

nach dem Durchschnittsgehalt seines<br />

gesamten Arbeitslebens, sondern nach<br />

dem zuletzt bezogenen Gehalt. <strong>Die</strong> Pension<br />

des Amtsleiters wird also wegen der<br />

Beförderung kurz vor der Pensionierung<br />

steigen. Das heißt, die Steuerzahler müssen<br />

für eine höhere Pension aufkommen,<br />

obwohl der Betroffene dafür so gut wie<br />

keine Leistung erbracht hat. Das hat mehr<br />

als ein Geschmäckle. Zumal diese Beförderung<br />

2009 im Eilverfahren beschlossen<br />

wurde, da <strong>2010</strong> eine Haushaltssicherung<br />

droht. <strong>Die</strong> hat nämlich eine Beförderungssperre<br />

zur Folge, womit der neue<br />

Amtsleiter in der Besoldungsgruppe A 12<br />

geblieben wäre. Schlecht für ihn, schön<br />

für den Steuerzahler.<br />

Wolnzach. Unrühmlich machten der<br />

ehemalige Bürgermeister Josef Sch.<br />

und der frühere Kämmerer Wolfgang Z.<br />

des Marktes Wolnzach von sich reden.<br />

Sie haben in den Jahren 2007 und 2008<br />

ohne Kenntnis des Marktgemeinderats<br />

Kassenkredite über die satzungsgemäß<br />

zulässige Grenze von 3 Mio. Euro hinaus<br />

aufgenommen, und zwar zur Finanzierung<br />

eines umfangreichen Investitionsprogramms.<br />

Infolge der ungenehmigten<br />

Teure <strong>Die</strong>ner<br />

Kreditaufnahme sei dem Markt Wolnzach<br />

ein Schaden in Form einer Zinsbelastung<br />

in Höhe von rund 180.000 Euro entstanden.<br />

Der frühere Kämmerer Wolfgang<br />

Z. hat sich außerdem zwei Autos und einen<br />

Fernseher auf Kosten der Kommune<br />

gleichsam „in die eigene Tasche gesteckt“.<br />

<strong>Die</strong>ses Haushaltsgebaren blieb nicht folgenlos.<br />

Das Landgericht München II hat<br />

den früheren Bürgermeister Josef Sch.<br />

wegen Verwirklichung des Straftatbestands<br />

der Untreue nach § 266 StGB zu<br />

einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren<br />

verurteilt, die allerdings zur Bewährung<br />

ausgesetzt ist. Sein früherer Kämmerer<br />

Wolfgang Z. wurde zu einer Freiheitsstrafe<br />

von drei Jahren ohne Bewährung<br />

verurteilt. Auch wenn die Urteile noch<br />

nicht rechtskräftig sind – es wurde Revision<br />

zum Bundesgerichtshof eingelegt<br />

– haben die Übeltäter gleichsam ihre<br />

„Quittung“ schon bekommen. Aufgrund<br />

der erheblichen Verstöße gegen Haushaltsbestimmungen<br />

hat die Regierung<br />

von Oberbayern gegen den früheren<br />

Bürgermeister des Marktes Wolnzach,<br />

zuletzt Landrat des Landkreises Pfaffenhofen<br />

a. d. Ilm, ein Disziplinarverfahren<br />

eingeleitet, das derzeit wegen des noch<br />

nicht rechtskräftig abgeschlossenen<br />

Strafverfahrens ruht. Josef Sch. wurde<br />

außerdem vorläufig des <strong>Die</strong>nstes enthoben.<br />

Im Interesse der steuerzahlenden<br />

Wolnzacher Bürger bleibt zu hoffen, dass<br />

künftig im Wolnzacher Rathaus wieder<br />

Rechtstreue herrscht.<br />

61


Kostenexplosion<br />

Kostenexplosion<br />

Wenn Projekte aus dem Ruder laufen<br />

Berchtesgaden. Das anspruchsvolle<br />

Projekt „Haus der Berge“, ein modernes<br />

Besucherinformations- und Umweltbildungszentrum,<br />

das in Berchtesgaden<br />

für den dortigen Nationalpark errichtet<br />

wird und Ende des Jahres 2012 fertiggestellt<br />

sein soll, wird den Freistaat<br />

Bayern teuer zu stehen kommen. Das<br />

neue „Nationalpark-Haus“ soll als Anziehungspunkt<br />

in der Region eine zukunftsgerichteteInfrastruktureinrichtung<br />

und eine „Zukunftswerkstatt“ für<br />

Deutschlands einzigen Hochgebirgs-<br />

Nationalpark Berchtesgaden werden.<br />

In einem Zentrum für Naturerlebnis,<br />

ökologische Information und Umweltbildung<br />

wird man Ausstellungen, Umweltbildungswerkstätten<br />

und ein Erlebnisgelände<br />

besuchen können. Während<br />

man im September 2005 noch von Gesamtkosten<br />

in Höhe von 11 Mio. Euro<br />

ausging, war man im Juli 2007 schon<br />

bei Kosten in Höhe von 19 Mio. Euro<br />

für das ehrgeizige Nationalpark-Projekt<br />

angelangt, da eine Machbarkeitsstudie<br />

ergeben hatte, dass der ursprüngliche<br />

Kostenrahmen nicht ausreichend ist, um<br />

eine hinsichtlich Größe und Ausstattung<br />

attraktive Besuchereinrichtung zu schaffen.<br />

Der Freistaat Bayern wird sich mit<br />

15 Mio. Euro an dem anspruchsvollen<br />

Vorhaben beteiligen, 3 Mio. Euro werden<br />

aus EU-Fördergeldern fließen und<br />

eine Mio. Euro soll von dritter Seite<br />

aufgebracht werden. Wenn auch nach<br />

Auffassung des Bayerischen Staatsministers<br />

für Umwelt und Gesundheit das<br />

62<br />

Kosten-Nutzen-Verhältnis des Projekts<br />

„eindeutig positiv“ ist und das „Haus<br />

der Berge“ ein wichtiges touristisches<br />

Investitionsvorhaben für den gesamten<br />

Landkreis Berchtesgadener Land bildet,<br />

sind doch die Steuerzahler die Leidtragenden<br />

der über 70-prozentigen Kostensteigerung.<br />

Zu hoffen bleibt, dass das<br />

„Haus der Berge“ tatsächlich zu einem<br />

„Besuchermagnet“ wird und dass die<br />

Kosten nach Fertigstellung nicht weiter<br />

in die Höhe schnellen.<br />

Neuwerk. Nachdem der Orkan Kyrill die<br />

Ostbake auf der Insel Neuwerk im Jahr<br />

2007 zerstört hatte, sollte der Holzturm<br />

möglichst schnell wieder aufgebaut<br />

werden, denn er sei „unabdingbar erforderlich,<br />

um sicherzustellen, dass die<br />

Wattwanderer und Wattwagen bei auflaufendem<br />

Wasser rechtzeitig die Insel<br />

Neuwerk erreichen können“, so die Begründung.<br />

Weil die angedachte Sponsorenfinanzierung<br />

aber mangels Sponsoren<br />

nicht zustande kam, sprang die<br />

Freie und Hansestadt Hamburg ein, zu<br />

deren Staatsgebiet die Insel seit 700 Jahren<br />

gehört. Im Jahr 2009 wurde der Wiederaufbau<br />

in die Konjunkturoffensive<br />

des Senats integriert, die Bürgerschaft<br />

erteilte ihre Zustimmung zur Realisierung<br />

einer neuen Ostbake im Maßstab<br />

1:2 und bewilligte dafür 110.000 Euro.<br />

Doch nachdem alle Formalien abgeschlossen<br />

waren, entschied sich der<br />

damalige Senator für Wirtschaft und<br />

Arbeit, Axel Gedaschko (CDU), um: <strong>Die</strong><br />

Ostbake sollte doch lieber originalgetreu<br />

aus ihren Ruinen auferstehen. Flugs<br />

wurde neu geplant und die Kosten stiegen<br />

auf 269.699 Euro. Allerdings versäumte<br />

es der ehemalige niedersächsische<br />

Landrat, die zusätzlichen Mittel<br />

bei der Bürgerschaft einzuwerben. <strong>Die</strong><br />

Abgeordneten wurden von den Kostensteigerungen<br />

lediglich auf Nachfrage<br />

der SPD hin informiert; ein klarer Verstoß<br />

gegen das Budgetrecht der Hamburgischen<br />

Bürgerschaft – und eine <strong>Verschwendung</strong><br />

unserer Steuergelder!<br />

Herrenchiemsee. Müssen Bauvorhaben<br />

der <strong>öffentliche</strong>n Hand mit Kostensteigerungen<br />

verbunden sein? <strong>Die</strong>sen Eindruck<br />

gewinnt man jedenfalls bei der<br />

Sanierung des staatseigenen, denkmalgeschützten<br />

Schlosshotels Herrenchiemsee<br />

auf der Herreninsel im Chiemsee.<br />

Dabei steht die Erforderlichkeit der<br />

Sanierung des Schlosshotels, das eine<br />

schlechte Bausubstanz, u. a. mit feuchten<br />

und durch Salz belasteten Kellerwänden,<br />

aufweist, außer Frage, soll doch vielen<br />

Besuchern anlässlich der geplanten Bayerischen<br />

Landesausstellung zum 125.<br />

Todestag König Ludwigs II. im Jahr 2011<br />

auf Herrenchiemsee wieder ein zeitgemäßer<br />

Standard zur Verbesserung des<br />

Besucherservices geboten werden. Doch<br />

bei der Sanierung des Schlosshotels<br />

sind dem Freistaat Bayern die Kosten<br />

gleichsam davongelaufen. Ging man im<br />

Jahr 2008 noch von Kosten in Höhe von<br />

5,9 Mio. Euro aus, war man Ende 2009<br />

Kostenexplosion<br />

schon bei Kosten in Höhe von rund 7,93<br />

Mio. Euro angelangt. Ursächlich für die<br />

Kostensteigerung waren u. a. zusätzliche<br />

Kosten für die Behebung von Baumängeln<br />

(rund 790.000 Euro), höhere Baunebenkosten<br />

(rund 632.000 Euro, u. a. für<br />

eine externe Fachplanung), Zuschlag für<br />

Unvorhergesehenes (rund 234.000 Euro,<br />

insbesondere für Mehraufwendungen<br />

im denkmalgeschützten Bestand) und<br />

ein sog. „Inselzuschlag“ (rund 350.000<br />

Euro wegen höherer Transportkosten<br />

aufgrund der Insellage). Damit sich die<br />

Sanierungskosten nicht noch weiter erhöhen,<br />

hat man mittlerweile ein Projektsteuerungsbüro<br />

beauftragt. Im Sinne<br />

der bayerischen Steuerzahler bleibt zu<br />

hoffen, dass die Sanierung des Schlosshotels<br />

auf Herrenchiemsee im Rahmen<br />

der nunmehr genehmigten Gesamtkosten<br />

von knapp 8 Mio. Euro erfolgreich<br />

abgewickelt werden kann und nicht wieder<br />

neues Geld nachgeschoben werden<br />

muss.<br />

Osnabrück. Selbst 2000 Jahre später<br />

wirft die Varusschlacht im Teutoburger<br />

Wald noch einen langen Schatten. Eine<br />

künstlerische Reflexion der berühmten<br />

Schlacht sollte das großflächige Projekt<br />

„COLOSSAL“ darstellen. Mit einem<br />

verbindlich festgelegten Budget von<br />

500.000 Euro sollten im Osnabrücker<br />

Land vom 25. April 2009 bis Ende 2011<br />

an 14 Standorten die Werke von 20<br />

Künstlern ausgestellt werden. Es sollte<br />

sich zeigen, dass das Kunstprojekt hin-<br />

63


Kostenexplosion<br />

sichtlich der Finanzen seinem Namen<br />

tatsächlich alle Ehre machte: Das ursprüngliche<br />

Budget wurde – so viel steht<br />

jetzt schon fest – um colossale 184.000<br />

Euro, also rund 40 Prozent, überzogen.<br />

Nach Auskunft des Landschaftsverbands<br />

Osnabrücker Land, dem Träger<br />

von „COLOSSAL“, waren dafür insbesondere<br />

Mehrausgaben bei der Erstellung<br />

der Kunstwerke und krisenbedingt<br />

geringere Sponsorengelder verantwortlich.<br />

Wie das Rechnungsprüfungsamt<br />

des Landkreises Osnabrück feststellte,<br />

hatte der Landschaftsverband auch<br />

kein zeitnahes und dem Projekt angemessenes<br />

Finanzcontrolling betrieben.<br />

Zur Rechtfertigung hieß es vonseiten<br />

der Projektverantwortlichen, dass alle<br />

Beteiligten in die operative Abwicklung<br />

des Projekts eingebunden waren und<br />

daher ein Controlling nur eingeschränkt<br />

stattgefunden habe. Das hohe Defizit<br />

schultert der Landschaftsverband nun<br />

aus seinen eigenen Rücklagen und aus<br />

seinem Haushalt <strong>2010</strong>. Ohnehin sieht<br />

der Verband, der sich zu großen Teilen<br />

aus Steuergeldern finanziert, das Defizit<br />

weniger kritisch.<br />

Schließlich sei ein für die Region einmaliges<br />

Kunstevent ermöglicht worden.<br />

<strong>Verschwendung</strong> liege daher nicht vor.<br />

Offenkundig gelten in der Kunstszene<br />

andere Maßstäbe für den sparsamen<br />

Einsatz von <strong>öffentliche</strong>n Geldern. Zum<br />

Glück vergeht bis zum nächsten tausendsten<br />

Jahrestag der Varusschlacht<br />

noch sehr viel Zeit.<br />

64<br />

<strong>Die</strong>burg. Wenn ein Bürgermeister einräumt,<br />

dass seine Mitarbeiter im Bauamt<br />

zeitlich überfordert gewesen seien und<br />

auch grundsätzlich kein professionelles<br />

Controlling bei einem größeren Bauprojekt<br />

durchführen könnten, so zeigt dies<br />

zwar Einsicht, bedeutet aber für den<br />

Steuerzahler erst einmal nichts Gutes.<br />

Hintergrund ist der Bau der <strong>Die</strong>burger<br />

Stadthalle. <strong>Die</strong> bis zum Frühjahr auf 5,4<br />

Mio. Euro angesetzten Nettokosten für<br />

die „Römerhalle“ vermehrten sich von<br />

Dezember 2009 bis Februar <strong>2010</strong> schlagartig<br />

um 1,8 Mio. Euro. Dabei ist ein<br />

Anstieg bei den allgemeinen Baukosten<br />

wegen der konjunkturellen Lage um rund<br />

200.000 Euro durchaus nachvollziehbar.<br />

Dass man aber eine völlig unzureichende<br />

Beschallungsanlage einplante, die Gestaltung<br />

der Außenanlage nicht berücksichtigte<br />

und eine äußerst ungenügende<br />

Brandmeldeanlage vorsah, ist nicht zu<br />

entschuldigen. Hinzu kommen weitere<br />

völlig unverständliche Pannen: Bei den<br />

Anschlüssen für Strom, Wasser und Gas<br />

gab es Fehlplanungen für 52.000 Euro,<br />

bei der Möblierung des Hallenrestaurants<br />

hat man sich schlichtweg verkalkuliert,<br />

bei der Kostenabrechnung wurde<br />

ein Tiefenkeller für 70.000 Euro für eine<br />

eingeplante Wasser-Hebeanlage einfach<br />

vergessen. Dabei sind dies nicht die ersten<br />

Planungen gewesen. Im Jahr 2007<br />

rechnete man für eine einfache Halle<br />

noch mit Bruttogesamtkosten von weniger<br />

als 4,2 Mio. Euro. <strong>Die</strong> deutlich erweiterte<br />

endgültige Kostenplanung, der<br />

Planungschaos beim Bau des zweiten Hamburger Kreuzfahrtterminals.<br />

das Kommunalparlament im März 2009<br />

zustimmte, belief sich auf knapp unter 6,4<br />

Mio. Euro. Jetzt sollen es über 8,4 Mio.<br />

Euro werden. Fazit von Bürgermeister<br />

Werner Thomas: „Für größere Bauvorhaben<br />

braucht man ein professionelles<br />

Controlling. Nur so lassen sich falsche<br />

Kostenberechnungen von Architekten<br />

vermeiden.“ <strong>Die</strong>se Erkenntnis kommt in<br />

<strong>Die</strong>burg leider viel zu spät.<br />

Hamburg. Der Kreuzfahrttourismus<br />

boomt und der Hamburger Hafen<br />

ist Anlaufpunkt zahlreicher schwimmender<br />

Hotels. Deren Abfertigung ist<br />

von den zwei bestehenden Anlegestellen<br />

am Cruise Center kaum noch zu bewältigen.<br />

Deshalb entschied der Senat<br />

im Jahr 2007 zu Recht die Errichtung<br />

eines zweiten Kreuzfahrtterminals.<br />

Doch das Vorhaben wurde nicht etwa<br />

von der städtischen Bauverwaltung in<br />

der Stadtentwicklungsbehörde detailliert<br />

geprüft, geplant und die Ergeb-<br />

Kostenexplosion<br />

nisse dann zusammengefasst, damit die<br />

Hamburgische Bürgerschaft eine fundierte<br />

Entscheidung für oder gegen die<br />

Errichtung des Terminals treffen und<br />

die nötigen Steuergelder bereitstellen<br />

konnte. Vielmehr wurde ein <strong>öffentliche</strong>s<br />

Unternehmen gegründet, das mit 12,4<br />

Mio. Euro ausgestattet wurde und dessen<br />

Aufgaben die Errichtung und der<br />

Betrieb dieser Anlegestelle sein sollten.<br />

Damit wollte der Senat externen Sachverstand<br />

und privates Kapital in das<br />

Projekt einbinden, um möglichst schnell<br />

eine Wirtschaftlichkeit des Vorhabens<br />

sicherzustellen.<br />

Der Sachverstand kam dann unter anderem<br />

in Gestaltung einer Wohnungsbaugesellschaft,<br />

die mittels Geschäftsbesorgungsvertrag<br />

alle laufenden Verwaltungsaufgaben<br />

erledigen sollte und<br />

dafür jährlich 300.000 Euro aus den<br />

Projektmitteln erhielt. Zwei kritische<br />

Punkte hätten zu denken geben müssen:<br />

Zum einen gehörte die Gesellschaft zu<br />

65


Kostenexplosion<br />

100 Prozent der Freien und Hansestadt<br />

Hamburg, weshalb von externem Sachverstand<br />

nicht die Rede sein konnte. Zum<br />

anderen wurden der Gesellschaft von<br />

der Stadt beleihungsfähige Grundstücke<br />

kostenfrei zur Verfügung gestellt, weshalb<br />

private Investoren nach EU-Recht<br />

gar nicht beteiligt werden durften. Doch<br />

die Bedenken, die auch die Opposition<br />

im parlamentarischen Beratungsgang<br />

vorgetragen hatte, wurden von der seinerzeit<br />

mit absoluter Mehrheit ausgestatteten<br />

CDU beiseite gewischt – die<br />

Fischereihafenentwicklungsgesellschaft<br />

mbH & Co. KG (FEG) wurde gegründet.<br />

<strong>Die</strong> Grundlage für die erste Projektplanung<br />

war allerdings ein zu kleines Bemessungsschiff,<br />

weshalb die FEG diese<br />

Pläne verwerfen und neu ausarbeiten<br />

musste. Doch die Gesellschaft war sich<br />

ihrer Arbeit trotz des von der Politik zugetrauten<br />

externen Sachverstands offenbar<br />

nicht sicher genug, denn sie bat<br />

die Betriebsgesellschaft für das Cruise<br />

Center, die Entwurfsplanung kritisch<br />

gegenzulesen. <strong>Die</strong> wurde ursprünglich<br />

nicht ins Boot geholt, damit sie sich bei<br />

einer Ausweitung ihrer Aufgaben nicht<br />

verzettelt, obwohl es sich um teils identische<br />

Tätigkeiten gehandelt hätte.<br />

Das Planungschaos hätte wohl vermieden<br />

werden können, wenn sich der Senat<br />

auf hanseatische Tugenden besonnen<br />

und das zusätzliche Kreuzfahrtterminal<br />

mit der eigenen Hochbauverwaltung<br />

geplant hätte. Dann wäre allerdings die<br />

66<br />

Vorlage der sogenannten Haushaltsunterlage-Bau<br />

(HU-Bau) zwingend erforderlich<br />

gewesen, in der alle Informationen<br />

zur Errichtung, zum Betrieb und<br />

zur Wirtschaftlichkeit des Vorhabens<br />

detailliert dargestellt und nachgewiesen<br />

werden müssen. <strong>Die</strong>se konservative<br />

Planung soll Planungsfehler minimieren<br />

und dazu beitragen, Bauprojekte<br />

wirtschaftlich zu errichten. Doch weil<br />

die HU-Bau auch kritische Fragen der<br />

Opposition provoziert und gerade die<br />

bei politisch gewollten Leuchtturmprojekten<br />

umgangen werden sollen, nimmt<br />

der Trend zur Gründung städtischer Unternehmen<br />

zur Realisierung von Bauprojekten<br />

in Hamburg zu. Das ist wiederum<br />

Auslöser für zum Teil enorme<br />

Kostensteigerungen bei <strong>öffentliche</strong>n<br />

Bauprojekten, wie im Fall des zweiten<br />

Kreuzfahrtterminals: Hier werden nun<br />

60 Prozent mehr ausgegeben als ursprünglich<br />

veranschlagt, also rund 30<br />

Mio. Euro.<br />

Aufgedeckt<br />

Rechnungshöfe werden fündig<br />

Europa. <strong>Die</strong> EU-Mitgliedstaaten wollen<br />

zusammen mit sechs weiteren Nationen<br />

einen Kernfusionsreaktor bauen. ITER<br />

(International Thermonuclear Experimental<br />

Reactor) nennt sich dieser Versuch,<br />

Wasserstoffkerne miteinander zu<br />

verschmelzen. Derzeit schmelzen aber<br />

lediglich Steuergelder. Im Jahr 2001 hieß<br />

es, die EU werde 2,7 Mrd. Euro zu den<br />

ITER-Baukosten beisteuern müssen. Inzwischen<br />

geht die EU-Kommission davon<br />

aus, dass sich der EU-Beitrag fast<br />

verdreifachen wird – auf 7,2 Mrd. Euro!<br />

Das ist ein Mehrbedarf von 4,5 Mrd.<br />

Euro. Einen Teil der Lücke müsste Frankreich<br />

schließen, da dort der ITER gebaut<br />

wird. Doch der Großteil des Mehrbedarfs,<br />

rund 3,7 Mrd. Euro, müsste von<br />

EURATOM und damit aus dem EU-<br />

Haushalt finanziert werden. Noch wird<br />

auf EU-Ebene darum gerungen, wie die<br />

Finanzierungslücke geschlossen werden<br />

kann. Im Gespräch sind Kostensenkungsmaßnahmen,Haushaltsumschichtungen<br />

oder Kredite der Europäischen<br />

Investitionsbank. Hauptleidtragende<br />

dürften die deutschen Steuerzahler sein,<br />

die mit knapp 20 Prozent den größten<br />

Beitrag zum EU-Haushalt leisten.<br />

Wie konnte es zu dieser Kostenexplosion<br />

kommen? <strong>Die</strong> EU-Kommission spricht<br />

diplomatisch von „Problemen in Bezug<br />

auf die Verwaltung des gemeinsamen<br />

Unternehmens „Fusion for Energy“ und<br />

der internationalen ITER-Organisation“.<br />

Der Europäische Rechnungshof beklagt<br />

mangelhafte Kontroll- und Finanzin-<br />

Aufgedeckt<br />

formationssysteme sowie Vergabefehler<br />

durch „Fusion for Energy“. Dessen<br />

Chef ist Anfang <strong>2010</strong> zurückgetreten,<br />

auch wenn ein Zusammenhang mit<br />

der Kostenexplosion offiziell bestritten<br />

wird. <strong>Die</strong> Bundesregierung sieht<br />

Abstimmungsprobleme zwischen den<br />

Partnerstaaten und die zweifellos große<br />

Komplexität des Projekts als weitere<br />

Gründe.<br />

So weit, so schlecht. Doch vor allem ist<br />

zu konstatieren, dass das ITER-Abkommen<br />

ein ziemlich unverblümter Vertrag<br />

zu Lasten Dritter ist. Denn die EU bzw.<br />

EURATOM haben gar kein Recht, von<br />

dem Abkommen zurückzutreten! Was<br />

immer ITER kostet, die europäischen<br />

und damit vor allem die deutschen Steuerzahler<br />

sind zur Begleichung der Rechnung<br />

verpflichtet. Wer will angesichts<br />

solch eines Blankoschecks überrascht<br />

sein, wenn dann die Kosten tatsächlich<br />

explodieren.<br />

Brandenburg. Zur Einführung umweltschonender<br />

Verfahren in der Landwirtschaft<br />

und der Produktivitätsverbesserung<br />

der Betriebe förderte das Land<br />

Brandenburg zwischen 2004 und 2006<br />

landwirtschaftliche Betriebe mit insgesamt<br />

rund 39 Mio. Euro. <strong>Die</strong> mit der<br />

Förderung beauftragte InvestitionsBank<br />

des Landes Brandenburg beachtete nach<br />

Feststellungen des Landesrechnungshofs<br />

die Zuwendungsvoraussetzungen<br />

nicht ausreichend. Entgegen der Förderrichtlinie<br />

bewilligte sie Zuschüsse an<br />

67


Aufgedeckt<br />

Existenzgründer und prüfte die Einkommensgrenzen<br />

der Antragsteller nicht<br />

vollständig. Allein für zehn geprüfte<br />

Darlehensförderungen wurden rund<br />

338.000 Euro überhöhte Zinszuschüsse<br />

ausgezahlt. Für unangemessen hoch<br />

hält der Landesrechnungshof auch die<br />

der InvestitionsBank zugeflossenen Entgelte<br />

in den geprüften Fällen für die Geschäftsbesorgung<br />

bei Refinanzierungsdarlehen<br />

in Höhe von rund 388.000 Euro<br />

(24 Prozent der bewilligten Zuschüsse).<br />

Das Entgelt an die InvestitionsBank für<br />

die zinsverbilligten Refinanzierungsdarlehen<br />

erstattete ihr sowohl der Zahlungsempfänger<br />

als auch dessen Hausbank,<br />

so dass sich für den Zahlungsempfänger<br />

regelmäßig nominale Zinssätze ergeben,<br />

die zwei Prozentpunkte über den Refinanzierungssätzen<br />

der InvestitionsBank<br />

lagen. <strong>Die</strong>se doppelte Entrichtung der<br />

Entgelte an die InvestitionsBank ist für<br />

den Landesrechnungshof nicht nachvollziehbar.<br />

Zudem fehlten entsprechende<br />

Berechnungsgrundlagen.<br />

Bad Bergzabern. Aus einem leer stehenden<br />

Gebäudekomplex in der südpfälzischen<br />

Stadt Bad Bergzabern wollte ein<br />

Wormser Investor ein Vier-Sterne-Hotel<br />

machen. Nach Verhandlungen mit der<br />

Stadt und dem Land einigte man sich<br />

darauf, die Umbaukosten von 3,1 Mio.<br />

Euro wie folgt zu verteilen: 1,9 Mio. Euro<br />

sollte das Land tragen, die Stadt und der<br />

Investor jeweils etwa 600.000 Euro. Als<br />

die Kosten auf 6,23 Mio. Euro angestie-<br />

68<br />

gen waren, mahnte der Rechnungshof,<br />

eine 90-prozentige Subvention an einen<br />

Privaten sei nicht zu vertreten. Kurzerhand<br />

zog man einen Plan aus der<br />

Schublade, der nach BdSt-Informationen<br />

schon länger vorgehalten worden<br />

war: <strong>Die</strong> Stadt kauft das Grundstück<br />

und tritt in sämtliche Verträge mit Planern<br />

und Baufirmen ein, der vormalige<br />

Investor bleibt im Projekt als Betreiber<br />

– ein Konzept, das verdächtig an den<br />

Nürburgring erinnert. Das Land gibt<br />

der Stadt, die zum Wahlkreis von Ministerpräsident<br />

Kurt Beck gehört, einen<br />

Zuschuss in Höhe von 5,6 Mio. Euro.<br />

Schließlich hatte Beck diese Maßnahme<br />

zur Chefsache erklärt und als „Leuchtturmprojekt“<br />

tituliert. Der Privatmann<br />

erhält ein Erbbaurecht über zehn Jahre<br />

und darf anschließend das Objekt käuflich<br />

erwerben. <strong>Die</strong> jährliche Pacht soll<br />

120.000 Euro betragen, der Kaufpreis<br />

ist auf 1,4 Mio. Euro taxiert. Ein wahrlich<br />

traumhaftes Geschäft: Der Investor<br />

verabschiedet sich aus allen wirtschaftlichen<br />

Risiken, zahlt in den zehn Jahren<br />

insgesamt 1,2 Mio. Euro an Pacht und<br />

kauft dann das Objekt für 1,4 Mio. Euro.<br />

Für die erbrachten 2,6 Mio. Euro erhält<br />

er dann ein Vier-Sterne-Hotel, das Stadt<br />

und Land vormals über sechs Millionen<br />

Euro gekostet haben. Mittlerweile haben<br />

sich die Baukosten auf 7,2 Mio. Euro<br />

verteuert. Ein Glück für den Privatmann,<br />

dass er das nicht berappen muss – Pech<br />

für die Steuerzahler. Und wenn der wirtschaftliche<br />

Erfolg ausbleibt, besitzt die<br />

Stadt ein leer stehendes Hotel und hat<br />

nicht einmal die Pachteinnahmen.<br />

Schleswig-Holstein. <strong>Die</strong> Fraktionen im<br />

Schleswig-Holsteinischen Landtag erhalten<br />

aus dem Landeshaushalt mehr<br />

Mittel als sie tatsächlich benötigen. Das<br />

hat der Landesrechnungshof bei einer<br />

Prüfung festgestellt. Während das Land<br />

diese Mittel aber angesichts eines strukturellen<br />

Defizits von 1,25 Mrd. Euro pro<br />

Jahr durch Kredite aufbringen muss,<br />

legen die Fraktionen die überschüssigen<br />

Gelder teilweise zinsbringend bei<br />

Banken an. Dadurch sind in den vergangenen<br />

zehn Jahren bei den Fraktionen<br />

zwar insgesamt 97.600 Euro Zinsen<br />

eingenommen worden; das Land musste<br />

selbst für die Finanzierung dieser Mittel<br />

im gleichen Zeitraum aber 280.000 Euro<br />

an Schuldzinsen bezahlen. Angesichts<br />

Mit Schulden finanzierte Zuschüsse legen<br />

die Fraktionen für sich zinsbringend an.<br />

Aufgedeckt<br />

der Selbstverständlichkeit, mit der sich<br />

die Parlamentarier am Landesvermögen<br />

bedienen, bleibt dem Steuerzahler die<br />

Spucke weg.<br />

Brandenburg. Für die Beschäftigung von<br />

Hochschulabsolventen als sogenannte<br />

Innovationsassistenten gewährt das<br />

Land Brandenburg Zuschüsse an kleine<br />

und mittlere Unternehmen. Rund 8,4<br />

Mio. Euro wurden zwischen 2004 und<br />

2007 für insgesamt 345 Fördermaßnahmen<br />

bewilligt. Ziel ist, Forschung und<br />

Entwicklung zu stärken, neue Produkte<br />

herzustellen und zu vermarkten sowie<br />

die Verbindungen zwischen Betrieben<br />

und Hochschulen zu festigen.<br />

Der Landesrechnungshof wertet die Erfolgskontrollen<br />

durch das Ministerium<br />

für Wirtschaft und die als Bewilligungsstelle<br />

fungierende InvestitionsBank des<br />

Landes als unzureichend. Für besorgniserregend<br />

hält er die hohe Quote der Mitnahmeeffekte<br />

von ca. 20 Prozent. Rund<br />

618.000 Euro wurden nach Selbstauskünften<br />

der Zuwendungsempfänger an<br />

Unternehmen ausgereicht, die ohnehin<br />

einen sogenannten Innovationsassistenten<br />

eingestellt hätten.<br />

Worms. Einem typischen Fall von „Subventionitis“<br />

kam der Rechnungshof<br />

Rheinland-Pfalz auf die Spur, als er die<br />

Errichtung eines Parkhauses in Worms<br />

genauer unter die Lupe nahm. Rund<br />

sechs Millionen Euro wurden dafür<br />

investiert, etwa je zur Hälfte von Land<br />

69


Aufgedeckt<br />

und Stadt. Doch seit der Fertigstellung<br />

wird offensichtlich, dass das Parkhaus<br />

überhaupt nicht gebraucht wurde. <strong>Die</strong><br />

Auslastung betrug 2006 nur 35 Prozent,<br />

im März 2008 sogar nur 25 Prozent. Vorgegeben<br />

waren für 2007 rund 40 Prozent<br />

Auslastung und im Jahr 2011 sollen 80<br />

Prozent der Parkflächen genutzt werden.<br />

Das wird schwierig, angesichts der<br />

Tatsache, dass in unmittelbarer Umgebung<br />

unentgeltliche Parkplätze zur Verfügung<br />

stehen. Und so gab der Bürgermeister<br />

der Stadt Worms auch freimütig<br />

zu, dass man ohne den Landeszuschuss<br />

das Parkhaus nicht hätte bauen können.<br />

Wenn die wirtschaftliche Grundlage<br />

fehlt, hätte man es gar nicht bauen sollen,<br />

denkt sich da der Steuerzahler.<br />

Land Niedersachsen. Dauernd dienstunfähige<br />

Beamte müssen, um vorzeitig<br />

Ruhegehalt zu erhalten, eine <strong>Die</strong>nstzeit<br />

von fünf Jahren abgeleistet haben. Von<br />

dieser „Wartezeit“ wird abgewichen,<br />

wenn ein <strong>Die</strong>nstunfall oder eine <strong>Die</strong>nstbeschädigung<br />

ursächlich für die <strong>Die</strong>nstunfähigkeit<br />

ist. Weder die eine noch<br />

die andere Voraussetzung lag bei den<br />

Frühpensionierungen zweier niedersächsischer<br />

Lehrerinnen im Alter von<br />

37 und 40 Jahren in den Jahren 2006 und<br />

2008 vor, wie der Niedersächsische Landesrechnungshof<br />

in seinem diesjährigen<br />

Jahresbericht feststellte. <strong>Die</strong> Beamtinnen<br />

hätten deshalb nicht auf Steuerzahlerkosten<br />

mit lebenslangen Versorgungsbezügen<br />

in den vorzeitigen Ruhestand<br />

70<br />

geschickt werden dürfen. Sie hätten vielmehr<br />

entlassen und für den Zeitraum der<br />

Lehrtätigkeit in der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

nachversichert werden<br />

müssen. Obwohl rechtswidrig, bewirken<br />

die Zurruhesetzungen, dass jede der vorzeitig<br />

pensionierten Lehrerinnen rund<br />

1.350 Euro pro Monat Ruhegehalt erhält,<br />

was sich bei einer unterstellten 40-jährigen<br />

Laufzeit zu einer Belastung für<br />

die Steuerzahler von zusammen knapp<br />

1,3 Mio. Euro aufsummieren kann. In<br />

einem der beiden Fälle erstattete der<br />

Bund der Steuerzahler Niedersachsen<br />

und Bremen im Mai <strong>2010</strong> Strafanzeige<br />

wegen des Verdachts der Untreue. <strong>Die</strong><br />

Strafanzeige richtet sich gegen Verantwortliche<br />

der Landesschulbehörde mit<br />

Sitz in Lüneburg. <strong>Die</strong>se Behörde wurde<br />

vom niedersächsischen Landesamt für<br />

Bezüge und Versorgung sechs Tage vor<br />

Beginn des Ruhestandes über die nicht<br />

erfüllte fünfjährige <strong>Die</strong>nstzeit der betreffenden<br />

Lehrerin informiert. <strong>Die</strong> Landesschulbehörde<br />

hätte zu diesem Zeitpunkt<br />

die rechtswidrige Ruhestandsverfügung<br />

noch zurücknehmen und Schaden von<br />

den Steuerzahlern abwenden können.<br />

Sie tat es nach Angaben des Niedersächsischen<br />

Landesrechnungshofs dennoch<br />

nicht und flüchtete sich in Ausreden, die<br />

ihr Fehlverhalten kaschieren sollten. So<br />

hätten der Personalrat und die Frauenbeauftragte<br />

der Behörde vor Rücknahme<br />

der Verfügung gehört werden müssen,<br />

was in den sechs Tagen nicht möglich<br />

gewesen sei. Dabei muss die Rücknahme<br />

eines rechtswidrigen Verwaltungsaktes<br />

gar nicht mit den Vertretungen der Bediensteten<br />

abgestimmt werden. Auch für<br />

die später vorgetragene Behauptung, die<br />

<strong>Die</strong>nstunfähigkeit der Beamtin beruhe<br />

doch auf einer dienstlich veranlassten<br />

Erkrankung, waren in der Personalakte<br />

keine Belege zu finden. <strong>Die</strong> Steuerzahler<br />

erwarten, dass die Verantwortlichen<br />

dieser krassen Fehlentscheidungen zur<br />

Rechenschaft gezogen werden.<br />

Schleswig-Holstein. Wenn man besonders<br />

clever sein will, führt dies nicht<br />

immer zum Erfolg. Das gilt auch für<br />

staatliche Behörden. Skandalös wird<br />

es aber, wenn dabei Rechtsvorschriften<br />

missachtet werden und am Ende der<br />

Steuerzahler zur Kasse gebeten wird.<br />

Einen solchen Fall deckte der Bundesrechnungshof<br />

im schleswig-holsteinischen<br />

Verkehrsministerium auf. Dort<br />

werden auf Rechnung des Bundes die<br />

Baumaßnahmen für Autobahnen und<br />

Bundesstraßen geplant, vergeben und<br />

abgerechnet. Dafür erhalten die Länder<br />

vom Bund ein bestimmtes Kontingent<br />

an Haushaltsmitteln zugewiesen, über<br />

das sie verfügen können. Nun zeigt die<br />

Erfahrung, dass nicht immer alle Mittel<br />

auch zeitnah verwendet werden können.<br />

<strong>Die</strong> nicht benötigten Mittel werden dem<br />

Bundesverkehrsministerium zurückgemeldet<br />

und von diesem für Maßnahmen<br />

eingesetzt, die noch innerhalb des<br />

Haushaltsjahres abgeschlossen werden<br />

können. Auf dieses Verfahren hat das<br />

Aufgedeckt<br />

Land Schleswig-Holstein jahrelang spekuliert.<br />

So wurden systematisch mehr<br />

Aufträge vergeben als Mittel zur Verfügung<br />

standen. Nur durch die Rückgabe<br />

nicht verbrauchter Mittel anderer<br />

Länder konnten die Rechnungen bezahlt<br />

werden. 2008 hat man sich dabei<br />

aber „verzockt“. Schon zu Beginn der<br />

zweiten Jahreshälfte waren die zugewiesenen<br />

Finanzmittel vollständig aufgebraucht.<br />

Jetzt konnte man die fälligen<br />

Rechnungen nicht mehr fristgerecht<br />

bezahlen. Bis Oktober 2008 summierten<br />

sich die offenen Forderungen der Bauunternehmen<br />

auf 27,5 Mio. Euro. Einige<br />

Unternehmen stellten daraufhin ihre<br />

Arbeit ein und setzten Schadenersatzforderungen<br />

durch. So kam es zu vermeidbaren<br />

Mehrkosten von 2,2 Mio.<br />

Euro beim Autobahnbau. <strong>Die</strong>se Mehrbelastung<br />

wurde mit den eigentlich für<br />

2009 zustehenden Mitteln verrechnet.<br />

Dem Steuerzahler können die Details<br />

der Buchungstricks aber egal sein: Das<br />

Geld ist verloren, ohne dass der Straßenbau<br />

vorangekommen ist.<br />

Berlin. <strong>Die</strong> Berliner Wasserpreise liegen<br />

bundesweit mit an der Spitze. Mit über<br />

5 Euro pro Kubikmeter Frisch- und Abwasser<br />

zahlen die Berliner so viel wie<br />

in kaum einer anderen deutschen Stadt.<br />

Und die Preisentwicklung in den letzten<br />

Jahren ist enorm. <strong>Die</strong> Berliner Wasserbetriebe<br />

haben ihre Wasserpreise<br />

seit dem Jahr 2003 um satte 22 Prozent<br />

erhöht. Mittlerweite prüft sogar das<br />

71


Aufgedeckt<br />

Bundeskartellamt, ob es bei den Wasserpreisen<br />

mit rechten Dingen zugeht.<br />

<strong>Die</strong> Berliner Verbraucher müssen die<br />

Preise aber hinnehmen. Da es sich bei<br />

dem Versorger um einen Monopolisten<br />

handelt, gibt es keine Möglichkeit, auf<br />

andere Anbieter auszuweichen.<br />

Wie auch schon in den letzten Jahren<br />

seit 2005, geben die Berliner Wasserbetriebe<br />

im Jahr <strong>2010</strong> viel Geld für eine<br />

Imagekampagne aus. Auf Großplakaten,<br />

in Anzeigen und Flyern posiert ein Entchen<br />

und zeigt den Berliner Verbrauchern,<br />

was man mit Wasser alles machen<br />

kann. Mit der Kampagne im Wert<br />

von rund einer Million Euro wollen die<br />

Berliner Wasserbetriebe ihre Kunden,<br />

darüber informieren, was sie tun, wo<br />

das Wasser herkommt und wo es hingeht.<br />

<strong>Die</strong> Wasserbetriebe gehören zu 50,1<br />

Prozent dem Land Berlin. Der restliche<br />

Teil gehört je zur Hälfte den Unternehmen<br />

RWE und Veolia Wasser. Doch obwohl<br />

die Wasserbetriebe mit 2,3 Mrd.<br />

Euro verschuldet sind, steht der Berliner<br />

Senat zur teuren Werbemaßnahme des<br />

Monopol-Unternehmens. Unterdessen<br />

hat aber auch der Berliner Landesrechnungshof<br />

die Werbeausgaben des Unternehmens<br />

untersucht und festgestellt,<br />

dass Aufwendungen für die Imagekampagnen<br />

der letzten Jahre „angesichts<br />

des bestehenden Anschluss- und Benutzungszwangs<br />

sowie der wiederholten<br />

Erfolglosigkeit dieser Kampagnen in<br />

hohem Maße unwirtschaftlich“ waren.<br />

72<br />

Nach Ansicht des Bundes der Steuerzahler<br />

sollten die Berliner Wasserbetriebe<br />

sich die Ausgaben für sinnlose Imagekampagnen<br />

sparen und stattdessen die<br />

Wassergebühren senken.<br />

Potsdam. Zur Vorbereitung ausländischer<br />

Studienbewerber ohne direkte<br />

Studienberechtigung auf ein Studium in<br />

Deutschland errichtete das Land Brandenburg<br />

1992 ein der Universität Potsdam<br />

zugeordnetes Studienkolleg. Zum<br />

einen betreute das Ausländerstudienkolleg<br />

nur einen Bruchteil aller Studienausländer,<br />

zum anderen das auch noch ohne<br />

greifbaren Erfolg. Nur ca. 1,5 Prozent<br />

aller Kollegabsolventen erreicht einen<br />

Studienabschluss.<br />

Der Landesrechnungshof ermittelte Kosten<br />

von gut 733.000 Euro jährlich im<br />

Etat des Ministeriums für Wissenschaft,<br />

Forschung und Kultur sowie zusätzlich<br />

100.000 Euro als Verwaltungsausgaben,<br />

die entgegen den Haushaltsgrundsätzen<br />

von der Universität Potsdam bestritten<br />

wurden. Nach der Kritik des Landesrechnungshofs<br />

wird das Studienkolleg<br />

Ende des Sommersemesters <strong>2010</strong> geschlossen.<br />

Erfolge<br />

Hier konnte der BdSt <strong>Verschwendung</strong> verhindern<br />

Land Niedersachsen. Eine glückliche<br />

Wendung nahm der Fall der leerstehenden<br />

„Bornemann-Immobilie“ in Obernkirchen<br />

(Landkreis Schaumburg), für<br />

die das Land Niedersachsen über Jahre<br />

hinweg unnützerweise jährlich rund<br />

80.000 Euro Miete an die Eigentümerin<br />

Stadt Obernkirchen zahlen musste. Der<br />

Mietvertrag konnte zum 30. September<br />

<strong>2010</strong> im Zuge eines Eigentümerwechsels<br />

bei der Immobilie (von der Stadt auf<br />

den örtlichen Kreisverband des Deutschen<br />

Roten Kreuzes) vorzeitig beendet<br />

werden. Dafür muss das Land eine<br />

einmalige „Mietausstiegszahlung“ von<br />

100.000 Euro zahlen. Es entfallen aber<br />

die künftigen Mietzahlungen, die für<br />

die ursprünglich verabredete Mietlaufzeit<br />

bis Ende Dezember 2013 insgesamt<br />

rund 260.000 Euro ausgemacht hätten.<br />

Darüber hinaus wird das Gebäude nun<br />

endlich sinnvoll genutzt. Im Schwarzbuch<br />

2008 hatten wir den Einsatz von<br />

Steuergeldern für die leerstehende<br />

Immobilie heftig kritisiert und eine rasche<br />

Verwertung angemahnt. Das Land<br />

Niedersachsen hatte im Dezember 1992<br />

die Immobilie in Obernkirchen für die<br />

Unterbringung von Polizeieinheiten angemietet.<br />

Der Mietvertrag wurde im Dezember<br />

1998 ohne Ausstiegsoption um<br />

weitere 15 Jahre verlängert. Allerdings<br />

wurden die Polizeieinheiten bereits im<br />

September 2005 nach Hildesheim verlegt<br />

– seitdem stand der teuer angemietete<br />

Gebäudekomplex überwiegend leer.<br />

Mit der jetzigen Lösung zur Beendigung<br />

Erfolge<br />

des Mietverhältnisses konnten zumindest<br />

die unnützen Ausgaben seit dem<br />

Leerstand von 660.000 Euro auf eine<br />

halbe Million Euro begrenzt werden.<br />

Ruhrgebiet. <strong>Die</strong> Kritik des Bundes der<br />

Steuerzahler an der Umgestaltung der<br />

A 42 zur „Parkautobahn“ hat Erfolg: Das<br />

Projekt wurde erheblich abgespeckt. Geschätzte<br />

41 Mio. Euro sollten laut einer<br />

Machbarkeitsstudie aufgebracht werden,<br />

um die Industriekultur am Autobahnrand<br />

deutlicher hervorzuheben und<br />

die Autobahn in den sie umgebenden<br />

Emscherlandschaftspark einzubinden.<br />

Inzwischen hat nicht nur die Stadt Essen<br />

ihre Beteiligung an der Umgestaltung<br />

des Autobahnkreuzes Essen-Nord zu<br />

einem „Ohrenpark“ abgesagt. Auch die<br />

Anrainerkommunen von Castrop-Rauxel<br />

bis Oberhausen beteiligen sich nur noch<br />

ideell, aber nicht mehr mit Steuergeld an<br />

der Finanzierung der Parkautobahn. Von<br />

den ursprünglich geplanten fünf Ohrenparks,<br />

gemeint ist eine parkähnliche<br />

Bepflanzung der Innenflächen der Autobahnkreuze,<br />

wird nur einer realisiert.<br />

Das günstigste Angebot lag bei rund<br />

334.000 Euro, so die Ruhr.<strong>2010</strong> auf Anfrage.<br />

Gefördert werde das Projekt vom<br />

Ministerium für Umwelt, Naturschutz,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

NRW. Für die Pflege des Ohrenparks<br />

sei der Landesbetrieb Straßen.NRW zuständig.<br />

Zudem erneuert er für 17 Mio.<br />

Euro Lärmschutzwände und stattet sie<br />

mit Sichtfenstern aus. Landschaftsfens-<br />

73


Erfolge<br />

ter an den Fahrbahnrändern, die wie<br />

übergroße Bilderrahmen besondere<br />

Orte der Industriegeschichte hervorheben<br />

sollten, wird es aber wohl nicht<br />

geben. <strong>Die</strong> „Parktankstellen“ an ausgewählten<br />

Anschlussstellen, an denen man<br />

Informationen über den Emscherlandschaftspark,<br />

die jeweilige Stadt und die<br />

Kulturhauptstadtprojekte bekommen<br />

oder vom Auto aufs Fahrrad umsteigen<br />

sollte, um den Emscherlandschaftspark<br />

zu erkunden, sind zu einfachen Infostelen<br />

geworden. <strong>Die</strong> geschätzten Kosten<br />

hier: 25.000 bis 30.000 Euro. <strong>Die</strong> Autobahnausfahrten<br />

sollten zu Parktoren<br />

werden, wo Skulpturen und Zeichen auf<br />

die Besonderheiten der Stadt oder eines<br />

Stadtteils hinweisen. Auch hier hat man<br />

auf die Gestaltung mit Skulpturen verzichtet<br />

und sich ausschließlich auf eine<br />

Gestaltung mit Mitteln des Garten- und<br />

Landschaftsbaus beschränkt. Insgesamt<br />

werden jetzt Kosten in Millionenhöhe<br />

eingespart.<br />

Bund. Mit großem Brimborium plante<br />

das Bundesinnenministerium die Einführung<br />

des neuen elektronischen Personalausweises<br />

im Herbst dieses Jahres.<br />

Um den Bürgern die technischen<br />

Raffinessen und Vorzüge des scheckkartengroßen<br />

Ausweises schmackhaft<br />

zu machen, war eine aufwändige Roadshow<br />

quer durch Deutschland in Form<br />

eines „begehbaren Personalausweises“<br />

geplant. An verschiedenen Orten und<br />

Marktplätzen sollten die Bürger über die<br />

74<br />

neuen Funktionen des Ausweises aufgeklärt<br />

werden. Auffällig begleitet werden<br />

sollte die Einführung zudem durch eine<br />

umfassende Medienkampagne mit Anzeigen<br />

in diversen Medien. Sieben Mio.<br />

Euro, so der Plan der Ministerialen,<br />

sollte die Einführungskampagne kosten,<br />

die über die Medienkampagnen hinaus<br />

zahlreiche Dialogveranstaltungen, die<br />

Teilnahme an Messen sowie die Produktion<br />

von Informationsbroschüren vorsah.<br />

Aus Sicht des Bundes der Steuerzahler<br />

viel zu viel Selbstbeweihräucherung<br />

in Anbetracht klammer <strong>öffentliche</strong>r<br />

Kassen. <strong>Die</strong> mediale Kritik des Bundes<br />

der Steuerzahler fand letztlich Gehör<br />

bei den Haushältern des Bundestages.<br />

Sie kürzten die im Regierungsentwurf<br />

für den Haushalt <strong>2010</strong> vorgesehenen<br />

Haushaltsmittel erheblich, um vier Mio.<br />

Euro. <strong>Die</strong> Einführungskampagne wird<br />

jetzt mit einem Drei-Millionen-Euro-<br />

Budget als Light-Version realisiert. Vor<br />

allem die Roadshow sowie die Anzeigenkampagne<br />

haben kräftig abspecken<br />

müssen. Ersparnis für die Steuerzahler:<br />

Vier Mio. Euro.<br />

Lüdenscheid. Der Lüdenscheider Sportverein<br />

„Turboschnecken“ möchte eine<br />

alte Fabrik für rund 3 Mio. Euro zum<br />

Vereinsheim umbauen. Über diese Pläne<br />

berichtete der Bund der Steuerzahler<br />

kritisch, weil die Finanzierung überwiegend<br />

aus Steuergeldern erfolgen sollte.<br />

60 Prozent sollten aus Städtebaufördermitteln<br />

finanziert werden, mit zehn Pro-<br />

zent wollte sich die Stadt Lüdenscheid<br />

beteiligen. <strong>Die</strong> restlichen Umbaukosten<br />

wollte der Verein aus eigenen Mitteln<br />

zahlen. Doch die Sache hatte zwei Haken.<br />

Erstens: Ob es bei den veranschlagten<br />

Kosten bleibt, war noch ungewiss,<br />

da der Verein bis zur entscheidenden<br />

Ratssitzung kein aussagefähiges Finanz-<br />

und Wirtschaftskonzept vorlegen<br />

konnte. Zweitens: Um die begehrten<br />

Fördermittel des Landes zu erhalten,<br />

hätte die Stadt Lüdenscheid die Gelder<br />

beantragen und 20 Jahre lang für deren<br />

ordnungsgemäße Verwendung haften<br />

müssen. <strong>Die</strong> ohnehin hoch verschuldeten<br />

Lüdenscheider hätte dies teuer zu<br />

stehen kommen können. Zum Beispiel<br />

dann, wenn der Verein die Kredit- und<br />

Unterhaltskosten nicht dauerhaft aus<br />

eigener Kraft zahlen kann oder sich<br />

vorzeitig auflöst. Im schlimmsten Fall<br />

hätte die Stadt Lüdenscheid dann bis zu<br />

1,8 Mio. Euro an Fördergeldern zurückzahlen<br />

müssen. Vor diesem finanziellen<br />

Risiko warnte der BdSt. <strong>Die</strong> Kritik zeigt<br />

jetzt Wirkung: Wie das Ministerium für<br />

Bauen und Verkehr dem BdSt mitteilte,<br />

wurden die Förderbedingungen inzwischen<br />

geändert. Das ursprüngliche Konzept<br />

war nicht förderfähig. Da die Fabrik<br />

aber unter Denkmalschutz steht, will das<br />

Ministerium ab 2011 prüfen, in welcher<br />

Höhe Mittel der Denkmalförderung in<br />

den Umbau fließen können. Vermutlich<br />

wird der Betrag deutlich abgespeckt,<br />

da die Mittel für Denkmalförderung begrenzt<br />

sind. Doch entscheidend ist, dass<br />

Erfolge<br />

jetzt der Antragsteller nach Auskunft<br />

des Ministeriums allein der Sportverein<br />

ist, der auch für die Erfüllung der<br />

Bewilligungsbedingungen einzustehen<br />

habe. <strong>Die</strong> Stadt Lüdenscheid muss deshalb<br />

nicht befürchten, unvorhersehbare<br />

Folgekosten aufgebürdet zu bekommen.<br />

Alles in allem eine erfreuliche Entwicklung,<br />

meint der BdSt.<br />

Landshut. <strong>Die</strong> „Flora“, eine künstlerische<br />

Skulptur, ist das Wahrzeichen des Hans-<br />

Leinberger-Gymnasiums (HLG) in der<br />

Stadt Landshut. Wegen einer beabsichtigten<br />

Umgestaltung des Vorplatzes am<br />

HLG sollte die „Flora“ um ca. 10 Meter<br />

versetzt werden, steht sie doch nach<br />

einem vor drei Jahren errichteten Mensaanbau<br />

„ein wenig verloren im Raum“.<br />

Der „Flora-Versetzungsakt“ sollte im<br />

Zuge einer Vorplatz-Umgestaltung des<br />

HLG erfolgen, bei der z. B. auch Radständer,<br />

Müllcontainer, Verkehrszeichen so-<br />

<strong>Die</strong> „Flora“ bleibt, wo sie ist.<br />

75


Erfolge<br />

wie ein Brunnen versetzt werden sollten.<br />

An Kosten für den gesamten „Umsetzungsspaß“<br />

waren rund 90.000 Euro<br />

vorgesehen, wobei die Hälfte hiervon als<br />

staatlicher Baukostenzuschuss geflossen<br />

wäre. Der Bund der Steuerzahler hat<br />

wachsamen Auges das Vorhaben beobachtet<br />

und beim Oberbürgermeister der<br />

Stadt Landshut am 9. Oktober 2009 u. a.<br />

nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis der<br />

Versetzungsmaßnahme gefragt. Offenbar<br />

fand man Gehör. Am 23. Oktober 2009<br />

hat der Landshuter Stadtrat mit nur einer<br />

Gegenstimme die Gesamtmaßnahme<br />

„Vorplatz-Umgestaltung am HLG“, einschließlich<br />

Versetzung der „Flora“, negativ<br />

beschieden. <strong>Die</strong> „Flora“ bleibt, wo<br />

sie ist – ihre Versetzung und die Kosten<br />

hierfür sind somit kein Thema mehr.<br />

Brandenburg. Für ein WM-Tipp-Spiel<br />

wollte der Landesbetrieb Zentrale IT-<br />

<strong>Die</strong>nstleister (ZIT) mit Steuergeldern Gewinne<br />

ausreichen. Er lockte mit einem<br />

Netbook für 149 Euro, einer Digitalkamera<br />

für 174 Euro und einer PC-Festplatte<br />

für 106 Euro. <strong>Die</strong> Idee zu dem Wettbewerb<br />

stammte aus dem Aufbaustab<br />

des Landesbetriebes im Innenministerium.<br />

Teilnehmen an dem kostenfreien<br />

Tipp-Spiel konnten nur die Landesbediensteten.<br />

Nach harschen Protesten<br />

der Öffentlichkeit und des Bundes der<br />

Steuerzahler zog Innenminister Rainer<br />

Speer die Notbremse und ordnete an,<br />

dass keine Haushaltsmittel eingesetzt<br />

werden dürfen.<br />

76<br />

Berlin. Als touristische Lustreise auf<br />

Steuerzahlerkosten hatte der Bund der<br />

Steuerzahler bereits im Herbst 2009 eine<br />

für <strong>2010</strong> geplante Ausschuss-Reise nach<br />

China bezeichnet und durch seinen massiven<br />

Protest in den Medien mit dazu<br />

beigetragen, dass die Reise letztendlich<br />

abgesagt worden ist. Das Reiseziel für<br />

die rund 25 Parlamentarier zweier Ausschüsse<br />

des Berliner Abgeordnetenhauses<br />

sollte die EXPO in Shanghai sein.<br />

Nach ersten Gerüchten hatte der Bund<br />

der Steuerzahler bereits im Juli 2009 den<br />

Präsidenten des Abgeordnetenhauses<br />

schriftlich aufgefordert, „bei der Prüfung<br />

eines Antrages auch die desolate Finanzlage<br />

Berlins im Auge zu behalten und<br />

ein Zeichen für eine verantwortungsbewusste<br />

und sparsame Ausgabenpolitik<br />

zu setzen“. Auch haben wir erhebliche<br />

Zweifel angemeldet, dass der kostenmäßige<br />

Aufwand in einem vertretbaren<br />

Verhältnis zu einem denkbaren Erkenntnisgewinn<br />

bei den Abgeordneten steht<br />

und sich dem Bund der Steuerzahler vielmehr<br />

der Eindruck aufdrängt, dass die<br />

Attraktivität Shanghais als Fernreiseziel<br />

im Vordergrund steht.<br />

Noch im April <strong>2010</strong> hatten die beiden<br />

Ausschussvorsitzenden dem Bund der<br />

Steuerzahler gegenüber wortreich beschrieben,<br />

welche große Bedeutung<br />

diese <strong>Die</strong>nstreise für Berlin angeblich<br />

hätte. Grundsätzlich habe jeder Ausschuss<br />

einmal in der Legislaturperiode<br />

die Möglichkeit, eine Informationsreise<br />

durchzuführen, hieß es weiter.<br />

Allein die EXPO widme sich besonders<br />

bau- und stadtentwicklungspolitischen<br />

Fragestellungen und sei sehr zielgerichtet<br />

an Metropolen wie Berlin adressiert,<br />

begründeten die beiden Parlamentarier<br />

die Kosten und versprachen, dass dem<br />

Land Berlin diese Erfahrung in Form<br />

von neuen stadtentwicklungs- und wohnungspolitischen<br />

Ideen zugute kommen<br />

werde. Im Mai <strong>2010</strong> wurde die Reise<br />

schließlich abgesagt. Offiziell werden<br />

organisatorische Versäumnisse auf der<br />

chinesischen Seite angeführt, die dem<br />

Ansturm der Besuchergruppen nicht<br />

gewachsen gewesen sei. <strong>Die</strong> Opposition<br />

hingegen wirft der Koalition vor,<br />

die Reise nur aus Angst vor schlechter<br />

Presse abgesagt zu haben und spricht<br />

von einem Kommunikationsdesaster.<br />

Das Abgeordnetenhaus hat für <strong>2010</strong> ein<br />

Budget von 125.000 Euro für <strong>Die</strong>nstreisen<br />

der Mitarbeiter und Abgeordneten<br />

eingeplant. Wenn auch nicht die gesamten<br />

Kosten angefallen sind, werden die<br />

Steuerzahler aber trotzdem auf Stornokosten<br />

in vierstelliger Höhe sitzen bleiben.<br />

In Regress nehmen will der Berliner<br />

Parlamentspräsident deshalb aber niemanden,<br />

weil es sich um eine politische<br />

Entscheidung gehandelt habe.<br />

Bremen. Nach scharfer Kritik des Bundes<br />

der Steuerzahler beendet Bremen nach<br />

elf Jahren endlich sein hoch defizitäres<br />

Musical-Abenteuer. Zum Ende Februar<br />

2011 steigt die Hansestadt aus dem<br />

Musical-Betrieb am Richtweg aus. Im<br />

Erfolge<br />

Schwarzbuch 2009 berichteten wir zuletzt<br />

über das dort aufgeführte Musical „Marie<br />

Antoinette“. Passend zur Titelheldin<br />

– Zeitgenossen gaben ihr aufgrund ihrer<br />

<strong>Verschwendung</strong>ssucht den Spitznamen<br />

„Madame Déficit“ – generierte das Musical<br />

statt des erhofften Plus ein stattliches<br />

Minus von 2,5 Mio. Euro. <strong>Die</strong> Ursachen<br />

dafür lagen primär in den gestiegenen<br />

Produktionskosten und unzureichenden<br />

Umsatzerlösen. Auch kamen die erwarteten<br />

Verträge zur Weitervermarktung<br />

des Musicals nicht zustande. Das Stück<br />

„Marie Antoinette“ war allerdings nur<br />

der letzte in einer ganzen Reihe von<br />

spektakulären Flops. Das 1999 angesetzte<br />

Dauermusical „Jekyll und Hyde“ musste<br />

wegen fehlender Wirtschaftlichkeit vorzeitig<br />

abgesetzt werden. Das nachfolgende<br />

Musical „Hair“ ging sogar pleite.<br />

Kurze Zeit später zog für zwei Jahre<br />

das Theater Bremen ein, weil das Haus<br />

am Goetheplatz grundlegend renoviert<br />

wurde. Seit Juli 2004 liegt der Betrieb des<br />

Musical-Theaters in den Händen einer<br />

städtischen GmbH. Hierfür wurde das<br />

Gebäude für ca. 420.000 Euro pro Jahr<br />

angemietet und an Veranstalter weitervermietet.<br />

Allerdings erwirtschaftete<br />

die städtische GmbH seitdem ein durchschnittliches<br />

Defizit von rund 550.000<br />

Euro pro Jahr. Mit der Kündigung des<br />

Musical-Vertrags kann Bremen nun seine<br />

finanziellen Belastungen verringern. Sowohl<br />

die Jahresmiete von 420.000 Euro<br />

als auch das Betreiberrisiko entfallen zukünftig.<br />

Allerdings muss die Hansestadt<br />

77


Erfolge<br />

noch bis 2018 einen Kapitaldienst von<br />

jährlich gut 2,2 Mio. Euro für den kreditfinanzierten<br />

Gebäudeumbau leisten.<br />

<strong>Die</strong> Bilanz: Das Musical-Abenteuer hat<br />

Bremen laut Auskunft der Wirtschaftsdeputation<br />

einen Gesamtaufwand von rund<br />

58 Mio. Euro beschert. Doch aus Steuerzahlersicht<br />

ist in diesem Fall ein Ende<br />

mit Schrecken besser als ein Schrecken<br />

ohne Ende.<br />

Bund. Es war im Jahr 2003, als der Deutsche<br />

Bundestag seine eigene Sauna im<br />

Berliner Marie-Elisabeth-Lüders-Haus<br />

bekam. Der Bund der Steuerzahler hatte<br />

diese Form von Politluxus (Kostenpunkt:<br />

mehrere zehntausend Euro, genaue Angaben<br />

wollte uns die Bundestagsverwaltung<br />

nicht machen) von Anfang an<br />

kritisiert. Sieben Jahre später wird die<br />

Bundestagssauna nun geschlossen. In<br />

unmittelbarer Nähe der bisherigen Sauna<br />

soll ein öffentlich zugängliches Bistro<br />

errichtet werden. <strong>Die</strong> Bundestagssauna<br />

wird zur Bistro-Toilette umgebaut. Das<br />

ist gut. Besser noch wäre es gewesen,<br />

wenn auf das eigennützige Saunaprojekt<br />

gleich ganz verzichtet worden wäre.<br />

Wehretal. Der Bund der Steuerzahler<br />

warnte die Gemeinde Wehretal davor,<br />

die stark renovierungsbedürftige Obermühle<br />

zu erwerben. Der Kauf im Jahr<br />

2007 erfolgte ohne schlüssiges Nutzungskonzept<br />

und ohne konkrete Sanierungskostenberechnungen.<br />

<strong>Die</strong> Gemeinde<br />

erhoffte sich eine hohe Förderquote bei<br />

78<br />

unterschiedlichen Förderprogrammen.<br />

Doch auch zwei Jahre nach dem Kauf<br />

der Obermühle konnte die Gemeinde<br />

kein tragfähiges Nutzungskonzept vorlegen.<br />

Im November 2009 stoppte dann ein<br />

Bürgerentscheid die Sanierungspläne<br />

der Gemeinde. Auch die Initiatoren des<br />

Bürgerbegehrens kritisierten die Höhe<br />

der Sanierungskosten von insgesamt 1,7<br />

Mio. Euro und die unüberschaubaren<br />

Folgekosten. <strong>Die</strong>se Auffassung teilte<br />

eine deutliche Mehrheit der Wehretaler,<br />

die entschieden, dass das Grundstück<br />

der Obermühle an einen Investor veräußert<br />

werden soll. Doch wegen der<br />

Größe der Immobilie blieben offenbar<br />

Kaufinteressenten aus, denn bis zum<br />

Redaktionsschluss war noch kein Investor<br />

in Sicht. Der Verkaufspreis bewegt<br />

sich nach Aussage von Bürgermeister<br />

Jochen Kistner zwischen einem Euro<br />

und einer Summe X. Bezahlt hat die Gemeinde<br />

seinerzeit immerhin 37.000 Euro<br />

Wehretal kaufte die Obermühle ohne Nutzungskonzept,<br />

nun ist sie zu haben.<br />

für das Kulturdenkmal. Immerhin muss<br />

der Steuerzahler jezt nicht mehr für die<br />

immens teuren Sanierungs- und Folgekosten<br />

aufkommen.<br />

Lübeck. Lübecks <strong>öffentliche</strong> Toiletten waren<br />

schon öfter Thema im Schwarzbuch<br />

– als <strong>Verschwendung</strong>sfälle. Da wurde an<br />

der neu gestalteten Obertrave ein Toilettenhäuschen<br />

mit Kiosk für 270.000 Euro<br />

gebaut – ein Preis, für den man schon<br />

ein gutes Einfamilienhaus bekommt. Für<br />

den Markt hat man ein Hightech-Klo im<br />

japanischen Design angemietet, für das<br />

die Stadt nach Medienberichten rund<br />

90.000 Euro im Jahr bezahlt. Dennoch ist<br />

das Toilettenangebot in der Altstadt, die<br />

als UNESCO Weltkulturerbe viele Millionen<br />

Besucher im Jahr anlockt, nach<br />

wie vor unzureichend. Einige Einrichtungen<br />

befinden sich zudem in einem<br />

unhaltbaren Zustand. Eine Lösung war<br />

dringend erforderlich. Deshalb wurde<br />

drei Jahre an einem Toilettenkonzept<br />

für die Altstadt gearbeitet. Das Ergebnis<br />

liegt jetzt vor und ist für die Steuerzahler<br />

außerordentlich erfreulich! Seit<br />

dem 1. August <strong>2010</strong> stehen zwölf Toiletten<br />

gastronomischer Betriebe für die<br />

Öffentlichkeit zur Verfügung. Weitere<br />

acht sollen noch folgen. Dafür zahlt die<br />

Stadt an die Betreiber eine Pauschale<br />

von insgesamt 30.000 Euro im Jahr. Wenig<br />

Geld, wenn man bedenkt, dass die<br />

Unterhaltung einer einzigen <strong>öffentliche</strong>n<br />

Toilette rund 15.000 Euro im Jahr kostet.<br />

Das bestechend einfache System ist<br />

Erfolge<br />

nicht neu, bundesweit hat es sich bereits<br />

in 90 Städten und Gemeinden bewährt.<br />

<strong>Die</strong> Nachahmung ist nicht nur für Lübeck<br />

empfehlenswert.<br />

Bad Lippspringe. Es hat rund fünf Jahre<br />

gedauert, doch die Hartnäckigkeit des<br />

Bundes der Steuerzahler hat sich gelohnt:<br />

<strong>Die</strong> umstrittene Umgehungsstraße in Bad<br />

Lippspringe wird nicht gebaut. Bereits<br />

im Dezember 2005 hatte der Bund der<br />

Steuerzahler die geplante Umgehungsstraße<br />

kritisiert. 8,2 Mio. Euro sollte die<br />

1,8 Kilometer lange Trasse kosten, doch<br />

sowohl ihre Notwendigkeit als auch ihre<br />

Entlastungswirkung waren zweifelhaft.<br />

2008 stiegen die Baukos ten auf 9,4 Mio.<br />

Euro. Der BdSt hakte nach und erfuhr,<br />

dass die Mehrkosten auf die Verlängerung<br />

einer Brücke, den gestiegenen Baupreisindex<br />

und die Voruntersuchungen<br />

des Kampfmittelräumdienstes und der<br />

Bodendenkmalpfleger zurückgingen.<br />

<strong>Die</strong> Bezirksregierung Det mold, die der<br />

BdSt eingeschaltet hatte, erklärte, dass<br />

im Planfeststellungsverfahren geprüft<br />

werde, ob die Straße gerechtfertigt sei.<br />

Ende 2009 kam das Aus: „Aufgrund einer<br />

nicht vorhandenen Verhältnismäßigkeit<br />

ist diese Straßenplanung zu beenden“,<br />

hieß es in der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung.<br />

Verkehrslenkende Maßnahmen<br />

seien auf den bestehenden Straßen<br />

möglich und würden zu einer „vergleichbaren<br />

Entlastungswirkung für die Innenstadt<br />

und zu partiellen Leistungsfähigkeitssteigerungen<br />

führen“. Damit wurde<br />

79


Erfolge<br />

die Kritik des BdSt an dem Projekt voll<br />

bestätigt. Auch die Bürger hatten ihre<br />

Zweifel und machten ihre Ablehnung bei<br />

den Kommunalwahlen im Herbst 2009<br />

deutlich: Mit großer Mehrheit stimmten<br />

sie für den Bürgermeisterkandidaten, der<br />

mit klaren Worten gegen die Umgehung<br />

in den Wahlkampf gezogen war. <strong>Die</strong> Kosten<br />

für die bisherige Planung belaufen<br />

sich auf 400.000 Euro. Das ist zwar kein<br />

Pappenstiel, und es hätte sicher weniger<br />

gekostet, wären die Planungen bereits<br />

2005 beendet worden – aber allein die<br />

Tatsache, dass die Stadt Bad Lippspringe<br />

doch noch von einem 9,4 Mio. Euro<br />

teuren Holzweg abgekommen ist, wird<br />

die Steuerzahler freuen.<br />

Schleswig-Holstein. <strong>Die</strong> überflüssige und<br />

teure Beitragsbefreiung des letzten Kindergartenjahres<br />

vor der Schule ist nach<br />

nur einem Jahr vom Landtag wieder<br />

abgeschafft worden. Damit wird eine<br />

Forderung des Bundes der Steuerzahler<br />

zur Konsolidierung des Landeshaushalts<br />

erfüllt. <strong>Die</strong>ses politische „Geschenk“ aus<br />

Zeiten der Großen Koalition kostete das<br />

Land rund 35 Mio. Euro. Jetzt wird ein<br />

Teil des Geldes in eine verbesserte Kindergartenausstattung<br />

investiert. Damit<br />

wird es bedarfsgerecht verwendet, während<br />

die Beitragsbefreiung unabhängig<br />

von der Einkommenssituation der Eltern<br />

war. Von einem Geschenk konnte<br />

man ohnehin nicht sprechen, weil die<br />

Beitragsfreiheit mit neuen Krediten finanziert<br />

worden war. Somit wurden die<br />

80<br />

Eltern entlastet auf Kosten der Kinder,<br />

die diese Schulden irgendwann zurückzahlen<br />

müssen – entweder durch höhere<br />

Steuern oder durch schlechtere staatliche<br />

Leistungen.<br />

Bund. Das Bundeskabinett hatte eigentlich<br />

vor, sich selbst und den vielen Bundesbeamten<br />

die Gehälter in mehreren<br />

Stufen zu erhöhen. Nach den Plänen der<br />

Regierung hätten der Bundeskanzlerin<br />

ab Mitte 2011 rund 4.000 Euro jährlich<br />

mehr zugestanden. Den Beamten und<br />

Pensionären sollte die im Jahr 2006 gekürzte<br />

jährliche Sonderzahlung – das<br />

frühere Weihnachtsgeld – wieder auf<br />

das Ursprungsniveau angehoben, also<br />

aus aktueller Sicht verdoppelt werden.<br />

Insgesamt hätten die Steuerzahler für<br />

die Bundesbeamten und die Mitglieder<br />

der Bundesregierung bis Ende 2012<br />

mehr als eine Mrd. Euro zusätzlich zahlen<br />

müssen. Unmittelbar vor Beginn der<br />

Sparklausur der Regierung Anfang Juni<br />

<strong>2010</strong> forderte der BdSt, die Pläne fallen<br />

zu lassen. Mit Erfolg: Das Bundeskabinett<br />

beschloss, auf die eigene Gehaltssteigerung<br />

zu verzichten und auch die<br />

Sonderzahlung für die Beamten nicht<br />

anzuheben. Der Verzicht der Minister<br />

auf ihre eigene Gehaltsanhebung erspart<br />

den Steuerzahlern Mehrbelastungen<br />

von immerhin rund 53.000 Euro pro<br />

Jahr. <strong>Die</strong> verhinderte Verdopplung der<br />

Sonderzahlung für Beamte spart rund<br />

500 Mio. Euro pro Jahr.<br />

<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

Hier kann <strong>Verschwendung</strong> verhindert werden<br />

Schleswig. <strong>Die</strong> altehrwürdige Residenzstadt<br />

an der Schlei will für den hochpreisigen<br />

Tourismus attraktiver werden. Dazu<br />

meint man, auf eine moderne Therme<br />

nicht verzichten zu können. Nach ersten<br />

Schätzungen soll das Erlebnisbad auf<br />

einem ehemaligen Bundeswehrgelände<br />

etwa 28 Mio. Euro kosten. Den wesentlichen<br />

Anteil soll ein privater Investor finanzieren.<br />

Das Land Schleswig-Holstein<br />

hat Fördermittel in Höhe von 9,8 Mio.<br />

Euro in Aussicht gestellt, wenn sichergestellt<br />

ist, dass es keine Konkurrenz zu<br />

bestehenden Freizeit- und Erlebnisbädern<br />

gibt. Aber genau hier liegt das Problem:<br />

Im Umkreis von 30 Kilometern um<br />

Schleswig gibt es bereits sechs attraktive<br />

Freizeitbäder, ein siebtes ist von einem<br />

privaten Betreiber geplant. Alle diese Bäder<br />

kämpfen um eine ausreichende Auslastung.<br />

Um negative Auswirkungen auf<br />

die Konkurrenz zu verhindern, hat das<br />

Wirtschaftsministerium von einem Gutachter<br />

einen Anforderungskatalog erstellen<br />

lassen. Darin ist festgehalten, dass es<br />

sich um eine rein gesundheitsorientierte<br />

Therme ohne angegliedertes Sportbad<br />

handeln muss, die zudem unmittelbaren<br />

Anschluss an ein Viersternehotel mit<br />

Appartementbetrieb haben soll. Unter<br />

diesen Voraussetzungen könnte mit bis<br />

zu 190.000 Besuchern im Jahr gerechnet<br />

werden. <strong>Die</strong> ursprünglichen Erwartungen<br />

der Stadt lagen bei etwa 260.000<br />

Gästen jährlich. Fraglich ist auch, ob der<br />

gedeckelte jährliche Zuschuss der Stadt<br />

in Höhe von 500.000 Euro einzuhalten ist.<br />

<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

Verschiedene Experten halten dieses Ziel<br />

für unrealistisch. Ein Projekt mit derart<br />

vielen „Wenns“ und „Abers“ ist für die<br />

finanzschwache 24.000-Einwohnerstadt<br />

ein unkalkulierbares Risiko. Dabei liegt<br />

die Alternative so nahe: Das bestehende<br />

Sportbad könnte für 3 Mio. Euro grundsaniert<br />

werden und mit einer weiteren<br />

Million Euro eine Attraktivitätssteigerung<br />

erhalten. <strong>Die</strong>se Lösung wäre der<br />

Leistungsfähigkeit aller Beteiligten angemessen.<br />

Bad Brambach. Bürgermeister Helmut<br />

Wolfram kämpft seit Jahren gegen die<br />

geplante und übliche Luxussanierung der<br />

Deutschen Bahn. Davon betroffen sind<br />

fünf Bahnübergänge in seinem Gemeindegebiet.<br />

Bad Brambach, ein Kurort mit<br />

2.100 Einwohnern, soll ca. 200.000 Euro<br />

Eigenanteil für die Kreuzungsumbauten<br />

aufbringen. Geld, was der Gemeinde<br />

für Aufgaben der Daseinsvorsorge fehlen<br />

würde. Außerdem ist den Gemeindevertretern<br />

der Sinn dieser Sanierung<br />

nicht klar, denn die Strecke ist nicht als<br />

verkehrsbedeutend eingestuft, und wird<br />

nur selten von der Vogtlandbahn benutzt.<br />

Dennoch möchte die Bahn alle Fördermittel<br />

ausnutzen und die Kreuzungen<br />

mit Hilfe der Gemeinde umbauen: Dazu<br />

gehören neben neuen Sig nalanlagen<br />

Schrankensysteme, Schaltanlagen und<br />

auch Schienenerneuerungen, so dass<br />

die Kosten pro Bahnübergang auf über<br />

500.000 Euro ansteigen. Zuviel und am<br />

Bedarf vorbei, rechnet Bürgermeister<br />

81


<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

Um Fördermittel zu erhalten, soll die Strassenbahntrasse unnötig lang werden.<br />

Wolfram vor, denn die Bau- und Betriebsordnung<br />

des Eisenbahnbundesamtes<br />

sieht für die Signalanlagen auch<br />

kostengünstigere Maßnahmen vor, die<br />

lediglich 15.000 Euro kosten würden. Der<br />

Bund der Steuerzahler Sachsen schließt<br />

sich nach Prüfung der Maßnahme der<br />

Einschätzung der Gemeinde an und unterstützt<br />

diese bei der Umsetzung der<br />

kostengünstigsten und zweckmäßigsten<br />

Variante.<br />

Mainz. In der rheinland-pfälzischen<br />

Landeshauptstadt droht ein millionenschwerer<br />

Investitionsflop. Rund 70 Mio.<br />

Euro sollen in eine knapp zehn Kilometer<br />

lange neue Straßenbahntrasse investiert<br />

werden. Davon sollen Bund und<br />

Land 36 bzw. 12 Mio. Euro tragen. Um<br />

an die se Fördermittel aus dem sogenannten<br />

Entflechtungsgesetz, der Nachfolgeregelung<br />

des früheren Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes,<br />

zu gelangen,<br />

muss te das Vorhaben auch stark<br />

ausgeweitet werden. Der ursprüngliche<br />

Plan sah eine drei Kilometer lange Stre-<br />

82<br />

cke vor, die „nur“ 22 Mio. Euro gekostet<br />

hätte. <strong>Die</strong> nächstlängere Variante wäre<br />

auf Kosten von 41 Mio. Euro gekommen,<br />

hätte aber auch noch nicht gereicht, um<br />

an Fördermittel des Bundes zu kommen.<br />

<strong>Die</strong> fließen nämlich nur in Verkehrsvorhaben,<br />

wenn die zuwendungsfähigen<br />

Kosten mehr als 50 Mio. Euro betragen.<br />

Also wurde so „lange“ weiter geplant,<br />

bis man eine Strecke gefunden hatte,<br />

die mehr als 50 Mio. Euro kostet. Bleibt<br />

zu hoffen, dass der Bund die Subventionen<br />

verweigert, weil die Förderkriterien<br />

der dringenden Erforderlichkeit<br />

und der Beachtung der Grundsätze der<br />

Wirtschaftlichkeit und der Sparsamkeit<br />

nicht vorliegen.<br />

Kreis Herzogtum Lauenburg. Nahezu<br />

alle Kommunen wünschen sich, Standort<br />

von erfolgreichen Unternehmen mit<br />

vielen Arbeitsplätzen zu sein. Denn die<br />

Betriebe zahlen Steuern und die Arbeitnehmer<br />

bringen Einkommen in die Region,<br />

das sich ebenfalls positiv auf die<br />

kommunalen Haushalte auswirkt. Aber<br />

rechtfertigt dieses Interesse eine kostenträchtige<br />

Standortwerbung? Und wie<br />

viel Geld darf dafür ausgegeben werden?<br />

Wir erklären das Problem am Beispiel<br />

des Kreises Herzogtum Lauenburg<br />

im südöstlichen Schleswig-Holstein.<br />

Hier haben die Kreistagspolitiker ursprünglich<br />

beschlossen, in den Jahren<br />

2009 bis 2013 500.000 bis 750.000 Euro<br />

pro Jahr für die Standortwerbung auszugeben.<br />

Mit Imageanzeigen in überregionalen<br />

Zeitungen und Wirtschaftsmagazinen<br />

sowie großformatigen Plakaten<br />

im Hamburger Hauptbahnhof und an<br />

Verkehrsachsen sollen potenzielle Interessenten<br />

angesprochen werden. Ein<br />

professionelles kreisweites Flächenmanagement<br />

soll allen Ansiedlungswilligen<br />

einen möglichst optimalen Standort anbieten.<br />

Erklärtes Ziel ist es, durch die se<br />

Aktion bis zu 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze<br />

im Kreisgebiet zu schaffen. Hundert<br />

Arbeitsplätze sollen bereits angesiedelt<br />

worden sein, besagt eine erste Zwischenbilanz.<br />

Finanziert werden soll die<br />

Werbung durch erwartete zusätzliche<br />

Ausschüttungen der Kreissparkasse.<br />

Doch das Konzept wird heftig kritisiert:<br />

Denn allen Experten ist klar, dass durch<br />

die Werbekampagne keine neuen Unternehmen<br />

mit zusätzlichen Arbeitsplätzen<br />

gegründet werden. Bestenfalls kann erreicht<br />

werden, dass die Unternehmen in<br />

den Kreis Herzogtum Lauenburg umsiedeln.<br />

Dann gehen die hier neu geschaffenen<br />

Arbeitsplätze an anderer Stelle<br />

verloren. Unter dem Strich ist damit für<br />

<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

die Steuerzahler mit der teuren Werbekampagne<br />

nichts gewonnen. Wenn alle<br />

Kommunen ein teures Standortmarketing<br />

betreiben, ergibt sich ein ruinöser<br />

Wettbewerb, der die Steuerzahler nur<br />

viel Geld kostet.<br />

Reichmannsdorf. Der ehemalige Bürgermeister<br />

der Gemeinde Reichmannsdorf<br />

wollte einen Hohlweg bei Gösselsdorf<br />

für Holztransporte herrichten lassen<br />

und ließ ihn mit mineralischen Abfällen<br />

verfüllen. Ein Gemeinderatsbeschluss<br />

lag dazu nicht vor. Zudem genoss der<br />

Weg auf zwei Abschnitten Biotopschutz.<br />

<strong>Die</strong> Verfüllung verstieß damit gegen naturschutzrechtliche<br />

Bestimmungen. So<br />

musste die Gemeinde den Weg wieder<br />

freilegen und renaturieren lassen. Dafür<br />

veranschlagte die Kommune 29.947 Euro<br />

für die Bauleistungen und 4.016 Euro als<br />

Honorar für das Büro der Landschaftsgestalter.<br />

<strong>Die</strong> Kosten dieser Freilegung<br />

des Hohlweges berappen erst einmal die<br />

Steuerzahler. Der Gemeinderat hat beschlossen,<br />

einen Rechtsanwalt mit der<br />

Prüfung auf Schadenersatz zu beauftragen.<br />

Bund. Seit Jahren ist geplant, die S-<br />

Bahnlinie S13 von Troisdorf nach Bonn-<br />

Oberkassel zu verlängern. Geld schien<br />

vorhanden. Denn als Kompensation<br />

für den Umzug vieler Bundesministerien<br />

nach Berlin hatte der Bund der<br />

Region Bonn im Jahr 1994 erhebliche<br />

Ausgleichszahlungen zugesagt. Im Jahr<br />

83


<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

2000 wurden die Kosten der S13-Verlängerung<br />

auf 210 Mio. Euro geschätzt.<br />

Inzwischen geht die Deutsche Bahn AG<br />

(DB AG) von 351 Mio. Euro aus. Auch<br />

der Zeitplan hat sich um viele Jahre verschoben.<br />

Offiziell erwartet die DB AG<br />

eine Inbetriebnahme erst Ende 2016.<br />

Inoffiziell gehen die Verantwortlichen<br />

davon aus, dass das Projekt aus Kosten-<br />

Nutzen-Erwägungen gar nicht mehr realisiert<br />

wird. Das würde angesichts der<br />

Kostensteigerung nicht überraschen.<br />

Von der nordrhein-westfälischen Landesregierung<br />

bekommt deshalb auch<br />

niemand ein klares Bekenntnis zum<br />

Projekt. O-Ton des Landesverkehrsministeriums<br />

gegenüber dem BdSt: „Wenn<br />

Baurecht vorliegt, ist auf Basis der dann<br />

bekannten Kosten und etwaiger Änderungen<br />

im Gesamtnutzen gemeinsam<br />

mit allen Beteiligten über den Baubeginn<br />

zu entscheiden.“<br />

<strong>Die</strong> Bundesregierung ihrerseits ist zwar<br />

der potenzielle Hauptgeldgeber, zeigt<br />

aber keinerlei Projektinteresse. O-Ton<br />

des Bundesverkehrsministeriums gegenüber<br />

dem BdSt: „Das Land Nordrhein-Westfalen<br />

[…] kann […] selbst<br />

bestimmen, in welche Projekte mit den<br />

vom Bund zur Verfügung gestellten Mitteln<br />

investiert werden soll. […] Insofern<br />

verfügt der Bund auch über keinerlei Informationen<br />

über das Projekt.“<br />

Brisant ist dies, weil jetzt ein konkreter<br />

und teurer Schritt zur Projektvorbereitung<br />

bevorsteht. Der kleine, denkmalgeschützte<br />

Güterbahnhof Bonn-Beuel soll<br />

verlegt werden. Das würde Kosten von<br />

bis zu 400.000 Euro verursachen. Somit<br />

drohen <strong>öffentliche</strong> Mittel verschwendet<br />

zu werden, um Platz zu schaffen für ein<br />

Projekt, das nach Lage der Dinge gar<br />

nicht realisiert wird.<br />

Spreethal. <strong>Die</strong> Gemeinde Spreethal hat<br />

die Altlasten der DDR-Gasproduktion<br />

bewältigt. <strong>Die</strong> teerverseuchten Flächen,<br />

welche als Nebenprodukt der Gasproduktion<br />

einfach in die Erde verbracht<br />

wurden, wurden in der Gemeinde<br />

Spreethal mit Hilfe von Millionen Euro<br />

Steuergeldern beseitigt. Für die Entsorgung<br />

der Altlasten war eine Kohlemischanlage<br />

erforderlich, welche nunmehr<br />

einen privaten Investor gefunden<br />

hat, der diese weiter betreibt.<br />

So weit so gut, doch leider fasste die<br />

Gemeinde Spreethal einen Aufstellungsbeschluss<br />

für einen Bebauungsplan,<br />

der die vor rund zwei Jahren durch die<br />

Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-<br />

Verwaltungsgesellschaft mbh (LMBV)<br />

renaturierten Flächen betrifft. Aufgabe<br />

der LMBV ist es, die Flächen des stillgelegten<br />

Braunkohlebergbaus in den<br />

neuen Bundesländern im Rahmen von<br />

Sanierungsmaßnahmen für deren Folgenutzung<br />

vorzubereiten und zu verkaufen.<br />

Da der Investor die Flächen nicht<br />

– wie ursprünglich ge plant – mit dem<br />

Kohlekraftwerk erwarb, pflanzte die<br />

LMBV auf den renaturierten Flächen ca.<br />

20.000 Stecklinge im Wert von 100.000<br />

Euro. Nunmehr plant die Gemeinde<br />

Spreethal den Ankauf der Flächen und<br />

den anschließenden Weiterverkauf der<br />

Flächen an einen Solarparkinvestor. Für<br />

den Eingriff in die Natur – Vernichtung<br />

der 20.000 Stecklinge – muss die Gemeinde<br />

bzw. der Investor Ersatzanpflanzungen<br />

vornehmen. Da es in der Region<br />

keine freien Flächen gibt, werden die<br />

Ersatzpflanzungen wohl im Leipziger<br />

Raum erfolgen.<br />

Berlin. <strong>Die</strong> Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

hat viel Geld in sogenannte<br />

Vorrangschaltungen investiert. Ganze<br />

31 Mio. Euro wurden in den letzten Jahren<br />

für das Beschleunigungsprogramm<br />

ausgegeben, um Busse und Straßenbahnen<br />

schneller zu machen. Doch der<br />

Erfolg lässt bislang auf sich warten. Im<br />

Rahmen des Programms der Berliner<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

31 Mio. Euro zahlte Berlin für ein Konzept zur Beschleunigung des Verkehrs.<br />

sollen Verkehrsflüsse zugunsten von Linienbussen<br />

und Straßenbahnen beeinflusst<br />

werden. Für das Projekt Straßenbahnbeschleunigung<br />

sind derzeit 294<br />

Ampelanlagen mit Vorrangschaltungen<br />

ausgerüstet worden. Kosten: 19,9 Mio.<br />

Euro. Effekt: eine Verlangsamung der<br />

Straßenbahn. Noch im Jahr 2008 fuhr<br />

sie mit durchschnittlich 19,6 km/h durch<br />

die Hauptstadt; 2009 waren es dann nur<br />

noch 19,3 km/h. Nicht viel anders sieht<br />

es beim Busverkehr aus. 710 Ampelanlagen<br />

wurden bislang für den Busverkehr<br />

mit entsprechender Technik ausgestattet.<br />

Doch auch hier blieb, trotz der Investition<br />

von 11 Mio. Euro, die Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

von 19,5 km/h<br />

unverändert. Für die Senatsverwaltung<br />

für Stadt entwicklung liegt die Ursache<br />

für die teure „Entschleunigung“ des <strong>öffentliche</strong>n<br />

Personennahverkehrs im kom-<br />

84 85


<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

plexen Zusammenspiel unterschiedlicher<br />

Faktoren. So hätten Baustellen in der<br />

Stadt, aber auch die Konkurrenz zum<br />

Fußgängerverkehr, den man natürlich<br />

auch beschleunigen wolle, zu den Geschwindigkeitseinbußen<br />

geführt. Aktuelle<br />

Daten zur Geschwindigkeitsentwicklung<br />

von Bus und Straßenbahn werden<br />

erst zum Ende des Jahres erwartet. Erst<br />

dann lässt sich der endgültige Effekt der<br />

teuren Investition feststellen. Der Bund<br />

der Steuerzahler wird den Sachverhalt<br />

weiter beobachten. Denn schnellere Verkehrsmittel<br />

zahlen sich durchaus aus.<br />

Wenn Busse und Straßenbahnen schneller<br />

fahren, können die Verkehrsbetriebe<br />

weniger Fahrzeuge einsetzen, was entsprechend<br />

Kosten spart – auch für das<br />

Land Berlin.<br />

Fischland-Darß-Zingst. Das Land Mecklenburg-Vorpommern<br />

diskutiert seit<br />

Monaten, ob es im Ostsee-Tourismusgebiet<br />

Fischland-Darß-Zingst die alte<br />

Darßbahn wiederbeleben soll. <strong>Die</strong><br />

Trasse würde Zingst und Prerow an das<br />

Schienennetz der Usedomer Bäderbahn,<br />

einer 100-prozentigen Bahn-Tochter, anbinden.<br />

<strong>Die</strong> Befürworter wollen damit<br />

den Individualverkehr der Touristen zurückdrängen<br />

und die vorhandenen Busverbindungen<br />

entlasten. Ende August<br />

<strong>2010</strong> fiel die Entscheidung des Verkehrsministeriums,<br />

den Bau in zwei Etappen<br />

voranzutreiben. <strong>Die</strong> Krux an den Plänen:<br />

Dem Projekt wurde Ende 2009 laut beauftragterWirtschaftlichkeitsuntersu-<br />

chung nur ein Nutzen-Kosten-Verhältnis<br />

von 0,88 bescheinigt.<br />

Soll heißen, die geschätzten Investitionskosten,<br />

die damals seitens des Ministeriums<br />

auf rund 48 Mio. Euro beziffert<br />

wurden, würden durch die mit dem Bau<br />

der Darßbahn entstehenden Vorteile<br />

nicht kompensiert. <strong>Die</strong> aktuell vom Ministerium<br />

in Umlauf gebrachten Zahlen<br />

weisen ein leicht besseres Verhältnis von<br />

0,93 aus. Ein Nutzen-Kosten-Verhältnis<br />

von mindestens 1 ist jedoch Voraussetzung,<br />

dass die Kosten der Maßnahme<br />

geradeso dem künftigen Nutzen entsprechen<br />

und der Bahnbau knapp noch<br />

als wirtschaftlich gelten kann.<br />

Interessant ist zudem auch, dass die<br />

Gesamtkosten jetzt nur noch bei 38<br />

Mio. Euro liegen sollen. Trotz überarbeiteterWirtschaftlichkeitsuntersuchung<br />

rechnet sich das Projekt auf<br />

dem Papier weiterhin nicht. Doch der<br />

Verkehrsminister sieht das anders. Er<br />

hat den Bau der Darßbahn zu seinem<br />

politischen Ziel erkoren. Daher wolle<br />

er im Zuge der Detailplanung alle Optimierungsmöglichkeiten<br />

prüfen, die<br />

den Nutzen-Kosten-Faktor verbessern<br />

helfen. Mit anderen Worten: Es soll solange<br />

geplant und kalkuliert werden,<br />

bis das persönliche Ziel des Ministers<br />

schöngerechnet scheint. Kritisch ist zudem,<br />

dass bei der Gesamtbetrachtung<br />

des Projekts derzeit die Kosten, die nach<br />

dem Bau der Darßbahn jährlich für den<br />

Betrieb durch das Land aufzubringen<br />

sind, außen vorgelassen werden. Das<br />

Ministerium scheint hierzu keine Rechnungen<br />

angestellt zu haben, es verweist<br />

lediglich auf die Ergebnisse einer noch<br />

durchzuführenden Ausschreibung. So<br />

sinnvoll die Idee der Darßbahn auch<br />

scheinen mag: Der Steuerzahler darf mit<br />

seinem Geld nicht für Investitionsprojekte<br />

herhalten, die eine dauerhaft negative<br />

Rendite erwirtschaften, nur weil sie<br />

politisch gewollt sind. Und selbst wenn<br />

das Nutzen-Kosten-Verhältnis auf dem<br />

Papier nach Abschluss der Detailplanung<br />

geradeso ausgewogen sein sollte,<br />

ist erfahrungsgemäß damit zu rechnen,<br />

dass es im Zuge der Realisierung zu<br />

Baukostenüberschreitungen kommen<br />

wird. Dann wird es dauerhaft teuer für<br />

die Steuerzahler. Ebenso ist zweifelhaft,<br />

ob die Darßbahn eine echte Alternative<br />

zum Autoverkehr darstellt. Das darf aufgrund<br />

der insgesamt schlechten Anbindung<br />

Mecklenburg-Vorpommerns an<br />

das Netz der Deutschen Bahn erheblich<br />

bezweifelt werden. Im Sinne der Steuerzahler<br />

sollten daher alle Signale für den<br />

kostspieligen und unwirtschaftlichen<br />

Wiederaufbau der Darßbahn auf Rot<br />

gestellt werden.<br />

Bremen. Damit Besucher und Mieter des<br />

neuen Stadthauses Vegesack (früheres<br />

Kaufhaus Kramer) keine nassen Füße<br />

bekommen, soll ein Tunnel zwischen<br />

der Tiefgarage am Sedanplatz und der<br />

ehemaligen Kramer-Immobilie gebaut<br />

werden. Für die knapp 20 Meter werden<br />

nach bisherigen Angaben rund<br />

<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

371.000 Euro fällig, die vom Steuerzahler<br />

zu tragen sind. Der Nutzen der<br />

unterirdischen Fußgängerverbindung<br />

hält sich in Grenzen, zumal Besucher das<br />

Stadthaus leicht über einen Tiefgaragen-<br />

Aufzug und dann ebenerdig über den<br />

Sedanplatz erreichen können. Große<br />

Teile der Vegesacker Ortspolitik und der<br />

Bremer Wirtschaftssenator halten die<br />

wetterunabhängige Erreichbarkeit der<br />

Behördendienststellen sowie der Bank-,<br />

Einzelhandels- und Freizeitangebote im<br />

Stadthaus dagegen für unverzichtbar.<br />

Sie stützen sich auf Zusicherungen, die<br />

die in der heutigen stadteigenen Wirtschaftsförderung<br />

Bremen GmbH (WFB)<br />

aufgegangene Bremer Investitions-Gesellschaft<br />

(BIG) großzügig gegenüber<br />

Mietern des Stadthauses gegeben hatte.<br />

Doch ursprüngliche Planungen für das<br />

Untergeschoss des Stadthauses sind<br />

längst Makulatur. Eine Bowlingbahn, die<br />

über den Tunnel auch zu Zeiten erreichbar<br />

ist, an denen das übrige Stadthaus<br />

geschlossen ist, wird es aller Voraussicht<br />

nach nicht geben. Der potenzielle Betreiber<br />

hat sich schon vor Monaten zurückgezogen.<br />

So nimmt die <strong>Verschwendung</strong><br />

im Bremer Norden ihren Lauf. Dagegen<br />

kommt nicht einmal die Finanzsenatorin<br />

als Hüterin der Bremer Stadtkassen an,<br />

die die Notwendigkeit der unterirdischen<br />

Verbindung am Sedanplatz noch im Juli<br />

<strong>2010</strong> öffentlich in Zweifel zog und damit<br />

vielen Steuerzahlern aus dem Herzen<br />

sprach und spricht. <strong>Die</strong> Tunnelkosten<br />

von 371.000 Euro resultieren übrigens<br />

86 87


<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

aus einer Machbarkeitsstudie aus dem<br />

Jahr 2007. Mit Kostensteigerungen bis<br />

zur geplanten Fertigstellung im Frühjahr<br />

2011 ist deshalb noch zu rechnen.<br />

Flensburg. Ohne Frage ist die Stadtwerke<br />

Flensburg GmbH, die sich zu hundert<br />

Prozent im Eigentum der Stadt befindet,<br />

ein erfolgreiches kommunales Versorgungsunternehmen.<br />

Der Betrieb ist<br />

mit einem gesunden Eigenkapital ausgestattet<br />

und führt Jahr für Jahr Überschüsse<br />

an den städtischen Haushalt<br />

ab. Dennoch besteht Grund zur Sorge,<br />

denn aufgrund eines von der Politik beschlossenen<br />

Strategiekonzepts hat sich<br />

das Unternehmen in den letzten Jahren<br />

mehr und mehr von seinem örtlichen<br />

Versorgungsauftrag entfernt. Hintergrund<br />

war die richtige Feststellung,<br />

dass sich bei einer Beschränkung auf<br />

das heimische Versorgungsgebiet weder<br />

die Mitarbeiterzahl noch die Gewinnerwartung<br />

wird halten lassen. Um das<br />

Geschäft auszubauen, die Abführung an<br />

den städtischen Haushalt zu sichern und<br />

neue Arbeitsplätze zu schaffen, mussten<br />

neue Marktgebiete und zusätzliche<br />

Geschäftsfelder entwickelt werden. Und<br />

so ist das Unternehmen mittlerweile<br />

als Energieversorger deutschlandweit<br />

tätig. Man hat sich sogar an einer Gesellschaft<br />

beteiligt, die in der lettischen<br />

Stadt Ventspils ein Kraftwerk und eine<br />

erneuerte Fernwärmeversorgung errichten<br />

will. Daneben beteiligt man sich<br />

an einer Vielzahl von Unternehmen im<br />

Bereich der erneuerbaren Energien. Das<br />

Innenministerium in Kiel als Aufsichtsbehörde<br />

sieht diese Entwicklung mit<br />

großem Argwohn. Schließlich schreibt<br />

das kommunale Wirtschaftsrecht in<br />

Schleswig-Holstein das sogenannte Örtlichkeitsprinzip<br />

vor, nach dem sich kommunale<br />

Wirtschaftsunternehmen nicht<br />

außerhalb der Grenzen der eigenen<br />

Kommune betätigen dürfen. Um mehr<br />

Freiräume zu erlangen, hat man für das<br />

Beteiligungsmanagement eigens ein<br />

„Enkel“-Unternehmen gegründet, das<br />

durch diese Konstruktion nicht mehr<br />

der Kommunalaufsicht und dem unmittelbaren<br />

Einfluss der Stadtvertretung<br />

unterliegt. Bislang war diese Strategie<br />

weitgehend erfolgreich. Nicht vergessen<br />

werden darf aber auch, dass mit jeder<br />

wirtschaftlichen Chance auch ein unternehmerisches<br />

Risiko verbunden ist. Und<br />

es stellt sich die Frage, ob das Risikopotenzial<br />

der Stadtwerke Flensburg nicht<br />

langsam dem Eigentümer, nämlich der<br />

Stadt Flensburg, über den Kopf wächst.<br />

Mittlerweile ist der Unternehmensumsatz<br />

der Stadtwerke mit 240 Mio. Euro<br />

im Jahr größer als das bereinigte Haushaltsvolumen<br />

der Stadt. Mit rund 1.000<br />

Mitarbeitern beschäftigt man ebensoviel<br />

Personal wie die Trägerkommune. Beim<br />

Hauptgeschäft, dem Stromverkauf, hat<br />

die Marktentwicklung der vergangenen<br />

Monate zu einem erheblichen Gewinneinbruch<br />

geführt. Das Engagement in<br />

Lettland droht an veränderten Rahmenbedingungen<br />

und Projektverzögerungen<br />

zu scheitern und auch ein Teil der vielen<br />

Beteiligungsgesellschaften schreibt rote<br />

Zahlen. Das Rechnungsprüfungsamt der<br />

Stadt Flensburg bemängelt zudem, dass<br />

die komplizierte Unternehmensstruktur<br />

es den Stadtvertretern unmöglich macht,<br />

ihre Pflichten als Gesellschaftervertreter<br />

noch verantwortungsbewusst wahrzunehmen.<br />

Alles in allem ähneln die Strukturen<br />

und Rahmenbedingungen sehr<br />

stark der Ausgangssituation, in der die<br />

HSH Nordbank als ehemalige Landesbank<br />

von Hamburg und Schleswig-Holstein<br />

in wirtschaftliche Schwierigkeiten<br />

gekommen ist. Deshalb gilt hier: Wehret<br />

den Anfängen! Das Risiko für die Stadt<br />

Flensburg muss deutlich beschränkt<br />

werden. <strong>Die</strong> Aussicht auf kurzfristige<br />

Gewinnabführungen darf nicht den<br />

Blick für langfristige Gefahren trüben.<br />

Bund. Im Bundesarbeitsministerium sind<br />

37 Mitarbeiter in vier Referaten tagtäglich<br />

damit beschäftigt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

für das Ministerium<br />

zu verrichten. Sie planen die strategische<br />

Kommunikation, verfassen Reden, Pressemeldungen,<br />

Publikationen und organisieren<br />

Pressekonferenzen. Der Bundesarbeitsministerin<br />

scheint das Knowhow<br />

ihrer Mitarbeiter jedoch nicht zu<br />

genügen. Derzeit sucht das Ministerium<br />

per europaweiter Ausschreibung gleich<br />

drei PR-Agenturen, die bis März 2014<br />

die Öffentlichkeitsarbeit des Ministeriums<br />

kräftig beflügeln sollen. So sieht die<br />

All-Inclusive-Ausschreibung vor, dass<br />

<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

Kostspielige Unterstützung sucht das Arbeitsministerium<br />

in der Pressearbeit.<br />

die Agenturen grundsätzlich die Konzeption,<br />

Entwicklung und Umsetzung<br />

von Kommunikationsmaßnahmen und<br />

-kampagnen durchführen sollen. Zudem<br />

sollen u. a. Pressekonferenzen organisiert,<br />

Pressematerialen erstellt, Publikationen<br />

des Ministeriums konzipiert<br />

und redaktionell begleitet, die Online-<br />

Redaktion des Hauses unterstützt, Tagungen<br />

und Kongresse gestaltet sowie<br />

die Ministerin bei <strong>öffentliche</strong>n Terminen<br />

begleitet werden. <strong>Die</strong> Auflistung der Ministeriums-Wünsche<br />

ist also nicht nur<br />

allumfassend, sondern auch identisch<br />

mit den Aufgaben der 37 beschäftigten<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter des<br />

Ministeriums. Merkwürdig ist, dass das<br />

Arbeitsminis terium bisher lediglich mit<br />

einer PR-Agentur für seine Hauptkom-<br />

88 89


<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

munikationsmaßnahmen auskam.<br />

Doch das Ministerium sieht das zwischenzeitlich<br />

anders: Drei Agenturen<br />

ließen sich zentraler und besser durch<br />

den Leitungsbereich des Ministeriums<br />

steuern. Darüber hinaus entstünde ein<br />

Wettbewerb der Ideen, der die Qualität<br />

der Maßnahmen steigere und zugleich<br />

das Preisniveau senke. Wie drei Agenturen<br />

auf einmal günstiger als eine einzige<br />

sein sollen, erklärt sich dem steuerzahlenden<br />

Bürger nicht. Und dass es<br />

hier nicht um Kleingeld gehen wird,<br />

zeigt das aktuelle Budget des Ressorts<br />

für Kommunikations- und Publikationsmaßnahmen.<br />

Stolze 15 Mio. Euro stehen<br />

allein in diesem Jahr für die Vermarktung<br />

von Informationen bereit. Wer 37<br />

Fachreferenten im Hause hat, benötigt<br />

keine drei PR-Agenturen, die im Grundsatz<br />

dieselbe Arbeit verrichten. Das<br />

wäre rausgeworfenes Geld.<br />

Schleswig-Holstein. <strong>Die</strong> Einnahmen einer<br />

Gemeinde hängen wesentlich von<br />

ihrer Einwohnerzahl ab. Insbesondere<br />

gute Einkommensteuerzahler sind heiß<br />

begehrt. Um als Wohnort attraktiv zu<br />

bleiben, möchten viele Gemeinden unter<br />

allen Umständen ihre Infrastruktur<br />

erhalten. <strong>Die</strong> Existenz von Schulen und<br />

Kindergärten hängt dabei von der Zahl<br />

der Kinder in einer Gemeinde ab. Darum<br />

gibt es immer „kreativere“ Ideen,<br />

wie man junge Familien in die eigene<br />

Kommune locken will. Sie reichen von<br />

einfachen, spendenfinanzierten Begrü-<br />

ßungspaketen für Neugeborene bis hin<br />

zu umfangreichen Sach- und Finanzleistungen.<br />

Im Kreis Ostholstein haben<br />

mehrere Kommunen ein Förderpaket<br />

für junge Familien aufgelegt, zu dem<br />

auch Zuschüsse für den Neubau von Eigenheimen<br />

gehören.<br />

<strong>Die</strong> Stadt Schenefeld im Kreis Pinneberg<br />

hat gerade beschlossen, die Kosten<br />

für das letzte Kindergartenjahr vor<br />

der Einschulung zu übernehmen, um<br />

die Eltern damit zu entlasten. Das Innenministerium<br />

sieht diese Aktivitäten<br />

sehr kritisch, insbesondere, wenn zum<br />

Ausgleich der kommunalen Haushalte<br />

Kredite aufgenommen werden müssen.<br />

Zu einem Verbot will man sich aber<br />

nicht durchringen. Für uns droht hier<br />

<strong>Verschwendung</strong> in erheblichem Maße,<br />

denn letztlich jagen sich die Gemeinden<br />

nur gegenseitig die Einwohner ab. <strong>Die</strong><br />

Mehreinnahmen der einen Gemeinde<br />

sind gleichzeitig Mindereinnahmen für<br />

die andere Kommune. Und die Kosten<br />

trägt der Steuerzahler.<br />

Nachlese<br />

Was daraus geworden ist<br />

Bund. Das langjährige Hin und Her über<br />

die Vermarktungschancen des Transrapids<br />

und die Weiterführung der Versuchsanlage<br />

im Emsland setzte sich auch<br />

<strong>2010</strong> zu Lasten der Steuerzahler fort. Obwohl<br />

der Transrapid außer in Shanghai<br />

seit Jahren keinen kommerziellen Einsatz<br />

findet, wird das Projekt immer wieder<br />

mit <strong>öffentliche</strong>n Geldern am Leben gehalten.<br />

Nachdem die letzte Hoffnungsstrecke<br />

in München den stetig steigenden Planungskosten<br />

zum Opfer fiel und auch<br />

die immer wieder beschworenen ausländischen<br />

Käufer Mangelware sind,<br />

stand die Versuchsstrecke im niedersächsischen<br />

Emsland zur Mitte des letzten<br />

Jahres vor dem Aus. <strong>Die</strong> beiden Technologielieferanten<br />

Thyssen-Krupp und Siemens<br />

sahen keinen weiteren Testbedarf,<br />

sie halten den Transrapid für marktreif.<br />

Doch anstatt die Notbremse zu ziehen,<br />

beschloss die Politik den Weiterbetrieb<br />

der Versuchsanlage bis ins Jahr <strong>2010</strong>.<br />

5,2 Mio. Euro schießt der Bund abermals<br />

zu, 575.000 Euro steuert das Land<br />

Niedersachsen bei, unter anderem mit<br />

der Begründung, dass die Anlage zu Demonstrationszwecken<br />

für potenzielle Investoren<br />

diene, die sich vor Ort von der<br />

Leistungsfähigkeit des Transrapids überzeugen<br />

könnten. Darüber hinaus gibt der<br />

Bund in diesem Jahr über 515.000 Euro<br />

aus, weitere 450.000 Euro sind für 2011<br />

geplant, um sich juristisch und technisch<br />

beraten zu lassen, wie die Interessen<br />

des Bundes im Zusammenhang mit der<br />

90 91<br />

Nachlese<br />

Nutzung von Ergebnissen des Transrapid-Weiterentwicklungsprogrammsgewahrt<br />

und durchgesetzt werden können.<br />

All der finanzielle Aufwand erfolgt nur<br />

in der Hoffnung, dass sich irgendwann<br />

doch noch Käufer finden, die den Transrapid<br />

einsetzen wollen. Das Bundesverkehrsministerium<br />

sieht neben Brasilien,<br />

China und den USA auch die Türkei und<br />

Teneriffa als potenzielle Einsatzgebiete.<br />

Denn sollte sich der Transrapid irgendwann<br />

doch noch als Vermarktungserfolg<br />

entpuppen, hofft der Bund auf die Rückzahlungen<br />

einiger Steuermittel. Und so<br />

versucht das Verkehrsministerium, Jahr<br />

für Jahr aufs Neue Millionen Euro Steuergelder<br />

in der Ems zu versenken.<br />

Doch ein Hoffnungsschimmer für die<br />

gebeutelten Steuerzahler scheint sich<br />

abzuzeichnen: In der Finanzplanung<br />

des Bundes bis 2014 sind keine weiteren<br />

Steuergelder für die emsländische Versuchsanlage<br />

vorgesehen. Aber es droht<br />

weiterhin Gefahr aus dem Verkehrsressort.<br />

<strong>Die</strong>ses will trotz der horrenden<br />

Kosten unbeirrt an der Versuchsanlage<br />

festhalten und ringt um die Bereitstellung<br />

weiterer Mittel. Einerseits sei die<br />

Anlage zur Wahrung der Exportchancen<br />

des Transrapids weiterhin unerlässlich,<br />

anderseits hält das Ministerium die Anlage<br />

für geeignet zur Erforschung und<br />

Erprobung der berührungslosen Energieversorgung<br />

im Automobilbereich.<br />

Damit werden die Begründungen und<br />

die Suche nach neuen Spielwiesen für<br />

die teure Versuchsanlage immer ausge-


Nachlese<br />

fallener. <strong>Die</strong> Devise muss daher lauten:<br />

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein<br />

Schrecken ohne Ende. Was der Transrapid<br />

braucht, sind Käufer und keine weiteren<br />

Zuschüsse aus Steuergeldern.<br />

Erfurt. Im Schwarzbuch des vergangenen<br />

Jahres berichteten wir über einen seit<br />

2002 leer stehenden Rohbau, der mit <strong>öffentliche</strong>n<br />

Geldern gefördert wurde. In<br />

Erfurts Arndtstraße wurde durch eine<br />

Suchthilfe gGmbH vom Jahr 2000 bis<br />

2002 mit dem Umbau eines Gebäudes zu<br />

einem therapeutischen Wohnheim für<br />

drogenabhängige und drogengefährdete<br />

Jugendliche begonnen. Es wurden<br />

bis zum Jahr 2001 1.127.146,62 Euro<br />

Landesmittel investiert. Doch dann erfolgte<br />

für den Rohbau 2002 ein Baustopp<br />

durch die städtische Baubehörde. Der<br />

Träger hatte Teile der Altbausubstanz<br />

Das therapeutische Wohnheim wird nun<br />

fertiggestellt.<br />

des Gebäudes erneuert, die in einem<br />

wesentlich schlechteren Zustand als erwartet<br />

waren. Aus rechtlichen Gründen<br />

verweigerte die Baubehörde der Stadt<br />

eine Baugenehmigung für den Neubau<br />

im Außenbereich. Der Bauherr erhob<br />

Widerspruch und dann Klage. Obwohl<br />

die Stadt ein Interesse an der Betreuungseinrichtung<br />

hatte, fand sich keine<br />

kurzfristige Lösung und erst 2006 gab<br />

es von der Stadtverwaltung eine Baugenehmigung<br />

für den gestoppten Bau von<br />

2002. Das Land zahlte 2004 zur Sicherung<br />

der Baustelle 122.710,05 Euro. Durch die<br />

Verzögerung verfiel dem Träger die für<br />

das Investitionsprojekt vorgesehene KO-<br />

Finanzierung der Arbeitsverwaltung.<br />

Lange blieb der geförderte Rohbau unvollendet<br />

und wir berichteten darüber im<br />

Schwarzbuch. Nun wird das Wohnheim<br />

für junge drogenabhängige Erwachsene<br />

seit Juni <strong>2010</strong> durch die Suchthilfe<br />

gGmbH weitergebaut und soll bis Ende<br />

<strong>2010</strong>/Anfang 2011 fertig werden. Nach<br />

Informationen des Ministeriums für Soziales,<br />

Familie und Gesundheit wurden<br />

zur Fortsetzung der Arbeiten keine weiteren<br />

Fördermittel ausgereicht. Auch die<br />

Verwendungsnachweisprüfung für die<br />

bis 2001 investierten Fördermittel ist laut<br />

Ministerium erfolgt. Der Träger hat den<br />

festgestellten Rückforderungsbetrag im<br />

September 2009 gezahlt.<br />

Ratzeburg. Zum vermutlich letzten Mal<br />

berichten wir an dieser Stelle über das<br />

Desaster der nutzlosen Abwasserlei-<br />

tung von Ratzeburg, die im Volksmund<br />

auch als Krötentunnel verspottet wird.<br />

Erstmalig hatten wir im Schwarzbuch<br />

2000 den Bau der 13 Kilometer langen<br />

Abwasserleitung kritisiert, die nie genutzt<br />

worden ist. Jetzt ist rechtskräftig<br />

entschieden, dass der noch ausstehende<br />

Verlust von 1,2 Mio. Euro aus dem Haushalt<br />

der Stadt Ratzeburg zu begleichen<br />

ist. Begonnen hatte alles in der Nachwendezeit<br />

mit der Gründung eines Abwasserzweckverbands<br />

zwischen der Stadt<br />

Ratzeburg und mehreren Gemeinden aus<br />

Mecklenburg-Vorpommern. Gemeinsam<br />

wollte man ein Klärwerk und ein Abwassersammelsystem<br />

errichten, für das man<br />

sich Fördermittel erhoffte. 1992 wurde<br />

im Vorgriff schon einmal eine Abwasserdruckleitung<br />

zwischen Ratzeburg und<br />

der Landesgrenze verlegt. <strong>Die</strong> Baukosten<br />

beliefen sich seinerzeit auf ca. 2,2 Mio.<br />

Euro.<br />

Als später dann die verbindliche Fördermittelzusage<br />

vorlag, waren die Zuschüsse<br />

wesentlich geringer als erwartet. Dadurch<br />

wurde das Projekt unwirtschaftlich und<br />

zum Jahresende 1996 sah sich die Stadt<br />

gezwungen, aus dem Abwasserzweckverband<br />

auszutreten. Jetzt entwickelte<br />

sich ein Rechtsstreit darüber, wer die Kosten<br />

für die nutzlose Rohrleitung zu tragen<br />

habe. In einem Vergleich wurden die<br />

Kosten zwischen dem Abwasserzweckverband<br />

und der Stadt Ratzeburg geteilt.<br />

Der Kos tenanteil Ratzeburgs wurde daraufhin<br />

von der Stadt in die Abwassergebührenkalkulation<br />

hineingerechnet.<br />

Dagegen legten einige Gebührenzahler<br />

Widerspruch ein. Im Herbst 2009 gab<br />

ihnen letztinstanzlich das Schleswig-<br />

Holsteinische Oberverwaltungsgericht<br />

Recht. <strong>Die</strong> noch offenen 1,2 Mio. Euro<br />

dürfen nicht über die Abwassergebühren<br />

finanziert werden, sondern müssen aus<br />

dem hoch verschuldeten Stadthaushalt<br />

getragen werden.<br />

Hagen. Im vorigen Jahr haben viele<br />

nordrhein-westfälische Kommunen<br />

durch hochspekulative Zinswetten Millionen<br />

verloren – der Bund der Steuerzahler<br />

berichtete in der Vergangenheit<br />

im Schwarzbuch darüber. Den größten<br />

Schaden müssen sich die Verantwortlichen<br />

der Hagener Stadtverwaltung<br />

zurechnen lassen. Jetzt wurde bekannt,<br />

dass ihr Vertragspartner, die Deutsche<br />

Bank, 5 Mio. Euro in einem Vergleichsverfahren<br />

gezahlt hat. Dafür, so erfährt<br />

die Öffentlichkeit, lässt die Stadt Hagen<br />

eine Schadensersatzklage vor dem Oberlandesgericht<br />

Düsseldorf fallen. Zuvor<br />

hatte die Stadt mehrfach vor Gericht verloren,<br />

so dass aus Sicht der Stadt der Vergleich<br />

sicherlich Sinn macht. Ärgerlich<br />

aber ist aus Sicht der Steuerzahler, dass<br />

trotz Mahnungen die hochverschuldete<br />

Stadt Hagen überhaupt derartige Spekulationen<br />

betrieben hat. Der Steuerzahler<br />

ist der Geschädigte – trotz der Millionenzahlung<br />

der Bank.<br />

Nürburg. Kein Jahr vergeht ohne neue<br />

Hiobsbotschaften von Deutschlands teu-<br />

92 93<br />

Nachlese


Nachlese<br />

Ein Untersuchungsausschuss deckt beim<br />

Nürburgring weitere Skandale auf.<br />

erstem staatlichen Vergnügungsbetrieb.<br />

Der Nürburgring mit seiner 2009 errichteten<br />

„Erlebniswelt“ kostete schon den Finanzminister<br />

von Rheinland-Pfalz, Ingolf<br />

Deubel, das Amt. War damals noch ein<br />

gescheitertes Finanzierungsmodell der<br />

Auslöser für den Rücktritt, rücken nun<br />

auch alle anderen Geschäftsbereiche der<br />

zu 90 Prozent landeseigenen Ring-Gesellschaft<br />

in den Mittelpunkt. Zum einen<br />

geht ein Untersuchungsausschuss den<br />

Vorgängen auf den Grund, was bei dem<br />

Ausbau, der statt der geplanten 210 Mio.<br />

Euro wohl mehr als 330 Mio. Euro kosten<br />

wird, schief gelaufen ist. Daneben ermittelt<br />

inzwischen die Staatsanwaltschaft<br />

wegen des Verdachts auf Untreue gegen<br />

den mittlerweile geschassten Geschäftsführer<br />

der Nürburgring GmbH, den Finanzdirektor<br />

am Ring, den ehemaligen<br />

Finanzminister Deubel sowie gegen den<br />

privaten Geschäftspartner Kai Richter.<br />

Jener, zunächst als Privatinvestor präsentiert,<br />

musste mit Geldern von Landesge-<br />

sellschaften gestützt werden, da ihm das<br />

Geld ausging und ein Baustopp drohte.<br />

Wegen dieser Finanzspritze in Höhe von<br />

85 Mio. Euro ermittelt die Staatsanwaltschaft<br />

nun auch gegen den ehemaligen<br />

Geschäftsführer der landeseigenen Investitions-<br />

und Strukturbank Rheinland-<br />

Pfalz, Hans-Joachim Metternich – derzeit<br />

ist Metternich Kreditmediator der<br />

Bundesregierung und soll dafür sorgen,<br />

dass Unternehmen ausreichend Kredite<br />

von Banken bekommen. Und auch in der<br />

rheinland-pfälzischen Landesregierung<br />

zieht die Affäre immer weitere Kreise.<br />

Jüngst musste der Wirtschaftsminister<br />

zugeben, dass Herr Richter für das Weiterleiten<br />

der angesprochenen 85 Mio.<br />

Euro aus der Landeskasse knapp zwei<br />

Mio. Euro an Zinsgewinnen verdient<br />

hatte. Auch habe er, laut einem vertraulichen<br />

Rechnungshofbericht, im Jahr<br />

2007 ein Grundstück für 180.000 Euro<br />

gekauft und später für 2,5 Mio. Euro an<br />

die Projektgesellschaft am Ring verkauft.<br />

Es gibt noch viel zu tun für Staatsanwaltschaft<br />

und Untersuchungsausschuss.<br />

Finsterbergen. <strong>Die</strong> Gemeinde Finsterbergen<br />

wollte ihr Heilklima besser vermarkten<br />

und Kurgäste gewinnen. Dazu<br />

wurde 2002 ein drehbarer Klimapavillon<br />

errichtet und 2004 daneben noch ein Klimatherapiezentrum.<br />

Der Klimapavillon<br />

kostete 153.101 Euro, wovon das Wirtschaftsministerium<br />

118.171 Euro trug<br />

und den Rest die Gemeinde. Für das<br />

Klimatherapiezentrum wurden 161.160<br />

Auf Gäste wartet das Klimatherapiezentrum<br />

noch immer vergebens.<br />

Euro investiert, wobei das Wirtschaftsministerium<br />

128.641 Euro Zuschüsse<br />

ausreichte. Trotz herrlicher Landschaft<br />

und vorhandener Terrainkurwege mit<br />

verschiedenen Belastungsindikatoren<br />

gab es viel zu wenige Nutzer. Finsterbergen<br />

hatte keine stationären Kurpatienten<br />

und ambulante Klimakuren fanden auch<br />

nicht statt. Wir berichteten darüber im<br />

Schwarzbuch 2008.<br />

Wegen nicht zweckentsprechender<br />

Nutzung widerrief das Wirtschaftsministerium<br />

die gesamte Förderung des<br />

Klimatherapiezentrums sowie einen Teil<br />

der Förderung des Klimapavillons und<br />

forderte diese Mittel nebst sechs Prozent<br />

Zinsen zurück. <strong>Die</strong> Gemeinde Finsterbergen<br />

gehört inzwischen als Ortsteil<br />

zur Stadt Friedrichroda. <strong>Die</strong> Stadt organisiert<br />

Klimawanderungen auf den Terrainwegen<br />

für Kurgäste und Touristen.<br />

Eine Station der Touren ist der Pavillon in<br />

Finsterbergen, der so nun doch für eine<br />

Frischluftliegekur genutzt wird. Von der<br />

Stadt sind Rückforderungen von insgesamt<br />

145.326 Euro zuzüglich der Zinsen<br />

zu begleichen.<br />

Europa. Seit Jahren lagern sechs unbenutzte<br />

Ganzkörper-Nacktscanner in den<br />

Kellern des Europäischen Parlaments<br />

(EP). Wie im Schwarzbuch 2009 berichtet,<br />

haben die Scanner insgesamt rund<br />

720.000 Euro gekostet. Im März 2009<br />

forderte der Haushaltskontrollausschuss<br />

des EP, dass die originalverpackten Scanner<br />

verkauft werden sollen. Das EP folgte<br />

dem Ausschussvotum und fasste im April<br />

2009 einen förmlichen Beschluss. Aber<br />

es dauerte noch ein dreiviertel Jahr, bis<br />

die Parlamentsverwaltung tatsächlich<br />

per Ausschreibung nach Käufern für die<br />

Scanner suchte. Das Mindestgebot lag<br />

bei 65.000 Euro pro Stück. Mitte März<br />

<strong>2010</strong> war klar: Solch einen Preis für die<br />

inzwischen veralteten Scanner wollte<br />

niemand bezahlen. <strong>Die</strong>ses Fiasko rief den<br />

österreichischen EP-Abgeordneten Martin<br />

Ehrenhauser auf den Plan. In einer<br />

medienwirksamen Aktion bot er einen<br />

der Scanner auf dem Internet-Portal Ebay<br />

zum Verkauf an. Hier fanden sich innerhalb<br />

eines Tages 31 Bieter. Doch dann<br />

wurde die Ebay-Auktion abgebrochen<br />

– wegen „unzulässiger politischer Meinungsäußerung“.<br />

Zu diesem Zeitpunkt<br />

lag das Höchstgebot für einen „Rapiscan<br />

Secure 1000“ bei 2.565 Euro. <strong>Die</strong> EP-Verwaltung<br />

sollte sich an diesem unkonventionellen<br />

Vorgehen ein Beispiel nehmen<br />

und schnellstmöglich einen neuen Ver-<br />

94 95<br />

Nachlese


Nachlese<br />

kaufsversuch starten – mit realistischen<br />

Preisvorstellungen. Selbst ein niedriger<br />

Verkaufspreis ist besser als ein weiteres<br />

Einlagern, das den Steuerzahlern dann<br />

irgendwann auch noch Entsorgungskosten<br />

aufhalst.<br />

Völklingen. Bereits das Schwarzbuch<br />

„<strong>Die</strong> <strong>öffentliche</strong> <strong>Verschwendung</strong>“ des<br />

Bundes der Steuerzahler 2008 hatte über<br />

die damals projektierte Meerwasserfischzuchtanlage<br />

in Völklingen berichtet.<br />

Der BdSt befürchtete damals, dass die<br />

geschätzten Investitionskosten von gut<br />

12 Mio. Euro verloren gehen könnten.<br />

<strong>Die</strong>ses Risiko ist inzwischen gestiegen.<br />

Nach unwidersprochenen Presseberichten<br />

sollen die Baukosten gestiegen sein<br />

und der Zeitpunkt der Fertigstellung der<br />

Anlage rücke in immer fernere Zukunft.<br />

2008 hatte es geheißen, dass 12 Mio. Euro<br />

investiert würden und die Anlage Ende<br />

<strong>2010</strong> die ersten Fische auf den Markt<br />

bringen könnte. Störe, Barsche und Doraden<br />

sollten nicht mehr aus dem weit<br />

entfernten Meer, sondern aus Völklingen<br />

kommen. Daraus wird wohl vorerst<br />

nichts werden. Wesentliche technische<br />

Gerätschaften warten noch bei ihren<br />

Herstellern auf den Versand nach und<br />

den Einbau in Völklingen. Derweil sollen<br />

die Baukosten inzwischen auf knapp 15<br />

Mio. Euro gestiegen sein und die Gesamtkosten<br />

des Projekts auf mehr als 17<br />

Mio. Aufzubringen von der Meeresfischzucht<br />

Völklingen GmbH, die zu rund 90<br />

Prozent der Gewerbeansiedlungsgesell-<br />

96<br />

schaft Völklingen mbH (GAV) gehört,<br />

die ihrerseits eine 100-prozentige Tochter<br />

der Stadtwerke Völklingen Holding<br />

GmbH (SWV) ist. Geht das Unterfangen<br />

schief, müssen am Ende einmal mehr<br />

die Steuerzahler bluten, denn die Stadt<br />

Völklingen hat Bürgschaften in Millionenhöhe<br />

gewährt. Und dass das Projekt<br />

ein Erfolg wird, bezweifeln Experten.<br />

<strong>Die</strong> International Fish Farming Technology<br />

(IFFT) ist mit einem zehnprozentigen<br />

Anteil an der Meeresfischzuchtanlage<br />

Völklingen GmbH beteiligt. Kritiker<br />

sehen in dieser untergeordneten Beteiligung<br />

ein Indiz für die Risikobehaftung<br />

des Vorhabens. Wenn der ökonomische<br />

Erfolg große Wahrscheinlichkeit hätte,<br />

dann wäre der Technikentwickler selber<br />

größer eingestiegen und hätte andere<br />

private Investoren gewinnen können.<br />

Bleiben am Ende nur <strong>öffentliche</strong> Investoren<br />

übrig, landet das Risiko letztlich<br />

beim Steuerzahler.<br />

Bei allem Verständnis für das Bemühen,<br />

den Strukturwandel in Völklingen<br />

voranzutreiben, bleiben Zweifel an den<br />

Erfolgsausichten der maritimen Zuchtanlage.<br />

Der Markt ist heiß umkämpft,<br />

was auf die Preise drückt. Wenn aber die<br />

Produktionskos ten tief im Binnenland<br />

höher sind als in Zuchtbetrieben an der<br />

Küste, dürfte es schwer sein, die Finanzierungskosten<br />

hereinzubekommen und<br />

eine Rendite zu erwirtschaften. Treibt<br />

man aber die Schulden der bürgenden<br />

Stadt in die Höhe, erreicht man das Gegenteil<br />

von Strukturverbesserung.<br />

Darmstadt. Das Kongress- und Wissenschaftszentrum<br />

Darmstadtium war bereits<br />

Thema im Schwarzbuch 2008. Wir<br />

kritisierten damals neben verschiedenen<br />

Planungsmängeln auch das jährliche<br />

Defizit, das den städtischen Haushalt auf<br />

Dauer in Millionenhöhe belasten werde.<br />

Jetzt wurde nicht nur die Schlussabrechnung<br />

präsentiert. Es liegen auch Erfahrungen<br />

aus den ersten Betriebsjahren<br />

vor. Fakt ist, dass die Baukosten für das<br />

Mammutprojekt nochmals gestiegen<br />

sind, und zwar von 80 auf 90,5 Mio. Euro.<br />

Viel musste wegen mangelhafter Planung<br />

nachgebessert werden. Manche Ideen,<br />

wie die Molekular-Gastronomie, das<br />

Cybernarium oder die Vermietung von<br />

Ladenflächen, erwiesen sich als regelrechte<br />

Flops. Dass das Kongresszentrum<br />

gut angenommen wird und zahlreiche<br />

Besucher in die Stadt lockt, kann die<br />

Steuerzahler allerdings wenig trösten.<br />

Denn nachdem es nicht gelungen ist, ei-<br />

Das Kongresszentrum muss jährlich mit<br />

3,6 Mio. Euro bezuschusst werden.<br />

Nachlese<br />

nen Partner für eine Beteiligung an dem<br />

Betrieb zu gewinnen, muss die Stadt mit<br />

immer neuen Bürgschaften nachhelfen.<br />

<strong>Die</strong> Betriebskosten steigen und der städtische<br />

Zuschuss zur Deckung der Defizite<br />

wird voraussichtlich 3,6 Mio. Euro pro<br />

Jahr betragen. Der früher einmal eingeplante<br />

Zuschuss von jährlich 2,4 Mio.<br />

Euro reicht also bei weitem nicht aus.<br />

Naumburg. Es stand im Schwarzbuch<br />

2005, dass der Sportverein TV Friesen<br />

1888 mit immerhin 875.000 Euro einschließlich<br />

Fördermitteln des Bundes aus<br />

dem „Goldenen Plan Ost“ den Neu- und<br />

Umbau eines Sportplatz-Sozialgebäudes<br />

bewältigen wollte. Doch nach einer ersten<br />

Feier mit viel Prominenz im halbfertigen<br />

Haus im Jahr 2003 tat sich nicht<br />

mehr viel. Nach einer Reihe von Pleiten,<br />

Pech und Pannen gammelte eine Bauruine<br />

vor sich hin, der TV Friesen 1888 e. V.<br />

Naumburg hatte Insolvenz angemeldet.<br />

Das Landesverwaltungsamt erließ als einer<br />

der Gläubiger einen Rückforderungsbescheid.<br />

Doch das 2005 eingeleitete Insolvenzverfahren<br />

musste 2008 mangels<br />

einer die Verfahrenskosten deckenden<br />

Masse eingestellt werden. 320.375 Euro<br />

Fördermittel lös ten sich in Luft auf, denn<br />

die Insolvenzgläubiger erhielten auf ihre<br />

anerkannten Forderungen 0,00 Prozent.<br />

Wie uns das Landesverwaltungsamt<br />

wissen ließ, haben Prüfungen nach einer<br />

persönlichen Haftung des Vorstands<br />

des Sportvereins und der damals mit der<br />

Gewährung der Fördermittel befassten<br />

97


Nachlese<br />

Mitarbeiter des Amtes keine Anhaltspunkte<br />

für eine erfolgreiche Durchsetzung<br />

einer Schadenshaftung ergeben.<br />

Hoffen lassen die Konsequenzen, die<br />

das LVA gezogen hat. Das Sportreferat<br />

wurde in der Führungsebene personell<br />

neu besetzt und strukturell verändert.<br />

Damit meint das Landesverwaltungsamt,<br />

dass sich künftig ein derartiger<br />

Vorgang nicht wiederholt.<br />

Schleswig. <strong>Die</strong> Skater-Anlage auf den<br />

Königswiesen an der Schlei ist endlich<br />

eröffnet. Was die Sportfreunde jubeln<br />

lässt, treibt den Steuerzahlern die Tränen<br />

in die Augen, denn letztlich mussten<br />

sie 180.000 Euro für die Anlage ausgeben.<br />

<strong>Die</strong> Kostenexplosion dürfte selbst<br />

für das Guinness-Buch der Rekorde<br />

interessant sein. Angefangen hatte alles<br />

mit dem Abriss der alten Anlage am<br />

Jugendzentrum, die der Landesgartenschau<br />

weichen musste. Für den Ersatz<br />

hatte man 8.000 Euro einkalkuliert. Verschiedene<br />

Standorte wurden geprüft<br />

und letztlich für ungeeignet befunden.<br />

Mal war es der Lärmschutz für die Nachbarn,<br />

ein anderes Mal die schlechte Erreichbarkeit<br />

für Jugendliche, die die<br />

Vorschläge scheitern ließen. Nur jeder<br />

Vorschlag war teurer als der vorangegangene;<br />

so war man inzwischen bei<br />

Projektkosten von 73.000 Euro angekommen.<br />

Letztlich entschied man sich,<br />

die Skater-Anlage auf dem wieder frei<br />

gewordenen Gelände der Gartenschau<br />

zu errichten. <strong>Die</strong> Ausschreibung ergab<br />

die exorbitante Summe von 200.000<br />

Euro für die Errichtung. Trotz Spenden<br />

und Fördermitteln des Landes muss die<br />

Stadt immer noch 100.000 Euro tragen.<br />

Dass es auch anders geht, zeigen die<br />

Beispiele Altenholz und Gettorf nördlich<br />

der Landeshauptstadt Kiel. In Altenholz<br />

hat die Gemeinde einschließlich<br />

zahlreicher Spenden 34.000 Euro ausgegeben,<br />

in Gettorf werden 30.000 Euro<br />

für einen Skaterparcours veranschlagt.<br />

Beide Anlagen entsprechen den Bedürfnissen<br />

der jugendlichen Sportler.<br />

Kreis Bergstraße. Vor einer drohenden<br />

<strong>Verschwendung</strong> in Höhe von 6 Mio.<br />

Euro für eine Draisinenbahn zwischen<br />

Mörlenbach und Wald-Michelbach<br />

warnte der Bund der Steuerzahler im<br />

Schwarzbuch 2008. Dabei wurde insbesondere<br />

die fragwürdige Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />

des Projektes kritisiert.<br />

Um Fördermittel zu erhalten, soll im Kreis<br />

Bergstraße diese Bahn fahren.<br />

So wurde angeführt, dass die Draisinenbahn<br />

wegen der hohen Steigungen kaum<br />

genutzt werden würde und die Prognosen<br />

über die Besucherzahlen schöngerechnet<br />

worden seien. Da sich angesichts<br />

dieser Bedingungen kein Betreiber für<br />

das Projekt fand, man die alte Eisenbahnstrecke<br />

aber schon gekauft hatte und auf<br />

die Fördermittel nicht verzichten wollte,<br />

überlegte man sich etwas Neues. So teilte<br />

das Hessische Wirtschaftsministerium<br />

im Frühjahr mit, dass es jetzt „einen Betrieb<br />

mit Solardraisinen geben“ soll, da<br />

„allein mit Muskelkraft die Befahrung<br />

der Überwaldbahn mit den üblichen<br />

Handhebel- und Fahrraddraisinen manchen<br />

Besuchern nicht möglich“ gewesen<br />

wäre. Warum der Einsatz von Solardraisinen<br />

auf der waldreichen und mit vielen<br />

Tunnelmetern versehenen Strecke sinnvoll<br />

sein sollte, konnte das Ministerium<br />

zwar nicht erklären, verwies aber darauf,<br />

dass die Draisinen das Sonnentanken an<br />

den Haltestationen vornehmen könnten.<br />

Der neuartige Einsatz von Solardraisinen<br />

biete aber im Gegensatz zu normalen<br />

Elektrodraisinen den Vorteil eines<br />

förderfähigen Alleinstellungsmerkmals.<br />

Für die beteiligten Kommunen und den<br />

Kreis waren die Fördermittel aus der EU-<br />

Kasse von jetzt über 2,7 Mio. Euro natürlich<br />

ein entscheidendes Kriterium für die<br />

Realisierung des Vorhabens. <strong>Die</strong> Steuerzahler<br />

rechnen da anders. Sie müssen<br />

für alle Kosten der <strong>öffentliche</strong>n Hand<br />

aufkommen und die sollen inzwischen<br />

immerhin 7.460.300 Euro betragen.<br />

Nachlese<br />

Kiel. Aus der Traum! Der lang ersehnte<br />

Einzug des traditionsreichen Fußballclubs<br />

Holstein Kiel in die 3. Deutsche<br />

Fußballliga ist schon nach einem Jahr<br />

nur noch Geschichte. Jetzt wird wieder<br />

in der viertklassigen Regionalliga Nord<br />

gekickt. <strong>Die</strong> sportlichen Ambitionen<br />

musste der Steuerzahler mit knapp 2 Mio.<br />

Euro teuer bezahlen. Um den Verein und<br />

das Stadion fit für die 3. Liga zu machen,<br />

wurde ein Erstliga erprobter Trainerstab<br />

verpflichtet. Das Nachwuchsleistungszentrum<br />

wurde modernisiert und das<br />

Stadion musste an Standards angepasst<br />

werden, die von der Deutschen Fußballliga<br />

vorgegeben werden. Dazu gehört<br />

eine Videoanlage, eine leistungsfähige<br />

Notstromversorgung sowie eine fernsehgerechte<br />

Flutlichtanlage. Alles in allem<br />

wurden rund 4 Mio. Euro investiert. Der<br />

Steuerzahler musste davon fast die Hälfte<br />

bezahlen. Denn der Club, der über eine<br />

stattliche Anzahl gut bezahlter Profis verfügt,<br />

hat selbst lediglich 2,1 Mio. Euro<br />

eingebracht. Über eine Million kam aus<br />

dem Konjunkturprogramm und der Rest<br />

von der Landeshauptstadt Kiel. Bereits<br />

im letzten Schwarzbuch hatten wir die<br />

konjunkturellen Effekte dieser Maßnahmen<br />

angezweifelt. Bis heute konnte<br />

uns nicht glaubhaft gemacht werden,<br />

dass der sportliche Höhenflug wirklich<br />

zu mehr Wirtschaftswachstum in der<br />

Landeshauptstadt beigetragen hat. Damit<br />

sind die Steuermittel für sportliche<br />

Träume verbrannt.<br />

98 99


Nr. Stadt/Region Land/Bund/EU/Stichwort Seite<br />

01. Bund Bund<br />

Fehlerhafte Lärm- und Windschutzwände 4<br />

02. Büdingen Hessen<br />

Eislaufbahn aus Kunststoff 4<br />

03. Oberhof Thüringen<br />

Kosten eines geschlossenen Bads 4<br />

04. Buxtehude Niedersachsen<br />

Unzweckmäßiger Schwimmsteg 6<br />

05. Kreis Herzogtum Lauenburg Schleswig-Holstein<br />

Neue Bodenschutzverordnung behindert Straßenbau 6<br />

06. Baden-Baden Baden-Württemberg<br />

Grundstück am Festspielhaus 7<br />

07. Bund Bund<br />

Praktikantenbörse verbrennt Steuergeld 8<br />

08. Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt<br />

Bahn Naumburg-Zeitz: Schließung nach Sanierung 9<br />

09. Friedrichshafen Baden-Württemberg<br />

Immobilienkauf ohne Nutzungskonzept 10<br />

10. Baden-Württemberg Baden-Württemberg<br />

Krötenwanderung auf der B 10 10<br />

11. Potsdam Brandenburg<br />

Planungsfehler beim Wiederaufbau des Stadtschlosses 11<br />

12. Bund Bund<br />

Teurer Tunnelblick 12<br />

13. Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt<br />

Sanierung der B 6n 13<br />

14. Hamburg Hamburg<br />

Fehlende Kontrolle der ARGE 14<br />

15. Lübeck Schleswig-Holstein<br />

Lübecker Eigentor 15<br />

16. Bördekreis Sachsen-Anhalt<br />

Sportboothafen Calvörde 15<br />

17. Bergen auf Rügen Mecklenburg-Vorpommern<br />

Regenwürmer fürs Stadion 16<br />

18. Duisburg Nordrhein-Westfalen<br />

Kameraschienenbahn an Regattabahn der Kanuten 17<br />

19. Overath Nordrhein-Westfalen<br />

Turnhalle aus Konjunkturmitteln 18<br />

20. Coburg Bayern<br />

Neue Ballsporthalle 18<br />

21. Zarrentin am Schaalsee Mecklenburg-Vorpommern<br />

Vereins- und Sportlerheim Lassahn 19<br />

22. Wiesbaden Hessen<br />

Anbindung des Hauptbahnhofs an ICE-Strecke 21<br />

23. Bamberg Bayern<br />

Kettenbrücke und Löwenbrücke 21<br />

24. Tübingen Baden-Württemberg<br />

Umgestaltung der Mühlstraße 23<br />

25. Oberursel/Steinbach Hessen<br />

Sanierung eines Treppenaufgangs 23<br />

26. Triptis Thüringen<br />

Gefahrenpunkte bei der A 9 24<br />

27. Kraichgau Baden-Württemberg<br />

Rastanlage an der A 6 25<br />

Nr. Stadt/Region Land/Bund/EU/Stichwort Seite<br />

28. Baden-Württemberg Baden-Württemberg<br />

Anschubfinanzierung für Ablachtalbahn 26<br />

29. Obersimten Rheinland-Pfalz<br />

Überflüssiger Brückenbau 27<br />

30. Kisdorf Schleswig-Holstein<br />

Wenn sich die <strong>Verschwendung</strong> im Kreis dreht 28<br />

31. Finnentrop Nordrhein-Westfalen<br />

Bahnübergang ist temporäre So-Da-Brücke 29<br />

32. Helsa/Hessisch Lichtenau Hessen<br />

Autobahntunnel für Molche 30<br />

33. Bund Bund<br />

Ehrenurkunden der Bundesjugendspiele 31<br />

34. Wittenberg Sachsen-Anhalt<br />

Förderung des ÖPNVs 31<br />

35. Bund Bund<br />

Rentenanpassungsmitteilungen 32<br />

36. München Bayern<br />

BayernLB 33<br />

37. Pforzheim Baden-Württemberg<br />

Derivatgeschäfte 35<br />

38. Leipzig Sachsen<br />

Finanzwetten der kommunalen Wasserwerke 35<br />

39. Mintraching Bayern<br />

Beteiligungsgesellschaft des Abwasserzweckverbands 36<br />

40. Leinfelden-Echterdingen Baden-Württemberg<br />

Bau eines Ziegenstalls 38<br />

41. Goslar Niedersachsen<br />

Entschädigungszahlung für nicht gekündigte Pavillons 38<br />

42. Blandorf Niedersachsen<br />

Teures Campingplatzgelände 39<br />

43. Kreis Herford Nordrhein-Westfalen<br />

Teure Architektenfehler 40<br />

44. Maubach, Rems-Murr-Kreis Baden-Württemberg<br />

Schilderstreich „Tempo 50“ 41<br />

45. Wettenberg Hessen<br />

Teure Eigenwasserversorgung 41<br />

46. Bremerhaven Bremen<br />

Bürgschaftsverpflichtung beim Seniorenheim 42<br />

47. Ulm Baden-Württemberg<br />

Aussichtsturm für Talblick 43<br />

48. Hannover Niedersachsen<br />

Amtspflichtverletzung 43<br />

49. Europa Europa<br />

Absurde EU-Förderungen 44<br />

50. Magdeburg Sachsen-Anhalt<br />

Nichtnutzbarer Neubau fürs Finanzministerium 45<br />

51. Landkreis Lörrach Baden-Württemberg<br />

Aussichtsplattform Isteiner Schwellen 46<br />

52. Würselen Nordrhein-Westfalen<br />

Kunstobjekte für die Natur 46<br />

53. Büren Nordrhein-Westfalen<br />

Alphorn-Quartett 47<br />

54. Winterberg Nordrhein-Westfalen<br />

Schulhofgestaltung Kommunikationsinsel 48<br />

100 101


Nr. Stadt/Region Land/Bund/EU/Stichwort Seite<br />

55. Bund Bund<br />

Sachleistungskonto der Abgeordneten 49<br />

56. Schwerte Nordrhein-Westfalen<br />

Freizeit-Allwetterbad wieder geschlossen 50<br />

57. Hennef Nordrhein-Westfalen<br />

Kulturprojekte: Quer zur Sieg 51<br />

58. Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein<br />

Viel Geld für wenig neue Erkenntnisse 52<br />

59. Dresden Sachsen<br />

Hochglanzbroschüre zum neuen Konzertsaal 52<br />

60. Baden-Württemberg Baden-Württemberg<br />

Informationsbroschüre „Qualitätsoffensive Bildung“ 53<br />

61. München Bayern<br />

Projektgruppe „Waldumbau-Klimawandel“ 53<br />

62. Höxter Nordrhein-Westfalen<br />

Neuer Skywalk 54<br />

63. Berlin Berlin<br />

Investitionsprogramm Zukunft, Bildung und Betreuung 55<br />

64. Saarbrücken Saarland<br />

Verfassungswidrige Wahlkampfwerbung 56<br />

65. München/Taiwan Bayern<br />

Reiselust der Abgeordneten 57<br />

66. Waldeck-Frankenberg Hessen<br />

Reisekosten eines Landrats 57<br />

67. Kreuztal Nordrhein-Westfalen<br />

Abwahl von zwei Beigeordneten 58<br />

68. München/Vietnam Bayern<br />

Reiselust der Abgeordneten 59<br />

69. Wilster Schleswig-Holstein<br />

Teure Stellenanzeige 60<br />

70. Löhne Nordrhein-Westfalen<br />

Beförderung eines Beamten 60<br />

71. Wolnzach Bayern<br />

Ausweitung der Kassenkredite 61<br />

72. Berchtesgaden Bayern<br />

Haus der Berge 62<br />

73. Neuwerk Hamburg<br />

Wiedererrichtung der Ostbake 62<br />

74. Herrenchiemsee Bayern<br />

Sanierung des Schlosshotels 63<br />

75. Osnabrück Niedersachsen<br />

Budgetüberschreitung beim Kunstprojekt COLOSSAL 63<br />

76. <strong>Die</strong>burg Hessen<br />

Planungsfehler beim Bau der Stadthalle 64<br />

77. Hamburg Hamburg<br />

Bau des Kreuzfahrtterminals 65<br />

78. Europa Europa<br />

ITER - Blankoscheck führt zur Kostenexplosion 67<br />

79. Brandenburg Brandenburg<br />

Förderung landwirtschaftlicher Betriebe 67<br />

80. Bad Bergzabern Rheinland-Pfalz<br />

Subvention an Vier-Sterne-Hotel 68<br />

81. Schleswig Holstein Schleswig-Holstein<br />

Fraktionen legen Zuschüsse an 69<br />

Nr. Stadt/Region Land/Bund/EU/Stichwort Seite<br />

82. Brandenburg Brandenburg<br />

Innovationsassistenten 69<br />

83. Worms Rheinland-Pfalz<br />

Kaum ausgelastetes Parkhaus 69<br />

84. Niedersachsen Niedersachsen<br />

Frühpensionierung zweier Lehrerinnen 70<br />

85. Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein<br />

Bei der Planung „verzockt“ 71<br />

86. Berlin Berlin<br />

Imagekampagne der Wasserbetriebe 71<br />

87. Potsdam Brandenburg<br />

Studienkolleg für ausländische Studienbewerber 72<br />

88. Niedersachsen Niedersachsen<br />

„Bornemann-Immobilie“ 73<br />

89. Ruhrgebiet Nordrhein-Westfalen<br />

Ohrenparks an der Autobahn 73<br />

90. Bund Bund<br />

Elektronischer Personalausweis 74<br />

91. Lüdenscheid Nordrhein-Westfalen<br />

Sportverein Turboschnecken 74<br />

92. Landshut Bayern<br />

Versetzung der „Flora“ verhindert 75<br />

93. Brandenburg Brandenburg<br />

WM-Tippspiel mit Steuergeldern 76<br />

94. Berlin Berlin<br />

Shanghai-Reise verhindert 76<br />

95. Bremen Bremen<br />

Defizitäres Musical-Abenteuer beendet 77<br />

96. Bund Bund<br />

Keine Sauna mehr für Bundestagsverwaltung 78<br />

97. Wehretal Hessen<br />

Verkauf der Obermühle 78<br />

98. Lübeck Schleswig-Holstein<br />

Toilettenkonzept Altstadt 79<br />

99. Bad Lippspringe Nordrhein-Westfalen<br />

Keine Umgehungsstraße 79<br />

100. Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein<br />

Gebührenbefreiung für letztes Kindergartenjahr 80<br />

101. Bund Bund<br />

Kein höheres Weihnachtsgeld für Beamte 80<br />

102. Schleswig Schleswig-Holstein<br />

Risikofaktor Therme 81<br />

103. Bad Brambach Sachsen<br />

Luxussanierung für Bahnübergänge 81<br />

104. Mainz Rheinland-Pfalz<br />

Bau einer Straßenbahntrasse 82<br />

105. Herzogtum Lauenburg Schleswig-Holstein<br />

Standortwerbung 82<br />

106. Reichmannsdorf Thüringen<br />

Verfüllen eines Hohlwegs 83<br />

107. Bund Bund<br />

Verlängerung S-Bahnlinie 83<br />

108. Spreetal Sachsen<br />

Sonnenstrom nimmt Stecklingen das Licht 84<br />

102 103


Nr. Stadt/Region Land/Bund/EU/Stichwort Seite<br />

109. Berlin Berlin<br />

Vorrangschaltung für Bahnen und Busse 85<br />

110. Fischland-Darß-Zingst Mecklenburg-Vorpommern<br />

Wiederaufbau der Darßbahn 86<br />

111. Bremen Bremen<br />

Stadthaus Vegesack 87<br />

112. Flensburg Schleswig-Holstein<br />

Neue Geschäftsfelder der Stadtwerke 88<br />

113. Bund Bund<br />

Drei PR-Agenturen für das Arbeitsministerium 89<br />

114. Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein<br />

Standortwerbung der Gemeinden 90<br />

115. Bund Bund<br />

Transrapid 91<br />

116. Erfurt Thüringen<br />

Therapeutisches Wohnheim 92<br />

117. Ratzeburg Schleswig-Holstein<br />

Unnötige Abwasserleitung (Krötentunnel) 92<br />

118. Hagen Nordrhein-Westfalen<br />

Zinswetten 93<br />

119. Nürburg Rheinland-Pfalz<br />

Untersuchungsausschuss Nürburgring 93<br />

120. Finsterbergen Thüringen<br />

Klimatherapiezentrum wartet auf Besucher 94<br />

121. Europa Europa<br />

Teure Ganzkörpernacktscanner ungenutzt 95<br />

122. Völklingen Saarland<br />

Meerwasserfischzuchtanlage 96<br />

123. Darmstadt Hessen<br />

Dauerbelastung Kongresszentrum 97<br />

124. Naumburg Sachsen-Anhalt<br />

Bauruine Sportlerheim TV Friesen 97<br />

125. Schleswig Schleswig-Holstein<br />

Skateranlage 98<br />

126. Kreis Bergstraße Hessen<br />

Draisinenbahn 98<br />

127. Kiel Schleswig-Holstein<br />

Holstein-Stadion 99<br />

104


Bund der Steuerzahler Deutschland e.V.<br />

Französische Straße 9 - 12 · 10117 Berlin<br />

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