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Organspende schenkt Leben ab Seite13 - Barmherzige Brüder Trier e. V.

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Schwerpunkt<br />

Forum<br />

magazin des <strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong> e. V.<br />

16. Jahrgang | nr. 4/2006 | issn 1863-4230 | g 25203<br />

<strong>Organspende</strong> <strong>schenkt</strong> <strong>Leben</strong> <strong>ab</strong> <strong>Seite13</strong><br />

<strong>Trier</strong><br />

Seniorenzentrum<br />

St. Josefsstift nimmt Betrieb auf Seite 53<br />

Standpunkt:<br />

Sind 4 besser als 3?<br />

Seite 8<br />

Beilage:<br />

Überblick 2007 –<br />

Fortbildungsangebote<br />

<strong>Trier</strong><br />

1. Patienteninformationszentrum<br />

in RLP eröffnet Seite 48


Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

kennen Sie das? Kaum naht die Weihnachtszeit, nimmt<br />

die Zahl der Spendenbriefe in Ihrem Briefkasten schlagartig<br />

zu. Wenn Sie nicht schon lange regelmäßiger Spender<br />

einer bestimmten Hilfsorganisation sind, überlegen<br />

Sie vielleicht, wer Ihre Spende am dringendsten braucht.<br />

Bei dem Thema „<strong>Organspende</strong>“ verhält es sich nicht viel<br />

anders – doch geht es hier vor allem um die sehr persönliche<br />

Auseinandersetzung über eine Situation, die man<br />

nur zu gerne verdrängt: wenn das eigene <strong>Leben</strong> zu Ende<br />

ist und man mit einer <strong>Organspende</strong> jemand anderen zu<br />

mehr <strong>Leben</strong>squalität verhelfen kann. Im Schwerpunkt<br />

dieser FORUM-Ausg<strong>ab</strong>e finden Sie Erfahrungsberichte<br />

von Betroffenen, sachkundige Informationen zum Ablauf<br />

und den gesetzlichen Grundlagen sowie einen lesenswerten<br />

Beitrag von Thomas Wigant zur ethischen<br />

Bewertung dieses komplexen Themas.<br />

Während der Redaktion dieser FORUM-Ausg<strong>ab</strong>e ist eines<br />

der schwierigsten Reformvorh<strong>ab</strong>en der großen Koalition<br />

in die entscheidende Phase getreten. Auch wenn das<br />

letzte Wort vor der <strong>ab</strong>schließenden Entscheidung noch<br />

nicht gesprochen ist, ist zu erwarten, dass sich an den<br />

zwischen den Koalitionären im Sommer vereinbarten<br />

Eckpunkten nichts Entscheidendes mehr ändern wird.<br />

Die über 2.100 Krankenhäuser in Deutschland werden,<br />

das ist klar, zusätzliche Belastungen schultern müssen.<br />

Bruder Alfons-Maria Michels, Vorstandssprecher des<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong> e. V., bezieht im Standpunkt<br />

auf Seite 6 Stellung und zeigt, wie eng Chancen und Risiken<br />

der Reform beieinanderliegen.<br />

Im Namen der Redaktion wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen<br />

und Leser, eine gesegnete Weihnacht und ein<br />

gutes, friedvolles und gesundes 2007!<br />

Ihr<br />

Martin Fuchs<br />

Chefredakteur<br />

2<br />

Editorial<br />

Foto: KNA-Bild<br />

4/06<br />

Gemeinschaftskrankenhaus Bonn<br />

Ausg<strong>ab</strong>e 4/2006<br />

News & Facts<br />

Aktuelle Meldungen .................................................... S. 4-5, 30, 40<br />

Standpunkt<br />

Die Aufg<strong>ab</strong>en werden vielschichtiger • „Nicht für das System,<br />

sondern für den Menschen“ ........................................................... S. 6-7<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> von Maria-Hilf<br />

Die Barmherzigkeit Gottes • „Gott ist Brasilianer“ •<br />

450 Jahre im Dienst der christlichen Nächstenliebe •<br />

Ewigprofess von Bruder Rafael Carregosa ................................... S. 9-12<br />

Schwerpunkt Organtransplantation<br />

<strong>Organspende</strong> <strong>schenkt</strong> leben • Hoffen auf eine neue Niere: Rudi<br />

Wartha im Wartestand • Das Transplantationsgesetz • Ablauf einer<br />

<strong>Organspende</strong> • <strong>Organspende</strong>? Eine ganz persönliche Entscheidung •<br />

Gedanken zur <strong>Organspende</strong>debatte aus ethischer Sicht ........... S. 13-20<br />

Caritas-Krankenhaus<br />

Bad Mergentheim<br />

Organtransplantation – <strong>Organspende</strong> • Frischer Wind in<br />

der Pathologie • Glaube ist Zukunftshoffnung ......................... S. 21-25<br />

Gemeinschaftskrankenhaus Bonn<br />

Gastprofessur für PD Dr. Pizzulli und Prof. Wilms in der VR China •<br />

Ein Jeder an seinem Platz • Wegen Überfüllung nicht<br />

geschlossen • Tarifauseinandersetzung Ärzte • Mehr als nur<br />

Fachwissen .................................................................................. S. 26-30


zu Gast bei<br />

Freunden.<br />

St. Bernhards-<br />

Kirmes 2006<br />

46<br />

Klinische<br />

Ethik-Komitees<br />

unterstehen Ärzte<br />

und Angehörige<br />

31<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> Schönfelderhof<br />

<strong>Brüder</strong>krankenhaus St. Josef Paderborn<br />

Katholisches Klinikum Koblenz<br />

Kinderbesuch im Krankenhaus • Ziel erreicht • Essen aus einer<br />

Hand • Neues Therapiezentrum feiert Richtfest ....................... S. 32-33<br />

St. Marien-Hospital Marsberg<br />

Treffpunkt Stillcafé • Vier Jahrzehnte für das<br />

Wohl der Patienten ..................................................................... S. 34-35<br />

Krankenhaus der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> Mont<strong>ab</strong>aur<br />

Leitung im Teamarztmodell stärkt die Innere Medizin am <strong>Brüder</strong>-<br />

krankenhaus Mont<strong>ab</strong>aur • 60 Jahre HNO im Krankenhaus der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> Mont<strong>ab</strong>aur • Neues Röntgenmehrzwecksystem<br />

schafft besseren Durchblick • Guido Schröer: Neuer Hausoberer<br />

begann am 1. September 2006 • Logo? Logo! • Neuer Notfallwagen<br />

speziell für Kinder ....................................................................... S. 36-37<br />

<strong>Brüder</strong>krankenhaus<br />

St. Josef Paderborn<br />

Chemotherapien individuell zubereitet • Integrierte Versorgung bei<br />

Knie- und Hüftgelenksoperationen • <strong>Brüder</strong>krankenhaus St. Josef<br />

Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Göttingen •<br />

Krankenhaus mit Ambiente ....................................................... S. 38-41<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> Rilchingen<br />

... auf den Spuren der Salinenanlage der Reichsgräfin<br />

Marianne von der Leyen • Ein Fahrstuhl geht in Rente<br />

• „Landflucht“ – Wir ziehen nach Saarbrücken ....................... S. 42-43<br />

4/06<br />

Inhalt<br />

IHR DRAHT zuR REDAKTION<br />

FORUM<br />

Kardinal-Krementz-Straße 1-5<br />

56073 Koblenz<br />

Telefon: 0261/496-6464<br />

Telefax: 0261/496-6470<br />

e-Mail: forum@bb-trier.de<br />

Die nächste Ausg<strong>ab</strong>e von FORUM<br />

erhalten Sie Ende Januar 2007.<br />

Neue zytostatika-<br />

Abteilung<br />

garantiert<br />

höchste Sicherheitsstandards<br />

38<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> Saffig<br />

Kunst-Werkstatt-Atelier • Neues Angebot für junge Menschen•<br />

Wunibald Müller über Spiritualität und Gesundheit .................. S. 44-45<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong><br />

Schönfelderhof<br />

St. Bernhards-Kirmes 2006 ......................................................... S. 46-47<br />

Krankenhaus der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong><br />

Erstes Patienteninformationszentrum in Rheinland-Pfalz<br />

geht an den Start • Symposium zur klinischen Hirnforschung<br />

• Kleiner Piks rettet <strong>Leben</strong> • Typisierung für Knochenmark-<br />

spender • Personalmeldungen • BKT-Messestand .................... S. 48-52<br />

Seniorenzentrum St. Josefsstift<br />

St. Josefsstift ................................................................................. S. 53-54<br />

Momentmal ............................................................. S. 31<br />

Service<br />

Buchtipp • Musiktipp • Rätsel ................................................. S. 55-56<br />

Impressum ........................................................................................ S. 5<br />

3


Kardinal Karl Lehmann<br />

Kardinal Lehmann<br />

ruft zur Stärkung der<br />

Schwächeren auf<br />

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,<br />

Kardinal Karl Lehmann,<br />

hat bei einer Diskussion zum<br />

Thema „Das Recht der Schwächeren“ am 31.<br />

August 2006 in Oberursel die berufliche und<br />

gesellschaftliche Teilh<strong>ab</strong>e von Menschen mit<br />

Behinderungen angemahnt. „Leider erlebe<br />

ich statt eines gleichberechtigten Miteinanders<br />

häufig die Mobilisierung dumpfer Gefühle<br />

gegen Menschen mit Schwer- und Schwerstbehinderungen“,<br />

kritisierte der Mainzer Kardinal.<br />

Lehmann erinnerte daran, dass die Kommunen<br />

und Kirchen schon im 18. Jahrhundert blinde,<br />

gehörlose und gelähmte Menschen in Anstalten<br />

betreuten. Eindringlich appellierte der Kardinal<br />

an Menschen mit und ohne Behinderungen,<br />

aufeinander zuzugehen, voneinander zu<br />

Günter Mosen<br />

News & Facts<br />

4 4/06<br />

lernen und gegenseitig von den Stärken und<br />

Schwächen zu profitieren.<br />

Der Chef der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Werkstätten für behinderte Menschen,<br />

Günter Mosen, beklagte, dass Schwerstbehinderte<br />

in jüngster Zeit oft mit den Kostenträgern<br />

um die Finanzierung ihrer Ausbildung und<br />

Arbeit in den Werkstätten kämpfen müssten.<br />

„Das ist eine eklatante Benachteiligung der<br />

schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft“,<br />

sagte Mosen. (Keyvan Dahesch,<br />

www.kobinet-nachrichten.org)<br />

zum 15.09.2006 konnten die Internet-Angebote<br />

der Einrichtungen<br />

der BBT-Gruppe auf ein neues<br />

Content-Management-System (CMS)<br />

umgestellt werden. Das neue System<br />

erlaubt eine wesentlich flexiblere Handh<strong>ab</strong>ung<br />

und damit auch eine zeitnahe<br />

Information über die verschiedenen<br />

Leistungsangebote der Krankenhäuser<br />

und Einrichtungen für alte und behinderte<br />

Menschen im BBT-Verbund. Neu-<br />

Personalia<br />

+++ Werner Hemmes, Mitglied des<br />

Geschäftsführenden Vorstandes des BBT<br />

e.V., wurde am 7. Juli im Rahmen der<br />

Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft<br />

katholischer Krankenhäuser<br />

Rheinland-Pfalz für die Wahlperiode<br />

2006 bis 2008 in den Vorstand gewählt.<br />

+++ Thomas Wigant heißt der neue<br />

Hausobere, der seit 15. August das Direktorium<br />

des Caritas-Krankenhauses Bad<br />

Mergentheim unterstützen wird. +++<br />

Guido Schröer hat am 1. September<br />

2006 seine Tätigkeit als neuer Hausoberer<br />

am Krankenhaus der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> Mont<strong>ab</strong>aur aufgenommen +++<br />

Dr. Michael Mager wurde zum 1.<br />

September 2006 zum stellvertretenden<br />

Hausoberen am Krankenhaus der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong> ernannt. +++<br />

Markus Polle schied mit Wirkung zum<br />

30. September 2006 aus den Diensten des<br />

BBT e.V. aus. Bis zur endgültigen Nachbesetzung<br />

der Position, werden die Aufg<strong>ab</strong>en<br />

des Kaufmännischen Direktors aufg<strong>ab</strong>en-<br />

und arbeitsteilig von Siegfried Rörig<br />

und Jörg Schneider im Teammodell<br />

gestaltet. +++ Ab 1. Dezember 2006 ist<br />

mit Renate Sillich auch die Position<br />

der Pflegedirektorin am Krankenhaus der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> Mont<strong>ab</strong>aur wieder<br />

besetzt. +++ Dr. med. Harald Faust<br />

heißt <strong>ab</strong> 1. November 2006 der neue Chefarzt<br />

der Inneren Abteilung Gastroenterologie,<br />

der im Teamarztmodell zusammen<br />

mit Chefarzt Dr. med. Markus Reuter<br />

die Innere Medizin am Krankenhaus der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> Mont<strong>ab</strong>aur leiten<br />

wird. +++<br />

BBT-Gruppe mit neuem Internetportal<br />

Fotos: Jens Braune<br />

gierig? Surfen Sie bei Gelegenheit doch mal<br />

bei uns vorbei: www.bb-trier.de


News & Facts<br />

615.000 Menschen geholfen – Nachfrage<br />

nach sozial-caritativen Angeboten steigt<br />

615.349 Menschen h<strong>ab</strong>en im Jahr 2005 die<br />

insgesamt 1.516 sozial-caritativen Dienste<br />

und Einrichtungen im Bistum <strong>Trier</strong> in An-<br />

spruch genommen. Gegenüber dem Jahr<br />

2004 hat sich damit die Zahl der Hilfesuchenden<br />

um rund 6.000 erhöht. Diese Zah-<br />

Tagung der AG Krankenhauswesen<br />

im Katholischen Klinikum Koblenz<br />

Am 21. und 22. September 2006<br />

tagte die Arbeitsgemeinschaft<br />

Krankenhauswesen (AG Krankenhauswesen)<br />

im Katholischen Klinikum<br />

Koblenz, <strong>Brüder</strong>haus. Bei der AG Krankenhauswesen<br />

handelt es sich um ein nachgeordnetes<br />

Gremium der Gesundheitsministerkonferenz<br />

der Länder, das sich vorrangig<br />

mit Fragen der Krankenhausplanung, der<br />

Krankenhausfinanzierung und dem Entgeltsystem<br />

der Krankenhäuser beschäftigt.<br />

Ein Schwerpunkt der Tagung in Koblenz<br />

war der Arbeitsentwurf eines Gesetzes zur<br />

Stärkung des Wettbewerbs in der Gesetzlichen<br />

Krankenversicherung, besser bekannt<br />

als Gesundheitsreformgesetz 2006. Dieser<br />

Gesetzentwurf sieht auch Neuregelungen<br />

für die Krankenhäuser vor, unter anderem<br />

eine Verlängerung der Anschubfinanzierung<br />

für die integrierte Versorgung und eine Absenkung<br />

der Krankenhausbudgets. Für die<br />

Krankenhäuser erfreulich ist eine Regelung,<br />

nach der der Prüfungsumfang des Medizinischen<br />

Dienstes der Krankenversicherung<br />

eingeschränkt werden soll.<br />

Zweites herausragendes Thema war<br />

der Auftrag an die AG Krankenhauswesen,<br />

ein Arbeitspapier für die geplante Sondersitzung<br />

der Gesundheitsministerkonferenz<br />

Anfang des nächsten Jahres zur Zukunft<br />

der Krankenhausversorgung zu erstellen.<br />

D<strong>ab</strong>ei geht es um den ordnungspolitischen<br />

Aspekt, wer zukünftig für die Krankenhaus-<br />

planung zuständig sein soll (die Länder<br />

oder die Krankenkassen), in welchem<br />

Umfang Krankenhausplanung betrieben<br />

werden soll oder wer in Zukunft für die<br />

Finanzierung der Investitionskosten verantwortlich<br />

ist. All diese Fragen werden<br />

die AG Krankenhauswesen in den nächsten<br />

Wochen und Monaten noch intensiv beschäftigen. <br />

len hat der Diözesan-Caritasverband <strong>Trier</strong><br />

am 16. August bekannt gegeben.<br />

(Pressedienst Bistum <strong>Trier</strong>)<br />

Impressum<br />

Herausgeber: <strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong> (BBT)<br />

e. V., <strong>Trier</strong><br />

Redaktion: Waltraud Dietz (Bad Mergentheim),<br />

Franz Engert (Bad Mergentheim), Simone Ernst<br />

(Marsberg), Martin Fuchs (Chefredakteur, verantwortlich),<br />

Alfred Klopries (Rilchingen), Guido Schöer<br />

(Mont<strong>ab</strong>aur), Hans-Bernd Köster (Bonn), Otmar<br />

Lohner (Saffig), Frank Mertes (Saffig), Peter Mossem<br />

(Schönfelderhof), Dr. Harald Stotz (Koblenz),<br />

Anja Katrin Tollhausen (<strong>Trier</strong>), Eva Thielmann<br />

(Koblenz), Andreas Hilgenstock (Rätsel), Stefanie<br />

Kilian (Sekretariat)<br />

Redaktion FORUM, Kardinal-Krementz-Str. 1-5,<br />

56073 Koblenz, Telefon: 0261/496-6464, Fax:<br />

0261/496-6470, e-Mail: forum@bb-trier.de<br />

Artdirektion: Christoph de Haar, ofischer<br />

communication GmbH, Schanzenstr. 7, 51063 Köln<br />

Layout: Christoph de Haar, Petra Piskar<br />

Verlag: <strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong> e. V.,<br />

Kardinal-Krementz-Str. 1-5, 56073 Koblenz,<br />

Telefon: 0261/496-6464, Fax: 0261/496-6470,<br />

e-Mail: forum@bb-trier.de<br />

Erscheinungsweise: vier Mal jährlich<br />

Redaktionsschluss: 31.10.2006<br />

Bestellungen, Zahlungen, Adressänderungen:<br />

FORUM wird kostenfrei in den Einrichtungen<br />

und Beteiligungsgesellschaften des BBT e. V. ausgelegt.<br />

Auf Wunsch senden wir FORUM auch per Post<br />

zu. Für Bestellungen und Adressänderungen wenden<br />

Sie sich bitte direkt an den Verlag.<br />

Preis: FORUM ist für Mitarbeitende, Patienten und<br />

Bewohner der Einrichtungen und Beteiligungsgesellschaften<br />

des BBT e. V. kostenfrei. Für den Postversand<br />

erbitten wir eine Spende an die Ordensgemeinschaft<br />

der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> von Maria-Hilf, Spendenkonto<br />

100 3821 bei der Sparkasse <strong>Trier</strong> (BLZ 585 501<br />

30). Vielen Dank!<br />

Anzeigen: <strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong> e. V.,<br />

Kardinal-Krementz-Str. 1-5, 56073 Koblenz;<br />

Telefon: 0261/496 -6464, Fax: 0261/496-6470,<br />

e-Mail: forum@bb-trier.de<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste 01/2006 vom 1.1.2006<br />

Druck: Druckerei Bachem, Köln<br />

Gerichtsstand: <strong>Trier</strong><br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />

die Meinung der Redaktion und des Herausgebers<br />

wiedergeben. Anregungen, Ideen und Vorschläge<br />

für Beiträge sind willkommen! Bitte wenden Sie sich<br />

direkt an die Redaktion Ihrer Einrichtung oder die<br />

Gesamtredaktion in Koblenz.<br />

ISSN 1863-4230<br />

4/06<br />

5


Standpunkt<br />

„Nicht für das System,<br />

sondern für den Menschen“<br />

die gesundheitsreform als risiko und Chance<br />

mit der 1. Lesung des gKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes am<br />

27. oktober im deutschen Bundestag ist die so genannte „gesundheitsreform“<br />

in die entscheidende Phase getreten. auch<br />

wenn es heißt, dass kein gesetz aus dem Bundestag herausgekommen<br />

wie es hereingekommen ist, so hat sich an den wesentlichen<br />

eckpunkten nichts verändert: auf die Krankenhäuser<br />

in deutschland werden <strong>ab</strong> 2007 erhebliche mehrkosten zukommen,<br />

die durch die gesetzlich begrenzte maximale Budgetsteigerung<br />

bei weitem nicht aufgefangen werden können. Lesen sie<br />

hierzu einen Kommentar von Bruder alfons-maria michels, sprecher<br />

und Koordinator des geschäftsführenden Vorstandes des<br />

afik einfügen: Kuchendiagramm<br />

sätzliche Belastungen für die<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong> e. V.<br />

nkenhäuser im BBT-Verbund 2007“<br />

reformbedingte Budegtkürzun-<br />

Als Peter Friedhofen im Jahr 1852<br />

das erste Krankenhaus der <strong>Brüder</strong>gemeinschaft<br />

in Koblenz gründete,<br />

war dies gewiss auch eine Reaktion auf die damals<br />

herrschenden Zustände in der Gesundheitsversorgung.<br />

Ein „Gesundheitssystem“,<br />

wie wir es heute kennen, g<strong>ab</strong> es noch nicht<br />

einmal im Ansatz. Es waren vor allem die<br />

Kirchen, die mit ihren sozial-caritativen Einrichtungen<br />

im 19. Jahrhundert den fehlenden<br />

Wohlfahrtsstaat ersetzten. Diese Tradition hat<br />

sich bis heute fortgesetzt: Von den 1.827 Allgemeinen<br />

Krankenhäusern in Deutschland<br />

(2004) stehen 712 unter freigemeinnütziger,<br />

Tarifsteigerungen<br />

Mehwertsteuer-Erhöhung<br />

% = 10,432 Mio Euro]<br />

Weitere Belastungen für die<br />

Krankenhäuser im BBT-Verbund 2007<br />

28% Mehrwertsteuererhöhung<br />

21% Tarif-<br />

steigerungen<br />

100% = 10,432 Mio Euro<br />

51% reformbedingte<br />

Budgetkürzungen<br />

6 4/06<br />

davon über 470 in katholischer Trägerschaft.<br />

Das ist jedes 4. Krankenhaus in Deutschland.<br />

Auch als konfessioneller Träger müssen wir<br />

wirtschaftlich arbeiten, um weiterhin den staatlichen<br />

Versorgungsauftrag in optimaler Weise<br />

und zum Wohl des Patienten, <strong>ab</strong>er auch unter<br />

den Vorg<strong>ab</strong>en des Gesetzgebers und der an diesem<br />

Auftrag beteiligten Kostenträger, zu erfüllen.<br />

Nur so erreichen wir als katholischer Träger<br />

unser Ziel, diesen Auftrag in der besonderen<br />

Zuwendung und im Zeichen der Liebe Christi<br />

zu den Menschen zu gestalten. Jede weitere Verschärfung<br />

des Wettbewerbs und jede zusätzliche<br />

Belastung riskieren die bislang gesicherte Gesundheitsversorgung<br />

der Bevölkerung.<br />

Und nicht zu vergessen: die damit ver-<br />

bundenen Arbeits- und Ausbildungsplätze<br />

sowie weitere Leistungen, die ein<br />

Krankenhaus als Wirtschaftsunternehmen<br />

am jeweiligen Standort erbringt.<br />

Die vom Gesetzgeber zum jeweiligen<br />

Krankenhausbudget vorgesehene<br />

10,7%ige Abg<strong>ab</strong>e als Sanierungsbeitrag<br />

zur Gesetzlichen Krankenversichung,<br />

die erneute 1%ige Anschubfinanzierung<br />

„Integrierte Versorgung“ sowie die<br />

gesetzlich- und tarifbedingten Kosten-<br />

und Ausg<strong>ab</strong>ensteigerungen, wie z. B.<br />

die Mehrwertsteuererhöhung, bedeuten<br />

für die Krankenhäuser im BBT-Verbund<br />

eine zusätzliche Belastung von 10,432<br />

Mio. Euro, die in die Wirtschaftspläne<br />

für 2007 einfließen mussten. Belastun-<br />

Foto: oppitz, Kna-Bild<br />

Bruder Alfons-Maria Michels<br />

gen, die durch eine 0,28%ige Budgeterhöhung<br />

mit 826 Tausend Euro nur geringfügig gemildert<br />

werden.<br />

Bereits in der Vergangenheit h<strong>ab</strong>en wir<br />

gezeigt, dass unsere Krankenhäuser durch<br />

die Optimierung der krankenhausinternen<br />

Organisation (Prozesse, Strukturen, interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit, Führung,<br />

betriebswirtschaftliche Transparenz, Kultur<br />

u.a.) und der Nutzung von Synergien durch<br />

die Zusammenarbeit der Häuser im Verbund<br />

in der Lage sind, Einsparpotenziale zu nutzen,<br />

Arbeits- und Ausbildungsplätze zu sichern und<br />

die Versorgungsangebote zu verbessern. Doch<br />

die unmittelbaren Belastungen, die durch<br />

die Gesundheitsreform und durch Tarif- und<br />

Mehrwertsteuererhöhungen auf die Krankenhäuser<br />

zukommen werden, strapazieren dieses<br />

Potenzial über alle Maßen.<br />

Sollte die Gesundheitsreform morgen<br />

halten, was sie heute verspricht, nämlich die<br />

perspektivische Sicherstellung der Finanzierbarkeit<br />

des Gesundheitssystems, bietet das<br />

„GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz“ tatsächlich<br />

eine Chance, auf einer berechenbaren<br />

und hoffentlich wirtschaftlich soliden Grundlage<br />

unsere Krankenhäuser mit innovativen<br />

Versorgungsangeboten und Managementkonzepten<br />

in die Zukunft zu führen. Doch<br />

noch ist die Gefahr nicht gebannt, dass die<br />

Reform dieses Ziel durch zu viele Kompromisse<br />

und Zugeständnisse verfehlt. Die Konsequenzen,<br />

die sich hieraus für die Krankenhäuser<br />

– und mehr noch die Sicherstellung<br />

der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung<br />

– ergeben, wären fatal: Gesundheit ist zu<br />

wertvoll, um sie weiterhin zum Spielball fiskalischer<br />

Interessen zu machen.<br />

Bruder Alfons-Maria Michels


Standpunkt<br />

Die Aufg<strong>ab</strong>en der Pflege werden<br />

vielschichtiger werden<br />

Kommentar zu den aktuellen herausforderungen im<br />

gesundheitswesen für den Pflegedienst<br />

seit der einführung der drgs im Jahr 2003 und der stärkung<br />

der ambulanten Behandlungsformen befindet sich die stationäre<br />

Krankenhausbehandlung in deutschland in einem grundlegenden<br />

Wandel. dieser Prozess wird sich durch die aktuelle gesundheitsreform<br />

weiter beschleunigen. in immer kürzeren Verweildauern<br />

müssen Patienten mit immer komplexeren Krankheitsbildern<br />

behandelt werden. die ambulanten Behandlungsformen<br />

am Krankenhaus, <strong>ab</strong>er auch die ambulante Krankenpflege in der<br />

häuslichen umgebung, werden einen immer größeren raum in<br />

der Versorgung der Bevölkerung mit der dienstleistung „Pflege“<br />

einnehmen. Thomas geltenpoth, Pflegedirektor am Katholischen<br />

Klinikum Koblenz, erläutert die Konsequenzen, die mit dieser entwicklung<br />

für die Berufsgruppe „Pflege“ verbunden sind.<br />

Vor allem gilt: Die Pflege muss sich<br />

neu positionieren und mit unterschiedlichsten<br />

Qualifikationen<br />

hochinteressante Aufg<strong>ab</strong>enfelder besetzen. Die<br />

umfassende Krankenpflege Schwerstkranker<br />

mit komplexen Anforderungen im Bereich<br />

der Wundversorgung, Ernährung und Mobilisation<br />

wird d<strong>ab</strong>ei nur eine Ausprägung des<br />

Berufsbildes darstellen. Eine andere liegt in<br />

der Gestaltung von effizienten Abläufen, die<br />

es den Patienten ermöglicht, schonend und<br />

schnell die angesetzte Diagnostik und Therapie<br />

zu durchlaufen. Natürlich gehört hierzu<br />

auch der Ausbau der bereits bestehenden Aufg<strong>ab</strong>enfelder<br />

in den Diagnostik- und Therapiebereichen,<br />

wie Herzkatheterl<strong>ab</strong>or, Endoskopie,<br />

im OP und Anästhesiebereich und auf den<br />

Intensivstationen. Die Rolle der Pflege wird<br />

durch die Zusammenarbeit von Pflege und<br />

Arzt in der Patientenversorgung, in der Ablaufoptimierung<br />

auf den Stationen und in den<br />

Funktionsbereichen sowie in der Zusammenarbeit<br />

mit dem Medizincontrolling vielschichtiger<br />

werden. Die Beratung und Begleitung der<br />

Patienten werden hierbei, insbesondere auch<br />

in den Grenzsituationen des <strong>Leben</strong>s, nach wie<br />

vor im Mittelpunkt stehen.<br />

Kurz: eine Kernaufg<strong>ab</strong>e der Pflege besteht<br />

darin, die Schnittstellen zwischen Patient,<br />

Arzt und Verwaltung zu gestalten. Und das<br />

bedeutet, den Beruf der Krankenpflege nicht<br />

in Abgrenzung, sondern in Ergänzung zu den<br />

weiteren Professionen, insbesondere dem ärztlichen<br />

Bereich, zu entwickeln.<br />

Aus diesem Grund<br />

wurde am Katholischen<br />

Klinikum in den vergangenen<br />

20 Monaten eine<br />

Vielzahl von Mitarbeitern<br />

durch Qualifizierungsmaßnahmen<br />

auf neue<br />

Aufg<strong>ab</strong>en vorbereitet.<br />

Neben den bekannten<br />

Weiterbildungen zu OP-<br />

und Intensiv- Fachkräften,<br />

den Praxisanleitern<br />

und Führungskräften<br />

(Bachelor/Stationsleitungen)<br />

wurden in diesem<br />

Jahr Pflege-Mitarbeiter<br />

u.a. in folgenden<br />

Bereichen weitergebildet: Endoskopie, mit<br />

der Schwerpunktqualifikation im Lungenzentrum;<br />

Study Nurse zur Begleitung und<br />

Dokumentation medizinischer Studien;<br />

Breast Care Nurse, (Fachkrankenschwester<br />

Brustkrebs) im Brustzentrum; Laktationsberaterinnen<br />

im Bereich der Stillberatung;<br />

Akupunktur für Hebammen; Dekubitus- und<br />

Wundmanagementexperten; Pain Nurses zur<br />

postoperativen Betreuung von Patienten mit<br />

Schmerzkathetern; OP-Koordinatoren zur<br />

Sicherung effizienter Organisation im OP;<br />

Medizinische Kodierfachkräfte zur Optimierung<br />

der DRG-Kodierung.<br />

Die hier aufgeführten Spezialisierungen<br />

machen deutlich, wie komplex, vielschichtig<br />

und anspruchsvoll der Pflegeberuf ist und<br />

immer mehr sein wird. D<strong>ab</strong>ei markieren die<br />

heute erworbenen Qualifikationen keinen<br />

Endpunkt der anzustrebenden Entwicklung.<br />

Aus meiner Sicht wird die Vernetzung der<br />

Versorgungsformen stationär, teilstationär,<br />

ambulant, Reh<strong>ab</strong>ilitation und häuslicher<br />

Bereich die zentralen Aufg<strong>ab</strong>enfelder sein,<br />

dem sich die Pflege weiterhin stellen wird. Die<br />

Pflege wird die Möglichkeit nutzen, sich bei<br />

allen Entwicklungen in die Entscheidungs-<br />

und Umsetzungsprozesse einzubringen. Gemeinsam,<br />

unter Beteiligung aller Mitarbeiter<br />

und in enger Abstimmung der Berufsgruppen<br />

untereinander wird es so möglich sein, den<br />

Versorgungsauftrag der Krankenhäuser auch<br />

zukünftig wettbewerbsfähig im Markt, fachkompetent<br />

und mit hohem Engagement für<br />

die Patientenversorgung zu gestalten.<br />

Thomas Geltenpoth<br />

7


8 4/06<br />

„ Fürchtet Euch nicht, denn ich verkünde<br />

Euch eine große Freude, die dem ganzen<br />

Volk zuteil werden soll“ (Lk 2, 10)<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

Die ersten, die es erfuhren, waren einfache Hirten<br />

auf dem Feld. Sie lagerten in der Nähe des<br />

Stalls, in dem Maria ihren Sohn gebar. Als der<br />

Engel des Herrn zu ihnen trat, werden sie nicht schlecht<br />

gestaunt h<strong>ab</strong>en, als „der Glanz des Herrn“ sie plötzlich<br />

umstrahlte. Mitten in der Nacht – in ihrem Alltag, im<br />

ganz normalen <strong>Leben</strong>.<br />

So einfach die Botschaft war, so unfassbar ist ihre Bedeutung<br />

bis heute – denn die Freude über Jesu Geburt und<br />

<strong>Leben</strong>, die Tiefe und wunderbare Bedeutung lebt in unserer<br />

Kirche, der Gemeinschaft der Christinnen<br />

und Christen, ganz konkret weiter.<br />

Jeden Tag. Mitten im <strong>Leben</strong>.<br />

Im vergangenen Jahr hat die Deutsche<br />

Bischofskonferenz eine Marktstudie<br />

anfertigen lassen, die so genannte „Sinus-Milieu“<br />

Studie, und untersucht, in<br />

welchen „Milieus“ unserer Gesellschaft<br />

diese Kirche (noch) vertreten ist. Von 10<br />

so genannten „Milieus“, die die Studie<br />

unterscheidet, wird Kirche nur noch in<br />

3 Bereichen verortet: bei den „Konservativen“,<br />

den „Traditionsverwurzelten“<br />

und der „bürgerlichen Mitte“. – Wenn<br />

wir in den Einrichtungen unseres Verbundes<br />

sind, zeigt sich uns ein ganz anderes<br />

Bild von „Kirche“: Uns begegnen<br />

geschäftige, aktive Frauen und Männer,<br />

die sich engagiert ihrem Beruf stellen.<br />

Wir erleben Freundlichkeit und Respekt<br />

im Umgang miteinander und den uns<br />

anvertrauten Menschen, <strong>ab</strong>er auch sorgenvolle<br />

Gespräche, über erlebte Not<br />

oder die steigende Arbeitsbelastung. Wir<br />

erfahren, dass diese Kirche sehr konkret<br />

und lebendig ist, im Handeln all derer,<br />

die sich als Einzelne mit ihrer fachlichen<br />

und persönlichen Kompetenz in<br />

eine Dienstgemeinschaft einbringen,<br />

die ihre Kraft nicht aus sich selbst, sondern aus der Zuwendung<br />

zu den anderen, fremden, kranken, alten oder behinderten<br />

Menschen zieht.<br />

In dieser Zuwendung erstrahlt etwas von dem Glanz,<br />

der die Hirten umgeben h<strong>ab</strong>en muss. Der Glanz, den Jesus,<br />

der Mensch gewordene Sohn Gottes, durch sein Han-<br />

deln in die Welt getragen hat: engagiert, tatkräftig, kämpferisch,<br />

oft gegen den Strom schwimmend, <strong>ab</strong>er immer<br />

getragen von der Liebe, der bedingungslosen Zuwendung<br />

zum Menschen.<br />

Mit hoher Professionalität und persönlichem Engagegement<br />

treten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in<br />

unseren Krankenhäusern und Einrichtungen für alte<br />

und behinderte Menschen für diese Freude ein. Sie geben<br />

Hoffnung, leisten Hilfe und Handeln in einer „besonderen“<br />

Form von Kirche, die wir als Dienstgemeinschaft<br />

aller Mitarbeitenden sind. Als Teil der Kirche Gottes, die<br />

engagiert Anteil nimmt und den Glanz Gottes Liebe mitten<br />

im <strong>Leben</strong>, im Alltag erstrahlen lässt.<br />

Natürlich gibt es auch Schatten. Die steigende Arbeitsbelastung,<br />

der zunehmende Kostendruck, der wachsende<br />

Wettbewerb, Konflikte mit Arbeitskollegen oder Führungskräften<br />

gehören auch in diese Gemeinschaft. Schlimm<br />

wäre, wenn wir uns dies nicht eingestehen und uns damit<br />

nicht auseinandersetzen würden. Immer wieder getragen<br />

von der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, Probleme<br />

zu lösen, weiter zu kommen.<br />

D<strong>ab</strong>ei hilft es, sich, wie an Weihnachten, immer wieder<br />

auf das Wesentliche zu besinnen, auf die ganz einfache<br />

Botschaft, die uns in der Freude am Glauben verbindet.<br />

Diese Freude ist mit Jesus Geburt in die Welt gekommen.<br />

Auf ihn können und wollen wir uns verlassen und in unserem<br />

Handeln Gottes Liebe zum Menschen erfahrbar und<br />

erlebbar machen. Wir sind dankbar dafür, dass sich über<br />

7.000 Mitarbeitende in 25 Einrichtungen in der Dienstgemeinschaft<br />

unseres Verbundes auf diese Aufg<strong>ab</strong>e jeden<br />

Tag neu einlassen – und „Kirche“, fern aller „Milieus“<br />

und Marktstudien, in unserer Gesellschaft konkret, „dem<br />

Volk zuteil“ werden lassen!<br />

Ihnen, Ihren Familien und Freunden wünschen wir<br />

im Namen des gesamten Vorstandes eine frohe Weihnacht<br />

und den Glanz der Freude über die Geburt unseres Herrn<br />

auch im neuen Jahr!<br />

Bruder Alfons-Maria Michels<br />

Ressort 1: Unternehmensstrategie, Koordinator<br />

und Sprecher des Geschäftsführenden Vorstandes<br />

Werner Hemmes<br />

Ressort 3: Recht, Personal, Unternehmens-<br />

entwicklung, Grundsatzfragen aller Einrichtungen<br />

Ludwig Klarl<br />

Ressort 2: Leitungsplanung,<br />

Finanzen, Logistik Krankenhäuser<br />

Günter Mosen<br />

Ressort 4: Soziale und berufliche<br />

Reh<strong>ab</strong>ilitation, Psychiatrie und Altenhilfe


Die Barmherzigkeit Gottes<br />

Schon früh beeindruckte mich das<br />

wunderbare „Hundert-Gulden-Blatt“<br />

Rembrandts, entstanden um 1645.<br />

Im warmen Licht steht Christus erhoben vor<br />

einer Mauerecke und spricht zu der Menschenmenge,<br />

die sich bittend, betend und zuhörend<br />

um ihn versammelt. Mehrere Szenen<br />

aus dem 19. Kapitel des Matthäus-Evangeliums<br />

fügt der Künstler in eine: die Heilung<br />

der Kranken, die Segnung der Kinder, die Zurechtweisung<br />

des reichen Jünglings und die<br />

diskutierenden Pharisäer und Schriftgelehrten.<br />

Mit dem Kamel, das rechts unter dem<br />

Torbogen steht, ist auch angespielt auf den<br />

Vers: „Es ist leichter, dass ein Kamel durch<br />

ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher in<br />

das Reich Gottes komme.“<br />

Von der rechten Seite kommen die Mühseligen,<br />

beladen mit vielerlei Last, außen<br />

und innen. Sie stützen einander, helfen sich<br />

gegenseitig zu Jesus hin. Von der linken Seite<br />

kommen junge Mütter mit ihren Kindern<br />

auf dem Arm und an der Hand. Petrus will<br />

die Mütter mit den Kindern <strong>ab</strong>wehren. Aber<br />

über die <strong>ab</strong>wehrende Hand des Petrus geht<br />

die Hand Jesu hinweg – er lädt sie alle ein.<br />

Im Verlauf meines <strong>Leben</strong>s spürte ich immer<br />

mehr: Das ist mein Jesus-Bild. Später<br />

stand ich, bei meinem ersten Rom-Besuch<br />

mit vielen anderen vor dem faszinierenden<br />

Weltgericht von Michelangelo in der Sixtinischen<br />

Kapelle. Zweifellos ein großartiges<br />

Bild. Aber ich spürte: Dieser kraftstrotzende<br />

Jesus ist nicht mein Jesus. Mein Jesus ist ein<br />

„Heiland“. Und wenn ich ein Wort als Überschrift<br />

über das Rembrandt-Bild schreiben<br />

müsste, es wäre das Wort „Barmherzigkeit“.<br />

Barmherzigkeit, das ist auch das Urwort<br />

der Frohen Botschaft Jesu. Als Jesus bei den<br />

Menschen war, spürten sie: Jetzt ist die Barmherzigkeit<br />

Gottes sichtbar geworden. Barmherzigkeit<br />

ist nicht nur der Kern der Botschaft<br />

Jesu, sie ist auch seine Erwartung an<br />

uns. „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“,<br />

sagt er am Ende der Berufungsgeschichte in<br />

Mt 9,13.<br />

Was ist das <strong>ab</strong>er eigentlich: Barmherzigkeit?<br />

Barmherzigkeit ist eine Form der<br />

Liebe, wie die Geduld! Geduld ist Liebe, die<br />

warten kann. Barmherzigkeit ist Liebe, die<br />

sagt: Es ist wieder gut. Barmherzigkeit: Das<br />

ist die Mutter, die ihr weinendes Kind auf<br />

den Schoß nimmt, es streichelt und tröstet.<br />

Barmherzigkeit, das ist die liebevolle Zuwendung<br />

für einen jeden, der sie braucht, damit<br />

er die Mühsal des <strong>Leben</strong>s besser bewältigen<br />

kann, ob klein oder groß.<br />

Das „Hundert-Gulden-Blatt“, Rembrandt um 1645<br />

Da glaube ich, an einen anderen Menschen<br />

einen berechtigten Anspruch zu h<strong>ab</strong>en,<br />

und er genügt ihm nicht. Er weiß zwar<br />

genau, wie wichtig mir das ist und wie sehr<br />

er mich enttäuscht und verletzt. Dann stellen<br />

sich bei mir ganz schnell Gedanken ein wie:<br />

Muss ich das schlucken? Ich mache zwar keinen<br />

Aufstand, <strong>ab</strong>er er soll merken, wie mich<br />

das gekränkt hat. Wie du mir, so ich dir! Maß<br />

für Maß, Gleiches für Gleiches, Aug um Aug<br />

und Zahn um Zahn. Das ist schließlich nur<br />

gerecht. Das Recht hat klare Tarife. Das muss<br />

so sein, sonst herrscht Willkür. Wie <strong>ab</strong>er verhält<br />

sich Barmherzigkeit zu solcherlei Gerechtigkeitsempfinden?<br />

Ist Barmherzigkeit<br />

das Gegenteil von Gerechtigkeit? Nein, <strong>ab</strong>er<br />

sie geht weit darüber hinaus. Sie verzichtet<br />

auf den eigenen Rechtsanspruch!<br />

Warum tut sie das? Weil es ja doch nichts<br />

bringt? Weil mein wundes Herz nun einmal<br />

gar nichts anderes kann als nachzugeben?<br />

Weil es doch so schwer ist, eine erfahrene<br />

Kränkung auch einmal auszusprechen? Weil<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> von Maria-Hilf<br />

man dem Unangenehmen lieber aus dem<br />

Weg geht? Dann doch lieber klein beigeben<br />

und sich die Kränkung auf den Rücken laden,<br />

wo schon so manch anderes drückt.<br />

Ist das Barmherzigkeit? Nein, das ist<br />

Schwäche. Barmherzigkeit ist eine Kraft. Es<br />

ist die Kraft, einen Schlussstrich unter einen<br />

<strong>Leben</strong>sweg zu ziehen und zu sagen: „Es ist<br />

jetzt wieder gut.“<br />

In den Psalmen gibt es ein wunderbares<br />

Bild für diese Barmherzigkeit. Da sagt<br />

ein Mensch zu Gott: „Du hast meine Schuld<br />

hinter deinen Rücken geworfen.“ Ein faszinierender<br />

Gedanke: Meine Schuld steht<br />

nicht länger störend zwischen uns beiden.<br />

Wer kann schon sagen: Mir fehlt nichts. Ich<br />

brauche keinen. Wir tragen zwar unsere Lasten<br />

nicht ständig vor uns her – wem sollte<br />

dies auch nutzen. Aber auf dem Rücken spüren<br />

wir sie. Jeder hat seine Ängste und Sorgen<br />

und wüsste gerne, wie er damit fertig werden<br />

soll. Und barmherzig sind wir auch nicht<br />

immer. Doch Gottes Arme sind weit offen für<br />

uns. Jesu Hand lädt uns alle ein.<br />

Was immer einem in den Sinn kommen<br />

kann an Zweifel im Angesicht von so viel Ungerechtigkeit,<br />

Leid und Last – an Jesu Barmherzigkeit<br />

ist nicht zu zweifeln.<br />

Br. Benedikt Molitor<br />

4/06<br />

9


Ewigprofess von<br />

Bruder Rafael Carregosa<br />

Der Sonntag, der 9. Juli 2006 war für<br />

unsere <strong>Brüder</strong>gemeinschaft wieder<br />

ein Tag der Freude und Dankbarkeit.<br />

Bruder Rafael Carregosa legte in Maringá/Brasilien<br />

seine ewige Ordensprofess <strong>ab</strong>.<br />

Den Festgottesdienst zelebrierte der Erzbischof<br />

von Maringá Dr. Anuar Battisti zusammen mit<br />

zwei bekannten Priestern der Stadt Maringá.<br />

Im Rahmen dieses Gottesdienstes legte Br.<br />

Rafael Carregosa in die Hände des Generalobern,<br />

Br. Bernward Elsner, der eigens dafür<br />

aus Deutschland angereist war, seine ewige<br />

Profess <strong>ab</strong>. Auch die Mutter von Br. Rafael sowie<br />

zahlreiche Gäste und Angehörige wohnten<br />

der Feier voller Stolz und Freude bei.<br />

Am Ende des Festgottesdienstes dankte<br />

Br. Bernward dem Erzbischof für sein Kommen<br />

und für seine guten Worte der Predigt.<br />

Anschließend beglückwünschte er den neuen<br />

Ewigprofessen für seinen Entschluss, sich<br />

endgültig Gott im Ordensstand zu weihen und<br />

dem Orden der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> von Maria-Hilf<br />

für immer anzugehören. Er verwies<br />

auf das große Aufg<strong>ab</strong>enfeld der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> in Brasilien, armen, kranken und alten<br />

Menschen zu helfen und Werke der Barmherzigkeit<br />

auszuüben. Br. Bernward zitierte d<strong>ab</strong>ei<br />

den passenden Ausspruch von Mahatma Gandi:<br />

„Ein Mensch steht nie so aufrecht, wie in<br />

dem Moment, in dem er einem andern hilft.“<br />

Diese Gedanken stehen ganz im Einklang<br />

mit dem Handeln Peter Friedhofens, dessen<br />

<strong>Leben</strong>swerk es war, sich für arme und kranke<br />

Menschen einzusetzen.<br />

10 4/06<br />

Br. Rafael Carregosa –<br />

Mein <strong>Leben</strong>sweg<br />

Der Ruf nach einem<br />

geweihten <strong>Leben</strong><br />

Ich heiße Bruder Rafael Carregosa und<br />

bin in „Boa Nova“ in Brasilien als achtes Kind<br />

meiner Eltern geboren. Als ich zehn Jahre alt<br />

war, zog unsere Familie in die Stadt Feira de<br />

Santana um. In dieser großen und fortschrittlichen<br />

Stadt konnten wir wenigstens zur Schule<br />

gehen. Ich beendete die Schule mit dem<br />

Abschluss des 2. Grau (Abitur). Schon mit 17<br />

Jahren fühlte ich mich zum Ordensleben berufen.<br />

Gleichzeitig verspürte ich jedoch eine innere<br />

Unsicherheit und Angst, denn ich meinte,<br />

dass es dafür noch zu früh sei. So beteiligte ich<br />

mich an pastoralen Diensten in unserer Pfarrei<br />

und ignorierte den inneren Impuls meiner<br />

Berufung. Schließlich arbeitete ich eine Zeit<br />

lang in unserem örtlichen Krankenhaus, der<br />

Santa Casa ... und ich verlobte mich. Dennoch<br />

wuchs der Berufungswunsch in mir weiter. Ich<br />

versuchte, ihn mir auszureden, <strong>ab</strong>er es gelang<br />

mir nicht, denn der Ruf war stärker als ich.<br />

Nach zwei Jahren löste ich meine Verlobung,<br />

denn nun wusste ich, dass ich dem Ruf<br />

zum Ordensleben folgen sollte und trat 1998<br />

in die Ordensgemeinschaft der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> von Maria-Hilf in Maringá ein. Nach<br />

dem Noviziat studierte ich an der hiesigen<br />

Fakultät das Fach der Krankenpflege. Im Jahr<br />

2005 beendete ich das Studium mit dem Diplom.<br />

Im Dezember des gleichen Jahres wurde<br />

ich zum Superior des Konventes und des<br />

Altenheimes in Lar Nazaré bei Porto Alegre<br />

berufen.<br />

Am Sonntag, den 9. Juli 2006 legte ich<br />

in die Hände unseres Generalobern, Bruder<br />

Bernward Elsner, und in Anwesenheit des Erzbischofs<br />

Dr. Anuar Battisti meine ewige Profess<br />

<strong>ab</strong>. Auch meine Mutter und einige meiner Geschwister<br />

und Verwandte waren bei diesem Fest<br />

anwesend. Damit g<strong>ab</strong> ich meiner Berufung<br />

zum Ordensleben, die ich schon vor vielen Jahren<br />

erhalten hatte, meine entschiedene und<br />

frohe Antwort. Ich möchte nun mein weiteres<br />

<strong>Leben</strong> ganz in den Dienst unseres Ordens und<br />

der alten und kranken Menschen stellen.<br />

Br. Joaquim, Br. Lazaro, Br. Rafael<br />

Br. Bernward nimmt die Profess entgegen<br />

Br. Rafael erhält den Professsegen<br />

Der Konvent in Maringá


Ein Dankeschön der Leitung und den Kindern der Kindertages-<br />

stätte für die Renovierung des Kindergartens in Maringá.<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> von Maria-Hilf<br />

wurde die Sklaverei offiziell <strong>ab</strong>geschafft.<br />

Der Pelourinho wurde in den<br />

letzten Jahren restauriert und gilt<br />

nun als attraktives Touristenziel.<br />

Noch heute ist der afrikanische<br />

Anteil der Bevölkerung in Salvador sehr hoch<br />

und ihr Einfluss sehr groß. Dies drückt sich<br />

vor allem in der Sprache aus, die viele Wörter<br />

aus dem Afrikanischen übernommen hat,<br />

sowie in der Candomblé-Religion, in der sich<br />

afrikanischer Götterglaube und katholischer<br />

Glaube vermischt h<strong>ab</strong>en.<br />

In letzter Zeit erfolgte auch eine Rückbesinnung<br />

der Menschen auf die afrikanische<br />

Kultur und Tradition. So tragen viele Frauen<br />

stolz die früheren afrikanischen Flechtfrisuren.<br />

Zu bestaunen sind auch die afrikanische<br />

Kleidung und Musik. Sehr beeindruckend sind<br />

die temperamentvollen Tänze, besonders auch<br />

„Gott ist Brasilianer“<br />

ein reisebericht von Bruder Bernward<br />

Mein Besuch in Brasilien und die<br />

ewige Profess von Br. Rafael im<br />

Juli 2006 wollte ich diesmal nutzen,<br />

etwas mehr über Brasilien und die Menschen<br />

dort kennen zu lernen. Bruder Rafael<br />

hatte mir oft von seiner Heimat Feira de Santana<br />

im Bundesstaat Bahia erzählt.<br />

Nun sollte es Wirklichkeit<br />

werden. Brasilien fasziniert<br />

mich immer<br />

wieder durch seine<br />

Größe. Die Fläche<br />

ist etwa 24-<br />

mal so groß wie<br />

Deutschland.<br />

Der Bundesstaat<br />

Bahia, im<br />

Nordosten Brasiliens<br />

gelegen,<br />

ist einer der 26<br />

Bundesstaaten<br />

und etwa 1,5mal<br />

so groß wie<br />

Deutschland.<br />

Zum KennenlernenBrasiliens<br />

empfiehlt<br />

sich deshalb<br />

immer das Flugzeug, da sonst nur Omnibusse<br />

verkehren, die für die langen Strecken tagelang<br />

unterwegs sind. Br. Rafael und ich flogen<br />

deshalb die ca. 2.000 km von Maringá über<br />

Curitiba und São Paulo direkt nach Salvador,<br />

der Hauptstadt von Bahia.<br />

Salvador da Bahia ist die drittgrößte<br />

Stadt Brasiliens und zählt ca.<br />

2,6 Mio. Einwohner. Sie war<br />

bis 1763 die Hauptstadt<br />

Brasiliens. Hier wurde<br />

der größte Teil der<br />

ca. 5 Mio. Afrikaner<br />

an Land gesetzt, die<br />

von den Portugiesen<br />

aus Westafrika in<br />

die Sklaverei verschleppt<br />

wurden. Wir<br />

besuchten zunächst<br />

die Altstadt, den Pelourinho.<br />

Das war<br />

der frühere Sklavenmarkt<br />

in Salvador.<br />

Die Sklaven mussten<br />

auf den Plantagen<br />

und Zuckerrohrfeldern<br />

des Umlandes<br />

arbeiten. Erst 1888<br />

Ansicht der Stadt Salvador<br />

Die Kirche Sao Francisco<br />

4/06<br />

11


Br. Rafael mit seinen Eltern<br />

der traditionelle afrobrasilianische Kampftanz<br />

Capoeira. Dieser Kampfsport ist ein Erbe der<br />

Sklavenzeit und in Salvador häufig zu sehen.<br />

Auch die Kochkunst gehört zum afrikanischen<br />

Brauchtum. Pechschwarze, von Kopf bis<br />

Fuß weiß gekleidete, kugelrunde baiana (Baianerinnen)<br />

brutzeln in Tiegeln und Töpfen<br />

hellbraune gut gewürzte Acarajés (Frikadellen<br />

aus Bohnenbrei und Kr<strong>ab</strong>ben) und bieten diese<br />

zum Kauf an. Abenteuerlich war auch eine<br />

450 Jahre im Dienst der<br />

christlichen Nächstenliebe<br />

Dies war der Grundgedanke des<br />

eindrücklichen Predigtwortes von<br />

Pater Karl Hermes, der der Eucharistiefeier<br />

anlässlich der Jubiläumsprofessfeier<br />

am 9. September in der Klosterkirche im Mutterhaus<br />

in <strong>Trier</strong> vorstand. Sechs Jubilare konnten<br />

an dieser Feier teilnehmen: Bruder Basilius,<br />

Bruder Philippus, Bruder<br />

Cyrillus, Bruder Walter mit<br />

50 Professjahren. Bruder Pankratius<br />

und Bruder Wendelin<br />

mit 40 Professjahren. Bruder<br />

Aureus mit 70 Professjahren,<br />

Bruder Serafino und Bruder<br />

Jacques mit je 50 Professjahren<br />

waren aus gesundheitlichen<br />

Gründen verhindert.<br />

Viele Angehörige, Freunde,<br />

Mitbrüder und auch Patienten<br />

des Krankenhauses<br />

füllten die Klosterkirche. Die<br />

schönen Männerstimmen<br />

der Sänger von Bruder Basilius<br />

bereicherten die festliche<br />

12 4/06<br />

Bootsfahrt zu den Inseln Ilha dos Frades und<br />

Ilha de Itaparica.<br />

Wir besichtigten auch verschiedene historische<br />

Bauten aus der Kolonialzeit: So z. B. die<br />

Kirche Sao Francisco, die innen ganz vergoldet<br />

ist, ferner die Wallfahrtskirche do Senhor<br />

do Bonfim mit den bekannten Glücksbändern,<br />

die überall in der Stadt zu sehen sind.<br />

Leider stellten wir fest, dass auch in Salvador<br />

der Anteil der armen Bevölkerung sehr<br />

hoch ist. Viele h<strong>ab</strong>en keine Arbeit und kein<br />

Einkommen und wohnen in schlechten und<br />

verfallenden Häusern. Anschließend fuhren wir<br />

mit dem Bus zu den Eltern und Geschwistern<br />

von Br. Rafael nach Feira de Santana, ca. 110<br />

km von Salvador entfernt. Dort wurde ich herzlich<br />

von der Familie aufgenommen und konnte<br />

mit Br. Rafael seine Heimatstadt erkunden. So<br />

wurde mein Wunsch erfüllt, etwas mehr „Land<br />

und Leute“ von Brasilien kennen zu lernen. Ich<br />

stellte auch fest, dass die meisten Brasilianer<br />

gläubige Menschen sind und konnte so den<br />

bekannten Ausspruch verstehen: „Gott ist Brasilianer.“<br />

Bruder Bernward Elsner<br />

Dankesfeier. Anschließend beim Apèro im<br />

Klostergarten erg<strong>ab</strong>en sich viele frohe Begegnungen.<br />

Vor dem Mittagsmahl eröffnete<br />

Bruder Robert stellvertretend für den Generaloberen<br />

Bruder Bernward die Tafelrunde<br />

und erwies den Jubilaren die Ehre und den<br />

Dank für ihre Treue zur Gemeinschaft und<br />

Die Kathedrale von Feira de Santana<br />

zum Werk der Nächstenliebe, das der Selige<br />

Ordensgründer Bruder Peter Friedhofen ins<br />

<strong>Leben</strong> gerufen hatte. Möge Gott die Treue der<br />

Mitbrüder belohnen und junge Menschen<br />

berufen, welche in die Fußstapfen der Jubilare<br />

treten.<br />

Bruder Robert Zehnder


Rund 4.000 Mal sind im Jahr 2005 in<br />

Deutschland Organe transplantiert<br />

worden. Über die Hälfte der Operationen<br />

entfällt auf die Transplantation von<br />

Nieren, in weitem Abstand folgen die Herztransplantationen<br />

mit rund 400 Mal. Der Bedarf<br />

an Organen ist nach Einschätzung aller<br />

Experten um ein Vielfaches höher. Technisch<br />

gesehen sind diese Eingriffe längst Routineoperationen<br />

geworden. Und auch die ethischmoralische<br />

Bewertung scheint eindeutig zu<br />

sein: Organtransplantationen retten Menschenleben<br />

oder verbessern doch ganz entscheidend<br />

die <strong>Leben</strong>squalität der Empfänger.<br />

Sie sind als segensreicher Fortschritt der Medizin<br />

einzustufen. Aber dieser Segen hat auch<br />

eine Kehrseite, die zu ihm gehört, wie die zwei<br />

Seiten einer Münze zusammengehören. Mit<br />

Ausnahme der so genannten <strong>Leben</strong>dspende<br />

setzt die Organentnahme den Tod eines Menschen,<br />

der dann <strong>Organspende</strong>r wird, voraus.<br />

Sterben und Überleben liegen dicht beieinander.<br />

Steht auf der einen Seite die Freude<br />

über eine wiedergewonnene <strong>Leben</strong>squalität,<br />

so steht auf der anderen Seite die Trauer der<br />

Angehörigen. Die Möglichkeit, Organe zu<br />

transplantieren, hat zu vielen neuen Fragen<br />

geführt. Gibt es eine moralische Pflicht zur<br />

<strong>Organspende</strong>? Es gibt Menschen, in deren<br />

individuelles Weltbild die Bereitschaft zur <strong>Organspende</strong><br />

passt. Verhält sich vielleicht derjenige,<br />

der nicht <strong>Organspende</strong>r sein will, schon<br />

unsozial? Wann ist der Mensch eigentlich tot?<br />

Kann man tot sein, ohne gestorben zu sein?<br />

Schwerpunkt Organtransplantation<br />

<strong>Organspende</strong><br />

<strong>schenkt</strong> <strong>Leben</strong><br />

Und wie gehen wir um mit diesen „Untoten“?<br />

Soll man die Frage nach dem Tod allein den<br />

Medizinern überlassen? Sollen wir an unseren<br />

Krankenhauspforten unsere Patienten wirklich<br />

schon mit ausgelegten <strong>Organspende</strong>rausweisen<br />

begrüßen? H<strong>ab</strong>en Menschen überhaupt<br />

ein Recht, in dieser Frage Empfehlungen<br />

auszusprechen? Fragen, die die Facetten eines<br />

solch komplexen Themas nur anreißen<br />

können. – In diesem FORUM-Schwerpunkt<br />

möchten wir Hintergründe erläutern, die gesetzlichen<br />

Grundlagen vorstellen, Betroffene<br />

zu Wort kommen lassen, die für sich Antworten<br />

gefunden h<strong>ab</strong>en, und Sie, liebe Leserinnen<br />

und Leser, einladen, sich selbst eine Meinung<br />

zu bilden, unter welchen Umständen eine <strong>Organspende</strong><br />

auch für Sie infrage kommt.<br />

4/06<br />

13<br />

Foto: picture alliance


Schwerpunkt Organtransplantation<br />

das udo-Lindenberg-double ist recht guter dinge<br />

Rudi Wartha – ist das nicht …? Jawohl,<br />

er ist es, das Udo-Lindenberg-<br />

Double aus dem Taubertalstädtchen<br />

Lauda, das sein großes Idol regelmäßig auf<br />

dessen Tourneen begleitet und darüber hinaus<br />

einen eigenen Part im Bühnenprogramm<br />

übernommen hat. Rudi Wartha, das ist der<br />

mit dem markanten schwarzen Hut und den<br />

langen gelockten Haaren. Einer, der zwischenzeitlich<br />

vollkommen deprimiert und am Boden<br />

zerstört war, der jedoch wieder recht guter<br />

Dinge ist und neuen Mut gefasst hat. Und der<br />

auch anderen, die in einer ähnlichen Situation<br />

sind, Mut machen will. Rudi Wartha befindet<br />

sich im Wartestand. Der 37-Jährige erhofft<br />

sich möglichst bald eine neue Niere, die ihm<br />

wieder ein <strong>Leben</strong> in Un<strong>ab</strong>hängigkeit ermöglichen<br />

soll. Bis dahin ist er dialysepflichtig, „Ich<br />

sehe <strong>ab</strong>er Licht am Ende des Tunnels“, betont<br />

er im Gespräch im September des vergangenen<br />

Jahres mit Klaus T. Mende, Redakteur der<br />

Fränkischen Nachrichten.<br />

Zwischenzeitlich hatte das Lindenberg-<br />

Double einen kleinen Rückfall zu verkraften.<br />

„Es war kurz nach der Fußball-Weltmeister-<br />

14 4/06<br />

Hoffen auf eine<br />

neue Niere:<br />

Rudi Wartha<br />

im Wartestand<br />

schaft“, erzählt er. „Ich hatte hohen Blutdruck,<br />

fühlte mich völlig schlapp.“ Deswegen<br />

h<strong>ab</strong>e er sich im Krankenhaus durchchecken<br />

und Blut, Urin sowie Dialyseflüssigkeit unter-<br />

suchen lassen, mit dem Resultat, dass „ich<br />

seitdem mehr dialysiere und es mir seitdem<br />

wieder deutlich besser geht“.<br />

Der Name des Lindenberg-Imitators steht<br />

Für geraume zeit musste Rudi Wartha dreimal die Woche zur Nierenwäsche in das<br />

Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim, rechts dessen Ärztlicher Leiter Professor Dr.<br />

Jürgen Kult, gleichzeitig Chefarzt der Inneren 3. In der zwischenzeit hat das Lindenberg-Double<br />

auf Bauchfelldialyse umgestellt, was ihm ein normales <strong>Leben</strong> ermöglicht.<br />

Foto: Tine Acke<br />

Foto: Klaus T. Mende


auf jener Liste, auf der all diejenigen berücksichtigt<br />

werden, die auf eine Spenderniere hoffen.<br />

„Dies kann ganz schnell gehen, es kann<br />

allerdings auch noch ein paar Jahre dauern“,<br />

dämpft Professor Dr. Jürgen Kult, Ärztlicher<br />

Direktor am Caritas-Krankenhaus in Bad<br />

Mergentheim und Leiter der Inneren Medizin<br />

3, allzu großen Optimismus. Einerseits werden<br />

Personen bevorzugt behandelt, die länger<br />

als fünf Jahre auf eine Transplantation warten,<br />

andererseits „passt“ nicht jedes Organ zu<br />

einem potenziellen Empfänger.<br />

Rudi Wartha hat in der Zwischenzeit das<br />

Warten gelernt. In Absprache mit Professor<br />

Kult hat sich der Laudaer längst dazu entschlossen,<br />

auf Bauchfelldialyse umzustellen.<br />

Dies geschieht mit Hilfe eines Cyclers, einer<br />

Maschine, die nachts die Bauchfelldialyse<br />

durchführt und am Tag nur bei Bedarf im<br />

Einsatz ist. Die Dialyseflüssigkeit wird über<br />

einen Katheter in den Bauchraum eingeführt,<br />

die ausscheidungspflichtigen Substanzen werden<br />

beim Wechsel der Flüssigkeit <strong>ab</strong>gelassen.<br />

„Ich bin jetzt viel un<strong>ab</strong>hängiger“, so Wartha.<br />

Problemlos bestreitet er bei den Lindenberg-<br />

Tourneen seine Bühnenshow und auch dem<br />

Skifahren, einem seiner Hobbys, geht er wieder<br />

nach. Danach hatte es zwischendurch<br />

überhaupt nicht ausgeschaut. „Ich hatte<br />

regelmäßig Herzstechen, war müde und vollkommen<br />

fertig, als ich von der Arbeit nach<br />

Hause gekommen bin“, blickt Rudi Wartha<br />

zurück. „Ich war mir sicher, dass ich eine<br />

schlimme Krankheit hatte.“ Letzte Hoffnung:<br />

Der Besuch beim Arzt. Der jedoch beschwichtigte,<br />

meinte, das ganze sei relativ belanglos<br />

und gebe sich im Laufe der Zeit wieder. Welch<br />

ein Trugschluss.<br />

Denn einige Zeit später sollte Rudi Wartha<br />

dahingehend in Kenntnis gesetzt werden, woran<br />

er zu jenem Zeitpunkt kaum zu fürchten<br />

wagte: Man hatte nicht erkannt, was er wirklich<br />

hatte. Kein Einzelfall: Die Symptome eines<br />

beginnenden Nierenversagens sind häufig<br />

uncharakteristisch. Rudi Wartha lebte weiter<br />

im Ungewissen. Zunächst zumindest.<br />

Erst der Wechsel zu einem anderen Arzt<br />

brachte schließlich Licht ins Dunkel: Das Lindenberg-Double<br />

war nierenkrank. Ohrensausen<br />

und hoher Blutdruck sind gelegentlich die<br />

einzigen Symptome der Niereninsuffizienz.<br />

Im Fall von Rudi Wartha scheint aufgrund<br />

einer verspäteten Diagnose wertvolle Zeit<br />

vergeudet worden zu sein. Wäre man früher<br />

zum richtigen Ergebnis der Untersuchungen<br />

gekommen, so sind sich Experten einig, hätte<br />

man ihm mit großer Wahrscheinlichkeit helfen<br />

können. Wartha h<strong>ab</strong>e zwar subjektiv beschrieben,<br />

dass er nicht mehr in der Lage sei,<br />

viel zu leisten, <strong>ab</strong>er dies werde von manchen<br />

Hausärzten nicht immer ernst genommen.<br />

„Wäre bei Rudi Wartha die Nierenerkrankung<br />

frühzeitig entdeckt worden, hätte man die Dialysepflichtwomöglich<br />

um Jahre hinaus-<br />

schieben können“,<br />

ist sich Professor Dr.<br />

Jürgen Kult sicher,<br />

wobei er hervorhebt,<br />

dass bei dem Laudaer<br />

die Insuffizienz durch<br />

Fehler im Immunsystem<br />

verursacht worden<br />

seien.<br />

Jahrelang h<strong>ab</strong>e<br />

der Patient überhaupt<br />

nichts gespürt, erklärt<br />

der Mediziner, die Nieren<br />

hätten ohne Fehl<br />

und Tadel gearbeitet.<br />

Dann jedoch, Wartha<br />

war knapp über 30,<br />

h<strong>ab</strong>e das Immunsystem<br />

„verrückt“<br />

gespielt und das so<br />

wichtige Körperorgan<br />

in Mitleidenschaft<br />

gezogen. In der Tat<br />

„hätten wir reagieren<br />

können, indem wir<br />

das Immunsystem manipuliert und somit den<br />

Beschleunigungsprozess der Nierenerkrankung<br />

unterbrochen hätten, wenn wir rechtzeitig<br />

davon in Kenntnis gesetzt worden wären“,<br />

so Professor Dr. Jürgen Kult. Trotz alledem,<br />

Rudi Wartha hatte Glück im Unglück. Der<br />

37-Jährige beg<strong>ab</strong> sich in die Nephrologische<br />

Abteilung des Caritas-Krankenhauses und ließ<br />

dort die Behandlung weiterführen. Parallel<br />

dazu geschah dies in der Uniklinik Heidelberg<br />

bei Professor Ritz. Zunächst freilich ging es<br />

mit der Gesundheit weiter nach unten, was<br />

schließlich zur Dialysepflicht führte.<br />

Professor Kult: „Anfangs hatte der Patient<br />

29 % Nierenfunktion eines normalen Mannes.<br />

Unsere Behandlung führte dazu, dass dieser<br />

Wert sich zwischenzeitlich wieder auf 48<br />

% erhöhte, ehe er 2003 schließlich auf 11 %<br />

Schwerpunkt Organtransplantation<br />

sank.“ Ende 2003 war es dann nicht mehr zu<br />

vermeiden, <strong>ab</strong> sofort war Nierenwäsche angesagt,<br />

um das Organ regelmäßig zu entgiften.<br />

Für das Lindenberg-Double eine komplette<br />

Umstellung. „Ich musste an die Maschine,<br />

wollte <strong>ab</strong>er zunächst nicht so recht. Für mich<br />

begann ein <strong>Leben</strong> in Abhängigkeit, ich h<strong>ab</strong>e<br />

damals resigniert, schließlich musste ich<br />

meinen Alltags<strong>ab</strong>lauf total umstellen“, blickt<br />

udo-Lindenberg-Double Rudi Wartha aus Lauda versucht,<br />

trotz der Dialysepflicht ein einigermaßen normales <strong>Leben</strong><br />

zu führen. Die Suche nach einer Spenderniere gestaltet sich<br />

alles andere als einfach. „Die Hoffnung darf man <strong>ab</strong>er nie<br />

aufgeben“, meint er.<br />

er zurück. Mehrmals in der Woche musste er<br />

für einige Stunden die Klinik aufsuchen. Eine<br />

Einschränkung, die nicht nur berufliche Konsequenzen<br />

mit sich bringt, sondern auf Dauer<br />

auch die sozialen Kontakte beeinträchtigt. Erst<br />

die Umstellung auf die Bauchfelldialyse war<br />

so etwas wie eine Trendwende. Patient Wartha,<br />

nebenbei seinerzeit noch an vorderster Front<br />

im FC-Schalke-Fanclub tätig, fasste endgültig<br />

neuen Mut: „Ich war fortan un<strong>ab</strong>hängiger,<br />

erfuhr eine bessere <strong>Leben</strong>squalität und hatte<br />

wieder ein Ziel vor Augen.“<br />

Dieses Ziel heißt Nierentransplantation.<br />

Die wichtigsten Daten (Blutgruppe, Gewebeverträglichkeit<br />

usw.) von Rudi Wartha sind bei<br />

Eurotransplant in den Niederlanden kartiert.<br />

Denn: Eine mögliche Spenderniere muss vom<br />

Körper akzeptiert werden. Womit gleichzeitig<br />

4/06<br />

15<br />

Foto: Tine Acke


16<br />

Schwerpunkt Organtransplantation<br />

auch der Knackpunkt angesprochen wäre: Die<br />

Bevölkerung ist für das Thema <strong>Organspende</strong><br />

alles andere als sensibilisiert. Die Zahl derjenigen,<br />

die auf eine Nierentransplantation<br />

hoffen, übersteigt die Summe derer, die zu<br />

einer Spende bereit sind, um ein Vielfaches.<br />

„Je mehr Spender es gibt, desto höher ist die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass gezielt geholfen werden<br />

kann“, betont Professor Dr. Jürgen Kult.<br />

Man könne deshalb an die Öffentlichkeit nur<br />

Das Transplantationsgesetz<br />

Das Transplantationsgesetz trat am 1. Dezember 1997 in der<br />

Bundesrepublik Deutschland in Kraft und gilt für alle Spenderpatienten,<br />

Angehörige und Ärzte. Die BRD gehört zu den<br />

letzten westeuropäischen Ländern, die solch ein Gesetz nach größerer<br />

Diskussion im Parlament ver<strong>ab</strong>schiedet und damit eine wichtige<br />

Grundlage für die Transplantationsmedizin geschaffen h<strong>ab</strong>en.<br />

Das Gesetz enthält folgende<br />

wesentlichen Punkte:<br />

· Ein Organ bei einem Toten darf erst dann entnommen werden, wenn<br />

zwei un<strong>ab</strong>hängig voneinander qualifizierte Fachärzte, die nicht an<br />

der Explantation (Organentnahme) beteiligt sind, den Hirntod festgestellt<br />

und protokolliert h<strong>ab</strong>en.<br />

· Zustimmung der <strong>Organspende</strong>: Eine Organentnahme ist nur dann<br />

erlaubt, wenn der Tote zu Lebzeiten eine Erklärung in einem <strong>Organspende</strong>ausweis<br />

entsprechend der Organentnahme unterzeichnet hat.<br />

Ist dies nicht der Fall, so tritt die „erweiterte Zustimmungslösung“ in<br />

Kraft, d.h. die Angehörigen werden gebeten den „mutmaßlichen Willen“<br />

des Toten zu äußern. Hier gilt folgende Reihenfolge: Ehegatten,<br />

volljährige Kinder, Eltern, Geschwister, Großeltern. Hierbei ist jedoch<br />

zu beachten, dass der Angehörige mindestens zwei Jahre vor dem Tod<br />

mit dem Verstorbenen Kontakt hatte.<br />

· <strong>Leben</strong>dspende: Die <strong>Leben</strong>dspende von Niere und Teilen der Leber ist<br />

nur unter nahen Verwandten, Ehegatten und eng untereinander verbundenen<br />

Personen möglich. Der Spender muss die Spende freiwillig<br />

machen und außerdem das 18. <strong>Leben</strong>sjahr vollendet h<strong>ab</strong>en. Die<br />

Spende darf dem Spender keinen gesundheitlichen Schaden zufügen<br />

und die Transplantation muss Aussicht auf Erfolg h<strong>ab</strong>en. Weiterhin<br />

muss auszuschließen sein, dass derzeit kein anderes geeignetes Spenderorgan<br />

eines Verstorbenen vorliegt.<br />

· Organentnahme, Vermittlung und Transplantation: Eine Transplantation<br />

findet nur in den dafür vorgesehenen Transplantationszentren<br />

und Krankenhäusern statt. Diese arbeiten bei der Organentnahme<br />

mit der DSO (Deutsche Stiftung Organtransplantation) und den Vermittlungsstellen<br />

(Stiftung Eurotransplant) zusammen.<br />

· Organhandel, also gehandelte Organe zu entnehmen und zu verpflanzen<br />

oder sich selbst einzupflanzen, ist verboten und wird strafrechtlich<br />

mit Freiheitsstrafe oder Geldstrafe verfolgt.<br />

In Deutschland hat man durch eine lückenlose Dokumentation der<br />

4/06<br />

appellieren, mögliche Vorurteile <strong>ab</strong>zubauen<br />

und sich diesem Thema vermehrt zuzuwenden.<br />

Rudi Wartha ist (noch) dialysepflichtig.<br />

Aber er versprüht Hoffnung. Er ist keiner,<br />

der sich daheim im stillen Kämmerlein einschließt.<br />

Als Patient geht er die Sache offensiv<br />

an. „Auch ich will erreichen, dass sich die<br />

Leute mehr Gedanken über die <strong>Organspende</strong><br />

machen. Und ich will Nierenkranken Mut<br />

machen, dass es weiter geht“, so Rudi Wartha.<br />

Denn in aller Regel gebe es immer einen Ausweg.<br />

Auch wenn’s eine Weile dauern kann.<br />

„Ich werde die Hoffnung nicht aufgeben,<br />

auch wenn mir etwas die Zeit davon läuft. Der<br />

Anruf, dass für mich eine Spenderniere bereit<br />

liegt, kann jederzeit kommen.“<br />

Klaus T. Mende<br />

<strong>Organspende</strong> den Organhandel gut im Griff, jedoch ist der Versuch<br />

eines kriminellen Missbrauchs natürlich nicht ausgeschlossen. In<br />

anderen Ländern dieser Erde werden jedoch immer wieder getötete<br />

Menschen aufgefunden, denen Organe entnommen wurden.<br />

· Durch die Warteliste wird eine gerechte Verteilung der Organe geregelt.<br />

Die Aufnahme des Patienten auf die Warteliste stellt das Transplantationszentrum<br />

fest. Die Aufnahme hängt von verschiedenen Faktoren<br />

<strong>ab</strong>. So gilt es zu beurteilen, wie langfristig der Transplantationserfolg<br />

sein wird. Für eine Aufnahme spricht auch ein Nierenversagen, das<br />

eine Dialysebehandlung erfordert. Gegen eine Aufnahme sprechen<br />

infektiöse oder bösartige Krankheiten und der anhaltende Konsum<br />

von Drogen, Nikotin und Alkohol, da sie gegen einen langanhaltenden<br />

Transplantationserfolg sprechen.<br />

· Die Organverteilung, die hauptsächlich Eurotransplant vornimmt,<br />

stellt aufgrund des Missverhältnisses von den benötigten und den<br />

vorhandenen Organen ein schwieriges Problem der Verteilung dar.<br />

So muss entschieden werden, dass derjenige ein Organ zugesprochen<br />

bekommt, der es am dringendsten benötigt und bei dem die<br />

Erfolgsaussicht auf das Gelingen einer Verpflanzung sehr groß ist.<br />

Außerdem muss die Wartezeit auf der Warteliste berücksichtigt werden.<br />

Diese drei Aspekte sind nicht immer in Einklang zu bringen, so<br />

dass z.B. die Umstände eine Transplantation dringend erfordern, sie<br />

jedoch zugleich weniger Erfolg versprechend sein wird. Die Richtlinien<br />

für die Organverteilung werden ständig neu von Eurotransplant<br />

und den Transplantationszentren erarbeitet.<br />

· Aufklärung der Bevölkerung/<strong>Organspende</strong>ausweis: Die Bundesbehörden<br />

für gesundheitliche Aufklärung, sowie die Krankenkassen<br />

sollen die Bevölkerung über die Möglichkeiten der <strong>Organspende</strong>, die<br />

Voraussetzung für die Organentnahme und die Bedeutung der Organübertragung<br />

aufklären.<br />

· Achtung der Würde des <strong>Organspende</strong>rs: Die Ärzte müssen die Or-<br />

ganentnahme mit entsprechender Sorgfaltspflicht durchführen und<br />

die Würde des Menschen achten. Der Leichnam muss auch mit würdigem<br />

Zustand bestattet werden können.<br />

· Die Bundesärztekammer stellen die Regeln für die Feststellung des<br />

Todes, die Regelung der Warteliste, die Anforderungen einer Organentnahme,<br />

die Untersuchung des <strong>Organspende</strong>rs, die Regelung der<br />

Organvermittlung sowie die Konservierung, Aufbereitung und Beförderung<br />

der Organe auf. Hans-Bernd Köster


Fotos: picture alliance<br />

Bei einer <strong>Organspende</strong> arbeiten die<br />

beiden Organisationen, DSO (Deutsche<br />

Stiftung Organtransplantation)<br />

und Eurotransplant (hier sind Deutschland,<br />

Österreich, Slowenien und die Beneluxländer<br />

vertreten), Hand in Hand zusammen. Der Ablauf<br />

ist wie folgt:<br />

Der erste Schritt ist die Feststellung des Todes:<br />

Aufgrund schwerer Hirnschäden kommt<br />

es zu einer irreversiblen Hirnschädigung. Die<br />

Krankenhäuser nehmen Kontakt mit der DSO<br />

auf. Diese wiederum vermitteln zwei Fachärzte,<br />

die un<strong>ab</strong>hängig voneinander den Hirntod<br />

feststellen müssen, der nach Meinung aller<br />

medizinischen Experten den Tod des Menschen<br />

bedeutet.<br />

Die Angehörigen h<strong>ab</strong>en nun die Entscheidung,<br />

die Einwilligung zur Organentnahme<br />

oder eine Verweigerung zu geben, sofern keine<br />

Einwilligung, <strong>ab</strong>er auch keine Verweigerung<br />

des Verstorbenen vorliegt. Die letzte Entscheidungsgrundlage<br />

ist <strong>ab</strong>er in jedem Fall die Entscheidung<br />

der Angehörigen.<br />

Liegt eine Einwilligung zur Organentnahme<br />

vor, so veranlasst die DSO L<strong>ab</strong>oruntersuchungen,<br />

bei denen die Blutgruppe, der Gewebetyp<br />

oder eventuell schwere Krankheiten<br />

des Spenders festgestellt werden. Diese Daten<br />

werden nun an Eurotransplant weitergeleitet.<br />

Hier werden nun anhand der geführten<br />

Warteliste die Daten per Computer mit einem<br />

infrage kommenden Spender verglichen. Von<br />

entscheidender Bedeutung ist jetzt eine organ-<br />

erhaltende Pflege des potenziellen Spenders.<br />

Herz- und Kreislauffunktion werden auf der<br />

Intensivstation künstlich aufrecht erhalten.<br />

Steht der Organempfänger fest, so wird dieser<br />

informiert und umgehend ins Transplantationszentrum<br />

gebeten, das ihn betreut, um die<br />

wichtigsten medizinischen Untersuchungen<br />

für eine Transplantation zu treffen. Beim Toten<br />

findet nun die Organentnahme auf Organisation<br />

der DSO statt. Anschließend wird der<br />

Körper wieder verschlossen und der Leichnam<br />

zur Bestattung freigegeben. Die Angehörigen<br />

des Verstorbenen erhalten außerdem eine Information<br />

über den Verlauf der Organentnahme,<br />

nicht <strong>ab</strong>er über den Empfänger.<br />

Aufg<strong>ab</strong>e der DSO ist es nun, den Organtransport<br />

vorzubereiten. Das explantierte Organ<br />

wird konserviert und für den Transport<br />

vorbereitet. Die Transplantation an den Organempfänger<br />

kann nun stattfinden. In vielen Fällen<br />

werden mehrere Organe entnommen und<br />

verschiedenen Empfängern transplantiert. Man<br />

spricht dann von einer Multiorganentnahme.<br />

Wie lange ein Organ nach der Organentnahme<br />

transplantierfähig bleibt, hängt von<br />

dem Organ <strong>ab</strong>. So kann eine Niere in einer<br />

Nährlösung und in einem keimfreien Spezialbehälter<br />

36 Stunden nach der Entnahme<br />

verpflanzt werden. Herz, Leber und Lunge<br />

müssen wenige Stunden nach der Entnahme<br />

transplantiert werden. Solche Organe, die nicht<br />

durchblutet sind, z. B. die Augenhornhaut,<br />

können sogar in einer Gewebebank aufbe-<br />

Schwerpunkt Organtransplantation<br />

Ablauf einer<br />

<strong>Organspende</strong><br />

wahrt werden. Es gilt jedoch immer: Je kürzer<br />

der Zeitraum zwischen Ex- und Implantation<br />

ist, desto größer ist die Erfolgsaussicht auf die<br />

Annahme des körperfremden Organs. Hierin<br />

liegt auch der Grund, warum man beim Hirntoten<br />

nicht einfach alle intensivmedizinischen<br />

Bemühungen einstellen und mit der Organentnahme<br />

bis nach dem endgültigen Tod<br />

warten kann. Hans-Bernd Köster<br />

4/06<br />

17<br />

Fotos: picture alliance


Schwerpunkt Altenhilfe<br />

organspende? eine ganz<br />

persönliche entscheidung<br />

ein erfahrungsbericht<br />

1978 wurde bei einer Routineuntersuchung<br />

festgestellt, dass offensichtlich die Funktionsfähigkeit<br />

meiner Nieren auf irgendeine Art<br />

und Weise beeinträchtigt war. Niederschmetternd<br />

war dann das Ergebnis der Nephrologen:<br />

In den Nieren vollzog sich schubweise ein<br />

Entzündungsprozess, an dessen Ende dann<br />

unweigerlich die Dialyse stand. Bis 1994 g<strong>ab</strong><br />

es mehrfache Kortisontherapien, die nicht nur<br />

körperliche, sondern auch erhebliche psychische<br />

Belastungen darstellten. Und immer wieder<br />

die quälenden Fragen:<br />

· Wann muss ich an die Dialyse?<br />

· Wie geht es beruflich mit mir weiter?<br />

· Wie wird meine Familie mit dieser Situation<br />

fertig werden?<br />

· Werde ich mit dieser neuen Situation fertig?<br />

Zeit zum Nachdenken hatte ich genug und<br />

ich war bereit, dieses veränderte <strong>Leben</strong> anzunehmen.<br />

1994 war es dann soweit. Der Kreatininwert<br />

hatte den kritischen Bereich erreicht<br />

und durch eine bevorstehende Darmoperation<br />

wurde ich zum Dialysepatienten.<br />

Ein <strong>Leben</strong> nach der uhr<br />

Da ich mich aufgrund langer Gespräche mit<br />

meinem Arzt für eine Bauchfelldialyse und damit<br />

gegen die vollständige Blutwäsche an drei<br />

Tagen in der Woche entschieden hatte, begann<br />

nun mein <strong>Leben</strong> nach der Uhr. Anfangs h<strong>ab</strong>e<br />

18 4/06<br />

ich dreimal am Tag in meinem Arbeitszimmer<br />

selber den Dialysevorgang durchgeführt; später<br />

durch sich verschlechternde Werte wurden<br />

es dann vier Dialysevorgänge. Also ein <strong>Leben</strong><br />

in einem 8- bzw. 6-Stunden-Rhythmus! Veränderungen,<br />

die in erheblichem Ausmaß meine<br />

Familie und auch meine Arbeit in Mitleidenschaft<br />

gezogen h<strong>ab</strong>en. Beruflich war es nur<br />

eine Frage der Bereitstellung eines Raumes für<br />

die tägliche Dialyse und eines <strong>ab</strong>gestimmten<br />

Stundenplanes. Dies war dank meiner Tätigkeit<br />

als Lehrer machbar. Viel gravierender waren<br />

die Einschnitte für meine Familie: Ständige<br />

Rücksichtnahme in fast allen Bereichen<br />

des gemeinsamen <strong>Leben</strong>s; Urlaubsplanungen<br />

unter erschwerten Bedingungen; gemeinsame<br />

Angst vor möglichen Infektionskrankheiten,<br />

da der mehrfache tägliche Dialysevorgang<br />

und die notwendigen Verbandswechsel unter<br />

größtmöglicher Sterilität durchgeführt werden<br />

mussten. Und natürlich die eigene psychische<br />

Belastung nicht nur mit der Erkrankung, sondern<br />

auch mit dem Bewusstsein, die Freiheit<br />

anderer Menschen – besonders der eigenen<br />

Familie – extrem zu beeinträchtigen.<br />

Hoffnung<br />

1997 wurde ich dann in die Transplantationsliste<br />

aufgenommen in der Hoffnung, eine<br />

Spenderniere zu bekommen. D<strong>ab</strong>ei war ich<br />

in der besonders glücklichen Situation, dass<br />

mein Bruder von Anfang an bereit gewesen<br />

war, mir eine Niere zu spenden. Diese h<strong>ab</strong>e ich<br />

dann 1999 dankbar angenommen, da sich bis<br />

zu diesem Zeitpunkt meine Werte weiter verschlechtert<br />

hatten und die Einschnitte in das<br />

alltägliche <strong>Leben</strong> durch eine deutliche Verkürzung<br />

der Zeitspannen, dialysieren zu müssen,<br />

immer offenkundiger wurden.<br />

Durch die <strong>Organspende</strong> meines Bruders<br />

begann nach der Transplantation für mich<br />

ein neues <strong>Leben</strong>. Alle Einschränkungen der<br />

letzten Jahre waren nicht mehr vorhanden;<br />

kein <strong>Leben</strong> mehr nach der Uhr; die Alltäglichkeiten<br />

des <strong>Leben</strong>s wurden bewusst wahrgenommen<br />

und angenommen, ohne sich<br />

über Unangenehmes oder Schwierigkeiten zu<br />

beklagen. Das freie und unbeschwerte <strong>Leben</strong><br />

hatte mich zurück. Das neue Organ ließ mich<br />

über das <strong>Leben</strong> – mein <strong>Leben</strong> – nachdenken<br />

und ich war und bin sehr dankbar, dass ich<br />

ein neues <strong>Leben</strong> ge<strong>schenkt</strong> bekommen h<strong>ab</strong>e,<br />

welches seitdem in einem Bewusstsein und einer<br />

Intensität gelebt wird, wie dies früher nicht<br />

möglich war. Ich hoffe, dass vielen Menschen<br />

durch Organtransplantationen ein neues <strong>Leben</strong><br />

ge<strong>schenkt</strong> wird. N. Klinger<br />

Fotos: picture alliance


Schwerpunkt Organtransplantation<br />

„Alles, was ihr von anderen<br />

erwartet, das tut auch ihnen!“<br />

(Matthäus 7,12)<br />

gedanken zur organspendedebatte aus ethischer sicht<br />

Die Debatte um das Thema „<strong>Organspende</strong>“<br />

ist nicht an ihr Ende<br />

gekommen. Dafür gibt es gleich<br />

mehrere Gründe. Die hier angeführten h<strong>ab</strong>en<br />

alle mit dem Stichwort „Mangel“ zu tun. Diesen<br />

Mangel in eine kreative Spannung mit der<br />

christlichen Berufung zur Gottes-Nächsten-<br />

und Selbstliebe zu setzen, ist Hintergrund der<br />

folgenden Gedanken.<br />

1. Der Mangel an Organen<br />

und das Leiden auf und<br />

an den Wartelisten.<br />

Der ständig steigenden Zahl von Patientinnen<br />

und Patienten auf den Wartelisten für<br />

die Transplantation eines unter Umständen lebensrettenden<br />

Organs steht eine viel zu geringe<br />

Zahl an <strong>Organspende</strong>rn gegenüber. Wessen<br />

Organversagen nicht zumindest auf Zeit durch<br />

ein medizinisches Verfahren wie beispielsweise<br />

die Dialyse ersetzt werden kann, läuft Gefahr,<br />

die Zeit der „Listung“ nicht zu überleben. Wer<br />

die Beiträge aus Patientenperspektive<br />

in dieser FORUM-Ausg<strong>ab</strong>e verfolgt,<br />

selbst Kontakt zu Patienten<br />

vor oder nach einer Transplantation<br />

hat oder gar am eigenen Leib<br />

betroffen ist, weil transplantiert<br />

oder noch auf ein Spenderorgan<br />

wartend, der weiß um die existenzielle<br />

Dimension dieser Thematik.<br />

<strong>Organspende</strong> kann <strong>Leben</strong> retten.<br />

Das ist nicht bloß ein Werbeslogan,<br />

sondern wird täglich bestätigt<br />

– entweder im glücklichen Fall<br />

einer gelungenen Transplantation<br />

oder durch das tragische Gegenteil<br />

für jene, die auf der Warteliste<br />

versterben. Jedes Einzelschicksal<br />

auf einer Warteliste rührt mich an,<br />

erinnert mich an meine eigene Verletzlichkeit,<br />

ist auch ein Appell an<br />

meine Solidarität als potenzieller<br />

<strong>Organspende</strong>r.<br />

Foto: KNA Bild und BBT e.V.<br />

2. Der Mangel an Spenden-<br />

bereitschaft<br />

„In der <strong>Organspende</strong> kann noch über<br />

den Tod hinaus etwas spürbar werden von<br />

der ‚größeren Liebe‘ (Joh 15,12), zu der Jesus<br />

seine Jünger auffordert.“ So die Gemeinsame<br />

Erklärung „Organtransplantation“ der beiden<br />

großen christlichen Kirchen in Deutschland<br />

aus dem Jahr 1990. Wie das Wort Spende<br />

schon nahe legt, handelt es sich d<strong>ab</strong>ei um<br />

eine freiwillige G<strong>ab</strong>e, die sich nicht verordnen<br />

oder erzwingen lässt. Zu Recht wird immer<br />

wieder darauf verwiesen, dass sowohl die<br />

Zustimmung zur <strong>Organspende</strong> als auch die<br />

Ablehnung eine zu respektierende Entscheidung<br />

ist. Der ideale, <strong>ab</strong>er leider viel zu selten<br />

gewählte Weg wäre es, seine Aussage in einer<br />

Patientenverfügung oder einem <strong>Organspende</strong>ausweis<br />

zu dokumentieren. Mit dem evangelischen<br />

Bischof und Ratsvorsitzenden der<br />

EKD, Wolfgang Huber, bin ich der Meinung,<br />

dass „die stellvertretende Zustimmung von<br />

Angehörigen nach dem mutmaßlichen Willen<br />

des Spenders eine nur schwer zu akzeptierende<br />

Hilfskonstruktion ist“. Aus diesem Grund<br />

ist es unverzichtbar, sich immer wieder mit<br />

Aufrufen zur <strong>Organspende</strong> an die Öffentlichkeit<br />

zu wenden und bildlich gesprochen die<br />

Sammelbüchse herumgehen zu lassen. Dass<br />

diese „größere Liebe“, die die Kirchenleitungen<br />

zitieren, keine Einbahnstraße sein muss,<br />

das wird spätestens dann klar, wenn ich mir<br />

vorstelle, selbst in die Lage zu kommen, nur<br />

durch eine <strong>Organspende</strong> überleben oder das<br />

Überleben erheblich erleichtert zu bekommen.<br />

Viele Menschen füllen in dem Moment<br />

einen <strong>Organspende</strong>ausweis aus, wenn aus<br />

ihrem Familien- oder Freundeskreis jemand<br />

auf die erlösende Botschaft wartet: „Wir h<strong>ab</strong>en<br />

ein passendes Organ für Sie!“ Die so genannte<br />

„Goldene Regel“ aus der Bergpredigt Jesu lässt<br />

sich auch auf das Thema <strong>Organspende</strong>bereitschaft<br />

anwenden: „Alles, was ihr von anderen<br />

erwartet, das tut auch ihnen!“ (Mt 7,12)<br />

4/06<br />

19


Schwerpunkt Organtransplantation<br />

Übrigens: Durch meine Spendenbereitschaft<br />

tue ich über die konkrete Hilfe für den<br />

oder die Organempfänger hinaus noch ein<br />

anderes gutes Werk: Ich trage dazu bei, dem<br />

Organhandel entgegen zu wirken, der in so<br />

genannten Schwellenländern und Ländern<br />

der Dritten Welt Organe und damit auch den<br />

Menschen zur Handelsware degradiert. Solchen<br />

und ähnlich gefährlichen Entwicklungen<br />

(Stichwort „Therapeutisches Klonen“)<br />

kann durch eine wachsende Spendenbereitschaft<br />

begegnet werden.<br />

3. Der Mangel an Weit-Blick<br />

im zusammenhang mit der<br />

Hirntoddefinition<br />

Seit der Hirntod per Definition mit dem<br />

Tod des Menschen gleichgesetzt wurde (1968<br />

durch die Harvard-Kommission, 1982 durch<br />

die Bundesärztekammer, 1997 durch das<br />

Transplantationsgesetz bestätigt) ist die Kritik<br />

an dieser Festlegung nicht verstummt – meines<br />

Erachtens berechtigt. Der gesicherte Befund<br />

des vollständigen und unumkehrbaren<br />

Erloschenseins der gesamten Hirntätigkeit (=<br />

Hirntod) ist außer bei der <strong>Leben</strong>dspende als<br />

Ausführliche Informationen zum Thema <strong>Organspende</strong> erhalten Sie<br />

u.a. bei:<br />

• Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)<br />

Ostmerheimer Str. 220, 51109 Köln, Telefon: 0221/89 92 - 0<br />

Die BZgA unterhält ein sehr gutes und ausführliches Internetangebot.<br />

Unter www.organspende-info.de finden Sie aktuelle Informationen<br />

zum Thema, <strong>ab</strong>er auch Hinweise auf weitere Kontaktadressen<br />

und Organisationen.<br />

20 4/06<br />

Grundvoraussetzung für eine Organentnahme<br />

unbestritten, weil mit dem Tod des Gehirns der<br />

Sterbeprozess unaufhaltsam begonnen hat. Seine<br />

Bedeutung als Tod des Menschen ist <strong>ab</strong>er aus<br />

anthropologischen und theologischen Gründen<br />

umstritten. Der ganze Mensch ist mehr als die<br />

Summe seiner Organe. Mit dem Philosophen<br />

Hans Jonas kann man sagen. „Das Gehirn ist<br />

tot. Wir h<strong>ab</strong>en dann einen ‚Organismus als<br />

ganzen‘ minus Gehirn, der in einem Zustand<br />

partiellen <strong>Leben</strong>s erhalten wird, solange die<br />

Lungenmaschine und andere Hilfsmittel am<br />

Werke sind. Und hier ist nach meinem Dafürhalten<br />

nach die richtige Frage nicht: Ist der<br />

Patient gestorben?, sondern: Was soll mit ihm –<br />

immer noch ein Patient – geschehen?“ (Hans<br />

Jonas:Technik, Medizin und Ethik. Zur Praxis<br />

des Prinzips Verantwortung. 1990, 228)<br />

Ich halte es für geboten, auch diesen<br />

Mangel, konkret ein mangelhafter Blick auf<br />

den Menschen, zu beheben. Es geht um einen<br />

Lösungsansatz, der den Menschen nicht reduziert<br />

auf einzelne Organsysteme, so wichtig<br />

diese, wie am Beispiel des Hirnorgans ersichtlich<br />

ist, für zentrale Steuerungsprozesse des<br />

Körpers auch sein mögen.<br />

Weiterführende Infos<br />

Bei aller Kritik an der Hirntoddefinition<br />

trage ich meinen <strong>Organspende</strong>ausweis bei<br />

mir, weil ich bereit bin, im Fall des Falles auf<br />

die letzte Wegstrecke meines unaufhaltsam<br />

begonnenen Sterbens zu verzichten und auf<br />

diese Weise anderen eine Chance auf ein Weiterleben<br />

zu ermöglichen.<br />

Praktizierte Nächstenliebe kann und darf<br />

viele Gesichter h<strong>ab</strong>en. Die Bereitschaft zur <strong>Organspende</strong><br />

verbunden mit einem ganzheitlichen<br />

Blick auf den Menschen gehört für mich<br />

dazu. Thomas Wigant<br />

Redaktion Schwerpunkt:<br />

Redaktion: Hans-Bernd Köster<br />

Autoren: Hans-Bernd Köster (FORUM-Redakteur<br />

und Lehrer an der Schule für Gesundheits- und<br />

Pflegeberufe des Gemeinschaftskrankenhaus<br />

Bonn); Klaus T. Mende (Redakteur „Fränkische<br />

Nachrichten“); Thomas Wigant (Hausoberer<br />

am Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim und<br />

Medizinethtiker)<br />

Fotos: Tine Acke (Hoffen auf eine neue Niere), dpa<br />

• Die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen<br />

Kirchen in Deutschland h<strong>ab</strong>en 1990 eine gemeinsame Erklärung<br />

zur Organtransplantation herausgegeben. Diese ist zurzeit<br />

leider vergriffen und nur über die Website der Bischofskonferenz<br />

www.dbk.de als Download zu beziehen. Gerne schicken wir Ihnen<br />

die Erklärung <strong>ab</strong>er auch zu:<br />

e-Mail, Anruf oder Karte an FORUM, Kardinal-Krementz-Str. 1-5,<br />

56073 Koblenz, forum@bb-trier.de, genügt.


Organtransplantation –<br />

<strong>Organspende</strong><br />

stand 2006 in deutschland –<br />

Veranstaltung im Caritas-Krankenhaus Bad mergentheim<br />

Erfreulich voll war der Hörsaal im<br />

Peter-Rigler-Haus Caritas-Krankenhaus<br />

Bad Mergentheim zur Gemeinschaftsveranstaltung<br />

„Organtransplantation<br />

– <strong>Organspende</strong>“ am 20.09.2006. Prof. Dr.<br />

med. Gottfried Müller, Transplantationsbeauftragter<br />

im Caritas-Krankenhaus in den letzten<br />

16 Jahren und davor selbst Transplantationschirurg<br />

an der Universität Tübingen in den<br />

Jahren 1978 bis 1991, hatte zusammen mit<br />

der Kreisärzteschaft Bad Mergentheim, dem<br />

Caritas-Krankenhaus, der Deutschen Nierenstiftung<br />

und der Deutschen Stiftung Organtransplantation<br />

(DSO) diese Veranstaltung<br />

organisiert. Ärzte aus den Krankenhäusern,<br />

niedergelassene Kollegen, Mitarbeiter aus allen<br />

Bereichen der Pflege waren gekommen,<br />

um sich zu informieren. Die Veranstaltung<br />

wurde auch von auswärtigen Gästen besucht<br />

und so konnte Prof. Müller zu seiner Überraschung<br />

Patienten, die er vor fast 30 Jahren in<br />

Tübingen transplantierte, herzlich begrüßen:<br />

Nierentransplantierte, die heute selbst engagiert<br />

sind in Patientenvertretungen und Patientenverbänden;<br />

Betroffene, die sich für die<br />

Organtransplantation selbstlos einsetzen.<br />

Informationen aus vorderster Reihe konnte<br />

Herr PD Dr. Schmied, Transplant-Chirurg<br />

Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim<br />

(Universität Heidelberg), den interessierten<br />

Hörern bringen: Die Aktivitäten im Lande, an<br />

den verschiedenen Zentren und in Deutschland<br />

wurden beleuchtet. Die Organknappheit<br />

wurde einem bewusst, als man sah, dass im<br />

Vergleich zu früher heute fast jeder <strong>Organspende</strong>r<br />

sehr gut als Multiorganspender bzgl.<br />

Nieren, Leber, Herz und Pankreas in Baden-<br />

Württemberg geeignet ist. Dennoch sind die<br />

Zahlen nicht überragend. In den letzten 20<br />

Jahren konnte sich eine Steigerung nur durch<br />

eine konsequente Nutzung auch älterer Organe<br />

(die natürlich funktionsfähig und gesund<br />

sein mussten) erreicht werden. Waren vor 20<br />

4/06<br />

21<br />

Foto: KNA Bild und BBT e.V.


Jahren Spender nach Hirntod infolge schwerer<br />

Verkehrsunfälle an erster Stelle zu zählen, so<br />

sind dies heute wesentlich ältere Verstorbene,<br />

die z. T. nach nicht traumatologischer Erkrankung<br />

ihre Hirnfunktion und das <strong>Leben</strong><br />

verloren h<strong>ab</strong>en. Aber nicht nur diese verbesserte<br />

Nutzung wurde von Dr. Schmied, einem<br />

Schweizer Chirurgen, der in Heidelberg im<br />

Transplant-Team arbeitet, dargelegt, auch<br />

andere (erfreuliche) Veränderungen h<strong>ab</strong>en<br />

sich ergeben: Die Verwandtenspenden h<strong>ab</strong>en<br />

erheblich in Deutschland zugenommen.<br />

Der Mangel an Organen hat dies notwendig<br />

gemacht. Dass ein spezieller Druck auf die<br />

Familien ausgeübt werden könnte, wurde<br />

diskutiert. Interessant ist hier zu vermerken,<br />

dass die Väter im Gegensatz zu den Müttern<br />

selten Spender für ihre Familienangehörige<br />

sind. Erfreulich sind auch die Gesamtmorbiditätszahlen<br />

und die Erfolgszahlen der Transplantationsergebnisse<br />

zu nennen. Der Grund:<br />

Die medikamentöse Abstoßungsbehandlung<br />

ist heute wesentlich sicherer und komfort<strong>ab</strong>ler<br />

in der postoperativen Betreuung als in den<br />

früheren Jahren. Im Referat durch den DSO-<br />

Koordinator aus Heidelberg werden diese Zahlen<br />

nochmals verdeutlicht. So wird allen klar<br />

gemacht, dass die <strong>Organspende</strong> auch in kleineren<br />

Häusern ohne Transplant-Hintergrund<br />

gut durchführbar und zu organisieren ist.<br />

Nicht nur die Hirntodfeststellung kann durch<br />

un<strong>ab</strong>hängige Fachärzte, die entsprechend informiert<br />

werden können, eingeleitet werden,<br />

auch andere organisatorisch wichtige Dinge<br />

wie Kontakt zur Staatsanwaltschaft, Versor-<br />

22 4/06<br />

Foto: KNA Bild und BBT e.V.<br />

gung von L<strong>ab</strong>orproben, Gespräche mit den<br />

Angehörigen, all dies kann ein Koordinator<br />

der DSO (Deutsche Stiftung Organtransplantation)<br />

für die Häuser übernehmen. Dass die<br />

theologische Ethik der Organtransplantation<br />

nicht widerspricht, sondern dass sie Hilfe ist,<br />

Nöte und Probleme in diesem Feld zu diskutieren<br />

und zu beantworten, konnte der Haus-<br />

obere des Caritas-Krankenhauses, Dipl.-Theologe<br />

Thomas Wigant, den interessierten Zuhörern<br />

nahe bringen. Schon längere Zeit hat<br />

sich Thomas Wigant mit der <strong>Organspende</strong> aus<br />

Engagement, <strong>ab</strong>er auch aus beruflicher Notwendigkeit<br />

beschäftigt und Erfahrungen in<br />

Heidelberg gewinnen können.<br />

Organtransplantation ist keine Frage<br />

mehr, sie ist eine Notwendigkeit. Aber sie wirft<br />

ständig Fragen auf, die ethische Aspekte zur<br />

Diskussion bringen.<br />

Für die Zuhörer besonders nahe gehend<br />

waren daraufhin die persönlichen<br />

Vorstellungen der Patienten,<br />

die erfolgreich transplantiert waren und jetzt<br />

kamen, um sich als Transplantierte zu engagieren.<br />

Herr P., der seine 3. Niere innerhalb<br />

weniger Jahre erhielt, der zuvor schon etliche<br />

Jahre am Dialyseprogramm war und der mit<br />

seiner letzten Niere seit 19 Jahren lebt. Dass es<br />

Zufälle gibt, zeigt auch, dass der andere anwesende<br />

Transplantierte, der Vorsitzende des<br />

Patientenverbandes 1 Jahr zuvor von Prof.<br />

Müller erfolgreich transplantiert wurde. Er<br />

hat inzwischen sogar etliche Marathonläufe<br />

<strong>ab</strong>solviert und ist sehr engagiert im sport-<br />

lichen Bereich. Auch Herr P. aus Reutlingen<br />

hat mehrfach bei Behinderten-Olympiaden<br />

mitgewirkt und viele Goldmedaillen in den<br />

80er-Jahren gewonnen.<br />

Wie weit die Medizin fortgeschritten ist<br />

und wie Erfolge auch bei schwierigsten Problemen<br />

erzielt werden können, berichtete ein<br />

Gast aus Reutlingen, der seit einigen Jahren<br />

erfolgreich lebertransplantiert ist. Nach einer<br />

vor vielen Jahren bei einer Geburt erlebten<br />

dramatischen Situation mit Bluttransfusion<br />

und Gerinnungsfaktoren, die zu einer Hepatitis<br />

C-Infektion führten, hatte die Patientin<br />

in den letzten Jahren vor der Transplantation<br />

nur noch ein wenig lebenswertes <strong>Leben</strong>. Die<br />

Rettung kam mit einer Lebertransplantation<br />

und eindrucksvoll erzählte die Patientin, wie<br />

sie postoperativ erneut durch ein Tief kam,<br />

als sich eine Hepatitis C-Infektion im Transplantat<br />

zeigte. Eine erfolgreiche Interferon-<br />

Therapie hat diese dramatische Veränderung<br />

wieder in den Griff bringen lassen und bis<br />

heute funktioniert die Leber einwandfrei.<br />

Auch diese Patientin ist sehr aktiv und bringt<br />

sich ein in den Verbänden, Patientenvereinigungen<br />

und bei Vortragsveranstaltungen,<br />

um für die Transplantation und die <strong>Organspende</strong><br />

einzutreten. Die geplante 2-stündige<br />

Veranstaltung reichte natürlich kaum aus,<br />

um die angerissenen Probleme und Aspekte<br />

tiefer zu diskutieren, <strong>ab</strong>er sie war doch eine<br />

sehr gute Möglichkeit, das Thema kompakt<br />

mit vielen Fragen, <strong>ab</strong>er auch sehr hilfreichen<br />

Antworten präsentiert zu bekommen. Die Zuhörer<br />

jedenfalls dankten mit viel Applaus<br />

und Prof. Müller mit einigen Flaschen trockenen<br />

Silvaner aus der Taubertäler Bocksbeutelregion<br />

für die angereisten Referenten<br />

und Patienten.<br />

Prof. Dr. med. Gottfried Müller<br />

KuRz uND KNAPP<br />

Jubilare<br />

25-jähriges Jubiläum:<br />

Hannelore Balsing,<br />

Ingrid Hügel, Anne Schmidt,<br />

Dr. med. Angelika Schmötzer,<br />

Christiane Wolpert<br />

30-jähriges Jubiläum:<br />

Doris Braun, Ruth Hübner,<br />

Dr. med Johann Siefert


Das Institut für Pathologie am Caritas-Krankenhaus<br />

war erstmalig im<br />

Jahr 1984 in Betrieb genommen<br />

worden und damals entsprechend den Anforderungen<br />

und durchaus großzügig ausgestattet<br />

worden. Im Laufe der Zeit stiegen jedoch<br />

die Zahl der Untersuchungen und gleichzeitig<br />

auch die Anforderungen an das Fach Pathologie,<br />

so dass nach 20 Jahren die Zeit für<br />

eine grundlegende Erneuerung des Institutes<br />

gekommen schien. Wenn in den Medien<br />

über die Formaldehyd-Belastung in Möbeln<br />

oder öffentlichen Bauten voller Empörung<br />

berichtet wird, kann man Pathologen und<br />

ihre Mitarbeiter nur mit dem Kopf schütteln<br />

sehen, sind sie doch in ihrem Arbeitsalltag<br />

täglich und über Stunden mit der wässrigen<br />

Lösung von Formaldehyd, dem Formalin in<br />

seinen verschiedenen Konzentrationen intensiv<br />

beschäftigt. Es bedurfte daher keiner lan-<br />

gen Überlegung, dass insbesondere im Zuge<br />

des Arbeitsschutzes eine Verbesserung der Abluftsituation<br />

und die Begrenzung der Schadstoffbelastung<br />

für die Mitarbeiter bei einem<br />

Umbau des Institutes von zentraler Bedeutung<br />

waren. Darüber hinaus strebt das Institut für<br />

Pathologie am Caritas-Krankenhaus gegen<br />

Ende des Jahres eine Teilzertifizierung nach<br />

DIN ISO 9001 an, um den modernen Anforderungen<br />

des Qualitätsmanagements gerecht<br />

zu werden.<br />

Nachdem die grundlegende Entscheidung<br />

für den Umbau getroffen worden war, wurde<br />

sorgfältig mit den entsprechenden Firmen<br />

verhandelt und schließlich das Angebot der<br />

Firma G-tec GmbH aus Wesel angenommen.<br />

Die Firma erstellte vom Dezember 2005 bis<br />

Juni 2006 in enger Abstimmung mit den Mitarbeitern<br />

der Pathologie und insbesondere<br />

mit Detlef Janßen von der Technik ein sorg-<br />

Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim<br />

PD Dr. Michaela Dr. Ott mit ihren<br />

Mitarbeitern in den neuen Räumen<br />

Frischer Wind in<br />

der Pathologie<br />

fältig ausgearbeitetes Konzept. Die Technik<br />

des Caritas-Krankenhauses zauberte für die<br />

Interimszeit des Umbaus eine schon fast perfekte<br />

Behelfslösung im unteren Stockwerk des<br />

Institutes und so wandelte sich der sonst eher<br />

stille Sektionssaal in ein temperamentvolles<br />

histochemisches L<strong>ab</strong>or. Besucher, Fahrer sowie<br />

Hol- und Bringdienste stellten verwundert<br />

fest, dass der Zugang vom Hause nur noch<br />

vom unteren Stockwerk und der Gegenseite<br />

aus möglich war. Auch musste auf die Sektionstätigkeit<br />

in diesem Zeitraum ganz verzichtet<br />

werden.<br />

Der Umzug aus den vorhandenen L<strong>ab</strong>orräumen<br />

in das Provisorium fand mit brillanter<br />

Hilfe der Technik und insbesondere unter<br />

der segensreichen Direktive von Herrn Stump<br />

innerhalb von drei Tagen statt. Anschließend<br />

wurde im oberen Geschoss das unterste zu<br />

oberst gekehrt.<br />

4/06<br />

23


Auf einer Grundfläche von 350 qm wurden<br />

sämtliche technischen Leitungen neu<br />

verlegt. Alle Oberflächen der Böden, Decken<br />

und Wände wurden erneuert. Es wurden neue<br />

Möbel mit Arbeitsflächen aus widerstandfähigem<br />

Trespa oder Edelstahl eingebaut. Zudem<br />

wurde ein ganz neuer Raum für die Immunhistologie<br />

geschaffen und eine neue Annahme<br />

im Eingangsl<strong>ab</strong>or eingerichtet. Beim Einbau<br />

der neuen Türen wurde den Anforderungen<br />

des Brandschutzes Sorge getragen. Alle Mitarbeiter<br />

des Caritas-Krankenhauses, die vom<br />

Glaube ist Zukunftshoffnung<br />

Besucherparkplatz einen Blick auf die Pathologie<br />

werfen, sehen jetzt vor den Fenstern des<br />

Hauses eine riesige neue Lüftungsanlage. Die<br />

Frischluft wird über die Decken in die Räume<br />

zugfrei eingeblasen. Die Absaugung erfolgt an<br />

den einzelnen Arbeitsplätzen von unten, um<br />

die Schadstoffe von den Atemwegen der Mitarbeiter<br />

fernzuhalten. Es wird in der Grundlast<br />

ein 10-facher Luftwechsel von 3.683 m 3 /Std.<br />

erreicht.<br />

Für Schadstoffspitzen können 8.767 m 3 /<br />

Std. durch Zuschaltung erreicht werden. Dies<br />

entspricht einem ca. 24-fachen Luftwechsel.<br />

Die Luft kann aufgeheizt oder gekühlt werden,<br />

was besonders im heißen Sommer für<br />

den reibungslosen Ablauf der oft komplizierten<br />

l<strong>ab</strong>or-chemischen Reaktionen unbedingt<br />

erforderlich ist. Zur Energieeinsparung wird<br />

die Frischluft mittels Wärmetauscher von<br />

der Abluft in der Heizperiode aufgeheizt. Der<br />

Umbau wurde insgesamt zügig und termingerecht<br />

vom 26. Juni bis zum 1. September 2006<br />

durchgeführt und anschließend folgte wiederum<br />

der Umzug aus dem Provisorium in die<br />

neuen L<strong>ab</strong>orräume.<br />

PD Dr. med. Michaela Ott<br />

der neue hausobere am Caritas, Thomas Wigant, stellt sich vor<br />

Gemeinsame Wurzeln<br />

verbinden. (v.l.) Bruder<br />

Alfons-Maria, Schwester<br />

Maria-Regina und Thomas<br />

Wigant bei der Amtsüberg<strong>ab</strong>e<br />

am 15. August in<br />

der Krankenhauskirche<br />

24 4/06<br />

Am 15. August dieses Jahres wurde<br />

mir das neue Amt des Hausoberen<br />

am „Caritas“ übergeben. Einerseits<br />

übernehme ich als Nachfolger von Sr. Maria-<br />

Regina ihren Platz im Krankenhausdirektorium;<br />

andererseits bin ich mit einem (auch mir<br />

zunächst) fremden Titel „Hausoberer“ und<br />

neuen Aufg<strong>ab</strong>enbereichen betraut, die mit<br />

dem Leitungskonzept des neuen Mehrheitsträgers<br />

des Caritas-Krankenhauses, dem <strong>Barmherzige</strong><br />

<strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong> e.V., verbunden sind.<br />

Was ist das für einer? Wie sieht er aus? Wo<br />

kommt er her? Was hat er bisher gemacht?<br />

Was sind seine Aufg<strong>ab</strong>en bei uns im Haus? Viele<br />

Fragen, ein guter Schuss berechtigter Neugier<br />

– mehr als ein Grund also, mich Ihnen in<br />

diesem Rahmen wenigstens kurz vorzustellen,<br />

um so ein wenig die Neugier zu stillen.<br />

Vor 44 Jahren wurde ich im Eifelstädtchen<br />

Bitburg, der Heimat meiner Mutter, geboren.


Fotos: Martin Fuchs, BBT e. V.<br />

Der neue Hausobere Thomas Wigant<br />

und die bisherige Seelsorgedirektorin<br />

Schwester Maria-Regina<br />

Aufgewachsen bin ich in Freiburg im Breisgau.<br />

Dort h<strong>ab</strong>e ich die Schule besucht und<br />

auch den Großteil meines Theologiestudiums<br />

– neben zwei Semestern an der Münchener<br />

Universität – <strong>ab</strong>solviert. Im Jahre 1989 wurde<br />

ich in Freiburg zum Priester geweiht. Bald war<br />

mir klar, dass ich einen Schwerpunkt meiner<br />

beruflichen Praxis in der beratenden Seelsorge<br />

setzen möchte. So folgte 1994 nach einer<br />

pastoral-psychologischen Zusatzausbildung<br />

die Bewerbung auf das Amt des Leiters der<br />

katholischen Klinikgemeinde an den Heidelberger<br />

Universitätskliniken. Die Mitarbeit<br />

in der Aus- und Weiterbildung der verschiedenen<br />

Berufsgruppen am Klinikum und das<br />

Begleiten von Patienten und Angehörigen<br />

h<strong>ab</strong>en im Lauf der Jahre dazu geführt, dass<br />

ich mich intensiv mit Fragen der Medizin-<br />

ethik auseinanderzusetzen begann. Vor zwei<br />

Jahren h<strong>ab</strong>e ich einen auf EU-Ebene neu<br />

eingeführten Master-Studiengang in Bioethik<br />

<strong>ab</strong>geschlossen. Im vergangenen Jahr bin ich<br />

nach einem längeren Prozess des Überlegens<br />

aus dem priesterlichen Dienst ausgeschieden,<br />

weil ich die <strong>Leben</strong>sform der Ehelosigkeit für<br />

mich nicht mehr länger übernehmen konnte<br />

und wollte. Mir war wichtig, diesen Schritt von<br />

existenzieller Tragweite in möglichst gutem<br />

Einvernehmen mit der Kirche zu tun; so h<strong>ab</strong>e<br />

ich mich für den Weg der Beantragung einer<br />

Laisierung entschieden.<br />

Zuletzt war ich als Klinischer Ethiker an<br />

der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg<br />

tätig. Zu meinen Aufg<strong>ab</strong>en gehörte die<br />

Beratung von Patienten, Angehörigen und<br />

Behandlungsteams im Umfeld von Patientenverfügungen<br />

und Vorsorgevollmachten,<br />

die Moderation von Ethikberatungen auf den<br />

Stationen und von Fallbesprechungen, die Erteilung<br />

von Ethikunterricht in verschiedenen<br />

Fachweiterbildungsrichtungen sowie die Leitung<br />

des Arbeitskreises Ethik-Konsil (in etwa<br />

der Arbeit eines Ethik-Komitees vergleichbar).<br />

Als ich im Frühjahr von der Ausschreibung der<br />

Stelle des Hausoberen am hiesigen Caritas-<br />

Krankenhaus erfuhr, h<strong>ab</strong>e ich mich spontan<br />

darauf beworben und bin sehr froh darüber,<br />

nun mit dieser Aufg<strong>ab</strong>e beginnen zu können,<br />

führt sie mich doch mit neuer Funktion wieder<br />

in ein Arbeitsumfeld, dass sich ausdrücklich<br />

dem Evangelium und dem christlichen<br />

Menschenbild verpflichtet weiß.<br />

„Glaube kommt immer auf<br />

zwei Beinen daher“<br />

Der Titel „Hausoberer“ hat seine historischen<br />

Wurzeln in der Tatsache, dass es früher,<br />

als die Anzahl der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> noch<br />

größer war, in den Einrichtungen der Gemeinschaft<br />

die Rolle des „Bruders Vorsteher“<br />

g<strong>ab</strong>. In den vergangenen Jahren hat sich die<br />

Ordensgemeinschaft dazu entschieden, diese<br />

Rolle mit qualifizierten Laien zu besetzen,<br />

um den Fortbestand der Arbeit der Einrichtungen<br />

zu gewährleisten. So kam es zum Titel<br />

„Hausoberer“. Im Caritas-Krankenhaus werden<br />

neben den schon Sr. Maria-Regina übertragenen<br />

Bereichen des Sozialdienstes und<br />

der Seelsorge neu die Leitung des Qualitäts-,<br />

Beschwerde- und Ideenmanagements, der Öf-<br />

Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim<br />

fentlichkeitsarbeit, des Raummanagements<br />

sowie die Begleitung der zahlreiche Ehrenamtlichen<br />

und die Sorge für die Unternehmenskultur<br />

zu meinen Aufg<strong>ab</strong>enbereichen als<br />

Hausoberer zählen.<br />

All diese Bereiche h<strong>ab</strong>en für mich mit Begegnung<br />

und Beziehung zu tun und damit,<br />

dass Glaube immer auf zwei Beinen daherkommt.<br />

Gottes- und Nächstenliebe als oberstes<br />

christliches Ideal müssen auch im modernen<br />

Betrieb eines kirchlichen Krankenhauses<br />

spürbar werden und bleiben, wenn sie nicht<br />

zu frommer Rede verkommen sollen. Der<br />

Träger gibt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

des Hauses – also auch dem Hausoberen<br />

– zentrale Werte als Richtschnur für den<br />

Umgang miteinander an die Hand. Werte, die<br />

jeder schätzt, wenn er sie erfahren kann und<br />

vermisst, wenn sie im täglichen Umgang fehlen:<br />

Vertrauen und Würde, Verantwortung und<br />

Freude, fördernde Sorge und Gerechtigkeit.<br />

Diese Richtschnur passt zu einem Wort<br />

aus dem 1. Petrusbrief im Neuen Testament,<br />

das mir ans Herz gewachsen ist: „Seid stets<br />

bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der<br />

nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“<br />

(1Petr, 3,15) – Diese Hoffnung ist für mich<br />

mit dem Glauben an Gott verbunden, der ein<br />

Mensch wurde und in seinem Sohn uns Menschen<br />

dann besonders nahe sein will, wenn<br />

wir am Boden sind, nicht mehr weiter können,<br />

Seele und Leib an ihre Grenzen stoßen. Diese<br />

Hoffnung heißt für mich, dass ich auf Zukunft<br />

hoffen darf, wo Menschen aus sich heraus keine<br />

mehr sehen.<br />

Die Verantwortungsbereiche des Hausoberen<br />

h<strong>ab</strong>en vor allem ein Ziel: den Begriff der<br />

Dienstgemeinschaft, der innerhalb caritativer<br />

Einrichtungen einen Namen hat, weiterhin<br />

mit <strong>Leben</strong> zu füllen. „Hausoberer“ hat nichts<br />

mit „Oberen“ und „Unteren“ zu tun, denn<br />

Dienstgemeinschaft heißt auch: Einer allein<br />

kann keine dieser Aufg<strong>ab</strong>en lösen. Auch muss<br />

das Rad in Bad Mergentheim nicht neu erfunden<br />

werden. Vielmehr freue ich mich darauf,<br />

mich in viele gut laufende Prozesse einzubringen<br />

und diese mitzugestalten.<br />

Thomas Wigant<br />

Redaktion Bad Mergentheim:<br />

verantwortlich: Franz Engert, Waltraud Dietz,<br />

Kontakt: Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim,<br />

Uhlandstr. 7, 97980 Bad Mergentheim<br />

www.ckbm.de, Telefon: 07931/58-2020,<br />

Fax: 07931/58-2090, e-Mail: franz.engert@ckbm.de<br />

4/06<br />

25


Gemeinschaftskrankenhaus Bonn<br />

St. Elis<strong>ab</strong>eth · St. Petrus · St. Johannes gGmbH<br />

Gastprofessur für PD Dr. Pizzulli<br />

und Prof. Wilms in der VR China<br />

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Horst<br />

Wilms, Chefarzt der Chirurgischen<br />

Abteilung am Johanniter-Krankenhaus,<br />

und Privatdozent<br />

Dr. med. Luciano Pizzulli, Chefarzt<br />

der Kardiologischen Abteilung am Gemeinschaftskrankenhaus<br />

Bonn, Haus<br />

St. Petrus, wurden anlässlich einer Einladung<br />

an das Municipal-Hospital in<br />

Qingdao zu Gastprofessoren ernannt.<br />

Anlass hierzu war ein dreimonatiger<br />

Besuch von sechs chinesischen Ärzten<br />

aus Qingdao an beiden Krankenhäusern in<br />

Bonn, um moderne Konzepte und aktuelle<br />

Standards in der Kardiologie und allgemeinen<br />

Viszeral-und Thorax-Chirurgie zu erlernen<br />

(Der Bonner Generalanzeiger berichtete)<br />

und der aktuelle Gegenbesuch der Bonner<br />

Mediziner in China. Der Kardiologe Dr. Xiu<br />

berichtete mit Begeisterung über die positive<br />

Aufnahme im Haus St. Petrus und den frucht-<br />

26 4/06<br />

baren Wissensaustausch im Herzkatheter-L<strong>ab</strong>or<br />

mit PD Dr. Pizzulli. Dr. Yin, intensiv in<br />

den chirurgischen Ablauf des OP-Teams im<br />

Johanniter-Krankenhaus eingebunden, bestätigte,<br />

wie er vom dortigen Chirurgen-Team<br />

unter der Leitung von Prof. Wilms profitiert<br />

h<strong>ab</strong>e. Qingdao ist ehemalige deutsche Kolonie,<br />

die architektonischen Relikte werden<br />

hoch geachtet. Seit einigen Jahren kommt es<br />

Ein Jeder an seinem Platz<br />

Die Schülerinnen und Schüler des<br />

Mittelkurses erstellten im Rahmen<br />

der Unterrichtseinheit „Mit anderen<br />

Berufsgruppen zusammen arbeiten“ eine<br />

Ausstellung zu unterschiedlichen Berufen im<br />

Krankenhaus. An einer Stellwand präsentierten<br />

sie standardisierte Steckbriefe, die nach<br />

einem Interview mit Mitarbeitern des Hauses<br />

entstanden waren. Die Auswahl der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter erfolgte ganz subjektiv<br />

nach den jeweiligen Interessen der Schülerinnen,<br />

die sich in Kleingruppen im Haus<br />

auf den Weg machten. Es war das Ziel der<br />

Ausstellung, ein möglichst buntes Bild der im<br />

zunehmend zu einer Öffnung Chinas,<br />

ein besonderes Interesse gilt dem hoch<br />

geachteten deutschen Gesundheitswesen.<br />

Qingdao (eine Stadt mit rund<br />

2,5 Millionen Einwohnern) ist für die<br />

Durchführung der Segelwettkämpfe bei<br />

den Olympischen Spielen 2008 vorgesehen.<br />

Das Municipal-Hospital ist mit<br />

mehr als 1.500 Betten an drei Standorten<br />

der Stadt ein Lehrkrankenhaus der<br />

Maximal-Versorgung. Die Tätigkeit der<br />

Bonner Mediziner sah auch Vorlesungen<br />

vor ärztlichen Mitarbeitern und engagierten<br />

chinesischen Studenten vor. In Erwartung<br />

der Fortsetzung und Intensivierung dieser Zusammenarbeit<br />

durch Vorlesungen, Beratung<br />

der Ärzte vor Ort und der Ausbildung weiterer<br />

chinesischer Ärzte in Bonn, wurden PD Dr.<br />

Pizzulli und Prof. Wilms die Gastprofessuren<br />

in einem feierlichen Rahmen überreicht.<br />

Hans-Bernd Köster<br />

Krankenhaus vertretenen Berufe entstehen zu<br />

lassen, nicht so sehr ein repräsentatives. Das<br />

war auch ein Anliegen der Unterrichtseinheit:<br />

Der Betrieb Krankenhaus lebt von der Vielfalt<br />

unterschiedlichster Berufe. Jeder Mitarbeiter<br />

an seinem Platz ist für das Funktionieren des<br />

Krankenhauses unverzichtbar. Die Resonanz<br />

auf die Ausstellung war bei Mitarbeitern, Angehörigen<br />

und Kollegen gleichermaßen positiv.<br />

Waren die einen in erster Linie überrascht<br />

über die Vielzahl der unterschiedlichen Berufe<br />

im Krankenhaus, so war es für die anderen<br />

spannend, das eine oder andere Neue über<br />

ihre Kollegen zu erfahren.<br />

Die Ausstellung stand jeweils zwei Wochen<br />

in den Eingangshallen der Häuser St. Elis<strong>ab</strong>eth<br />

und St. Petrus. Hans-Bernd Köster<br />

Redaktion Bonn: Hans-Bernd<br />

Köster (verantwortlich), Claudia Fredrich<br />

Kontakt: Gemeinschaftskrankenhaus Bonn,<br />

Haus St. Petrus, Bonner Talweg 4-6, 53113 Bonn,<br />

Haus St. Elis<strong>ab</strong>eth, Prinz-Albert-Str. 40, 53113 Bonn,<br />

www.gk-bonn.de, Telefon: 0228/508-1821,<br />

Fax: 0228/508-1898, e-Mail: info@gk-bonn.de


Gemeinschaftskrankenhaus Bonn<br />

„Wegen Überfüllung nicht geschlossen“<br />

gesundheitswoche im oktober fand regen zuspruch<br />

Rund 1.500 Besucher fanden den<br />

Weg ins Gemeinschaftskrankenhaus,<br />

um sich während der Gesundheitswoche<br />

vom 16. bis 21. Oktober<br />

über aktuelle Entwicklungen in Diagnostik<br />

und Therapie zu informieren und Antworten<br />

auf ihre persönlichen Fragen zu erhalten.<br />

Wie sieht die optimale Ernährung bei Di<strong>ab</strong>etes<br />

aus? Welche Behandlungsmöglichkeiten<br />

Dr. Jürgen Remig, Chefarzt der Gefäßchirurgie,<br />

im Gespräch mit einer Pressevertreterin<br />

Tarifauseinandersetzung Ärzte<br />

eine kritische Würdigung<br />

Kein Tag verging in den sommermonaten, in<br />

denen man in zeitungen und Fernsehen nicht<br />

von Ärztestreik verbunden mit der Forderung<br />

von bis zu 30% mehr gehalt gehört hatte. zwischenzeitlich<br />

sind für Ärzte an uni-Kliniken und<br />

für Ärzte an Kommunalen Kliniken jeweils Tarifverträge<br />

mit teilweise unterschiedlichen ergebnissen<br />

in entgelt- und arbeitszeitfragen vereinbart<br />

worden. neu sind nunmehr erste stimmen,<br />

die auch eine Veränderung der Vergütung für<br />

zum 1. Oktober 2005 wurde an Uni-<br />

Kliniken und Kommunalen Kliniken<br />

der „alte“ BAT (Bundesangestelltentarif)<br />

durch den neuen Tarifvertrag<br />

des öffentlichen Dienstes (TVöD) <strong>ab</strong>gelöst.<br />

Ohne auf spezielle Inhalte dieses TVöD eingehen<br />

zu wollen, wurden im Bereich der Vergütung<br />

erhebliche Veränderungen, regelmäßig<br />

verbunden mit deutlichen Vergütungs<strong>ab</strong>senkungen,<br />

eingeführt. So sind Sonderzahlun-<br />

gibt es bei der Arthrose? Welche ethischen<br />

Fragen entstehen bei einer modernen Medizin<br />

zwischen Selbstbestimmung und Fürsorge?<br />

Welche neuen Erkenntnisse gibt es<br />

bei Erkrankungen des Enddarms? Wie kann<br />

man typischen Erkrankungen des Alters vorbeugen?<br />

Wie kann man einen Menschen am<br />

<strong>Leben</strong> erhalten, bis der Notarzt eintrifft? Wie<br />

kann man Erkrankungen des Gefäßsystems<br />

vorbeugen?<br />

Diese und weitere Fragen konnten während<br />

der Gesundheitswoche am Gemeinschaftskrankenhaus<br />

beantwortet werden.<br />

Zum Teil übertraf die Resonanz auf das<br />

Angebot der Gesundheitswoche derart die<br />

Erwartungen, dass die Räumlichkeiten<br />

überfüllt waren. Die Vorträge, überwiegend<br />

von Medizinern des Gemeinschaftskrankenhauses<br />

gehalten, wandten sich bewusst an<br />

interessierte Laien und Betroffene. Aber auch<br />

ehemalige Mitarbeiter und niedergelassene<br />

Ärzte werden nicht einheitlich bezahlt<br />

Jahreseinkommen eines Assistenzarztes<br />

60.000<br />

50.000<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

Euro<br />

Krankenhausärzte im Bereich der kirchlichen<br />

Krankenhäuser (anwendung der allgemeinen<br />

Vertragsrichtlinien des deutschen Caritasverbandes<br />

– aVr) fordern. die aVr entspricht in seinem<br />

inhalt und der Vergütung im Wesentlichen<br />

dem „alten“ BaT.<br />

inwieweit derartige Forderungen inhaltlich zutreffend<br />

und richtig sind, sollen folgende ausführungen<br />

aufzeigen, da die ausgangssituationen<br />

sich als gänzlich unterschiedlich darstellen.<br />

TVÖD Uni-Klinik BAT Kommunen<br />

Ärzte waren unter den Gästen. Von Montag<br />

bis zum Samstag standen die Referenten<br />

aus den Bereichen Innere Medizin, Orthopädie/Unfallchirurgie,<br />

Geburtshilfe, Chirurgie,<br />

Geriatrie, Anästhesie/Intensivmedizin und<br />

aus dem Gefäßzentrum Rede und Antwort.<br />

Den Besuchern wurde deutlich, dass vor allen<br />

Dingen die Vernetzung der Fachbereiche<br />

eine optimale Diagnose und Therapie erst<br />

ermöglicht. Professor Thomas Heinemann<br />

vom Institut für Wissenschaft und Ethik der<br />

Universität Bonn rundete diese medizinische<br />

Thematik mit einem Vortrag zu ethischen Aspekten<br />

moderner Medizin <strong>ab</strong>. Den Abschluss<br />

der Gesundheitswoche bildete der von der<br />

Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie<br />

initiierte bundesweite Gefäßtag, an dem sich<br />

das Gefäßzentrum präsentierte, das vor kurzem<br />

als erstes „Anerkanntes Gefäßzentrum“<br />

in Bonn zertifiziert wurde.<br />

Hans-Bernd Köster<br />

gen wie Urlaubsgeld und Weihnachtgeld,<br />

<strong>ab</strong>er auch sämtliche familienbezogenen<br />

Vergütungsbestandteile wie Verheiratetenzulage<br />

und Kinderzulagen in voller Höhe<br />

gestrichen worden. Weiterhin wurden für<br />

neue Mitarbeiter an Uni-Kliniken und Kommunalen<br />

Kliniken altersbezogene Vergütungsbestandteile<br />

(Altersstufenregelungen)<br />

gänzlich herausgenommen. Im Gegenzug<br />

wurden zwar Regelungen hinsichtlich einer<br />

4/06<br />

27


Beispiel 1:<br />

AVR-Vergütung<br />

Gemeinschaftskrankenhaus Bonn<br />

St. Elis<strong>ab</strong>eth · St. Petrus · St. Johannes gGmbH<br />

Assistenzarzt verheiratet, ein Kind, 27 Jahre,<br />

Berufsanfänger<br />

AVR 2 Entgeltgruppe 1<br />

3.162,83 1 bei 38,5 Std./Wo entspricht 3.286,06<br />

1 bei 40,0 Std./Wo.<br />

Jahresgehalt inkl. Urlaubsgeld<br />

(255,00 1 und WG 82% des Monatsgehaltes)<br />

= 42.316,53 1<br />

28 4/06<br />

Tarifvertrag Marburger Bund/TVöD bzw.<br />

Kommunaler Arbeitgeberverband<br />

Assistenzarzt verheiratet, ein Kind, 27 Jahre,<br />

Berufsanfänger<br />

3.420,00 1<br />

kein Urlaubsgeld (UG),<br />

kein Weihnachtsgeld (WG)<br />

geteilt durch 12 Monate<br />

= 3.526,38 1 durchschnittl. gerechn. mtl. Entgelt = 3.420,00 1 durchschnittl. gerechnet mtl. Entgelt<br />

nach 2 Jahren Altersstufensteigerung auf nach 1 Jahr Altersstufensteigerung auf<br />

= 3.730,00 1<br />

= 3.640,00 1<br />

leistungsorientierten Vergütung eingeführt,<br />

die tatsächlichen geldlichen Ergebnisse für<br />

die Vergütungshöhe sind in der praktischen<br />

Umsetzung <strong>ab</strong>er noch offen.<br />

In der Summe aller dieser Maßnahmen<br />

führt der TVöD im Vergleich zu dem „alten“<br />

BAT zu einer deutlichen Vergütungs<strong>ab</strong>senkung.<br />

Auch an dieser Stelle möchte ich nicht<br />

auf einzelne Prozentsätze, <strong>ab</strong>hängig von den<br />

jeweiligen Vergütungs- und Berufsgruppen,<br />

eingehen, man kann <strong>ab</strong>er festhalten, dass<br />

insbesondere im Bereich der Eingruppierung<br />

von Ärzten erhebliche Kürzungen im TVöD<br />

festzustellen sind.<br />

Vor diesem, regelmäßig in der Öffentlichkeit<br />

nicht bekannten Hintergrund wurden die<br />

Tarifverhandlungen Ärzte geführt – also von<br />

einem Vergütungswert, der nicht dem bisherigen<br />

BAT-Wert entsprach, sondern einem<br />

deutlich <strong>ab</strong>gesenkten TVöD-Wert. Wenn jetzt<br />

nach Abschluss dieser Tarifverhandlungen<br />

Vergütungssteigerungen für Ärzte von 15%<br />

bis 20% vereinbart wurden, bleibt festzustellen,<br />

dass mit diesem Abschluss häufig immer<br />

noch weniger Vergütungshöhe erreicht<br />

wurde, als dies nach dem BAT bzw. aktuell<br />

nach den AVR gezahlt wurde bzw. im Bereich<br />

der AVR gezahlt wird. Dies trifft regelmäßig<br />

dann zu, wenn der Arzt/die Ärztin verheiratet<br />

ist, und noch mehr, wenn Kinder in der Ehe<br />

vorhanden sind. Darüber hinaus ist zu beachten,<br />

dass die wöchentliche Arbeitszeit im<br />

Beispiel 2:<br />

AVR-Vergütung<br />

Facharzt im ersten Facharztjahr, verheiratet, ein<br />

Kind, 33 Jahre<br />

AVR 1b Entgeltgruppe 2<br />

3.945,42 1 bei 38,5 Std./Wo entspricht 4.099,14<br />

1 bei 40,0 Std./Wo.<br />

Jahresgehalt inkl. Urlaubsgeld<br />

(255,00 1 und WG 82% des Monatsgehaltes)<br />

= 52.723,96 1<br />

Tarifvertrag Marburger Bund/TVöD bzw.<br />

Kommunaler Arbeitgeberverband<br />

Facharzt im ersten Facharztjahr, verheiratet, ein<br />

Kind, 33 Jahre<br />

4.450,00 1<br />

kein Urlaubsgeld (UG),<br />

kein Weihnachtsgeld (WG)<br />

geteilt durch 12 Monate<br />

= 4.393,66 1 durchschnittl. gerechn. mtl. Entgelt = 4.450,00 1 durchschnittl. gerechn. mtl. Entgelt<br />

nach 2 Jahren Altersstufensteigerung auf nach 3 (!) Jahren Altersstufensteigerung auf<br />

= 4.550,00 1<br />

= 4.800,00 1<br />

nach weiteren 2 Jahren = 4.700,00 1<br />

Rahmen dieser neuen Abschlüsse regelmäßig<br />

40-Stunden-Woche betragen, während<br />

im Bereich der AVR die 38,5-Stunden-Woche<br />

gilt. Siehe zwei <strong>ab</strong>gebildete Berechnungsbeispiele.<br />

Es bleibt festzustellen, dass die Tarifforderungen<br />

der Ärzte an Uni-Kliniken und<br />

Kommunalen Kliniken keineswegs als „überzogen“<br />

angesehen werden können, sondern<br />

lediglich die bisherigen Einkommensverhältnisse<br />

wieder hergestellt h<strong>ab</strong>en.<br />

Weiterhin bleibt <strong>ab</strong>er auch festzustellen,<br />

dass die Regelungen der AVR häufig attraktiver<br />

sind, als diejenigen des TVöD und auch als<br />

diejenigen der neuen Abschlüsse des Marburger<br />

Bundes. Christian Kallweit


Gemeinschaftskrankenhaus Bonn<br />

Klinische Ethikkomitées sind<br />

kein Kontrollorgan<br />

empfehlungen können in schwierigen Fällen Ärzten und<br />

angehörigen helfen<br />

magdalena, 35, mutter zweier Töchter, möchte sich die Brüste<br />

straffen lassen. „ich bin mit meinem Äußeren sehr unzufrieden.<br />

ich traue mich gar nicht mehr, in den spiegel zu schauen.“ sie<br />

wendet sich an die plastischen Chirurgen des Bonner gemeinschaftskrankenhauses,<br />

die derartige schönheitsoperationen eigentlich<br />

nicht im repertoire h<strong>ab</strong>en. aus ethischen erwägungen<br />

lehnt das kirchlich geführte haus schönheitsoperationen <strong>ab</strong>. in<br />

diesem Falle jedoch entschied das ethik-Komitée der Klinik anders.<br />

es kam nach eingehender Beratung zu dem schluss, dass<br />

hier eine psychische Belastung der Patientin vorliege, die einen<br />

solchen eingriff rechtfertige.<br />

Das Bonner Gemeinschaftskrankenhaus<br />

ist eines von rund 150 der<br />

2.200 deutschen Krankenhäuser,<br />

das ein Ethik-Komitée hat. Seine Aufg<strong>ab</strong>e ist<br />

es, in Konfliktfällen alle patientenrelevanten<br />

Aspekte der medizinischen und pflegerischen<br />

Versorgung zusammenzuführen; beteiligt daran<br />

sind die behandelnden Ärzte, Pflegekräfte<br />

und Seelsorger. Erarbeitet werden in diesem<br />

Gremium Empfehlungen für ethische Problemstellungen,<br />

die dann durch das Direktorium<br />

in Leitlinien allen Mitarbeitern zur<br />

Verfügung gestellt werden können.<br />

„Wir versuchen mit Hilfe der Ethik-Komitée-Empfehlungen<br />

die Fürsorgepflicht des Arztes<br />

und den Wunsch des Patienten in Einklang<br />

zu bringen“, so Christoph Bremekamp, Krankenhausoberer<br />

und Mitglied des Ethik-Komitées<br />

am Bonner Gemeinschaftskrankenhaus.<br />

„Unser Haus hat im Jahr 2001 das klinische<br />

Ethik-Komitée eingerichtet, weil die<br />

Entscheidungsprozesse für die Krankenhaus-<br />

Mitarbeiter komplexer werden, gleichzeitig gewinnt<br />

<strong>ab</strong>er auch die Autonomie der Patienten<br />

mehr an Bedeutung. Wir h<strong>ab</strong>en immer häufiger<br />

den Fall, dass der Arzt zum Beispiel helfen<br />

kann, die Patienten das <strong>ab</strong>er nicht wollen oder<br />

so nicht wollen.“ Wolfgang Heinemann ist seit<br />

fünf Jahren Vorsitzender des klinischen Ethik-<br />

Komitées am Bonner Malteser-Krankenhaus.<br />

Gleichzeitig schaffen die Ethik-Komitées<br />

die Rahmenbedingungen für ethische Fallbe-<br />

sprechungen. D<strong>ab</strong>ei handelt es sich um Einzelfall-Beratungen,<br />

die von allen Mitarbeitern<br />

der Kliniken schnell und formlos einberufen<br />

werden können.<br />

„Ich war zuerst sehr skeptisch, weil ich darin<br />

ein Kontrollorgan der Direktion vermutete“,<br />

erklärt Dr. Frank Otten, Oberarzt der Geriatrie<br />

am Bonner Gemeinschaftskrankenhaus. Er<br />

hatte die Befürchtung, sich für sein Verhalten<br />

oder seine Therapien rechtfertigen zu müssen.<br />

Doch heute sieht Otten das anders: „Vor einiger<br />

Zeit kam eine alte Dame, Mitte 80, sehr gepflegt<br />

und voll im <strong>Leben</strong> stehend mit unerträglichen<br />

Rückenschmerzen zu uns. Die Diagnose erg<strong>ab</strong><br />

eine bakterielle Infektion der Bandscheibe.“<br />

Durch Antibiotika-G<strong>ab</strong>e eine durchaus heilbare<br />

Erkrankung. Zunächst stimmte die Patienten<br />

der Behandlung zu, doch ihr Zustand<br />

verschlechterte sich, weil die Bakterien streuten<br />

und später auch das Rückenmark angriffen. Die<br />

Frau wurde zunehmend verwirrt und schwach.<br />

„Die Tochter stellte uns zur Rede, was wir denn<br />

da mit ihrer Mutter anstellten. So h<strong>ab</strong>e die Mutter<br />

nie leben wollen und wir sollten sie sterben<br />

lassen.“ Das Problem für Otten bestand nun darin,<br />

dass er einerseits davon überzeugt war, die<br />

Krankheit heilen zu können, andererseits die<br />

Mutter offenbar eine derartige Therapie nicht<br />

4/06<br />

29


Gemeinschaftskrankenhaus Bonn<br />

St. Elis<strong>ab</strong>eth · St. Petrus · St. Johannes gGmbH<br />

wollte. „Die alte Dame machte unterschiedliche<br />

Aussagen zu ihrem <strong>Leben</strong>swillen, das war<br />

für mich eine sehr schwierige Situation und<br />

ich entschloss mich, eine ethische Fallbesprechung<br />

einzuberufen.“ Dort – von einem neutralen<br />

Moderator begleitet – wurden die Fakten<br />

zusammengetragen, die Biografie der Frau<br />

beleuchtet und daraus die Schlussfolgerung gezogen,<br />

dass die Tochter möglicherweise Recht<br />

hat. Die Frau hatte in der Vergangenheit immer<br />

wieder betont, nicht „vegetieren“ zu wollen.<br />

Die Ärzte entschieden sich, das Antibiotikum<br />

aus Schmerztherapie-Gründen weiterzugeben<br />

<strong>ab</strong>er ansonsten keine lebensverlängernden<br />

Maßnahmen zu ergreifen. Nach kurzer<br />

Zeit ist die alte Dame gestorben. „Ich erkannte<br />

in der ethischen Fallbesprechung, dass ich<br />

nicht nur helfe, wenn ich das <strong>Leben</strong> der alten<br />

Dame verlängere, sondern dass ich auch<br />

helfen kann, indem ich das Sterben begleite“,<br />

erläutert Otten.<br />

Derartige Entscheidungen zu treffen erfordert<br />

mehr als nur medizinisches Fachwissen.<br />

„Mit Hilfe der Kollegen aus dem Ethik-Komitée<br />

können solche Problemstellungen erörtert<br />

und dadurch oft klarer werden. Außerdem<br />

dienen die Fallbesprechungen auch dazu, die<br />

News & Facts<br />

30 4/06<br />

Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen“,<br />

so Bremekamp.<br />

Auch im Malteser-Krankenhaus Bonn<br />

ebnet das Ethik-Komitée den Weg zu<br />

ethischen Fallbesprechungen. Rund<br />

16 bis 18 gibt es hier pro Jahr. „Eine Fallbesprechung<br />

hat mich besonders beeindruckt. Da<br />

ging es um eine afghanische junge Frau, die<br />

ihr fünftes Kind erwartete, selbst <strong>ab</strong>er HIV-infiziert<br />

war“, schildert Wolfgang Heinemann. Die<br />

Gynäkologen rieten ihr zu einer Kaiserschnitt-<br />

Entbindung, da das Ansteckungsrisiko für das<br />

B<strong>ab</strong>y dadurch wesentlich geringer sei als bei einer<br />

Spontan-Geburt. Aus kulturellen Gründen<br />

weigerte sich die Frau dem zuzustimmen. Mit<br />

Hilfe der ethischen Fallbesprechung gelang es<br />

den Medizinern, Argumente für einen Kaiserschnitt<br />

zusammen zu tragen, die die Schwangere<br />

überzeugten. Wolfgang Heinemann freute<br />

sich sehr über das Ergebnis: „Das B<strong>ab</strong>y kam<br />

gesund und munter zu Welt.“<br />

Und auch dieser Fall hat ihn lange beschäftigt:<br />

Eine 92-jährige Frau kam nach<br />

einem Suizidversuch in die Klinik. Weil sie<br />

durch eine unheilbare Darminkontinenz<br />

aus ihrem gewohnten, selbstständigen <strong>Leben</strong><br />

gerissen wurde, wollte sie nicht mehr leben.<br />

Aus der FORUM-Redaktion<br />

Okay, FORUM macht<br />

auch Stress – gerade<br />

in der Endredaktion,<br />

<strong>ab</strong>er ganz so schlimm<br />

ist es denn auch nicht. Jedenfalls<br />

gehört die Teilnahme an<br />

einem digitalen Stressbewältigungs-Training<br />

nicht unbedingt zu den Einstiegsvoraussetzungen<br />

für neue Redaktionsmitglieder. Und<br />

da gibt es gleich drei neue Gesichter:<br />

Die Herren Klopries (Rilchingen) und Dr.<br />

Stotz (Koblenz) sind immer gerne gesehen<br />

und gehören zur Redaktion, seit Gutenberg<br />

den Buchdruck erfunden hat. Allerdings sollten<br />

Sie Simone Ernst (3. v. l.) für Paderborn<br />

und Marsberg, Anja Tollhausen (3. v. r.) für<br />

<strong>Trier</strong> und Waltraud Dietz (1. v. r.) für Bad Mergentheim<br />

besonders beachten. Denn obwohl es<br />

zur Redakteurs-Tugend gehört, eher im Hintergrund<br />

zu recherchieren, werden diese drei<br />

nun an vorderster Stelle die<br />

redaktionelle Verantwortung<br />

für FORUM mittragen. D<strong>ab</strong>ei<br />

werden sie unterstützt von den<br />

Herren (v. l. n. r.) Albert, Fuchs,<br />

Lohner und Köster sowie den<br />

Damen Thielmann und Zorn. Nur von Thomas<br />

Schäfers galt es nach sechs Jahren (!) Abschied<br />

zu nehmen. Da er sich ganz dem Qualitätsmanagement<br />

der Krankenhäuser der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> in Paderborn und Marsberg<br />

verschrieben hat, bleibt zum Schreiben für FO-<br />

RUM nicht mehr genug Zeit. Ist noch zu ergänzen,<br />

wer auf diesem Foto fehlt: Corina Köhler<br />

(Mont<strong>ab</strong>aur), Frank Mertes (Saffig) und Peter<br />

Mossem (Schönfelderhof) und natürlich alle,<br />

die wie Jörg Nagel (Saffig) oder Heinrich Lake<br />

(Marsberg) gerne für FORUM an den Computer<br />

gehen. Artikel zu schreiben, kann halt auch gegen<br />

Stress helfen ...<br />

Sie lag im künstlichen Koma, wurde beatmet<br />

und künstlich ernährt. Auf ihrem aufgeräumten<br />

Schreibtisch lag deutlich sichtbar<br />

eine Patientenverfügung, die sie vor fünf<br />

Jahren erstellt hatte und einen Tag vor dem<br />

Suizidversuch handschriftlich durch den<br />

Satz ergänzt hatte: „Ich kann nicht mehr!“<br />

Ein Teil der Ärzteschaft wollte den bevorstehenden<br />

Sterbeprozess nicht aufhalten,<br />

andere wiederum sahen darin unterlassene<br />

Hilfeleistung. Die ethische Fallbesprechung<br />

kam zu dem Schluss, dass der Wille der alten<br />

Dame, der sogar schriftlich fixiert gefunden<br />

worden war, akzeptiert werden müsse.<br />

Die Frau wurde extubiert, auf die normale<br />

Krankenstation verlegt und hat überlebt.<br />

Allerdings sprach sie – bei vollem Bewusstsein<br />

– immer wieder von Suizid<strong>ab</strong>sichten.<br />

Schließlich musste sie in die Psychiatrie verlegt<br />

werden – aus rechtlichen Gründen. „Für<br />

die Ärzte und Pflegekräfte eine ganz schwierige<br />

Situation, weil ja hier ganz offensichtlich<br />

der Wille der Patientin ein anderer war“,<br />

so Heinemann.<br />

Katharina Müller-Stromberg<br />

(es handelt sich um einen Beitrag aus<br />

den GesundheitsNachrichten 10/2006)<br />

(v.l.n.r.): Alfred Klopries, Dr. Harald Stotz,<br />

Simone Ernst, Jochen Albert, Martin<br />

Fuchs, Otmar Lohner, Hans-Bernd Köster,<br />

Eva Thielmann, Anja Katrin Tollhausen,<br />

S<strong>ab</strong>ine zorn, Waltraud Dietz


Du bist kostbar und wertvoll vor Gott · Respekt vor der Person des anderen un<strong>ab</strong>hängig Momentmal von seinen Fähigke<br />

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„Was ist für Sie wertvoll?“, fragte der <strong>Barmherzige</strong><br />

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Aktualität christlicher Werte im Alltag. Über 300<br />

Besucher des diesjährigen Katholikentags in Saar-<br />

Menschen h<strong>ab</strong>e, die mich annehmen wie ich bin. Dass ich gesunde Kinder h<strong>ab</strong>e, die mich durch mein <strong>Leben</strong> begleiten · Gerechtigkeit, Miteinander teile<br />

Angehörige Freundschaft brücken h<strong>ab</strong>en sich an dieser Aktion beteiligt und<br />

· Liebe, Treue ·<br />

gezeigt, wie wichtig „Werte“ für sie persönlich<br />

· Gesundheit sind. in der ganzen Familie, dass jeder Arbeit hat, und<br />

nd die Behinderten nicht Eine verspottet Auswahl dieser ganz werden. persönlichen · Am „Wert-Karten“ wichtigsten ist für mich, die Grenzen des Gegenübers zu<br />

seiner Individualität und anschauen! Zuschriften h<strong>ab</strong>en wir ·Gesundheit, in dieser FORUM an sich für Sie selbst glauben, Freundschaft, Glück, Segen für alle Mensche<br />

zusammengestellt.<br />

tivität des einzelnen zulassen, Kooperation statt Dominan<br />

als die Barmherzigkeit von unserer Liebe Gottes. · Dass Du weißt Jesus Christus liebt dich!“ · Liebe, Vertrauen, Ehrlichkeit, Freun<br />

lern und Nachbarn · Mir ist die Gemeinschaft mit anderer wichtig · Freunde sind wichtig, wenn ma<br />

wunderschönen Welt ge<strong>schenkt</strong>, Wir sollen uns das vor halten und ständig mit anderen helfen, das <strong>Leben</strong> und die Natur zu wahren. Und die L<br />

wertvoll macht: Liebevolle Verbindung zu Gott, meinen Mitmenschen, meiner Umwelt. Diese erreicht ich durch regelmäßige M<br />

Mir sind im <strong>Leben</strong> Freunde wichtig · „Für mich zählt im Alltag „“Fürsorge““. Überall kranke, schwache, behinderte Menschen und d<br />

Menschen in gleicher Augenhöhe begegnen! (Nicht „von oben her<strong>ab</strong>“)“ · Ver<br />

ertschätzung · Achtung gegenüber meinen Mitmenschen · Friede, Freiheit im Glauben, Achtung der Würde des Menschen · W<br />

chengladbach! Sein Motto: Teilen macht reich! · Meine Eltern, Freunde · Erkenntnis der Reichen, dass sie von ihrem Reichtum ni<br />

Nächstenliebe, Verantwortung · Würde ist für mich Achtung vor allem was lebt! · Für meine Mitmenschen da sein · Wertschätzung! Tole<br />

4/06<br />

31<br />

erecht und gleich behandelt werden, ungeachtet ihrer Schwächen. Denn jeder Mensch hat Stärke


Kinderbesuch<br />

im Krankenhaus<br />

Gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin Lilo Reich und S<strong>ab</strong>ine<br />

Schlüter besuchten die Schüler der Klasse 3a der<br />

Karl-d‘Ester-Schule Vallendar das Katholische Klinikum<br />

Koblenz. Dr. Dietmar Burkhardt, leitender Oberarzt der Kardiologie,<br />

und Schwester Kunibalda zeigten den Kindern das Haus. Im Ultraschallbild<br />

sahen sie ein Herz schlagen und lernten die Veränderungen<br />

des Herzschlages durch Bewegung kennen. Besonders interessant war<br />

der Besuch auf der Mutter-Kind-Station, h<strong>ab</strong>en doch einige der Kinder<br />

dort das Licht der Welt erblickt. Zum Abschluss stand noch ein Besuch<br />

bei RUDI, dem Kommisionierautomaten der frisch zertifizierten<br />

Krankenhausapotheke, auf dem Programm. Eva Thielmann<br />

Essen aus einer Hand<br />

speiseversorgung im Katholischen Klinikum vereinigt<br />

insourcing statt outsourcing:<br />

die speiseversorgung im<br />

ma rienhof, die bis mitte des<br />

Jahres von einer Fremdfirma<br />

durchgeführt worden war, ist<br />

seit Juli in den händen des<br />

Klinikums. die Küche im <strong>Brüder</strong>haus<br />

versorgt nun auch<br />

Patienten, mitarbeiter und<br />

gäste im ma rienhof.<br />

Stichtag 1.Juli 2006: Am Tag des denkwürdigen<br />

Viertelfinales zwischen Argentinien<br />

und Deutschland waren<br />

auch die Nerven einiger Mitarbeiter des Katholischen<br />

Klinikums äußerst angespannt.<br />

An diesem Tag sollte die Speiseversorgung im<br />

Mathy<br />

das Katholische Klinikum ge-<br />

mit viel Engagement erfolgreich be- Bettina<br />

Marienhof zum ersten Mal in Eigenverant- gen den Strom. Der Vertrag mit<br />

wältigt. Dr. Harald Stotz<br />

Foto:<br />

32 4/06<br />

Foto: Eva Thielmann<br />

wortung des Teams um Küchenleiterin Ruth<br />

Pistono <strong>ab</strong>laufen. 400 Essen mehr im <strong>Brüder</strong>haus<br />

produzieren, in Großgebinde <strong>ab</strong>füllen,<br />

per LKW in den Marienhof transportieren,<br />

ausladen, portionieren, auf Station und Konvent<br />

bringen, die Gäste der Cafeteria bedienen:<br />

Da kann so viel schief gehen. Aber die intensive<br />

Vorbereitung und die hohe Motivation<br />

aller Mitarbeiter von Küche und<br />

Service sorgten dafür, dass alles<br />

glatt lief.<br />

Gegen den Trend<br />

Während Land auf, Land <strong>ab</strong> in<br />

vielen Kliniken das Ausgliedern<br />

(neudeutsch „outsourcen“) als<br />

Allheilmittel gegen die Finanznot<br />

gesehen wird, schwimmt<br />

Ziel erreicht<br />

als erste Krankenhausapotheke in Koblenz ist<br />

die apotheke des Katholischen Klinikums nach<br />

der Landesapothekerkammer rheinland-Pfalz<br />

und din en iso 9001:2000 zertifiziert.<br />

In nur anderthalb Jahren hat die Zentralapotheke des Katholischen<br />

Klinikums ein QM-System erfolgreich in ihrem Betrieb et<strong>ab</strong>liert.<br />

Dienstleistungen und Arzneimittelversorgung erfolgen nach einem<br />

hohen Qualitätsstandard. Wichtig ist dies vor allem für die zahlreichen<br />

Kunden der Apotheke. Sie zählt zu den modernsten und größten Klinikapotheken<br />

in Deutschland. Das Team um Chefapotheker Wolfgang<br />

Scheer versorgt zurzeit vom Marienhof aus 15 Kliniken mit 2.800 Betten<br />

im Umkreis von 80 Kilometern. Eva Thielmann<br />

der Firma, die im Marienhof seit vielen Jahren<br />

für Speiseversorgung und Cafeteria verantwortlich<br />

war, wurde gekündigt. In vielen<br />

Gesprächen mit den Mitarbeitern und der Mitarbeitervertretung<br />

wurden die Grundlagen für<br />

eine gemeinsame Zukunft gelegt. 21 ehemalige<br />

Mitarbeiter des Caterers sind jetzt Mitglieder<br />

der Dienstgemeinschaft des Klinikums.<br />

Mittlerweile ist das Neue zur Routine<br />

geworden. Interne Prozesse sind<br />

optimiert, Stolpersteine aus dem Weg<br />

geräumt. Insbesondere die Mitarbeiter<br />

in der Küche des <strong>Brüder</strong>hauses<br />

h<strong>ab</strong>en einen hohen Arbeitsanfall zu<br />

schultern. Zusammen mit ihren Kollegen<br />

der Verteilküche im Marienhof<br />

und vom Service h<strong>ab</strong>en sie die große<br />

Herausforderung angenommen und


Neues Therapiezentrum<br />

feiert Richtfest<br />

im Katholischen Klinikum Koblenz sind am <strong>Brüder</strong>haus derzeit<br />

Kran, Bagger und anderes „schweres gerät“ im Bereich der ehemaligen<br />

sauna und Physiotherapieschule im einsatz. sie ebnen<br />

im wahrsten sinne des Wortes den Weg für ein ambitioniertes<br />

Bauprojekt: das Therapiezentrum.<br />

Mit einem zünftigen Richtfest feierte<br />

das Klinikum die Fertigstellung<br />

des Rohbaus seines neuen<br />

Therapiezentrums. In seiner Begrüßungsrede<br />

dankte Hausoberer Markus Leineweber den<br />

Handwerkern für die geleistete Arbeit: „Die<br />

Handwerker h<strong>ab</strong>en ganze Arbeit geleistet. Wir<br />

liegen mit dem Neubau voll im Zeitplan!“ Der<br />

Kaufmännische Direktor und Projektleiter Alfred<br />

Ruppel betonte, dass mit dem neuen Therapiezentrum<br />

die therapeutische Tradition des<br />

Katholischen Klinikums wiederbelebt wird.<br />

„Der Neubau glänzt mit einer attraktiven Architektur<br />

bei gleichzeitiger Multifunktionalität“,<br />

so Ruppel.<br />

So sieht das Therapiezentrum heute aus.<br />

Der therapeutische Leiter Thomas Bach freut<br />

sich auf die zukünftigen Räume: „Gegenüber<br />

der bisherigen Unterbringung ist der<br />

Neubau ein Quantensprung. Die Rahmen-<br />

Redaktion Koblenz:<br />

verantwortlich: Dr. Harald Stotz, Eva Thielmann<br />

Kontakt: Katholisches Klinikum Koblenz, Marienhof,<br />

Rudolf-Virchow-Straße 7, 56073 Koblenz,<br />

<strong>Brüder</strong>haus, Kardinal-Krementz-Straße 1-5, 56073<br />

Koblenz, www.kk-koblenz.de, Telefon: 0261/496-<br />

3145 (Dr. Stotz), -9232 (Thielmann), Fax:<br />

0261/406-3149 (Dr. Stotz), e-Mail: h.stotz@kkkoblenz.de,<br />

e.thielmann@kk-koblenz.de<br />

Fotos: Thomas Wecker<br />

Auszug aus<br />

dem Richtspruch:<br />

Gottlob, die Arbeit ist geschehen,<br />

gerichtet lässt der Bau sich sehen<br />

und lobend bleibt zu jeder Zeit<br />

der Zweck, dem dieses Haus geweiht.<br />

Für Kranke ist es ja bestimmt,<br />

drum herzlich jeder Anteil nimmt.<br />

Drum, wenn Gesundheit einem fehlt,<br />

wenn Unmut ihn im <strong>Leben</strong> quält,<br />

der komm getrost in dieses Haus,<br />

gewiss geht er gesund nach Haus.<br />

Das Haus, es ist fein ausstaffiert<br />

Nach Wunsch wird jeder reguliert,<br />

Kurz, wer sich krank mal fühlt und matt,<br />

komm nur zu uns, sei‘s was er hat,<br />

hier wird er fröhlich und gesund,<br />

pausbäckig und auch kugelrund.<br />

bedingungen für die Behandlung unserer<br />

Patienten verbessern sich um ein Vielfaches.<br />

Im neuen Therapiezentrum wird das gesamte<br />

therapeutische Spektrum einer modernen<br />

Klinikeinheit ansässig sein. Hierzu zählen die<br />

ambulanten und reh<strong>ab</strong>ilitativen Therapien<br />

der Physiotherapie, physikalischen Therapie,<br />

Logopädie und Ergotherapie. Eine Podologie<br />

und die Möglichkeit zusätzlicher alternativer<br />

Therapieformen ergänzen das Angebot.“<br />

Arztpraxen integriert<br />

Eine Arztpraxis für Urologie und eine weitere<br />

Praxis, deren Nutzung derzeit noch offen ist,<br />

werden in das neue Zentrum integriert. Die<br />

neuen, attraktiven und zukunftsorientierten<br />

Räume, mit einer Nutzfläche von ca. 1.675<br />

m 2 , bündeln somit die verschiedenen Arbeitsfelder<br />

und damit eine bessere Versorgung der<br />

Patienten.<br />

Bis zu den ersten Bauaktivitäten mussten<br />

einige Probleme gelöst werden, so Bach weiter.<br />

Der Umzug der beiden Krankenpflegeschulen<br />

in die Räumlichkeiten der DAA ermöglichte<br />

den Transfer der Physiotherapieschule in die<br />

Katholisches Klinikum Koblenz<br />

zimmermann Kubitschek prostet aus<br />

luftiger Höhen auf das Wohl des neuen<br />

Therapiezentrums.<br />

renovierten Räume des Hauses St. Martin. Es<br />

mussten Ersatzflächen für die Selbsthilfegruppen<br />

gefunden werden, weil die Turnhalle der<br />

Physiotherapieschule während der Bauphase<br />

nicht genutzt werden kann. Da der Bau an das<br />

Grundstück der Firma Mercedes grenzt, bedurfte<br />

es der Zustimmung des Nachbarn. Auch<br />

die Finanzierung des Projektes musste geklärt<br />

werden – viel Arbeit also für das Team der Projektleitung<br />

um den Kaufmännischen Direktor.<br />

Das Zeitfenster für die Bauarbeiten ist eng, da<br />

die Einrichtung der Zentralsterilisation in den<br />

derzeitigen Räumen des Medico drängt. Derzeitiges<br />

Ziel für den Projekt<strong>ab</strong>schluss ist Mitte<br />

2007 – die Mitarbeiter des zukünftigen Therapiezentrums<br />

freuen sich schon.<br />

Thomas Wecker<br />

KuRz uND KNAPP<br />

Jubilare<br />

25-jähriges Jubiläum:<br />

Silvia Emmerichs, Orthopädie<br />

Marija Madunic, Entbindung<br />

Evelyn Quernes, Zentrall<strong>ab</strong>or<br />

30-jähriges Jubiläum:<br />

Brigitte Adams, Patientenverwaltung<br />

Norbert Daum, OP-Bereich<br />

4/06<br />

33


Treffpunkt Stillcafé<br />

Die Hebammen und Schwestern der gynäkologischen<br />

Station des Marsberger St. Marien-Hospitals eröffnen ein<br />

Stillcafé mit Elternschule.<br />

Frische Farben und ideen<br />

sorgen für eine familiäre atmosphäre<br />

auf der 14-Betten-Beleg<strong>ab</strong>teilung<br />

für gynäkologie<br />

und geburtshilfe.<br />

Begonnen hat alles mit der Umgestaltung<br />

des Frühstücksraums auf der<br />

gynäkologischen Station. Das sterile<br />

Weiß wurde durch terrakottafarbene Wände<br />

und duftig bunte Vorhänge ersetzt. Die maritime<br />

Deko versprüht Urlaubsstimmung. Den<br />

Wöchnerinnen gefällt der Raum so gut, dass<br />

sie sich hier jeden Morgen zum Frühstück<br />

treffen und sich nicht selten „verquatschen“.<br />

„Wir wollten den Frauen die Gelegenheit<br />

geben, auch nach dem Krankenhausaufenthalt<br />

in Kontakt zu bleiben und Erfahrungen<br />

auszutauschen. So wurde die Idee für das<br />

Stillcafé geboren, was nun regelmäßig jeden<br />

zweiten Donnerstag im Monat stattfindet“,<br />

erläutert Stationsleiterin Schwester Gerlinde.<br />

Eine Hebamme ist immer mit d<strong>ab</strong>ei, um<br />

Fragen zu beantworten, denn Fragen h<strong>ab</strong>en<br />

junge Mütter und Väter natürlich eine ganze<br />

Menge. Aus diesem Grund wurde auch die<br />

Foto: Sigrid Schmitz<br />

Auch die stolzen Geschwisterkinder kommen gern ins Stillcafé.<br />

34 4/06<br />

Elternschule mit einem breiten Kursangebot<br />

geschaffen. Die Klassiker wie psychosomatische<br />

Geburtsvorbereitung und Rückbildungsgymnastik<br />

werden durchgehend angeboten.<br />

In der Hebammensprechstunde werden Unsicherheiten<br />

und Probleme besprochen. Zur<br />

Linderung von Schwangerschaftsbeschwerden<br />

und zur Geburtsvorbereitung können<br />

sich werdende Mütter auch per Akupunktur<br />

behandeln lassen.<br />

Punktuelle wissenschaftliche Vorträge<br />

über Säuglingsernährung oder Stillschwierigkeiten<br />

finden in regelmäßigen Abständen<br />

statt. Aus der B<strong>ab</strong>ymassage-Gruppe soll in<br />

naher Zukunft eine Kr<strong>ab</strong>belgruppe entstehen.<br />

Mit diesen attraktiven und stets gut besuchten<br />

Angeboten gelingt es den Hebammen und den<br />

beiden Belegärzten Dr. Siegfried Stark und<br />

Rezkallah El Cheikh, die Frauen und deren<br />

Familien langfristig an das Haus zu binden.<br />

120 Geburten in 8 Monaten –<br />

Tendenz steigend<br />

„Wir sind zwar nur eine kleine Abteilung<br />

mit 120 Geburten in den ersten 8 Monaten<br />

dieses Jahres, <strong>ab</strong>er die Tendenz steigt, denn es<br />

spricht sich rum, dass wir das gleiche wie ein<br />

großes Haus bieten, mit der familiären Atmosphäre<br />

als Plus“, so Hausoberer Heinrich Lake.<br />

Die Betreuung während der Geburt ist<br />

sehr individuell. Die Hebammen orientieren<br />

sich an den Bedürfnissen der werdenden<br />

Mutter. Sie kann auswählen zwischen Gebärstuhl,<br />

Seil, Hocker und Ball. Der Kreißsaal ist<br />

so funktionell und so freundlich wie möglich<br />

eingerichtet. Die Frauen bringen auch CDs<br />

mit ihrer Lieblingsmusik mit. Da ist das Personal<br />

ganz flexibel. Zur Schmerzerleichterung<br />

stehen Akupunktur, Homöopathie und nach<br />

vorheriger Absprache mit dem Anästhesisten<br />

auch Periduralanästhesie zur Verfügung.<br />

Kaiserschnitte werden ebenfalls nach anästhesistischer<br />

Abklärung schonend unter rückenmarksnaher<br />

Analgesie durchgeführt.<br />

Die Wöchnerinnen h<strong>ab</strong>en in den meisten<br />

Fällen ein Einzelzimmer, wenn sie es wünschen<br />

mit Rooming-In, also mit dem Neugeborenen


im Raum. Neuerdings dürfen sogar die Väter<br />

bleiben, Family-In, nennt sich das dann. Ein<br />

Kinderwagen steht auf der Station für B<strong>ab</strong>ys<br />

ersten Ausflug auf dem Krankenhausgelände<br />

bereit. Die Geschwisterkinder toben sich<br />

in der Spielecke des Frühstückszimmers aus.<br />

Die nachhaltige, umfassende Betreuung endet<br />

nicht etwa mit der Entlassung der Wöchnerin,<br />

die Hebammen besuchen die jungen Familien<br />

zu Hause, und zwar so lange wie die Mütter es<br />

wünschen. Die Krankenkasse trägt die Kosten<br />

für diesen Service in den ersten acht Tagen, bei<br />

Besonderheiten bis zu acht Wochen und z.B.<br />

bei Schwierigkeiten mit dem Stillen auch bis<br />

zu sechs Monaten.<br />

„So kann man auch mit einfachen Mitteln<br />

viel Service bieten und eine familiäre<br />

Stimmung schaffen“, meint Lake. „Ich freue<br />

St. Marien-Hospital Marsberg<br />

mich, dass die Frauen das Angebot so gut annehmen,<br />

beim letzten Sommertreff aus allen<br />

Kursen kamen über 20 Mütter und zwei Väter<br />

und da sage noch mal einer, in Marsberg gäbe<br />

es keine Kinder.“<br />

Man darf gespannt sein, welche weiteren<br />

Ideen in Marsberg das Licht der Welt erblicken.<br />

Simone Ernst<br />

Vier Jahrzehnte für<br />

das Wohl der Patienten<br />

manfred Peter feiert 40-jähriges dienstjubiläum am st. marienhospital<br />

marsberg. hausoberer heinrich Lake und Pflegeleiterin<br />

ruth Wiegard gratulieren.<br />

Hausoberer Heinrich Lake und Pflegeleiterin Ruth Wiegard gratulieren Krankenpfleger<br />

Manfred Peter (Mitte) zum 40-jährigen Dienstjubiläum.<br />

Eigentlich wollte er ja Krankenwagenfahrer<br />

werden. Doch der damalige<br />

Chirurgische Chefarzt des Marsberger<br />

Krankenhauses Dr. Kemper entschied:<br />

„Jetzt machst du erst mal die Ausbildung zum<br />

Krankenpfleger und dann sehen wir weiter.“<br />

Manfred Peter schwelgt in Erinnerungen,<br />

wenn er an dieses Vorstellungsgespräch vor<br />

40 Jahren zurückdenkt, das damals an einem<br />

Sonntagmorgen stattfand. Nach der einjährigen<br />

Ausbildung zum Krankenpflegehelfer<br />

durchlief der erste männliche Krankenpflegelehrling<br />

bei den Vinzentinerinnen im alten<br />

Krankenhaus in der Marsberger Hauptstraße<br />

eine dreijährige harte Lehre. Zur Schule ging<br />

er ins benachbarte St. Johannisstift. Der 62jährige<br />

Jubilar erinnert sich an seinen dama-<br />

ligen Arbeitsalltag: „Unsere Arbeitskleidung<br />

bestand aus einer Schürze, mit der man wie<br />

ein Metzgermeister aussah. Lange Haare und<br />

Bart waren undenkbar, die Schwestern trugen<br />

Häubchen und Kleider, die die Knie züchtig<br />

bedeckten. Nachdem morgens alle Patienten<br />

versorgt waren, mussten wir manchmal raus<br />

aufs Feld und bei der Ernte helfen.“ Ein Bauernhof<br />

mit Ländereien gehörte damals zum<br />

Krankenhaus.<br />

Um der rasanten Entwicklung der Medizin<br />

Ende der 60er-Jahre Rechnung zu tragen,<br />

beschloss der Verein des katholischen Krankenhauses<br />

mit der Unterstützung der Landesregierung<br />

den Krankenhausneubau auf dem<br />

Heidenberg. Die Stadt Niedermarsberg hatte<br />

das ideal am Hang gelegene Grundstück zur<br />

Foto: Simone Ernst<br />

Verfügung gestellt. Den Umzug hat Peter 1967<br />

miterlebt. Er half damals, alle Patienten liegend<br />

oder sitzend mit dem Krankentransporter<br />

ins neue Haus zu befördern.<br />

Nach den ersten Jahren in der Unfallchirurgie<br />

und einem Abstecher auf die Intensivstation,<br />

trifft man Manfred Peter heute auf der<br />

Station 2 der Abteilung für Innere Medizin, wo<br />

er sich seit über 20 Jahren um das Wohl der<br />

Patienten kümmert. „Ich nehme mir Zeit für<br />

die Kranken, zum Erzählen und zum Zuhören.<br />

Zuwendung ist für Patienten sehr wichtig“,<br />

meint Peter. Aus diesem Grund vermisst<br />

er auch manchmal die Ordensschwestern, die<br />

früher überall im Haus präsent waren. „Sie<br />

h<strong>ab</strong>en sich viel Zeit genommen, um mit den<br />

Patienten zu beten und Sterbende zu begleiten.<br />

Aber zum Glück gibt es heute die Grünen<br />

Damen, die diese Aufg<strong>ab</strong>e ehrenamtlich übernehmen,<br />

und Seelsorger Bruder Konrad ist<br />

auch immer zur Stelle.“<br />

In seiner Freizeit sucht der Jubilar Ruhe<br />

und Erholung in seinem Haus im Sauerland<br />

im Kreise von Frau und Tochter. Dort kümmert<br />

er sich um seine Ziegen, Hühner und<br />

Gänse, wenn er nicht gerade mit dem Wohnwagen<br />

unterwegs ist. Simone Ernst<br />

Redaktion Marsberg:<br />

Simone Ernst (verantwortlich)<br />

Kontakt: St. Marien-Hospital Marsberg,<br />

Marienstr. 2, 34431 Marsberg, www.bk-marsberg.de,<br />

Telefon: 05251/702-22 55<br />

e-Mail: s.ernst@bk-marsberg.de<br />

4/06<br />

35


Krankenhaus der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> Mont<strong>ab</strong>aur<br />

Leitung im Teamarztmodell<br />

stärkt die Innere Medizin am<br />

<strong>Brüder</strong>krankenhaus Mont<strong>ab</strong>aur<br />

seit 1. november 2006 leiten dr. markus reuter und dr. harald Faust in einem Teamarztmodell<br />

gemeinsam die innere medizin am Krankenhaus der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> mont<strong>ab</strong>aur.<br />

KuRz-PORTRÄT<br />

➔ Dr. Markus Reuter<br />

➔ 44 Jahre, verheiratet,<br />

2 Kinder<br />

➔ Facharzt für Innere<br />

Medizin mit Schwerpunkt<br />

Pneumologie<br />

➔ Seit 01.04.2006 als<br />

Chefarzt der Inneren Abteilung – seit<br />

01.11.2006 Leiter der Inneren Abteilung<br />

im Teamarztmodell<br />

➔ Hobbys: Familie, Sport<br />

Mit Dr. Reuter konnte bereits im<br />

April dieses Jahres ein kompetenter<br />

Chefarzt gewonnen und<br />

vorgestellt werden, der aufgrund seiner breiten<br />

internistischen Ausbildung und seiner<br />

Schwerpunktbezeichnung für das Fachgebiet<br />

der Pneumologie erste Akzente setzte.<br />

Seit November ist nun der zweite Mosaikstein<br />

in der Leitung der Inneren Medizin<br />

in Person von Dr. Harald Faust et<strong>ab</strong>liert. Er<br />

verfügt neben seinem Facharzt<br />

für Innere Medizin über die<br />

Schwerpunktbezeichnungen<br />

Gastroenterologie und Di<strong>ab</strong>etologie<br />

und ergänzt somit<br />

ideal das breite Leistungsangebot<br />

der Abteilung.<br />

Im Teamarztmodell<br />

werden die<br />

beiden Internisten<br />

die Abteilunggemeinsam<br />

leiten.<br />

Dies bedeutet,<br />

dass sich<br />

zwei gleich-<br />

36 4/06<br />

berechtigte Partner verantwortlich zeigen und<br />

dadurch der Lösung von immer spezieller<br />

werdenden medizinischen Fragestellungen<br />

optimal gerecht werden. In den ersten gemeinsamen<br />

Arbeitswochen sind schon positive<br />

Ergebnisse der guten Zusammenarbeit<br />

des neuen Teams zu sehen. Patienten<br />

und Mitarbeiter zeigen sich zudem<br />

beeindruckt, wie harmonisch die neuen<br />

Chefärzte zusammen arbeiten.<br />

Dr. Faust wird sich als fachlich<br />

verantwortlicher Arzt für die Bereiche<br />

Gastroenterologie und Di<strong>ab</strong>etologie gemeinsam<br />

mit Dr. Michael Düsseldorf,<br />

dem Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie,<br />

intensiv um die Patienten<br />

des Magen-Darm-Zentrums kümmern. Hier<br />

werden in einer eigenen Abteilung alle Patienten<br />

mit Erkrankungen des Magen-Darm-Bereiches<br />

– un<strong>ab</strong>hängig ob internistische oder<br />

chirurgische Fragestellung – behandelt.<br />

Dieser fachbereichsübergreifende, patientenorientierte<br />

Behandlungsansatz kommt den<br />

betroffenen Patienten direkt zugute, da Internist<br />

und Chirurg die medizinischen<br />

Fragen gemeinsamen klären:<br />

Es entstehen kurze Wege, die<br />

sich in der verbesserten medizinischen<br />

Versorgung und der<br />

verkürzten Liegedauer nieder<br />

schlagen.<br />

Zusätzlich möchte<br />

Dr. Faust gemeinsam<br />

mit seinen kompetenten<br />

Kollegen spezielle Behandlungsangeboteet<strong>ab</strong>lieren,<br />

damit die breite<br />

Akzeptanz der Inneren<br />

Medizin am <strong>Brüder</strong>krankenhaus<br />

Mont<strong>ab</strong>aur<br />

weiter ausgebaut werden<br />

kann. Hier werden neben<br />

der stationären Versorgung<br />

auch ambulante Leistungs-<br />

angebote vorgehalten. Neben der fachlichen<br />

Qualifikation und der diagnostischen Ausstattung<br />

ist für Dr. Faust die menschliche Zuwendung<br />

ein Faktor von elementarer Wichtigkeit<br />

für die ganzheitliche Betreuung der Patienten.<br />

KuRz uND KNAPP<br />

Jubilare<br />

KuRz-PORTRÄT<br />

➔ Dr. Harald Faust<br />

➔ 42 Jahre, 2 Kinder<br />

➔ Facharzt für Innere<br />

Medizin seit 2002<br />

➔ Schwerpunktbezeichnung<br />

Gastroenterologie<br />

seit 2005<br />

➔ Bereichsbezeichnung Di<strong>ab</strong>etologie<br />

seit 2005<br />

➔ Seit 01.11.2006 als Leiter der Inneren<br />

Abteilung im Teamarztmodell<br />

➔ Hobbys: Musik, Sport<br />

Vor dem Hintergrund der neuen personellen<br />

Leitung der Abteilung und der damit<br />

verbundenen weiteren fachlichen Ausweitung<br />

des Behandlungsangebotes wurden von der<br />

Krankenhausleitung bereits umfangreiche Investitionsentscheidungen<br />

getroffen. Hierdurch<br />

wird die angebotene Diagnostik weiter verbessert<br />

und die endoskopische Abteilung an den<br />

erweiterten Behandlungsbedarf angepasst.<br />

Frank Keller<br />

25-jähriges Jubiläum:<br />

Kusber, Maria 01.10.1981<br />

30-jähriges Jubiläum:<br />

Scherer, Anette 01.10.1976<br />

Stubblefield, Heidrun 01.10.1976<br />

Kloft, Gerlinde 15.10.1976


60 Jahre HNO im Krankenhaus der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> Mont<strong>ab</strong>aur<br />

Seit 1946 gibt es am hiesigen Krankenhaus eine Hals-, Nasen-, Ohren-Abteilung mit<br />

Hals-, Nasen-, Ohrenambulanz. Bei dieser HNO-Ambulanz handelte es sich damals,<br />

wie auch Heute, um eine Belegarzt-Praxis. Das bedeutet, dass der jeweilige Praxisinh<strong>ab</strong>er<br />

selbstständig arbeitet und in angemieteten Räumen seine Tätigkeit ausübt. Diese 60 Jahre<br />

wurden geprägt durch die HNO-Ärzte San.-Rat Dr. Werner Ladwig, der die Praxis von 1946 bis<br />

1975 führte und sie dann an seinen Nachfolger Dr. Hanns-Otto Jacke weiterg<strong>ab</strong>. Dieser überg<strong>ab</strong><br />

seine Praxis nach 30 Jahren an Dr. Michael Schröter, der die Geschicke der HNO-Praxis<br />

bis heute weiterführt.<br />

Das Team der HNO-Praxis heute: v. l. Dr. Michael Schröter, Margret Müller,<br />

Kerstin Schröter und Daniele Weber<br />

Neues Röntgenmehrzwecksystem<br />

schafft besseren Durchblick<br />

Seit Anfang dieses Jahres steht Patienten und Ärzten im Krankenhaus<br />

der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> Mont<strong>ab</strong>aur ein neues<br />

Röntgensystem zur Verfügung. „In puncto radiologische Untersuchungstechnik<br />

konnten wir sowohl in der urologischen als auch in<br />

der internistischen Abteilung eine Reihe von Routine- und Spezialuntersuchungen<br />

verbessern. Die Qualität der digitalen Durchleuchtung und Bildherstellung<br />

ist deutlich besser als bei herkömmlichen Verfahren. Außerdem können die Untersuchungen<br />

schneller durchgeführt werden“, unterstreicht der Ärztliche Direktor, Dr. med. Reinhard<br />

Lippok, die bisherigen Erfahrungen.<br />

Guido Schröer: Neuer Hausoberer begann<br />

am 1. September 2006<br />

W<br />

enn man von den „Hausoberen“ in den Einrichtungen<br />

des <strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong> e.V.<br />

(BBT) spricht, schaut man nicht selten in<br />

fragende Gesichter. Stellt man zudem noch fest, dass es sich<br />

bei einem Hausoberen keinesfalls um einen Ordensbruder<br />

oder gar Priester handelt, dann ist die Irritation vollends<br />

komplett. D<strong>ab</strong>ei ist es eigentlich ganz einfach: „Hausobere“<br />

sind im Direktorium verantwortlich für die Umsetzung des<br />

Ordensauftrags, der sich in der Sorge für kranke, alte oder<br />

behinderte Menschen ganz der christlichen Gottes- und Nächstenliebe<br />

verschrieben hat. Seit 1. September hat diese Aufg<strong>ab</strong>e<br />

in unserem Haus Guido Schröer (44) übernommen.<br />

Der studierte Theologe und Sozialwissenschaftler<br />

engagierte sich u.a. in der Internationalen Menschenrechtsarbeit<br />

der Katholischen Kirche und war<br />

zuletzt als Geschäftsführer der Kolping Akademie<br />

gGmbH in Augsburg tätig.<br />

Krankenhaus der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> Mont<strong>ab</strong>aur<br />

Logo? Logo!<br />

Das Krankenhaus der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> hat seine Zukunft neu<br />

überdacht. So könnte man etwas<br />

salopp das neue Logo beschreiben, das die beiden<br />

in der St. Johannes Krankenhaus GmbH<br />

vereinten Träger, den Orden der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> von Mont<strong>ab</strong>aur und den <strong>Barmherzige</strong><br />

<strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong> e. V. als Mehrheitsgesellschafter,<br />

unter einem gemeinsamen Dach zeigt. Und<br />

noch etwas wird deutlich: Das Mont<strong>ab</strong>aurer<br />

Krankenhaus profitiert in Einkauf, Logistik<br />

und Leistungsangeboten von den Erfahrungen<br />

und Möglichkeiten eines starken Gesundheitsnetzwerkes.<br />

Neuer Notfallwagen<br />

speziell für Kinder<br />

Durch eine großzügige Spende der<br />

<strong>Trier</strong>er Ordensgemeinschaft der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> von Maria-<br />

Hilf konnte das Krankenhaus in Mont<strong>ab</strong>aur<br />

einen neuen „Kinder“-Notfallwagen anschaffen.<br />

Damit kann den kleinen Patienten<br />

der Kinder<strong>ab</strong>teilung im „Fall der Fälle“<br />

noch besser geholfen werden. Trotzdem hoffen<br />

Stationsleiterin Heidrun Stubblefield, die<br />

beiden Praxisanleiterinnen Schwester Sandra<br />

Schwaderlapp und Schwester Hedi Deußner<br />

sowie die Kinderkrankenschwester Zita<br />

Helsper, dass der Wagen in möglichst wenig<br />

„Notfällen“ zum Einsatz kommt ...<br />

Redaktion Mont<strong>ab</strong>aur:<br />

Guido Schröer (verantwortlich)<br />

Kontakt: Krankenhaus der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> Mont<strong>ab</strong>aur, Koblenzer Straße 11-13,<br />

56410 Mont<strong>ab</strong>aur, www.bkh-mont<strong>ab</strong>aur.de,<br />

Telefon: 02602/122-701, Fax:02602/122-737,<br />

e-Mail: info@barmherzige-brueder.de<br />

4/06<br />

37


<strong>Brüder</strong>krankenhaus St. Josef Paderborn<br />

Chemotherapien<br />

zytostatika sind Arzneimittel, die zur<br />

Behandlung von Krebserkrankungen<br />

eingesetzt werden. Neben Operation<br />

und Bestrahlung ist die zytostatische Chemotherapie<br />

eine der wichtigsten Therapiemöglichkeiten<br />

in der Tumorbehandlung. Zytostatika<br />

schädigen Tumorzellen oder verzögern<br />

deren Vermehrung. Diese hochwirksamen<br />

Arzneimittel können aus Sicherheitsgründen<br />

nicht gebrauchsfertig angeliefert werden, sondern<br />

werden für jeden Patienten individuell<br />

zubereitet.<br />

Zytostatika zählen aufgrund ihrer starken<br />

Wirksamkeit zu den Gefahrstoffen, die unter<br />

besonderen Vorsichtsmaßnahmen hergestellt<br />

werden müssen.<br />

„Wir h<strong>ab</strong>en es hier mit mutagenen Substanzen<br />

zu tun, die das Erbgut verändern können.<br />

Unsere vier PTAs, die mit der Sterilherstellung<br />

betraut sind, sind gut geschult und<br />

müssen strenge Sicherheitsvorkehrungen be-<br />

individuell zubereitet<br />

höchste sicherheitsstandards für Personal und Patienten<br />

garantiert die neue zytostatika-<strong>ab</strong>teilung des paderlog<br />

das zentrum für Krankenhauslogistik und Klinische Pharmazie<br />

am <strong>Brüder</strong>krankenhaus st. Josef (paderlog) bezieht eine neue<br />

sterile <strong>ab</strong>teilung, in der hochwirksame zytostatika für Chemotherapien<br />

applikationsgerecht hergestellt werden.<br />

38 4/06<br />

achten“, erklärt Burkhard Backhaus, Chefapotheker<br />

und Leiter des paderlog. Gearbeitet<br />

wird immer zu Zweit – nach dem „Vieraugenprinzip“,<br />

wie Backhaus es nennt.<br />

Die applikationsfertige Zubereitung von<br />

zytostatischen Substanzen durch das paderlog<br />

ist ein wesentlicher Beitrag zur Arzneimittelsicherheit<br />

und minimiert gleichzeitig das<br />

Risiko des Pflegepersonals beim Umgang mit<br />

diesen Substanzen.<br />

Strengste Sicherheits-<br />

vorkehrungen bei der<br />

Sterilherstellung<br />

Der hohe Standard der Sterilherstellung garantiert<br />

in der neu gebauten und im Juli 2006<br />

eröffneten Zytostatika-Abteilung mit zwei modernen<br />

Laminar-Air-Flow-Bänken (DIN 12<br />

980) in Anlehnung an die BAK-Leitlinien zur<br />

Qualitätssicherung zum einen optimalen Produktschutz<br />

für das hergestellte Zytostatikum<br />

und zum anderen höchsten Personenschutz für<br />

das zubereitende pharmazeutische Personal.<br />

Die Bänke funktionieren wie eine Dunst<strong>ab</strong>zugshaube<br />

mit gleichzeitigem Spritzschutz.<br />

Spezialfilter sorgen für die höchste Reinraumklasse<br />

und vermeiden, dass toxische Stoffe in<br />

die Umwelt gelangen. Einige Medikamente<br />

liegen nämlich in Pulverform vor und müssen<br />

aufgelöst werden. Bei falscher Handh<strong>ab</strong>ung<br />

kann d<strong>ab</strong>ei ein Überdruck entstehen, der zur<br />

Kontamination der Umgebung führen würde.<br />

Heute kann sich Burkhard Backhaus<br />

kaum mehr vorstellen, dass früher in allen<br />

Krankenhäusern die Zytostatika auf den einzelnen<br />

Stationen zubereitet wurden. „Manchmal<br />

trugen die Mitarbeiter nicht einmal<br />

Handschuhe.“<br />

Von der Investition von ca. 180.000 Euro<br />

in den Neubau der Zentralen Zytostatika<strong>ab</strong>teilung<br />

des paderlog profitieren neben den PTAs<br />

vor allem die Patienten selbst. Jährlich werden<br />

mehr als 10.000 Zubereitungen für die stationären<br />

und ambulanten Patienten des <strong>Brüder</strong>krankenhauses<br />

St. Josef, <strong>ab</strong>er auch für die<br />

versorgten Fremdhäuser hergestellt.<br />

Chemotherapien schwächen das Immunsystem<br />

des Patienten. Daher ist es besonders<br />

Fotos: Jan Braun


wichtig, die Medikamente im sterilen Raum<br />

vorzubereiten.<br />

Neben der Plausibilitäts- und Kompatibilitätskontrolle<br />

durch das pharmazeutische Personal<br />

überprüft ein spezielles onkologisches Computerprogramm<br />

nochmals die Dosierung der<br />

verordneten Medikamente, bevor sie hergestellt<br />

werden. In diesem Programm werden auch alle<br />

Therapiezyklen gespeichert. Dieses ermöglicht<br />

ein schnelles Abrufen früherer Therapiedaten.<br />

ziel des Vertrages ist es, die Versorgungsqualität<br />

der Patienten durch<br />

eine enge Vernetzung der medizinischen<br />

Leistungen zwischen kurativer und reh<strong>ab</strong>ilitativer<br />

Medizin zu optimieren. Für den<br />

Patienten bedeutet dies kürzere Wartezeiten<br />

bis zum OP-Termin im <strong>Brüder</strong>krankenhaus<br />

St. Josef Paderborn oder im St. Marien-Hospital<br />

Marsberg und ein nahtloser Übergang in<br />

die teil- oder vollstationäre Reh<strong>ab</strong>ilitation in<br />

PTA Veronika Heit arbeitet<br />

unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen<br />

im<br />

sterilen Raum.<br />

Eine Laminar-Air-Flow-Bank ermöglicht die sichere Verarbeitung der zytostatika.<br />

Kleinste Fehler bei der Dosierung können fatale<br />

Folgen für den Patienten h<strong>ab</strong>en, daher ist die<br />

enge Vernetzung und gegenseitige Überprüfung<br />

zwischen Ärzten und pharmazeutischem Fachpersonal<br />

so wichtig.<br />

Weniger Kosten bei<br />

mehr Service<br />

Die Verwendung von Anbrüchen spart erhebliche<br />

Kosten, eine Flasche kann schon mal bis<br />

der Marcus-Klinik Bad Driburg. „Vom ersten<br />

Beratungsgespräch bis zu den Nachsorgeuntersuchungen,<br />

die fester Bestandteil des Programms<br />

sind, kann der Patient sich ganz auf<br />

seine Genesung konzentrieren und muss sich<br />

nicht um die Organisation der einzelnen Behandlungsschritte<br />

kümmern“, erklärt Privatdozent<br />

Dr. Norbert Lindner, Chefarzt der Orthopädischen<br />

Klinik am <strong>Brüder</strong>krankenhaus<br />

St. Josef.<br />

<strong>Brüder</strong>krankenhaus St. Josef Paderborn<br />

Integrierte Versorgung bei<br />

Knie- und Hüftgelenksoperationen<br />

das <strong>Brüder</strong>krankenhaus st. Josef Paderborn, das st. marien-<br />

hospital marsberg, die marcus-Klinik Bad driburg und die<br />

siemens-Betriebskrankenkasse (sBK) unterzeichnen Kooperationsvertrag<br />

zur integrierten Versorgung von Patienten bei Knie- und<br />

hüftgelenksoperationen.<br />

zu 1.000 Euro kosten. Sterile Entnahme sowie<br />

wissenschaftlich <strong>ab</strong>gesicherte Haltbarkeitsdaten<br />

garantieren auch bei der Verwendung dieser<br />

Anbrüche höchste Qualität.<br />

Restmengen von Zytostatika lassen sich<br />

so vermeiden. Die Umweltbelastung wird auf<br />

ein Minimum reduziert. Im Durchschnitt ist<br />

das Präparat drei Tage haltbar, es gibt jedoch<br />

auch Medikamente, die nicht später als zwei<br />

Stunden nach dem Aufziehen der Spritze ver<strong>ab</strong>reicht<br />

werden dürfen. Auch hier zählt die<br />

enge Zusammenarbeit zwischen Station, Arzt<br />

und Zytostatika<strong>ab</strong>teilung.<br />

Die Abrechnung der ambulanten Zytostatika-Therapien<br />

mit den Krankenkassen gehört<br />

ebenfalls zum Serviceangebot des paderlog.<br />

„Bei schwierigen Fragen der Abrechnung beraten<br />

wir auch andere Krankenhäuser und<br />

klären Sachverhalte mit den Krankenkassen“,<br />

so Silke Heinert, Fachapothekerin für Klinische<br />

Pharmazie am paderlog.<br />

Die enge Zusammenarbeit mit den Ärzten<br />

und dem Pflegepersonal der onkologischen<br />

Abteilungen bedeutet ein höchstmögliches<br />

Maß an Arzneimittelsicherheit für den Patienten.<br />

Neben der Beratung der Ärzte bezüglich<br />

aller Fragen, die im Bereich Zytostatika auftreten,<br />

führt das paderlog auch regelmäßig<br />

Fortbildungen für das Pflegepersonal und die<br />

Ärzte durch, um einen sicheren Umgang mit<br />

Zytostatika zu gewährleisten. Simone Ernst<br />

Der Vertrag soll einen Einstieg in eine sektorübergreifende<br />

Versorgung und innovative<br />

Formen der medizinischen Leistungserbringung<br />

ermöglichen. Die Vertragspartner<br />

erwarten damit eine Qualitätsverbesserung<br />

ohne einen zusätzlichen Anstieg der Kosten.<br />

Auch die niedergelassenen Ärzte sollen in das<br />

Programm einbezogen werden.<br />

Simone Ernst<br />

Redaktion <strong>Brüder</strong>krankenhaus<br />

St. Josef Paderborn:<br />

Simone Ernst (verantwortlich)<br />

Kontakt: <strong>Brüder</strong>krankenhaus St. Josef Paderborn,<br />

Husener Str. 46, 33098 Paderborn, www.bk-paderborn.de,<br />

Telefon: 05251/702-2255,<br />

e-mail: s.ernst@bk-paderborn.de<br />

4/06<br />

39


<strong>Brüder</strong>krankenhaus St. Josef Paderborn<br />

<strong>Brüder</strong>krankenhaus St. Josef<br />

Akademisches Lehrkrankenhaus<br />

der Universität Göttingen<br />

das <strong>Brüder</strong>krankenhaus st. Josef und sein Kooperationspartner<br />

das st. Vincenz-Krankenhaus in Paderborn<br />

h<strong>ab</strong>en ende august 2006 einen Vertrag als akademische<br />

Lehrkrankenhäuser des Bereichs humanmedizin<br />

der georg-august-universität göttingen unterzeichnet.<br />

die universität münster hatte zuvor aufgrund finanzieller<br />

engpässe auf Paderborn als standort für akademische<br />

Lehrkrankenhäuser verzichten müssen.<br />

Der Sprecher des Vorstandes des Bereichs<br />

Humanmedizin der Universität<br />

Göttingen, Professor Dr. Cornelius<br />

Frömmel, betont: „Eine akademisch<br />

orientierte Medizin auf hohem Niveau dient<br />

der Förderung von Gesundheit und <strong>Leben</strong>squalität.<br />

Zusammen mit dem <strong>Brüder</strong>krankenhaus<br />

St. Josef Paderborn streben wir an,<br />

attraktive Formen des Lehrens und Lernens,<br />

der Forschung und der Krankenversorgung<br />

sowie der beruflichen Fort- und Weiterbildung<br />

sicherzustellen.“<br />

Die Beauftragung als Akademisches Lehrkrankenhaus<br />

ist ein wichtiger Baustein zur<br />

weiteren Verbesserung der stationären Versorgungsqualität<br />

durch direkte Anbindung an<br />

das Niveau des Universitätsklinikums Göttingen.<br />

„Studierende des Bereichs Humanmedi-<br />

News & Facts<br />

zin der Universität Göttingen<br />

erhalten im praktischen Jahr<br />

in Paderborn eine qualifizierte<br />

Praxisausbildung“, so Hausoberer<br />

Bruder Rainer Hellinger.<br />

„Zugleich können wir als<br />

Krankenhaus qualifizierten<br />

ärztlichen Nachwuchs gewinnen.“<br />

Die Ausbildung erfolgt in<br />

den Fächern Innere Medizin,<br />

Chirurgie, Anästhesie, Radiologie, Urologie<br />

und Orthopädie. Ausbildungsbeginn ist jeweils<br />

Februar und August eines Jahres.<br />

Neben der Ausbildung von Studierenden<br />

verpflichten sich die Vertragspartner zur besonderen<br />

Kooperation auch in den Bereichen<br />

der klinischen Forschung (Studienteilnahme)<br />

Die Kampagne Teilh<strong>ab</strong>eTage ist eröffnet<br />

40 4/06<br />

Foto: Stefan Weller, universität Göttingen<br />

Die Kooperationspartner (v. l.): Marcus Polle, Kaufmännischer<br />

Direktor des <strong>Brüder</strong>krankenhauses, Dr. Horst Leber,<br />

Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie am <strong>Brüder</strong>krankenhaus,<br />

Prof. Cornelius Frömmel, Vorstand des Bereichs<br />

Humanmedizin der universität Göttingen, Dr. Josef<br />

Düllings, Geschäftsführer der St. Vincenz-Krankenhaus<br />

GmbH, Dr. Wolfgang Meinerz, Chefarzt des Fachbereichs<br />

Gynäkologie und Geburtshilfe des St. Vincenz-Krankenhaus<br />

und Bruder Rainer Hellinger, Hausoberer des <strong>Brüder</strong>krankenhauses<br />

St. Josef Paderborn<br />

sowie in der Patientenversorgung. Ziel ist insbesondere<br />

eine gestufte stationäre, qualitativ<br />

hochwertige Versorgung für die Bevölkerung in<br />

der Region Paderborn bis hin zur universitären<br />

Spitzenversorgung, zu der eine enge Kooperation<br />

im Sinne einer integrierten Patientenbehandlung<br />

vereinbart wurde. Simone Ernst<br />

Alle Menschen h<strong>ab</strong>en das gleiche Recht zur Teilh<strong>ab</strong>e.<br />

Doch es wird weiterhin vielen Menschen verwehrt<br />

– mit steigender Tendenz. Ganz besonders Menschen<br />

mit hohem Unterstützungsbedarf wird immer häufiger<br />

das Recht <strong>ab</strong>gesprochen, ihr <strong>Leben</strong> nicht nur in einem Wohnheim zu fristen,<br />

sondern auch einen Wechsel des Milieus zu erleben. Das ist einer der Gründe,<br />

warum die BAG:WfbM und die Fachverbände der freien Wohlfahrtspflege die Kampagne Teilh<strong>ab</strong>eTage ausgerufen<br />

und in den Rahmen der von Aktion Mensch initiierten „Die Gesellschafter“ eingereiht h<strong>ab</strong>en. Zum<br />

Auftakt der Teilh<strong>ab</strong>eTage am 26. Oktober in Berlin unterstrich Günter Mosen, BAG:WfbM-Vorsitzender, sehr<br />

deutlich, dass der vom Sozialgesetzbuch gewollte Nachteilsausgleich in Gefahr steht, dass die Teilh<strong>ab</strong>e der<br />

Menschen, die wegen ihrer besonderen Eigenschaften nicht am Erwerbsleben teilnehmen können, immer<br />

weiter beschränkt wird. Ausführliche Informationen zur Kampagne: www.teilh<strong>ab</strong>etage.de


Gäste und Mitarbeiter<br />

entdecken das neue<br />

Ambiente.<br />

Krankenhaus mit Ambiente<br />

neues Café-restaurant und Tagungszentrum ambiente<br />

im <strong>Brüder</strong>krankenhaus st. Josef Paderborn eröffnet<br />

hotel Vierjahreszeiten hamburg, intercontinental London,<br />

Victoria montreux. guido Berner hat in den Küchen der besten<br />

hotels gekocht. Jetzt schwingt er den Kochlöffel im neu eröffneten<br />

Café-restaurant ambiente des <strong>Brüder</strong>krankenhauses st. Josef<br />

Paderborn. zur einweihung am 6. september 2006 stand der<br />

Küchenchef an der Front-Cooking-station und brutzelte für alle<br />

mitarbeiter des hauses ein kostenloses mittagessen. Bei der feierlichen<br />

einsegnung am gleichen <strong>ab</strong>end entdeckten über<br />

100 geladene gäste das neue ambiente.<br />

alte Cafeteria war seit<br />

über 30 Jahren in Betrieb. Der<br />

„unsere<br />

Um- und Anbau war dringend<br />

notwendig, um Besucher, Patienten und Mitarbeiter<br />

zeitgemäß verpflegen zu können.<br />

Das neue Ambiente ist ein Ort der Gastfreundschaft“,<br />

betonte Hausoberer Rainer Hellinger,<br />

bevor er die neuen Räumlichkeiten einsegnete.<br />

In nur 19 Wochen Bauzeit ist unter der Leitung<br />

des Architekturbüros Breithaupt auf 250<br />

Quadratmetern ein modernes, ansprechendes<br />

Restaurant entstanden. Das warme Kirschparkett,<br />

strahlende Farben und großzügige<br />

Fensterfronten vermitteln ein wohliges Gefühl.<br />

Feng-Shui-Beraterin Gudrun Mende entwickelte<br />

das Farbkonzept.<br />

Gesunde Ernährung in<br />

Wohlfühlatmosphäre – nicht<br />

nur für Krankenhausbesucher<br />

Bei der Auswahl der Speisen und Getränke<br />

achtet Küchenchef Guido Berner auf Qualität<br />

und Frische. „Wir wollen weg vom Image der<br />

Krankenhauskantine. Unser Ziel ist es, auch<br />

Besucher von außerhalb zu empfangen, einfach<br />

weil man hier in gemütlicher Atmosphäre<br />

gut speisen kann“, so Berner.<br />

Bruder Rainer und Küchenchef Guido<br />

Berner freuen sich über die positiven<br />

Reaktionen der Besucher.<br />

<strong>Brüder</strong>krankenhaus St. Josef Paderborn<br />

Ein weiterer Aspekt ist die multifunktionale<br />

Nutzung der Räume. Von der Fortbildungsveranstaltung<br />

für Ärzte oder Pflegende bis<br />

zur Examensfeier der Schülerinnen und<br />

Schüler, dem dringenden Bedarf an Tagungsräumlichkeiten<br />

im <strong>Brüder</strong>krankenhaus St.<br />

Josef wurde nun Rechnung getragen. „Die<br />

beiden Schulungsräume können parallel<br />

oder auch einzeln <strong>ab</strong>getrennt werden, ohne<br />

den Restaurantbetrieb zu unterbrechen“,<br />

erklärt Markus Jordan, Technischer Leiter<br />

im Hause. 100 Gäste finden einen Sitzplatz<br />

bei Vortragsveranstaltungen und rund 95<br />

im Cafeteri<strong>ab</strong>etrieb. Beide Schulungsräume<br />

bieten eine Multimediaanlage mit Beamer,<br />

Funkmikrofon, Laptopnutzung, Leinwand<br />

und Lautsprecheranlage für die akustische<br />

Untermalung.<br />

Mitarbeiter an der<br />

Namens gebung beteiligt<br />

Im Rahmen eines Wettbewerbs h<strong>ab</strong>en Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des <strong>Brüder</strong>krankenhauses<br />

St. Josef 85 Namensvorschläge<br />

für das umgebaute Restaurant eingereicht.<br />

Keine einfache Aufg<strong>ab</strong>e für die Jury. Doch<br />

schließlich setzte sich Ambiente gegen Ideen<br />

wie EssBar, Josefs-Treff, Culinarium und Café<br />

zum <strong>Barmherzige</strong>n Bruder durch. Eingereicht<br />

hat den Vorschlag Schwesternschülerin<br />

Anjela Janeczek, die sich nun auf ihren Preis,<br />

ein Wochenende für zwei Personen in <strong>Trier</strong>,<br />

freut. Simone Ernst<br />

4/06<br />

41<br />

Fotos: Simone Ernst


… auf den spuren der salinenanlage der<br />

reichsgräfin marianne von der Leyen<br />

Der Tag des offenen Denkmals fand<br />

am 10. September 2006 im Park<br />

der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> in Rilchingen-Hanweiler<br />

statt.<br />

Der durch Saar und Blies von Saarguemines<br />

und Welferdingen getrennte Ort, findet seine<br />

erste Erwähnung als „St. Walfriedo de Hanwilre“<br />

in einer Besitzurkunde der Abtei Tholey,<br />

unterzeichnet vom Papst Innozenz IV. Zu dieser<br />

Zeit waren Hanweiler und Rilchingen noch<br />

eigenständige Ortschaften. Zugehörig waren<br />

beide der Grundherrschaft Welferdingen, die<br />

ebenfalls im Besitz der Benediktiner-Abtei Tholey<br />

war letztere, im zwölften Jahrhundert gegründet,<br />

aus der Abtei St. Matthias in <strong>Trier</strong>. Die<br />

in Rilchingen vorhandenen Salzquellen waren<br />

wohl schon seit dem Mittelalter bekannt.<br />

Später im 18. Jahrhundert, als der Ort zur<br />

Grafschaft Blieskastel gehörte, wurden die<br />

Salzquellen auf Initiative der Reichsgräfin<br />

Marianne von der Leyen als Saline genutzt<br />

und schließlich in der Folge auch als Kurbad.<br />

In unserem herrlichen Park in Rilchingen<br />

stehen noch zwei Quelltürme, vermutlich auf<br />

Resten dieser ehemaligen Saline. Zudem ist zu<br />

erwähnen, dass Verwandte der Reichsgräfin Marianne<br />

von der Leyen auch in der Nähe unserer<br />

Einrichtung in Saffig von Balthasar Neumann<br />

eine wunderschöne Kapelle bauen ließen, die<br />

weit über die Saffiger Grenze bekannt ist. Die beiden<br />

Quelltürme hier in Rilchingen, insbesondere<br />

der oberhalb gelegene „Viktoriaquellturm“,<br />

sind bereits seit etwa<br />

knapp zehn Jahren immer<br />

wieder Gegenstand von<br />

bau- und kunstgeschichtlichen<br />

Recherchen und<br />

Überlegungen gewesen,<br />

die beiden<br />

denkmalgeschützten<br />

turmähnlichen<br />

Gebäude zu erhalten<br />

und zumindest<br />

untergeordnet zu<br />

nutzen.<br />

42<br />

Auf Initiative von Bruder Pankratius und<br />

dem Stadtverband Saarbrücken kam es im<br />

Jahr 1997 in Kooperation mit der Hochschule<br />

für Technik und Wirtschaft des Saarlandes,<br />

Fachbereich Architektur, unter Professor Köhler<br />

zu einer gutachterlichen Untersuchung<br />

des Viktoriaquellturms. D<strong>ab</strong>ei wurden das<br />

Bauwerk in seinem Bestand aufgenommen,<br />

Schadensbilder kartiert, Sanierungsschritte<br />

definiert sowie Nutzungsmöglichkeiten diskutiert.<br />

Darüber hinaus führten regionale Heimatforscher<br />

gemeinsam mit den Studierenden<br />

eine Quellenrecherche durch. Die ersten<br />

Ergebnisse wurden innerhalb des Sanierungsgutachtens<br />

publiziert.<br />

Zugegeben, man braucht schon etwas<br />

Fantasie, um hinter den beiden turmähnlichen<br />

Bauwerken in unserem Park in Rilchingen-Hanweiler<br />

einen ertragreichen Salinenbetrieb<br />

des 18. Jahrhunderts zu erahnen. Dieser<br />

Umstand macht es jedoch nicht weniger spannend,<br />

sich vor Ort auf der Grundlage der bisherigen<br />

Erkenntnisse zur Baugeschichte und<br />

den Ergebnissen einer Bauwerksuntersuchung<br />

auf eine Zeitreise zu begeben und über die Geschichte<br />

und Wahrheit der im 18. Jahrhundert<br />

von Gräfin Marianne von der Leyen in Auftrag<br />

gegebenen Saline nebst Schloss und Park einen<br />

regen Austausch zu führen.<br />

Dies gelang uns am 10. September 2006<br />

mit rund 120 Besuchern, die die beiden Türme<br />

von innen und außen begutachteten. Viele<br />

Interessierte waren zum ersten Mal in unserem<br />

herrlichen Park und h<strong>ab</strong>en auch unsere<br />

Einrichtung zum ersten Mal gesehen. Sie kamen<br />

aus dem ganzen Saarland angereist und<br />

waren überrascht über die Verbindung von<br />

Quellturm, Jakobsweg und Kurpark sowie eine<br />

über die Grenze des Landes hinaus bekannte<br />

Alten- und Behindertenhilfe.<br />

Vor diesem Hintergrund kam es zu intensiven<br />

Gesprächen über die Geschichte der<br />

Quellen, Saline und des Kurbades in Rilchingen-Hanweiler.<br />

Am Nachmittag wurde der Tag<br />

<strong>ab</strong>geschlossen mit einem Vortrag des Vorsitzenden<br />

der Jakobusgesellschaft Rheinland-<br />

Pfalz und Saarland, Wolfgang Steffen zum<br />

Thema „Jakobuswege an der Oberen Saar“,<br />

zu dem nochmals 40 Interessierte in die Cafeteria<br />

St. Vinzenz kamen. Der Förderverein der<br />

BuCHTIPP<br />

Hans-Henning Walter<br />

Der salzige Jungbrunnen –<br />

Geschichte der deutschen<br />

Soleheilbäder<br />

Drei-Birken-Verlag<br />

ISBN 3936980098, 20,– 3<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> sorgte bei allen Veranstaltungen<br />

für Informationen und Getränke<br />

in der Nähe der Quelltürme, so dass die vielen<br />

Besucher sich bei schönstem Wetter auch entsprechend<br />

erfrischen konnten.<br />

Der Saarländische Rundfunk SR 3 berichtete<br />

ausführlich über unseren Park und die<br />

Quelltürme. Da die Quelltürme nun direkt am<br />

Jakobsweg liegen und entsprechend beschildert<br />

sind, werden wir in der Zukunft des häufigeren<br />

Pilger und Kulturinteressierte in unserer<br />

Einrichtung begrüßen dürfen. Auch gelang es<br />

dem Förderverein der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong>,<br />

mit dieser Veranstaltung die Kultur zu den Bewohnern<br />

zu bringen, indem über Jakobusweg<br />

und Tag des offenen Denkmals Menschen und<br />

Ereignisse im Park und in der Einrichtung der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> greifbar nahe waren.<br />

Ein herzlicher Dank gilt zum Schluss Michael<br />

Lupp vom Stadtverband Saarbrücken,<br />

der sich, in über zehnjähriger intensiver Arbeit,<br />

mit den Quelltürmen beschäftigt hat<br />

und damit die Arbeit vom Organisten unserer<br />

Hauskapelle und Heimatforscher Franz-Ludwig<br />

Strauss fortschreiben konnte, der schon<br />

Jahrzehnte zuvor über die Quelltürme von Bad<br />

Rilchingen intensiv forschte.<br />

Alfred Klopries<br />

Redaktion Rilchingen:<br />

Alfred Klopries (verantwortlich)<br />

Kontakt: <strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> Rilchingen,<br />

Peter-Friedhofen-Straße 1, 66271 Kleinblittersdorf/<br />

Rilchingen, www.bb-rilchingen.de,<br />

Telefon: 06805/960-1131, Fax: 06805/960-1134<br />

e-Mail: a.klopries@bb-rilchingen.de


<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> Rilchingen<br />

Ein Fahrstuhl geht in Rente<br />

Vom langsamen <strong>ab</strong>schied alter gewohnheiten<br />

Johannes von Gott (1495-1550), der zukünftige<br />

Namenspatron unseres neuen<br />

Hauses, hatte einen Wahlspruch: „Das<br />

Herz befehle“. Mit dieser <strong>Leben</strong>sphilosophie<br />

half er Kranken, Armen, Bettlern und Waisen.<br />

Ähnlich wie später Peter Friedhofen, der Begründer<br />

des Ordens der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong><br />

von Maria Hilf, dessen Auftrag wir auch mit der<br />

neuen Wohn- und Fördereinrichtung für 32<br />

behinderte Menschen mit Alkoholproblemen<br />

gerecht werden wollen, setzte er sich für diejenigen<br />

ein, die Hilfe nachhaltig benötigen.<br />

Am 1. August 2006 war es nun soweit: Das<br />

dritte und letzte Haus, das als Ersatzneubau<br />

für das ehemalige „Komplexwohnheim St.<br />

Josef“ gebaut wurde, war bezugsfertig. Nun<br />

zogen Bewohner aus dem alten Haus St. Josef<br />

in ihre neue Heimstatt ein. Während der rund<br />

anderthalbjährigen Bauzeit konnten sie und<br />

ihre Betreuer täglich zusehen, wie sich das<br />

neue Zuhause entwickelte. Waren die ersten<br />

Monate von Baulärm geprägt, ging es in den<br />

letzten Monaten mit dem Innenausbau etwas<br />

ruhiger zu.<br />

„Viel werden wir aus dem alten Haus wohl<br />

nicht mitnehmen“, meinte ein Bewohner. Alle<br />

freuten sich vielmehr auf neue, funktionsfähigere<br />

und zeitgerechtere Ausstattung und<br />

angenehme Räumlichkeiten. Aber die vielen<br />

Erinnerungen an das „Alte Haus“ bleiben<br />

sicher auch in der Zukunft noch eine ganze<br />

Weile bestehen, nicht zuletzt durch die erzählten<br />

Geschichten des <strong>Leben</strong>s von früher.<br />

Vermissen werden einige Bewohner bestimmt<br />

bald auch „die Aufzugsfahrer“ oder andere<br />

liebgewonnene „Institutionen“ des „Altbaus“,<br />

der auch viele Besucher mit seinem „Charme<br />

eines älteren Gemäuers“ beeindruckte.<br />

Ganz besonders sind wir darauf stolz,<br />

dass es gelungen ist, bei der Bauplanung den<br />

durchgängigen Wunsch der Bewohner und<br />

ihrer Angehörigen nach Einzelzimmern zu<br />

realisieren. Wie alle anderen Neubauten auch,<br />

verfügt das neue Wohnheim „Johannes von<br />

Gott“ über moderne, bewohnerbezogene sanitäre<br />

Anlagen, helle und großzügige Wohn- und<br />

Aufenthaltsbereiche, zwei Trainingsbereiche<br />

für Hauswirt-schaft, Pflegebäder, einen Aufzug<br />

und noch vieles mehr. Erfahrungen, die bei der<br />

Schaffung anderer Häuser gemacht wurden,<br />

sind hier eingeflossen. Die Raucherbereiche<br />

verfügen über eine Entlüftungsanlage. Im<br />

Haus ist auch eine Rufanlage installiert. Durch<br />

die baulichen Umsetzungen sind wir nun in<br />

der Lage, dieses Hilfeangebot zur Nutzung<br />

durch behinderte Frauen und Männer vorzusehen.<br />

Eine enge Verknüpfung mit arbeits-<br />

und beschäftigungstherapeutischen Angeboten<br />

in einem anderen Gebäude erfolgt ebenso wie<br />

die Beteiligung an sporttherapeutischen Maßnahmen.<br />

Auch Betätigungsangebote in einem<br />

benachbarten „Bio-Garten“ bestehen.<br />

Mit Bezug des neuen Hauses schaffen die<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> ein wichtiges und zeitgemäßes<br />

Betreuungs- und Förderangebot für behinderte<br />

Menschen mit Alkoholproblemen und<br />

verwirklichen einen lange gehegten Wunsch<br />

von Bewohnern und Mitarbeitern.<br />

Frank Jordan<br />

„Landflucht“ – Wir ziehen nach Saarbrücken<br />

eine weitere aWg wird installiert<br />

Alles fing vor etwa zwei Jahren an, als<br />

aufgrund des notwendig gewordenen<br />

Neubaus für behinderte Menschen<br />

mit Alkoholproblemen eine Vereinbarung mit<br />

dem zuständigen Ministerium getroffen wurde,<br />

die eine neue Wohn- und Fördereinrichtung in<br />

Rilchingen sowie acht bis zehn Betreuungsplätze<br />

für diese Klienten im Stadtgebiet Saarbrückens<br />

beinhaltete. Vor dem Hintergrund<br />

der bisherigen Erfahrungen in der Betreuung<br />

behinderter Menschen wurde diese Zielorientierung<br />

begrüßt und zur Vorbereitung der Umsetzung<br />

eine Trainingswohngruppe in unserem<br />

„Peter-Friedhofen-Haus“ eingerichtet.<br />

Zudem entstand eine Projektgruppe unter<br />

Leitung von Frank Jordan, um verschiedene<br />

Umsetzungsmaßnahmen zu koordinieren.<br />

Aufg<strong>ab</strong>en der Gruppe sind die Zusammenfüh-<br />

rung verschiedener planerischer Vorbereitungen,<br />

die Abstimmung mit „Schnittstellen“, die<br />

organisatorische Umsetzung des Bewohnertrainings<br />

sowie die Beteiligung an der Suche<br />

nach geeigneten Immobilien zur Schaffung<br />

von Außenwohngruppen.<br />

In Folge fanden seither viele Gespräche<br />

mit Hauseigentümern und Immobilienmaklern<br />

sowie Haus- und Wohnungsbesichtigungen<br />

statt.<br />

Endlich fanden wir nach fast einjähriger<br />

Suche im Frühjahr 2006 ein Haus in Saarbrücken-Malstatt.<br />

Die beteiligten zehn Bewohner sind jedenfalls<br />

in den letzten Monaten schon gut auf<br />

neue Herausforderungen vorbereitet worden.<br />

In den zurückliegenden „Übungseinheiten“<br />

wurden vor allem alltagspraktische Erforder-<br />

nisse wie Einkäufe planen, einkaufen, Wäsche<br />

waschen, kochen und noch vieles mehr neu<br />

eingeübt oder manche Fähigkeit wieder in<br />

Erinnerung gebracht. Daneben geht es uns<br />

vor allem auch um eine soziale Annäherung<br />

der zukünftigen Bewohner untereinander, da<br />

in den Außenwohngruppen ja auf wesentlich<br />

engerem Raum bei „dichterer“ gegenseitiger<br />

Präsenz gelebt wird. Dazu organisieren und<br />

gestalten die Mitarbeiter verschiedene Angebote,<br />

wie zum Beispiel Themen<strong>ab</strong>ende, kleinere<br />

Ausflüge und Kinobesuche oder gehen auch<br />

schon einmal gemeinsam mit den Klienten<br />

auswärts essen.<br />

Und so bezogen wir dann mit zehn Bewohnern<br />

am 2. Oktober 2006 das neue Haus<br />

in „Molschd“, wie die Saarbrücker sagen.<br />

Frank Jordan<br />

4/06<br />

43


Das ehemalige Gewächshaus wird zum<br />

Kunst-Werkstatt-Atelier umfunktioniert.<br />

Kunst-Werkstatt-Atelier<br />

Im ehemaligen Gewächshaus der Gärtnerei<br />

in Nähe des Cafés „Schänzchen“<br />

entsteht zurzeit ein Atelier für eine kunstorientierte<br />

und -interessierte Klientel. Der Umbau<br />

wird finanziell durch die Aktion Mensch,<br />

sowie die RWE mit der Aktion „Aktiv vor Ort“<br />

unterstützt.<br />

Die Projektidee wurde Anfang 2005 im<br />

Förder- und Betreuungsbereich (FBB) des<br />

Sozialen Zentrums Saffig entwickelt. Nach<br />

Gesprächen mit der Leitung des Hauses wurde<br />

das Konzept als wesentliche Bereicherung der<br />

Angebotsstruktur der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong><br />

Saffig bewertet und der Antrag auf Bezuschussung<br />

durch die Aktion Mensch im September<br />

2005 gestellt.<br />

Nach der Befürwortung durch die Aktion<br />

Mensch, die zugesagt hatten, sich mit 50<br />

Prozent an den zusätzlichen Lohnkosten und<br />

mit 30 Prozent an den Umbaukosten für das<br />

Atelier zu beteiligen, erfolgte die Kontaktaufnahme<br />

zur örtlich ansässigen RWE. Diese<br />

reichte im Rahmen der Aktion „Aktiv vor Ort“<br />

einen Antrag für die Übernahme der Kosten<br />

und die zur Bereitstellung der Arbeitskräfte zur<br />

Durchführung einzelner Gewerke ein. Im Juni<br />

2006 wurde die Unterstützung zugesagt. Am 1.<br />

44 4/06<br />

August 2006 h<strong>ab</strong>en die ersten Grundarbeiten<br />

durch Handwerker der RWE und der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> Saffig begonnen. Inzwischen<br />

sind die meisten Umbauarbeiten durchgeführt<br />

und wir stehen kurz vor der Eröffnung.<br />

unterstützung durch<br />

Förderverein<br />

Am 28. August 2006 wurde ein Förderverein<br />

für den Bereich Kunst & Therapie gegründet,<br />

der sicherlich dazu beitragen wird, das<br />

Projekt aktiv, finanziell und ideell zu unterstützen.<br />

Informationen über den Förderverein erhalten<br />

Sie im Sozialen Zentrum Saffig unter<br />

der Telefonnummer 02625/31263.<br />

Das Kunst-Werkstatt-Atelier für Menschen<br />

mit psychischen Beeinträchtigungen stellt<br />

ein einzigartiges Angebot in der Region dar.<br />

Es entsteht ein „Raum“, in dem psychisch<br />

beeinträchtigte Menschen ihren künstlerischen<br />

Weg finden können. Das Kunst-Werkstatt-Atelier<br />

bietet Tagesstruktur, individuelle<br />

Ausdruckmöglichkeiten, Integration und<br />

Wege zu einem neuen Selbstverständnis. Der<br />

Schwerpunkt liegt in ganzheitlich, selbstbestimmter<br />

Arbeit von Klienten mit künstleri-<br />

schen Fähigkeiten und dient der Integration<br />

und der Förderung der Kreativität unter fachlicher<br />

Begleitung.<br />

Im Sinne unserer grundlegend integrativen<br />

Arbeit wünschen wir uns die Vernetzung<br />

und die Entwicklung von Projekten mit einer<br />

interessierten Öffentlichkeit.<br />

Folgende Angebotsformen sind geplant:<br />

• Kunst als Arbeit<br />

• Kunst in Kursen<br />

• Kunst in Projekten<br />

• Kunst in Workshops,<br />

• Freizeitgestaltung<br />

• Autonome, selbstverantwortliche, selbstorganisierte<br />

Nutzung<br />

Hierzu stehen folgende Räumlichkeiten<br />

zur Verfügung:<br />

• Gewächshaus als Atelier<br />

• Raum für Druckarbeiten und als Lager<br />

• Garten für Arbeiten mit Skulpturen und für<br />

Großprojekte<br />

Wir werden das Atelier für externe Kunstangebote<br />

öffnen, insbesondere an den Wochenenden<br />

ist hier an eine engere Zusammenarbeit<br />

mit der in Saffig ansässige Kunstakademie<br />

Rheinland gedacht.<br />

Bettina Czerlitzki, Saffig<br />

Foto: Bettina Czerlitzki, Saffig 2006


Neues Angebot für junge Menschen<br />

Perspektiven durch gezielte ressourcennutzung<br />

Bereits im Juli dieses Jahres bezogen<br />

die ersten von insgesamt neun Klienten<br />

ihre Einzelzimmer im Haus 9<br />

des Josef-Otten-Zentrums.<br />

Das Soziale Zentrum für Menschen mit<br />

Behinderung der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> Saffig<br />

schloss mit einem neu geschaffenen Leistungs-<br />

angebot für 18- bis ca. 25-jährige Männer und<br />

Frauen eine stationäre Angebotslücke, die aufgrund<br />

vermehrter Anfragen junger psychisch<br />

beeinträchtigter Menschen und ihrer individuellen<br />

Betreuungsbedarfe in der Übergangsphase<br />

zum Erwachsenenalter entstanden war.<br />

Neues Konzept<br />

Durch gezielte pädagogische und psychologisch-therapeutische<br />

Angebote werden diese<br />

jungen Menschen befähigt, ihre Alltagsregie<br />

und <strong>Leben</strong>sorganisation wieder selbstständig<br />

zu übernehmen, kognitive Defizite zu reduzieren,<br />

Ressourcen zu reaktivieren und zu nutzen,<br />

um in einem angemessenen Zeitraum in<br />

eine ambulante Wohnbetreuungsform wechseln<br />

zu können.<br />

Ergänzendes Ziel ist hierbei zudem die<br />

Erreichung einer umfassenden psychischen<br />

und physischen St<strong>ab</strong>ilisierung, die Verbesserung<br />

lebenspraktischer, sozialer und kommunikativer<br />

Kompetenzen, gekoppelt an den<br />

Beginn oder die Fortführung einer schulischen<br />

oder beruflichen Reh<strong>ab</strong>ilitationsmaßnahme.<br />

Jörg Nagel<br />

KuRz uND KNAPP<br />

Jubilare<br />

25-jähriges Jubiläum:<br />

Helmut Elz, Hauptküche<br />

Dorothea Sobol, Altenheim St. Josef<br />

Heike Stendtke, Fachkllinik<br />

Redaktion Saffig: Otmar Lohner<br />

(verantwortlich), Frank Mertes, Jörg Nagel<br />

Kontakt: <strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> Saffig,<br />

Pöschstraße 18, 56648 Saffig, www.bb-saffig.de,<br />

Telefon: 02625/31-124, Fax: 02625/31-922,<br />

e-Mail: o.lohner@bb-saffig.de<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> Saffig<br />

Im Rahmen einer kleinen Einweihungsfeier nahm Daniel Drechsler (dritter v. r.),<br />

stellvertretend für die neu eingezogenen Bewohner des Hauses 9, Glückwünsche<br />

der Psychiatriekoordinatorin des Landkreises Mayen-Koblenz und der Stadt Koblenz,<br />

Alexandra Kiel (vierte v. r.) entgegen.<br />

Vortrag über Spiritualität<br />

und Gesundheit<br />

Mit dem Vortrag „Eine Spiritualität<br />

wie ein Baum, verwurzelt<br />

im Boden und ausgestreckt<br />

zum Himmel. Spiritualität und Gesundheit“<br />

war der renommierte Autor Dr. Wunibald<br />

Müller im September zu Gast in<br />

Saffig. Im Anschluss an den Vortrag bestand<br />

die Möglichkeit, Fragen zu stellen<br />

und Meinungen auszutauschen. Bei dieser<br />

Veranstaltung arbeiteten die <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> Saffig wieder mit dem „Förderverein<br />

gemeindenahe Psychiatrie im Kreis<br />

Neuwied e.V.“ zusammen, der mit seinem<br />

rollenden Büchertisch zugegen war. Für die<br />

musikalische Untermalung sorgte die Formation<br />

„Because unplugged“.<br />

Otmar Lohner, Saffig<br />

zum zweiten Mal war Wunibald Müller<br />

zu Gast in Saffig<br />

4/06<br />

45<br />

Foto: Otmar Lohner, Saffig 2006


<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> Schönfelderhof<br />

zur unterhaltung g<strong>ab</strong> es wieder ein starkes Musikprogramm.<br />

Bringt ihr das Glücksrad Glück?<br />

St. Bernhards-Kirmes 2006<br />

zu gast bei Freunden<br />

unter dem motto „zu gast bei<br />

Freunden“ lud der schönfelderhof<br />

zur diesjährigen st. Bernhards-Kirmes<br />

ein. Viele menschen,<br />

besonders Familien mit<br />

Kinder folgten der einladung<br />

und fühlten sich sichtlich wohl.<br />

46 4/06<br />

In diesem Jahr g<strong>ab</strong> es wieder ein <strong>ab</strong>wechslungsreiches<br />

Programm für alle Altersstufen,<br />

wobei besonders die Kinder mit ihren<br />

Wünschen berücksichtigt wurden.<br />

Keine Fahrgeschäfte, sondern Kindertheater,<br />

Ponyreiten, Kletterwand, Streichelzoo,<br />

selbst gestaltete Lebkuchen und vieles mehr<br />

waren die gefragten Kinderattraktionen.<br />

Brotbacken:<br />

Eine erwärmende Angelegenheit.<br />

Neben dem traditionellen Musikprogramm<br />

veranstaltete der Schönfelderhof mit dem<br />

Running Team Südeifel in diesem Jahr erstmals<br />

das Peter Friedhofen Walking. Alle<br />

Teilnehmer bekamen Urkunden, die Erwachsenen<br />

erhielten einen Cocktail-Gutschein<br />

und die Kinder ein kleines Präsent.<br />

Peter Mossem, Schönfelderhof


Ausgelassene Kinder in der Hüpfburg.<br />

Fotos: Wolfgang Pesch<br />

Redaktion<br />

Schönfelderhof:<br />

Peter Mossem (verantwortlich)<br />

Kontakt: <strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong><br />

Schönfelderhof, 54313 Zemmer,<br />

www.bb-schoenfelderhof.de,<br />

Telefon: 06562/3453,<br />

Fax: 06562/932596,<br />

e-Mail: gpa.fidei@bb-schoenfelderhof.de<br />

Kinder gestalten sich ihren Lebkuchen.<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> Schönfelderhof<br />

In luftiger Höhe.<br />

Ponyreiten 4/06<br />

47


Krankenhaus der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> Tr ier<br />

Erstes Patienten-<br />

Informationszentrum<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

geht an den Start<br />

unter dem motto „Wissen. zeit. zuwendung“ geht das Patienteninformationszentrum<br />

(Piz) am <strong>Brüder</strong>krankenhaus am 27.11.2006<br />

offiziell an den start. die Feierlichkeiten werden von malu dreyer<br />

(sPd), ministerin für arbeit, soziales, Familie und gesundheit in<br />

rheinland-Pfalz, als schirmherrin des zentrums begleitet.<br />

Das Patienten-Informationszentrum<br />

im <strong>Brüder</strong>krankenhaus ist das erste<br />

seiner Art in Rheinland-Pfalz. Als<br />

eine pflegerisch geleitete Einrichtung bietet<br />

das PIZ ein breites Informations- und Beratungsangebot<br />

für Patienten, Angehörige und<br />

interessierte Bürger. Es befindet sich an einem<br />

zentralen Standort im Krankenhaus, zwischen<br />

der Eingangshalle und dem Zentrum für Notaufnahme.<br />

Laiengerechte Literatur<br />

– leicht verständlich und<br />

neutral<br />

Das Kernstück des PIZ ist eine Bibliothek<br />

mit laiengerechter Literatur, Zeitschriften und<br />

Broschüren. Die Infomaterialien und Bücher<br />

orientieren sich nicht nur am Therapieangebot<br />

des Hauses, sondern informieren auch<br />

48 4/06<br />

über zahlreiche weiterführende Themen wie<br />

»Umgang mit Demenz«, »Pflegen zu Hause«<br />

oder »Sterbebegleitung«.<br />

Außerdem h<strong>ab</strong>en Besucher im PIZ die<br />

Möglichkeit, sich kurze Filme anzuschauen,<br />

z. B. über den Ablauf einer Darmspiegelung<br />

oder die Anwendung eines Herzkatheters. Im<br />

Internet können sie nach hilfreichen Websites<br />

zu ihrer Erkrankung oder anderen gesundheitlichen<br />

Themen suchen.<br />

Wir nehmen uns die zeit<br />

Professionelle Pflegekräfte helfen den<br />

Besuchern des Informationszentrums bei der<br />

Auswahl der Medien und stehen für ein persönliches<br />

Beratungsgespräch zur Verfügung.<br />

Des Weiteren bündelt das PIZ Informationen<br />

über interne und externe Anbieter von<br />

Gesundheitsleistungen und vermittelt die<br />

entsprechenden Kontakte. Bekannte Beispiele<br />

sind die Selbsthilfegruppen, die Deutsche<br />

Krebshilfe, das Demenz-Zentrum <strong>Trier</strong> sowie<br />

alle BEKU-Stellen.<br />

Pflegeexperten und Institutionen<br />

aus dem <strong>Brüder</strong>krankenhaus<br />

<strong>Trier</strong> werden sinnvoll in das<br />

Konzept des PIZ eingebunden.<br />

Dies können Experten für Di<strong>ab</strong>etes<br />

und Aromatherapie sein, Wund-<br />

und Stoma-Experten ebenso wie<br />

unser Sozialdienst, die Seelsorge,<br />

das Bildungsinstitut und die Spezialambulanzen.<br />

Neben der täglichen<br />

Arbeit im PIz sind<br />

Vortragsreihen oder<br />

Foren geplant.<br />

Eine weitere Aufg<strong>ab</strong>e der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des Patienten-Informationszentrums<br />

wird die Unterstützung bei der<br />

Entwicklung von Beratungs- und Schulungskonzepten<br />

in den einzelnen Stationen des<br />

Krankenhauses sein.<br />

Transparenz durch Interviews<br />

Um das Projekt des Informationszentrums<br />

frühzeitig im <strong>Brüder</strong>krankenhaus bekannt zu<br />

machen, wurden alle Chefärzte und Stationsleitungen<br />

des Hauses sowie der Sozialdienst,<br />

die Seelsorge und das Bildungsinstitut zum<br />

Thema PIZ interviewt. Die Auswertung der Befragung<br />

wurde in der hauseigenen Zeitschrift<br />

»BKT-HÖRROHR« veröffentlicht. Alle Mitarbeiter<br />

wurden aufgefordert, eigene Ideen und<br />

Anregungen für das zukünftige Patienten-Informationszentrum<br />

einzubringen.<br />

Die einzelnen Ergebnisse der Interviews<br />

sind in der Grafik rechts aufgeführt (ausgehend<br />

von 42 befragten Personen). Wichtig war<br />

auch die Frage nach Chancen und Risiken<br />

einer solchen Einrichtung sowie nach Ideen,<br />

wie man den Risiken vorbeugen kann.<br />

Hier die häufigsten Antworten:<br />

Chancen:<br />

• bessere Information der Patienten<br />

• gute Anlaufstelle auch für Angehörige<br />

• Transparenz der Leistungen<br />

• Bündelung der Beratungsangebote<br />

• Beitrag zum Entlassmanagement<br />

• Imagegewinn für die Klinik<br />

• Erleichterung für den Stationsbetrieb<br />

• Unterstützung für pflegende Angehörige


Risiken:<br />

• Pflegekräfte auf den Stationen geben<br />

den Beratungsauftrag <strong>ab</strong><br />

• eine uneinheitliche Beratung in Stationen<br />

und Informationszentrum erzeugt Un-<br />

sicherheit bei Patienten<br />

• ungeeignetes Informationsmaterial<br />

• zusätzliche Verpflichtung,<br />

hohe Erwartungen<br />

• weniger Personal auf den Stationen<br />

Risikominimierung:<br />

• kompetente Mitarbeiter im PIZ<br />

(Qualifikation im Bereich Edukation)<br />

• gute Abstimmung mit den einzelnen<br />

Abteilungen (Ansprechpartner vor Ort)<br />

• aktuelle und seriöse Literatur<br />

• zusätzliches Personal<br />

• Auftrag des PIZ muss klar formuliert sein<br />

Da eine enge Zusammenarbeit mit den<br />

Abteilungen angestrebt wird, wurden alle Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern nach Wünschen<br />

und Anregungen für die Mediothek<br />

gefragt. Die Umfrage hat gezeigt, dass ihnen<br />

wichtig ist, auch das Leistungsspektrum des<br />

<strong>Brüder</strong>krankenhauses neben den un<strong>ab</strong>hängigen<br />

Informationsangeboten im Patienten-<br />

Informationszentrum darzustellen. Über die<br />

eigenen Leistungen hinaus g<strong>ab</strong> es viele gute<br />

Vorschläge für Themen, die das PIZ auch anbieten<br />

sollte.<br />

Frage: Ist Ihnen die Einrichtung PIz bekannt?<br />

8 %<br />

8 %<br />

26 %<br />

kenne die Einrichtung<br />

Name schon mal gehört<br />

Einrichtung nicht bekannt<br />

Frage: Wie stehen Sie der Idee, ein PIz in unserem Haus<br />

zu et<strong>ab</strong>lieren, gegenüber?<br />

36 % positiv<br />

neutral<br />

skeptisch/negativ<br />

Frage: Können Sie sich vorstellen, Ihren Patienten einen<br />

Besuch im PIz zu empfehlen?<br />

38 %<br />

nein<br />

kommt darauf an<br />

ja<br />

Eine Auswahl der Vorschläge:<br />

• Prävention/Prophylaxen<br />

• Patientenverfügung<br />

• Betreuungsrecht<br />

• Trauern<br />

• Sterbebegleitung/Hospizarbeit<br />

• Palliativmedizin<br />

• Psychoonkologie<br />

• Umgang mit Demenz<br />

• Umgang mit Schmerzen<br />

PIz – Wissen. zeit.<br />

zuwendung<br />

Markenaufbau und<br />

Kommunikationsstrategie<br />

Nach einer Analyse von Informationsangeboten<br />

und Außenauftritt deutscher Patienten-Informationszentren<br />

hat die Leitung der<br />

Unternehmenskommunikation & Marketing<br />

am Krankenhaus der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong><br />

<strong>Trier</strong> die Positionierung, Marke und das Kommunikationskonzept<br />

für das Patienten-Informationszentrums<br />

entwickelt. Ziel war, eine<br />

Marke zu entwickeln, die sich in die Markenumwelt<br />

<strong>Brüder</strong>krankenhaus und Träger optimal<br />

integriert und d<strong>ab</strong>ei dem Besonderen am<br />

Patienten-Informationszentrum Rechnung<br />

trägt. Wichtig für die Markenentwicklung<br />

war, Angebote zu kreieren, die für die verschiedenen<br />

Zielgruppen leicht verständlich,<br />

sympathisch und erlebbar sind. Dies wurde<br />

über einen besonderen Umgang mit Sprache<br />

und Bildern sowie über eine aufeinander <strong>ab</strong>-<br />

Krankenhaus der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong><br />

gestimmte Auswahl von<br />

Informationsmedien.<br />

Ein Schwerpunkt des<br />

Konzepts liegt auf einem<br />

für den Themenbereich<br />

Patienten-Informationszentrum<br />

bislang neuen<br />

Informationsleitsystem,<br />

das Patienten und Interessierten<br />

Orientierung<br />

im Informationsdschungel<br />

geben soll und<br />

dies im Präsenz- wie im<br />

Internetbereich.<br />

Im Vertrauen<br />

Beziehungen<br />

auf- und ausbauen<br />

Die Kommunikation<br />

ist auf die Informationsbedürfnisse<br />

der einzel-<br />

nen Zielgruppen zugeschnitten und umfasst<br />

den Aufbau eines Beziehungs- und Themenmanagements<br />

nach innen wie außen.<br />

Beziehungen aufbauen und pflegen, d<strong>ab</strong>ei<br />

spricht das PIZ im <strong>Brüder</strong>krankenhaus neben<br />

Patienten, Interessierten, Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern auch niedergelassene Ärzte,<br />

Kliniken und Netzwerks-partner an. Die Kommunikationsmaßnahmen<br />

sind aktiv geplant,<br />

dialogorientiert und auf die Besonderheiten<br />

der jeweiligen Medien <strong>ab</strong>gestimmt. Sie folgen<br />

dem klaren Markenanspruch und Konzept.<br />

So wird die Qualität in der Kommunikation<br />

gesichert und wahrgenommen. Struktur und<br />

Klarheit in den Informationsmedien schafft<br />

für Patienten und Interessierte neben der Beratung<br />

eine weitere Ebene der Orientierung<br />

und damit des Vertrauens.<br />

Vertrauen über ausgewählte<br />

Persönlichkeiten<br />

In der externen Kommunikation steht<br />

Malu Dreyer als rheinland-pfälzische Ministerin<br />

für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit<br />

und Vorsitzende der SPD in <strong>Trier</strong> als<br />

Schirmherrin für die zentrale Bedeutung des<br />

Patienten-Informationszentrums am Krankenhaus<br />

der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong> in<br />

Land und Region.<br />

4/06<br />

49


Krankenhaus der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> Tr ier<br />

Symposium zur klinischen<br />

Hirnforschung<br />

neue impulse für Forschung und Behandlung<br />

am 8. september fand im <strong>Brüder</strong>krankenhaus<br />

das symposium<br />

„Klinische hirnforschung<br />

– herausforderungen und<br />

Chancen“ statt. anlässlich seiner<br />

gründung veranstaltet das<br />

interdisziplinäre Kompetenzzentrum<br />

neurotechnologie<br />

(iKnTeC) dieses symposium für<br />

Fachleute und die interessierte<br />

Öffentlichkeit.<br />

Immer mehr neue Technologien halten<br />

Einzug in die klinische Hirnforschung.<br />

Sie ermöglichen neue Behandlungs- und<br />

Therapieformen für bislang nicht behandelbare<br />

chronische Erkrankungen wie zum Beispiel<br />

Parkinson, Spastik und Depression. „Die<br />

bereits heute möglichen Eingriffe ins menschliche<br />

Gehirn führen Ärzte wie Gesellschaft in<br />

Grenzbereiche dessen, was ethisch, sozialpolitisch<br />

und theologisch vertretbar ist“, so Dr.<br />

Wirtschaftsdezernentin Christiane<br />

Horsch, Dr. Heinz Kirchen,<br />

Leitender Oberarzt der Ersten<br />

Medizinischen Abteilung, und Anja Katrin<br />

Tollhausen, Leiterin der St<strong>ab</strong>sstelle Unternehmenskommunikation,<br />

starteten am Samstag,<br />

den 9. September, die Typisierungsaktion gemeinsam<br />

mit Emil Morsch. Nachdem Dietmar<br />

Jochim als Veranstalter „grünes Licht“ für diese<br />

große Typisierungsaktion gegeben hat, erklärte<br />

sich die <strong>Trier</strong>er Wirtschaftsdezernentin,<br />

Frank Hertel, Oberarzt in der Abteilung für<br />

Neurochirurgie am Krankenhaus der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong>.<br />

Anlässlich der Gründung des IKNTEC<br />

stellten sich die Initiatoren Professor Dr. Peter<br />

Gemmar, Fachhochschule <strong>Trier</strong>, Professor<br />

Dr. Werner Wittling, Universität <strong>Trier</strong>, Oberarzt<br />

Dr. Frank Hertel, Abteilung für Neurochirurgie<br />

(Chefarzt Professor Dr. Martin Bettag), am<br />

Krankenhaus der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong>, und<br />

weitere Fachleute den aktuellen Fragen der<br />

Hirnforschung.<br />

Optimierung technischen und<br />

operativen Vorgehens<br />

Zu den wesentlichen Zielsetzungen des Forschungsverbundes<br />

gehören die Optimierung<br />

der technischen und operativen Vorgehensweise<br />

bei Behandlungen mittels Hirnstimulation,<br />

die Entwicklung neurowissenschaftlicher<br />

Software- und Hardware-Produkte sowie technische<br />

und methodische Entwicklungen auf<br />

den Gebieten der Neuromodulation, Neuroreh<strong>ab</strong>ilitation<br />

und Neuroimaging. „Durch die<br />

Bündelung von Kompetenzen aus den Berei-<br />

Kleiner Piks rettet <strong>Leben</strong><br />

gemeinsame aktion mit der stefan-<br />

morsch-stiftung: <strong>Brüder</strong>krankenhaus<br />

unterstützt Typisierungsaktion auf der<br />

mosellandausstellung<br />

50 4/06<br />

die schon seit Jahren den unermüdlichen Einsatz<br />

der Stefan-Morsch-Stiftung anerkennend<br />

aus der Ferne mitverfolgt, spontan bereit, die<br />

Schirmherrschaft für diese erneute Jubiläumsaktion<br />

der Stiftung zu übernehmen.<br />

Knochenmarkspenden auch<br />

für das <strong>Brüder</strong>krankenhaus<br />

<strong>Trier</strong> ein Thema<br />

In der hämato-/onkologischen Abteilung<br />

(Chefarzt Prof. Dr. med. C. B. Kölbel und<br />

Das Foto zeigt Oberarzt Dr. Frank Hertel,<br />

Abteilung für Neurochirurgie, während<br />

seines Vortrags über Stereotaxie und<br />

Neuromodulation.<br />

chen Neurochirurgie, Neurologie, Radiologie,<br />

Informatik, Physik, Ingenieurwissenschaften<br />

und Neuropsychologie versprechen wir uns<br />

neue Impulse für Forschung und Behandlung“,<br />

formuliert Hertel die Erwartungen des<br />

Teams. Anja Katrin Tollhausen<br />

Leitender Oberarzt Dr. med. H. Kirchen) behandelt<br />

das BKT neben anderen auch bösartige<br />

Erkrankungen, bei denen Knochenmarktransplantationen<br />

notwendig sind. Bei<br />

solchen Krankheitsbildern handelt es sich<br />

meistens um Leukämien. Das <strong>Brüder</strong>krankenhaus<br />

unterstützte die Aktion und ist in Gesprächen<br />

mit der Stiftung, die eine weitergehende<br />

Zusammenarbeit betreffen. „Wir erleben bei<br />

unserer täglichen Arbeit, wie wichtig eine solche<br />

Aktion ist, denn sie hilft <strong>Leben</strong> retten“, so<br />

Kirchen.<br />

Zwischen sechs und acht Menschen vermittelt<br />

die Stefan-Morsch-Stiftung pro Woche<br />

an Krankenhäuser, die auf der Suche nach<br />

geeigneten Spendern für Leukämie sind.<br />

Eine Operation zur Knochenmarkentnahme<br />

ist heute meist nicht mehr notwendig, in der


Knochenmarktransplantationen<br />

gehören inzwischen zu Standardverfahren<br />

in der Behandlung bösartiger<br />

Tumoren. Ursprünglich wurde dieses<br />

Verfahren ausschließlich bei der Behandlung<br />

von Leukämien (so genannter Blutkrebs)<br />

eingesetzt. D<strong>ab</strong>ei werden zunächst die bösartigen<br />

Zellen durch eine Chemotherapie und<br />

Dr. med. H. Kirchen, leitender Oberarzt<br />

der hämato-/onkologische Abteilung<br />

des <strong>Brüder</strong>krankenhauses <strong>Trier</strong>, bei der<br />

Blutentnahme von Wirtschaftsdezernentin<br />

Christiane Horsch im Rahmen der<br />

Typisierungsaktion der Stiftung auf der<br />

Mosellandausstellung.<br />

Regel reicht die Transplantation von Blutstammzellen,<br />

die durch eine Blut<strong>ab</strong>nahme<br />

gewonnen werden können.<br />

Die Stefan-Morsch-Stiftung<br />

Die Stefan-Morsch-Stiftung, die am 26. August<br />

2006 ihr 20-jähriges Stiftungsjubiläum<br />

mit über 500 Gästen aus dem In- und Ausland<br />

(wie Ukraine, Australien, USA, Russland<br />

und Polen) feiern konnte, engagiert sich seit<br />

Typisierung für<br />

Knochenmarkspender<br />

Redaktion <strong>Trier</strong>:<br />

Anja Katrin Tollhausen (verantwortlich)<br />

Kontakt: Krankenhaus der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong><br />

<strong>Trier</strong>, Nordallee 1, 54292 <strong>Trier</strong>, www.bk-trier.de,<br />

Telefon: 0651/208-1507, Fax: 0651/208-1505,<br />

e-Mail: a.tollhausen@bk-trier.de<br />

Strahlentherapie vernichtet und die gesunden<br />

Knochenmarkzellen des Spenders dem<br />

Patienten injiziert. Diese besiedeln dann das<br />

Knochenmark und bauen die neuen gesunden<br />

Blutzellen auf.<br />

Den passenden Spender<br />

finden …<br />

Heute muss man für eine Knochenmarktransplantation<br />

nicht mehr die Zellen aus dem<br />

Knochenmark durch Punktionen entnehmen.<br />

Die Knochenmarkzellen werden durch spezielle<br />

Verfahren aus dem Blut gefiltert. Der Aufwand<br />

entspricht in etwa der einer Blutspende.<br />

Üblicherweise spenden die Geschwister eines<br />

PERSONALMELDuNGEN<br />

Datenschutz im<br />

Chefarztwechsel<br />

<strong>Brüder</strong>krankenhaus –<br />

ein wichtiges Thema!<br />

Neue Leitung der Abteilung für Innere<br />

Medizin<br />

Am 1. Juni 2006 trat Andreas Wessendorf Seit 1. August steht die Abteilung Innere<br />

die Stelle des Beauftragten für Daten- Medizin II des <strong>Brüder</strong>krankenhauses <strong>Trier</strong><br />

schutz im <strong>Brüder</strong>krankenhaus offiziell unter neuer Leitung. Privatdozent Dr. Ste-<br />

an. Er löste damit Dr. Ries <strong>ab</strong>, der im fan Weiner tritt die Nachfolge von Prof. Dr.<br />

<strong>Brüder</strong>krankenhaus mit seiner Arbeit Wolf Boesken an.<br />

entscheidend ein Bewusstsein für dieses<br />

Thema geweckt hat. Der Schwerpunkt<br />

seiner Arbeit wird auf der systematischen<br />

Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter sowie konkreter Umsetzungskonzepte<br />

liegen.<br />

Neue Leitung der Neurologie<br />

Am 1. August hat Privatdozent Dr. Matthias<br />

Maschke die Leitung der Neurologie am <strong>Brüder</strong>krankenhaus<br />

<strong>Trier</strong> übernommen. Damit<br />

trat er die Nachfolge von Dr. med. Bernd<br />

Bohnert als Chefarzt der Abteilung an.<br />

Krankenhaus der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong><br />

ihrer Gründung im Kampf gegen diese tückischen<br />

Krankheiten. Die Gründer der Stiftung<br />

– Emil Morsch und seine Familie – h<strong>ab</strong>en es<br />

sich nach dem Tod ihres Sohnes Stefan, dem<br />

1984 als erstem Europäer in Seattle (USA) das<br />

Knochenmark eines nichtverwandten Spenders<br />

erfolgreich transplantiert wurde (eine<br />

Lungenentzündung machte jedoch alle Überlebenschancen<br />

Stefans zunichte), seit 1986<br />

zur Aufg<strong>ab</strong>e gemacht, mit ihrer ältesten deutschen<br />

Stammzellenspender-Datei den Kampf<br />

gegen Leukämien und Tumorerkrankungen<br />

national und international aufzunehmen.<br />

Inzwischen beschäftigt die im rheinland-pfälzischen<br />

Birkenfeld angesiedelte Stiftung 43<br />

Mitarbeiter. Anja Katrin Tollhausen<br />

Patienten, da Geschwister die höchste Gewebeübereinstimmung<br />

aufweisen. Leider nimmt<br />

die Zahl der Geschwister in unseren Kleinfamilien<br />

<strong>ab</strong>, so dass immer seltener ein passender<br />

Spender für einen Patienten zur Verfügung<br />

steht. In einem solchen Fall muss man sich<br />

auf die Suche nach einem Fremdspender begeben,<br />

einem Menschen, der die gleichen Gewebeeigenschaften<br />

aufweist wie der Patient. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass zwei nicht verwandte<br />

Patienten die gleichen Gewebemerkmale aufweisen,<br />

liegt zwischen 1:1000 bis mehr als 1:1<br />

Million. Dies bedeutet, dass man zahlreiche<br />

Menschen testen muss, um einen passenden<br />

Spender der Knochenmarkstammzellen zu<br />

finden. Je mehr Patienten bereit sind, ihre<br />

Blutstammzellen, auch für einen Fremden zu<br />

spenden, desto höher die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Heilung für einen Patienten.<br />

Prof. Dr. med. C. B. Kölbel<br />

PD Dr. med<br />

Stefan Weiner<br />

4/06<br />

PD Dr. med<br />

Matthias<br />

Maschke<br />

51


Der Stand gewinnt an<br />

Form und Gestalt:<br />

Neben den Stellsystemen<br />

steht nun auch<br />

die Rettungskette.<br />

100 Jahre<br />

Rettungsdienst<br />

30 Jahre<br />

Notarztdienst<br />

160 Jahre <strong>Trier</strong>er<br />

Feuerwehr<br />

der BKT-messestand<br />

– eine runde sache!<br />

Vom 18. bis 20. August 2006<br />

feierte die Feuerwehr <strong>Trier</strong> ihr<br />

Dreier-Jubiläum im Messepark.<br />

Spannendes Aktionsprogramm, eine Industrieausstellung<br />

und ein medizinischer<br />

Fachkongress organisiert von Dr. Alois<br />

Deller und seinem Team sorgten für Unterhaltung<br />

und Information.<br />

Das <strong>Brüder</strong>krankenhaus präsentierte<br />

sich zum Thema „Notfallmedizin“ mit<br />

einem Messestand. Auf 100 m 2 h<strong>ab</strong>en die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den<br />

Besuchern mit Schauübungen, Video-<br />

52<br />

4/06<br />

Professor Dr.<br />

H.P. Busch erläutert<br />

Besucherinnen und<br />

Besuchern die Videovorführung.<br />

vorführungen und Informationen einen<br />

Eindruck über das notfallmedizinische<br />

Leistungsspektrum geboten. Neben<br />

der Darstellung moderner Medizin<br />

und Technik lag ein Schwerpunkt<br />

auf dem persönlichen Kontakt mit<br />

Interessierten. Die Präsenz der <strong>Brüder</strong>,<br />

das Engagement der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, Bildwelten von<br />

Menschen im Einsatz für Menschen sowie<br />

der Themenschwerpunkt Peter Friedhofen<br />

am zentralen Info-Point zeigten<br />

die enge Verbindung von moderner<br />

Medizin und unserem Auftrag.<br />

Bild unten rechts: Ein <strong>ab</strong>solutes Muss: Im Wechsel<br />

nahmen drei Mitarbeiterinnen aus der Di<strong>ab</strong>etes<br />

Ambulanz Blut <strong>ab</strong> und beantworteten alle<br />

Fragen rund um das Thema Di<strong>ab</strong>etes.<br />

Ein Besucher bei der Blutzuckerkontrolle<br />

durch<br />

Claudia Schwarz<br />

(links).<br />

Bruder Peter,<br />

Hausoberer<br />

des BKT, knotet<br />

einen von<br />

zahlreichen<br />

Luftballons an<br />

diesem Tag zu.<br />

Für Abwechslung wurde<br />

gesorgt: Drei Tage waren<br />

die Bereiche mit Ihren Fachleuten<br />

im Wechsel am Stand.<br />

Hier war das persönliche<br />

Gespräch<br />

gefragt. Wibke<br />

Meyer steht<br />

Rede und<br />

Antwort<br />

zum Thema<br />

Schlaganfall.<br />

Für die Vorführungen<br />

bereit: ein<br />

fast echtes<br />

Szenario<br />

Austausch mit den<br />

Besuchern


St. Josefsstift –<br />

Das neue Senioren zentrum<br />

der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong><br />

zum 1. oktober 2006 ist das neue st. Josefsstift bezugsfertig. es bietet 100<br />

pflegebedürftigen menschen ein neues zuhause – mitten im herzen <strong>Trier</strong>s.<br />

neben einem behüteten Wohnbereich für demenzkranke gibt es einen<br />

allgemeinen Wohn- und Kurzzeitpflegebereich.<br />

Insgesamt ist das St. Josefsstift auf 100<br />

Plätze ausgerichtet. 27 Plätze stehen den<br />

Weißen Schwestern und Weißen Väter gemeinschaftlich<br />

zur Verfügung. Die 73 verbleibenden<br />

Plätze verteilen sich mit 15 Plätzen<br />

auf die Kurzzeitpflege und 58 Plätze auf den<br />

allgemeinen Pflegebereich.<br />

Bewohnern eine hohe<br />

<strong>Leben</strong>s- und Wohnqualität<br />

ermöglichen.<br />

„Es ist uns wichtig, die Interessensschwerpunkte<br />

unserer Bewohner herauszufinden und ihnen<br />

so tragfähige Beziehungen sowie sinnvolle Tätigkeiten<br />

und Aktivitäten zu ermöglichen. Dies<br />

tun wir mit Hilfe des biografischen Ansatzes“,<br />

erläutert Heimleiter Daniel Knopp sein Konzept.<br />

„Die Bewohner sollen sich bei uns wohl und<br />

heimisch fühlen“, fügt er ergänzend hinzu.<br />

Hierzu bieten die Räumlichkeiten Vertrautheit,<br />

Rückzugsmöglichkeiten, <strong>ab</strong>er auch Anregung.<br />

Eine biografisch orientierte Wohnraumgestaltung<br />

ist berücksichtigt. Jede Etage verfügt über<br />

eigene Therapieküchen, die funktional und<br />

zugleich mit liebenswerten Wohnaccessoires<br />

warm und persönlich gestaltet ist. Die Wohnküchen<br />

sollen das Zentrum für das soziale <strong>Leben</strong><br />

der Bewohner sein. Neben der Möglichkeit, miteinander<br />

ins Gespräch zu kommen, kann hier<br />

auch gemeinsam gekocht werden.<br />

In der Einrichtung werden nachfolgende<br />

Gruppen von Pflegebedürftigen aufgenommen:<br />

· pflegebedürftige Erwachsene<br />

· pflegebedürftige Menschen mit chronischer<br />

St. Josefsstift <strong>Trier</strong><br />

psychischer Erkrankung<br />

· pflegebedürftige Menschen mit körperlicher<br />

Beeinträchtigung<br />

· pflegebedürftige Menschen mit geistiger Beeinträchtigung<br />

· pflegebedürftige Menschen mit schweren erworbenen<br />

Hirnschädigungen<br />

Ergänzend zur Kurzzeitpflege werden auch<br />

Personen aufgenommen, bei denen eine<br />

selbstständige <strong>Leben</strong>sführung auch für kurze<br />

Zeit nicht möglich, z.B. bei einem Übergang<br />

der Frühreha zur stationären Reha. Auf diese<br />

Weise werden pflegende Angehörige ent-<br />

lastet.<br />

Die Leistungen der allgemeinen und speziellen<br />

Pflege in den Wohnbereichen auf einen<br />

Blick (siehe Seite 54).<br />

4/06<br />

53


Allgemeine Pflegeleistungen<br />

Die allgemeinen Pflegeleistungen umfassen<br />

die im SGB XI beschriebenen Leistungen wie<br />

alle grundpflegerischen Leistungen zum Beispiel:<br />

waschen, anziehen, Hilfe bei der Nahrungsaufnahme<br />

und der Mobilität sowie der<br />

Ausscheidung. Darüber hinaus werden durch<br />

unsere Pflegefachkräfte behandlungspflegerische<br />

Leistungen erbracht.<br />

Sollten Sie Fragen h<strong>ab</strong>en oder sich für<br />

einen Bekannten oder ihre Angehörigen<br />

näher über das Angebot des Seniorenzentrums<br />

informieren wollen, so wenden Sie<br />

sich bitte an:<br />

Seniorenzentrum St. Josefsstift<br />

Daniel Knopp<br />

Bruchhausenstraße 22a<br />

54290 <strong>Trier</strong><br />

Tel.: 0651/9377610<br />

Leiter Daniel Knopp<br />

Redaktion St. Josefsstift:<br />

Anja Katrin Tollhausen (verantwortlich)<br />

Kontakt: Krankenhaus der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong><br />

<strong>Trier</strong>, Nordallee 1, 54292 <strong>Trier</strong>, www.bk-trier.de,<br />

Telefon: 0651/208-1507, Fax: 0651/208-1505,<br />

e-Mail: a.tollhausen@bk-trier.de<br />

54 4/06<br />

Spezialisierungen:<br />

Dementenwohngruppe<br />

im rahmen der dementenwohngruppe orientiert sich das seniorenzentrum<br />

am Kommunikationsmodell der integrativen Validation.<br />

d<strong>ab</strong>ei sind die grundlagen dieses modells in der Begegnung mit<br />

unseren Bewohnern:<br />

• akzeptanz: Wertschätzen, statt widersprechen<br />

• emphatie: Begleitend, mit einfühlendem Verständnis zur seite<br />

stehen<br />

• Kongruenz: spürbar ehrlich in seinen gefühlen bleiben<br />

Kurzzeitpflege<br />

Kurzzeitpflege wird angeboten:<br />

• zur Vermeidung oder Verkürzung von Krankenhausaufenthalten<br />

• als übergangspflege<br />

• um pflegenden angehörigen eine entlastung und erholung zu<br />

ermöglichen, sowie <strong>ab</strong>er auch diese bei erkrankungen und sonstigen<br />

ausfällen zu unterstützen<br />

• um einen gemeinsamen urlaub von angehörigen und Pflegebedürftigen<br />

in <strong>Trier</strong> zu ermöglichen.<br />

Weitere Angebote:<br />

• Therapeutische und reh<strong>ab</strong>ilitationsmaßnahmen<br />

• Ärztliche Betreuung<br />

• sozialbetreuung<br />

• seelsorge<br />

• atmosphäre und <strong>Leben</strong>sart: sehen, riechen und erleben<br />

• spaziergänge (naher Bezug zur umgebung)<br />

• musikalische angebote<br />

• gemeinsames Kochen und Backen<br />

• erinnerungspflege<br />

• sitztanz<br />

• Basteln und gesellschaftsspiele<br />

• einzelbetreuung<br />

• spirituell-religiöse angebote<br />

• gemeinsame mahlzeiten mit angehörigen.


BuCHTIPP<br />

Bernhard Schlink<br />

Die Heimkehr<br />

Diogenes, 2006,<br />

1. Auflage<br />

ISBN 3-257-06510-8<br />

19,90 3<br />

Peter Gebauer verbringt seine Ferien<br />

bei seinen Großeltern väterlicherseits<br />

in der Schweiz. Über seinen Vater<br />

weiß er nicht viel, seine Mutter ist nicht bereit,<br />

Auskunft zu geben. Er genießt diese Jugend<br />

mit den Großeltern, sitzt an den Abenden mit<br />

ihnen zusammen und liest oder malt. Verbotenerweise<br />

liest er eines Abends eines der Manuskripte<br />

eines Groschenromans, das seine<br />

Großeltern redigieren, um ihre Rente aufzubessern.<br />

Papier ist knapp in den 50er-Jahren<br />

MuSIKTIPP<br />

Irgendwie ist es nicht zu begreifen: Während<br />

sie in den Vereinigten Staaten zu<br />

den gefragtesten Live-Acts zählt, kennt die<br />

Dave Matthews Band (DMB) in Europa kaum<br />

jemand. In Fakten: Laut Wikipedia verkauften<br />

sie in den USA mehr als 35 Millionen Platten,<br />

räumten zwei Grammys und vier „My VH1<br />

Awards“ <strong>ab</strong>, bestritten 2000 die kommerziell<br />

erfolgreichste Live-Tour des Jahres und das<br />

Fachblatt „Rolling Stone“ bezeichnet sie als<br />

„America‘s biggest band“.<br />

Was sie aus der Masse der Bands hervorhebt,<br />

ist vor allem die völlig ungewohnte Art<br />

der Zusammensetzung der Instrumente: Während<br />

Bass und Schlagzeug zum Standard von<br />

Rockgruppen zählen und auch ein Keyboard<br />

nicht aus dem normalen Rahmen fällt, ist<br />

der Einsatz einer akustischen statt der elektrischen<br />

Gitarre schon eher ungewöhnlich. Und<br />

wenn dann noch Saxophon und Geige zur<br />

Grundausrüstung gehören, ergibt das Ganze<br />

einen völlig eigenen, nicht geläufigen Sound.<br />

1991 von Namensgeber Dave Matthews in<br />

Virginia an der Ostküste gegründet, machte<br />

Verantwortung und zivilcourage<br />

und so überlassen ihm die Großeltern eben<br />

die überarbeiteten Seiten mit dem ausdrücklichen<br />

Hinweis, die Geschichten niemals zu<br />

lesen. Peter tut es doch und erfährt von der<br />

Geschichte des Soldaten Karl, der aus Stalingrad<br />

zurückkehrt. Eine Heimkehr, die unter<br />

keinem guten Stern steht. Ein fremder Mann<br />

öffnet ihm die Tür, ein Mann, der inzwischen<br />

Karls Kind großzieht. Wie die Geschichte endet,<br />

erfährt Peter Gebauer nicht, da die letzten<br />

Seiten des Manuskripts fehlen. Das Schicksal<br />

des Soldaten lässt ihn nie wieder los. Er begibt<br />

sich auf die Suche nach dem Autor und erkennt<br />

unvermutet eine Verbindung zu seinem<br />

eigenen tot geglaubten Vater. Wer den Autor<br />

Bernhard Schlink kennt und seinen Roman<br />

„Der Vorleser“ gelesen hat, ahnt, wie es weiter<br />

geht. Es beginnt eine Reise in die jüngste<br />

Dave Matthews Band<br />

sich die DMB durch fast tägliche Live-Auftritte<br />

schnell einen Namen in der regionalen Musikszene.<br />

Auch ohne Marketing und ein großes<br />

L<strong>ab</strong>el im Rücken wurde ihre Musik durch<br />

College-Radios über den gesamten Kontinent<br />

verbreitet.<br />

Neben Gitarrist und Songwriter Dave<br />

Matthews gehören die Gründungsmitglieder<br />

Bassist Stefan Lessard, Violinist Boyd Tinsley,<br />

Saxophonist LeRoi Moore und Schlagzeuger<br />

Carter Beauford, der häufig mit der Drums-Legende<br />

Billy Cobham verglichen wird, nach wie<br />

vor zur Band. Lediglich der Keyboarder verließ<br />

gut ein Jahr nach dem Debut die Combo. Seit-<br />

4/06<br />

Service<br />

deutsche Vergangenheit, eine Suche nach<br />

ihrem Fortbestehen. Der Roman „Die Heimkehr“<br />

ist ein Buch über die Zeitgeschichte,<br />

über Verantwortung und Zivilcourage. Aber<br />

dieses Buch ist mehr als der Versuch, an den<br />

Welterfolg „Der Vorleser“ anzuknüpfen. Das<br />

Buch ist ein moderner Entwicklungsroman,<br />

eine ungewöhnliche Liebesgeschichte und<br />

eine sozialkritische Studie. Ein Buch, das<br />

von der Kritik verrissen und von den Lesern<br />

offenbar geliebt wird. Wer Bernhard Schlinks<br />

Netzwerk aus Vergangenheit und Gegenwart<br />

schätzt, seine vorsichtige Suche nach den<br />

Fragen von Schuld und Moral, die typische<br />

Entwicklung einer melancholischen Atmosphäre,<br />

kurz: wem „Der Vorleser“ gefallen hat,<br />

der wird auch dieses Buch so schnell nicht aus<br />

der Hand legen. Hans-Bernd Köster<br />

dem hat die DMB keinen festen Keyboarder, <strong>ab</strong>er<br />

bei fast allen Touren und Alben ist Butch Taylor<br />

Dauer-Gast. Der eigenständige Dave Matthews<br />

Band-Sound ist schlecht einzuordnen. Ihn als<br />

Rock zu bezeichnen, würde ihm nicht gerecht,<br />

das lässt schon allein die eigenwillige Instrumentierung<br />

nicht zu. So kommen sie mal jazzig<br />

oder folkig, mal blusig oder funky oder mit<br />

Countryelementen daher; so steht schon mal<br />

eine Größe wie Neil Young mit auf der Bühne<br />

oder ein Carlos Santana mit im Studio.<br />

Fazit: Die Dave Matthews Band ist keine<br />

Musik für die Massen. Wer’s jedoch vielseitig<br />

und anspruchsvoll mag, sollte sie im Fundus<br />

h<strong>ab</strong>en. Otmar Lohner<br />

CD-TiPPS:<br />

• everyday (Cd, 2001 mit Carlos<br />

santana)<br />

• Live at Folsom Field, Boulder<br />

Colorado (Cd/dVd, 2002)<br />

• The Central Park Concert<br />

(Cd/dVd, 2003)<br />

The gorge (Cd/dVd, 2004)<br />

55


Schriftstück<br />

Scharf<br />

riechende<br />

Pflanze<br />

RÄTSEL<br />

Seeungeheuer<br />

in<br />

GB<br />

1 Brief klug<br />

Origi-<br />

nalität<br />

Prüfer 10 Gegenteil<br />

von süß<br />

Windrichtung<br />

Rohstoff Unheil<br />

Preisvorschlag<br />

Arbeitsniederlegung<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong> e. V. · Kardinal-Krementz-str.1-5 · 56073 Koblenz · g 25203<br />

7 Gebieter<br />

Rührgerät Ausflug Beweis<br />

Umlaut<br />

Lager<br />

Badeanzug<br />

auf der<br />

Stelle<br />

Ufer<br />

Einzelvortragender<br />

4<br />

Steinzeichnung<br />

Kadaver 2 Ausbilder<br />

Schriftsteller<br />

1<br />

Service<br />

Lösungswort:<br />

2 3 4 5<br />

Astrid Schuh aus Waldrach gehörte zu denen,<br />

die das Lösungswort („Zoologe“) wusste und<br />

mit etwas Losglück nun stolze Gewinnerin eines<br />

Telefon-Fax-Kopier-Kombigerätes ist, das in der<br />

letzten FORUM als Gewinn lockte.<br />

In dieser Ausg<strong>ab</strong>e gibt es einen<br />

CD-Player zu gewinnen.<br />

Brillenhersteller<br />

Mischbrett<br />

Safe<br />

Heilmaßnahme<br />

3<br />

Überschrift<br />

Divisor 8 Bundesland<br />

H<strong>ab</strong>sucht Mediziner<br />

ägypt.<br />

Sonnengott<br />

6 7<br />

ein<br />

wenig<br />

Behälter<br />

für Paste<br />

sauber<br />

Milchorgan<br />

6<br />

8 9 10<br />

Südfrucht<br />

in der<br />

Nähe von<br />

Allerdings sollten Sie dafür das richtige Lösungswort<br />

ermitteln und uns per Postkarte, Fax<br />

oder e-Mail (bitte Postadresse und Telefonnummer<br />

nicht vergessen!) bis spätestens zum 29.<br />

Dezember 2006 zusenden. Bei mehr als einer<br />

richtigen Einsendung ermitteln wir den Gewinner<br />

per Los.<br />

Knocheninneres<br />

Südstaat<br />

der USA<br />

5<br />

flüssige<br />

Speisewürze<br />

vorne<br />

beim<br />

Schiff<br />

9 dergleichen<br />

engl.:<br />

zu<br />

engl.:<br />

von<br />

Körper-<br />

reinigung<br />

FORuM-Redaktion<br />

Postfach 30 03 23<br />

56027 Koblenz<br />

Wasserbewegung<br />

Hand-<br />

dreschgerät<br />

Telefax: 0261/496-6470<br />

e-Mail: forum@bb-trier.de

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