Lehramt - Institut für Physikalische Chemie

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NMR-Spektroskopie Im Gegensatz zur chemischen Verschiebung und skalaren Kopplung verschwindet in isotroper Umgebung der Beitrag der dipolaren Kopplung. Die dipolare Kopplung hat also nur Auswirkung auf die Spektren in anisotroper Umgebung und auf das Relaxationsverhalten (auch im Isotropen). 4.1.3.4. Quadrupolwechselwirkung Für Atomkerne mit einem Kernspin I > 1/2 kommt es zu einer Wechselwirkung zwischen dem Kernquadrupolmoment und dem elektrischen Feldgradienten am Kernort, die als Quadrupolwechselwirkung bezeichnet wird. Der zugehörige Hamiltonoperator lautet Ĥ Q = ˆ⃗ IQ ˆ⃗I. (4.18) Q ist der Quadrupolkopplungstensor, der mit dem Quadrupolmoment und dem elektrischen Feldgradienten V gemäß eQ Q = 2I(2I −1) V (4.19) zusammenhängt. Derelektrische FeldgradienttensorV enthältElementewieV xy = ∂2 V ,V ∂x∂y xx = ∂ 2 V etc. Auch dieser Beitrag verschwindet, wie die dipolare Wechselwirkung, in isotroper ∂x∂x Lösung. 4.1.3.5. Spin-Rotationswechselwirkung Diese Wechselwirkung tritt vor allem bei kleinen sich schnell drehenden Molekülen auf. Die schnelle Drehbewegung eines Moleküls erzeugt ein zusätzliches Magnetfeld, das proportional zum Drehimpuls ⃗ J ist. Der Kernspin kann eine Wechselwirkung mit diesem erzeugten Magnetfeld eingehen, wobei der entsprechende Hamiltonoperator mit Ĥ SR = −ˆ⃗ I C ˆ⃗J (4.20) gegeben ist. C ist der Spin-Rotationstensor, ˆ⃗J der Drehimpulsoperator. Dieser Beitrag wird bei einigen Molekülen als wichtiger Relaxationsbeitrag angesehen. 4.1.3.6. Wechselwirkung mit ungepaarten Elektronen Bei diesem Beitrag, der in Gegenwart paramagnetischer Substanzen auftritt, sind wiederum skalare (indirekte) und direkte dipolare Beiträge zu berücksichtigen. Der Hamiltonoperator lautet Ĥ NE = a ˆ⃗ S ˆ⃗I + ˆ⃗I D ˆ⃗S. (4.21) Der erste Term berücksichtigt den skalaren Betrag (Kontaktterm), wobei a die Hyperfeinkopplungskonstante ist (vgl. ESR-Spektroskopie). Der zweite Term beschreibt den dipolaren Beitrag. Hier ist D der Dipol-Dipolkopplungstensor und ˆ⃗ S der Elektronenspinoperator. 70

NMR-Spektroskopie 4.1.4. Beschreibung eines NMR-Experiments 4.1.4.1. Kernmagnetisierung im Gleichgewicht Bisher wurde die Diskussion für einen einzigen Kernspin geführt, der bestimmte Wechselwirkungen mit seiner Umgebung eingeht. Zur Beschreibung des NMR-Experiments muss man jedoch zu einer makroskopischen Betrachtungsweise übergehen, die alle vorhandenen Spins in einer Probe berücksichtigt. Die entsprechende Größe, die für die weitere Diskussion benötigt wird, ist die Kernmagnetisierung M 0 , die sich als die Summe aller magnetischen Momente ergibt. Die Berechnung der Gesamtmagnetisierung geschieht über die Boltzmann-Statistik. Betrachten wir ein I = 1/2-Spinsystem, dann ergibt sich die Gleichgewichts-Kernmagnetisierung zu M 0 = N α µ zα +N β µ zβ = ∆N 0 µ zα (4.22) wobei N α , N β die relative Besetzung der Zustände α und β sind. µ zα = −µ zβ sind die z- Komponenten der entsprechenden magnetischen Momente. Für die Berechnung von N α und N β greiftmanaufdieBoltzmann-StatistikzurückundwendetdiesogenannteHochtemperatur- Näherung an, d.h. ∆U ≪ kT. Es folgt damit, dass ∆N 0 = N α −N ß = N∆U 2kT = N · γB 0 2kT . (4.23) N ist hier die Gesamtzahl der Spins, d.h. N = N α +N β . Einsetzen von ∆N 0 und µ Zα = 1 2 γ in Gleichung (4.22) führt zu M 0 = N γ2 2 B 0 4kT , (4.24) was dem Curie-Gesetz entspricht. Für den Fall einer beliebigen Spinquantenzahl I ergibt sich für die Magnetisierung M 0 = N γ2 2 B 0 I (I +1) . (4.25) 3kT 4.1.4.2. Messmethoden und Blochsche Gleichungen Zur Durchführung eines NMR-Experiments benötigt man ein statisches, starkes Magnetfeld B 0 , dessen Richtung als die z-Richtung festgelegt ist. Weiterhin wird eine elektromagnetische Strahlung im Radiofrequenzbereich eingestrahlt, die senkrecht zu B 0 in der x,y-Ebene liegt und deren magnetische Komponente eine Amplitude B 1 aufweist (B 1 ≪ B 0 ). Im sogenannten Resonanzfall, d.h. wenn die Frequenz des B 1 -Feldes der Larmorfrequenz eines Kernspins in der Probe entspricht, kommt es zum Übergang zwischen den Kernspinzuständen, d.h. die Probe absorbiert einen Teil der eingestrahlten Energie. Grundsätzlich unterscheidet man bei den Messverfahren zwischen der continuous wave (cw)- Methode und der Impuls- oder Fouriertransformations (FT)-Technik. Der cw-Modus verwendet ein Hochfrequenzfeld schwacher Amplitude, das kontinuierlich einwirkt. Zur Aufzeichnung des Absorptionsspektrums der Probe wird die Frequenz oder die B 0 -Feldstärke (s. ESR- Spektroskopie) sehr langsam verändert (Abb. 4.3 a,b,c). Die cw-Technik hat verschiedene Nachteile. Das Aufnahmeverfahren ist relativ zeitaufwendig, denn die Radiofrequenz bzw. das Magnetfeld darf aufgrund der langen Relaxationszeiten nicht zu schnell variiert werden, 71

NMR-Spektroskopie<br />

4.1.4. Beschreibung eines NMR-Experiments<br />

4.1.4.1. Kernmagnetisierung im Gleichgewicht<br />

Bisher wurde die Diskussion für einen einzigen Kernspin geführt, der bestimmte Wechselwirkungen<br />

mit seiner Umgebung eingeht. Zur Beschreibung des NMR-Experiments muss man<br />

jedoch zu einer makroskopischen Betrachtungsweise übergehen, die alle vorhandenen Spins in<br />

einer Probe berücksichtigt. Die entsprechende Größe, die für die weitere Diskussion benötigt<br />

wird, ist die Kernmagnetisierung M 0 , die sich als die Summe aller magnetischen Momente ergibt.<br />

Die Berechnung der Gesamtmagnetisierung geschieht über die Boltzmann-Statistik. Betrachten<br />

wir ein I = 1/2-Spinsystem, dann ergibt sich die Gleichgewichts-Kernmagnetisierung<br />

zu<br />

M 0 = N α µ zα +N β µ zβ = ∆N 0 µ zα (4.22)<br />

wobei N α , N β die relative Besetzung der Zustände α und β sind. µ zα = −µ zβ sind die z-<br />

Komponenten der entsprechenden magnetischen Momente. Für die Berechnung von N α und<br />

N β greiftmanaufdieBoltzmann-StatistikzurückundwendetdiesogenannteHochtemperatur-<br />

Näherung an, d.h. ∆U ≪ kT. Es folgt damit, dass<br />

∆N 0 = N α −N ß = N∆U<br />

2kT = N · γB 0<br />

2kT . (4.23)<br />

N ist hier die Gesamtzahl der Spins, d.h. N = N α +N β . Einsetzen von ∆N 0 und µ Zα = 1 2 γ<br />

in Gleichung (4.22) führt zu<br />

M 0 = N γ2 2 B 0<br />

4kT , (4.24)<br />

was dem Curie-Gesetz entspricht. Für den Fall einer beliebigen Spinquantenzahl I ergibt sich<br />

für die Magnetisierung<br />

M 0 = N γ2 2 B 0 I (I +1)<br />

. (4.25)<br />

3kT<br />

4.1.4.2. Messmethoden und Blochsche Gleichungen<br />

Zur Durchführung eines NMR-Experiments benötigt man ein statisches, starkes Magnetfeld<br />

B 0 , dessen Richtung als die z-Richtung festgelegt ist. Weiterhin wird eine elektromagnetische<br />

Strahlung im Radiofrequenzbereich eingestrahlt, die senkrecht zu B 0 in der x,y-Ebene liegt<br />

und deren magnetische Komponente eine Amplitude B 1 aufweist (B 1 ≪ B 0 ). Im sogenannten<br />

Resonanzfall, d.h. wenn die Frequenz des B 1 -Feldes der Larmorfrequenz eines Kernspins in<br />

der Probe entspricht, kommt es zum Übergang zwischen den Kernspinzuständen, d.h. die<br />

Probe absorbiert einen Teil der eingestrahlten Energie.<br />

Grundsätzlich unterscheidet man bei den Messverfahren zwischen der continuous wave (cw)-<br />

Methode und der Impuls- oder Fouriertransformations (FT)-Technik. Der cw-Modus verwendet<br />

ein Hochfrequenzfeld schwacher Amplitude, das kontinuierlich einwirkt. Zur Aufzeichnung<br />

des Absorptionsspektrums der Probe wird die Frequenz oder die B 0 -Feldstärke (s. ESR-<br />

Spektroskopie) sehr langsam verändert (Abb. 4.3 a,b,c). Die cw-Technik hat verschiedene<br />

Nachteile. Das Aufnahmeverfahren ist relativ zeitaufwendig, denn die Radiofrequenz bzw.<br />

das Magnetfeld darf aufgrund der langen Relaxationszeiten nicht zu schnell variiert werden,<br />

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