Lehramt - Institut für Physikalische Chemie

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05.03.2014 Aufrufe

Schwingungsspektroskopie Anhang Die Rotationszustände des CO 2 Im CO 2 -Spektrum sind nur Übergänge aus Rotationszuständen mit geradzahligem J zu finden. Die Erklärung für dieses merkwürdige Verhalten gibt das Pauli-Prinzip, das besagt, dass die Gesamtwellenfunktion für Bosonen (Teilchen mit ganzzahligem Spin) 1 symmetrisch sein muss, die Gesamtwellenfunktion des Systems beim Vertauschen zweier identischer Bosonen ihr Vorzeichen also nicht ändert. Da die Rotation des CO 2 -Moleküls um 180 ◦ aber gerade zur Vertauschung zweier Bosonen ( 16 O hat einen Kernspin von 0) führt, muss die Gesamwellenfunktion des CO 2 symmetrisch sein. Die Gesamtwellenfunktion, die sich aus dem Produkt der Einzelfunktionen für Elektronen (Ψ el ), Vibrationen (Ψ vib ), Rotationen (Ψ rot ) und Kerne (Ψ nuc ) bildet, Ψ = Ψ el Ψ vib Ψ rot Ψ nuc . (3.48) ist im Grundzustand symmetrisch, weil alle Einzelwellenfunktionen und somit auch deren Produkt symmetrisch sind. Für höhere Rotationsniveaus ist hingegen zu beachten, dass bei der rotatorische Wellenfunktion das Vorzeichen gemäß (−1) J alterniert. Somit kann die Gesamtwellenfunktion des CO 2 nur dann symmetrisch sein, wenn J geradzahlig ist. Anders verhält es sich im ersten angeregten Schwingungszustand. Weil im Grundzustand nur Rotationszustände mit geradem J besetzt sind und wegen der Auswahlregel ∆J = ±1 können nur Rotationszustände mit ungeradzahligen J im angeregten Schwingungszustand erreicht werden. Dort ist Ψ rot antisymmetrisch. Der Übergang ist aber trotzdem möglich, weil auch das Vorzeichen von Schwingungswellenfunktionen mit deren Quantenzahl v alterniert gemäß (−1) v , das Produkt aus Rotations- und Schwingungswellenfunktion also symmetrisch bleibt. Die erwarteten Übergänge sind somit 1 ← 2,3 ← 4,5 ← 6, usw. für den P-Zweig und 1 ← 0,3 ← 2,5 ← 4, usw. für den R-Zweig, was auch tatsächlich beobachtet wird. Der Q-Zweig bleibt weiterhin die Ausnahme. 1 Bekannter ist das Pauliprinzip für Fermionen (halbzahliger Spin), das besagt, dass deren Gesamtwellenfunktion antisymmetrisch sein muss. Daraus ergibt sich, dass sich zwei Fermionen nie im selben Zustand aufhalten können. 64

65 4. NMR-Spektroskopie 4.1. Theoretischer Teil 4.1.1. Themen des Kolloquiums • Aufbau des Spektrometers • Continuous Wave-Methode (cw-Methode) • Fourier-Transform-Technik (FT-NMR) • Magnetische Wechselwirkungen • Blochsche Gleichungen • Relaxationsmechanismen • Impulsexperimente (freier Induktionszerfall, Echo-Experimente, Diffusionsmessungen) • NMR-Bildgebung (Imaging) 4.1.2. Einleitung Bei der kernmagnetischen Resonanzspektroskopie (Nuclear Magnetic Resonance Spectroscopy) bestimmt man die Eigenschaften von Molekülen, welche Atomkerne mit einem von Null verschiedenen Kernspin besitzen. An den Kernspin ist ein magnetisches Moment gekoppelt, das mit einem an der Probe anliegenden Magnetfeld in Wechselwirkung treten kann. Infolgedessen kann das Molekül verschiedene Energiezustände einnehmen, die sich spektroskopisch verfolgen lassen. Die Bedingung eines von Null verschiedenen Kernspins ist bei allen Atomkernen außer den sogenannten gg-Kernen (Kerne mit gerader Protonen- und gerader Neutronenzahl) erfüllt. Wie Tabelle 4.1 zu entnehmen ist, findet man Atomkerne sowohl mit halb- als auch mit ganzzahligem Kernspin. Tabelle 4.1.: Atomkerneigenschaften Zahl der Protonen Zahl der Neutronen Kernspin Beispiele gerade gerade 0 4 He, 12 C, 16 O ungerade gerade halbzahlig 1 H(1/2), 19 F(1/2), 23 Na(3/2) gerade ungerade halbzahlig 29 Si(1/2), 13 C(1/2), 131 Xe(3/2) ungerade ungerade ganzzahlig 2 H(1), 10 B(3), 36 Ce(2) Ein Atomkern mit einem von Null verschiedenen Kernspin ⃗ I besitzt ein magnetisches Moment

Schwingungsspektroskopie<br />

Anhang<br />

Die Rotationszustände des CO 2<br />

Im CO 2 -Spektrum sind nur Übergänge aus Rotationszuständen mit geradzahligem J zu finden.<br />

Die Erklärung für dieses merkwürdige Verhalten gibt das Pauli-Prinzip, das besagt, dass<br />

die Gesamtwellenfunktion für Bosonen (Teilchen mit ganzzahligem Spin) 1 symmetrisch sein<br />

muss, die Gesamtwellenfunktion des Systems beim Vertauschen zweier identischer Bosonen<br />

ihr Vorzeichen also nicht ändert. Da die Rotation des CO 2 -Moleküls um 180 ◦ aber gerade<br />

zur Vertauschung zweier Bosonen ( 16 O hat einen Kernspin von 0) führt, muss die Gesamwellenfunktion<br />

des CO 2 symmetrisch sein. Die Gesamtwellenfunktion, die sich aus dem Produkt<br />

der Einzelfunktionen für Elektronen (Ψ el ), Vibrationen (Ψ vib ), Rotationen (Ψ rot ) und Kerne<br />

(Ψ nuc ) bildet,<br />

Ψ = Ψ el Ψ vib Ψ rot Ψ nuc . (3.48)<br />

ist im Grundzustand symmetrisch, weil alle Einzelwellenfunktionen und somit auch deren<br />

Produkt symmetrisch sind. Für höhere Rotationsniveaus ist hingegen zu beachten, dass bei<br />

der rotatorische Wellenfunktion das Vorzeichen gemäß (−1) J alterniert. Somit kann die Gesamtwellenfunktion<br />

des CO 2 nur dann symmetrisch sein, wenn J geradzahlig ist.<br />

Anders verhält es sich im ersten angeregten Schwingungszustand. Weil im Grundzustand<br />

nur Rotationszustände mit geradem J besetzt sind und wegen der Auswahlregel ∆J = ±1<br />

können nur Rotationszustände mit ungeradzahligen J im angeregten Schwingungszustand<br />

erreicht werden. Dort ist Ψ rot antisymmetrisch. Der Übergang ist aber trotzdem möglich, weil<br />

auch das Vorzeichen von Schwingungswellenfunktionen mit deren Quantenzahl v alterniert<br />

gemäß (−1) v , das Produkt aus Rotations- und Schwingungswellenfunktion also symmetrisch<br />

bleibt. Die erwarteten Übergänge sind somit 1 ← 2,3 ← 4,5 ← 6, usw. für den P-Zweig<br />

und 1 ← 0,3 ← 2,5 ← 4, usw. für den R-Zweig, was auch tatsächlich beobachtet wird. Der<br />

Q-Zweig bleibt weiterhin die Ausnahme.<br />

1 Bekannter ist das Pauliprinzip für Fermionen (halbzahliger Spin), das besagt, dass deren Gesamtwellenfunktion<br />

antisymmetrisch sein muss. Daraus ergibt sich, dass sich zwei Fermionen nie im selben Zustand<br />

aufhalten können.<br />

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