Lehramt - Institut für Physikalische Chemie

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05.03.2014 Aufrufe

Schwingungsspektroskopie Abb. 3.3.: Geometrie der Deformationsschwingung. 2m 1 x 1 +m 2 x 2 = 0 erhält man x 1 = m 2 R·α. (3.23) 2(2m 1 +m 2 ) DieAuslenkungausderGleichgewichtslagebeträgts = R·α.MitderWinkeldeformationskonsante D ′ gilt dann F = −D ′ s = m 1 ·ẍ 1 (3.24) und nach Einsetzen von s und x 1 ergibt sich die Differentialgleichung −D ′ α = µ δ¨α (3.25) mit Für die Lösung folgt daraus µ δ = m 1 m 2 2(2m 1 +m 2 ) . (3.26) ω δ = √ D ′ µ δ . (3.27) Wie aus diesem Beispiel erkennbar ist, besteht das Hauptproblem bei der Beschreibung einer Molekülschwingung darin, eine Formel für die reduzierte Masse aufzustellen. Für größere Molekülewirddiesbeliebigkompliziert. MankannjedochMoleküleinfunktionelleUntereinheiten aufteilen und Kopplungen zwischen Schwingungen derselben näherungsweise vernachlässigen, wenn in ihnen deutliche Unterschiede bezüglich Masse oder Kraftkonstante bestehen oder sie räumlich weit entfernt liegen (bei hoher Symmetrie wie z. B. in kristallinen Bereichen von Makromolekülen ist aber auch eine Kopplung über weite Bereiche möglich). Beispielsweise findet eine X-H-Valenzschwingung aufgrund der niedrigen Masse des H-Atomes oder eine Carbonylschwingung aufgrund der hohen Kraftkonstante praktisch unabhängig von anderen Schwingungen des Moleküls statt. Durch die Einführung von Gruppenfrequenzen kann somit eine Identifikation von Strukturelementen eines Moleküls erfolgen, worauf die große Bedeutung der IR-Spektroskopie für Strukturaufklärung und qualitative Analyse beruht. InFlüssigkeiten undFestkörpern sind zusätzliche Wechselwirkungen mit Nachbaratomen feststellbar, z. B. Gitterschwingungen in Ionenkristallen, Schwingungen adsorbierter Moleküle und Schwingungen von Wasserstoffbrücken. Neben dem Auftreten mechanischer Wechselwirkungen sind auch elektrische Wechselwirkungen der Dipole möglich. Durch das Auftreten von Oberschwingungen (schwache Übergänge für ∆v = ±2,±3,..., Kopplungen und Resonanzerscheinungen (z. B. Fermi-Resonanz, d.h. energetische Aufspaltung einer zufälligen 50

Schwingungsspektroskopie Entartung verschiedener Schwingungen) werden die Spektren zusätzlich verkompliziert. Zu beachten ist ferner, dass aus der großen Zahl möglicher Schwingungen nicht alle infrarotaktiv sind. Hier kann die Ramanspektroskopie eingesetzt werden, bei welcher die Änderung der Polarisierbarkeit bei einer Schwingung Voraussetzung für einen Übergang ist. Für Moleküle mit Inversionszentrum sind gerade diejenigen Schwingungen ramanaktiv, die infrarotinaktiv sind (Alternativ-Verbot). 3.1.1.5. Das Infrarotspektrometer Prinzipielle Bauelemente aller Infrarotspektrometer sind die Strahlungsquelle, der Spektralapparat, der Detektor sowie eine Ausgabeeinheit (Computer). Als Strahlungsquelle im IR-Bereich verwendet man Plancksche Strahler mit der ihnen eigenen Energieverteilung, welche bei der Messwertgewinnung berücksichtigt werden muss. Beispiele sind: • Siliciumcarbidstäbe (Globar) mit einer Betriebstemperatur von 1500 K. Die Zündung erfolgt direkt durch Anlegen einer geeigneten Spannung. • Der Nernst-Stift (Stäbchen aus ZrO mit Zusätzen von Lanthanoxiden) mit einer Betriebstemperatur von 1900K. Dieser muss von außen beheizt werden, besitzt aber eine höhere Strahlungsintensität. • NeuersindmitHeizwendelnumwickelteKeramikstäbchen,welchevongesintertenSchichten aus Aluminiumoxid und Zirkonsilicat umgeben sind und sich durch ihren wartungsfreien Betrieb und mechanische Stabilität auszeichnen. • Wolfram-, Quarz-Halogen-, Deuterium- und Quecksilberhochdrucklampen • DasimPraktikumverwendeteGerätenthälteinenbei1300KarbeitendenSchwarzkörperhohlraumstrahler. • InZukunftwirdderEinsatzvonDiodenlasernvomBleichalkogenid-Typ imMIR-Bereich erwartet. Infrarotdetektoren wandeln die einfallende Strahlungsintensität in ein elektrisches Signal um. Man unterscheidet zwischen thermischen Detektoren und Quantendetektoren. Thermische Detektoren besitzen eine wellenlängenunabhängige Empfindlichkeit: • Golay-Zelle:Dieseistsehr empfindlich gegenErschütterungen undFremdlichteinfall und wird daher heute nicht mehr verwendet. Sie ist eine kleine gasgefüllte Zelle mit einem IR-durchlässigen Fenster. Die Strahlung wird von einem schwarzen Film absorbiert, erhitzt ein Gas und übt dadurch Druck auf die verspiegelte Rückwand aus, die Teil eines optischen Systems ist. Die Zelle besitzt einen großen linearen Arbeitsbereich und war früher weit verbreitet. • Thermoelemente, die mit Hilfe einer Kontaktstelle aus zwei verschiedenen Metallen Wärmeenergie in elektrische Energie (Thermospannung) umwandeln. Sie besitzen eine geringe Ansprechzeit. 51

Schwingungsspektroskopie<br />

Abb. 3.3.: Geometrie der Deformationsschwingung.<br />

2m 1 x 1 +m 2 x 2 = 0 erhält man<br />

x 1 =<br />

m 2<br />

R·α. (3.23)<br />

2(2m 1 +m 2 )<br />

DieAuslenkungausderGleichgewichtslagebeträgts = R·α.MitderWinkeldeformationskonsante<br />

D ′ gilt dann<br />

F = −D ′ s = m 1 ·ẍ 1 (3.24)<br />

und nach Einsetzen von s und x 1 ergibt sich die Differentialgleichung<br />

−D ′ α = µ δ¨α (3.25)<br />

mit<br />

Für die Lösung folgt daraus<br />

µ δ =<br />

m 1 m 2<br />

2(2m 1 +m 2 ) . (3.26)<br />

ω δ =<br />

√<br />

D ′<br />

µ δ<br />

. (3.27)<br />

Wie aus diesem Beispiel erkennbar ist, besteht das Hauptproblem bei der Beschreibung einer<br />

Molekülschwingung darin, eine Formel für die reduzierte Masse aufzustellen. Für größere Molekülewirddiesbeliebigkompliziert.<br />

MankannjedochMoleküleinfunktionelleUntereinheiten<br />

aufteilen und Kopplungen zwischen Schwingungen derselben näherungsweise vernachlässigen,<br />

wenn in ihnen deutliche Unterschiede bezüglich Masse oder Kraftkonstante bestehen oder<br />

sie räumlich weit entfernt liegen (bei hoher Symmetrie wie z. B. in kristallinen Bereichen<br />

von Makromolekülen ist aber auch eine Kopplung über weite Bereiche möglich). Beispielsweise<br />

findet eine X-H-Valenzschwingung aufgrund der niedrigen Masse des H-Atomes oder<br />

eine Carbonylschwingung aufgrund der hohen Kraftkonstante praktisch unabhängig von anderen<br />

Schwingungen des Moleküls statt. Durch die Einführung von Gruppenfrequenzen kann<br />

somit eine Identifikation von Strukturelementen eines Moleküls erfolgen, worauf die große<br />

Bedeutung der IR-Spektroskopie für Strukturaufklärung und qualitative Analyse beruht.<br />

InFlüssigkeiten undFestkörpern sind zusätzliche Wechselwirkungen mit Nachbaratomen feststellbar,<br />

z. B. Gitterschwingungen in Ionenkristallen, Schwingungen adsorbierter Moleküle<br />

und Schwingungen von Wasserstoffbrücken. Neben dem Auftreten mechanischer Wechselwirkungen<br />

sind auch elektrische Wechselwirkungen der Dipole möglich. Durch das Auftreten<br />

von Oberschwingungen (schwache Übergänge für ∆v = ±2,±3,..., Kopplungen und Resonanzerscheinungen<br />

(z. B. Fermi-Resonanz, d.h. energetische Aufspaltung einer zufälligen<br />

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