Lehramt - Institut für Physikalische Chemie
Lehramt - Institut für Physikalische Chemie
Lehramt - Institut für Physikalische Chemie
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Blitzlichtphotolyse<br />
Die Wahl des Operators Ĥvib und der zugehörigen Wellenfunktionen unterscheidet die Theorien<br />
über strahlungslose Prozesse. Robinson und Frosch [11] nehmen an, dass nur intramolekulare<br />
Wechselwirkungen für strahlungslose Prozesse wesentlich sind. Intermolekulare Anteile<br />
an Ĥvib werden nur indirekt berücksichtigt, sie führen zu einem Quasikontinuum von Moleküleigenfunktionen<br />
mit der Dichte ρ (,,Verbreiterungsmechanismus“ bzgl. der Termwerte).<br />
Damit erbeben sich Matrixelemente der Form<br />
Ĥ =< S 0 χ u<br />
∣ ∣∣ Ĥ vib<br />
∣ ∣∣T1<br />
χ 0 > . (1.18)<br />
Diese sind bei Gültigkeit der Born-Oppenheimer-Näherung gleich Null. Sind die Wellenfunktionen<br />
jedoch zeitabhängig, so ist Ĥ ≠ 0. Besonders große Werte nimmt Ĥ dann an, wenn die<br />
Energien der Zustände χ u und χ o gleich sind. Die Wahrscheinlichkeit strahlungsloser Prozesse<br />
ergibt sich dann zu<br />
∣<br />
ρ∣Ĥ<br />
∣ 2<br />
k ISC ∼ . (1.19)<br />
∆E 2 S,T<br />
ρ beschreibt die Dichte der Zustände, zu denen ein strahlungsloser Übergang möglich ist. Die<br />
Separation von Elektronen- und Schwingungsanteil führt zu:<br />
k ISC ∼ ρ<br />
∆E 2 S,T<br />
< S 0<br />
∣ ∣∣ Ĥ vib<br />
∣ ∣∣T1<br />
> 2 < χ u |χ o > 2 = ρ<br />
∆E 2 S,T<br />
CF. (1.20)<br />
Wiek P ist auchk ISC proportionalzumFranck-Condon-FaktorF undentspricht M 2 inGleichung<br />
(1.16). Neu hingegen ist der Faktor ρ, der mit zunehmender Kopplung des Übergangs<br />
mit der Umgebung (Matrix) offensichtlich den Prozess beschleunigt.<br />
In einem vielatomigen Molekül ist der Franck-Condon-Faktor F kein einfaches Integral über<br />
zweiSchwingungseigenfunktionen, esmussvielmehrüberallebeteiligtenNormalschwingungen<br />
integriert werden. Ähnliches gilt für alle bisher erwähnten Operatoren, bei denen es sich<br />
eigentlich um Vielteilchenoperatoren handelt.<br />
Die in Gleichung (1.20) behandelte Abhängigkeit zwischen k ISC und ∆E S,T wurde erstmals<br />
von Kellogg und Wyeth [12] experimentell nachgewiesen. Die Auftragung von logτ ISC (=<br />
log(1/k ISC )) gegen ∆E S,T ergab eine lineare Abhängigkeit.<br />
Da an dem ISC-Prozess bei kondensierten Aromaten wesentlich die C-H-Schwingungen beteiligt<br />
sind (nur sie können die Schwingungsenergie effektiv an die Matrix abgeben!), muss<br />
das Verhältnis der C- und H-Atome im Molekül die Lebensdauer τ mitbestimmen. Bei der<br />
Auftragung von logτ gegen<br />
(<br />
∆E −7,9·10 −20 [J] ) N H +N C<br />
N H<br />
(N H , N C : Anzahl der H-, C-Atome im Molekül)<br />
erhielt Siebrand [13] eine noch bessere Übereinstimmung mit dem Experiment.<br />
Der hier gegebene Einblick in die Theorie der strahlenden und strahlungslosen Prozesse<br />
berücksichtigt keine bimolekularen Reaktionen. Die Überlegungen gelten daher nur unter<br />
stoßfreien Bedingungen, wie sie in fester Matrix näherungsweise realisiert werden können.<br />
18