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5.5.1: 5,5-Dimethylcylohexan-1,3-dion

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5.5.1: 5,5-Dimethylcylohexan-1,3-dion

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5. Reaktionen polarer elektronenreicher C=C-Bindungen mit Elektrophilen www.ioc-praktikum.de<br />

und polarer elektronenarmer C=C-Bindungen mit Nucleophilen<br />

<strong>5.5.1</strong> Michael-Addition von Malonsäurediethylester an 4-Methyl-3-penten-2-on und<br />

Cyclisierung zu 5,5-<strong>Dimethylcylohexan</strong>-1,3-<strong>dion</strong> (1) (Dimedon)<br />

(Dieckmann-Kondensation)<br />

O<br />

O<br />

O OH<br />

C 2<br />

H 5<br />

O OC 2<br />

H 5 1. C 2<br />

H 5<br />

ONa / C 2<br />

H 5<br />

OH<br />

+<br />

2. KOH / Wasser<br />

CH 3<br />

CH 3 H 3<br />

C CH 3 1<br />

H 3<br />

C O<br />

C 7<br />

H 12<br />

O 4<br />

(160.2)<br />

C 6<br />

H 10<br />

O<br />

(98.1)<br />

C 8<br />

H 12<br />

O 2<br />

(140.2)<br />

Arbeitsmethoden: Arbeiten unter Feuchtigkeitsausschluss, Umkristallisation<br />

Chemikalien<br />

Malonsäurediethylester<br />

4-Methyl-3-penten-2-on<br />

(Mesityloxid)<br />

Natrium<br />

Ethanol<br />

tert-Butylmethylether<br />

Sdp. 199 °C, d = 1.05 g/ml.<br />

Sdp. 130 °C, d = 0.85 g/ml.<br />

Das Alkalimetall (Schmp. 97.8 °C) reagiert heftig mit Wasser unter Entwicklung<br />

von Wasserstoff. Selbstentzündung ist möglich. Arbeiten unter striktem<br />

Ausschluss von Feuchtigkeit.<br />

Sdp. 78 °C, d = 0.79 g/ml, Dampfdruck bei 20 °C: 59 hPa.<br />

Sdp. 55 °C, d = 0.74 g/ml, Dampfdruck bei 20 °C: 268 hPa.<br />

Durchführung<br />

Vor Beginn Betriebsanweisung erstellen.<br />

In einem 250-ml-Dreihalskolben mit Tropftrichter, Rückflusskühler<br />

und Trockenrohr werden unter Rühren 40 ml trockenes Ethanol<br />

vorgelegt. Durch Zugabe von 0.10 mol (2.30 g) Natrium wird eine<br />

Alkoholatlösung bereitet. Dazu wird das Natrium unter Petroleum<br />

mit einem Messer von Krusten befreit (→ E 1 ), zum Abwiegen kurz<br />

mit einer Pinzette entnommen, mit Filterpapier trocken getupft, und<br />

anschließend unter Petroleum in kleine Stücke zerteilt. Die Natriumstückchen<br />

werden durch die freie Schlifföffnung so zum Ethanol<br />

zugegeben, dass die Wasserstoffentwicklung nicht zu heftig wird<br />

und das Ethanol nicht zu stark siedet (Schlifföffnung immer sofort<br />

wieder verschließen!). Man erhitzt anschließend weiter zum Sieden.<br />

Wenn das Natrium vollständig umgesetzt ist, ersetzt man den<br />

Schliffstopfen durch einen Tropftrichter und lässt innerhalb von 10<br />

min 0.11 mol (17.6 g, 16.8 ml) Malonsäurediethylester zutropfen.<br />

Nach beendeter Zugabe werden innerhalb von 30 min 0.10 mol<br />

(9.81 g) 4-Methyl-3-penten-2-on zugetropft, dann wird noch 2 h<br />

unter Rückfluss erhitzt. Anschließend wird eine Lösung von 0.22<br />

mol (12.3 g) Kaliumhydroxid in 60 ml Wasser zugegeben und<br />

weitere 6 h (oder über Nacht) unter Rückfluss erhitzt.<br />

Versuch <strong>5.5.1</strong>, Rev. 1.0 1


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und polarer elektronenarmer C=C-Bindungen mit Nucleophilen<br />

Isolierung und Reinigung<br />

Die warme Reaktionsmischung wird in einen 250-ml Rundkolben<br />

überführt und mit halbkonz. Salzsäure vorsichtig auf einen pH-Wert<br />

von 3–4 gebracht. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfter<br />

bei vermindertem Druck weitgehend abdestilliert (→ E 2 ). Der<br />

Rückstand wird erneut auf einen pH-Wert von 3–4 eingestellt, 1<br />

aufgekocht und zur Vervollständigung der Kristallisation 30 min im<br />

Eisbad gekühlt. Der ausgefallene Feststoff wird über einen<br />

Büchnertrichter abgesaugt, dreimal mit je 5 ml kaltem Wasser und<br />

zweimal mit 5 ml kaltem tert-Butylmethylether gewaschen (→ E 2 ).<br />

Nach dem Trocknen im Vakuumexsikkator über Silicagel sind<br />

Ausbeute und Schmelzpunkt des Rohproduktes zu bestimmen.<br />

Zur Umkristallisation prüfe man folgende Lösungsmittel (→ E 3 ) und<br />

protokolliere das Ergebnis:<br />

Cyclohexan (Sdp. 80 °C, DK 2.0)<br />

Ethanol (Sdp. 78 °C, DK 24.3)<br />

Essigsäureethylester (Sdp. 77 °C, DK 6.0)<br />

Das Rohprodukt wird aus Ethanol umkristallisiert (→ E 3 ). Ausbeute,<br />

Schmelzpunkt des umkristallisierten Produkts? Ausbeute an 1: 55–<br />

65%, Schmp. 146–148 °C.<br />

1<br />

Warum wird angesäuert?<br />

Hinweise zur Entsorgung (E)<br />

E 1 : Natrium-Reste → Entsorgung (siehe "Arbeitsmethoden").<br />

E 2 : Wässriges halogenhaltiges Filtrat mit organischen Verunreinigungen → Entsorgung (H 2 O mit RHal/<br />

Halogenid).<br />

E 3 : Mutterlauge → Entsorgung (RH).<br />

Auswertung des Versuchs<br />

5,5-<strong>Dimethylcylohexan</strong>-1,3-<strong>dion</strong> kann in der Keto- oder in der Enolform vorliegen. Formulieren Sie die beiden<br />

Tautomeren. In welchem Lösungsmittel wird die Enolform, in welchem die Ketoform von 1 bevorzugt? Wie ist<br />

die Abhängigkeit des Tautomerengleichgewichts durch das Lösungsmittel zu erklären? Identifizieren sie die<br />

Tautomeren in den NMR-Spektren.<br />

1 H-NMR-Spektrum von 1 (300 MHz, CDCl 3 ), Tautomer I: δ = 1.04 (6 H), 2.53 (4 H), 3.34 (2 H); Tautomer II:<br />

δ = 1.08 (6 H), 2.24 (4 H), 5.47 (1 H); Verhältnis der Tautomeren: I:II = 1:0.2.<br />

LM<br />

12.0 11.0 10.0 9.0 8.0 7.0<br />

6.0 5.0 4.0 3.0 2.0 [ppm] 0.0<br />

Versuch <strong>5.5.1</strong>, Rev. 1.0 2


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und polarer elektronenarmer C=C-Bindungen mit Nucleophilen<br />

1 H-NMR-Spektrum von 1 (300 MHz, DMSO-d 6 ), Tautomer II: δ = 0.98 (6 H), 2.12 (4 H), 5.20 (1 H), 11.00;<br />

Tautomer I wird nicht beobachtet.<br />

LM<br />

12.0 11.0 10.0 9.0 8.0 7.0<br />

6.0 5.0 4.0 3.0 2.0 [ppm] 0.0<br />

13 C-NMR Spektrum von 1 (75.5 MHz, CDCl 3 ), Tautomer I: δ = 28.26 (CH 3 ), 30.96 (C), 54.14 (CH 2 ), 57.32<br />

(CH 2 ), 203.71 (C) ; Tautomer II: δ = 28.35 (CH 3 ), 32.74 (C), 46.26 (CH 2 ), 103.53 (CH), 189.96 (C).<br />

Amplitude x 5<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100 80 60 40 20 [ppm] 0<br />

13 C-NMR Spektrum von 1 (75.5 MHz, DMSO-d 6 ), Tautomer II: δ = 27.84 (CH 3 ), 32.00 (C), 46.83 (breit, CH),<br />

102.31 (CH), 187.3 (sehr breit, C).<br />

IR-Spektrum von 1 (KBr):<br />

100<br />

T [%]<br />

50<br />

3430<br />

2960<br />

2870<br />

1610<br />

0<br />

4000 3000 2000 1500 1000 ν ~ [cm -1 ]<br />

* Welche Aussage erlaubt das IR-Spektrum von 1 über das Vorliegen der Keto- bzw. Enolform?<br />

* Formulieren Sie den zu 1 führenden Reaktionsmechanismus.<br />

Versuch <strong>5.5.1</strong>, Rev. 1.0 3


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und polarer elektronenarmer C=C-Bindungen mit Nucleophilen<br />

Weitere denkbare Reaktionsprodukte:<br />

O O<br />

O<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

O<br />

O<br />

H 5<br />

C 2<br />

O OC 2<br />

H 5<br />

CH 3<br />

H 3<br />

C<br />

OC 2<br />

H 5<br />

CH H 3<br />

C<br />

H 5<br />

C 2<br />

O O<br />

CH 3<br />

O O<br />

3<br />

H 3<br />

C<br />

O CH 3<br />

H 5<br />

C 2<br />

O OC 2<br />

H 5<br />

A B C D<br />

* Mit welchen spektroskopischen Daten und einfachen Versuchen lassen sich A–D ausschließen?<br />

* Diskutieren Sie die denkbaren Reaktionsmechanismen.<br />

O<br />

O<br />

OC 2<br />

H 5<br />

Literatur, allgemeine Anwendbarkeit der Methode<br />

Zum Keto-Enol-Gleichgewicht von Dimedon (1) und verwandten Verbindungen siehe z.B. [1]. Die Michael-<br />

Addition von Carbanionen von Malonsäureestern, Cyanessigsäureestern, Acetessigsäureestern, β-Ketoestern,<br />

generell von reaktiven Methylenverbindungen ZCH 2 , ZCH 2 Z, ZCHR 2 , ZCHRZ an Alkene mit elektronenanziehenden<br />

Gruppen C=C–Z (Z = elektronenanziehende Gruppe) ist eine wertvolle generelle Synthesemethode. [2]<br />

Die Reaktionsprodukte mit Malonestern und Acetessigestern sind häufig zu cyclisierenden Folgereaktionen<br />

(Esterkondensation, Aldolkondensation) befähigt.<br />

[1] L. Hennig, M. Alva-Astudillo, G. Mann, T. Kappe, Monatsh. Chem. 1992, 123, 571–579.<br />

[2] A. Yoshikoshi, M. Miyashita, Acc. Chem. Res. 1985, 18, 284–290.<br />

Versuch <strong>5.5.1</strong>, Rev. 1.0 4

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