Erfahrungsbericht Auslandssemester in Salamanca, Spanien ...

Erfahrungsbericht Auslandssemester in Salamanca, Spanien
Wintersemester 2009/2010
Vorbereitung
Leider waren auf der Homepage der Universität Salamanca im Vorab nur wenige
Informationen zu finden. Das aktuellste Vorlesungsverzeichnis, auf das ich damals zugreifen
konnte, war vier Jahre alt.
Anfang Mai, nach Abgabe der ERASMUS-Bewerbung an das International Office in Bremen,
erhielt ich jedoch eine E-Mail von der Universität in Salamanca mit umfangreichen
Informationen zum Auslandsaufenthalt (Uni-Leben, Wohnungssuche, Sprachkurs etc.) und
dem Link zu einem ERASMUS-Bewerbungsbogen, den man online ausfüllen, ausdrucken
und zusammen mit zwei Passbildern bis zum 15. Juli per Post an die Uni schicken sollte.
Ende Juli erhielt ich dann die Annahmebestätigung und alle Informationsunterlagen in
ausgedruckter Version. Dabei lag ein sehr übersichtliches und hilfreiches Handbuch für alle
ERASMUS-Studenten, welches mich bis zum Ende meines Aufenthalts begleitet hat.
Der Bewerbungsaufwand für die Universität Salamanca war also im Allgemeinen und auch
im Vergleich zu anderen Partnerhochschulen sehr gering. Konkret vorbereitet auf meinen
Auslandsaufenthalt habe ich mich ehrlich gesagt erst, als ich im Flugzeug saß- dank des
Handbuches, welches die wichtigsten Informationen für die Ankunft und ersten Tage in
Salamanca bereithielt.
Anreise
Salamanca ist von zwei Flughäfen aus zu erreichen: Madrid (1) und Valladolid (2).
1) Von Madrid aus gibt es sowohl eine Bus- als auch eine Bahnverbindung nach
Salamanca. Ich persönlich bin immer mit dem Bus gefahren, da das der günstigste Weg
war. Am Flughafen angekommen, nimmt man die U-Bahn-Linie 8 in Richtung „Nuevos
Ministerios“, steigt an der Endhaltestelle um in die Linie 6 (Ringbahn) in die rechte
Richtung. Dann an der Station „Méndez Álvaro“ aussteigen und schon ist man direkt
beim Busbahnhof. Die Fahrkarten nach Salamanca werden von der Gesellschaft
„avanzabus“ (auch „autores“ genannt) angeboten. Dort gibt es wiederum zwei
Verbindungen zu unterschiedlichen Preisen: zu jeder vollen Stunde fährt der Express-
Bus für 17€ (dauert 2,5h), zu jeder halben Stunde ein langsamerer Bus für 12€, der über
viele kleine Dörfer fährt (dauert 3,5h). Es gibt auch einen Bus, der direkt vom Flughafen
nach Salamanca fährt, allerdings kann man das Ticket nur vorab im Internet kaufen
(www.avanzabus.com) und muss sich dementsprechend schon auf eine Uhrzeit
festlegen.

2) Valladolid wird bisher nur vom Flughafen Düsseldorf Weeze angeflogen. Auch hier kann
man das Busticket nach Salamanca nur im Internet kaufen (ebenfalls unter
www.avanzabus.com). Ansonsten muss man zuerst den Bus vom Flughafen zum
Busbahnhof nehmen und sich dort eine Fahrkarte nach Salamanca kaufen, welche ca.
7€ kostet. Die Fahrt ist dabei etwas kürzer als von Madrid aus (ca. 1,5h).
Allgemeine Informationen zur Universität Salamanca
Die unterschiedlichen Fakultäten der Universität Salamanca sind über die gesamte Stadt
verteilt. Ein Großteil ist in den antiken Gebäuden der Altstadt untergebracht, darunter die
Geschichts- und Philologiefakultät. Meine Fakultät (Facultad de Derecho) lag, zusammen mit
der Soziologie, Wirtschafts- und Naturwissenschaften, auf dem sogenannten Campus
Unamuno im Nordwesten der Stadt (Nähe Busbahnhof), welcher vom Zentrum aus in 20
Minuten zu Fuß zu erreichen ist. Darüber hinaus fahren auch Busse.
Es gibt mehrere Uni-Mensen (Comedores), in denen man meistens für zwei Vorspeisen,
einen Hauptgang, Dessert und Getränk 3,70€ bezahlt. An meiner Fakultät gab es darüber
hinaus noch eine große Cafeteria, in der man den ganzen Tag über Tapas und zur
Mittagszeit ganze Mahlzeiten essen konnte.
Fast jede Fakultät verfügt über eine eigene Bibliothek, wobei die am Campus Unamuno eine
der größten ist. In der Prüfungszeit haben einige Bibliotheken sogar bis um drei Uhr nachts
auf! Für die Bücherausleihe sowie den Internetzugriff (an allen Fakultäten hat man
kostenlosen Wireless-Zugang) braucht man nur seinen Studentenausweis, den man am
Anfang des Aufenthalts ausgestellt bekommt.
Die Universität bietet außerdem eine Bandbreite an sportlichen (u.a. Fußball, Basketball,
Tennis, Volleyball) und kulturellen Aktivitäten (z.B. Chor, Theater) an. Ein tolles Angebot war
vor allem die Wander- und Klettergruppe der Uni, die bei gutem Wetter Wochenendausflüge
in kleine Bergdörfer im Umkreis Salamancas organisiert hat und in der man viele Spanier
kennenlernen konnte. Darüber hinaus konnte man an zahlreichen Freiwilligenprojekten
teilnehmen. Ich habe z.B. beim Uni-Radio mitgemacht; dort gab es ein Mal in der Woche das
Programm „Radio Erasmus“, das ich zusammen mit drei anderen ERASMUS-Studenten
moderiert habe. Ansprechpartnerin hierfür ist die Chefin des Uni-Radios Elena.
Akademisches Leben
Nach der Ankunft kann man sich im Sekretariat der Relaciones Internacionales (direkt neben
der Kathedrale) eine Mappe mit Informationen zur Universität, Immatrikulation,
Veranstaltungen etc. abholen. Dort sind auch die Termine für fakultätsinterne
Einführungsveranstaltungen aufgelistet. Im Anschluss muss man sich an seiner Fakultät
einschreiben, wofür man meistens zwei bis drei Wochen Zeit hat. Man kann sich also in

Ruhe alle Kurse angucken, bevor man sich entscheidet (an der Jura-Fakultät war die
Einschreibungsfrist erst Anfang Oktober). Jede Fakultät hat einen eigenen ERASMUS-
Koordinator, der einem bei der Kursauswahl behilflich sein kann. In Salamanca sind alle
Veranstaltungen auf Spanisch, wobei man im Rahmen der sogenannten „Libre Elección“
auch Kurse aus anderen Fakultäten wählen kann wie z.B. englisch- oder anderssprachige
Seminare an der Philologie-Fakultät. Habt ihr passende Veranstaltungen gefunden, macht
ihr euch am besten einen Termin im Erasmus-Büro eurer Fakultät, da dort zur
Immatrikulationszeit viel los ist und man ohne Termin oft stundenlang warten muss. Nach der
Einschreibung kann man sich dann im Sekretariat der Relaciones Internacionales seinen
Studentenausweis abholen.
Neben den fakultätsinternen Einführungsveranstaltungen gibt es eine große
Willkommensfeier für alle ausländischen Studenten, bei der unterschiedliche Stände mit
Informationen aller Art aufgebaut sind.
Für die ERASMUS-Studenten werden dreiwöchige Intensiv-Sprachkurse zu
unterschiedlichen Zeiträumen angeboten, für die man sich relativ früh anmelden sollte. Auch
hierzu steht Genaueres in der Informationsmappe. Die Kurse sind zwar nicht billig (100€,
inklusive Lehrmaterial), aber der Preis lohnt sich. Darüber hinaus werden an der „Escuela
Oficial de Idiomas“ (neben dem Busbahnhof) semesterbegleitende Sprachkurse für 70€
angeboten, für die man sich ebenfalls bis ca. Mitte September anmelden sollte. Anfangs
muss man einen Einstufungstest bestehen, anhand dessen man für die unterschiedlichen
Niveaus eingeteilt wird. Auch dieser Kurs ist nur empfehlenswert.
In den meisten Veranstaltungen schreibt man am Ende des Semesters eine
Abschlussklausur. Oft muss man darüber hinaus entweder ein Referat halten oder so
genannte „prácticas“ (Übungsaufgaben, Essays, kleine Hausarbeiten etc.) abgeben.
Unterkunft
Wer vor der Ankunft in Salamanca noch keine Wohnung hat, hat absolut keinen Grund zur
Panik! Auch nach zwei Monaten standen noch so viele Wohnungen leer, dass die Stadt
locker doppelt so viel Erasmusstudenten hätte aufnehmen können. Es reicht also völlig aus,
wenn man sich vorab im Internet einen Hostelplatz reserviert, um in Ruhe nach einem
passenden Zimmer zu suchen. Am günstigsten ist die Jugendherberge im Süden der Stadt,
dort zahlt man 3€ die Nacht und trifft viele andere Leute, die auch auf Zimmersuche sind. Die
meisten Wohnungsanzeigen hängen an den Telefonzellen und Litfaßsäulen der Stadt. Wenn
ihr in eine schon bestehende WG ziehen wollt, achtet darauf, dass auf der Anzeige nicht
„alquila piso“, sondern etwas wie „buscamos compañero/a de piso“ steht. Die meisten
Wohnungen stehen zu Semesterbeginn nämlich noch leer und man lernt oft nur den
Vermieter kennen. Als weitere Suchoption bietet der „Servicio de Orientación al

Universitario“ (neben der Kathedrale) eine Liste mit freien Wohnungen und Zimmern an, die
täglich aktualisiert wird und die man sich morgens abholen kann. Bei der Zimmervergabe
läuft es meistens so ab, dass derjenige das Zimmer bekommt, der sich als erster meldet.
Habt ihr also was Gutes gefunden, zögert nicht lange, sondern sagt am besten gleich zu. Ich
habe mich nämlich geärgert, weil ich ein paar Minuten zu spät angerufen habe und mir
jemand anderes zuvor gekommen war. Im Normalfall liegen die Mietkosten für ein Zimmer
zwischen 150 und 250€. In abgelegenen Stadtteilen kann es sogar sein, dass man weniger
als 150€ zahlen muss. Die Studentenwohnheime sind, im Gegensatz zu Deutschland, die
teurere Wohnalternative und können bis zu 800€ im Monat kosten. Das liegt daran, dass
Essen, Waschen und Putzen im Preis inbegriffen sind, man also vollständig verpflegt wird.
Ich habe mit zwei Spanierinnen zusammen gewohnt und lege es allen ans Herz, nach
spanischen WGs zu suchen. Man trifft in Salamanca automatisch auf viele ERASMUS-
Studenten und ist froh darüber, wenigstens zuhause regelmäßig Spanisch sprechen zu
können.
Transport/Öffentliche Verkehrsmittel
Allgemein ist in Salamanca alles gut zu Fuß zu erreichen. Außerdem gibt es ein relativ gut
ausgebautes Busnetz, wobei ich die Fahrpläne bis zum Ende nicht durchschaut habe, da die
Busse nie zu den angegebenen Zeiten kamen. Aber man gewöhnt sich schnell an die
spanische Gelassenheit. Ein Busticket kostet 90 Cent, allerdings kann man sich in der Gran
Vía (Nähe Post) eine Karte kaufen, die man mit Bargeld aufladen muss und mit der man nur
40 Cent pro Fahrt zahlt. Die Fahrradkultur ist in Spanien leider nicht sehr ausgeprägt- man
kann sich zwar Fahrräder ausleihen, jedoch haben alle, die ich kenne, es nach wenigen
Tagen wieder zurückgegeben, weil sie ununterbrochen angehupt wurden oder am
Straßenrand anhalten mussten, weil ihnen die Autos den Weg versperrt haben. Taxifahren
ist im Vergleich zu Deutschland eher billig- für 3km zahlt man in der Regel 5€.
Geld
Das Leben in Salamanca ist allgemein relativ günstig. Lebensmittel sind i.d.R. sogar billiger
als in Deutschland, vor allem in den kleineren Geschäften wie z.B. den Fruterias, in denen
man sehr günstig Obst und Gemüse kaufen kann. Auch abends kann man ohne viel Geld
auskommen, da die Bars und Clubs größtenteils keinen Eintritt kosten.
In der Altstadt gibt es eine Deutsche Bank; viele haben sich daher vor dem
Auslandssemester ein Deutsches Bank-Konto eingerichtet, um dort kostenlos Geld abheben
zu können. Es ist also nicht zwingend notwendig, sich vor Ort ein Konto einzurichten.

Studentenjobs
Da Salamanca vom Nachtleben lebt, haben viele ausländische Studierende in Bars und
Diskotheken gearbeitet, wobei sie meistens dafür zuständig waren, auf der Straße Flyer zu
verteilen. In der Regel verdient man dort pro Stunde ca. 6€. Gelegentlich suchen auch die
zahlreichen Sprachschulen nach fremdsprachigen Studenten, die in den Schulen als
Muttersprachler aushelfen können.