Doppelstunde zur EU vergeht im Nu - Burgschule Plochingen

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Doppelstunde zur EU vergeht im Nu PLOCHINGEN: Staatssekretärin Karin Roth diskutiert mit Burgschülern über Europäische Union - Hausaufgaben bis zum Berlin-Besuch In 27 Sprachen stehen die Menschenrechte in diesem kleinen Büchlein, das Karin Roth hier an Claudia, Jean Pierre und Sanil austeilt.Foto: Zimmermann Als Pädagogin machte Staatssekretärin Karin Roth (SPD) in der Plochinger Burgschule durchaus eine gute Figur. Beim europaweiten EU-Projekttag schaffte sie es, die Klasse 10 eine Doppelstunde lang für das Thema Europa zu interessieren. Die Esslinger Abgeordnete lockte die Schüler aus der Reserve und machte an praktischen Beispielen klar, wie sich Europa bis in das tägliche Leben hinein auswirkt. Von Martin Zimmermann „Wisst Ihr was eine parlamentarische Staatssekretärin ist?“, wolte Roth zu Beginnder Stunde wissen. Einig war sich die Klasse, dass eine Staatssekretärin eine Sekretärin des Staates ist. Dass aber nicht jede Sekretärin etwas mit Buchhaltung am Hut hat, wie ein Schüler vermutete, machte Roth klar: „Ich bin ins Parlament gewählt und vom Verkehrsminister als Staatssekretärin berufen worden. Wenn der Minister nicht da ist, habe ich Sitz und Stimme im Kabinett der Bundesregierung und wenn ich in Europa unterwegs bin, werde ich als Vizeministerin angesprochen.“Nach dieser Vorstellung und dem kurzen Ausflug in die Innenpolitik ging es zur Sache. Warum Europa gegründet wurde, brachten die Schüler schnel auf den Punkt: „Damit man keinen Zol mehr zahlen muss. Damit der Frieden gesichert wird und die Völker zusammenwachsen können.“ Ja, freute sich Roth über die rege Diskussion, das sei der Anfang gewesen. Das politische Zusammenwachsen habe aber erst mit der Europawahl vor 30 Jahren begonnen. Weil die Verfassung bis heute aber noch nicht verabschiedet sei, könne Europa nicht so funktionieren, wie sie es sich wünschen würde, sagte Roth. Noch könnten 27 sogenannte Kommissare aus den 27 Mitgliedsländern zum Teil ohne Zustimmung des Europaparlaments Richtlinien herausgeben, die für alle Mitgliedsstaaten verbindlich seien. Und da käme manchmal schon was raus, was der Vision widerspreche, dass alle Europäer gleiche Chancen, gleiche Rechte und gleiche Pflichten hätten.Ganz konkret diskutierte die Klasse das am Beispiel der EU-Dienstleistungsrichtlinie. Danach konnte zum Beispiel ein polnischer Friseur in Deutschland konkurrenzlos billig Haare schneiden, weil er zuhause niedrigere Lebenshaltungskosten hat und nichts in das deutsche Sozialsystem einbezahlt. Dass kann nicht gut gehen, meinte ein Schüler: „Da werden hier die Friseure arbeitslos.“ Genau das habe auch zu mächtig Ärger in Europa geführt, erzählte Roth. Zu guter Letzt, so Roth, „wurde die Richtlinie

<strong>Doppelstunde</strong> <strong>zur</strong> <strong>EU</strong> <strong>vergeht</strong> <strong>im</strong> <strong>Nu</strong><br />

PLOCHINGEN: Staatssekretärin Karin Roth diskutiert mit Burgschülern über Europäische<br />

Union - Hausaufgaben bis zum Berlin-Besuch<br />

In 27 Sprachen stehen die Menschenrechte in diesem kleinen Büchlein, das Karin Roth hier an<br />

Claudia, Jean Pierre und Sanil austeilt.Foto: Z<strong>im</strong>mermann<br />

Als Pädagogin machte Staatssekretärin Karin Roth (SPD) in der Plochinger <strong>Burgschule</strong><br />

durchaus eine gute Figur. Be<strong>im</strong> europaweiten <strong>EU</strong>-Projekttag schaffte sie es, die Klasse<br />

10 eine <strong>Doppelstunde</strong> lang für das Thema Europa zu interessieren. Die Esslinger<br />

Abgeordnete lockte die Schüler aus der Reserve und machte an praktischen Beispielen<br />

klar, wie sich Europa bis in das tägliche Leben hinein auswirkt.<br />

Von Martin Z<strong>im</strong>mermann<br />

„Wisst Ihr was eine parlamentarische Staatssekretärin ist?“, wolte Roth zu Beginnder Stunde<br />

wissen. Einig war sich die Klasse, dass eine Staatssekretärin eine Sekretärin des Staates ist. Dass<br />

aber nicht jede Sekretärin etwas mit Buchhaltung am Hut hat, wie ein Schüler vermutete, machte<br />

Roth klar: „Ich bin ins Parlament gewählt und vom Verkehrsminister als Staatssekretärin berufen<br />

worden. Wenn der Minister nicht da ist, habe ich Sitz und St<strong>im</strong>me <strong>im</strong> Kabinett der Bundesregierung<br />

und wenn ich in Europa unterwegs bin, werde ich als Vizeministerin angesprochen.“Nach dieser<br />

Vorstellung und dem kurzen Ausflug in die Innenpolitik ging es <strong>zur</strong> Sache. Warum Europa<br />

gegründet wurde, brachten die Schüler schnel auf den Punkt: „Damit man keinen Zol mehr zahlen<br />

muss. Damit der Frieden gesichert wird und die Völker zusammenwachsen können.“ Ja, freute sich<br />

Roth über die rege Diskussion, das sei der Anfang gewesen. Das politische Zusammenwachsen<br />

habe aber erst mit der Europawahl vor 30 Jahren begonnen. Weil die Verfassung bis heute aber<br />

noch nicht verabschiedet sei, könne Europa nicht so funktionieren, wie sie es sich wünschen würde,<br />

sagte Roth. Noch könnten 27 sogenannte Kommissare aus den 27 Mitgliedsländern zum Teil ohne<br />

Zust<strong>im</strong>mung des Europaparlaments Richtlinien herausgeben, die für alle Mitgliedsstaaten<br />

verbindlich seien. Und da käme manchmal schon was raus, was der Vision widerspreche, dass alle<br />

Europäer gleiche Chancen, gleiche Rechte und gleiche Pflichten hätten.Ganz konkret diskutierte die<br />

Klasse das am Beispiel der <strong>EU</strong>-Dienstleistungsrichtlinie. Danach konnte zum Beispiel ein polnischer<br />

Friseur in Deutschland konkurrenzlos billig Haare schneiden, weil er zuhause niedrigere<br />

Lebenshaltungskosten hat und nichts in das deutsche Sozialsystem einbezahlt. Dass kann nicht gut<br />

gehen, meinte ein Schüler: „Da werden hier die Friseure arbeitslos.“ Genau das habe auch zu<br />

mächtig Ärger in Europa geführt, erzählte Roth. Zu guter Letzt, so Roth, „wurde die Richtlinie


gekippt, jetzt müssen sich Dienstleister an Gesetze und Verträge des Landes halten, in dem sie<br />

arbeiten.“Reißenden Absatz fand ein kleines Büchlein, das Roth mitbrachte: Die Menschenrechte in<br />

den 27 Sprachen der <strong>EU</strong>-Mitgliedsstaaten. „Warum ist keines in Türkisch dabei?“, wolte ein Schüler<br />

wissen. Die Antwort kam von einem türkischstämmigen Schüler: „Weil die Türkei erst<br />

Beitrittskandidat ist und noch nicht ale Anforderungen erfült.“ Dass unter anderem die <strong>EU</strong> in der<br />

Türkei eine Verbesserung der Menschenrechte anmahnt, wurde von ihm voll akzeptiert.Im <strong>Nu</strong><br />

waren die zwei Schulstunden vorbei, doch schon <strong>im</strong> Juli wird es ein Wiedersehen geben. Karin Roth<br />

hat die ganze Klasse zu einem Besuch nach Berlin eingeladen. Bis dahin müssen Hausaufgaben<br />

gemacht sein: „Dann wil ich von Euch zehn Gründe wissen, warum man Europa braucht, und zehn<br />

Beispiele was Ihr dafür tun wolt.“ Schüler und Schülerinnen stelten der lehrenden Staatssekretärin<br />

ein gutes Zeugnis aus: „Das war ganz gut, wir haben viel über Europa erfahren“, waren sich<br />

Claudia Lopez und Drini Sosa einig. Jean Pierre Schelhaas hat gefalen, „dass Frau Roth ale<br />

angesprochen und in den Unterricht integriert hat“.<br />

Artikel vom 10.03.2009 © Eßlinger Zeitung<br />

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