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Staatslehre VI.pdf

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) Vertreter der teleologischen (zweckgerichteten) Rechtfertigungslehre<br />

• Platon (427 – 347 v. Chr.), „Nomoi“: „[...] nicht umsonst stehen die Gesetze<br />

der Kreter bei allen Hellenen in besonderem Ansehen; denn sie sind<br />

gut, da sie diejenigen, welche sich ihrer bedienen, glücklich machen. Verschaffen<br />

sie ihnen doch alle Güter. Die geringeren [Güter] sind diejenigen,<br />

an deren Spitze die Gesundheit steht; das zweite ist Schönheit, das<br />

dritte Kraft zum Laufe (...) , das vierte ein nicht blinder, sondern scharfsichtiger<br />

Reichtum, wenn er der Weisheit nachfolgt. Diese aber steht auch<br />

als das erste an der Spitze der Göttlichen, die Weisheit; das zweite ist die<br />

mit Vernunft verbundene besonnene Haltung der Seele; aus diesen, mit<br />

Tapferkeit vermischt, dürfte wohl die Gerechtigkeit als drittes folgen, als<br />

viertes aber die Tapferkeit. Diese sind insgesamt ihrer Natur nach jenen<br />

vorgeordnet, und auch der Gesetzgeber muss sie dementsprechend<br />

anordnen. Dringend muss er hierauf einschärfen, dass die übrigen<br />

Vorschriften für die Bürger darauf und unter diesem das<br />

Menschliche auf das Göttliche, das Göttliche insgesamt aber auf die<br />

leitende Vernunft sich beziehe.<br />

[Schließlich] hat derjenige, welcher die Gesetze gab [...] über das alles<br />

Wächter [zu] setzen, die einen durch Weisheit, die andern von richtiger<br />

Meinung geleitet, damit [...] dieses bewirke, dass Besonnenheit und Gerechtigkeit,<br />

nicht aber Bereicherungssucht und Ehrbegierde das Maßgebende<br />

sei.“<br />

• Aristoteles (348 – 322 v. Chr.): „Alle Menschen haben also von Natur den<br />

Drang zu einer solchen Gemeinschaft [gemeint ist der Staat], und wer sie<br />

als erster aufgebaut hat, ist ein Schöpfer größter Güter. Wie nämlich der<br />

Mensch, wenn er vollendet ist, das Beste der Lebewesen ist, so ist er<br />

abgetrennt von Gesetz und Recht das schlechteste von allen. Das<br />

schlimmste ist die bewaffnete Ungerechtigkeit. Der Mensch besitzt von<br />

Natur als Waffen die Klugheit und Tüchtigkeit, und gerade sie kann man<br />

am allermeisten in verkehrtem Sinne gebrauchen. Darum ist der Mensch<br />

ohne Tugend das gottloseste und wildeste aller Wesen und in Liebeslust<br />

und Essgier das schlimmste. Die Gerechtigkeit dagegen ist der staatlichen<br />

Gemeinschaft eigen.“<br />

• Augustinus (354 – 430 n. Chr.), „Über den Gottesstaat“ (De civitate dei):<br />

„Was anders sind also Reiche, wenn ihnen Gerechtigkeit fehlt, als große<br />

Räuberbanden? Sind doch auch Räuberbanden nichts anders als kleine<br />

Reiche.“<br />

• Thomas von Aquin (1225 – 1274), „Über die Herrschaft der Fürsten“:<br />

„Nun ist es aber nach allem Anschein das Endziel der zu gemeinsamem<br />

Leben vereinigten Gesellschaft, nach der Tugend zu leben. Denn dazu be-<br />

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