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Änderungsantrag: PR.112.<br />

Antragsteller: Forum demokratischer<br />

Sozialismus (fds)<br />

Änderungsanträge zum<br />

Leitantrag des Parteivorstandes zum Programm<br />

an die 2. Tagung des 2. Parteitages der Partei<br />

DIE LINKE, 21. bis 23. Oktober 2011 in Erfurt<br />

Der Parteitag möge beschließen:<br />

Zum internationalen Teil<br />

Änderungsantrag PR.112.1.<br />

AH1, S. 39, Zeile 2490 bis 2498<br />

Ersetzung der Zeilen 2490 bis 2498 (Zeilen- und<br />

Satzende) durch folgende Formulierung:<br />

Abrüstung, kollektive und gegenseitige Sicherheit<br />

<strong>Die</strong> LINKE lehnt Krieg als Mittel der Politik ab. Deshalb<br />

wendet sie sich gegen jede Politik, die globalen<br />

Herausforderungen mit militärischen Mitteln zu begegnen<br />

versucht, die Terrorismus mit Krieg bekämpfen will, die<br />

imperiale Interessen verfolgt, Wirtschaftsinteressen und<br />

Ressourcenzugänge mit Gewalt durchsetzt, die politische<br />

Vorherrschaft anstrebt und Gegensätze zwischen Staaten<br />

und Völkern schürt. Eine Welt ohne Armeen und<br />

Militärbündnisse wie die NATO bleibt langfristig eine<br />

wichtige Vision linker Antikriegspolitik. Wir wollen die<br />

Grundlagen für den Frieden durch Strukturen kollektiver<br />

und gegenseitiger Sicherheit erreichen und<br />

Militärbündnisse überwinden. Unverzichtbare Schritte<br />

hierfür sind Vertrauensbildung, Abrüstung, defensive<br />

Streitkräfteausrichtung und multilaterale Einbindung.<br />

Politischen Willen vorausgesetzt sind trotz bestehender<br />

politischer, wirtschaftlicher und ideologischer<br />

Interessenunterschiede zwischen den Staaten<br />

Gewaltverzicht und vertrauensvolle friedliche<br />

Zusammenarbeit dauerhaft möglich. Eine Beteiligung der<br />

Bundeswehr an Kriegseinsätzen lehnen wir ab.<br />

Begründung: <strong>Die</strong> vorgeschlagene Formulierung des<br />

Programmentwurfs zielt auf einen unmittelbaren Austritt<br />

aus der NATO-Militärstruktur und auf einen strikten<br />

Ausschluss eines in der UN-Charta vorgesehenen Mittels.<br />

Beides halten wir für falsch.<br />

Zu letzterem empfehlen wir angesichts der sehr<br />

vielfältigen Strukturen gewaltförmiger Konflikte<br />

stattdessen eine Bewertung in jedem Einzelfall, orientiert<br />

an den vorgenannten Zielen. <strong>Die</strong> gegenwärtig<br />

stattfindende Militarisierung von Politik muss von uns<br />

bekämpft werden, aber ein problemlösungsorientiertes<br />

Herangehen an internationale Politik sollte dabei nicht<br />

ausgeblendet werden. <strong>Die</strong> Formulierung der Präambel der<br />

Charta der Vereinten Nationen „unsere Kräfte zu<br />

vereinen, um den Weltfrieden und die internationale<br />

Sicherheit zu wahren, Grundsätze anzunehmen und<br />

Verfahren einzuführen, die gewährleisten, dass<br />

Waffengewalt nur noch im gemeinsamen Interesse<br />

angewendet wird“ ist leider immer noch notwendig.<br />

Selbstverständlich ist, dass wir völkerrechtswidrige<br />

Kriege, wie den der NATO in Jugoslawien ablehnen. Aber<br />

183<br />

auch vom UN-Sicherheitsrat legitimierte Kriege, wie in<br />

Afghanistan, im Irak und in Libyen würden von unserer<br />

Partei aus gutem Grunde weiter nicht unterstützt werden.<br />

Aber es gab und gibt eben auch Konflikte, in denen sich<br />

die UNO entsprechend ihrer Charta sinnvoll engagiert. So<br />

war der Einsatz der Vereinten Nationen in Ost-Timor zur<br />

Durchsetzung der in einem Referendum bestätigten<br />

Unabhängigkeit und gegen die Gewalt indonesischer<br />

Milizen und des indonesischen Militärs sinnvoll, wie auch<br />

viele linke Parteien anerkannt haben. „Eine<br />

Parlamentspartei in einem NATO-Kernstaat, … auf die<br />

weltweit sehr geachtet wird, muss bei ständiger<br />

Lernbereitschaft gegenüber radikalem Pazifismus und<br />

Totalverweigerung in den eigenen Reihen auch auf<br />

andere antiimperialistische Kräfte hören. Zum Beispiel,<br />

wenn der Linksblock Portugals, die KP Südafrikas, die SP<br />

Timors die ’sofortige Intervention von Streitkräften unter<br />

UN-Kommando’ verlangen und die KP der USA erklärt:<br />

‚Wir verlangen, dass die VN umgehend intervenieren, um<br />

das Blutbad zu beenden.’ Wenn Gerry Adams, Sinn Fein<br />

Nordirlands, fordert, ‚dass die friedenserhaltende<br />

Streitmacht der UN sofort entsendet wird’, und die KP<br />

Kubas für ‚die Entsendung einer internationalen<br />

Friedensmacht als eine Ausnahme’ ist.“ (<strong>Die</strong>ther Dehm,<br />

Stellv. Vorsitzender der PDS, Neues Deutschland, März<br />

2000) Aus unserer Sicht wäre es auch besser gewesen,<br />

wenn die Vereinten Nationen den Ermordungen<br />

Hunderttausender in Ruanda und Tausender in<br />

Srebrenica nicht zugeschaut hätten, sondern<br />

eingeschritten wären.<br />

<strong>Die</strong> Formulierung zur NATO offenbart ein Missverständnis<br />

von den Möglichkeiten zur Veränderung einer<br />

internationalen Organisation mit mehr als 20 souveränen<br />

Mitgliedstaaten und sollte vor dem Hintergrund<br />

tatsächlicher Entwicklungen betrachtet werden. <strong>Die</strong> Idee,<br />

dieses Militärbündnis durch den Austritt aus den<br />

militärischen Strukturen einer Auflösung näher zu<br />

bringen, ist durch das Beispiel Frankreich wiederlegt.<br />

Weder war die NATO jemals durch Frankreichs1966<br />

erfolgten Austritt aus den militärischen Strukturen einer<br />

Auflösung näher gekommen, noch ist die Politik<br />

Frankreichs dadurch friedlicher geworden. Militäreinsätze<br />

insbesondere in den ehemaligen französischen Kolonien<br />

haben mit und ohne NATO-Einbindung stattgefunden.<br />

Nicht Austritte aus bestehenden Strukturen, sondern<br />

deren Veränderung, Zivilisierung und letztlich Ersetzung<br />

durch neue „regionale, nichtmilitärische<br />

Sicherheitssysteme“ sollte das Ziel unserer Partei<br />

bleiben. (Beschluss der Fraktion DIE LINKE November<br />

2008) <strong>Die</strong> Schaffung inklusiver Sicherheitsstrukturen<br />

muss parallel zum Bemühen um eine Einhegung von<br />

Kriegspolitik und um eine Überwindungsperspektive der<br />

NATO laufen. Einseitige Schritte wie eben ein Austritt aus<br />

der NATO oder der Austritt aus ihren Militärstrukturen<br />

befördern einen solchen Prozess nicht und bergen sogar<br />

die Gefahr einer Renationalisierung deutscher<br />

Sicherheitspolitik und neuer Ängste der Nachbarstaaten.<br />

Zudem müsste die Verteidigungsfunktion der NATO für<br />

Deutschland, die von vielen Bürgerinnen und Bürgern<br />

nicht ohne Grund langfristig als wichtig und notwendig<br />

und als sinnvoll im Bündnis zu organisieren angesehen<br />

wird, erst anderweitig gewährleistet werden, bevor<br />

Deutschland auf die Militärstruktur des Bündnisses<br />

verzichtet. <strong>Die</strong> LINKE sollte bei aller notwendiger Kritik<br />

und auch radikalen Gegenentwürfen ein realistisches

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