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Hier - Die Linke

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Partei in der Verfassung, die Unterdrückung einer<br />

kritischen Öffentlichkeit in der Gesellschaft wie in der<br />

Partei selbst, führte zu verkrusteten und erstarrten<br />

Strukturen. Das Ergebnis waren ökonomische Ineffizienz<br />

und Ignoranz gegenüber den zunehmenden ökologischen<br />

Problemen in der DDR.<br />

<strong>Die</strong>ses System entsprang der Vorstellung, eine<br />

zentralistisch geführte revolutionäre Avantgarde könne<br />

stellvertretend für die arbeitenden Klassen und Schichten<br />

den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft konzipieren<br />

und per Diktatur durchsetzen.<br />

<strong>Die</strong>s widersprach grundlegend dem ursprünglichen<br />

emanzipatorischen Anspruch der Arbeiterbewegung, wie<br />

er im Kommunistischen Manifest formuliert wurde. Ein<br />

Sozialismusversuch, der nicht von der großen Mehrheit<br />

des Volkes demokratisch gestaltet, sondern von einer<br />

Staats- und Parteiführung autoritär gesteuert wird, muss<br />

früher oder später scheitern.<br />

Gerade deshalb, sehen wir es als unserer Verpflichtung<br />

an, uns weiterhin kritisch und selbstkritisch mit unserer<br />

eigenen Geschichte auseinander zu setzen und dabei<br />

offen für neue Einsichten und Erkenntnisse zu sein.<br />

Zugleich berücksichtigen wir die vielfältigen<br />

emanzipatorischen Absagen an den Stalinismus, die seit<br />

den 20er Jahren des 20 Jahrhunderts formuliert worden<br />

sind.<br />

Daher gilt: ´Ohne Demokratie kein Sozialismus!´<br />

In dieser kritischen Auseinandersetzung wird DIE LINKE.<br />

zugleich das Engagement all jener Menschen in der DDR<br />

achten, die eine sozialistische Alternative zum<br />

Kapitalismus erstrebten. Im antifaschistischdemokratischen<br />

Neubeginn in der sowjetischen<br />

Besatzungszone nach der Befreiung vom deutschen<br />

Faschismus und dem Bestreben, in der DDR eine<br />

sozialistische Gesellschaft aufzubauen, sehen wir den<br />

legitimen Versuch, gesellschaftliche Wurzeln alter und<br />

neuer faschistischer Bestrebungen konsequent zu<br />

beseitigen.<br />

DIE LINKE. betrachtet die im Grundgesetz der<br />

Bundesrepublik Deutschland ebenso gezogenen<br />

Konsequenzen aus der faschistischen Vergangenheit als<br />

uneingelöste Aufforderung, den sozialen und<br />

demokratischen Rechtsstaat als demokratischsozialistische<br />

Gesellschaft aufzubauen. Sie zählt zu den<br />

positiven Erfahrungen aus der Geschichte der<br />

Bundesrepublik, dass durch starke und entschlossene<br />

Gewerkschaften betriebliche Mitbestimmung,<br />

Lohnsteigerungen, Arbeitszeitverkürzungen und<br />

sozialstaatliche Leistungen erkämpft werden können;<br />

dass im Rahmen einer parlamentarischen Demokratie<br />

politische und soziale Reformen zugunsten der unteren<br />

gesellschaftlichen Schichten möglich sind, vor allem<br />

dann, wenn entsprechende parlamentarische Mehrheiten<br />

außerparlamentarischen Druck erhalten; dass Freiheit<br />

und Demokratie unter den Bedingungen kapitalistischer<br />

Verhältnisse gegen autoritäre und obrigkeitsstaatliche<br />

Strukturen erfolgreich durchgesetzt und immer wieder<br />

neu verteidigt werden müssen.<br />

Unsere Partei DIE LINKE. sieht sich in der Verantwortung,<br />

alle historischen Erfahrungen für einen wirklichen<br />

Vereinigungsprozess zwischen Ost und West zu nutzen.<br />

Damit leisten wir auch Widerstand gegen die Art und<br />

178<br />

Weise, mit der die Mehrheit in den westdeutschen<br />

politischen Eliten im Interesse des deutschen Kapitals<br />

einen bloßen Beitritt der DDR zur Bundesrepublik<br />

organisiert hat. <strong>Die</strong> Chance für eine mögliche<br />

demokratische Neubegründung des vereinigten<br />

Deutschlands wurde damit vergeben. Während viele<br />

Ostdeutsche vom wirtschaftlichen und sozialen<br />

Niedergang in ihren Regionen direkt betroffenen waren<br />

und die Abwertung ihrer Biographien erleben mussten,<br />

erlebten die Bürger der alten Bundesländer eine<br />

Demontage des Sozialstaates.<br />

Vor allem mit der Agenda 2010 und Hartz IV sowie mit<br />

den Kriegseinsätzen deutscher Soldaten im Ausland hat<br />

sich Deutschland seit 1990 nach innen wie nach außen<br />

grundlegend verändert.<br />

Im Widerstand gegen diese Entwicklung gründeten wir<br />

2007 unsere Partei DIE LINKE mit dem Ziel, im Interesse<br />

der Menschen eine neue demokratisch-sozialistische<br />

Alternative zu entwickeln und anzustreben.<br />

DIE LINKE, die zugleich Gründungsmitglied der<br />

Europäischen Linkspartei ist, sieht sich mit ihren<br />

historischen Erfahrungen aus zwei zeitgleich<br />

nebeneinander existierenden gesellschaftlichen<br />

Systemen und ihren geschichtlich bedingten Bindungen<br />

sowohl nach Osteuropa als auch nach Westeuropa in<br />

einer besonderen Verantwortung für die Entwicklung<br />

einer starken europäischen linken Bewegung. Erste<br />

Erfolge auf diesen Wegen gilt es zu bewahren und zu<br />

bekräftigen. Dazu laden wir alle Menschen ein, die eine<br />

andere Politik und eine bessere Welt wollen, die für<br />

Freiheit und Gleichheit eintreten, für Emanzipation und<br />

soziale Gerechtigkeit, für internationale Solidarität,<br />

Frieden und Ökologie.“<br />

Begründung: Wir bringen den ursprünglich vom<br />

Landesverband Thüringen in der Programmdebatte<br />

entwickelten Text zum Geschichtsteil ein, weil er anders<br />

als der vorliegende Entwurf einen ideengeschichtlichen<br />

Zugang zu den Traditionslinien der LINKEN entwickelt.<br />

Damit werden besondere Bezugspunkte durch einzelne<br />

Namen oder Gruppen nicht benötigt, um das eigentlich<br />

wesentliche der Geschichte der Arbeiterbewegung für die<br />

Identität und Politikperspektive der LINKEN<br />

herauszuarbeiten. Es geht nicht um die Bezugspunkte zu<br />

Personen oder Gruppen, sondern um deren politische<br />

Erfahrungswerte, aus denen gelernt werden soll.<br />

<strong>Die</strong> Änderungsanträge basieren auf Debatten und<br />

Beschluss des Bundestreffens des Forum demokratischer<br />

Sozialismus am 19.6.2011 in der Frankenakademie<br />

Schney gelegt.

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