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sich aber, ob die Entwicklung der Produktionsverhältnisse<br />

mit dem technischen Fortschritt mitgehalten hat. Auf der<br />

einen Seite ist in wenigen Händen unermesslicher<br />

Reichtum entstanden, auf der anderen Seite wurden<br />

Millionen Menschen in existentielle Not getrieben,<br />

Arbeitslosigkeit, Minilöhne, Rentenkürzungen, Abbau im<br />

Gesundheitswesen usw.. Trotz großspuriger Programme<br />

breiten sich Hunger, Kindersterblichkeit und Epidemien<br />

weiter aus. Das ist einer der grundlegenden<br />

Widersprüche des Kapitalismus. <strong>Die</strong><br />

Verteilungsverhältnisse in der Gesellschaft bedürfen<br />

dringend einer Umwälzung (Siehe auch Kap. II des<br />

Entwurfs „Krisen des Kapitalismus“). Wo bleibt die einer<br />

Entwicklung der Produktivkräfte entsprechende<br />

Umgestaltung der Produktionsverhältnisse? Bekanntlich<br />

führen nach der Marxschen Analyse<br />

Produktionsverhältnisse, die nicht in Einklang mit den<br />

Produktivkräften stehen, zu unerträglichen<br />

Widersprüchen in der Gesellschaft. <strong>Die</strong>s ist der<br />

Ausgangspunkt im Kommunistischen Manifest für die<br />

These von der zu fordernden und zu erwartenden<br />

Ablösung des Kapitalismus durch eine neue<br />

Gesellschaftsformation. <strong>Die</strong>se Erkenntnis kann in einem<br />

Programm der LINKEN für die Umwälzung im 21.<br />

Jahrhundert nicht ignoriert werden.<br />

Im folgenden Absatz des Entwurfs folgt dazu die zweite<br />

grundlegende Aussage: Zeile 996 – 998:<br />

„Demokratischer Sozialismus fördert die Entfaltung der<br />

zivilisatorischen Entwicklungspotentiale der Gesellschaft<br />

und zielt auf grundlegende Veränderungen der<br />

bestehenden Eigentums-, Verfügungs- und<br />

Machtverhältnisse“.<br />

<strong>Hier</strong> wird der herrschenden Klasse der Fehdehandschuh<br />

hingeworfen. <strong>Die</strong>ser Satz ist die Kernaussage des<br />

Entwurfs, gewissermaßen das Leitmotiv des gesamten<br />

Projektes. <strong>Die</strong>se Aussage fordert den vollständigen<br />

Umbau der bestehenden Produktionsverhältnisse. Auf<br />

diesen Punkt muss das ganze Programm zugeschnitten<br />

werden. Dazu müsste auf verschiedene wesentliche<br />

Kategorien der politischen Ökonomie des Sozialismus<br />

eingegangen werden. Auf der Tagesordnung steht die<br />

wissenschaftliche Entwicklung einer politischen<br />

Ökonomie des demokratischen Sozialismus des 21.<br />

Jahrhunderts. Das ist und kann natürlich nicht die<br />

Aufgabe des Parteiprogramms sein. Es wäre aber<br />

sicherlich nützlich, in ihm eine Forderung nach der<br />

Aufnahme von Untersuchungen zu diesem Problem<br />

aufzunehmen.<br />

Der Entwurf behandelt von dieser Thematik im<br />

Wesentlichen nur die Eigentumsfrage, dem neuralgischen<br />

Punkt der neuen Gesellschaftsordnung. Das kommt sehr<br />

richtig in dem Satz: „Eine entscheidende Frage<br />

gesellschaftlicher Veränderung ist und bleibt die<br />

Eigentumsfrage“ (Zeile 1009 – 1010) zum Ausdruck.<br />

<strong>Die</strong>se wird dann auch in verschiedenen Aspekten<br />

diskutiert. Ein Defizit in diesen Ausführungen ist aber,<br />

dass auf die Quelle dieses Eigentums, nämlich die<br />

Aneignung des Mehrwertes durch die Kapitaleigner, d.h.<br />

die Ausbeutung, mit keinem Wort eingegangen wird.<br />

Warum eigentlich nicht? <strong>Die</strong> Anerkennung dieses Faktes<br />

ist doch die moralische und juristische Rechtfertigung für<br />

die Umgestaltung der Eigentumsverhältnisse, die auf die<br />

Abschaffung der Ausbeutung und auf die Aneignung des<br />

12<br />

Mehrwertes durch die gesamte Gesellschaft abzielt.<br />

Emanzipation wird an vielen Stellen in dem Entwurf<br />

gefordert. Was ist aber alle Emanzipation wert, wenn die<br />

Ausbeutung weiter besteht. Emanzipation muss doch<br />

zuerst in der Überwindung der Ausbeutung des<br />

Menschen durch den Menschen bestehen.. Das ist<br />

letztlich die zentrale Begründung des ganzen Projektes.<br />

Mit der Umgestaltung der Eigentumsverhältnisse ändert<br />

sich auch der Charakter der Lohnarbeit. Lohnarbeit<br />

bedeutet dann nicht länger Lohnsklaverei für den<br />

Maximalprofit, sondern <strong>Die</strong>nst zur Befriedigung der<br />

Bedürfnisse der Menschen. Auch dieser Frage sind einige<br />

Bemerkungen im Programm wert.<br />

Ein weiterer Punkt bzgl. der Eigentumsfrage bleibt bisher<br />

unterbelichtet, nämlich eine Erläuterung, was wir unter<br />

der „Vergesellschaftung“ von Eigentum verstehen wollen.<br />

Das wurde in dem Artikel von <strong>Die</strong>ter Klein (ND v.<br />

6.4.2010) nachgeholt und sollte auch in das Programm<br />

aufgenommen werden:<br />

D. Klein: „Selbst die Ausweitung von öffentlichem<br />

Eigentum ist aber noch nicht die ganze Lösung. Zur<br />

realen Vergesellschaftung von Eigentum gehört, die<br />

Wirtschaftstätigkeit von Unternehmen tatsächlich am<br />

Gemeinwohl zu orientieren, sowie eine neue Balance von<br />

ökologischen Standards, betriebswirtschaftlicher<br />

Effizienz, „guter“ Arbeit für die Belegschaften,<br />

Geschlechtergerechtigkeit, betrieblicher Mitbestimmung<br />

und den Interessen von Kommunen oder Regionen zu<br />

finden, sowie Transparenz und öffentliche Kontrolle<br />

herzustellen.“<br />

Meinem Erachten nach fehlen hier noch zwei Punkte:<br />

1. Gesellschaftliche Verfügung über den Mehrwert (das<br />

müsste eigentlich an erster Stelle stehen) und<br />

2. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.<br />

Daraus resultiert Pkt. 2 meines Antrags.<br />

Wir hoffen, dass letztlich ein Programm entsteht, unter<br />

dessen Banner sich alle antikapitalistischen und<br />

oppositionellen Kräfte vereinen können.

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