Juli-August - Internationaler Bodensee-Club eV
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„O geliebte Schweiz!“<br />
Ein Kapitel deutsch-schweizerische Literaturbeziehungen.<br />
Das Beispiel Robert Faesi<br />
Unter den Persönlichkeiten des schweizerischen Literatur-<br />
und Geisteslebens der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
nimmt der Zürcher Schriftsteller und Literaturwissenschaftler<br />
Robert Faesi (1883-1972) eine herausragende<br />
Stellung ein. Bereits mit seiner Sozialisation, in der<br />
sich patrizische Herkunft mit milieutypischem Bildungserwerb<br />
und der Freiheit von materiellen Zwängen verband,<br />
unterschied er sich von seinen Dichter- und Professorenkollegen.<br />
Das Zusammentreffen dieser Faktoren erlaubte<br />
Faesi nicht allein, seine Lehraufgaben (seit 1911 als Lehrer<br />
am Gymnasium; seit 1922 außerordentlicher Professor<br />
für neuere deutsche und schweizerische Literaturgeschichte)<br />
mit den Erfordernissen einer sich auf alle Gattungen<br />
erstreckenden Autorschaft zu verbinden – mit beiden<br />
Tätigkeitsbereichen ging auch ein enormer Einfluss<br />
auf die literarischen Institutionen der Schweiz einher.<br />
„Kaum ein Gremium, das seinen Rat und seine Entscheidungshilfe<br />
missen wollte“, schreibt <strong>Juli</strong>an Schütt in seiner<br />
Darstellung „Germanistik und Politik“, „weder der Lesezirkel<br />
Hottingen respektive der Literarische Klub Zürich<br />
noch der Schriftstellerverein (SSV), weder die Schillerstiftung<br />
noch der Deutschschweizer PEN-<strong>Club</strong> und die Martin-Bodmer-Stiftung“.<br />
Dieser Einfluss Faesis dokumentiert sich in einem der<br />
reichhaltigsten Nachlässe, über die die Zentralbibliothek<br />
Zürich mit ihren bedeutenden Beständen verfügt. Zu ihm<br />
gehört neben den literarischen Arbeiten – von denen hier<br />
nur der legendäre, später verfilmte „Füsilier Wipf“ erwähnt<br />
sei sowie eine Roman-Trilogie zur Geschichte Zürichs in<br />
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die 1945 mit dem<br />
Literaturpreis der Stadt Zürich ausgezeichnet wurde –<br />
eine reiche Korrespondenz mit schweizerischen und deutschen<br />
Schriftstellern. Sie zeugt von den schon früh angestrebten<br />
Kontakten Faesis zu Dichtern wie Gerhart<br />
Hauptmann und Hermann Hesse, Rainer Maria Rilke,<br />
Thomas Mann und vielen anderen, die über die akademischen<br />
Interessen des Verfassers einschlägiger Monographien<br />
weit hinausgehen, ihn stets den Kontakt zu Kollegen<br />
suchen ließen und diese der schweizerischen Öf-<br />
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