Januar-Februar - Internationaler Bodensee-Club eV
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pano rama<br />
Wozu Kultur ?<br />
Dr. Werner Grabher, Präsident der Kommission Kultur<br />
der Internationalen <strong>Bodensee</strong>konferenz<br />
Ebenso gut könnte man fragen: Wozu atmen?<br />
Gewiss, ein plötzliches Verschwinden all unserer Ausprägungen<br />
als transzendierender „homo ludens“ würde nicht<br />
gleich den Untergang der Spezies bedeuten. Aber kaum<br />
eine andere Wesensart als die des Künstlerischen befähigt<br />
uns Menschen so sehr dazu, durch die Entdeckung der<br />
individuellen Kreativität und der damit gemachten Erfahrungen<br />
das zu werden, was wir sind.<br />
Kunst und Kultur im Zeichen der Freiheit gewähren zu<br />
lassen und entsprechend zu fördern, bedeutet den Anspruch<br />
einer „offenen Gesellschaft“ ernst zu nehmen,<br />
heißt die Kulturschaffenden nicht nur als Impulsgeber und<br />
Vermittler von Lebensfreude, sondern auch als Motor des<br />
gesellschaftlichen Diskurses und wichtiges soziokulturelles<br />
Korrektiv zu begreifen.<br />
Durch die Ökonomisierung von Kultur, die Verfremdung<br />
der Kunst vom Wächter der Werte zur Handelsware, finden<br />
sich heute durchaus auch rating-taugliche Belege<br />
für ihre Daseinsberechtigung. Eindrucksvolle Umwegrentabilitätsrechnungen<br />
zur Eventkultur, die wachsende Bedeutung<br />
von Kultur als Standortfaktor und überzeugende<br />
Zahlen aus der Kreativwirtschaft liefern gewichtige Argumente.<br />
Mit dem Slogan „Ein starkes Stück Deutschland“<br />
– um ein Beispiel zu nennen – ist längst nicht mehr die<br />
industrielle Kapazität des Ruhrgebiets gemeint, sondern<br />
das kulturelle Potential dieser Region. Aber sind kulturelle<br />
Leistungen materiell und im Kontext vermeintlich schlüs-<br />
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