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REGIONALCLUB ÖSTLICHER BODENSEE e.V.<br />
dauernden Kathedralen von Thann und Ottmarsheim,<br />
die einst Dreh- und Angelpunkt des<br />
gesellschaftlichen Lebens im Mittelalter waren und<br />
an damaligen wichtigen Handelswegen standen,<br />
wirken heute inmitten der idyllischen elsässischen<br />
und badischen Kleinstadt wie erratische Blöcke<br />
aus fernen Zeiten. Eindrücke, die man wohl nicht<br />
so schnell vergisst.<br />
Neu und alt standen sich auch auf faszinierende<br />
Weise am dritten Tag der Reise gegenüber, als<br />
wir nach herrlicher Fahrt über Belfort nach Burgund<br />
gelangten und die „Kapelle” Notre Dame du<br />
Haute de Ronchamp von Corbusier besuchten. Ist<br />
der kühne, nachkubistische Kirchenbau schon im<br />
Jahre 1951 kreiert worden, so wurden wir Zeugen<br />
davon, wie die geheimnisvolle Konzentration, die<br />
tönende Akustik, die farbenfrohen und spielerisch<br />
leichten Lichteffekte uns in eine magische Andachtswelt<br />
versetzten, konfrontiert mit einer<br />
großen, bahnbrechenden Ideenwelt einstiger<br />
moderner Baukunst, welche jedoch viel mehr zu<br />
poetischer Intimität, eben zur privaten Kapelle, als<br />
zu einem Repräsentationsobjekt neigt. Ganz unter<br />
diesem Eindruck erreichten wir Colmar im Herzen<br />
des Elsass. Colmar steht für seinen berühmten<br />
Isenheimer Altar des Malers Mathias Grünewald,<br />
aber auch für manch andere Sehenswürdigkeit<br />
(Schongauers „Madonna im Rosenhaag”) und<br />
natürlich für sein charmantes Stadtflair.<br />
Wenn man bedenkt, dass der Isenheimer Altar im<br />
Museum Unterlinden das zweithäufigst besuchte<br />
Kunstobjekt nach dem Louvre in Frankreich ist,<br />
welches in 500 Jahren nichts von seiner Faszination<br />
verloren hat, dann liegen die Gründe dafür<br />
nicht nur in seiner magischen Ausstrahlung,<br />
sondern sicherlich auch in<br />
seiner damals exzeptionellen<br />
sozialen und therapeutischen<br />
Funktion. Viele Heilungen<br />
der Seuche des Antoniusfeuers<br />
(Pilzbefall des Getreides,<br />
des sog. Mutterkorns)<br />
soll der damalige Hochaltar<br />
in der Kirche des Krankenpflegerordens<br />
der Isenheimer<br />
Antoniter bewirkt<br />
haben. Diesen Hintergrund<br />
und zahlreiche Merkmale<br />
der künstlerischen Aura des<br />
Werkes zeigte uns Annette<br />
Mollet mit ihrem unglaublich<br />
instruktiven Einführungsvortrag<br />
auf, wodurch die Aufnahmebereitschaft<br />
der interessierten<br />
Reisenden noch<br />
gesteigert wurde.<br />
Zum Abschluss der Reise besuchten wir die „Faust-<br />
Stadt” Stauffen, wo wir eine herrlich ulkige, doch<br />
auch gruppendynamisch beflügelnde Führung von<br />
Dr. Faustus / Mephisto in selbiger Person erlebten.<br />
Dabei trat sogar einiges Geschichtliche zu Tage,<br />
deren man sich trotz guter Bildung in klassischen<br />
Dramen noch nicht bewusst war. Entscheidend<br />
aber für das Klima der zu Ende gehenden Reise<br />
war der Angriff auf unsere Lachmuskeln, die daraufhin<br />
nicht mehr so schnell zur Ruhe kamen.<br />
gez. Hans-Udo Kreuels<br />
Fachbereichsleiter Musik<br />
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