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Besonders Architektur und Bildende Kunst Die viertägige Reise des <strong>Bodensee</strong>-Regionalclubs Vorarlberg (18. – 21. April) war sicher für alle mitfahrenden <strong>Club</strong>mitglieder von bleibendem Wert. Städtereisen tendieren oft zu Bildungsstrapazen oder auch ineffektiven Gastronomiebummeln. Doch hier gab’s die perfekte Mischung. Ich habe lange keine Reise mitgemacht, bei der ich so viel erlebt, gelernt und bestaunt habe - und bei der ich doch so entspannt und halbwegs frisch nach Hause kam! Das Ziel war Freiburg i.B. Aber bevor man Freiburg erreichte, setzten sich bereits zwei eindrückliche Architekturerlebnisse der unterschiedlichsten Art in uns fest. Das Vitra-Haus in Weil am Rhein, der Vitra Campus als Ganzes mit neuen und neuesten Bauten renommierter Künstler (wie Tadao Ando, Zaha Hadid, Herzog & de Meuron, Frank Gehry u. a.) hinterließen den Eindruck geistig erfahrbarer Begegnungsstätten, ausgeklügelten und kreativen Wohn-Designs und sinnlich-körperlicher Raumwahrnehmung, was letztlich auch auf die exzellente Führung zurückzuführen war. Diesem unserer Zeit adäquaten Erlebnis stand der imposante historische Bau der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Klosterkirche von Ottmarsheim gegenüber. Trotz seiner wechselvollen Geschichte strahlte der auf romanischen Grundfesten immer wieder auf- und umgebaute Kirchenraum monumentale Konzentration und Erhabenheit aus. Zwei Architekturerlebnisse in kurzer Zeit, die das Heute und Gestern der europäischen Baukunst nicht plastischer hätten belegen können! Der Wert einer hervorragenden Führung ist auch daran auszumachen, dass eine Stadt, ihre Geschichte und vor allem ihre Menschen mit ihren Lebensgewohnheiten und Herausforderungen als Gesamtbild lebendig werden, so wie wir es in Freiburg bei der Stadtführung und der Besichtigung des Freiburger Münsters erfahren durften. Nach einem nachmittäglichen, ziemlich verregneten Besuch der elsässischen Stadt Mulhouse, welche neben hervorragenden Sehenswürdigkeiten (z.B. die protestantische Schtefànskerch) auch mit einem weltweit bekannten Oldtimer-Museum aufwartet, führte unsere Erkundungsfahrt zu einem Juwel rheinischer Gotik im Elsass, zur Stiftskirche St. Theobaldus in Thann. Die Zeit über- 10
REGIONALCLUB ÖSTLICHER BODENSEE e.V. dauernden Kathedralen von Thann und Ottmarsheim, die einst Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen Lebens im Mittelalter waren und an damaligen wichtigen Handelswegen standen, wirken heute inmitten der idyllischen elsässischen und badischen Kleinstadt wie erratische Blöcke aus fernen Zeiten. Eindrücke, die man wohl nicht so schnell vergisst. Neu und alt standen sich auch auf faszinierende Weise am dritten Tag der Reise gegenüber, als wir nach herrlicher Fahrt über Belfort nach Burgund gelangten und die „Kapelle” Notre Dame du Haute de Ronchamp von Corbusier besuchten. Ist der kühne, nachkubistische Kirchenbau schon im Jahre 1951 kreiert worden, so wurden wir Zeugen davon, wie die geheimnisvolle Konzentration, die tönende Akustik, die farbenfrohen und spielerisch leichten Lichteffekte uns in eine magische Andachtswelt versetzten, konfrontiert mit einer großen, bahnbrechenden Ideenwelt einstiger moderner Baukunst, welche jedoch viel mehr zu poetischer Intimität, eben zur privaten Kapelle, als zu einem Repräsentationsobjekt neigt. Ganz unter diesem Eindruck erreichten wir Colmar im Herzen des Elsass. Colmar steht für seinen berühmten Isenheimer Altar des Malers Mathias Grünewald, aber auch für manch andere Sehenswürdigkeit (Schongauers „Madonna im Rosenhaag”) und natürlich für sein charmantes Stadtflair. Wenn man bedenkt, dass der Isenheimer Altar im Museum Unterlinden das zweithäufigst besuchte Kunstobjekt nach dem Louvre in Frankreich ist, welches in 500 Jahren nichts von seiner Faszination verloren hat, dann liegen die Gründe dafür nicht nur in seiner magischen Ausstrahlung, sondern sicherlich auch in seiner damals exzeptionellen sozialen und therapeutischen Funktion. Viele Heilungen der Seuche des Antoniusfeuers (Pilzbefall des Getreides, des sog. Mutterkorns) soll der damalige Hochaltar in der Kirche des Krankenpflegerordens der Isenheimer Antoniter bewirkt haben. Diesen Hintergrund und zahlreiche Merkmale der künstlerischen Aura des Werkes zeigte uns Annette Mollet mit ihrem unglaublich instruktiven Einführungsvortrag auf, wodurch die Aufnahmebereitschaft der interessierten Reisenden noch gesteigert wurde. Zum Abschluss der Reise besuchten wir die „Faust- Stadt” Stauffen, wo wir eine herrlich ulkige, doch auch gruppendynamisch beflügelnde Führung von Dr. Faustus / Mephisto in selbiger Person erlebten. Dabei trat sogar einiges Geschichtliche zu Tage, deren man sich trotz guter Bildung in klassischen Dramen noch nicht bewusst war. Entscheidend aber für das Klima der zu Ende gehenden Reise war der Angriff auf unsere Lachmuskeln, die daraufhin nicht mehr so schnell zur Ruhe kamen. gez. Hans-Udo Kreuels Fachbereichsleiter Musik 11
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