im Kreis Düren - Institut fuer Soziale Innovation
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<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />
Empirische Studie zur Situation von<br />
„Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
mit Zuwanderungsgeschichte<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>“<br />
Februar 2008<br />
Beratung und<br />
Unterstützung<br />
durch das<br />
Projektförderung<br />
durch das
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />
Empirische Studie zur Situation von<br />
„Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer<br />
mit Zuwanderungsgeschichte<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>“<br />
Februar 2008<br />
Beratung und<br />
Unterstützung<br />
durch das<br />
Projektförderung<br />
durch das
Grußwort des Landrates<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
die Förderung der lokalen Wirtschaft ist<br />
neben der Daseinsvorsorge die wichtigste<br />
Aufgabe jeder Kommunalverwaltung.<br />
Auch der <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> untern<strong>im</strong>mt große<br />
Anstrengungen, um für Unternehmen<br />
attraktiv zu sein und zu bleiben. Auch persönlich<br />
setzte ich mich <strong>im</strong>mer wieder für<br />
die Ansiedlung neuer Unternehmen ein.<br />
Mit dem vom Land NRW geförderten<br />
KOMM-IN Projekt haben wir erstmalig<br />
einen Überblick gewonnen, wie groß und<br />
vielfältig die Unternehmerschaft unter den<br />
Zugewanderten <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> ist. Für uns<br />
alle sichtbar ist schon seit vielen Jahren der<br />
Gastronomiebereich, ohne italienische,<br />
griechische, türkische, chinesische oder Balkan-Restaurants<br />
kann ich mir <strong>Düren</strong> heute<br />
nicht mehr vorstellen. Sie gehören zu unserem<br />
Leben, wie Spaghetti oder Paprika auf<br />
dem häuslichen Mittagstisch. Dass wir aber<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> in so großer Zahl Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer mit Zuwanderungsgeschichte<br />
in allen Branchen haben,<br />
war für mich eine neue Information. Dieses<br />
Potential zu erkennen und öffentlich zu<br />
machen ist ein Verdienst des Projektes. Der<br />
Impulsworkshop, an dem ich teilnehmen<br />
durfte, hat mich sehr beeindruckt. Die dort<br />
beteiligten Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
hatten erstaunliche Erfolgsgeschichten<br />
vorzuweisen und das in einem<br />
Land, dessen Sprache und Kultur sie erst<br />
einmal kennen lernen mussten.<br />
Die GWS <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> hat das Potential der<br />
Selbstständigen unter den Zuwanderern<br />
erkannt und sich auf den Weg gemacht,<br />
spezifische Angebote zu schaffen, um auch<br />
Menschen mit geringeren deutschen<br />
Sprachkenntnissen Existenzgründungsseminare<br />
anzubieten. Es muss sich noch zeigen,<br />
welche Konsequenzen aus diesen ersten<br />
Erfahrungen gezogen werden müssen. Fest<br />
steht jedenfalls schon heute, dass wir alle<br />
Anstrengungen unternehmen werden, das<br />
Potential von Zuwanderern <strong>im</strong> Bereich der<br />
Existenzgründung, in der Unternehmensfestigung<br />
und bei der Schaffung neuer<br />
Arbeits- und Ausbildungsplätze zu erkennen<br />
und zu nutzen. Mit dem KOMM-IN<br />
Projekt ist ein erster Anfang gemacht, weiter<br />
Schritte werden folgen.<br />
Ich freue mich besonders, dass es uns<br />
gelungen ist, einige Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer dafür zu gewinnen, sich<br />
<strong>im</strong> Beirat für dieses Projekt zusammen zu<br />
finden. Ihnen und der Handwerkskammer,<br />
der GWS, der Migrationsbeauftragten,<br />
dem Ausländeramt und allen <strong>Institut</strong>ionen,<br />
die geholfen haben, dieses Projekt zum<br />
Erfolg zu führen sei für ihr großes Engagement<br />
gedankt.<br />
Wolfgang Spelthahn<br />
Landrat des <strong>Kreis</strong>es <strong>Düren</strong><br />
G RUSSWORTE<br />
…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
3
Vorwort des Geschäftsführers der GWS mbH<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
in den vergangenen Jahren haben <strong>im</strong>mer<br />
mehr Menschen mit Migrationshintergrund<br />
in Deutschland den Sprung in die Selbständigkeit<br />
gewagt.<br />
G RUSSWORTE<br />
Alleine <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> gibt es über 1500<br />
ausländische Gewerbetreibende – darüber<br />
hinaus zahlreiche sogenannte Freiberufler<br />
wie Architekten, Ärzte, Rechtsanwälte,<br />
Psychologen etc. – mit Zuwanderungsgeschichte.<br />
Viele von ihnen sind längst deutsche<br />
Staatsbürger. Sie schaffen Arbeitsplätze,<br />
zahlen Gewerbesteuer und tragen <strong>im</strong><br />
erheblichen Maße zur Wirtschaftskraft des<br />
Mittelstandes und zur kulturellen Vielfalt<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> bei.<br />
Unsere Leistungen an Beratung und Unterstützung<br />
bei der Existenzgründung oder<br />
bei der Expansion ihrer Unternehmen wurden<br />
bis dato aber leider nur sehr selten<br />
von Unternehmerinnen und Unternehmern<br />
mit Zuwanderungsgeschichte wahrgenommen.<br />
Über das KOMM-IN-Projekt haben<br />
wir versucht, die <strong>Institut</strong>ionen der Wirtschaftsförderung<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> und die<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer füreinander<br />
zu sensibilisieren und zu öffnen.<br />
In den zahlreichen – <strong>im</strong> Rahmen des<br />
KOMM-IN Projektes – geführten Interviews<br />
und gemeinsamen Veranstaltungen sind<br />
interessanterweise vielfach nicht die Probleme,<br />
sondern die Stärken unserer Einwanderungsgesellschaft<br />
deutlich geworden.<br />
Diese Stärken müssen wir anhand von<br />
Beispielen erfolgreicher Unternehmen aufzeigen,<br />
denn: Gute Vorbilder sind wichtig!<br />
Und es ist notwendig, die Wirtschaftsleistung<br />
von Migrantinnen und Migranten<br />
öffentlich zu machen und anzuerkennen.<br />
Gleichzeitig möchten wir aus den gesammelten<br />
Erfahrungen des gemeinsamen<br />
Projektes lernen und unser bisheriges<br />
Beratungs- und Seminarangebot für Gründungswillige<br />
erweitern und gezielt auf die<br />
Bedürfnisse ausländischer Gründungswilliger<br />
und junger Unternehmen ausrichten.<br />
Ich würde mich freuen, wenn wir als GWS<br />
mbH gründungswilligen Migranten mit Rat<br />
und Tat zur Seite stehen dürften und somit<br />
die Selbständigenquote ausländischer<br />
Unternehmer <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> langfristig<br />
gesteigert wird.<br />
Michael Müller<br />
Geschäftsführer GWS mbH<br />
4<br />
E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
Vorwort der Migrationsbeauftragten<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
mit dieser vorgelegten Studie wird ein Projekt<br />
beendet, das zu einem der Interessantesten<br />
in meiner beruflichen Laufbahn<br />
gehört. Am Beginn stand die Entscheidung,<br />
nicht <strong>im</strong>mer nur die Probleme von Migrantinnen<br />
und Migranten und ihren Förderbedarf<br />
in den Vordergrund zu stellen, sondern<br />
zu schauen, welche Potentiale sich<br />
unter den Migranten <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> finden<br />
lassen. Ich glaube, alle Projektteilnehmer<br />
haben <strong>im</strong> Verlauf der Zeit viel dazu<br />
gelernt und Überraschungen erlebt.<br />
Besonders beeindruckt haben mich Leistungswille,<br />
Mut und Zeilstrebigkeit der Beiratsmitglieder.<br />
Damit haben sie ihre Unternehmen<br />
gegen alle Widerstände erfolgreich<br />
aufgebaut, wie sie Diskr<strong>im</strong>inierung<br />
und Sprachschwierigkeiten überwinden<br />
und sich nicht unterkriegen lassen.<br />
Ermutigend ist, dass wir nach dieser kurzen<br />
Projektlaufzeit eine kontinuierliche<br />
Zusammenarbeit verabredet und schon<br />
viele Pläne für die Zukunft gefasst haben.<br />
Es ist für mich ein Zeichen, dass eine<br />
Zusammenarbeit zwischen Migranten und<br />
<strong>Institut</strong>ionen, zwischen ehrenamtlich Engagierten<br />
und hauptamtlich Tätigen funktionieren<br />
und Bestand haben kann, wenn die<br />
Chemie st<strong>im</strong>mt, gegenseitiger Respekt<br />
herrscht und eine Vertrauensbasis aufgebaut<br />
wird. Dies ist uns scheinbar gelungen<br />
und darüber freue ich mich sehr.<br />
Dieser Bericht soll Menschen in anderen<br />
Regionen dieses Landes dazu ermutigen,<br />
sich ebenfalls auf den Weg zu einer<br />
Zusammenarbeit zu machen und ähnliche<br />
Prozesse zu initiieren. Ich bin überzeugt,<br />
dass dieses Beispiel Schule machen kann.<br />
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen<br />
Projektteilnehmerinnen und -teilnehmern<br />
bedanken. Bei den Hauptamtlichen für die<br />
Bereitschaft <strong>im</strong>mer außerhalb der offiziellen<br />
Dienstzeit für die Beiratssitzungen und<br />
Veranstaltungen zur Verfügung zu stehen.<br />
Bei den Ehrenamtlichen für die Bereitschaft,<br />
die Freizeit zu opfern und ohne<br />
jede finanzielle Entschädigung mitzumachen.<br />
Allen gemeinsam für die Bereitschaft,<br />
das eigene Verhalten zu überdenken<br />
und neue Wege zu versuchen. Mein<br />
Dank geht auch an das Team des <strong>Institut</strong>s<br />
für soziale <strong>Innovation</strong> und des Zentrums<br />
für Türkeistudien, die sehr professionell<br />
und mit großem Engagement entscheidend<br />
zum Erfolg des Projektes beigetragen<br />
haben.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Sybille Haußmann<br />
Migrationsbeauftragte des <strong>Kreis</strong>es <strong>Düren</strong><br />
G RUSSWORTE<br />
…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN 5
Inhaltsverzeichnis<br />
VORWORT DES LANDRATES.................................................. 3<br />
VORWORT DES GESCHÄFTSFÜHRERS DER GWS MBH ...... 4<br />
VORWORT DER MIGRATIONSBEAUFTRAGTEN .................. 5<br />
EINLEITUNG ............................................................................ 8<br />
1. HINTERGRUNDINFORMATIONEN ZUR<br />
AUSGANGSLAGE IM KREIS DÜREN.......................... 10<br />
2. PROJEKTVERLAUF IM ÜBERBLICK............................ 12<br />
2.1 PROJEKTORGANISATION UND STRUKTUR.................. 12<br />
I NHALT<br />
2.2 GRUNDHALTUNGEN UND WICHTIGE STATIONEN ...... 16<br />
3. STRUKTURDATEN ........................................................ 20<br />
4. ERGEBNISSE DER INTERVIEWS ................................ 26<br />
4.1 PROFIL DER UNTERNEHMER / INNEN.......................... 28<br />
4.2 MOTIVATIONEN DER<br />
UNTERNEHMENSGRÜNDUNG ...................................... 29<br />
4.2.1 UNABHÄNGIGKEIT UND<br />
SELBSTVERWIRKLICHUNG ............................................ 31<br />
4.2.2 SOZIALER AUFSTIEG UND SUCHE<br />
NACH ANDEREN WEGEN .............................................. 32<br />
4.3 ERFAHRUNGEN MIT BERATUNGSANGEBOTEN<br />
UND DIE NUTZUNG VON KONTAKT- UND<br />
UNTERSTÜTZUNGSNETZWERKEN ................................ 34<br />
4.4 ERFAHRUNGEN MIT BEHÖRDEN UND<br />
ÖFFENTLICHEN EINRICHTUNGEN..................................37<br />
4.5 ERFOLGSFAKTOREN DER<br />
UNTERNEHMERISCHEN TÄTIGKEIT .............................. 40<br />
6 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
4.5.1 ERFOLGSFAKTOR: QUALITÄT UND<br />
KUNDENORIENTIERUNG .............................................. 41<br />
4.5.2 ERFOLGSFAKTOR DEUTSCHKENNTNISSE.................... 41<br />
4.5.3 ERFOLGSFAKTOR: UNTERNEHMERISCHES<br />
WISSEN UND BRANCHENERFAHRUNG........................ 42<br />
4.5.4 ERFOLGSFAKTOR KÄMPFERTYP .................................. 42<br />
4.5.5 ERFOLGSFAKTOR FAMILIÄRE RESSOURCEN .............. 43<br />
4.6 ZUSAMMENFASSUNG.................................................... 45<br />
5. HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN FÜR EINE<br />
NACHHALTIGE WEITERENTWICKLUNG .................... 47<br />
5.1 THESEN UND ERKENNTNISSE ...................................... 47<br />
5.2 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN FÜR EINE<br />
NACHHALTIGE WEITERENTWICKLUNG ........................ 48<br />
I NHALT<br />
5.2.1 VERBESSERUNG DER ÖFFENTLICHEN<br />
WAHRNEHMUNG............................................................ 48<br />
5.2.2 FÖRDERUNG DER SELBSTORGANISATION<br />
UND VERNETZUNG ........................................................ 49<br />
5.2.3 AUFBAU INTERKULTURELL AUSGERICHTETER<br />
BERATUNGS- UND UNTERSTÜTZUNGSSYSTEME ...... 51<br />
6. LITERATUR.................................................................... 52<br />
7. PROFILBÖGEN DER MITWIRKENDEN<br />
IM PROJEKTBEIRAT .................................................... 53<br />
AKTEURE .......................................................................... 61<br />
IHRE NOTIZEN ...................................................................... 62<br />
…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
7
Einleitung<br />
E INLEITUNG<br />
Wirtschaftliche Aktivitäten von Unternehmerinnen<br />
und Unternehmern mit<br />
Zuwanderungsgeschichte und Integrationsprozesse<br />
in einen Zusammenhang zu stellen,<br />
ist eine der innovativen Entwicklungen<br />
der letzten Jahre. Unternehmen von zugewanderten<br />
Personen tragen dazu bei, dass<br />
der Standort Nordrhein-Westfalen stärker<br />
global ausgerichtet und international wettbewerbsfähig<br />
wird. Sie schaffen Arbeitsund<br />
Ausbildungsplätze und sind nicht<br />
zuletzt Vorbild für die nachfolgende Generation.<br />
Gleichzeitig setzt sich allmählich die<br />
Erkenntnis durch, dass die wirtschaftliche<br />
Förderung von Migrantenunternehmen ein<br />
wichtiger Beitrag zur Integration von zugewanderten<br />
Menschen ist.<br />
Migrantenökonomie genauer in den Blick<br />
zu nehmen und wertschätzend zu betrachten,<br />
ist ein neues und wichtiges Anliegen<br />
des derzeitigen KOMM IN Projekts „Unternehmer<br />
/ innen mit Zuwanderungsgeschichte<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>“. Mit dem landesweiten<br />
Förderprogramm „<strong>Innovation</strong> in der kommunalen<br />
Integrationsarbeit (KOMM IN)”<br />
legt Nordrhein-Westfalen einen „Schwerpunkt<br />
auf die strategische Weiterentwikklung<br />
der administrativen Infrastruktur der<br />
Kommunen mit den Akteuren vor Ort.“<br />
(KOMM-IN NRW: 5) Dazu gehört auch der<br />
Blick auf die Strukturen und wirtschaftlichen<br />
Potentiale von Migrantenunternehmen<br />
in der lokalen Ökonomie.<br />
Dieses Projekt zielt darauf,<br />
• den Bestand an Akteuren und Aktivitäten<br />
zu erfassen,<br />
• über Erfahrungen und Vorstellungen ins<br />
Gespräch zu kommen,<br />
• zur Teilhabe und zum Engagement zu<br />
ermutigen,<br />
• Kooperationen zu vereinbaren,<br />
• Ideen für die Zukunft und Handlungsempfehlungen<br />
zu entwickeln.<br />
Ausgangspunkt des Projektes ist das Integrationskonzept<br />
des <strong>Kreis</strong>es <strong>Düren</strong>, das als<br />
eines seiner Ziele definiert, das Angebot<br />
für „ausländische Gründungswillige“ um<br />
die zielgruppengerechte Beratung und<br />
Information zu opt<strong>im</strong>ieren. (Integrationskonzept<br />
<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>: 200 ff.) Wichtige Voraussetzung,<br />
um die Potentiale dieser Zielgruppe<br />
zu nutzen, ist jedoch, dass die<br />
Strukturen von Migrantenunternehmen in<br />
den Kommunen näher bekannt sind. Bisher<br />
lagen hinsichtlich des Unternehmertums<br />
von Migrantinnen und Migranten für den<br />
<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> keine aussagefähigen Daten<br />
vor.<br />
1 Drei interviewte Personen haben auf den<br />
quantitativen Teil der Befragung verzichtet.<br />
8 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
Das vorliegende Projekt schließt diese<br />
Lücke, indem es<br />
a) 60 Interviews mit Unternehmer / innen<br />
mit Zuwanderungsgeschichte führt,<br />
b) 57 statistische Fragebögen von Unternehmer<br />
/ innen mit Zuwanderungsgeschichte<br />
erhebt 1 ,<br />
c) zentrale Daten zum <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> (Strukturdaten)<br />
über die Gewerbeämter <strong>im</strong><br />
<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> und durch eigene Recherchen<br />
zusammenträgt,<br />
d) durch die Gründung eines Projektbeirates<br />
sowie durch Workshops und Regionalkonferenzen<br />
die Aktivierung, Vernetzung<br />
und Kooperation zwischen lokalen<br />
Akteuren der Wirtschaftsförderung, Verwaltung<br />
und Unternehmer / innen mit<br />
Zuwanderungsgeschichte fördert.<br />
In der folgenden Dokumentation werden<br />
die Ergebnisse vorgestellt. Im Kapitel 1<br />
wird zunächst die Ausgangslage <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />
<strong>Düren</strong> kurz geschildert. In Kapitel 2 wird<br />
auf den Projektverlauf, auf die eingesetzten<br />
Instrumente und Grundhaltungen eingegangen.<br />
Im Kapitel 3 geht es um Zahlen<br />
und Statistiken: Hier werden die<br />
recherchierten Strukturdaten und weitere<br />
Hintergrundinformationen aus dem <strong>Kreis</strong><br />
vorgelegt. Ziel ist es, für das weitere Vorgehen<br />
eine Datengrundlage zu schaffen.<br />
Im Mittelpunkt des Kapitel 4 stehen die<br />
Interviews, die mit 60 Unternehmer / innen<br />
des <strong>Kreis</strong>es geführt wurden. In den einzelnen<br />
Unterkapiteln wird auf die Antworten<br />
der Unternehmer / innen zu den Leitfragen<br />
eingegangen und es werden Erfolgsfaktoren<br />
unternehmerischen Engagements aus<br />
Sicht der Befragten aufgezeigt. Ergänzt<br />
und belegt werden die Ergebnisse jeweils<br />
mit Daten aus den quantitativen Erhebungen.<br />
Im Kapitel 5 geht es zentral darum,<br />
die Erkenntnisse aus einem dreiviertel Jahr<br />
„Integrationsprozess“ und Vorschläge für<br />
die weitere Arbeit in Form von Thesen und<br />
Maßnahmen zu präsentieren. Grundlage<br />
des Kapitels sind die Treffen und Diskussionen<br />
aus und rund um den Projektbeirat. Es<br />
folgen die Profilbögen der <strong>im</strong> Projektbeirat<br />
beteiligten Unternehmen und Organisationen<br />
sowie die Quellenangaben.<br />
Aus Platzgründen wurde der quantitative<br />
und qualitative Fragebogen nicht in den<br />
Anhang aufgenommen. Auf Wunsch sind<br />
die Unterlagen bei Frau Sybille Haußmann,<br />
der Migrationsbeauftragten des <strong>Kreis</strong>es<br />
<strong>Düren</strong> erhältlich.<br />
E INLEITUNG<br />
…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
9
1. Hintergrundinformationen zur Ausgangslage <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />
A USGANGSLAGE<br />
Lage:<br />
Der <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> liegt <strong>im</strong> südwestlichen Teil<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen <strong>im</strong> Regierungsbezirk<br />
Köln und bildet ein Bindeglied<br />
zwischen dem Kölner und dem Aachen-<br />
Lüttich-Maastrichter Wirtschaftsraum.<br />
Grenzen:<br />
Im Westen grenzt der <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> an die<br />
<strong>Kreis</strong>e Aachen und Heinsberg, <strong>im</strong> Norden<br />
an den <strong>Kreis</strong> Neuss und <strong>im</strong> Osten an den<br />
Rhein-Erft-<strong>Kreis</strong> sowie den <strong>Kreis</strong> Euskirchen.<br />
Der <strong>Kreis</strong> besteht aus fünf Städten<br />
und zehn Gemeinden, von denen <strong>Düren</strong><br />
(92.614) und Jülich (33.670) die größte Einwohnerzahl<br />
aufweisen.<br />
Geographische Gegebenheiten:<br />
Der <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> erstreckt sich von der<br />
Niederrheinischen Tiefebene mit landwirtschaftlich<br />
genutzten Flächen (Weizen- und<br />
Zuckerrübenbau) bis in die Mittelgebirgslage<br />
der Eifel (Nationalpark Eifel) mit Grünland<br />
und ausgedehnten Waldflächen. Mitten<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> erstrecken sich Braunkohletagebaue<br />
sowie die renaturierten Folgelandschaften.<br />
Die Rur, die den gesamten<br />
Bezirk von Süd nach Nord durchfließt, bildet<br />
die Grundlage für die Ansiedlung verschiedener<br />
Industriezweige, insbesondere<br />
der Papierindustrie. Sie erlangt auch<br />
Bedeutung für die Energie- und Wasserwirtschaft<br />
(Rurtalsperre <strong>im</strong> Süden des <strong>Kreis</strong>es)<br />
sowie für den Fremdenverkehr.<br />
10 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
Bevölkerungsentwicklung:<br />
Seit 1950 verzeichnete das <strong>Kreis</strong>gebiet<br />
<strong>Düren</strong> einen kontinuierlichen Bevölkerungszuwachs.<br />
Zwischen 1950 und 1976 ist<br />
die Einwohnerzahl um fast 40 % (von<br />
169.332 auf 236.932) gestiegen. Seit Ende<br />
der 70er Jahre verlangsamte sich der Bevölkerungszuwachs,<br />
jedoch setzte sich die<br />
positive Entwicklung <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong>gebiet <strong>Düren</strong><br />
bis 2001 fort. Dies hat auch mit dem<br />
Zuwachs der Nicht-Deutschen zu tun (von<br />
12.295 auf 26.606). Ende 2006 ist erstmals<br />
wieder ein geringer Bevölkerungsrückgang<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong>gebiet zu verzeichnen (von 271.074<br />
auf 270.917).<br />
Während die deutsche Bevölkerung von<br />
1996 bis 2006 um 3,5 % auf 244.560 angestiegen<br />
ist, liegt der Anstieg der ausländischen<br />
Bevölkerung mit 10 % (von 23.997<br />
auf 26.357) bedeutend höher (Stand<br />
31.12.2006). (Landesdatenamt NW: 5)<br />
Bei der Altersstruktur trägt die ausländische<br />
Bevölkerung <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> deutlich<br />
zur Verjüngung der Einwohnerschaft <strong>im</strong><br />
<strong>Kreis</strong> bei. Dabei ist vor allem der Anteil von<br />
Ausländerinnen und Ausländern <strong>im</strong> Seniorenalter<br />
unterdurchschnittlich.<br />
A USGANGSLAGE<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
11
2. Projektverlauf <strong>im</strong> Überblick<br />
2.1 Projektorganisation<br />
und Struktur<br />
Zur fachliche Begleitung und Unterstützung<br />
des Projektes wurde ein Beirat eingerichtet,<br />
der mit Vertreter / innen aus<br />
Wirtschaftsverbänden, Kammern und<br />
Unternehmer / innen mit Zuwanderungsgeschichte<br />
besetzt war. Die Federführung<br />
für den Projektbeirat übernahm die Migrationsbeauftragte<br />
des <strong>Kreis</strong>es <strong>Düren</strong>. Folgende<br />
Erwartungen wurden aus der Sicht<br />
der Beiratsmitglieder mit dem Projekt verbunden<br />
(Auszug aus dem Protokoll vom<br />
6.6.2008):<br />
Ü BERBLICK<br />
• Erleichterte Kontaktaufnahme zur Zielgruppe<br />
der Migrantenunternehmen<br />
• Unterstützung bei der Beratungsarbeit<br />
– Wie kann Beratung zielgruppenspezifisch<br />
erfolgreicher verlaufen?<br />
• Abbau von Missverständnissen – Austausch<br />
über unterschiedliche Bilder,<br />
Erfahrungen und Enttäuschungen <strong>im</strong><br />
Umgang zwischen Unternehmer / innen<br />
mit Zuwanderungsgeschichte und<br />
Beratungsstellen<br />
• Kennen lernen von Schlüsselpersonen<br />
in den jeweiligen ethnischen Netzwerken,<br />
die unternehmerische Aktivitäten<br />
von der Existenzgründung bis zur<br />
erfolgreichen Etablierung und Führung<br />
begleiten (Steuerberater/innen, erfolgreiche<br />
Unternehmen, Buchhalter/innen,<br />
Begleiter/innen bei Behördenkontakten<br />
etc.)<br />
• Zusammenstellung konkreter Daten<br />
(z.B. Anzahl der Antragsteller/innen,<br />
die erfolgreich bei ihrer Existenzgründung<br />
beraten wurden – Student/innen,<br />
die sich selbständig gemacht haben)<br />
• Förderung des Außenhandels<br />
• Suche nach Möglichkeiten der zusätzlichen<br />
Arbeitsvermittlung von Arbeitssuchenden<br />
– die vielleicht bei Unternehmer<br />
/ innen mit Zuwanderungsgeschichte<br />
eine Stelle bekommen können,<br />
auch wenn sie auf dem allgemeinen<br />
Markt z. B. aufgrund fehlender<br />
Sprachkompetenzen wenig Chancen<br />
haben<br />
• Unterstützung bei der Suche nach<br />
Ausbildungsplätzen<br />
• Austausch über kulturelle Besonderheiten<br />
bei der Unternehmensentwicklung<br />
und Arbeitssuche<br />
• Sensibilisierung für die Bedeutung<br />
der interkulturellen Orientierung von<br />
Verwaltungen und <strong>Institut</strong>ionen<br />
• Überblick über unterschiedliche<br />
Förderaktivitäten und Projekte (<strong>Düren</strong>-<br />
Nord, STARegio, Ausbildungsinitiativen<br />
etc.)<br />
• Einbindung der vorhandenen Erkenntnisse<br />
aus anderen Projekten<br />
• Vermeidung von Doppelstrukturen<br />
12 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
Die konzeptionelle Entwicklung und<br />
Umsetzung, inhaltliche Expertise, Moderation,<br />
empirische Analyse und Dokumentation<br />
lag in Kooperation mit dem Zentrum<br />
für Türkeistudien aus Essen in den<br />
Händen des <strong>Institut</strong>es für soziale <strong>Innovation</strong><br />
aus Solingen.<br />
Im Sinne der Aktionsforschung wurden<br />
mit Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
mit Zuwanderungsgeschichte, mit Experten<br />
und Expertinnen sowie aus dem Bereich<br />
der Wirtschaftsförderung, verschiedenen<br />
Beratungsstellen und Gewerbeämter Interviews<br />
durchgeführt, um Daten, Meinungen<br />
und Erfahrungen zu erheben. Gleichzeitig<br />
dienten die Befragungen dazu, die Akteure<br />
anzuregen und zu ermutigen, sich mit<br />
ihren Ideen und Anregungen einzubringen,<br />
aktiv für ihre Interessen einzutreten<br />
und bei der Lösung von Problemen mitzuwirken.<br />
Dieses ist nach einem zum Teil mühevollen<br />
Prozess sehr gut gelungen. Dazu dienten<br />
auch zwei Konferenzen, die in Jülich und<br />
<strong>Düren</strong> stattfanden, um das Forschungsvorhaben<br />
zu diskutieren, Kontakthinweise für<br />
weitere Ansprechpartner/innen zu erhalten<br />
und die lokalen Besonderheiten aufzunehmen.<br />
Die Ergebnisse der Konferenz in<br />
Jülich wurden <strong>im</strong> Projektbeirat diskutiert<br />
und folgendermaßen eingeschätzt (Auszug<br />
aus dem Protokoll des Projektbeirates vom<br />
10.9.2007):<br />
Auswertung des Regionalworkshops vom 06.09.2007 in Jülich<br />
Die Veranstaltung wurde vom stellvertretenden<br />
Bürgermeister Herrn Wolfgang<br />
Gunia eröffnet. 13 Unternehmer / innen<br />
und Unternehmer aus sehr unterschiedlichen<br />
Ländern (China, Rumänien, Weißrussland,<br />
Kasachstan, Türkei, Bosnien,<br />
Irak, England) nahmen an dem Workshop<br />
teil.<br />
Beeindruckend waren die hohe Motivation<br />
und der Mut, sich trotz schwieriger<br />
Rahmenbedingungen unternehmerisch<br />
zu betätigen:<br />
• „Ich war ganz unten (Putzfrau) und<br />
will wieder hoch kommen!“<br />
• „Ich habe in meiner He<strong>im</strong>at ein Ingenieurstudium<br />
absolviert und hier jetzt<br />
eine Firma <strong>im</strong> Bereich der Autopflege<br />
aufgebaut!“ – (Fünf Teilnehmende an<br />
dem Workshop hatten in ihrer He<strong>im</strong>at<br />
eine akademische Ausbildung abgeschlossen.)<br />
• „Ich hatte in Rumänien eine Firma und<br />
wollte hier etwas Ähnliches machen!“<br />
• „Kundenfreundlichkeit und gute Qualität<br />
sind für meinen Erfolg wichtig!“<br />
• „Meine Familie hat mich (auch finanziell)<br />
sehr unterstützt!“<br />
Beklagt wurden die bürokratischen<br />
Schwierigkeiten und die fehlende Unterstützung.<br />
In Kontakten mit Behörden<br />
haben die Beteiligten <strong>im</strong>mer wieder Vorbehalte<br />
erlebt (Frage der Kreditwürdigkeit,<br />
Verdacht auf Erschleichung von<br />
Transferleistungen, unzureichendes Wissen<br />
über ausländerrechtliche Fragestellungen).<br />
Keiner der Anwesenden kannte die GWS.<br />
Nur ein KFZ Meister hatte den – für deutsche<br />
Gründer klassischen Weg – über die<br />
Handwerkskammer (Ausbildung, Unterstützung<br />
bei der Unternehmensgründung)<br />
absolviert.<br />
Die Teilnehmenden waren trotz aller<br />
Hürden, die sie bewältigen mussten, mit<br />
ihrer Situation zufrieden.<br />
Ü BERBLICK<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
13
Weitere Erkenntnisse wurden <strong>im</strong> Projektbeirat<br />
am 6.11.2008 nach der zweiten<br />
Regionalkonferenz in <strong>Düren</strong> ausgetauscht<br />
(Auszug aus dem Protokoll):<br />
Ü BERBLICK<br />
• der Mehrwert von Mitwirkung und<br />
Vernetzung bei Aktivitäten des <strong>Kreis</strong>es<br />
erscheint den Unternehmerinnen und<br />
Unternehmern unklar<br />
• das Vertrauen in Beratungskompetenz<br />
und Unterstützungsbereitschaft staatlicher<br />
Stellen ist wenig ausgeprägt<br />
• Erfahrungen <strong>im</strong> Herkunfts- und <strong>im</strong> Aufnahmeland<br />
sind eher negativ<br />
• Viele Unternehmen haben ohne besondere<br />
staatliche Förderung ihre Selbstständigkeit<br />
eingeleitet! (Ausnahmen<br />
sind Meisterschulen, Arbeitslosenprogramme,<br />
KFW Bank)<br />
• Offizielle Strukturen und Verfahren<br />
zum Beispiel bei Konferenzen schrecken<br />
ab<br />
• Einladungsschreiben sind wenig<br />
ansprechend<br />
• Podien werden meist durch offizielle<br />
Stellen besetzt, Mitwirkung ist wenig<br />
gefragt<br />
• Abgehobene Sprache – allgemeine<br />
Themen helfen wenig bei individuellen<br />
Fragen<br />
• Hohe zeitliche Beanspruchung <strong>im</strong><br />
Unternehmen<br />
• Gegenseitige Vorurteile und Klischees<br />
prägen die Kommunikation<br />
• Es besteht wenig Kontakt zu Beratungsstellen,<br />
Angebote werden kaum<br />
genutzt<br />
• In den <strong>Institut</strong>ionen der Arbeitsmarktund<br />
Wirtschaftsförderung besteht kein<br />
systematisches Wissen über Migrationshintergründe<br />
und Unterstützungsbedarfe<br />
von Migrantenunternehmen<br />
• In <strong>Institut</strong>ionen herrscht eher ein<br />
Problem- statt ein Ressourcenblick<br />
• Unternehmen mit Zuwanderungsgeschichte<br />
sind kein monolithischer Block<br />
und daher differenziert anzusprechen<br />
• Zuwanderungsgeschichte und Aufenthaltsstatus<br />
schaffen unterschiedliche<br />
Voraussetzungen, die bei den <strong>Institut</strong>ionen<br />
der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsförderung<br />
in der Regel nicht<br />
bekannt sind.<br />
Als wichtiges neues Element bildete sich<br />
<strong>im</strong> Laufe des Prozesses ein Initiativkreis von<br />
Unternehmerinnen und Unternehmern mit<br />
Zuwanderungsgeschichte heraus, der die<br />
konkrete Planung für einen Impulsworkshop<br />
übernahm und sich sehr stark um die<br />
gezielte Ansprache potentieller Teilnehmer/innen<br />
kümmerte.<br />
Auf dem Impulsworkshop am 12.12.2007<br />
mit ca. 50 Teilnehmenden wurden beispielhafte<br />
unternehmerische Aktivitäten durch<br />
Mitglieder des Projektbeirates und erste<br />
Erkenntnisse der empirischen Untersuchung<br />
vorgestellt. Ein wichtiger Aspekt<br />
war dabei, dass verschiedene <strong>Institut</strong>ionen,<br />
wie die Agentur für Arbeit, das Finanzamt,<br />
die Handwerkskammer, die Jobcom, das<br />
low-tec Integrationscenter und die Sparkasse<br />
<strong>Düren</strong> für die beteiligten Unternehmen<br />
als Ansprechpartner / innen zur Verfügung<br />
standen. Die positive Resonanz auf<br />
die Veranstaltung zeigte sich auch in der<br />
Bewertung durch den Projektbeirat.<br />
Auszug aus dem Protokoll vom<br />
10.1.2008:<br />
14 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
Die gemeinsame Planung des Impulsworkshops<br />
und die gezielte Werbung<br />
haben sich als erfolgreich erwiesen. Die<br />
Einbindung und Herausstellung engagierter<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
mit Zuwanderungsgeschichte war ein<br />
wichtiges Element. Ausdrücklich gelobt<br />
wurden die guten Präsentationen der einzelnen<br />
Vortragenden.<br />
Die Beiratsmitglieder hielten folgende<br />
Einschätzungen auf Moderationskarten<br />
fest:<br />
• Werbung: persönliche Ansprache,<br />
Einsatz von Schlüsselpersonen -><br />
es gelingt!<br />
• Es bestand ein hohes Interesse von<br />
Behörden teilzunehmen<br />
• Migrantinnen und Migranten als<br />
Ansprechpartner zeigten positive<br />
Effekte<br />
• viele neue Informationen wurden<br />
gesammelt<br />
• Gute Beispiele<br />
• Präsentation von Vorbildern wichtig!<br />
(Erfolg zeigen!)<br />
• strukturierte Information<br />
• viele Impulse für neue Einsätze<br />
• die Bedeutung sich zu informieren, sich<br />
mehr zu trauen, zu fragen und offen<br />
zu sein wurde erkannt<br />
• Veranstaltung war nicht schlagartig zu<br />
Ende, weil es einen hohen Gesprächsbedarf<br />
gab<br />
Die persönliche Beteiligung der unterschiedlichsten<br />
Akteure (Agentur für<br />
Arbeit, Jobcom, GWS, Sparkasse, Finanzamt,<br />
HWK, Lowtec gGmbH) wurde als<br />
große Bereicherung empfunden – vor<br />
allen Dingen, weil durch die persönlichen<br />
Gespräche ein wirkliches Interesse sichtbar<br />
wurde. Die Mitarbeiter des Finanzamtes<br />
haben signalisiert, dass sie gerne<br />
weiterhin dabei sein möchten.<br />
Ü BERBLICK<br />
Im Februar bietet die Gesellschaft für Wirtschafts-<br />
und Strukturförderung <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />
<strong>Düren</strong> mbH (GWS) zwei Workshops mit türkischen<br />
und russischsprachigen Experten<br />
an, um die besonderen Fragen von Existenzgründer<br />
/ innen mit Zuwanderungsgeschichten<br />
aus den jeweiligen Kulturkreisen<br />
in den Blick zu nehmen.<br />
Wie sich aus der Zusammenstellung erkennen<br />
lässt, hat der Projektbeirat in dynamischer<br />
Form die Impulse aus den Konferenzen<br />
und die Zwischenergebnisse aus der<br />
empirischen Studie aufgenommen und in<br />
konkretes Handeln umgesetzt. Besonders<br />
hervorgehoben werden muss dabei, dass<br />
alle Mitglieder des Beirates nach persönlichen<br />
Veränderungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten<br />
geschaut haben und damit<br />
auch selbst aktiv geworden sind. Es wurden<br />
also nicht nur Forderungen an alle<br />
gestellt, sondern jeder hat selbstverantwortlich<br />
seinen Teil zum Gelingen des Ganzen<br />
beigetragen.<br />
Das nachfolgende Schaubild verdeutlicht<br />
noch einmal den Projektverlauf:<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
15
Ü BERBLICK<br />
2.2 Grundhaltungen und<br />
wichtige Stationen<br />
Im folgenden Teil werden die Instrumente<br />
und Grundhaltungen bei der Befragung<br />
und Aktivierung von Unternehmerinnen<br />
und Unternehmern mit Zuwanderungsgeschichte<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> vorgestellt. Dabei<br />
handelt es sich zugleich um eine knappe<br />
Zusammenstellung wichtiger Leitsätze für<br />
einen erfolgreichen Integrationsprozess.<br />
Grundhaltung 1:<br />
Vom Defizit zum Potential.<br />
Grundhaltung 2:<br />
Beteiligung ist die Basis.<br />
Grundhaltung 3:<br />
Offenheit bewahren für Kursänderungen.<br />
Grundhaltung 4:<br />
Ziele formulieren und gemeinsam<br />
umsetzen.<br />
Grundhaltung 5:<br />
Hauptamt – Ehrenamt beachten.<br />
Grundhaltung 6:<br />
Interkulturelle Orientierung und<br />
heterogene Zusammensetzung<br />
der externen Begleitung.<br />
Bei der Begleitung kommunaler Integrationsprozesse<br />
– so auch <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> –<br />
gilt es, die Aufmerksamkeit auf die Potentiale<br />
und ein lösungsorientiertes Handeln<br />
zu richten. Ziel ist es, weg zu kommen<br />
von einem Blick, der sich auf Schwächen<br />
und unveränderbare Rahmenbedingungen<br />
fokussiert, hin zu einem Verständnis<br />
von kommunalen Intergrationsprozessen,<br />
in deren Verlauf pragmatische und am<br />
16 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
konkreten Arbeitsalltag orientierte Lösungen<br />
für Hindernisse und Stolpersteine<br />
sichtbar werden. Ein Verständnis, das die<br />
vorhandenen Stärken und guten Absichten<br />
der beteiligten Akteure anerkennt und in<br />
den Mittelpunkt der weiteren Arbeit stellt.<br />
Kennzeichnend für die Ausgangssituation<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> war, dass die verschiedenen<br />
Anlauf- und Beratungsstellen übereinst<strong>im</strong>mend<br />
feststellten, dass sie „an die Migranten<br />
nicht rankommen“. Ein zentrales<br />
Reflektionsforum, um die Potentiale und<br />
vorhandenen Stärken in den Blick zu nehmen,<br />
war der Projektbeirat, in dem die<br />
Repräsentanten aller wichtigen Beratungsund<br />
Anlaufstellen des <strong>Kreis</strong>es <strong>Düren</strong> vertreten<br />
waren. Hier ging es zunächst darum,<br />
Erreichtes zu benennen und die Erwartungen<br />
und Wünsche an das Projekt zu formulieren.<br />
(Projektbeirat, 06.06.2007)<br />
Umgekehrt hatten viele Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer mit Zuwanderungsgeschichte<br />
den Eindruck, dass sie keinen<br />
Zugang zu den deutschen Systemen der<br />
Beratung und Unterstützung bekommen.<br />
Sie nicht nur formal, sondern real zu beteiligen,<br />
war ein wichtiger Meilenstein innerhalb<br />
des Projektverlaufes, der erst durch<br />
die Regionalkonferenz in <strong>Düren</strong> und den<br />
folgenden Diskussionsprozess wirklich<br />
umgesetzt werden konnte. Danach nahmen<br />
<strong>im</strong>mer mehr Unternehmerinnen und<br />
Unternehmer mit Zuwanderungsgeschichte<br />
am Projektbeirat teil, so dass ihre Sicht der<br />
Dinge den Diskussions- und Erkenntnisprozess<br />
maßgeblich veränderte. In moderierten<br />
Sitzungen wurden die wechselseitigen<br />
Bedürfnisse und Vorbehalte artikuliert und<br />
nach persönlichen Lösungsansätzen gesucht.<br />
„Ich hätte nicht geglaubt, dass soviel<br />
Stellen <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> wirklich an unserer Förderung<br />
und Unterstützung interessiert sind.“<br />
(Unternehmerin aus dem Projektbeirat)<br />
Eine Beteiligung zu ermöglichen und die<br />
betroffenen Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
mit Zuwanderungsgeschichte aktiv<br />
einzubeziehen, war damit zweitens eine<br />
zentrale Herausforderung dieses Projektes.<br />
Im Projektbeirat ist deutlich geworden,<br />
dass die Dualität zwischen den Beratungsstellen<br />
als Angebot-Entwickelnde und den<br />
Zugewanderten als Angebot-Wahrnehmende<br />
nicht funktioniert, sondern dass es eines<br />
systemischen Blickes bedarf, der die Vielzahl<br />
unterschiedlicher Akteure und Interessen<br />
gleichermaßen berücksichtigt und einbindet.<br />
Die Betroffenen zu Beteiligten zu<br />
machen, bedeutet auch, dass sich die hemmenden<br />
Bilder „die Migranten“ und „die<br />
Behörden“ als allgemeine Kategorien auflösen.<br />
Die Begegnung zwischen unterschiedlichen<br />
Individuen führte <strong>im</strong> Projektbeirat<br />
zu einer Ausdifferenzierung des Bildes<br />
und zur Wahrnehmung von Vielfalt<br />
jenseits ethnischer Kategorisierungen.<br />
Doch Beteiligung allein reicht nicht. Eine<br />
fragende und forschende Vorgehensweise<br />
ist drittens ein wichtiger Erfolgsfaktor.<br />
Mit offenen Ohren und offenen<br />
Herzen präsent zu sein, Zwischentöne und<br />
-st<strong>im</strong>men wahrzunehmen schaffte <strong>im</strong> Projektbeirat<br />
die Voraussetzung für ein<br />
gegenseitiges Verständnis und für die Entwicklung<br />
gemeinsamer Arbeitsansätze <strong>im</strong><br />
Projekt.<br />
Ausgehend von diesem Dialogprozess<br />
konnten die Mitglieder des Projektbeirates<br />
• die Stärken und Bemühungen der verschiedenen<br />
Beratungsstellen anerkennen<br />
• die Sorgen und Vorbehalte der Migrantenvertreter/innen<br />
erfahren<br />
• gemeinsame Schlussfolgerungen aus<br />
Veranstaltungen ziehen und somit weitere<br />
Veranstaltungen (Impulsworkshop,<br />
Abschlussevent, muttersprachliche Angebote<br />
der GWS) entsprechend vorbereiten.<br />
Ü BERBLICK<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
17
Ü BERBLICK<br />
Da die individuellen Perspektiven und<br />
Erfahrungen gewürdigt wurden, entstand<br />
ein Miteinander, welches ermöglicht,<br />
Schwierigkeiten als Chancen zu verstehen.<br />
In diesem Prozess wurde deutlich, dass es<br />
nicht die Migrantin bzw. den Migranten<br />
oder die Behörden gibt, sondern dass es<br />
gilt, die einzelnen Akteure als Individuen<br />
wahrzunehmen.<br />
Die Formulierung von konkreten, messbaren<br />
Zielen und deren gemeinsame<br />
Umsetzung waren viertens für das Projekt<br />
grundlegende Instrumente der Arbeit.<br />
Die Herausforderung der Projektverantwortlichen<br />
bestand darin, die Ziele so zu<br />
kommunizieren bzw. zu konkretisieren,<br />
dass sie von allen Akteuren nachvollzogen<br />
und mitgetragen werden konnten. Die<br />
gemeinsame Umsetzung wie be<strong>im</strong> Impulsworkshop<br />
am 12.12.2007 erfolgt, war dann<br />
eine Form, mit unterschiedlichen und<br />
widersprüchlichen Interessen umzugehen –<br />
und zwar neben Debatten und Diskussionen<br />
vor allem <strong>im</strong> gemeinsamen Tun und<br />
Handeln.<br />
Diese Grundhaltungen zeigten, wie wichtig<br />
es ist, sich von einem reaktiv orientierten<br />
Problemmanagement zu lösen und hin zu<br />
kommen zu einem pro-aktiven Management,<br />
das Zusammenwirken gestaltet und<br />
in die Zukunft strategisch entwickelt. Integration<br />
ist in diesem Sinne kein Prozess<br />
der Ass<strong>im</strong>ilation einer zugewanderten<br />
Gruppe an eine Mehrheitsgesellschaft, sondern<br />
ein interaktiver und partizipativer<br />
Prozess, der sowohl eine Integrationsleistung<br />
der Zugewanderten als auch<br />
eine Veränderung der Mehrheitsgesellschaft<br />
beinhaltet.<br />
Grundhaltung 5:<br />
Hauptamt – Ehrenamt beachten!<br />
Im Projektbeirat waren hauptamtliche Mitarbeitende<br />
der <strong>Kreis</strong>verwaltung, der Wirtschaftsförderung<br />
und der Handwerkskammer<br />
beteiligt, für die die Mitwirkung an<br />
dem KOMM-IN Projekt ein Teil ihrer dienstlichen<br />
Aufgabe darstellte, sowie Low-tec<br />
und der Evang. Gemeinde zu <strong>Düren</strong>. Es war<br />
wichtig zu erkennen, dass die Mitwirkung<br />
18 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
der beteiligten Migrantinnen und Migranten<br />
außerhalb ihrer unternehmerischen<br />
Tätigkeit ehrenamtlich stattfand und sie<br />
somit ihre eigenen Zeitressourcen in das<br />
Projekt investierten. Die Verlagerung der<br />
Sitzungen in die Abendstunden war eine<br />
sichtbare Berücksichtigung dieses Aspektes.<br />
Die Ermöglichung des Aufbaues neuer<br />
Kontaktstrukturen und Schaffung von<br />
„Öffentlichkeit“ sind weitere Vorteile von<br />
Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren.<br />
Die Gefahr, dass durch die Konstellation<br />
zwischen hauptamtlichen Akteuren aus der<br />
Mehrheitsgesellschaft und ehrenamtlichen<br />
Akteuren aus Migrantenunternehmen falsche<br />
Erwartungen aneinander entstehen<br />
und letztlich zu Enttäuschung und Distanzierung<br />
führen, konnte somit in diesem<br />
Projekt aufgelöst werden. Allzu häufig<br />
werden Konflikte zurückgeführt auf die<br />
Zugehörigkeiten „Migrant“ oder<br />
„Deutsch“ sein und verfestigt so Bilder,<br />
statt auf den Status „Ehrenamt“ und<br />
„Hauptamt“ zu achten.<br />
Wichtig ist es zudem, <strong>im</strong> hauptamtlichen<br />
System Menschen mit Zuwanderungsgeschichte<br />
zu identifizieren sowie es be<strong>im</strong><br />
Impulsworkshop am 12.12.2007 durch Mitarbeitende<br />
der Arbeitsagentur, der jobcom<br />
und des Jugendamtes deutlich wurde.<br />
Grundhaltung 6:<br />
Interkulturelle Orientierung und<br />
heterogene Zusammensetzung<br />
der externen Begleitung.<br />
Bei dieser Grundhaltung ist es hilfreich den<br />
Blick von der Situation in der Kommune<br />
auf die Struktur der externen Begleitung<br />
zu richten, die heterogen zusammengesetzt<br />
und durch eine interkulturelle Orientierung<br />
geprägt war. Die Projektmitarbeitenden<br />
hatten (ost-)deutschen, kamerunischen<br />
und türkischen Hintergrund und<br />
brachten jeweils umfangreiche Auslandserfahrungen<br />
und verschiedene Sprachkenntnisse<br />
in das Projekt ein.<br />
Best<strong>im</strong>mte Hintergründe öffnen Türen,<br />
andere verschließen sie. Es geht um zwei<br />
wesentliche Aspekte: Wie werden die<br />
externen Fachkräfte als Interviewerinnen<br />
von den Unternehmer / innen wahrgenommen?<br />
Wie nehmen die externen Fachkräfte<br />
aufgrund der eigenen Biografie wiederum<br />
die Unternehmer / innen wahr?<br />
Bezogen auf den ersten Aspekt brachte<br />
der Zugang und die Nähe zu den Lebensläufen<br />
der Unternehmer / innen ein Mehr<br />
an Offenheit und Empathie mit sich. Es<br />
wurde jedoch auch die Erfahrung gemacht,<br />
wie sich Türen schließen, zum Beispiel<br />
wenn die Mitarbeiterinnen mit Zuwanderungshintergrund<br />
mit Zweifeln an ihrer<br />
Kompetenz konfrontiert werden („Kann<br />
die das überhaupt?“ oder „Ist das eine<br />
vom <strong>Kreis</strong> beauftragte 1-Euro-Jobberin?“)<br />
oder wenn die deutschen Mitarbeiterinnen<br />
als Angestellte des <strong>Kreis</strong>es wahrgenommen<br />
wurden, die sich nicht in die Situation<br />
eines Unternehmers einfühlen könnte. Es<br />
wurde deutlich, dass die verschiedenen<br />
Hintergründe bei den Befragten und Beteiligten<br />
jeweils eigene Reaktionen und Bilder<br />
auslösten und ihre Antworten und den<br />
Verlauf der Interviews beeinflussten. Umso<br />
wichtiger war es, mit einer großen Heterogenität<br />
agieren zu können.<br />
Bezogen auf den zweiten Aspekt – wie<br />
wird das Gespräch von den Interviewerinnen<br />
interpretiert – profitiert das Projekt<br />
wiederum von einer großen Heterogenität<br />
der externen Begleitung. Durch das Gegenüberstellen<br />
der verschiedenen und zum Teil<br />
divergierenden Interpretationsmuster werden<br />
vor allem diejenigen sichtbar, die sonst<br />
in Form von unsichtbaren Vorannahmen<br />
und gewohnten Sichtweisen allzu schnell<br />
als Klischee oder allseits bekannte Vorannahme<br />
in den Projektverlauf einfließen.<br />
Ü BERBLICK<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
19
3. Strukturdaten<br />
S TRUKTURDATEN<br />
In diesem Kapitel werden Hintergrundinformationen<br />
zur Ausgangslage und eine<br />
Reihe von wichtigen Strukturdaten aus<br />
dem <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> aufgeführt. Ziel ist es, die<br />
Daten als Argumentationsgrundlage und<br />
Referenz für einen weiteren Prozess von<br />
Wirtschaftsförderung und Integration zu<br />
nutzen. Problematisch bei der statistischen<br />
Erfassung der „ausländischen Bevölkerung“<br />
ist, dass Deutsche mit Migrationshintergrund,<br />
Aussiedler, Eingebürgerte und<br />
Kinder aus binationalen Familien in den<br />
aktuellen Statistiken für den <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />
nicht erfasst werden. Das heißt, die dargestellte<br />
Quote ist nur eine Annäherung an<br />
tatsächliche Einwanderungsbewegungen<br />
und Bevölkerungsentwicklungen.<br />
Wir verwenden in dieser Dokumentation<br />
den Begriff „Unternehmer / in mit Zuwanderungsgeschichte“<br />
entsprechend der Definition<br />
des Mikrozensus: „Zu den Menschen<br />
mit Migrationshintergrund zählen: alle<br />
nach 1949 auf das heutige Gebiet der<br />
Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten,<br />
sowie alle in Deutschland geborenen<br />
Ausländer und alle in Deutschland als<br />
Deutsche Geborene mit zumindest einem<br />
zugewanderten oder als Ausländer in<br />
Deutschland geborenen Elternteil.“ (Statistisches<br />
Bundesamt: 332)<br />
Sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte:<br />
Von insgesamt 69.230 sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> als<br />
Arbeitsort waren Mitte 2006 5.054 (7,3 %)<br />
Nicht-Deutsche (LDS: 14) 2 . Somit ist der<br />
Anteil der sozialversicherungspflichtigen<br />
Ausländer / innen <strong>im</strong> 5-Jahres-Zeitraum von<br />
2001 bis 2006 gleich geblieben, während<br />
die Zahl ausländischer Einwohner / innen<br />
gestiegen ist. 3 Im Zusammenhang mit den<br />
hohen Arbeitslosenzahlen wird damit<br />
deutlich, dass für diese Gruppe in den letzten<br />
fünf Jahren keine zusätzlichen sozialversicherungspflichtigen<br />
Arbeitsplätze entstanden<br />
sind.<br />
2 Zu berücksichtigen ist, dass die Zahlen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sich auf den<br />
Arbeitsort beziehen. Insgesamt hat der <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> ein Pendlersaldo von – 10.000 (79.624 Beschäftigte<br />
aus dem Wohnort).<br />
3 Dies ist insofern interessant als dass der Blick auf Menschen mit Migrationsgeschichte 3 zentrale<br />
Parameter erkennen lässt, die eher sinkende Ausländerzahlen erwarten lassen:<br />
a) Die Zahl der Ausländer ist aufgrund von Einbürgerungen gesunken.<br />
b) Durch die Veränderungen <strong>im</strong> Staatsbürgerschaftsrecht zum 1.1.2000, nach dem alle Kinder von<br />
Ausländern, die seit 8 Jahren einen festen Aufenthaltsstatus haben, Deutsche sind, wurden 2001<br />
fast 50 % weniger ausländische Kinder geboren.<br />
c) Die Asylbewerberzahlen sinken kontinuierlich aufgrund der Änderungen <strong>im</strong> Asylrecht.<br />
20 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>: 10-Jahresentwicklung Einwohner und Sozialversicherungspflichtige<br />
Jahr Einwohner nicht- % nicht- Soz.vers.- Soz.vers. % Soz.vers.<br />
gesamt Deutsche Deutsche pflichtig pflichtig nicht- pflichtige<br />
Einwohner Einwohner – gesamt Deutsche Deutsche<br />
2006 270.917 26.357 9,7 % 69.230 5.054 7,3 %<br />
2001 271.074 26.606 9,8 % 73.415 5.338 7,3 %<br />
1996 260.081 23.997 9,2 % 71.402 4.925 6,9 %<br />
Quelle: LDS NW, 30.6.2006<br />
Die Beschäftigungsschwerpunkte des <strong>Kreis</strong>es<br />
<strong>Düren</strong> bildeten folgende Wirtschaftsbereiche:<br />
Verarbeitendes Gewerbe 26,2 %<br />
• darunter 9,4 % Papier-, Verlags- und<br />
Druckgewerbe<br />
• darunter 3,2 %Metallerzeugung und<br />
–bearbeitung, Herstellung<br />
Grundstücks- und Wohnungswesen,<br />
Vermietung 17,9 %<br />
Gesundheits-, Veterinär- und<br />
Sozialwesen 13,5 %<br />
Handel, Instandhaltung und Reparaturen<br />
von Kfz und Gebrauchsgütern 12,4 %<br />
Die Erwerbslosenquote unter den Ausländern<br />
lag 2006 in NRW bei 28,9%, unter<br />
den abhängig Beschäftigten bei 12,9 %. Im<br />
<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> lag die Zahl knapp unter dem<br />
Durchschnitt (28 %) und ist fast dre<strong>im</strong>al so<br />
hoch wie die der Deutschen (10,1 %). Die<br />
Zahlen für Dezember 2006 in <strong>Düren</strong> zeigen<br />
<strong>im</strong> Trend einen Rückgang der Erwerbslosenzahlen,<br />
von dem jedoch die ausländische<br />
Bevölkerung nicht profitiert. Hier<br />
blieb die Zahl stabil.<br />
S TRUKTURDATEN<br />
Bezugszahlen zur Berechnung der Erwerbslosenquote für 2006<br />
Gesamtzahlen Erwerbslose 12/06 Quote<br />
Alle zivilen Erwerbspersonen 129.638 13.223 10,2 %<br />
Alle abhängigen zivilen Erwerbspersonen 116.681 13.163 11,3 %<br />
Davon Deutsche 108.765 10.946 10,1 %<br />
Davon Ausländer 7.911 2.217 28,0 %<br />
Quelle: Informationsangebot der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA), 01/2007<br />
Im Rahmen der quantitativen Untersuchung<br />
wurden zentrale Strukturdaten der<br />
Unternehmer / innen mit Zuwanderungsgeschichte<br />
erfasst. Die Daten speisen sich einerseits<br />
aus der Meldung von 15 Gewerbeämtern<br />
über „Nicht-Deutsche Unternehmer<br />
/ innen“ der Städte <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> 4 .<br />
4 Aus der Gemeinde Hürtgenwald lagen keine Angaben vor.<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
21
Außerdem wurden durch Eigenrecherche<br />
zahlreiche Daten <strong>im</strong> Direktkontakt gesammelt,<br />
so dass zurzeit von 1.637 Unternehmerinnen<br />
und Unternehmern mit<br />
Zuwanderungsgeschichte <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />
<strong>Düren</strong> auszugehen ist. (1.075 davon männlich<br />
und 376 weiblich, k.A. = 196).<br />
Unternehmer / innen mit Zuwanderungsgeschichte <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />
Kommune Anzahl der Unternehmungen % der Gesamtzahl<br />
S TRUKTURDATEN<br />
Aldenhoven 61 3,7<br />
<strong>Düren</strong> 890 54,4<br />
He<strong>im</strong>bach 15 0,9<br />
Hürtgenwald 1 0,1<br />
Inden 19 1,2<br />
Jülich 217 13,3<br />
Kreuzau 62 3,8<br />
Langerwehe 52 3,2<br />
Linnich 57 3,5<br />
Merzenich 32 2,0<br />
Nideggen 30 1,8<br />
Niederzier 64 3,9<br />
Nörvenich 75 4,6<br />
Titz 33 2,0<br />
Vettweiß 29 1,8<br />
Summe 1.637 100,0<br />
Angaben aus „KDVZ-Auswertung“ der Städte (Hürtgenwald = k.A.) und Adressrecherche des <strong>Institut</strong><br />
für soziale <strong>Innovation</strong>, 7–12 / 2007<br />
Zählt man hier dem Mikrozensus 5 entsprechend<br />
den Anteil der zugewanderten Menschen<br />
mit nunmehr deutscher Staatsangehörigkeit<br />
mit ca. 40% hinzu, so kommt<br />
man auf ca. 2.500 bis 3.000 Unternehmen<br />
mit Zuwanderungsgeschichte <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />
<strong>Düren</strong>.<br />
Bevölkerung und Unternehmen<br />
Von den 270.000 Einwohnern <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />
<strong>Düren</strong> sind 26.357 nicht Deutsche (9,7 %),<br />
wobei die Zahlen je nach Stadt variieren<br />
(von 2,9 % in Kreuzau bis 16,8 % in der<br />
Stadt <strong>Düren</strong>).<br />
5 Mikrozensus, LDS NRW, (117/05) Düsseldorf; die Zahlen beruhen auf ersten Auswertungen des<br />
Mikrozensus“, der seit diesem Jahr – anders als in früheren Jahren – kontinuierlich über das ganze<br />
Jahr erhoben wird und erstmals auch Fragen zum Migrationsstatus enthält.<br />
22 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
Städte <strong>im</strong> Einwohner Nicht- % Nicht-Deutsche sebstständig / % Unternehmer<br />
<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> gesamt Deutsche von Einwohner ausländische von Nichtdeutschen<br />
Einwohner gesamt Unternehmen * Einwohnern<br />
gesamt<br />
Aldenhoven 14.200 1.625 11,4% 61 3,8%<br />
<strong>Düren</strong> 92.614 15.584 16,8% 890 5,6%<br />
He<strong>im</strong>bach 4.592 169 3,7% 15 8,9%<br />
Hürtgenwald 8.791 353 4,0% 1 0,3%<br />
Inden 7.341 308 4,2% 19 6,2%<br />
Jülich 33.670 3.373 10,0% 217 6,4%<br />
Kreuzau 18.045 525 2,9% 62 11,8%<br />
Langerwehe 14.059 746 5,3% 52 7,0%<br />
Linnich 13.720 1.144 8,3% 57 5,0%<br />
Merzenich 9.881 300 3,0% 32 10,7%<br />
Nideggen 10.809 365 3,4% 30 8,2%<br />
Niederzier 14.265 752 5,3% 64 8,5%<br />
Nörvenich 11.390 599 5,3% 75 12,5%<br />
Titz 8.523 247 2,9% 33 13,4%<br />
Vettweiß 9.017 267 3,0% 29 10,9%<br />
<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> 270.917 26.357 9,7% 1.637 6,2%<br />
Quelle: LDS NW, 30.6.2006<br />
* Angaben aus „KDVZ-Auswertung“ der Städte (Hürtgenwald = k.A.) und Adressrecherche des <strong>Institut</strong><br />
für soziale <strong>Innovation</strong>, 7–12 / 2007<br />
Es wird deutlich, dass der Anteil der Unternehmen<br />
an der jeweiligen Bevölkerungsgruppe<br />
mit 6,2 % bei den Nicht-Deutschen<br />
höher ist als bei den deutschen Einwohnern<br />
(4,4 %). Geht man von der vermuteten<br />
Gesamtzahl von 2.500 Unternehmer /<br />
innen mit Zuwanderungsgeschichte aus<br />
(s. o.), so ist der Anteil der Selbständigen /<br />
Unternehmer bei dieser Gruppe doppelt so<br />
hoch (ca. 9,5 %) wie bei den Deutschen.<br />
S TRUKTURDATEN<br />
Unternehmertum Deutscher und Nicht-Deutscher Einwohner<br />
Einwohner Selbständig / Unternehmen % Unternehmen<br />
(lt. LDS NW, 06/2006) (lt. IHK Aachen, 2006) von Einwohnern<br />
Deutsche 244.560 10.861 4,4 %<br />
Nicht-Deutsche 26.357 1.637 * 6,2 %<br />
Gesamt Einwohner 270.917 12.481 4,6 %<br />
* Angaben aus "KDVZ-Auswertung" der Städte (Hürtgenwald = k.A.) und Adressrecherche des <strong>Institut</strong><br />
für soziale <strong>Innovation</strong>, 7–12/2007<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
23
Auflistung nach Herkunftsland<br />
der Unternehmer<br />
Im <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> kommen die Migranten-<br />
Unternehmer / innen aus über 75 verschiedenen<br />
Nationalitäten. Die am häufigsten<br />
vertretenen Herkunftsländer der Unternehmer<br />
/ innen sind mit 14,8% die Türkei,<br />
gefolgt von Polen (9,8 %), der Niederlande<br />
(6,9 %) und Italien (5,5 %).<br />
S TRUKTURDATEN<br />
Herkunftsland Anzahl % Herkunftsland Anzahl %<br />
Türkei 242 14,8% Slowenien 4 0,2%<br />
Polen 161 9,8% Angola 3 0,2%<br />
Niederlande 113 6,9% Dänemark 3 0,2%<br />
Italien 90 5,5% Finnland 3 0,2%<br />
Griechenland 74 4,5% Ghana 3 0,2%<br />
Belgien 58 3,5% Litauen 3 0,2%<br />
Österreich 36 2,2% Philippinen 3 0,2%<br />
Norwegen 34 2,1% Sri Lanka 3 0,2%<br />
Frankreich 30 1,8% Tschechien 3 0,2%<br />
Indien 25 1,5% Ägypten 2 0,1%<br />
Bosnien-Herz. 16 1,0% Brasilien 2 0,1%<br />
Großbritanien 16 1,0% Burkina Faso 2 0,1%<br />
Rumänien 15 0,9% Israel 2 0,1%<br />
Mazedonien 14 0,9% Lettland 2 0,1%<br />
Russland 14 0,9% Nigeria 2 0,1%<br />
Spanien 14 0,9% Pakistan 2 0,1%<br />
China 13 0,8% Georgien 1 0,1%<br />
Irak 13 0,8% Guinea 1 0,1%<br />
Ukraine 12 0,7% Japan 1 0,1%<br />
Portugal 11 0,7% Jordanien 1 0,1%<br />
Thailand 11 0,7% Kamerun 1 0,1%<br />
Kroatien 10 0,6% Kanada 1 0,1%<br />
Libanon 9 0,5% Kirgistan 1 0,1%<br />
Ungarn 9 0,5% Kolumbien 1 0,1%<br />
USA 9 0,5% Korea 1 0,1%<br />
Vietnam 8 0,5% Moldawien 1 0,1%<br />
Iran 7 0,4% Peru 1 0,1%<br />
Serbien 7 0,4% Syrien 1 0,1%<br />
Afghanistan 6 0,4% Ver. Arabische Emirate 1 0,1%<br />
Bulgarien 6 0,4% Australien 1 0,1%<br />
Marokko 5 0,3% Albanien 1 0,1%<br />
Schweden 5 0,3% Aserbaidschan 1 0,1%<br />
Schweiz 5 0,3% Dom. Republik 1 0,1%<br />
Tunesien 5 0,3% Venezuela 1 0,1%<br />
Estland 4 0,2% Armenien 1 0,1%<br />
Kasachstan 4 0,2% Kuba 1 0,1%<br />
Kongo 4 0,2% Ohne Angabe / unbekannt 456 27,9%<br />
Luxemburg 4 0,2% Gesamt Ausländer 1.637 100,0%<br />
Angaben aus „KDVZ-Auswertung“ der Städte (Hürtgenwald = k.A.) und Adressrecherche des <strong>Institut</strong><br />
für soziale <strong>Innovation</strong>, 7–12/2007<br />
24 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
Auflistung der Unternehmen nach Branchen<br />
Branchenunterteilung Gesamt <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> % von Gesamt<br />
Groß- und Einzelhandel 446 27,2%<br />
Dienstleistung 344 21,0%<br />
Gastronomie 259 15,8%<br />
Baugewerbe 214 13,1%<br />
Verarbeitendes Gewerbe 142 8,7%<br />
Handwerk 49 3,0%<br />
Sonstige 183 11,2%<br />
Gesamt 1.637 100,0%<br />
Angaben aus „KDVZ-Auswertung“ der Städte (Hürtgenwald = k. A.) und Adressrecherche des <strong>Institut</strong><br />
für soziale <strong>Innovation</strong>, 7–12/2007<br />
Die grobe Branchenaufteilung macht deutlich,<br />
dass insgesamt die Bereiche Handel,<br />
Dienstleistungen und Gastronomie rund<br />
zwei Drittel der unternehmerischen Aktivitäten<br />
ausmachen. Sicherlich werden <strong>im</strong><br />
Groß- und Einzelhandel die Konsumbedürfnisse<br />
der zugewanderten Menschen<br />
befriedigt. Es gibt aber viele Händler, die<br />
inzwischen gezielt deutsche Kunden mit<br />
ihren Produkten ansprechen. Noch stärker<br />
ist diese Tendenz in der Gastronomie zu<br />
beobachten. Es ist zu vermuten, dass insgesamt<br />
die obigen Aktivitätsfelder genutzt<br />
werden, weil dort die formalen Voraussetzungen<br />
des Einstiegs (Bildungsabschluss,<br />
Meisterbrief etc.) häufig nicht so hoch sind.<br />
Bei weiteren Unterstützungsangeboten ist<br />
eine branchenspezifische Orientierung ein<br />
wichtiger Aspekt, um auf die besonderen<br />
Bedürfnisse der Selbstständigen eingehen<br />
zu können. Eine in die Tiefe gehende<br />
Datenauswertung ist dazu dringend notwendig.<br />
Dieses setzt allerdings eine differenzierte<br />
statistische Erfassung bzw. Auswertung<br />
bei den Gewerbeämtern voraus.<br />
S TRUKTURDATEN<br />
Allerdings machten die Recherchen deutlich,<br />
dass es eine beachtliche Gruppe (ca.<br />
60) von Selbstständigen gibt, die in akademischen<br />
Berufen tätig sind (Ärzte, Rechtsanwälte,<br />
Psychologen, Dipl. Ingenieure,<br />
Steuerberater etc.).<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
25
4. Ergebnisse der Interviews<br />
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
Zielsetzung der Interviews war, Aussagen<br />
zur Situation von Wirtschaftsunternehmen<br />
mit Zuwanderungsgeschichte <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />
<strong>Düren</strong> zu treffen und die Arbeits- und<br />
Lebensrealität der Unternehmer / innen <strong>im</strong><br />
<strong>Kreis</strong> besser kennen zu lernen. Ergänzt<br />
werden die Ergebnisse aus den Interviews<br />
durch Ergebnisse aus einem quantitativen<br />
Fragebogen, den die Befragten zusätzlich<br />
ausgefüllt haben und der die aktuelle Situation<br />
anhand von gründungs- und personenbezogenen<br />
Daten und Fakten der<br />
interviewten Unternehmen darstellt.<br />
Im Rahmen der qualitativen Untersuchung<br />
wurden 60 Unternehmer und Unternehmerinnnen<br />
mit Zuwanderungsgeschichte von<br />
3 Interviewerinnen befragt. Leider konnten<br />
aus unterschiedlichen Gründen drei Interviews<br />
nicht in die Auswertung einfließen.<br />
Die Ergebnisse aus den Gesprächen, die<br />
zwischen 20 Minuten und 2 Stunden dauerten,<br />
werden <strong>im</strong> Folgenden vorgestellt.<br />
Geführt wurden die Interviews zum Teil in<br />
den Geschäftsräumen der Unternehmen,<br />
zum Teil in Privaträumen.<br />
Vorangestellt wird ein Überblick über die<br />
befragten Unternehmerinnen und Unternehmer:<br />
• 39 der befragten Unternehmer / innen<br />
waren männlich und 18 weiblich.<br />
• Sie leben durchschnittlich seit 21 Jahren<br />
in Deutschland, wobei die Aufenthaltsdauer<br />
zwischen 3 und 47 Jahren variiert.<br />
• Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit<br />
beträgt 57,7 Stunden.<br />
• Die Unternehmen bestehen durchschnittlich<br />
seit 2001, wobei die Gründungsjahre<br />
zwischen 1966 und 2007<br />
variieren.<br />
• Sie haben zwischen 0 und 22 Mitarbeiter/innen<br />
(Durchschnitt 2,9 Mitarbeiter –<br />
davon 1,3 Vollzeit und 1,6 Teilzeit). Alle<br />
Befragten gemeinsam sichern 165<br />
Arbeitsplätze.<br />
• Die Aufteilung der Mitarbeiter/innen<br />
beträgt <strong>im</strong> Durchschnitt 1,3 Personen<br />
aus der eigenen Ethnie und 1 Person aus<br />
anderen Ethnien.<br />
• Bei der Gründung wurden überwiegend<br />
private oder keine finanzielle Hilfe in<br />
Anspruch genommen (62,7 %). Eine<br />
Finanzierung über Banken nutzten 28 %.<br />
• Bei den Staatsangehörigkeiten waren<br />
am häufigsten vertreten: Deutsch 64,3 %,<br />
Türkisch 10,7%, Italienisch 7,1% sowie<br />
Griechisch und diverse Länder Afrikas<br />
gemeinsam mit jeweils 5,4 %.<br />
• Geht man nach dem Herkunftsland bzw.<br />
der Herkunftsregion, so ergibt sich folgende<br />
Aufteilung:<br />
Türkei 32,0 %<br />
div. Länder Osteuropas<br />
und Afrikas je 8,8 %<br />
Italien, Griechenland je 7,0 %<br />
Iran, Indien je 5,3 %<br />
• Zu den am stärksten vertretenen Branchen,<br />
in denen die befragten Unternehmer<br />
und Unternehmerinnen tätig sind,<br />
gehören der Groß- und Außenhandel<br />
(29,3 %), das Handwerk (25,9 %), die<br />
Dienstleistungen (22,4 %), und die<br />
Gastronomie (13,8 %).<br />
26 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
Bei der Auswertung der Gespräche wurde<br />
dabei wie folgt vorgegangen:<br />
In der ersten Stufe wurden zentrale Fragen<br />
für die Konstruktion des Interviewleitfadens<br />
definiert:<br />
Interviewleitfaden:<br />
1. Welches Profil haben die Unternehmer / innen <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>?<br />
2. Mit welchen Motivationen gründeten die Unternehmer / innen?<br />
3. Welche Erfolge und welche Schwierigkeiten gab es während der Gründung?<br />
4. Welche Erfahrungen haben die Unternehmer / innen mit Behörden gemacht und<br />
welche Formen von Beratung wurden in Anspruch genommen?<br />
5. Welche Erfolgsfaktoren für eine unternehmerische Tätigkeit lassen sich aus Sicht der<br />
Unternehmer / innen ableiten?<br />
6. Welche Wünsche und Erwartungen bestehen seitens der Unternehmer / innen an das<br />
Projekt, an den <strong>Kreis</strong> und die <strong>Kreis</strong>politik?<br />
Die Antworten der befragten Unternehmer<br />
/ innen auf diese zentralen Fragen bildeten<br />
das Auswertungsschema.<br />
In der zweiten Stufe wurden daher den<br />
Fragen die Aussagen aus den Interviews<br />
zugeordnet und in Kernaussagen<br />
zusammengefasst. Die Kernaussagen wurden<br />
in einer dritten Stufe mit den personen-<br />
und branchenbezogenen Daten und<br />
Faktoren in Beziehung gesetzt.<br />
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse<br />
der qualitativen Analyse zu den Fragen 1–5<br />
vorgestellt. Die Ergebnisse zu den Wünschen<br />
und Erwartungen der Unternehmer /<br />
innen (Frage 6) sind in den Handlungsempfehlungen<br />
wie sie in Kapitel 2 präsentiert<br />
wurden, dargestellt.<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
27
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
4.1 Profil der Unternehmer / innen<br />
Die qualitative Analyse der Interviews<br />
zeichnet ein starkes und selbstbewusstes<br />
Bild der Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
mit Zuwanderungsgeschichte. Viele<br />
sind stolz auf ein positives und vertrauensvolles<br />
Verhältnis zu ihren Kunden, auf die<br />
Qualität ihrer Arbeit und auf ihre Arbeitsleistung.<br />
Nicht wenige sehen sich in einer<br />
Vorbildfunktion für andere zugewanderte<br />
Menschen.<br />
„Klein anfangen und dann langsam<br />
wachsen“<br />
„Klein anfangen und dann langsam wachsen“<br />
lautet die Devise von vielen zugewanderten<br />
Selbständigen. Es gibt zwar inzwischen<br />
einige große Unternehmen, aber insgesamt<br />
ist die Unternehmensstruktur <strong>im</strong><br />
<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> durch Kleinst- und Kleinunternehmen<br />
geprägt.<br />
Von den befragten Unternehmen haben<br />
achtundvierzig bis zu zehn Mitarbeitern,<br />
nur drei Unternehmen haben mehr als<br />
zehn Mitarbeiter.<br />
Möglichst aus eigener Kraft<br />
Zur beruflichen Unabhängigkeit gehört<br />
aus Sicht vieler der zugewanderten Gründer<br />
auch, alles in Eigenleistung bzw. mit<br />
Hilfe der eigenen Familie zu bewältigen –<br />
dazu gehört der finanzielle Aufwand<br />
ebenso wie der personelle Einsatz. Zugleich<br />
nutzen fast alle befragten Unternehmer<br />
/ innen das Unternehmen als<br />
Haupteinnahmequelle zur Sicherung des<br />
Lebensunterhaltes – Haupterwerbsgründungen<br />
sind die Regel.<br />
Zukunftsperspektive Deutschland<br />
Die zugewanderten Betriebsinhaber / innen<br />
identifizieren sich mit ihrer neuen He<strong>im</strong>at.<br />
Die Unternehmensgründung bedeutet für<br />
die meisten eine langfristige Zukunftsperspektive<br />
in Deutschland.<br />
Immerhin leben die befragten Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer durchschnittlich<br />
21 Jahre hier. Das zeigt nicht zuletzt<br />
auch die hohe Einbürgerungsneigung dieser<br />
Gruppe, denn 36 (64,3 %) von ihnen<br />
haben mittlerweile die deutsche Staatsangehörigkeit.<br />
Die enge Verbundenheit mit<br />
der deutschen He<strong>im</strong>at und die Dauer der<br />
Selbständigkeit spiegeln sich auch in der<br />
engen Verflechtung der zugewanderten<br />
Gründer mit ihrem Standort wieder.<br />
Dass die Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
mit Zuwanderungsgeschichte nur ihre<br />
Landsleute bedienen, ist inzwischen ein<br />
überholtes Gerücht. 40 Unternehmen<br />
(75,5%) haben überwiegend deutsche Kunden.<br />
Die Geschäftstätigkeit zwischen Deutschen<br />
und Migrant/Innen kann zu einem<br />
gegenseitigen Verständnis der jeweiligen<br />
Probleme beitragen. Aus den Ergebnissen<br />
lässt sich eine deutliche Verflechtung mit<br />
der deutschen Ökonomie ablesen. Abschottungen<br />
sind eher die Ausnahme.<br />
Selbständigkeit als integrationsfördernde<br />
Wirkung – Vorbildfunktion<br />
der Unternehmer / innen<br />
Die subjektive Entwicklung der beruflichen<br />
Selbständigkeit wird grundsätzlich als eine<br />
positive Integrationsleistung in die Aufnahmegesellschaft<br />
definiert, weil damit der<br />
Wille zum dauerhaften Verbleib zum Ausdruck<br />
gebracht wird. Die befragten Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer haben den<br />
Weg in die Selbständigkeit weitgehend<br />
allein „gemeistert“ und bereichern die<br />
Angebotsvielfalt <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>. Sie verknüpfen<br />
mit der Selbständigkeit mehrheitlich<br />
einen gesellschaftlichen und sozialen<br />
Aufstieg. Die unternehmerischen Leistungen<br />
haben nicht selten ein positives Image<br />
und Vorbildfunktion in der eigenen ethnischen<br />
Community. Die Selbständigkeit hat<br />
28 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
ihnen Anerkennung in der Gesellschaft<br />
gebracht.<br />
Zitat: „Dieser kleine Betrieb soll ein Beispiel<br />
für andere sein. Es soll denen Mut<br />
machen, die gründen wollen. Die<br />
Jugend soll es ermutigen…es ist erfolgreicher,<br />
wenn wir zeigen, das Unternehmer<br />
mit Migrationsgeschichte Erfolg<br />
haben, dass sie gut sind und sie können<br />
auch Vorbild sein.“<br />
4.2 Motivationen der<br />
Unternehmensgründung<br />
Ausschlaggebende Faktoren für den Einstieg<br />
in die berufliche Selbständigkeit<br />
waren bei den befragten Unternehmerinnen<br />
und Unternehmern Selbstverwirklichungsmotive,<br />
wie der Wunsch nach Unabhängigkeit<br />
oder die Verwirklichung einer<br />
Idee. In der Befragung wurde von der<br />
überwiegenden Mehrheit das Motiv<br />
„Unabhängigkeit“ von einundvierzig<br />
(75,9 %) und „Selbstverwirklichung“ von<br />
achtundzwanzig (51,9 %) der Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer als auslösendes<br />
Motiv angegeben. Zweiundzwanzig<br />
(40,7 %) der Befragten gaben das Motiv<br />
„Umsetzung einer Idee“ an. Bei einigen<br />
Befragten war das ausschlaggebende<br />
Motiv zudem die konkrete Möglichkeit der<br />
Übernahme eines bereits bestehenden<br />
Betriebes von einer fremden Person (nicht<br />
Familie).<br />
Die gegebenen Antworten sind in der<br />
Gründungsforschung mit denen deutscher<br />
Existenzgründer/innen vergleichbar.<br />
Fast alle Befragten würden sich – erneut<br />
vor die Wahl gestellt – wieder für den Weg<br />
in die Selbständigkeit entscheiden. Dies<br />
dürfte nicht zuletzt darauf zurückzuführen<br />
sein, dass die Mehrheit der Befragten mit<br />
dem Geschäftsverlauf zufrieden ist.<br />
Insgesamt war auffällig, dass andere Nennungen<br />
wie „höherer Verdienst“ eine<br />
geringe Rolle spielten: 29,6 %. Es waren<br />
individuelle Wünsche und die gesellschaftliche<br />
Position, die die Unternehmer / innen<br />
zur Gründung motivierten. Betrachtet man<br />
die Tätigkeiten vor der Gründung aus der<br />
quantitativen Befragung wird das bestätigt:<br />
Die meisten Unternehmerinnen und<br />
Unternehmer waren vor der Gründung<br />
berufstätig (54,5 %), bereits selbständig<br />
(16,4 %) oder in verschiedenen Ausbildungsstationen.<br />
Lediglich 12,7 % gaben an,<br />
arbeitslos gewesen zu sein. Meist war die<br />
Arbeitslosigkeit dann der Anstoß, den<br />
lange gehegten Gedanken, sich unternehmerisch<br />
zu betätigen, endlich in die Tat<br />
umzusetzen.<br />
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
29
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
N[..] gibt hier und in den folgenden Grafiken die Zahl der antwortenden Personen an.<br />
In der Literatur werden zwei Hauptmotive<br />
identifiziert, die mittelbar oder unmittelbar<br />
in der Gründung eines eigenständigen<br />
Unternehmens resultieren: einerseits intrinsisch<br />
begründete eine „Ökonomie der<br />
Selbstverwirklichung“ (Pull-Faktoren),<br />
andererseits eine berufliche Logik, die<br />
einer „Ökonomie der Not“ (Push-Faktoren)<br />
gehorcht. Bei den Selbständigen, die einer<br />
„Ökonomie der Selbstverwirklichung“ folgen,<br />
handelt es sich vor allem um Menschen,<br />
die sich von einer selbständigen<br />
Tätigkeit aus Gründen von Unabhängigkeit,<br />
sozialem Aufstieg und der Möglichkeit,<br />
eine eigene Idee umzusetzen, angezogen<br />
fühlen. (vgl. Schmid/Mandl/Dorr: 78)<br />
Diejenigen, die einer „Ökonomie der Not“<br />
folgen, entscheiden sich für die Selbständigkeit,<br />
weil sie weder realistische noch<br />
akzeptable Alternativen auf dem Arbeitsmarkt<br />
sehen. Die Selbständigkeit wird als<br />
Ausweg aus der (zu erwartenden) Arbeitslosigkeit<br />
angesehen oder ist eine Reaktion<br />
auf eine als unerträglich empfundene<br />
berufliche Situation bei dem früheren<br />
Arbeitgeber. Dies entspricht in etwa dem<br />
„Reaktionsmodell“ der Migrationsliteratur,<br />
das Unternehmensgründungen durch<br />
Migrantinnen und Migranten vorwiegend<br />
auf Diskr<strong>im</strong>inierung und blockierte Möglichkeiten<br />
am Arbeitsmarkt zurückführt.<br />
(vgl. ebd.: 78)<br />
Die quantitativen Ergebnisse der Befragung<br />
zeigen jedoch, dass nur ein geringer<br />
Teil der Unternehmensgründungen<br />
(12,5 %) aus der Arbeitslosigkeit entstanden<br />
sind.<br />
30 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
Zitat: „… da ich mein eigener Herr sein<br />
wollte.“<br />
Zitat: „Ich wollte unabhängig von meinem<br />
Vorgesetzten sein, ich wollte meine<br />
eigenen Ideen verwirklichen.“<br />
Zitat: „Ich habe den Drang zur Selbständigkeit<br />
schon <strong>im</strong>mer gehabt…“<br />
Zitat: „Lehrerin… und das war sowieso<br />
nicht so mein Traumberuf und zu den<br />
Blumen habe ich <strong>im</strong>mer eine Neigung<br />
gehabt.“<br />
Zitat: „Da meine Chefin jetzt Schluss<br />
macht, möchte ich übernehmen…“<br />
Zitat: „Ich habe das Geschäft von meinem<br />
Vorgänger übernommen.“<br />
Zitat: „Die Firma (das Geschäft) gehörte<br />
einem Bekannten. Ich habe es von ihm<br />
übernommen.“<br />
Zitat: „Ach komm, probierst du das einfach,<br />
machst dich selbständig über die<br />
Ich-AG. Lässt dich also vom Arbeitsamt<br />
unterstützen und guckst halt einfach<br />
mal. Wenn es nicht funktioniert, bin ich<br />
keine Gefahr eingegangen in dem<br />
Sinne… Ja, und deshalb bin ich einfach<br />
ins kalte Wasser gesprungen.“<br />
4.2.1 Unabhängigkeit und<br />
Selbstverwirklichung<br />
Kernaussage:<br />
Ich möchte unabhängig sein und<br />
meine eigenen Ideen und Träume<br />
verwirklichen.<br />
Eine detaillierte Analyse zum Gründungsmotiv<br />
„Unabhängigkeit“ zeigt bei der<br />
Untersuchung <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> drei verschiedene<br />
Aspekte, von denen sich die befragten<br />
Unternehmer / innen durch die Gründung<br />
unabhängig machen möchten:<br />
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
31
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
Erstens geht es um die Unabhängigkeit<br />
<strong>im</strong> Unternehmen. Die Unternehmer /<br />
innen fühlen sich motiviert durch die Möglichkeit,<br />
keine Vorgesetzten zu haben, selbständige<br />
Entscheidungen treffen, selbständig<br />
und eigenverantwortlich zu arbeiten,<br />
eigene Ideen zu verwirklichen und höhere<br />
Einkommenschancen zu haben, kurz: „ihr<br />
eigener Chef zu sein“. Typisch ist die folgende<br />
Aussage: Die Gründung des Unternehmens<br />
kam, „weil ich mich einfach sehr<br />
schwer unterdrücken lasse von Chefs, mit<br />
denen ich nicht klar komme. Keine<br />
Ahnung, das war mehr so eine innerliche<br />
Sache. Also ich war innerlich quasi, von<br />
vornherein, eigener Chef gewesen.“<br />
Der zweite Aspekt bezieht sich auf die<br />
Unabhängigkeit vom deutschen Staat<br />
und darauf, keine Sozialleistungen oder<br />
andere Formen staatlicher Unterstützung<br />
beziehen zu müssen. Die Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer sind in diesem Fall<br />
motiviert von der Aussicht, ihr eigenes Einkommen<br />
zu sichern, ihre Familie unabhängig<br />
von anderen versorgen zu können und<br />
sich so autark in der deutschen Gesellschaft<br />
bewegen zu können. Eine typische Aussage<br />
hierfür: „Ich bin stolz darauf, dass ich als<br />
Türke, der erst seit 5 Jahren in Deutschland<br />
lebt, ein eigenes Geschäft (seit drei Jahren)<br />
betreibe. Ich beziehe keine Hilfe vom Staat<br />
und ermögliche sogar den Jugendlichen,<br />
bei mir ein Praktikum zu machen.“<br />
Der dritte Aspekt ist geschlechtsspezifisch<br />
und bezieht sich auf eine stärkere Unabhängigkeit<br />
innerhalb der Familie. Es<br />
waren ausschließlich interviewte Unternehmerinnen,<br />
für die das Thema Familie und<br />
ihre geschlechtsspezifische Rolle als Selbständige<br />
eng mit einer Stärkung ihrer<br />
familiären Position zu tun hatte: „Das war<br />
das wichtigste für mich. [...] dass ich so<br />
unabhängig bin, dass ich mein eigenes<br />
Geld verdienen kann, da muss ich jetzt<br />
nicht mehr so meine Klappe halten, sozusagen.<br />
[lacht] auch in der Familie, ja. Es ist<br />
ja schon so eine Sache, wenn Du kein Geld<br />
verdienst, fühlst Du Dich irgendwie doch<br />
ganz tief in der Seele so abhängig von<br />
jemandem.“<br />
Die befragten Unternehmer / innen, die<br />
„Selbstverwirklichung“ oder die<br />
„Umsetzung einer Idee“ als Gründe<br />
angaben, berichteten, dass sie „schon ganz<br />
lange davon geträumt“ haben, ein eigenes<br />
Unternehmen zu gründen, dass sie „den<br />
Drang zur Selbständigkeit schon <strong>im</strong>mer<br />
gehabt“ haben. Hier wird deutlich, dass es<br />
mit der Unternehmensgründung auch um<br />
die Erfüllung von Träumen und Wünschen<br />
geht. Eine Unternehmerin erzählte, dass es<br />
für sie wichtig war, unter Beweis zu stellen,<br />
dass sie als Frau die gleichen Fähigkeiten<br />
zur Unternehmensführung besitzt wie ihre<br />
männlichen Kollegen: „Ich wollte meiner<br />
Familie, Bekannten, aber vor allem mir einfach<br />
beweisen, dass ich das schaffe als<br />
Frau.“ Sie ist in ihrer Unternehmenskette –<br />
ein Franchiseunternehmen – die dritte<br />
Frau, die eine der insgesamt 50 Filialen<br />
übernommen hat.<br />
4.2.2 <strong>Soziale</strong>r Aufstieg und Suche<br />
nach anderen Wegen<br />
Kernaussage:<br />
Wenn Deine Abschlüsse und Kompetenzen<br />
nicht anerkannt werden,<br />
musst Du andere Wege suchen.<br />
Für viele Unternehmer und Unternehmerinnen<br />
spielen mehrere Motive gleichzeitig<br />
eine Rolle. Ein großer Teil nennt Pull- und<br />
Push-Faktoren gleichzeitig.<br />
Eine Kombination der dargestellten Faktoren<br />
lässt sich herausstellen, wenn es um<br />
„Aufstieg“ als Motiv der Unternehmensgründung<br />
geht, der verbunden ist mit dem<br />
Empfinden, „sonst nicht weiter zu kommen“.<br />
32 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
Vor allem die akademisch ausgebildeten<br />
Befragten waren mit der Tatsache konfrontiert,<br />
dass ihre Abschlüsse und Qualifikationen<br />
auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht<br />
oder nur unzureichend anerkannt wurden.<br />
Zugleich äußerten Bildungsinländer, die<br />
ihren schulischen oder akademischen Grad<br />
in Deutschland erreicht hatten, die Erfahrung,<br />
dass der berufliche Aufstieg seine<br />
Grenzen an Staatsangehörigkeit und<br />
Nationalität hat.<br />
Beispielhaft sind die folgende zwei Aussagen<br />
einer Lehrerin und eines Arztes: „Als<br />
ich hierher kam, war es für mich sehr<br />
schwierig. Meine Qualifikationen wurden<br />
nicht anerkannt und ich durfte meinem<br />
Beruf nicht ausüben. Es hat mich sehr frustriert.“<br />
„Sie erreichen einen gewissen Entwikklungsstand<br />
und Sie kommen da nicht weiter,<br />
sie werden komplett blockiert. Ja, ich<br />
bin Chefarztvertreter – also in führender<br />
Position und da kommen Sie nicht darüber<br />
hinaus. Das hat auch best<strong>im</strong>mt mit meiner<br />
Staatsangehörigkeit damals zu tun gehabt,<br />
aber best<strong>im</strong>mt nicht mit meinen fachlichen<br />
Fähigkeiten. Und dann müssen Sie nach<br />
anderen Wegen suchen.“<br />
Hier wird zudem der Wunsch nach sozialem<br />
Aufstieg und einer Veränderung des<br />
Statusses in der Gesellschaft deutlich. Die<br />
Selbständigkeit wird als Ausgangsgrundlage,<br />
als eine Art Sprungbrett für den sozialen<br />
Aufstieg und das wirtschaftliche Selbstbewusstsein<br />
gesehen.<br />
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
33
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
4.3 Erfahrungen mit Beratungsangeboten<br />
und die Nutzung<br />
von Kontakt- und Unterstützungsnetzwerken<br />
Hauptinformations- und<br />
Beratungsquellen<br />
Die Auswertung der Befragungen zeigt<br />
eindeutig auf, dass die Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer zielgruppenspezifische<br />
Information und Beratung sowie Begleitung<br />
wünschen. 78,3 % stellten in den<br />
Interviews und <strong>im</strong> Fragebogen eine gute<br />
Beratung als wichtige Voraussetzung einer<br />
erfolgreichen Unternehmensgründung heraus.<br />
Generell haben sich auch diejenigen<br />
Personen die angaben, dass ihnen keine<br />
Beratungsmöglichkeiten bekannt sind, eine<br />
Beratung gewünscht: „...ich hatte schon<br />
paar Fragen gehabt und ich dachte, es gibt<br />
hier schon jemanden, der mir solche Fragen<br />
beantworten kann.“<br />
Bei der Analyse der genutzten Beratungsquellen<br />
wird deutlich, dass sich die Hälfte<br />
der Gründer auf Bekannte und den Freundeskreis<br />
gestützt haben (49 %). Hierbei<br />
handelte es sich vorrangig um Personen,<br />
die selbst ein Unternehmen gegründet<br />
haben und daher über einen Informationsund<br />
Wissensvorsprung verfügten.<br />
Daneben waren individuelle „sonstige“<br />
Informationsquellen mit 41,2 % an zweiter<br />
Stelle. Das sind (a) Einzelpersonen wie zum<br />
Beispiel frühere Arbeitgeber, die eine Mentorenfunktion<br />
bei der Unternehmensgründung<br />
übernommen haben, (b) spielt der<br />
Steuerberater als allgemeiner Berater eine<br />
große Rolle sowie (c) eine Reihe von<br />
Sondersituationen: bei Franchiseunternehmen<br />
hat die Zentrale in der Beratung eine<br />
wichtige Rolle inne, in Einzelfällen spezifische<br />
Fachvereinigungen wie der Verband<br />
Deutscher Ingenieure.<br />
34 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
Von den öffentlichen Beratungseinrichtungen<br />
wurde lediglich die IHK mit 21,6 % in<br />
einem nennenswerten Umfang genutzt.<br />
Deutlich wird, dass lokale Beratungsinstitutionen<br />
wie die GWS eine sehr geringe Rolle<br />
bei der Beratung von Unternehmern mit<br />
Zuwanderungsgeschichte spielten (9,8 %).<br />
Es wird zudem deutlich, dass es wenig ausgeprägte<br />
Netzwerkstrukturen innerhalb<br />
der Migratengruppen gibt. Die meisten<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer sind<br />
bei der Unternehmensgründung Einzelkämpfer<br />
und als solche ist der persönliche<br />
Kontakt zu anderen Einzelpersonen, die<br />
zentrale Motivation, sich beraten zu lassen.<br />
Gründe für Nichtwahrnehmung<br />
der Beratungsangebote<br />
Betrachtet man die Gründe für den Verzicht<br />
auf Beratung so wird deutlich, dass es<br />
ein Informationsdefizit über die vorhandenen<br />
Angebote gibt: Über ein Drittel der<br />
hier Anwortenden gaben als Grund an,<br />
dass „keine Angebote bekannt“ seien. Bei<br />
der Aufschlüsselung des Bekanntheitsgrades<br />
wird es noch deutlicher: während die<br />
Kammern IHK bei 45 (88,2%) und HWK bei<br />
33 (64,7%) Unternehmen bekannt sind –<br />
was noch nicht bedeutet, dass auch die<br />
konkreten Angebote für Gründer/innen<br />
bekannt sind oder gar in Anspruch genommen<br />
werden – kennen die GWS als Organisation<br />
22, das sind 43,1 % der Befragten.<br />
Bei den genutzten Angeboten liegen<br />
daher die Kammern (IHK 32 %, HWK 28 %)<br />
sowie die Agentur für Arbeit (44 %) und<br />
die job-com (32 %) vorn.<br />
Zudem wird deutlich, dass sich die Unternehmer<br />
/ innen von den <strong>Institut</strong>ionen, an<br />
die sie sich wenden, nur unzureichend weiter<br />
vermittelt fühlen. Typisch ist hierbei,<br />
dass sie einen Versuch der Beratungsaufnahme<br />
starten und wenn dieser erfolglos<br />
bleibt, auf weitere Beratung verzichten:<br />
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
35
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
„Ja, ich hab erstmal versucht, mich irgendwo<br />
beraten zu lassen – das ist ja die wichtigste<br />
Frage von Ihnen – aber da hab ich<br />
irgendwie gar nichts gefunden. Ich hab ein<br />
paar Mal be<strong>im</strong> Finanzamt nachgefragt, wo<br />
ich mich beraten lassen kann und dort hab<br />
ich keine vernünftige Antwort bekommen.<br />
Ja, und dann bin ich einfach zum Rathaus<br />
gegangen und hab mich einfach angemeldet.“<br />
Wünsche an die Beratung<br />
Die Erhebung zeigt eine hohe Zufriedenheit<br />
der Unternehmer / innen mit der Qualität<br />
ihrer genutzten Beratungsangebote.<br />
Bis auf 2 Personen äußerten sich alle positiv.<br />
Bei den Wünschen an eine Beratung wurde<br />
deutlich, dass es die Inhalte sind, die die<br />
Unternehmer als Bedarf formulieren. Viele<br />
Unternehmer und Unternehmerinnen wünschen<br />
sich eine Professionalisierung und<br />
Qualifizierung der Beratung. Dies gilt<br />
besonders, wenn ein Kredit oder Förderungen<br />
beantragt werden sollen.<br />
Dreizehn der befragten Unternehmensgründer<br />
äußerten den Wunsch, die Beratung<br />
(auch) in der Mutersprache zu führen<br />
bzw. führen zu können. Andere wiederum<br />
lehnen eine Beratung in der Muttersprache<br />
bzw. durch Beratungspersonen aus dem<br />
Herkunftsland explizit ab mit der Begründung,<br />
dass das Unternehmerleben auch in<br />
der deutschen Sprache gestaltet wird und<br />
dass es daher wichtige Voraussetzung sei,<br />
die Sprache so zu beherrschen, dass eine<br />
Beratung auch in Deutsch erfolgen kann.<br />
Bei denjenigen, die sich muttersprachliche<br />
Beratung wünschten war deutlich, dass der<br />
Aspekt des Vertrauens eine wichtige Rolle<br />
spielt. Diesbezügliche Wünsche waren<br />
nicht auf eine mangelnde Sprachkompetenz<br />
zurückzuführen. Beratungspersonen<br />
mit Migrationshintergrund genießen ein<br />
größeres Vertrauen aufgrund ihrer sprachlichen<br />
Kompetenzen. Im Beratungsgespräch<br />
ist dies ein zentraler Gesichtspunkt.<br />
Unterschätzt-Werden bei<br />
hochqualifizierten Personen<br />
Vor allem die gut qualifizierten Interviewten<br />
fühlten sich in den Beratungssituationen<br />
von den Beratenden zum Teil in ihrer<br />
Kompetenz und ihren Erfahrungen unterschätzt.<br />
Achtzehn der befragten Unternehmer<br />
(34 %) verfügten über einen Hochschulabschluss<br />
und zehn über die allgemeine<br />
Hochschulreife (18,9 %). 7<br />
Für die meisten Unternehmer gehört die<br />
Tatsache, unterschätzt zu werden, zu ihrem<br />
Alltag in Deutschland. Sie haben sich daran<br />
gewöhnt und gehen eher gleichmütig<br />
damit um, wie die folgende Aussage eines<br />
Ingenieurs zeigt: „Wenn ich wieder mal an<br />
den Herren be<strong>im</strong> Arbeitsamt denke, der<br />
hat wirklich versucht, mir das wie einem<br />
Analphabeten beizubringen. Das war aber<br />
auch nicht verkehrt. Gut der eine kann<br />
sagen, ‚Hör mal, ich kann das!’. Aber man<br />
soll sich auch ruhig Zeit nehmen, den aussprechen<br />
zu lassen, weil je mehr einer<br />
redet, desto mehr Informationen bekommt<br />
man. Man sollte schon gucken, ein gewisses<br />
Maß an Ruhe für die Behörden mitzubringen.“<br />
Eine chinesische Unternehmerin<br />
äußerte den Wunsch, dass „viele Chinesen<br />
in Deutschland Akademiker sind und auch<br />
wie solche behandelt werden wollen.“ Eine<br />
Unternehmerin erzählte pointiert: „Der hat<br />
mich so beraten, als ob er mein Psychotherapeut<br />
wäre und nicht mein Berater.“<br />
7 Zu berücksichtigen ist, dass bei der Interviewanfrage die Bereitschaft der hochqualifizierten Personen<br />
eher groß ist. Deshalb lässt sich diese Aussage nicht auf die Gesamtzahl der 1.637 ermittelten<br />
Unternehmer/Innen schlussfolgern.<br />
36 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
Hier wird deutlich, dass sich hochqualifizierte<br />
Unternehmer / innen in Beratungsinstitutionen<br />
oft nicht ernst genommen fühlen<br />
und dass es seitens der Beratenden<br />
darum geht, die Qualifikationen und<br />
Erfahrungen anzuerkennen. Es handelt sich<br />
hierbei nicht um eine Frage kulturellen<br />
Missverständnisses, sondern um den Spiegel<br />
einer gesellschaftlichen Wahrnehmung,<br />
die Migrant/Innen häufig als niedrig qualifiziert<br />
ansieht und die Barrieren in der<br />
deutschen Sprache gleichsetzt mit einem<br />
niedrigen Bildungsgrad.<br />
4.4 Erfahrungen mit Behörden und<br />
öffentlichen Einrichtungen<br />
Die Unternehmer antworteten auf die<br />
Frage zu ihren Erfahrungen mit Behörden<br />
sehr unterschiedlich. Einige bezogen es auf<br />
die Unternehmensgründung und alle<br />
damit verbundenen behördlichen Gänge,<br />
andere auf ihre Erfahrungen als Mensch<br />
mit Migrationshintergrund in Deutschland<br />
mit unterschiedlichsten Behörden. Es<br />
wurde sowohl explizit nach positiven wie<br />
nach negativen Erfahrungen gefragt. Zwei<br />
unterschiedliche Ebenen werden in der<br />
Auswertung der Befragung deutlich:<br />
Zum einen geht es bei positiven wie negativen<br />
Erfahrungen um das System „Behörde“,<br />
das heißt, die behördliche Struktur in<br />
Deutschland mit ihrer Ausdifferenzierung<br />
in verschiedene Zuständigkeiten, die<br />
behördlichen Regeln, Formblätter, Erreichbarkeiten<br />
und Bearbeitungszeiten. Wie<br />
waren die Erfahrungen zwischen „Behörde“<br />
und „Unternehmer/in“?<br />
Zum anderen stehen die Erfahrungen in<br />
der Kommunikation mit den konkreten<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der<br />
Behörden <strong>im</strong> Mittelpunkt der Antworten.<br />
Hier handelt es sich also um zwischenmenschliche<br />
Kontakte, um die Art und<br />
Weise von Gesprächen, um Freundlichkeit<br />
und Unterstützungsangebote zwischen<br />
„Mitarbeiter/in“ und „Unternehmer/in“.<br />
Positive Erfahrungen mit Behörden<br />
und Mitarbeiter/innen<br />
Kernaussage:<br />
Wenn man weiß, was man will und<br />
die Regeln befolgt,<br />
dann gibt es keine Probleme.<br />
Der überwiegende Teil der befragten<br />
Unternehmer / innen äußerte sich positiv<br />
über seine Erfahrungen mit Behörden.<br />
Die Mehrzahl der Befragten gab an, dass<br />
es bei der Gründung und bezogen auf ihr<br />
Unternehmen positive Erfahrungen gab<br />
bzw. kaum oder sehr wenig Probleme<br />
bestanden. Meist verlief die Gründung reibungslos<br />
unter der Voraussetzung, dass<br />
alle dafür benötigten Papiere vorlagen.<br />
Viele der befragten Unternehmer / innen<br />
hatten zudem sehr wenig Kontakt mit<br />
Behörden.<br />
Die allgemeinen Aussagen zum System<br />
„Behörde“ werden durch explizit positive<br />
ergänzt, die sich auf die Mitarbeiter/innen<br />
einzelner Ämter bezogen wie die folgende<br />
zeigt: „Als gut kann ich aufführen, dass<br />
be<strong>im</strong> Gewerbeamt die Leute einem behilflich<br />
waren. Es lief in der Regel alles ohne<br />
größeren Aufwand und problemlos, wenn<br />
man die erforderlichen Unterlagen eingereicht<br />
hat.“ Besondere Unterstützung<br />
erfährt der Inhaber eines Juweliergeschäftes<br />
durch die örtliche Polizei: „In regelmäßigen<br />
Abständen kommen sogar bei uns<br />
Polizeibeamte vorbei um nachzufragen, ob<br />
bei uns alles in Ordnung sei und ob wir<br />
irgendwelche Ängste hätten. [...] Die Nachfrage<br />
der Polizei finde ich gut.“<br />
Zitat: „Wenn man sich an die Regeln<br />
gehalten hat, gab es keine Probleme.“<br />
Zitat: „Wenn Sie sachlich bleiben, gut<br />
sind und es auch gut vortragen (richtig<br />
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
37
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
einbringen), kommen Sie auch an Lösungen.“<br />
Zitat: „Ich habe bis jetzt nur gute Erfahrungen<br />
mit Behörden. Ich habe keine<br />
Probleme bekommen durch meine Herkunft<br />
und ich bin dafür dankbar.“<br />
Negative Erfahrungen mit Behörden<br />
und Mitarbeiter/innen<br />
Auf der anderen Seite sind Hemmnisse und<br />
Zurückhaltung gegenüber den Behörden<br />
zu erkennen. Dreiundzwanzig der Befragten<br />
(44,2 %) nannten bei den Gründungshürden<br />
„Bürokratie, Vorschriften, Gesetze“.<br />
Diese hatten häufig mit dem System<br />
„Behörde“ zu tun: mit behördlichen Abläufen,<br />
Behördengängen und Formblättern.<br />
Als Hürden oder Hemmnisse wurden fehlende<br />
Informationen über den Ablauf der<br />
verschiedenen administrativen Gänge<br />
sowie ein fehlender Überblick über die<br />
Struktur der Behörden und die einzelnen<br />
Zuständigkeiten genannt. Eine Checkliste,<br />
was in welcher Reihenfolge bei der Unternehmensgründung<br />
zu tun ist, wurde<br />
gewünscht. Interessant ist, dass die Schwierigkeiten<br />
mit dem System „Behörde“<br />
sowohl von akademisch gebildeten als<br />
auch nicht-akademisch gebildeten Unternehmer<br />
/ innen genannt wurden.<br />
Die Unternehmer / innen beschrieben ein<br />
Gefühl der eigenen Orientierungslosigkeit<br />
<strong>im</strong> Dickicht von Vorschriften und Abläufen.<br />
Die starke Arbeitsteilung innerhalb der<br />
deutschen Behördenlandschaft wurde als<br />
besondere Schwierigkeit beschrieben. In<br />
vielen Herkunftsländern der interviewten<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer gibt<br />
es diese Form der ausdifferenzierten<br />
Zuständigkeiten nicht, sondern eine zentralistische<br />
Struktur. Eine Unternehmerin<br />
erklärte die Unterschiede zu ihrem Herkunftsland<br />
(Ukraine) so: „Das ist für uns<br />
das Schl<strong>im</strong>mste hier in Deutschland. Das<br />
alles so abgegrenzt ist. Bei uns gibt es ein<br />
weißes Haus und dann gehen wir dahin<br />
und können da alles klären. Das ist einfach.<br />
Und wenn wir es da nicht klären können,<br />
dann haben wir da <strong>im</strong>mer Info, wo alle<br />
etwas kriegen. Und das hilft uns und hier<br />
nicht. Ich dachte dann, dass die Deutschen<br />
das wissen, aber die wissen das auch nicht.<br />
Es ist so wie eine Hydra, so vielfältig und<br />
keiner versteht das.“<br />
Die Interviewten sind dem begegnet,<br />
indem sie sich bei anderen Stellen informiert<br />
haben – zu 49 % bei Freunden und<br />
Bekannten und zu 21,6 % bei der IHK und<br />
dann mit den Informationen erneut bei<br />
den entsprechenden Stellen vorgesprochen<br />
haben. Deutlich wurde ein großer Grad<br />
selbständiger Informationssuche.<br />
Zitat: „Die Behörden waren nicht <strong>im</strong>mer<br />
hilfsbereit und sie hacken oft auf Kleinigkeiten.“<br />
Zitat: „Immer noch schwierig [sind] die<br />
ganzen nachgeschalteten Zwänge wie<br />
Steuererklärung zum Beispiel ganz konkret.<br />
Sich mit den ganzen Begriffen auseinander<br />
zu setzen, mit dem Fachjargon,<br />
der überhaupt nicht zu meiner Ausbildung<br />
passt. Das ist eine Herausforderung.“<br />
Zitat: „Die Behörden helfen einem<br />
wenig. Sie haben manchmal strikt ihre<br />
Vorschriften und weichen auch nicht in<br />
Ausnahmefällen davon ab. Dabei zeigen<br />
sie auch alternativ keinen anderen Weg,<br />
den man beschreiten könnte.“<br />
Bezogen auf die zwischenmenschlichen<br />
Aspekte zwischen Mitarbeiter / innen<br />
und Unternehmer / innen erzählten die<br />
Unternehmer / innen von Missverständnissen,<br />
zeigten jedoch zugleich ein hohes<br />
Maß an Verständnis für die schwierige<br />
Arbeitssituation der Beschäftigten. Die<br />
interviewten Unternehmer versetzen sich<br />
in die Lage der Beschäftigten in den Behör-<br />
38 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
den und verwiesen auf Quellen interkultureller<br />
Missverständnisse, die wir beispielhaft<br />
nennen möchten:<br />
Kernaussagen:<br />
( I ) Man muss sich selbst alle<br />
Informationen suchen. Es sagt<br />
einem keiner, was wann wie<br />
zu tun ist.<br />
( II ) Wichtig sind gegenseitige<br />
Anerkennung und Achtung<br />
sowie eine Förderung der interkulturellen<br />
Verständigung.<br />
Anklopfen vs. Nicht-Anklopfen<br />
„Kommunikationsstörungen gibt es <strong>im</strong>mer<br />
dann, wenn der eine in seinem Z<strong>im</strong>mer<br />
sitzt und der andere kommt herein ohne<br />
zu klopfen. Ich kenne das aus Griechenland,<br />
wo es sowieso eine Distanz gibt zwischen<br />
dem Beamten und dem Volk. Der<br />
Beamte ist jemand, der einem irgendwas<br />
geben kann oder verweigern kann. Die<br />
Leute spielen sich dann auf. [...] wenn<br />
einer dann rein geht [in Griechenland],<br />
und dann der zweite, dritte, vierte kommt,<br />
ist das kein großes Problem.“<br />
Verweis auf Nichtzuständigkeit<br />
und weggeschickt werden zu einer<br />
anderen Stelle<br />
„Und dann meine Landsleute, wenn die zu<br />
Behörden kommen, da sitzen Fachleute.<br />
Und die kennen einen kleinen Bereich.<br />
Aber wenn wir kommen, dann müssen wir<br />
unbedingt das und das und das wissen.<br />
Und dann sagt diejenige: `Nein dafür bin<br />
ich nicht zuständig, bitte Kollege sowieso´.<br />
Für uns klingt das wie `Ich will mit Dir nicht<br />
sprechen, geh bitte weg!´ Für uns das<br />
klingt so. Obwohl, ich verstehe das und ich<br />
versuche das <strong>im</strong>mer meinen Landsleuten zu<br />
erklären.“<br />
Geduld und Aufmerksamkeit bei der<br />
sprachlichen Verständigung<br />
„Was ich gemerkt habe, als ich als Student<br />
nach Deutschland gekommen bin und mit<br />
der Ausländerbehörde konfrontiert war<br />
oder mit dem Arbeitsamt, hinter den<br />
Schreibtischen sitzen ja auch Menschen.<br />
Und wichtig ist halt, als Mensch verständigt<br />
man sich halt nicht nur mit Gesten,<br />
sondern auch mit der Sprache. Und wenn<br />
Sie die Sprache des anderen nicht verstehen,<br />
dann hapert es halt schnell. Und man<br />
sollte sich da auch ein bisschen Mühe<br />
geben dem Migranten gegenüber, sein<br />
Blatt zurück zu tun, hochdeutsch zu sprechen<br />
und nicht so schnell. Und wenn er mit<br />
ihm redet, ihm auch in die Augen zu gukken<br />
und nicht den Aktendeckel vollzukritzeln.<br />
Dann müsste es weniger Verständigungsschwierigkeiten<br />
geben.“<br />
Die deutsche Sprache als Schlüssel<br />
einer erfolgreichen Behördenkommunikation<br />
Kernaussage:<br />
Die selbstbewusste Beherrschung<br />
der deutschen Sprache ist die<br />
Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />
Behördenkommunikation.<br />
Viele der Interviewten benannten die<br />
Kenntnisse der deutschen Sprache als wichtigen<br />
Zugang zum administrativen System:<br />
Diejenigen mit sehr guten deutschen<br />
Sprachkenntnissen, verwiesen darauf, dass<br />
es andere schwerer haben und diejenigen,<br />
die sich mit ihren Deutschkenntnissen unsicher<br />
fühlen, empfanden das als problematisch.<br />
Die deutsche Sprache in Formularen<br />
und Behördengängen sicher anzuwenden,<br />
wird als eine „sehr große Herausforderung“<br />
beschrieben. Zudem wird die spezielle<br />
Fachsprache in Formularen als problematisch<br />
benannt, „gerade in solchen<br />
Schriftstücken ist alles ein bisschen anders<br />
formuliert als gesprochenes Deutsch.“<br />
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
39
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
Zudem fühlen sich einige Unternehmer in<br />
der Gesprächssituation speziell mit Behörden<br />
unsicher. Eine Unternehmerin berichtet:<br />
„Wenn ich dann anrufe [auf dem Amt]<br />
und die Frau sagt mir, sie versteht mich<br />
nicht und ich verstehe sie auch manchmal<br />
nicht und ich erkläre noch mal und sie versteht<br />
mich wieder nicht, dann habe ich<br />
Angst noch mal anzurufen.“ Jeder, der<br />
eine Fremdsprache gelernt hat weiß, wie<br />
stark die Ausdrucksfähigkeit in einer<br />
Gesprächssituation abhängig ist von den<br />
Faktoren „Sicherheit“ und „Vertrauen“.<br />
Wegweiser durch den Behördendschungel<br />
Viele der befragten Unternehmer / innen<br />
wünschten sich, „dass man irgendwie leichter<br />
an die Informationen kommen kann.“<br />
Sie äußerten den Wunsch nach einer klaren<br />
Checkliste, wann was für Unternehmensgründung<br />
und -führung zu tun sei: „Wir<br />
hätten so eine Liste oder ganz klaren<br />
Ablauf gebraucht, was wir machen sollen;<br />
wir hatten keine Informationen, wie das<br />
funktioniert.“<br />
Da es eine Anzahl an Informationsbroschüren<br />
bereits gibt, wird deutlich, dass<br />
• die Broschüren nicht an ihre Zielgruppe<br />
gelangen und / oder<br />
• diese nicht zielgruppenadäquat aufbereitet<br />
sind.<br />
Als nicht adäquat wurde dabei genannt:<br />
• Informationsbroschüren sind zu umfangreich<br />
und detailgenau.<br />
Dementsprechend wünschten sich die<br />
Unternehmer / innen:<br />
• eine kurze und übersichtliche Liste,<br />
• in klarer Sprache,<br />
• mit den einzelnen Stationen und Daten<br />
der Unternehmensgründung,<br />
• einschließlich aller involvierten Ämter<br />
(auch Meldebehörde u. ä.).<br />
4.5 Erfolgsfaktoren der unternehmerischen<br />
Tätigkeit<br />
Ein wesentlicher Gesprächsteil der Interviews<br />
bezog sich auf die Erfolge und Hürden<br />
bei der Gründung des Unternehmens,<br />
was die Unternehmer / innen als „Mentoren“<br />
anderen Unternehmensgründenden<br />
raten würden und auf Kriterien, an denen<br />
der Erfolg gemessen wird. Daraus lassen<br />
sich eine Reihe von „Erfolgsfaktoren“ für<br />
eine unternehmerische Tätigkeit ableiten.<br />
Indikatoren, an denen die befragten<br />
Unternehmer / innen ihren Erfolg messen:<br />
• Zufriedenheit der Kunden / gute Kundenbeziehungen<br />
/ Vorhandensein von<br />
Stammkunden<br />
• Qualität der Arbeit<br />
• Anzahl der Aufträge<br />
• Umsatz / Einkommen /Gewinn<br />
• Mitarbeiterzahl<br />
• Sprache ist zu sehr am Beamtendeutsch<br />
angelehnt.<br />
• Themen und Zuständigkeitsbereiche sind<br />
zu stark abgegrenzt voneinander.<br />
40 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
4.5.1 Erfolgsfaktor: Qualität<br />
und Kundenorientierung<br />
Kernaussage:<br />
Die Qualität meiner Arbeit und die<br />
Zufriedenheit der Kunden sind<br />
die Schlüssel zum Erfolg.<br />
Als einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren<br />
nannten die Unternehmer die Qualität<br />
ihrer Arbeit und ihre hohe Kundenorientierung.<br />
Dabei wird deutlich, dass sie sich an<br />
Werten der Arbeit wie „Intelligenz und<br />
Fleiß“ orientieren, versuchen, „sehr genau<br />
zu arbeiten“, „alle Aufträge zeitgemäß zu<br />
erfüllen“ und die „gegebenen Termine“<br />
einzuhalten. Vieles von dem, was in den<br />
Unternehmen von Migranten und Migrantinnen<br />
erwirtschaftet wird, beruht auf<br />
einem hohen persönlichen Arbeitseinsatz<br />
und Leistungsvermögen. Die Aussage des<br />
folgenden Unternehmers illustriert die<br />
Kombination an qualitativ hochwertiger<br />
Arbeit, individueller Ausführung und die<br />
Fortführung der eigenen Qualifikationen<br />
durch Fortbildungen: „Ein wichtiges Kriterium<br />
ist für uns auch, dass wir sauber und<br />
genau bei der Errichtung des Bauwerks<br />
arbeiten. Die Arbeit wird nie als Routine<br />
betrachtet, sondern es wird <strong>im</strong>mer mit<br />
äußerster Sorgfalt drangegangen. Weiterhin<br />
nehme ich regelmäßig an Fortbildungen<br />
teil, um <strong>im</strong>mer auf dem neusten Stand<br />
zu sein.“<br />
Die Zufriedenheit der Kunden ist dabei das<br />
Ziel und der Maßstab unternehmerischen<br />
Erfolges. Der Kunde wird als der wesentliche<br />
Schlüssel betrachtet, neben anderen<br />
Kriterien wie weitere Aufträge, Umsatz<br />
und Stabilität. Er steht <strong>im</strong> Mittelpunkt des<br />
Interesses.<br />
Zitat: „Gut gelungen ist mir, dass ich<br />
meine Kunden zufrieden stellen kann.<br />
Wenn die zufrieden sind, bin ich auch<br />
zufrieden.“<br />
Zitat: „...den Kunden wirklich als König<br />
behandeln und <strong>im</strong>mer freundlich sein,<br />
das ist auch bei uns gut eingeschlagen,<br />
denke ich mal. Viele kommen, weil wir<br />
mit den Kunden wirklich sehr freundlich<br />
sind.“<br />
Zitat: „Einen Kunden zu bekommen ist<br />
ganz leicht, es ist ein ungeschriebenes<br />
Blatt, der kommt mal aus Neugier, und<br />
dann ist er da. Aber die Kunden zu<br />
erhalten über Jahrzehnte, das ist nicht<br />
mehr so einfach. Verschiedene Faktoren<br />
spielen eine Rolle und wenn Sie das<br />
schaffen, dann können Sie zum Schluss<br />
sagen: Ich habe Erfolg gehabt. Meine<br />
Werbung sind nur meine Patienten und<br />
die Qualität meiner Arbeit.“<br />
„Den Erfolg messe ich an der Zufriedenheit<br />
meiner Kunden. Wir versuchen<br />
unsere Aufgaben rechtzeitig und gut zu<br />
machen. Wir gehen auf besondere Wünsche<br />
(z.B. Fristen) unserer Kunden ein.<br />
Zufriedene Kunden kommen wieder und<br />
wir erzielen dadurch Gewinn.“<br />
4.5.2 Erfolgsfaktor<br />
Deutschkenntnisse<br />
Kernaussage:<br />
Die Beherrschung der Deutschen<br />
Sprache ist eine wichtige Voraussetzung,<br />
um als Unternehmer / in<br />
erfolgreich zu arbeiten.<br />
Aus den überwiegenden Aussagen der<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer ist<br />
zu entnehmen, dass gute deutsche Sprachkenntnisse<br />
eine unabdingbare Voraussetzung<br />
für die Gründung und Führung eines<br />
Unternehmens sind. Mangelnde Kenntnisse<br />
der deutschen Sprache erhöhen die<br />
Schwelle zum Informationszugang. Diese<br />
Aussage trafen auch erfolgreiche und etablierte<br />
Unternehmerinnen und Unterneh-<br />
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
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E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
mer, die trotz eines langen Aufenthalts in<br />
Deutschland über geringe Deutschkenntnisse<br />
verfügen. Die Bedeutung der Sprachkenntnisse<br />
wird sehr wohl formuliert, auch<br />
wenn die Realität anders aussieht, wie zum<br />
Beispiel auf einem Regionalworkshop<br />
deutlich wurde, an dem überwiegend<br />
Unternehmen teilnahmen, die nur über<br />
unzureichende Sprachkenntnisse verfügten.<br />
In dem Zusammenhang wurde auch<br />
darauf hingewiesen, dass die unternehmerische<br />
Tätigkeit keine Zeit läßt, um seine<br />
Sprachkompetenzen zu verbessern.<br />
Zitat: „[...] und Grundlage ist, entweder<br />
beherrschen Sie die Sprache oder Sie<br />
gehen unter. Der ganze Bürokram! Ich<br />
bin der Meinung, wenn Leute sich selbständig<br />
machen, Übersiedler oder so,<br />
wenn sie sprachlich nicht so weit sind,<br />
dann rächt sich das.“<br />
Zitat: „Besonders stolz bin ich da drauf,<br />
dass ich erstens die Sprache so gut<br />
gelernt habe. [...] ich konnte kein<br />
Deutsch, als ich nach Deutschland kam.“<br />
Zitat: „Ich würde ihm [dem Existenzgründer]<br />
raten, dass er zuerst die deutsche<br />
Sprache gut beherrscht. Weiterhin<br />
sollte er sich mit den Gesetzen und der<br />
deutschen Kultur vertraut machen. Dann<br />
hat er auch eine Chance, auf die deutschen<br />
Kunden eingehen zu können.“<br />
4.5.3 Erfolgsfaktor:<br />
Unternehmerisches Wissen<br />
und Branchenerfahrung<br />
Gute Sprachkenntnisse sind jedoch nicht<br />
die einzigen erfolgsrelevanten Ressourcen<br />
für den unternehmerischen Werdegang.<br />
Mindestens genauso wichtig ist eine ausreichende<br />
Branchenerfahrung, die ggf. den<br />
Mangel an formaler Qualifikation kompensieren<br />
kann. Aus den Interviews geht hervor,<br />
dass viele Unternehmerinnen und<br />
Unternehmer vor der Unternehmensgründung<br />
bereits Erfahrungen in der Branche<br />
oder zumindest einen unternehmerischen<br />
Hintergrund hatten.<br />
Viele der befragten Unternehmer / innen<br />
gaben an, dass sie davon profitierten, dass<br />
sie Unternehmertum und selbständiges<br />
Arbeiten aus ihrem familiären Umfeld<br />
bereits kannten. Dadurch fühlen sie sich<br />
vorbereitet auf die langen Arbeitszeiten,<br />
die finanziellen Risiken und die unsichere<br />
Zukunft sowie auf die Belastung für die<br />
Familie: „Mir war Selbständigkeit und was<br />
ein Geschäft bedeutet, vertraut – also die<br />
Großeltern, die hatten über 50 Jahre lang<br />
einen kleinen Gemüse- und Obstladen. Vergleichen<br />
können Sie das mit den Obst- und<br />
Gemüseläden von den Türken – also ich bin<br />
in so einer Familie groß geworden. Wir<br />
lebten auch sehr eng zusammen. Ich habe<br />
da auch in den Ferien gearbeitet, an Samstagen,<br />
ich wusste, was das bedeutet. Das<br />
ist nicht so wie 8 Stunden abklopfen,<br />
Gehalt kassieren. Sie denken, wenn Sie<br />
schlafen gehen, an das Geschäft. Sie träumen<br />
auch davon und wenn Sie aufwachen,<br />
die ersten Gedanken dann auch – nonstop.<br />
Ich wusste, dass es ein harter Job ist.“<br />
4.5.4 Erfolgsfaktor Kämpfertyp<br />
Kernaussage:<br />
Ich kannte die Branche aus früheren<br />
Tätigkeiten oder wusste durch<br />
meine Familie, was an Arbeitsbelastung<br />
auf mich zukommt.<br />
Ich bin nicht überrascht worden,<br />
sondern war vorbereitet.<br />
Kernaussage:<br />
Wenn Du kämpfst, dann schaffst Du<br />
es auch!<br />
Eine der Kernaussagen, die alle befragten<br />
Unternehmer / innen teilen, heißt „Kämpfen<br />
oder es lassen!“. Die Unternehmer<br />
42 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
eschreiben, dass es Mut, Kraft und Durchhaltevermögen<br />
bedarf, um Schwierigkeiten<br />
zu überwinden. Zugleich vermitteln sie<br />
einen Opt<strong>im</strong>ismus, der sich aus den Erfahrungen<br />
speist, dass es möglich ist. Typische<br />
Aussagen hierfür sind:<br />
„Von nichts kommt nichts, also, wenn man<br />
sich anstrengt, dann schafft man das<br />
auch.“ Oder: „Vor allem, keine Angst<br />
davor zu haben, man muss ja an sich selbst<br />
glauben und irgendwie das Ganze durchboxen.<br />
Man muss es nur wollen.“<br />
Zugleich wird, wenn die Eigenschaft, ein<br />
Kämpfertyp zu sein, nicht vorhanden ist,<br />
von einer unternehmerischen Tätigkeit<br />
abgeraten: „...wissen Sie, das ist Charaktersache.<br />
Den einen schmeißen Sie zur Tür<br />
raus und der klettert durchs Klofenster<br />
wieder rein und ist dann drinnen und der<br />
andere sagt, der hat mich rausgeschmissen,<br />
der will von mir nichts mehr wissen, dann<br />
will ich auch von dem nichts mehr wissen.<br />
Dann ist der, der rausgegangen ist, <strong>im</strong><br />
Nachteil.“ Durchhaltevermögen wird als<br />
wichtigster Vorteil gegenüber anderen<br />
wahrgenommen: „Also, was würde ich<br />
dem raten? Also, wenn er was machen will,<br />
würde ich ihm raten, soll er es machen!<br />
Hindernisse kann man überstehen. Und der<br />
soll, wenn er ein Ziel hat, es verwirklichen.<br />
Weil es gibt nichts, was wir Menschen nicht<br />
machen können – man muss sich halt dafür<br />
ein bisschen anstrengen, halt Hürden überstehen.<br />
Mutig sein.“<br />
Eine besondere Form des Kämpfertums<br />
beschreiben auch hier die Unternehmerinnen:<br />
„...welche Schwierigkeiten? Hier in <strong>Düren</strong><br />
extrem: Frau als Geschäftsfrau. Am Anfang<br />
wurde ich nicht so als Geschäftsfrau von<br />
den türkischen Kunden respektiert.“ Als<br />
Strategie beschreibt auch sie Ausdauer und<br />
Hartnäckigkeit: „Nicht nachlassen. Wenn<br />
ich einmal nein sage, dann heißt es nein!“<br />
4.5.5 Erfolgsfaktor<br />
Familiäre Ressourcen<br />
Zentrale Herausforderung <strong>im</strong> Vorfeld der<br />
Gründung sind das geringe Startkapital<br />
und die Finanzierungsengpässe die thematisiert<br />
wurden. Hier kommt der Familie und<br />
der Verwandtschaft eine bedeutende Rolle<br />
als Financier zu. Auch <strong>im</strong> persönlichen<br />
Umfeld werden viele Informationen bezogen,<br />
es wird ausgeholfen und beraten.<br />
So haben 44 % der Befragten entweder ihr<br />
eigenes Vermögen oder die Familie/<br />
Bekannte für die Finanzierung in Anspruch<br />
genommen. Oft sind es Ersparnisse, die<br />
investiert werden. Nur in 14,7 % der Fälle<br />
konnten die Befragten eine Förderung<br />
durch ein Bankenkredit (Sparkasse <strong>Düren</strong>)<br />
vorweisen. Nur sechs der Befragten, das<br />
sind 8 %, haben eine öffentliche Förderung<br />
(KfW-Bankengruppe) in Anspruch genommen.<br />
Voraussetzung für die Vergabe eines Kredites<br />
ist ein Unternehmenskonzept oder eine<br />
Marktstrategie. Sechzehn Befragte haben<br />
die Erstellung eines Unternehmenskonzeptes<br />
als Gründungshürde bezeichnet. Aber<br />
auch aufgrund der begrenzten sprachlichen<br />
Möglichkeiten tun sich Selbständige<br />
mit Migrationshintergrund schwer, ihre<br />
Geschäftsideen bzw. das Vorhaben konzeptionell<br />
darzustellen und insbesondere die<br />
Banken davon zu überzeugen. Ein weiterer<br />
Grund ist mangelndes Wissen über die<br />
öffentlichen Förderbanken wie der NRW<br />
Bank sowie der KfW-Bankengruppe: Nur 5<br />
bzw. 11 der 45 Antwortenden kannten die<br />
Einrichtungen. Zudem lehnten aber auch<br />
viele Unternehmer Kredite ab, da es für sie<br />
wichtig sei, „keine Schulden zu machen“<br />
und finanziell unabhängig von Banken<br />
oder staatlichen Geldern zu bleiben. Ein<br />
Unternehmer, dessen Unternehmensethik<br />
stark durch seinen musl<strong>im</strong>ischen Glauben<br />
geprägt war, erläuterte, dass es für ihn aus<br />
religiösen Gründen nicht erlaubt sei, Schul-<br />
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
43
den zu machen und Zinsen zu nehmen<br />
oder zu zahlen.<br />
Nur eine Person konnte eine Kreditanstalt<br />
der eigenen Ethnie nutzen, was neben<br />
dem Vorteil der muttersprachlichen Beratung<br />
auch den Vorteil hatte, dass Sicherheiten<br />
<strong>im</strong> Herkunftsland berücksichtigt<br />
werden konnten.<br />
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
44 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
Zitat: „Eigenes Geld haben, das war sehr<br />
schwer am Anfang.“<br />
Zitat: „Geldproblem. Ich habe gespart,<br />
um meinen Traum zu verwirklichen.“<br />
Zitat: „Am Anfang war das Finanzielle<br />
das Problem, aber durch die Familie ist<br />
es noch gut gegangen.“<br />
Zitat: „Unternehmer mit Migrationshintergrund<br />
sollten mehr finanzielle Unterstützungen<br />
bekommen. Zugang zu<br />
Bankkrediten soll geschaffen werden.“<br />
Zitat: „Weiterhin hatten wir am Anfang<br />
Finanzierungsprobleme, da unsere Bank<br />
… uns nicht unterstützen durfte.“<br />
Zitat: „Eine besondere Herausforderung<br />
war natürlich der finanzielle Gesichtspunkt.<br />
Wir hatten Probleme die Leute<br />
(von der Bank) von unserer Geschäftsidee<br />
zu überzeugen, damit sie uns<br />
unterstützten bzw. einen Kredit gewährten.“<br />
4.6 Zusammenfassung<br />
Die Ergebnisse der Auswertung der Interviews<br />
verdeutlichen, dass die Entwicklung<br />
der Unternehmensgründungen von zugewanderten<br />
Personen <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> den<br />
bundesweiten Trend bestätigt. Auch die<br />
Unternehmer / innen mit Zuwanderungsgeschichte<br />
des <strong>Kreis</strong>es <strong>Düren</strong> stehen vor –<br />
sowohl aus der Gründungsforschung als<br />
auch aus der Gründungsberatungspraxis<br />
bekannten – soziokulturellen und strukturellen<br />
Herausforderungen. Diese sind<br />
selbstverständlich in den einzelnen ethnischen<br />
Milieus sehr unterschiedlich ausgeprägt<br />
und korrelieren mit dem jeweiligen<br />
Qualifikationsniveau und dem Individualisierungsgrad.<br />
Insbesondere das positive<br />
Beispiel der „Verschmelzung“ der Nischenökonomie,<br />
in der sowohl die deutsche<br />
Bevölkerung als auch Menschen aus dem<br />
gleichen Herkunftsland angesprochen werden,<br />
zeigt sehr plastisch den ähnlichen<br />
Werdegang der Migrantenselbständigkeit<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> <strong>im</strong> direkten Vergleich mit<br />
anderen Regionen unseres Landes. Die<br />
befragten Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
leben überwiegend seit mehreren<br />
Jahren in Deutschland und sind zum Teil<br />
hier aufgewachsen oder geboren. Viele<br />
haben mittlerweile die deutsche Staatsangehörigkeit<br />
angenommen. Sie sind längst<br />
aufgrund ihrer Sozialisation ein integraler<br />
Bestandteil von <strong>Düren</strong> und Umgebung.<br />
Ihre Lebenssituationen stehen als Motiv für<br />
die Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit<br />
<strong>im</strong> Vordergrund. Die subjektive Entscheidung<br />
für den Schritt in die Selbständigkeit<br />
wird in den meisten Fällen durch<br />
den Wunsch nach Selbstverwirklichung und<br />
Unabhängigkeit getragen. Finanziert wird<br />
bzw. wurde die Existenzgründung pr<strong>im</strong>är<br />
mit Hilfe eigener Ersparnisse oder durch<br />
Darlehen der Familie. Bei vielen der<br />
Befragten spielten Angehörige der eigenen<br />
Gruppe als Beratungs- und Informationsquelle<br />
eine wesentliche Rolle.<br />
Trotz der Restriktionen erweisen sich Personen<br />
mit Zuwanderungsgeschichte als ambitionierte<br />
und kreative Unternehmensgründer<br />
und -gründerinnen. Diese unternehmerische<br />
Kreativität gilt es intensiv zu nutzen<br />
und zu fördern. Adäquate Beratungsangebote<br />
und Fördermöglichkeiten sowie Sensibilisierungsmaßnahmen<br />
der externen <strong>Institut</strong>ionen<br />
müssen daher auch in <strong>Düren</strong> und<br />
Umgebung deutlich differenzierter als bisher<br />
zugeschnitten werden. Neben der Hilfe<br />
beispielsweise bei der Erstellung von Businessplänen,<br />
bei Rechts-, Finanz- und Steuerangelegenheiten<br />
sollte auch verstärkt die<br />
Begleitung von individuellen Entwicklungsprozessen<br />
(z. B. durch persönliches Coaching)<br />
Berücksichtigung finden. Bei einem Coaching<br />
handelt es sich in der Regel um einen<br />
länger andauernden Prozess der Einzelbera-<br />
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
45
E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />
tung. Die individuelle Begleitung kann dazu<br />
beitragen, sich über persönliche Stärken und<br />
Fähigkeiten, Potentiale und Ressourcen<br />
bewusst zu werden, um den Schritt in die<br />
berufliche Selbständigkeit zu wagen und<br />
unternehmerisch erfolgreich zu handeln. Es<br />
ist davon auszugehen, dass eine angemessene<br />
und intensive Unterstützung in Form von<br />
individueller Begleitung durch externe <strong>Institut</strong>ionen<br />
(mit interkulturellen Kompetenzen)<br />
positive Einflüsse auf die Gründungsneigung<br />
und den Stabilisierungsprozess der<br />
bereits bestehenden Betriebe von zugewanderten<br />
Personen hat, wie bereits Erfahrungen<br />
in der Betreuung der Migrantenunternehmen<br />
in anderen Regionen zeigen.<br />
Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch,<br />
die Transparenz der bestehenden Beratungsangebote<br />
zu verbessern, da von vielen<br />
Befragten insbesondere die Intransparenz<br />
der Angebote kritisiert wurde. Es sollten<br />
Projekte und Maßnahmen unterstützt<br />
werden, die dazu geeignet sind, migrantenorientierte<br />
Beratung zu intensivieren<br />
und zu verbessern. In der zielgruppenspezifischen<br />
Beratungsmethodik und -herangehensweise<br />
spielen folgende Faktoren eine<br />
zentrale Rolle:<br />
• Die Bedeutung von Beratern und Beraterinnen<br />
mit eigenem Migrationshintergrund.<br />
Die Auswertung der Befragung zeigt sehr<br />
deutlich, dass die Förderung von Unternehmerinnen<br />
und Unternehmern mit<br />
Zuwanderungsgeschichte positive Wirkung<br />
auf die gesellschaftliche Integration von<br />
Migrantinnen und Migranten und deren<br />
selbstbest<strong>im</strong>mte Lebensführung haben<br />
kann. Erfolgreiche Unternehmerinnen und<br />
Unternehmer mit Zuwanderungsgeschichte<br />
können insbesondere für die dritte Generation<br />
Vorbildfunktion übernehmen und<br />
gleichzeitig die Integration in die Aufnahmegesellschaft<br />
erleichtern.<br />
• Aufbau und Einsatz interkultureller<br />
Kompetenzen in den Strukturen der<br />
Beratungsinstitutionen.<br />
• Zudem sollte die Gründungsförderung<br />
(von zugewanderten Personen), so die<br />
Erwartungshaltung von Befragten, eng<br />
mit Maßnahmen der Bestandssicherung<br />
verknüpft werden und so zur Existenzstabilisierung<br />
der Migrantenbetriebe<br />
beigetragen.<br />
46 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
5. Handlungsempfehlungen für eine<br />
nachhaltige Weiterentwicklung<br />
5.1 Thesen und Erkenntnisse<br />
Der Verlauf des Projektes war geprägt<br />
von vielfältigen und intensiven Diskussions-<br />
und Lernprozessen bei allen Beteiligten.<br />
Im Folgenden werden die Erkenntnisse<br />
in Thesenform zusammengefasst und<br />
Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige<br />
Fortsetzung des Prozesses entwickelt.<br />
These 1:<br />
Selbständigkeit von Menschen mit<br />
Zuwanderungsgeschichte ist ein<br />
dynamischer Faktor für die wirtschaftliche<br />
Entwicklung der Region<br />
und für die Förderung der Integration.<br />
1.637 Menschen mit ausländischem Pass<br />
haben <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> ein Gewerbe angemeldet<br />
oder sind als Einzelunternehmen<br />
tätig. Insgesamt kann von geschätzten<br />
2.500 – 3.000 unternehmerisch tätigen<br />
Menschen mit Zuwanderungsgeschichte<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> ausgegangen werden,<br />
die für sich und ihre Mitarbeitenden<br />
ca. 7.500 – 9.000 Arbeitsplätze geschaffen<br />
haben.<br />
Viele der unternehmerisch tätigen Migrantinnen<br />
und Migranten haben die deutsche<br />
Staatsbürgerschaft angenommen (64,3 %<br />
der Interviewten) oder sind als Aussiedlerinnen<br />
und Aussiedler nach Deutschland<br />
gekommen. Hinzu kommen freiberuflich<br />
Tätige wie Ärzte, Anwälte und Steuerberater,<br />
die kein Gewerbe anmelden brauchen.<br />
These 2:<br />
Ein Unternehmen zu gründen<br />
bedeutet, <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> zu investieren,<br />
sich dort zu etablieren und<br />
zu integrieren – ein „Bekenntnis<br />
zum Standort D“.<br />
Wie die <strong>im</strong> Jahre 2007 veröffentlichte<br />
Sinus-Studie zum Thema Migration zeigt,<br />
erwachsen aus der Migration heraus entscheidende<br />
produktive und innovative<br />
Kerne für die deutsche Gesellschaft, da die<br />
Leistungs- und Einsatzbereitschaft in<br />
Migrantengruppen deutlich höher ist und<br />
sich eine formative Elite (Bikulturalität,<br />
Mehrsprachigkeit, mehrd<strong>im</strong>ensionaler<br />
Erfahrungsreichtum) herausbildet. Die<br />
hohe Motivation und Aufgeschlossenheit<br />
für neue Ideen wurde <strong>im</strong> Rahmen der<br />
durchgeführten Studie in den Einzelinterviews<br />
und Konferenzen deutlich (siehe<br />
Kapitel 4).<br />
These 3:<br />
Eine sich entwickelnde Migrantenökonomie<br />
bedeutet gleichzeitig eine<br />
Reaktion auf Marktnischen (Lebensmittel,<br />
Dienstleistungen, Wohnungsausstattung,<br />
Freizeitgestaltung) von<br />
zugewanderten Menschen und eine<br />
Veränderung der Konsumgewohnheiten<br />
der Mehrheitsgesellschaft.<br />
Mit dieser Reaktion entwickelt sich eine<br />
gesellschaftliche Annäherung zwischen<br />
Deutschen und Migranten, die für ein<br />
gegenseitiges Verständnis unabdingbar ist.<br />
Als Beispiele können hier die ausländische<br />
Gastronomie und der Lebensmittelhandel<br />
genannt werden, die viele Deutsche, egal<br />
welchen Alters, sehr schätzen.<br />
These 4:<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
mit Zuwanderungsgeschichte<br />
nehmen eine wichtige soziale<br />
Brückenfunktion wahr.<br />
Durch ihre Vorbildfunktion machen sie<br />
deutlich, dass es sich lohnt, <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />
zu investieren. Gleichzeitig sind sie Anlauf-<br />
H ANDLUNGSEMPFEHLUNGEN<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
47
H ANDLUNGSEMPFEHLUNGEN<br />
und Kontaktstelle für viele Menschen aus<br />
der eigenen ethnischen Gruppe. Als Vertrauenspersonen<br />
können sie auch unter<br />
dem Aspekt des „Demografischen Wandels“<br />
den wachsenden Anteil der jungen<br />
Migrant/innen durch positive Impulse für<br />
eine Teilhabe und berufliche Integration<br />
gewinnen. In familiären und verwandtschaftlichen<br />
Netzwerken stellen sie Arbeitsplätze<br />
für Menschen zur Verfügung, die<br />
auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht Fuß fassen<br />
können. Durch ihre deutschen Kundinnen<br />
und Kunden besonders <strong>im</strong> Dienstleistungsbereich<br />
(Änderungsschneiderei, Frisör,<br />
Taxifahrer, Rechtsanwalt, Einzelhändler,<br />
Gastronomie) entstehen wichtige Kontaktnetze<br />
zur Mehrheitsgesellschaft.<br />
These 5:<br />
Erfolgreiche Unternehmerinnen und<br />
Unternehmer mit Zuwanderungsgeschichte<br />
übernehmen mit ihren<br />
persönlichen und wirtschaftlichen<br />
Kontakten, mit ihrer interkulturellen<br />
Kompetenz und mit ihrer Mehrsprachigkeit<br />
eine wichtige Schlüsselfunktionen<br />
zur Stärkung der internationalen<br />
Wirtschaftsbeziehungen<br />
des <strong>Kreis</strong>es <strong>Düren</strong>.<br />
Die Erkenntnisse des KOMM-IN Projektes<br />
machen deutlich, dass es für die verantwortlichen<br />
Akteure aus Politik, Verwaltung,<br />
Kammern und Wirtschaftsverbänden<br />
volkswirtschaftlich und integrationspolitisch<br />
sinnvoll ist, mit den unternehmerisch<br />
tätigen Migrantinnen und Migranten in<br />
einen dauerhaften Dialogprozess zu kommen,<br />
um<br />
• die Vorstellungen und Erwartungen kennen<br />
zu lernen.<br />
• das wirtschaftliche Engagement zu würdigen<br />
und die vorhandenen Potentiale<br />
zu fördern.<br />
• gesellschaftspolitische Teilhabe verstärkt<br />
zu ermöglichen.<br />
• die Kooperation und Vernetzung zu<br />
stärken.<br />
5.2 Handlungsempfehlungen<br />
für eine nachhaltige<br />
Weiterentwicklung<br />
Die Förderung von Unternehmerinnen und<br />
Unternehmern mit Zuwanderungsgeschichte<br />
ist eine wichtige Zukunftsinvestition für<br />
die wirtschaftliche Entwicklung <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />
<strong>Düren</strong>. Sie bedarf einer bewussten wirtschaftspolitischen<br />
Entscheidung und strategischen<br />
Steuerung, mit den klassischen Elementen<br />
der Maßnahmeplanung und des<br />
Controllings anhand eines abgest<strong>im</strong>mten<br />
Monitoringsystems. Neben dem Aufbau<br />
eines entsprechenden Steuerungssystems<br />
sind die nachfolgenden Handlungsziele<br />
von zentraler Bedeutung:<br />
1. Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung<br />
2. Förderung der Selbstorganisation und<br />
Vernetzung<br />
3. Aufbau interkulturell ausgerichteter<br />
Beratungs- und Unterstützungssysteme<br />
5.2.1 Verbesserung der öffentlichen<br />
Wahrnehmung<br />
Leitziele:<br />
1. Die Vielfalt der Aktivitäten und der<br />
Potentiale der Migrantenökonomie (einschließlich<br />
der Produktnischen) wird<br />
langfristig, systematisch und öffentlichkeitswirksam<br />
dargestellt.<br />
48 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
2. Politik, Verwaltung und Wirtschaft<br />
beschäftigen sich mit den Potentialen<br />
und Chancen durch die starke Migrantenökonomie<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> (Integration<br />
durch Investition). Sie erkennen die<br />
interkulturelle Kompetenz der Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer als<br />
Standortvorteil <strong>im</strong> globalen Wettbewerb.<br />
3. Die Weiterentwicklung der Migrantenökonomie<br />
wird kontinuierlich beobachtet<br />
und in Bezug auf die Leitziele und<br />
Maßnahmenplanung fortgeschrieben<br />
(Monitoringsystem).<br />
Maßnahmen:<br />
• Artikelserie in lokalen Zeitungen, Fachzeitschriften<br />
u. ä.<br />
• Messe von MigrantenUnternehmer /<br />
innen zum Thema „Außenhandel“<br />
(Modalitäten des Import- und Exportgeschäfts)<br />
• Gezielte persönliche Einladung zu Fachtagungen,<br />
Empfängen, Fachmessen,<br />
Wettbewerben<br />
• Vorstellung der Projektergebnisse <strong>im</strong><br />
entsprechenden Fachausschuss<br />
• Einrichtung eines jährlichen Berichtswesens<br />
(Monitoring) für die Politik<br />
Zitat: „Ich denke, wenn Sie es schaffen,<br />
dieses böse Bild von Migranten umzuwandeln<br />
– nicht in ein erfreuliches, sondern<br />
in ein normales, ein ganz normales,<br />
dann denke ich, das wäre ein großer<br />
Erfolg. Das ist meine Erwartung.“<br />
5.2.2 Förderung der Selbstorganisation<br />
und Vernetzung<br />
Leitziele:<br />
1. Ein informeller Initiativkreis von Unternehmerinnen<br />
und Unternehmern mit<br />
Zuwanderungsgeschichte fördert die<br />
Herstellung von Kontakten untereinander<br />
aber auch zu deutschen Unternehmen<br />
und Kunden.<br />
2. Die Mitglieder des Initiativkreises stehen<br />
als Kontakt- und Kulturmittler zur Verfügung.<br />
3. Durch die Aktivitäten des Initiativkreises<br />
werden Menschen mit Zuwanderungsgeschichte<br />
in Bezug auf unternehmerisches<br />
Engagement und Selbstorganisation<br />
ermuntert und gestärkt.<br />
4. Ein kontinuierlicher Dialog zwischen den<br />
Unternehmerinnen und Unternehmern<br />
mit Zuwanderungsgeschichte und den<br />
Beratungs- und Unterstützungsstellen <strong>im</strong><br />
<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> trägt zu einer verständnisvollen,<br />
Ziel führenden Kultur des Miteinanders<br />
bei.<br />
5. Anreize schaffen zum Aufbau von Multiplikatorensystemen<br />
a. Die Umsetzung eigener Ideen fördern<br />
b. Schärfung des eigenen Profils<br />
ermöglichen<br />
c. Brücken- und Vorbildfunktion<br />
betonen<br />
d. Identifikation nutzen<br />
H ANDLUNGSEMPFEHLUNGEN<br />
Maßnahmen:<br />
• Fortführung des Initiativkreises durch<br />
den Aufbau einer nachhaltigen, flexibeln<br />
Organisationsstruktur. Fragen nach<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
49
H ANDLUNGSEMPFEHLUNGEN<br />
einer Anbindung (Schaffung einer Koordinationsstelle,<br />
eines Trägerverbundes<br />
oder Vereines) sind nach und nach zu<br />
klären. Gegebenfalls kann eine Persönlichkeit<br />
aus dem <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> die Schirmherrschaft<br />
übernehmen. Mögliche Aufgaben<br />
wären:<br />
• Organisation von Vernetzungs- und<br />
Informationsaktivitäten<br />
• Als Kontakt- und Kulturmittler zur<br />
Verfügung stehen (Infoflyer mit<br />
Kontaktdaten)<br />
• Aufbau von Migrantennetzwerken bzw.<br />
Gewinnung von Schlüsselpersonen<br />
– Unternehmen<br />
– Experten (erfolgreiche Migrantenbiografien)<br />
– Migrantenselbstorganisationen<br />
• Einrichtung eines Unternehmerstammtisches<br />
– Zielsetzung:<br />
· Förderung des Austausches und<br />
der Beratung<br />
· Kontaktpflege<br />
– Umsetzungsideen:<br />
· regelmäßige Treffen in einem<br />
Lokal<br />
· unterschiedliche Referenten<br />
· Geschichten erfolgreicher Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer<br />
· fachliche Anregungen anhand<br />
von praktischen Beispielen<br />
• Ermunterung zur Bildung von inner- und<br />
interethnischen Netzwerken, Fachveranstaltungen,<br />
branchenspezifischen Treffen<br />
u. ä.<br />
50 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
5.2.3 Aufbau interkulturell<br />
ausgerichteter Beratungsund<br />
Unterstützungssysteme<br />
Leitziele:<br />
Die vorhanden Beratungs- und Unterstützungssysteme<br />
• entwickeln sich zu interkulturell aufgestellten<br />
Einrichtungen, die Menschen mit<br />
Zuwanderungsgeschichte als wichtige<br />
Akteure in ihre Aktivitäten und Angebote<br />
einbinden<br />
Maßnahmen:<br />
• Kennen lernen von Migrantenorganisationen<br />
und Einrichtungen<br />
• Kontakt zu Schlüsselpersonen<br />
• Klärung der strategischen Grundausrichtung<br />
(Marketing: „Wir sind interkulturell<br />
aufgestellt!“) <strong>im</strong> Rahmen eines Prozesses<br />
der interkulturellen Orientierung<br />
• Einbindung von Fachkräften aus verschiedenen<br />
Herkunftsregionen<br />
• entdecken die Mehrsprachigkeit und<br />
interkulturellen Kompetenzen von<br />
Unternehmerinnen und Unternehmern<br />
als Potential einer zukunftsfähigen Wirtschafts-<br />
und Integrationsförderung<br />
• betrachten unternehmerisch tätige<br />
Migrantinnen und Migranten vor dem<br />
Hintergrund der Globalisierung als wichtige<br />
Akteure und Bündnispartner bei der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung der Region<br />
• unterstützen Initiativen der Selbstorganisation<br />
und der Vernetzung (auch von<br />
innerethnischen Netzwerken).<br />
Beratungs- und Unterstützungssysteme<br />
werden von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte<br />
als vertrauensvolle, unterstützende<br />
Kooperationspartner erlebt, die<br />
• auf die ethnischen und kulturellen<br />
Besonderheiten Rücksicht nehmen<br />
• Gezielte Ansprache zu best<strong>im</strong>mten<br />
Angeboten auch in der Muttersprache<br />
der Hauptgruppen<br />
• Transparenz der Beratungs-, Qualifizierungs-<br />
und Kontaktstruktur <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />
<strong>Düren</strong> durch gezielte Informationsveranstaltungen,<br />
Flyer etc.<br />
• Überblick über Mitarbeitende mit<br />
Zuwanderungsgeschichte in den Beratungssystemen<br />
• spezifische Beratungs- und (Gruppen-)<br />
Coachingangebote<br />
• Entwicklung von Mentorenprogrammen<br />
Erfahrungen: Seminare der GWS<br />
Die GWS führt je ein Seminar durch:<br />
H ANDLUNGSEMPFEHLUNGEN<br />
• durch eine differenzierte Betrachtung<br />
der unterschiedlichen Gruppen (Einzelhändler<br />
in <strong>Düren</strong>-Nord, chinesische Wissenschaftler<br />
in Jülich, Akademiker aus<br />
Osteuropa usw.) zu individuellen Unterstützungs-<br />
und Kooperationsvereinbarungen<br />
kommen.<br />
• für türkischsprechende Existenzgründer<br />
/ innen am 19.02.2008<br />
• für russischsprechende Existenzgründer<br />
/ innen am 26.02.2008<br />
• für afrikanische<br />
Existenzgünder / innen <strong>im</strong> April / Mai<br />
2008<br />
…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
51
6. Literatur<br />
7. Profilbögen der<br />
Unternehmen<br />
Förderkonzept <strong>Innovation</strong> in der kommunalen<br />
Integrationsarbeit –<br />
eine Förderung durch das Land<br />
Nordrhein-Westfalen, KOMM-IN NRW;<br />
16.1.2008<br />
Integrationskonzept <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>,<br />
Stand 31.12.2006<br />
LDS NW – Landesamt für Datenverarbeitung<br />
und Statistik Nordrhein-Westfalen,<br />
„Kommunalprofil <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>“,<br />
Stand 15.10.2007<br />
L ITERATUR<br />
Quelle: Informationsangebot der Statistik<br />
der Bundesagentur für Arbeit (BA),<br />
01/2007<br />
PB, 06.06.2007, Projektbeirat, internes<br />
Protokoll<br />
Statistisches Bundesamt: Bevölkerung und<br />
Erwerbstätigkeit. Fachserie 1 Reihe 2.2<br />
Migration in Deutschland 2005<br />
Schätzbasis: Mikrozensus 2004<br />
Sinus Sociovision: Die Milieus der<br />
Menschen mit Migrationshintergrund,<br />
Forschungsbericht, Heidelberg 2007<br />
Kurt Schmid / Irene Mandl / Andrea Dorr:<br />
Entreneurship von Personen mit<br />
Migrationshintergrund, Endbericht,<br />
Wien 2006<br />
52 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
CE-CONNECT<br />
DE SILVA COSMETIC<br />
STUDIOS<br />
Name: Evina<br />
Vorname: Christine Rufine<br />
Straße: Kölnstrasse 83<br />
Ort:<br />
52351 <strong>Düren</strong><br />
Tel. (priv.): (0049)2421-4076258<br />
Tel. (dienstl.): (0049)170-1878672<br />
E-Mail: Ce.connect@yahoo.com<br />
Homepage: www.ce-connect.biz<br />
Hintergrund:<br />
Berufliche Qualifikation: Maschinenbau<br />
Ingenieurin für Internationale Projektierung<br />
mit Zusatzqualifikationen (Master of<br />
Sciences, Zertifikate, etc.) in Unternehmensführung,<br />
Projektmanagement, Marketing<br />
und Interkulturelle Prozessbegleitung.<br />
Kurzdarstellung des Unternehmens:<br />
Ce-Connect wurde 2007 gegründet mit der<br />
Idee, unsere Kunden von der Planung bis<br />
zur Durchführung und Ingangsetzung<br />
interkultureller Projekte zu begleiten.<br />
Jeder Arbeitsschritt unterliegt strikter Projektorganisation<br />
und betriebsbedingter<br />
Planung. Ce-Connect hat Erfahrung in Konzept,<br />
Planung und Kontrolle komplexer<br />
Projekte. Wir unterstützen Projekte und<br />
Prozesse von <strong>Institut</strong>ionen, Einrichtungen,<br />
Initiativen und Unternehmen.<br />
Wir führen darüber hinaus regelmäßig<br />
Existenzgründungsveranstaltungen für<br />
Interkulturelle Gründerinnen und Gründer<br />
durch.<br />
Ich stehe als Ansprechpartnerin für<br />
folgende Fragen zur Verfügung:<br />
• Existenzgründung<br />
• Management / Projekt- und Prozessmanagement<br />
• Marketing<br />
• Organisation<br />
• Internationale Kontakte mit Afrika und<br />
Frankreich<br />
• Übersetzungen (Deutsch / Französisch /<br />
Englisch)<br />
• Interkulturelle Vernetzung<br />
Name: Storms<br />
Vorname: Roshani Maria<br />
Straße: Kölnstrasse 15<br />
Ort:<br />
52349 <strong>Düren</strong><br />
Tel. (priv.): 02421-265245<br />
Tel. (dienstl.): 0176-62170775<br />
E-Mail: Info @desilvastudios.de<br />
Homepage: www.desilvastudios.de<br />
Hintergrund:<br />
Berufliche Qualifikation: Kosmetikerin,<br />
Visagistin und Stylistin<br />
Kurzdarstellung des Unternehmens:<br />
Die Firma de Silva Cosmetic Studios steht<br />
für natürliche Schönheit und Eleganz.<br />
Wir bieten verschiedene Kosmetische<br />
Behandlungen zur Pflege von Gesicht und<br />
Körper für das Wohlbefinden von unseren<br />
Kunden an. Die Gesichtsbehandlungen<br />
werden individuell je nach Hauttyp angewendet.<br />
Die Teil oder Ganzkörperbehandlungen<br />
werden zur Entschlackung, Straffung,<br />
Massage und Pflege auf Ayurvedische<br />
Art und Weise eingesetzt. Unter anderem<br />
werden Zusatzbehandlungen wie zum<br />
Beispiel Haarentfernung, Paraffin Wachsbäder<br />
für Hände und Füße, usw. angeboten.<br />
(Fortsetzung nächste Seite –>)<br />
U NTERNEHMEN<br />
…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
53
ECO-BIO-LOGO<br />
U NTERNEHMEN<br />
Wir bieten Typ-, Farb- und Stilberatung<br />
für jedermann an. Zusätzlich kooperieren<br />
wir mit ausgebildeten Hairstylisten, Manikür<br />
und Pedikür Experten, Tattoo und Piercing<br />
Fachleuten, Personaltrainer und Outlet<br />
Stores zusammen.<br />
Ich stehe als Ansprechpartnerin für<br />
folgende Fragen zur Verfügung:<br />
• Kosmetische Gesicht und Ganzkörperbehandlungen<br />
• Ayurvedische Massagen<br />
• Permanent Make-up<br />
• Haarentfernung<br />
• Visagistik (z.B. Events ,Hochzeiten ,Fotographien<br />
und Modeschauen)<br />
• Typ- , Farb- und Stilberatung<br />
Kooperationen mit: Personaltrainer, Hairstylisten<br />
,Tätowierer und Piercer, Manikür<br />
und Pedikür Experten und Outlet Stores<br />
Name: Hauenstein<br />
Vorname: Alex<br />
Straße: Neuwerk 7<br />
Ort:<br />
52399 Merzenich<br />
Tel. (priv.): –<br />
Tel. (dienstl.): 02421-781275<br />
E-Mail: eco-bio-logo@arcor.de<br />
Homepage: www.eco-bio-logo.de<br />
Hintergrund:<br />
• seit 30 Jahren freiberuflich tätiger,<br />
Schweizer Architekt (seit 1997 in<br />
Deutschland)<br />
• seit 20 Jahren ausgebildeter Baubiologe<br />
IBN/SIB.<br />
• seit 2007 verbandsgeprüfter Sachverständiger<br />
(Zert) für Bewertung von<br />
Immobilien und Schäden an Gebäuden,<br />
• Planung und Umsetzung von baubio-<br />
/ bauökologischen Wohnhäuser, Umbauund<br />
Sanierungen nach baubio- / bauökologischen<br />
Kriterien.<br />
• Beratung von Bauwilligen bezüglich<br />
Material, Haustechnik, Wärmebrücken,<br />
Luft- und Winddichtigkeit.<br />
• Beratung und Analyse bei Sch<strong>im</strong>melbefall.<br />
• Berechnung von Bauteilen und Wärmebrücken<br />
hinsichtlich Wärme- und Feuchtdurchgang.<br />
• Durchführung von Luftdichtigkeitsprüfungen<br />
an Wohnhäusern (Blower Door<br />
Messungen).<br />
Ich stehe als Ansprechpartner für<br />
folgende Fragen zur Verfügung:<br />
• Existenzgründung<br />
• internationale Kontakte<br />
• Messeauftritte<br />
• Netzwerkbildung / Kooperativen<br />
54 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
Gesellschaft für Wirtschafts-<br />
und Strukturförderung<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />
<strong>Düren</strong> mbH (GWS mbH)<br />
Straße: Marienstr. 15<br />
Ort:<br />
52351 <strong>Düren</strong><br />
Telefon: 02421-4885-0<br />
Telefax: 02421-4885-15<br />
E-Mail: info@gws-dueren.de<br />
Homepage: www.gws-dueren.de<br />
Hintergrund:<br />
Die GWS mbH hat die Aufgabe, die wirtschaftliche<br />
und soziale Infrastruktur <strong>im</strong><br />
<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> zu verbessern. Sie entwickelt<br />
und vermarktet Gewerbe- und Industrieflächen<br />
sowie Wohnbauflächen <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />
<strong>Düren</strong>. Sie ist Projektträger, Vermarktungsgesellschaft<br />
und Treuhänder. Hierbei bietet<br />
die GWS sowohl den Kommunen <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />
als auch privaten und gemeinnützigen Entwicklungsträgern<br />
ein praxisorientiertes<br />
Know-how an. Angefangen von der Planung<br />
bis hin zur Koordination des laufenden<br />
Betriebs übern<strong>im</strong>mt die Gesellschaft<br />
das gesamte Projektmanagement von kommunalen<br />
und privaten Investitionsvorhaben.<br />
GWS mbH auf einem Blick:<br />
• Arbeitsplätze sichern und schaffen<br />
• Ehemalige Militärflächen für eine zivile<br />
Nutzung aufbereiten<br />
• Unterstützung öffentlicher Investitionsvorhaben<br />
• Bauplätze bereitstellen<br />
• Entwicklung von interkommunalen<br />
Gewerbeflächen<br />
• Vermarktung des Wirtschaftsstandortes<br />
<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />
• Full-Service für Unternehmen<br />
• Flächen sanieren und erschließen<br />
• Unterstützung und Koordination eines<br />
groß angelegten Tourismus und Freizeitprojektes<br />
• Beratung gründungswilliger Jungunternehmen<br />
KV-Arbeitsvermittlung /<br />
Arbeitsvermittlung<br />
in Russisch / Deutsch<br />
Name: Kindsvater<br />
Vorname: Viktoria<br />
Straße: Oranienstrasse 2<br />
Ort:<br />
52066 Aachen<br />
Tel.: 0241-16 035 985<br />
E-Mail: viktoriakindsvater<br />
@t-online.de<br />
Homepage: kv-arbeitsvermittlung.de<br />
Hintergrund:<br />
Auf Grund eigener Erfahrung als gebürtige<br />
Russlanddeutsche aus Kasachstan, biete ich<br />
für Aussiedler / innen und Migranten / innen<br />
Unterstützung an, um den Weg zum<br />
gewünschten Arbeitsplatz zu finden und<br />
bürokratische Fragen zu klären.<br />
Von der gezielten Sprachförderung über<br />
die Begleitung bei Behördengängen, Klärung<br />
von Bewerbungs- und Vertragsfragen<br />
bis zur Arbeitsaufnahme stehe ich Arbeitssuchenden<br />
als kompetente Ansprechpartnerin<br />
zur Verfügung.<br />
In Deutschland habe ich als Steuerfachangestellte<br />
und Buchhalterin erfolgreich<br />
gearbeitet.<br />
Ich stehe als Ansprechpartnerin für<br />
folgende Fragen zur Verfügung:<br />
1. Interkulturelle Arbeitsvermittlung<br />
2. Berufsspezifisches Deutsch für Aussiedler<br />
3. Personalauswahl und Personalentwikklung<br />
<strong>im</strong> interkulturellen Kontext<br />
4. Kontaktperson zu Aussiedlergruppen<br />
U NTERNEHMEN<br />
…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
55
MKS Anlasser- und<br />
Elektrotechnik GmbH<br />
eratun<br />
g<br />
U NTERNEHMEN<br />
Name: Kusdogan<br />
Nam Unsere Produkte sind trotz herausfordernder<br />
Vorname: Bektas<br />
Marktbedingungen weltweit mit<br />
Straße: Königskamp 16<br />
großem Erfolg <strong>im</strong> Einsatz. Diesen Erfolg<br />
Ort:<br />
52428 Jülich<br />
verdanken wir unserem Anspruch an höchste<br />
Tel. (priv.): 02461-4749<br />
Qualität, dem Vertrauen in unsere Pro-<br />
Tel. (dienstl.): 02461-935820<br />
dukte und der Verpflichtung gegenüber<br />
E-Mail: b.kusdogan<br />
@mks-anlasser.de<br />
unseren Kunden.<br />
Anzahl der Mitarbeiter: 15<br />
Homepage: www.mks-anlasser.de Jahresumsatz: ca.2,8 Millionen Euro<br />
Hintergrund:<br />
Herr Kusdogan ist Dipl. Ing. der Elektrotechnik.<br />
Die MKS GmbH hat ihren Ursprung in<br />
Ich stehe als Ansprechpartner für<br />
folgende Fragen zur Verfügung:<br />
• Existenzgründung<br />
• Management<br />
der BEA Elektrotechnik und Automation<br />
GmbH, einem Unternehmen, das bereits<br />
seit 1917 mit dem Anlasserbau vertraut<br />
war. Durch Management-Buy-Out hat der<br />
langjährige BEA-Mitarbeiter und Leiter des<br />
BEA-Anlasserbaus Herr Dipl.-Ing. Bektas<br />
Kusdogan – seine traditionsreiche Abteilung<br />
2001 übernommen und als MKS<br />
GmbH, ein weltweit erfolgreiches Unternehmen,<br />
weitergeführt.<br />
56 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
PRYCE<br />
Psychologische Beratung<br />
für Migranten<br />
Name: Pryce<br />
Vorname: Learoy<br />
Straße: Zur Kesselkaul 54<br />
Ort:<br />
52353 <strong>Düren</strong><br />
Tel. (priv.): 02421-887242<br />
Tel. (dienstl.):<br />
E-Mail: lpryce@t-online.de<br />
Homepage:<br />
Hintergrund:<br />
Flugzeugtechniker (Antrieb- und Benzinsystem)<br />
von 1979 bis 1988<br />
1. Seit 1993 selbständig in Deutschland mit<br />
Discjockey- und Moderationstätigkeit in<br />
Discotheken. Beratungen für Sport- und<br />
Fitnessanlagen. Aerobics- und Fitnesstrainer.<br />
2. Von 2002 bis 2004 Tennisanlage gemietet<br />
und geleitet mit Tennis, Badminton,<br />
Fitness, Aerobics und Gastronomie /<br />
Restaurant.<br />
3. Unterrichte Business English<br />
Ich stehe als Ansprechpartner für<br />
folgende Fragen zur Verfügung:<br />
• Beratungen: Analysier, Coaching,<br />
Problemlöser, Realisierer und Trainer.<br />
• Buchhaltung und Management.<br />
Name: Zhovanyk<br />
Vorname: Nataliya<br />
Straße: Am Grünen Weg 9<br />
Ort:<br />
52385 Nideggen<br />
Tel. (priv.): 02427-904769<br />
Tel. (dienstl.): 02421-2624343<br />
E-Mail: Zhovanyk.n@online.de<br />
Homepage: Psychologie-aufrussisch.de<br />
Mein Angebot Psychologischer Beratung ist<br />
an alle gerichtet, die sich individuelle<br />
Begleitung und Unterstützung bei der<br />
Suche nach Lösungen und Verbesserung<br />
ihrer privaten oder beruflichen Lebenssituation<br />
wünschen.<br />
In vielen Landkreisen und Städten gibt<br />
es eine Vielzahl von deutschen Psychologischen<br />
und Psychotherapeutischen Praxen,<br />
aber wenig für Migranten in ihren Sprachen.<br />
Als russischsprachige Psychologin mit<br />
Kulturkenntnissen dieser Gruppe habe ich<br />
große Chancen auf diesem Gebiet, da ich<br />
nicht nur die Sprache perfekt beherrsche,<br />
sondern selbst aus diesem Kulturkreis stamme<br />
und die Erfahrungen der Emigration<br />
und Integration selbst erlebt habe.<br />
In <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> wohnen zurzeit 8 –10.000<br />
russischsprachige Migranten. Es ist inzwischen<br />
wissenschaftlich erwiesen, dass der<br />
Integrationsprozess zwei Generationen<br />
dauert. Während dieser Zeit treten vielfältige<br />
Probleme auf.<br />
U NTERNEHMEN<br />
(Fortsetzung nächste Seite –>)<br />
…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
57
erat<br />
ung<br />
U NTERNEHMEN<br />
Zielgruppe:<br />
Nam Meine Aufgaben:<br />
• In NRW lebende Zuwanderer aus den • Einzel- und Familienberatung<br />
Staaten der ehemaligen Sowjet Union • Gruppenarbeit (Kurse und Trainings)<br />
(Armenien, Aserbaidschan, Estland,<br />
• Telefonische Beratung<br />
Georgien, Kasachstan, Kirgisien, Lettland,<br />
Litauen, Moldawien, Polen, Rumä-<br />
• Unterstützung von Selbsthilfegruppen<br />
• Internet Beratung<br />
nien, Russische Föderation, Tadschikistan,<br />
Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan, veranstaltungen)<br />
• Bildungsarbeit (Seminare, Informations-<br />
Weißrussland)<br />
• Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Spätaussiedler mit Ehegatten und<br />
• Psychologische Betreuung während der<br />
Abkömmlingen<br />
Integrationskurse<br />
• bereits länger in Deutschland lebende Die Kooperationspartner sind örtliche<br />
Ausländer in konkreten Krisensituationeschutzbund,<br />
Evangelische Gemeinde, Cari-<br />
Gesundheitsämter, Kindergärten, Kindertas,<br />
Jugendmigrationsdienst.<br />
Ich stehe als Ansprechpartnerin für<br />
folgende Fragen zur Verfügung:<br />
• Internationale Kontakte<br />
• Psychologische Beratung und Betreuung<br />
58 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
Rechtsanwaltskanzlei<br />
Vertriebspartner<br />
PLI<br />
Name: T<strong>im</strong>irci<br />
Vorname: Cem<br />
Straße: Josef-Schregel-Str. 20–22<br />
Ort:<br />
52349 <strong>Düren</strong><br />
Tel. (priv.): 01 63-4 90 29 73<br />
Tel. (dienstl.): 0 24 21-20 85 58-0<br />
E-Mail: info@eurokanzlei.de<br />
Homepage: www.eurokanzlei.de<br />
Hintergrund:<br />
Gemeinsam mit dem in Bürogemeinschaft<br />
arbeitenden Kollegen, Herrn Rechtsanwalt<br />
Marcus H. Weiß werden allgemeine<br />
zivilrechtliche und strafrechtliche Angelegenheiten,<br />
insbesondere die Rechtsgebiete<br />
Arbeits-, Familien-, Miet-, Verkehrs-, Vertrags-,<br />
Straf-, Steuer- und des Steuerstrafrechts<br />
bearbeitet.<br />
Ein Schwerpunkt ist die außergerichtliche<br />
und vorgerichtliche Beratung. Beratungen<br />
<strong>im</strong> Erbrecht und Beratung <strong>im</strong> Privat-<br />
Insolvenz-Verfahren stellen einen weiteren<br />
Arbeitsschwerpunkt dar.<br />
Auf den unterschiedlichen Ebenen des<br />
Vertragswesens erfolgt eine Begleitung der<br />
erforderlichen außergerichtlichen und<br />
gerichtlichen Maßnahmen durch ein<br />
anwaltliches juristisches Controlling.<br />
Ich stehe als Ansprechpartner für<br />
folgende Fragen zur Verfügung<br />
• Zu den vorgenannten Rechtsgebieten<br />
• Existenzgründung sowie<br />
• türkisches Familienrecht.<br />
Name: Laskaris<br />
Vorname: Paskal<br />
Straße: Am Steinberg 23<br />
Ort:<br />
52353 <strong>Düren</strong><br />
Tel. (priv.):<br />
Tel. (dienstl.): 02421-88830<br />
0171/7751033<br />
E-Mail: Paskal.laskaris<br />
@t-online.de<br />
Hintergrund:<br />
Diplomingenieur<br />
18 Jahre <strong>im</strong> Angestelltenverhältnis als<br />
Vertriebsleiter<br />
Seit 1995 erfolgreich selbstständig mit<br />
umweltrelevanter Verfahrenstechnik<br />
Ich stehe als Ansprechpartner für<br />
folgende Fragen zur Verfügung:<br />
• Existenzgründung<br />
U NTERNEHMEN<br />
…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
59
Migrationsbeauftragte der<br />
<strong>Kreis</strong>verwaltung <strong>Düren</strong><br />
BGE <strong>Düren</strong> der Handwerkskammer<br />
für die Region Aachen<br />
U NTERNEHMEN<br />
Name: Haußmann<br />
Vorname: Sybille<br />
Straße: Bismarckstr. 16<br />
Ort:<br />
52351 <strong>Düren</strong><br />
Tel. (priv.): 0160-97265026<br />
Tel. (dienstl.): 02421-22-2075<br />
E-Mail: s.haussmann<br />
@kreis-dueren.de<br />
Homepage: www.kreis-dueren.de<br />
Hintergrund:<br />
Meine Aufgabe ist, die Aktivitäten für die<br />
Integration für Migrantinnen und Migranten<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> zu vernetzen, transparent<br />
zu machen und strategisch auszurichten.<br />
Der gegründete Projektbeirat von Unternehmerinnen<br />
und Unternehmern mit<br />
Zuwanderungsgeschichte und die Arbeitsgemeinschaft<br />
zur Förderung von Migrantenselbstorganisationen<br />
werden von mir<br />
geleitet.<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer,<br />
<strong>Institut</strong>ionen und Migrantenselbstorganisationen,<br />
die Interesse an Vernetzung, Information<br />
haben, können sich an mich wenden.<br />
Name: Velten<br />
Vorname: Markus<br />
Straße: Paradiesstraße 21 a<br />
Ort:<br />
52349 <strong>Düren</strong><br />
Tel. (priv.):<br />
Tel. (dienstl.): 02421/94844-16<br />
E-Mail: markus.velten<br />
@hwk-aachen.de<br />
Homepage: www.hwk-aachen.de<br />
Hintergrund:<br />
Die BGE <strong>Düren</strong> ist eine von insgesamt 5<br />
Weiterbildungseinrichtungen der HWK für<br />
die Region Aachen. Ich selbst bin Leiter<br />
dieser Einrichtung.<br />
Neben Maßnahmen der Aus-, Fort- und<br />
Weiterbildung für das Handwerk werden<br />
in den Bildungseinrichtungen auch Firmenschulungen,<br />
z. B. EDV-Maßnahmen oder<br />
Speziallehrgänge zu besonderen Themen,<br />
gehalten.<br />
Die Handwerkskammer für die Region<br />
Aachen ist neben Fragen der Weiterbildung<br />
auch zuständig für hoheitlich übertragene<br />
Aufgaben (Selbstverwaltung) <strong>im</strong><br />
Bereich des Handwerks<br />
Ich stehe als Ansprechpartner für<br />
folgende Fragen zur Verfügung:<br />
• Weiterbildung <strong>im</strong> gewerblich-technischen<br />
Bereich<br />
• Mit Weiterleitung an Kollegen auch<br />
Existenzgründung, betriebliche Beratung<br />
in technischer Hinsicht oder betriebswirtschaftlichen<br />
Fragen <strong>im</strong> Handwerksbereich<br />
60 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
Folgende Projektakteure waren beteiligt:<br />
Projektleitung<br />
Frau Sybille Haußmann –<br />
<strong>Kreis</strong>verwaltung <strong>Düren</strong>,<br />
Integrationsbeauftragte<br />
für Migrantinnen und<br />
Migranten<br />
Raum 92 (Haus A)<br />
Bismarckstr. 16<br />
52351 <strong>Düren</strong><br />
Tel.: 0049-2421-22-2075<br />
Fax: 0049-2421-22-2019<br />
Handy: 0160-97265026<br />
E-Mail: s.haussmann<br />
@kreis-dueren.de<br />
In Kooperation mit der<br />
Gesellschaft für Wirtschafts-<br />
und Strukturförderung<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />
mbH – Herr Michael<br />
Müller, Geschäftsführer<br />
Marienstr. 15<br />
52351 <strong>Düren</strong><br />
Tel.: 02421-4885-0<br />
Fax: 02421-4885-15<br />
E-Mail: info@gws-dueren.de<br />
Homepage:<br />
www.gws-dueren.de<br />
Projektbeirat<br />
Herr Burhan Cetinkaya,<br />
Büro für Gemeinwesenarbeit<br />
– Ev. Gemeinde<br />
zu <strong>Düren</strong><br />
Frau Anne Gatzen,<br />
Stadt Jülich<br />
Herr Alex Hauenstein,<br />
Eco-Bio-Logo<br />
Frau Cornelia Hausen,<br />
low-tec Integrationscenter<br />
Frau Viktoria Kindsvater,<br />
Arbeitsvermittlung<br />
Kindsvater<br />
Herr Bektas Kusdogan,<br />
MKS<br />
Herr Paskal Laskaris,<br />
Diplom-Ingenieur<br />
Frau Ursula May, job-com<br />
Frau Birgit Müller-Langohr,<br />
GWS mbH<br />
Herr Hervé Patrice,<br />
Dipl. Ingenieur<br />
Herr Learoy Pryce;<br />
Sporttrainer und Coach<br />
Frau Rita Schrewentigges,<br />
<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> – Rechts-,<br />
Ordnungs- und Migrationsamt<br />
Herr Cem T<strong>im</strong>irci,<br />
Rechtsanwaltkanzlei<br />
Herr Markus Velten,<br />
Handwerkskammer<br />
Aachen<br />
Unterstützung und<br />
Beratung durch:<br />
<strong>Institut</strong> für soziale<br />
<strong>Innovation</strong> – Herr Hans<br />
Wietert-Wehkamp, Frau<br />
Christine Evina, Frau Insa<br />
Sommer, Herr Dirk Adams,<br />
Frau Nathalie Dryba<br />
Opferfelder Str. 22<br />
42719 Solingen<br />
Tel.: 0212/2307839<br />
Fax: 0212/6428060<br />
Zentrum für Türkeistudien<br />
– Cengiz Yildir<strong>im</strong><br />
Altendorfer Str. 3<br />
45127 Essen<br />
Tel.: 0201-3198-0<br />
Fax: 0201-3198-333<br />
info@zft-online.de<br />
www.zft-online.de<br />
Projektförderung<br />
durch das<br />
P ROJEKTAKTEURE<br />
Frau Christine Evina,<br />
Ce-Connect<br />
Frau Nataliya Zhovanyk,<br />
Russischsprachige Psychologische<br />
Beratungsstelle<br />
…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />
61
Für Ihre Notizen:<br />
N OTIZEN<br />
..................................................................................................................<br />
..................................................................................................................<br />
..................................................................................................................<br />
..................................................................................................................<br />
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..................................................................................................................<br />
..................................................................................................................<br />
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..................................................................................................................<br />
..................................................................................................................<br />
..................................................................................................................<br />
..................................................................................................................<br />
..................................................................................................................<br />
..................................................................................................................<br />
..................................................................................................................<br />
..................................................................................................................<br />
..................................................................................................................<br />
62 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />
Empirische Studie zur Situation von<br />
„Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer<br />
mit Zuwanderungsgeschichte<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>“<br />
Februar 2008<br />
Beratung und<br />
Unterstützung<br />
durch das<br />
Projektförderung<br />
durch das