03.03.2014 Aufrufe

im Kreis Düren - Institut fuer Soziale Innovation

im Kreis Düren - Institut fuer Soziale Innovation

im Kreis Düren - Institut fuer Soziale Innovation

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />

Empirische Studie zur Situation von<br />

„Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

mit Zuwanderungsgeschichte<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>“<br />

Februar 2008<br />

Beratung und<br />

Unterstützung<br />

durch das<br />

Projektförderung<br />

durch das


<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />

Empirische Studie zur Situation von<br />

„Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer<br />

mit Zuwanderungsgeschichte<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>“<br />

Februar 2008<br />

Beratung und<br />

Unterstützung<br />

durch das<br />

Projektförderung<br />

durch das


Grußwort des Landrates<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

die Förderung der lokalen Wirtschaft ist<br />

neben der Daseinsvorsorge die wichtigste<br />

Aufgabe jeder Kommunalverwaltung.<br />

Auch der <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> untern<strong>im</strong>mt große<br />

Anstrengungen, um für Unternehmen<br />

attraktiv zu sein und zu bleiben. Auch persönlich<br />

setzte ich mich <strong>im</strong>mer wieder für<br />

die Ansiedlung neuer Unternehmen ein.<br />

Mit dem vom Land NRW geförderten<br />

KOMM-IN Projekt haben wir erstmalig<br />

einen Überblick gewonnen, wie groß und<br />

vielfältig die Unternehmerschaft unter den<br />

Zugewanderten <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> ist. Für uns<br />

alle sichtbar ist schon seit vielen Jahren der<br />

Gastronomiebereich, ohne italienische,<br />

griechische, türkische, chinesische oder Balkan-Restaurants<br />

kann ich mir <strong>Düren</strong> heute<br />

nicht mehr vorstellen. Sie gehören zu unserem<br />

Leben, wie Spaghetti oder Paprika auf<br />

dem häuslichen Mittagstisch. Dass wir aber<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> in so großer Zahl Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer mit Zuwanderungsgeschichte<br />

in allen Branchen haben,<br />

war für mich eine neue Information. Dieses<br />

Potential zu erkennen und öffentlich zu<br />

machen ist ein Verdienst des Projektes. Der<br />

Impulsworkshop, an dem ich teilnehmen<br />

durfte, hat mich sehr beeindruckt. Die dort<br />

beteiligten Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

hatten erstaunliche Erfolgsgeschichten<br />

vorzuweisen und das in einem<br />

Land, dessen Sprache und Kultur sie erst<br />

einmal kennen lernen mussten.<br />

Die GWS <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> hat das Potential der<br />

Selbstständigen unter den Zuwanderern<br />

erkannt und sich auf den Weg gemacht,<br />

spezifische Angebote zu schaffen, um auch<br />

Menschen mit geringeren deutschen<br />

Sprachkenntnissen Existenzgründungsseminare<br />

anzubieten. Es muss sich noch zeigen,<br />

welche Konsequenzen aus diesen ersten<br />

Erfahrungen gezogen werden müssen. Fest<br />

steht jedenfalls schon heute, dass wir alle<br />

Anstrengungen unternehmen werden, das<br />

Potential von Zuwanderern <strong>im</strong> Bereich der<br />

Existenzgründung, in der Unternehmensfestigung<br />

und bei der Schaffung neuer<br />

Arbeits- und Ausbildungsplätze zu erkennen<br />

und zu nutzen. Mit dem KOMM-IN<br />

Projekt ist ein erster Anfang gemacht, weiter<br />

Schritte werden folgen.<br />

Ich freue mich besonders, dass es uns<br />

gelungen ist, einige Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer dafür zu gewinnen, sich<br />

<strong>im</strong> Beirat für dieses Projekt zusammen zu<br />

finden. Ihnen und der Handwerkskammer,<br />

der GWS, der Migrationsbeauftragten,<br />

dem Ausländeramt und allen <strong>Institut</strong>ionen,<br />

die geholfen haben, dieses Projekt zum<br />

Erfolg zu führen sei für ihr großes Engagement<br />

gedankt.<br />

Wolfgang Spelthahn<br />

Landrat des <strong>Kreis</strong>es <strong>Düren</strong><br />

G RUSSWORTE<br />

…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

3


Vorwort des Geschäftsführers der GWS mbH<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

in den vergangenen Jahren haben <strong>im</strong>mer<br />

mehr Menschen mit Migrationshintergrund<br />

in Deutschland den Sprung in die Selbständigkeit<br />

gewagt.<br />

G RUSSWORTE<br />

Alleine <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> gibt es über 1500<br />

ausländische Gewerbetreibende – darüber<br />

hinaus zahlreiche sogenannte Freiberufler<br />

wie Architekten, Ärzte, Rechtsanwälte,<br />

Psychologen etc. – mit Zuwanderungsgeschichte.<br />

Viele von ihnen sind längst deutsche<br />

Staatsbürger. Sie schaffen Arbeitsplätze,<br />

zahlen Gewerbesteuer und tragen <strong>im</strong><br />

erheblichen Maße zur Wirtschaftskraft des<br />

Mittelstandes und zur kulturellen Vielfalt<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> bei.<br />

Unsere Leistungen an Beratung und Unterstützung<br />

bei der Existenzgründung oder<br />

bei der Expansion ihrer Unternehmen wurden<br />

bis dato aber leider nur sehr selten<br />

von Unternehmerinnen und Unternehmern<br />

mit Zuwanderungsgeschichte wahrgenommen.<br />

Über das KOMM-IN-Projekt haben<br />

wir versucht, die <strong>Institut</strong>ionen der Wirtschaftsförderung<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> und die<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer füreinander<br />

zu sensibilisieren und zu öffnen.<br />

In den zahlreichen – <strong>im</strong> Rahmen des<br />

KOMM-IN Projektes – geführten Interviews<br />

und gemeinsamen Veranstaltungen sind<br />

interessanterweise vielfach nicht die Probleme,<br />

sondern die Stärken unserer Einwanderungsgesellschaft<br />

deutlich geworden.<br />

Diese Stärken müssen wir anhand von<br />

Beispielen erfolgreicher Unternehmen aufzeigen,<br />

denn: Gute Vorbilder sind wichtig!<br />

Und es ist notwendig, die Wirtschaftsleistung<br />

von Migrantinnen und Migranten<br />

öffentlich zu machen und anzuerkennen.<br />

Gleichzeitig möchten wir aus den gesammelten<br />

Erfahrungen des gemeinsamen<br />

Projektes lernen und unser bisheriges<br />

Beratungs- und Seminarangebot für Gründungswillige<br />

erweitern und gezielt auf die<br />

Bedürfnisse ausländischer Gründungswilliger<br />

und junger Unternehmen ausrichten.<br />

Ich würde mich freuen, wenn wir als GWS<br />

mbH gründungswilligen Migranten mit Rat<br />

und Tat zur Seite stehen dürften und somit<br />

die Selbständigenquote ausländischer<br />

Unternehmer <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> langfristig<br />

gesteigert wird.<br />

Michael Müller<br />

Geschäftsführer GWS mbH<br />

4<br />

E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


Vorwort der Migrationsbeauftragten<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

mit dieser vorgelegten Studie wird ein Projekt<br />

beendet, das zu einem der Interessantesten<br />

in meiner beruflichen Laufbahn<br />

gehört. Am Beginn stand die Entscheidung,<br />

nicht <strong>im</strong>mer nur die Probleme von Migrantinnen<br />

und Migranten und ihren Förderbedarf<br />

in den Vordergrund zu stellen, sondern<br />

zu schauen, welche Potentiale sich<br />

unter den Migranten <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> finden<br />

lassen. Ich glaube, alle Projektteilnehmer<br />

haben <strong>im</strong> Verlauf der Zeit viel dazu<br />

gelernt und Überraschungen erlebt.<br />

Besonders beeindruckt haben mich Leistungswille,<br />

Mut und Zeilstrebigkeit der Beiratsmitglieder.<br />

Damit haben sie ihre Unternehmen<br />

gegen alle Widerstände erfolgreich<br />

aufgebaut, wie sie Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

und Sprachschwierigkeiten überwinden<br />

und sich nicht unterkriegen lassen.<br />

Ermutigend ist, dass wir nach dieser kurzen<br />

Projektlaufzeit eine kontinuierliche<br />

Zusammenarbeit verabredet und schon<br />

viele Pläne für die Zukunft gefasst haben.<br />

Es ist für mich ein Zeichen, dass eine<br />

Zusammenarbeit zwischen Migranten und<br />

<strong>Institut</strong>ionen, zwischen ehrenamtlich Engagierten<br />

und hauptamtlich Tätigen funktionieren<br />

und Bestand haben kann, wenn die<br />

Chemie st<strong>im</strong>mt, gegenseitiger Respekt<br />

herrscht und eine Vertrauensbasis aufgebaut<br />

wird. Dies ist uns scheinbar gelungen<br />

und darüber freue ich mich sehr.<br />

Dieser Bericht soll Menschen in anderen<br />

Regionen dieses Landes dazu ermutigen,<br />

sich ebenfalls auf den Weg zu einer<br />

Zusammenarbeit zu machen und ähnliche<br />

Prozesse zu initiieren. Ich bin überzeugt,<br />

dass dieses Beispiel Schule machen kann.<br />

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen<br />

Projektteilnehmerinnen und -teilnehmern<br />

bedanken. Bei den Hauptamtlichen für die<br />

Bereitschaft <strong>im</strong>mer außerhalb der offiziellen<br />

Dienstzeit für die Beiratssitzungen und<br />

Veranstaltungen zur Verfügung zu stehen.<br />

Bei den Ehrenamtlichen für die Bereitschaft,<br />

die Freizeit zu opfern und ohne<br />

jede finanzielle Entschädigung mitzumachen.<br />

Allen gemeinsam für die Bereitschaft,<br />

das eigene Verhalten zu überdenken<br />

und neue Wege zu versuchen. Mein<br />

Dank geht auch an das Team des <strong>Institut</strong>s<br />

für soziale <strong>Innovation</strong> und des Zentrums<br />

für Türkeistudien, die sehr professionell<br />

und mit großem Engagement entscheidend<br />

zum Erfolg des Projektes beigetragen<br />

haben.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Sybille Haußmann<br />

Migrationsbeauftragte des <strong>Kreis</strong>es <strong>Düren</strong><br />

G RUSSWORTE<br />

…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN 5


Inhaltsverzeichnis<br />

VORWORT DES LANDRATES.................................................. 3<br />

VORWORT DES GESCHÄFTSFÜHRERS DER GWS MBH ...... 4<br />

VORWORT DER MIGRATIONSBEAUFTRAGTEN .................. 5<br />

EINLEITUNG ............................................................................ 8<br />

1. HINTERGRUNDINFORMATIONEN ZUR<br />

AUSGANGSLAGE IM KREIS DÜREN.......................... 10<br />

2. PROJEKTVERLAUF IM ÜBERBLICK............................ 12<br />

2.1 PROJEKTORGANISATION UND STRUKTUR.................. 12<br />

I NHALT<br />

2.2 GRUNDHALTUNGEN UND WICHTIGE STATIONEN ...... 16<br />

3. STRUKTURDATEN ........................................................ 20<br />

4. ERGEBNISSE DER INTERVIEWS ................................ 26<br />

4.1 PROFIL DER UNTERNEHMER / INNEN.......................... 28<br />

4.2 MOTIVATIONEN DER<br />

UNTERNEHMENSGRÜNDUNG ...................................... 29<br />

4.2.1 UNABHÄNGIGKEIT UND<br />

SELBSTVERWIRKLICHUNG ............................................ 31<br />

4.2.2 SOZIALER AUFSTIEG UND SUCHE<br />

NACH ANDEREN WEGEN .............................................. 32<br />

4.3 ERFAHRUNGEN MIT BERATUNGSANGEBOTEN<br />

UND DIE NUTZUNG VON KONTAKT- UND<br />

UNTERSTÜTZUNGSNETZWERKEN ................................ 34<br />

4.4 ERFAHRUNGEN MIT BEHÖRDEN UND<br />

ÖFFENTLICHEN EINRICHTUNGEN..................................37<br />

4.5 ERFOLGSFAKTOREN DER<br />

UNTERNEHMERISCHEN TÄTIGKEIT .............................. 40<br />

6 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


4.5.1 ERFOLGSFAKTOR: QUALITÄT UND<br />

KUNDENORIENTIERUNG .............................................. 41<br />

4.5.2 ERFOLGSFAKTOR DEUTSCHKENNTNISSE.................... 41<br />

4.5.3 ERFOLGSFAKTOR: UNTERNEHMERISCHES<br />

WISSEN UND BRANCHENERFAHRUNG........................ 42<br />

4.5.4 ERFOLGSFAKTOR KÄMPFERTYP .................................. 42<br />

4.5.5 ERFOLGSFAKTOR FAMILIÄRE RESSOURCEN .............. 43<br />

4.6 ZUSAMMENFASSUNG.................................................... 45<br />

5. HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN FÜR EINE<br />

NACHHALTIGE WEITERENTWICKLUNG .................... 47<br />

5.1 THESEN UND ERKENNTNISSE ...................................... 47<br />

5.2 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN FÜR EINE<br />

NACHHALTIGE WEITERENTWICKLUNG ........................ 48<br />

I NHALT<br />

5.2.1 VERBESSERUNG DER ÖFFENTLICHEN<br />

WAHRNEHMUNG............................................................ 48<br />

5.2.2 FÖRDERUNG DER SELBSTORGANISATION<br />

UND VERNETZUNG ........................................................ 49<br />

5.2.3 AUFBAU INTERKULTURELL AUSGERICHTETER<br />

BERATUNGS- UND UNTERSTÜTZUNGSSYSTEME ...... 51<br />

6. LITERATUR.................................................................... 52<br />

7. PROFILBÖGEN DER MITWIRKENDEN<br />

IM PROJEKTBEIRAT .................................................... 53<br />

AKTEURE .......................................................................... 61<br />

IHRE NOTIZEN ...................................................................... 62<br />

…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

7


Einleitung<br />

E INLEITUNG<br />

Wirtschaftliche Aktivitäten von Unternehmerinnen<br />

und Unternehmern mit<br />

Zuwanderungsgeschichte und Integrationsprozesse<br />

in einen Zusammenhang zu stellen,<br />

ist eine der innovativen Entwicklungen<br />

der letzten Jahre. Unternehmen von zugewanderten<br />

Personen tragen dazu bei, dass<br />

der Standort Nordrhein-Westfalen stärker<br />

global ausgerichtet und international wettbewerbsfähig<br />

wird. Sie schaffen Arbeitsund<br />

Ausbildungsplätze und sind nicht<br />

zuletzt Vorbild für die nachfolgende Generation.<br />

Gleichzeitig setzt sich allmählich die<br />

Erkenntnis durch, dass die wirtschaftliche<br />

Förderung von Migrantenunternehmen ein<br />

wichtiger Beitrag zur Integration von zugewanderten<br />

Menschen ist.<br />

Migrantenökonomie genauer in den Blick<br />

zu nehmen und wertschätzend zu betrachten,<br />

ist ein neues und wichtiges Anliegen<br />

des derzeitigen KOMM IN Projekts „Unternehmer<br />

/ innen mit Zuwanderungsgeschichte<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>“. Mit dem landesweiten<br />

Förderprogramm „<strong>Innovation</strong> in der kommunalen<br />

Integrationsarbeit (KOMM IN)”<br />

legt Nordrhein-Westfalen einen „Schwerpunkt<br />

auf die strategische Weiterentwikklung<br />

der administrativen Infrastruktur der<br />

Kommunen mit den Akteuren vor Ort.“<br />

(KOMM-IN NRW: 5) Dazu gehört auch der<br />

Blick auf die Strukturen und wirtschaftlichen<br />

Potentiale von Migrantenunternehmen<br />

in der lokalen Ökonomie.<br />

Dieses Projekt zielt darauf,<br />

• den Bestand an Akteuren und Aktivitäten<br />

zu erfassen,<br />

• über Erfahrungen und Vorstellungen ins<br />

Gespräch zu kommen,<br />

• zur Teilhabe und zum Engagement zu<br />

ermutigen,<br />

• Kooperationen zu vereinbaren,<br />

• Ideen für die Zukunft und Handlungsempfehlungen<br />

zu entwickeln.<br />

Ausgangspunkt des Projektes ist das Integrationskonzept<br />

des <strong>Kreis</strong>es <strong>Düren</strong>, das als<br />

eines seiner Ziele definiert, das Angebot<br />

für „ausländische Gründungswillige“ um<br />

die zielgruppengerechte Beratung und<br />

Information zu opt<strong>im</strong>ieren. (Integrationskonzept<br />

<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>: 200 ff.) Wichtige Voraussetzung,<br />

um die Potentiale dieser Zielgruppe<br />

zu nutzen, ist jedoch, dass die<br />

Strukturen von Migrantenunternehmen in<br />

den Kommunen näher bekannt sind. Bisher<br />

lagen hinsichtlich des Unternehmertums<br />

von Migrantinnen und Migranten für den<br />

<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> keine aussagefähigen Daten<br />

vor.<br />

1 Drei interviewte Personen haben auf den<br />

quantitativen Teil der Befragung verzichtet.<br />

8 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


Das vorliegende Projekt schließt diese<br />

Lücke, indem es<br />

a) 60 Interviews mit Unternehmer / innen<br />

mit Zuwanderungsgeschichte führt,<br />

b) 57 statistische Fragebögen von Unternehmer<br />

/ innen mit Zuwanderungsgeschichte<br />

erhebt 1 ,<br />

c) zentrale Daten zum <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> (Strukturdaten)<br />

über die Gewerbeämter <strong>im</strong><br />

<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> und durch eigene Recherchen<br />

zusammenträgt,<br />

d) durch die Gründung eines Projektbeirates<br />

sowie durch Workshops und Regionalkonferenzen<br />

die Aktivierung, Vernetzung<br />

und Kooperation zwischen lokalen<br />

Akteuren der Wirtschaftsförderung, Verwaltung<br />

und Unternehmer / innen mit<br />

Zuwanderungsgeschichte fördert.<br />

In der folgenden Dokumentation werden<br />

die Ergebnisse vorgestellt. Im Kapitel 1<br />

wird zunächst die Ausgangslage <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />

<strong>Düren</strong> kurz geschildert. In Kapitel 2 wird<br />

auf den Projektverlauf, auf die eingesetzten<br />

Instrumente und Grundhaltungen eingegangen.<br />

Im Kapitel 3 geht es um Zahlen<br />

und Statistiken: Hier werden die<br />

recherchierten Strukturdaten und weitere<br />

Hintergrundinformationen aus dem <strong>Kreis</strong><br />

vorgelegt. Ziel ist es, für das weitere Vorgehen<br />

eine Datengrundlage zu schaffen.<br />

Im Mittelpunkt des Kapitel 4 stehen die<br />

Interviews, die mit 60 Unternehmer / innen<br />

des <strong>Kreis</strong>es geführt wurden. In den einzelnen<br />

Unterkapiteln wird auf die Antworten<br />

der Unternehmer / innen zu den Leitfragen<br />

eingegangen und es werden Erfolgsfaktoren<br />

unternehmerischen Engagements aus<br />

Sicht der Befragten aufgezeigt. Ergänzt<br />

und belegt werden die Ergebnisse jeweils<br />

mit Daten aus den quantitativen Erhebungen.<br />

Im Kapitel 5 geht es zentral darum,<br />

die Erkenntnisse aus einem dreiviertel Jahr<br />

„Integrationsprozess“ und Vorschläge für<br />

die weitere Arbeit in Form von Thesen und<br />

Maßnahmen zu präsentieren. Grundlage<br />

des Kapitels sind die Treffen und Diskussionen<br />

aus und rund um den Projektbeirat. Es<br />

folgen die Profilbögen der <strong>im</strong> Projektbeirat<br />

beteiligten Unternehmen und Organisationen<br />

sowie die Quellenangaben.<br />

Aus Platzgründen wurde der quantitative<br />

und qualitative Fragebogen nicht in den<br />

Anhang aufgenommen. Auf Wunsch sind<br />

die Unterlagen bei Frau Sybille Haußmann,<br />

der Migrationsbeauftragten des <strong>Kreis</strong>es<br />

<strong>Düren</strong> erhältlich.<br />

E INLEITUNG<br />

…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

9


1. Hintergrundinformationen zur Ausgangslage <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />

A USGANGSLAGE<br />

Lage:<br />

Der <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> liegt <strong>im</strong> südwestlichen Teil<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen <strong>im</strong> Regierungsbezirk<br />

Köln und bildet ein Bindeglied<br />

zwischen dem Kölner und dem Aachen-<br />

Lüttich-Maastrichter Wirtschaftsraum.<br />

Grenzen:<br />

Im Westen grenzt der <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> an die<br />

<strong>Kreis</strong>e Aachen und Heinsberg, <strong>im</strong> Norden<br />

an den <strong>Kreis</strong> Neuss und <strong>im</strong> Osten an den<br />

Rhein-Erft-<strong>Kreis</strong> sowie den <strong>Kreis</strong> Euskirchen.<br />

Der <strong>Kreis</strong> besteht aus fünf Städten<br />

und zehn Gemeinden, von denen <strong>Düren</strong><br />

(92.614) und Jülich (33.670) die größte Einwohnerzahl<br />

aufweisen.<br />

Geographische Gegebenheiten:<br />

Der <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> erstreckt sich von der<br />

Niederrheinischen Tiefebene mit landwirtschaftlich<br />

genutzten Flächen (Weizen- und<br />

Zuckerrübenbau) bis in die Mittelgebirgslage<br />

der Eifel (Nationalpark Eifel) mit Grünland<br />

und ausgedehnten Waldflächen. Mitten<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> erstrecken sich Braunkohletagebaue<br />

sowie die renaturierten Folgelandschaften.<br />

Die Rur, die den gesamten<br />

Bezirk von Süd nach Nord durchfließt, bildet<br />

die Grundlage für die Ansiedlung verschiedener<br />

Industriezweige, insbesondere<br />

der Papierindustrie. Sie erlangt auch<br />

Bedeutung für die Energie- und Wasserwirtschaft<br />

(Rurtalsperre <strong>im</strong> Süden des <strong>Kreis</strong>es)<br />

sowie für den Fremdenverkehr.<br />

10 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


Bevölkerungsentwicklung:<br />

Seit 1950 verzeichnete das <strong>Kreis</strong>gebiet<br />

<strong>Düren</strong> einen kontinuierlichen Bevölkerungszuwachs.<br />

Zwischen 1950 und 1976 ist<br />

die Einwohnerzahl um fast 40 % (von<br />

169.332 auf 236.932) gestiegen. Seit Ende<br />

der 70er Jahre verlangsamte sich der Bevölkerungszuwachs,<br />

jedoch setzte sich die<br />

positive Entwicklung <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong>gebiet <strong>Düren</strong><br />

bis 2001 fort. Dies hat auch mit dem<br />

Zuwachs der Nicht-Deutschen zu tun (von<br />

12.295 auf 26.606). Ende 2006 ist erstmals<br />

wieder ein geringer Bevölkerungsrückgang<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong>gebiet zu verzeichnen (von 271.074<br />

auf 270.917).<br />

Während die deutsche Bevölkerung von<br />

1996 bis 2006 um 3,5 % auf 244.560 angestiegen<br />

ist, liegt der Anstieg der ausländischen<br />

Bevölkerung mit 10 % (von 23.997<br />

auf 26.357) bedeutend höher (Stand<br />

31.12.2006). (Landesdatenamt NW: 5)<br />

Bei der Altersstruktur trägt die ausländische<br />

Bevölkerung <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> deutlich<br />

zur Verjüngung der Einwohnerschaft <strong>im</strong><br />

<strong>Kreis</strong> bei. Dabei ist vor allem der Anteil von<br />

Ausländerinnen und Ausländern <strong>im</strong> Seniorenalter<br />

unterdurchschnittlich.<br />

A USGANGSLAGE<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

11


2. Projektverlauf <strong>im</strong> Überblick<br />

2.1 Projektorganisation<br />

und Struktur<br />

Zur fachliche Begleitung und Unterstützung<br />

des Projektes wurde ein Beirat eingerichtet,<br />

der mit Vertreter / innen aus<br />

Wirtschaftsverbänden, Kammern und<br />

Unternehmer / innen mit Zuwanderungsgeschichte<br />

besetzt war. Die Federführung<br />

für den Projektbeirat übernahm die Migrationsbeauftragte<br />

des <strong>Kreis</strong>es <strong>Düren</strong>. Folgende<br />

Erwartungen wurden aus der Sicht<br />

der Beiratsmitglieder mit dem Projekt verbunden<br />

(Auszug aus dem Protokoll vom<br />

6.6.2008):<br />

Ü BERBLICK<br />

• Erleichterte Kontaktaufnahme zur Zielgruppe<br />

der Migrantenunternehmen<br />

• Unterstützung bei der Beratungsarbeit<br />

– Wie kann Beratung zielgruppenspezifisch<br />

erfolgreicher verlaufen?<br />

• Abbau von Missverständnissen – Austausch<br />

über unterschiedliche Bilder,<br />

Erfahrungen und Enttäuschungen <strong>im</strong><br />

Umgang zwischen Unternehmer / innen<br />

mit Zuwanderungsgeschichte und<br />

Beratungsstellen<br />

• Kennen lernen von Schlüsselpersonen<br />

in den jeweiligen ethnischen Netzwerken,<br />

die unternehmerische Aktivitäten<br />

von der Existenzgründung bis zur<br />

erfolgreichen Etablierung und Führung<br />

begleiten (Steuerberater/innen, erfolgreiche<br />

Unternehmen, Buchhalter/innen,<br />

Begleiter/innen bei Behördenkontakten<br />

etc.)<br />

• Zusammenstellung konkreter Daten<br />

(z.B. Anzahl der Antragsteller/innen,<br />

die erfolgreich bei ihrer Existenzgründung<br />

beraten wurden – Student/innen,<br />

die sich selbständig gemacht haben)<br />

• Förderung des Außenhandels<br />

• Suche nach Möglichkeiten der zusätzlichen<br />

Arbeitsvermittlung von Arbeitssuchenden<br />

– die vielleicht bei Unternehmer<br />

/ innen mit Zuwanderungsgeschichte<br />

eine Stelle bekommen können,<br />

auch wenn sie auf dem allgemeinen<br />

Markt z. B. aufgrund fehlender<br />

Sprachkompetenzen wenig Chancen<br />

haben<br />

• Unterstützung bei der Suche nach<br />

Ausbildungsplätzen<br />

• Austausch über kulturelle Besonderheiten<br />

bei der Unternehmensentwicklung<br />

und Arbeitssuche<br />

• Sensibilisierung für die Bedeutung<br />

der interkulturellen Orientierung von<br />

Verwaltungen und <strong>Institut</strong>ionen<br />

• Überblick über unterschiedliche<br />

Förderaktivitäten und Projekte (<strong>Düren</strong>-<br />

Nord, STARegio, Ausbildungsinitiativen<br />

etc.)<br />

• Einbindung der vorhandenen Erkenntnisse<br />

aus anderen Projekten<br />

• Vermeidung von Doppelstrukturen<br />

12 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


Die konzeptionelle Entwicklung und<br />

Umsetzung, inhaltliche Expertise, Moderation,<br />

empirische Analyse und Dokumentation<br />

lag in Kooperation mit dem Zentrum<br />

für Türkeistudien aus Essen in den<br />

Händen des <strong>Institut</strong>es für soziale <strong>Innovation</strong><br />

aus Solingen.<br />

Im Sinne der Aktionsforschung wurden<br />

mit Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

mit Zuwanderungsgeschichte, mit Experten<br />

und Expertinnen sowie aus dem Bereich<br />

der Wirtschaftsförderung, verschiedenen<br />

Beratungsstellen und Gewerbeämter Interviews<br />

durchgeführt, um Daten, Meinungen<br />

und Erfahrungen zu erheben. Gleichzeitig<br />

dienten die Befragungen dazu, die Akteure<br />

anzuregen und zu ermutigen, sich mit<br />

ihren Ideen und Anregungen einzubringen,<br />

aktiv für ihre Interessen einzutreten<br />

und bei der Lösung von Problemen mitzuwirken.<br />

Dieses ist nach einem zum Teil mühevollen<br />

Prozess sehr gut gelungen. Dazu dienten<br />

auch zwei Konferenzen, die in Jülich und<br />

<strong>Düren</strong> stattfanden, um das Forschungsvorhaben<br />

zu diskutieren, Kontakthinweise für<br />

weitere Ansprechpartner/innen zu erhalten<br />

und die lokalen Besonderheiten aufzunehmen.<br />

Die Ergebnisse der Konferenz in<br />

Jülich wurden <strong>im</strong> Projektbeirat diskutiert<br />

und folgendermaßen eingeschätzt (Auszug<br />

aus dem Protokoll des Projektbeirates vom<br />

10.9.2007):<br />

Auswertung des Regionalworkshops vom 06.09.2007 in Jülich<br />

Die Veranstaltung wurde vom stellvertretenden<br />

Bürgermeister Herrn Wolfgang<br />

Gunia eröffnet. 13 Unternehmer / innen<br />

und Unternehmer aus sehr unterschiedlichen<br />

Ländern (China, Rumänien, Weißrussland,<br />

Kasachstan, Türkei, Bosnien,<br />

Irak, England) nahmen an dem Workshop<br />

teil.<br />

Beeindruckend waren die hohe Motivation<br />

und der Mut, sich trotz schwieriger<br />

Rahmenbedingungen unternehmerisch<br />

zu betätigen:<br />

• „Ich war ganz unten (Putzfrau) und<br />

will wieder hoch kommen!“<br />

• „Ich habe in meiner He<strong>im</strong>at ein Ingenieurstudium<br />

absolviert und hier jetzt<br />

eine Firma <strong>im</strong> Bereich der Autopflege<br />

aufgebaut!“ – (Fünf Teilnehmende an<br />

dem Workshop hatten in ihrer He<strong>im</strong>at<br />

eine akademische Ausbildung abgeschlossen.)<br />

• „Ich hatte in Rumänien eine Firma und<br />

wollte hier etwas Ähnliches machen!“<br />

• „Kundenfreundlichkeit und gute Qualität<br />

sind für meinen Erfolg wichtig!“<br />

• „Meine Familie hat mich (auch finanziell)<br />

sehr unterstützt!“<br />

Beklagt wurden die bürokratischen<br />

Schwierigkeiten und die fehlende Unterstützung.<br />

In Kontakten mit Behörden<br />

haben die Beteiligten <strong>im</strong>mer wieder Vorbehalte<br />

erlebt (Frage der Kreditwürdigkeit,<br />

Verdacht auf Erschleichung von<br />

Transferleistungen, unzureichendes Wissen<br />

über ausländerrechtliche Fragestellungen).<br />

Keiner der Anwesenden kannte die GWS.<br />

Nur ein KFZ Meister hatte den – für deutsche<br />

Gründer klassischen Weg – über die<br />

Handwerkskammer (Ausbildung, Unterstützung<br />

bei der Unternehmensgründung)<br />

absolviert.<br />

Die Teilnehmenden waren trotz aller<br />

Hürden, die sie bewältigen mussten, mit<br />

ihrer Situation zufrieden.<br />

Ü BERBLICK<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

13


Weitere Erkenntnisse wurden <strong>im</strong> Projektbeirat<br />

am 6.11.2008 nach der zweiten<br />

Regionalkonferenz in <strong>Düren</strong> ausgetauscht<br />

(Auszug aus dem Protokoll):<br />

Ü BERBLICK<br />

• der Mehrwert von Mitwirkung und<br />

Vernetzung bei Aktivitäten des <strong>Kreis</strong>es<br />

erscheint den Unternehmerinnen und<br />

Unternehmern unklar<br />

• das Vertrauen in Beratungskompetenz<br />

und Unterstützungsbereitschaft staatlicher<br />

Stellen ist wenig ausgeprägt<br />

• Erfahrungen <strong>im</strong> Herkunfts- und <strong>im</strong> Aufnahmeland<br />

sind eher negativ<br />

• Viele Unternehmen haben ohne besondere<br />

staatliche Förderung ihre Selbstständigkeit<br />

eingeleitet! (Ausnahmen<br />

sind Meisterschulen, Arbeitslosenprogramme,<br />

KFW Bank)<br />

• Offizielle Strukturen und Verfahren<br />

zum Beispiel bei Konferenzen schrecken<br />

ab<br />

• Einladungsschreiben sind wenig<br />

ansprechend<br />

• Podien werden meist durch offizielle<br />

Stellen besetzt, Mitwirkung ist wenig<br />

gefragt<br />

• Abgehobene Sprache – allgemeine<br />

Themen helfen wenig bei individuellen<br />

Fragen<br />

• Hohe zeitliche Beanspruchung <strong>im</strong><br />

Unternehmen<br />

• Gegenseitige Vorurteile und Klischees<br />

prägen die Kommunikation<br />

• Es besteht wenig Kontakt zu Beratungsstellen,<br />

Angebote werden kaum<br />

genutzt<br />

• In den <strong>Institut</strong>ionen der Arbeitsmarktund<br />

Wirtschaftsförderung besteht kein<br />

systematisches Wissen über Migrationshintergründe<br />

und Unterstützungsbedarfe<br />

von Migrantenunternehmen<br />

• In <strong>Institut</strong>ionen herrscht eher ein<br />

Problem- statt ein Ressourcenblick<br />

• Unternehmen mit Zuwanderungsgeschichte<br />

sind kein monolithischer Block<br />

und daher differenziert anzusprechen<br />

• Zuwanderungsgeschichte und Aufenthaltsstatus<br />

schaffen unterschiedliche<br />

Voraussetzungen, die bei den <strong>Institut</strong>ionen<br />

der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsförderung<br />

in der Regel nicht<br />

bekannt sind.<br />

Als wichtiges neues Element bildete sich<br />

<strong>im</strong> Laufe des Prozesses ein Initiativkreis von<br />

Unternehmerinnen und Unternehmern mit<br />

Zuwanderungsgeschichte heraus, der die<br />

konkrete Planung für einen Impulsworkshop<br />

übernahm und sich sehr stark um die<br />

gezielte Ansprache potentieller Teilnehmer/innen<br />

kümmerte.<br />

Auf dem Impulsworkshop am 12.12.2007<br />

mit ca. 50 Teilnehmenden wurden beispielhafte<br />

unternehmerische Aktivitäten durch<br />

Mitglieder des Projektbeirates und erste<br />

Erkenntnisse der empirischen Untersuchung<br />

vorgestellt. Ein wichtiger Aspekt<br />

war dabei, dass verschiedene <strong>Institut</strong>ionen,<br />

wie die Agentur für Arbeit, das Finanzamt,<br />

die Handwerkskammer, die Jobcom, das<br />

low-tec Integrationscenter und die Sparkasse<br />

<strong>Düren</strong> für die beteiligten Unternehmen<br />

als Ansprechpartner / innen zur Verfügung<br />

standen. Die positive Resonanz auf<br />

die Veranstaltung zeigte sich auch in der<br />

Bewertung durch den Projektbeirat.<br />

Auszug aus dem Protokoll vom<br />

10.1.2008:<br />

14 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


Die gemeinsame Planung des Impulsworkshops<br />

und die gezielte Werbung<br />

haben sich als erfolgreich erwiesen. Die<br />

Einbindung und Herausstellung engagierter<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

mit Zuwanderungsgeschichte war ein<br />

wichtiges Element. Ausdrücklich gelobt<br />

wurden die guten Präsentationen der einzelnen<br />

Vortragenden.<br />

Die Beiratsmitglieder hielten folgende<br />

Einschätzungen auf Moderationskarten<br />

fest:<br />

• Werbung: persönliche Ansprache,<br />

Einsatz von Schlüsselpersonen -><br />

es gelingt!<br />

• Es bestand ein hohes Interesse von<br />

Behörden teilzunehmen<br />

• Migrantinnen und Migranten als<br />

Ansprechpartner zeigten positive<br />

Effekte<br />

• viele neue Informationen wurden<br />

gesammelt<br />

• Gute Beispiele<br />

• Präsentation von Vorbildern wichtig!<br />

(Erfolg zeigen!)<br />

• strukturierte Information<br />

• viele Impulse für neue Einsätze<br />

• die Bedeutung sich zu informieren, sich<br />

mehr zu trauen, zu fragen und offen<br />

zu sein wurde erkannt<br />

• Veranstaltung war nicht schlagartig zu<br />

Ende, weil es einen hohen Gesprächsbedarf<br />

gab<br />

Die persönliche Beteiligung der unterschiedlichsten<br />

Akteure (Agentur für<br />

Arbeit, Jobcom, GWS, Sparkasse, Finanzamt,<br />

HWK, Lowtec gGmbH) wurde als<br />

große Bereicherung empfunden – vor<br />

allen Dingen, weil durch die persönlichen<br />

Gespräche ein wirkliches Interesse sichtbar<br />

wurde. Die Mitarbeiter des Finanzamtes<br />

haben signalisiert, dass sie gerne<br />

weiterhin dabei sein möchten.<br />

Ü BERBLICK<br />

Im Februar bietet die Gesellschaft für Wirtschafts-<br />

und Strukturförderung <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />

<strong>Düren</strong> mbH (GWS) zwei Workshops mit türkischen<br />

und russischsprachigen Experten<br />

an, um die besonderen Fragen von Existenzgründer<br />

/ innen mit Zuwanderungsgeschichten<br />

aus den jeweiligen Kulturkreisen<br />

in den Blick zu nehmen.<br />

Wie sich aus der Zusammenstellung erkennen<br />

lässt, hat der Projektbeirat in dynamischer<br />

Form die Impulse aus den Konferenzen<br />

und die Zwischenergebnisse aus der<br />

empirischen Studie aufgenommen und in<br />

konkretes Handeln umgesetzt. Besonders<br />

hervorgehoben werden muss dabei, dass<br />

alle Mitglieder des Beirates nach persönlichen<br />

Veränderungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

geschaut haben und damit<br />

auch selbst aktiv geworden sind. Es wurden<br />

also nicht nur Forderungen an alle<br />

gestellt, sondern jeder hat selbstverantwortlich<br />

seinen Teil zum Gelingen des Ganzen<br />

beigetragen.<br />

Das nachfolgende Schaubild verdeutlicht<br />

noch einmal den Projektverlauf:<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

15


Ü BERBLICK<br />

2.2 Grundhaltungen und<br />

wichtige Stationen<br />

Im folgenden Teil werden die Instrumente<br />

und Grundhaltungen bei der Befragung<br />

und Aktivierung von Unternehmerinnen<br />

und Unternehmern mit Zuwanderungsgeschichte<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> vorgestellt. Dabei<br />

handelt es sich zugleich um eine knappe<br />

Zusammenstellung wichtiger Leitsätze für<br />

einen erfolgreichen Integrationsprozess.<br />

Grundhaltung 1:<br />

Vom Defizit zum Potential.<br />

Grundhaltung 2:<br />

Beteiligung ist die Basis.<br />

Grundhaltung 3:<br />

Offenheit bewahren für Kursänderungen.<br />

Grundhaltung 4:<br />

Ziele formulieren und gemeinsam<br />

umsetzen.<br />

Grundhaltung 5:<br />

Hauptamt – Ehrenamt beachten.<br />

Grundhaltung 6:<br />

Interkulturelle Orientierung und<br />

heterogene Zusammensetzung<br />

der externen Begleitung.<br />

Bei der Begleitung kommunaler Integrationsprozesse<br />

– so auch <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> –<br />

gilt es, die Aufmerksamkeit auf die Potentiale<br />

und ein lösungsorientiertes Handeln<br />

zu richten. Ziel ist es, weg zu kommen<br />

von einem Blick, der sich auf Schwächen<br />

und unveränderbare Rahmenbedingungen<br />

fokussiert, hin zu einem Verständnis<br />

von kommunalen Intergrationsprozessen,<br />

in deren Verlauf pragmatische und am<br />

16 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


konkreten Arbeitsalltag orientierte Lösungen<br />

für Hindernisse und Stolpersteine<br />

sichtbar werden. Ein Verständnis, das die<br />

vorhandenen Stärken und guten Absichten<br />

der beteiligten Akteure anerkennt und in<br />

den Mittelpunkt der weiteren Arbeit stellt.<br />

Kennzeichnend für die Ausgangssituation<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> war, dass die verschiedenen<br />

Anlauf- und Beratungsstellen übereinst<strong>im</strong>mend<br />

feststellten, dass sie „an die Migranten<br />

nicht rankommen“. Ein zentrales<br />

Reflektionsforum, um die Potentiale und<br />

vorhandenen Stärken in den Blick zu nehmen,<br />

war der Projektbeirat, in dem die<br />

Repräsentanten aller wichtigen Beratungsund<br />

Anlaufstellen des <strong>Kreis</strong>es <strong>Düren</strong> vertreten<br />

waren. Hier ging es zunächst darum,<br />

Erreichtes zu benennen und die Erwartungen<br />

und Wünsche an das Projekt zu formulieren.<br />

(Projektbeirat, 06.06.2007)<br />

Umgekehrt hatten viele Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer mit Zuwanderungsgeschichte<br />

den Eindruck, dass sie keinen<br />

Zugang zu den deutschen Systemen der<br />

Beratung und Unterstützung bekommen.<br />

Sie nicht nur formal, sondern real zu beteiligen,<br />

war ein wichtiger Meilenstein innerhalb<br />

des Projektverlaufes, der erst durch<br />

die Regionalkonferenz in <strong>Düren</strong> und den<br />

folgenden Diskussionsprozess wirklich<br />

umgesetzt werden konnte. Danach nahmen<br />

<strong>im</strong>mer mehr Unternehmerinnen und<br />

Unternehmer mit Zuwanderungsgeschichte<br />

am Projektbeirat teil, so dass ihre Sicht der<br />

Dinge den Diskussions- und Erkenntnisprozess<br />

maßgeblich veränderte. In moderierten<br />

Sitzungen wurden die wechselseitigen<br />

Bedürfnisse und Vorbehalte artikuliert und<br />

nach persönlichen Lösungsansätzen gesucht.<br />

„Ich hätte nicht geglaubt, dass soviel<br />

Stellen <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> wirklich an unserer Förderung<br />

und Unterstützung interessiert sind.“<br />

(Unternehmerin aus dem Projektbeirat)<br />

Eine Beteiligung zu ermöglichen und die<br />

betroffenen Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

mit Zuwanderungsgeschichte aktiv<br />

einzubeziehen, war damit zweitens eine<br />

zentrale Herausforderung dieses Projektes.<br />

Im Projektbeirat ist deutlich geworden,<br />

dass die Dualität zwischen den Beratungsstellen<br />

als Angebot-Entwickelnde und den<br />

Zugewanderten als Angebot-Wahrnehmende<br />

nicht funktioniert, sondern dass es eines<br />

systemischen Blickes bedarf, der die Vielzahl<br />

unterschiedlicher Akteure und Interessen<br />

gleichermaßen berücksichtigt und einbindet.<br />

Die Betroffenen zu Beteiligten zu<br />

machen, bedeutet auch, dass sich die hemmenden<br />

Bilder „die Migranten“ und „die<br />

Behörden“ als allgemeine Kategorien auflösen.<br />

Die Begegnung zwischen unterschiedlichen<br />

Individuen führte <strong>im</strong> Projektbeirat<br />

zu einer Ausdifferenzierung des Bildes<br />

und zur Wahrnehmung von Vielfalt<br />

jenseits ethnischer Kategorisierungen.<br />

Doch Beteiligung allein reicht nicht. Eine<br />

fragende und forschende Vorgehensweise<br />

ist drittens ein wichtiger Erfolgsfaktor.<br />

Mit offenen Ohren und offenen<br />

Herzen präsent zu sein, Zwischentöne und<br />

-st<strong>im</strong>men wahrzunehmen schaffte <strong>im</strong> Projektbeirat<br />

die Voraussetzung für ein<br />

gegenseitiges Verständnis und für die Entwicklung<br />

gemeinsamer Arbeitsansätze <strong>im</strong><br />

Projekt.<br />

Ausgehend von diesem Dialogprozess<br />

konnten die Mitglieder des Projektbeirates<br />

• die Stärken und Bemühungen der verschiedenen<br />

Beratungsstellen anerkennen<br />

• die Sorgen und Vorbehalte der Migrantenvertreter/innen<br />

erfahren<br />

• gemeinsame Schlussfolgerungen aus<br />

Veranstaltungen ziehen und somit weitere<br />

Veranstaltungen (Impulsworkshop,<br />

Abschlussevent, muttersprachliche Angebote<br />

der GWS) entsprechend vorbereiten.<br />

Ü BERBLICK<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

17


Ü BERBLICK<br />

Da die individuellen Perspektiven und<br />

Erfahrungen gewürdigt wurden, entstand<br />

ein Miteinander, welches ermöglicht,<br />

Schwierigkeiten als Chancen zu verstehen.<br />

In diesem Prozess wurde deutlich, dass es<br />

nicht die Migrantin bzw. den Migranten<br />

oder die Behörden gibt, sondern dass es<br />

gilt, die einzelnen Akteure als Individuen<br />

wahrzunehmen.<br />

Die Formulierung von konkreten, messbaren<br />

Zielen und deren gemeinsame<br />

Umsetzung waren viertens für das Projekt<br />

grundlegende Instrumente der Arbeit.<br />

Die Herausforderung der Projektverantwortlichen<br />

bestand darin, die Ziele so zu<br />

kommunizieren bzw. zu konkretisieren,<br />

dass sie von allen Akteuren nachvollzogen<br />

und mitgetragen werden konnten. Die<br />

gemeinsame Umsetzung wie be<strong>im</strong> Impulsworkshop<br />

am 12.12.2007 erfolgt, war dann<br />

eine Form, mit unterschiedlichen und<br />

widersprüchlichen Interessen umzugehen –<br />

und zwar neben Debatten und Diskussionen<br />

vor allem <strong>im</strong> gemeinsamen Tun und<br />

Handeln.<br />

Diese Grundhaltungen zeigten, wie wichtig<br />

es ist, sich von einem reaktiv orientierten<br />

Problemmanagement zu lösen und hin zu<br />

kommen zu einem pro-aktiven Management,<br />

das Zusammenwirken gestaltet und<br />

in die Zukunft strategisch entwickelt. Integration<br />

ist in diesem Sinne kein Prozess<br />

der Ass<strong>im</strong>ilation einer zugewanderten<br />

Gruppe an eine Mehrheitsgesellschaft, sondern<br />

ein interaktiver und partizipativer<br />

Prozess, der sowohl eine Integrationsleistung<br />

der Zugewanderten als auch<br />

eine Veränderung der Mehrheitsgesellschaft<br />

beinhaltet.<br />

Grundhaltung 5:<br />

Hauptamt – Ehrenamt beachten!<br />

Im Projektbeirat waren hauptamtliche Mitarbeitende<br />

der <strong>Kreis</strong>verwaltung, der Wirtschaftsförderung<br />

und der Handwerkskammer<br />

beteiligt, für die die Mitwirkung an<br />

dem KOMM-IN Projekt ein Teil ihrer dienstlichen<br />

Aufgabe darstellte, sowie Low-tec<br />

und der Evang. Gemeinde zu <strong>Düren</strong>. Es war<br />

wichtig zu erkennen, dass die Mitwirkung<br />

18 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


der beteiligten Migrantinnen und Migranten<br />

außerhalb ihrer unternehmerischen<br />

Tätigkeit ehrenamtlich stattfand und sie<br />

somit ihre eigenen Zeitressourcen in das<br />

Projekt investierten. Die Verlagerung der<br />

Sitzungen in die Abendstunden war eine<br />

sichtbare Berücksichtigung dieses Aspektes.<br />

Die Ermöglichung des Aufbaues neuer<br />

Kontaktstrukturen und Schaffung von<br />

„Öffentlichkeit“ sind weitere Vorteile von<br />

Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren.<br />

Die Gefahr, dass durch die Konstellation<br />

zwischen hauptamtlichen Akteuren aus der<br />

Mehrheitsgesellschaft und ehrenamtlichen<br />

Akteuren aus Migrantenunternehmen falsche<br />

Erwartungen aneinander entstehen<br />

und letztlich zu Enttäuschung und Distanzierung<br />

führen, konnte somit in diesem<br />

Projekt aufgelöst werden. Allzu häufig<br />

werden Konflikte zurückgeführt auf die<br />

Zugehörigkeiten „Migrant“ oder<br />

„Deutsch“ sein und verfestigt so Bilder,<br />

statt auf den Status „Ehrenamt“ und<br />

„Hauptamt“ zu achten.<br />

Wichtig ist es zudem, <strong>im</strong> hauptamtlichen<br />

System Menschen mit Zuwanderungsgeschichte<br />

zu identifizieren sowie es be<strong>im</strong><br />

Impulsworkshop am 12.12.2007 durch Mitarbeitende<br />

der Arbeitsagentur, der jobcom<br />

und des Jugendamtes deutlich wurde.<br />

Grundhaltung 6:<br />

Interkulturelle Orientierung und<br />

heterogene Zusammensetzung<br />

der externen Begleitung.<br />

Bei dieser Grundhaltung ist es hilfreich den<br />

Blick von der Situation in der Kommune<br />

auf die Struktur der externen Begleitung<br />

zu richten, die heterogen zusammengesetzt<br />

und durch eine interkulturelle Orientierung<br />

geprägt war. Die Projektmitarbeitenden<br />

hatten (ost-)deutschen, kamerunischen<br />

und türkischen Hintergrund und<br />

brachten jeweils umfangreiche Auslandserfahrungen<br />

und verschiedene Sprachkenntnisse<br />

in das Projekt ein.<br />

Best<strong>im</strong>mte Hintergründe öffnen Türen,<br />

andere verschließen sie. Es geht um zwei<br />

wesentliche Aspekte: Wie werden die<br />

externen Fachkräfte als Interviewerinnen<br />

von den Unternehmer / innen wahrgenommen?<br />

Wie nehmen die externen Fachkräfte<br />

aufgrund der eigenen Biografie wiederum<br />

die Unternehmer / innen wahr?<br />

Bezogen auf den ersten Aspekt brachte<br />

der Zugang und die Nähe zu den Lebensläufen<br />

der Unternehmer / innen ein Mehr<br />

an Offenheit und Empathie mit sich. Es<br />

wurde jedoch auch die Erfahrung gemacht,<br />

wie sich Türen schließen, zum Beispiel<br />

wenn die Mitarbeiterinnen mit Zuwanderungshintergrund<br />

mit Zweifeln an ihrer<br />

Kompetenz konfrontiert werden („Kann<br />

die das überhaupt?“ oder „Ist das eine<br />

vom <strong>Kreis</strong> beauftragte 1-Euro-Jobberin?“)<br />

oder wenn die deutschen Mitarbeiterinnen<br />

als Angestellte des <strong>Kreis</strong>es wahrgenommen<br />

wurden, die sich nicht in die Situation<br />

eines Unternehmers einfühlen könnte. Es<br />

wurde deutlich, dass die verschiedenen<br />

Hintergründe bei den Befragten und Beteiligten<br />

jeweils eigene Reaktionen und Bilder<br />

auslösten und ihre Antworten und den<br />

Verlauf der Interviews beeinflussten. Umso<br />

wichtiger war es, mit einer großen Heterogenität<br />

agieren zu können.<br />

Bezogen auf den zweiten Aspekt – wie<br />

wird das Gespräch von den Interviewerinnen<br />

interpretiert – profitiert das Projekt<br />

wiederum von einer großen Heterogenität<br />

der externen Begleitung. Durch das Gegenüberstellen<br />

der verschiedenen und zum Teil<br />

divergierenden Interpretationsmuster werden<br />

vor allem diejenigen sichtbar, die sonst<br />

in Form von unsichtbaren Vorannahmen<br />

und gewohnten Sichtweisen allzu schnell<br />

als Klischee oder allseits bekannte Vorannahme<br />

in den Projektverlauf einfließen.<br />

Ü BERBLICK<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

19


3. Strukturdaten<br />

S TRUKTURDATEN<br />

In diesem Kapitel werden Hintergrundinformationen<br />

zur Ausgangslage und eine<br />

Reihe von wichtigen Strukturdaten aus<br />

dem <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> aufgeführt. Ziel ist es, die<br />

Daten als Argumentationsgrundlage und<br />

Referenz für einen weiteren Prozess von<br />

Wirtschaftsförderung und Integration zu<br />

nutzen. Problematisch bei der statistischen<br />

Erfassung der „ausländischen Bevölkerung“<br />

ist, dass Deutsche mit Migrationshintergrund,<br />

Aussiedler, Eingebürgerte und<br />

Kinder aus binationalen Familien in den<br />

aktuellen Statistiken für den <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />

nicht erfasst werden. Das heißt, die dargestellte<br />

Quote ist nur eine Annäherung an<br />

tatsächliche Einwanderungsbewegungen<br />

und Bevölkerungsentwicklungen.<br />

Wir verwenden in dieser Dokumentation<br />

den Begriff „Unternehmer / in mit Zuwanderungsgeschichte“<br />

entsprechend der Definition<br />

des Mikrozensus: „Zu den Menschen<br />

mit Migrationshintergrund zählen: alle<br />

nach 1949 auf das heutige Gebiet der<br />

Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten,<br />

sowie alle in Deutschland geborenen<br />

Ausländer und alle in Deutschland als<br />

Deutsche Geborene mit zumindest einem<br />

zugewanderten oder als Ausländer in<br />

Deutschland geborenen Elternteil.“ (Statistisches<br />

Bundesamt: 332)<br />

Sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte:<br />

Von insgesamt 69.230 sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> als<br />

Arbeitsort waren Mitte 2006 5.054 (7,3 %)<br />

Nicht-Deutsche (LDS: 14) 2 . Somit ist der<br />

Anteil der sozialversicherungspflichtigen<br />

Ausländer / innen <strong>im</strong> 5-Jahres-Zeitraum von<br />

2001 bis 2006 gleich geblieben, während<br />

die Zahl ausländischer Einwohner / innen<br />

gestiegen ist. 3 Im Zusammenhang mit den<br />

hohen Arbeitslosenzahlen wird damit<br />

deutlich, dass für diese Gruppe in den letzten<br />

fünf Jahren keine zusätzlichen sozialversicherungspflichtigen<br />

Arbeitsplätze entstanden<br />

sind.<br />

2 Zu berücksichtigen ist, dass die Zahlen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sich auf den<br />

Arbeitsort beziehen. Insgesamt hat der <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> ein Pendlersaldo von – 10.000 (79.624 Beschäftigte<br />

aus dem Wohnort).<br />

3 Dies ist insofern interessant als dass der Blick auf Menschen mit Migrationsgeschichte 3 zentrale<br />

Parameter erkennen lässt, die eher sinkende Ausländerzahlen erwarten lassen:<br />

a) Die Zahl der Ausländer ist aufgrund von Einbürgerungen gesunken.<br />

b) Durch die Veränderungen <strong>im</strong> Staatsbürgerschaftsrecht zum 1.1.2000, nach dem alle Kinder von<br />

Ausländern, die seit 8 Jahren einen festen Aufenthaltsstatus haben, Deutsche sind, wurden 2001<br />

fast 50 % weniger ausländische Kinder geboren.<br />

c) Die Asylbewerberzahlen sinken kontinuierlich aufgrund der Änderungen <strong>im</strong> Asylrecht.<br />

20 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>: 10-Jahresentwicklung Einwohner und Sozialversicherungspflichtige<br />

Jahr Einwohner nicht- % nicht- Soz.vers.- Soz.vers. % Soz.vers.<br />

gesamt Deutsche Deutsche pflichtig pflichtig nicht- pflichtige<br />

Einwohner Einwohner – gesamt Deutsche Deutsche<br />

2006 270.917 26.357 9,7 % 69.230 5.054 7,3 %<br />

2001 271.074 26.606 9,8 % 73.415 5.338 7,3 %<br />

1996 260.081 23.997 9,2 % 71.402 4.925 6,9 %<br />

Quelle: LDS NW, 30.6.2006<br />

Die Beschäftigungsschwerpunkte des <strong>Kreis</strong>es<br />

<strong>Düren</strong> bildeten folgende Wirtschaftsbereiche:<br />

Verarbeitendes Gewerbe 26,2 %<br />

• darunter 9,4 % Papier-, Verlags- und<br />

Druckgewerbe<br />

• darunter 3,2 %Metallerzeugung und<br />

–bearbeitung, Herstellung<br />

Grundstücks- und Wohnungswesen,<br />

Vermietung 17,9 %<br />

Gesundheits-, Veterinär- und<br />

Sozialwesen 13,5 %<br />

Handel, Instandhaltung und Reparaturen<br />

von Kfz und Gebrauchsgütern 12,4 %<br />

Die Erwerbslosenquote unter den Ausländern<br />

lag 2006 in NRW bei 28,9%, unter<br />

den abhängig Beschäftigten bei 12,9 %. Im<br />

<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> lag die Zahl knapp unter dem<br />

Durchschnitt (28 %) und ist fast dre<strong>im</strong>al so<br />

hoch wie die der Deutschen (10,1 %). Die<br />

Zahlen für Dezember 2006 in <strong>Düren</strong> zeigen<br />

<strong>im</strong> Trend einen Rückgang der Erwerbslosenzahlen,<br />

von dem jedoch die ausländische<br />

Bevölkerung nicht profitiert. Hier<br />

blieb die Zahl stabil.<br />

S TRUKTURDATEN<br />

Bezugszahlen zur Berechnung der Erwerbslosenquote für 2006<br />

Gesamtzahlen Erwerbslose 12/06 Quote<br />

Alle zivilen Erwerbspersonen 129.638 13.223 10,2 %<br />

Alle abhängigen zivilen Erwerbspersonen 116.681 13.163 11,3 %<br />

Davon Deutsche 108.765 10.946 10,1 %<br />

Davon Ausländer 7.911 2.217 28,0 %<br />

Quelle: Informationsangebot der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA), 01/2007<br />

Im Rahmen der quantitativen Untersuchung<br />

wurden zentrale Strukturdaten der<br />

Unternehmer / innen mit Zuwanderungsgeschichte<br />

erfasst. Die Daten speisen sich einerseits<br />

aus der Meldung von 15 Gewerbeämtern<br />

über „Nicht-Deutsche Unternehmer<br />

/ innen“ der Städte <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> 4 .<br />

4 Aus der Gemeinde Hürtgenwald lagen keine Angaben vor.<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

21


Außerdem wurden durch Eigenrecherche<br />

zahlreiche Daten <strong>im</strong> Direktkontakt gesammelt,<br />

so dass zurzeit von 1.637 Unternehmerinnen<br />

und Unternehmern mit<br />

Zuwanderungsgeschichte <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />

<strong>Düren</strong> auszugehen ist. (1.075 davon männlich<br />

und 376 weiblich, k.A. = 196).<br />

Unternehmer / innen mit Zuwanderungsgeschichte <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />

Kommune Anzahl der Unternehmungen % der Gesamtzahl<br />

S TRUKTURDATEN<br />

Aldenhoven 61 3,7<br />

<strong>Düren</strong> 890 54,4<br />

He<strong>im</strong>bach 15 0,9<br />

Hürtgenwald 1 0,1<br />

Inden 19 1,2<br />

Jülich 217 13,3<br />

Kreuzau 62 3,8<br />

Langerwehe 52 3,2<br />

Linnich 57 3,5<br />

Merzenich 32 2,0<br />

Nideggen 30 1,8<br />

Niederzier 64 3,9<br />

Nörvenich 75 4,6<br />

Titz 33 2,0<br />

Vettweiß 29 1,8<br />

Summe 1.637 100,0<br />

Angaben aus „KDVZ-Auswertung“ der Städte (Hürtgenwald = k.A.) und Adressrecherche des <strong>Institut</strong><br />

für soziale <strong>Innovation</strong>, 7–12 / 2007<br />

Zählt man hier dem Mikrozensus 5 entsprechend<br />

den Anteil der zugewanderten Menschen<br />

mit nunmehr deutscher Staatsangehörigkeit<br />

mit ca. 40% hinzu, so kommt<br />

man auf ca. 2.500 bis 3.000 Unternehmen<br />

mit Zuwanderungsgeschichte <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />

<strong>Düren</strong>.<br />

Bevölkerung und Unternehmen<br />

Von den 270.000 Einwohnern <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />

<strong>Düren</strong> sind 26.357 nicht Deutsche (9,7 %),<br />

wobei die Zahlen je nach Stadt variieren<br />

(von 2,9 % in Kreuzau bis 16,8 % in der<br />

Stadt <strong>Düren</strong>).<br />

5 Mikrozensus, LDS NRW, (117/05) Düsseldorf; die Zahlen beruhen auf ersten Auswertungen des<br />

Mikrozensus“, der seit diesem Jahr – anders als in früheren Jahren – kontinuierlich über das ganze<br />

Jahr erhoben wird und erstmals auch Fragen zum Migrationsstatus enthält.<br />

22 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


Städte <strong>im</strong> Einwohner Nicht- % Nicht-Deutsche sebstständig / % Unternehmer<br />

<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> gesamt Deutsche von Einwohner ausländische von Nichtdeutschen<br />

Einwohner gesamt Unternehmen * Einwohnern<br />

gesamt<br />

Aldenhoven 14.200 1.625 11,4% 61 3,8%<br />

<strong>Düren</strong> 92.614 15.584 16,8% 890 5,6%<br />

He<strong>im</strong>bach 4.592 169 3,7% 15 8,9%<br />

Hürtgenwald 8.791 353 4,0% 1 0,3%<br />

Inden 7.341 308 4,2% 19 6,2%<br />

Jülich 33.670 3.373 10,0% 217 6,4%<br />

Kreuzau 18.045 525 2,9% 62 11,8%<br />

Langerwehe 14.059 746 5,3% 52 7,0%<br />

Linnich 13.720 1.144 8,3% 57 5,0%<br />

Merzenich 9.881 300 3,0% 32 10,7%<br />

Nideggen 10.809 365 3,4% 30 8,2%<br />

Niederzier 14.265 752 5,3% 64 8,5%<br />

Nörvenich 11.390 599 5,3% 75 12,5%<br />

Titz 8.523 247 2,9% 33 13,4%<br />

Vettweiß 9.017 267 3,0% 29 10,9%<br />

<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> 270.917 26.357 9,7% 1.637 6,2%<br />

Quelle: LDS NW, 30.6.2006<br />

* Angaben aus „KDVZ-Auswertung“ der Städte (Hürtgenwald = k.A.) und Adressrecherche des <strong>Institut</strong><br />

für soziale <strong>Innovation</strong>, 7–12 / 2007<br />

Es wird deutlich, dass der Anteil der Unternehmen<br />

an der jeweiligen Bevölkerungsgruppe<br />

mit 6,2 % bei den Nicht-Deutschen<br />

höher ist als bei den deutschen Einwohnern<br />

(4,4 %). Geht man von der vermuteten<br />

Gesamtzahl von 2.500 Unternehmer /<br />

innen mit Zuwanderungsgeschichte aus<br />

(s. o.), so ist der Anteil der Selbständigen /<br />

Unternehmer bei dieser Gruppe doppelt so<br />

hoch (ca. 9,5 %) wie bei den Deutschen.<br />

S TRUKTURDATEN<br />

Unternehmertum Deutscher und Nicht-Deutscher Einwohner<br />

Einwohner Selbständig / Unternehmen % Unternehmen<br />

(lt. LDS NW, 06/2006) (lt. IHK Aachen, 2006) von Einwohnern<br />

Deutsche 244.560 10.861 4,4 %<br />

Nicht-Deutsche 26.357 1.637 * 6,2 %<br />

Gesamt Einwohner 270.917 12.481 4,6 %<br />

* Angaben aus "KDVZ-Auswertung" der Städte (Hürtgenwald = k.A.) und Adressrecherche des <strong>Institut</strong><br />

für soziale <strong>Innovation</strong>, 7–12/2007<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

23


Auflistung nach Herkunftsland<br />

der Unternehmer<br />

Im <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> kommen die Migranten-<br />

Unternehmer / innen aus über 75 verschiedenen<br />

Nationalitäten. Die am häufigsten<br />

vertretenen Herkunftsländer der Unternehmer<br />

/ innen sind mit 14,8% die Türkei,<br />

gefolgt von Polen (9,8 %), der Niederlande<br />

(6,9 %) und Italien (5,5 %).<br />

S TRUKTURDATEN<br />

Herkunftsland Anzahl % Herkunftsland Anzahl %<br />

Türkei 242 14,8% Slowenien 4 0,2%<br />

Polen 161 9,8% Angola 3 0,2%<br />

Niederlande 113 6,9% Dänemark 3 0,2%<br />

Italien 90 5,5% Finnland 3 0,2%<br />

Griechenland 74 4,5% Ghana 3 0,2%<br />

Belgien 58 3,5% Litauen 3 0,2%<br />

Österreich 36 2,2% Philippinen 3 0,2%<br />

Norwegen 34 2,1% Sri Lanka 3 0,2%<br />

Frankreich 30 1,8% Tschechien 3 0,2%<br />

Indien 25 1,5% Ägypten 2 0,1%<br />

Bosnien-Herz. 16 1,0% Brasilien 2 0,1%<br />

Großbritanien 16 1,0% Burkina Faso 2 0,1%<br />

Rumänien 15 0,9% Israel 2 0,1%<br />

Mazedonien 14 0,9% Lettland 2 0,1%<br />

Russland 14 0,9% Nigeria 2 0,1%<br />

Spanien 14 0,9% Pakistan 2 0,1%<br />

China 13 0,8% Georgien 1 0,1%<br />

Irak 13 0,8% Guinea 1 0,1%<br />

Ukraine 12 0,7% Japan 1 0,1%<br />

Portugal 11 0,7% Jordanien 1 0,1%<br />

Thailand 11 0,7% Kamerun 1 0,1%<br />

Kroatien 10 0,6% Kanada 1 0,1%<br />

Libanon 9 0,5% Kirgistan 1 0,1%<br />

Ungarn 9 0,5% Kolumbien 1 0,1%<br />

USA 9 0,5% Korea 1 0,1%<br />

Vietnam 8 0,5% Moldawien 1 0,1%<br />

Iran 7 0,4% Peru 1 0,1%<br />

Serbien 7 0,4% Syrien 1 0,1%<br />

Afghanistan 6 0,4% Ver. Arabische Emirate 1 0,1%<br />

Bulgarien 6 0,4% Australien 1 0,1%<br />

Marokko 5 0,3% Albanien 1 0,1%<br />

Schweden 5 0,3% Aserbaidschan 1 0,1%<br />

Schweiz 5 0,3% Dom. Republik 1 0,1%<br />

Tunesien 5 0,3% Venezuela 1 0,1%<br />

Estland 4 0,2% Armenien 1 0,1%<br />

Kasachstan 4 0,2% Kuba 1 0,1%<br />

Kongo 4 0,2% Ohne Angabe / unbekannt 456 27,9%<br />

Luxemburg 4 0,2% Gesamt Ausländer 1.637 100,0%<br />

Angaben aus „KDVZ-Auswertung“ der Städte (Hürtgenwald = k.A.) und Adressrecherche des <strong>Institut</strong><br />

für soziale <strong>Innovation</strong>, 7–12/2007<br />

24 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


Auflistung der Unternehmen nach Branchen<br />

Branchenunterteilung Gesamt <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> % von Gesamt<br />

Groß- und Einzelhandel 446 27,2%<br />

Dienstleistung 344 21,0%<br />

Gastronomie 259 15,8%<br />

Baugewerbe 214 13,1%<br />

Verarbeitendes Gewerbe 142 8,7%<br />

Handwerk 49 3,0%<br />

Sonstige 183 11,2%<br />

Gesamt 1.637 100,0%<br />

Angaben aus „KDVZ-Auswertung“ der Städte (Hürtgenwald = k. A.) und Adressrecherche des <strong>Institut</strong><br />

für soziale <strong>Innovation</strong>, 7–12/2007<br />

Die grobe Branchenaufteilung macht deutlich,<br />

dass insgesamt die Bereiche Handel,<br />

Dienstleistungen und Gastronomie rund<br />

zwei Drittel der unternehmerischen Aktivitäten<br />

ausmachen. Sicherlich werden <strong>im</strong><br />

Groß- und Einzelhandel die Konsumbedürfnisse<br />

der zugewanderten Menschen<br />

befriedigt. Es gibt aber viele Händler, die<br />

inzwischen gezielt deutsche Kunden mit<br />

ihren Produkten ansprechen. Noch stärker<br />

ist diese Tendenz in der Gastronomie zu<br />

beobachten. Es ist zu vermuten, dass insgesamt<br />

die obigen Aktivitätsfelder genutzt<br />

werden, weil dort die formalen Voraussetzungen<br />

des Einstiegs (Bildungsabschluss,<br />

Meisterbrief etc.) häufig nicht so hoch sind.<br />

Bei weiteren Unterstützungsangeboten ist<br />

eine branchenspezifische Orientierung ein<br />

wichtiger Aspekt, um auf die besonderen<br />

Bedürfnisse der Selbstständigen eingehen<br />

zu können. Eine in die Tiefe gehende<br />

Datenauswertung ist dazu dringend notwendig.<br />

Dieses setzt allerdings eine differenzierte<br />

statistische Erfassung bzw. Auswertung<br />

bei den Gewerbeämtern voraus.<br />

S TRUKTURDATEN<br />

Allerdings machten die Recherchen deutlich,<br />

dass es eine beachtliche Gruppe (ca.<br />

60) von Selbstständigen gibt, die in akademischen<br />

Berufen tätig sind (Ärzte, Rechtsanwälte,<br />

Psychologen, Dipl. Ingenieure,<br />

Steuerberater etc.).<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

25


4. Ergebnisse der Interviews<br />

E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

Zielsetzung der Interviews war, Aussagen<br />

zur Situation von Wirtschaftsunternehmen<br />

mit Zuwanderungsgeschichte <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />

<strong>Düren</strong> zu treffen und die Arbeits- und<br />

Lebensrealität der Unternehmer / innen <strong>im</strong><br />

<strong>Kreis</strong> besser kennen zu lernen. Ergänzt<br />

werden die Ergebnisse aus den Interviews<br />

durch Ergebnisse aus einem quantitativen<br />

Fragebogen, den die Befragten zusätzlich<br />

ausgefüllt haben und der die aktuelle Situation<br />

anhand von gründungs- und personenbezogenen<br />

Daten und Fakten der<br />

interviewten Unternehmen darstellt.<br />

Im Rahmen der qualitativen Untersuchung<br />

wurden 60 Unternehmer und Unternehmerinnnen<br />

mit Zuwanderungsgeschichte von<br />

3 Interviewerinnen befragt. Leider konnten<br />

aus unterschiedlichen Gründen drei Interviews<br />

nicht in die Auswertung einfließen.<br />

Die Ergebnisse aus den Gesprächen, die<br />

zwischen 20 Minuten und 2 Stunden dauerten,<br />

werden <strong>im</strong> Folgenden vorgestellt.<br />

Geführt wurden die Interviews zum Teil in<br />

den Geschäftsräumen der Unternehmen,<br />

zum Teil in Privaträumen.<br />

Vorangestellt wird ein Überblick über die<br />

befragten Unternehmerinnen und Unternehmer:<br />

• 39 der befragten Unternehmer / innen<br />

waren männlich und 18 weiblich.<br />

• Sie leben durchschnittlich seit 21 Jahren<br />

in Deutschland, wobei die Aufenthaltsdauer<br />

zwischen 3 und 47 Jahren variiert.<br />

• Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit<br />

beträgt 57,7 Stunden.<br />

• Die Unternehmen bestehen durchschnittlich<br />

seit 2001, wobei die Gründungsjahre<br />

zwischen 1966 und 2007<br />

variieren.<br />

• Sie haben zwischen 0 und 22 Mitarbeiter/innen<br />

(Durchschnitt 2,9 Mitarbeiter –<br />

davon 1,3 Vollzeit und 1,6 Teilzeit). Alle<br />

Befragten gemeinsam sichern 165<br />

Arbeitsplätze.<br />

• Die Aufteilung der Mitarbeiter/innen<br />

beträgt <strong>im</strong> Durchschnitt 1,3 Personen<br />

aus der eigenen Ethnie und 1 Person aus<br />

anderen Ethnien.<br />

• Bei der Gründung wurden überwiegend<br />

private oder keine finanzielle Hilfe in<br />

Anspruch genommen (62,7 %). Eine<br />

Finanzierung über Banken nutzten 28 %.<br />

• Bei den Staatsangehörigkeiten waren<br />

am häufigsten vertreten: Deutsch 64,3 %,<br />

Türkisch 10,7%, Italienisch 7,1% sowie<br />

Griechisch und diverse Länder Afrikas<br />

gemeinsam mit jeweils 5,4 %.<br />

• Geht man nach dem Herkunftsland bzw.<br />

der Herkunftsregion, so ergibt sich folgende<br />

Aufteilung:<br />

Türkei 32,0 %<br />

div. Länder Osteuropas<br />

und Afrikas je 8,8 %<br />

Italien, Griechenland je 7,0 %<br />

Iran, Indien je 5,3 %<br />

• Zu den am stärksten vertretenen Branchen,<br />

in denen die befragten Unternehmer<br />

und Unternehmerinnen tätig sind,<br />

gehören der Groß- und Außenhandel<br />

(29,3 %), das Handwerk (25,9 %), die<br />

Dienstleistungen (22,4 %), und die<br />

Gastronomie (13,8 %).<br />

26 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


Bei der Auswertung der Gespräche wurde<br />

dabei wie folgt vorgegangen:<br />

In der ersten Stufe wurden zentrale Fragen<br />

für die Konstruktion des Interviewleitfadens<br />

definiert:<br />

Interviewleitfaden:<br />

1. Welches Profil haben die Unternehmer / innen <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>?<br />

2. Mit welchen Motivationen gründeten die Unternehmer / innen?<br />

3. Welche Erfolge und welche Schwierigkeiten gab es während der Gründung?<br />

4. Welche Erfahrungen haben die Unternehmer / innen mit Behörden gemacht und<br />

welche Formen von Beratung wurden in Anspruch genommen?<br />

5. Welche Erfolgsfaktoren für eine unternehmerische Tätigkeit lassen sich aus Sicht der<br />

Unternehmer / innen ableiten?<br />

6. Welche Wünsche und Erwartungen bestehen seitens der Unternehmer / innen an das<br />

Projekt, an den <strong>Kreis</strong> und die <strong>Kreis</strong>politik?<br />

Die Antworten der befragten Unternehmer<br />

/ innen auf diese zentralen Fragen bildeten<br />

das Auswertungsschema.<br />

In der zweiten Stufe wurden daher den<br />

Fragen die Aussagen aus den Interviews<br />

zugeordnet und in Kernaussagen<br />

zusammengefasst. Die Kernaussagen wurden<br />

in einer dritten Stufe mit den personen-<br />

und branchenbezogenen Daten und<br />

Faktoren in Beziehung gesetzt.<br />

E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

In diesem Kapitel werden die Ergebnisse<br />

der qualitativen Analyse zu den Fragen 1–5<br />

vorgestellt. Die Ergebnisse zu den Wünschen<br />

und Erwartungen der Unternehmer /<br />

innen (Frage 6) sind in den Handlungsempfehlungen<br />

wie sie in Kapitel 2 präsentiert<br />

wurden, dargestellt.<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

27


E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

4.1 Profil der Unternehmer / innen<br />

Die qualitative Analyse der Interviews<br />

zeichnet ein starkes und selbstbewusstes<br />

Bild der Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

mit Zuwanderungsgeschichte. Viele<br />

sind stolz auf ein positives und vertrauensvolles<br />

Verhältnis zu ihren Kunden, auf die<br />

Qualität ihrer Arbeit und auf ihre Arbeitsleistung.<br />

Nicht wenige sehen sich in einer<br />

Vorbildfunktion für andere zugewanderte<br />

Menschen.<br />

„Klein anfangen und dann langsam<br />

wachsen“<br />

„Klein anfangen und dann langsam wachsen“<br />

lautet die Devise von vielen zugewanderten<br />

Selbständigen. Es gibt zwar inzwischen<br />

einige große Unternehmen, aber insgesamt<br />

ist die Unternehmensstruktur <strong>im</strong><br />

<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> durch Kleinst- und Kleinunternehmen<br />

geprägt.<br />

Von den befragten Unternehmen haben<br />

achtundvierzig bis zu zehn Mitarbeitern,<br />

nur drei Unternehmen haben mehr als<br />

zehn Mitarbeiter.<br />

Möglichst aus eigener Kraft<br />

Zur beruflichen Unabhängigkeit gehört<br />

aus Sicht vieler der zugewanderten Gründer<br />

auch, alles in Eigenleistung bzw. mit<br />

Hilfe der eigenen Familie zu bewältigen –<br />

dazu gehört der finanzielle Aufwand<br />

ebenso wie der personelle Einsatz. Zugleich<br />

nutzen fast alle befragten Unternehmer<br />

/ innen das Unternehmen als<br />

Haupteinnahmequelle zur Sicherung des<br />

Lebensunterhaltes – Haupterwerbsgründungen<br />

sind die Regel.<br />

Zukunftsperspektive Deutschland<br />

Die zugewanderten Betriebsinhaber / innen<br />

identifizieren sich mit ihrer neuen He<strong>im</strong>at.<br />

Die Unternehmensgründung bedeutet für<br />

die meisten eine langfristige Zukunftsperspektive<br />

in Deutschland.<br />

Immerhin leben die befragten Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer durchschnittlich<br />

21 Jahre hier. Das zeigt nicht zuletzt<br />

auch die hohe Einbürgerungsneigung dieser<br />

Gruppe, denn 36 (64,3 %) von ihnen<br />

haben mittlerweile die deutsche Staatsangehörigkeit.<br />

Die enge Verbundenheit mit<br />

der deutschen He<strong>im</strong>at und die Dauer der<br />

Selbständigkeit spiegeln sich auch in der<br />

engen Verflechtung der zugewanderten<br />

Gründer mit ihrem Standort wieder.<br />

Dass die Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

mit Zuwanderungsgeschichte nur ihre<br />

Landsleute bedienen, ist inzwischen ein<br />

überholtes Gerücht. 40 Unternehmen<br />

(75,5%) haben überwiegend deutsche Kunden.<br />

Die Geschäftstätigkeit zwischen Deutschen<br />

und Migrant/Innen kann zu einem<br />

gegenseitigen Verständnis der jeweiligen<br />

Probleme beitragen. Aus den Ergebnissen<br />

lässt sich eine deutliche Verflechtung mit<br />

der deutschen Ökonomie ablesen. Abschottungen<br />

sind eher die Ausnahme.<br />

Selbständigkeit als integrationsfördernde<br />

Wirkung – Vorbildfunktion<br />

der Unternehmer / innen<br />

Die subjektive Entwicklung der beruflichen<br />

Selbständigkeit wird grundsätzlich als eine<br />

positive Integrationsleistung in die Aufnahmegesellschaft<br />

definiert, weil damit der<br />

Wille zum dauerhaften Verbleib zum Ausdruck<br />

gebracht wird. Die befragten Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer haben den<br />

Weg in die Selbständigkeit weitgehend<br />

allein „gemeistert“ und bereichern die<br />

Angebotsvielfalt <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>. Sie verknüpfen<br />

mit der Selbständigkeit mehrheitlich<br />

einen gesellschaftlichen und sozialen<br />

Aufstieg. Die unternehmerischen Leistungen<br />

haben nicht selten ein positives Image<br />

und Vorbildfunktion in der eigenen ethnischen<br />

Community. Die Selbständigkeit hat<br />

28 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


ihnen Anerkennung in der Gesellschaft<br />

gebracht.<br />

Zitat: „Dieser kleine Betrieb soll ein Beispiel<br />

für andere sein. Es soll denen Mut<br />

machen, die gründen wollen. Die<br />

Jugend soll es ermutigen…es ist erfolgreicher,<br />

wenn wir zeigen, das Unternehmer<br />

mit Migrationsgeschichte Erfolg<br />

haben, dass sie gut sind und sie können<br />

auch Vorbild sein.“<br />

4.2 Motivationen der<br />

Unternehmensgründung<br />

Ausschlaggebende Faktoren für den Einstieg<br />

in die berufliche Selbständigkeit<br />

waren bei den befragten Unternehmerinnen<br />

und Unternehmern Selbstverwirklichungsmotive,<br />

wie der Wunsch nach Unabhängigkeit<br />

oder die Verwirklichung einer<br />

Idee. In der Befragung wurde von der<br />

überwiegenden Mehrheit das Motiv<br />

„Unabhängigkeit“ von einundvierzig<br />

(75,9 %) und „Selbstverwirklichung“ von<br />

achtundzwanzig (51,9 %) der Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer als auslösendes<br />

Motiv angegeben. Zweiundzwanzig<br />

(40,7 %) der Befragten gaben das Motiv<br />

„Umsetzung einer Idee“ an. Bei einigen<br />

Befragten war das ausschlaggebende<br />

Motiv zudem die konkrete Möglichkeit der<br />

Übernahme eines bereits bestehenden<br />

Betriebes von einer fremden Person (nicht<br />

Familie).<br />

Die gegebenen Antworten sind in der<br />

Gründungsforschung mit denen deutscher<br />

Existenzgründer/innen vergleichbar.<br />

Fast alle Befragten würden sich – erneut<br />

vor die Wahl gestellt – wieder für den Weg<br />

in die Selbständigkeit entscheiden. Dies<br />

dürfte nicht zuletzt darauf zurückzuführen<br />

sein, dass die Mehrheit der Befragten mit<br />

dem Geschäftsverlauf zufrieden ist.<br />

Insgesamt war auffällig, dass andere Nennungen<br />

wie „höherer Verdienst“ eine<br />

geringe Rolle spielten: 29,6 %. Es waren<br />

individuelle Wünsche und die gesellschaftliche<br />

Position, die die Unternehmer / innen<br />

zur Gründung motivierten. Betrachtet man<br />

die Tätigkeiten vor der Gründung aus der<br />

quantitativen Befragung wird das bestätigt:<br />

Die meisten Unternehmerinnen und<br />

Unternehmer waren vor der Gründung<br />

berufstätig (54,5 %), bereits selbständig<br />

(16,4 %) oder in verschiedenen Ausbildungsstationen.<br />

Lediglich 12,7 % gaben an,<br />

arbeitslos gewesen zu sein. Meist war die<br />

Arbeitslosigkeit dann der Anstoß, den<br />

lange gehegten Gedanken, sich unternehmerisch<br />

zu betätigen, endlich in die Tat<br />

umzusetzen.<br />

E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

29


E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

N[..] gibt hier und in den folgenden Grafiken die Zahl der antwortenden Personen an.<br />

In der Literatur werden zwei Hauptmotive<br />

identifiziert, die mittelbar oder unmittelbar<br />

in der Gründung eines eigenständigen<br />

Unternehmens resultieren: einerseits intrinsisch<br />

begründete eine „Ökonomie der<br />

Selbstverwirklichung“ (Pull-Faktoren),<br />

andererseits eine berufliche Logik, die<br />

einer „Ökonomie der Not“ (Push-Faktoren)<br />

gehorcht. Bei den Selbständigen, die einer<br />

„Ökonomie der Selbstverwirklichung“ folgen,<br />

handelt es sich vor allem um Menschen,<br />

die sich von einer selbständigen<br />

Tätigkeit aus Gründen von Unabhängigkeit,<br />

sozialem Aufstieg und der Möglichkeit,<br />

eine eigene Idee umzusetzen, angezogen<br />

fühlen. (vgl. Schmid/Mandl/Dorr: 78)<br />

Diejenigen, die einer „Ökonomie der Not“<br />

folgen, entscheiden sich für die Selbständigkeit,<br />

weil sie weder realistische noch<br />

akzeptable Alternativen auf dem Arbeitsmarkt<br />

sehen. Die Selbständigkeit wird als<br />

Ausweg aus der (zu erwartenden) Arbeitslosigkeit<br />

angesehen oder ist eine Reaktion<br />

auf eine als unerträglich empfundene<br />

berufliche Situation bei dem früheren<br />

Arbeitgeber. Dies entspricht in etwa dem<br />

„Reaktionsmodell“ der Migrationsliteratur,<br />

das Unternehmensgründungen durch<br />

Migrantinnen und Migranten vorwiegend<br />

auf Diskr<strong>im</strong>inierung und blockierte Möglichkeiten<br />

am Arbeitsmarkt zurückführt.<br />

(vgl. ebd.: 78)<br />

Die quantitativen Ergebnisse der Befragung<br />

zeigen jedoch, dass nur ein geringer<br />

Teil der Unternehmensgründungen<br />

(12,5 %) aus der Arbeitslosigkeit entstanden<br />

sind.<br />

30 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


Zitat: „… da ich mein eigener Herr sein<br />

wollte.“<br />

Zitat: „Ich wollte unabhängig von meinem<br />

Vorgesetzten sein, ich wollte meine<br />

eigenen Ideen verwirklichen.“<br />

Zitat: „Ich habe den Drang zur Selbständigkeit<br />

schon <strong>im</strong>mer gehabt…“<br />

Zitat: „Lehrerin… und das war sowieso<br />

nicht so mein Traumberuf und zu den<br />

Blumen habe ich <strong>im</strong>mer eine Neigung<br />

gehabt.“<br />

Zitat: „Da meine Chefin jetzt Schluss<br />

macht, möchte ich übernehmen…“<br />

Zitat: „Ich habe das Geschäft von meinem<br />

Vorgänger übernommen.“<br />

Zitat: „Die Firma (das Geschäft) gehörte<br />

einem Bekannten. Ich habe es von ihm<br />

übernommen.“<br />

Zitat: „Ach komm, probierst du das einfach,<br />

machst dich selbständig über die<br />

Ich-AG. Lässt dich also vom Arbeitsamt<br />

unterstützen und guckst halt einfach<br />

mal. Wenn es nicht funktioniert, bin ich<br />

keine Gefahr eingegangen in dem<br />

Sinne… Ja, und deshalb bin ich einfach<br />

ins kalte Wasser gesprungen.“<br />

4.2.1 Unabhängigkeit und<br />

Selbstverwirklichung<br />

Kernaussage:<br />

Ich möchte unabhängig sein und<br />

meine eigenen Ideen und Träume<br />

verwirklichen.<br />

Eine detaillierte Analyse zum Gründungsmotiv<br />

„Unabhängigkeit“ zeigt bei der<br />

Untersuchung <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> drei verschiedene<br />

Aspekte, von denen sich die befragten<br />

Unternehmer / innen durch die Gründung<br />

unabhängig machen möchten:<br />

E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

31


E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

Erstens geht es um die Unabhängigkeit<br />

<strong>im</strong> Unternehmen. Die Unternehmer /<br />

innen fühlen sich motiviert durch die Möglichkeit,<br />

keine Vorgesetzten zu haben, selbständige<br />

Entscheidungen treffen, selbständig<br />

und eigenverantwortlich zu arbeiten,<br />

eigene Ideen zu verwirklichen und höhere<br />

Einkommenschancen zu haben, kurz: „ihr<br />

eigener Chef zu sein“. Typisch ist die folgende<br />

Aussage: Die Gründung des Unternehmens<br />

kam, „weil ich mich einfach sehr<br />

schwer unterdrücken lasse von Chefs, mit<br />

denen ich nicht klar komme. Keine<br />

Ahnung, das war mehr so eine innerliche<br />

Sache. Also ich war innerlich quasi, von<br />

vornherein, eigener Chef gewesen.“<br />

Der zweite Aspekt bezieht sich auf die<br />

Unabhängigkeit vom deutschen Staat<br />

und darauf, keine Sozialleistungen oder<br />

andere Formen staatlicher Unterstützung<br />

beziehen zu müssen. Die Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer sind in diesem Fall<br />

motiviert von der Aussicht, ihr eigenes Einkommen<br />

zu sichern, ihre Familie unabhängig<br />

von anderen versorgen zu können und<br />

sich so autark in der deutschen Gesellschaft<br />

bewegen zu können. Eine typische Aussage<br />

hierfür: „Ich bin stolz darauf, dass ich als<br />

Türke, der erst seit 5 Jahren in Deutschland<br />

lebt, ein eigenes Geschäft (seit drei Jahren)<br />

betreibe. Ich beziehe keine Hilfe vom Staat<br />

und ermögliche sogar den Jugendlichen,<br />

bei mir ein Praktikum zu machen.“<br />

Der dritte Aspekt ist geschlechtsspezifisch<br />

und bezieht sich auf eine stärkere Unabhängigkeit<br />

innerhalb der Familie. Es<br />

waren ausschließlich interviewte Unternehmerinnen,<br />

für die das Thema Familie und<br />

ihre geschlechtsspezifische Rolle als Selbständige<br />

eng mit einer Stärkung ihrer<br />

familiären Position zu tun hatte: „Das war<br />

das wichtigste für mich. [...] dass ich so<br />

unabhängig bin, dass ich mein eigenes<br />

Geld verdienen kann, da muss ich jetzt<br />

nicht mehr so meine Klappe halten, sozusagen.<br />

[lacht] auch in der Familie, ja. Es ist<br />

ja schon so eine Sache, wenn Du kein Geld<br />

verdienst, fühlst Du Dich irgendwie doch<br />

ganz tief in der Seele so abhängig von<br />

jemandem.“<br />

Die befragten Unternehmer / innen, die<br />

„Selbstverwirklichung“ oder die<br />

„Umsetzung einer Idee“ als Gründe<br />

angaben, berichteten, dass sie „schon ganz<br />

lange davon geträumt“ haben, ein eigenes<br />

Unternehmen zu gründen, dass sie „den<br />

Drang zur Selbständigkeit schon <strong>im</strong>mer<br />

gehabt“ haben. Hier wird deutlich, dass es<br />

mit der Unternehmensgründung auch um<br />

die Erfüllung von Träumen und Wünschen<br />

geht. Eine Unternehmerin erzählte, dass es<br />

für sie wichtig war, unter Beweis zu stellen,<br />

dass sie als Frau die gleichen Fähigkeiten<br />

zur Unternehmensführung besitzt wie ihre<br />

männlichen Kollegen: „Ich wollte meiner<br />

Familie, Bekannten, aber vor allem mir einfach<br />

beweisen, dass ich das schaffe als<br />

Frau.“ Sie ist in ihrer Unternehmenskette –<br />

ein Franchiseunternehmen – die dritte<br />

Frau, die eine der insgesamt 50 Filialen<br />

übernommen hat.<br />

4.2.2 <strong>Soziale</strong>r Aufstieg und Suche<br />

nach anderen Wegen<br />

Kernaussage:<br />

Wenn Deine Abschlüsse und Kompetenzen<br />

nicht anerkannt werden,<br />

musst Du andere Wege suchen.<br />

Für viele Unternehmer und Unternehmerinnen<br />

spielen mehrere Motive gleichzeitig<br />

eine Rolle. Ein großer Teil nennt Pull- und<br />

Push-Faktoren gleichzeitig.<br />

Eine Kombination der dargestellten Faktoren<br />

lässt sich herausstellen, wenn es um<br />

„Aufstieg“ als Motiv der Unternehmensgründung<br />

geht, der verbunden ist mit dem<br />

Empfinden, „sonst nicht weiter zu kommen“.<br />

32 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


Vor allem die akademisch ausgebildeten<br />

Befragten waren mit der Tatsache konfrontiert,<br />

dass ihre Abschlüsse und Qualifikationen<br />

auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht<br />

oder nur unzureichend anerkannt wurden.<br />

Zugleich äußerten Bildungsinländer, die<br />

ihren schulischen oder akademischen Grad<br />

in Deutschland erreicht hatten, die Erfahrung,<br />

dass der berufliche Aufstieg seine<br />

Grenzen an Staatsangehörigkeit und<br />

Nationalität hat.<br />

Beispielhaft sind die folgende zwei Aussagen<br />

einer Lehrerin und eines Arztes: „Als<br />

ich hierher kam, war es für mich sehr<br />

schwierig. Meine Qualifikationen wurden<br />

nicht anerkannt und ich durfte meinem<br />

Beruf nicht ausüben. Es hat mich sehr frustriert.“<br />

„Sie erreichen einen gewissen Entwikklungsstand<br />

und Sie kommen da nicht weiter,<br />

sie werden komplett blockiert. Ja, ich<br />

bin Chefarztvertreter – also in führender<br />

Position und da kommen Sie nicht darüber<br />

hinaus. Das hat auch best<strong>im</strong>mt mit meiner<br />

Staatsangehörigkeit damals zu tun gehabt,<br />

aber best<strong>im</strong>mt nicht mit meinen fachlichen<br />

Fähigkeiten. Und dann müssen Sie nach<br />

anderen Wegen suchen.“<br />

Hier wird zudem der Wunsch nach sozialem<br />

Aufstieg und einer Veränderung des<br />

Statusses in der Gesellschaft deutlich. Die<br />

Selbständigkeit wird als Ausgangsgrundlage,<br />

als eine Art Sprungbrett für den sozialen<br />

Aufstieg und das wirtschaftliche Selbstbewusstsein<br />

gesehen.<br />

E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

33


E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

4.3 Erfahrungen mit Beratungsangeboten<br />

und die Nutzung<br />

von Kontakt- und Unterstützungsnetzwerken<br />

Hauptinformations- und<br />

Beratungsquellen<br />

Die Auswertung der Befragungen zeigt<br />

eindeutig auf, dass die Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer zielgruppenspezifische<br />

Information und Beratung sowie Begleitung<br />

wünschen. 78,3 % stellten in den<br />

Interviews und <strong>im</strong> Fragebogen eine gute<br />

Beratung als wichtige Voraussetzung einer<br />

erfolgreichen Unternehmensgründung heraus.<br />

Generell haben sich auch diejenigen<br />

Personen die angaben, dass ihnen keine<br />

Beratungsmöglichkeiten bekannt sind, eine<br />

Beratung gewünscht: „...ich hatte schon<br />

paar Fragen gehabt und ich dachte, es gibt<br />

hier schon jemanden, der mir solche Fragen<br />

beantworten kann.“<br />

Bei der Analyse der genutzten Beratungsquellen<br />

wird deutlich, dass sich die Hälfte<br />

der Gründer auf Bekannte und den Freundeskreis<br />

gestützt haben (49 %). Hierbei<br />

handelte es sich vorrangig um Personen,<br />

die selbst ein Unternehmen gegründet<br />

haben und daher über einen Informationsund<br />

Wissensvorsprung verfügten.<br />

Daneben waren individuelle „sonstige“<br />

Informationsquellen mit 41,2 % an zweiter<br />

Stelle. Das sind (a) Einzelpersonen wie zum<br />

Beispiel frühere Arbeitgeber, die eine Mentorenfunktion<br />

bei der Unternehmensgründung<br />

übernommen haben, (b) spielt der<br />

Steuerberater als allgemeiner Berater eine<br />

große Rolle sowie (c) eine Reihe von<br />

Sondersituationen: bei Franchiseunternehmen<br />

hat die Zentrale in der Beratung eine<br />

wichtige Rolle inne, in Einzelfällen spezifische<br />

Fachvereinigungen wie der Verband<br />

Deutscher Ingenieure.<br />

34 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


Von den öffentlichen Beratungseinrichtungen<br />

wurde lediglich die IHK mit 21,6 % in<br />

einem nennenswerten Umfang genutzt.<br />

Deutlich wird, dass lokale Beratungsinstitutionen<br />

wie die GWS eine sehr geringe Rolle<br />

bei der Beratung von Unternehmern mit<br />

Zuwanderungsgeschichte spielten (9,8 %).<br />

Es wird zudem deutlich, dass es wenig ausgeprägte<br />

Netzwerkstrukturen innerhalb<br />

der Migratengruppen gibt. Die meisten<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer sind<br />

bei der Unternehmensgründung Einzelkämpfer<br />

und als solche ist der persönliche<br />

Kontakt zu anderen Einzelpersonen, die<br />

zentrale Motivation, sich beraten zu lassen.<br />

Gründe für Nichtwahrnehmung<br />

der Beratungsangebote<br />

Betrachtet man die Gründe für den Verzicht<br />

auf Beratung so wird deutlich, dass es<br />

ein Informationsdefizit über die vorhandenen<br />

Angebote gibt: Über ein Drittel der<br />

hier Anwortenden gaben als Grund an,<br />

dass „keine Angebote bekannt“ seien. Bei<br />

der Aufschlüsselung des Bekanntheitsgrades<br />

wird es noch deutlicher: während die<br />

Kammern IHK bei 45 (88,2%) und HWK bei<br />

33 (64,7%) Unternehmen bekannt sind –<br />

was noch nicht bedeutet, dass auch die<br />

konkreten Angebote für Gründer/innen<br />

bekannt sind oder gar in Anspruch genommen<br />

werden – kennen die GWS als Organisation<br />

22, das sind 43,1 % der Befragten.<br />

Bei den genutzten Angeboten liegen<br />

daher die Kammern (IHK 32 %, HWK 28 %)<br />

sowie die Agentur für Arbeit (44 %) und<br />

die job-com (32 %) vorn.<br />

Zudem wird deutlich, dass sich die Unternehmer<br />

/ innen von den <strong>Institut</strong>ionen, an<br />

die sie sich wenden, nur unzureichend weiter<br />

vermittelt fühlen. Typisch ist hierbei,<br />

dass sie einen Versuch der Beratungsaufnahme<br />

starten und wenn dieser erfolglos<br />

bleibt, auf weitere Beratung verzichten:<br />

E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

35


E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

„Ja, ich hab erstmal versucht, mich irgendwo<br />

beraten zu lassen – das ist ja die wichtigste<br />

Frage von Ihnen – aber da hab ich<br />

irgendwie gar nichts gefunden. Ich hab ein<br />

paar Mal be<strong>im</strong> Finanzamt nachgefragt, wo<br />

ich mich beraten lassen kann und dort hab<br />

ich keine vernünftige Antwort bekommen.<br />

Ja, und dann bin ich einfach zum Rathaus<br />

gegangen und hab mich einfach angemeldet.“<br />

Wünsche an die Beratung<br />

Die Erhebung zeigt eine hohe Zufriedenheit<br />

der Unternehmer / innen mit der Qualität<br />

ihrer genutzten Beratungsangebote.<br />

Bis auf 2 Personen äußerten sich alle positiv.<br />

Bei den Wünschen an eine Beratung wurde<br />

deutlich, dass es die Inhalte sind, die die<br />

Unternehmer als Bedarf formulieren. Viele<br />

Unternehmer und Unternehmerinnen wünschen<br />

sich eine Professionalisierung und<br />

Qualifizierung der Beratung. Dies gilt<br />

besonders, wenn ein Kredit oder Förderungen<br />

beantragt werden sollen.<br />

Dreizehn der befragten Unternehmensgründer<br />

äußerten den Wunsch, die Beratung<br />

(auch) in der Mutersprache zu führen<br />

bzw. führen zu können. Andere wiederum<br />

lehnen eine Beratung in der Muttersprache<br />

bzw. durch Beratungspersonen aus dem<br />

Herkunftsland explizit ab mit der Begründung,<br />

dass das Unternehmerleben auch in<br />

der deutschen Sprache gestaltet wird und<br />

dass es daher wichtige Voraussetzung sei,<br />

die Sprache so zu beherrschen, dass eine<br />

Beratung auch in Deutsch erfolgen kann.<br />

Bei denjenigen, die sich muttersprachliche<br />

Beratung wünschten war deutlich, dass der<br />

Aspekt des Vertrauens eine wichtige Rolle<br />

spielt. Diesbezügliche Wünsche waren<br />

nicht auf eine mangelnde Sprachkompetenz<br />

zurückzuführen. Beratungspersonen<br />

mit Migrationshintergrund genießen ein<br />

größeres Vertrauen aufgrund ihrer sprachlichen<br />

Kompetenzen. Im Beratungsgespräch<br />

ist dies ein zentraler Gesichtspunkt.<br />

Unterschätzt-Werden bei<br />

hochqualifizierten Personen<br />

Vor allem die gut qualifizierten Interviewten<br />

fühlten sich in den Beratungssituationen<br />

von den Beratenden zum Teil in ihrer<br />

Kompetenz und ihren Erfahrungen unterschätzt.<br />

Achtzehn der befragten Unternehmer<br />

(34 %) verfügten über einen Hochschulabschluss<br />

und zehn über die allgemeine<br />

Hochschulreife (18,9 %). 7<br />

Für die meisten Unternehmer gehört die<br />

Tatsache, unterschätzt zu werden, zu ihrem<br />

Alltag in Deutschland. Sie haben sich daran<br />

gewöhnt und gehen eher gleichmütig<br />

damit um, wie die folgende Aussage eines<br />

Ingenieurs zeigt: „Wenn ich wieder mal an<br />

den Herren be<strong>im</strong> Arbeitsamt denke, der<br />

hat wirklich versucht, mir das wie einem<br />

Analphabeten beizubringen. Das war aber<br />

auch nicht verkehrt. Gut der eine kann<br />

sagen, ‚Hör mal, ich kann das!’. Aber man<br />

soll sich auch ruhig Zeit nehmen, den aussprechen<br />

zu lassen, weil je mehr einer<br />

redet, desto mehr Informationen bekommt<br />

man. Man sollte schon gucken, ein gewisses<br />

Maß an Ruhe für die Behörden mitzubringen.“<br />

Eine chinesische Unternehmerin<br />

äußerte den Wunsch, dass „viele Chinesen<br />

in Deutschland Akademiker sind und auch<br />

wie solche behandelt werden wollen.“ Eine<br />

Unternehmerin erzählte pointiert: „Der hat<br />

mich so beraten, als ob er mein Psychotherapeut<br />

wäre und nicht mein Berater.“<br />

7 Zu berücksichtigen ist, dass bei der Interviewanfrage die Bereitschaft der hochqualifizierten Personen<br />

eher groß ist. Deshalb lässt sich diese Aussage nicht auf die Gesamtzahl der 1.637 ermittelten<br />

Unternehmer/Innen schlussfolgern.<br />

36 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


Hier wird deutlich, dass sich hochqualifizierte<br />

Unternehmer / innen in Beratungsinstitutionen<br />

oft nicht ernst genommen fühlen<br />

und dass es seitens der Beratenden<br />

darum geht, die Qualifikationen und<br />

Erfahrungen anzuerkennen. Es handelt sich<br />

hierbei nicht um eine Frage kulturellen<br />

Missverständnisses, sondern um den Spiegel<br />

einer gesellschaftlichen Wahrnehmung,<br />

die Migrant/Innen häufig als niedrig qualifiziert<br />

ansieht und die Barrieren in der<br />

deutschen Sprache gleichsetzt mit einem<br />

niedrigen Bildungsgrad.<br />

4.4 Erfahrungen mit Behörden und<br />

öffentlichen Einrichtungen<br />

Die Unternehmer antworteten auf die<br />

Frage zu ihren Erfahrungen mit Behörden<br />

sehr unterschiedlich. Einige bezogen es auf<br />

die Unternehmensgründung und alle<br />

damit verbundenen behördlichen Gänge,<br />

andere auf ihre Erfahrungen als Mensch<br />

mit Migrationshintergrund in Deutschland<br />

mit unterschiedlichsten Behörden. Es<br />

wurde sowohl explizit nach positiven wie<br />

nach negativen Erfahrungen gefragt. Zwei<br />

unterschiedliche Ebenen werden in der<br />

Auswertung der Befragung deutlich:<br />

Zum einen geht es bei positiven wie negativen<br />

Erfahrungen um das System „Behörde“,<br />

das heißt, die behördliche Struktur in<br />

Deutschland mit ihrer Ausdifferenzierung<br />

in verschiedene Zuständigkeiten, die<br />

behördlichen Regeln, Formblätter, Erreichbarkeiten<br />

und Bearbeitungszeiten. Wie<br />

waren die Erfahrungen zwischen „Behörde“<br />

und „Unternehmer/in“?<br />

Zum anderen stehen die Erfahrungen in<br />

der Kommunikation mit den konkreten<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der<br />

Behörden <strong>im</strong> Mittelpunkt der Antworten.<br />

Hier handelt es sich also um zwischenmenschliche<br />

Kontakte, um die Art und<br />

Weise von Gesprächen, um Freundlichkeit<br />

und Unterstützungsangebote zwischen<br />

„Mitarbeiter/in“ und „Unternehmer/in“.<br />

Positive Erfahrungen mit Behörden<br />

und Mitarbeiter/innen<br />

Kernaussage:<br />

Wenn man weiß, was man will und<br />

die Regeln befolgt,<br />

dann gibt es keine Probleme.<br />

Der überwiegende Teil der befragten<br />

Unternehmer / innen äußerte sich positiv<br />

über seine Erfahrungen mit Behörden.<br />

Die Mehrzahl der Befragten gab an, dass<br />

es bei der Gründung und bezogen auf ihr<br />

Unternehmen positive Erfahrungen gab<br />

bzw. kaum oder sehr wenig Probleme<br />

bestanden. Meist verlief die Gründung reibungslos<br />

unter der Voraussetzung, dass<br />

alle dafür benötigten Papiere vorlagen.<br />

Viele der befragten Unternehmer / innen<br />

hatten zudem sehr wenig Kontakt mit<br />

Behörden.<br />

Die allgemeinen Aussagen zum System<br />

„Behörde“ werden durch explizit positive<br />

ergänzt, die sich auf die Mitarbeiter/innen<br />

einzelner Ämter bezogen wie die folgende<br />

zeigt: „Als gut kann ich aufführen, dass<br />

be<strong>im</strong> Gewerbeamt die Leute einem behilflich<br />

waren. Es lief in der Regel alles ohne<br />

größeren Aufwand und problemlos, wenn<br />

man die erforderlichen Unterlagen eingereicht<br />

hat.“ Besondere Unterstützung<br />

erfährt der Inhaber eines Juweliergeschäftes<br />

durch die örtliche Polizei: „In regelmäßigen<br />

Abständen kommen sogar bei uns<br />

Polizeibeamte vorbei um nachzufragen, ob<br />

bei uns alles in Ordnung sei und ob wir<br />

irgendwelche Ängste hätten. [...] Die Nachfrage<br />

der Polizei finde ich gut.“<br />

Zitat: „Wenn man sich an die Regeln<br />

gehalten hat, gab es keine Probleme.“<br />

Zitat: „Wenn Sie sachlich bleiben, gut<br />

sind und es auch gut vortragen (richtig<br />

E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

37


E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

einbringen), kommen Sie auch an Lösungen.“<br />

Zitat: „Ich habe bis jetzt nur gute Erfahrungen<br />

mit Behörden. Ich habe keine<br />

Probleme bekommen durch meine Herkunft<br />

und ich bin dafür dankbar.“<br />

Negative Erfahrungen mit Behörden<br />

und Mitarbeiter/innen<br />

Auf der anderen Seite sind Hemmnisse und<br />

Zurückhaltung gegenüber den Behörden<br />

zu erkennen. Dreiundzwanzig der Befragten<br />

(44,2 %) nannten bei den Gründungshürden<br />

„Bürokratie, Vorschriften, Gesetze“.<br />

Diese hatten häufig mit dem System<br />

„Behörde“ zu tun: mit behördlichen Abläufen,<br />

Behördengängen und Formblättern.<br />

Als Hürden oder Hemmnisse wurden fehlende<br />

Informationen über den Ablauf der<br />

verschiedenen administrativen Gänge<br />

sowie ein fehlender Überblick über die<br />

Struktur der Behörden und die einzelnen<br />

Zuständigkeiten genannt. Eine Checkliste,<br />

was in welcher Reihenfolge bei der Unternehmensgründung<br />

zu tun ist, wurde<br />

gewünscht. Interessant ist, dass die Schwierigkeiten<br />

mit dem System „Behörde“<br />

sowohl von akademisch gebildeten als<br />

auch nicht-akademisch gebildeten Unternehmer<br />

/ innen genannt wurden.<br />

Die Unternehmer / innen beschrieben ein<br />

Gefühl der eigenen Orientierungslosigkeit<br />

<strong>im</strong> Dickicht von Vorschriften und Abläufen.<br />

Die starke Arbeitsteilung innerhalb der<br />

deutschen Behördenlandschaft wurde als<br />

besondere Schwierigkeit beschrieben. In<br />

vielen Herkunftsländern der interviewten<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer gibt<br />

es diese Form der ausdifferenzierten<br />

Zuständigkeiten nicht, sondern eine zentralistische<br />

Struktur. Eine Unternehmerin<br />

erklärte die Unterschiede zu ihrem Herkunftsland<br />

(Ukraine) so: „Das ist für uns<br />

das Schl<strong>im</strong>mste hier in Deutschland. Das<br />

alles so abgegrenzt ist. Bei uns gibt es ein<br />

weißes Haus und dann gehen wir dahin<br />

und können da alles klären. Das ist einfach.<br />

Und wenn wir es da nicht klären können,<br />

dann haben wir da <strong>im</strong>mer Info, wo alle<br />

etwas kriegen. Und das hilft uns und hier<br />

nicht. Ich dachte dann, dass die Deutschen<br />

das wissen, aber die wissen das auch nicht.<br />

Es ist so wie eine Hydra, so vielfältig und<br />

keiner versteht das.“<br />

Die Interviewten sind dem begegnet,<br />

indem sie sich bei anderen Stellen informiert<br />

haben – zu 49 % bei Freunden und<br />

Bekannten und zu 21,6 % bei der IHK und<br />

dann mit den Informationen erneut bei<br />

den entsprechenden Stellen vorgesprochen<br />

haben. Deutlich wurde ein großer Grad<br />

selbständiger Informationssuche.<br />

Zitat: „Die Behörden waren nicht <strong>im</strong>mer<br />

hilfsbereit und sie hacken oft auf Kleinigkeiten.“<br />

Zitat: „Immer noch schwierig [sind] die<br />

ganzen nachgeschalteten Zwänge wie<br />

Steuererklärung zum Beispiel ganz konkret.<br />

Sich mit den ganzen Begriffen auseinander<br />

zu setzen, mit dem Fachjargon,<br />

der überhaupt nicht zu meiner Ausbildung<br />

passt. Das ist eine Herausforderung.“<br />

Zitat: „Die Behörden helfen einem<br />

wenig. Sie haben manchmal strikt ihre<br />

Vorschriften und weichen auch nicht in<br />

Ausnahmefällen davon ab. Dabei zeigen<br />

sie auch alternativ keinen anderen Weg,<br />

den man beschreiten könnte.“<br />

Bezogen auf die zwischenmenschlichen<br />

Aspekte zwischen Mitarbeiter / innen<br />

und Unternehmer / innen erzählten die<br />

Unternehmer / innen von Missverständnissen,<br />

zeigten jedoch zugleich ein hohes<br />

Maß an Verständnis für die schwierige<br />

Arbeitssituation der Beschäftigten. Die<br />

interviewten Unternehmer versetzen sich<br />

in die Lage der Beschäftigten in den Behör-<br />

38 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


den und verwiesen auf Quellen interkultureller<br />

Missverständnisse, die wir beispielhaft<br />

nennen möchten:<br />

Kernaussagen:<br />

( I ) Man muss sich selbst alle<br />

Informationen suchen. Es sagt<br />

einem keiner, was wann wie<br />

zu tun ist.<br />

( II ) Wichtig sind gegenseitige<br />

Anerkennung und Achtung<br />

sowie eine Förderung der interkulturellen<br />

Verständigung.<br />

Anklopfen vs. Nicht-Anklopfen<br />

„Kommunikationsstörungen gibt es <strong>im</strong>mer<br />

dann, wenn der eine in seinem Z<strong>im</strong>mer<br />

sitzt und der andere kommt herein ohne<br />

zu klopfen. Ich kenne das aus Griechenland,<br />

wo es sowieso eine Distanz gibt zwischen<br />

dem Beamten und dem Volk. Der<br />

Beamte ist jemand, der einem irgendwas<br />

geben kann oder verweigern kann. Die<br />

Leute spielen sich dann auf. [...] wenn<br />

einer dann rein geht [in Griechenland],<br />

und dann der zweite, dritte, vierte kommt,<br />

ist das kein großes Problem.“<br />

Verweis auf Nichtzuständigkeit<br />

und weggeschickt werden zu einer<br />

anderen Stelle<br />

„Und dann meine Landsleute, wenn die zu<br />

Behörden kommen, da sitzen Fachleute.<br />

Und die kennen einen kleinen Bereich.<br />

Aber wenn wir kommen, dann müssen wir<br />

unbedingt das und das und das wissen.<br />

Und dann sagt diejenige: `Nein dafür bin<br />

ich nicht zuständig, bitte Kollege sowieso´.<br />

Für uns klingt das wie `Ich will mit Dir nicht<br />

sprechen, geh bitte weg!´ Für uns das<br />

klingt so. Obwohl, ich verstehe das und ich<br />

versuche das <strong>im</strong>mer meinen Landsleuten zu<br />

erklären.“<br />

Geduld und Aufmerksamkeit bei der<br />

sprachlichen Verständigung<br />

„Was ich gemerkt habe, als ich als Student<br />

nach Deutschland gekommen bin und mit<br />

der Ausländerbehörde konfrontiert war<br />

oder mit dem Arbeitsamt, hinter den<br />

Schreibtischen sitzen ja auch Menschen.<br />

Und wichtig ist halt, als Mensch verständigt<br />

man sich halt nicht nur mit Gesten,<br />

sondern auch mit der Sprache. Und wenn<br />

Sie die Sprache des anderen nicht verstehen,<br />

dann hapert es halt schnell. Und man<br />

sollte sich da auch ein bisschen Mühe<br />

geben dem Migranten gegenüber, sein<br />

Blatt zurück zu tun, hochdeutsch zu sprechen<br />

und nicht so schnell. Und wenn er mit<br />

ihm redet, ihm auch in die Augen zu gukken<br />

und nicht den Aktendeckel vollzukritzeln.<br />

Dann müsste es weniger Verständigungsschwierigkeiten<br />

geben.“<br />

Die deutsche Sprache als Schlüssel<br />

einer erfolgreichen Behördenkommunikation<br />

Kernaussage:<br />

Die selbstbewusste Beherrschung<br />

der deutschen Sprache ist die<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />

Behördenkommunikation.<br />

Viele der Interviewten benannten die<br />

Kenntnisse der deutschen Sprache als wichtigen<br />

Zugang zum administrativen System:<br />

Diejenigen mit sehr guten deutschen<br />

Sprachkenntnissen, verwiesen darauf, dass<br />

es andere schwerer haben und diejenigen,<br />

die sich mit ihren Deutschkenntnissen unsicher<br />

fühlen, empfanden das als problematisch.<br />

Die deutsche Sprache in Formularen<br />

und Behördengängen sicher anzuwenden,<br />

wird als eine „sehr große Herausforderung“<br />

beschrieben. Zudem wird die spezielle<br />

Fachsprache in Formularen als problematisch<br />

benannt, „gerade in solchen<br />

Schriftstücken ist alles ein bisschen anders<br />

formuliert als gesprochenes Deutsch.“<br />

E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

39


E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

Zudem fühlen sich einige Unternehmer in<br />

der Gesprächssituation speziell mit Behörden<br />

unsicher. Eine Unternehmerin berichtet:<br />

„Wenn ich dann anrufe [auf dem Amt]<br />

und die Frau sagt mir, sie versteht mich<br />

nicht und ich verstehe sie auch manchmal<br />

nicht und ich erkläre noch mal und sie versteht<br />

mich wieder nicht, dann habe ich<br />

Angst noch mal anzurufen.“ Jeder, der<br />

eine Fremdsprache gelernt hat weiß, wie<br />

stark die Ausdrucksfähigkeit in einer<br />

Gesprächssituation abhängig ist von den<br />

Faktoren „Sicherheit“ und „Vertrauen“.<br />

Wegweiser durch den Behördendschungel<br />

Viele der befragten Unternehmer / innen<br />

wünschten sich, „dass man irgendwie leichter<br />

an die Informationen kommen kann.“<br />

Sie äußerten den Wunsch nach einer klaren<br />

Checkliste, wann was für Unternehmensgründung<br />

und -führung zu tun sei: „Wir<br />

hätten so eine Liste oder ganz klaren<br />

Ablauf gebraucht, was wir machen sollen;<br />

wir hatten keine Informationen, wie das<br />

funktioniert.“<br />

Da es eine Anzahl an Informationsbroschüren<br />

bereits gibt, wird deutlich, dass<br />

• die Broschüren nicht an ihre Zielgruppe<br />

gelangen und / oder<br />

• diese nicht zielgruppenadäquat aufbereitet<br />

sind.<br />

Als nicht adäquat wurde dabei genannt:<br />

• Informationsbroschüren sind zu umfangreich<br />

und detailgenau.<br />

Dementsprechend wünschten sich die<br />

Unternehmer / innen:<br />

• eine kurze und übersichtliche Liste,<br />

• in klarer Sprache,<br />

• mit den einzelnen Stationen und Daten<br />

der Unternehmensgründung,<br />

• einschließlich aller involvierten Ämter<br />

(auch Meldebehörde u. ä.).<br />

4.5 Erfolgsfaktoren der unternehmerischen<br />

Tätigkeit<br />

Ein wesentlicher Gesprächsteil der Interviews<br />

bezog sich auf die Erfolge und Hürden<br />

bei der Gründung des Unternehmens,<br />

was die Unternehmer / innen als „Mentoren“<br />

anderen Unternehmensgründenden<br />

raten würden und auf Kriterien, an denen<br />

der Erfolg gemessen wird. Daraus lassen<br />

sich eine Reihe von „Erfolgsfaktoren“ für<br />

eine unternehmerische Tätigkeit ableiten.<br />

Indikatoren, an denen die befragten<br />

Unternehmer / innen ihren Erfolg messen:<br />

• Zufriedenheit der Kunden / gute Kundenbeziehungen<br />

/ Vorhandensein von<br />

Stammkunden<br />

• Qualität der Arbeit<br />

• Anzahl der Aufträge<br />

• Umsatz / Einkommen /Gewinn<br />

• Mitarbeiterzahl<br />

• Sprache ist zu sehr am Beamtendeutsch<br />

angelehnt.<br />

• Themen und Zuständigkeitsbereiche sind<br />

zu stark abgegrenzt voneinander.<br />

40 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


4.5.1 Erfolgsfaktor: Qualität<br />

und Kundenorientierung<br />

Kernaussage:<br />

Die Qualität meiner Arbeit und die<br />

Zufriedenheit der Kunden sind<br />

die Schlüssel zum Erfolg.<br />

Als einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren<br />

nannten die Unternehmer die Qualität<br />

ihrer Arbeit und ihre hohe Kundenorientierung.<br />

Dabei wird deutlich, dass sie sich an<br />

Werten der Arbeit wie „Intelligenz und<br />

Fleiß“ orientieren, versuchen, „sehr genau<br />

zu arbeiten“, „alle Aufträge zeitgemäß zu<br />

erfüllen“ und die „gegebenen Termine“<br />

einzuhalten. Vieles von dem, was in den<br />

Unternehmen von Migranten und Migrantinnen<br />

erwirtschaftet wird, beruht auf<br />

einem hohen persönlichen Arbeitseinsatz<br />

und Leistungsvermögen. Die Aussage des<br />

folgenden Unternehmers illustriert die<br />

Kombination an qualitativ hochwertiger<br />

Arbeit, individueller Ausführung und die<br />

Fortführung der eigenen Qualifikationen<br />

durch Fortbildungen: „Ein wichtiges Kriterium<br />

ist für uns auch, dass wir sauber und<br />

genau bei der Errichtung des Bauwerks<br />

arbeiten. Die Arbeit wird nie als Routine<br />

betrachtet, sondern es wird <strong>im</strong>mer mit<br />

äußerster Sorgfalt drangegangen. Weiterhin<br />

nehme ich regelmäßig an Fortbildungen<br />

teil, um <strong>im</strong>mer auf dem neusten Stand<br />

zu sein.“<br />

Die Zufriedenheit der Kunden ist dabei das<br />

Ziel und der Maßstab unternehmerischen<br />

Erfolges. Der Kunde wird als der wesentliche<br />

Schlüssel betrachtet, neben anderen<br />

Kriterien wie weitere Aufträge, Umsatz<br />

und Stabilität. Er steht <strong>im</strong> Mittelpunkt des<br />

Interesses.<br />

Zitat: „Gut gelungen ist mir, dass ich<br />

meine Kunden zufrieden stellen kann.<br />

Wenn die zufrieden sind, bin ich auch<br />

zufrieden.“<br />

Zitat: „...den Kunden wirklich als König<br />

behandeln und <strong>im</strong>mer freundlich sein,<br />

das ist auch bei uns gut eingeschlagen,<br />

denke ich mal. Viele kommen, weil wir<br />

mit den Kunden wirklich sehr freundlich<br />

sind.“<br />

Zitat: „Einen Kunden zu bekommen ist<br />

ganz leicht, es ist ein ungeschriebenes<br />

Blatt, der kommt mal aus Neugier, und<br />

dann ist er da. Aber die Kunden zu<br />

erhalten über Jahrzehnte, das ist nicht<br />

mehr so einfach. Verschiedene Faktoren<br />

spielen eine Rolle und wenn Sie das<br />

schaffen, dann können Sie zum Schluss<br />

sagen: Ich habe Erfolg gehabt. Meine<br />

Werbung sind nur meine Patienten und<br />

die Qualität meiner Arbeit.“<br />

„Den Erfolg messe ich an der Zufriedenheit<br />

meiner Kunden. Wir versuchen<br />

unsere Aufgaben rechtzeitig und gut zu<br />

machen. Wir gehen auf besondere Wünsche<br />

(z.B. Fristen) unserer Kunden ein.<br />

Zufriedene Kunden kommen wieder und<br />

wir erzielen dadurch Gewinn.“<br />

4.5.2 Erfolgsfaktor<br />

Deutschkenntnisse<br />

Kernaussage:<br />

Die Beherrschung der Deutschen<br />

Sprache ist eine wichtige Voraussetzung,<br />

um als Unternehmer / in<br />

erfolgreich zu arbeiten.<br />

Aus den überwiegenden Aussagen der<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer ist<br />

zu entnehmen, dass gute deutsche Sprachkenntnisse<br />

eine unabdingbare Voraussetzung<br />

für die Gründung und Führung eines<br />

Unternehmens sind. Mangelnde Kenntnisse<br />

der deutschen Sprache erhöhen die<br />

Schwelle zum Informationszugang. Diese<br />

Aussage trafen auch erfolgreiche und etablierte<br />

Unternehmerinnen und Unterneh-<br />

E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

41


E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

mer, die trotz eines langen Aufenthalts in<br />

Deutschland über geringe Deutschkenntnisse<br />

verfügen. Die Bedeutung der Sprachkenntnisse<br />

wird sehr wohl formuliert, auch<br />

wenn die Realität anders aussieht, wie zum<br />

Beispiel auf einem Regionalworkshop<br />

deutlich wurde, an dem überwiegend<br />

Unternehmen teilnahmen, die nur über<br />

unzureichende Sprachkenntnisse verfügten.<br />

In dem Zusammenhang wurde auch<br />

darauf hingewiesen, dass die unternehmerische<br />

Tätigkeit keine Zeit läßt, um seine<br />

Sprachkompetenzen zu verbessern.<br />

Zitat: „[...] und Grundlage ist, entweder<br />

beherrschen Sie die Sprache oder Sie<br />

gehen unter. Der ganze Bürokram! Ich<br />

bin der Meinung, wenn Leute sich selbständig<br />

machen, Übersiedler oder so,<br />

wenn sie sprachlich nicht so weit sind,<br />

dann rächt sich das.“<br />

Zitat: „Besonders stolz bin ich da drauf,<br />

dass ich erstens die Sprache so gut<br />

gelernt habe. [...] ich konnte kein<br />

Deutsch, als ich nach Deutschland kam.“<br />

Zitat: „Ich würde ihm [dem Existenzgründer]<br />

raten, dass er zuerst die deutsche<br />

Sprache gut beherrscht. Weiterhin<br />

sollte er sich mit den Gesetzen und der<br />

deutschen Kultur vertraut machen. Dann<br />

hat er auch eine Chance, auf die deutschen<br />

Kunden eingehen zu können.“<br />

4.5.3 Erfolgsfaktor:<br />

Unternehmerisches Wissen<br />

und Branchenerfahrung<br />

Gute Sprachkenntnisse sind jedoch nicht<br />

die einzigen erfolgsrelevanten Ressourcen<br />

für den unternehmerischen Werdegang.<br />

Mindestens genauso wichtig ist eine ausreichende<br />

Branchenerfahrung, die ggf. den<br />

Mangel an formaler Qualifikation kompensieren<br />

kann. Aus den Interviews geht hervor,<br />

dass viele Unternehmerinnen und<br />

Unternehmer vor der Unternehmensgründung<br />

bereits Erfahrungen in der Branche<br />

oder zumindest einen unternehmerischen<br />

Hintergrund hatten.<br />

Viele der befragten Unternehmer / innen<br />

gaben an, dass sie davon profitierten, dass<br />

sie Unternehmertum und selbständiges<br />

Arbeiten aus ihrem familiären Umfeld<br />

bereits kannten. Dadurch fühlen sie sich<br />

vorbereitet auf die langen Arbeitszeiten,<br />

die finanziellen Risiken und die unsichere<br />

Zukunft sowie auf die Belastung für die<br />

Familie: „Mir war Selbständigkeit und was<br />

ein Geschäft bedeutet, vertraut – also die<br />

Großeltern, die hatten über 50 Jahre lang<br />

einen kleinen Gemüse- und Obstladen. Vergleichen<br />

können Sie das mit den Obst- und<br />

Gemüseläden von den Türken – also ich bin<br />

in so einer Familie groß geworden. Wir<br />

lebten auch sehr eng zusammen. Ich habe<br />

da auch in den Ferien gearbeitet, an Samstagen,<br />

ich wusste, was das bedeutet. Das<br />

ist nicht so wie 8 Stunden abklopfen,<br />

Gehalt kassieren. Sie denken, wenn Sie<br />

schlafen gehen, an das Geschäft. Sie träumen<br />

auch davon und wenn Sie aufwachen,<br />

die ersten Gedanken dann auch – nonstop.<br />

Ich wusste, dass es ein harter Job ist.“<br />

4.5.4 Erfolgsfaktor Kämpfertyp<br />

Kernaussage:<br />

Ich kannte die Branche aus früheren<br />

Tätigkeiten oder wusste durch<br />

meine Familie, was an Arbeitsbelastung<br />

auf mich zukommt.<br />

Ich bin nicht überrascht worden,<br />

sondern war vorbereitet.<br />

Kernaussage:<br />

Wenn Du kämpfst, dann schaffst Du<br />

es auch!<br />

Eine der Kernaussagen, die alle befragten<br />

Unternehmer / innen teilen, heißt „Kämpfen<br />

oder es lassen!“. Die Unternehmer<br />

42 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


eschreiben, dass es Mut, Kraft und Durchhaltevermögen<br />

bedarf, um Schwierigkeiten<br />

zu überwinden. Zugleich vermitteln sie<br />

einen Opt<strong>im</strong>ismus, der sich aus den Erfahrungen<br />

speist, dass es möglich ist. Typische<br />

Aussagen hierfür sind:<br />

„Von nichts kommt nichts, also, wenn man<br />

sich anstrengt, dann schafft man das<br />

auch.“ Oder: „Vor allem, keine Angst<br />

davor zu haben, man muss ja an sich selbst<br />

glauben und irgendwie das Ganze durchboxen.<br />

Man muss es nur wollen.“<br />

Zugleich wird, wenn die Eigenschaft, ein<br />

Kämpfertyp zu sein, nicht vorhanden ist,<br />

von einer unternehmerischen Tätigkeit<br />

abgeraten: „...wissen Sie, das ist Charaktersache.<br />

Den einen schmeißen Sie zur Tür<br />

raus und der klettert durchs Klofenster<br />

wieder rein und ist dann drinnen und der<br />

andere sagt, der hat mich rausgeschmissen,<br />

der will von mir nichts mehr wissen, dann<br />

will ich auch von dem nichts mehr wissen.<br />

Dann ist der, der rausgegangen ist, <strong>im</strong><br />

Nachteil.“ Durchhaltevermögen wird als<br />

wichtigster Vorteil gegenüber anderen<br />

wahrgenommen: „Also, was würde ich<br />

dem raten? Also, wenn er was machen will,<br />

würde ich ihm raten, soll er es machen!<br />

Hindernisse kann man überstehen. Und der<br />

soll, wenn er ein Ziel hat, es verwirklichen.<br />

Weil es gibt nichts, was wir Menschen nicht<br />

machen können – man muss sich halt dafür<br />

ein bisschen anstrengen, halt Hürden überstehen.<br />

Mutig sein.“<br />

Eine besondere Form des Kämpfertums<br />

beschreiben auch hier die Unternehmerinnen:<br />

„...welche Schwierigkeiten? Hier in <strong>Düren</strong><br />

extrem: Frau als Geschäftsfrau. Am Anfang<br />

wurde ich nicht so als Geschäftsfrau von<br />

den türkischen Kunden respektiert.“ Als<br />

Strategie beschreibt auch sie Ausdauer und<br />

Hartnäckigkeit: „Nicht nachlassen. Wenn<br />

ich einmal nein sage, dann heißt es nein!“<br />

4.5.5 Erfolgsfaktor<br />

Familiäre Ressourcen<br />

Zentrale Herausforderung <strong>im</strong> Vorfeld der<br />

Gründung sind das geringe Startkapital<br />

und die Finanzierungsengpässe die thematisiert<br />

wurden. Hier kommt der Familie und<br />

der Verwandtschaft eine bedeutende Rolle<br />

als Financier zu. Auch <strong>im</strong> persönlichen<br />

Umfeld werden viele Informationen bezogen,<br />

es wird ausgeholfen und beraten.<br />

So haben 44 % der Befragten entweder ihr<br />

eigenes Vermögen oder die Familie/<br />

Bekannte für die Finanzierung in Anspruch<br />

genommen. Oft sind es Ersparnisse, die<br />

investiert werden. Nur in 14,7 % der Fälle<br />

konnten die Befragten eine Förderung<br />

durch ein Bankenkredit (Sparkasse <strong>Düren</strong>)<br />

vorweisen. Nur sechs der Befragten, das<br />

sind 8 %, haben eine öffentliche Förderung<br />

(KfW-Bankengruppe) in Anspruch genommen.<br />

Voraussetzung für die Vergabe eines Kredites<br />

ist ein Unternehmenskonzept oder eine<br />

Marktstrategie. Sechzehn Befragte haben<br />

die Erstellung eines Unternehmenskonzeptes<br />

als Gründungshürde bezeichnet. Aber<br />

auch aufgrund der begrenzten sprachlichen<br />

Möglichkeiten tun sich Selbständige<br />

mit Migrationshintergrund schwer, ihre<br />

Geschäftsideen bzw. das Vorhaben konzeptionell<br />

darzustellen und insbesondere die<br />

Banken davon zu überzeugen. Ein weiterer<br />

Grund ist mangelndes Wissen über die<br />

öffentlichen Förderbanken wie der NRW<br />

Bank sowie der KfW-Bankengruppe: Nur 5<br />

bzw. 11 der 45 Antwortenden kannten die<br />

Einrichtungen. Zudem lehnten aber auch<br />

viele Unternehmer Kredite ab, da es für sie<br />

wichtig sei, „keine Schulden zu machen“<br />

und finanziell unabhängig von Banken<br />

oder staatlichen Geldern zu bleiben. Ein<br />

Unternehmer, dessen Unternehmensethik<br />

stark durch seinen musl<strong>im</strong>ischen Glauben<br />

geprägt war, erläuterte, dass es für ihn aus<br />

religiösen Gründen nicht erlaubt sei, Schul-<br />

E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

43


den zu machen und Zinsen zu nehmen<br />

oder zu zahlen.<br />

Nur eine Person konnte eine Kreditanstalt<br />

der eigenen Ethnie nutzen, was neben<br />

dem Vorteil der muttersprachlichen Beratung<br />

auch den Vorteil hatte, dass Sicherheiten<br />

<strong>im</strong> Herkunftsland berücksichtigt<br />

werden konnten.<br />

E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

44 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


Zitat: „Eigenes Geld haben, das war sehr<br />

schwer am Anfang.“<br />

Zitat: „Geldproblem. Ich habe gespart,<br />

um meinen Traum zu verwirklichen.“<br />

Zitat: „Am Anfang war das Finanzielle<br />

das Problem, aber durch die Familie ist<br />

es noch gut gegangen.“<br />

Zitat: „Unternehmer mit Migrationshintergrund<br />

sollten mehr finanzielle Unterstützungen<br />

bekommen. Zugang zu<br />

Bankkrediten soll geschaffen werden.“<br />

Zitat: „Weiterhin hatten wir am Anfang<br />

Finanzierungsprobleme, da unsere Bank<br />

… uns nicht unterstützen durfte.“<br />

Zitat: „Eine besondere Herausforderung<br />

war natürlich der finanzielle Gesichtspunkt.<br />

Wir hatten Probleme die Leute<br />

(von der Bank) von unserer Geschäftsidee<br />

zu überzeugen, damit sie uns<br />

unterstützten bzw. einen Kredit gewährten.“<br />

4.6 Zusammenfassung<br />

Die Ergebnisse der Auswertung der Interviews<br />

verdeutlichen, dass die Entwicklung<br />

der Unternehmensgründungen von zugewanderten<br />

Personen <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> den<br />

bundesweiten Trend bestätigt. Auch die<br />

Unternehmer / innen mit Zuwanderungsgeschichte<br />

des <strong>Kreis</strong>es <strong>Düren</strong> stehen vor –<br />

sowohl aus der Gründungsforschung als<br />

auch aus der Gründungsberatungspraxis<br />

bekannten – soziokulturellen und strukturellen<br />

Herausforderungen. Diese sind<br />

selbstverständlich in den einzelnen ethnischen<br />

Milieus sehr unterschiedlich ausgeprägt<br />

und korrelieren mit dem jeweiligen<br />

Qualifikationsniveau und dem Individualisierungsgrad.<br />

Insbesondere das positive<br />

Beispiel der „Verschmelzung“ der Nischenökonomie,<br />

in der sowohl die deutsche<br />

Bevölkerung als auch Menschen aus dem<br />

gleichen Herkunftsland angesprochen werden,<br />

zeigt sehr plastisch den ähnlichen<br />

Werdegang der Migrantenselbständigkeit<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> <strong>im</strong> direkten Vergleich mit<br />

anderen Regionen unseres Landes. Die<br />

befragten Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

leben überwiegend seit mehreren<br />

Jahren in Deutschland und sind zum Teil<br />

hier aufgewachsen oder geboren. Viele<br />

haben mittlerweile die deutsche Staatsangehörigkeit<br />

angenommen. Sie sind längst<br />

aufgrund ihrer Sozialisation ein integraler<br />

Bestandteil von <strong>Düren</strong> und Umgebung.<br />

Ihre Lebenssituationen stehen als Motiv für<br />

die Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit<br />

<strong>im</strong> Vordergrund. Die subjektive Entscheidung<br />

für den Schritt in die Selbständigkeit<br />

wird in den meisten Fällen durch<br />

den Wunsch nach Selbstverwirklichung und<br />

Unabhängigkeit getragen. Finanziert wird<br />

bzw. wurde die Existenzgründung pr<strong>im</strong>är<br />

mit Hilfe eigener Ersparnisse oder durch<br />

Darlehen der Familie. Bei vielen der<br />

Befragten spielten Angehörige der eigenen<br />

Gruppe als Beratungs- und Informationsquelle<br />

eine wesentliche Rolle.<br />

Trotz der Restriktionen erweisen sich Personen<br />

mit Zuwanderungsgeschichte als ambitionierte<br />

und kreative Unternehmensgründer<br />

und -gründerinnen. Diese unternehmerische<br />

Kreativität gilt es intensiv zu nutzen<br />

und zu fördern. Adäquate Beratungsangebote<br />

und Fördermöglichkeiten sowie Sensibilisierungsmaßnahmen<br />

der externen <strong>Institut</strong>ionen<br />

müssen daher auch in <strong>Düren</strong> und<br />

Umgebung deutlich differenzierter als bisher<br />

zugeschnitten werden. Neben der Hilfe<br />

beispielsweise bei der Erstellung von Businessplänen,<br />

bei Rechts-, Finanz- und Steuerangelegenheiten<br />

sollte auch verstärkt die<br />

Begleitung von individuellen Entwicklungsprozessen<br />

(z. B. durch persönliches Coaching)<br />

Berücksichtigung finden. Bei einem Coaching<br />

handelt es sich in der Regel um einen<br />

länger andauernden Prozess der Einzelbera-<br />

E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

45


E RGEBNISSE I NTERVIEWS<br />

tung. Die individuelle Begleitung kann dazu<br />

beitragen, sich über persönliche Stärken und<br />

Fähigkeiten, Potentiale und Ressourcen<br />

bewusst zu werden, um den Schritt in die<br />

berufliche Selbständigkeit zu wagen und<br />

unternehmerisch erfolgreich zu handeln. Es<br />

ist davon auszugehen, dass eine angemessene<br />

und intensive Unterstützung in Form von<br />

individueller Begleitung durch externe <strong>Institut</strong>ionen<br />

(mit interkulturellen Kompetenzen)<br />

positive Einflüsse auf die Gründungsneigung<br />

und den Stabilisierungsprozess der<br />

bereits bestehenden Betriebe von zugewanderten<br />

Personen hat, wie bereits Erfahrungen<br />

in der Betreuung der Migrantenunternehmen<br />

in anderen Regionen zeigen.<br />

Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch,<br />

die Transparenz der bestehenden Beratungsangebote<br />

zu verbessern, da von vielen<br />

Befragten insbesondere die Intransparenz<br />

der Angebote kritisiert wurde. Es sollten<br />

Projekte und Maßnahmen unterstützt<br />

werden, die dazu geeignet sind, migrantenorientierte<br />

Beratung zu intensivieren<br />

und zu verbessern. In der zielgruppenspezifischen<br />

Beratungsmethodik und -herangehensweise<br />

spielen folgende Faktoren eine<br />

zentrale Rolle:<br />

• Die Bedeutung von Beratern und Beraterinnen<br />

mit eigenem Migrationshintergrund.<br />

Die Auswertung der Befragung zeigt sehr<br />

deutlich, dass die Förderung von Unternehmerinnen<br />

und Unternehmern mit<br />

Zuwanderungsgeschichte positive Wirkung<br />

auf die gesellschaftliche Integration von<br />

Migrantinnen und Migranten und deren<br />

selbstbest<strong>im</strong>mte Lebensführung haben<br />

kann. Erfolgreiche Unternehmerinnen und<br />

Unternehmer mit Zuwanderungsgeschichte<br />

können insbesondere für die dritte Generation<br />

Vorbildfunktion übernehmen und<br />

gleichzeitig die Integration in die Aufnahmegesellschaft<br />

erleichtern.<br />

• Aufbau und Einsatz interkultureller<br />

Kompetenzen in den Strukturen der<br />

Beratungsinstitutionen.<br />

• Zudem sollte die Gründungsförderung<br />

(von zugewanderten Personen), so die<br />

Erwartungshaltung von Befragten, eng<br />

mit Maßnahmen der Bestandssicherung<br />

verknüpft werden und so zur Existenzstabilisierung<br />

der Migrantenbetriebe<br />

beigetragen.<br />

46 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


5. Handlungsempfehlungen für eine<br />

nachhaltige Weiterentwicklung<br />

5.1 Thesen und Erkenntnisse<br />

Der Verlauf des Projektes war geprägt<br />

von vielfältigen und intensiven Diskussions-<br />

und Lernprozessen bei allen Beteiligten.<br />

Im Folgenden werden die Erkenntnisse<br />

in Thesenform zusammengefasst und<br />

Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige<br />

Fortsetzung des Prozesses entwickelt.<br />

These 1:<br />

Selbständigkeit von Menschen mit<br />

Zuwanderungsgeschichte ist ein<br />

dynamischer Faktor für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung der Region<br />

und für die Förderung der Integration.<br />

1.637 Menschen mit ausländischem Pass<br />

haben <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> ein Gewerbe angemeldet<br />

oder sind als Einzelunternehmen<br />

tätig. Insgesamt kann von geschätzten<br />

2.500 – 3.000 unternehmerisch tätigen<br />

Menschen mit Zuwanderungsgeschichte<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> ausgegangen werden,<br />

die für sich und ihre Mitarbeitenden<br />

ca. 7.500 – 9.000 Arbeitsplätze geschaffen<br />

haben.<br />

Viele der unternehmerisch tätigen Migrantinnen<br />

und Migranten haben die deutsche<br />

Staatsbürgerschaft angenommen (64,3 %<br />

der Interviewten) oder sind als Aussiedlerinnen<br />

und Aussiedler nach Deutschland<br />

gekommen. Hinzu kommen freiberuflich<br />

Tätige wie Ärzte, Anwälte und Steuerberater,<br />

die kein Gewerbe anmelden brauchen.<br />

These 2:<br />

Ein Unternehmen zu gründen<br />

bedeutet, <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> zu investieren,<br />

sich dort zu etablieren und<br />

zu integrieren – ein „Bekenntnis<br />

zum Standort D“.<br />

Wie die <strong>im</strong> Jahre 2007 veröffentlichte<br />

Sinus-Studie zum Thema Migration zeigt,<br />

erwachsen aus der Migration heraus entscheidende<br />

produktive und innovative<br />

Kerne für die deutsche Gesellschaft, da die<br />

Leistungs- und Einsatzbereitschaft in<br />

Migrantengruppen deutlich höher ist und<br />

sich eine formative Elite (Bikulturalität,<br />

Mehrsprachigkeit, mehrd<strong>im</strong>ensionaler<br />

Erfahrungsreichtum) herausbildet. Die<br />

hohe Motivation und Aufgeschlossenheit<br />

für neue Ideen wurde <strong>im</strong> Rahmen der<br />

durchgeführten Studie in den Einzelinterviews<br />

und Konferenzen deutlich (siehe<br />

Kapitel 4).<br />

These 3:<br />

Eine sich entwickelnde Migrantenökonomie<br />

bedeutet gleichzeitig eine<br />

Reaktion auf Marktnischen (Lebensmittel,<br />

Dienstleistungen, Wohnungsausstattung,<br />

Freizeitgestaltung) von<br />

zugewanderten Menschen und eine<br />

Veränderung der Konsumgewohnheiten<br />

der Mehrheitsgesellschaft.<br />

Mit dieser Reaktion entwickelt sich eine<br />

gesellschaftliche Annäherung zwischen<br />

Deutschen und Migranten, die für ein<br />

gegenseitiges Verständnis unabdingbar ist.<br />

Als Beispiele können hier die ausländische<br />

Gastronomie und der Lebensmittelhandel<br />

genannt werden, die viele Deutsche, egal<br />

welchen Alters, sehr schätzen.<br />

These 4:<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

mit Zuwanderungsgeschichte<br />

nehmen eine wichtige soziale<br />

Brückenfunktion wahr.<br />

Durch ihre Vorbildfunktion machen sie<br />

deutlich, dass es sich lohnt, <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />

zu investieren. Gleichzeitig sind sie Anlauf-<br />

H ANDLUNGSEMPFEHLUNGEN<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

47


H ANDLUNGSEMPFEHLUNGEN<br />

und Kontaktstelle für viele Menschen aus<br />

der eigenen ethnischen Gruppe. Als Vertrauenspersonen<br />

können sie auch unter<br />

dem Aspekt des „Demografischen Wandels“<br />

den wachsenden Anteil der jungen<br />

Migrant/innen durch positive Impulse für<br />

eine Teilhabe und berufliche Integration<br />

gewinnen. In familiären und verwandtschaftlichen<br />

Netzwerken stellen sie Arbeitsplätze<br />

für Menschen zur Verfügung, die<br />

auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht Fuß fassen<br />

können. Durch ihre deutschen Kundinnen<br />

und Kunden besonders <strong>im</strong> Dienstleistungsbereich<br />

(Änderungsschneiderei, Frisör,<br />

Taxifahrer, Rechtsanwalt, Einzelhändler,<br />

Gastronomie) entstehen wichtige Kontaktnetze<br />

zur Mehrheitsgesellschaft.<br />

These 5:<br />

Erfolgreiche Unternehmerinnen und<br />

Unternehmer mit Zuwanderungsgeschichte<br />

übernehmen mit ihren<br />

persönlichen und wirtschaftlichen<br />

Kontakten, mit ihrer interkulturellen<br />

Kompetenz und mit ihrer Mehrsprachigkeit<br />

eine wichtige Schlüsselfunktionen<br />

zur Stärkung der internationalen<br />

Wirtschaftsbeziehungen<br />

des <strong>Kreis</strong>es <strong>Düren</strong>.<br />

Die Erkenntnisse des KOMM-IN Projektes<br />

machen deutlich, dass es für die verantwortlichen<br />

Akteure aus Politik, Verwaltung,<br />

Kammern und Wirtschaftsverbänden<br />

volkswirtschaftlich und integrationspolitisch<br />

sinnvoll ist, mit den unternehmerisch<br />

tätigen Migrantinnen und Migranten in<br />

einen dauerhaften Dialogprozess zu kommen,<br />

um<br />

• die Vorstellungen und Erwartungen kennen<br />

zu lernen.<br />

• das wirtschaftliche Engagement zu würdigen<br />

und die vorhandenen Potentiale<br />

zu fördern.<br />

• gesellschaftspolitische Teilhabe verstärkt<br />

zu ermöglichen.<br />

• die Kooperation und Vernetzung zu<br />

stärken.<br />

5.2 Handlungsempfehlungen<br />

für eine nachhaltige<br />

Weiterentwicklung<br />

Die Förderung von Unternehmerinnen und<br />

Unternehmern mit Zuwanderungsgeschichte<br />

ist eine wichtige Zukunftsinvestition für<br />

die wirtschaftliche Entwicklung <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />

<strong>Düren</strong>. Sie bedarf einer bewussten wirtschaftspolitischen<br />

Entscheidung und strategischen<br />

Steuerung, mit den klassischen Elementen<br />

der Maßnahmeplanung und des<br />

Controllings anhand eines abgest<strong>im</strong>mten<br />

Monitoringsystems. Neben dem Aufbau<br />

eines entsprechenden Steuerungssystems<br />

sind die nachfolgenden Handlungsziele<br />

von zentraler Bedeutung:<br />

1. Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung<br />

2. Förderung der Selbstorganisation und<br />

Vernetzung<br />

3. Aufbau interkulturell ausgerichteter<br />

Beratungs- und Unterstützungssysteme<br />

5.2.1 Verbesserung der öffentlichen<br />

Wahrnehmung<br />

Leitziele:<br />

1. Die Vielfalt der Aktivitäten und der<br />

Potentiale der Migrantenökonomie (einschließlich<br />

der Produktnischen) wird<br />

langfristig, systematisch und öffentlichkeitswirksam<br />

dargestellt.<br />

48 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


2. Politik, Verwaltung und Wirtschaft<br />

beschäftigen sich mit den Potentialen<br />

und Chancen durch die starke Migrantenökonomie<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> (Integration<br />

durch Investition). Sie erkennen die<br />

interkulturelle Kompetenz der Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer als<br />

Standortvorteil <strong>im</strong> globalen Wettbewerb.<br />

3. Die Weiterentwicklung der Migrantenökonomie<br />

wird kontinuierlich beobachtet<br />

und in Bezug auf die Leitziele und<br />

Maßnahmenplanung fortgeschrieben<br />

(Monitoringsystem).<br />

Maßnahmen:<br />

• Artikelserie in lokalen Zeitungen, Fachzeitschriften<br />

u. ä.<br />

• Messe von MigrantenUnternehmer /<br />

innen zum Thema „Außenhandel“<br />

(Modalitäten des Import- und Exportgeschäfts)<br />

• Gezielte persönliche Einladung zu Fachtagungen,<br />

Empfängen, Fachmessen,<br />

Wettbewerben<br />

• Vorstellung der Projektergebnisse <strong>im</strong><br />

entsprechenden Fachausschuss<br />

• Einrichtung eines jährlichen Berichtswesens<br />

(Monitoring) für die Politik<br />

Zitat: „Ich denke, wenn Sie es schaffen,<br />

dieses böse Bild von Migranten umzuwandeln<br />

– nicht in ein erfreuliches, sondern<br />

in ein normales, ein ganz normales,<br />

dann denke ich, das wäre ein großer<br />

Erfolg. Das ist meine Erwartung.“<br />

5.2.2 Förderung der Selbstorganisation<br />

und Vernetzung<br />

Leitziele:<br />

1. Ein informeller Initiativkreis von Unternehmerinnen<br />

und Unternehmern mit<br />

Zuwanderungsgeschichte fördert die<br />

Herstellung von Kontakten untereinander<br />

aber auch zu deutschen Unternehmen<br />

und Kunden.<br />

2. Die Mitglieder des Initiativkreises stehen<br />

als Kontakt- und Kulturmittler zur Verfügung.<br />

3. Durch die Aktivitäten des Initiativkreises<br />

werden Menschen mit Zuwanderungsgeschichte<br />

in Bezug auf unternehmerisches<br />

Engagement und Selbstorganisation<br />

ermuntert und gestärkt.<br />

4. Ein kontinuierlicher Dialog zwischen den<br />

Unternehmerinnen und Unternehmern<br />

mit Zuwanderungsgeschichte und den<br />

Beratungs- und Unterstützungsstellen <strong>im</strong><br />

<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> trägt zu einer verständnisvollen,<br />

Ziel führenden Kultur des Miteinanders<br />

bei.<br />

5. Anreize schaffen zum Aufbau von Multiplikatorensystemen<br />

a. Die Umsetzung eigener Ideen fördern<br />

b. Schärfung des eigenen Profils<br />

ermöglichen<br />

c. Brücken- und Vorbildfunktion<br />

betonen<br />

d. Identifikation nutzen<br />

H ANDLUNGSEMPFEHLUNGEN<br />

Maßnahmen:<br />

• Fortführung des Initiativkreises durch<br />

den Aufbau einer nachhaltigen, flexibeln<br />

Organisationsstruktur. Fragen nach<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

49


H ANDLUNGSEMPFEHLUNGEN<br />

einer Anbindung (Schaffung einer Koordinationsstelle,<br />

eines Trägerverbundes<br />

oder Vereines) sind nach und nach zu<br />

klären. Gegebenfalls kann eine Persönlichkeit<br />

aus dem <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> die Schirmherrschaft<br />

übernehmen. Mögliche Aufgaben<br />

wären:<br />

• Organisation von Vernetzungs- und<br />

Informationsaktivitäten<br />

• Als Kontakt- und Kulturmittler zur<br />

Verfügung stehen (Infoflyer mit<br />

Kontaktdaten)<br />

• Aufbau von Migrantennetzwerken bzw.<br />

Gewinnung von Schlüsselpersonen<br />

– Unternehmen<br />

– Experten (erfolgreiche Migrantenbiografien)<br />

– Migrantenselbstorganisationen<br />

• Einrichtung eines Unternehmerstammtisches<br />

– Zielsetzung:<br />

· Förderung des Austausches und<br />

der Beratung<br />

· Kontaktpflege<br />

– Umsetzungsideen:<br />

· regelmäßige Treffen in einem<br />

Lokal<br />

· unterschiedliche Referenten<br />

· Geschichten erfolgreicher Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer<br />

· fachliche Anregungen anhand<br />

von praktischen Beispielen<br />

• Ermunterung zur Bildung von inner- und<br />

interethnischen Netzwerken, Fachveranstaltungen,<br />

branchenspezifischen Treffen<br />

u. ä.<br />

50 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


5.2.3 Aufbau interkulturell<br />

ausgerichteter Beratungsund<br />

Unterstützungssysteme<br />

Leitziele:<br />

Die vorhanden Beratungs- und Unterstützungssysteme<br />

• entwickeln sich zu interkulturell aufgestellten<br />

Einrichtungen, die Menschen mit<br />

Zuwanderungsgeschichte als wichtige<br />

Akteure in ihre Aktivitäten und Angebote<br />

einbinden<br />

Maßnahmen:<br />

• Kennen lernen von Migrantenorganisationen<br />

und Einrichtungen<br />

• Kontakt zu Schlüsselpersonen<br />

• Klärung der strategischen Grundausrichtung<br />

(Marketing: „Wir sind interkulturell<br />

aufgestellt!“) <strong>im</strong> Rahmen eines Prozesses<br />

der interkulturellen Orientierung<br />

• Einbindung von Fachkräften aus verschiedenen<br />

Herkunftsregionen<br />

• entdecken die Mehrsprachigkeit und<br />

interkulturellen Kompetenzen von<br />

Unternehmerinnen und Unternehmern<br />

als Potential einer zukunftsfähigen Wirtschafts-<br />

und Integrationsförderung<br />

• betrachten unternehmerisch tätige<br />

Migrantinnen und Migranten vor dem<br />

Hintergrund der Globalisierung als wichtige<br />

Akteure und Bündnispartner bei der<br />

wirtschaftlichen Entwicklung der Region<br />

• unterstützen Initiativen der Selbstorganisation<br />

und der Vernetzung (auch von<br />

innerethnischen Netzwerken).<br />

Beratungs- und Unterstützungssysteme<br />

werden von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte<br />

als vertrauensvolle, unterstützende<br />

Kooperationspartner erlebt, die<br />

• auf die ethnischen und kulturellen<br />

Besonderheiten Rücksicht nehmen<br />

• Gezielte Ansprache zu best<strong>im</strong>mten<br />

Angeboten auch in der Muttersprache<br />

der Hauptgruppen<br />

• Transparenz der Beratungs-, Qualifizierungs-<br />

und Kontaktstruktur <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />

<strong>Düren</strong> durch gezielte Informationsveranstaltungen,<br />

Flyer etc.<br />

• Überblick über Mitarbeitende mit<br />

Zuwanderungsgeschichte in den Beratungssystemen<br />

• spezifische Beratungs- und (Gruppen-)<br />

Coachingangebote<br />

• Entwicklung von Mentorenprogrammen<br />

Erfahrungen: Seminare der GWS<br />

Die GWS führt je ein Seminar durch:<br />

H ANDLUNGSEMPFEHLUNGEN<br />

• durch eine differenzierte Betrachtung<br />

der unterschiedlichen Gruppen (Einzelhändler<br />

in <strong>Düren</strong>-Nord, chinesische Wissenschaftler<br />

in Jülich, Akademiker aus<br />

Osteuropa usw.) zu individuellen Unterstützungs-<br />

und Kooperationsvereinbarungen<br />

kommen.<br />

• für türkischsprechende Existenzgründer<br />

/ innen am 19.02.2008<br />

• für russischsprechende Existenzgründer<br />

/ innen am 26.02.2008<br />

• für afrikanische<br />

Existenzgünder / innen <strong>im</strong> April / Mai<br />

2008<br />

…MIT ZUWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

51


6. Literatur<br />

7. Profilbögen der<br />

Unternehmen<br />

Förderkonzept <strong>Innovation</strong> in der kommunalen<br />

Integrationsarbeit –<br />

eine Förderung durch das Land<br />

Nordrhein-Westfalen, KOMM-IN NRW;<br />

16.1.2008<br />

Integrationskonzept <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>,<br />

Stand 31.12.2006<br />

LDS NW – Landesamt für Datenverarbeitung<br />

und Statistik Nordrhein-Westfalen,<br />

„Kommunalprofil <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>“,<br />

Stand 15.10.2007<br />

L ITERATUR<br />

Quelle: Informationsangebot der Statistik<br />

der Bundesagentur für Arbeit (BA),<br />

01/2007<br />

PB, 06.06.2007, Projektbeirat, internes<br />

Protokoll<br />

Statistisches Bundesamt: Bevölkerung und<br />

Erwerbstätigkeit. Fachserie 1 Reihe 2.2<br />

Migration in Deutschland 2005<br />

Schätzbasis: Mikrozensus 2004<br />

Sinus Sociovision: Die Milieus der<br />

Menschen mit Migrationshintergrund,<br />

Forschungsbericht, Heidelberg 2007<br />

Kurt Schmid / Irene Mandl / Andrea Dorr:<br />

Entreneurship von Personen mit<br />

Migrationshintergrund, Endbericht,<br />

Wien 2006<br />

52 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


CE-CONNECT<br />

DE SILVA COSMETIC<br />

STUDIOS<br />

Name: Evina<br />

Vorname: Christine Rufine<br />

Straße: Kölnstrasse 83<br />

Ort:<br />

52351 <strong>Düren</strong><br />

Tel. (priv.): (0049)2421-4076258<br />

Tel. (dienstl.): (0049)170-1878672<br />

E-Mail: Ce.connect@yahoo.com<br />

Homepage: www.ce-connect.biz<br />

Hintergrund:<br />

Berufliche Qualifikation: Maschinenbau<br />

Ingenieurin für Internationale Projektierung<br />

mit Zusatzqualifikationen (Master of<br />

Sciences, Zertifikate, etc.) in Unternehmensführung,<br />

Projektmanagement, Marketing<br />

und Interkulturelle Prozessbegleitung.<br />

Kurzdarstellung des Unternehmens:<br />

Ce-Connect wurde 2007 gegründet mit der<br />

Idee, unsere Kunden von der Planung bis<br />

zur Durchführung und Ingangsetzung<br />

interkultureller Projekte zu begleiten.<br />

Jeder Arbeitsschritt unterliegt strikter Projektorganisation<br />

und betriebsbedingter<br />

Planung. Ce-Connect hat Erfahrung in Konzept,<br />

Planung und Kontrolle komplexer<br />

Projekte. Wir unterstützen Projekte und<br />

Prozesse von <strong>Institut</strong>ionen, Einrichtungen,<br />

Initiativen und Unternehmen.<br />

Wir führen darüber hinaus regelmäßig<br />

Existenzgründungsveranstaltungen für<br />

Interkulturelle Gründerinnen und Gründer<br />

durch.<br />

Ich stehe als Ansprechpartnerin für<br />

folgende Fragen zur Verfügung:<br />

• Existenzgründung<br />

• Management / Projekt- und Prozessmanagement<br />

• Marketing<br />

• Organisation<br />

• Internationale Kontakte mit Afrika und<br />

Frankreich<br />

• Übersetzungen (Deutsch / Französisch /<br />

Englisch)<br />

• Interkulturelle Vernetzung<br />

Name: Storms<br />

Vorname: Roshani Maria<br />

Straße: Kölnstrasse 15<br />

Ort:<br />

52349 <strong>Düren</strong><br />

Tel. (priv.): 02421-265245<br />

Tel. (dienstl.): 0176-62170775<br />

E-Mail: Info @desilvastudios.de<br />

Homepage: www.desilvastudios.de<br />

Hintergrund:<br />

Berufliche Qualifikation: Kosmetikerin,<br />

Visagistin und Stylistin<br />

Kurzdarstellung des Unternehmens:<br />

Die Firma de Silva Cosmetic Studios steht<br />

für natürliche Schönheit und Eleganz.<br />

Wir bieten verschiedene Kosmetische<br />

Behandlungen zur Pflege von Gesicht und<br />

Körper für das Wohlbefinden von unseren<br />

Kunden an. Die Gesichtsbehandlungen<br />

werden individuell je nach Hauttyp angewendet.<br />

Die Teil oder Ganzkörperbehandlungen<br />

werden zur Entschlackung, Straffung,<br />

Massage und Pflege auf Ayurvedische<br />

Art und Weise eingesetzt. Unter anderem<br />

werden Zusatzbehandlungen wie zum<br />

Beispiel Haarentfernung, Paraffin Wachsbäder<br />

für Hände und Füße, usw. angeboten.<br />

(Fortsetzung nächste Seite –>)<br />

U NTERNEHMEN<br />

…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

53


ECO-BIO-LOGO<br />

U NTERNEHMEN<br />

Wir bieten Typ-, Farb- und Stilberatung<br />

für jedermann an. Zusätzlich kooperieren<br />

wir mit ausgebildeten Hairstylisten, Manikür<br />

und Pedikür Experten, Tattoo und Piercing<br />

Fachleuten, Personaltrainer und Outlet<br />

Stores zusammen.<br />

Ich stehe als Ansprechpartnerin für<br />

folgende Fragen zur Verfügung:<br />

• Kosmetische Gesicht und Ganzkörperbehandlungen<br />

• Ayurvedische Massagen<br />

• Permanent Make-up<br />

• Haarentfernung<br />

• Visagistik (z.B. Events ,Hochzeiten ,Fotographien<br />

und Modeschauen)<br />

• Typ- , Farb- und Stilberatung<br />

Kooperationen mit: Personaltrainer, Hairstylisten<br />

,Tätowierer und Piercer, Manikür<br />

und Pedikür Experten und Outlet Stores<br />

Name: Hauenstein<br />

Vorname: Alex<br />

Straße: Neuwerk 7<br />

Ort:<br />

52399 Merzenich<br />

Tel. (priv.): –<br />

Tel. (dienstl.): 02421-781275<br />

E-Mail: eco-bio-logo@arcor.de<br />

Homepage: www.eco-bio-logo.de<br />

Hintergrund:<br />

• seit 30 Jahren freiberuflich tätiger,<br />

Schweizer Architekt (seit 1997 in<br />

Deutschland)<br />

• seit 20 Jahren ausgebildeter Baubiologe<br />

IBN/SIB.<br />

• seit 2007 verbandsgeprüfter Sachverständiger<br />

(Zert) für Bewertung von<br />

Immobilien und Schäden an Gebäuden,<br />

• Planung und Umsetzung von baubio-<br />

/ bauökologischen Wohnhäuser, Umbauund<br />

Sanierungen nach baubio- / bauökologischen<br />

Kriterien.<br />

• Beratung von Bauwilligen bezüglich<br />

Material, Haustechnik, Wärmebrücken,<br />

Luft- und Winddichtigkeit.<br />

• Beratung und Analyse bei Sch<strong>im</strong>melbefall.<br />

• Berechnung von Bauteilen und Wärmebrücken<br />

hinsichtlich Wärme- und Feuchtdurchgang.<br />

• Durchführung von Luftdichtigkeitsprüfungen<br />

an Wohnhäusern (Blower Door<br />

Messungen).<br />

Ich stehe als Ansprechpartner für<br />

folgende Fragen zur Verfügung:<br />

• Existenzgründung<br />

• internationale Kontakte<br />

• Messeauftritte<br />

• Netzwerkbildung / Kooperativen<br />

54 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


Gesellschaft für Wirtschafts-<br />

und Strukturförderung<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />

<strong>Düren</strong> mbH (GWS mbH)<br />

Straße: Marienstr. 15<br />

Ort:<br />

52351 <strong>Düren</strong><br />

Telefon: 02421-4885-0<br />

Telefax: 02421-4885-15<br />

E-Mail: info@gws-dueren.de<br />

Homepage: www.gws-dueren.de<br />

Hintergrund:<br />

Die GWS mbH hat die Aufgabe, die wirtschaftliche<br />

und soziale Infrastruktur <strong>im</strong><br />

<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> zu verbessern. Sie entwickelt<br />

und vermarktet Gewerbe- und Industrieflächen<br />

sowie Wohnbauflächen <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />

<strong>Düren</strong>. Sie ist Projektträger, Vermarktungsgesellschaft<br />

und Treuhänder. Hierbei bietet<br />

die GWS sowohl den Kommunen <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong><br />

als auch privaten und gemeinnützigen Entwicklungsträgern<br />

ein praxisorientiertes<br />

Know-how an. Angefangen von der Planung<br />

bis hin zur Koordination des laufenden<br />

Betriebs übern<strong>im</strong>mt die Gesellschaft<br />

das gesamte Projektmanagement von kommunalen<br />

und privaten Investitionsvorhaben.<br />

GWS mbH auf einem Blick:<br />

• Arbeitsplätze sichern und schaffen<br />

• Ehemalige Militärflächen für eine zivile<br />

Nutzung aufbereiten<br />

• Unterstützung öffentlicher Investitionsvorhaben<br />

• Bauplätze bereitstellen<br />

• Entwicklung von interkommunalen<br />

Gewerbeflächen<br />

• Vermarktung des Wirtschaftsstandortes<br />

<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />

• Full-Service für Unternehmen<br />

• Flächen sanieren und erschließen<br />

• Unterstützung und Koordination eines<br />

groß angelegten Tourismus und Freizeitprojektes<br />

• Beratung gründungswilliger Jungunternehmen<br />

KV-Arbeitsvermittlung /<br />

Arbeitsvermittlung<br />

in Russisch / Deutsch<br />

Name: Kindsvater<br />

Vorname: Viktoria<br />

Straße: Oranienstrasse 2<br />

Ort:<br />

52066 Aachen<br />

Tel.: 0241-16 035 985<br />

E-Mail: viktoriakindsvater<br />

@t-online.de<br />

Homepage: kv-arbeitsvermittlung.de<br />

Hintergrund:<br />

Auf Grund eigener Erfahrung als gebürtige<br />

Russlanddeutsche aus Kasachstan, biete ich<br />

für Aussiedler / innen und Migranten / innen<br />

Unterstützung an, um den Weg zum<br />

gewünschten Arbeitsplatz zu finden und<br />

bürokratische Fragen zu klären.<br />

Von der gezielten Sprachförderung über<br />

die Begleitung bei Behördengängen, Klärung<br />

von Bewerbungs- und Vertragsfragen<br />

bis zur Arbeitsaufnahme stehe ich Arbeitssuchenden<br />

als kompetente Ansprechpartnerin<br />

zur Verfügung.<br />

In Deutschland habe ich als Steuerfachangestellte<br />

und Buchhalterin erfolgreich<br />

gearbeitet.<br />

Ich stehe als Ansprechpartnerin für<br />

folgende Fragen zur Verfügung:<br />

1. Interkulturelle Arbeitsvermittlung<br />

2. Berufsspezifisches Deutsch für Aussiedler<br />

3. Personalauswahl und Personalentwikklung<br />

<strong>im</strong> interkulturellen Kontext<br />

4. Kontaktperson zu Aussiedlergruppen<br />

U NTERNEHMEN<br />

…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

55


MKS Anlasser- und<br />

Elektrotechnik GmbH<br />

eratun<br />

g<br />

U NTERNEHMEN<br />

Name: Kusdogan<br />

Nam Unsere Produkte sind trotz herausfordernder<br />

Vorname: Bektas<br />

Marktbedingungen weltweit mit<br />

Straße: Königskamp 16<br />

großem Erfolg <strong>im</strong> Einsatz. Diesen Erfolg<br />

Ort:<br />

52428 Jülich<br />

verdanken wir unserem Anspruch an höchste<br />

Tel. (priv.): 02461-4749<br />

Qualität, dem Vertrauen in unsere Pro-<br />

Tel. (dienstl.): 02461-935820<br />

dukte und der Verpflichtung gegenüber<br />

E-Mail: b.kusdogan<br />

@mks-anlasser.de<br />

unseren Kunden.<br />

Anzahl der Mitarbeiter: 15<br />

Homepage: www.mks-anlasser.de Jahresumsatz: ca.2,8 Millionen Euro<br />

Hintergrund:<br />

Herr Kusdogan ist Dipl. Ing. der Elektrotechnik.<br />

Die MKS GmbH hat ihren Ursprung in<br />

Ich stehe als Ansprechpartner für<br />

folgende Fragen zur Verfügung:<br />

• Existenzgründung<br />

• Management<br />

der BEA Elektrotechnik und Automation<br />

GmbH, einem Unternehmen, das bereits<br />

seit 1917 mit dem Anlasserbau vertraut<br />

war. Durch Management-Buy-Out hat der<br />

langjährige BEA-Mitarbeiter und Leiter des<br />

BEA-Anlasserbaus Herr Dipl.-Ing. Bektas<br />

Kusdogan – seine traditionsreiche Abteilung<br />

2001 übernommen und als MKS<br />

GmbH, ein weltweit erfolgreiches Unternehmen,<br />

weitergeführt.<br />

56 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


PRYCE<br />

Psychologische Beratung<br />

für Migranten<br />

Name: Pryce<br />

Vorname: Learoy<br />

Straße: Zur Kesselkaul 54<br />

Ort:<br />

52353 <strong>Düren</strong><br />

Tel. (priv.): 02421-887242<br />

Tel. (dienstl.):<br />

E-Mail: lpryce@t-online.de<br />

Homepage:<br />

Hintergrund:<br />

Flugzeugtechniker (Antrieb- und Benzinsystem)<br />

von 1979 bis 1988<br />

1. Seit 1993 selbständig in Deutschland mit<br />

Discjockey- und Moderationstätigkeit in<br />

Discotheken. Beratungen für Sport- und<br />

Fitnessanlagen. Aerobics- und Fitnesstrainer.<br />

2. Von 2002 bis 2004 Tennisanlage gemietet<br />

und geleitet mit Tennis, Badminton,<br />

Fitness, Aerobics und Gastronomie /<br />

Restaurant.<br />

3. Unterrichte Business English<br />

Ich stehe als Ansprechpartner für<br />

folgende Fragen zur Verfügung:<br />

• Beratungen: Analysier, Coaching,<br />

Problemlöser, Realisierer und Trainer.<br />

• Buchhaltung und Management.<br />

Name: Zhovanyk<br />

Vorname: Nataliya<br />

Straße: Am Grünen Weg 9<br />

Ort:<br />

52385 Nideggen<br />

Tel. (priv.): 02427-904769<br />

Tel. (dienstl.): 02421-2624343<br />

E-Mail: Zhovanyk.n@online.de<br />

Homepage: Psychologie-aufrussisch.de<br />

Mein Angebot Psychologischer Beratung ist<br />

an alle gerichtet, die sich individuelle<br />

Begleitung und Unterstützung bei der<br />

Suche nach Lösungen und Verbesserung<br />

ihrer privaten oder beruflichen Lebenssituation<br />

wünschen.<br />

In vielen Landkreisen und Städten gibt<br />

es eine Vielzahl von deutschen Psychologischen<br />

und Psychotherapeutischen Praxen,<br />

aber wenig für Migranten in ihren Sprachen.<br />

Als russischsprachige Psychologin mit<br />

Kulturkenntnissen dieser Gruppe habe ich<br />

große Chancen auf diesem Gebiet, da ich<br />

nicht nur die Sprache perfekt beherrsche,<br />

sondern selbst aus diesem Kulturkreis stamme<br />

und die Erfahrungen der Emigration<br />

und Integration selbst erlebt habe.<br />

In <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> wohnen zurzeit 8 –10.000<br />

russischsprachige Migranten. Es ist inzwischen<br />

wissenschaftlich erwiesen, dass der<br />

Integrationsprozess zwei Generationen<br />

dauert. Während dieser Zeit treten vielfältige<br />

Probleme auf.<br />

U NTERNEHMEN<br />

(Fortsetzung nächste Seite –>)<br />

…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

57


erat<br />

ung<br />

U NTERNEHMEN<br />

Zielgruppe:<br />

Nam Meine Aufgaben:<br />

• In NRW lebende Zuwanderer aus den • Einzel- und Familienberatung<br />

Staaten der ehemaligen Sowjet Union • Gruppenarbeit (Kurse und Trainings)<br />

(Armenien, Aserbaidschan, Estland,<br />

• Telefonische Beratung<br />

Georgien, Kasachstan, Kirgisien, Lettland,<br />

Litauen, Moldawien, Polen, Rumä-<br />

• Unterstützung von Selbsthilfegruppen<br />

• Internet Beratung<br />

nien, Russische Föderation, Tadschikistan,<br />

Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan, veranstaltungen)<br />

• Bildungsarbeit (Seminare, Informations-<br />

Weißrussland)<br />

• Öffentlichkeitsarbeit<br />

• Spätaussiedler mit Ehegatten und<br />

• Psychologische Betreuung während der<br />

Abkömmlingen<br />

Integrationskurse<br />

• bereits länger in Deutschland lebende Die Kooperationspartner sind örtliche<br />

Ausländer in konkreten Krisensituationeschutzbund,<br />

Evangelische Gemeinde, Cari-<br />

Gesundheitsämter, Kindergärten, Kindertas,<br />

Jugendmigrationsdienst.<br />

Ich stehe als Ansprechpartnerin für<br />

folgende Fragen zur Verfügung:<br />

• Internationale Kontakte<br />

• Psychologische Beratung und Betreuung<br />

58 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


Rechtsanwaltskanzlei<br />

Vertriebspartner<br />

PLI<br />

Name: T<strong>im</strong>irci<br />

Vorname: Cem<br />

Straße: Josef-Schregel-Str. 20–22<br />

Ort:<br />

52349 <strong>Düren</strong><br />

Tel. (priv.): 01 63-4 90 29 73<br />

Tel. (dienstl.): 0 24 21-20 85 58-0<br />

E-Mail: info@eurokanzlei.de<br />

Homepage: www.eurokanzlei.de<br />

Hintergrund:<br />

Gemeinsam mit dem in Bürogemeinschaft<br />

arbeitenden Kollegen, Herrn Rechtsanwalt<br />

Marcus H. Weiß werden allgemeine<br />

zivilrechtliche und strafrechtliche Angelegenheiten,<br />

insbesondere die Rechtsgebiete<br />

Arbeits-, Familien-, Miet-, Verkehrs-, Vertrags-,<br />

Straf-, Steuer- und des Steuerstrafrechts<br />

bearbeitet.<br />

Ein Schwerpunkt ist die außergerichtliche<br />

und vorgerichtliche Beratung. Beratungen<br />

<strong>im</strong> Erbrecht und Beratung <strong>im</strong> Privat-<br />

Insolvenz-Verfahren stellen einen weiteren<br />

Arbeitsschwerpunkt dar.<br />

Auf den unterschiedlichen Ebenen des<br />

Vertragswesens erfolgt eine Begleitung der<br />

erforderlichen außergerichtlichen und<br />

gerichtlichen Maßnahmen durch ein<br />

anwaltliches juristisches Controlling.<br />

Ich stehe als Ansprechpartner für<br />

folgende Fragen zur Verfügung<br />

• Zu den vorgenannten Rechtsgebieten<br />

• Existenzgründung sowie<br />

• türkisches Familienrecht.<br />

Name: Laskaris<br />

Vorname: Paskal<br />

Straße: Am Steinberg 23<br />

Ort:<br />

52353 <strong>Düren</strong><br />

Tel. (priv.):<br />

Tel. (dienstl.): 02421-88830<br />

0171/7751033<br />

E-Mail: Paskal.laskaris<br />

@t-online.de<br />

Hintergrund:<br />

Diplomingenieur<br />

18 Jahre <strong>im</strong> Angestelltenverhältnis als<br />

Vertriebsleiter<br />

Seit 1995 erfolgreich selbstständig mit<br />

umweltrelevanter Verfahrenstechnik<br />

Ich stehe als Ansprechpartner für<br />

folgende Fragen zur Verfügung:<br />

• Existenzgründung<br />

U NTERNEHMEN<br />

…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

59


Migrationsbeauftragte der<br />

<strong>Kreis</strong>verwaltung <strong>Düren</strong><br />

BGE <strong>Düren</strong> der Handwerkskammer<br />

für die Region Aachen<br />

U NTERNEHMEN<br />

Name: Haußmann<br />

Vorname: Sybille<br />

Straße: Bismarckstr. 16<br />

Ort:<br />

52351 <strong>Düren</strong><br />

Tel. (priv.): 0160-97265026<br />

Tel. (dienstl.): 02421-22-2075<br />

E-Mail: s.haussmann<br />

@kreis-dueren.de<br />

Homepage: www.kreis-dueren.de<br />

Hintergrund:<br />

Meine Aufgabe ist, die Aktivitäten für die<br />

Integration für Migrantinnen und Migranten<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> zu vernetzen, transparent<br />

zu machen und strategisch auszurichten.<br />

Der gegründete Projektbeirat von Unternehmerinnen<br />

und Unternehmern mit<br />

Zuwanderungsgeschichte und die Arbeitsgemeinschaft<br />

zur Förderung von Migrantenselbstorganisationen<br />

werden von mir<br />

geleitet.<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer,<br />

<strong>Institut</strong>ionen und Migrantenselbstorganisationen,<br />

die Interesse an Vernetzung, Information<br />

haben, können sich an mich wenden.<br />

Name: Velten<br />

Vorname: Markus<br />

Straße: Paradiesstraße 21 a<br />

Ort:<br />

52349 <strong>Düren</strong><br />

Tel. (priv.):<br />

Tel. (dienstl.): 02421/94844-16<br />

E-Mail: markus.velten<br />

@hwk-aachen.de<br />

Homepage: www.hwk-aachen.de<br />

Hintergrund:<br />

Die BGE <strong>Düren</strong> ist eine von insgesamt 5<br />

Weiterbildungseinrichtungen der HWK für<br />

die Region Aachen. Ich selbst bin Leiter<br />

dieser Einrichtung.<br />

Neben Maßnahmen der Aus-, Fort- und<br />

Weiterbildung für das Handwerk werden<br />

in den Bildungseinrichtungen auch Firmenschulungen,<br />

z. B. EDV-Maßnahmen oder<br />

Speziallehrgänge zu besonderen Themen,<br />

gehalten.<br />

Die Handwerkskammer für die Region<br />

Aachen ist neben Fragen der Weiterbildung<br />

auch zuständig für hoheitlich übertragene<br />

Aufgaben (Selbstverwaltung) <strong>im</strong><br />

Bereich des Handwerks<br />

Ich stehe als Ansprechpartner für<br />

folgende Fragen zur Verfügung:<br />

• Weiterbildung <strong>im</strong> gewerblich-technischen<br />

Bereich<br />

• Mit Weiterleitung an Kollegen auch<br />

Existenzgründung, betriebliche Beratung<br />

in technischer Hinsicht oder betriebswirtschaftlichen<br />

Fragen <strong>im</strong> Handwerksbereich<br />

60 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


Folgende Projektakteure waren beteiligt:<br />

Projektleitung<br />

Frau Sybille Haußmann –<br />

<strong>Kreis</strong>verwaltung <strong>Düren</strong>,<br />

Integrationsbeauftragte<br />

für Migrantinnen und<br />

Migranten<br />

Raum 92 (Haus A)<br />

Bismarckstr. 16<br />

52351 <strong>Düren</strong><br />

Tel.: 0049-2421-22-2075<br />

Fax: 0049-2421-22-2019<br />

Handy: 0160-97265026<br />

E-Mail: s.haussmann<br />

@kreis-dueren.de<br />

In Kooperation mit der<br />

Gesellschaft für Wirtschafts-<br />

und Strukturförderung<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />

mbH – Herr Michael<br />

Müller, Geschäftsführer<br />

Marienstr. 15<br />

52351 <strong>Düren</strong><br />

Tel.: 02421-4885-0<br />

Fax: 02421-4885-15<br />

E-Mail: info@gws-dueren.de<br />

Homepage:<br />

www.gws-dueren.de<br />

Projektbeirat<br />

Herr Burhan Cetinkaya,<br />

Büro für Gemeinwesenarbeit<br />

– Ev. Gemeinde<br />

zu <strong>Düren</strong><br />

Frau Anne Gatzen,<br />

Stadt Jülich<br />

Herr Alex Hauenstein,<br />

Eco-Bio-Logo<br />

Frau Cornelia Hausen,<br />

low-tec Integrationscenter<br />

Frau Viktoria Kindsvater,<br />

Arbeitsvermittlung<br />

Kindsvater<br />

Herr Bektas Kusdogan,<br />

MKS<br />

Herr Paskal Laskaris,<br />

Diplom-Ingenieur<br />

Frau Ursula May, job-com<br />

Frau Birgit Müller-Langohr,<br />

GWS mbH<br />

Herr Hervé Patrice,<br />

Dipl. Ingenieur<br />

Herr Learoy Pryce;<br />

Sporttrainer und Coach<br />

Frau Rita Schrewentigges,<br />

<strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong> – Rechts-,<br />

Ordnungs- und Migrationsamt<br />

Herr Cem T<strong>im</strong>irci,<br />

Rechtsanwaltkanzlei<br />

Herr Markus Velten,<br />

Handwerkskammer<br />

Aachen<br />

Unterstützung und<br />

Beratung durch:<br />

<strong>Institut</strong> für soziale<br />

<strong>Innovation</strong> – Herr Hans<br />

Wietert-Wehkamp, Frau<br />

Christine Evina, Frau Insa<br />

Sommer, Herr Dirk Adams,<br />

Frau Nathalie Dryba<br />

Opferfelder Str. 22<br />

42719 Solingen<br />

Tel.: 0212/2307839<br />

Fax: 0212/6428060<br />

Zentrum für Türkeistudien<br />

– Cengiz Yildir<strong>im</strong><br />

Altendorfer Str. 3<br />

45127 Essen<br />

Tel.: 0201-3198-0<br />

Fax: 0201-3198-333<br />

info@zft-online.de<br />

www.zft-online.de<br />

Projektförderung<br />

durch das<br />

P ROJEKTAKTEURE<br />

Frau Christine Evina,<br />

Ce-Connect<br />

Frau Nataliya Zhovanyk,<br />

Russischsprachige Psychologische<br />

Beratungsstelle<br />

…MIT Z UWANDERUNGSGESCHICHTE IM KREIS DÜREN<br />

61


Für Ihre Notizen:<br />

N OTIZEN<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

..................................................................................................................<br />

62 E MPIRISCHE STUDIE U NTERNEHMERINNEN /UNTERNEHMER…


<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>


<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong><br />

Empirische Studie zur Situation von<br />

„Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer<br />

mit Zuwanderungsgeschichte<br />

<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Düren</strong>“<br />

Februar 2008<br />

Beratung und<br />

Unterstützung<br />

durch das<br />

Projektförderung<br />

durch das

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!