Titel oder Überschrift wurde nicht gefunden - Oberbergischer Kreis
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Dokumentation<br />
des KOMM-IN Prozesses<br />
im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> 2009/2010<br />
<strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong><br />
Gefördert durch:<br />
Beratung und Begleitung durch das:
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Inhalt<br />
1 Einleitung und Kernergebnisse ...................................................... 4<br />
1.1 Wegweiser durch die Dokumentation ............................................................ 4<br />
1.1.1 Ziel 1: Transparenz herstellen – einen Überblick verschaffen ................ 4<br />
1.1.2 Ziel 2: Bedarfe erkennen ......................................................................... 5<br />
1.1.3 Ziel 3: Monitoring aufbauen ..................................................................... 6<br />
1.2 Die KOMM-IN Förderrichtlinie ........................................................................ 7<br />
1.3 Arbeitsgruppen im Prozess ............................................................................ 8<br />
1.4 Prozessplan ................................................................................................... 9<br />
2 Handlungsempfehlungen .............................................................. 10<br />
3 Strukturdatenatlas ......................................................................... 11<br />
4 „Integration ist kein Zufall – für eine gemeinsame Zukunft“ ...... 13<br />
4.1 Überblick / Tagesablauf ............................................................................... 13<br />
4.2 Begrüßung durch den stellvertretenden Landrat Prof. Dr. Friedrich Wilke ... 14<br />
4.3 Rede des Integrationsbeauftragten der Landesregierung Nordrhein-<br />
Westfalen Herrn Thomas Kufen ................................................................... 15<br />
4.4 Podiumsdiskussion ...................................................................................... 19<br />
4.5 Arbeitsgruppenphase ................................................................................... 26<br />
4.5.1 Kulturelle Partizipation .......................................................................... 27<br />
4.5.2 Erwerbstätigkeit .................................................................................... 28<br />
4.5.3 Bildung .................................................................................................. 29<br />
4.5.4 Politische Partizipation .......................................................................... 30<br />
4.5.5 Sprache................................................................................................. 31<br />
4.5.6 Interkulturelles Zusammenleben ........................................................... 32<br />
4.6 Abschluss .................................................................................................... 33<br />
4.7 Presseartikel zur Veranstaltung „Integration ist kein Zufall!“ ........................ 35<br />
4.7.1 Presseartikel des Oberbergischen <strong>Kreis</strong>es ........................................... 35<br />
4.7.2 Oberberg Aktuell ................................................................................... 37<br />
4.7.3 Oberbergischen Volkszeitung ............................................................... 39<br />
5 Vereinssteckbriefe ......................................................................... 40<br />
2
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
6 Entwicklung einer Steuerungsidee .............................................. 41<br />
6.1 Einleitung ..................................................................................................... 41<br />
6.2 Erarbeitung eines Integrationskonzeptes ..................................................... 42<br />
6.3 Verabredung eines gemeinsamen Steuerungs- <strong>oder</strong> Koordinationssystems 43<br />
6.3.1 Rolle und Aufgaben der Steuerung bzw. Koordination ......................... 43<br />
6.3.2 Koordinations- <strong>oder</strong> Steuerungsstrukturen ........................................... 43<br />
6.3.3 Maßnahmen- und wirkungsorientiertes Monitoring-System .................. 44<br />
7 Erfahrungen mit dem Monitoring-Raster ..................................... 46<br />
8 Bericht zur Befragung der Besucher/innen der<br />
Integrationsmesse ......................................................................... 48<br />
8.1 Einführung ................................................................................................... 48<br />
8.2 Grunddaten .................................................................................................. 48<br />
8.3 Ergebnisse ................................................................................................... 50<br />
8.3.1 Einschätzungen zum Integrationsklima im OBK ................................... 50<br />
8.3.2 Zufriedenheit mit dem Leben in Deutschland ........................................ 53<br />
8.3.3 Einschätzungen zur eigenen Integrationssituation ................................ 55<br />
8.3.4 Ungerechte Behandlung ....................................................................... 58<br />
8.3.5 Beitrag zum persönlichen Integrationserfolg ......................................... 59<br />
8.3.6 Zukunftsperspektiven ............................................................................ 60<br />
8.3.7 Eigenbeitrag zur Integration von Migrant/innen..................................... 63<br />
8.3.8 Wie können die Städte, Gemeinden und der <strong>Kreis</strong> die Integration<br />
fördern?................................................................................................. 65<br />
8.3.9 Was wünschen Sie sich von Ihren Nachbarn? ...................................... 68<br />
8.4 Fragebogen.................................................................................................. 69<br />
9 Anlagen .......................................................................................... 70<br />
9.1 Akteure in den Arbeitsgruppen..................................................................... 70<br />
9.2 Präsentation im Ausschuss für Soziales und Familie am 10. Februar 2010 72<br />
9.3 Vereine und Institutionen im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> ..................................... 81<br />
9.4 Vorlage Monitoring Raster ........................................................................... 85<br />
9.5 Kooperationsvereinbarung „Sprachförderung für Erwachsene“ ................... 86<br />
3
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
1 Einleitung und Kernergebnisse<br />
Die vorliegende Dokumentation stellt die Ergebnisse des KOMM-IN Prozesses 1<br />
2009/2010 im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> vor.<br />
In dem knapp sechs Monate dauernden Prozess hat sich der Oberbergische <strong>Kreis</strong><br />
mit Mitarbeiter/innen der Verwaltung und Akteuren aus dem Integrationsbereich auf<br />
den Weg gemacht, die Chancen und Herausforderungen, die mit dem Themenfeld<br />
Integration verbunden sind, zu bearbeiten.<br />
1.1 Wegweiser durch die Dokumentation<br />
Mit der Dokumentation halten Sie die Ergebnisse des Prozesses und gleichzeitig die<br />
Handlungsempfehlungen ( Punkt 2, Seite 10) für die nächsten Schritte in den<br />
Händen.<br />
Die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen <strong>wurde</strong>n am 10. Februar 2010 im<br />
Ausschuss für Soziales und Familie des Oberbergischen <strong>Kreis</strong>es vorgestellt (Power-<br />
Point-Präsentation Punkt 9.2 auf Seite 72ff).<br />
Damit Sie sich in der Dokumentation gut orientieren können, geben wir Ihnen in<br />
diesem Kapitel einen Überblick über die Kernergebnisse des KOMM-IN Prozesses<br />
und den Aufbau der Dokumentation.<br />
Der KOMM-IN Prozess des Oberbergischen <strong>Kreis</strong>es hatte drei Ziele:<br />
1.1.1 Ziel 1: Transparenz herstellen – einen Überblick verschaffen<br />
Aufgaben:<br />
- die Identifizierung von zentralen Daten und Fakten sowie<br />
- die Darstellung von Aktivitäten, Vereinen und Institutionen im Integrationsbereich.<br />
Nutzen:<br />
- Integrationsrelevante Zahlen sind bekannt und veröffentlicht. Damit existieren<br />
Grundlagen für Planungsprozesse, für Politik und Verwaltung und für die<br />
Akteure aus dem Integrationsbereich.<br />
- Durch die Recherche von Migrantenselbstorganisationen ist eine Vielzahl von<br />
Vereinen und Initiativen sichtbar geworden. Damit erhalten die Gemeinden,<br />
Kommunen und der Oberbergische <strong>Kreis</strong> die Möglichkeit, diese in weitere<br />
Prozesse einzubinden (z.B. in Integrationsbemühungen).<br />
Die Veröffentlichung über die im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> tätigen Migrantenselbstorganisationen<br />
und Initiativen hilft dabei, die Profile der Vereine zu<br />
erfahren und Ansprechpartner/innen zu finden.<br />
1 Hintergrund KOMM-IN: Punkt 1.2 auf Seite 7<br />
4
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
- Mit der Durchführung der Integrationsmesse <strong>wurde</strong> den Akteuren des<br />
Integrationsbereiches (Institutionen, MSO, Vereine, Initiativen) die Möglichkeit<br />
gegeben sich kennenzulernen, auszutauschen und zu vernetzen.<br />
Außerdem konnte durch die Veranstaltung unter den Teilnehmenden großes<br />
Interesse für die weitere Arbeit geweckt werden.<br />
Produkte:<br />
1. Strukturdatenatlas: Es <strong>wurde</strong>n valide Daten für den Integrationsbereich<br />
identifiziert. Mit dem Sozialstrukturatlas des <strong>Kreis</strong>es liegt<br />
ein sehr gutes Fundament vor. Vorschläge für weitere<br />
Quellen <strong>wurde</strong>n aufgenommen.<br />
Strukturdatenatlas des <strong>Kreis</strong>es<br />
Punkt 3 auf S. 11f<br />
2. Integrationsmesse: Mit der Messe „Integration ist kein Zufall – für eine<br />
gemeinsame Zukunft“ am 16. Januar 2010 <strong>wurde</strong> den<br />
Migrantenselbstorganisationen und den im Bereich der<br />
Migration tätigen Institutionen die Möglichkeit gegeben<br />
sich vorzustellen, in Kontakt zu kommen und sich<br />
auszutauschen. Mit ca. 120 Besucher/innen und mehr<br />
als 30 Ausstellern war die Messe ein großer Erfolg.<br />
Punkt 4 auf S. 13ff<br />
3. Vereinssteckbriefe: Den im Rahmen der Messe identifizierten Migrantenselbstorganisationen,<br />
Initiativen und Institutionen im<br />
Oberbergischen <strong>Kreis</strong> wird die Möglichkeit gegeben, sich<br />
in einer Veröffentlichung vorzustellen (Vereinssteckbrief).<br />
Die Broschüre wird durch den Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
(Integrationsbeauftragter Dr. Dickschen) gepflegt und<br />
aktualisiert.<br />
Punkt 5 auf S. 40ff<br />
1.1.2 Ziel 2: Bedarfe erkennen<br />
Aufgaben:<br />
Bedarfe von Zugewanderten <strong>wurde</strong>n im Projektbeirat, in den Workshopgruppen<br />
„Monitoring“ und „Messe“ und bei einer Besucherbefragung auf der Integrationsmesse<br />
ermittelt.<br />
Nutzen:<br />
- Durch die Befragung sind wichtige Handlungsfelder für mögliches weiteres<br />
Agieren identifiziert.<br />
- Die Akteure aus der Verwaltung und den Verbänden sind für die Handlungsfelder<br />
sensibilisiert.<br />
5
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
- Durch die Einbeziehung von Betroffenen und Akteuren aus dem Feld gibt es<br />
eine große Akzeptanz und ein breites Wissensspektrum.<br />
Produkte:<br />
1. Handlungsfelder<br />
identifiziert:<br />
Durch die Arbeit in den Workshops (Messe und<br />
Monitoring) sind zentrale Handlungsfelder der Arbeit<br />
definiert worden:<br />
- Sprache<br />
- Bildung<br />
- Politische Partizipation<br />
- Kulturelle Partizipation<br />
- Interkulturelles Zusammenleben<br />
- Erwerbstätigkeit<br />
Diese können in der Zukunft um andere Felder erweitert<br />
werden.<br />
Punkt 4.5 auf S. 26ff<br />
2. Kernaussagen<br />
herausgefiltert:<br />
In den Workshops und durch eine Befragung parallel zur<br />
Messe <strong>wurde</strong>n Kernaussagen von Menschen mit<br />
Zuwanderungsgeschichte herausgefiltert, die eine erste<br />
Orientierung darüber geben, welche Vorstellungen die<br />
Zugewanderten im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> haben. Die<br />
Kernaussagen sind wichtige Anhaltpunkte für die Entwicklung<br />
einer konzeptionellen Grundlage.<br />
Punkt 8 auf S. 48ff.<br />
1.1.3 Ziel 3: Monitoring aufbauen<br />
Aufgaben:<br />
- Strukturelle Entwicklung eines Monitoring-Systems<br />
- Beispielhafte Anwendung in den Bereichen des Spracherwerbs für<br />
Erwachsene und im Elementarbereich<br />
Nutzen:<br />
- Erste Erfahrungen mit einem Monitoring-System <strong>wurde</strong>n gesammelt. Die<br />
Vorteile eines zielgesteuerten Monitorings sind bekannt.<br />
- Mit der Entwicklung einer Steuerungsidee liegt ein Vorschlag für das weitere<br />
Managen von (Integrations-)Prozessen vor.<br />
6
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Produkte:<br />
1. Monitoring-Raster: Im Bereich der Sprachförderung haben die Integrationskursträger<br />
ein Monitoring-Raster getestet und eine<br />
Kooperationsvereinbarung zur regelmäßigen Erhebung<br />
und Analyse der Daten abgeschlossen.<br />
Punkt 7 auf S. 46f.<br />
2. Fachverantwortliche/r:<br />
3. Steuerungsidee<br />
entwickelt:<br />
Es <strong>wurde</strong> deutlich, dass einzelne Handlungsfelder jeweils<br />
mindestens eine/n Fachverantwortliche/n benötigen,<br />
der/die in dem Handlungsfeld für Prozesskontinuität sorgt<br />
und die Fortschreibung des Monitorings im Blick hat.<br />
Die AG „Monitoring“ entwickelte Handlungsempfehlungen<br />
und Ideen für eine zukünftige Steuerung der Integrationsförderung.<br />
Punkt 6 auf S. 41ff.<br />
1.2 Die KOMM-IN Förderrichtlinie<br />
KOMM-IN – Innovation in der kommunalen Integrationsarbeit – ist<br />
ein durch das Land Nordrhein-Westfalen aufgelegtes Förderprogramm,<br />
das zum Ziel hat, Städte, <strong>Kreis</strong>e und Gemeinde im Integrationsbereich<br />
zu unterstützen.<br />
Die Unterstützung erfolgt hierbei in folgenden Förderschwerpunkten:<br />
1. Transparenz:<br />
Für alle Betroffenen soll Transparenz über das Angebot und die Nachfrage<br />
nach Integrationshilfen hergestellt werden.<br />
2. Vernetzung:<br />
Die unterschiedlichen Angebote und Anbieter von Integrationshilfen sollen<br />
vernetzt und besser miteinander abgestimmt werden.<br />
3. Strategische Steuerung:<br />
Die Steuerung der Qualität und der Wirksamkeit der angebotenen<br />
Integrationshilfen soll gefördert werden.<br />
Eine Maßnahmenförderung ist über KOMM-IN <strong>nicht</strong> möglich.<br />
7
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
1.3 Arbeitsgruppen im Prozess<br />
Der KOMM-IN Prozess <strong>wurde</strong> durch den Projektbeirat begleitet. Dieser hat<br />
insgesamt zwei Mal getagt. Im Beirat <strong>wurde</strong> der Prozess inhaltlich diskutiert und die<br />
strategische Ausrichtung und Umsetzung vereinbart.<br />
Abbildung 1: Mitglieder des Projektbeirates (eine vollständige Mitgliederliste finden Sie Kap. 9.1, S. 70f)<br />
Auf Grundlage der Entscheidungen im Projektbeirat <strong>wurde</strong>n die Workshopgruppen<br />
„Monitoring“ und „Messe“ gegründet, die mit der inhaltlichen Arbeit und Umsetzung<br />
beauftragt waren.<br />
Die Workshopgruppe „Monitoring“ hatte zum Ziel, Grundlagen für ein Monitoring-<br />
System zu erarbeiten. Hierbei <strong>wurde</strong> in drei Untergruppen beispielhaft die Arbeit mit<br />
einem Monitoring-Raster erprobt. Zum Teil <strong>wurde</strong>n konkrete Kooperationsvereinbarungen<br />
für ein nachhaltiges Monitoring entwickelt (Sprachförderung für<br />
Erwachsene, Punkt 7 auf Seite 46ff).<br />
Abbildung 2: Mitglieder der Workshopgruppe Monitoring (eine vollständige Mitgliederliste finden Sie <br />
Kap. 9.1, S. 70f)<br />
Die Workshopgruppe „Messe“ setzte sich das Ziel, eine Veranstaltung zu konzipieren<br />
und durchzuführen, zu der alle im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> tätigen Migrantenselbstorganisationen<br />
und Akteure der Integrationsarbeit eingeladen <strong>wurde</strong>n. Die<br />
Planungen <strong>wurde</strong>n mit der Veranstaltung „Integration ist kein Zufall – für eine<br />
gemeinsame Zukunft“ umgesetzt ( Punkt 4 auf Seite 13).<br />
8
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Abbildung 3: Mitglieder der Workshopgruppe „Messe“ (eine vollständige Mitgliederliste finden Sie Kap.<br />
9.1, S. 70f)<br />
1.4 Prozessplan<br />
Abbildung 4: KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
9
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
2 Handlungsempfehlungen<br />
1. Der Oberbergische <strong>Kreis</strong> übernimmt als Mittelbehörde und Dienstleister für die<br />
Städte und Gemeinden eine koordinierende Rolle bei der Integrationsförderung.<br />
Die Autonomie der Gemeinden und der weiteren Kooperationspartner hat einen<br />
hohen Stellenwert.<br />
Das Thema Integration wird hierbei unter folgenden Leitlinien bearbeitet:<br />
Integration ist eine Querschnittsaufgabe.<br />
Koordination ist Chefsache.<br />
Der Oberbergische <strong>Kreis</strong> ist vornehmlich Dienstleister für die Kommunen<br />
(kommunizieren, koordinieren, evaluieren).<br />
Der Oberbergische <strong>Kreis</strong> steuert bei kreisspezifischen Themen selbst, z.B.<br />
im Bereich Gesundheit.<br />
Es gilt, die Fachverantwortung ernst zu nehmen. Das heißt: keine Parallelstrukturen<br />
aufbauen – Regionales Bildungsnetzwerk – Demographieforum.<br />
Das Zielsteuerungssystem wird genutzt (Amtsziele, Dezernatsziele) und<br />
eine kultursensible Ausrichtung gefördert.<br />
2. Ein Integrationskonzept wird unter Beteiligung der Gemeinden, Behörden,<br />
Verbände und Migrantenselbstorganisationen entwickelt.<br />
3. Zur Steuerung der Integrationsförderung initiiert der Oberbergische <strong>Kreis</strong> den<br />
Aufbau eines Monitoring-Systems.<br />
4. Die Beteiligung an Evaluationsverfahren beruht auf dem Prinzip der<br />
Freiwilligkeit.<br />
5. Sozialstrukturatlas und Monitoring bilden die Grundlage einer regelmäßigen,<br />
maßnahmen- und wirkungsorientierten Sozialberichterstattung.<br />
Die Weiterentwicklung könnte nach folgendem Ablaufplan erfolgen.<br />
10
3 Strukturdatenatlas<br />
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Im Rahmen der Workshopgruppe Monitoring <strong>wurde</strong>n die Basiskennzahlen für ein<br />
Integrationsmonitoring identifiziert. Durch den Sozialstrukturatlas des Oberbergischen<br />
<strong>Kreis</strong>es existiert eine sehr gute Grundlage, die durch spezifische Zahlen aus einzelnen<br />
Bereichen ergänzt werden kann.<br />
Den Teilnehmenden der Monitoringgruppe ist die Problematik der Städte und<br />
Gemeinden bekannt, kleinräumige Daten für eine verbesserte Planung zu benötigen.<br />
Diese Daten sind derzeit noch <strong>nicht</strong> im Sozialstrukturatlas enthalten, weil sie noch<br />
<strong>nicht</strong> verfügbar sind. Derzeit wird an einer Lösung für kleinräumige Daten gearbeitet.<br />
Folgende Basiskennzahlen werden durch die Workshopgruppe Monitoring vorgeschlagen<br />
(die Nummerierung bezieht sich auf die Kapitel im Strukturdatenatlas des<br />
Oberbergischen <strong>Kreis</strong>es):<br />
3 Demographische Entwicklung 17<br />
3.5 Ausländische Bevölkerung 70 - 83<br />
3.5.1. Anteil ausländischer Einwohner an der Bevölkerung<br />
3.5.2. Anteil ausländischer Einwohner an der Bevölkerung unter 15 Jahren<br />
3.5.3. Anteil ausländischer Einwohner an der Bevölkerung von 15 – 24 Jahren<br />
3.5.4. Anteil ausländischer Einwohner an der Bevölkerung von 25 – 64 Jahren<br />
3.5.5. Anteil ausländischer Einwohner an der Bevölkerung ab 65 Jahren<br />
4 Haushaltsstrukturen 87<br />
4.2 Haushalte von Ausländern 91<br />
5 Erwerbstätigkeit und Beschäftigung 95<br />
5.1.6. Ausländische sozialversicherungspflichtige Auszubildende<br />
6 Arbeitslosigkeit 147<br />
6.1.3. Anteil der ausländischen Arbeitslosen<br />
6.2.2. Langzeitarbeitslose Ausländer<br />
7 Soziales 161<br />
7.2.4. Altersarmut – Ausländische Empfänger von Grundsicherung nach SGB XII von 65 und mehr<br />
Jahren<br />
9 Kinderbetreuung 189<br />
9.2.4. Kinder mit Migrationshintergrund in Kindertageseinrichtungen am 15.3.XX<br />
10 Bildung 203<br />
10.2.2. Ausländische Schulabgänger allg. Schulen mit allg. Hochschulreife<br />
10.2.4. Ausländische Schulabgänger allg. Schulen ohne Schulabschluss<br />
10.2.5. Aussiedler an allgemeinbildenden Schulen<br />
10.3.1. Schüler des 1. Schulbesuchsjahres mit vorschulischen Sprachkursen<br />
10.3.2. Ausländische Schüler an Förderschulen Lernen sowie emot.-soz. Entwicklung<br />
11
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Hinweise zu den Daten des Sozialstrukturatlas:<br />
Wenn <strong>nicht</strong> anders angegeben, sind nur deutsche/ausländische Ausprägungen der<br />
Daten möglich<br />
Weitere Ergänzungsvorschläge aus anderen Quellen:<br />
I. Quelle: <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong><br />
a. Schulamt<br />
i. Delfin-4 Daten<br />
b. Gesundheitsamt<br />
i. Schuleingangsuntersuchung<br />
II. Quelle: IT-NRW<br />
a. Bevölkerung mit Migrationshintergrund<br />
b. Schüler/innen mit Migrationshintergrund in allgemeinbildenden Schulen<br />
Einheitliche Verwendung des Begriffs „Migrationshintergrund":<br />
Ein weiteres Ergebnis ist die Verständigung auf einheitliche Begrifflichkeiten, wenn<br />
von Menschen mit Migrationshintergrund gesprochen wird. Es wird die Definition des<br />
Mikrozensus verwendet, bei der Migrationshintergrund folgendermaßen definiert wird:<br />
Zu den Menschen mit Migrationshintergrund zählen „alle nach 1949 auf das heutige<br />
Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland<br />
geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest<br />
einem zugewanderten <strong>oder</strong> als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil“.(Aus:<br />
„Bevölkerung und Erwerbstätigkeit - Bevölkerung mit Migrationshintergrund –<br />
Ergebnisse des Mikrozensus 2005“ S. 5f)<br />
12
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
4 „Integration ist kein Zufall –<br />
für eine gemeinsame Zukunft“<br />
Am Samstag, den 16. Januar 2010 fand die Veranstaltung „Integration ist kein Zufall –<br />
für eine gemeinsame Zukunft“ statt.<br />
4.1 Überblick / Tagesablauf<br />
Zeit<br />
Ab 10:00<br />
Inhalt<br />
Markt der Möglichkeiten (ab 10:00 Uhr ganztägig)<br />
Vorstellung von Integrationsaktivitäten im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
11:00 Kulturbeitrag<br />
Uli Türk (Komponist und Autor)<br />
11:10 Begrüßung<br />
durch den stellvertretenden Landrat Prof. Dr. Friedrich Wilke<br />
11:20 Rede<br />
von Thomas Kufen, Integrationsbeauftragter des Landes Nordrhein-<br />
Westfalens<br />
11:40 Podiumsdiskussion<br />
- Thomas Kufen, Integrationsbeauftragter des Landes<br />
- Ibrahim Ousta, Kommunalpolitiker aus Bergneustadt<br />
- Fidan Taskin, Hauptschullehrerin aus Gummersbach<br />
- Alexander Schwabauer, Aktiver im ehemaligen Verein „Aussiedler<br />
helfen Aussiedlern“<br />
- Dr. Christian Dickschen, Integrationsbeauftragter des OBK<br />
12:10 Kulturbeitrag<br />
Uli Türk (Komponist und Autor)<br />
12:20 Imbiss<br />
Zeit für Kommunikation und Kontakt auf dem Markt der Möglichkeiten<br />
13:00 Themenarbeit<br />
M<strong>oder</strong>ierte Gesprächsrunden zu integrationsrelevanten Themen:<br />
Kulturelle Partizipation, Erwerbstätigkeit, Bildung, Politische<br />
Partizipation, Sprache, Interkulturelles Zusammenleben<br />
15:00 Abschluss<br />
13
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
4.2 Begrüßung durch den stellvertretenden Landrat Prof. Dr. Friedrich<br />
Wilke<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
lieber Herr Thomas Kufen,<br />
liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem <strong>Kreis</strong>tag<br />
und aus den Räten und<br />
geschätzte Vertreter der Presse,<br />
ich begrüße Sie sehr herzlich und<br />
freue mich, dass ich als stellvertretender<br />
Landrat die heutige<br />
Veranstaltung „Integration ist kein<br />
Zufall – für eine gemeinsame<br />
Zukunft!“ offiziell eröffnen darf.<br />
Wer schon ein bisschen früher gekommen<br />
ist, hat das bunte Treiben<br />
hier draußen erlebt. Schon ab<br />
zehn Uhr sind Sie hier miteinander<br />
ins Gespräch gekommen und ich<br />
hoffe, dass das eine <strong>oder</strong> andere<br />
interessante Gespräch auch dabei<br />
war.<br />
Ziemlich genau vor einem Jahr,<br />
am 19. Januar 2009, hatte Landrat Hagen Jobi die<br />
erste größere kreisweite Veranstaltung zum Thema<br />
„Zukunftsinvestition Integration“ in Bergneustadt mit<br />
folgenden Worten eröffnet: „Am Thema Integration<br />
kommt niemand mehr vorbei.“<br />
Und das gilt heute mehr denn je. Sowohl auf<br />
Bundesebene, in den Ländern und konkret vor Ort,<br />
hier im <strong>Kreis</strong>, mit seinen Städten und Gemeinden.<br />
Immer mehr Städte und <strong>Kreis</strong>e erkennen den Handlungsbedarf<br />
und stellen für diese wichtige Aufgabe<br />
Personal und auch Geld zur Verfügung. Unverzichtbar<br />
für gelingende Integration ist die aktive Beteiligung<br />
der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte<br />
und der Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte.<br />
Ich meine damit <strong>nicht</strong> nur die Integrationsbereitschaft<br />
des Einzelnen, sondern auch das<br />
Mittun von uns allen, von Verbänden, Vereinigungen,<br />
Religionsgemeinschaften <strong>oder</strong> wo immer wir<br />
auch vertreten sind.<br />
Heute stehen hier die Elternvereine, Hausaufgabenhilfen,<br />
Chöre, Religionsgemeinschaften und all die<br />
Organisationen von Migrant/innen im Mittelpunkt.<br />
Wir haben Sie eingeladen, damit Sie sich und Ihre<br />
Arbeit vorstellen können. Wir wollen sichtbar<br />
machen, wie lebendig, vielfältig, ideenreich und<br />
phantasievoll Ihre Beiträge und Hilfestellungen für<br />
eine gelungene und in Zukunft mehr gelingende,<br />
Integration sind. Sie sind eine Bereicherung für uns<br />
alle!<br />
Weiter eingeladen haben wir auch Institutionen, die<br />
bei der Integration helfen wollen.<br />
Ich wünsche mir, dass beide<br />
Seiten noch besser und intensiver<br />
miteinander ins Gespräch kommen.<br />
Und dazu ist die heutige<br />
Veranstaltung ja da. Der Oberbergische<br />
<strong>Kreis</strong> soll jetzt hier <strong>nicht</strong><br />
abseits stehen! Ich darf an dieser<br />
Stelle Herrn Dr. Christian<br />
Dickschen vom Oberbergischen<br />
<strong>Kreis</strong> und Hans Wietert-Wehkamp<br />
vom Institut für soziale Innovation<br />
ganz herzlich für die Organisation<br />
dieser Veranstaltung danken.<br />
Ich sehe auch einige Mandatsträger<br />
aus dem <strong>Kreis</strong>tag und aus den Räten. Für Ihr<br />
Kommen bedanke ich mich. Ich bin mir sicher, dass<br />
Sie heute einige wertvolle Erkenntnisse und Anregungen<br />
für Ihr weiteres Engagement erhalten werden.<br />
Andere wären gerne gekommen, halten jedoch<br />
an diesem Wochenende ihre Haushaltsklausuren<br />
ab, um die kommunalen Finanzen zu sanieren.<br />
Den Zögerern und Skeptikern sage ich: Ängste und<br />
Befürchtungen dürfen und müssen thematisiert werden!<br />
Das gelingt am besten im fairen und offenen<br />
Dialog. Dabei dürfen auch Themen wie „Fundamentalismus“<br />
<strong>oder</strong> die „verfassungsrechtlich garantierte<br />
Gleichberechtigung der Frauen“ ebenso wenig ausgeklammert<br />
werden, wie das schwer nachvollziehbare<br />
„Minarett-Verbot“ in der Schweiz <strong>oder</strong> provozierende<br />
Formulierungen wie „Produktion von<br />
Kopftuchmädchen“.<br />
Freuen wir uns nun gemeinsam auf den sicherlich<br />
anregenden Beitrag des Integrationsbeauftragten<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen, Herrn Thomas<br />
Kufen, den ich noch von früher kenne und schätzen<br />
gelernt habe.<br />
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
14
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
4.3 Rede des Integrationsbeauftragten der Landesregierung Nordrhein-<br />
Westfalen Herrn Thomas Kufen<br />
Es gilt das gesprochene Wort!<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
Nordrhein-Westfalen ist ein Land im Aufbruch. Das<br />
einwohnerstärkste Bundesland hat sich von einer<br />
Montanregion zu einem m<strong>oder</strong>nen Industrie- und<br />
Dienstleistungsstandort entwickelt. Oder wie der<br />
Tagesspiegel Anfang des Jahres schrieb<br />
„Nordrhein-Westfalen hat die leistungsfähigste<br />
Wirtschaft aller Bundesländer, trotz aller Schwierigkeiten<br />
stellt es den größten Anteil am Bruttoinlandsprodukt,<br />
im Jahr 2008 21,7 Prozent. NRW ist auch<br />
das exportstärkste Bundesland, mit 18 Prozent der<br />
deutschen Ausfuhren 2008." Heute hat Nordrhein-<br />
Westfalen das dichteste Forschungsnetz in Deutschland<br />
und zählt zu den bedeutendsten Kulturregionen<br />
der Welt. Es ist eine der wirtschaftsstärksten Metropolregionen<br />
Europas. Wäre es ein eigenständiger<br />
Staat – es wäre eine der stärksten Exportnationen<br />
der Welt. All das haben wir auch den so genannten<br />
Gastarbeitern zu verdanken.<br />
Aber, die Bevölkerungszahl in Deutschland, die<br />
bereits seit 2003 rückläufig ist, wird weiter abnehmen.<br />
Auch im ersten Halbjahr 2009 ist die Einwohnerzahl<br />
Nordrhein-Westfalens zurückgegangen.<br />
Ende Juni 2009 lebten rund 40.000 Einwohner<br />
weniger in Nordrhein-Westfalen als zum Jahresbeginn.<br />
Dies führt auch dazu, dass die Bevölkerung<br />
im Erwerbsalter altert und langfristig schrumpft.<br />
Auch hier in Nordrhein-Westfalen.<br />
Wir sind deshalb auf Zuwanderung, gut gebildete<br />
und integrierte Kräfte angewiesen. Die Talente in<br />
unserem Land sind zu kostbar, um sie brach liegen<br />
zu lassen.<br />
Denn die Gesellschaft und vor allem die Volkswirtschaft<br />
sind auf das Engagement, die Kreativität<br />
und die Integration aller angewiesen. Ohne geeignete<br />
Arbeitskräfte schwindet die Attraktivität des<br />
Standorts Deutschland und die Probleme für die<br />
Gesellschaft durch die anwachsende Zahl Geringqualifizierter,<br />
die <strong>nicht</strong> mehr vermittelbar sind,<br />
wächst.<br />
Tatsache ist jedoch:<br />
Es findet<br />
kaum noch Zuwanderung<br />
statt.<br />
Die Zeiten hoher<br />
Wanderungsüberschüsse,<br />
wie in<br />
den späten<br />
1980er und frühen<br />
1990er Jahren, als<br />
neben Aussiedlern<br />
und Asylbewerbern<br />
auch<br />
viele Bürgerkriegsflüchtlinge nach Nordrhein-<br />
Westfalen kamen, sind vorbei.<br />
Die Zahlen für die wichtigsten Zuwanderergruppen<br />
zeigen das:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
1995 kamen fast 30.000 Asylbewerber nach<br />
Nordrhein-Westfalen. Im Jahr 2007 waren es<br />
nur noch 5.140, im zurückliegenden Jahr 2008<br />
dann 5.483.<br />
Im Jahr 1995 wanderten rund 45.000 Aussiedler<br />
nach Nordrhein-Westfalen. 2007 waren es noch<br />
1.266, 2008 dann 930. Bis Mai 2009 wanderten<br />
264 Aussiedler zu.<br />
In 2007 haben nur 111 Hochqualifizierte in<br />
Nordrhein-Westfalen eine Niederlassungserlaubnis<br />
erhalten. Davon sind 24 tatsächlich<br />
aus dem Ausland zugewandert, 87 lebten schon<br />
länger in Deutschland.<br />
Auch der Familiennachzug hat seinen Höhepunkt<br />
ganz offenkundig überschritten. Im Jahr<br />
2006 sind insgesamt 50.000 Männer, Frauen<br />
und Kinder aus Ländern außerhalb der<br />
Europäischen Union nach Deutschland<br />
gekommen. In 2008 waren es 30.766. Im Jahr<br />
2002 waren es noch über 64.000. Tendenz:<br />
weiter abnehmend (ein wichtiger Grund für<br />
2008: die Verschärfung des Zuwanderungsrechtes,<br />
Nachweis von Deutschkenntnissen).<br />
2008: Die meisten kamen aus der Türkei<br />
(6.886), gefolgt von Kosovo (2.688) und der<br />
15
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
<br />
Russischen Föderation (2.017). 2006 kamen<br />
noch 10.208 aus der Türkei im Rahmen des<br />
Familiennachzugs.<br />
Drastisch zurückgegangen ist insbesondere die<br />
Zuwanderung von Aussiedlern und Spätaussiedlern.<br />
2007 kamen nur noch 5.800 Aussiedlerinnen<br />
und Aussiedler in Deutschland an.<br />
Seit 1992 ist das ein Rückgang um 97 %.<br />
So lag der jährliche Wanderungsüberschuss im Jahr<br />
2007 lediglich bei 10.000 Menschen. Das ist in<br />
einem Land von über 18 Millionen Menschen <strong>nicht</strong><br />
gerade viel.<br />
Man sollte also <strong>nicht</strong> so tun, als würde Deutschland<br />
überrannt von Zuwanderern: Das Gegenteil ist der<br />
Fall.<br />
Rückläufige Zuwandererzahlen<br />
bedeuten aber keineswegs, dass<br />
die Integrationspolitik an Bedeutung<br />
verlieren würde. Bei einer<br />
gewaltigen Aufgabe stehen wir<br />
noch relativ am Anfang: das ist –<br />
wie es der Migrationsforscher<br />
Klaus Bade genannt hat – die<br />
„nachholende Integrationspolitik“<br />
für diejenigen Zuwanderer, die<br />
schon lange bei uns leben, für die<br />
es bislang aber keinerlei Integrationspolitik<br />
gegeben hat. Unser Ziel<br />
ist es, ihnen und allen Zuwanderern<br />
zu besten Chancen zu verhelfen.<br />
Auch allein aus Gründen der Zukunftsfähigkeit<br />
unserer Gesellschaft ist das Engagement für eine<br />
bessere Integration der Zugewanderten unser aller<br />
Interesse. Denn: Gut integrierte Zuwanderer sind ein<br />
echtes Zukunftspotenzial für unsere Gesellschaft.<br />
Zahlen machen deutlich, wie dringlich eine erfolgreiche<br />
Integrationspolitik ist:<br />
Deutschland ist ein Land, in dem viele<br />
<br />
absoluten Zahl der Zuwanderinnen und<br />
Zuwanderer stufte die UN Deutschland 2005<br />
sogar als drittgrößtes Einwanderungsland<br />
weltweit ein - gleich hinter den USA und<br />
Russland.<br />
Knapp jeder siebte Einwohner Nordrhein-Westfalens,<br />
das sind 2,7 Millionen Menschen <strong>oder</strong><br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
14,9 Prozent der Bevölkerung, ist im Ausland<br />
geboren.<br />
Und jeder vierte Einwohner Nordrhein-Westfalens<br />
hat eine Zuwanderungsgeschichte, die<br />
Teil der eigenen <strong>oder</strong> familiären Identität ist.<br />
Hier im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> haben von rund<br />
290.000 Einwohnern 78.000 Personen eine<br />
Zuwanderungsgeschichte. 55.000 von ihnen<br />
sind Deutsche, bei denen mindestens ein<br />
Elternteil ausländischer Herkunft ist, die als<br />
Aussiedler <strong>oder</strong> Spätaussiedler zu uns d. h. als<br />
Deutsche zurück nach Deutschland gekommen<br />
sind <strong>oder</strong> die eine Zuwanderungsgeschichte<br />
haben, aber inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft<br />
angenommen haben.<br />
38 Prozent der Kinder bis sechs Jahren haben<br />
heute eine Zuwanderungsgeschichte. „Integration"<br />
entscheidet darum über den Erfolg <strong>oder</strong><br />
Misserfolg<br />
unserer<br />
gemeinsamen Zukunft.<br />
Wie groß die Chancen von<br />
Zuwanderung und gelungener<br />
Integration sind, zeigen zum<br />
Beispiel die 550.000 Eingebürgerten<br />
in Nordrhein- Westfalen:<br />
Sie schaffen in der Regel sogar<br />
höhere Schulabschlüsse als<br />
gebürtige Deutsche. Die konkreten<br />
Erfolge der neuen Staatsbürger mit<br />
Zuwanderungsgeschichte sehen so<br />
aus:<br />
Im Jahr 2006 hatten mehr als<br />
30 Prozent der Eingebürgerten die<br />
Hochschulreife erlangt; drei Prozent mehr als<br />
unter den <strong>nicht</strong> zugewanderten Deutschen.<br />
Auch auf dem Arbeitsmarkt zogen die Eingebürgerten<br />
mit den Alteingesessenen gleich. Mehr<br />
Eingebürgerte (10,7 Prozent) als gebürtige<br />
Deutsche (10,1 Prozent) waren als Selbstständige<br />
beschäftigt.<br />
Und die Erwerbsquote von Eingebürgerten lag<br />
bei 71,3%, d.h. nur rund zwei Prozentpunkte<br />
unter der Erwerbsquote gebürtiger Deutscher.<br />
Bei den Männern herrscht sogar Gleichstand.<br />
Das alles zeigt: Gut integrierte, eingebürgerte Zuwanderer<br />
sind ein echtes Zukunftspotenzial für<br />
unsere Gesellschaft.<br />
16
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Integration von Menschen mit einer Zuwanderungsgeschichte<br />
wird als eine große Herausforderung für<br />
unsere Gesellschaft verstanden.<br />
Integration bedeutet aber <strong>nicht</strong> die Aufgabe eigener<br />
kultureller Wurzeln, bedeutet <strong>nicht</strong> Assimilation.<br />
Vielmehr gilt es, Antworten auf die Frage zu finden,<br />
wie viel kulturelle Eigenheit gelebt werden kann und<br />
notwendig ist, damit Integration und Zusammenleben<br />
gelingen.<br />
Natürlich gibt es noch immer Probleme und<br />
Schwierigkeiten, dazu zählt der Rückzug in abgeschlossene<br />
Lebenswelten ebenso wie die zu hohe<br />
Zahl von Schulabbrechern und Arbeitslosen unter<br />
den Menschen mit Zuwanderungsgeschichte.<br />
Zudem akzeptieren einige die Grundregeln unseres<br />
Zusammenlebens <strong>nicht</strong>, gerade auch im Hinblick auf<br />
die Rechte von Frauen. Zuwanderinnen und<br />
Zuwanderer erleben immer noch Ausgrenzung,<br />
Diskriminierung und die Verweigerung von Teilhabechancen.<br />
Diese Probleme spricht die Landesregierung<br />
offen, ehrlich und ohne ideologische<br />
Scheuklappen an. Aussagen wie die von Thilo<br />
Sarrazin jedoch helfen <strong>nicht</strong> weiter. Seine<br />
Beschimpfungen könnten sich genauso gut gegen<br />
die deutsche Unterschicht richten: Fälle von Kindesmisshandlung<br />
und -verwahrlosung finden in der<br />
Regel in deutschen Familien und weniger in<br />
Familien mit Zuwanderungsgeschichte statt.<br />
Dass das Zusammenleben in den meisten Fällen<br />
glückt, darf aber demgegenüber <strong>nicht</strong> in den Hintergrund<br />
treten. Von einem Scheitern der Integration<br />
kann keine Rede sein, allerdings von Integration als<br />
einer bleibenden Herausforderung.<br />
Generationenübergreifend gilt es, Menschen mit<br />
Zuwanderungsgeschichte besser dabei zu unterstützen,<br />
ihr Potential und ihre Kompetenzen für sich<br />
und die Gesellschaft einzubringen. Nur auf diese<br />
Weise kann es gelingen, dass sich Menschen mit<br />
Zuwanderungsgeschichte in unserer Gesellschaft<br />
angenommen und heimisch fühlen.<br />
Nordrhein-Westfalen ist ein Land, das stolz auf<br />
seine regionale und kulturelle Vielfalt ist. Keine<br />
Region hat mehr Erfahrung damit, Gegensätze zu<br />
überwinden und aus Fremden gleichberechtigte und<br />
selbstbewusste Bürgerinnen und Bürger zu machen.<br />
Die Landesregierung wird allen, die sich dafür<br />
einsetzen, dass Nordrhein-Westfalen zum Land der<br />
neuen Integrationschancen wird, auch in Zukunft ein<br />
verlässlicher Partner sein.<br />
Doch wie können auch Sie dazu beitragen, dass<br />
Nordrhein-Westfalen das Land der neuen<br />
Integrationschancen wird? Wie kann Integration<br />
gelingen?<br />
Natürlich gibt es kein Patentrezept. Aber gute Ideen<br />
und Beispiele.<br />
Unterscheiden müssen wir zwischen den Faktoren:<br />
Vorhandene Ressourcen, Erfolgsfaktoren und den<br />
potenziellen Handlungsfeldern.<br />
Die vorhandenen Ressourcen beinhalten zum<br />
Beispiel die Lebensbedingungen, Werte und<br />
Orientierungen sowie die soziale Interaktion. In<br />
meiner Erfahrung als Integrationsbeauftragter habe<br />
ich immer wieder erlebt, dass die Grundvoraussetzung<br />
für jegliche Integration ist, dass wir miteinander<br />
und <strong>nicht</strong> übereinander sprechen und<br />
aufeinander zugehen. Miteinander sprechen, dass<br />
geht im Zweifelsfall nur, wenn man die deutsche<br />
Sprache beherrscht. Sprache ist der Schlüssel zur<br />
Integration und somit die Sprachförderung ein<br />
wichtiger Baustein im Rahmen eines Integrationskonzeptes.<br />
17
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Auch Möglichkeiten aufeinander zuzugehen gibt es<br />
zahlreiche. Sie ergeben sich zum Beispiel beim<br />
Sport <strong>oder</strong> bei kulturellen Veranstaltungen. Hier gilt<br />
es, in einer Stadt <strong>oder</strong> einem <strong>Kreis</strong> dafür zu sorgen,<br />
dass sich viele Möglichkeiten des interkulturellen<br />
Dialogs bieten. Natürlich bedeutet dies <strong>nicht</strong>, dass<br />
ausschließlich die Kommune Ansprechpartner ist.<br />
Die vorhandenen Ressourcen lassen sich im<br />
Rahmen der Integrationsarbeit vor Ort jedoch nur<br />
dann nutzen, wenn entsprechende Erfolgsfaktoren<br />
gegeben sind.<br />
Hierzu gehört, dass wesentliche Erfolge auf<br />
kommunaler <strong>oder</strong> <strong>Kreis</strong>ebene nur dann erzielt<br />
werden können, wenn sich die Verwaltungsspitze<br />
mit der Aufgabe identifiziert und die Umsetzung<br />
neuer Konzepte nachhaltig einfordert. Die Aufgaben<br />
müssen zielgruppenorientiert entwickelt und<br />
strategisch gesteuert werden.<br />
In der Stadt Herten zum Beispiel wird Integration im<br />
kommunalpolitischen Handeln als strategische<br />
Querschnittsaufgabe mit Priorität wahrgenommen.<br />
Die durch Migration entstehenden Aufgaben prüft<br />
die kommunalpolitische Führung ständig im Hinblick<br />
auf neu entstehende Anforderungen. So ist es<br />
konsequent, dass der Bürgermeister den Vorsitz in<br />
der Lenkungsgruppe „Integration" inne hat und dass<br />
alle im Rat vertretenden Fraktionen auch in der<br />
Lenkungsgruppe mitarbeiten.<br />
Die Erfahrungen zeigen zudem, dass es von herausragender<br />
Bedeutung ist, dass die verschiedenen<br />
Akteure vor Ort vernetzt arbeiten. Ich spreche hier<br />
von den verschiedenen Stellen der Kommune und<br />
des <strong>Kreis</strong>es, den Migrantenselbstorganisationen,<br />
aber auch den heimischen Brauchtumsvereinen, von<br />
Wohlfahrtsverbänden und den Kirchen und<br />
Moscheevereinen. Kontakte können auch zur<br />
ARGE, zur VHS, der Polizei, der IHK, den lokalen<br />
Medien und betrieblichen Ausbildungsstellen hergestellt<br />
werden. Diese Aufzählung könnte jederzeit<br />
verlängert werden und hängt auch von den<br />
potenziellen Handlungsfeldern ab, die im Rahmen<br />
des örtlichen Integrationskonzeptes angesprochen<br />
werden.<br />
So <strong>wurde</strong>n in den letzten Jahren viele verschiedene<br />
Konzepte zu unterschiedlichen Themen entwickelt.<br />
Denn Integration ist eine Querschnittsaufgabe. So<br />
können die Handlungsfelder zum Beispiel Jugend,<br />
Sprache und Bildung, Kultur und Religion, Wohnen,<br />
Politische Teilhabe, Soziales und Senioren,<br />
Gesundheit, Wirtschaft und Arbeit, aber auch<br />
Öffentlichkeitsarbeit sein.<br />
Meine Damen und Herren,<br />
ich glaube, ich konnte Ihnen verdeutlichen, wie<br />
wichtig eine gelungene Integration ist. Mit der<br />
heutigen Veranstaltung leisten Sie dazu einen<br />
wichtigen Beitrag. Welche zukünftigen Konzepte Sie<br />
entwickeln werden, dass hängt von den<br />
Möglichkeiten vor Ort ab. Ich möchte Ihnen für die<br />
Arbeit die Broschüre „Integration als Chance für<br />
Nordrhein-Westfalen und seine Kommunen"<br />
empfehlen, in der Sie für Ihre Arbeit sicher noch<br />
zahlreiche informative Hinweise finden werden.<br />
Zunächst wünsche ich Ihnen jedoch im Rahmen<br />
dieser Veranstaltung viele anregende Gespräche.<br />
18
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
4.4 Podiumsdiskussion<br />
In einer Podiumsdiskussion befragt der M<strong>oder</strong>ator Hans Wietert-Wehkamp Fidan Taskin, Lehrerin einer<br />
Hauptschule in Bergneustadt, Ibrahim Ousta, Unternehmer und Politiker aus Bergneustadt, und Alexander<br />
Schwabauer, Heimkehrer aus Russland, zu ihren Integrationserfahrungen und -empfehlungen im bzw. für<br />
den Oberbergischen <strong>Kreis</strong>. Thomas Kufen, Integrationsbeauftragter des Landes Nordrhein-Westfalen, und<br />
Dr. Christian Dickschen, Integrationsbeauftragter des Oberbergischen <strong>Kreis</strong>es ergänzen hierbei die Sicht<br />
des Landes und des <strong>Kreis</strong>es.<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Frau Taskin Sie<br />
unterrichten Deutsch und Textil in einer<br />
Hauptschule in Bergneustadt. Herr Kufen hat in<br />
der Vergangenheit immer wieder davon berichtet,<br />
dass es mehr Lehrerinnen und Lehrer mit<br />
Zuwanderungsgeschichte geben soll. Sie sind so<br />
eine Lehrerin. Was hat Sie dazu veranlasst,<br />
Lehrerin zu werden?“<br />
Fidan Taskin: „Das ist eine gute Frage. Ich <strong>wurde</strong><br />
eher mitgerissen.<br />
Wir waren damals<br />
drei ausländische<br />
Schüler,<br />
die ihr Abitur gemeinsam<br />
gemacht haben.<br />
Ich habe bis zur<br />
zehnten Klasse<br />
die Hauptschule<br />
besucht und mich<br />
dann mit den<br />
anderen drei<br />
entschlossen,<br />
Abitur zu machen. Am Ende der zwölften Klasse<br />
haben wir dann gesagt: „Gut, wir werden<br />
studieren!“ Und da haben die beiden gesagt: „Wir<br />
studieren Lehramt, weil wir hier groß geworden<br />
sind.“<br />
Viele Probleme haben wir damals während der<br />
Hausaufgabenbetreuung gesehen, die wir regelmäßig<br />
durchgeführt haben. Und das war mehr<br />
<strong>oder</strong> weniger der ausschlaggebende Punkt.“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Sie haben so schön<br />
gesagt, Sie sind mitgerissen worden: Heute sind<br />
Sie als Lehrerin in einer Hauptschule tätig. Was<br />
erleben Sie bei Jugendlichen, die Zuwanderungsgeschichte<br />
haben?“<br />
Fidan Taskin: „Ja, die großen Probleme sind<br />
Sprache und Elternarbeit. Bei Schülerinnen und<br />
Schülern, deren Eltern regelmäßig anrufen und<br />
rückfragen, wie das Kind steht, wo die Probleme<br />
liegen, die die Schule auch besuchen und um ein<br />
Gespräch bitten, da klappt das natürlich besser.<br />
Die Schülerinnen und Schülern, deren Eltern sich<br />
<strong>nicht</strong> engagieren, bleiben da ein bisschen auf der<br />
Strecke. Sie nehmen sich in der Schule viel mehr<br />
heraus.“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Ich möchte noch<br />
einen ganz anderen Bereich ansprechen. Es<br />
wäre sicherlich interessant, mehr über Ihre<br />
Geschichten und Erfahrungen aus der Schule<br />
zu hören, aber ich weiß, dass Sie sich auch<br />
sonst noch engagieren. Vielleicht können Sie<br />
erzählen, in welchem Bereich Sie sich<br />
engagieren.“<br />
Fidan Taskin: „Bevor meine Tochter auf die<br />
Welt gekommen ist, habe ich eine Zeit lang<br />
Musik gemacht. Ich war drei <strong>oder</strong> vier Jahre<br />
lang in einer türkischen Band, danach in einer<br />
türkischen Rockband, die zu lateinamerikanischen<br />
Rhythmen Türkisch gesungen hat. Und jetzt,<br />
seitdem meine Tochter auf der Welt ist, muss ich<br />
mich mehr um sie kümmern, weil ich<br />
alleinerziehend bin.<br />
Durch Zufall bin ich über die Schule zu einer<br />
Gruppe gestoßen, als ich zu einer Veranstaltung<br />
von einer politischen Partei gegangen bin. Da<br />
habe ich mich dann dazu bereit erklärt, sie zu<br />
unterstützen, Dolmetscherfunktionen zu erfüllen<br />
und solche Sachen zu machen.“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Ok. Ganz herzlichen<br />
Dank. Sie erleben eine sehr offene und<br />
engagierte Frau, die mitgerissen wird, die<br />
angesprochen wird und bereit ist, etwas zu tun.<br />
Ich glaube, das ist ein gutes Beispiel, wie man<br />
wichtige Beiträge leisten kann.<br />
19
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Ich gehe mal weiter zu Herrn Schwabauer. Herr<br />
Schwabauer, Sie haben sich auch in ganz<br />
anderer Form engagiert. Sie leben schon seit 19<br />
Jahren in Engelskirchen. Wie war es, als Sie<br />
damals nach Engelskirchen kamen?“<br />
Alexander Schwabauer: „Also das war ein<br />
großer Traum für mich und meine Familie, endlich<br />
in meiner Heimat zu sein. Das glaubt wahrscheinlich<br />
keiner: „meine Heimat“. Ich komme aus der<br />
Fremde, ich bin in der Fremde geboren, aber<br />
immer habe ich davon geträumt, nach Hause zu<br />
kommen. – Endlich waren wir also zu Hause. Der<br />
Traum hat sich erfüllt.<br />
Als wir hierhin gekommen sind, konnten wir<br />
feststellen, dass sehr vieles anders war, als wir<br />
uns das über die Urheimat unserer Eltern<br />
vorgestellt haben.<br />
Aber wir konnten die Sprache, auch meine Kinder<br />
konnten die Sprache. In dieser Hinsicht war das<br />
kein Problem. Es gab andere Probleme: mit der<br />
Bürokratie, mit dem vielen Papierkram, aber das<br />
haben wir auch sofort in die Hände genommen.<br />
Ich habe mich auch sofort selbst bei einem<br />
Sportclub angemeldet und habe bei den Senioren<br />
Fußball gespielt. Heute bin ich Vorsitzender eines<br />
Gesangsvereins.<br />
Ich war<br />
mehrere Jahre<br />
auch in einem<br />
Verein tätig,<br />
„Aussiedler<br />
helfen Aussiedlern“,<br />
wo wir<br />
anderen z.B.<br />
beim Ausfüllen<br />
von verschiedenen<br />
Formularen,<br />
mit<br />
Dolmetschertätigkeit<br />
usw.<br />
geholfen<br />
haben.“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Sie haben gerade so<br />
schön gesagt: „Ich bin direkt in einen Fußballverein<br />
gegangen. Ich bin aktiv geworden.“ Nun<br />
hören wir häufig, dass Migranten den Weg in<br />
Vereine <strong>nicht</strong> finden. Was würden Sie<br />
einheimischen Vereinen empfehlen, damit noch<br />
mehr Menschen mit Zuwanderungsgeschichte<br />
Mitglied werden, also aktiv werden?“<br />
Alexander Schwabauer: „Ich glaube, die Vereine<br />
müssen wahrscheinlich mit den Leuten sprechen,<br />
zu denen gehen. Denn viele sind reserviert. Wir<br />
sind zwar Deutsche, egal wie man uns sonst auch<br />
nennt, z.B. Auslandsdeutsche, Volksdeutsche.<br />
Das Wort Aussiedler würde ich gar <strong>nicht</strong><br />
verwenden. Ein Aussiedlerwort würde ich für die<br />
UdSSR benutzen, wo wir herkommen.<br />
Wir sind also Heimkehrer, wir kommen nach<br />
Hause. Aber viele von uns sind reserviert, weil sie<br />
viele Jahrzehnte verfolgt <strong>wurde</strong>n, weil sie ihre<br />
Identität als Deutsche und ihre Sprache verloren<br />
haben.<br />
Die Einheimischen könnten deshalb vielleicht auf<br />
die Leute zugehen und ins Gespräch kommen:<br />
„Ihr nennt Euch Deutsche, warum könnt Ihr dann<br />
aber kein Deutsch?“ – „Wir nennen uns Deutsche,<br />
weil wir Deutsche sind. Wir haben aber unsere<br />
Sprache verloren.“ – Und dann muss man<br />
sprechen, zuhören können. Und auch von unserer<br />
Seite, der Seite der Heimkehrer, muss man<br />
aufeinander zugehen, den Einheimischen<br />
entgegen gehen.“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Sie nennen ein<br />
wichtiges Stichwort „Aufeinander zugehen“. Sie<br />
haben noch weitere wichtige Aspekte genannt:<br />
„Identität“ und „Reserviertheit“, vielleicht ist hier ja<br />
auch der Begriff „Unsicherheit“ treffend. Von<br />
daher erfordert es auch Mut, aufeinander<br />
zuzugehen.<br />
Ich würde gerne weiter gehen und schaue hier zu<br />
meiner linken. Herr Ousta, Sie sind schon länger<br />
im Oberbergischen <strong>Kreis</strong>, und nun seit elf Jahren<br />
unternehmerisch tätig. Was hat Sie veranlasst,<br />
unternehmerisch tätig zu werden und was ist das<br />
besondere, was Sie als Mensch mit Zuwanderungsgeschichte<br />
als Unternehmer mitbringen<br />
können?“<br />
Ibrahim Ousta: „Kurz zu meiner Herkunft: Ich bin<br />
griechischer Staatsbürger, türkischer Abstammung<br />
und bin in Deutschland geboren. Also<br />
ein wunderbarer Mix. Ich versuche mich hier seit<br />
fast 35 Jahren zu integrieren. Ich habe es noch<br />
<strong>nicht</strong> geschafft. Vielleicht klappt es ja noch bis zur<br />
Rente.<br />
Weil ich zu mehr <strong>oder</strong> weniger drei Ländern<br />
gehöre, versuche ich, überall zu verstehen, wie<br />
Integration ablaufen kann. Ich versuche das auch<br />
auf kommunalpolitischer Ebene durchzusetzen,<br />
indem ich Mitglied des Stadtrats der Stadt<br />
Bergneustadt bin.<br />
20
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Nun zurück zu Ihrer Frage: Wie bin ich zum<br />
Unternehmertum gekommen? Ich bin von Beruf<br />
aus Industriekaufmann, war kaufmännischer<br />
Angestellter und dort relativ erfolgreich. Ich<br />
gehörte zu den Jüngsten in der Abteilung, hatte<br />
aber das Gefühl, dass ich dort als Mensch <strong>nicht</strong><br />
komplett angenommen worden bin. Daher habe<br />
ich mich dann dazu entschieden, mich<br />
selbstständig zu machen. Ich wollte mich<br />
durchsetzen und demonstrieren, dass auch<br />
ausländische Mitbürger und –bürgerinnen etwas<br />
auf die Beine stellen und selbstständig Erfolg<br />
haben können. Zum Anderen wollte ich auch<br />
den anderen zeigen, dass etwas sehr Gutes<br />
dabei rauskommen kann, auch wenn man<br />
versucht, etwas zu unterdrücken. Das war<br />
eigentlich mein Ansporn, mich selbstständig zu<br />
machen.“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Sie suchten quasi Anknüpfungspunkte,<br />
wo Sie sich selbst verwirklichen<br />
konnten?“<br />
Ibrahim Ousta: „Genau. Und ich hoffe, dass ich<br />
diese Anknüpfungspunkte auch auf kommunaler<br />
Ebene, auf politischer Ebene finden kann. Damit<br />
man im Bereich der Integration auch Schnittstellen<br />
schafft zwischen der Gesellschaft, die<br />
integriert werden soll und der Gesellschaft der<br />
Einheimischen.“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Da würde ich gerne<br />
noch mal nachhaken: Ich weiß aus dem Vorgespräch,<br />
dass Sie, bevor Sie Stadtratsmitglied<br />
<strong>wurde</strong>n, verschiedene Aktivitäten unternommen<br />
haben, um Zugehörigkeit zu finden. Können Sie<br />
kurz Ihre Erfahrungen schildern?“<br />
Ibrahim Ousta: „Richtig. Bevor ich Stadtratsmitglied<br />
<strong>wurde</strong>, war ich bei der „Aktiven Lernhilfe“<br />
in Bergneustadt sehr aktiv. Ich bin davon<br />
überzeugt, dass Bildung bei der Integration das A<br />
und O ist. Sprachförderung und Bildung muss<br />
gefördert werden, muss weitergeführt werden.<br />
Natürlich geht das <strong>nicht</strong> nur auf der einen Seite,<br />
auf der zu-integrierenden-Seite. Auch die andere<br />
Seite, die einheimische Seite, muss sich öffnen.<br />
Man muss Dialogschnittstellen schaffen und<br />
Möglichkeiten finden, wie man sich gemeinsam<br />
austauscht, um Ängsten, Hemmungen <strong>oder</strong><br />
Vorurteilen entgegenzuwirken.“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Wie begann Ihr<br />
politisches Engagement?“<br />
Ibrahim Ousta: „Mein politisches Engagement<br />
begann damit,<br />
dass wir in einer<br />
Gruppe von<br />
türkischen Mitbürgern<br />
aus<br />
Bergneustadt<br />
versucht haben,<br />
bei verschiedenen<br />
Parteien in<br />
Bergneustadt anzuklopfen,<br />
uns<br />
vorzustellen und<br />
auch zu bewerben,<br />
damit wir<br />
mit auf die Wahllisten<br />
aufgenommen<br />
werden.<br />
Das hat leider <strong>nicht</strong> geklappt. Die haben alle<br />
gesagt: „Integration – da sind wir ja alle für. Und<br />
Politik könnt ihr ja auch machen. Ihr könnt ja<br />
deutsche Staatsbürger werden und dann mitwählen.“<br />
Aber mehr war da auch <strong>nicht</strong> drin. Und<br />
als wir dann gesehen haben, dass wir <strong>nicht</strong><br />
akzeptiert worden sind, um in den Parteien<br />
aufgenommen zu werden, haben wir dann<br />
beschlossen, eine eigene Partei zu gründen, die<br />
„Freie Wählergemeinschaft in Bergneustadt“. Und<br />
auf dieser Basis haben wir es auch geschafft,<br />
einen Sitz im Stadtrat der Stadt Bergneustadt zu<br />
bekommen.“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Herzlichen Dank an<br />
dieser Stelle. Sie gehören zu den Menschen, die<br />
sich <strong>nicht</strong> abwimmeln lassen, sondern eigene<br />
Wege finden.<br />
Wir haben hier gehört: „Ich bin so schön<br />
mitgezogen worden“. Das war so eine schöne<br />
Aussage am Anfang. Also wenn es jemanden<br />
gibt, der sagt: „Komm, mach doch!“, dann sind Sie<br />
offen und sind dabei.<br />
Wir haben „aufeinander zugehen“ gehört und Sie<br />
sagen: „Ich lass mich <strong>nicht</strong> abspeisen. Ich finde<br />
meinen Weg.“ Herr Kufen, wenn Sie das so<br />
hören, was geht Ihnen durch den Kopf?“<br />
Thomas Kufen: „Ja, dass ich das Engagement<br />
hier ganz toll finde. Ich gehe mal davon aus, dass<br />
sich die Kolleg/innen von der CDU <strong>oder</strong> SPD in<br />
Bergneustadt, mit denen Sie gesprochen haben,<br />
jetzt ärgern, weil sie Sie für ihre Arbeit <strong>nicht</strong><br />
gewonnen haben. Insofern sind Sie jetzt<br />
21
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Mitbewerber – die Erfahrung haben Sie jetzt auch<br />
gemacht. Das ist das Eine.<br />
Und ich finde es wunderbar, wenn wir Menschen<br />
mit Zuwanderungsgeschichte haben, die selber<br />
den Lehrerberuf ergreifen, weil wir wissen, dass<br />
dadurch bestimmte Konflikte gar <strong>nicht</strong> entstehen.<br />
Man kann ganz anders auf die Eltern zugehen, sie<br />
vielleicht in der Muttersprache ansprechen und<br />
vielleicht auch dran erinnern, welche Verantwortung<br />
jeder hat. Aber eines ist auch klar: Die<br />
Kollegin ist erst mal eine ganz normale Lehrerin<br />
und <strong>nicht</strong> eine Migrantenlehrerin <strong>oder</strong> eine<br />
Lehrerin für Migranten, sondern in erster Linie<br />
eine Kollegin, die hier ganz normal als Lehrerin<br />
arbeitet.<br />
Und das ist<br />
das, was<br />
neu ist: Wir<br />
werben<br />
sehr gezielt,<br />
dass mehr<br />
Zuwanderer<br />
bestimmte<br />
Berufe<br />
erreichen,<br />
auch im<br />
öffentlichen<br />
Dienst. Das<br />
ist derzeit<br />
etwas<br />
schwieriger,<br />
weil wir insgesamt eher Stellen abbauen. Aber<br />
Zuwanderer sind begehrt! Wir wollen, dass sie<br />
Lehrer werden. Wir machen demnächst eine<br />
Kampagne, dass sie bei der Feuerwehr<br />
mitmachen. Ja, und dann sage ich immer: „Von<br />
der Polizei werden sie auch gesucht.“ Wir wollen,<br />
dass sie auch Polizisten werden, so heißt es dann<br />
wahrscheinlich richtig. Weil wir das auch<br />
verändern müssen!<br />
38 % der jungen Menschen in Nordrhein-<br />
Westfalen, die jünger sind als sieben Jahre,<br />
haben eine Zuwanderungsgeschichte. Bei den<br />
Lehrerinnen und Lehrern ist es ein Prozent. Das<br />
ist natürlich auf Dauer kein vernünftiges<br />
Verhältnis. Eigentlich müssten wir irgendwann mal<br />
dazu kommen, dass man gar <strong>nicht</strong> mehr fragt:<br />
„Woher kommst Du eigentlich? Wie siehst Du<br />
eigentlich aus?“, sondern dass das selbstverständlich<br />
ist. Und das finde ich gut, in der Schule,<br />
im politischen Bereich <strong>oder</strong> hier im Verein.<br />
Eben kam ja die Frage: Was müssen Vereine<br />
tun? Vereine müssen offen sein. Sie müssen<br />
zuhören, aber sie müssen auch Interesse zeigen.<br />
Ein Wort möchte ich heute abschließend noch mal<br />
ein bisschen polieren, das Wort „Respekt“. Ich<br />
glaube, Respekt ist ganz wichtig. Aber das ist<br />
auch keine Einbahnstraße, sondern jeder darf<br />
Respekt erwarten für das, was er mitbringt: an<br />
Sprache, an Kultur, an Musik, an Religion. Aber<br />
diese Gesellschaft hier verlangt auch Respekt für<br />
das, was sie ausmacht: Freiheit, Demokratie, die<br />
Gleichheit von Mann und Frau. Das muss auch<br />
respektiert werden, genau wie jede/r Respekt<br />
erwarten kann.<br />
Und dann brauchen wir natürlich auch Vorbilder,<br />
so wie Sie hier. Ich sage immer: „Wir brauchen<br />
<strong>nicht</strong> nur Vorbilder bei Bravo, M-TV und bei Viva,<br />
sondern auch im Stadtteil und in der Nachbarschaft.“<br />
Und insofern wünsche ich Ihnen für<br />
Ihre Arbeit alles Gute!“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Herzlichen Dank Herr<br />
Kufen. Herr Dr. Dickschen, wir haben eben durch<br />
Herrn Prof. Dr. Wilke gehört, dass es vor ungefähr<br />
einem Jahr Impulse gegeben hat. Sie sind<br />
innerhalb der <strong>Kreis</strong>verwaltung derjenige, der das<br />
Thema Integration bearbeiten soll. Wenn Sie<br />
heute die Veranstaltung und die Teilnahmezahlen<br />
sehen, wenn Sie hören, was hier heute Morgen<br />
schon gesagt <strong>wurde</strong>, was beschäftigt Sie am<br />
meisten, gerade auch, wenn es in Richtung<br />
Perspektive geht?“<br />
Dr. Christian Dickschen: „Dann fange ich<br />
zunächst einmal erst mit einer großen Entschuldigung<br />
an. Ich hoffe, das wird auch an all<br />
diejenigen verbreitet, die wir <strong>nicht</strong> erreicht haben,<br />
als es darum ging, die heutige Veranstaltung hier<br />
zu konzipieren und die Verbände, Vereinigungen,<br />
Interessengemeinschaften und Kulturinitiativen<br />
einzuladen.<br />
Wir haben mit Hilfe der Integrationsbeauftragten<br />
in den Städten und Gemeinden versucht, alle zu<br />
erreichen. Es ist uns <strong>nicht</strong> gelungen. Wir haben<br />
mittlerweile bitterböse Briefe und E-Mails<br />
22
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
bekommen, in denen steht: „Warum sind wir <strong>nicht</strong><br />
dabei?“ Dafür ein ganz großes „Entschuldigung“<br />
an all‘ die, die <strong>nicht</strong> da sind.<br />
Damit gehe ich weiter zum zweiten Teil der Frage:<br />
Wir haben viel angestoßen, indem wir<br />
Gelegenheit zur Begegnung geschaffen haben.<br />
Das muss intensiviert werden. Das muss<br />
strukturiert werden.<br />
Das könnte z.B. in einer Integrationskonferenz<br />
passieren, in einem großen Rahmen mit<br />
verschiedenen Themenschwerpunkten und einer<br />
Vielzahl von Menschen, die im Oberbergischen<br />
<strong>Kreis</strong> an verschiedensten Stellen Verantwortung<br />
tragen.“<br />
Hans Wietert-<br />
Wehkamp:<br />
„Können Sie zu<br />
dem, was Sie<br />
hier so gehört<br />
haben, auch<br />
noch was<br />
sagen?“<br />
Dr. Christian<br />
Dickschen: „Ich<br />
bin froh, hier in<br />
dieser Runde<br />
Ansprechpartner<br />
/innen für die<br />
verschiedensten<br />
Teilideen und<br />
-projekte zu<br />
finden. Es geht<br />
nur mit interessierten und engagierten Menschen.<br />
Ich habe bei dem bisherigen Prozess und mit<br />
meiner bisherigen Tätigkeit als Integrationsbeauftragter<br />
sehr viel Engagement auch auf den<br />
vielfältigsten Gebieten kennen gelernt. Und das<br />
gibt mir Zuversicht, dass wir in diesem Sinne, wie<br />
vielfach schon angesprochen, gemeinsam den<br />
Integrationsprozess gelingend gestalten können.“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Vielen Dank, Herr Dr.<br />
Dickschen. Ich würde jetzt die Anderen noch mal<br />
gerne nach ihrer Perspektive fragen.<br />
Herr Schwabauer, wie ich aus dem Vorgespräch<br />
weiß, fühlen Sie sich in Engelskirchen inzwischen<br />
heimisch: Bei all dem, was Sie erlebt haben, was<br />
geben Sie denen, die den weiteren Prozess<br />
mitgestalten, noch mit auf den Weg? Was sind für<br />
Sie die wichtigsten Dinge, die hier im Oberbergischen<br />
<strong>Kreis</strong> mit in den Blick genommen werden<br />
sollten und die angegangen werden müssen?“<br />
Alexander Schwabauer: „Ja das stimmt,<br />
Engelskirchen ist jetzt meine angestammte<br />
Heimat geworden. 20 Jahre bin ich jetzt beinahe<br />
hier. Ich habe ein Haus gebaut, dass heißt ich will<br />
hier für immer bleiben, und das haben auch fast<br />
alle meine Verwandte und Freunde gemacht: Wir<br />
haben Wurzeln geschlagen. Meine Kinder sind<br />
auch integriert, sie haben einen Hochschulabschluss.<br />
Meine Frau hat Arbeit, ich habe Arbeit.<br />
Wir sind zufrieden.<br />
Meine Empfehlung lautet: Entgegengehen und<br />
einander Zuhören!<br />
Ich wollte <strong>nicht</strong> in eine Großstadt ziehen. Ich<br />
wollte immer der<br />
Erste auf dem<br />
Dorf bleiben.<br />
Mich kennt jeder<br />
Einwohner des<br />
Dorfes. Ich bin<br />
da gut aufgenommen.<br />
Und<br />
ich sage es noch<br />
einmal: Geht<br />
aufeinander zu!<br />
Hört zu! Hört die<br />
Geschichte der<br />
Anderen über<br />
ihre Herkunft<br />
und seid <strong>nicht</strong><br />
voreingenomme<br />
n!“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Vielen Dank. Das<br />
Wichtigste: Aufeinander Zugehen.<br />
Herr Ousta, Sie sind, wie wir eben gehört haben,<br />
ehrenamtlich tätig, Sie sind politisch tätig, Sie sind<br />
als Unternehmer tätig. Sie haben in den unterschiedlichen<br />
Rollen sicherlich Ideen im Kopf, was<br />
angestoßen werden könnte, was weitergemacht<br />
werden soll, damit es im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
noch erfolgreicher gelingt.“<br />
Ibrahim Ousta: „Ich denke, wenn es seitens der<br />
Ausländer möglich wäre, auf kommunaler Ebene<br />
noch aktiver zu sein, dann könnte man die Stellen<br />
mit Nachdruck öffnen, die sich derzeit <strong>nicht</strong><br />
freiwillig öffnen. Das heißt, den Dialog, die<br />
Bereitschaft, etwas aufzunehmen und zu<br />
sensibilisieren: Dazu sollte man sich motivieren<br />
lassen.“<br />
23
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Es ist sehr<br />
sympathisch, dass Sie als Erstes sagen: „Die<br />
Ausländer sollten aktiver werden. Sie haben<br />
Chancen, wenn Sie sich <strong>nicht</strong> abspeisen lassen.“<br />
Was würden Sie trotzdem – auch den offiziellen<br />
Stellen des <strong>Kreis</strong>es und den Kommunen – noch<br />
mit auf den Weg geben?“<br />
Ibrahim Ousta: „Ich<br />
würde vorschlagen,<br />
den Dialog mehr zu<br />
intensivieren. Denn<br />
wenn die Stellen <strong>nicht</strong><br />
wissen, was für eine<br />
gelingende Integration<br />
gebraucht wird, werden<br />
bestimmte Maßnahmen<br />
der Integration<br />
im Sande verlaufen.<br />
Geld und Zeit<br />
sind <strong>nicht</strong> üppig vorhanden.<br />
Die Integrationsbeauftragten<br />
sind, was das Thema Integration betrifft, wahrscheinlich<br />
auch stundenmäßig begrenzt. Es ist<br />
insofern umso wichtiger, den Dialog mit den<br />
örtlichen Ausländern aufrecht zu erhalten, um<br />
auch effektiv zu handeln.“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Ich bin noch ein<br />
bisschen penetrant. Das hört sich immer so schön<br />
an: „Wir müssen den Dialog intensivieren.“ Hierauf<br />
sagen alle: „Ja, das stimmt.“ Aber wie kann<br />
das ganz konkret passieren? Können Sie eine<br />
konkrete Idee benennen, wie das in einer<br />
Gemeinde, in einer Stadt passieren könnte?“<br />
Herr Ousta: „Zum Beispiel könnte man gemeinsam<br />
kulturelle Veranstaltungen durchführen, man<br />
könnte Sprachförderung organisieren. Man könnte<br />
sich auch mit den sozialen Problemen von ausländischen<br />
Familien beschäftigen, damit man<br />
weiß, worüber man redet, wenn man bestimmte<br />
Ausländer in Ecken schiebt. Oder man müsste<br />
sich auch einfach mal über die Religion<br />
unterhalten. Religion ist ein wichtiges Thema.<br />
Zum Beispiel verbietet der Islam einige Sachen,<br />
andere fördert er. Wenn man Menschen begreifen<br />
will, muss man auch die Religion begreifen und<br />
versuchen, Vorurteile abzubauen. Und in dieser<br />
Hinsicht sollte man auch mit der Öffentlichkeit<br />
<strong>oder</strong> mit dem öffentlichen Teil der Gemeinde<br />
zusammenarbeiten.“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Also ganz konkret:<br />
Begegnungen organisieren und Themen und<br />
Aufgaben in Angriff nehmen.<br />
Ich schaue Sie, Frau Taskin, noch mal an. Sie<br />
haben eben ein bisschen von sich erzählt. Sie<br />
haben die Beiträge der Anderen gehört, Sie<br />
haben Herrn Kufen vorher gehört. Aus Ihrer<br />
Perspektive als Lehrerin, aber auch als junge<br />
Mutter, was denken<br />
Sie, was würde dazu<br />
beitragen, damit<br />
Integration erfolgreicher<br />
gelingt?“<br />
Fidan Taskin: „Also<br />
ich würde gar <strong>nicht</strong> auf<br />
eine Feierlichkeit<br />
warten, damit ich<br />
überhaupt den Kontakt<br />
zu den Anderen<br />
suche. Ich fordere auf,<br />
einfach mal in der<br />
Nachbarschaft zu<br />
gucken. Einige Leute leben jahrelang zusammen,<br />
schaffen es aber <strong>nicht</strong>, beim Nachbarn zu klingeln<br />
und zu sagen: „Komm mal auf eine Tasse Kaffee<br />
vorbei.“ Und dabei werden solche<br />
Berührungsängste abgebaut und man lernt sich<br />
einfach kennen. Religion, die Sprache – da gibt es<br />
etliche Möglichkeiten, den Kontakt aufzubauen.<br />
Meine Tante und meine Schwägerin haben<br />
darüber wirklich die Sprache gelernt. Die haben<br />
deutsche Nachbarn, da klappte das wirklich<br />
super. Bei uns kennt jeder den Anderen und das<br />
ist ein tolles Zusammenleben.“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Also der persönliche<br />
Kontakt, das persönliche aufeinander Zugehen ist<br />
ganz wichtig. Aber ich würde Sie schon auch ganz<br />
gerne mal in Ihrer Rolle als Lehrerin fragen: Was<br />
muss nach Ihrer Ansicht ganz konkret in den<br />
Schulen verbessert werden, dass die Bildungschancen<br />
von Kindern und Jugendlichen erfolgreicher<br />
sind?“<br />
Fidan Taskin: „Mehr Einsatz von den Eltern. Sie<br />
sollten sich hier auf jeden Fall <strong>nicht</strong> scheuen. Ich<br />
bin ja auch türkischer Abstammung, daher weiß<br />
ich, dass die Eltern wirklich ganz viel Geld in<br />
Hausaufgabenbetreuung investieren. Die legen<br />
sehr viel und sehr großen Wert auf Bildung. In<br />
dem Verein „Aktive Lernhilfe“ habe ich auch eine<br />
Zeit lang gearbeitet. Da kommen wirklich täglich<br />
Schüler hin, die ihre Freizeit dafür opfern, um dort<br />
24
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
etwas zu lernen. Die bringen tolle Sachen<br />
zustande.<br />
Von den Eltern erwarte ich, dass die <strong>nicht</strong> nur<br />
sagen: „Hier hast Du das Geld. Du bekommst ja<br />
Deine Unterstützung in der Hausaufgabenhilfe.“,<br />
sondern dass die sich wirklich zu Hause auch<br />
einfach mal hinsetzten und noch mal fragen: „Was<br />
hast Du heute konkret gemacht? Wo kann ich Dir<br />
helfen?“. Sie müssen sich aktiv beteiligen und<br />
<strong>nicht</strong> nur das Geld geben und meinen, ihre<br />
Aufgabe ist erledigt, weil man damit genug für das<br />
Kind getan hat.“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Ganz herzlichen Dank,<br />
Frau Taskin, Herr Ousta und Herr Schwabauer,<br />
aber natürlich auch Herr Kufen und Dr.<br />
Dickschen.<br />
Ich fand ganz interessant, dass alle drei als Erstes<br />
das Engagement in den Mittelpunkt gestellt<br />
haben: „Man muss selbst was tun!“ – „Die Ausländer<br />
müssen was tun“ – „Man muss aufeinander<br />
Zugehen“ und <strong>nicht</strong> die Forderung: „die Verwaltung<br />
muss etwas machen“.<br />
Zum Abschluss würde ich gern Herrn Kufen<br />
bitten, noch mal zu sagen: Was empfehlen Sie<br />
konkret den Menschen hier im Oberbergischen<br />
<strong>Kreis</strong>?“<br />
Thomas Kufen: „Bringen Sie einfach die Offenheit<br />
und das Zugehen, Respekt und Vertrauen<br />
mit. Ich denke, dann wird das gelingen.<br />
Ich möchte Ihnen noch ein Argument zum Thema<br />
„Geld“ sagen, weil das ja immer eine große Rolle<br />
spielt, auch hier im <strong>Kreis</strong> und in den Städten. Sie<br />
können den Hinweis gerne weitererzählen und<br />
darauf verweisen, dass ich das gesagt hätte:<br />
„Integration kostet Geld. Aber keine Integration<br />
kostet noch mehr Geld!“<br />
Hans Wietert-Wehkamp, Fidan Taskin, Ibrahim Ousta, Dr. Christian Dickschen (Integrationsbeauftragter des<br />
Oberbergischen <strong>Kreis</strong>es), Thomas Kufen (Integrationsbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />
Alexander Schwabauer (von links nach rechts)<br />
25
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
4.5 Arbeitsgruppenphase<br />
In der Arbeitsgruppenphase <strong>wurde</strong> in sechs Gruppen an zentralen integrationsrelevanten<br />
Themen gearbeitet. Die Gruppen <strong>wurde</strong>n durch ein M<strong>oder</strong>atoren-Tandem begleitet und<br />
unterstützt.<br />
Arbeitsgruppen<br />
26
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
4.5.1 Kulturelle Partizipation<br />
M<strong>oder</strong>ation: Gerhard Wilden und Hussein Al Safar<br />
Wenn Sie an das Thema kulturelle Partizipation denken,<br />
a. was stellen Sie fest bzw. wie sind Ihre<br />
Wahrnehmungen?<br />
Ausgangslage<br />
- Interesse und Verständnis wachsen auf beiden<br />
Seiten, d.h. Sensibilisierung des Themas<br />
Integration<br />
- Hilfsbereitschaft<br />
- Interesse wecken<br />
- Vorurteile abschaffen<br />
- Interesse haben, um kennenzulernen<br />
- Identitätsbewusstsein<br />
- Bereitschaft zur Begegnung<br />
- Weltoffenheit muss zunehmen<br />
- Angst vor Überfremdung abbauen<br />
(Begegnung/Dialog)<br />
- Vorbilder ins Licht zu stellen auch Beispiele für<br />
eine gelungene Integration<br />
- eigene Identität kennen<br />
- andere Kultur kennen lernen und versuchen<br />
anzufassen und zu aktivieren<br />
- Identitätsbewusstsein<br />
Schlussfolgerung (Eindrücke):<br />
Kulturelle Partizipation (und Teilhabe) …<br />
- … ist ein schwer zu greifendes Thema/Aufgabe<br />
- … braucht Herz und Verstand, Engagement und<br />
Bildung<br />
- ... braucht realitätsnahe Offenheit für Möglichkeiten<br />
und Grenzen des Ganzen<br />
Voraussetzungen dafür … (Fundament, Background)<br />
b. was könnte getan werden, um Sie zu<br />
unterstützen und zu stärken?<br />
Orte der Begegnung schaffen<br />
- Zu kulturellen Veranstaltungen einladen<br />
- Deutsche + andere kulturelle Vereine<br />
zusammen<br />
- Der Dialog zwischen den verschiedenen<br />
Religionen sollte offener werden<br />
- Schnittstellen der Begegnung schaffen<br />
- Anzeigen von Kulturveranstaltungen im Internet<br />
veröffentlichen<br />
- Kulturzentrum International<br />
Verschiedenes<br />
- Sozialdienste stärken, die mit den Migranten<br />
zusammen arbeiten<br />
- Sprachförderung<br />
- Kulturaustausch<br />
Vorschläge:<br />
- Internetpräsenz von Angeboten<br />
o Markt der Möglichkeiten<br />
o Rahmenbedingungen zur Teilnahme bei<br />
gleicher Ziel- und Wertorientierung<br />
- Ausbau der Begegnung der Religionen<br />
o Identitätsbewusstsein<br />
o Identitätsaustausch<br />
- Internationales Kulturzentrum; vielfältige<br />
Begegnungsmöglichkeiten<br />
- zwischenmenschliche Beziehung, gelebtes Miteinander in bewusster Identität (Eigen-/Fremdidentität).<br />
- Organisierte, strukturierte, institutionalisierte Beziehung/Begegnung/Identitätsbildung<br />
27
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
4.5.2 Erwerbstätigkeit<br />
M<strong>oder</strong>ation:<br />
Renée Scheer und Yaşar Eroğlu<br />
a. Was funktioniert besonders gut?<br />
b. Womit sind Sie ganz zufrieden?<br />
Wenn Sie an das Thema Erwerbstätigkeit denken, …<br />
Chancengleichheit in einigen Berufen:<br />
- Polizei bietet gleiche Chancen für „Biodeutsche“<br />
und Migranten<br />
Sprachkompetenz:<br />
- Mehrsprachigkeit wird langsam geschätzt<br />
Zufriedenheit mit:<br />
- Selbstständigkeit, Verantwortung tragen,<br />
Selbstbewusstsein<br />
- Zusammenarbeit<br />
- Anpassung aller<br />
- Bewegung der Kulturen<br />
- Lange erste feste Stelle. Gutes Miteinander und<br />
anderen Nationen. Kollegiales Klima.<br />
Konkrete Maßnahmen:<br />
- Fortbildungsangebote<br />
- Traineeprogramme<br />
Arbeitslosigkeit:<br />
- Ich bin arbeitslos und kann daher <strong>nicht</strong>s dazu<br />
sagen.<br />
- Ich arbeite im Moment <strong>nicht</strong>. Aber ich finde es<br />
gut, dass ich das Arbeitslosengeld bekomme.<br />
- Ich habe keine Arbeit, deswegen weiß ich <strong>nicht</strong>,<br />
was besonders gut funktioniert.<br />
Sonstiges<br />
- Fortbildung ist beständiger Teil der Arbeit<br />
Ziele:<br />
a. Was sollte noch verbessert werden?<br />
b. Was sollte besonders in den Blick<br />
genommen werden?<br />
Anerkennung von Bildungsabschlüssen<br />
- Anerkennung von Bildungsabschlüssen<br />
- Anerkennung des Diploms<br />
Sprachkurse<br />
- Sprachkurse in berufsbezogenen Bereichen<br />
- Sprache unterstützen<br />
Gleichberechtigung in der Erwerbstätigkeit<br />
- In der Erwerbstätigkeit funktioniert Integration<br />
<strong>nicht</strong> gut.<br />
- Wegen wirtschaftlicher Situation: viele<br />
Kündigungen in Firma. Türkischstämmige<br />
Mitarbeiter meinten, dass sie gehen müssen,<br />
weil sie Türken sind.<br />
- Anteil Migranten zu gering<br />
- Gerechtere Bezahlung (Ausbeutung verhindern)<br />
- Menschen mit welcher Herkunft auch immer<br />
gleich zu behandeln und jeden eine Chance zu<br />
geben<br />
- Arbeitsmöglichkeit für Asylsuchende<br />
- Methode in Leihfirma verbessern. Ausbeutung<br />
verhindern.<br />
Sonstiges<br />
- Migranten arbeiten oft auf einer Position weit<br />
unter ihren tatsächlichen Möglichkeiten. Gefühl<br />
der Frustration!<br />
- Vertrauen, Motivation, Anerkennung,<br />
Gesundheit<br />
- Werbung<br />
- Umschulung<br />
- Dass es zu wenige Menschen gibt, die etwas<br />
bewegen<br />
- Vertrauen der Arbeitgeber sollte verbessert werden<br />
- Wertschätzung von Berufs- und (Aus-)-Bildungsabschlüssen muss gesteigert werden<br />
28
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
4.5.3 Bildung<br />
M<strong>oder</strong>ation:<br />
Margret Biela und Pervin Erdogan<br />
a. Was funktioniert besonders gut?<br />
b. Womit sind Sie ganz zufrieden?<br />
Bildungsgerechtigkeit:<br />
- Jeder Mensch hat die gleiche Chancen<br />
auf Bildung<br />
- Jeder Mensch hat eine Chance zu<br />
studieren<br />
Problembewusstsein vorhanden:<br />
- Das „Bildungsproblem“ wird als<br />
Problem anerkannt.<br />
- Die Unterstützung und Motivierung der<br />
3. Generation durch die 2. Generation<br />
in Hinsicht auf die schulische und<br />
außerschulische Bildung<br />
Kindergarten:<br />
- Förderung der Kinder im Kindergarten<br />
Schulische Förderung:<br />
- Einrichtung der OGS als Institution<br />
- Qualität - Hausaufgabenhilfe in OGS<br />
- Integration im schulischen Bereich<br />
durch spezielle Sprachförderung und<br />
Hausaufgabenhilfe<br />
- Muttersprachlicher Unterricht<br />
funktioniert sehr gut (Lindlar)<br />
- Konkrete Förderungen:<br />
o<br />
o<br />
Allgemein:<br />
Berufsorientierung<br />
Sprachförderung<br />
(Eltern/Schüler)<br />
- Quantität der Angebote für die<br />
jeweilige Bildungsbereiche<br />
Wenn Sie an das Thema Bildung denken,<br />
a. Was sollte noch verbessert werden?<br />
b. Was sollte besonders in den Blick genommen<br />
werden?<br />
Ziel sollte sein:<br />
- Gleiche Voraussetzungen für alle Kinder bei Schulbeginn<br />
schaffen<br />
Allgemeine Sorgen und Probleme:<br />
- „Ghettobildung“ als Folge von freier Schulwahl vermeiden<br />
- Es fallen an allen Schulen zu viele Unterrichtsstunden<br />
aus.<br />
Bessere Elternarbeit:<br />
- Intensive Zusammenarbeit mit Eltern<br />
- Elternarbeit in der Schule<br />
- Zusammenarbeit/Absprache mit den Eltern<br />
- Mehr Elternarbeit beim Übergang in weiterführende<br />
Schulen<br />
Bedeutung von Muttersprache anerkennen:<br />
- Emotionale Bedeutung der Muttersprache anerkennen<br />
Bessere Vernetzung:<br />
- Im schulischen Bereich: Verbesserte Kooperation mit den<br />
Eltern & Beratungsstellen, Vereinen<br />
Gutes Fachpersonal (mit Migrationshintergrund):<br />
- Mehr Lehrer und Sozialarbeiter mit Migrationshintergrund<br />
für gemeinsame Kooperationen<br />
- Fachpersonal in OGS Finanzen<br />
Vorschläge für konkrete Maßnahmen:<br />
- Mehr Gesamtschulen größere Durchlässigkeit<br />
- Gute Interkulturelle Filmangebote nutzen<br />
- Bessere Organisation der Lernprozesse in der Universität<br />
- Inhaltlich müssen die Kurse bzw. Angebote „attraktiver“<br />
gestaltet werden, damit sie kontinuierlich und effektiv sein<br />
können<br />
Auszubauende Sprachförderangebote:<br />
- Speziellere/intensivere Sprachförderungen für Schüler<br />
- möglichst früh mit sprachlichen Förderungen beginnen<br />
- Qualität und Verlässlichkeit der Sprachfördermaßnahmen<br />
Sonstiges:<br />
- Anforderungen an Zuwanderer mit Sanktionen +<br />
Angeboten verbinden<br />
Kernaussage:<br />
Problem erkannt – Problem gestalten<br />
Kernaussagen:<br />
a) Intensive Zusammenarbeit mit Eltern<br />
b) Qualität und Verlässlichkeit von Sprachfördermaßnahmen<br />
29
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
4.5.4 Politische Partizipation<br />
M<strong>oder</strong>ation:<br />
Frau de Fries und Esin Dargus<br />
Wenn Sie an das Thema politische Partizipation denken,<br />
a. Was funktioniert besonders gut?<br />
b. Womit sind Sie ganz zufrieden?<br />
Keine positiven Erfahrungen gemacht:<br />
- Keine positiven Erfahrungen<br />
- Keine persönlichen positiven<br />
Erfahrungenetwas – Einzelfälle-<br />
- Nichts! Vieles auf dem Papier<br />
- Theorie (ohne Umsetzung) (viel<br />
Debatten, Diskussionen, Praxisfern)<br />
- Präsenz (Parteien, Wahlen, etc.)<br />
- Zu spät: das Problem kommt und geht<br />
schleppend voran.<br />
Engagement:<br />
- In Waldbröl gibt es viele unterschiedliche<br />
Gruppen, die sich für Migranten<br />
einsetzen.<br />
Thema Integration wird bearbeitet:<br />
- Integrationsnotwenigkeit wird besser<br />
erkannt<br />
- Arbeitskreis Integration im<br />
Rat/Ausschluss<br />
- Integrationskonferenz/-messe 2009 →<br />
2010 (mehr Beteiligung/TN durch MSO)<br />
Möglichkeiten der Partizipation:<br />
- Durch Engagement ist eine politische<br />
Partizipation in oppositionellen Parteien<br />
möglich.<br />
Positiv:<br />
- Zusammenleben<br />
- Endlich ist anerkannt, dass Deutschland<br />
ein Zuwanderungsland ist<br />
a. Was sollte noch verbessert werden?<br />
b. Was sollte besonders in den Blick genommen<br />
werden?<br />
Öffnung der Parteien<br />
- Öffnung der Parteien für alle Bevölkerungsgruppen<br />
- Interesse wecken bei Migranten an bestehenden<br />
politische Organisation<br />
- Angebote zu Gesprächen und zur Mitarbeit in Parteien,<br />
Wählergemeinschaften; aktive Mitarbeit der Migranten<br />
ermöglichen<br />
Bewusstsein schaffen<br />
- Verständnis für Politik verbessern Was kann ich<br />
erreichen!<br />
- Notwendigkeit in breiter Bevölkerung verbreiten<br />
Partizipationsstrukturen schaffen:<br />
- Verbindliche Struktur für politische Teilhabe<br />
- Einsatz von sachkündigen Bürgern<br />
Analyse<br />
- Gleichberechtigung ist <strong>nicht</strong> vorhanden<br />
- Politische Mitwirkung der Migranten sehr begrenzt<br />
- Ausländerbeirat in Wipperfürth vor 20 Jahren, damals:<br />
(a) aktiv waren alle ausländischen Mitarbeiter<br />
(b) heute? Kein Integrationsrat<br />
Potential von Migranten nutzen<br />
- Anteil aktiver Migranten zu gering<br />
- Kompetenzen von Migranten besser nutzen<br />
- Politik mit den Migranten gestalten und <strong>nicht</strong> über ihren<br />
Kopf hinweg; <strong>nicht</strong> alleine lassen<br />
Konkrete Vorschläge:<br />
- Integrationsräte schaffen<br />
- „Quote“/Selbstverpflichtung von Parteien<br />
- Gemeinsame (politische) Veranstaltung planen<br />
- Partizipation <strong>nicht</strong> an die Zahlen (5000 bzw. 2000)<br />
binden, sondern Integrationsräte in allen Kommunen<br />
installieren<br />
Vernetzung<br />
- Schnittstellen zwischen Politik private Institutionen<br />
schaffen<br />
- Vernetzung fehlt<br />
Sonstiges<br />
- Kulturunterschiede; Anderssein<br />
- Basisarbeit<br />
- weniger Bürokratie<br />
30
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
4.5.5 Sprache<br />
M<strong>oder</strong>ation:<br />
Jürgen Tonne und Doris Dohrmann<br />
Wenn Sie an das Thema Sprache denken,<br />
a. Was funktioniert besonders gut?<br />
b. Womit sind Sie ganz zufrieden?<br />
Allgemeine Gedanken zu Sprache:<br />
- Mehr Hintergrundwissen über Störfaktoren beim<br />
Spracherwerb<br />
- Vielzahl der Angebote<br />
- Sprache durch Verständnis<br />
- Lehrer und Erzieher sehen mittlerweile<br />
Zweisprachigkeit als Bereicherung an. Es<br />
werden Sprachförderkurse angeboten.<br />
- Auf der Arbeit ist Sprache kein Problem<br />
(Voraussetzung). Ohne gemeinsame Sprache<br />
ist keine Beziehung möglich.<br />
- „Lernen für die BRD“ - Lernen für mich<br />
Spracherwerb bei Erwachsenen:<br />
- Konzentration auf die Förderung der Kinder –<br />
die Eltern müssen mitgenommen werden.<br />
- Dass es in den (Grund-)Schulen muttersprachlicher<br />
Unterricht angeboten wird.<br />
- Dass es auch für Erwachsene Deutschkurse in<br />
vertrauten, öffentlichen Einrichtungen gibt.<br />
- Thema Sprachförderung wird im Kindergarten<br />
aufgegriffen, so dass dies <strong>nicht</strong> erst in der<br />
Schule Thema wird.<br />
- Eltern erkennen, wie wichtig Spracherwerb für<br />
die Kinder ist<br />
Kleinkinder, Kinder, Schüler:<br />
- Sprachförderungen an Schulen für ausländische<br />
Schüler<br />
- Sprachförderung in der offenen Ganztagsschule<br />
- Sprachförderung z.B. Förderunterricht für<br />
ausländische Schüler<br />
- Englischunterricht: Verbesserung des<br />
Sprachkurses<br />
- Gut ist, wenn Migrantenkinder als Basis erst ihre<br />
Muttersprache lernen<br />
- Kinder, die ihre Muttersprache gut können,<br />
lernen in der Regel auch eine fremde Sprache<br />
recht schnell.<br />
a. Was sollte noch verbessert werden?<br />
b. Was sollte besonders in den Blick<br />
genommen werden?<br />
Allgemeine Gedanken zu Sprache:<br />
- Mehr Möglichkeiten (a) für Spracherwerb (b)<br />
Frage der Kosten<br />
- Sprache durch Kontakte<br />
- Sprachschulen vertiefen (d.h. die deutsche<br />
Sprache grammatikalisch vertiefen)<br />
- Manche leben sehr lange hier und die deutsche<br />
Sprache ist völlig ungenügend. Mehr Motivation<br />
diesbezüglich und Angebote.<br />
Spracherwerb bei Erwachsenen:<br />
- Sprachförderung für Eltern mit Migrationshintergrund<br />
Kleinkinder, Kinder, Schüler:<br />
- Kinder sollten ihre Muttersprache gut lernen,<br />
damit es auch mit der Sprache klappt<br />
- Kinder sollten von Geburt an mit der Sprache<br />
des Landes aufwachsen, in dem sie leben.<br />
Muttersprache und weitere sollten später erlernt<br />
werden.<br />
31
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
4.5.6 Interkulturelles Zusammenleben<br />
M<strong>oder</strong>ation: Konrad Gerards und Stefan Windhausen<br />
Wenn Sie an das Thema interkulturelles Zusammenleben denken,<br />
a. Was funktioniert besonders gut?<br />
b. Womit sind Sie ganz zufrieden?<br />
Veranstaltungen:<br />
- Gemeinsame Feste (nach jahrelanger<br />
Erfahrung)<br />
- Öffentliche interkulturelle Feste<br />
- Kirchliche Veranstaltungen<br />
Ehrenamt:<br />
- Frauen/Männer wichtig Ehrenamt<br />
- Nachbarschaftsbüro<br />
- Interkulturelle FrauengruppeFreundschaften<br />
„Kinderarbeit“:<br />
- Kinderkunstgruppen<br />
- Kinderfeste am Kinderplatz <strong>oder</strong> Straße<br />
- Schulische Weiterbildung<br />
- Aktionen mit Kindern<br />
Kommunikation:<br />
- Vereine - viele Kontakte<br />
- Mehr aufeinander zugehen; Mut fassen, auf den<br />
Fremden zuzugehen<br />
- Türkische Geschäfte <strong>nicht</strong> im Gewerbetelefonbuch<br />
– isoliert<br />
- Vorurteile abbauen<br />
- Integration auf beiden Seiten?<br />
- Kommunikation (bei guten Deutschkenntnissen)<br />
Respekt und Toleranz:<br />
- Mehr Anerkennung<br />
- Mehr Zusammenarbeit<br />
- Kinder aus evangelischen Freikirchen fehlen<br />
- Verständnis für Familienleben andere Kultur,<br />
andere Sitten!<br />
Ziele:<br />
- Fortbildung von Vorständen<br />
- Kommunikation verbessern<br />
- Finanzierung: Gewerbe mit „ins Boot“ holen<br />
a. Was sollte noch verbessert werden?<br />
b. Was sollte besonders in den Blick<br />
genommen werden?<br />
Organisation anpassen:<br />
- Einige Nachbarschaftskontakte (- ausbaufähig)<br />
- Vereinsarbeit<br />
- Patenschaften<br />
- Jugendarbeit<br />
- Interkulturell besuchte Vereine/Gruppen<br />
32
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
4.6 Abschluss<br />
Hans Wietert-Wehkamp bittet einige Teilnehmer/innen der Veranstaltung, in der Abschlussrunde<br />
ihre Eindrücke von der Konferenz zu benennen.<br />
Gerhard Wilden, Integrationsbeauftragter der Stadt Gummersbach<br />
„Kulturelle Partizipation ist gleichermaßen Teilhabe<br />
wie auch Teil-gabe, d.h. überall dort, wo<br />
Menschen An-Teil nehmen am (kulturellen) Leben<br />
anderer und selbst bereit sind An-teil zu geben<br />
am eigenen (kulturellen) Leben, dort geschieht<br />
kulturelle Partizipation. Sie ist Gabe und Aufgabe<br />
einer Mehrheitsgesellschaft, wie auch von Minderheiten<br />
einer Gesellschaft, die in einer Gesellschaft<br />
miteinander leben.<br />
Voraussetzung hierfür ist jedoch ein gewachsenes<br />
Bewusstsein über die je eigene kulturelle und<br />
persönliche Identität sowie die Bereitschaft und<br />
die Fähigkeit, sich auf Beziehungen zu anderen<br />
Menschen einzulassen und dabei offen bzw.<br />
neugierig zu sein, für Neues und Fremdes.<br />
Gelingen kann kulturelle Partizipation überall dort,<br />
wo zwischenmenschliche Beziehungen im<br />
(all-)täglichen Miteinander bewusst gelebt werden.<br />
Aus diesen Beziehungen können wertvolle<br />
Begegnungen werden von denen Martin Buber<br />
spricht, wenn er sagt: `Alles wirkliche Leben ist<br />
Begegnung.´."<br />
Aysin Demir:<br />
Aysin Demir: „Es ist gut, dass man über<br />
Integration wenigstens schon mal reden<br />
kann. Das finde ich wichtig, dass die<br />
Sachen von den Migranten, die im Kopf<br />
schwirren, dass das auch mal gesagt<br />
wird, wie das ist. Das ist schon mal ein<br />
sehr guter Schritt. Und es kann ja nur<br />
noch besser werden!<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Wo könnte<br />
Ihrer Meinung nach noch was verbessert<br />
werden?“<br />
Aysin Demir: „In der Qualität, was<br />
gemacht wird. Das sollte verbessert, d.h.<br />
professionalisiert werden.“<br />
Dr. Ulrich von Trotha: Politiker aus Gummersbach:<br />
Dr. Ulrich von Trotha: „Ich bin für die Politik<br />
gekommen und finde es sehr positiv, dass in der<br />
Politik allmählich diese Problematik in vielen Facetten<br />
wahrgenommen wird. Wir<br />
sehen natürlich auch die finanziellen<br />
Zwänge, die vielerorts bestimmend<br />
geworden sind. Die<br />
sollten uns jedoch <strong>nicht</strong> daran<br />
hindern, die Ehrenamtler, die<br />
Frührentner, all diese Bevölkerungsgruppen<br />
mit einzubeziehen,<br />
damit auf diesem Gebiet Förderung<br />
entstehen kann.“<br />
Hans Wietert-Wehkamp: „Noch<br />
eine Nachfrage, nach den Erlebnissen<br />
heute: Was wird in Gummersbach als<br />
Impuls noch konkret passieren?“<br />
Herr von Trotha: „Ich mache jetzt etwas Eigenwerbung:<br />
Am 8.2.2010 wird Murat<br />
Vural in die Theodor-Heuss-<br />
Akademie kommen und seine<br />
Projekte vorstellen, die im<br />
Ruhrgebiet bereits integrativ laufen.<br />
Es ist eine sogenannte „Bildungspyramide“,<br />
bei der insbesondere<br />
ausländische Schüler andere<br />
Schüler unterrichten, damit wir auch<br />
die Grenze zwischen Ausländern<br />
und Deutschen etwas vermindern<br />
können.“<br />
33
Dokumentation des KOMM-IN Prozesses im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Dr. Dickschen, Integrationsbeauftragter des Oberbergischen <strong>Kreis</strong>es:<br />
„Das bin ich ja nun schon fast gewohnt. Wann<br />
immer ein Workshop <strong>oder</strong> ein Arbeitskreis endete<br />
und ich teilgenommen hatte, musste ich das<br />
Schlusswort sprechen und immer alles wieder<br />
zusammenfassen und sagen, wie es weiter geht.<br />
Das ist eine große Verantwortung, die hier auf<br />
meinen Schultern abgeladen wird. Ich trage sie<br />
gerne!<br />
Danken möchte ich Ihnen<br />
allen, die Sie heute gekommen<br />
sind, zunächst allen Ausstellern,<br />
die zum Gelingen der<br />
Veranstaltung nebenan im<br />
Foyer beigetragen haben. Es<br />
war bunt, farbig, ideenreich,<br />
sehr erfrischend und sehr<br />
lebendig. Danken möchte ich<br />
allen, die gekommen sind und<br />
durch ihr Hiersein zeigen, wie<br />
wichtig ihnen das Zusammenleben in Deutschland<br />
mit den unterschiedlichen Wurzeln und<br />
unterschiedlichen Herkünften ist, dass es wahrgenommen<br />
wird und gelingen soll.<br />
Besonders danken möchte ich den Teilnehmer/innen<br />
in den Workshops, die sehr aktiv<br />
gute Ideen eingebracht haben, die die Gelegenheit<br />
zum Austausch genutzt haben. Dieses Forum<br />
haben wir geboten und das <strong>wurde</strong> angenommen.<br />
Nicht zu beneiden waren die M<strong>oder</strong>ator/innen, die<br />
Ergebnisse ein Stück weit zusammenzufassen<br />
und hier auch zu präsentieren. Dafür von mir ganz<br />
herzlichen Dank!<br />
Die Bedingungen, unter denen die Arbeitsgruppen<br />
draußen stattfanden, waren im Grunde genommen<br />
so, dass man überhaupt <strong>nicht</strong> mit Ergebnissen<br />
rechnen durfte. Vielleicht sind dort sogar<br />
die besten Ergebnisse produziert worden. Außerdem<br />
musste man zwei Stunden stehen. Auch<br />
dafür vielen Dank!<br />
Ganz herzlichen Dank an das Institut für soziale<br />
Innovation, an Herrn Wietert-Wehkamp, an Herrn<br />
Steinebach. Ohne die aktive Mitwirkung und die<br />
hochprofessionelle Begleitung wäre diese Veranstaltung<br />
in dieser Form <strong>nicht</strong> möglich gewesen.<br />
Sie sind aber auch <strong>nicht</strong> zu beneiden. Denn Ihre<br />
Aufgabe ist, zum Ende des Projektes auch den<br />
heutigen Tag zusammenzufassen, mit dem<br />
Geschehen nebenan, mit den Arbeiten in den<br />
Workshops, bis hin zu den nachdenklichen Tönen<br />
34<br />
von Herrn Wilden. Auch das ist dann ein Stück<br />
weit Ihre Aufgabe.<br />
Herzlichen Dank möchte ich dem Land Nordrhein-<br />
Westfalen aussprechen, für sein Förderprogramm<br />
„KOMM-IN“, auch vertreten hier durch das Kompetenzzentrum<br />
für Integration aus Arnsberg,<br />
Herrn Dr. Buchholt. Ich hoffe,<br />
Ihre Teilnahme erleichtert uns<br />
den Abschlussbericht, jedenfalls,<br />
was den heutigen Tag<br />
angeht.<br />
Ich möchte mit einem persönlichen<br />
Eindruck schließen. Ich<br />
bin sehr begeistert von dem Ablauf<br />
der heutigen Veranstaltung<br />
hier in seinem ganzen<br />
Spannungsbogen, vom Aufbau<br />
der Stände gestern, vom Aufbau<br />
der Stände heute bis hin zu permanenten<br />
Gesprächen in den unterschiedlichsten Gruppen<br />
an den Ständen, mit den Ständen. Ich habe<br />
gesehen, es <strong>wurde</strong> vernetzt, es <strong>wurde</strong> kooperiert,<br />
es <strong>wurde</strong>n schon Bünde unter Vereinen im Südkreis<br />
geschlossen. Im Grunde genommen hat das<br />
schon angefangen bzw. <strong>wurde</strong> fortgesetzt, was<br />
ein wichtiges Thema ist: das Zusammenbringen<br />
und das Vernetzen der Akteure – einerseits der<br />
Migrant/innen untereinander, aber auch, und das<br />
ist ganz wichtig, mit denen, die professionell <strong>oder</strong><br />
halbprofessionell an dem Thema arbeiten.<br />
Meine Erwartung und meine Hoffnung sind, dass<br />
der Prozess <strong>nicht</strong> versickert und versandet. Ich<br />
habe schon Rückmeldungen bekommen, auch<br />
aus der Politik: Es muss weitergehen! Es wird<br />
weitergehen!<br />
Meine Vorstellung, wie es weitergehen könnte,<br />
wäre zum Jahresende eine kreisweite Integrationskonferenz.<br />
Dann sollten auch einige der hier<br />
angesprochenen Themen m<strong>oder</strong>iert und<br />
strukturiert in die Institutionen hinein aufbereitet<br />
und weitergetragen werden. Denn letztlich muss<br />
jeder, der Verantwortung trägt, mit seinem gesetzlichen<br />
Auftrag auch dem Thema Integration den<br />
notwendigen Raum geben.<br />
Das ist meine Hoffnung. Das ist meine Erwartung.<br />
Und das ist mein Bestreben für das kommende<br />
Jahr.<br />
Vielen Dank nochmal für Ihre Aufmerksamkeit und<br />
Ihr Kommen.“
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
4.7 Presseartikel zur Veranstaltung „Integration ist kein Zufall!“<br />
4.7.1 Presseartikel des Oberbergischen <strong>Kreis</strong>es<br />
Integration ist kein Zufall – Integrationsmesse im <strong>Kreis</strong>haus<br />
Gummersbach<br />
<strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong>. Erstmals fand am Samstag, 16.01.2010 unter dem <strong>Titel</strong> „Integration<br />
ist kein Zufall“ eine Integrationsmesse im <strong>Kreis</strong>haus Gummersbach statt. Ab 10:00 Uhr<br />
stellten sich 25 Migrantenselbstorganisationen wie Vereine, Elterninitiativen und Religionsgemeinschaften<br />
sich und ihre Arbeit vor. 10 Institutionen wie Wohlfahrtsverbände, Bildungsträger<br />
<strong>oder</strong> Schulen informierten über ihre Angebote und konkrete Projekte zur<br />
Förderung der Integration der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Ca. 120<br />
Teilnehmer und Besucher waren der Einladung gefolgt.<br />
Der stellvertretende Landrat Prof. Dr. Friedrich Wilke eröffnete die Begleitveranstaltung<br />
indem er den Landrat zitierte: „Am Thema Integration kommt heutzutage niemand mehr<br />
vorbei.“ Als Hauptredner betonte Thomas Kufen, Integrationsbeauftragter des Landes<br />
Nordrhein Westfalen, angesichts rückläufiger Zuzugszahlen die Notwendigkeit der nachholenden<br />
Integration der hier lebenden Migranten, auch im Hinblick auf die Folgen des<br />
demographischen Wandels und die Folgekosten misslingender Integration. In der<br />
anschließenden Podiumsdiskussion legten Ibrahim Ousta (Kommunalpolitiker aus<br />
Bergneustadt), Andreas Schwabauer vom MGV Osberghausen und Fidan Taskin als<br />
Lehrerin mit Zuwanderungsgeschichte und ehrenamtlich Tätige ihre Erfahrungen mit der<br />
eigenen Integration und Wünsche an die Aufnahmegesellschaft dar. Der Autor und<br />
Komponist Uli Türk umrahmte die Veranstaltung mit nachdenklichen Texten und Liedern.<br />
Nachmittags nutzten Teilnehmer und Besucher der Veranstaltung die Gelegenheit, in<br />
m<strong>oder</strong>ierten Gesprächsrunden zu Themen wie Interkulturelles Zusammenleben, Sprache,<br />
Bildung und politische Partizipation darzulegen, was aus ihrer Sicht am Integrationsprozess<br />
schon gut gelungen ist und wo noch Handlungsbedarfe gesehen<br />
werden. Gegen 15:00 Uhr beendete der Integrationsbeauftragte des Oberbergischen<br />
<strong>Kreis</strong>es Dr. Christian Dickschen die Veranstaltung mit Dank an die Teilnehmer und<br />
Besucher der Veranstaltung. Sein Hauptziel, die Menschen mit Migrationshintergrund und<br />
die Institutionen und Organisationen, die den Integrationsprozess zu gestalten haben,<br />
miteinander ins Gespräch zu bringen und untereinander zu vernetzen, sei erreicht worden.<br />
Dieser Dialog könnte in einer Integrationskonferenz fortgesetzt werden.<br />
35
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Quelle: http://www.oberbergischer-kreis.de/cms200/aktuelles/pressemitteilungen/<br />
2010/01/artikel/2010-01-19_integrationveranstaltung.shtml<br />
36
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
4.7.2 Oberberg Aktuell<br />
„Integration ist kein Zufall“<br />
(db/18.01.2010-01:45)<br />
Gummersbach – Zahlreiche Vereine, Einrichtungen und Institutionen trafen sich im <strong>Kreis</strong>haus<br />
zum gemeinsamen Dialog.<br />
Der Oberbergische <strong>Kreis</strong> lud am Wochenende zur Veranstaltung „Integration ist kein Zufall<br />
– Für eine gemeinsame Zukunft“ ein, um Organisationen, die sich um das Thema<br />
bemühen, eine Plattform zu bieten. Über 30 Vereine, Institutionen und Einrichtungen<br />
waren gekommen, um sich zu präsentieren, Kontakte zu knüpfen und um ins Gespräch zu<br />
kommen. Neben der Vorstellung von Integrationsaktivitäten im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> gab<br />
es Kulturbeiträge zu bestaunen sowie eine Podiumsdiskussion und Arbeitsgruppen zu<br />
Themen wie „Interkulturelles Zusammenleben“ <strong>oder</strong> „Bildung“.<br />
[Ibrahim Ousta, Prof. Dr. Friedrich Wilke, Dr. Christian Dickschen.]<br />
In einem Pressegespräch beleuchteten Unternehmer Ibrahim Ousta, der Integrationsbeauftragte<br />
des <strong>Kreis</strong>es Dr. Christian Dickschen, Alexander Schwabauer vom MGV Osberghausen,<br />
Lehrerin Fidan Taskin, der stellvertretende Landrat Prof. Dr. Friedrich Wilke und<br />
Hans Wietert-Wehkamp vom Institut für soziale Innovation das Thema aus ihrer Sicht. Vor<br />
allem sei die Koordination der verschiedenen Projekte und Organisationen einer der<br />
wichtigsten Punkte für die Zukunft. „Es war gar <strong>nicht</strong> so einfach für diesen Tag alle zu<br />
erfassen und einzuladen. Integration kann jedoch nur gelingen, wenn sich alle auf<br />
bestimmte Dinge verständigen“, erläuterte Dickschen. Die Veranstaltung im <strong>Kreis</strong>haus<br />
solle daher besonders der Vernetzung und Kontaktpflege dienen. Die Beteiligten waren<br />
sich einig, dass auch die Medien einen großen Teil zur Akzeptanz des Themas Integration<br />
37
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
beitragen können. „Man hört öfter von negativen als von positiven Beispielen“, so Taskin.<br />
Ousta stimmte zu: „Integration muss von der Allgemeinheit akzeptiert werden“. Schon jetzt<br />
müsse, genau wie beim Thema Bildung, investiert werden, um für eine bessere Zukunft zu<br />
sorgen. „Integration ist ein langfristiger Prozess. Wenn wir es schaffen, dass sie zur<br />
Normalität wird, hätten wir einiges erreicht“, so Dickschen abschließend.<br />
Quelle:<br />
http://www.oberberg-aktuell.de/index.php?id=70&no_cache=<br />
1&tx_ttnews[tt_news]=104507&cHash=964366771d<br />
38
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
4.7.3 Oberbergischen Volkszeitung<br />
Bunter Dialog der Kulturen<br />
Von JULIA FRIZEN, 18.01.10, 07:09h<br />
Zum ersten Mal hat der Oberbergische <strong>Kreis</strong> am Samstag Vereine und Initiativen ins<br />
<strong>Kreis</strong>haus eingeladen, die sich mit dem Thema Integration beschäftigen.<br />
GUMMERSBACH. Viele Aspekte der Integration, das <strong>wurde</strong> an diesem Tag besonders<br />
deutlich, hängen von Kleinigkeiten ab: von einem freundlichen Wort, von aufeinander zugehen<br />
und miteinander, statt übereinander reden, von Unvoreingenommenheit und von mehr<br />
Toleranz.<br />
„Ich freue mich, dass Sie da sind“ - mit diesem Satz begrüßte der Integrationsbeauftragte des<br />
Landes Nordrhein-Westfalen, Thomas Kufen, die vielen Besucher im <strong>Kreis</strong>haus. In seiner<br />
Rede machte er deutlich: „Integration ist mehr als nur Döner essen.“ Integration entwickele<br />
sich <strong>nicht</strong> automatisch positiv von Generation zu Generation, sondern sie sei harte Arbeit.<br />
Auch wenn die Zahl der Zuwanderer in NRW stetig abnehme, sei Integration wichtig. „Die<br />
größte Herausforderung ist es, den Menschen, die bereits hier leben und sich immer noch<br />
<strong>nicht</strong> angekommen fühlen, eine Heimat zu bieten“, sagte Kufen, denn gut Integrierte seien ein<br />
echtes Potenzial für unsere Gesellschaft - gerade auch vor dem Hintergrund des<br />
demografischen Wandels.<br />
Dabei dürfe Integration aber <strong>nicht</strong> mit Assimilation verwechselt werden, betonte er. „Nicht die<br />
Aufgabe der kulturellen Wurzeln, sondern das Zusammenleben ist wichtig.“<br />
Während sich im Foyer des <strong>Kreis</strong>hauses etwa 35 Organisationen, Vereine und Religionsgemeinschaften<br />
farbenfroh und informativ präsentierten, gaben drei oberbergische<br />
Zuwanderer im Rahmen einer Podiumsdiskussion Einblicke in ihr Leben.<br />
„Ich freue mich, dass Sie da sind“ - ein solcher Satz, da ist sich der Bergneustädter Ibrahim<br />
Ousta sicher, würde im Miteinander zwischen Einheimischen und Ausländern schon vieles<br />
bewirken. Seit 34 Jahren versucht der gebürtige Türke sich in Deutschland zu integrieren.<br />
Zwar ist er seit elf Jahren als selbstständiger Unternehmer erfolgreich und seit Kurzem auch<br />
Ratsmitglied in Bergneustadt, aber richtig integriert fühlt er sich immer noch <strong>nicht</strong>: „Weil mein<br />
Nachbar mich <strong>nicht</strong> akzeptiert“. Seiner Meinung nach müsse mehr kommuniziert werden, dass<br />
sich auch Ausländer positiv entwickeln können.<br />
Bei Alexander Schwabauer ist das anders. Der Russlanddeutsche lebt seit 19 Jahren in<br />
Engelskirchen, ist Mitglied im Sportclub und im MGV Osberghausen und sagt: „Hier ist meine<br />
Heimat, hier bleibe ich.“ Und auch die Türkin Fidan Taskin - eine der wenigen Lehrerinnen mit<br />
Zuwanderungsgeschichte - fühlt sich durch ihren Beruf, ihre Mitarbeit in einem Verein und die<br />
Mitgliedschaft in einer Band mittlerweile in Oberberg zuhause.<br />
Quelle: http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1262692399954.shtml<br />
39
5 Vereinssteckbriefe<br />
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Aufgrund der Rückmeldungen von Vereinsvertreter/innen und der hauptamtlich tätigen Akteure<br />
der Integrationsarbeit <strong>wurde</strong> am Rand der Veranstaltung „Integration ist kein Zufall – für eine<br />
gemeinsame Zukunft!“ ( Pkt. 4 auf S. 13ff) die Idee entwickelt, eine Broschüre herauszugeben<br />
in der sich alle im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> tätigen Vereine und Initiativen, die<br />
mehrheitlich von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte getragen werden, in einem<br />
Steckbrief vorstellen.<br />
Ziel ist es, Transparenz über die im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> tätigen Vereine und Initiativen<br />
herzustellen und die Vielfalt und das Engagement von Menschen in Oberberg zu zeigen.<br />
Die Broschüre wird durch den Integrationsbeauftragten des Oberbergischen <strong>Kreis</strong>es Dr.<br />
Dickschen regelmäßig fortgeschrieben und veröffentlicht.<br />
Abbildung 5: Beispielhafte Darstellung für Steckbriefe aus der geplanten Broschüre<br />
40
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
6 Entwicklung einer Steuerungsidee<br />
Die Workshopgruppe „Monitoring“ tagte insgesamt an drei Terminen. Ziel der Arbeit war<br />
es, Ideen für ein Monitoring-System zu entwickeln, mit dem die Ergebnisse der<br />
Integrationsarbeit transparent gemacht werden.<br />
Monitoring <strong>wurde</strong> in der Gruppe als Instrument der strategischen Steuerung verstanden.<br />
Aufgrund der Ergebnisse ist ein Papier entstanden, das am 10. Februar 2010 im<br />
Ausschuss für Soziales und Familie vorgestellt und verabschiedet <strong>wurde</strong>.<br />
Monitoring als Instrument der strategischen Steuerung<br />
6.1 Einleitung<br />
Im Rahmen des KOMM-IN Prozesses <strong>wurde</strong> deutlich, dass im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
bereits viele Akteure auf den unterschiedlichen Ebenen eine gelingende Integration<br />
unterstützen, ohne dass die jeweiligen Aktivitäten miteinander abgestimmt sind.<br />
Ein zielorientiertes Vorgehen im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> wird möglich, wenn Transparenz<br />
über die durchgeführten Maßnahmen und die erzielten Wirkungen hergestellt wird.<br />
Die Vielfalt der beteiligten Akteure mit ihren jeweils unterschiedlichen Motivationen und<br />
Zuständigkeiten erfordert ein auf freiwilliger Basis abgestimmtes, klar geregeltes<br />
Kommunikations- und Steuerungssystem, damit Partizipation langfristig gesichert wird.<br />
Dieses kann dafür sorgen, dass es eine eindeutige Rollen- und Zuständigkeitsklärung<br />
zwischen dem <strong>Kreis</strong> als Mittelbehörde, den kreisangehörigen Städten und Gemeinden,<br />
den freien Trägern, den kreisweiten Behörden und den vielfältigen Initiativen und<br />
Migrantenorganisationen gibt. Neben gesetzlich geregelten Zuständigkeiten des <strong>Kreis</strong>es<br />
(Gesundheit, Aufenthalt…) liegt die Verantwortung für viele integrationsfördernde<br />
Aufgaben auf der Ebene der kreisangehörigen Städte und Gemeinden <strong>oder</strong> wird von<br />
anderen Behörden (ARGE, Polizei …) Verbänden (IHK, Wohlfahrtspflege, Sprachkursträgern<br />
…) sowie von freiwilligen Initiativen, Religionsgemeinschaften <strong>oder</strong> Freizeitund<br />
Kulturvereinen (Migrantenselbstorganisationen) wahrgenommen.<br />
Das nachfolgende Schaubild versucht die vorhandene Komplexität auf der Ebene der<br />
kommunalen Verwaltungen zu verdeutlichen.<br />
41
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Darstellung 1:<br />
Um Transparenz herzustellen sowie Kooperation und Vernetzung zu fördern, ist es<br />
hilfreich wenn der <strong>Kreis</strong> als Dienstleister eine koordinierende Rolle unter Berücksichtigung<br />
des Prinzips der Freiwilligkeit übernimmt. Dieses bedarf allerdings der<br />
Erarbeitung und Verständigung auf nachfolgende Grundlagen:<br />
a. Gemeinsame, partizipative Erarbeitung eines Integrationskonzeptes mit allen<br />
relevanten Akteuren der Integrationsförderung<br />
b. Verabredung eines gemeinsamen Steuerungs- <strong>oder</strong> Koordinationssystems unter<br />
Mitwirkung der zuständigen Fachverantwortlichen<br />
c. Umsetzung eines maßnahmen- und wirkungsorientierten Monitoring-Systems<br />
d. Vereinbarung eines datengestützten Berichtswesens<br />
Im Rahmen des KOMM-IN Prozesses 2009/2010 <strong>wurde</strong>n in den Workshops, auf der<br />
Integrationsmesse und durch die Besucherbefragung umfangreiche Erkenntnisse<br />
gesammelt, die zur Herstellung der aufgeführten Grundlagen dienen können.<br />
6.2 Erarbeitung eines Integrationskonzeptes<br />
Ein partizipativ erarbeitetes <strong>Kreis</strong>-Integrationskonzept stellt die Grundlage einer langfristigen,<br />
strategischen Integrationsförderung im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> da. Die Erstellung<br />
eines solchen Konzeptes bedarf eines politischen Auftrages.<br />
Als weitere Ergebnisse <strong>wurde</strong>n im Rahmen des KOMM-IN Prozesse 2009/2010 bereits<br />
erste Themenschwerpunkte genannt (Sprache, Bildung, Politische und kulturelle<br />
Partizipation, Interkulturelles Zusammenleben und Erwerbstätigkeit) und umfangreiche<br />
Materialien zusammen getragen. Siehe dazu<br />
Ergebnisse der Besucherbefragung<br />
Übersicht der Vereine (MSO), Initiativen und Institutionen<br />
Podiumsdiskussion und Arbeitsgruppenergebnisse der Integrationsmesse<br />
Sozialstrukturdatenatlas<br />
42
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Die vorhandenen Erkenntnisse müssen nun analysiert, priorisiert und in ein umsetzbares<br />
Handlungskonzept übertragen werden. Aufgrund der weiter oben beschriebenen Vielfalt<br />
der Akteurslandschaft im Bereich der Integrationsförderung sollte die Erarbeitung der<br />
konzeptionellen Grundlagen in einem partizipativen Prozess unter Beteiligung der<br />
relevanten haupt- und ehrenamtlichen Akteure erfolgen.<br />
6.3 Verabredung eines gemeinsamen Steuerungs- <strong>oder</strong> Koordinationssystems<br />
Im Rahmen des KOMM-IN Prozesses <strong>wurde</strong>n verschiedene Aspekte genannt, die in ein<br />
gemeinsames Steuerungs- <strong>oder</strong> Koordinationssystems einfließen können.<br />
6.3.1 Rolle und Aufgaben der Steuerung bzw. Koordination<br />
Um die angestrebten Ziele zu erreichen, wäre unter den vielfältigen Akteuren der<br />
Integrationsförderung eine Kultur des Miteinanders hilfreich, die im Rahmen der Steuerung<br />
<strong>oder</strong> Koordination dafür sorgt, dass<br />
es eine breite Identifikation mit dem Thema gibt und regelmäßig am Konsens<br />
zwischen allen Beteiligten gearbeitet wird,<br />
Offenheit und Transparenz als ein wichtiges Qualitätskriterium abgesichert wird,<br />
unterschiedliche Sichtweisen erwünscht sind und im Rahmen eines kritischkonstruktiven<br />
Dialoges Akzeptanz und Verständnis finden,<br />
die Durchführung von regelmäßigen Vernetzungstreffen (Umsetzungsgruppe,<br />
Runde Tische, Integrationskonferenzen <strong>oder</strong> Ähnliches) erfolgt,<br />
Anhaltspunkte gesammelt werden zur<br />
o Beurteilung von Bedarfen und von Qualitäten von Maßnahmen,<br />
o Sicherung des effizienten Ressourceneinsatzes und der Kontinuität von<br />
Maßnahmen,<br />
eine regelmäßige Fortschreibung des Integrationskonzeptes gefördert wird,<br />
Politik und Verwaltung ihr Handeln an den integrationspolitischen Zielen ausrichtet<br />
und sich die Erfolge der Integrationsförderung bei den Zielgruppen zeigen,<br />
keine Parallelstrukturen aufgebaut werden (siehe zum Beispiel Demographieforum<br />
<strong>oder</strong> Regionales Bildungsnetzwerk),<br />
durch eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit zur Bewusstseinsbildung im Sinne<br />
eines kultursensiblen Umgangs miteinander in der Gesellschaft beigetragen wird.<br />
6.3.2 Koordinations- <strong>oder</strong> Steuerungsstrukturen<br />
Als mögliche aber bisher noch <strong>nicht</strong> vertieft diskutierte und abgestimmte Koordinations<strong>oder</strong><br />
Steuerungsstruktur zeichnen sich nach den bisherigen Erfahrungen im Rahmen des<br />
KOMM-IN Prozesses folgende Elemente ab:<br />
Gremien<br />
Jährliche<br />
Integrationskonferenz<br />
<br />
Aufgaben<br />
Entgegennehmen von Ergebnissen und Erfahrungen aus<br />
dem gesamten Prozess der Integrationsförderung<br />
43
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Gremien<br />
Koordinations-<br />
Steuerungsgruppe<br />
<strong>oder</strong><br />
Runde Tische <strong>oder</strong><br />
Foren der Migrantenselbstorganisationen<br />
und<br />
der freien Träger im<br />
Bereich der Integrationsförderung<br />
Facharbeitskreis<br />
„Integration“ innerhalb<br />
der Verwaltung<br />
Handlungsfeldbezogene<br />
Gruppen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Aufgaben<br />
Diskutieren und Bewerten der zentralen Erkenntnisse<br />
Anregen von Weiterentwicklungen<br />
Fördern des informellen Austausches und der Vernetzung<br />
Kommunizieren von Aktivitäten, Erfahrungen, Ereignissen,<br />
Daten und Fakten<br />
Steuern und Koordinieren der beteiligungsorientierten<br />
Kommunikation und Vernetzung<br />
Evaluieren der Ergebnisse und Erfahrungen<br />
Gestalten der kontinuierlichen Verbesserung des<br />
Integrationsprozesses<br />
Sichern des Kommunikationsflusses zwischen den jeweiligen<br />
Organisationen<br />
Verankern der Integration als ressourcenorientierte Querschnittsaufgabe<br />
Koordinieren und Abstimmen von konkreten Projekten <strong>oder</strong><br />
Umsetzungsaktivitäten<br />
Sichern der Kommunikations- und Controllingaufgaben der<br />
Koordinations- und Steuerungsgruppe<br />
Sichern und Weiterentwickeln der auf das jeweilige<br />
Handlungsfeld bezogenen Ziele und Inhalte<br />
M<strong>oder</strong>ieren der Kommunikationsprozesse in den einzelnen<br />
Handlungsfeldern<br />
6.3.3 Maßnahmen- und wirkungsorientiertes Monitoring-System<br />
Nach den im KOMM-IN Prozess 2009/2010 erarbeiteten Grundsätzen soll Monitoring<br />
eine wirkungsorientierte, regelmäßige Überprüfung (in festgelegten Intervallen) der<br />
Integrationsförderung im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> ermöglichen.<br />
Der Sozialstrukturdatenatlas bietet mit seinen umfangreichen Kernkennzahlen eine gute<br />
Datenbasis. Differenziertere Betrachtungen können nur in den einzelnen Handlungsfeldern<br />
angestellt werden. Hier können integrationsrelevante Indikatoren sowie Grund- und<br />
Kennzahlen erhoben und fortgeschrieben werden. Diese sollen dann wie ein Kompass<br />
den Fachverantwortlichen und beteiligten Akteuren aber auch den politisch<br />
Verantwortlichen Entwicklungstendenzen und Erfolge der Integrationsförderung aufzeigen<br />
und gezielte Anregungen für den weiteren Planungs- und Entscheidungsprozess geben.<br />
Verbunden ist damit die (Eigen- und Fremd-) Evaluation der vereinbarten Maßnahmen in<br />
qualitativer und quantitativer Hinsicht.<br />
Bei den einzelnen Handlungsfeldern ist weiterhin darauf zu achten, dass die jeweiligen<br />
Amts- und Dezernatsziele im Zielbereich 2011 berücksichtigt werden bzw. dass das<br />
erarbeitete Monitoring-System kompatibel ist, damit sich die angestrebten Ziele und<br />
Wirkungen gegenseitig verstärken und <strong>nicht</strong> blockieren. Vor diesem Hintergrund kann es<br />
44
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
auch kein starres System geben, sondern es muss sich den Bedingungen der einzelnen<br />
Handlungsfelder anpassen.<br />
Prinzipien und Grundannahmen in Bezug auf ein Monitoring System<br />
Ergebnisorientierte Steuerung geht nur über Kennzahlen und Indikatoren<br />
Kennzahlen und Indikatoren bilden die kommunale Landschaft, die<br />
kommunalen Aktivitäten ab<br />
kein Kennzahlenset kann die kommunale Landschaft vollständig abbilden –<br />
ebenso wenig wie eine Landkarte eine Landschaft vollständig abbilden kann<br />
gut gewählte Abbildungskriterien und die sachgemäße Nutzung "kommunaler<br />
Landkarten" verbessern Entscheidungen<br />
Kennzahlen sollten <strong>nicht</strong> für die Bildung von Hitlisten, sondern für die Suche<br />
nach Optimierungsideen verwendet werden wie die Aufgabe des<br />
Kompasses zum Beispiel bei einer Wanderung<br />
Da sich bei der Betrachtung der Daten und Fakten herausstellte, dass eine vereinfachte<br />
Statistik „Ausländer“ – „Deutsche“ der realen Situation <strong>nicht</strong> gerecht wird, weil zum<br />
Beispiel Aussiedler/innen dadurch <strong>nicht</strong> erfasst werden, verständigte sich die<br />
Arbeitsgruppe „Monitoring“ darauf, soweit vorhanden – möglichst Kernkennzahlen zu<br />
erfassen, die die Anzahl der „Menschen mit Migrationshintergrund“ nach der Definition im<br />
Mikrozensus abbilden. Dieses ist im Bereich der Elementarerziehung und mit einigen<br />
Einschränkungen bei den Schülerzahlen möglich. In anderen Bereichen wie zum Beispiel<br />
bei der Gewerbeanmeldung können der Geburtsort und die Staatsbürgerschaft<br />
herangezogen werden.<br />
In einzelnen ausgewählten Handlungsfeldern (Sprachförderung im Erwachsenenbereich,<br />
Elementarerziehung, Übergang Schule-Beruf) <strong>wurde</strong> versucht, exemplarisch<br />
steuerungsrelevante Daten anhand eines vereinbarten Monitoring-Rasters zu ermittelt,<br />
ihre Pflege und Fortschreibung zu vereinbaren und dieses zur Grundlage der künftigen<br />
fachlichen Zusammenarbeit zu machen. Es stellte sich in diesem Arbeitsprozess heraus,<br />
dass zwar an verschiedenen Stellen Daten und Fakten vorhanden sind, dass diese aber<br />
wenig aufeinander abgestimmt <strong>oder</strong> für andere Akteure <strong>nicht</strong> zugänglich sind. Zum Teil<br />
waren die beteiligten Akteure auch überrascht, welche Aktivitäten an anderen Stellen<br />
laufen, von denen ihnen <strong>nicht</strong>s bekannt war, obwohl sie den eigenen Arbeitsbereich<br />
berührten.<br />
Es <strong>wurde</strong> aufgrund dieser Erfahrungen festgestellt, dass es beim Aufbau eines<br />
funktionierenden Monitoring – Systems sehr hilfreich ist, an bestehende<br />
Managementansätze der jeweiligen Kommune anzuknüpfen und bereits vorhandene<br />
Basisdaten, Analyseinstrumente und Evaluationsverfahren zu nutzen (keine<br />
Doppelstrukturen bzw. Doppelarbeit).<br />
45
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
7 Erfahrungen mit dem Monitoring-Raster<br />
Im Rahmen des Workshop Monitoring <strong>wurde</strong> vereinbart, in drei identifizierten Handlungsfeldern<br />
erste Erfahrungen mit der Verwendung eines Monitoring-Rasters ( Punkt 9.4 auf<br />
S. 85) zu sammeln.<br />
1. Elementar- und Primarbereich<br />
Akteure: Schulamt, Gesundheitsamt, Jugendamt, Bildungsnetzwerk<br />
Verantwortlich: Gesundheitsamt, Dr. Ortlieb<br />
Ergebnisse: Ein Treffen zwischen den Akteuren hat im Dezember 2009 statt<strong>gefunden</strong>.<br />
Es <strong>wurde</strong>n Möglichkeiten der Analyse von Daten der Delfin-4- und der<br />
Schuleingangsuntersuchung erarbeitet.<br />
In einem Treffen im April 2010 werden nächste Schritte definiert.<br />
2. Sprachförderung für Erwachsene<br />
Akteure: <strong>Kreis</strong>volkshochschule, Integrationskursträger, Jugendmigrationsdienst<br />
(JMD), Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE)<br />
Verantwortlich: <strong>Kreis</strong>volkshochschule, Frau Scheer<br />
Ergebnisse: In drei Treffen entwickelten die Integrationskursträger in Zusammenarbeit<br />
mit dem Jugendmigrationsdienst, der Migrationsberatung für erwachsene<br />
Zuwanderer und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)<br />
eine Kooperationsvereinbarung ( Punkt 9.5 auf Seite 86) über ein<br />
nachhaltiges Monitoringsystem im Bereich der Sprachförderung für<br />
Erwachsene.<br />
Wichtige Grundzahlen aus dem Bereich <strong>wurde</strong>n identifiziert. Ziel ist, die<br />
Daten einmal jährlich zu analysieren und diese kommentiert der Politik<br />
und Verwaltung zur Verfügung zu stellen.<br />
46
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
3. Übergang Schule/Beruf<br />
Akteure: Koordinierungsstelle Ausbildung, Jugendmigrationsdienst<br />
Verantwortlich: Integrationsbeauftragter des <strong>Kreis</strong>es, Dr. Dickschen<br />
Ergebnisse: In einem Treffen mit den beteiligten Akteuren <strong>wurde</strong>n die Chancen und<br />
Möglichkeiten eines nachhaltigen Monitoring-System erörtert. Bei diesem<br />
Gespräch <strong>wurde</strong> festgestellt, dass in einem parallelen Prozess bereits an<br />
einem ähnliches System gearbeitet wird.<br />
Um Doppelstrukturen zu vermeiden, einigte sich die Gruppe darauf, sich<br />
an das System anzudocken und die für die Integration relevanten Daten<br />
nach Möglichkeiten in das System zu integrieren.<br />
47
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
8 Bericht zur Befragung der Besucher/innen<br />
der Integrationsmesse<br />
8.1 Einführung<br />
Auf der am 16. Januar 2010 stattfindenden Veranstaltung „Integration ist kein Zufall!<br />
– Für eine gemeinsame Zukunft!“ <strong>wurde</strong>n während des ganzen Tages einzelne<br />
Vertreter/innen mit Zuwanderungsgeschichte gebeten, an einer qualitativen<br />
Befragung teilzunehmen.<br />
Ziel der Befragung war es, subjektive Einschätzungen zu den Themen „Integration,<br />
Zukunftsperspektiven, Beteiligung, Bedarfe“ zu erhalten. Die nachfolgenden Ergebnisse<br />
spiegeln somit Einschätzungen und Meinungen von in Selbstorganisationen<br />
aktiven Menschen mit Zuwanderungsgeschichte wider. Da die Befragten innerhalb<br />
ihrer ethnischen Kolonien eine wichtige Multiplikatorenfunktion wahrnehmen, war die<br />
aktivierende Befragung gleichzeitig ein wichtiger Impuls: „Verwaltung und Politik sind<br />
an ihrer Meinung interessiert“.<br />
Die Ergebnisse haben auf Grund der qualitativen Befragungsmethode keinen Anspruch<br />
auf Repräsentativität. Gleichwohl zeigen sie Tendenzen auf, die auch durch<br />
andere Studien bestätigt werden.<br />
Die Aussagen werden ergänzt durch ausgewählte Ergebnisse der Studien „Zuwanderer<br />
in Deutschland“ der Bertelsmann Stiftung (2009) und der 2009 veröffentlichten<br />
Sinus-Milieu Studie von Sinus Sociovision.<br />
8.2 Grunddaten<br />
Insgesamt <strong>wurde</strong>n 22 Vereinsvertreter/innen befragt, davon waren sechs weiblich<br />
und 16 männlich. Von den 22<br />
Staatsangehörigkeit Herkunft Ergebnis<br />
Befragten hatten elf Personen die<br />
Deutsch Philippinen 2<br />
deutsche Staatsangehörigkeit,<br />
Russland 1<br />
Sri-Lanka 1 neun die türkische, je eine Person<br />
Türkei 7 die kosovarische und die<br />
Deutsch Ergebnis 11 nigerianische. Von den befragten<br />
Kosovo Kosovo 1 Besucher/innen mit deutscher<br />
Kosovo Ergebnis<br />
Nigeria<br />
Nigeria Ergebnis<br />
Nigeria<br />
1<br />
1<br />
1<br />
Staatsangehörigkeit (11) kamen<br />
der Großteil aus der Türkei (7),<br />
die anderen waren philippinischer<br />
Türkisch Türkei 9 (2), russischer (1) <strong>oder</strong> srilankischer<br />
Türkisch Ergebnis 9<br />
Herkunft.<br />
Gesamtergebnis 22<br />
Abbildung 6: Staatsangehörigkeit und Herkunft<br />
Die Frage nach der Aufenthaltsdauer ergab,<br />
dass sieben Personen in Deutschland geboren <strong>wurde</strong>n, vier als Kinder <strong>oder</strong><br />
48
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
Jugendliche einwanderten und acht Befragte erst nach Deutschland kamen, als sie<br />
schon über 18 Jahre alt waren. Das Alter der Befragten lag zwischen 19 und 59<br />
Jahren (Durchschnittsalter 38). Durch die Frage nach der beruflichen Situation <strong>wurde</strong><br />
deutlich, dass bei den in Selbstorganisationen engagierten Migrantinnen und<br />
Migranten ein vielfältiger beruflicher Hintergrund vorhanden ist.<br />
Beruf<br />
Anzahl<br />
Arbeiter 2<br />
Bäcker 1<br />
CNC Fräser 1<br />
Elektroingenieur 1<br />
Elektromaschinenbauer 1<br />
Facharzt 1<br />
Hausfrau 3<br />
Industriekauffrau/Projektleiterin 1<br />
Ausbildung (Maschinen und Anlagenführer) 1<br />
med. Fachangestellte 1<br />
Berater für Medizinprodukte 1<br />
Schüler/in 3<br />
Pädagoge 1<br />
Schweißer 1<br />
Staplerfahrer 1<br />
Unternehmer 1<br />
Volkswirt 1<br />
Gesamtergebnis 22<br />
Tabelle 2: Berufliche Situation der Befragten<br />
Da ein Großteil der Migrantenselbstorganisationen ihren Sitz in Gummersbach und<br />
Bergneustadt hat, kamen auch die meisten Befragten aus diesen Städten. Der Rest<br />
verteilt sich relativ gleichmäßig auf die Gemeinden im Oberbergischen <strong>Kreis</strong>.<br />
Wohnort<br />
Anzahl<br />
Bergisch Gladbach 1<br />
Bergneustadt 5<br />
Gummersbach 8<br />
Hückeswagen 1<br />
Lindlar 1<br />
Marienheide 1<br />
Morsbach 1<br />
Nümbrecht 1<br />
Waldbröl 2<br />
Wiehl 1<br />
Gesamtergebnis 22<br />
Tabelle 3: Wohnort im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
49
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
8.3 Ergebnisse<br />
8.3.1 Einschätzungen zum Integrationsklima im OBK<br />
Viele der Befragten teilten die positive Einschätzung, dass das Thema „Integration“<br />
von offizieller Seite jetzt stärker in den Blick genommen wird und dass die Aktivitäten<br />
der Migrantenselbstorganisationen (scheinbar) an Bedeutung gewinnen. Insgesamt<br />
ist bei den Befragten der Eindruck entstanden, dass mehr für die Integration getan<br />
wird.<br />
Sieben Befragte antworten, dass es gut ist, dass das Engagement für das Thema<br />
nun viel deutlicher zu sehen ist.<br />
„In den letzten ein bis zwei Jahren <strong>wurde</strong> viel Integrationsarbeit geleistet.“<br />
„Die Integrationsarbeit wird immer besser.“<br />
„Das Interesse steigt immer mehr.“<br />
Das wird auch daran festgemacht, dass es nun immer mehr Veranstaltungen gibt,<br />
auf denen das Thema bearbeitet wird. Dies geben vier Personen an.<br />
„Es gibt viele Veranstaltungen miteinander.“<br />
„Bei Veranstaltungen und Festen kommen verschiedene Kulturen zusammen.“<br />
„Die Veranstaltungen sind mehr geworden.“<br />
„Es finden verschiedene Veranstaltungen von Trägern und Kommunen statt.“<br />
Gut finden drei Befragte, dass die Vereine nun stärker eingebunden werden.<br />
„Es gibt eine gute Unterstützung der Vereine von der Stadt.“<br />
„Einbezug der Vereine ist besser geworden.“<br />
„Es besteht ein gutes Netzwerk unter den Vereinen.“<br />
Ebenfalls drei sind zufrieden damit, dass sie das Gefühl haben, endlich anerkannt zu<br />
werden.<br />
„Die Anerkennung ist vorhanden.“<br />
„Die individuelle, persönliche Beratung und die gegenseitige Kommunikation<br />
erzeugen nun ein Anerkennungsgefühl!“<br />
Vier Befragte sind damit zufrieden, dass es ausreichend Sprachkurse im Oberbergischen<br />
<strong>Kreis</strong> gibt.<br />
„Inzwischen gibt es genügend Sprachkurse.“<br />
„Es finden reichliche Sprachkurse statt.“<br />
„Es sind genügend Sprachkurse vorhanden.“<br />
Drei Personen geben an, dass sie mit den Informationen, die sie erhalten, zufrieden<br />
sind:<br />
50
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
„Die Rechte der Migranten werden klar dargestellt.“<br />
„Die Integrationsarbeit ist für alle präsent.“<br />
„Die Absicht, die Menschen zu Informieren, ist klar erkennbar.“<br />
Sechs Personen sind allgemein mit den Tätigkeiten zufrieden, die derzeit geleistet<br />
werden. Hier gibt es z.B. die Nennung, dass „bisher alles gut war“ <strong>oder</strong> dass „Integrationskurse<br />
nun in Moscheen stattfinden“.<br />
Es wird auch bemerkt, dass die Vereine nun offener geworden sind:<br />
„Die Vereine sind offener geworden, was vor allem durch die Jugendlichen kommt.<br />
Die mischen die verschiedenen Kulturen.“<br />
Trotz des Stimmungswandels, der sicherlich durch das positive Klima auf der<br />
Integrationsmesse beeinflusst war, gab es kritische Anmerkungen. Ein Teil der<br />
Äußerungen bezog sich dabei auf die fehlenden Integrationsbemühungen der<br />
Vergangenheit. Genannt <strong>wurde</strong>n in diesem Zusammenhang „fehlende Informationen“<br />
<strong>oder</strong> „eine unzureichende Sprachförderung“.<br />
„Die letzten 20 Jahre <strong>wurde</strong> <strong>nicht</strong>s für die Integration gemacht!“<br />
„Infos sind bei Migranten <strong>nicht</strong> angekommen.“<br />
„Ich bekomme keine genauen Informationen über Vereine.“<br />
„Sprachförderung <strong>wurde</strong> vernachlässigt!“<br />
„Ich muss von hier nach Düsseldorf, um die deutsche Sprache zu lernen.“<br />
Als kränkend wird es empfunden, wenn auf der einen Seite in der Öffentlichkeit<br />
immer wieder Integrationsbemühungen von Zugewanderten eingefordert werden und<br />
dabei die Bedeutung von qualifizierten Bildungsabschlüssen herausgestellt wird und<br />
auf der anderen Seite die mitgebrachten Potentiale <strong>nicht</strong> anerkannt werden.<br />
„Die ausgeübten Berufe werden in Deutschland <strong>nicht</strong> anerkannt!“<br />
„Es gibt keine Chance für ausländische Akademiker!“<br />
„Es ist sehr schwer, Potential zu zeigen.“<br />
Fehlende Rahmenbedingungen in Bezug auf die Förderung der Muttersprache, die<br />
Unterstützung der Migrantenorganisationen und die fehlenden Kontakte zwischen<br />
den Vereinen werden ebenfalls als negative Faktoren benannt.<br />
„Es gibt keine muttersprachlichen Kurse in den Schulen.“<br />
„Viele Vereine fühlen sich <strong>nicht</strong> angesprochen.“<br />
„Die Räumlichkeiten für gute Veranstaltungen fehlen.“<br />
„Nachhilfen werden <strong>nicht</strong> unterstützt!“<br />
„Türkische Vereine werden finanziell <strong>nicht</strong> unterstützt!“<br />
„Den Vereinen fehlen Räumlichkeiten für Veranstaltungen.“<br />
„Es gibt keine Kontakte zwischen den Vereinen, seien es türkische <strong>oder</strong> deutsche<br />
Vereine → man sollte ein Forum schaffen!“<br />
51
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
Ein weiterer Aspekt, den die Befragten in Bezug auf das Integrationsklima<br />
ansprachen, war die fehlende Offenheit und das fehlende Interesse der Aufnahmegesellschaft<br />
an einem wirklichen interkulturellen Dialog.<br />
„Die Bevölkerung (Deutsche) nimmt keinen richtigen Anteil am Thema Integration.“<br />
„Meinungen von Migrant/innen werden <strong>nicht</strong> akzeptiert.“<br />
„Integration wird nur vorgespielt – trotz viel Arbeit gibt es noch viele Vorurteile!“<br />
„Integration findet in Wahrheit wenig statt, man weckt kein Interesse bei den<br />
Bürgern!“<br />
„Manche Schulen haben viel gegen Ausländer!“<br />
„Durch die Aktivitäten werden nur sehr wenige angesprochen, die Mehrheit sitzt noch<br />
zuhause!“<br />
„Familiäre Kontakte mit Menschen aus anderen Familien aus anderen Ländern<br />
werden nur selten geknüpft.“<br />
Grundsätzliche Zweifel an den Erfolgen der Integrationsbemühungen werden gerade<br />
von Befragten, die eigene negative Erfahrungen gesammelt haben, zu unterschiedlichen<br />
Aspekten zum Ausdruck gebracht.<br />
„Es sind immer noch keine handfesten Ergebnisse vorhanden!“<br />
„Die Stadt blockiert vieles!“<br />
„Die Meinungen der städtischen Integrationsbeauftragten unterscheiden sich von<br />
dem, was die Politiker sagen!“<br />
In den Kontext der hier dargestellten Fragestellung passt die Aussage der wissenschaftlichen<br />
Studie der Bertelsmann Stiftung. Sie beschreibt:<br />
58% der Zuwanderer fühlen sich überwiegend als Teil der deutschen Gesellschaft<br />
(Bertelsmann)<br />
Nur 5 Prozent der Befragten sehen sich überhaupt <strong>nicht</strong> als Teil der deutschen Gesellschaft. 58<br />
Prozent der Zuwanderer fühlen sich als Teil der deutschen Gesellschaft, 24 Prozent sogar „voll und<br />
ganz“.<br />
52
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
8.3.2 Zufriedenheit mit dem Leben in Deutschland<br />
Die Mehrheit (mehr als 75%) der Befragten ist mit dem Leben in Deutschland<br />
zufrieden bzw. sogar sehr zufrieden. Aussagen wie<br />
„Ich habe mich nie als Ausländerin gefühlt, ich fühle mich integriert!“<br />
„Ich bin aufgrund des sozialen Standes sehr zufrieden.“<br />
„Ich bin sehr zufrieden, denn ich hatte nie Probleme in Deutschland. Eigentlich fühle<br />
ich mich in Deutschland zu Hause.“<br />
„Zufrieden, denn ich habe eine gute Schulbildung und eine gute Lebensqualität in<br />
Deutschland.“<br />
dokumentieren die positive Grundstimmung. In den Vereinsvorständen engagieren<br />
sich die Menschen, die sich auch sonst im Leben gut zurechtfinden. Somit wird durch<br />
die Befragung besonders die Stimmung unter den aktiven Schlüsselpersonen<br />
gespiegelt. Da diese in ihren Organisationen eine wichtige Vorbildfunktion<br />
einnehmen, ist eine Einbindung dieser Personengruppe ein zentraler Anker, um<br />
Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu erreichen.<br />
Unzufriedenheit besteht bei denjenigen, die aufgrund ihrer derzeitigen beruflichen<br />
Situation <strong>nicht</strong> den Status innehaben, den sie sich wünschen. Einige sind arbeitslos,<br />
andere haben im Herkunftsland studiert, finden jedoch in Deutschland keinen (angemessenen)<br />
Beruf.<br />
„Ich bin mit meinem Leben in Deutschland <strong>nicht</strong> zufrieden, da ich ein Studium in<br />
meinem Herkunftsland absolviert habe und trotzdem keinen Job hier finde.“<br />
Eine Person kritisierte, dass sie mit den Behörden <strong>nicht</strong> zufrieden sei, weil diese die<br />
Menschen seiner Herkunft „immer noch als die dritte Gruppe“ einstufen (Zugang zum<br />
Arbeitsmarkt). Diese Person vermisst die Möglichkeit der angemessenen Partizipation<br />
von Zugewanderten unabhängig vom Aufenthaltsstatus und von der<br />
Nationalität.<br />
53
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
Die Angaben aus der Befragung im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> decken sich mit den<br />
Ergebnissen der Bertelsmann Stiftung zum Wohlbefinden, der Zufriedenheit und<br />
Fremdheitsgefühlen von Zugewanderten:<br />
Zwei Drittel der Zuwanderer fühlen sich in Deutschland wohl (Bertelsmann)<br />
69% „Ich fühle mich wohl in Deutschland“<br />
58% „Ich möchte, dass meine Kinder in Deutschland aufwachsen.“<br />
43% „Deutschland ist meine Heimat, meine Zukunft liegt hier.“<br />
21% „Ich werde früher <strong>oder</strong> später in mein Heimatland zurückgehen.“<br />
Über 80% der Zuwanderer sind mit dem Leben zufrieden (Bertelsmann)<br />
„Die Zufriedenheit mit dem Leben ganz allgemein ist bei den Menschen aus Zuwandererfamilien mit<br />
82 Prozent sehr ausgeprägt. Spitzenwerte erreichen hier mit 90 bzw. 91 Prozent die Zufriedenheit mit<br />
der Beziehung zu Freunden, mit ihrer Ehe und Partnerschaft. Aber auch mit dem Beruf, mit der Arbeit<br />
und mit der jetzigen Wohnsituation sind jeweils fast 80 Prozent zufrieden.“<br />
54
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
Nur 14 % der Zuwanderer fühlen sich fremd in Deutschland (Bertelsmann)<br />
Fremd in Deutschland fühlen sich nur 14 Prozent der befragten Menschen aus Zuwandererfamilien.<br />
Bei den Zuwanderern, die aus der Türkei stammen, sind es allerdings mit 24 Prozent wesentlich<br />
mehr. Letztere fühlen sich zu 31 Prozent auch „als Fremder betrachtet“.<br />
8.3.3 Einschätzungen zur eigenen Integrationssituation<br />
Ähnlich zufrieden, wie die Befragten generell mit ihrem Leben in Deutschland sind,<br />
sind sie mit der konkreten eigenen Integrationssituation.<br />
Ich fühle mich … integriert! Ergebnis<br />
stark 13<br />
mittel 7<br />
schwach 1<br />
keine Angabe 1<br />
Gesamtergebnis 22<br />
In der Befragung <strong>wurde</strong> jeweils nachgefragt, was die Personen unter Integration verstehen.<br />
Die Antworten sind somit gleichzeitig Rückmeldung darüber, was Integration<br />
für die Befragten bedeutet. Die nachfolgende Auflistung bringt noch einmal zum<br />
Ausdruck, dass Sprache und Kommunikation zentrale Erfolgsfaktoren sind, an denen<br />
sich gelingende Integration festmachen lässt.<br />
Für neun Personen sind „Sprache“ und „Kommunikation“ wichtige Aspekte<br />
gelingender Integration.<br />
„Die Sprache ist die Voraussetzung.“<br />
55
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
„Die sprachliche Kommunikation.“<br />
„Die Sprache können, damit man handlungsfähig ist.“<br />
„Die gegenseitige sprachliche Kommunikation.“<br />
„Gute Kommunikation mit Allen.“<br />
Von sieben Personen <strong>wurde</strong>n kulturelle Kenntnisse als Integrationsindikator genannt<br />
aber auch die Teilnahme an gemeinsamen Veranstaltungen.<br />
„Sprache, Kultur- und Gesellschaftskenntnisse besitzen“<br />
„Kenntnisse über die deutsche Kultur haben“<br />
„Alle zusammen etwas veranstalten ohne Vorurteile zu haben!“<br />
„kulturelle Angebote gemeinsam veranstalten <strong>oder</strong> soziale Aktivitäten besuchen!“<br />
„Gemeinsam zusammen sein und miteinander Leben!“<br />
„Gemeinsamkeiten finden!“<br />
Fünf Personen verstehen Anerkennung und Wertschätzung als Integration.<br />
„Anerkennung von Einheimischen erhalten!“<br />
„Gegenseitige Anerkennung“<br />
„Den Menschen als Menschen anerkennen!“<br />
Von Einzelnen <strong>wurde</strong> auch das Thema „Anpassung“ genannt. Gleichzeitig <strong>wurde</strong><br />
dabei darauf verwiesen, dass es keinen Assimilationsdruck geben soll.<br />
„Integration bedeutet auch, dass es eine gegenseitige Anpassung und eine<br />
Anpassung im Land gibt!“<br />
„Ich hoffe <strong>nicht</strong>, dass die Politik Assimilation meint und versucht Druck auszuüben“<br />
Ebenfalls in unterschiedlicher Form <strong>wurde</strong>n Begriffe genannt, die eine positive Kultur<br />
des Miteinanders zum Ausdruck bringen. Beispiele dafür sind: Gegenseitige<br />
Akzeptanz in Glaube, Sprache und Kultur, Offenheit, Gleichheit, gegenseitiges<br />
Respektieren <strong>oder</strong> keine Vorurteile haben. Gemeint war damit zum Beispiel auch:<br />
„Menschen sollen positiv und negativ auffallen dürfen!“<br />
„keine Scheu vor der deutschen Bevölkerung zu haben!“<br />
Weitere Aspekte waren:<br />
„Möglichkeiten außerhalb der Schule zu nutzen!“<br />
„Gesetze anerkennen und sich dementsprechend verhalten!“<br />
56
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
Auch diese Einschätzung lässt sich mit Ergebnissen der Bertelsmann Studie<br />
ergänzen:<br />
Die Mehrheit der Zuwanderer aus der Türkei <strong>oder</strong> aus Russland hat das Gefühl,<br />
weniger anerkannt zu werden (Bertelsmann)<br />
Insgesamt sagen 40 Prozent der Menschen aus Zuwandererfamilien, sie fühlen sich „genauso<br />
anerkannt wie jemand, der aus Deutschland stammt“, 48 Prozent haben dagegen das Gefühl,<br />
„weniger anerkannt zu werden“.<br />
Zwei Drittel der Zuwanderer fühlen sich integriert (Bertelsmann)<br />
Insgesamt fühlen sich in der deutschen Gesellschaft zwei Drittel der befragten Menschen aus<br />
57
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
Zuwandererfamilien integriert: 35 Prozent der Zuwanderer fühlen sich „stark integriert“ und 32<br />
Prozent fühlen sich „mittel integriert“. Auch wenn die Werte je nach Herkunftsregion differieren, so<br />
sind es in allen Herkunftsgruppen knapp <strong>oder</strong> über 60 Prozent der Befragten, die sich in der<br />
deutschen Gesellschaft integriert fühlen.<br />
Dieser Grad der gefühlten Integration <strong>wurde</strong> anhand folgender Aussagen eingeteilt:<br />
Ich fühle mich wohl in Deutschland<br />
Ich habe viele deutsche Freunde<br />
Deutschland ist meine Heimat, meine Zukunft liegt hier<br />
Personen, die <strong>nicht</strong> sagen: Ich fühle mich Deutschland <strong>nicht</strong> besonders verbunden<br />
Personen, die ihre Zugehörigkeit zur deutschen Gesellschaft anhand einer fünfstufigen Skala<br />
mit den beiden Höchsten Skalenstufen beschreiben<br />
Personen, die das Gefühl haben, in Deutschland genauso anerkannt zu werden wie jemand,<br />
der aus Deutschland stammt<br />
Der Grad der gefühlten Integration<br />
Stark bezeichnet Personen, die mindestens 5 der oben genannten 6 Aussagen<br />
zustimmen,<br />
Mittel Personen, die drei <strong>oder</strong> vier der Aussagen zustimmen,<br />
Schwach Personen, die höchstens zwei der Aussagen zustimmen.<br />
8.3.4 Ungerechte Behandlung<br />
Trotz der aufgezeigten Zufriedenheit mit dem Leben in Deutschland und der Einschätzung,<br />
gut integriert zu sein, gaben 14 Befragte an, dass sie Situationen kennen,<br />
in denen sie sich ungerecht behandelt gefühlt haben. Genannt <strong>wurde</strong> vornehmlich<br />
Erfahrungen aus dem Alltag:<br />
„In Boutiquen werde ich <strong>nicht</strong> beachtet, wenn jedoch direkt nach mir eine blonde<br />
Kundin kommt, wird sie sofort gefragt, ob man ihr helfen kann.“<br />
„Als ich mit meiner Klasse auf Klassenfahrt war, durfte ich <strong>nicht</strong> an einer Veranstaltung<br />
teilnehmen, weil ich Ausländer bin.“<br />
„In der Schule, denn man ging immer davon aus, dass Ausländer <strong>nicht</strong> schlauer sein<br />
können als Deutsche.“<br />
„Bei der Arbeit <strong>wurde</strong> ich von Patienten schlecht behandelt.“<br />
Diejenigen, die keine eigenen negativen Erfahrungen hatten, erzählten Situationen<br />
von Benachteiligung und Vorurteilen aus ihrem persönlichen Bekanntenkreis.<br />
„Solche Situationen gibt es. Vor allem bei Ausbildungsstellen, wenn man Deutsch ist,<br />
hat man Vorteile“<br />
„Ich habe immer nur indirekte Kritik bekommen.“<br />
„Man bekommt meistens nur allgemeine Kritik an der türkischen Gesellschaft, aber<br />
nie persönliche Kritik.“<br />
Ein weiterer, durch die Bertelsmann Stiftung benannter Aspekt, der in den<br />
Zusammenhang der Fragestellung passt, ist das Gefühl der Chancengleichheit im<br />
Beruf. Hier kommt die Studie zu folgenden Ergebnissen:<br />
Die meisten Zuwanderer sehen keine Chancengleichheit im Berufsleben.<br />
Persönlich fühlt sich jedoch nur eine Minderheit benachteiligt (Bertelsmann)<br />
58
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
51 Prozent der Menschen aus Zuwandererfamilien haben <strong>nicht</strong> den Eindruck, dass alle, unabhängig<br />
von ihrer Herkunft die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt bzw. im Berufsleben haben. Von<br />
gleichen Chancen zeigt sich nur etwa jeder Dritte, 36 Prozent, überzeugt. Persönlich hatten 23<br />
Prozent schon einmal den Eindruck, benachteiligt zu werden. 68 Prozent hatten noch <strong>nicht</strong> den<br />
Eindruck, aufgrund ihrer Herkunft auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt zu werden.<br />
8.3.5 Beitrag zum persönlichen Integrationserfolg<br />
Den Befragten ist bewusst, dass eine gelingende Integration durch das eigene<br />
Verhalten mitgestaltet wird. Insgesamt elf Rückmeldungen beschäftigten sich mit der<br />
eigenen beruflichen Situation und mit Bildungsanstrengungen.<br />
„Ich habe immer gearbeitet!“<br />
„Zuerst habe ich einen guten Abschluss gemacht, danach eine Ausbildung absolviert<br />
und seitdem arbeite ich.“<br />
„Ich habe mich weitergebildet.“<br />
Naturgemäß spielt bei der Zielgruppe das gesellschaftliche Engagement eine große<br />
Rolle:<br />
„Ich habe sehr viele ehrenamtliche Tätigkeiten übernommen.“<br />
„Ich habe immer Vereine besucht. Vor allem habe ich auf Dialog geachtet.“<br />
„Ich habe an vielen Veranstaltungen mit wichtigen Leuten teilgenommen.“<br />
Ein weiterer zentraler Aspekt ist – wie sich bereits weiter oben gezeigt hat – das<br />
Erlernen der Sprache.<br />
„Ich habe sofort die deutsche Sprache gelernt.“<br />
„Ich habe als erstes die Sprache gelernt.“<br />
„Ich habe Deutschkurse besucht!“<br />
59
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
Nach Einschätzung verschiedener Befragten haben allgemeine Verhaltensweisen<br />
wie „Kontakte geknüpft“ (vier Nennungen), „Offenheit gezeigt“ (zwei Nennungen)<br />
<strong>oder</strong> an die „Kultur angepasst“ (zwei Nennungen) dazu beigetragen.<br />
8.3.6 Zukunftsperspektiven<br />
8.3.6.1 Eigene Zukunftsaussichten<br />
Die persönlichen Zukunftsaussichten werden sehr unterschiedlich eingeschätzt.<br />
Zukunft<br />
Ergebnis<br />
Gut 10<br />
Teils-Teils 2<br />
Schlecht 10<br />
Gesamtergebnis 22<br />
Die Hälfte der Befragten gibt an, ihre Zukunftsaussichten positiv zu sehen.<br />
„Ich denke, dass ich wegen meiner Ausbildung eine sehr gute Zukunft haben werde.“<br />
„Ich sehe meine Zukunft sehr positiv, da ich niemals die typischen Probleme in<br />
Deutschland hatte.“<br />
„Ich werde in beiden Bereichen [privat und beruflich, d.V.] eine gute Zukunft haben.“<br />
Die andere Hälfte ist eher pessimistisch, weil sie sich um ihre berufliche Zukunft<br />
sorgt:<br />
„Obwohl ich optimistisch bin, sehe ich meine berufliche Zukunft schlecht!“<br />
„Durch die Wirtschaftskrise habe ich keine große Hoffnung an die Zukunft!“<br />
„Persönlich sehe ich in Deutschland keine gute Zukunft.“<br />
Auffällig ist hier, dass die Zukunftsaussichten ausschließlich mit dem beruflichen<br />
Kontext verknüpft waren. Die Frage der Integrationsbedingungen spielte keine Rolle.<br />
60
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
Allgemein auf die Zukunftsperspektiven der Zuwanderer in Deutschland angesprochen,<br />
stellt die Studie hier weitere – sehr heterogene – Einschätzungen vor:<br />
Die meisten Zuwanderer haben ein gemischtes Bild von der Zukunft der<br />
Integration in Deutschland (Bertelsmann)<br />
Die Situation der Zuwanderer in 10 Jahren wird von den Befragten sehr unterschiedlich gesehen.<br />
Immerhin geht eine Mehrheit davon aus, dass sich die Schulen stärker auf die zunehmende Zahl von<br />
Zuwandererkindern einstellen werden. Dass bei politischen Entscheidungen stärker auf die<br />
Bedürfnisse von Zuwanderern geachtet wird, glauben dagegen nur 28 Prozent der Menschen aus<br />
Zuwandererfamilien.<br />
Ein größerer Teil der Zuwanderer glaubt, dass die Unterschiede zwischen Deutschen und<br />
Zuwanderern abnehmen werden. Viele erwarten eine aktivere Teilhabe der Zuwanderer und eine<br />
Stärkung ihrer Position in der deutschen Gesellschaft.<br />
8.3.6.2 Zukunftsaussichten der Kinder<br />
Die Zukunftsaussichten der eigenen Kinder werden sehr unterschiedlich<br />
eingeschätzt.<br />
Acht Personen haben eine sehr positive Einschätzung. Gründe für die positive Wahrnehmung<br />
liegen vor allem in der guten Ausbildung, die die Kinder und Jugendlichen<br />
erhalten:<br />
„Die Kinder haben eine bessere Zukunft aufgrund der besseren Bildung.“<br />
„Viel besser, aufgrund der besseren Bildung.“<br />
61
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
„Für meine Kinder kann die Zukunft besser aussehen, aber nur wenn sie sich Mühe<br />
geben.“<br />
„Eine bessere Zukunft als meine.“<br />
Einen nachdenklichen Unterton haben vier Befragte (zwei mit positiven Aussichten<br />
und zwei mit sonstigen Antworten). Sie sorgen sich vor allem über das Verschwinden<br />
der kulturellen Identität:<br />
„Es wird jedoch wird ein langsamer Kulturschwund stattfinden.“<br />
„Die Kultur und die Religion des Herkunftslandes werden die Kinder <strong>nicht</strong> mehr<br />
kennen.“<br />
„Die Kulturen werden verschwinden, daher wird es katastrophal.“<br />
Als schlecht bezeichnen nur drei Personen die Zukunftsaussichten für ihre Kinder.<br />
„Für meine Kinder und Mitmenschen habe ich Zukunftsängste, da ich die Aussichten<br />
in Deutschland <strong>nicht</strong> gut sehe.“<br />
„Schlecht, denn auch wenn sie einen besseren Bildungsstatus haben, werden sie<br />
schlechte Voraussetzungen vorfinden.“<br />
„Die Kinder werden keine gute Zukunft haben, wenn sie ihre Schulausbildung <strong>nicht</strong><br />
ernst nehmen.“<br />
Auf die derzeitigen Chancengleichheit von Schüler/innen angesprochen, antworten<br />
die Befragten in der Bertelsmann und der Sinus-Milieu-Studie eher pessimistisch:<br />
Fast jeder Zweite meint, dass Schüler aus Zuwandererfamilien <strong>nicht</strong> die gleichen<br />
Chancen (Bertelsmann)<br />
42 Prozent der Zuwanderer haben das Gefühl, dass Schüler aus Zuwandererfamilien <strong>nicht</strong> die<br />
gleichen Chancen haben wie deutsche Schüler. Bei der hier geborenen dritten Generation bemängelt<br />
eine Mehrheit die fehlende Chancengleichheit für Schüler aus Zuwandererfamilien.<br />
62
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
Defizite im Bereich der Bildung (Sinus-Milieu-Studie)<br />
Trotz Leistungsbereitschaft bleiben gerade bei den Milieus der unteren sozialen Lagen im Bereich der<br />
Bildung offensichtliche Defizite. Während die bürgerlichen und ambitionierten Milieus an höherer<br />
Bildung teilhaben, verbleibt eine signifikant hohe Differenz im Vergleich zu den traditionellen und<br />
prekären Milieus. Noch drastischer wird die Situation in den jüngeren Jahrgängen, z. B. bei den unter<br />
30-Jährigen: Hier verfügen 31 Prozent über das Abitur. Besonders hohe Quoten bei den Intellektuellkosmopolitischen,<br />
den Statusorientierten und den Multikulturellen Performern stehen hier allerdings<br />
den Entwurzelten und Hedonistisch-subkulturellen gegenüber, mit Quoten um die 10-Prozent-Marke,<br />
obwohl diese Milieus in Bezug auf ihre Leistungsorientierung vielversprechende Startbedingungen<br />
mitbringen.<br />
8.3.7 Eigenbeitrag zur Integration von Migrant/innen<br />
Aus der Sicht der Befragten können Migrant/innen allgemein ihre Integrationssituation<br />
verbessern, wenn sie sich in folgenden Bereichen engagieren:<br />
Gelingende Integration Ergebnis<br />
Sprache 17<br />
Offenheit 5<br />
Gesellschaftliche Teilhabe 5<br />
Kontakte knüpfen 3<br />
Bildung 3<br />
Sonstiges 8<br />
Gesamtergebnis 22<br />
Rund 80% der Interviewten sind sich darin einig, dass Migrant/innen vor allem sich<br />
darum bemühen müssen, die deutsche Sprache zu sprechen.<br />
„Sprache ist die Tür für alles andere.“<br />
„Die deutsche Sprache muss sofort erlernt werden.“<br />
„Die Sprache ist das „A und O“ für eine gute Integration. Wenn das <strong>nicht</strong> klappt, dann<br />
klappt <strong>nicht</strong>s.“<br />
„Die Sprache erlernen, der Rest kommt somit von allein.“<br />
Sprache ist Voraussetzung zur Integration, zum Teil wird das Sprechen der Sprache<br />
bereits als „Integration“ verstanden. Sprache ist zentralstes Element, um sich in die<br />
Gesellschaft zu integrieren.<br />
Als zweiter Aspekt wird eine offene Grundhaltung angemahnt, die sehr eng mit dem<br />
Kontakte knüpfen einhergeht:<br />
„Migranten sollten offener sein.“<br />
„Noch mehr Kontakte nach außen knüpfen.“<br />
„Migranten sollten sich nach außen öffnen, <strong>nicht</strong> in ihrer Hülle stecken bleiben!“<br />
Ein weiterer Aspekt ist die gesellschaftliche Teilhabe. Das zielt einmal auf eine<br />
politische, ein andermal auf eine sozio-kulturelle Teilhabe:<br />
„An soziale, kulturelle Aktivitäten teilnehmen.“<br />
„Kulturell aktiv sein.“<br />
„Politisch engagieren, keine Angst vor Politik haben!“<br />
63
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
„Keine Angst vor der Politik haben!“<br />
Es geht zudem um eine Verbesserung der Bildung:<br />
„Migrant/innen müssen ihre Bildung verbessern.“<br />
„BILDUNG“<br />
„Eine hohe Bildung!“<br />
Einzelne waren auch der Meinung, dass Migrant/innen lernen müssen, Tradition und<br />
Religion von anderen Dingen des Lebens in Deutschland zu trennen. Allerdings<br />
<strong>wurde</strong> auch noch einmal das fehlende Engagement der Aufnahmegesellschaft<br />
angemahnt.<br />
„Die Migrant/innen müssen lernen, Tradition und Religion zu trennen.“<br />
„Meines Erachtens wird seitens der Migranten/innen schon alles nötige erbracht. Nur<br />
von der Deutschen Bevölkerung wird wenig geleistet.“<br />
„Sie müssen – neben der Sprache – auch andere Sachen lernen, die den<br />
Integrationsprozess beschleunigen.“<br />
Die Ergebnisse im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> decken sich an dieser Stelle auch mit den<br />
Ergebnissen der Bertelsmann Studie:<br />
Fast alle Zuwanderer sehen im Lernen der deutschen Sprache und in der<br />
Beachtung der Gesetze einen Schlüssel für ihre Akzeptanz (Bertelsmann)<br />
Gefragt danach, was Zuwanderer tun sollten, um in Deutschland akzeptiert und anerkannt zu werden,<br />
sprechen sich 97 Prozent der Befragten dafür aus, dass Zuwanderer die deutsche Sprache lernen<br />
sollten. Auch die Beachtung der Gesetze sowie gute Kontakte zu Deutschen und die<br />
Gleichberechtigung von Mann und Frau nennen jeweils fast zwei Drittel der Befragten. Nur drei<br />
Prozent sind der Meinung, dass es wichtig sei, die eigenen Bräuche und Traditionen aufzugeben, um<br />
akzeptiert und anerkannt zu werden.<br />
64
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
8.3.8 Wie können die Städte, Gemeinden und der <strong>Kreis</strong> die Integration<br />
fördern?<br />
Als Vereinsvertreter/innen ist den Befragten die Unterstützung des bürgerschaftlichen<br />
Engagements sehr wichtig.<br />
Die meisten Rückmeldungen kamen aus dem Bereich Vereinswesen bzw. Ehrenamt.<br />
Hier wünschen sich elf Personen mehr Engagement. Die Antworten variieren von<br />
allgemeiner zu finanzieller Unterstützung - aber auch praktische Aspekte wie die<br />
Bereitstellung von Räumen werden genannt.<br />
„Die Unterstützung der Vereine ist sehr wichtig, damit sich die Vereine verbessern<br />
können.“<br />
„Die Vereine und Einrichtungen sollten noch mehr unterstützt werden.“<br />
„Die Städte und Gemeinden sollten den Vereinen und Trägern mehr Vertrauen<br />
entgegenbringen und mehr mit ihnen zusammenarbeiten.“<br />
„Sie könnten das Potential von Ehrenamtler/innen mit Migrationshintergrund fördern!“<br />
„Es könnten mehr Räumlichkeiten zu Verfügung gestellt werden.“<br />
„Mehr finanzielle Mittel bewilligen.“<br />
Der zweite Vorschlag (fünf Nennungen) beschäftigt sich mit Veranstaltungen, wie der<br />
Integrationsmesse. Hier wünschen sich die Befragten weitere, interkulturelle Treffen:<br />
„Veranstaltungen, wie die Integrationsmesse noch mehr fördern“<br />
„Regelmäßige Veranstaltungen“<br />
„noch mehr interkulturelle Veranstaltungen fördern“<br />
Andere thematisieren den Aspekt „Sprachförderung“ und wünschen sich hier – vor<br />
allem finanzielle – Unterstützung:<br />
„Gratis-Deutschkurse.“<br />
„Die deutsche Sprache sollte noch mehr gefördert werden.“<br />
„Die Sprachkurse sollten gebührenfrei sein, damit sie jeder besuchen kann.“<br />
Weitere Antworten beschäftigten sich mit dem Kinder- und Jugendbereich:<br />
„Der <strong>Kreis</strong> soll die Gerechtigkeit bei Ausbildungsstellenvergabe kontrollieren.“<br />
„Jugendliche, die sich noch <strong>nicht</strong> gut integriert haben, sollten mehr mit einbezogen<br />
werden, damit sie aktiver werden.“<br />
„Kinder sollen in der Muttersprache gefördert werden. Dadurch steigt das Selbstbewusstsein<br />
und sie fühlen sich anerkannt.“<br />
Normalität und Gleichberechtigung in Bezug auf den Umgang mit Ausländer/innen<br />
und Menschen mit Migrationshintergrund fordern weitere ein:<br />
„Die Stadt sollte die Ausländer <strong>nicht</strong> separat behandeln.“<br />
„Es sollten mehr Arbeiter mit Migrationshintergrund in den Verwaltungen sein!“<br />
„Migranten sollen an sozialen und politischen Aktivitäten mit einbezogen werden“<br />
65
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
Drei Rückmeldungen gibt es außerdem in Bezug auf die Grundhaltung von Städten<br />
und Gemeinden. Hier mahnen zwei Personen einmal das „aktive zuhören“ an, eine<br />
Person fordert:<br />
„Auch die Stadt und die Gemeinden sollten eine „Brückenrolle“ einnehmen, sie sollten<br />
<strong>nicht</strong> hindern, sondern verbinden.“<br />
Anregungen und Hinweise geben auch in dieser Frage die Ergebnisse von<br />
Bertelsmann und Sinus Sociovision. Sie können als Ergänzung zu den Nennungen<br />
des Oberbergischen <strong>Kreis</strong>es verstanden werden:<br />
Die meisten Zuwanderer sind Mitglied in Vereinen mit deutscher <strong>oder</strong> vielfältiger<br />
Mitgliedschaft (Bertelsmann)<br />
41 Prozent der Vereinsmitglieder sind in Vereinen aktiv, in denen überwiegend Deutsche aktiv sind,<br />
in Vereinen, in denen ausschließlich <strong>oder</strong> überwiegend Zuwanderer aktiv sind, engagieren sich 27<br />
Prozent der Zuwanderer. Für 30 Prozent der Zuwanderer, die sich in mehr als einem Verein, einer<br />
Organisation engagieren, ist dies je nach Verein ganz unterschiedlich.<br />
66
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
Die meisten Zuwanderer empfinden Deutsche als zurückhaltend (Bertelsmann)<br />
Während die Menschen, die aus dem ehemaligen Jugoslawien <strong>oder</strong> aus Italien stammen nur zu ca.<br />
35 Prozent meinen, dass die meisten Deutschen eher zurückhaltend sind, empfinden 71 Prozent der<br />
Menschen, die aus der Türkei stammen, die Deutschen als eher zurückhaltend. Bei den<br />
Zuwanderern, die aus Russland, Polen, Griechenland und Spanien stammen, sind es etwa die Hälfte<br />
der Befragten, die Deutsche eher als zurückhaltend empfinden.<br />
Blockierte Teilhabe statt Integrationsverweigerung (Sinus-Milieu-Studie)<br />
Die Studie zeigt das Bild einer blockierten Teilhabe, insbesondere in den Bereichen der bürgerschaftlichen<br />
Partizipation und der Bildung. In der öffentlichen Debatte über Migration und Integration<br />
werden die Integrationsdefizite oft einseitig den Migranten angelastet. Die Befunde der Studie aber<br />
zeigen, dass Migranten eine ausgeprägte Bereitwilligkeit mitbringen, sich aktiv in die Gesellschaft<br />
einzubringen. Die Zustimmung zum Leistungsethos, zu individuellem Leistungs- und Erfolgsstreben,<br />
ist mit durchschnittlich 66 Prozent in allen Migranten-Milieus in deutlichem Ausmaß vorhanden. Ihre<br />
Leistungsorientierung ist sogar noch höher als die der einheimischen Bevölkerung. 69 Prozent sind<br />
der Meinung, dass sich jeder, der sich anstrengt, hocharbeiten kann. In der Mehrheitsbevölkerung<br />
liegt diese Zustimmung lediglich bei 57 Prozent. Trotzdem muss man festhalten, dass die Migranten<br />
bei der lokalen Partizipation sowie bei der Bildung noch <strong>nicht</strong> an die Erfolge der Mehrheitsbevölkerung<br />
anschließen können.<br />
Potentiale der Beteiligung von Migranten werden <strong>nicht</strong> ausgeschöpft (Sinus-<br />
Milieu-Studie)<br />
Wie im Bereich der Bildung werden die Potenziale von Migranten auch bei der lokalen Beteiligung<br />
<strong>nicht</strong> ausgeschöpft. 40 Prozent würden sich bei Quartiersentscheidungen beteiligen, aber nur 20<br />
Prozent haben dies bisher getan. Zugänge zu lokaler Partizipation finden sich aber in allen<br />
Migranten-Milieus! Bei der lokalen Partizipation von Migranten besteht eine „Krise der<br />
Repräsentation“: Nicht alle Milieus können ihr Interesse an lokaler Partizipation entsprechend<br />
umsetzen. Die gebremsten Partizipationspotenziale werden mit dem Blick auf die Milieus deutlich<br />
sichtbar. Besonders gute Partizipationsquoten finden sich bei den bürgerlichen Milieus<br />
(Statusorientierte und Adaptive Bürgerliche) sowie den Intellektuell-kosmopolitischen und den<br />
Traditionellen Arbeitern. Engagement-Hürden finden wir bei den Milieus mit lebensweltlichen<br />
Distanzen (Religiös-verwurzelte, Entwurzelte) sowie in den jungen Milieus (Multikulturelle Performer,<br />
Hedonistisch-subkulturelle).<br />
67
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
8.3.9 Was wünschen Sie sich von Ihren Nachbarn?<br />
Die Antworten auf die Frage „Was wünschen Sie sich von Ihrem Nachbarn?“ lassen<br />
sich grob in fünf Bereiche gliedern:<br />
Wunsch an Nachbarn Ergebnis<br />
Freundlichkeit 5<br />
Offenheit 3<br />
Kontakt und Austausch 8<br />
Akzeptanz und Respekt 5<br />
Alles OK 6<br />
Fünf Personen wünschen sich allgemein mehr Freundlichkeit von ihrem Nachbarn,<br />
dass er/sie mehr anlächelt und in guter Stimmung ist.<br />
Drei Befragte gaben an, dass sie sich mehr Offenheit wünschen.<br />
„Ich wünsche mir mehr Freundschaften und Dialoge.“<br />
„Keine Vorurteile.“<br />
Mehr Kontakt und Austausch wünschen sich acht Personen.<br />
„Ich wünsche mir mit meinen Nachbarn gute Kontakte.“<br />
„Ich wünsche mir mehr Kontakte in meiner Umgebung, da ich die einzige Ausländerin<br />
dort bin.“<br />
„Ich will ein gutes Auskommen mit den Nachbarn haben.“<br />
Fünf Personen wünschen sich mehr Akzeptanz und Respekt durch die Nachbarn.<br />
„Meine Nachbarn sollten einsehen, dass ich ein Ausländer bin, der eine gute<br />
Ausbildung hat.“<br />
„Ich wünsche mir, dass meine Nachbarn mit mir zufrieden sind.“<br />
Sechs Personen haben keine Wünsche an ihren Nachbarn, da sie alles optimal<br />
finden bzw. keine Probleme mit ihnen haben.<br />
„Ich wünsche mir weiterhin gute Beziehungen mit meinen Nachbarn. Denn wenn ich<br />
gut bin, dann sind sie auch gut.“<br />
„Da ich in einem Gebiet mit sehr wenigen Ausländern wohne, habe ich keine<br />
Probleme mit meinen Nachbarn.“<br />
„Ich habe keine Probleme mit meinen jetzigen Nachbarn. Früher haben mich meine<br />
Nachbarn <strong>nicht</strong> mal gegrüßt.“<br />
68
Bericht zur Befragung der Besucher/innen der Integrationsmesse<br />
8.4 Fragebogen<br />
69
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
9 Anlagen<br />
9.1 Akteure in den Arbeitsgruppen<br />
Mitglieder des Projektbeirats<br />
Nr. Name Behörde/Verband<br />
1. Bellingrath, Torsten Stadt Wiehl<br />
2. Biela, Margret Caritasverband Oberberg<br />
3. Dr. Dickschen, Christian <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong>, Integrationsbeauftragter<br />
4. Drescher, Rainer ARGE Oberberg<br />
5. Eggert, Hartwig Gemeinde Marienheide<br />
6. Freund, Angelika Schulamt für den <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong><br />
7. Fuchs, Claudia Ausbildungsinitiative Oberberg<br />
8. Hamacher, Gabi Internationaler Bund – SD Gmbh<br />
9. Koester, Anne <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong>, Schulamt; Bildungsnetzwerk Oberberg<br />
10. Niewöhner, Reinhold <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong> Demographie-Beauftragter<br />
11. Dr. Ortlieb, Friedhelm Gesundheitsamt<br />
12. Robertz, Birgit Caritasverband Oberberg<br />
13. Rothausen, Peter Caritas Oberberg Geschäftsführer<br />
14. Scheer, Renée VHS <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong> - Fachbereichsleitung<br />
15. Schell, Michael Stadt Wiehl<br />
16. Steinebach, Christoph Institut für soziale Innovation<br />
17. Tepin, Helma Evangelischer Kirchenkreis An der Agger/Beauftragte<br />
18. Thelen, Heinz <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong> - Leiter <strong>Kreis</strong>jugendamt<br />
19. Wagener, Kornelia Stadtverwaltung Waldbröl<br />
20. Wietert-Wehkamp, Hans Institut für soziale Innovation<br />
21. Wilden, Gerd Stadt Gummersbach Migrations- und Integrationsarbeit<br />
22. Windhausen, Stephan Gemeinde Lindlar<br />
Mitglieder des „Workshop Messe“<br />
Nr. Name Behörde/Verband<br />
1. Biela, Margret Caritasverband Oberberg<br />
2. Dr. Dickschen, Christian <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong> (Integrationsbeauftragter)<br />
3. Gerards, Konrad Stadt Wiehl<br />
4. Hamacher, Gabi Internationaler Bund – Soziale Dienste GmbH Waldbröl<br />
5. Jacob, Ulrich Stadt Waldbröl<br />
6. Klinnert, Michael Stadt Bergneustadt (Sozialamt)<br />
7. Molter, Anette Gemeinde Marienheide<br />
8. Sabalbal, Omar Beratungsstelle für ausländische Flüchtlinge<br />
9. Steinebach, Christoph Institut für soziale Innovation<br />
10. Thul, Matthias <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong>, Ordnungsamt, Ausländerangelegenheiten<br />
11. Tonne, Jürgen Internationaler Bund – Soziale Dienste GmbH Waldbröl<br />
12. Wietert-Wehkamp, Hans Institut für soziale Innovation<br />
13. Windhausen, Stephan Gemeinde Lindlar<br />
70
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Mitglieder des „Workshop Monitoring“<br />
Nr. Name Behörde/Verband<br />
1. Biela, Margret Caritasverband Oberberg<br />
2. Dr. Dickschen, Christian <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong>, Integrationsbeauftragter<br />
3. Dr. Ortlieb, Friedhelm <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong>, Gesundheitsamt<br />
4. Drescher, Rainer ARGE Oberberg, Geschäftsführung<br />
5. Elvermann, Kaija <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong>, Gesundheitsamt<br />
6. Helle, Ulrike <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong>, Jugendhilfeplanerin<br />
7. Herr Salomon ARGE Oberberg, Contolling/Statistik<br />
8. Jacob, Ulrich Stadt Waldbröl<br />
9. Töllner, Jürgen <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong>, Schulamt; Schulaufsicht<br />
10. Mülling, Heinz Civitec<br />
11. Niewöhner, Reinhold <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong>, Demographiebeauftragter<br />
12. Scheer, Renée VHS <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong>, Fachbereichsleitung<br />
13. Steinebach, Christoph Institut für soziale Innovation<br />
14. Thul, Matthias <strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong>, Ordnungsamt, Ausländerangelegenheiten<br />
15. Wietert-Wehkamp, Hans Institut für soziale Innovation<br />
16. Wilden, Gerhard Stadt Gummersbach, Migration, Integrationsarbeit<br />
71
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
9.2 Präsentation im Ausschuss für Soziales und Familie am<br />
10. Februar 2010<br />
72
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
73
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
74
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
75
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
76
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
77
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
78
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
79
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
80
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
9.3 Vereine und Institutionen im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Übersicht der Vereine, Initiativen und Institutionen<br />
aus dem Integrationsbereich im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Übersicht<br />
1. Religionsgemeinschaften/Gemeinden: 20<br />
2. Bildung, Kultur und Sport: 23<br />
3. Initiativen: 5<br />
4. Institutionen/Verbände: 12<br />
Gesamt 60<br />
Hinweis: Einige Vereine, Initiativen und Institutionen sind mehrmals aufgeführt, weil sie<br />
unterschiedliche Angebote durchführen <strong>oder</strong> in beiden Städten/Gemeinden tätig sind.<br />
81
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
1. Religionsgemeinschaften/Gemeinden<br />
Nr. Vereinsname Straße PLZ Ort<br />
1. Islamisches Zentrum Bergneustadt e.V.<br />
- DITIB türkisch islamischer Kulturverein<br />
e.V.<br />
2. Türkisch-Islamischer Kulturverein<br />
Engelskirchen und Umgebung (DITIB)<br />
3. Evangeliums Christen Gemeinde<br />
Bernberg e.V.<br />
Wiesenstr. 24-28<br />
Olpener Str. 44<br />
Kastanienstr. 76 - 80<br />
51702 Bergneustadt<br />
51766 Engelskirchen<br />
51647 Gummersbach<br />
4. Evangeliums-Christen Gemeinde Am Hüttenberg 3 51643 Gummersbach<br />
5. Freikirchliche Gemeinde „Brot des<br />
Lebens“<br />
6. Sri Kurinchikumaran Tempel Verein und<br />
Kulturzentrum<br />
7. Türkisch-Islamischer Kulturverein<br />
Engelskirchen und Umgebung (DITIB)<br />
8. Türkisch-Islamische Gemeinde zu<br />
Lindlar e.V. (DITIB) „Halil Ibrahim Cami“<br />
Eulenhardt-Str. 1<br />
Industriestraße Str. 7<br />
Montanusstr. 25a<br />
51645 Gummersbach<br />
51643 Gummersbach<br />
51789 Lindlar<br />
Eichenhofstraße 13-15 51789 Lindlar<br />
9. IGMG Milli Görüs Pollerhofstr. 8 51789 Lindlar<br />
10. Ev. Baptisten-Brüdergemeinde Hüttenbergstr. 93 51709 Marienheide<br />
11. Verband Islamischer Kulturzentren<br />
(VIKZ)<br />
12. Mevlana Camii, Türkisch Islamische<br />
Gemeinde zu Radevormwald e.V.<br />
13. Evangeliums-Christen-Baptisten<br />
Gemeinde e.V. Denklingen<br />
14. Freie ev. Kirchengemeinde<br />
Brüchermühle<br />
Hauptstr. 64<br />
Kaiserstr. 115<br />
Ringstr. 3<br />
Olper Str. 14<br />
51709 Marienheide<br />
42477 Radevormwald<br />
51580 Reichshof<br />
51580 Reichshof<br />
15. Christen-Baptisten-Gemeinde e.V. Lerchenweg 19 51545 Waldbröl<br />
16. Europäisches Institut für angewandten Schaumburgweg 3 51545 Waldbröl<br />
Buddhismus<br />
17. Christen-Mennoniten-Brüdergemeinde Ritter-Tillmann-Straße 51545 Waldbröl<br />
40<br />
18. DITIB Türkisch-Islamischer Kulturverein Wiehler Straße 11 51545 Waldbröl<br />
zu Waldbröl e.V.<br />
19. VIKZ Moschee Bahnhofstr. 45-47 51545 Waldbröl<br />
20. Türkisch Islamischer Kulturverein e.V.<br />
Wipperfürth u. Umgebung (Ditib), Fatih<br />
Camii Wipperfürth<br />
Kloster Str.36-38<br />
51688 Wipperfürth<br />
82
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
2. Bildung, Kultur und Sport<br />
Nr. Vereinsname Straße PLZ Ort<br />
21. Aktive Lernhilfe e.V. Kölner Str. 233 51702 Bergneustadt<br />
22. Baris Spor Hackenberg Kölner Str. 224 51702 Bergneustadt<br />
23. Interkulturelle Fraueninitiative<br />
Bergneustadt<br />
Bergneustadt<br />
24. NISA Sport und Kultur e.V. Sohler Weg 35 51701 Bergneustadt<br />
25. Spanischer Elternverein e.V. 51702 Bergneustadt<br />
26. Theatergruppe für Aussiedlerkinder<br />
Jugendzentrum<br />
27. Türkischer Elternverein für<br />
Gummersbach und Umgebung e.V.<br />
Nistenbergstr.38<br />
Kloster Str. 15<br />
51702 Bergneustadt<br />
51545 Bergneustadt<br />
28. Türkischer Kulturverein e.V. Talstr. 9 51702 Bergneustadt<br />
29. Deutsch- Türkischer Kultur – und<br />
Sportverein Ründeroth<br />
30. Italienischer Familienverein/<br />
Italienischer Kulturverein Circolo Don<br />
Bosco<br />
Oststr. 9<br />
Am Handbeil 36<br />
51766 Engelskirchen<br />
51766 Engelskirchen<br />
31. SKV Anadoluspor Engelskirchenen.e.V. Olpener Str. 44 51766 Engelskirchen<br />
32. Alevitischer Kulturverein + Türk.-<br />
Kurdische Tanz-/Theater-gruppe<br />
33. Türkischer Elternverein für<br />
Gummersbach und Umgebung e.V.<br />
Kirchfeldstr. 63<br />
Kloster Str. 15<br />
51643 Gummersbach<br />
51545 Gummersbach-<br />
Derschlag<br />
34. Bürgerzentrum Nümbrecht e.V. Margaritenweg 4 51588 Nümbrecht.<br />
35. Rader Bildungs- und Kulturverein Mühlenstr. 1 42477 Radevormwald<br />
36. Aktive Lernhilfe e.V. Brölstr. 23 51545 Waldbröl<br />
37. Bürgergemeinschaft Wir in Eichen e.V. Eichener Str. 3 51545 Waldbröl<br />
38. Verein Hilfe für Kinder & Jugendliche Waldbröl<br />
39. Chor „Nostalgie“ Dörnerstr. 42 51674 Wiehl<br />
40. Deutsch-Polnische Gesellschaft Köln-<br />
Bonn e.V.<br />
41. Landsmannschaft der Deutschen aus<br />
Russland, Oberberg<br />
Ohler Berg 5<br />
Oberwiehler Str. 92 C<br />
42. Siebenbürger Sachsen Mediar-Scherr-Gasse<br />
6<br />
43. Philippine German Community Lüdenscheider Str. 61<br />
Oberberg e.V.<br />
51674 Wiehl<br />
51674 Wiehl<br />
51674 Wiehl<br />
51688 Wipperfürth<br />
83
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
3. Initiativen<br />
Nr. Vereinsname Straße PLZ Ort<br />
44. Brücke nach Kosovo Nistenbergstr. 44 51702 Bergneustadt<br />
45. Hände für Afrika Hilfsorganisation für<br />
Zentralafrika<br />
Im Ufer 7<br />
51580 Reichshof-<br />
Nespen<br />
46. Förderkreis für Nikfer Eichenstr.6 51597 Morsbach<br />
47. Freundeskreis Asyl Helzen 20 51545 Waldbröl<br />
48. Ometepe-Projekt Nicaragua Börnhausener Str. 2 51674 Wiehl<br />
4. Institutionen/Verbände<br />
Nr. Vereinsname Straße PLZ Ort<br />
49. Diakonie Michaelshofen e.V. Numbrechterstr. 8a 51545 Waldbröl<br />
50. Jugendmigrationsdienst Gerdesstraße 5 Waldbröl<br />
51. DRK Familienzentrum pontiumpro<br />
Hermesdorf Erlendgrund 26 51545 Waldbröl<br />
52. Caritasverband OBK Talstr.1 51643 Gummersbach<br />
53. Internationaler Bund soziale Dienste<br />
GmbH Hahner Weg 1 51545 Waldbröl<br />
54. Flüchtlingsberatungsstelle, Diakonie an<br />
der Agger Reininghauserstr. 3-5 51643 Gummersbach<br />
55. Millingua Kölner Str. 233 51702 Bergneustadt<br />
56. Dr. Bénédict Sprachen- u.<br />
Vollmerhauser Straße 51645 Gummersbach<br />
Wirtschaftsschule<br />
30<br />
57. <strong>Kreis</strong>volkshochschule Mühlenbergweg 3 51645 Gummersbach<br />
58. Internationaler Bund – Soziale Dienste<br />
GmbH<br />
Hahner Weg 1<br />
51545 Waldbröl<br />
59. DITIB, Köln Olpener Str. 44 51766 Engelskirchen<br />
60. Dialog Bildungszentrum - T.D.A.B.e.V. Kölner Str. 233 51702 Bergneustadt<br />
84
Dokumentation des KOMM-IN Prozess im Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
9.4 Vorlage Monitoring Raster<br />
MONITORING-RASTER<br />
HANDLUNGSFELD:<br />
Ausgangsfrage/<br />
These<br />
Akteure<br />
Zuständige/r<br />
Statistiker/in<br />
-<br />
Leitziel<br />
Teilziele<br />
Maßnahmen<br />
1.<br />
-<br />
Grundzahl -<br />
Indikatoren und<br />
Kennzahlen<br />
Erfassung -<br />
Grad der<br />
Zielerreichung<br />
Konsequenzen<br />
-<br />
Adressat(en) Politik (als Bericht)<br />
Verwaltungsvorstand<br />
(als Bericht)<br />
Amtsleitung/Referatsleitung (zur weiteren Steuerung)<br />
Produktverantwortliche (zur weiteren Steuerung)<br />
Mitarbeiter/innen<br />
(zur weiteren Umsetzung)<br />
Sonstige (Teilnehmer an der Integrationskurskonferenz zur<br />
weiteren Planung und Umsetzung etc.)<br />
Erfahrungen<br />
Anmerkungen<br />
85
Spracherwerb für Erwachsene<br />
Kooperationsvereinbarung<br />
9.5 Kooperationsvereinbarung „Sprachförderung für Erwachsene“<br />
Kooperationsvereinbarung<br />
Beschreibung<br />
Die Träger von Integrationskursen im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> arbeiten aktiv an einem<br />
gemeinsamem Monitoring-System. Durch die damit entstehende Transparenz erhalten<br />
die Akteure aus dem Integrationsbereich, der Verwaltung und Politik ein<br />
fundiertes Wissen und einen klaren Überblick über die Sprachförderung für<br />
Erwachsene.<br />
Die Daten werden durch die Integrationskursträger einmal im Jahr im Januar/Februar<br />
an eine zentrale Stelle geschickt, die die Daten anonym sammelt, auswertet und veröffentlicht.<br />
Eine Übersicht der zu liefernden Daten ist der Anlage beigefügt.<br />
Die Migrationsberatungsstelle für Erwachsene Zuwanderer (MBE) und die Jugendmigrationsdienste<br />
(JMD) unterstützen den Prozess durch inhaltliche Rückmeldungen.<br />
Name der beteiligten Partner<br />
- Dr. Bénédict Sprachenschule Helga Lichtenthäler<br />
- IB – Internationaler Bund Jürgen Tonne<br />
- <strong>Kreis</strong>volkshochschule Renée Scheer<br />
- Millingua Frau Mattheis<br />
- Dialog Bildungszentrum - T.D.A.B.e.V. An Teilnahme interessiert<br />
- DITIB, Köln An Teilnahme interessiert<br />
Weitere, den Prozess unterstützende Akteure:<br />
- Caritas (JMD, MBE) Eva Maria Müller<br />
- Internationaler Bund (JMD) Jürgen Tonne<br />
- BAMF Christian Neumann<br />
Ziele der Zusammenarbeit<br />
a) Bereitstellung der Daten (siehe Anlage)<br />
b) Schaffung von Transparenz<br />
c) Erweiterung der Kenntnisse über den Sprachförderbedarf von Zuwander/innen im<br />
Oberbergischen <strong>Kreis</strong><br />
Laufzeit<br />
- Ein Jahr mit der Option der jährlichen Verlängerung<br />
Anlage<br />
86
Spracherwerb für Erwachsene<br />
Kooperationsvereinbarung<br />
MONITORING-RASTER: SPRACHFÖRDERUNG FÜR ERWACHSENE<br />
HANDLUNGSFELD: SPRACHFÖRDERUNG FÜR (NICHT MEHR SCHULPFLICHTIGE)<br />
JUGENDLICHE UND ERWACHSENE)<br />
BEREICH „INTEGRATIONSKURSTRÄGER“<br />
Ausgangsfrage/<br />
These<br />
Eine Vielfalt der Angebote und Angebotsformen unter Berücksichtigung<br />
der Bedarfsorientierung (Zielgruppenorientierung) ist ausschlaggebend<br />
für erfolgreiche Ergebnisse.<br />
Eine aufeinander abgestimmte Sprachförderung von I-Kurs- und Sprachkursträgern<br />
ermöglicht die Sprachkompetenz der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte<br />
und verbessert damit ihre Chancen, Teil der<br />
Gesellschaft zu werden.<br />
Akteure<br />
Zuständige/r<br />
Statistiker/in<br />
Das in den Integrationskursen erworbene Niveau der Sprachkompetenz<br />
(Elementarbereich, A1, A2, B1) ermöglicht Zugewanderten auf sehr<br />
niedrigem Niveau, an der Gesellschaft teilzuhaben.<br />
Eine weitergehende Qualifizierung der I-Kurs-Abgänger/innen erhöht die<br />
Chancen auf Teilhabe in der Gesellschaft, fördert die Integration und<br />
verbessert die Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt.<br />
Im Feld tätige Akteure im Oberbergischen <strong>Kreis</strong>:<br />
Integrationskursträger:<br />
- Dr. Bénédict Sprachenschule<br />
- Internationaler Bund<br />
- Millingua<br />
- <strong>Kreis</strong>volkshochschule<br />
- DITIB, Köln<br />
Beratungsdienste:<br />
- Caritasverband (JMD, MBE)<br />
- Internationaler Bund (JMD)<br />
Organisation und Beratung:<br />
- Bundesamt für Migration und<br />
Flüchtlinge<br />
- Dialog Bildungszentrum - T.D.A.B.e.V.<br />
<strong>Oberbergischer</strong> <strong>Kreis</strong>, Büro des Integrationsbeauftragten<br />
Leitziel<br />
1. Im Oberbergischen <strong>Kreis</strong> gibt es eine abgestimmte, bedarfsgerechte<br />
Sprachförderung für Erwachsene.<br />
2. Eine über das abgeschlossene Niveau hinausgehende Sprachförderung<br />
wird von den Sprachkursträgern systematisch unterstützt.<br />
3. Der Komplex der Sprach- und Bildungsförderung für Erwachsene<br />
wird in seiner ganzen Breite betrachtet (I- und Sprachkurse) und<br />
optimiert.<br />
Teilziele 1.1. Die I-Kurs-Träger stimmen ihre Kursangebote einmal jährlich aufeinander<br />
ab (Trägerkonferenz).<br />
1.2. I-Kurs-Träger entwickeln ihre Angebote zur Sprachförderung<br />
unter Einbezug von Migrantenselbstorganisationen und Beratungsstellen<br />
bedarfsgerecht und innovativ weiter.<br />
2.1. Die I-Kurs-Träger motivieren ihre Abgänger/innen kontinuierlich<br />
dazu, weitere Qualifizierungsmöglichkeiten zu nutzen.<br />
2.2. Alle Sprachkursträger verpflichten sich, an der Motivation mitzuwirken<br />
und die Erfolge/Misserfolge regelmäßig zu<br />
kommunizieren.<br />
3.1. Sprachkurs- und I-Kurs-Träger stehen im regelmäßigen<br />
Austausch und stimmen die Angebote aufeinander ab.<br />
Geplante <strong>oder</strong> 1.1. Regelmäßige Konferenzen/Treffen der I-Kurs-Träger.<br />
gewünschte 1.2. Ideenworkshop mit Expert/innen und Vertreter/innen von<br />
87
Spracherwerb für Erwachsene<br />
Kooperationsvereinbarung<br />
Maßnahmen<br />
Grundzahl<br />
Indikatoren<br />
Kennzahlen<br />
Erfassung<br />
Selbstorganisationen.<br />
2.1. Teilnehmer/innen der I-Kurse werden auf die Möglichkeiten der<br />
weiteren Sprachqualifizierung im Unterricht hingewiesen.<br />
3.1. Installation eines Runden Tisches „Spracherwerb“, zu dem die<br />
Sprachkurs- und I-Kursträger eingeladen werden.<br />
Zahlen<br />
1. Kursanzahl<br />
2. davon abgeschlossene I-Kurse<br />
3. Kursart<br />
4. Teilnehmer/innenzahl<br />
5. davon mit abgeschlossenem I-Kurs<br />
6. Kommunen (Wohnort)<br />
7. Standort (Kursort)<br />
8.<br />
Anzahl der Akteure im Bereich der Sprachförderung, die sich<br />
regelmäßig treffen (Frau Scheer)<br />
und<br />
-<br />
Grad der<br />
Zielerreichung<br />
Konsequenzen<br />
Adressat(en) x Politik<br />
Erfahrungen<br />
Anmerkungen<br />
Vereinbarung zur Erhebung:<br />
- Stichtagesregelung: zum 31.12. eines Jahres<br />
- Erfassungszeitraum: Relevante Daten des Zeitraums 1.1. – 31.12.<br />
- Beginn: Erste Datenanalyse erfolgt für das Jahr 2009.<br />
- Meldung: Daten werden Ende Januar an „Statistiker“<br />
geliefert.<br />
- Sammelstelle: OBK (Integrationsbeauftragter)<br />
- Auswertung: Die Daten werden extern aufbereitet und durch<br />
die Integrationskursträger kommentiert veröffentlicht.<br />
Die Daten stehen hierbei jedem beteiligten<br />
Akteur zur Verfügung.<br />
x<br />
x<br />
Integrationsbeauftragte<br />
Kommunen<br />
1. Transparenz über weitere Sprachförderangebote<br />
Die Akteure regen an, weitere Transparenz im Bereich der Sprachförderung<br />
zu schaffen, indem eine Liste aller (professionellen und<br />
ehrenamtlichen) Akteure (Personen, Institutionen, Vereine, Schulen)<br />
im Bereich der Sprachförderung (<strong>nicht</strong> Integrationskurse) erstellt wird.<br />
Die Liste wird kontinuierlich fortgeschrieben und im Oberbergischen<br />
<strong>Kreis</strong> veröffentlicht. Stand: 20.01.2010<br />
2. Erweiterung der analysierten Daten<br />
Nach den ersten Erfahrungen mit der Auswertung der Daten wird<br />
analysiert, ob und inwiefern eine Anpassung der erhobenen Daten<br />
Sinn macht.<br />
Zur Erweiterung zu diskutieren sind hierbei folgende Aspekte:<br />
(a) Selbstzahler/innen, (b) Passive Teilnehmer/innen, (c) Gründe für<br />
Passivität, (d) Niveau der Prüfung<br />
Die Analyse wird im Rahmen des Runden Tisches durchgeführt<br />
(Initiiert durch das BAMF).<br />
88