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Ausgewählte, auf Mündigkeit<br />
zielende Erfahrung ist der Auftrag<br />
der Schule.<br />
(Hartmut von Hentig)<br />
Die Schule sollte sich nicht von der<br />
Leistungsneurose der Gesellschaft<br />
anstecken lassen. „Eine Gesellschaft,<br />
die ihre jungen Leute nicht braucht<br />
und sie dieses wissen lässt, indem sie<br />
sie in ‚Schulen’ genannte Ghettos<br />
sperrt, in eine Einrichtung, die nichts<br />
Nützliches herstellt, an der nichts von<br />
dem geschieht, was Menschen für<br />
wichtig halten, die sich nicht selbst<br />
erhält und die man nicht freiwillig<br />
besucht – eine Gesellschaft, die ihren<br />
jungen Menschen dies antut, wird sie<br />
verlieren, ganz gleich wie reich, wie<br />
demokratisch, wie aufgeklärt sie ist<br />
und wie verlockend sie dies darstellt.“(<br />
Hartmut von Hentig)<br />
Wie muss das heute aussehen, wenn<br />
die Schule für die Mündigkeit, die<br />
Selbstbestimmung und die Leistungsbefähigung<br />
ihrer Schülerinnen<br />
und Schüler verantwortlich ist?<br />
Grundvoraussetzung ist auf allen Ebenen<br />
eine veränderte Grundeinstellung,<br />
die das Ganze im Blick hat. Die<br />
Gefahr, nur an einem Rädchen zu drehen<br />
und dabei den systemischen<br />
Blick zu verlieren, ist sehr groß und<br />
hat fatale Folgen. Es geht darum, die<br />
richtigen Dinge zu tun. Wir haben zu<br />
lange ausschließlich den Ansatz verfolgt,<br />
die Dinge richtig zu tun.<br />
Werden aber die falschen Dinge richtig<br />
getan, wird die Situation ständig<br />
schlechter. Bei der Bildung geht es<br />
nicht um Interpunktion, nicht um<br />
Würfelabwicklungen, nicht um<br />
7<br />
Geschichtsdaten und schon gar nicht<br />
um Noten und Zeugnisse. Das sind<br />
die falschen Dinge. Es geht um Menschen<br />
und um ihre Lebens-, Persönlichkeits-<br />
und Lernprozesse. Haben<br />
wir die Fähigkeit und den Willen,<br />
dies wirklich zu denken? Haben wir<br />
die Kraft zu einer dafür nötigen<br />
Selbstveränderung? Oder verweilen<br />
wir lieber in einem ‚Es tut so gut, Vertrautem<br />
zu begegnen’?<br />
In seinem Buch „Die Schule neu denken“<br />
hat Hartmut von Hentig, emeritierter<br />
Professor für Pädagogik an<br />
der Universität Bielefeld, die inneren<br />
Maßstäbe einer lebens- und zukunftsorientierten<br />
Bildungseinrichtung<br />
skizziert (hier eine verkürzte<br />
Wiedergabe):<br />
- Visionen haben und Ziele setzen<br />
- Ziele im Lernprozess selbst ständig<br />
sichtbar und kritisierbar halten<br />
- Alle am Lehr- und Lernprozess<br />
beteiligten Personen auch an seiner<br />
Planung beteiligen<br />
- Neigungen bestärken und damit<br />
ihre Weiterentwicklung offen halten