Leck MÃ¤rz - Mai 2009

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Noch ein Beispiel zum Schluss: Jeden Konfirmandenunterricht lasse ich mit einemAbschluss im Stehkreis enden. Ich staune immer wieder, wie lange es braucht, bis junge Menschen lernen, einen gleichmäßigen Kreis zu bilden, wie schwer es ihnen fällt, einander anzuschauen und in einem gemeinsamen Rhythmus zu sprechen. Lasse ich unsern gemeinsamen Schluss nach einer Weile einmal weg, protestieren die jungen Leute. Ich sehe und höre dann, wie gut ihnen Kreis-Bildung tut. Marcus Friedrich Bildung tut Not! - Bildung in Not? Wandel tut Not! Bildung bezeichnet die geistige Formung der inneren Gestalt des Menschen, sein „Menschsein“. Während in der Umgangssprache mit dem Begriff Bildung eher andere Begriffe wie „Belehrung“, „Schulbildung“ oder „Wissensvermittlung“ verbunden werden, sieht Hartmut von Hentig im Begriff Bildung das Moment der Selbstständigkeit, des Sich- Bildens der Persönlichkeit. Seit dem TIMSS-Schock und noch verstärkt nach der PISA-Katastrophe ist klar, dass Deutschland eine entscheidende Wende in der Bildungspolitik herbeiführen muss. Das haben die Spitzenpolitiker verstanden und Bildungspolitik zur „Chefsache“ erklärt. Auch das Rezept zur Behebung der Mängel war schnell gefunden: Die Bildungseinrichtungen müssen sich messen lassen am Ertrag ihrer Arbeit. Überprüfungssysteme wurden entwickelt und eingesetzt. Das verstärkte Messen der Lernprodukte sollte die große Wende bringen. Nun wissen wir aber aus unserem ländlichen Lebensumfeld, dass 6 häufigeres Wiegen das Schwein nicht fetter macht. So brachte auch das neue Bildungskonzept nicht die gewünschten Erfolge. Ausgerechnet die Vermittlung von Wissen verknüpfen wir vielfach mit Angst, Stress, Frustration und Prestigekämpfen - alles typische Lernkiller. (Frederic Vester) Das größte Aufgabenfeld eines Bildungsmanagements – Gestalten und Begleiten von pädagogischen Situationen und Prozessen – besteht im didaktisch-methodischen Managen von Lehr-Lern-Situationen in Unterricht und Seminaren, in Betrieben und Organisationen, in alltäglichen Lernvorgängen. Und da die gesamte gesellschaftliche Entwicklung einem ständigen Wandel unterliegt, muss auch das pädagogische Management immer wieder neu arrangiert, gestaltet, konzipiert und methodisch wirkungsorientiert angepasst werden.
Ausgewählte, auf Mündigkeit zielende Erfahrung ist der Auftrag der Schule. (Hartmut von Hentig) Die Schule sollte sich nicht von der Leistungsneurose der Gesellschaft anstecken lassen. „Eine Gesellschaft, die ihre jungen Leute nicht braucht und sie dieses wissen lässt, indem sie sie in ‚Schulen’ genannte Ghettos sperrt, in eine Einrichtung, die nichts Nützliches herstellt, an der nichts von dem geschieht, was Menschen für wichtig halten, die sich nicht selbst erhält und die man nicht freiwillig besucht – eine Gesellschaft, die ihren jungen Menschen dies antut, wird sie verlieren, ganz gleich wie reich, wie demokratisch, wie aufgeklärt sie ist und wie verlockend sie dies darstellt.“( Hartmut von Hentig) Wie muss das heute aussehen, wenn die Schule für die Mündigkeit, die Selbstbestimmung und die Leistungsbefähigung ihrer Schülerinnen und Schüler verantwortlich ist? Grundvoraussetzung ist auf allen Ebenen eine veränderte Grundeinstellung, die das Ganze im Blick hat. Die Gefahr, nur an einem Rädchen zu drehen und dabei den systemischen Blick zu verlieren, ist sehr groß und hat fatale Folgen. Es geht darum, die richtigen Dinge zu tun. Wir haben zu lange ausschließlich den Ansatz verfolgt, die Dinge richtig zu tun. Werden aber die falschen Dinge richtig getan, wird die Situation ständig schlechter. Bei der Bildung geht es nicht um Interpunktion, nicht um Würfelabwicklungen, nicht um 7 Geschichtsdaten und schon gar nicht um Noten und Zeugnisse. Das sind die falschen Dinge. Es geht um Menschen und um ihre Lebens-, Persönlichkeits- und Lernprozesse. Haben wir die Fähigkeit und den Willen, dies wirklich zu denken? Haben wir die Kraft zu einer dafür nötigen Selbstveränderung? Oder verweilen wir lieber in einem ‚Es tut so gut, Vertrautem zu begegnen’? In seinem Buch „Die Schule neu denken“ hat Hartmut von Hentig, emeritierter Professor für Pädagogik an der Universität Bielefeld, die inneren Maßstäbe einer lebens- und zukunftsorientierten Bildungseinrichtung skizziert (hier eine verkürzte Wiedergabe): - Visionen haben und Ziele setzen - Ziele im Lernprozess selbst ständig sichtbar und kritisierbar halten - Alle am Lehr- und Lernprozess beteiligten Personen auch an seiner Planung beteiligen - Neigungen bestärken und damit ihre Weiterentwicklung offen halten
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