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licher Weise beherrschte. Nur wenn<br />
ich etwas für die Not des Verletzten<br />
empfinde, kann ich zum barmherzigen<br />
Samariter werden. Das versteht<br />
sich leider heute nicht mehr von<br />
selbst. Deswegen schreien die Menschen<br />
nach der Wertebildung durch<br />
die Kirchen in diesen Tagen um so<br />
lauter. Wie lernt man, ganz aufmerksam<br />
beim anderen zu sein, zu sehen<br />
und zu hören, was Not tut? Durch<br />
biblisches Beispiel, durch Vorbild,<br />
durch Übungen des Zuhörens, durch<br />
Wege des Vertrauens. Darum geht es<br />
in der Konfirmanden-Lehre. Gegenüber<br />
Eltern einer Handballer-<br />
Familie, die es hier in <strong>Leck</strong> recht häufig<br />
gibt, habe ich es einmal so versucht,<br />
auf den Punkt zu bringen: „Das<br />
Handballtraining macht Eure Kinder<br />
hart, in der Kirchengemeinde lernen<br />
sie, auch weich zu sein.“ Das bedeutet<br />
ja nicht schlaff, sondern in manchen<br />
Situationen auch zivilcouragiert<br />
und engagiert.<br />
Immer wieder gelingt es, junge Menschen<br />
durch die Gemeindearbeit zu<br />
bilden und zu fördern, die sich später<br />
zum Teil durch herausragende soziale<br />
Kompetenzen auszeichnen. Einen<br />
wesentlichen Beitrag zur Bildung der<br />
Kinder und Jugendlichen leistet<br />
dabei auch die Pfadfinderarbeit unter<br />
dem Dach der Kirchengemeinde.<br />
Gemeinschaft, Integration, Gewaltfreiheit,<br />
Verantwortung, die „gute<br />
Tat“, all diese Dinge werden bei den<br />
Pfadfindern groß geschrieben und<br />
von älteren Jugendlichen an jüngere<br />
weiter gegeben. Es ist das Ergebnis<br />
jahrelanger Kontaktpflege und einer<br />
konsequenten und ausdauernden<br />
Stammesleitung, dass immer wieder<br />
starke Teamer für die Gruppen zur<br />
Verfügung stehen. Dieser Selbstbildungs-<br />
und Entwicklungsprozess,<br />
bei dem die Kleinen von den Großen<br />
lernen, wird auch in der modernen<br />
Schulpädagogik angestrebt, aber an<br />
sehr vielen Schulen noch nicht umgesetzt.<br />
Rechnen wir allein Pfadfinder<br />
und Konfirmanden zusammen, so<br />
sind es insgesamt zwischen 150 und<br />
200 junge Menschen, die sich jede<br />
Woche in unserer Kirchengemeinde<br />
bilden.<br />
Wir dürfen aber unsere fünf evangelischen<br />
Kindergärten mit noch einmal<br />
über 200 ganz kleinen Kindern nicht<br />
übersehen. Sie kommen täglich in<br />
unsere Einrichtungen. Die Gesellschaft<br />
hat erkannt, dass es bei der Förderung<br />
der Kleinsten unter uns nicht<br />
nur um Betreuung, sondern auch um<br />
Bildung geht. Wir wissen heute, dass<br />
vieles versäumt ist, wenn die Bildung<br />
eines Kindes erst mit der Schule<br />
beginnt. Und da liegt zur Zeit ein<br />
besonderes gesellschaftliches Problem:<br />
Eltern fehlt zum Teil die Fähigkeit,<br />
den Bildungsprozess ihrer<br />
Kleinkinder angemessen zu begleiten.<br />
Seit ein paar Jahren ist deswegen<br />
die sogenannte Elementarpädagogik<br />
am Bildungsministerium statt am<br />
Familienministerium angegliedert<br />
worden. Und von den Erzieherinnen<br />
wird erwartet, dass sie Bildungsleitlinien<br />
für den Kindergartenbereich<br />
erarbeiten und umsetzen. Das<br />
geschieht: Neulich sollte ich statt der<br />
Bibel mein Cello mitbringen, weil<br />
die Gruppe sich über einen längeren<br />
Zeitraum mit Instrumenten im<br />
Orchester beschäftigte. Gerne habe<br />
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