Unternehmergeist in die Schulen?! Unterneh - Inmit
Unternehmergeist in die Schulen?! Unterneh - Inmit
Unternehmergeist in die Schulen?! Unterneh - Inmit
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Mittelstandspolitik, Existenzgründungen, Dienstleistungen<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>?!<br />
Ergebnisse aus der <strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong> zu Entrepreneurship<br />
Education-Projekten an deutschen <strong>Schulen</strong><br />
www.unternehmergeist-macht-schule.de<br />
www.bmwi.de
Die vorliegende Publikation basiert auf den Ergebnissen der vom<br />
Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) beauftragten<br />
Stu<strong>die</strong> „<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> – Auswirkungen<br />
von JUNIOR und anderen Maßnahmen zur gründungsbezogenen<br />
Ausbildung auf <strong>die</strong> Gründungskultur <strong>in</strong> Deutschland“.<br />
Stu<strong>die</strong>ngesamtleitung und alle Erhebungen <strong>in</strong> <strong>Schulen</strong> (Schüler/<br />
-<strong>in</strong>nen und Lehrkräfte): <strong>Inmit</strong> – Institut für Mittelstandsökonomie<br />
an der Universität Trier e.V.<br />
Kooperationspartner für <strong>die</strong> M<strong>in</strong>isteriums- und <strong>die</strong> Projektträgerbefragung<br />
sowie <strong>die</strong> Good-Practice-Recherche: Institut für Mittelstandsforschung<br />
Bonn.<br />
Autoren <strong>die</strong>ser Publikation und Stu<strong>die</strong>nleitung:<br />
Mart<strong>in</strong>a Josten, Marco van Elkan<br />
<strong>Inmit</strong> – Institut für Mittelstandsökonomie an der Universität Trier e.V.<br />
WIP – Wissenschaftspark Trier, Max-Planck-Straße 22, D-54296 Trier<br />
Tel.: 0651/14577-0, Fax: 0651/14577-11, www.<strong>in</strong>mit.de<br />
Gestaltung und Produktion<br />
PRpetuum GmbH, München<br />
Bildnachweis<br />
Yuri Arcurs, Fotolia (Titel)<br />
Druck<br />
Silber Druck oHG, Niestetal<br />
Herausgeber<br />
Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft<br />
und Technologie (BMWi)<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
11019 Berl<strong>in</strong><br />
www.bmwi.de<br />
Das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und<br />
Technologie ist mit dem audit berufundfamilie ®<br />
für se<strong>in</strong>e familienfreundliche Personalpolitik<br />
ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von<br />
der berufundfamilie gGmbH, e<strong>in</strong>er Initiative der<br />
Geme<strong>in</strong>nützigen Hertie-Stiftung, verliehen.<br />
Stand<br />
September 2010
Mittelstandspolitik, Existenzgründungen, Dienstleistungen<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>?!<br />
Ergebnisse aus der <strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong> zu Entrepreneurship<br />
Education-Projekten an deutschen <strong>Schulen</strong>
3<br />
Vorwort<br />
Naturtalente für unternehmerisches Handeln gibt es<br />
immer wieder. Tom Sawyer, Protagonist <strong>in</strong> Mark<br />
Twa<strong>in</strong>s berühmtem Abenteuerroman, war so e<strong>in</strong> Na <br />
tur talent. Von se<strong>in</strong>er Tante Polly als Strafarbeit zum<br />
Zaunstreichen verurteilt, brachte er se<strong>in</strong>e Freunde<br />
und Bekannte nicht nur dazu, ihm <strong>die</strong> unangenehme<br />
Arbeit abzunehmen. Er machte sogar e<strong>in</strong> Geschäft<br />
daraus, ließ sich mit Äpfeln und Glasmurmeln bezahlen<br />
und kurbelte zur Zufriedenheit aller <strong>die</strong> heimische<br />
Wirtschaft <strong>in</strong> St. Petersburg am Mississippi an.<br />
Auch im 20. und im 21. Jahrhundert f<strong>in</strong>den wir<br />
e<strong>in</strong>e Reihe solcher Selfmade-<strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen und<br />
-<strong>Unterneh</strong>mer. Sie haben zwar nicht mehr oft mit<br />
Zäunen, dafür häufig mit Technik und Informationstechnologien<br />
zu tun, und sie geben sich auch nicht<br />
mit Äpfeln und Murmeln zufrieden. Das Pr<strong>in</strong>zip bleibt<br />
allerd<strong>in</strong>gs dasselbe: Junge Menschen denken unternehmerisch,<br />
entwickeln Eigen<strong>in</strong>itiative, verwirklichen<br />
ihre Ideen zielstrebig und reißen andere mit.<br />
Heute brauchen wir wieder mehr Tom Sawyers –<br />
wenn auch ohne dessen physische Ause<strong>in</strong>andersetzun<br />
gen auf dem Schulhof. Deutschland ist auf <strong>die</strong><br />
nachfolgenden Generationen angewiesen, auf ihre<br />
Ideen, ihren Mut und ihre Initiativkraft. <strong>Unterneh</strong>mer<br />
geist muss Schule machen! Deshalb fördert das<br />
BMWi mit verschiedenen Programmen nicht nur<br />
Gründer<strong>in</strong>nen und Gründer, <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen und<br />
<strong>Unterneh</strong>mer, sondern auch <strong>die</strong> Erzeugung e<strong>in</strong>es<br />
gründer- und unternehmerfreundlichen Klimas <strong>in</strong><br />
Deutschland.<br />
Tom Sawyer war e<strong>in</strong> Naturtalent. Die unternehme<br />
rischen Naturtalente gibt es immer noch, doch das<br />
genügt nicht, nicht <strong>in</strong> Zeiten des demografischen<br />
Wan dels und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em globalisierten Wettbewerb.<br />
Des we gen muss <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> nicht nur Schule<br />
machen – Schule muss auch <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> entstehen<br />
lassen.<br />
Mit der Publikation zu der im Auftrag des BMWi<br />
verfassten Stu<strong>die</strong> „<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>“<br />
möchte das BMWi Anregungen und Vorschläge ma <br />
chen, <strong>die</strong> Gründerausbildung <strong>in</strong> deutschen <strong>Schulen</strong><br />
zu verbessern und auszubauen. In ke<strong>in</strong>er Lebens phase<br />
wird <strong>die</strong> E<strong>in</strong>stellung von Menschen zum Thema Selbständigkeit<br />
derart stark geprägt, wie <strong>in</strong> der Jugend.<br />
Die Erfahrungen mit unternehmerischem Denken<br />
und Handeln haben e<strong>in</strong>en starken E<strong>in</strong>fluss auf <strong>die</strong><br />
spätere Entscheidung, den Schritt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Selb ständigkeit<br />
zu wagen. Die dabei tra<strong>in</strong>ierten Schlüssel kompetenzen<br />
wie Teamarbeit, Kooperation, Verant wor tung,<br />
Kreativität und Durchsetzungsvermögen br<strong>in</strong>gen<br />
Nutzen auch für all <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> später <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Ausbildungs-<br />
und Beschäftigungsverhältnis e<strong>in</strong>treten.<br />
Das BMWi möchte Schulleiter<strong>in</strong>nen und Schulleiter,<br />
Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer und <strong>die</strong> Wirtschaft<br />
e<strong>in</strong>laden, der Gründer aus bildung <strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong> den<br />
erforderlichen Raum zu geben und unseren Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schülern dabei neue Wege zu öffnen.<br />
Wie sagte Mark Twa<strong>in</strong>: „In zwanzig Jahren wirst<br />
Du über <strong>die</strong> D<strong>in</strong>ge, <strong>die</strong> Du nicht getan hast, mehr enttäuscht<br />
se<strong>in</strong> als über <strong>die</strong> D<strong>in</strong>ge, <strong>die</strong> Du getan hast. Also<br />
mach <strong>die</strong> Le<strong>in</strong>en los. Segle aus dem sicheren Hafen.<br />
Fang den Passatw<strong>in</strong>d <strong>in</strong> De<strong>in</strong>en Segeln. Erforsche.<br />
Träume. Entdecke.“<br />
Ihr<br />
Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Technologie
4<br />
Inhalt<br />
E<strong>in</strong>leitung.................................................................................................................................................................................... 6<br />
I. Die Stu<strong>die</strong><br />
Ziele, Vorgehensweise und Basis der Befragungen............................................................................................................. 8<br />
II. Ökonomie <strong>in</strong> der Schule – angesagt oder öde?<br />
Selbste<strong>in</strong>schätzung der Jugendlichen bei wirtschaftsbezogenem Interesse,<br />
Wirtschaftswissen und Querschnittskompetenzen............................................................................................................. 12<br />
III. Heute Schulbank, morgen Chefsessel?<br />
Berufliche Zukunftsplanung, <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-Bild, unternehmerisches<br />
Selbstbewusstse<strong>in</strong> und Gründungs<strong>in</strong>teresse aus der Schülerperspektive....................................................................... 17<br />
IV. Was lockt, was blockt?<br />
Motive und H<strong>in</strong>dernisse für <strong>die</strong> Teilnahme an <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten<br />
bei Jugendlichen und Lehrkräften.......................................................................................................................................... 29<br />
V. Was br<strong>in</strong>gt’s?<br />
Wirkungen von <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten aus Sicht der Jugendlichen<br />
und der Lehrkräfte..................................................................................................................................................................... 34<br />
VI. Wie hätten sie’s denn gern?<br />
Wünsche und Bedarfe bei der zukünftigen Ausgestaltung von Wirtschaftsprojekten<br />
aus Sicht der Jugendlichen und der Lehrkräfte..................................................................................................................... 43<br />
VII. Mehr <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>!<br />
Ausgewählte Handlungsempfehlungen für den Ausbau und <strong>die</strong> Weiterentwicklung von<br />
Entrepreneurship Education-Angeboten <strong>in</strong> deutschen <strong>Schulen</strong>....................................................................................... 53<br />
L<strong>in</strong>ks.............................................................................................................................................................................................. 78<br />
Literatur....................................................................................................................................................................................... 79<br />
Anhang: Strukturmerkmale der Befragungsstichprobe..................................................................................................... 80<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Interesse an Wirtschaftsthemen <strong>in</strong> der Selbste<strong>in</strong>schätzung der Jugendlichen....................................... 13<br />
Abbildung 2: Bewertung des Fachwissens <strong>in</strong> der Selbste<strong>in</strong>schätzung der Jugendlichen.............................................. 14<br />
Abbildung 3: Vorstellungen zum beruflichen Werdegang nach der Ausbildung<br />
oder dem Studium...................................................................................................................................................................... 19<br />
Abbildung 4: Gründe für e<strong>in</strong>e unternehmerische Selbständigkeit................................................................................... 20<br />
Abbildung 5: Gründe gegen e<strong>in</strong>e unternehmerische Selbständigkeit............................................................................. 21<br />
Abbildung 6: Ansehen von <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen und <strong>Unterneh</strong>mern............................................................................... 22<br />
Abbildung 7: Eigenschaften von <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen und <strong>Unterneh</strong>mern..................................................................... 23
5<br />
Abbildung 8: Selbste<strong>in</strong>schätzung <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-Typ............................................................................................. 24<br />
Abbildung 9: Gründungsbereitschaft.................................................................................................................................... 25<br />
Abbildung 10: Gründungszeitpunkt....................................................................................................................................... 27<br />
Abbildung 11: Gründungsbranche.......................................................................................................................................... 28<br />
Abbildung 12: Veränderung des wirtschafts- und unternehmensbezogenen Fachwissens durch<br />
<strong>die</strong> Mitwirkung an e<strong>in</strong>em <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekt......................................................................................................... 36<br />
Abbildung 13: Veränderung der Querschnittskompetenzen der Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler durch <strong>die</strong><br />
Mitwirkung an e<strong>in</strong>em <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekt aus Sicht der betreuenden Lehrkräfte............................................ 39<br />
Abbildung 14: Veränderung der Gründungsbereitschaft durch <strong>die</strong> Projektteilnahme<br />
an e<strong>in</strong>em <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekt...................................................................................................................................... 40<br />
Abbildung 15: Beitrag der Projektteilnahme an e<strong>in</strong>em <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekt zur beruflichen<br />
Orientierung............................................................................................................................................................................... 41<br />
Abbildung 16: Wünsche zur Integration des Themas Wirtschaft <strong>in</strong> der Schule.............................................................. 45<br />
Abbildung 17: Angebotsformen von Wirtschaftsprojekten an der Schule....................................................................... 46<br />
Abbildung 18: Screenshotbeispiel Startseite der Internet-Plattform www.unternehmergeist-macht-schule.de.... 76<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Kurzsteckbriefe der vier <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte aus der Stu<strong>die</strong>.............................................................. 10<br />
Tabelle 2: Selbste<strong>in</strong>schätzung der Kompetenzen und Fähigkeiten durch<br />
<strong>die</strong> befragten Jugendlichen...................................................................................................................................................... 15<br />
Tabelle 3: Veränderung der Kompetenzen und Fähigkeiten bei den Jugendlichen<br />
durch <strong>die</strong> Projektteilnahme..................................................................................................................................................... 37<br />
Tabelle 4: Projektmitglieder im BMWi-Initiativkreis „<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>“........................................... 61<br />
Übersichtsverzeichnis<br />
Übersicht 1: Übersicht zu den Schüler-Befragungen im Rahmen der Stu<strong>die</strong> .................................................................. 11<br />
Übersicht 2: Übersicht zur Lehrer-Befragung im Rahmen der Stu<strong>die</strong> .............................................................................. 11<br />
Übersicht 3: Übersicht zur Bedeutung von Teilnahmemotiven......................................................................................... 31<br />
Übersicht 4: Übersicht zu den acht Handlungsfeldern der Handlungsempfehlungen zum Ausbau<br />
und zur Weiterentwicklung der schulischen Entrepreneurship Education-Angebote................................................ 54<br />
Übersicht 5: Trichtermodell als Strukturvorschlag für das Angebotsportfolio der<br />
schulischen Entrepreneurship Education............................................................................................................................. 62<br />
Aus Gründen der Lesbarkeit musste im Folgenden darauf verzichtet werden, durchgängig stets weibliche und<br />
männliche Schreibformen zu verwenden. Wenn nicht anders kenntlich gemacht, s<strong>in</strong>d jeweils beide Geschlechter<br />
geme<strong>in</strong>t.
6<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
Entrepreneurship Education –<br />
e<strong>in</strong> junges Thema mit Zukunft<br />
E<strong>in</strong>e systematische Entrepreneurship Education ist <strong>in</strong><br />
der Praxis deutscher <strong>Schulen</strong> noch e<strong>in</strong> vergleichsweise<br />
junges Thema. Erst seit 2002 werden verstärkt Aktivitäten<br />
<strong>in</strong> nahezu allen Bundesländern entfaltet, <strong>die</strong><br />
Themen Selbständigkeit und <strong>Unterneh</strong>mertum <strong>in</strong><br />
den Rahmenvorgaben und Lehrplänen der <strong>Schulen</strong><br />
zu verankern. Neben <strong>die</strong>ser thematischen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong> dung<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> Lehrpläne, <strong>die</strong> je nach Bundesland unterschiedlich<br />
ausfällt, werden Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler über<br />
e<strong>in</strong>e wachsende Vielfalt von außercurricularen handlungsorientierten<br />
Schulprojekten – wie bspw. Schüler <br />
firmen, Planspiele und Wettbewerbe – sowohl bundesweit<br />
als auch regional an unternehmerisches<br />
Denken und Handeln herangeführt.<br />
So vergleichsweise jung das Thema auch ist, so<br />
wenig darf es für <strong>die</strong> Zukunftsfähigkeit unterschätzt<br />
werden. Björn Hekmann und Clemens Wieland schreiben<br />
<strong>in</strong> ihrer E<strong>in</strong>leitung zu „Generation <strong>Unterneh</strong> mer?<br />
Youth Entrepreneurship Education <strong>in</strong> Deutsch land“<br />
(Bertelsmann Stiftung 2009) „Mit welchen unter nehmerischen<br />
Eigenschaften aktuelle und auch weitere<br />
Generationen von Jugendlichen ausgestattet se<strong>in</strong> werden,<br />
hängt unmittelbar von den bildungs- und wirtschaftspolitischen<br />
Entscheidungen ab, <strong>die</strong> wir heute<br />
treffen“.<br />
Nachholpotenzial für unternehmerische<br />
Initia ti ve<br />
Internationale Vergleiche wie der Global Entre preneur<br />
ship Monitor (GEM) attestieren Deutschland im<br />
<strong>in</strong>ternationalen Vergleich e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ger ausgeprägte<br />
unternehmerische Initiative unter deutschen Jugendlichen<br />
und besonderen Handlungsbedarf bei der<br />
gründungsbezogenen schulischen Ausbildung. Bei<br />
den vorgenannten Aspekten der abgefragten Rah menbed<strong>in</strong>gungen<br />
belegt Deutschland im Global Entrepre<br />
neurship Monitor 2008 im Vergleich der Daten aus<br />
43 Ländern den wenig erfreulichen vorletzten Platz.<br />
Die Forderung nach mehr Förderung des <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>es<br />
<strong>in</strong> Unterricht und Bildung ist auch <strong>in</strong><br />
der Mitteilung zur Umsetzung des Lissabon-Programms<br />
aus dem Jahr 2006 enthalten: „Die Förderung<br />
unternehmerischen Denkens und Handelns bei<br />
jungen Menschen ist e<strong>in</strong> Schlüsselelement des europäischen<br />
Pakts für <strong>die</strong> Jugend … Die Erziehung zu un <br />
ternehmerischem Denken und Handeln wird nicht<br />
nur mehr Existenzgründungen, <strong>in</strong>novative Konzepte<br />
und neue Arbeitsplätze br<strong>in</strong>gen. <strong>Unterneh</strong>merische<br />
Initiative ist e<strong>in</strong>e Schlüsselkompetenz für alle, sie verhilft<br />
jungen Menschen zu mehr Kreativität und Selbst <br />
vertrauen bei <strong>Unterneh</strong>mungen jeglicher Art und zu<br />
e<strong>in</strong>em sozial verantwortlichen Handeln.“ 1<br />
„Die Wettbewerbsfähigkeit e<strong>in</strong>es Landes<br />
beg<strong>in</strong>nt nicht <strong>in</strong> der Fabrikhalle oder im<br />
Forschungslabor – sie beg<strong>in</strong>nt im Klassenzimmer.“<br />
Henry Ford,<br />
1863 – 1947, <strong>Unterneh</strong>mer<br />
<strong>Unterneh</strong>merisches Denken und<br />
Handeln früh fördern<br />
Mit den Aktivitäten für den Auf- und Ausbau der En <br />
tre preneurship Education <strong>in</strong> deutschen <strong>Schulen</strong> ge <br />
hen wirtschafts- und bildungspolitische Diskussio nen<br />
um deren Ziele und Ausgestaltung e<strong>in</strong>her. Maß nahmen<br />
zur Sensibilisierung von Schülern und Schü ler<strong>in</strong>nen<br />
für unternehmerische Selbständigkeit sollen zum<br />
Ersten Querschnittskompetenzen wie Team fähigkeit,<br />
Zielstrebigkeit, Verantwortungs- und Risiko über nahme,<br />
Selbständigkeit, Kreativität sowie <strong>die</strong> Wahr nehmung<br />
von positiven unternehmerischen Rollen bildern<br />
und <strong>die</strong> formale Bildung an sich stärken. Zum<br />
Zweiten soll bei Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern bereits<br />
frühzeitig Interesse dafür geweckt werden, auch<br />
For men unternehmerischer Selbständigkeit als mögliche<br />
spätere Erwerbsperspektive <strong>in</strong> Betracht zu ziehen.<br />
Den schulischen Entrepreneurship Education-<br />
Maßnahmen geht es nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie mit kurzsichtiger<br />
und kurzfristiger Perspektive als quantitatives<br />
Ziel darum, aus möglichst vielen Schülern/-<strong>in</strong>nen von<br />
heute Gründer/-<strong>in</strong>nen möglichst schon von morgen<br />
1 Vgl. Kommission der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaft (2006).
7<br />
„Schon auf der Schule las ich gern von<br />
Henry Ford, Andrew Carnegie oder Joseph<br />
Schumpeter. Nicht als Unterrichtsstoff, sondern<br />
unter der Bank. Die Beschäftigung mit Ökonomie<br />
galt zu me<strong>in</strong>er Zeit als etwas Anrüchiges, ja<br />
Unanständiges. Dabei konnte ich mir kaum etwas<br />
Spannenderes und Lehrreicheres vorstellen.“<br />
Prof. Dr. Günter Falt<strong>in</strong>,<br />
Professor an der Freien Universität Berl<strong>in</strong>,<br />
<strong>Unterneh</strong>mer und Gründer „Stiftung Entrepreneurship“<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „Kopf schlägt Kapital.<br />
Von der Lust e<strong>in</strong> Entrepreneur zu se<strong>in</strong>“<br />
zu machen. Vielmehr steht <strong>die</strong> Ausbildung der ökonomischen<br />
Handlungskompetenz am Praxisbeispiel<br />
bei den Jugendlichen im Vordergrund der Angebote.<br />
Entrepreneurship Education ist als Erfahrungslernen<br />
<strong>in</strong> Wechselbeziehung zwischen Lernen von unternehmerischem<br />
Denken und Handeln und dem Ler nen<br />
durch unternehmerisches Denken und Handeln an <br />
gelegt. Letztlich zielen <strong>die</strong> Entrepre neur ship Edu cation-Projekte<br />
darauf ab, Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />
unternehmerisches Denken und Handeln als unternehmerische<br />
Perspektive und Initiative zu vermitteln –<br />
was beileibe nicht alle<strong>in</strong> für zukünftige Gründe r<strong>in</strong> nen<br />
und Gründer von Vorteil ist: „Selbstwirksamkeit, das<br />
Ausloten eigener Potenziale und <strong>die</strong> H<strong>in</strong>führung zu<br />
eigenverantwortlichem Handeln s<strong>in</strong>d Voraus setzungen,<br />
um <strong>in</strong> jeder H<strong>in</strong>sicht kreative, selbstbewusste und<br />
selbstmotivierte junge Menschen heranzubilden.“ 2<br />
Vor dem H<strong>in</strong>tergrund der Bedeutung und weiteren<br />
Entwicklung der Entrepreneurship Education <strong>in</strong><br />
deutschen <strong>Schulen</strong> hat das Bundesm<strong>in</strong>isterium für<br />
Wirtschaft und Technologie (BMWi) im April 2009<br />
das <strong>Inmit</strong>-Institut für Mittelstandsökonomie an der<br />
Universität Trier e.V. mit der Durchführung der Stu <strong>die</strong><br />
„<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> – Auswirkun gen<br />
von JUNIOR und anderen Maßnahmen zur grün dungsbezogenen<br />
Ausbildung auf <strong>die</strong> Gründungs kultur <strong>in</strong><br />
Deutschland“ beauftragt. Aus dem dreibändigen<br />
Abschlussbericht 3 , der im Rahmen <strong>die</strong>ser Stu <strong>die</strong> für<br />
das auftraggebende M<strong>in</strong>isterium erstellt wur de, gibt<br />
<strong>die</strong>se Broschüre <strong>in</strong> kompakter Form we sent liche praxisrelevante<br />
Ergebnisse aus den Befragungen bei<br />
Schülern/-<strong>in</strong>nen und Lehrern/-<strong>in</strong>nen (Band 2 des Ab <br />
schlussberichtes des <strong>Inmit</strong>) sowie ausgewählte Handlungsempfehlungen<br />
(Band 3 des Abschlussberichtes<br />
des <strong>Inmit</strong>) wieder.<br />
Entrepreneurship Education – was ist das?<br />
Entrepreneurship Education – abgekürzt EE – heißt übersetzt<br />
„Erziehung zu bzw. Unterricht <strong>in</strong> unternehmerischem Denken<br />
und Handeln“.<br />
Entrepreneurship Education umfasst im weiteren S<strong>in</strong>ne Bildungs<br />
maßnahmen zur Weckung unternehmerischer E<strong>in</strong> stellungen<br />
und Fertigkeiten. Entrepreneurship Education bezieht<br />
sich <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem weiteren Verständnis – das <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Broschüre als<br />
Def<strong>in</strong>ition zugrunde gelegt wird – auf <strong>die</strong> Entwicklung be -<br />
stimmter Werte, Haltungen und Qualifikationen, <strong>die</strong> sowohl <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er unternehmerisch selbständigen Tätigkeit wie z. B. e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Unterneh</strong>mensgründung münden können, aber auch für<br />
Tätigkeiten wichtig s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong> nicht unternehmerisch selbständig<br />
ausgeübt werden.<br />
Entrepreneurship Education <strong>in</strong> <strong>Schulen</strong> kann z. B. durch handlungsorientierte<br />
Projekte wie Schülerfirmen oder Planspiele<br />
erfolgen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Broschüre unter dem Sammelbegriff<br />
„<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte“ bezeichnet werden.<br />
i<br />
Diese Broschüre und ihr<br />
H<strong>in</strong>tergrund<br />
2 Bertelsmann Stiftung (2009).<br />
3 <strong>Inmit</strong>/IfM Bonn 2010. Band I des dreibändigen Abschlussberichtes (Literaturrecherche, M<strong>in</strong>isterien- und Projektträgerbefragung, Good-Practice-Recherche) wurde <strong>in</strong><br />
Zusammenarbeit mit dem Institut für Mittelstandsforschung, Bonn erstellt.
8<br />
I.<br />
Die Stu<strong>die</strong><br />
Ziele, Vorgehensweise und Basis der Befragungen
9<br />
I. Die Stu<strong>die</strong><br />
Ziele, Vorgehensweise und Basis der Befragungen<br />
Im Jahr 2009 beauftragte das Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />
für Wirtschaft und Technologie (BMWi) an das<br />
<strong>Inmit</strong>-Institut für Mittelstandsökonomie an der<br />
Universität Trier <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> „<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>“. Aufgaben und Ziele <strong>die</strong>ser Stu<strong>die</strong> wa -<br />
ren u. a. empirische Bestandsaufnahmen zu gründungsbezogenen<br />
Aspekten und E<strong>in</strong>stel lun gen bei<br />
Jugendlichen sowie zu Bewertungen und Effek ten<br />
von den vier exemplarisch ausgewählten Un ternehmergeist-Projekten<br />
JUNIOR, JUNIOR-Kompakt<br />
sowie Deutscher Gründerpreis für Schü ler (DGPS)<br />
und Jugend gründet. Darüber h<strong>in</strong>aus sollten –<br />
basierend auf den Ergebnissen und Erkenntnissen<br />
der Befragungen im Rahmen der Stu<strong>die</strong> – Handlungsempfehlungen<br />
erarbeitet werden, mit denen<br />
<strong>die</strong> Vermittlung von unternehmerischem Denken<br />
und Handeln für Schüler an deutschen <strong>Schulen</strong><br />
ausgebaut und weiterentwickelt werden kann.<br />
Umfangreiche Befragungen von Schülern<br />
und Lehrkräften als empirische Basis<br />
Kernstück der Stu<strong>die</strong> „<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>“<br />
waren umfassende Befragungen bei Jugend li chen<br />
und Lehrkräften, <strong>die</strong> vom <strong>Inmit</strong>-Institut eigens für <strong>die</strong><br />
Zielsetzungen der Stu<strong>die</strong> konzipiert und durch ge führt<br />
wurden. Zum Ersten wurden mittels e<strong>in</strong>es schriftlichen<br />
Fragebogens Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler befragt,<br />
<strong>die</strong> im Schuljahr 2008/09 an e<strong>in</strong>em der vier ausgewählten<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten JUNIOR, JUNIOR-<br />
Kompakt, Deutscher Gründerpreis für Schüler (DGPS)<br />
oder Jugend gründet teilgenommen hatten. Die vorgenannte<br />
Befragungsgruppe wird im Folgenden als<br />
„(Projekt-)Teilnehmer 2008/09“ bezeichnet. Zum<br />
Zweiten wurden Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong> <strong>die</strong> Be <br />
fra gungen mit e<strong>in</strong>bezogen, <strong>die</strong> im gleichen Schul jahr<br />
an eben<strong>die</strong>sen <strong>Schulen</strong> nicht an e<strong>in</strong>em <strong>die</strong>ser <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte<br />
beteiligt waren, obwohl <strong>die</strong>se<br />
Projekte dort angeboten wurden.<br />
Um e<strong>in</strong>e weitere Perspektive <strong>in</strong> <strong>die</strong> Befragungen<br />
e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen, erfolgte ergänzend zu den Schüler-<br />
Befragungen <strong>in</strong> Telefon<strong>in</strong>terviews <strong>die</strong> Befragung von<br />
Lehrkräften, <strong>die</strong> <strong>die</strong> ausgewählten Unter nehmer geist-<br />
Projekte an den <strong>Schulen</strong> betreut hatten.<br />
Zur Überprüfung von mittelfristigen Effekten der<br />
für <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> ausgewählten <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Pro jekte<br />
wurden neben dem aktuellen Jahrgang des Schuljahres<br />
2008/09 auch ehemalige Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler befragt, <strong>die</strong> im Schuljahr 2004/05 an e<strong>in</strong>em<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekt teilgenommen hatten.<br />
Diese Gruppe wird <strong>in</strong> der Stu<strong>die</strong> als <strong>die</strong> so ge nann ten<br />
ehemaligen Teilnehmer bezeichnet.<br />
Daten aus acht Bundesländern<br />
Die Befragungen fanden <strong>in</strong> den Bundesländern Baden-<br />
Württemberg, Bayern, Hamburg, Nieder sachsen,<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Sachsen so <br />
wie Thür<strong>in</strong>gen statt. Damit wurden Bun desländer ausgewählt,<br />
<strong>die</strong> den Norden, Osten, Wes ten, Süd westen<br />
und Süden Deutschlands repräsentieren. E<strong>in</strong> wichtiger<br />
Aspekt für <strong>die</strong> Auswahl der e<strong>in</strong>zubeziehenden Bundes<br />
länder war zudem, dass damit hohe Teilnehmer-<br />
Fallzahlen aus den ausgewählten Projekten e<strong>in</strong>bezogen<br />
werden konnten.<br />
Am Beispiel von vier großen, bundesweit<br />
verbreiteten <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten<br />
Für <strong>die</strong> Befragungen <strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong> wurden zusammen<br />
mit dem auftraggebenden Bundes wirtschaftsm<strong>in</strong>isterium<br />
exemplarisch <strong>die</strong> <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-<br />
Projekte JUNIOR, JUNIOR-Kompakt, Deutscher Gründerpreis<br />
für Schüler (DGPS) und Jugend gründet ausgewählt.<br />
Die Selektion <strong>die</strong>ser <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte<br />
erfolgte unter quantitativen Gesichtspunkten,<br />
(z. B. Teilnehmer-Zahlen, bundesweiter Verbrei tungsgrad<br />
usw.), ebenso wie unter qualitativen Gesichtspunkten<br />
(z. B. Konzentration auf <strong>die</strong> Themen Un ternehmertum/<br />
Existenzgründung). Auch wurde bei der<br />
Auswahl berücksichtigt, dass <strong>die</strong> ausgewählten Un ter <br />
nehmergeist-Projekte prototypisch zwei unterschiedliche<br />
didaktisch-methodische Umsetzungsformen<br />
repräsentieren. Dies ist zum Ersten – wie bei JUNIOR<br />
und JUNIOR-Kompakt – <strong>die</strong> „reale“ Schülerfirma, und<br />
zum Zweiten s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>s – wie bei DGPS und Jugend<br />
gründet – „virtuelle“ Planspielwettbewerbe mit e<strong>in</strong>er<br />
fiktiven Gründungsidee.
10<br />
I. Die Stu<strong>die</strong><br />
Tabelle 1: Kurzsteckbriefe der vier ausgewählten <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte aus der Stu<strong>die</strong><br />
Art des<br />
Projekts/Form<br />
Projektträger<br />
Regionale<br />
Verbreitung<br />
(1) JUNIOR/<br />
(2) JUNIOR-Kompakt<br />
„Reale“ Schülerfirma<br />
Institut der deutschen<br />
Wirtschaft – Junior gGmbH<br />
JUNIOR: Bundesweit<br />
(außer Bremen)<br />
JUNIOR-Kompakt: Bayern, Hessen,<br />
Niedersachsen, Nordrhe<strong>in</strong>-<br />
Westfalen, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz,<br />
Saarland, Thür<strong>in</strong>gen<br />
(3) Deutscher Gründerpreis<br />
für Schüler (DGPS)<br />
„Virtueller“ Planspielwettbewerb<br />
mit fiktiver Gründungsidee / sämtliche<br />
Wirtschaftsbereiche möglich<br />
Vier Partner (Stern, Sparkassen, ZDF<br />
und Porsche), vertreten durch das<br />
Projektbüro „Deutscher<br />
Gründerpreis für Schüler“<br />
Bundesweit<br />
(4) Jugend gründet<br />
„Virtueller“ Planspielwettbewerb<br />
mit fiktiver Gründungsidee / zum<br />
Befragungszeitpunkt: Fokus <strong>in</strong>novative<br />
Hightech-Gründungen,<br />
später erweitert um <strong>in</strong>novative<br />
Dienstleistungen<br />
Ste<strong>in</strong>beis-Transferzentrum für<br />
<strong>Unterneh</strong>mensentwicklung an<br />
der Hochschule Pforzheim<br />
Bundesweit<br />
Altersgruppen/<br />
Schulformen<br />
Empfohlene<br />
Gruppengröße<br />
JUNIOR: ab 9. Klasse an<br />
allgeme<strong>in</strong>- und berufsbildenden<br />
<strong>Schulen</strong><br />
JUNIOR-Kompakt: 7. bis 10. Klasse<br />
an allgeme<strong>in</strong>bildenden <strong>Schulen</strong><br />
Ab Klasse 10 an allgeme<strong>in</strong>- und<br />
berufsbildenden <strong>Schulen</strong><br />
Schüler aller Schulformen,<br />
Auszubildende,<br />
Zivil<strong>die</strong>nstleistende im Alter von<br />
16 bis 21 Jahren<br />
10–15 Personen 3–6 Personen Bis zu 6 Personen<br />
Dauer des Projekts 1 Schuljahr 7 Monate 1 Schuljahr<br />
Mögliche<br />
Integration <strong>in</strong> den<br />
Schulalltag<br />
E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> Pflicht- oder<br />
Wahlfächer, außerunterrichtliche<br />
Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften (AG)<br />
E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> Pflicht- oder<br />
Wahlfächer, außerunterrichtliche<br />
Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften (AG)<br />
Internetseiten www.juniorprojekt.de www.deutscher-gruenderpreis.de/<br />
schueler<br />
E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> Pflicht- oder<br />
Wahlfächer, außerunterrichtliche<br />
Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften<br />
(AG); Durchführung ohne<br />
Anb<strong>in</strong>dung an <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong><br />
möglich<br />
www.jugend-gruendet.de<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010 nach Informationen der Projektträger<br />
Komplexes Procedere der Befragungen<br />
Die Befragungen bei den Jugendlichen und den Lehrkräften<br />
umfassten e<strong>in</strong>e Stichprobe von rund 200<br />
deutschen <strong>Schulen</strong>. Bei der Auswahl der <strong>Schulen</strong> <strong>in</strong><br />
den acht Bundesländern wurde darauf geachtet, e<strong>in</strong>e<br />
möglichst hohe Annäherung zwischen der Stich probe<br />
und der Grundgesamtheit h<strong>in</strong>sichtlich der Verteilung<br />
<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Bundesländern und den e<strong>in</strong>bezogenen<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten sowie Schulformen<br />
zu erreichen.<br />
Die Lehrerbefragung erfolgte mittels telefonischer<br />
Interviews (Dauer 30 bis 70 M<strong>in</strong>uten) mit e<strong>in</strong>em<br />
standardisierten Fragebogen, der auch offene Fragen<br />
enthielt, damit bestimmte Themen – <strong>in</strong>sbesondere<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der Weiterentwicklung von <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten<br />
– vertieft werden konnten. Die<br />
Lehrer-Befragung fand von Ende September bis Mitte<br />
Dezember 2009 statt.<br />
Bei den organisatorisch sehr aufwändigen Schüler-Befragungen<br />
wurden <strong>die</strong> betreuenden Lehrkräfte<br />
der <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte als Kontaktpersonen<br />
für <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler vor Ort <strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong><br />
mit e<strong>in</strong>gebunden. Die zuständigen Lehrer<strong>in</strong>nen<br />
und Lehrer verteilten <strong>die</strong> Erhebungsunterlagen an <strong>die</strong><br />
betreffenden Jugendlichen, sammelten <strong>die</strong> ausgefüll
11<br />
Übersicht 1: Übersicht zu den Befragungen der Schüler/-<strong>in</strong>nen im Rahmen der Stu<strong>die</strong><br />
Schüler-Befragungen<br />
(schriftlicher Fragebogen und Onl<strong>in</strong>e-Fragebogen)<br />
Projekt-Teilnehmer 2008/09<br />
(n=1.581)<br />
Schüler, <strong>die</strong> im Schuljahr 2008/2009<br />
an e<strong>in</strong>em der folgenden <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte<br />
teilgenommen haben<br />
– JUNIOR<br />
– JUNIOR-Kompakt<br />
– Deutscher Gründerpreis für Schüler<br />
(DGPS)<br />
– Jugend gründet<br />
Nichtteilnehmer 2008/09 (n=766)<br />
Schüler, der gleichen <strong>Schulen</strong>, <strong>die</strong> im<br />
Schuljahr 2008/2009 nicht an e<strong>in</strong>em<br />
der folgenden<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-<br />
Projekte teilgenommen haben<br />
– JUNIOR<br />
– JUNIOR-Kompakt<br />
– Deutscher Gründerpreis für Schüler<br />
(DGPS)<br />
Ehemalige Projekt-Teilnehmer<br />
2004/05 (n=442)<br />
Ehemalige Schüler, <strong>die</strong> im Schuljahr<br />
2004/2005 an e<strong>in</strong>em der folgenden<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte<br />
teilgenommen haben<br />
– JUNIOR<br />
– Deutscher Gründerpreis für Schüler<br />
(DGPS)<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
ten Fragebögen <strong>in</strong> verschlossenen Umschlägen wieder<br />
e<strong>in</strong> und sendeten <strong>die</strong> Unterlagen an das <strong>Inmit</strong> zurück.<br />
Insgesamt wurden an <strong>die</strong> teilnehmenden Schu len<br />
rund 3.800 Fragebögen für <strong>die</strong> Befragungsgruppen<br />
der Teilnehmer und Nichtteilnehmer des Schuljahres<br />
2008/09 postalisch versendet. Die Feldphase der<br />
Schü ler/-<strong>in</strong>nen-Befragungen umfasste den Zeitraum<br />
von Anfang Oktober 2009 bis Mitte Januar 2010.<br />
Für <strong>die</strong> Befragungen im Rahmen des Onl<strong>in</strong>e-Wettbewerbs<br />
„Jugend gründet“ lagen als Kontakt daten<br />
lediglich <strong>die</strong> E-Mail-Adressen der Teilneh men den des<br />
zum Befragungszeitraum aktuellen Jahrgangs vor,<br />
allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e Angaben zu den von ihnen besuchten<br />
<strong>Schulen</strong> und betreuenden Lehrkräften. Daher<br />
wurden <strong>die</strong> Jugend gründet-Teilnehmenden des<br />
Schuljahres 2008/09 mittels e<strong>in</strong>er Onl<strong>in</strong>e-Befragung<br />
befragt. E<strong>in</strong>e Befragung von Nichtteilnehmern des<br />
Schuljahres 2008/09, der Teilnehmenden des Schuljahres<br />
2004/05 sowie der betreuenden Lehrkräfte war<br />
hier aus oben genannten Gründen nicht möglich.<br />
Die Befragung der ehemaligen Teilnehmer des<br />
Schuljahres 2004/05, <strong>die</strong> nicht mehr über <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong><br />
erreichbar waren – wurden ebenfalls als Onl<strong>in</strong>e-Be fra <br />
gung von Mitte November 2009 bis Mitte Januar 2010<br />
durchgeführt.<br />
Übersicht 2: Übersicht zur Lehrer/-<strong>in</strong>nen-<br />
Befragung im Rahmen der Stu<strong>die</strong><br />
Lehrer-Befragung<br />
(telefonische Interviews)<br />
Lehrer 2008/09 (n=193)<br />
Lehrer, <strong>die</strong> im Schuljahr 2008/2009 e<strong>in</strong>es der<br />
folgenden <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte betreut<br />
haben<br />
– JUNIOR<br />
– JUNIOR-Kompakt<br />
– Deutscher Gründerpreis für Schüler (DGPS)<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
Befragungsergebnisse von rund<br />
2.800 Jugendlichen und 193 Lehrkräften<br />
An den Befragungen des <strong>Inmit</strong>-Instituts im Rahmen<br />
der Stu<strong>die</strong> haben sich <strong>in</strong>sgesamt rund 2.800 Jugendliche<br />
(Schüler/-<strong>in</strong>nen und ehemalige Schüler/-<strong>in</strong>nen)<br />
und 193 Lehrkräfte beteiligt. Der verwertbare Rücklauf<br />
von Fragebögen bei den (ehemaligen) Schüle r<strong>in</strong>nen<br />
und Schülern setzt sich aus 1.581 Teilnehmern des<br />
Schuljahres 2008/09, 766 Nichtteilnehmern des Schul <br />
jahres 2008/09 und 449 ehemaligen Teilneh mern des<br />
Schuljahres 2004/05 zusammen. Die Struk tur merkmale<br />
des verwertbaren Rücklaufs aus den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Befragungsgruppen s<strong>in</strong>d im Anhang <strong>die</strong>ser Bro schü re<br />
dokumentiert.
12<br />
II.<br />
Ökonomie <strong>in</strong> der Schule – angesagt oder öde?<br />
Selbste<strong>in</strong>schätzung der Jugendlichen bei wirtschaftsbezogenem<br />
Interesse, Wirtschaftswissen und Quer schnittskompetenzen
13<br />
II. Ökonomie <strong>in</strong> der Schule – angesagt oder öde?<br />
Selbste<strong>in</strong>schätzung der Jugendlichen bei wirtschafts bezogenem Interesse,<br />
Wirtschaftswissen und Quer schnitts kompetenzen<br />
Vielfach wird <strong>in</strong> den Me<strong>die</strong>n – ebenso wie <strong>in</strong> Schule<br />
und Wirtschaft – beklagt, dass mangelndes Interesse<br />
und mangelnde Kenntnisse bei den Jugendlichen<br />
vorliegen, wenn es um wirtschaftliche Fragestellungen<br />
oder berufspraktisch relevante<br />
Querschnittskompetenzen geht. Wie sehen das<br />
<strong>die</strong> Jugendlichen selbst? In der <strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong> wurden<br />
dazu Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler befragt, <strong>die</strong> an<br />
e<strong>in</strong>em der <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte im Schul -<br />
jahr 2008/09 teilgenommen hatten. Des Weiteren<br />
waren als Kontrollgruppe Jugendliche <strong>in</strong> <strong>die</strong> Be fra -<br />
gungen e<strong>in</strong>gebunden, <strong>die</strong> im gleichen Schuljahr<br />
e<strong>in</strong> solches Projekt nicht durchlaufen hatten.<br />
In ihrer Selbste<strong>in</strong>schätzung nehmen <strong>die</strong> Jugend li chen,<br />
<strong>die</strong> bei der <strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong> befragt wurden, mehrheitlich<br />
e<strong>in</strong> gut ausgeprägtes Grund<strong>in</strong>teresse an wirtschaftlichen<br />
Fragestellungen für sich <strong>in</strong> Anspruch. Dies gilt –<br />
wenn auch auf unterschiedlichem Niveau – sowohl<br />
für <strong>die</strong> befragten Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, <strong>die</strong> im<br />
Schuljahr 2008/09 an e<strong>in</strong>em <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekt<br />
teilgenommen hatten als auch für <strong>die</strong> Nicht teilnehmer<br />
des gleichen Schuljahrs. Auf <strong>die</strong> Frage nach<br />
dem Interesse an Wirtschaftsthemen geben zwei von<br />
drei der befragten Projekt-Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen an, e<strong>in</strong><br />
starkes oder sehr starkes Wirtschafts<strong>in</strong>teresse zu be <br />
sitzen. Hier zeigen sich <strong>in</strong> der vergleichenden Betrach <br />
tung Unterschiede zu denjenigen, <strong>die</strong> nicht an Un ternehmergeist-Projekten<br />
teilgenommen haben. Bei<br />
<strong>die</strong>sen ist der Anteil derjenigen, <strong>die</strong> starkes bzw. sehr<br />
starkes Interesse an Wirtschaft bekunden, mit rund<br />
jedem Zweiten ger<strong>in</strong>ger. Lediglich e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Grup pe<br />
von 5 % – sowohl bei den Projekt-Teilnehmern als<br />
auch bei den Nichtteilnehmern – sagt von sich, dass<br />
sie überhaupt ke<strong>in</strong> Interesse an Wirtschaft haben.<br />
Wirtschafts<strong>in</strong>teresse nach eigener<br />
E<strong>in</strong>schätzung auf breiter Basis vorhanden<br />
Jungen, Gymnasiasten und Jugendliche aus<br />
Selbständigkeitshaushalten geben sich<br />
wirtschafts<strong>in</strong>teressierter<br />
E<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressanter Unterschied bei der Frage zum Wirt <br />
schafts<strong>in</strong>teresse zeigt sich zwischen den Geschlech <br />
tern. Hier s<strong>in</strong>d es <strong>die</strong> männlichen Schüler, <strong>die</strong> <strong>in</strong> stärkerem<br />
Maße e<strong>in</strong> starkes bzw. sehr starkes Wirtschafts<strong>in</strong>teresse<br />
für sich <strong>in</strong> Anspruch nehmen. Auch schulformbezogen<br />
gibt es Differenzierungen bei der Ausprägung<br />
des wirtschaftsbezogenen Interesses. Die<br />
Abbildung 1: Interesse an Wirtschaftsthemen <strong>in</strong> der Selbste<strong>in</strong>schätzung der Jugendlichen<br />
Wie bewerten Sie Ihr Interesse an Wirtschaftsthemen?<br />
sehr stark stark schwach gar ke<strong>in</strong> Interesse<br />
Projekt-Teilnehmende<br />
Schuljahr 08|09<br />
Teilnehmer 2008/09<br />
15,4%<br />
51,5%<br />
30,2%<br />
2,9%<br />
n=1.502<br />
weiblich<br />
9,8%<br />
49,6%<br />
38,0%<br />
2,6%<br />
n= 820<br />
männlich<br />
22,6%<br />
53,5%<br />
20,8%<br />
3,2%<br />
n= 665<br />
Gymnasium*, Gesamtschule<br />
17,6%<br />
55,9%<br />
24,8%<br />
1,7%<br />
n= 1.128<br />
Realschule<br />
8,3%<br />
45,1%<br />
44,4%<br />
2,3%<br />
n= 133<br />
Hauptschule, Haupt- und Realschule<br />
Regelschule, Förderschule<br />
5,6%<br />
33,8%<br />
46,5%<br />
14,1%<br />
n= 71<br />
Berufsbildende Schule<br />
9,2%<br />
37,5%<br />
45,0%<br />
8,3%<br />
n= 120<br />
*e<strong>in</strong>schließlich Wirtschaftsgymnasien, berufliche Gymnasien<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010
14<br />
II. Ökonomie <strong>in</strong> der Schule – angesagt oder öde?<br />
Gymnasiasten geben e<strong>in</strong> stärker ausgeprägtes Interesse<br />
an Wirtschaftsthemen an als Jugendliche anderer<br />
Schulformen. Auch der familiäre H<strong>in</strong>tergrund der<br />
Jugendlichen spielt h<strong>in</strong>sichtlich der Interessens ausprägung<br />
<strong>in</strong> Sachen Wirtschaft e<strong>in</strong>e Rolle. So attestieren<br />
sich <strong>die</strong> befragten Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, <strong>die</strong><br />
aus Selbständigenhaushalten stammen, e<strong>in</strong> stärker<br />
ausgeprägtes Wirtschafts<strong>in</strong>teresse als ihre Mit schüler.<br />
Auch außerhalb der Schule ist Wirtschaft<br />
e<strong>in</strong> Thema<br />
Das geäußerte Wirtschafts<strong>in</strong>teresse der Jugendlichen<br />
manifestiert sich auch <strong>in</strong> der Beschäftigung mit wirtschaftlichen<br />
Themen außerhalb der Schule. Jede fünfte<br />
befragte Projekt-Teilnehmer<strong>in</strong> bzw. jeder fünfte<br />
Teilnehmer des Schuljahres 2008/09 gibt an, sich häufig<br />
mit <strong>die</strong>sen Themen zu beschäftigen. Mehr als <strong>die</strong><br />
Hälfte benennt immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gelegentliche Beschäftigung<br />
mit der Thematik. Auch bei <strong>die</strong>ser Frage stellung<br />
ist der Anteil der Un<strong>in</strong>teressierten nach eigenem<br />
Bekunden nur sehr ger<strong>in</strong>g. Ke<strong>in</strong> Thema ist Wirtschaft<br />
außerhalb der Schule für lediglich jeden Zwanzigsten<br />
der befragten Jugendlichen.<br />
Selbstbewusstes Zeugnis beim Wissen<br />
<strong>in</strong> Sachen Wirtschaft & Co.<br />
Neben der Weckung von Wirtschafts<strong>in</strong>teresse spielt<br />
im Zielkatalog der <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte auch<br />
<strong>die</strong> Wissensvermittlung e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle. Insofern<br />
ist es <strong>in</strong>teressant, wie <strong>die</strong> Projekt-Teilnehmer des<br />
Schuljahres 2008/09 ihren Wissensstand <strong>in</strong> Sachen<br />
Wirtschaft, <strong>Unterneh</strong>mertum und <strong>Unterneh</strong>mensgrün<br />
dung nach der Mitwirkung bei e<strong>in</strong>em der ausgewählten<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte bewerten. Mehrheitlich<br />
vergeben <strong>die</strong> Jugendlichen an sich selbst gute<br />
bis befriedigende Noten. Das allgeme<strong>in</strong>e Wirtschaftswissen<br />
erfährt von Seiten der Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>die</strong> beste<br />
Bewer tung (Durch schnitts note 2,4). Das Fachwissen<br />
zu den The men <strong>Unterneh</strong> mertum sowie <strong>Unterneh</strong>mens<br />
grün dung wird mit Durchschnittsnoten von 2,6<br />
e<strong>in</strong>geschätzt. Die „selbstkritischste“ Wissens standsbewer<br />
tung erfolgt beim betriebswirtschaftlichen<br />
Wissen (2,7).<br />
Damit bewerten <strong>die</strong> befragten Projekt-Teil neh mer<br />
des Schuljahres 2008/09 ihr Wissen deutlich besser als<br />
<strong>die</strong>jenigen Jugendlichen, <strong>die</strong> im gleichen Schul jahr<br />
nicht an e<strong>in</strong>em <strong>die</strong>ser Projekte teilgenommen haben.<br />
Der Unterschied beträgt jeweils etwa e<strong>in</strong>e hal be Note.<br />
Abbildung 2: Bewertung des Fachwissens <strong>in</strong> der Selbste<strong>in</strong>schätzung der Jugendlichen<br />
Bitte schätzen Sie Ihr heutiges Fachwissen <strong>in</strong> den folgenden Bereichen auf e<strong>in</strong>er Skala von 1 = sehr gut bis<br />
5 = mangelhaft e<strong>in</strong>. Fachwissen im Bereich ...<br />
sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft<br />
Projekt-Teilnehmende<br />
Schuljahr 08|09<br />
... allgeme<strong>in</strong>es Wirtschaftswissen<br />
(z.B. „Wie funktioniert<br />
<strong>die</strong> Wirtschaft?“)<br />
weiblich<br />
männlich<br />
7,4%<br />
15,5%<br />
45,8%<br />
55,0%<br />
39,4%<br />
24,7%<br />
6,7%<br />
3,4%<br />
1,3% 0,7%<br />
2,5<br />
2,2<br />
... betriebswirtschaftliches<br />
Wissen<br />
(Buchführung, usw.)<br />
weiblich<br />
männlich<br />
6,7%<br />
11,3%<br />
34,5%<br />
39,9%<br />
40,9%<br />
34,4%<br />
14,5%<br />
11,3%<br />
3,1% 3,4%<br />
2,7<br />
2,6<br />
... Wissen über<br />
<strong>Unterneh</strong>mer/<br />
-<strong>in</strong>nen und<br />
<strong>Unterneh</strong>mertum<br />
... Wissen zur<br />
<strong>Unterneh</strong>mensgründung<br />
(Bus<strong>in</strong>ess-Plan, usw.)<br />
weiblich<br />
männlich<br />
weiblich<br />
männlich<br />
6,1%<br />
9,3%<br />
8,4%<br />
11,7%<br />
36,5%<br />
45,4%<br />
39,2%<br />
38,6%<br />
47,7%<br />
36,6%<br />
41,2%<br />
35,7%<br />
8,5%<br />
6,4%<br />
9,1%<br />
10,9%<br />
3,1%<br />
2,1% 2,2% 1,1%<br />
2,6<br />
2,5<br />
2,6<br />
2,6<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
w (n= 822) | m (n= 670)
O<br />
15<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
In der Selbste<strong>in</strong>schätzung geben sich <strong>die</strong> Jungen <strong>in</strong> den Wissensbereichen<br />
„Allgeme<strong>in</strong>es Wirtschaftswissen“, „Betriebs wirtschaft<br />
liches Wissen“ und „Wissen zu <strong>Unterneh</strong>mertum und<br />
<strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen“ bessere Noten als <strong>die</strong> Mädchen. Beim<br />
Wissen zum Thema „<strong>Unterneh</strong>mensgründung“ gibt es ke<strong>in</strong>e<br />
Unterschiede.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit,<br />
Kommunikationsfähigkeit an der Spitze<br />
der Querschnittskompetenzen<br />
Im Rahmen von <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten sollen<br />
Schlüsselqualifikationen und Querschnitts kompetenzen<br />
gefördert und tra<strong>in</strong>iert werden. Dies ist – unabhängig<br />
von der späteren beruflichen Beschäfti gungs<br />
form – von hoher Bedeutung für <strong>die</strong> Ausbildungsfähigkeit<br />
und <strong>die</strong> weitere Entwicklung der Schüle r<strong>in</strong>nen<br />
und Schüler. Daher wurden <strong>die</strong> Jugendlichen <strong>in</strong><br />
der <strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong> auch um e<strong>in</strong>e <strong>die</strong>sbezügliche Selbste<strong>in</strong>schätzung<br />
gebeten.<br />
Aus Sicht der Projekt-Teilnehmer des Schuljahres<br />
2008/09 fallen <strong>die</strong> Bewertungen der eigenen Querschnittskompetenzen<br />
<strong>in</strong>sgesamt gut aus (Durchschnitts<br />
note 2,1). Die besten Bewertungen erhalten<br />
von den Jugendlichen <strong>die</strong> Kompetenzen Team fähigkeit,<br />
Zuverlässigkeit, Kommunikationsfähigkeit und<br />
selbständiges Arbeiten. Zwar am selbstkritischsten –<br />
aber <strong>in</strong> der Eigene<strong>in</strong>schätzung immer noch im guten<br />
Bereich – werden von den Jugendlichen Ausdrucksfähigkeit,<br />
Zeitmanagement und Analysefähigkeit<br />
e<strong>in</strong>gestuft.<br />
Tabelle 2: Selbste<strong>in</strong>schätzung der Kompetenzen und Fähigkeiten durch <strong>die</strong> befragten Jugendlichen<br />
Kompetenzen/Fähigkeiten im Bereich ... Projekt-Teilnehmer (TN) Nichtteilnehmer<br />
(NTN)<br />
Gesamt<br />
Gesamt<br />
… Teamfähigkeit 1,76 1,70 1,82 1,77<br />
… Zuverlässigkeit 1,78 1,67 1,91 1,76<br />
… Kommunikationsfähigkeit 1,88 1,85 1,91 1,96<br />
… Selbständiges Arbeiten 1,91 1,82 2,03 1,92<br />
… Selbstbewusstse<strong>in</strong> 2,02 2,08 1,93 2,09<br />
… Zielorientierung 2,04 2,03 2,04 2,13<br />
… Flexibilität und Anpassungsfähigkeit 2,04 2,02 2,06 2,08<br />
… Umgang mit Me<strong>die</strong>n 2,07 2,15 1,97 2,12<br />
… Konfliktfähigkeit 2,12 2,08 2,16 2,17<br />
… Durchsetzungsvermögen 2,14 2,17 2,09 2,19<br />
… Präsentationsfähigkeit 2,15 2,18 2,11 2,30<br />
… Kreativität 2,22 2,09 2,40 2,35<br />
… Ausdauer/„Dranbleiben“/Stressfähigkeit 2,24 2,19 2,29 2,33<br />
… E<strong>in</strong>schätzung eigener Stärken/Schwächen 2,26 2,21 2,32 2,29<br />
… Ausdrucksfähigkeit 2,30 2,30 2,29 2,34<br />
… Zeitmanagement 2,41 2,32 2,51 2,51<br />
… Analysefähigkeit 2,43 2,50 2,36 2,52<br />
Durchschnittsnote alle Kompetenzen 2,10 2,08 2,13 2,17<br />
TN = Projekt-Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen Schuljahr 2008/09 (n =1.530); NTN = Nichtteilnehmer/-<strong>in</strong>nen Schuljahr 2008/09 (n =766)<br />
Bei den angegebenen Werten handelt es sich um Durchschnittsnoten nach Selbste<strong>in</strong>schätzung bei Projekt-Teilnehmern/-<strong>in</strong>nen Schuljahr 2008/09 und Nichtteilnehmern/-<strong>in</strong>nen<br />
an <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten Schuljahr 2008/09<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010
16<br />
II. Ökonomie <strong>in</strong> der Schule – angesagt oder öde?<br />
Auch an <strong>die</strong>ser Stelle zeigt sich e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressanter<br />
Unterschied zugunsten derjenigen Jugendlichen, <strong>die</strong><br />
im Schuljahr 2008/09 an e<strong>in</strong>em <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-<br />
Projekt teilgenommen haben im Vergleich zu den<br />
Nichtteilnehmern. Letztere schätzen ihre Querschnitts<br />
kompetenzen fast durchgängig schlechter<br />
e<strong>in</strong> als ihre befragten Mitschüler/-<strong>in</strong>nen, <strong>die</strong> zur<br />
Gruppe der Projektteilnehmer zählen.<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
Bei der E<strong>in</strong>schätzung ihrer Querschnittskompetenzen geben<br />
sich <strong>die</strong> befragten Mädchen <strong>in</strong>sgesamt bessere Noten als ihre<br />
Mitschüler. Von 17 abgefragten Kompetenzen schätzen sich <strong>die</strong><br />
Schüler<strong>in</strong>nen bei 11 besser e<strong>in</strong>. Zur Er<strong>in</strong>nerung: Bei der Selbst e<strong>in</strong>schätzung<br />
zum Fachwissen waren es <strong>die</strong> männlichen Schüler,<br />
<strong>die</strong> sich selbst <strong>die</strong> besseren Noten gaben.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
O
17<br />
III.<br />
Heute Schulbank, morgen Chefsessel?<br />
Berufliche Zukunftsplanung, <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-Bild,<br />
unternehmerisches Selbstbewusstse<strong>in</strong> und<br />
Gründungs<strong>in</strong>teresse aus der Schülerperspektive
18<br />
III. Heute Schulbank, morgen Chefsessel?<br />
III. Heute Schulbank, morgen Chefsessel?<br />
Berufliche Zukunftsplanung, <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-Bild, unternehmerisches<br />
Selbstbewusstse<strong>in</strong> und Gründungs<strong>in</strong>teresse aus der Schülerperspektive<br />
Schon traditionellerweise attestiert der Global<br />
Entrepreneurship Monitor (GEM) Deutschland im<br />
<strong>in</strong>ternationalen Vergleich e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ger ausgeprägte<br />
unternehmerische Initiative unter deutschen<br />
Jugendlichen. Dort – wie <strong>in</strong> anderen Stu <strong>die</strong>n<br />
auch – wird nicht erst seit gestern besonderer<br />
Hand lungsbedarf bei der gründungsbezogenen<br />
Ausbildung <strong>in</strong> der Schule gesehen. Wenn auch <strong>die</strong><br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />
zum Ziel haben, auf e<strong>in</strong>e wie auch immer geartete<br />
berufliche Laufbahn direkt vorzubereiten, so stehen<br />
sie doch mittel- und längerfristig im Kontext<br />
der beruflichen Orientierung und des späteren be -<br />
ruflichen Werdegangs der Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler.<br />
Dabei ist es auch e<strong>in</strong>e der Zielsetzungen der Un -<br />
ternehmergeist-Projekte, Jugendliche für For men<br />
e<strong>in</strong>er späteren unternehmerisch selbstän di gen<br />
Erwerbstätigkeit als Alternative oder Ergän zung<br />
zu abhängiger Beschäftigung zu sensibilisieren.<br />
Bei rund der Hälfte spielen Formen der<br />
unternehmerischen Selbständigkeit e<strong>in</strong>e<br />
Rolle<br />
Blickt man auf <strong>die</strong> veränderte Struktur von Erwerbsbiographien<br />
und Berufsverläufen, <strong>die</strong> <strong>in</strong>folge von De <br />
regulierungs- und Flexibilisierungstendenzen <strong>in</strong> der<br />
Arbeitswelt immer häufiger Diskont<strong>in</strong>uitäten aufweisen,<br />
so ist es von Interesse, zu sehen, wie <strong>die</strong> be frag ten<br />
Jugendlichen sich als „nächste Arbeitswelt-Gene ration“<br />
ihre berufliche Zukunft vorstellen. In den Erhe <br />
bungen bei den Projekt-Teilnehmern des Schul jahrs<br />
2008/09 wurden <strong>die</strong> Jugendlichen deshalb dazu be <br />
fragt, welche Formen des beruflichen Werde gangs sie<br />
sich für ihre weitere Zukunft nach Ausbil dung oder<br />
Studium vorstellen.<br />
Unter den vorgegebenen Antwortitems ordnet<br />
sich mit rund 4 von 10 der größte Anteil der Jugend lichen<br />
der Gruppe zu, <strong>die</strong> noch ke<strong>in</strong>e Aussagen zu ihrer<br />
zukünftigen beruflichen Biographie treffen können.<br />
Am ger<strong>in</strong>gsten ist <strong>die</strong>ser Anteil bei den Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schülern aus Schulformen, <strong>die</strong> bereits näher am<br />
Schulabschluss und E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> <strong>die</strong> Ausbildungs- und<br />
Berufswelt liegen (Hauptschule und vergleichbar,<br />
Berufsbildende Schule).<br />
Mit jeweils rund 17 % geben <strong>die</strong> Jugendli chen berufliche<br />
Planungen an, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en Mix von an ge stell ter und<br />
unternehmerisch selbständiger Arbeit vor(-aus-)sehen.<br />
Dies zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> chronologischer Abfolge („ich werde<br />
zunächst e<strong>in</strong>mal als Ange stellte/-r arbeiten und mich<br />
nach e<strong>in</strong>igen Jahren Be rufs erfah rung selbständig<br />
machen“: 17,3 %) und zum anderen <strong>in</strong> situativ wechselnder<br />
Ausübung von ab hängiger und selbständiger<br />
Beschäftigung („ich werde mal angestellt se<strong>in</strong> und<br />
mal selbständig se<strong>in</strong>, je nachdem, welche Chancen<br />
sich ergeben“: 17,0 %). Als drittes be rufs biographisches<br />
Mix-Modell mit unternehmerisch selbständigen An teil<br />
en kommt der hauptsächlich ab hän gig beschäftigte<br />
Erwerb mit zusätzlicher neben beruflicher Selb stän dig <br />
keit h<strong>in</strong> zu. Hier s<strong>in</strong>d es rund 5 %, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Option mit<br />
Blick auf ihre berufliche Zu kunft zum Befra gungs zeitpunkt<br />
wählen. Das klare Bekenntnis, sich auf jeden<br />
Fall selbständig machen zu wollen, geben 6,2 % der<br />
befragten Jugend lichen an. In <strong>die</strong>ser Gruppe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere<br />
Schüle r<strong>in</strong>nen und Schüler von Hauptschulen<br />
oder vergleichbaren Schulformen über <br />
durchschnittlich häufig vertreten.<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
Die Schüler<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Gruppe der „Weiß noch nicht“<br />
-Kandidaten deutlich stärker vertreten (46 %) als <strong>die</strong> Jungen<br />
(32 %). Die Jungen geben häufiger Berufsplanungen mit Be standteilen<br />
von unternehmerischer Selbständigkeit an. Bei den<br />
Jungen beträgt <strong>die</strong>ser Anteil 55 %, der vergleichbare Wert bei<br />
den Mitschüler<strong>in</strong>nen 39 %.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
Nimmt man <strong>die</strong> Anteile der drei Optionen zusammen,<br />
<strong>in</strong> denen unternehmerische Selbständigkeit als<br />
Bestandteil oder wie <strong>in</strong> der vierten Option <strong>in</strong> Re<strong>in</strong>form<br />
e<strong>in</strong>e Rolle spielen, so summiert sich <strong>die</strong>s bei den<br />
befragten Jugendlichen auf <strong>in</strong>sgesamt 46 %. Bei Schülern/-<strong>in</strong>nen<br />
aus Selbständigenhaushalten be trägt <strong>die</strong>ser<br />
Wert sogar 55 %. Damit zeigt sich <strong>die</strong> familiäre<br />
Herkunft aus Haushalten mit unternehmerischer Er <br />
fahrung, wie <strong>in</strong> anderen Untersu chun gen auch, als<br />
O
19<br />
Abbildung 3: Vorstellungen zum beruflichen Werdegang nach der Ausbildung oder dem Studium<br />
Wie stellen Sie sich Ihren beruflichen Werdegang vor, nachdem Sie <strong>die</strong> Ausbildung oder das Studium beendet haben?<br />
Projekt-Teilnehmende<br />
Schuljahr 08|09<br />
Teilnehmende <strong>in</strong>sgesamt<br />
Ø-Alter: 17,8<br />
6,2%<br />
17,3%<br />
12,6%<br />
17,0%<br />
5,3%<br />
1,9%<br />
39,8%<br />
n= 1.532<br />
weiblich<br />
4,3%<br />
14,8%<br />
12,7%<br />
15,2%<br />
4,5%<br />
2,7%<br />
45,8%<br />
n= 818<br />
männlich<br />
8,8%<br />
20,1%<br />
12,1%<br />
19,7%<br />
6,5%<br />
1,1%<br />
31,8%<br />
n= 661<br />
Gymnasium*, Gesamtschule<br />
5,6%<br />
16,8%<br />
12,2%<br />
17,1%<br />
4,9%<br />
2,0%<br />
41,3%<br />
n= 1.132<br />
Realschule<br />
8,5%<br />
24,6%<br />
8,5%<br />
15,4%<br />
6,2%<br />
36,2%<br />
n= 130<br />
Hauptschule, Haupt- und Realschule,<br />
Regelschule, Förderschule<br />
14,1%<br />
14,1%<br />
15,5%<br />
18,3%<br />
5,6%<br />
1,7% 2,8%<br />
0,8%<br />
29,6%<br />
n= 71<br />
Berufsbildende Schule<br />
5,1%<br />
16,9%<br />
18,6%<br />
16,9%<br />
9,3%<br />
31,4%<br />
n= 118<br />
m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Elternteil<br />
<strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong><br />
Eltern nicht unternehmerisch<br />
tätig<br />
3,4%<br />
11,5%<br />
15,3%<br />
21,1%<br />
14,0%<br />
10,2%<br />
17,6%<br />
15,6%<br />
4,8%<br />
1,8%<br />
6,6%<br />
2,0%<br />
43,2%<br />
33,0%<br />
n= 488<br />
n= 982<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
ich werde auf jeden Fall mal selbständig se<strong>in</strong><br />
ich werde zunächst e<strong>in</strong>mal als Angestellte/-r arbeiten und mich nach e<strong>in</strong>igen Jahren Berufserfahrung selbständig machen<br />
ich werde als Angestellte/-r bis zur Rente arbeiten<br />
ich werde mal angestellt se<strong>in</strong> und mal selbständig se<strong>in</strong>, je nachdem, welche Chancen sich ergeben<br />
ich werde angestellt se<strong>in</strong> und nebenberuflich e<strong>in</strong>e Selbständigkeit ausprobieren<br />
ich werde mich nach der Familiengründung auf <strong>die</strong> Familienarbeit (K<strong>in</strong>der, Haushalt, usw.) konzentrieren<br />
weiß ich noch nicht<br />
*e<strong>in</strong>schließlich Wirtschaftsgymnasien, berufliche Gymnasien<br />
e<strong>in</strong> Merkmal, das <strong>die</strong> Gründungs nei gung von Jugendlichen<br />
begünstigt.<br />
Selbstverwirklichungs- und Autonomiemotive<br />
als wichtigste Gründe pro<br />
Gründung<br />
Wie attraktiv e<strong>in</strong>e unternehmerische Selbständig keit<br />
jungen Menschen als zukünftige Erwerbsform<br />
ersche<strong>in</strong>t, hängt auch damit zusammen, welche<br />
Gründe aus Sicht der Jugendlichen für oder gegen<br />
e<strong>in</strong>e mögliche Gründung sprechen. Die Option e<strong>in</strong>er<br />
unternehmerischen Selbständigkeit steht dabei im<br />
Wettbewerb zu anderen, alternativen Erwerbs möglichkeiten<br />
oder Lebensformen, wie z. B. e<strong>in</strong>er abhängigen<br />
Beschäftigung oder Familienarbeit.<br />
Bei den Befragungsergebnissen wird <strong>die</strong> Liste der<br />
Gründe für e<strong>in</strong>e unternehmerische Selbständigkeit<br />
von drei Gründen aus dem Bereich Selbstverwirklichung<br />
angeführt. 97 % der befragten Projekt-Teilneh<br />
mer des Schuljahrs 2008/09 sagen, dass „<strong>die</strong> Möglich<br />
keit, eigene Ideen zu verwirklichen“, für sie persönlich<br />
als Grund für e<strong>in</strong>e unternehmerische Selbständig<br />
keit voll zutrifft (66 %) bzw. eher zutrifft (31 %).<br />
Bei dem zweitwichtigsten Anreiz „eigene/-r Chef/-<strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>“ s<strong>in</strong>d es 93 %, <strong>die</strong> angeben „trifft voll zu“ (57 %)<br />
bzw. „trifft eher zu“ (36 %). Das Bedürfnis, eigene<br />
Kompetenzen zu erleben bzw. auszuleben („zeigen,<br />
was ich kann“), ist auf Platz 3 der Rangliste.<br />
Gefolgt werden <strong>die</strong>se TOP 3-Motive auf den Plätzen<br />
4 und 5 von materiellen bzw. statusorientierten<br />
Aspekten: „mehr Geld ver<strong>die</strong>nen“ und „höheres An <br />
sehen“. Für zwei soziale Motive, nämlich „Arbeitsplätze<br />
schaffen“ und „Möglichkeit, etwas für <strong>die</strong><br />
Gesellschaft zu tun“, geben jeweils rund 8 von 10 an,<br />
dass <strong>die</strong>se Gründe für sie persönlich voll zutreffen<br />
bzw. eher zutreffen. Das Motiv „schlechte Chancen<br />
am Arbeitsmarkt“ sehen 14,5 % für sich als voll zutreffendes<br />
Argument pro unternehmerische Selbständigkeit<br />
und immerh<strong>in</strong> jeder zweite befragte Jugend liche<br />
als eher zutreffenden Grund.<br />
Die Ergebnisse h<strong>in</strong>sichtlich der Motivlagen pro<br />
Selbständigkeit bestätigen sich auch bei den befragten<br />
Jugendlichen, <strong>die</strong> nicht an den ausgewählten<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten teilgenommen haben.
O<br />
20<br />
III. Heute Schulbank, morgen Chefsessel?<br />
Abbildung 4: Gründe für e<strong>in</strong>e unternehmerische Selbständigkeit<br />
Welche Gründe sprechen Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach für Sie persönlich für e<strong>in</strong>e unternehmerische Selbständigkeit?<br />
Projekt-Teilnehmende<br />
Schuljahr 08|09<br />
trifft voll zu trifft eher zu trifft gar nicht zu<br />
… Möglichkeit, eigene<br />
Ideen zu verwirklichen<br />
66,0%<br />
31,0%<br />
3,0%<br />
… eigene/-r Chef/-<strong>in</strong> se<strong>in</strong><br />
57,1%<br />
35,9%<br />
7,0%<br />
... mehr Geld ver<strong>die</strong>nen<br />
42,1%<br />
45,6%<br />
12,4%<br />
… höheres Ansehen<br />
33,5%<br />
48,0%<br />
18,5%<br />
… Möglichkeit, etwas<br />
für <strong>die</strong> Gesellschaft zu tun<br />
33,6%<br />
48,3%<br />
18,1%<br />
… bessere Vere<strong>in</strong>barkeit<br />
von Beruf und Familie<br />
30,1%<br />
42,6%<br />
27,4%<br />
… zeigen, was ich kann<br />
43,7%<br />
43,9%<br />
12,3%<br />
… schlechte Arbeitsmarktchancen<br />
14,5%<br />
50,2%<br />
35,4%<br />
… mehr zeitliche Flexibilität<br />
29,6%<br />
46,5%<br />
23,9%<br />
… Arbeitsplätze schaffen<br />
38,3%<br />
44,3%<br />
17,4%<br />
… Familientradition<br />
fortführen<br />
19,6%<br />
27,7%<br />
52,7%<br />
Ø-Alter: 17,8 | n= 1.478<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
Schüler<strong>in</strong>nen führen <strong>in</strong> stärkerem Maße als ihre Mitschüler Mo -<br />
ti ve mit sozialer Orientierung pro Gründung an („Möglichkeit,<br />
etwas für <strong>die</strong> Gesellschaft zu tun“), ebenfalls Motive aus dem<br />
Bereich der Selbstverwirklichung („eigene Ideen verwirklichen“).<br />
Für <strong>die</strong> Jungen s<strong>in</strong>d materielle Aspekte wichtiger („mehr Geld<br />
ver<strong>die</strong>nen“) als für ihre Mitschüler<strong>in</strong>nen.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
Aspekte wirtschaftlicher Unsicherheit und<br />
Sorge um Work-Life-Balance als wichtigste<br />
Gründe contra Selbständigkeit<br />
Bei der Frage nach den Gründen gegen e<strong>in</strong>e unternehmerische<br />
Selbständigkeit zeigt sich bei den<br />
Jugendlichen <strong>die</strong> stärkste Zustimmung zu Aspekten,<br />
<strong>die</strong> mit wirtschaftlichen Risiken bzw. ökonomischen<br />
Unsicherheiten im Fall e<strong>in</strong>er Gründung verbunden<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Die schwierige Wirtschaftslage, das Risiko, mit<br />
e<strong>in</strong>er Gründung se<strong>in</strong> Geld zu verlieren, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>geschränkte<br />
wirtschaftliche Planungssicherheit durch<br />
schwankendes auftragslagenabhängiges E<strong>in</strong>kommen<br />
sowie mangelnde Sicherheit führen <strong>die</strong> Reihenfolge<br />
der gründungshemmenden Faktoren mit e<strong>in</strong>er<br />
Zu stimmung von jeweils knapp 9 von 10 der befragten<br />
Jugendlichen an.<br />
Der vermutete hohe Arbeitsaufwand und wenig<br />
Freizeit gehören für 8 von 10 zu den abschreckenden<br />
Aussichten <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em eigenen <strong>Unterneh</strong>men.<br />
Die „Angst vor Versagen oder Scheitern“<br />
sehen rund drei Viertel der befragten Jugendlichen<br />
für sich als zutreffenden Grund gegen e<strong>in</strong>en späteren<br />
selbständigen Erwerb an. Knapp 2 von 10 der Be frag <br />
ten geben an, dass der Grund „me<strong>in</strong> Berufswunsch<br />
schließt e<strong>in</strong>e unternehmerische Selbständigkeit/<br />
Gründung aus“ voll zutrifft, fast <strong>die</strong> Hälfte stufen <strong>die</strong>sen<br />
möglichen Grund dagegen als gar nicht zutreffend<br />
e<strong>in</strong>.<br />
Auch bei den Gründen gegen e<strong>in</strong>e unternehmerische<br />
Selbständigkeit unterscheiden sich <strong>die</strong> Ergebnis<br />
se der Projekt-Teilnehmenden im Schuljahr 2008/09<br />
und derjenigen, <strong>die</strong> im gleichen Schuljahr nicht an<br />
den ausgewählten <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten teilgenommen<br />
haben, nicht wesentlich.
O<br />
21<br />
Abbildung 5: Gründe gegen e<strong>in</strong>e unternehmerische Selbständigkeit<br />
Welche Gründe sprechen Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach für Sie persönlich gegen e<strong>in</strong>e unternehmerische Selbständigkeit?<br />
Projekt-Teilnehmende<br />
Schuljahr 08|09<br />
trifft voll zu trifft eher zu trifft gar nicht zu<br />
… Risiko, me<strong>in</strong> Geld<br />
zu verlieren<br />
46,9%<br />
42,1%<br />
11,0%<br />
… hoher Arbeitsaufwand,<br />
wenig Freizeit<br />
42,3%<br />
41,4%<br />
16,3%<br />
… schwankendes E<strong>in</strong>kommen<br />
durch Auftragslage<br />
39,1%<br />
49,0%<br />
11,8%<br />
… schwierige Wirtschaftslage<br />
43,7%<br />
45,6%<br />
10,7%<br />
… schlechtere Vere<strong>in</strong>barkeit<br />
von Beruf und Familie<br />
24,7%<br />
42,3%<br />
33,0%<br />
… mangelnde Sicherheit<br />
34,9%<br />
52,3%<br />
12,8%<br />
… gute Arbeitsmarktchancen<br />
10,5%<br />
50,4%<br />
39,1%<br />
… Angst vor Versagen<br />
oder Scheitern<br />
30,4%<br />
45,0%<br />
24,6%<br />
… me<strong>in</strong> Berufswunsch schließt<br />
e<strong>in</strong>e unternehmerische<br />
Selbständigkeit/Gründung aus<br />
19,5%<br />
34,3%<br />
46,2%<br />
Ø-Alter: 17,8 | n= 1.450<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
Für Schüler<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Gründe, <strong>die</strong> gegen e<strong>in</strong>e unternehmerische<br />
Selbständigkeit sprechen, generell von höherer Bedeu tung<br />
als für Jungen. Besonders groß s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Unterschiede bei<br />
Aspekten, <strong>die</strong> mit der wirtschaftlichen Unsicherheit verbunden<br />
In den <strong>Inmit</strong>-Erhebungen wurden <strong>die</strong> Projekt-<br />
Teilnehmer des Schuljahrs 2008/09 sowie <strong>die</strong> Nichtteilnehmer<br />
zum Ansehen von <strong>Unterneh</strong> me r<strong>in</strong>nen<br />
und <strong>Unterneh</strong>mern aus ihrer Sicht befragt.<br />
s<strong>in</strong>d („mangelnde Sicherheit“, „schwierige Wirtschaftslage“,<br />
„schwankendes E<strong>in</strong>kommen durch Auftragslage“). Auch das<br />
Argument „hoher Arbeitsaufwand, wenig Freizeit“ wird von den<br />
Mädchen häufiger als Grund gegen e<strong>in</strong>e unternehmerische<br />
Selbständigkeit angeführt als von den befragten Jungen.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
Insgesamt bekunden <strong>die</strong> befragten Projekt-Teilnehmer<br />
mit e<strong>in</strong>er breiten Mehrheit, dass Unter nehmer<strong>in</strong>nen<br />
und <strong>Unterneh</strong>mer bei ihnen e<strong>in</strong> positives/<br />
eher positives Ansehen genießen. Es zeigt sich dabei,<br />
dass <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen positiver<br />
sehen, <strong>die</strong> Schüler dagegen das Ansehen von männlichen<br />
<strong>Unterneh</strong>mern positiver bewerten.<br />
Positives <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-Bild –<br />
gleichgeschlechtliches Ansehen jeweils<br />
besser<br />
Zusatz<strong>in</strong>fo<br />
So wie <strong>die</strong> Schüler/-<strong>in</strong>nen wurden auch <strong>die</strong> <strong>die</strong> betreuenden<br />
i<br />
Welches Bild Jugendliche von <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen und<br />
<strong>Unterneh</strong>mern haben, wie positiv oder negativ deren<br />
gesellschaftliches „Image“ ist, ist e<strong>in</strong> weiterer Aspekt,<br />
den es mit Blick auf <strong>die</strong> unternehmerische Kultur und<br />
<strong>die</strong> Attraktivität unternehmerischer Selbständigkeit<br />
für <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler zu beleuchten gilt.<br />
Lehrkräfte zu ihrer E<strong>in</strong>schätzung des Ansehens von <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen<br />
und <strong>Unterneh</strong>mern befragt. Dabei zeigt sich, dass<br />
sowohl <strong>Unterneh</strong>mer als auch <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt<br />
positives Ansehen bei den Lehrkräften besitzen. E<strong>in</strong> sehr positives<br />
Ansehen wird allerd<strong>in</strong>gs häufiger den <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen<br />
besche<strong>in</strong>igt, <strong>in</strong>sbesondere von den weiblichen Lehrkräften.
22<br />
III. Heute Schulbank, morgen Chefsessel?<br />
Abbildung 6: Ansehen von <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen und <strong>Unterneh</strong>mern<br />
Welches Ansehen haben Frauen/Männer als <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen für Sie persönlich?<br />
Projekt-Teilnehmende<br />
Schuljahr 08|09<br />
Gesamt<br />
36,3%<br />
50,9%<br />
9,5%<br />
3,2%<br />
n= 1.483<br />
… Frauen als<br />
<strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen<br />
weiblich<br />
49,3%<br />
45,6%<br />
4,7%<br />
0,5%<br />
n= 812<br />
männlich<br />
20,2%<br />
57,8%<br />
15,3%<br />
6,7%<br />
n= 640<br />
Gesamt<br />
28,9%<br />
62,9%<br />
7,4%<br />
0,9%<br />
n= 1.462<br />
… Männer als<br />
<strong>Unterneh</strong>mer<br />
weiblich<br />
23,5%<br />
67,0%<br />
8,6%<br />
0,9%<br />
n= 800<br />
männlich<br />
35,6%<br />
58,0%<br />
5,4%<br />
0,9%<br />
n= 634<br />
sehr positiv eher positiv eher negativ sehr negativ<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
Vergleicht man <strong>die</strong> Ergebnisse bei den Projekt-<br />
Teilnehmern des Schuljahrs 2008/09 mit denen der<br />
Nichtteilnehmer des gleichen Schuljahrs, so zeigen<br />
sich beim Ansehen der Frauen als <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen<br />
ke<strong>in</strong>e nennenswerten Unterschiede zwischen den<br />
beiden Gruppen. Männer als <strong>Unterneh</strong>mer werden<br />
dagegen von den Nichtteilnehmern der <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte<br />
positiver gesehen als von den Teilnehmern<br />
derselben.<br />
Insgesamt positive Profile, <strong>Unterneh</strong>merprofil<br />
materieller und statusbetonter,<br />
<strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nenprofil kreativer<br />
Um <strong>die</strong> Gesamtbewertung des Ansehens von <strong>Unterneh</strong><br />
mer<strong>in</strong>nen und <strong>Unterneh</strong>mern zu spezifizieren,<br />
wurden <strong>die</strong> Jugendlichen gebeten, ihre Zustimmung<br />
zu bestimmten Eigenschaften vorzunehmen. Die<br />
höchste Zustimmung der Jugendlichen erhält bei den<br />
<strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen der Aspekt „<strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen<br />
s<strong>in</strong>d fleißig und arbeiten viel“, während es bei den<br />
Männern der Aspekt „<strong>Unterneh</strong>mer übernehmen<br />
Verantwortung“ ist. Sowohl bei <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen<br />
wie auch bei den <strong>Unterneh</strong>mern gehören <strong>die</strong> Aspekte<br />
„übernehmen Verantwortung“ und „müssen eigene<br />
Stärken und Schwächen kennen“ zu den TOP 3. E<strong>in</strong><br />
deutlicher Unterschied <strong>in</strong> der Zustimmung zeigt sich<br />
bei der Eigenschaft „s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>novativ und kreativ“. Dort<br />
liegt der Durchschnittswert der Zustimmung bei den<br />
<strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen deutlich höher als bei deren<br />
männ lichen Pendants. In Bezug auf <strong>die</strong> <strong>Unterneh</strong>mer<br />
wiederum ist <strong>die</strong> Zustimmung zu materiellen („ver<strong>die</strong>nen<br />
viel Geld“) und Statusaspekten („haben hohes<br />
gesellschaftliches Ansehen“, „s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Säule unserer<br />
Wirtschaft“) erkennbar höher als bei den <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen.<br />
Des Weiteren sehen <strong>die</strong> befragten Jugendlichen<br />
<strong>die</strong> <strong>Unterneh</strong>mer stärker als nach Macht und<br />
Status strebend und als rücksichtsloser an als <strong>die</strong><br />
<strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen.<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
Die Schüler<strong>in</strong>nen sehen <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen durchgängig positiver,<br />
als <strong>die</strong> Schüler <strong>die</strong>s tun. Insbesondere beim Thema Verantwortung<br />
werden deutliche Unterschiede sichtbar. So liegt<br />
<strong>die</strong> Zustimmung für den Aspekt „<strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen über nehmen<br />
Verantwortung“ bei den Schüler<strong>in</strong>nen deutlich höher als<br />
bei ihren Mitschülern. Ebenso bei den Aussagen „Unter nehmer<strong>in</strong>nen<br />
haben viel Verantwortung“ und „<strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d<br />
e<strong>in</strong>e „Säule der Wirtschaft“. Negativ besetzte Eigenschaftsbzw.<br />
Verhaltenszuschreibungen wie „<strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d<br />
rücksichtslos“ oder „<strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen streben vor allem nach<br />
Macht und Status“ treffen bei den Mädchen auf weniger<br />
Zustimmung als bei den Jungen.<br />
Beim Profil der männlichen <strong>Unterneh</strong>mer liegen <strong>die</strong> Bewer tungen<br />
der Mädchen und Jungen weniger weit ause<strong>in</strong>ander.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
O
23<br />
Abbildung 7: Eigenschaften von <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen und <strong>Unterneh</strong>mern<br />
Inwieweit stimmen Sie persönlich den folgenden Aussagen zu?<br />
Projekt-Teilnehmende<br />
Schuljahr 08|09<br />
<strong>Unterneh</strong>mer ... <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen ...<br />
1,10<br />
1,25<br />
… s<strong>in</strong>d fleißig und arbeiten viel<br />
… übernehmen Verantwortung<br />
1,26<br />
1,25<br />
1,15<br />
… müssen eigene Stärken u. Schwächen kennen<br />
1,24<br />
0,25<br />
… s<strong>in</strong>d kreativ und <strong>in</strong>novativ<br />
1,16<br />
1,27<br />
… haben viel Verantwortung<br />
0,99<br />
0,57<br />
… müssen neue Chancen aufspüren<br />
0,65<br />
0,83<br />
… müssen risikofreudig se<strong>in</strong><br />
0,64<br />
0,93<br />
… s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Säule unserer Wirtschaft<br />
0,44<br />
1,07<br />
… haben hohes gesellschaftliches Ansehen<br />
0,21<br />
0,99<br />
… ver<strong>die</strong>nen viel Geld<br />
-0,01<br />
0,75<br />
… streben vor allem nach Macht und Status<br />
-0,34<br />
0,04<br />
… s<strong>in</strong>d rücksichtslos<br />
-0,83<br />
-0,57<br />
n = 1.455 … müssen selbst nicht viel tun<br />
-1,05<br />
n = 1.460<br />
- 2 - 1 0 1 2<br />
stimme überhaupt<br />
nicht zu<br />
stimme eher<br />
nicht zu<br />
stimme<br />
eher zu<br />
stimme voll<br />
und ganz zu<br />
- 2 - 1 0 1 2<br />
stimme überhaupt<br />
nicht zu<br />
stimme eher<br />
nicht zu<br />
stimme<br />
eher zu<br />
stimme voll<br />
und ganz zu<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
Nichtteilnehmer stimmen bei positiven,<br />
aber auch bei negativen Eigenschaftsaspekten<br />
weniger stark zu<br />
Diejenigen Jugendlichen, <strong>die</strong> nicht an den ausgewäh l<br />
ten <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten teilgenommen<br />
haben, stimmen <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Maße bei dem positiven<br />
Aspekt „<strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Säule der<br />
Wirtschaft“ zu. Auch der eher negative Aspekt „Un <br />
ter nehmer<strong>in</strong>nen streben vor allem nach Macht und<br />
Status“ trifft bei den Nichtteilnehmern weniger stark<br />
auf Ablehnung. In höherem Maße stimmen <strong>die</strong> Nichtteilnehmer<br />
bei der Aussage „<strong>Unterneh</strong> mer<strong>in</strong>nen<br />
müssen eigene Stärken und Schwächen kennen“ und<br />
bei dem positiven Aspekt „<strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d<br />
kreativ und <strong>in</strong>novativ“ zu. Beim Profil für <strong>die</strong> <strong>Unterneh</strong>mer<br />
f<strong>in</strong>den sich deutliche Unterschiede bei der<br />
stärkeren Zustim mung der Nichtteilnehmer für <strong>die</strong><br />
positiven Aspekte: „<strong>Unterneh</strong>mer übernehmen<br />
Verantwortung“, „Un ter nehmer s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Säule der<br />
Wirtschaft“, „Unter neh mer haben viel Verant wortung“,<br />
„<strong>Unterneh</strong>mer haben hohes gesellschaftliches<br />
Ansehen“. Ebenso bei den eher negativen Aspekten<br />
„Unter nehmer s<strong>in</strong>d rücksichtslos“, „<strong>Unterneh</strong>mer<br />
streben vor allem nach Macht und Status“.<br />
Projekt-Teilnehmer verfügen<br />
über ausgeprägtes unternehmerisches<br />
Selbstbewusstse<strong>in</strong><br />
Im Rahmen der Befragungen war nicht nur von In teresse,<br />
wie <strong>die</strong> Jugendlichen andere Unter neh mer/<br />
-<strong>in</strong>nen sehen, sondern auch, ob sie sich selbst als Un <br />
ternehmertyp e<strong>in</strong>schätzen. Bei den befragten Pro jekt-<br />
Teilnehmern des Schuljahrs 2008/09 ist es <strong>in</strong>sgesamt<br />
gut jeder zweite Jugendliche, der sich <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser H<strong>in</strong>sicht<br />
unternehmerisches Selbstbewusstse<strong>in</strong> zu schreibt<br />
(ja: 10 %; eher ja: 43 %). Zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Schulformen<br />
existieren dabei ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede.
O<br />
24<br />
III. Heute Schulbank, morgen Chefsessel?<br />
Abbildung 8: Selbste<strong>in</strong>schätzung <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-Typ<br />
Inwieweit stimmen Sie der Aussage zu, dass Sie selbst e<strong>in</strong> <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-Typ s<strong>in</strong>d?<br />
Projekt-Teilnehmende<br />
Schuljahr 08|09<br />
Teilnehmende <strong>in</strong>sgesamt<br />
10,1%<br />
42,8%<br />
39,6%<br />
7,5%<br />
n= 1.498<br />
weiblich<br />
6,6%<br />
39,9%<br />
46,3%<br />
7,2%<br />
n= 815<br />
männlich<br />
14,4%<br />
46,2%<br />
31,4%<br />
8,0%<br />
n= 653<br />
m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Elternteil<br />
<strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong><br />
14,0%<br />
48,8%<br />
34,1%<br />
3,1%<br />
n= 484<br />
Eltern nicht<br />
unternehmerisch tätig<br />
7,9%<br />
40,0%<br />
42,7%<br />
9,3%<br />
n= 969<br />
ja eher ja eher ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />
*e<strong>in</strong>schließlich Wirtschaftsgymnasien, berufliche Gymnasien<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
Schüler geben sich unternehmerisch selbstbewusster. Während<br />
sich bei den Jungen gut 6 von 10 mit ja/eher ja als <strong>Unterneh</strong>mer-<br />
Typ e<strong>in</strong>schätzen, ist <strong>die</strong>s bei den Mädchen mit nicht e<strong>in</strong>mal<br />
jeder Zweiten deutlich weniger häufig der Fall (46,5 %). Der<br />
Anteil derer, <strong>die</strong> ohne Wenn und Aber von sich glauben, e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-Persönlichkeit zu se<strong>in</strong>, ist bei den Mädchen<br />
(6,6 %) weniger als halb so hoch wie bei den Jungen (14,4 %).<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
Jugendliche mit unternehmerischem<br />
Rollenmodell im Elternhaus geben sich<br />
unternehmerisch selbstbewusster<br />
Projekt-Teilnehmer mit m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em unternehmerisch<br />
selbständig tätigen Elternteil sehen sich<br />
auch selbst überdurchschnittlich häufig als Un ternehmer/-<strong>in</strong>nen-Typ<br />
(63 %). Bei denjenigen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> ihrem<br />
Elternhaus ke<strong>in</strong> unternehmerisches Rollen modell<br />
vor Augen haben, ist es lediglich jeder zweite Jugendliche.<br />
Nichtteilnehmer sehen sich im Vergleich<br />
zu den Projekt-Teilnehmern weniger als<br />
<strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-Typ<br />
Bei den befragten Jugendlichen, <strong>die</strong> nicht an e<strong>in</strong>em<br />
der ausgewählten <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte teilgenommen<br />
haben, ist <strong>die</strong> Zustimmung bei der Selbste<strong>in</strong>schätzung<br />
als <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-Typ mit rund<br />
50,6 % weniger stark ausgeprägt als bei den Teil nehmern<br />
(52,9 %). Auch bei den Nichtteilnehmern sehen<br />
sich <strong>die</strong> Jungen (53,1 %) eher als <strong>Unterneh</strong>mer-Typ als<br />
<strong>die</strong> Mädchen (46,2 %).<br />
Gründungs<strong>in</strong>teresse bei den Projekt-<br />
Teilnehmern auf breiter Basis vorhanden<br />
Die Aufnahme e<strong>in</strong>er unternehmerischen Selbständigkeit<br />
bzw. <strong>die</strong> Realisierung e<strong>in</strong>er Gründung ist im<br />
Rahmen des mehrdimensionalen Zielsetzungs bündels<br />
der <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte nur e<strong>in</strong> längerfristig<br />
angelegter Zielaspekt. Die Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler sollen allerd<strong>in</strong>gs frühzeitig für e<strong>in</strong>e spätere<br />
unternehmerische Selbständigkeit als Erwerbs op tion<br />
sensibilisiert werden und – <strong>in</strong>sbesondere durch <strong>die</strong><br />
handlungsorientierten Lernarrangements – auf spie
25<br />
Abbildung 9: Gründungsbereitschaft<br />
Können Sie sich vorstellen, <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong> eigenes <strong>Unterneh</strong>men zu gründen?<br />
Projekt-Teilnehmende<br />
Schuljahr 08|09<br />
Teilnehmende 08|09<br />
11,7%<br />
44,7%<br />
17,9%<br />
25,7%<br />
n= 1.510<br />
weiblich<br />
7,6%<br />
41,6%<br />
19,9%<br />
30,9%<br />
n= 818<br />
männlich<br />
17,1%<br />
47,7%<br />
15,6%<br />
19,7%<br />
n= 661<br />
Gymnasium*, Gesamtschule<br />
11,6%<br />
45,7%<br />
17,2%<br />
25,5%<br />
n= 1.125<br />
Realschule<br />
19,2%<br />
28,8%<br />
23,3%<br />
28,8%<br />
n= 132<br />
Hauptschule, Haupt- und<br />
Realschule,<br />
Regel- und Förderschule<br />
10,6%<br />
48,5%<br />
17,4%<br />
23,5%<br />
n= 73<br />
Berufsbildende Schule<br />
12,5%<br />
35,8%<br />
21,7%<br />
30,0%<br />
n= 120<br />
ja, auf jeden Fall ja, eventuell ne<strong>in</strong>, auf ke<strong>in</strong>en Fall weiß ich noch nicht<br />
*e<strong>in</strong>schließlich Wirtschaftsgymnasien, berufliche Gymnasien<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
lerische Weise ihre unternehmerischen Kompetenzen<br />
ausbauen und erproben können. Dies durchaus<br />
mit Blick darauf, dass <strong>die</strong> unternehmerische Initiative<br />
und <strong>die</strong> Aff<strong>in</strong>ität zu e<strong>in</strong>er späteren unternehmerischen<br />
Selbständigkeit so längerfristig positiv<br />
bee<strong>in</strong>flusst werden könnten.<br />
Wie sieht es nun mit der so genannten Gründungs<br />
bereitschaft bzw. dem Gründungs<strong>in</strong>teresse bei<br />
den befragten Jugendlichen aus? Bei den Projekt-Teilnehmern<br />
des Schuljahrs 2008/09 geht jeder zehnte<br />
Jugendliche davon aus, <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong>mal der eigene<br />
Chef bzw. <strong>die</strong> eigene Chef<strong>in</strong> zu se<strong>in</strong>. Rund 45 % ziehen<br />
<strong>die</strong>se Option zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Erwägung, so dass sich <strong>in</strong>sgesamt<br />
rund 56 % zum<strong>in</strong>dest pr<strong>in</strong>zipiell vorstellen<br />
können, <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong> eigenes <strong>Unterneh</strong>men zu<br />
grün den. Knapp 20 % der befragten Jugendlichen lehnen<br />
zum Befragungszeitpunkt für sich e<strong>in</strong>e spätere<br />
Gründung bzw. Selbständigkeit ab. Jeder vierte Ju <br />
gen dliche weiß zu <strong>die</strong>sem frühen Zeitpunkt der eigenen<br />
Entwicklung noch ke<strong>in</strong>e Aussage dazu zu ma <br />
chen.<br />
In der artikulierten Gründungsbereitschaft zeigen<br />
sich dabei ke<strong>in</strong>e statistisch signifikanten Unter schie de<br />
<strong>in</strong> Abhängigkeit von der besuchten Schulform.<br />
Jugendliche aus Selbständigen haus hal ten<br />
geben sich gründungs<strong>in</strong>teressierter<br />
Diejenigen Jugendlichen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> der Familie e<strong>in</strong> unternehmerisches<br />
Rollen(-vor-)bild haben, s<strong>in</strong>d deutlich<br />
mehr als doppelt so stark (18,7 %) unter denjenigen<br />
vertreten, <strong>die</strong> auf jeden Fall später gründen wollen,<br />
als <strong>die</strong> übrigen Jugendlichen (8,4 %). Nimmt man <strong>die</strong><br />
Befragten zusammen, <strong>die</strong> mit „ja, auf jeden Fall“ und<br />
„ja, eventuell“ auf <strong>die</strong> Frage nach ihren Plänen für<br />
e<strong>in</strong>e spätere <strong>Unterneh</strong>mensgründung antworten, so<br />
s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>s bei den Jugendlichen aus Selbständigenhaushalten<br />
rund 7 von 10, während es bei denjenigen<br />
ohne unternehmerisch selbständige Eltern lediglich<br />
jeder Zweite ist. Damit bestätigen <strong>die</strong> Ergebnisse der<br />
<strong>Inmit</strong>-Befragungen bei den Projekt-Teilneh men den<br />
des Schuljahrs 2008/09 <strong>die</strong> Ergebnisse anderer Stu<strong>die</strong>n<br />
4 , <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en positiven (sozialisationsbed<strong>in</strong>gten)<br />
4 Vgl. beispielsweise Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2008): Heute Schüler, morgen <strong>Unterneh</strong>mer? – Das Youth Entrepreneurship Barometer (Befragung 2007).
O<br />
26<br />
III. Heute Schulbank, morgen Chefsessel?<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
Bei den Projekt-Teilnehmenden 2008/09 geben sich rund 17 %<br />
der Jungen mit Blick auf ihre Zukunft „gründungsentschlossen“.<br />
Sie sagen, dass sie auf jeden Fall e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> eigenes Unter nehmen<br />
gründen wollen. Bei ihren Mitschüler<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>s lediglich<br />
7,6 %. Bei denen, <strong>die</strong> sich eventuell e<strong>in</strong>e Selbständigkeit/<br />
Gründung vorstellen können, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> männlichen Jugendlichen<br />
mit e<strong>in</strong>em Anteil von 47,7 % wiederum häufiger vertreten als <strong>die</strong><br />
weiblichen (41,6 %). Nimmt man <strong>die</strong> Antworten „ja, auf jeden<br />
Fall“ und „ja, eventuell“ zusammen, so zählen damit bei den<br />
Jungen fast zwei Drittel zu den potenziellen späteren Gründern,<br />
während es bei den Mädchen knapp jede Zweite ist.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
Effekt auf <strong>die</strong> Grün dungs aff<strong>in</strong>ität bei denjenigen<br />
Jugendlichen konstatieren, <strong>die</strong> aus e<strong>in</strong>em Selbständigen<br />
haushalt kommen.<br />
Nichtteilnehmer zeigen sich noch<br />
gründungsaff<strong>in</strong>er als Teilnehmer<br />
H<strong>in</strong>sichtlich der Gründungsbereitschaft können sich<br />
<strong>die</strong>jenigen Jugendlichen, <strong>die</strong> nicht an e<strong>in</strong>em der ausgewählten<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte teilgenommen<br />
haben, sogar eher vorstellen, e<strong>in</strong> Unter neh men<br />
zu gründen als <strong>die</strong> Projekt-Teilnehmer. Wäh rend bei<br />
den Letzteren 56,4 % e<strong>in</strong> grundsätzliches Grün dungs<strong>in</strong>teresse<br />
bekunden, s<strong>in</strong>d es bei den Nicht teil neh mern<br />
rund 61 %. Auch der Anteil der Gründungs ent schlossenen<br />
ist <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Gruppe mit 13,8 % leicht höher vertreten<br />
als bei den Projekt-Teilnehmern (11,7 %).<br />
Gründungaktivitäten bei den ehemaligen<br />
Projekt-Teilnehmern 2004/05 ausgeprägter<br />
als <strong>in</strong> der Gesamtbevölkerung<br />
Die jungen Erwachsenen, <strong>die</strong> im Schuljahr 2004/05<br />
an e<strong>in</strong>em der <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte teilgenommen<br />
haben, wurden danach gefragt, ob sie zwischenzeitlich<br />
<strong>Unterneh</strong>men gegründet haben bzw. selbständig/freiberuflich<br />
tätig waren bzw. s<strong>in</strong>d. Bei den Befragten<br />
trifft <strong>die</strong>s immerh<strong>in</strong> auf 7,4 % zu. Dieser Anteil ist<br />
damit rund dreimal höher als <strong>in</strong> der Gesamt bevöl kerung.<br />
Auch bei <strong>die</strong>ser Fragestellung zeigen sich be kannte<br />
Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Wäh<br />
rend gut 4 % der weiblichen ehemaligen Projekt-Teilnehmenden<br />
zwischenzeitlich bereits e<strong>in</strong> Unter nehmen<br />
gegründet haben oder selbständig/freiberuflich<br />
tätig waren/s<strong>in</strong>d, beträgt der Anteil bei den männlichen<br />
ehemaligen Teilnehmern des Schuljahrs 2004/05<br />
immerh<strong>in</strong> knapp 11 %. 5<br />
Auch im Vergleich zu der bisher größten Querschnittserhebung<br />
bei Stu<strong>die</strong>renden an deutschen<br />
Hochschulen zum Thema unternehmerische Selbstän<br />
digkeit, bei der vom <strong>Inmit</strong> – im Rahmen des Bundesforschungsprojektes<br />
FACE 6 – mehr als 15.000 Stu<strong>die</strong>rende<br />
an 37 deutschen Hochschulen im Sommersemester<br />
2006 befragt wurden, zeigt sich e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt<br />
höhere Gründungsbereitschaft der im Rahmen<br />
<strong>die</strong>ser hier vorliegenden Stu<strong>die</strong> befragten Teil nehmenden<br />
2004/05. So ist der Anteil der bereits unternehmerisch<br />
Tätigen unter den Projekt-Teilnehmern<br />
2004/05 rund zweie<strong>in</strong>halbmal so hoch wie <strong>in</strong> der<br />
Referenzgruppe.<br />
Für <strong>die</strong> große Mehrheit ist Gründung<br />
erst nach e<strong>in</strong>igen Jahren Berufserfahrung<br />
vorstellbar<br />
Früh sensibilisierende Maßnahmen wie <strong>die</strong> schulischen<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte brauchen mit Blick<br />
auf das Gründungsgeschehen e<strong>in</strong>en langen Atem.<br />
Wo heute unternehmerisch sensibilisiert und qualifiziert<br />
wird, wird nicht schon morgen gegründet. Dies<br />
ist auch nicht das Ziel der <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Pro jekte,<br />
da sie sehr früh im berufsbiographischen Entwicklungsprozess<br />
angesiedelt s<strong>in</strong>d. Schließlich brauchen<br />
nachhaltig erfolgreiche Gründungen fachliche Er fahrungen<br />
und Marktkenntnisse, <strong>die</strong> sich viele zunächst<br />
e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> abhängiger Beschäftigung für e<strong>in</strong>e spätere<br />
unternehmerische Selbständigkeit erarbeiten wollen<br />
und müssen.<br />
Diejenigen Projekt-Teilnehmer, <strong>die</strong> sich grundsätzlich<br />
e<strong>in</strong>e eigene unternehmerische Selbstän digkeit<br />
vorstellen können, wurden gefragt, zu welchem<br />
Zeitpunkt <strong>die</strong>s passen könnte. Für drei Viertel der be <br />
fragten Projekt-Teilnehmer käme <strong>die</strong> mögliche Gründung<br />
bzw. selbständige Tätigkeit erst nach e<strong>in</strong>igen<br />
Jahren abhängiger Beschäftigung und Berufs erfah<br />
5 Vgl. KfW Bankengruppe (2008), S. 3. In der Altersklasse von 18–24 Jahren s<strong>in</strong>d demnach 2,62 % der deutschen Bevölkerung Voll- oder Nebenerwerbsgründer. Diese<br />
Altersklasse entspricht <strong>in</strong> etwa der Altersstruktur der Projekt-Teilnehmenden des Schuljahrs 2004/05 (Durchschnittsalter 21,9 Jahre).<br />
6 Ergebnisse zu <strong>die</strong>ser Stu<strong>die</strong> f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>Inmit</strong> (2008).
27<br />
Abbildung 10: Gründungszeitpunkt<br />
Zu welchem Zeitpunkt können Sie sich vorstellen, e<strong>in</strong> eigenes <strong>Unterneh</strong>men zu gründen?<br />
Projekt-Teilnehmende<br />
Schuljahr 08|09<br />
TN<br />
<strong>in</strong>sgesamt<br />
n= 823<br />
weiblich<br />
n= 393<br />
1,3% 2,2%<br />
5,5% 4,6%<br />
5,1%<br />
2,0%<br />
11,7%<br />
12,4%<br />
79,9%<br />
75,3%<br />
männlich<br />
n= 414<br />
2,4%<br />
6,0%<br />
7,2%<br />
13,5%<br />
70,8%<br />
direkt im Anschluss an <strong>die</strong> Schulausbildung<br />
direkt im Anschluss an <strong>die</strong> Berufsausbildung<br />
während des Studiums<br />
direkt nach Abschluss des Studiums<br />
nach e<strong>in</strong>igen Jahren Berufserfahrung als angestellte/-r Mitarbeiter/-<strong>in</strong><br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
O<br />
rung <strong>in</strong>frage. Direkt im Anschluss an <strong>die</strong> Schule wäre<br />
<strong>die</strong>s nur für rund 2 von 100 denkbar, direkt im An <br />
schluss an <strong>die</strong> Berufsausbildung für 5 bis 6 von 100.<br />
Für 12 von 100 ist der Start <strong>in</strong> <strong>die</strong> Selbständigkeit direkt<br />
nach Abschluss des Studiums e<strong>in</strong>e Option.<br />
Bei den Nichtteilnehmern des Schuljahres 2008/09<br />
s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Ergebnisse bezüglich des Zeitpunkts e<strong>in</strong>er<br />
möglichen unternehmerischen Selbständigkeit vergleichbar.<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
Generell zeigen <strong>die</strong> Antworten zum Gründungszeitpunkt, dass<br />
<strong>die</strong> männlichen Jugendlichen weniger abwartend s<strong>in</strong>d bzw. sich<br />
häufiger e<strong>in</strong>e Gründung nach zeitlich ger<strong>in</strong>gerer beruflicher<br />
Erfahrung zutrauen, als <strong>die</strong>s bei ihren Mitschüler<strong>in</strong>nen der Fall<br />
ist. Beson ders deutlich werden <strong>die</strong> Abstände bei „direkt im<br />
Anschluss an <strong>die</strong> Schulausbildung“ (Jungen: 2,4 %; Mädchen:<br />
1,3 %), „während des Studiums“ (Jungen: 7,2 %; Mädchen: 2 %)<br />
und „nach e<strong>in</strong>igen Jahren Berufserfahrung <strong>in</strong> angestellter<br />
Beschäftigung“ (Mädchen 79,9 %; Jungen: 70,8 %).<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
Branchenfavoriten s<strong>in</strong>d Market<strong>in</strong>g, Me<strong>die</strong>n<br />
und Design<br />
Auch wenn das Interesse an unternehmerischer Selbständigkeit<br />
noch wenig ausdifferenziert und e<strong>in</strong><br />
mög licher Gründungszeitpunkt noch relativ weit entfernt<br />
ist, so haben <strong>die</strong> Jugendlichen doch grobe Vor<br />
stellungen dazu, welche Branchen bzw. Bereiche sie<br />
im Gründungsfall bevorzugen würden.<br />
Die grundsätzlich Gründungsoffenen wurden<br />
dazu befragt, <strong>in</strong> welcher der zur Auswahl stehenden<br />
Branchen sie sich e<strong>in</strong>e mögliche <strong>Unterneh</strong>mens gründung<br />
vorstellen könnten.<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
Die Schüler<strong>in</strong>nen des Teilnehmerjahrgangs 2008/09 favori sieren<br />
deutlich häufiger als ihre männlichen Mitschüler <strong>die</strong> Bereiche<br />
Market<strong>in</strong>g, Design, Hotellerie, Soziales, Bildung und Lifestyle.<br />
Die männlichen Jugendlichen wiederum neigen deutlich stärker<br />
als ihre Mitschüler<strong>in</strong>nen zu den folgenden Gründungs segmenten:<br />
Industrie, Handel, Informatik/Technik, Bauwirtschaft,<br />
Handwerk und Land- und Forstwirtschaft.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
Die TOP 3 der favorisierten Gründungsbereiche,<br />
<strong>in</strong> denen sich 4 bzw. 3 von 10 der Projekt-Teilnehmer<br />
e<strong>in</strong>e Gründung vorstellen könnten, s<strong>in</strong>d Market<strong>in</strong>g<br />
(39,2 %), Me<strong>die</strong>n (35,9 %) und Design (33,6 %). Gefolgt<br />
werden <strong>die</strong>se großen Drei – mit erkennbarem Ab <br />
stand – von den Lifestyle-Bereichen „Sport, Fitness,<br />
Gesundheit, Wellness, Kosmetik“ (26,4 %). Ebenfalls<br />
im mittleren Attraktivitätsfeld liegen Beratung,<br />
Handel, Industrie und Hotellerie. Soziales, Infor matik/Technik<br />
und Bildung werden weniger häufig als<br />
<strong>die</strong> vorgenannten als Felder e<strong>in</strong>er späteren beruflichen<br />
Selbständigkeit favorisiert. Eher abgeschlagen<br />
O
28<br />
III. Heute Schulbank, morgen Chefsessel?<br />
Abbildung 11: Gründungsbranche<br />
In welcher der folgenden Branchen könnten Sie sich e<strong>in</strong>e <strong>Unterneh</strong>mensgründung vorstellen?<br />
(Mehrfachnennung möglich)<br />
Projekt-Teilnehmende<br />
Schuljahr 08|09<br />
Market<strong>in</strong>g<br />
39,2%<br />
Me<strong>die</strong>n<br />
Design<br />
33,6%<br />
35,9%<br />
Sport, Fitness, Gesundheit, Wellness, Kosmetik<br />
Beratung<br />
Handel<br />
24,9%<br />
24,4%<br />
26,4%<br />
Industrie<br />
Hotellerie<br />
20,0%<br />
21,8%<br />
Soziales<br />
Informatik, Technik<br />
Bildung<br />
14,7%<br />
16,6%<br />
16,6%<br />
Bauwirtschaft<br />
8,5%<br />
Handwerk<br />
6,0%<br />
Land- und Forstwirtschaft<br />
3,9%<br />
n= 850<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
rangieren gegen Ende der Wunschbranchen-Rangliste<br />
traditionelle Bereiche wie <strong>die</strong> Bauwirtschaft, das<br />
Handwerk sowie <strong>die</strong> Land- und Forstwirtschaft. Zu<br />
bedenken ist bei <strong>die</strong>sen Ergebnissen der hohe Anteil<br />
an Gymnasiasten <strong>in</strong> der Stichprobe (ca. 75 %).<br />
Zwischen den Projekt-Teilnehmern und Nichtteilnehmern<br />
gibt es kaum Unterschiede <strong>in</strong> den Branchenpräferenzen.
29<br />
IV.<br />
Was lockt, was blockt?<br />
Motive und H<strong>in</strong>dernisse für <strong>die</strong> Teilnahme an<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten bei Jugendlichen<br />
und Lehrkräften
30<br />
IV. Was lockt, was blockt?<br />
IV. Was lockt, was blockt?<br />
Motive und H<strong>in</strong>dernisse für <strong>die</strong> Teilnahme an <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten<br />
bei Jugendlichen und Lehrkräften<br />
Damit schulische Praxisprojekte zur Entrepre neur -<br />
ship Education noch mehr Jugendliche und Lehrkräfte<br />
erreichen, um ihren vielfältigen Nutzen zu<br />
stiften, ist der Blick darauf <strong>in</strong>teressant, welche<br />
Motive es s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong> zur Teilnahme an solchen Projekten<br />
bewegen und welche H<strong>in</strong>dernisse e<strong>in</strong>er<br />
Teilnahme im Weg stehen. In der <strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong><br />
wurden Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler (Teilnehmer<br />
und Nichtteilnehmer an solchen Projekten sowie<br />
ehemalige Teilnehmer) und Lehrkräfte zu Moti ven<br />
und H<strong>in</strong>dernissen für ihre Teilnahme an vier ausgewählten<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten be fragt.<br />
Abwechslung und Ergänzung zum klassischen, eher<br />
theoretisch ausgerichteten Unterrichtsalltag gesehen.<br />
Weitere didaktisch-methodische Charakteristika<br />
der Projekte zählen aus Sicht der Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler ebenfalls zu den stärksten Teilnahme motiven.<br />
So ist den untersuchten vier <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-<br />
Projekten geme<strong>in</strong>sam, dass <strong>die</strong> Inhalte und Metho den<br />
für <strong>die</strong> teilnehmenden Jugendlichen etwas Neues<br />
darstellen und als positive Herausforderung gesehen<br />
werden. So kann <strong>die</strong> Projekterfahrung das so genannte<br />
Kompetenzerleben und <strong>in</strong> der Folge <strong>die</strong> Selbst <br />
sicherheit bei den Jugendlichen fördern.<br />
Handlungsorientierung, Herausforderung<br />
und Teamerlebnis punkten als <strong>die</strong> drei<br />
Top-Teilnahmemotive<br />
Bei den befragten Jugendlichen ist es vor allem <strong>die</strong><br />
handlungs- und praxisorientierte Projektform, <strong>die</strong> sie<br />
dazu bewegt, bei solchen <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten<br />
an den Start zu gehen. Die Projekte, <strong>die</strong> teils <strong>in</strong><br />
den Unterricht e<strong>in</strong>gebunden, teils außerhalb des<br />
Unterrichts stattf<strong>in</strong>den, werden als willkommene<br />
Ebenfalls unter den drei Top-Motiven mit der<br />
stärksten Zustimmung für <strong>die</strong> Projektteilnahme f<strong>in</strong>det<br />
sich bei den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern der<br />
Teameffekt. Die Projektaufgaben können nur <strong>in</strong> der<br />
Gruppe bewältigt werden und <strong>die</strong> Jugendlichen er <br />
leben darüber soziale E<strong>in</strong>gebundenheit und Gruppen <br />
zugehörigkeit – sowohl mit ihren positiven Seiten als<br />
auch mit ihren Herausforderungen. Die Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schüler können sich selbst <strong>in</strong> neuen Rollen und<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em neuen Gruppenkontext ausprobieren. So<br />
i<br />
Zusatz<strong>in</strong>fo<br />
Zur Bewertung der Wichtigkeit möglicher Teilnahmemotive wurde den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern <strong>die</strong> Möglichkeit gegeben, aus e<strong>in</strong>er<br />
Auswahl von 19 Motiven ihre Zustimmung auf e<strong>in</strong>er Skala von „stimme voll zu“ bis „stimme überhaupt nicht zu“ anzugeben. Auf <strong>die</strong>se<br />
Weise konnte e<strong>in</strong>e Rangreihe der wichtigen und weniger wichtigen Motive im Rahmen der Stu<strong>die</strong>nergebnisse erarbeitet werden. Die<br />
19 Motivmöglichkeiten, zu denen <strong>die</strong> mehr oder weniger ausgeprägte Zustimmung von den Jugendlichen anzugeben war, lassen sich <strong>in</strong><br />
sechs Motivgruppen unterteilen.<br />
Motivgruppe 1: Motive, <strong>die</strong> vor allem <strong>in</strong> Projektcharakteristika begründet liegen, wie: „Ausrichtung als praxisorientierte Projektform“,<br />
„Durchführung <strong>in</strong> Teamarbeit“ und „Neue Herausforderungen bewältigen“.<br />
Motivgruppe 2: Motive, bei denen der Projektteilnahme Vorteile für den weiteren (beruflichen) Werdegang zugesprochen werden, wie:<br />
„Beitrag zur beruflichen Orientierung“ und „Möglichkeit, Fähigkeiten/ Kompetenzen für den weiteren Werdegang zu erwerben“, „Positiv<br />
für den Lebenslauf“.<br />
Motivgruppe 3: Motive, <strong>die</strong> im wirtschaftsbezogenen Interesse bzw. Wissenserwerbswunsch angesiedelt s<strong>in</strong>d, wie: „Interesse an Wirtschaft“,<br />
„Wunsch, betriebswirtschaftliches Grundwissen zu erlangen“ und „Inhalte mitbekommen, <strong>die</strong> sonst nicht an der Schule vermittelt<br />
werden“.<br />
Motivgruppe 4: <strong>Unterneh</strong>mer(-tum)bezogene Motive, wie: „Mehr über <strong>Unterneh</strong>mertum/<strong>Unterneh</strong>mensgründung erfahren wollen“,<br />
„Weil ich mich selbst <strong>in</strong> Zukunft als <strong>Unterneh</strong>mer sehe“ und „Eigene Geschäftsidee entwickeln und ausprobieren“, „Bezug zum Unter nehmertum<br />
durch Familie bzw. Bekanntenkreis“ und „<strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen kennenlernen wollen“.<br />
Motivgruppe 5: Motive, <strong>die</strong> sich auf konkrete äußere (Anerkennungs-)Anreize beziehen, wie: „Möglichkeit, gute Noten zu erlangen“,<br />
„Möglichkeit, Preise zu gew<strong>in</strong>nen“, „Besondere Anerkennung durch Teilnahme“.<br />
Motivgruppe 6: Motive, <strong>die</strong> sich aus der (sozialen) Orientierung an anderen ergeben, wie: „Teilnahmeempfehlung von anderen“,<br />
„Die meisten der Mitschüler/-<strong>in</strong>nen haben teilgenommen“.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)
31<br />
Übersicht 3: Übersicht zur Bedeutung von Teilnahmemotiven<br />
Die fünf Teilnahmemotive aus der Auswahl mit der<br />
höchsten Bedeutung für <strong>die</strong> befragten Schüler/-<strong>in</strong>nen<br />
Ich habe an dem <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekt teilgenommen, weil …<br />
Die fünf Teilnahmemotive aus der Auswahl mit der ger<strong>in</strong>gsten<br />
Bedeutung für <strong>die</strong> befragten Schüler/-<strong>in</strong>nen<br />
1 … ich <strong>die</strong> praxisorientierte Projektform <strong>in</strong>teres santer<br />
f<strong>in</strong>de als regulären Unterricht.<br />
2 … ich Spaß daran habe, neue Herausforderungen zu<br />
bewältigen.<br />
… ich <strong>Unterneh</strong>mer persönlich kennen lernen wollte.<br />
… ich durch me<strong>in</strong>e Familie/me<strong>in</strong>en Bekanntenkreis Bezug<br />
zum <strong>Unterneh</strong>mertum habe.<br />
3 … ich gerne im Team etwas erreichen wollte. … ich mir durch <strong>die</strong> Teilnahme besondere Anerkennung<br />
versprochen habe.<br />
4 … <strong>die</strong> Teilnahme positiv für me<strong>in</strong>en Lebenslauf ist. … me<strong>in</strong>e meisten Mitschüler daran teilnahmen.<br />
5 … ich mehr über <strong>Unterneh</strong>mertum und berufliche<br />
Selbständigkeit erfahren wollte.<br />
… mich <strong>die</strong> Möglichkeit gereizt hat, Preise zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
können sie – stärker als im klassischen Unterricht –<br />
erfahren, wie sie Aufgaben und neue Herausfor derun<br />
gen geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> der Gruppe angehen und<br />
lösen.<br />
Handfeste Vorteile spielen ebenfalls e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Rolle als Mitmach-Motive<br />
Dass <strong>die</strong> Teilnahme an solchen Projekten von den<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern nicht alle<strong>in</strong> als Selbstzweck<br />
und Spaßbr<strong>in</strong>ger gesehen wird, zeigt <strong>die</strong><br />
Zustimmung zu Motiven, <strong>die</strong> sich auf den weiteren<br />
(beruflichen) Werdegang beziehen. Hierzu gehört<br />
z. B. <strong>die</strong> Entwicklung von überfachlichen Fähigkeiten<br />
und Kompetenzen, <strong>die</strong> für den weiteren Werdegang<br />
als wichtig erachtet werden. So sehen <strong>die</strong> Jugend <br />
lichen <strong>die</strong> Vermutung, dass sich <strong>die</strong> Mitwirkung positiv<br />
als Referenz auf den Lebenslauf auswirken könnte,<br />
als wichtiges Motiv zur Projekteilnahme an (Rang 4<br />
der Motive aus der Motivauswahl mit der stärksten<br />
Zu stimmung). Das Wissensmotiv „mehr über <strong>Unterneh</strong>mertum<br />
und berufliche Selbständigkeit erfahren“,<br />
gehört bei den Befragten ebenfalls zu den fünf<br />
wichtigsten Mitmach-Motiven.<br />
Lehrkräfte als wichtigste Motivatoren,<br />
gefolgt von der „Eigenmotivation“ der<br />
Jugendlichen<br />
Neben der Frage, welches <strong>die</strong> wichtigsten Motive für<br />
<strong>die</strong> Teilnahme bei den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />
s<strong>in</strong>d, ist es für <strong>die</strong> weitere Verbreitung von Unter nehmergeist-Projekten<br />
von Bedeutung, wem als Moti vator<br />
<strong>die</strong> Schlüsselrolle zukommt. Hierzu fällt <strong>die</strong> Antwort<br />
bei den befragten Jugendliche sehr deutlich aus:<br />
rund jeder Zweite gibt an, dass es der Lehrer oder <strong>die</strong><br />
Lehrer<strong>in</strong> war, der bzw. <strong>die</strong> ihn am stärksten zur Teilnahme<br />
motiviert hat. Dies unterstreicht <strong>die</strong> zentrale<br />
Bedeutung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Lehrkräfte e<strong>in</strong>nehmen, wenn es<br />
darum geht, Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler für Unter nehmergeist-Projekte<br />
zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
An zweiter Stelle <strong>in</strong> der Liste der wichtigsten<br />
Mo tivatoren folgen <strong>die</strong> Jugendlichen selbst. Hier ist es<br />
jeder Dritte, der sich als stärksten Motivator für se<strong>in</strong>e<br />
Projektteilnahme sieht. Auch andere Schüler spielen<br />
als Motivatoren e<strong>in</strong>e Rolle. So fühlt sich bei den be <br />
fragten Projekt-Teilnehmern annähernd jeder sechste<br />
Jugendliche am stärksten von Mitschülern/-<strong>in</strong>nen<br />
zur Teilnahme bewegt. Dies kann zum e<strong>in</strong>en über<br />
„Empfehlungsmarket<strong>in</strong>g“ von Schüler<strong>in</strong>nen oder<br />
Schülern erfolgen, <strong>die</strong> bereits an solchen Projekten<br />
mit positiven Erfahrungen teilgenommen haben<br />
oder auch über Mitschüler/-<strong>in</strong>nen, mit denen e<strong>in</strong><br />
Team im Rahmen des <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekts<br />
gebildet wird.<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
Bei den männlichen Schülern s<strong>in</strong>d der Wirtschaftswissensaufbau<br />
und <strong>Unterneh</strong>mer-Know-how im Vergleich zu den Schüler<strong>in</strong>nen<br />
als Teilnahmemotive bedeutender. Die Schüler<strong>in</strong>nen werden<br />
dagegen im Vergleich zu ihren Mitschülern stärker durch mögliche<br />
positive Auswirkungen auf den beruflichen Werdegang und<br />
eigenes Kompetenzerleben angesprochen.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
O
32<br />
IV. Was lockt, was blockt?<br />
Zeitaufwand und nichtselbständige<br />
berufliche Pläne als wichtigste Gründe<br />
contra Projektteilnahme<br />
Um H<strong>in</strong>weise zu erhalten, aus welchen Gründen Schü <br />
ler<strong>in</strong>nen und Schüler nicht an <strong>Unterneh</strong> mer geist-Projekten<br />
teilnehmen, wurde <strong>in</strong> denjenigen <strong>Schulen</strong>, an<br />
denen <strong>die</strong> Teilnehmer-Befragungen stattgefunden<br />
haben, zusätzlich e<strong>in</strong>e Kontrollgruppen-Befragung<br />
bei Jugendlichen vergleichbaren Alters bzw. ver gleichbarer<br />
Klassenstufen durchgeführt, <strong>die</strong> nicht bei den<br />
Projekten mitgemacht hatten.<br />
Bei den von den Jugendlichen bewusst getroffenen<br />
Entscheidungen gegen e<strong>in</strong>e Projektteilnahme<br />
f<strong>in</strong>den zwei Gründe am häufigsten Zustimmung. Zum<br />
e<strong>in</strong>en ist <strong>die</strong>s der von den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />
vermutete zu hohe (zusätzliche) Zeit aufwand. Zum<br />
zweiten bildet <strong>die</strong> Zustimmung zu der Aussage „weil<br />
ich e<strong>in</strong>en anderen Berufsweg als <strong>die</strong> unternehmerische<br />
Selbständigkeit anstrebe“, für <strong>die</strong> Mehrheit der<br />
befragten nicht teilnehmenden Jugendlichen <strong>die</strong><br />
Grundlage für ihre Entscheidung gegen e<strong>in</strong>e Mit wirkung<br />
an den <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten.<br />
<strong>die</strong> Nichtteilnahme bei der Mehrheit der befragten<br />
Jugendlichen kaum auf Zustimmung trifft.<br />
Formale H<strong>in</strong>derungsgründe s<strong>in</strong>d bei den<br />
Jugendlichen weniger von Bedeutung<br />
Externe Verh<strong>in</strong>derungsgründe für e<strong>in</strong>e Nichtteil nahme<br />
f<strong>in</strong>den bei den befragten Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />
weniger Zustimmung als <strong>die</strong> zuvor genannten<br />
Entscheidungsgründe. Dies muss allerd<strong>in</strong>gs im Lichte<br />
der Tatsache gesehen werden, dass <strong>in</strong> der Stu<strong>die</strong> ausschließlich<br />
Jugendliche an solchen <strong>Schulen</strong> befragt<br />
wurden, <strong>die</strong> derartige <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte<br />
anbieten und durchführen.<br />
Die höchste bzw. häufigste Zustimmung unter<br />
den formalen H<strong>in</strong>derungsgründen zeigen <strong>die</strong> projektorganisatorischen<br />
Gründe – beispielsweise, dass <strong>die</strong><br />
Projekte lediglich <strong>in</strong> anderen Klassen/Kursen angeboten<br />
wurden oder, dass e<strong>in</strong>e zeitliche Überschneidung<br />
mit anderen schulischen Angeboten vorlag. Auf gleichem<br />
Zustimmungsniveau liegt <strong>die</strong> mangelnde Be <br />
kanntheit bzw. Bekanntmachung der Projekt durchführung.<br />
Diese beiden wichtigsten Gründe für e<strong>in</strong>e Entschei<br />
dung der Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler gegen e<strong>in</strong>e<br />
Projektteilnahme, zeigen zwei Engpässe auf, <strong>die</strong> zu<br />
berücksichtigen s<strong>in</strong>d, wenn <strong>die</strong>jenigen gewonnen<br />
wer den sollen, <strong>die</strong> sich – trotz der bestehenden Möglichkeit<br />
an ihrer Schule – entschieden haben, nicht an<br />
solchen <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten teilzunehmen.<br />
Dies ist zum Ersten <strong>die</strong> Skepsis <strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong> zeitliche<br />
Zusatzbelastung im verdichteten Schulalltag –<br />
<strong>in</strong>sbesondere mit Blick auf längerfristig angelegte<br />
Projekte, <strong>die</strong> nicht <strong>in</strong> den Unterricht <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d.<br />
Zum Zweiten zeigt sich <strong>die</strong> Notwendigkeit der Verdeu<br />
tlichung der Vorteile durch <strong>die</strong> Projektteilnahme,<br />
<strong>die</strong> ke<strong>in</strong>eswegs ausschließlich bei e<strong>in</strong>er späteren Grün <br />
dung oder anderen unternehmerisch selbständigen<br />
Tätigkeit greifen. Dies s<strong>in</strong>d beispielsweise Aspekte<br />
wie <strong>die</strong> Verbesserung von Querschnittskompetenzen<br />
und der für jede private und berufliche Entwicklung<br />
nützliche Wissenserwerb zu Wirtschaftsthemen, <strong>die</strong><br />
durch e<strong>in</strong>e Projektteilnahme erwiesenermaßen ge fördert<br />
werden. Letzteres wird auch durch den Stu<strong>die</strong>nbefund<br />
gestützt, dass mangelndes Interesse an Un <br />
ternehmens- und Wirtschaftsthemen als Grund für<br />
„Stille Reserve“ bei den Jugendlichen,<br />
<strong>die</strong> nicht teilgenommen haben<br />
Diejenigen Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, <strong>die</strong> aus externen<br />
bzw. formalen Gründen nicht an den angebotenen<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten teilgenommen hatten,<br />
wurden gefragt, ob sie denn an e<strong>in</strong>em solchen<br />
Projekt gerne teilgenommen hätten bzw. <strong>in</strong> Zukunft<br />
gerne teilnehmen würden. Hierzu zeigen <strong>die</strong> Befragungsergebnisse<br />
e<strong>in</strong>e beträchtliche „Stille Reserve“<br />
als Potenzial. Gut 40 % hätten nach eigenen Angaben<br />
gerne an dem Projekt teilgenommen, 60 % würden <strong>in</strong><br />
Zukunft gerne teilnehmen, wenn <strong>die</strong> Möglichkeit<br />
dazu besteht.<br />
Gut für <strong>die</strong> Schüler ist gut für <strong>die</strong> Lehrer<br />
Da <strong>die</strong> Befragungsergebnisse zeigen, dass <strong>die</strong> Lehrkräfte<br />
als Motivatoren für <strong>die</strong> Teilnahme der Jugendli<br />
chen an <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle<br />
e<strong>in</strong>nehmen, ist <strong>die</strong> Frage, was denn <strong>die</strong> Lehrkräfte<br />
selbst zur Mitwirkung motiviert, sowohl für <strong>die</strong><br />
Gew<strong>in</strong>nung der Lehrkräfte als auch der Schüler von
33<br />
Interesse. Im Rahmen der <strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong> wurden bei<br />
den beteiligten Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern schülerund<br />
lehrerbezogene Motive abgefragt. Bei den schülerbezogenen<br />
Motiven handelt es sich um Teilnahmemotive<br />
der Lehrkräfte, <strong>die</strong> darauf ausgerichtet s<strong>in</strong>d,<br />
<strong>die</strong> Jugendlichen <strong>in</strong> ihrem weiteren Werdegang voranzubr<strong>in</strong>gen.<br />
Lehrerbezogene Motive richten sich<br />
dagegen eher auf das Eigen<strong>in</strong>teresse der betreuenden<br />
Lehrkräfte. Im Rahmen der telefonischen Interviews<br />
wurden <strong>die</strong> Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
offenen Frage gebeten, <strong>die</strong> drei wichtigsten Motive<br />
zur Teilnahme an dem jeweiligen <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-<br />
Projekt zu benennen.<br />
Die betreuenden Lehrkräfte – <strong>die</strong> sich nach eigenen<br />
Angaben im Wesentlichen selbst zur Teilnahme<br />
motivieren – benennen als ihre Hauptteilnahme motive<br />
<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie schülerbezogene Gründe. Insbe son <br />
dere s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>s Aspekte, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> Kompetenz vermittlung<br />
bzw. auf das Tra<strong>in</strong>ieren von überfachlichen<br />
Kom petenzen bei ihren Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />
gerichtet s<strong>in</strong>d. Wie bei den Jugendlichen stellt auch<br />
bei den befragten Lehrkräften <strong>die</strong> praxisorientierte<br />
Ausrichtung der <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte e<strong>in</strong> wichtiges<br />
Motiv zur Mitwirkung dar.<br />
Abwechslung, Lernerfolg und motivierte<br />
Schüler als häufigste lehrerbezogene<br />
Teilnahmemotive<br />
Für <strong>die</strong> Lehrkräfte selbst ist es e<strong>in</strong> wichtiges Teil nahmemotiv,<br />
dass sie <strong>die</strong> Möglichkeit haben, den Unterricht<br />
mit der Durchführung solcher Projekte attraktiver zu<br />
gestalten. Jeder zehnte Befragte gibt an, an den <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten<br />
teilzunehmen, weil <strong>die</strong>se gut<br />
organisiert s<strong>in</strong>d und <strong>die</strong> Möglichkeit bieten, wirtschaft<br />
liche und unternehmerische Inhalte für <strong>die</strong><br />
Jugendlichen besser zu vermitteln als der klassische<br />
Unterricht. E<strong>in</strong>e weitere häufig genannte Teilnahmemotivation<br />
stellt für <strong>die</strong> Lehrkräfte <strong>die</strong> Erfahrung dar,<br />
dass sie es im Rahmen der Projektarbeit mit deutlich<br />
stärker <strong>in</strong>teressierten und motivierten Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schülern zu tun zu haben als im regulären Unterricht.<br />
Das sagen Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer<br />
… Ich nehme als Lehrer/-<strong>in</strong> an Unter neh mer geist-<br />
Projekten für me<strong>in</strong>e Schüler/-<strong>in</strong>nen teil, weil:<br />
„Schüler lernen wirklich was bei solchen Projekten.<br />
Sie verlieren <strong>die</strong> Scheu vor Herausforderungen und<br />
ihr Selbstbewusstse<strong>in</strong> wird gestärkt.“<br />
„Ich möchte e<strong>in</strong>en Beitrag dazu leisten, dass sich<br />
der Horizont der Schüler erweitert.“<br />
„Ich f<strong>in</strong>de es spannend, zu sehen, welche Entwicklung<br />
so e<strong>in</strong>e Firma im Laufe des Jahres durchläuft<br />
und kann me<strong>in</strong>e Schüler dabei neu erleben.“<br />
„<strong>Unterneh</strong>mertum ist <strong>die</strong> Zukunft. Es müssen<br />
sich Leute selbständig machen.“<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010, telefonische Befragung von 193 Lehrern
34<br />
V.<br />
Was br<strong>in</strong>gt’s?<br />
Wirkungen von <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten aus<br />
Sicht der Jugendlichen und der Lehrkräfte
35<br />
V. Was br<strong>in</strong>gt’s?<br />
Wirkungen von <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten aus Sicht der Jugendlichen<br />
und der Lehrkräfte<br />
Die Zielkataloge für schulische <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-<br />
Projekte s<strong>in</strong>d vielfältig. So soll das Wirtschafts <strong>in</strong>teresse<br />
der Jugendlichen gesteigert, ihr Wirtschaftswissen<br />
erhöht und <strong>die</strong> Querschnittskompetenzen<br />
verbessert werden. Ebenso schreiben sich <strong>die</strong> Projekte<br />
<strong>in</strong>s Stammbuch, das <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-<br />
Bild zu verbessern und bei den Jugendlichen be -<br />
reits frühzeitig unternehmerisches Denken und<br />
Handeln zu fördern sowie für e<strong>in</strong>e unternehmerische<br />
Selbständigkeit als mögliche spätere Er werbsperspektive<br />
zu sensibilisieren. Nun ist es das e<strong>in</strong>e,<br />
was <strong>die</strong> <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte sich als Ziele<br />
gesetzt haben und das andere, im welchem Maße<br />
<strong>die</strong> <strong>in</strong>ten<strong>die</strong>rten Ziele und Wirkungen tatsächlich<br />
erreicht werden. Um mehr über <strong>die</strong> Effekte von<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten aus der Sicht der<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler sowie aus der Sicht der<br />
betreuenden Lehrkräfte zu erfahren, wurden <strong>die</strong>se<br />
bei der <strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong> zu verschiedenen Wirkungsaspekten<br />
befragt.<br />
Mehr Wirtschafts<strong>in</strong>teresse durch <strong>die</strong><br />
Projektteilnahme nach eigenem Bekunden<br />
bei jedem dritten Jugendlichen<br />
Für <strong>die</strong> erfolgreiche Ausbildung ökonomischer Handlungskompetenz<br />
ist das Grund<strong>in</strong>teresse an wirtschaftlichen<br />
Fragestellungen e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung.<br />
Daher wurden <strong>die</strong> Jugendlichen danach gefragt, welche<br />
Wirkungen <strong>die</strong> Projektteilnahme ihrer eigenen<br />
Beurteilung nach auf ihr Wirtschafts<strong>in</strong>teresse hatte.<br />
Rund e<strong>in</strong> Drittel der befragten Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler gibt an, dass das Projekt bei ihnen zu e<strong>in</strong>er<br />
Erhöhung des Interesses an Wirtschaft geführt hat.<br />
Mit 2 von 3 der Jugendlichen hatte bei der Mehrheit<br />
<strong>die</strong> Projektteilnahme nach deren Wahrnehmung<br />
ke<strong>in</strong>e <strong>die</strong>sbezügliche Veränderung zur Folge. Zu be <br />
rücksichtigen ist bei <strong>die</strong>sem Befund, dass bei den<br />
Teilnehmern an derartigen wirtschaftsorientierten<br />
Projekten e<strong>in</strong> ohneh<strong>in</strong> höheres Ausgangsniveau des<br />
Wirtschafts<strong>in</strong>teresses anzunehmen ist.<br />
Die größte positive Veränderung beim Wirt schaftswissen<br />
zeigt sich bei den befragten Schüle r<strong>in</strong>nen und<br />
Schülern <strong>in</strong> formal höheren Schulformen. Umgekehrt<br />
ist <strong>die</strong> Steigerung des Wirtschafts <strong>in</strong>te res ses bei Jugendlichen<br />
von Hauptschulen oder ver gleich baren Schulformen<br />
ger<strong>in</strong>ger ausgeprägt als bei Jugendlichen<br />
anderer Schulformen.<br />
Lehrkräfte sehen bei der Mehrheit der<br />
Jugendlichen positive Wirkungen auf das<br />
Wirtschafts<strong>in</strong>teresse<br />
Die Selbste<strong>in</strong>schätzung der Jugendlichen wurde <strong>in</strong><br />
der <strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Außensicht der betreuenden<br />
Lehrkräfte ergänzt. Aus deren Sicht ergibt sich<br />
e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiges positives Bild. 85 % attestieren ihren<br />
Schülern/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> erhöhtes Interesse an wirtschaftlichen<br />
Fragestellungen im Zuge der Projekt-Teil nah me.<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
38 % der männlichen Schüler sehen bei sich durch <strong>die</strong> Teilnahme<br />
e<strong>in</strong> gestiegenes Wirtschafts<strong>in</strong>teresse. Bei den Schüler<strong>in</strong>nen ist<br />
der Anteil derer, bei denen sich nach eigenen Angaben das<br />
Wirtschafts<strong>in</strong>teresse durch <strong>die</strong> Projektteilnahme erhöht hat, mit<br />
30 % ger<strong>in</strong>ger ausgeprägt.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte verbessern<br />
Wirtschaftswissen und gründungsbezogene<br />
Kenntnisse<br />
E<strong>in</strong>e gute wirtschaftliche Bildung von Jugendlichen<br />
ist e<strong>in</strong>e wichtige Grundvoraussetzung für das kompetente<br />
und mündige Agieren <strong>in</strong> wirtschaftlichen Zu <br />
sammenhängen. Mit Blick auf <strong>die</strong> <strong>die</strong>sbezüglichen<br />
Wirkungen und Lernerfolge wurden <strong>die</strong> Schüle r<strong>in</strong> nen<br />
und Schüler gebeten, anzugeben, wie sie <strong>die</strong> Verände<br />
rung ihres Wissenstandes bei den Themen Wirtschaft,<br />
<strong>Unterneh</strong>mertum und <strong>Unterneh</strong>mens gründung<br />
durch <strong>die</strong> Projektteilnahme beurteilen.<br />
Auch hier zeichnen <strong>die</strong> Ergebnisse e<strong>in</strong> positives<br />
Bild. Insgesamt entfachen <strong>die</strong> <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte<br />
auf das wirtschafts- und unternehmensbezogene<br />
Fachwissen nach der Selbste<strong>in</strong>schätzung der<br />
Jugendlichen e<strong>in</strong>e starke Wirkung. Über alle Wissens<br />
O
O<br />
36<br />
V. Was br<strong>in</strong>gt’s?<br />
Abbildung 12: Veränderung des wirtschafts- und unternehmensbezogenen Fachwissens durch <strong>die</strong><br />
Mitwirkung an e<strong>in</strong>em <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekt<br />
Bitte bewerten Sie <strong>die</strong> Veränderung Ihres Fachwissens durch <strong>die</strong> Projektteilnahme. Veränderung im Bereich ...<br />
stark verbessert verbessert gleich geblieben<br />
Projekt-Teilnehmende<br />
Schuljahr 08|09<br />
... allgeme<strong>in</strong>es Wirtschaftswissen<br />
(z.B. „Wie funktioniert<br />
<strong>die</strong> Wirtschaft?“)<br />
weiblich<br />
männlich<br />
7,2%<br />
12,1%<br />
55,3%<br />
53,7%<br />
37,5%<br />
34,2%<br />
... betriebswirtschaftliches<br />
Wissen<br />
(Buchführung, usw.)<br />
weiblich<br />
männlich<br />
9,9%<br />
15,7%<br />
55,0%<br />
55,4%<br />
35,1%<br />
28,9%<br />
... Wissen über<br />
<strong>Unterneh</strong>mer/<br />
-<strong>in</strong>nen und<br />
<strong>Unterneh</strong>mertum<br />
weiblich<br />
männlich<br />
12,2%<br />
16,2%<br />
60,8%<br />
55,8%<br />
26,9%<br />
28,0%<br />
... Wissen zur<br />
<strong>Unterneh</strong>mensgründung<br />
(Bus<strong>in</strong>essplan, usw.)<br />
weiblich<br />
männlich<br />
22,4%<br />
24,8%<br />
58,7%<br />
54,4%<br />
18,9%<br />
20,9%<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
m (n= 666) | w (n= 826)<br />
bereiche, <strong>die</strong> <strong>in</strong> der Befragung zur Auswahl standen,<br />
h<strong>in</strong>weg, sehen 7 von 10 dank der Projektteilnahme<br />
e<strong>in</strong>e Verbesserung ihres Wissensstandes.<br />
Die stärksten Wirkungen s<strong>in</strong>d dabei beim unternehmensbezogenen<br />
Fachwissen feststellbar. So attestieren<br />
sich 8 von 10 der Projektteilnehmer/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e<br />
Verbesserung ihres Know-hows zum Thema <strong>Unterneh</strong><br />
mensgründung. Bei annähernd 3 von 4 Jugend <br />
lichen ist <strong>in</strong> der Selbste<strong>in</strong>schätzung das Wissen zu Un <br />
ternehmern/-<strong>in</strong>nen und <strong>Unterneh</strong>mertum gestiegen.<br />
Rund 2 von 3 der Projekteilnehmer geben e<strong>in</strong> verbessertes<br />
betriebswirtschaftliches bzw. allgeme<strong>in</strong>es Wirt <br />
schaftswissen durch <strong>die</strong> Mitwirkung an.<br />
Interessanterweise zeigt sich auch, dass <strong>die</strong> Effekte<br />
auf das wirtschafts- und unternehmensbezogene<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
Die männlichen Schüler schätzen <strong>die</strong> Verbesserung ihres wirtschaftsbezogenen<br />
Wissens höher e<strong>in</strong> als <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen. Beim<br />
Wissen über <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen und <strong>Unterneh</strong>mertum s<strong>in</strong>d es<br />
dagegen <strong>die</strong> Mädchen, <strong>die</strong> im Vergleich zu ihren Mitschülern<br />
e<strong>in</strong>e stärkere Verbesserung für sich <strong>in</strong> Anspruch nehmen. H<strong>in</strong>sichtlich<br />
der Verbesserungen des Wissens zur <strong>Unterneh</strong>mensgründung<br />
liegen <strong>die</strong> E<strong>in</strong>schätzungen der Jungen und Mädchen<br />
<strong>in</strong> etwa gleich.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
Das sagen Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer<br />
„Ich habe das Projekt betreut, weil ich me<strong>in</strong>en<br />
Schülern wirtschaftliches Wissen für ihren wei <br />
teren Werdegang vermitteln wollte. Das hat mit<br />
der Schülerfirma wunderbar funktioniert.“<br />
„Dieses Projekt stellt e<strong>in</strong>e hervorragende Möglichkeit<br />
dar, Wissen zum Thema Wirtschaft und Un ternehmensgründung<br />
so zu behandeln, dass es bei<br />
den Schülern auch ankommt.“<br />
„Die Schüler – auch <strong>die</strong> jüngeren – werden auf<br />
<strong>die</strong> Teilnahme am Wirtschaftsleben vorbereitet<br />
und das sehr realistisch. Das bekommt man<br />
alle<strong>in</strong> mit Lehrbüchern so nicht h<strong>in</strong>.“<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
Wissen umso stärker s<strong>in</strong>d, je höher das Grund <strong>in</strong>te resse<br />
bei den Jugendlichen ausgeprägt ist. Im Ver gleich der<br />
Befragungsergebnisse nach Schulformen zeigt sich,<br />
dass <strong>die</strong> Stärke der wissensbezogenen Wir kungen<br />
weitgehend unabhängig von der Schulform ist.
37<br />
Lehrkräfte sehen auch beim Wirtschaftsund<br />
<strong>Unterneh</strong>menswissen stärkere posi tive<br />
Effekte<br />
Bei den Querschnittskompetenzen<br />
besonders Team-, Kommunikations- und<br />
Präsentationsfähigkeit verbessert<br />
Zusätzlich zur Selbste<strong>in</strong>schätzung der Jugendlichen<br />
wurden auch <strong>die</strong> betreuenden Lehrkräfte um e<strong>in</strong>e<br />
E<strong>in</strong>schätzung der projektbed<strong>in</strong>gten Veränderungen<br />
des wirtschafts- und unternehmensbezogenen Fachwissens<br />
bei den Schülern/-<strong>in</strong>nen gebeten. So wie <strong>die</strong><br />
betreuenden Lehrkräfte <strong>in</strong> der Fremdsicht bereits <strong>die</strong><br />
Effekte auf das Wirtschafts<strong>in</strong>teresse stärker e<strong>in</strong>geschätzt<br />
haben als <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, so<br />
zeigt sich bei Wissensveränderung das gleiche Bild.<br />
9 von 10 Lehrkräfte verzeichnen bei ihren Schülern/<br />
-<strong>in</strong>nen durch <strong>die</strong> Projektteilnahme e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />
von deren wirtschaftsbezogenem Fachwissen. In den<br />
Wissensbereichen betriebswirtschaftliches Wissen,<br />
Wissen über <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen und Unter nehmertum<br />
sowie Wissen zur <strong>Unterneh</strong>mensgründung geht<br />
e<strong>in</strong> Drittel der befragten Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer<br />
sogar von starken Verbesserungen bei ihrer Schülerschaft<br />
aus.<br />
E<strong>in</strong>e wesentliche Zielsetzung der <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-<br />
Projekte liegt <strong>in</strong> der Förderung und im Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g von<br />
Querschnittskompetenzen. Wie beurteilen <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schüler selbst <strong>die</strong> <strong>die</strong>sbezüglichen Wirkungen<br />
durch e<strong>in</strong>e Projektteilnahme? Wenn gleich <strong>die</strong><br />
Bewertungen im Vergleich zu den geäußerten Verbesserungen<br />
zum Wirtschafts- und Unter neh mens wissen<br />
hier <strong>in</strong>sgesamt verhaltener ausfallen, zeigen sich dennoch<br />
durchgängig spürbar positive Wirkungen.<br />
Die größte projektbed<strong>in</strong>gte Kompetenz verbes serung<br />
identifizieren <strong>die</strong> Jugendlichen selbst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Bereich, der im Rahmen der Stu<strong>die</strong>nergebnisse auch<br />
an anderen Stellen immer wieder thematisiert wurde.<br />
So schreiben knapp 2 von 3 der Projektteilnahme<br />
e<strong>in</strong>e Verbesserung ihrer Teamfähigkeit zu. Auch Kom <br />
m unikations-, Präsentations- und Konflikt fähig keit<br />
gehören zu den Querschnittskompetenzen, <strong>die</strong> gut<br />
jeder Zweite der Jugendlichen als verbessert erlebt.<br />
Tabelle 3: Veränderung der Kompetenzen und Fähigkeiten bei den Jugendlichen durch <strong>die</strong><br />
Projektteilnahme<br />
Kompetenzen und Fähigkeiten<br />
„verbessert“/<br />
„stark verbessert“<br />
„gleich geblieben“<br />
... Teamfähigkeit 62,0% 38,0%<br />
... Kommunikationsfähigkeit 55,2% 44,8%<br />
... Präsentationsfähigkeit 54,6% 45,4%<br />
... Konfliktfähigkeit 51,5% 48,5%<br />
... Ausdauer/„Dranbleiben“/Stressfähigkeit 49,9% 50,1%<br />
... Selbständiges Arbeiten 49,5% 50,5%<br />
... Zeitmanagement 46,7% 53,3%<br />
... Zielorientierung 46,4% 53,6%<br />
... Flexibilität und Anpassungsfähigkeit 45,5% 54,5%<br />
... E<strong>in</strong>schätzung eigener Stärken/Schwächen 44,7% 55,3%<br />
... Selbstbewusstse<strong>in</strong> 43,4% 56,6%<br />
... Durchsetzungsvermögen 42,8% 57,2%<br />
... Umgang mit Me<strong>die</strong>n 41,3% 58,7%<br />
... Analysefähigkeit 40,7% 59,3%<br />
... Ausdrucksfähigkeit 39,4% 60,6%<br />
... Zuverlässigkeit 39,1% 60,9%<br />
... Kreativität 38,0% 62,0%<br />
TN= Teilnehmende 2008/09 (n = 1.530)<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010
O<br />
38<br />
V. Was br<strong>in</strong>gt’s?<br />
Im Vergleich der Ergebnisse nach Schulformen<br />
s<strong>in</strong>d es <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler aus Realschulen<br />
sowie Hauptschulen oder vergleichbaren, <strong>die</strong> deutlich<br />
häufiger Verbesserungen ihrer Querschnitts kom petenzen<br />
erleben. E<strong>in</strong> Befund, der <strong>die</strong> Bedeutung des<br />
Angebots von <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten <strong>in</strong>sbesondere<br />
auch für <strong>die</strong>se Schulformen unterstreichen kann.<br />
Lehrkräfte schätzen <strong>die</strong> Verbesserungen<br />
der Querschnittskompetenzen höher e<strong>in</strong><br />
als <strong>die</strong> Schüler<br />
Das sagen Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
„Me<strong>in</strong> Selbstbewusstse<strong>in</strong> wurde gestärkt und ich<br />
habe gelernt, mich auch mal durchzusetzen, wenn<br />
es dem Team hilft.“<br />
„Ich b<strong>in</strong> selbständiger geworden und gehe jetzt an<br />
Probleme ganz anders ran.“<br />
„Me<strong>in</strong>e Kommunikations- und Präsentationsfertigkeiten<br />
haben sich deutlich verbessert.“<br />
Bei der Bewertung der <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte<br />
h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Wirkung auf <strong>die</strong> Querschnitts kompetenzen<br />
der Jugendlichen wiederholt sich das Be <br />
wertungsmuster, das bereits aus der E<strong>in</strong>schätzung<br />
der Veränderung des Wirtschafts<strong>in</strong>teresses und -wissens<br />
bekannt ist. Auch hier sehen <strong>die</strong> betreuenden<br />
Lehrkräfte noch stärkere Effekte auf <strong>die</strong> positive<br />
Veränderung, als <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
selbst tun (siehe Abbildung 13).<br />
Die Verbesserung der Kompetenzen Team fähigkeit,<br />
Kommunikationsfähigkeit sowie selbständiges<br />
Arbeiten werden von den befragten Lehrkräften mit<br />
Blick auf <strong>die</strong> Jugendlichen am häufigsten genannt.<br />
Rund 9 von 10 der Lehrer/-<strong>in</strong>nen attestieren ihrer<br />
Schülerschaft hier Verbesserungen. Im Vergleich zu<br />
den E<strong>in</strong>schätzungen der Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
sehen <strong>die</strong> Lehrkräfte dabei häufiger starke Verbesserungen.<br />
Die Kompetenzen Selbstbewusstse<strong>in</strong> (26,2 %),<br />
Kommunikationsfähigkeit (25,8 %), Teamfähigkeit<br />
(24,5 %), Präsentationsfähigkeit (22,9 %) sowie selbständiges<br />
Arbeiten (21,8 %) werden bei den starken<br />
Verbesserungen besonders häufig von den betreuenden<br />
Lehrkräften genannt.<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
Insgesamt zeigen sich bei der Rangfolge der Kompetenz ver besse<br />
rungen zwischen Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern <strong>in</strong> der Selbstsicht<br />
ke<strong>in</strong>e wesentlichen Unterschiede. Lediglich der Anteil derjenigen,<br />
<strong>die</strong> positive Veränderungen sehen, unterscheidet sich. In<br />
der Regel s<strong>in</strong>d es <strong>die</strong> männlichen Jugendlichen, <strong>die</strong> bei sich stärkere<br />
positive Effekte identifizieren als ihre Mitschüler<strong>in</strong>nen es für<br />
sich wahrnehmen.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
„Ich weiß me<strong>in</strong>e Fähigkeiten jetzt besser e<strong>in</strong>zuschätzen.<br />
Ich kann so <strong>die</strong> Aufgaben, <strong>die</strong> mir<br />
gestellt werden, besser bewältigen.“<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
Abgesehen von den Niveauunterschieden der<br />
Bewertung ist <strong>die</strong> Rangfolge der verbesserten Querschnittskompetenzen<br />
aus der Sicht der Lehrkräfte und<br />
der Jugendlichen be<strong>in</strong>ahe identisch.<br />
Aus Schülersicht nur selten e<strong>in</strong>e<br />
Veränderung des <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-<br />
Images durch <strong>die</strong> Projektteilnahme<br />
Um mehr über <strong>die</strong> Wirkung von <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-<br />
Projekten <strong>in</strong> Bezug auf das <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-Bild<br />
bei Jugendlichen zu erfahren, wurden <strong>die</strong> Schüle ri n nen<br />
und Schüler dazu befragt, <strong>in</strong>wieweit sich bei ihnen<br />
durch <strong>die</strong> Projektteilnahme das <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-<br />
Image verändert hat. Nach E<strong>in</strong>schätzung der Jugen d<br />
lichen haben <strong>die</strong> Erfahrungen im Projekt bei ihnen<br />
mehrheitlich weder positive, noch negative Verän derungen<br />
des Ansehens von <strong>Unterneh</strong>mern/-<strong>in</strong>nen zur<br />
Folge gehabt. Lediglich jeder sechste Jugendliche<br />
gibt an, dass <strong>die</strong> Projektteilnahme bei ihm zu e<strong>in</strong>er<br />
positiven Veränderung des Unter neh mer/-<strong>in</strong>nen-<br />
Images geführt hat. Hier ist zu berücksichtigen, dass<br />
<strong>die</strong> befragten Jugendlichen auf breiter Front – 9 von<br />
10 – e<strong>in</strong> positives <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-Bild zeichnen.<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
Bei den Schüler<strong>in</strong>nen profitiert das <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen-Bild<br />
durch <strong>die</strong> Projektteilnahme stärker als das <strong>Unterneh</strong>mer-Bild.<br />
Bei den männlichen Schülern ist es umgekehrt.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
O
39<br />
Abbildung 13: Veränderung der Querschnittskompetenzen der Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler durch <strong>die</strong><br />
Teilnahme an e<strong>in</strong>em <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekt aus Sicht der betreuenden Lehrkräfte<br />
Bitte bewerten Sie <strong>die</strong> Veränderung der Kompetenzen und Fähigkeiten der Schüler/-<strong>in</strong>nen durch <strong>die</strong> Projektteilnahme<br />
<strong>in</strong> folgenden Bereichen. Veränderung der Kompetenzen/Fähigkeiten der Schüler/-<strong>in</strong>nen im Bereich ...<br />
Lehrer/-<strong>in</strong>nen 08|09<br />
... Teamfähigkeit<br />
24,5%<br />
65,4%<br />
10,1%<br />
... Kommunikationsfähigkeit<br />
25,8%<br />
61,6%<br />
12,6%<br />
... Selbständiges Arbeiten<br />
21,8%<br />
64,9%<br />
13,3%<br />
... Zielorientierung<br />
8,5%<br />
75,0%<br />
16,5%<br />
... Konfliktfähigkeit<br />
14,3%<br />
67,2%<br />
18,5%<br />
... Präsentationsfähigkeit<br />
22,9%<br />
58,5%<br />
18,6%<br />
... E<strong>in</strong>schätzung der eigenen Stärken/<br />
Schwächen<br />
14,4%<br />
67,0%<br />
18,6%<br />
... Selbstbewusstse<strong>in</strong><br />
26,2%<br />
54,5%<br />
19,3%<br />
... Ausdauer/ ”<br />
Dranbleiben“/Stressfähigkeit<br />
15,5%<br />
63,6%<br />
20,9%<br />
... Zeitmanagement<br />
13,4%<br />
65,1%<br />
21,5%<br />
... Durchsetzungsvermögen<br />
4,8%<br />
66,1%<br />
29,1%<br />
... Kreativität<br />
11,8%<br />
58,6%<br />
29,6%<br />
... Umgang mit Me<strong>die</strong>n<br />
11,1%<br />
56,1%<br />
32,8%<br />
... Flexibilität und Anpassungsfähigkeit<br />
6,4%<br />
60,1%<br />
33,5%<br />
... Ausdrucksfähigkeit<br />
11,2%<br />
53,5%<br />
35,3%<br />
... Zuverlässigkeit<br />
7,4%<br />
56,9%<br />
35,6%<br />
... Analysefähigkeit<br />
3,8%<br />
59,2%<br />
37,0%<br />
stark verbessert verbessert gleich geblieben<br />
n= 188<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
Lehrkräfte sehen stärker positive<br />
Verände rungseffekte für das <strong>Unterneh</strong>mer/<br />
-<strong>in</strong>nen-Bild bei den Jugendlichen<br />
Auch den betreuenden Lehrkräften wurde <strong>die</strong> Frage<br />
gestellt, wie sie <strong>die</strong> Veränderung des <strong>Unterneh</strong> me r<strong>in</strong>nen-<br />
bzw. <strong>Unterneh</strong>mer-Bilds bei ihrer Schülerschaft<br />
durch <strong>die</strong> Projektteilnahme e<strong>in</strong>schätzen. Die Ergebnisse<br />
bei den Jugendlichen und bei den Lehrkräften<br />
unterscheiden sich auch hierzu deutlich. Bei den be <br />
fragten Lehrkräften s<strong>in</strong>d es mehr als 6 von 10, <strong>die</strong> an <br />
geben, dass sich das <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-Bild ihrer<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler durch deren Projekt teilnahme<br />
positiv verändert hat. Lediglich jede dritte<br />
Lehrkraft geht von e<strong>in</strong>em unveränderten Ansehen<br />
der <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen bei den Jugendlichen nach<br />
dem Projekt aus.<br />
Selbste<strong>in</strong>schätzung als <strong>Unterneh</strong>mer/<br />
-<strong>in</strong>nen-Typ bei 3 von 10 Jugendlichen<br />
gestärkt<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte wollen und sollen auch<br />
dazu beitragen, dass <strong>die</strong> Jugendlichen sich spielerisch<br />
damit ause<strong>in</strong>andersetzen, ob sie sich als Unter neh merbzw.<br />
<strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen-Typ sehen. Zwei Drittel der<br />
befragten Projektteilnehmer<strong>in</strong>nen und 60 % der Teilnehmer<br />
geben an, dass sich ihre Selbste<strong>in</strong> schätzung<br />
als <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen bzw. als <strong>Unterneh</strong>mer-Typ<br />
durch <strong>die</strong> Erfahrungen <strong>in</strong> dem Projekt nicht verändert<br />
hat. Mit Blick auf <strong>die</strong> Sensibilisierung für unternehmerisches<br />
Denken und Handeln und e<strong>in</strong>e spätere<br />
Selbständigkeit als Erwerbsalternative s<strong>in</strong>d es aber<br />
immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Drittel der männlichen Projekt teil nehmer<br />
und e<strong>in</strong> Viertel ihrer Mitschüler<strong>in</strong>nen, <strong>die</strong> mit<br />
e<strong>in</strong>em gestärkten unternehmerischen Selbstbewusstse<strong>in</strong><br />
aus den Projekten hervorgehen.
O<br />
40<br />
V. Was br<strong>in</strong>gt’s?<br />
Jugendliche aus Selbständigenhaushalten bestätigen<br />
dabei häufiger e<strong>in</strong>e Positivveränderung als <strong>die</strong><br />
Übrigen. Auch bei Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern von<br />
Realschulen bewirkt e<strong>in</strong>e Projektteilnahme häufiger<br />
als bei anderen Schulformen e<strong>in</strong>e positive Verän derung<br />
ihres unternehmerischen Selbstbewusstse<strong>in</strong>s.<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
Der Anteil derjenigen, <strong>die</strong> bei sich e<strong>in</strong>e positive Veränderung<br />
ihrer Gründungsbereitschaft durch das Projekt sehen, ist bei den<br />
männlichen Schülern mit 43,3 % größer als bei ihren Mit schüler<strong>in</strong>nen,<br />
für <strong>die</strong> <strong>die</strong>s bei 38,2 % als Effekt zum Tragen kommt.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
Gründungs<strong>in</strong>teresse steigt bei 4 von 10<br />
sche<strong>in</strong>en <strong>die</strong> <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte h<strong>in</strong>sichtlich<br />
ihrer Veränderungswirkung bei den Jugend lichen<br />
aus Nicht-Selbständigenhaushalten e<strong>in</strong>e größere<br />
Wirkung zu entfachen. So hat sich <strong>die</strong> Gründungsbereitschaft<br />
bei der letztgenannten Gruppe um 43,8 %<br />
erhöht, während sich nach den Angaben bei den<br />
Jugendlichen aus Selbständigenhaushalten lediglich<br />
bei 38,4 % e<strong>in</strong>e positive Veränderung ergeben hat.<br />
Beim Vergleich der Ergebnisse nach Schulformen<br />
bestätigen <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler von Realschu<br />
len und Hauptschulen oder vergleichbaren am<br />
häufigsten, dass sich bei ihnen <strong>die</strong> Gründungs bereitschaft<br />
durch <strong>die</strong> Teilnahme an e<strong>in</strong>em der Unter nehmergeist-Projekte<br />
positiv verändert hat.<br />
Rund 40 % der befragten Jugendlichen, <strong>die</strong> an e<strong>in</strong>em<br />
der ausgewählten <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte teilgenommen<br />
haben, geben an, dass sich ihre pr<strong>in</strong>zipielle<br />
Gründungsneigung durch <strong>die</strong> Projekterfahrung positiv<br />
verändert hat. Bei gut der Hälfte hat sich nach eigenen<br />
Aussagen <strong>die</strong>sbezüglich ke<strong>in</strong>e Veränderung ergeben.<br />
Während <strong>die</strong> Gründungsbereitschaft bei Jugend lichen<br />
aus Selbständigenhaushalten zum Befra gungszeitpunkt<br />
höher ist als bei den übrigen Jugen d lichen,<br />
Jede zweite Lehrkraft bestätigt <strong>die</strong><br />
positive Veränderung der Gründungsbereitschaft<br />
bei den Jugendlichen<br />
Rund <strong>die</strong> Hälfte der befragten Lehrkräfte geht von<br />
e<strong>in</strong>em positiven Effekt der <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte<br />
auf das Gründungs<strong>in</strong>teresse der teilnehmenden<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler aus. Dass <strong>die</strong> Projekte nicht<br />
nur e<strong>in</strong>dimensional dazu führen sollen, bei den<br />
Jugend lichen <strong>die</strong> mögliche Gründungsneigung zu<br />
Abbildung 14: Veränderung der Gründungsbereitschaft durch <strong>die</strong> Projektteilnahme an e<strong>in</strong>em<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekt<br />
Hat <strong>die</strong> Projektteilnahme Ihre Neigung, sich möglicherweise selbständig zu machen, verändert?<br />
Projekt-Teilnehmende<br />
Schuljahr 2008/09<br />
hat sich positiv verändert ist gleich geblieben hat sich negativ verändert<br />
Teilnehmende 08|09<br />
40,7%<br />
56,5%<br />
2,7%<br />
n= 803<br />
weiblich<br />
38,2%<br />
58,7%<br />
3,1%<br />
n= 387<br />
männlich<br />
43,3%<br />
54,5%<br />
2,3%<br />
n= 400<br />
Gymnasium*, Gesamtschule<br />
40,0%<br />
57,0%<br />
2,9%<br />
n= 612<br />
Realschule<br />
50,0%<br />
47,1%<br />
2,9%<br />
n= 70<br />
Hauptschule, Haupt- und Realschule,<br />
Regelschule, Förderschule<br />
51,5%<br />
48,5%<br />
n= 33<br />
Berufsbildende Schule<br />
33,9%<br />
64,3%<br />
1,8%<br />
n= 56<br />
*e<strong>in</strong>schließlich Wirtschaftsgymnasien, berufliche Gymnasien<br />
M<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Elternteil<br />
<strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong><br />
38,4%<br />
59,0%<br />
2,5%<br />
n= 315<br />
Eltern nicht unternehmerisch tätig<br />
42,8%<br />
54,4%<br />
2,8%<br />
n= 467<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010
41<br />
verstärken, sondern durchaus auch dazu, dass es zu<br />
e<strong>in</strong>er <strong>die</strong>sbezüglichen selbstkritischen bzw. realistischen<br />
E<strong>in</strong>schätzung kommt, bestätigt das folgende<br />
Befragungsergebnis. Jede zehnte Lehrkraft vermutet,<br />
dass <strong>die</strong> Gründungsneigung der Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler durch <strong>die</strong> konkreten Projekterfahrungen<br />
zurückgeht. Dies liegt nach Me<strong>in</strong>ung der Lehrkräfte<br />
<strong>in</strong>sbesondere daran, dass <strong>die</strong> Jugendlichen ihre unter <br />
nehmerischen Fähigkeiten am Markt zwar spielerisch,<br />
aber dennoch sehr konkret und zum Teil „mit Ernstcharakter“<br />
erproben und sich so e<strong>in</strong> realistisch e res<br />
Bild davon machen konnten, was es verlangt, als<br />
Un ternehmer<strong>in</strong> bzw. <strong>Unterneh</strong>mer zu agieren.<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte wirken für <strong>die</strong><br />
Mehrheit der Jugendlichen als Beitrag zur<br />
beruflichen Orientierung<br />
Durch Effekte wie das Erkennen der <strong>in</strong>dividuellen<br />
Stärken, Schwächen und Neigungen, das Kennenlernen<br />
von bestimmten Berufsbildern bis h<strong>in</strong> zur<br />
Entscheidungshilfe für e<strong>in</strong>en bestimmten Werdegang,<br />
s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte so konzipiert,<br />
dass sie auch Beiträge für <strong>die</strong> weitere berufliche<br />
Orientierung der Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler leisten<br />
sollen.<br />
Mit rund 6 von 10 ist es <strong>die</strong> Mehrheit der befragten<br />
Jugendlichen, <strong>die</strong> angeben, dass für sie <strong>die</strong> Teilnahme<br />
an e<strong>in</strong>em <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekt e<strong>in</strong>en derartigen<br />
Beitrag tatsächlich erbracht hat. Jeder fünfte Jugend <br />
liche attestiert den Projekten sogar e<strong>in</strong>en <strong>die</strong>sbezüglich<br />
hohen Beitrag.<br />
Beim Vergleich der Ergebnisse nach Schulformen<br />
s<strong>in</strong>d es <strong>die</strong> Projektteilnehmer aus Realschulen, <strong>die</strong> den<br />
handlungsorientierten <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten<br />
<strong>die</strong> deutlichsten Effekte im H<strong>in</strong>blick auf <strong>die</strong> berufliche<br />
Orientierung zusprechen. Gefolgt werden sie von den<br />
befragten Jugendlichen aus Gymnasien/Gesamtschulen.<br />
Größter persönlicher Nutzen vor allem<br />
bei überfachlichen Kompetenzen sowie<br />
wirtschafts- und unternehmensbezogenem<br />
Fachwissen<br />
Ergänzend zu den bisher dargestellten Ergebnissen<br />
konnten <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler frei formuliert<br />
benennen, woraus sie ihren größten persönlichen<br />
Nutzen durch <strong>die</strong> Projektteilnahme gezogen<br />
haben.<br />
Abbildung 15: Beitrag der Projektteilnahme an e<strong>in</strong>em <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekt zur beruflichen<br />
Orientierung<br />
Welchen Beitrag hat <strong>die</strong> Projektteilnahme zu Ihrer weiteren beruflichen Orientierung geleistet?<br />
hoch niedrig ke<strong>in</strong> Beitrag<br />
Projekt-Teilnehmende<br />
Schuljahr 2008/09<br />
Teilnehmende 08|09<br />
20,8%<br />
40,4%<br />
38,9%<br />
n=1.546<br />
weiblich<br />
20,5%<br />
42,4%<br />
37,1%<br />
n= 823<br />
männlich<br />
21,0%<br />
38,1%<br />
40,9%<br />
n= 667<br />
Gymnasium*, Gesamtschule<br />
21,4%<br />
41,0%<br />
37,6%<br />
n= 1.135<br />
Realschule<br />
28,8%<br />
34,1%<br />
37,1%<br />
n= 132<br />
Hauptschule, Haupt- und<br />
Realschule,<br />
Regelschule, Förderschule<br />
21,6%<br />
27,0%<br />
51,4%<br />
n= 74<br />
Berufsbildende Schule<br />
9,9%<br />
43,0%<br />
47,1%<br />
n= 121<br />
*e<strong>in</strong>schließlich Wirtschaftsgymnasien, berufliche Gymnasien<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010
42<br />
V. Was br<strong>in</strong>gt’s?<br />
Das sagen <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
„Durch viele außerschulische Kontakte und Veranstaltungen, <strong>die</strong> sich aus dem Projekt ergeben haben,<br />
stehen mir komplett neue Wege für me<strong>in</strong>en zukünftigen Werdegang offen.“<br />
„Das hat mir Selbstvertrauen gebracht, es möglicherweise e<strong>in</strong>mal mit e<strong>in</strong>em eigenen <strong>Unterneh</strong>men zu<br />
versuchen.“<br />
„Ich habe e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> <strong>die</strong> Wirtschaft bekommen und somit mehr Verständnis für Wirtschafts themen<br />
erhalten. Außerdem konnte ich nützliche Kontakte knüpfen.“<br />
„Ich habe gelernt, wirtschaftlich und zielgerecht zu denken und e<strong>in</strong> richtiges <strong>Unterneh</strong>men zu gründen.“<br />
„Im Laufe der Arbeit wurde mir klar, dass me<strong>in</strong>e mangelnden Wirtschaftskenntnisse e<strong>in</strong> Problem darstellen.<br />
Ich habe mir vorgenommen, an me<strong>in</strong>em Wissensstand zu arbeiten.“<br />
„Me<strong>in</strong> Berufswunsch hat sich aus dem Projekt entwickelt.“<br />
„Me<strong>in</strong> Wissen über unternehmens<strong>in</strong>terne Abläufe wurde erweitert. Ich konnte viele <strong>in</strong>teressante Menschen<br />
<strong>in</strong> Firmen kennenlernen und dadurch <strong>in</strong>novative <strong>Unterneh</strong>menskonzepte stu<strong>die</strong>ren.“<br />
„Ich habe gesehen, dass aus e<strong>in</strong>er simplen Idee e<strong>in</strong> Projekt und e<strong>in</strong> ganzes <strong>Unterneh</strong>men entstehen kann.“<br />
„Ich habe gesehen, was man erreichen kann, wenn man das macht, was e<strong>in</strong>em Spaß macht. Außerdem<br />
habe ich zum ersten Mal richtige Teamarbeit erlebt.“<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
Mit deutlichem Abstand sehen <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schüler <strong>in</strong> der Verbesserung der überfachlichen<br />
Kompetenzen sowie dem Erwerb und der Verbesserung<br />
des Wirtschafts- und unternehmensbezogenen<br />
Fachwissens ihren größten persönlichen Nutzen aus<br />
der Projektteilnahme. Auch für den weiteren Werdegang<br />
br<strong>in</strong>gen <strong>die</strong> <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte nach<br />
den Aussagen der befragten Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
vielfältige Vorteile. Genannt wurden von den Jugendlichen<br />
hier vor allem Aspekte wie „Kontakte knüpfen<br />
mit <strong>Unterneh</strong>men“, „Erfahrung sammeln für den weiteren<br />
Werdegang“, „Zertifikat/Unterlagen für <strong>die</strong> Be <br />
werbungsmappe“ sowie „Hilfestellung bei der beruf <br />
lichen Orientierung“.
43<br />
VI.<br />
Wie hätten sie’s denn gern?<br />
Wünsche und Bedarfe bei der zukünftigen Ausgestaltung<br />
von Wirtschaftsprojekten aus Sicht der Jugendlichen<br />
und der Lehrkräfte
44<br />
VI. Wie hätten sie’s denn gern?<br />
VI. Wie hätten sie’s denn gern?<br />
Wünsche und Bedarfe bei der zukünftigen Ausgestaltung von<br />
Wirtschaftsprojekten aus Sicht der Jugendlichen und der Lehrkräfte<br />
O<br />
Die Fragestellungen im Rahmen der <strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong><br />
bei Jugendlichen und Lehrkräften hatten nicht<br />
alle<strong>in</strong> den Charakter e<strong>in</strong>er Bestandsaufnahme. Um<br />
e<strong>in</strong>e noch stärkere Verbreitung von <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten<br />
<strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong> zu erreichen, spielt<br />
<strong>die</strong> vorwärtsgerichtete Frage e<strong>in</strong>e wichtige Rolle,<br />
was für <strong>die</strong> zukünftige Ausgestaltung von Entrepreneurship<br />
Education <strong>in</strong> der Schule gewünscht<br />
und gefordert wird. Daher wurden an Schüle r<strong>in</strong>nen<br />
und Schüler ebenso wie an <strong>die</strong> Lehrkräfte Fragen<br />
adressiert, <strong>die</strong> derartige Wünsche und Be dar fe<br />
aus der Perspektive der schulischen Akteure identifizieren<br />
sollten.<br />
Darf ’s e<strong>in</strong> bisschen mehr se<strong>in</strong>? Ja bei<br />
Wirtschafts- und <strong>Unterneh</strong>mensthemen<br />
Knapp zwei Drittel der befragten Projekt-Teilnehmer<br />
des Schuljahrs 2008/09 geben an, dass sie <strong>in</strong> Zukunft<br />
gerne (noch) mehr zum Thema Wirtschaft allgeme<strong>in</strong><br />
erfahren wollen. Jeder zweite Jugendliche wünscht<br />
sich zudem mehr Inhalte zu den Themen Unter nehmertum<br />
und <strong>Unterneh</strong>mensgründung <strong>in</strong> der Schule.<br />
Auch <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, <strong>die</strong> im Schuljahr<br />
2008/09 nicht an e<strong>in</strong>em der <strong>Unterneh</strong>mer geist-<br />
Projekte teilgenommen haben, wünschen sich mehr<br />
Wirtschaftsthemen <strong>in</strong> der Schule. Während sich bei<br />
den allgeme<strong>in</strong> wirtschaftsbezogenen Inhalten vergleichbare<br />
Werte wie bei den Projekt-Teilnehmern<br />
feststellen lassen, ist der geäußerte zusätzliche Informationswunsch<br />
der Nichtteilnehmer bei den Themen<br />
<strong>Unterneh</strong>mertum/<strong>Unterneh</strong>mensgründung noch<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
Der geäußerte Bedarf der männlichen Schüler ist bei den wirtschaftsbezogenen<br />
Inhalten und den unternehmensbezogenen<br />
Themen höher als bei deren Mitschüler<strong>in</strong>nen.<br />
Bei der Kontrollgruppe der Nichtteilnehmer gilt <strong>die</strong>s ebenfalls für<br />
allgeme<strong>in</strong> wirtschaftsbezogene Inhalte, nicht jedoch für den<br />
Themenkomplex <strong>Unterneh</strong>mertum/<strong>Unterneh</strong>mensgründung.<br />
Hier s<strong>in</strong>d es <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen, <strong>die</strong> sich mehr Inhalte dazu im<br />
Unterricht wünschen.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
höher. Hier geben knapp 6 von 10 der befragten<br />
Jugendlichen e<strong>in</strong>en zusätzlichen Bedarf an (Projekt-<br />
Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen: 51,8 %).<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte im Wahlfach<br />
oder Wahlpflichtfach als erste Präferenz<br />
Zusätzlich zu der Frage, ob mehr wirtschafts- bzw.<br />
entrepreneurshipbezogene Inhalte <strong>in</strong> den Unterricht<br />
bzw. <strong>in</strong> <strong>die</strong> Schule <strong>in</strong>tegriert werden sollen, stellt sich<br />
<strong>die</strong> Frage, auf welche Weise <strong>die</strong>s umgesetzt werden<br />
soll.<br />
Die Projekt-Teilnehmenden geben der Bear beitung<br />
des Themas Wirtschaft als Wahlfach bzw. im<br />
Wahlpflichtbereich den Vorzug. Gut 4 von 10 der be <br />
fragten Jugendlichen sprechen sich für <strong>die</strong>se Form<br />
aus. An zweiter Stelle folgt, dass das Thema Wirt schaft<br />
verpflichtend als Unterrichtsfach angeboten werden<br />
soll (35,7 %). Aus der Perspektive der Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler s<strong>in</strong>d sonstige Formen wie „freiwillig als Projektarbeit“,<br />
„Experten/-<strong>in</strong>nen-Vorträge“, „verpflichtend<br />
als Betriebspraktikum“ und „verpflichtend als<br />
Projektarbeit“ weniger präferierte Formen, um Wirtschaftsthemen<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> Schule zu <strong>in</strong>tegrieren. E<strong>in</strong>e Ausnahme<br />
bilden <strong>die</strong> „Wirtschafts-Ablehner“: lediglich<br />
knapp 4 % der Projekt-Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen 2008/09<br />
s<strong>in</strong>d der Me<strong>in</strong>ung, dass das Thema gar nicht <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
Schule gehört.<br />
Ergebnisvergleich Schüler<strong>in</strong>nen/Schüler<br />
Mädchen präferieren beim Thema Wirtschaft <strong>in</strong> der Schule stärker<br />
den Wahlfach- bzw. Wahlpflichtbereich. Jungen wünschen<br />
sich <strong>die</strong>s stärker <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es verpflichtenden Unterrichtsfachs.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
Auch bei den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern, <strong>die</strong> im<br />
gleichen Schuljahr nicht an e<strong>in</strong>em der <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte<br />
teilgenommen haben, lassen sich vergleichbare<br />
Präferenzen erkennen. Die Integration des<br />
Themas Wirtschaft <strong>in</strong> der Schule wird allerd<strong>in</strong>gs von<br />
<strong>die</strong>sen Jugendlichen <strong>in</strong> stärkerer Weise als Wahlfach<br />
bzw. im Wahlpflichtbereich gewünscht, <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ge<br />
O
45<br />
Abbildung 16: Wünsche zur Integration des Themas Wirtschaft <strong>in</strong> der Schule<br />
Auf welche Weise sollte Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach das Thema Wirtschaft zukünftig <strong>in</strong> Ihrer Schule bearbeitet werden?<br />
(Mehrfachnennung möglich)<br />
Projekt-Teilnehmende<br />
Schuljahr 08|09<br />
... freiwillig als Wahlfach<br />
41,6%<br />
... verpflichtend als<br />
Unterrichtsfach<br />
35,7%<br />
... freiwillig als Projektarbeit<br />
bzw. AG<br />
... durch Experten/-<strong>in</strong>nen-<br />
Vorträge (<strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen)<br />
14,7%<br />
14,1%<br />
... verpflichtend als<br />
Betriebspraktikum<br />
11,2%<br />
... verpflichtend als<br />
Projektarbeit<br />
8,7%<br />
... gar nicht<br />
3,8%<br />
... Sonstiges<br />
1,8%<br />
n = 1.492<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
rem Ausmaß <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es verpflichtenden Unterrichts<br />
fachs.<br />
Bei Lehrkräften ist Wirtschaft als<br />
ver pflichtendes Unterrichtsfach erste<br />
Wahl<br />
Aus der Perspektive der betreuenden Lehrkräfte ist<br />
das Votum e<strong>in</strong>deutig – rund 3 von 4 s<strong>in</strong>d der Mei nung,<br />
dass das Thema Wirtschaft zukünftig <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />
verpflichtenden Unterrichtsfachs bearbeitet werden<br />
soll. An zweiter Stelle rangiert der Wahl pflicht be reich.<br />
Auch Vorträge von <strong>Unterneh</strong>mern/-<strong>in</strong>nen (55 %) werden<br />
als geeignete (additive) Form gesehen, das Thema<br />
Wirtschaft <strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong> zu behandeln. Wie auch<br />
bei anderen Ergebnissen <strong>in</strong> der Lehrer befra gung zeigt<br />
sich auch hier der Wunsch nach e<strong>in</strong>er stärkeren E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />
von Wirtschafts fachleuten <strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong>.<br />
Praxiserfahrung durch verpflichtende Betriebs praktika<br />
wird ebenfalls von rund jeder zweiten Lehrkraft<br />
gewünscht. Die freiwillige Projektarbeit bzw. AG-Form<br />
sieht dagegen weniger als jede zweite befragte Lehrkraft<br />
als Wunsch form für <strong>die</strong> Bearbeitung des The mas<br />
Wirtschaft <strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong> an. Insgesamt deutet sich<br />
aus der Pers pektive der Lehrkräfte e<strong>in</strong>e stärkere Tendenz<br />
<strong>in</strong> Rich tung Verpflichtungscharakter statt Freiwilligkeit<br />
an als bei den Jugendlichen.<br />
Wunschformen stark abhängig von<br />
Vorerfahrungen – Projekte mit<br />
Echtheitscharakter leicht vorn<br />
In den empirischen Erhebungen waren mit JUNIOR/<br />
JUNIOR-Kompakt, dem deutschen Gründerpreis für<br />
Schüler (DGPS) und Jugend gründet <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte<br />
vertreten, <strong>die</strong> zwei konzeptionellmetho<br />
disch unterschiedliche Umsetzungsformen<br />
von handlungsorientierten Lernarrangements repräsentieren.<br />
Dies s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en – wie bei JUNIOR/<br />
JUNIOR-Kompakt – <strong>die</strong> „reale“ Schülerfirma und zum<br />
zweiten – wie bei DGPS und Jugend gründet – „virtuelle“<br />
Planspielwettbewerbe mit e<strong>in</strong>er fiktiven Gründungsidee.<br />
Bei der Frage, welche Projektform präferiert wird,<br />
entscheiden sich <strong>die</strong> Projekt-Teilnehmer <strong>in</strong> der Mehrheit<br />
für <strong>die</strong> „reale“ <strong>Unterneh</strong>mensgründung <strong>in</strong> Form<br />
e<strong>in</strong>er Schülerfirma (59,1 %). In den Antworten auf <strong>die</strong><br />
Frage, welche Umsetzungsform bevorzugt wird, zeigen<br />
sich E<strong>in</strong>flüsse der jeweiligen Vorerfahrungen der<br />
Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer. Dies wird deutlich,<br />
wenn <strong>die</strong> Ergebnisse danach differenziert werden, an<br />
welcher Umsetzungsform (Schülerfirma oder Planspiel)<br />
<strong>die</strong> Befragten teilgenommen haben. Jugend liche,<br />
<strong>die</strong> e<strong>in</strong> Schülerfirma-Projekt durchlaufen haben,
46<br />
VI. Wie hätten sie’s denn gern?<br />
präferieren <strong>die</strong>se Form (74 %) eher als Planspiele (25 %).<br />
Umgekehrt sehen <strong>die</strong> Projekt-Teilnehmer, <strong>die</strong> an<br />
e<strong>in</strong>em Planspiel teilgenommen haben, eher <strong>die</strong>se<br />
Form als geeignet an (57 %; Schülerfirmen: 39 %).<br />
Nichtteilnehmer setzen Schülerfirmen als<br />
Nr. 1 bei den geeigneten Projektformen<br />
Diejenigen Schüler/-<strong>in</strong>nen, <strong>die</strong> nicht an e<strong>in</strong>em der<br />
ausgewählten <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte teilgenommen<br />
haben, haben <strong>die</strong>se Vorerfahrungen mit<br />
Planspielen bzw. Schülerfirmen nicht. Was sehen sie<br />
als <strong>die</strong> am besten geeignete Projektform an? Rund<br />
6 von 10 der Nichtteilnehmer votieren für <strong>die</strong> Schülerfirmen;<br />
<strong>die</strong> restlichen rund 40 % für <strong>die</strong> Simulation <strong>in</strong><br />
Form von <strong>Unterneh</strong>mensplanspielen.<br />
Aus der Perspektive der Lehrkräfte s<strong>in</strong>d<br />
Planspiele und Schülerfirmen nahezu<br />
gleichauf<br />
Bei der E<strong>in</strong>schätzung der <strong>in</strong>terviewten Lehrkräfte<br />
lässt sich h<strong>in</strong>sichtlich der Fragestellung, <strong>in</strong> welcher<br />
Form Wirtschaftsprojekte an der Schule angeboten<br />
werden sollten, ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Präferenz feststellen.<br />
Schülerfirmen und Planspiele liegen bei <strong>die</strong>ser<br />
Fragestellung <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>schätzung der Lehrkräfte<br />
nahezu gleichauf. Bei den Lehrkräften nehmen auch<br />
Betriebspraktika e<strong>in</strong>e hohe Bedeutung e<strong>in</strong>. Diese<br />
Form der Integration von Wirtschaftsprojekten wird<br />
<strong>in</strong>sbesondere von Lehrkräften an Förder-, Regel- und<br />
Hauptschulen besonders positiv e<strong>in</strong>geschätzt.<br />
Bereits bei den befragten Projekt-Teilnehmern<br />
hat sich gezeigt, dass <strong>die</strong> jeweilige Präferenz stark von<br />
der Existenz von Vorerfahrungen mit Schüler firmen<br />
oder Planspielen abhängt. Bei den Lehrkräften setzt<br />
sich <strong>die</strong>ser Befund fort. Lehrkräfte mit Schülerfirmen-<br />
Vorerfahrungen, bevorzugen tendenziell <strong>die</strong>se Art<br />
der Projektdurchführung, während Lehrkräfte mit<br />
Planspiel-Vorerfahrungen eher jene präferieren.<br />
Die ser Befund rundet sich an anderer Stelle mit dem<br />
Er gebnis ab, dass <strong>die</strong> meisten der befragten Lehre r<strong>in</strong>nen<br />
und Lehrer bei dem Projekttyp bleiben, den sie<br />
bereits betreut haben.<br />
Gymnasiale Oberstufe aus der Perspektive<br />
der Lehrkräfte ausreichend mit Projekten<br />
versorgt<br />
Zur gezielten Weiterentwicklung von Entrepreneurship<br />
Education-Maßnahmen ist es hilfreich, zu wissen,<br />
wie <strong>die</strong> Lehrkräfte das Angebot bzw. eventuelle Angebotslücken<br />
aus ihrer Praxisperspektive e<strong>in</strong>schätzen.<br />
So wurden <strong>die</strong> betreuenden Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer<br />
befragt, <strong>in</strong> welchen Klassenstufen und Schulformen<br />
Abbildung 17: Angebotsformen von Wirtschaftsprojekten an der Schule<br />
In welcher Form sollten Wirtschaftsprojekte <strong>in</strong> der Schule angeboten werden?<br />
(Mehrfachnennung möglich)<br />
Lehrkräfte<br />
Schuljahr 08|09<br />
... Schülerfirmen<br />
78,2%<br />
... Planspiele<br />
75,6%<br />
... Betriebspraktika<br />
74,6%<br />
... <strong>Unterneh</strong>mensbesuche<br />
69,9%<br />
... Expertenvorträge<br />
63,7%<br />
... Gruppenarbeiten<br />
39,9%<br />
... Sonstiges<br />
4,7%<br />
n= 193<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010
47<br />
Das sagen Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer<br />
„Für <strong>Schulen</strong>, <strong>die</strong> Angebote wahrnehmen<br />
wollen, gibt es genügend Angebote.“<br />
„Die Oberstufe ist ausreichend abgedeckt.“<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
aus ihrer Sicht genügend Angebote existieren und wo<br />
sie Angebotslücken sehen.<br />
Insgesamt werden mehr Lücken als ausreichende<br />
Angebote benannt. Diejenigen Lehrkräfte, <strong>die</strong> ge <br />
nügend Angebote an <strong>Schulen</strong> sehen, heben hier <strong>in</strong>sbesondere<br />
den Bereich der gymnasialen Oberstufe<br />
e<strong>in</strong>schließlich beruflicher Gymnasien hervor. Hier<br />
s<strong>in</strong>d aus deren Sicht – durch <strong>die</strong> im Rahmen der für<br />
<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> ausgewählten <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte,<br />
aber auch durch andere bundesweite oder regional<br />
ausgerichtete Projekte – genügend Angebote vorhanden.<br />
Vor allem für <strong>die</strong> Unter- und Mittelstufe<br />
zusätzliche Angebotswünsche<br />
Der wesentlich größere Teil der befragten Lehrkräfte<br />
sieht Lücken für bestimmte Klassenstufen und be <br />
stimmte Schulformen. Da <strong>die</strong> meisten Lehrkräfte<br />
lediglich das für ihre Schulform relevante Angebot<br />
beurteilen können, s<strong>in</strong>d deren Aussagen i. d. R. auf<br />
„ihre“ Schulform bezogen.<br />
Schulformübergreifend sehen <strong>die</strong> befragten Lehr <br />
kräfte vor allem im Bereich der Mittelstufe Angebotslücken.<br />
Annähernd zwei Drittel der Nennungen entfallen<br />
auf <strong>die</strong> Klassenstufen 7 bis 10. Immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
Drittel der Lehrkräfte, <strong>die</strong> <strong>in</strong> der Mittelstufe zusätzlichen<br />
Bedarf sehen, benennen explizit <strong>die</strong> Klassenstu<br />
fen 7 und 8, bei denen ihrer Me<strong>in</strong>ung nach verstärkt<br />
bereits mit <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten gestartet<br />
werden sollte. Fast jede vierte befragte Lehrkraft<br />
sieht <strong>in</strong> der Unterstufe entsprechenden Bedarf. Hier<br />
sollte nach Me<strong>in</strong>ung der Lehrkräfte bereits mit vere<strong>in</strong>fachten<br />
Angeboten begonnen werden, um bei den<br />
Jugend lichen Interesse für wirtschaftliche Fragestellun<br />
gen auf spielerische Weise zu wecken.<br />
Mit Blick auf <strong>die</strong> Schulformen erhalten <strong>die</strong> Gym <br />
nasien <strong>die</strong> höchste Anzahl an Nennungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />
bestehender Angebotslücken, überwiegend <strong>in</strong><br />
Bezug auf <strong>die</strong> Mittelstufe. Allerd<strong>in</strong>gs ist <strong>die</strong> hohe An <br />
zahl der Nennungen von Gymnasien <strong>in</strong>sbesondere<br />
mit Blick auf den hohen Anteil an Gymnasial-Lehrkräften<br />
<strong>in</strong> der Stichprobe zu sehen (rund jede zweite<br />
befragte Lehrkraft). Von annähernd jeder Lehrkraft<br />
an Förderschulen, Haupt- und Regelschulen werden<br />
Angebotslücken für ihre eigene Schulform genannt,<br />
hier jeweils mit Verweis auf Angebote, <strong>die</strong> methodisch-didaktisch<br />
an <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit der dortigen<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler angepasst s<strong>in</strong>d. 3 von 4<br />
der befragten Lehrkräfte an Realschulen reklamieren<br />
auch für ihre Schulform Lücken im Angebot von<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten.<br />
Das sagen Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer<br />
„In den Klassenstufen 5 bis 8 gibt es noch wenige<br />
Angebote. Phasen- und altersgerechte Angebote<br />
für wirtschaftliche Themen s<strong>in</strong>d hier nicht vorhanden.<br />
Spielerische Projekte wären s<strong>in</strong>nvoll.“<br />
„Auch lernschwache Schüler sollten mal <strong>die</strong><br />
Möglich keiten haben, <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Bereich re<strong>in</strong>zuschnuppern.“<br />
„Ganz klar Hauptschule: hier wird nichts angeboten,<br />
hier müsste es mehr spezielle Angebote<br />
geben.“<br />
„Gerade <strong>in</strong> den Klassenstufen 6 bis 9 <strong>in</strong> der<br />
Mittelstufe fehlen Angebote. Hier sollte es darum<br />
gehen, e<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>führung zu weiterführenden<br />
Projekten zu erarbeiten.“<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
Spezielle Angebote bei Wirtschaftsprojekten<br />
für Mädchen mehrheitlich<br />
nic ht gewünscht<br />
E<strong>in</strong>e immer wieder diskutierte Möglichkeit, den Zu <br />
gang von Mädchen zu Wirtschaftsprojekten zu er <br />
leich tern, ist es, spezielle Wirtschaftsprojekte alle<strong>in</strong><br />
für Mädchen anzubieten. Vor <strong>die</strong>sem H<strong>in</strong>tergrund<br />
wurden <strong>die</strong> betreuenden Lehrkräfte danach gefragt,
48<br />
VI. Wie hätten sie’s denn gern?<br />
ob es ihrer Me<strong>in</strong>ung nach spezielle Angebote bei Wirtschaftsprojekten<br />
ausschließlich für Schüler<strong>in</strong>nen<br />
geben sollte.<br />
Lediglich e<strong>in</strong> knappes Fünftel der befragten Lehrkräfte<br />
befürwortet solche spezifischen Angebote,<br />
4 von 5 sehen ke<strong>in</strong>en derartigen Bedarf. Als e<strong>in</strong>e we <br />
sent liche Begründung wird von den Befürwortern<br />
unter den Lehrkräften angeführt, dass sich Mädchen<br />
(<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Pubertät) <strong>in</strong> gleichgeschlechtlichen<br />
Gruppen besser entfalten könnten und sich folglich<br />
mehr zutrauen. Für Mädchen wäre es dann leichter<br />
möglich, bestimmte Positionen <strong>in</strong> den Projektteams<br />
e<strong>in</strong>zunehmen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> gemischtgeschlechtlichen<br />
Grup pen häufig Jungen für sich beanspruchen.<br />
Durch spezielle Angebote könnte es auch besser<br />
gel<strong>in</strong>gen, Mäd chen verstärkt für technisch orientierte<br />
Projekte zu gew<strong>in</strong>nen. Wenn Mädchen unter sich<br />
seien, wären <strong>die</strong> Teilnahmebarrieren niedriger.<br />
Durch spezielle Angebote für Mädchen ist es nach<br />
Me<strong>in</strong>ung der Be für worter auch möglich, <strong>die</strong>se thematisch<br />
stärker auf deren Interessen zuzuschneiden.<br />
Die Mehrheit (82 %) der befragten Lehrkräfte<br />
spricht sich allerd<strong>in</strong>gs gegen spezielle Angebote bei<br />
Wirtschaftsprojekten für Mädchen aus. Dies wird im<br />
Wesentlichen damit begründet, dass es <strong>in</strong> der Lebensrealität,<br />
z. B. auch <strong>in</strong> späteren Ausbildungs- und be <br />
ruflichen Kontexten, ke<strong>in</strong>e Geschlechtertrennung<br />
gebe. Insofern seien gemischtgeschlechtliche Gruppen<br />
e<strong>in</strong>e gute Vorbereitung auf <strong>die</strong> faktischen be <br />
trieblichen Verhältnisse. Vielfach wird geäußert, dass<br />
sich Mädchen auch so durchsetzen könnten und Führungsverantwortung<br />
übernehmen. E<strong>in</strong> weiteres Argu <br />
ment bezieht sich auf <strong>die</strong> Synergieeffekte ge mischtgeschlechtlicher<br />
Gruppen. Die Komb<strong>in</strong>ation beider<br />
Das sagen Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer<br />
Sollte es spezielle Angebote bei Wirtschafts projekten für Mädchen geben?<br />
Ja, weil …<br />
„… Mädchen traditionell e<strong>in</strong> bestimmtes Verhalten an den Tag legen, wenn sie mit Jungs zusammenarbeiten –<br />
das ändert sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geschlechterhomogenen Gruppe.“<br />
„… Frauen <strong>in</strong> unserer Gesellschaft <strong>in</strong> Führungspositionen unterrepräsentiert s<strong>in</strong>d.“<br />
„... Mädchen technische Projekte lieber machen, wenn sie unter sich s<strong>in</strong>d.“<br />
„… ich immer das Gefühl habe, dass Mädchen e<strong>in</strong> wenig zu kurz kommen. Projekte s<strong>in</strong>d eher auf <strong>die</strong> Männer<br />
ausgerichtet. Ich habe das Gefühl, dass man von Mädchen denkt, dass Wirtschaft für sie nicht von Interesse ist.“<br />
Ne<strong>in</strong>, weil …<br />
„… man eher durch Zusammenarbeit was lernen kann. Jeder hat Stärken und Schwächen. Im wirklichen Leben<br />
ist es ja auch nicht getrennt.“<br />
„… gemischte Teams besser s<strong>in</strong>d, da jeder se<strong>in</strong>e Stärken und Schwächen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen kann.“<br />
„… es der betrieblichen Realität entspricht. Mädchen können sich auch so durchsetzen.“<br />
„… sie dann wieder nicht lernen, sich durchzusetzen, wenn es um Positionen geht, <strong>die</strong> beide Geschlechter<br />
e<strong>in</strong>nehmen wollen.“<br />
„… ich <strong>in</strong> der Altersklasse im 11. und 12. Schuljahr ke<strong>in</strong>en Unterschied sehe. Die Mädchen lassen sich nicht mehr<br />
unterbuttern!“<br />
„… auch der Alltag ke<strong>in</strong>e Trennung vorsieht. Es würde e<strong>in</strong> unrealistischer Schonraum geschaffen werden,<br />
aus dem <strong>die</strong> Mädchen später wieder herausmüssen.“<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010
49<br />
Geschlechter und deren Kompetenz ergän zung als<br />
„diversity“ werden als positiv e<strong>in</strong>geschätzt, da jedes<br />
Geschlecht se<strong>in</strong>e spezifischen Stärken aufweist und<br />
<strong>die</strong>se <strong>in</strong> <strong>die</strong> Gruppe e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen kann.<br />
Zeit-/Arbeitsaufwand und mangelnde<br />
Unterstützung als mögliche Teilnahmeh<strong>in</strong>dernisse<br />
im Kollegium<br />
Im Kontext der weiteren Verbreitung und Verste tigung<br />
von <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten stellt sich <strong>die</strong><br />
Frage, welche grundsätzlichen Teilnahmebarrieren<br />
für <strong>die</strong> Durchführung bei Lehrern/-<strong>in</strong>nen auszumachen<br />
s<strong>in</strong>d. Diese Teilnahmebarrieren zu reduzieren,<br />
könnte e<strong>in</strong>en Ansatzpunkt darstellen, um <strong>die</strong> <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte<br />
an den <strong>Schulen</strong> zukünftig auf<br />
e<strong>in</strong>e noch breitere Basis zu stellen und weniger personenabhängig<br />
zu machen.<br />
So wurden <strong>die</strong> betreuenden Lehrkräfte danach<br />
gefragt, welche grundsätzlichen Teilnahmebarrieren<br />
sie ihrer Me<strong>in</strong>ung nach bei Kollegen/-<strong>in</strong>nen feststellen.<br />
Rund 4 von 10 der befragten Lehrkräfte haben<br />
angegeben, dass ihnen Teilnahmebarrieren im Kollegium<br />
bekannt seien. Am häufigsten wurde der zu<br />
hohe vermutete Zeit- und Arbeitsaufwand genannt.<br />
Dieser Aspekt wurde auch im Kontext der zunehmenden<br />
Verdichtung der Lehrpläne (z. B. durch G8) aufgeführt.<br />
Fehlendes Fachwissen sowie <strong>die</strong> damit verbundenen<br />
Unsicherheiten für e<strong>in</strong>e Projektdurchführung<br />
s<strong>in</strong>d ebenfalls H<strong>in</strong>dernisse, welche im Kollegium wahr <br />
genommen werden. Auch grundsätzliche Vor behalte<br />
gegen wirtschaftsnahe Projekte wurden genannt. Hier<br />
wurden mehrfach konkret <strong>die</strong> Zuord nung zur „68er-<br />
Generation“ und deren politisches Selbstver ständnis<br />
als Teilnahmeh<strong>in</strong>dernisse <strong>in</strong> der Lehrer schaft angeführt.<br />
Des Weiteren äußern e<strong>in</strong>ige der Befragten den<br />
E<strong>in</strong>druck, dass <strong>die</strong> Lehrkräfte, <strong>die</strong> derartigen Projek ten<br />
gegenüber nicht aufgeschlossen s<strong>in</strong>d, dem Fach unter <br />
richt e<strong>in</strong>en höheren Stellenwert zusprechen als der<br />
Projektarbeit. Es wurde auch darauf verwiesen, dass<br />
<strong>die</strong> Schulleitung nicht h<strong>in</strong>ter den Projekten stünde<br />
und dementsprechend „von oben“ entsprechende<br />
Teilnahmebarrieren vorhanden seien.<br />
Das sagen Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer<br />
„Fehlendes Fachwissen der Kollegen und <strong>die</strong><br />
Befürchtung, dass es zu viel Aufwand mit sich<br />
br<strong>in</strong>gt, freie Projektarbeit durchzuführen.“<br />
„Lehrer haben aufgrund von mangelnden Kenntnissen<br />
Angst vor Wirtschaftsthemen.“<br />
„Ökonomie und Schule gilt für viele als nicht vere<strong>in</strong>bar.<br />
Aus 68er-Perspektive sollte man sich eher<br />
um schöngeistige D<strong>in</strong>ge kümmern.“<br />
„<strong>Unterneh</strong>merisches Interesse bei Lehrern ist zu<br />
ger<strong>in</strong>g. Die Bedeutung und Wertigkeit von Wirtschaft<br />
<strong>in</strong> unserer Gesellschaft s<strong>in</strong>d ihnen nicht<br />
genügend bewusst.“<br />
„Es gibt ideologische Vorbehalte bei Lehrer kollegen.<br />
Sie möchten ke<strong>in</strong>e Wirtschaftsprojekte unterstützen,<br />
<strong>die</strong> eher von der <strong>Unterneh</strong>mensseite kommen<br />
und von dort f<strong>in</strong>anziell unterstützt werden.“<br />
„Me<strong>in</strong>e Arbeit wird durch Kollegen beh<strong>in</strong>dert. Solche<br />
Projekte werden nicht als notwendig erachtet,<br />
sie sehen das als Spielerei und nicht als ernsthaftes<br />
Projekt an. Ich erlebe hier viele Widerstände. Kollegen<br />
erkennen den Nutzen nicht an, sie me<strong>in</strong>en, da<br />
lernt man nichts.“<br />
„Die zusätzliche Belastung wird als Hemmschuh<br />
gesehen. Kle<strong>in</strong>ere Projekte s<strong>in</strong>d eher unterzubr<strong>in</strong>gen<br />
als große Projekte.“<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
Wirtschaftsthemen als Teil der<br />
Lehrerausbildung erwünscht<br />
Auf <strong>die</strong> Frage nach Teilnahmebarrieren haben <strong>die</strong><br />
Lehrkräfte auch fehlendes Fachwissen sowie <strong>die</strong> da <br />
mit verbundenen Unsicherheiten genannt. Vor dem<br />
H<strong>in</strong>tergrund <strong>die</strong>ser Ergebnisse stellt sich <strong>die</strong> Frage<br />
nach e<strong>in</strong>er besseren Qualifizierung der Lehrkräfte im<br />
Bereich der ökonomischen Bildung. E<strong>in</strong> Ansatzpunkt<br />
könnte <strong>die</strong> verstärkte Integration wirtschaftlicher<br />
Themen bereits <strong>in</strong> der Ausbildung (Studium/Refe rendariat)<br />
darstellen. Vor <strong>die</strong>sem H<strong>in</strong>tergrund wurden
50<br />
VI. Wie hätten sie’s denn gern?<br />
<strong>die</strong> betreuenden Lehrkräfte gefragt, ob sie der Me<strong>in</strong>ung<br />
s<strong>in</strong>d, dass Wirtschaftsthemen zukünftig e<strong>in</strong> fester<br />
Bestandteil der Lehrerausbildung se<strong>in</strong> sollten.<br />
Das Votum der befragten Lehrkräfte ist hier e<strong>in</strong>deutig:<br />
3 von 4 bejahen Wirtschaftsthemen <strong>in</strong> der<br />
Ausbildung von Lehrkräften als festen Bestandteil. Bei<br />
<strong>die</strong>ser E<strong>in</strong>schätzung muss allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung<br />
gerufen werden, dass es sich hierbei nicht um e<strong>in</strong>e<br />
repräsentative Befragung von Lehrkräften handelt,<br />
sondern um e<strong>in</strong>e Positivauswahl <strong>in</strong> Bezug auf Wirtschaftsaff<strong>in</strong>ität,<br />
da sämtliche Befragten m<strong>in</strong>destens<br />
e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekt betreut haben.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus besitzen <strong>die</strong> befragten Lehrkräfte<br />
überwiegend (82 %) e<strong>in</strong>en Fächerbezug zum Thema<br />
Wirtschaft. Interessanterweise befürworten aber<br />
auch rund zwei Drittel derjenigen Lehrkräfte aus der<br />
Stichprobe, <strong>die</strong> ke<strong>in</strong>en Unterrichtsbezug zum Thema<br />
Wirtschaft haben, das Thema Wirtschaft als festen<br />
Bestandteil der Lehrer-Ausbildung.<br />
Das sagen Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer<br />
Wirtschaft sollte e<strong>in</strong> grundlegender Be stand -<br />
teil der Lehrer-Ausbildung se<strong>in</strong>, weil …<br />
„… Wirtschaft e<strong>in</strong> grundlegender Faktor im gesellschaftlichen<br />
Leben ist.“<br />
„… das Thema wichtig ist, um Schüler <strong>in</strong> <strong>die</strong> Welt<br />
entlassen zu können.“<br />
„Lehrer ihre Schüler auch für das Leben nach der<br />
Schulzeit vorbereiten sollten.“<br />
„… jeder Lehrer mit tagesaktuellen Themen –<br />
häufig Wirtschaft – umgehen können muss.“<br />
„… sich <strong>Schulen</strong> selbst zu <strong>Unterneh</strong>men ent wickeln.<br />
Lehrer brauchen das Know-how.“<br />
„… Lehrer <strong>in</strong> der regulären Ausbildung immer nur<br />
<strong>die</strong> Schule sehen; <strong>die</strong> Denkweise ist dadurch sehr<br />
,schulisch‘ geprägt, andere E<strong>in</strong>flüsse aus dem praktischen<br />
Leben können da nicht schaden.“<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
Die Befürworter betonen, dass Wirtschaft e<strong>in</strong><br />
wich tiger Bestandteil des Lebens sei und daher Grundkenntnisse<br />
für alle Lehrkräfte – unabhängig vom je <br />
weiligen unterrichteten Fach – von Bedeutung seien.<br />
Des Weiteren wird von <strong>die</strong>ser Gruppe ausgeführt, dass<br />
<strong>die</strong> Schule <strong>die</strong> Jugendlichen für das Leben vorbereiten<br />
soll. Da <strong>die</strong> meisten Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler später<br />
mit der Wirtschaft konfrontiert werden, s<strong>in</strong>d sie der<br />
Me<strong>in</strong>ung, dass auch jede Lehrkraft über (Grund-)Kenntnisse<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Bereich verfügen sollte. Zudem wird<br />
argumentiert, dass das Thema Wirtschaft <strong>in</strong> allen<br />
Unterrichtsfächern – zum<strong>in</strong>dest am Rande – e<strong>in</strong>e zu <br />
nehmend wichtigere Rolle spiele. Darauf sollten <strong>die</strong><br />
angehenden Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer vorbereitet se<strong>in</strong><br />
– zumal betont wird, dass Jugendliche unabhängig<br />
vom Unterrichtsfach häufig wirtschaftsbezogene Fragen<br />
haben. E<strong>in</strong> weiteres Argument bezieht sich auf<br />
<strong>die</strong> Ökonomisierung der <strong>Schulen</strong>, <strong>die</strong> sich nach Me<strong>in</strong>ung<br />
der Befragten selbst immer mehr zu „Unter nehmen“<br />
entwickeln und für Lehrkräfte demzufolge entsprechendes<br />
Know-how von Vorteil sei.<br />
Diejenigen Lehrkräfte, <strong>die</strong> sich gegen Wirtschaft<br />
als festen Bestandteil <strong>in</strong> der Lehrer-Ausbildung aussprechen,<br />
betonen durchgängig, dass es ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n<br />
mache, <strong>die</strong>se gegen ihr Interesse am Thema, quasi<br />
„zwangsweise“, auszubilden bzw. ihnen das Thema<br />
aufzuoktroyieren. Nach Me<strong>in</strong>ung <strong>die</strong>ser Gruppe von<br />
Lehrkräften ist es nicht notwendig, dass alle Fachlehrer<br />
über Wirtschaftskenntnisse verfügen sollten,<br />
<strong>die</strong> über <strong>die</strong> Allgeme<strong>in</strong>bildung h<strong>in</strong>ausgehen.<br />
Breites Spektrum von Anregungen zur<br />
stärkeren Verbreitung von Wirtschaftsprojekten<br />
an den <strong>Schulen</strong><br />
Die Lehrkräfte sollten <strong>in</strong> den telefonischen Interviews<br />
auch <strong>die</strong> Ansatzpunkte benennen, <strong>die</strong> aus ihrer Sicht<br />
von besonderer Bedeutung s<strong>in</strong>d, damit Wirtschaftsprojekte<br />
<strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong> e<strong>in</strong>e noch stärkere Verbreitung<br />
f<strong>in</strong>den.<br />
Am häufigsten wurden von den Lehrer<strong>in</strong>nen und<br />
Lehrern Ansatzpunkte genannt, <strong>die</strong> der Verbesserung<br />
der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für schulische Entre preneur<br />
ship Education zugerechnet werden können. Die<br />
meisten Nennungen bezogen sich auf <strong>die</strong> feste Verankerung<br />
im Fächerkanon sowie e<strong>in</strong>e breitere Ver
51<br />
Das sagen Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer<br />
Wirtschaft sollte ke<strong>in</strong> grundlegender Be standteil<br />
der Lehrer-Ausbildung se<strong>in</strong>, weil …<br />
„… sich Lehrer bei vorhandenem Interesse sowieso<br />
damit beschäftigen. Warum sollte sich jeder Lehrer<br />
damit ause<strong>in</strong>andersetzen müssen?“<br />
„… Allgeme<strong>in</strong>bildung hier ausreichen sollte.<br />
Ledi glich Lehrer, <strong>die</strong> wirtschaftsspezifische Fächer<br />
unterrichten, sollten dar<strong>in</strong> ausgebildet werden.<br />
Andere Bereiche s<strong>in</strong>d genauso wichtig.“<br />
„… jeder Lehrer e<strong>in</strong>e schwierige und langwierige<br />
Fachausbildung durchläuft. Wirtschaftsexperte zu<br />
se<strong>in</strong>, ist nicht Aufgabe e<strong>in</strong>es Deutschlehrers.“<br />
„… Lehrer nicht nur für <strong>die</strong> Wirtschaft ausbilden,<br />
sondern auch e<strong>in</strong>e gesellschaftspolitische Aufgabe<br />
haben. Wirtschaft kommt im Leben der Schüler<br />
noch früh genug.<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
ankerung <strong>in</strong> den Curricula und Stundentafeln als<br />
wichtigste formale Stellschrauben. Zur besseren Inte <br />
grierbarkeit von Wirtschaftsprojekten <strong>in</strong> den Un terricht<br />
regten e<strong>in</strong>ige Lehrkräfte an, <strong>die</strong> Curricula zu öffnen<br />
und stärker zu flexibilisieren. Der Wunsch der<br />
Anpassung der Curricula bezog sich <strong>in</strong>sbesondere auf<br />
<strong>die</strong> Mittelstufe (Klasse 7 und Klasse 8), um dort bereits<br />
frühzeitig <strong>die</strong> Möglichkeiten zu schaffen, solche Projekte<br />
im Unterricht anbieten zu können. Mit Blick auf<br />
<strong>die</strong> Oberstufe wurde angeregt, benotete Projektkurse<br />
– wie z. B. <strong>in</strong> Bayern mit dem P-Sem<strong>in</strong>ar – e<strong>in</strong>zuführen.<br />
Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es „Stufenplans“ wurde vorgeschlagen,<br />
<strong>in</strong> der Unterstufe mehr wirtschaftsbezogene<br />
Inhalte <strong>in</strong> den Unterricht zu <strong>in</strong>tegrieren, um bei den<br />
Schülern/-<strong>in</strong>nen frühzeitig das Grund<strong>in</strong>teresse zu<br />
wecken, auf das man dann <strong>in</strong> der Mittel- und Oberstufe,<br />
beispielsweise <strong>in</strong> Form von <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-<br />
Projekten, aufbauen könne.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Aspekt bezog sich auf <strong>die</strong> <strong>in</strong>nerschulische<br />
Organisation der ökonomischen Bildung. Mehrfach<br />
wurde bekundet, dass zu e<strong>in</strong>er stärkeren Verbrei<br />
tung von Wirtschaftsprojekten vor allem <strong>die</strong><br />
Schulleitungen von den zuständigen M<strong>in</strong>isterien und<br />
Aufsichtsbehörden stärker „<strong>in</strong> <strong>die</strong> Pflicht genommen“<br />
werden sollten. Insbesondere vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />
der Verstetigung solcher Maßnahmen wurden feste<br />
Ansprechpartner für das Thema Wirtschaft <strong>in</strong> den<br />
<strong>Schulen</strong> als s<strong>in</strong>nvolle organisatorische Maßnahme<br />
angeregt.<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf das Angebotsportfolio schulischer<br />
Entrepreneurship Education-Maßnahmen wurde von<br />
den Lehrkräften vor allem e<strong>in</strong>e verbesserte Trans <br />
parenz e<strong>in</strong>gefordert. Ziel sollte es nach deren Me<strong>in</strong>ung<br />
se<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong>teressierte Lehrkräfte, <strong>die</strong> e<strong>in</strong> solches<br />
Projekt durchführen wollen, sich mit wenig eigenem<br />
Rechercheaufwand schnell e<strong>in</strong>en Überblick zu den<br />
Projekten (Schulform, Klassenstufe, Verbreitung,<br />
Dauer usw.) verschaffen können, <strong>die</strong> für sie <strong>in</strong>frage<br />
kommen. Grundsätzlich wurde e<strong>in</strong>e stärkere Systematisierung<br />
der Projekte angeregt; dazu gehöre auch<br />
e<strong>in</strong>e Art „Entflechtung“ des gesamten Angebots <br />
spektrums.<br />
Mit Blick auf konkrete Vorschläge zur Weiter entwicklung<br />
des Angebotsportfolios wurden nochmals<br />
<strong>die</strong> wahrgenommenen Angebotslücken aufgegriffen.<br />
Auch hier wurden mehr Angebote für <strong>die</strong> Mittelstufe<br />
sowie konzeptionell-methodisch angepasste Ange bote<br />
für den Förder- und Hauptschulbereich gefordert.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich der lehrerseitigen Teilnahme bar riere<br />
„Zeit- und Arbeitsaufwand“ wurde vorgeschlagen,<br />
ver stärkt Projekte zu konzipieren, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />
Laufzeit aufweisen und mit weniger Arbeitsaufwand<br />
für <strong>die</strong> Lehrkräfte verbunden s<strong>in</strong>d. Solche Projekte<br />
sollten <strong>in</strong> den „jüngeren“ Klassenstufen durchgeführt<br />
werden. So könnte aus Sicht der Lehrkräfte bei den<br />
jüngeren Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern mehr Interesse<br />
für das Thema Wirtschaft geweckt werden. Auch für<br />
betreuende Lehrkräfte, <strong>die</strong> erstmals für e<strong>in</strong>e Projekt-<br />
Betreuung gewonnen werden sollen, könnte e<strong>in</strong>e<br />
kürzere Laufzeit und ger<strong>in</strong>ger (zeitlicher) Aufwand<br />
dazu beizutragen, <strong>die</strong> Teilnahmebarrieren zu senken.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Vorschlagskomplex bezog sich auf<br />
<strong>die</strong> Erhöhung von Teilnahmeanreizen für <strong>die</strong> Lehrkräfte.<br />
Im Wesentlichen konzentrierten sich <strong>die</strong> Vorschläge<br />
dabei auf <strong>die</strong> zeitliche Entlastung. Konkret
52<br />
VI. Wie hätten sie’s denn gern?<br />
wurden für <strong>die</strong>se Lehrkräfte Formen der Stunden kom <br />
pensation gefordert. Als zusätzlicher Anreiz wurden<br />
Teilnahmezertifikate für <strong>die</strong> betreuenden Lehrkräfte<br />
genannt.<br />
Als e<strong>in</strong> wichtiges lehrerseitiges Teilnahme h<strong>in</strong>der<br />
nis wurde fehlendes wirtschaftliches Fachwissen<br />
bei fachfremden Lehrkräften identifiziert. Vor <strong>die</strong>sem<br />
H<strong>in</strong>tergrund zielten e<strong>in</strong>ige Empfehlungen aus der<br />
Lehrerschaft auf <strong>die</strong> Qualifizierung von Lehrkräften<br />
für <strong>die</strong> Durchführung von Wirtschaftsprojekten. In<br />
<strong>die</strong>sem Zusammenhang wurde von den befragten<br />
Lehrkräften der Ausbau von Qualifizierungs programmen,<br />
wie z. B. „Ökonomische Bildung onl<strong>in</strong>e“,<br />
vorgeschlagen.<br />
Mit Blick auf <strong>die</strong> konkrete Projektbetreuung wiesen<br />
<strong>die</strong> betreuenden Lehrkräfte nochmals auf <strong>die</strong><br />
Bedeutung von <strong>in</strong>tensiven Vorbereitungsschulungen,<br />
<strong>in</strong>sbesondere auch für Erst-Betreuer/-<strong>in</strong>nen durch <strong>die</strong><br />
Projektträger h<strong>in</strong>.<br />
Auch e<strong>in</strong> verstärkter Austausch mit der Wirt schaft<br />
kann nach Me<strong>in</strong>ung der Lehrkräfte e<strong>in</strong>en Bei trag<br />
dazu leisten, Wirtschaftsprojekte weiter zuent wickeln<br />
und auszubauen. Die befragten Lehrkräfte wünschten<br />
sich hier, dass bessere Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme<br />
mit <strong>Unterneh</strong>men geschaffen werden.
53<br />
VII.<br />
Mehr <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>!<br />
Ausgewählte Handlungsempfehlungen für den Ausbau<br />
und <strong>die</strong> Weiterentwicklung von Entrepreneurship<br />
Education-Angeboten <strong>in</strong> deutschen <strong>Schulen</strong>
54<br />
VII. Mehr <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>!<br />
VII. Mehr <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>!<br />
Ausgewählte Handlungsempfehlungen für den Ausbau und <strong>die</strong> Weiter <br />
entwicklung von Entrepreneurship Education-Angeboten <strong>in</strong> deutschen <strong>Schulen</strong><br />
Die <strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong> hatte abschließend zur Aufgabe projektübergreifende<br />
Handlungsempfehlungen zu erarbeiten.<br />
Die Grundlage dafür waren <strong>die</strong> Ergebnisse der<br />
Literaturstu<strong>die</strong>, der Befragung bei 32 Länder m<strong>in</strong>isterien<br />
für Bildung und Wirtschaft, der Projekt trägerbefragung<br />
bei 19 Projekten und Initiativen 7 sowie der<br />
Erhebungen des <strong>Inmit</strong> bei den 2.800 Jugendlichen<br />
und 193 Lehrkräften. Insbesondere <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>n ergebnisse<br />
bei den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern und den<br />
Lehrkräften unterstreichen am Beispiel der vier ausgewählten<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte, dass schulische<br />
Entrepreneurship Education-Angebote vielfältigen<br />
Nutzen und positive Wirkungen bieten. Und:<br />
mehr Wirtschaft, mehr handlungsorientierte wirtschaftsbezogene<br />
Lehr- und Lernarrangements, mehr<br />
unternehmerisches Denken und Handeln s<strong>in</strong>d so wohl<br />
von den Jugendlichen als auch von den Lehrkräften<br />
<strong>in</strong> der breiten Mehrheit als Angebote ausdrücklich<br />
Übersicht 4: Übersicht zu den acht Handlungsfeldern<br />
der Handlungs empfehlungen zum<br />
Ausbau und zur Weiterentwicklung der schulischen<br />
Entrepreneurship Education-Angebote<br />
Handlungsfeld I:<br />
Politische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
erwünscht. Schon jetzt s<strong>in</strong>d es jährlich mehr als<br />
30.000 Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, <strong>die</strong> alle<strong>in</strong> an den<br />
12 Projekten, <strong>die</strong> Mitglied im Bundes<strong>in</strong>itiativkreis<br />
„<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>“ s<strong>in</strong>d, teilnehmen.<br />
Rund 4.000 Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer, engagieren sich<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong>sen 12 Projekten pro Jahr für ihre Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schüler und für ihre <strong>Schulen</strong>. Ist <strong>die</strong>se positive<br />
Resonanz bei den <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten auch<br />
kont<strong>in</strong>uierlich steigend, so bleibt doch immer noch<br />
weitreichendes Potenzial für noch mehr <strong>Schulen</strong>,<br />
Jugendliche und Lehrkräfte, <strong>die</strong> unternehmerischem<br />
Denken und Handeln <strong>in</strong> vielfältigen Formen von der<br />
Schülerfirma über Planspiele, Projektarbeiten, Wirtschaftstage,<br />
Praktika und vielem Weiteren wertvollen<br />
Erfahrungsraum geben.<br />
Die Handlungsempfehlungen, <strong>die</strong> im Rahmen<br />
der <strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong> erarbeitet wurden und <strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem<br />
Kapitel <strong>in</strong> ausgewählter Form vorgestellt werden,<br />
richten den Blick darauf, <strong>die</strong> schulische Entre preneur<br />
ship Education zum Nutzen für <strong>die</strong> Jugend lichen,<br />
<strong>die</strong> Lehrkräfte, ebenso wie für <strong>die</strong> Gesellschaft<br />
und Wirtschaft Deutschlands weiter auszubauen und<br />
weiterzuentwickeln. Die Empfehlungen adressieren<br />
unterschiedliche Akteure und s<strong>in</strong>d nach acht<br />
Handlungsfeldern strukturiert.<br />
Handlungsfelder der Handlungsempfehlungen<br />
zu schulischen<br />
Entrepreneurship Education-Projektangeboten<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
Handlungsfeld II:<br />
Projektträger und Netzwerke<br />
Handlungsfeld III:<br />
Angebotsportfolio<br />
Handlungsfeld IV:<br />
Schulische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
Handlungsfeld V:<br />
Lehrkräfte<br />
Handlungsfeld VI:<br />
Schule und Wirtschaft<br />
Handlungsfeld VII:<br />
Angebotskommunikation<br />
Handlungsfeld I:<br />
Politische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
Vom Zergliederten zum Ganzen:<br />
Entwicklung e<strong>in</strong>er nationalen Gesamtstrategie<br />
für Youth Entrepreneurship<br />
Wie auch <strong>die</strong> Bestandsaufnahme <strong>in</strong> der Stu<strong>die</strong> ge <br />
zeigt hat, existiert auf Bundes- und Länderebene e<strong>in</strong> –<br />
zum Teil sogar recht breites – Grundangebot an Initiativen,<br />
Projekten und E<strong>in</strong>richtungen zur För derung<br />
der schulischen Entrepreneurship Education. In der<br />
M<strong>in</strong>isterienbefragung hat jedoch ke<strong>in</strong>es der Wirtschafts-<br />
und Bildungsm<strong>in</strong>isterien, <strong>die</strong> <strong>in</strong> allen 16 Bun<br />
7 Literaturstu<strong>die</strong>, M<strong>in</strong>isterien- und Projektträgerbefragung wurden im Rahmen der Stu<strong>die</strong> unter der Leitung des <strong>Inmit</strong> <strong>in</strong> Kooperation mit dem Institut für<br />
Mittelstandsforschung Bonn erarbeitet.
55<br />
desländern befragt wurden, angegeben, über e<strong>in</strong>e<br />
formalisierte Strategie zur Gestaltung und Um setzung<br />
der Entrepreneurship Education zu verfügen. In<br />
nahezu sämtlichen Bundesländern existieren für<br />
Entrepreneurship Education an <strong>Schulen</strong> ressortspezifisch<br />
unterschiedliche Ansprechpartner, Zuständigkeiten<br />
<strong>in</strong> „e<strong>in</strong>er Hand“ s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Ausnahme 8 . Im Rahmen<br />
der M<strong>in</strong>isterienbefragung stellte sich <strong>die</strong> ressortübergreifende<br />
Zusammenarbeit zum Thema schulische<br />
Entrepreneurship Education <strong>in</strong> den Bildungsund<br />
Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterien mehrheitlich als ausbaufähig<br />
heraus. Als e<strong>in</strong> systematischer Länderansatz<br />
kann <strong>die</strong> Initiative ifex <strong>in</strong> Baden-Württemberg ge <br />
nannt werden, <strong>die</strong> im Bundesländervergleich allerd<strong>in</strong>gs<br />
eher <strong>die</strong> Ausnahme als <strong>die</strong> Regel darstellt.<br />
Auch auf Bundesebene bef<strong>in</strong>det sich <strong>die</strong> Koor d<strong>in</strong>ierung<br />
von Ansätzen zur Förderung der Youth En trepreneurship<br />
Education noch im Anfangs sta dium,<br />
e<strong>in</strong>e ressortübergreifende Abstimmung der Initia tiven<br />
auf Bundesebene f<strong>in</strong>det lediglich <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem<br />
Maße statt. 9<br />
Aufgrund der Kulturhoheit existiert <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Bundesländern e<strong>in</strong>e unterschiedliche Herangehensweise<br />
zur Förderung der schulischen Entrepreneurship<br />
Education. E<strong>in</strong>ige Länder schaffen durch<br />
<strong>die</strong> Verabschiedung von Gesetzen, Richtl<strong>in</strong>ien und<br />
Handreichungen strukturelle Voraussetzungen für<br />
<strong>die</strong> schulische Entrepreneurship Education („top<br />
down“), während andere Bundesländer sich auf <strong>die</strong><br />
Entwicklung und Umsetzung konkreter E<strong>in</strong>zel projekte<br />
verlassen („bottom up“). 10 Dies führt auch zur<br />
Existenz unterschiedlicher schulischer Möglich keiten,<br />
Entrepreneurship Education-Projekte <strong>in</strong> den<br />
Schulalltag zu <strong>in</strong>tegrieren (Fächerkanon, Rahmenlehrpläne,<br />
Anerkennung als Besondere Lern leistungen<br />
usw.). Zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Bundesländern<br />
f<strong>in</strong>det darüber h<strong>in</strong>aus ke<strong>in</strong> systematischer Austausch<br />
im H<strong>in</strong>blick auf <strong>die</strong> Youth Entrepreneurship Education<br />
statt. 11<br />
Das Fach Wirtschaft bzw. Fächerverbünde mit<br />
explizit wirtschaftlichen Inhalten s<strong>in</strong>d nicht bundesweit<br />
verankert. Nach den Angaben der vom IfM Bonn<br />
befragten zuständigen Kultus- und Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterien<br />
der 16 Bundesländer existiert zum Erhebungszeitpunkt<br />
<strong>in</strong> fünf Bundesländern – Berl<strong>in</strong>, Hamburg,<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und Saarland<br />
– das (Pflicht-)Fach Wirtschaft bzw. e<strong>in</strong> Fächerverbund<br />
mit explizit wirtschaftlichen Inhalten überhaupt<br />
nicht oder zum<strong>in</strong>dest nicht für alle Schulformen<br />
bzw. Altersstufen (Sek I, Sek II).<br />
Insgesamt zeichnet auch <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> <strong>in</strong> der Summe<br />
das Bild e<strong>in</strong>er stark zergliederten Akteursstruktur im<br />
Bereich der schulischen Entrepreneurship Education:<br />
Bundesm<strong>in</strong>isterien (Wirtschaft, Bildung), Länderm<strong>in</strong>is<br />
terien (Wirtschaft, Bildung), Schulaufsichts behörden,<br />
Projektträger, <strong>Schulen</strong>, Organisationen aus<br />
der Wirtschaft mit jeweils eigenen Entrepreneurship<br />
Education-Aktivitäten. Fazit: e<strong>in</strong>e eher summarische<br />
als systematische Herangehensweise für <strong>die</strong> Etablierung<br />
von mehr <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> deutschen<br />
<strong>Schulen</strong>.<br />
Zur zielgerichteten Weiterentwicklung und Verbreitung<br />
der schulischen Entrepreneurship Educa tion<br />
ersche<strong>in</strong>t es förderlich, mit geme<strong>in</strong>samen Anstrengun<br />
gen von Bund und Ländern Schritte <strong>in</strong> <strong>die</strong> Wege<br />
zu leiten, <strong>die</strong> längerfristig e<strong>in</strong>e kohärente Gesamt stra <br />
tegie als Rahmen für Youth Entrepreneurship Edu cation<br />
auf nationaler Ebene ermöglichen.<br />
Zusatz<strong>in</strong>fo<br />
Die Forderung nach der Entwicklung e<strong>in</strong>es kohärenten Rahmens<br />
für <strong>die</strong> Förderung des <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>es <strong>in</strong> Unterricht und<br />
Bildung ist auch <strong>in</strong> der Mitteilung zur Umsetzung des Lissabon-<br />
Programms aus dem Jahr 2006 enthalten.<br />
(Quelle: Kommission der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaft [2006]).<br />
Praxisbeispiel<br />
Unter der Federführung des Wirtschaftsm<strong>in</strong>isteriums Bran denburg<br />
riefen vier Ressorts der Landesregierung – Wirtschaft,<br />
Arbeit, Wissenschaft und Bildung – im Jahr 2000 geme<strong>in</strong>sam <strong>die</strong><br />
Initiative „Aufbruch Gründen im Land“ (AGIL) aus, woraus sich im<br />
Jahr 2007/08 das Gründungsnetzwerk Brandenburg entwickelte.<br />
i<br />
O<br />
8 Als Beispiel für <strong>die</strong> Zuständigkeit „<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hand“ lässt sich Hamburg anführen. Die Zuständigkeit für <strong>die</strong> schulische Entrepreneurship Education liegt hier ausschließ lich<br />
bei der Behörde für Schule und Berufsbildung.<br />
9 Vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2009a), S. 142.<br />
10 Vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2009a), S. 141.<br />
11 Vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2009a), S. 142.
56<br />
VII. Mehr <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>!<br />
Konzertiert und konzentriert:<br />
Entrepreneurship Edu cation auch auf<br />
Länderebene stärker systematisieren<br />
und bündeln<br />
Nach den Ergebnissen der M<strong>in</strong>isterienbefragung im<br />
Rahmen der Stu<strong>die</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> ressortübergreifender<br />
Austausch und <strong>die</strong> Abstimmung der Maßnahmen zur<br />
schulischen Entrepreneurship Education zwischen<br />
den Kultus- und Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterien <strong>in</strong> den Ländern<br />
(noch) nicht <strong>die</strong> Regel. Vor <strong>die</strong>sem H<strong>in</strong>ter grund<br />
ersche<strong>in</strong>t es förderlich, auch auf Länderebene – wo<br />
noch nicht vorhanden – <strong>in</strong>term<strong>in</strong>isterielle Lenkungsund<br />
Arbeitsgruppen mit Vertretern aus den Ressorts<br />
Bildung und Wirtschaft sowie weiteren relevanten<br />
Akteuren zu bilden, um <strong>die</strong> schulischen Entre preneur<br />
ship Education-Aktivitäten systematisch und<br />
abgestimmt (weiter-) zu entwickeln. Ziel sollte se<strong>in</strong>,<br />
dass auch auf Länderebene verstärkt kohärente Ge <br />
samtstrategien zur schulischen Entrepreneurship<br />
Education aufgelegt und etabliert werden.<br />
Praxisbeispiel<br />
In Hamburg gibt es mit dem Zentrum Schule & Wirtschaft (ZSW),<br />
das 2002 am Landes<strong>in</strong>stitut für Lehrerbildung und Schul entwicklung<br />
(LI) e<strong>in</strong>gerichtet wurde, e<strong>in</strong>en zentralen Service-Stützpunkt<br />
für Lehrkräfte. Das ZSW unterstützt und berät <strong>Schulen</strong> <strong>in</strong> Fragen<br />
zur Berufsorientierung, zur ökonomischen Bildung und zur<br />
Umsetzung der Themen Existenzgründung und unternehmerische<br />
Selbständigkeit im schulischen Kontext und unterstützt<br />
<strong>die</strong> Lehrkräfte <strong>in</strong> der Arbeit mit Schülerunternehmen.<br />
Als Servicestellen für <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> könnten regionale<br />
Stützpunkte fungieren, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Umsetzung der<br />
schulischen Entrepreneurship Education an den<br />
Schu len operativ unterstützen und <strong>die</strong> betreuenden<br />
Lehrkräfte bei Bedarf beraten können. E<strong>in</strong>e wesentliche<br />
Aufgabe solcher Landeskoord<strong>in</strong>ierungsstellen<br />
besteht dar<strong>in</strong>, <strong>die</strong> existierenden Angebote bei den<br />
Zielgruppen bekannt zu machen. Es hat sich bewährt,<br />
wenn derartige regionale Entrepreneurship Edu cation-Stützpunkte<br />
eng mit den Projektträgern zusammenarbeiten.<br />
O<br />
Die operative Umsetzung solcher Gesamt strategien<br />
sowie <strong>die</strong> Bündelung und Begleitung von Entrepreneurship<br />
Education-Maßnahmen kann beispielsweise<br />
durch Landeskoord<strong>in</strong>ierungsstellen erfolgen,<br />
<strong>die</strong> sämtliche Maßnahmen der schulischen Entrepreneurship<br />
Education landesweit koord<strong>in</strong>ieren. So<br />
existiert z. B. <strong>in</strong> Sachsen bereits e<strong>in</strong>e solche landesweite<br />
zentrale Koord<strong>in</strong>ierungsstelle. Unterstützt werden<br />
kann <strong>die</strong> Arbeit auch durch <strong>die</strong> E<strong>in</strong>richtung von landesweiten<br />
spezifischen <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Arbeitskreisen,<br />
<strong>die</strong> nach den Ergebnissen der M<strong>in</strong>isterienbefragung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er solch spezifischen Ausrichtung<br />
aktuell eher selten existieren.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel e<strong>in</strong>er Entrepreneurship Education-<br />
Landes<strong>in</strong>itiative, <strong>die</strong> aus e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>term<strong>in</strong>isteriellen<br />
Initiative hervorgegangen ist, gibt es im Bundesland<br />
Brandenburg (siehe Praxisbeispiel). Die Ausweitung<br />
des Ansatzes auf weitere Bundesländer und <strong>die</strong> Schaffung<br />
entsprechender Arbeitskreise auf Landesebene<br />
(wie z. B. bereits auch <strong>in</strong> Baden-Württemberg oder<br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz vorhanden) stellt e<strong>in</strong>e Möglichkeit<br />
zum Ausbau der Länderaktivitäten für schulische<br />
Entrepreneurship Education dar.<br />
12 Vgl. Kam<strong>in</strong>ski, H.; Eggert, K. (2008), S. 59.<br />
Feste Plätze für <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> & Co.:<br />
verstärkte E<strong>in</strong>führung des Fachs Wirtschaft<br />
Das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es eigenständigen Fachs Wirtschaft<br />
kann <strong>die</strong> Verbreitung schulischer Entre pre neur <br />
ship Education fördern, umgekehrt kann <strong>die</strong> Nichtexistenz<br />
deren Verbreitung beh<strong>in</strong>dern. Nach Ka <br />
m<strong>in</strong>ski/Eggert bildet <strong>die</strong> Tatsache der Nicht exis tenz<br />
e<strong>in</strong>es eigenständigen Fachs den Ausgangspunkt e<strong>in</strong>es<br />
„Fachdidaktischen Armutskreislaufs“: ke<strong>in</strong> Fach –<br />
ke<strong>in</strong>e ausgewiesenen Zeitdeputate im schulischen<br />
Fächerkanon – ke<strong>in</strong>e Stu<strong>die</strong>ngänge – ke<strong>in</strong>e qualifizierte<br />
Lehrerschaft – ungesicherter Entwick lungsstand<br />
für <strong>die</strong> ökonomische Bildung – ke<strong>in</strong> ausreichendes<br />
bildungspolitisches Konfliktpotenzial. 12<br />
E<strong>in</strong> eigenständiges Fach Wirtschaft bzw. e<strong>in</strong><br />
Fächerverbund mit explizit wirtschaftlichen Inhalten<br />
ist nicht bundesweit verankert. Aus der M<strong>in</strong>isterienbefragung<br />
des IfM Bonn im Rahmen der Stu<strong>die</strong> geht<br />
hervor, dass <strong>in</strong> fünf Bundesländern – Berl<strong>in</strong>, Hamburg,<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und Saarland –<br />
zum Zeitpunkt der Befragung (2009) das (Pflicht-)Fach<br />
Wirtschaft bzw. e<strong>in</strong> Fächerverbund mit explizit wirtschaftlichen<br />
Inhalten überhaupt nicht oder zum<strong>in</strong>dest<br />
nicht für alle Schulformen bzw. Altersstufen<br />
(Sek I, Sek II) existiert.
57<br />
Im Rahmen der Befragungen des <strong>Inmit</strong> <strong>in</strong> den<br />
<strong>Schulen</strong> wurde seitens der Lehrkräfte <strong>die</strong> E<strong>in</strong>führung<br />
e<strong>in</strong>es Fachs Wirtschaft <strong>in</strong> breitem Maße befürwortet.<br />
So präferierten knapp drei Viertel der befragten<br />
Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer e<strong>in</strong> eigenes Fach Wirtschaft<br />
zur Vermittlung wirtschaftlicher Inhalte <strong>in</strong> der Schule.<br />
Auf <strong>die</strong> offene Frage nach den wichtigsten Ansatzpunkten<br />
zur weiteren Verbreitung von schulischer<br />
Entrepreneurship Education wurde von e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />
der Lehrkräfte auf <strong>die</strong> feste Verankerung des<br />
Fachs Wirtschaft im Fächerkanon als e<strong>in</strong> wichtiges<br />
<strong>die</strong>sbezügliches Instrument verwiesen. Auch <strong>die</strong><br />
Mehrheit der 19 befragten Projektträger und Initiativen<br />
plä<strong>die</strong>rte für <strong>die</strong> E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es eigenständigen<br />
Fachs Wirtschaft – nach Möglichkeit ab Klasse 5 –<br />
<strong>in</strong> allen Bundesländern.<br />
Mit dem Plädoyer für e<strong>in</strong> eigenständiges Fach<br />
Wirtschaft stimmen <strong>die</strong> befragten Akteure der schulischen<br />
Entrepreneurship Education (Schüler/-<strong>in</strong>nen,<br />
Lehrkräfte, Projektträger) mit zahlreichen <strong>in</strong>stitutionellen<br />
Gruppierungen übere<strong>in</strong>. So wird von den Wirtschaftsm<strong>in</strong>istern<br />
der Länder wie auch von Arbeit geber-<br />
und Wirtschaftsverbänden, dem Deutschen<br />
Gewerkschaftsbund und der Bundeselternschaft e<strong>in</strong><br />
eigenständiges Unterrichtsfach bzw. e<strong>in</strong> eigenständiger<br />
Platz für ökonomische Bildung im Curriculum<br />
gefordert. 13<br />
Im Optimalfall sollten <strong>die</strong> Bemühungen darauf<br />
ausgerichtet se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> denjenigen Bundesländern, <strong>in</strong><br />
denen noch ke<strong>in</strong> fest verankertes Fach Wirtschaft im<br />
Fächerkanon existiert, e<strong>in</strong> solches mittelfristig e<strong>in</strong>zuführen,<br />
um den Stellenwert der ökonomischen Bil dung<br />
und damit auch <strong>die</strong> Voraussetzungen e<strong>in</strong>er nachhaltigen<br />
schulischen Entrepreneurship Edu ca tion zu verbessern.<br />
Dies wäre förderlich, um den Jugendlichen<br />
fun<strong>die</strong>rtere Wirtschaftskenntnisse zu vermitteln und<br />
sie <strong>in</strong>folgedessen auch für <strong>die</strong> Teil nahme an handlungsorientierten<br />
Projekten zur En trepreneurship<br />
Education noch aufgeschlossener zu machen. Mit<br />
Blick auf <strong>die</strong> Lehrerschaft ist e<strong>in</strong>e feste Verankerung<br />
ebenfalls vorteilhaft, da zentrale Hemm nisse für <strong>die</strong><br />
Durchführung von Entre preneur ship Education-Projekten<br />
(Zusatzaufwand, e<strong>in</strong>geschränktes Zeit budget<br />
im verdichteten Schullalltag – sowohl bei den Lehr kräf <br />
ten als auch bei den Jugendlichen) reduziert werden.<br />
Die Diskussion um <strong>die</strong> E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Fachs<br />
Wirtschaft sollte allerd<strong>in</strong>gs nicht dazu führen, dass<br />
für <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte der E<strong>in</strong>druck „ganz<br />
oder gar nicht“ entsteht. Da nicht davon ausgegangen<br />
werden kann, dass e<strong>in</strong> eigenständiges Fach Wirtschaft<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mittelfristigen Zeitraum flächendeckend<br />
<strong>in</strong> allen Bundesländern e<strong>in</strong>geführt werden<br />
kann/wird, lohnt sich der Blick darauf, welche erfolgreichen<br />
Möglichkeiten für e<strong>in</strong>e umfängliche schulische<br />
Entrepreneurship Education bestehen, auch<br />
wenn ke<strong>in</strong> eigenständiges Fach Wirtschaft als Optimal<br />
lösung existiert. Als Beispiel lässt sich hier <strong>die</strong><br />
Stadt Hamburg anführen, wo es zwar ke<strong>in</strong> eigenständiges<br />
Fach Wirtschaft gibt, aber durch andere Maßnahmen,<br />
z. B. <strong>die</strong> E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Zentrums für<br />
Schule & Wirtschaft e<strong>in</strong>e umfängliche schulische<br />
Entrepreneurship Education betrieben wird. Mit dem<br />
Ergebnis, dass im Vergleich zur Anzahl an Schülern/-<br />
<strong>in</strong>nen an allgeme<strong>in</strong>bildenden <strong>Schulen</strong> überdurchschnittlich<br />
viele Teilnehmer an Entrepreneurship<br />
Education-Projekten verzeichnet werden können.<br />
Insofern gibt es h<strong>in</strong>sichtlich <strong>die</strong>ser Thematik nicht<br />
nur Schwarz (ke<strong>in</strong> Fach Wirtschaft) und Weiß (e<strong>in</strong><br />
Fach Wirtschaft), sondern e<strong>in</strong>e Vielzahl an Grautönen<br />
dazwischen, <strong>die</strong> kreativ für <strong>die</strong> Andockung und Integration<br />
von schulischen Entrepreneurship Edu cation-<br />
Angeboten zu nutzen s<strong>in</strong>d.<br />
„Wirtschaftswissen lässt sich nicht durch<br />
situatives Beschäftigen mit dem Thema an<br />
unterschiedlichen Orten und <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />
Zusammenhängen aufbauen.“<br />
Prof. Dr. Hans Kam<strong>in</strong>ski<br />
Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für<br />
Ökonomische Bildung an der<br />
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg<br />
„Ausreichende Kenntnisse über Wirtschaft und<br />
wirtschaftliche Zusammenhänge lassen sich nur<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>es eigenen Faches vermitteln.“<br />
Prof. Dr. Rüdiger von Rosen<br />
Geschäftsführender Vorstand Deutsches<br />
Aktien<strong>in</strong>stitut e.V.<br />
13 Vgl. Kle<strong>in</strong>, H. E.; Schare, T. (2009), S. 9.
58<br />
VII. Mehr <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>!<br />
Klarheit und Anerkennung schaffen:<br />
Ausbau der curricularen Verankerung für<br />
Entrepreneurship Education-Angebote<br />
Bei der telefonischen Lehrer/-<strong>in</strong>nen-Befragung wurde<br />
auf <strong>die</strong> Frage nach Ansatzpunkten zur stärkeren Verbreitung<br />
von Entrepreneurship Education-Projekten<br />
<strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong> vielfach auch e<strong>in</strong>e breitere Veran kerung<br />
<strong>in</strong> den Curricula und Stundentafeln gefordert.<br />
Zur besseren Integrierbarkeit von Wirtschafts projekten<br />
<strong>in</strong> den Unterricht regten e<strong>in</strong>ige Lehrkräfte an, <strong>die</strong><br />
Curricula zu öffnen und stärker zu flexibilisieren. 14<br />
Der Wunsch der Anpassung der Curricula bezog sich<br />
<strong>in</strong>sbesondere auch auf <strong>die</strong> Mittelstufe (Klasse 7 und<br />
Klasse 8), um bereits frühzeitig <strong>die</strong> Möglichkeiten zu<br />
schaffen, solche Projekte im Unterricht anbieten zu<br />
können. Zum Teil entstand aber auch der E<strong>in</strong>druck,<br />
dass es <strong>die</strong>se Möglichkeiten durchaus gibt, allerd<strong>in</strong>gs<br />
<strong>die</strong> Nutzung bzw. <strong>die</strong> Realisierungsmöglichkeiten<br />
nicht ausreichend bei den Lehrkräften bekannt s<strong>in</strong>d.<br />
Mit Blick auf <strong>die</strong> Verbreitung von Entrepreneurship<br />
Education-Projekten ist <strong>die</strong> (benotete) Aner kennung<br />
als schulische Leistung e<strong>in</strong>e wichtige Stellschraube.<br />
Dies zeigt z.B. <strong>die</strong> E<strong>in</strong>führung von benoteten<br />
Entrepreneurship Education-Projektkursen wie <strong>in</strong><br />
Bayern mit dem P-Sem<strong>in</strong>ar (Projekt-Sem<strong>in</strong>ar zur Stu<strong>die</strong>n-<br />
und Berufsorientierung), wo <strong>die</strong>se für <strong>die</strong> gymnasiale<br />
Oberstufe als so genannte Besondere Lernleistung<br />
<strong>in</strong> das Abitur e<strong>in</strong>gebracht werden können.<br />
Zusatz<strong>in</strong>fo<br />
Auch <strong>in</strong> der Umsetzung des Lissabon-Programms der Geme<strong>in</strong>schaft<br />
zur Förderung des <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>es <strong>in</strong> Unterricht und<br />
Bildung wird <strong>die</strong> Aufnahme des Lernziels Entrepreneurship <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
Lehrpläne gefordert.<br />
(Quelle: Kommission der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaft [2006]).<br />
Handlungsfeld II:<br />
Projektträger und Netzwerke<br />
i<br />
Auch aus Sicht der Projektträger besteht e<strong>in</strong> be <br />
deutsames H<strong>in</strong>dernis für <strong>die</strong> Teilnahmebereitschaft<br />
von <strong>Schulen</strong> dar<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> vielen Bundesländern<br />
Entrepreneurship Education-Projekte bisher nicht <strong>in</strong><br />
den entsprechenden Lehrplänen <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d. H<strong>in</strong>derlich<br />
s<strong>in</strong>d nach Aussagen der Projektträger auch<br />
der zum Teil noch unklare Status der Projektarbeit<br />
und <strong>die</strong> Benotung im Unterricht. Hier s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Regelungen<br />
von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich.<br />
Ebenfalls als Hemmnis wird gesehen, dass<br />
vielfach noch ke<strong>in</strong>e festen Lehrplanvorgaben und<br />
Richtl<strong>in</strong>ien existieren.<br />
Empfehlungen <strong>in</strong> den Lehrplänen sollen <strong>die</strong><br />
Schu len aktiv dazu ermuntern, handlungsorientierte<br />
Schüler/-<strong>in</strong>nen-Projekte <strong>in</strong> höherem Maße <strong>in</strong> den<br />
Schulalltag zu <strong>in</strong>tegrieren. Solche Empfehlungen<br />
können gleichzeitig <strong>die</strong> Akzeptanz <strong>die</strong>ser Projekte im<br />
Lehrerkollegium fördern. Auf <strong>die</strong>se Weise (z. B. Anerkennung<br />
als Besondere Lernleistung, Durchführung<br />
<strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>arkursen) wird den Lehrkräften <strong>die</strong> Durchführung<br />
<strong>die</strong>ser Projekte im regulären Schulalltag<br />
ohne zusätzliche Belastungen und Widerstände er <br />
leichtert.<br />
Evaluieren und optimieren: Wirkungsmessung<br />
und dauerhafteQualitätskontrolle<br />
Im Rahmen der Befragung von 19 Projektträgern bzw.<br />
Initiativen zeigte sich, dass nahezu ausnahmslos regel <br />
mäßig Befragungen von Teilnehmern und be treuenden<br />
Lehrkräften stattf<strong>in</strong>den, <strong>die</strong> zumeist von den<br />
Projektträgern selbst durchgeführt werden. Umfangreiche<br />
externe Evaluationen der Projekte s<strong>in</strong>d dagegen<br />
bislang eher <strong>die</strong> Ausnahme. Zudem ist e<strong>in</strong>e Ver gleichbarkeit<br />
der Ergebnisse der externen Evalua tio nen<br />
aufgrund unterschiedlicher methodischer Herangehensweisen<br />
stark e<strong>in</strong>geschränkt.<br />
Da – zum<strong>in</strong>dest bei den Projekten mit bundesländerübergreifendem<br />
großen Verbreitungsgrad – e<strong>in</strong>e<br />
dauerhafte Qualitätskontrolle der verschiedenen<br />
En trepreneurship Education-Projekte wichtig ist, er <br />
schei nen kont<strong>in</strong>uierliche externe, standardisierte<br />
Evalua tionen für <strong>die</strong> Qualitätskontrolle und Wirkungs<br />
mes sung erstrebenswert. Die standardisierten<br />
Projekt evaluationen können u. a. dazu <strong>die</strong>nen, <strong>die</strong><br />
Leistungen und Optimierungsbedarfe zu messen und<br />
unabhängig zu dokumentieren.<br />
14 In <strong>die</strong>sem Zusammenhang wird beispielsweise von Kle<strong>in</strong>/Schare am Beispiel NRW darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass <strong>die</strong> meisten Lehrpläne aus e<strong>in</strong>er anderen Zeit stammen und<br />
thematisch veraltet seien. Die Autoren empfehlen e<strong>in</strong>e Aktualisierung der Lehrpläne unter Berücksichtigung e<strong>in</strong>es eigenständigen Curriculums der ökonomischen<br />
Bildung (vgl. Kle<strong>in</strong>, H. E.; Schare, T. [2010]).
59<br />
Dazu sollte e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches externes Evalua tions<strong>in</strong>strument<br />
entwickelt werden, das <strong>in</strong>sbesondere für<br />
Bundesländer-übergreifende Entrepreneurship Education-Projekte<br />
mit hohem Verbreitungsgrad der<br />
Initiative „<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>“ dauerhaft<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden kann. Mit der im Rahmen der<br />
<strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong> vorgelegten Evaluationen zu den exemplarischen<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten JUNIOR,<br />
JUNIOR-Kompakt, Deutscher Gründerpreis für Schüler<br />
(DGPS) und Jugend gründet ist <strong>die</strong>sbezüglich e<strong>in</strong>e<br />
Basis gelegt worden, auf <strong>die</strong> aufgebaut werden kann.<br />
Für spezifische Fragestellungen können ergänzende<br />
Untersuchungen vorgenommen werden. So<br />
könnten für ausgewählte Entrepreneurship Edu ca tion-<br />
Projekte im Rahmen von Längs schnitt unter su chungen<br />
Projekt-Teilnehmer über den Projektzeitraum<br />
sowie über e<strong>in</strong>en Zeitraum danach begleitet werden,<br />
um damit auch längerfristige Wirkungen analysieren<br />
zu können. 15<br />
Regionale Potenziale: regionale<br />
Disparitäten <strong>in</strong> den Blick nehmen<br />
Die Identifikation von Gründen für e<strong>in</strong>e unterschiedlich<br />
starke regionale Verbreitung von (bundesweit<br />
ausgerichteten) Entrepreneurship Education-Projekten<br />
und <strong>die</strong> Ableitung von Handlungsstrategien ist<br />
ebenfalls e<strong>in</strong>e Stellschraube, <strong>die</strong> für den weiteren<br />
Ausbau von Bedeutung ist. So weisen nach Angaben<br />
aus den Projektträgerbefragungen beispielsweise <strong>die</strong><br />
Bundesländer Baden-Württemberg, Hamburg und<br />
Schleswig-Holste<strong>in</strong> im Verhältnis zu den Schülerzahlen<br />
an allgeme<strong>in</strong>bildenden <strong>Schulen</strong> überdurchschnittlich<br />
viele Teilnehmende an Entrepreneurship<br />
Education-Projekten auf. Die Flächenländer Bayern,<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen und <strong>in</strong>sbesondere <strong>die</strong> ostdeutschen<br />
Bundesländer Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern<br />
bleiben nach <strong>die</strong>sen Berechnungen<br />
dagegen h<strong>in</strong>ter ihrem Schüler/-<strong>in</strong>nen-Potenzial<br />
bei den Entrepreneurship Education-Projektteil nahmen<br />
zurück. Auch <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>zelner Bundesländer<br />
ist <strong>die</strong> Verbreitung regional stark unterschiedlich<br />
ausgeprägt, so dass <strong>die</strong> Disparitäten nicht alle<strong>in</strong> auf<br />
bundeslandspezifische schulische Rahmen bed<strong>in</strong> gungen<br />
zurückgeführt werden können. Es kann davon<br />
ausgegangen werden, dass <strong>die</strong> Gründe für <strong>die</strong>se Disparitäten<br />
<strong>in</strong> der Regel nicht e<strong>in</strong>dimensionaler Natur<br />
s<strong>in</strong>d, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ursachenbündel zu suchen<br />
s<strong>in</strong>d. Vor <strong>die</strong>sem H<strong>in</strong>tergrund wird vorgeschlagen,<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>er weiterführenden Untersuchung <strong>die</strong><br />
spezifischen Aspekte der regionalen Verbreitung der<br />
Entrepreneurship Education-Projekte zu analysieren<br />
und <strong>die</strong>sbezügliche Optimierungsvorschläge für und<br />
mit den Projektträgern zu erarbeiten.<br />
Zeichen für Qualität: <strong>die</strong> Mitgliedschaft<br />
im Initiativkreis „<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>Schulen</strong>“<br />
Im Jahr 2007 wurde der Initiativkreis „<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>“ unter Federführung des Bun desm<strong>in</strong>isteriums<br />
für Wirtschaft und Technologie (BMWi)<br />
geschaffen, <strong>in</strong> dem mittlerweile 12 Entrepreneurship<br />
Education Projekte bzw. -Initiativen gebündelt s<strong>in</strong>d.<br />
Durch <strong>die</strong> Bündelung von Entrepreneurship Edu cation-Projekten<br />
im Rahmen des Initiativkreises soll<br />
u. a. <strong>in</strong> der Öffentlichkeit und bei den Zielgruppen <strong>in</strong><br />
den <strong>Schulen</strong> mehr Bekanntheit und Transparenz er <br />
reicht werden. E<strong>in</strong>e wichtige Zielsetzung des Initia tivkreises<br />
stellt auch der kont<strong>in</strong>uierliche Erfahrungsund<br />
Wissensaustausch zwischen den Projekten dar,<br />
mit dem e<strong>in</strong>e ständige Qualitätsverbesserung aller<br />
Maßnahmen angestrebt wird.<br />
Die Zugehörigkeit zum Initiativkreis „Unter nehmergeist<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>“ stellt e<strong>in</strong> Qualitätssignal an<br />
<strong>die</strong> Akteure der schulischen Entrepreneurship Education<br />
dar. Vom Initiativkreis wurden Kriterien und<br />
Standards für <strong>die</strong> Zugehörigkeit bzw. <strong>die</strong> Aufnahme<br />
von weiteren Mitgliedern erarbeitet und festgeschrieben.<br />
Ebenso wurden <strong>die</strong> Maßnahmen zur geme<strong>in</strong>samen<br />
Öffentlichkeitsarbeit des Initiativkreises ausgebaut.<br />
Wissensdurst von Schülern und Lehrern<br />
stillen: geme<strong>in</strong>same Materialien durch<br />
den Initiativkreis herausgeben<br />
In den Befragungen des <strong>Inmit</strong> wurde von den teilnehmenden<br />
Schülern/-<strong>in</strong>nen der vier ausgewählten<br />
Entrepreneurship Education-Projekte <strong>die</strong> Bedeutung<br />
15 Im Rahmen des Projekts „Wege f<strong>in</strong>den“ der Deutschen K<strong>in</strong>der- und Jugendstiftung wird e<strong>in</strong>e Langfristevaluation bei Jugendlichen ab 14 Jahren fünf Jahre lang unter wissenschaftlicher<br />
Begleitung durchgeführt. (Vgl. Vollherbst, G. (2009), S. 9)
60<br />
VII. Mehr <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>!<br />
e<strong>in</strong>er fachlichen Vorbereitung auf <strong>die</strong> Projekte unterstrichen.<br />
Im Wesentlichen sollte <strong>die</strong>se nach den Wünschen<br />
der Schüler/-<strong>in</strong>nen aus wirtschaftlichem und<br />
gründungsbezogenem Grundwissen bestehen. Die<br />
Ergebnisse haben auch gezeigt, dass – aus Sicht der<br />
Teilnehmer – nicht bei allen untersuchten Projekten<br />
e<strong>in</strong>e derartige Vorbereitung im gewünschten Maße<br />
stattf<strong>in</strong>det.<br />
Vor <strong>die</strong>sem H<strong>in</strong>tergrund ist nun u. a. geplant, unter<br />
dem Dach des Initiativkreises „<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>“ geme<strong>in</strong>same Materialien herauszugeben.<br />
Diese projektübergreifenden geme<strong>in</strong>samen<br />
Materialien, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Vermittlung von allgeme<strong>in</strong>em<br />
Wirtschaftswissen und gründungsbezogenem Wissen<br />
zum Gegenstand haben, können von den betreuenden<br />
Lehrkräften zur Vorbereitung der Schüler/-<strong>in</strong>nen<br />
auf e<strong>in</strong>e Projektteilnahme genutzt werden. Mit der<br />
BMWi-Publikation für <strong>Schulen</strong> „Traumberuf Chef“<br />
e<strong>in</strong>schließlich der CD-ROM ist hier e<strong>in</strong> Anfang ge <br />
macht, der weiter ausgebaut werden wird. Neben <strong>die</strong>sen<br />
Schulmaterialien für Schüler/-<strong>in</strong>nen werden auch<br />
projektübergeifende Weiterbildungsangebote und<br />
-materialien für Lehrkräfte zu dem geme<strong>in</strong>samen<br />
Portfolio des Initiativkreises gehören.<br />
Derartige Materialien und Angebote werden u. a.<br />
auf e<strong>in</strong>er neuen umfassenden Internetplattform des<br />
BMWi – www.unternehmergeist-macht-schule.de –<br />
ab Herbst 2010 verfügbar se<strong>in</strong>.<br />
Besonderes Engagement sichtbar machen:<br />
<strong>Schulen</strong> durch den Initiativkreis auszeichnen<br />
sollen prämiert werden und anderen <strong>Schulen</strong> aufzeigen,<br />
<strong>in</strong> welcher Weise Entrepreneurship Education<br />
zum Nutzen von Schülern/-<strong>in</strong>nen und Schule e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden kann.<br />
Netzwerkpotenziale gezielt nutzen:<br />
Arbeitskreise und Netzwerke e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den<br />
Potenziale zur Vergrößerung des Aktionsradius und<br />
Bekanntheitsgrads von <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten<br />
bietet <strong>die</strong> Zusammenarbeit <strong>in</strong> Entrepreneurship<br />
Education-bezogenen Netzwerken und (regionalen)<br />
Arbeitskreisen. In der M<strong>in</strong>isterienbefragung wurde<br />
deutlich, dass spezifische <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Arbeitskreise<br />
zur Abstimmung und Entwicklung von Aktivitäten<br />
relativ selten existieren. In den Bundes ländern<br />
sowie e<strong>in</strong>zelnen Regionen bestehen allerd<strong>in</strong>gs<br />
Arbeitskreise, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e Schnittstelle zu der Thematik<br />
von „<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>“ aufweisen.<br />
Als Beispiel lassen s<strong>in</strong>d hier <strong>die</strong> Landes- bzw. regionalen<br />
Arbeitskreise Schule-Wirtschaft nennen.<br />
Praxisbeispiel<br />
Zur Gew<strong>in</strong>nung von Teilnehmenden für das <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-<br />
Projekt Jugend gründet wurde e<strong>in</strong>e konzertierte Aktion gestartet.<br />
Ausgehend von dem Landesarbeitskreis Schule-Wirtschaft<br />
(Initiatoren s<strong>in</strong>d das rhe<strong>in</strong>land-pfälzische Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterium<br />
und das Bildungsm<strong>in</strong>isterium) wurde e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe von<br />
Akteuren aus Wirtschaft, Bildung, Schulverwaltung und Elternvertretern<br />
gegründet. Diese hatte das Ziel, <strong>die</strong> Anzahl der Teilnehmer<br />
von Jugend gründet <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz zu erhöhen. Die<br />
geme<strong>in</strong>samen Aktivitäten – im Wesentlichen Kommuni kationsmaßnahmen<br />
– waren erfolgreich. Die Anzahl der Jugend gründet-Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen<br />
wurde im Schuljahr 2009/10 gegenüber<br />
dem Vorjahr um mehr als 30 % gesteigert.<br />
O<br />
Um das Engagement von besonders aktiven <strong>Schulen</strong><br />
im Feld der Entrepreneurship Education zu würdigen<br />
und den dort Beteiligten e<strong>in</strong>en Anreiz zu geben, <strong>die</strong>ses<br />
Engagement <strong>in</strong> Zukunft fortzusetzen, ist <strong>in</strong> Zu kunft<br />
vorgesehen, besonders vorbildliche <strong>Schulen</strong> unter<br />
dem Dach des Initiativkreises mit e<strong>in</strong>em Ehren preis<br />
auszuzeichnen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus ist durch das BMWi geplant, e<strong>in</strong>en<br />
Wettbewerb „<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-<strong>Schulen</strong> des Jahres“<br />
aufzulegen. Im Rahmen des Wettbewerbs präsentieren<br />
<strong>die</strong> teilnehmenden <strong>Schulen</strong> ihre Entrepreneurship<br />
Education-Konzepte sowie deren praktische Um <br />
setzung <strong>in</strong> Form von Angeboten. Die besten Bei spiele
61<br />
Tabelle 4: Projektmitglieder im BMWi-Initiativkreis „<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>“<br />
Mitglied<br />
(alphabetische Reihenfolge)<br />
Achievers International<br />
bus<strong>in</strong>ess@school – e<strong>in</strong>e Initiative<br />
von The Boston Consult<strong>in</strong>g Group<br />
Deutscher Gründerpreis für Schüler<br />
(DGPS)<br />
Ideen machen Schule<br />
ifex – Initiative für<br />
Existenzgründungen und<br />
<strong>Unterneh</strong>mensnachfolge<br />
Projektträger<br />
Achievers International, Enterprise Education Trust,<br />
London<br />
Achievers International Enterprise House<br />
1-2 Hatfields<br />
London SE1 9PG<br />
United K<strong>in</strong>gdom<br />
Tel: 0044/020/7620-0735<br />
The Boston Consult<strong>in</strong>g Group (BCG)<br />
Ludwigstraße 21, 80539 München<br />
Tel. 089/2317-4550<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@bus<strong>in</strong>ess-at-school.de<br />
stern, Sparkassen, ZDF und Porsche,<br />
vertreten durch das Projektbüro Deutscher<br />
Gründerpreis für Schüler<br />
c/o Stern<br />
Am Baumwall 11, 20459 Hamburg<br />
Tel. 040/37 03 45 45<br />
E-Mail: deutscher-gruenderpreis@stern.de<br />
Hans L<strong>in</strong>dner Institut<br />
Bahnhofstraße 29, 94424 Arnstorf<br />
Telefon: 08723 / 202898<br />
E-Mail: Ingrid.Rix<strong>in</strong>ger@L<strong>in</strong>dner-Group.com<br />
Wirtschaftm<strong>in</strong>isterium Baden-Württemberg<br />
Maßnahmenschwerpunkt „Schule und<br />
Selbständigkeit“<br />
Theodor-Heuss-Straße 4, 70174 Stuttgart<br />
Tel.: 0711/123-2786<br />
E-Mail: ifex@wm.bwl.de<br />
Internetadresse<br />
www.achievers<strong>in</strong>ternational.org<br />
http://www.bus<strong>in</strong>ess-at-school.de<br />
http://www.deutschergruenderpreis.de/schueler<br />
http://www.gruendungsspiel.de<br />
http://www.schulen.newcome.de<br />
Jugend gründet<br />
JUNIOR/JUNIOR-Kompakt<br />
Network For Teach<strong>in</strong>g<br />
Entrepreneurship (NFTE)<br />
Netzwerk Berl<strong>in</strong>er Schülerfirmen<br />
(NEBS)<br />
SCHUL/BANKER –<br />
Das Bankenplanspiel<br />
TheoPrax<br />
Wege f<strong>in</strong>den – gestärkt<br />
erwachsen werden<br />
Aktionsfeld: „Nachhaltig<br />
wirt schaftende<br />
Schülerunternehmen“<br />
Ste<strong>in</strong>beis-Transferzentrum für<br />
<strong>Unterneh</strong>mensentwicklung an der Hochschule<br />
Pforzheim (SIZUE)<br />
Blücherstraße 32, 75177 Pforzheim<br />
Tel: 07231-42 446-27<br />
<strong>in</strong>fo@jugend-gruendet.de<br />
Institut der deutschen Wirtschaft Köln JUNIOR gGmbH<br />
Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln<br />
Infotelefon: 0221/4981-707<br />
E-Mail: junior@iwkoeln.de<br />
NFTE Deutschland e.V. – Network For Teach<strong>in</strong>g<br />
Entrepreneurship<br />
Eschersheimer Landstraße 61–63, 60322 Frankfurt a.M.<br />
Tel: 069 / 97 54 63 33<br />
E-Mail: kontakt@nfte.de<br />
ASIG – Arbeit-Schule-Integrations-Gesellschaft e.V.<br />
Meierottostraße 8–9, 10719 Berl<strong>in</strong><br />
Tel.: 030/4690540<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@asig-berl<strong>in</strong>.de<br />
Bundesverband deutscher Banken (BdB)<br />
Postfach 040307, 10062 Berl<strong>in</strong><br />
Infol<strong>in</strong>e: 030 / 1663-1511<br />
E-Mail: bankenverband@schulbanker.de<br />
TheoPrax-Zentrum c/o Fraunhofer-Institut für<br />
Chemische Technologie<br />
Joseph-von-Fraunhofer-Straße 7, 76327 Pf<strong>in</strong>ztal<br />
Tel.: 0721/4640-0<br />
E-Mail: doerthe.krause@ict.fraunhofer.de<br />
Wege f<strong>in</strong>den<br />
c/o Deutsche K<strong>in</strong>der- und Jugendstiftung (DKJS)<br />
Tempelhofer Ufer 11, 10963 Berl<strong>in</strong><br />
Tel.: 030/257676-73<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@wegef<strong>in</strong>den.net<br />
www.jugend-gruendet.de<br />
http://www.juniorprojekt.de<br />
http://www.nfte.de<br />
http://www.asig-berl<strong>in</strong>.de<br />
http://www.schulbanker.de<br />
http://www.theo-prax.de<br />
http://www.wegef<strong>in</strong>den.net
62<br />
VII. Mehr <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>!<br />
Handlungsfeld III:<br />
Angebotsportfolio<br />
Vom Summarischen zum Systematischen:<br />
phasenorientiertes Trichtermodell für<br />
schulische Entrepreneurship Education-<br />
Angebote<br />
Derzeit ist bei den schulischen Entrepreneurship Education-Angeboten<br />
– sowohl bei länderübergreifenden<br />
als auch bei länderspezifischen – eher e<strong>in</strong>e summarische<br />
Tendenz zu verzeichnen als <strong>die</strong> wünschenswerte<br />
E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e systematische, aufe<strong>in</strong>ander<br />
aufbauende Struktur. Diese Bestands auf nah me wird<br />
sowohl von Ergebnissen aus der M<strong>in</strong>isterien- und<br />
Projektträger-Befragung als auch aus den Befra gungen<br />
der Lehrerschaft gestützt.<br />
Mittelbar hat <strong>die</strong>s auch Konsequenzen für <strong>die</strong> <strong>in</strong>sbesondere<br />
von den Lehrkräften wahrgenommene<br />
mangelnde Transparenz des vielfältigen Angebots.<br />
Dies führt bei den Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern wie auch<br />
bei den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern vielfach zur Qual<br />
der Wahl und zur Verwirrung – e<strong>in</strong>schließlich der<br />
Gefahr der „Verweigerung“ mangels Überblick.<br />
Die diversen Angebote an schulischen Entre preneurship<br />
Education-Projekten mit den verschiedenen<br />
Anbietern/Projekträgern sche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> ihrer Vielfalt<br />
ohne erkennbare <strong>in</strong>haltliche Ordnung bezuglos ne <br />
ben e<strong>in</strong>ander zu existieren. Die (Aus-)Wahl der Pro jekte<br />
<strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong> kann daher durchaus von Zufälligkeit<br />
und Beliebigkeit gekennzeichnet se<strong>in</strong>.<br />
Wünschenswert für <strong>die</strong> breite Angebots land schaft<br />
der schulischen Entrepreneurship Education ist dagegen<br />
zukünftig der konsequente Aufbau e<strong>in</strong>er sequenziellen,<br />
<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander greifenden Angebotsstruktur. Bei<br />
<strong>die</strong>ser sollen <strong>die</strong> Projektangebote nach verschiedenen<br />
Phasen und Zielsetzungen des schulischen Entrepreneurship<br />
Education-Prozesses nachvollziehbar<br />
strukturiert und entsprechend differenziert se<strong>in</strong>. Hier <br />
zu ersche<strong>in</strong>t <strong>die</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>es Struktur modells<br />
hilfreich. Ebenfalls kann das Modell dazu <strong>die</strong>nen, aufzuzeigen,<br />
<strong>in</strong> welchen Phasen und Bereichen noch<br />
Angebotslücken bestehen.<br />
Übersicht 5: Trichtermodell als Strukturvorschlag für das Angebotsportfolio der schulischen<br />
Entrepreneurship Education<br />
Fakultativ<br />
Pflichtunterricht<br />
Angebotsstruktur schulische EE-Angebote<br />
Sensibilisierungs-Phase<br />
(„E<strong>in</strong>stiegs-Angebote“)<br />
• Form: zeitlich/ <strong>in</strong>haltlich<br />
weniger komplexe<br />
(E<strong>in</strong>stiegs-) Angebote,<br />
(punktuell: Schul-Tage/<br />
Projekt-Wochen)<br />
• Ziel: möglichst viele<br />
Schüler/-<strong>in</strong>nen früh für<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Themen<br />
sensibilisieren/<br />
Grund<strong>in</strong>teresse aufbauen<br />
• Zeitpunkt/Klassen/<br />
schulartübergreifend<br />
Schuljahre 5./6./7./8.<br />
• E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung: im Pflichtunterricht<br />
Qualifizierungs-Phase<br />
(„Kern-Angebote“)<br />
• Form: zeitlich/ <strong>in</strong>haltlich<br />
komplexere Angebote<br />
(ca. 1 Schuljahr)<br />
• Ziel: aufbauend auf Sensibilisierungs-Angeboten<br />
ökonomisches<br />
und unternehmensbezogenes<br />
Wissen und Querschnittskompetenzen<br />
vermitteln<br />
• Zeitpunkt/Klassen/flexibilisiert<br />
für verschiedene Schularten<br />
Schuljahre 9./10./11./12./(13.)<br />
• E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung: im Unterricht,<br />
Wahl-/Pflicht od. fakultativ (AG)<br />
Vertiefungs-Phase<br />
(„Spezialisierungs-Angebote“)<br />
• Form: kompakt (z. B. als<br />
ergänzendes Blockangebot)<br />
• Ziel: Vermittlung spezieller<br />
EE-Kenntnisse<br />
• Spezialisiert auf bestimmte<br />
Ausrichtungen (z. B. Technik,<br />
Handwerk, Soziales)<br />
• E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung: fakultativ (AG)<br />
Jüngere Jahrgänge<br />
Schulabschluss/<br />
Übergang weitere Ausbildung<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010
63<br />
Diese zu erarbeitende Systematisierung bzw.<br />
Struk turierung des schulischen Entrepreneurship<br />
Education-Angebotsportfolios wäre z. B. <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />
Trichtermodells denkbar, wie <strong>die</strong> vorstehende Abbildung<br />
exemplarisch demonstriert.<br />
Stärken stärken: bewährte Leuchtturm-<br />
Projekte ausbauen, Qualität sichern und<br />
an neue Gegebenheiten anpassen<br />
Dass es e<strong>in</strong>en soliden Fundus an bewährten bundesländerübergreifenden<br />
Entrepreneurship Education-<br />
Angeboten gibt, unterstreichen auch <strong>die</strong> Evaluationen<br />
<strong>in</strong> der <strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong> zu den vier ausgewählten<br />
exemplarischen Projekten JUNIOR, JUNIOR-Kompakt,<br />
Deutscher Gründerpreis für Schüler (DGPS) und<br />
Jugend gründet. Ebenso <strong>die</strong> umfassende externe<br />
Evaluation anlässlich des 10-jährigen Bestehens des<br />
Projekts bus<strong>in</strong>ess@school/The Boston Consult<strong>in</strong>g<br />
Group 16 und e<strong>in</strong>e Fülle weiterer, zumeist projektträger<strong>in</strong>terner<br />
Evaluationen und Erfahrungsberichte.<br />
Bei den schulischen Entrepreneurship Education-Projekten<br />
ist e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Qualitätssiche<br />
rung – auch auf Basis standardisierter externer<br />
Evalua tionen – e<strong>in</strong> wichtiger Erfolgsfaktor für Nutzen<br />
und Nachhaltigkeit. E<strong>in</strong> wesentlicher Aspekt <strong>die</strong>ser<br />
Qualitätssicherung ist, dass <strong>die</strong> Projekte nicht nur <strong>in</strong><br />
bewährten Formen verharren, sondern durch <strong>die</strong> Projektträger<br />
kont<strong>in</strong>uierlich an neue An- und Heraus forderungen<br />
angepasst werden. Erfolgreich bleiben<br />
können nur Projekte, <strong>die</strong> sich auch verändern. Neuen<br />
Gegebenheiten im Schulalltag (Schulreform Realschu<br />
le plus, G8, Ganztagsschulen usw.) oder auch<br />
gründungsbezogene neue Entwicklungen (z. B. Zu <br />
wachs an wissens<strong>in</strong>tensiven Dienstleistungen als<br />
Zu kunftssegment im Gründungsgeschehen) muss<br />
rechtzeitig Rechnung getragen werden.<br />
Mehr <strong>in</strong>dividuelle Möglichkeiten schaffen:<br />
Angebote modularisieren, variieren,<br />
diversifizieren<br />
In den Ergebnissen der <strong>Inmit</strong>-Befragungen bei der<br />
Lehrer- und Schülerschaft ist der Wunsch nach e<strong>in</strong>er<br />
stärkeren Flexibilisierung der Projektangebote sehr<br />
präsent. Hierzu zählt, dass Projekte unterschiedliche<br />
Schwierigkeitsgrade – beispielsweise für verschiedene<br />
Schulformen oder Altersgruppen – bereithalten.<br />
Ebenso, dass Angebote, e<strong>in</strong>e größere zeitliche Flexibilität<br />
je nach den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der schulischen<br />
Praxis zulassen.<br />
Im Kontext <strong>die</strong>ser Flexibilisierungswünsche können<br />
stärker modularisierte Angebotsformen, <strong>die</strong><br />
nicht zw<strong>in</strong>gend vorschreiben, dass alle Module im<br />
Projekt bearbeitet werden müssen, für e<strong>in</strong>e breitere<br />
Akzeptanz sorgen. Damit ergeben sich sowohl Möglichkeiten,<br />
<strong>die</strong> Dauer des Projekts als auch dessen<br />
Schwierigkeitsgrad zu variieren.<br />
Praxisbeispiel<br />
Seit dem Schuljahr 2007/08 wird e<strong>in</strong>e mit JUNIOR-Kompakt vere<strong>in</strong>fachte<br />
Angebotsvariante von JUNIOR für e<strong>in</strong>e jüngere Schülerzielgruppe<br />
durchgeführt. JUNIOR-Kompakt richtet sich an<br />
Schüle r<strong>in</strong>nen und Schüler 7. – 10. Schuljahrs, während das Ausgangsangebot<br />
JUNIOR auf Jugendliche vom 9. – 13. Schuljahr<br />
abzielt. Auf <strong>die</strong>se Weise ist es möglich, für <strong>die</strong> vere<strong>in</strong>fachte<br />
Angebotsvariante <strong>die</strong> bekannte und bewährte Marke JUNIOR<br />
ebenso wie bewährte Kernelemente des JUNIOR-Konzepts zu<br />
nutzen und gleichzeitig <strong>die</strong> Nutzerbasis – <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Fall altersmäßig<br />
und ggf. auch schulformbezogen – zu verbreitern.<br />
„Appetithappen“ statt gleich das ganze<br />
„Fünf-Gänge-Menü“: kürzere<br />
Angebotsformen zur Erprobung<br />
Von den bei der Projektträgerbefragung abgefragten<br />
19 Maßnahmen hatten zwei Drittel e<strong>in</strong>e Laufzeit von<br />
m<strong>in</strong>destens drei Monaten (drei davon mit e<strong>in</strong>er Laufzeit<br />
von e<strong>in</strong>em Schuljahr, vier unbegrenzt). Entrepreneur<br />
ship Education-Projekte, <strong>die</strong> über e<strong>in</strong>en längeren<br />
Zeitraum – <strong>in</strong>sbesondere bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Schuljahr<br />
oder gar darüber h<strong>in</strong>aus – laufen, verlangen von<br />
den betreuenden Lehrkräften und den teilnehmenden<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern e<strong>in</strong> größeres zeitliches<br />
und persönliches Commitment. So haben denn auch<br />
<strong>die</strong> Befragungen des <strong>Inmit</strong> bei den Jugendlichen und<br />
den Lehrkräften gezeigt, dass Befürchtungen bezüglich<br />
e<strong>in</strong>es zu hohen Zeitaufwands und der damit verbundenen<br />
<strong>in</strong>tensiven B<strong>in</strong>dung von Ressourcen zu<br />
den bedeutendsten Hemmnissen gehören.<br />
O<br />
16 Vgl. Hofhues, S.; Re<strong>in</strong>mann, G. (2009).
64<br />
VII. Mehr <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>!<br />
Wichtig ersche<strong>in</strong>t es daher für <strong>die</strong> weitere Verbrei<br />
tung von schulischen Entrepreneurship Education-Projekten<br />
auch niedrigschwellige Angebote mit<br />
kurzer Laufzeit <strong>in</strong> ausreichendem Ausmaß anzubieten<br />
und bekannt zu machen. Auf <strong>die</strong>se Weise können<br />
<strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler ebenso wie <strong>die</strong> Lehrkräfte<br />
an das Thema und an praxisbezogene Lernarran<br />
gements herangeführt werden. Es kommt h<strong>in</strong>zu,<br />
dass für das betreuende Lehrpersonal <strong>die</strong> Hemmschwelle<br />
<strong>in</strong> Bezug auf ihre erforderliche Wirtschaftskompetenz<br />
bei <strong>die</strong>sen überschaubaren „E<strong>in</strong>stiegs produkten“<br />
ebenfalls niedriger se<strong>in</strong> dürfte. Auch <strong>in</strong> der<br />
Wirtschaft lassen sich Partner für kürzere Angebote<br />
vermutlich leichter f<strong>in</strong>den. Durch positive Erfah rungen<br />
mit <strong>die</strong>sen „E<strong>in</strong>stiegsangeboten“ der schulischen<br />
Entrepreneurship Education, <strong>die</strong> auch leichter <strong>in</strong> den<br />
Unterricht <strong>in</strong>tegriert werden können, ist <strong>in</strong> der Folge<br />
auch für länger andauernde komplexere Angebote<br />
das Feld zur Verbreitung besser bereitet.<br />
Nicht nur <strong>die</strong> Gymnasien im Fokus haben:<br />
passende Angebote für Haupt-, Real- und<br />
Berufsschulen<br />
Die Bestandsaufnahme bei 19 Projektträgern zeigt,<br />
dass <strong>die</strong> Mehrheit der Projekte mit großem Verbreitungsgrad<br />
<strong>in</strong> der Theorie schulformübergreifend<br />
konzipiert ist. De facto ist es allerd<strong>in</strong>gs so, dass <strong>die</strong><br />
Projektangebote sich <strong>in</strong> der Inanspruchnahme durch<br />
<strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> auf bestimmte Schulformen konzentrieren.<br />
So s<strong>in</strong>d zwar von den abgefragten Maßnahmen<br />
aus der Projektträgerbefragung gut zwei Drittel für<br />
alle Schulformen offen, <strong>in</strong> der Praxis werden jedoch –<br />
laut Auskunft der <strong>in</strong>terviewten Projektträger – m<strong>in</strong>destens<br />
fünf davon überwiegend von Gymnasiasten<br />
<strong>in</strong> Anspruch genommen. Von den sechs Projekten mit<br />
offiziell e<strong>in</strong>geschränktem Teilnehmerkreis nach Schulformen<br />
schließen vier <strong>die</strong> Hauptschulen explizit aus,<br />
während lediglich zwei weitere ausdrücklich auf<br />
Hauptschulen abzielen.<br />
Auch bei den für <strong>die</strong> <strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong> ausgewählten<br />
schulformoffenen vier Projekten JUNIOR/ JUNIOR-<br />
Kompakt (66 %; 50 %) und DGPS (65 %) s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Gymnasien<br />
bei den befragten Teilnehmern <strong>die</strong> dom<strong>in</strong>ierende<br />
Schulform, bei Jugend gründet (75 %) ist der Anteil<br />
der Gymnasien gar noch höher. Bei den befragten<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern wird der Schwierig keitsgrad<br />
der ausgewählten Projekte JUNIOR, JUNIOR-<br />
Kompakt, DGPS und Jugend gründet bei den verschiedenen<br />
Schulformen nicht signifikant unterschiedlich<br />
bewertet. Dennoch wird aus den Aussagen der Lehrkräfte<br />
der Wunsch nach Angeboten deutlich, <strong>die</strong> be <br />
sonders auf <strong>die</strong> Voraussetzungen von Schülern/-<strong>in</strong>nen<br />
der Hauptschulen, Realschulen oder auch Berufs schu <br />
len sowie auf <strong>die</strong> besonderen Belange der jüngeren<br />
Schülerschaft (z. B. Mittelstufe) e<strong>in</strong>gehen. Dies können<br />
vere<strong>in</strong>fachte Varianten von bewährten bestehenden<br />
Entrepreneurship Education-Projekten se<strong>in</strong>, <strong>die</strong><br />
<strong>in</strong> der Komplexität und der Notwendigkeit des (theoretischen)<br />
Vorwissens ger<strong>in</strong>gere Anforderungen stellen<br />
oder auch gezielt (neue) schulform- oder altersspezifische<br />
Angebote darstellen.<br />
Mit der E<strong>in</strong>führung von JUNIOR-Kompakt existiert<br />
für den Projekt-Typus „Schülerfirma“ e<strong>in</strong> derartiges<br />
vom Projektträger angepasstes Angebot. Für den<br />
Typus „Onl<strong>in</strong>e-Wettbewerb/ Planspiel“ (z. B. DGPS,<br />
Jugend gründet) gibt es e<strong>in</strong>e derartige schwierigkeitsbzw.<br />
komplexitätsreduzierte Variante noch nicht.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ersche<strong>in</strong>t <strong>die</strong>s wünschenswert, wenn <strong>die</strong>se<br />
Angebotsform ihre Potenziale auch <strong>in</strong> formal niedrigeren<br />
Schulformen und jüngeren Jahrgängen nutzen<br />
soll.<br />
Nicht nur aus Sicht der Projektträger, sondern<br />
auch <strong>in</strong> der Wahrnehmung der schulischen Akteure,<br />
s<strong>in</strong>d passende (spezifische) Angebote für Haupt-, Realund<br />
Berufsschulen e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung, um<br />
<strong>die</strong> Verbreitung von Entrepreneurship Education-Angeboten<br />
<strong>in</strong> allen Schulformen zu unterstützen und <strong>die</strong><br />
vorhandenen <strong>die</strong>sbezüglichen Potenziale der dortigen<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler zu erschließen.<br />
Neuer Bedarf, neue Möglichkeiten:<br />
Projektangebote mit externen Partnern<br />
für Ganztagsschulen<br />
Der Ausbau der Ganztagsschulen bietet Chancen für<br />
<strong>die</strong> Umsetzung von handlungsorientierten Entre preneurship<br />
Education-Projekten <strong>in</strong> Form von nachmittäglichen<br />
Unterrichts-/AG-Angeboten. Auch bestehen<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Kontext gute Möglichkeiten, dass sich <strong>die</strong><br />
<strong>Schulen</strong> und externe wirtschaftsnahe Institutionen<br />
zusammentun, um geme<strong>in</strong>same „<strong>Unterneh</strong>mer geist“-<br />
Projektangebote für Ganztagsschulen zu ge stalten.
65<br />
i<br />
Derartige Entrepreneurship Education-Projektkonzepte<br />
für nachmittägliche Unterrichts-/AG-Angebote<br />
von Ganztagsschulen könnten beispielsweise<br />
von <strong>Schulen</strong> und externen Wirtschaftspraxispartnern<br />
(Wirtschaftskammern, Verbände, <strong>Unterneh</strong>mer vere<strong>in</strong>igungen,<br />
Wirtschaftsförderern) entwickelt werden.<br />
Früh übt sich: Angebotsportfolio für<br />
jüngere Schüler ausbauen<br />
Die Projektträger-Befragung hat auch gezeigt, dass<br />
sich <strong>die</strong> dort abgefragten 19 schulischen-Maßnah men<br />
zur Entrepreneurship Education vornehmlich an ältere<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler richten. 15 der Maßnahmen<br />
s<strong>in</strong>d für Schüler/-<strong>in</strong>nen konzipiert, <strong>die</strong> m<strong>in</strong>destens<br />
<strong>die</strong> 7. Klasse besuchen; von <strong>die</strong>sen 15 zielen sieben<br />
Projekte auf Teilnehmende ab, <strong>die</strong> m<strong>in</strong>destens<br />
<strong>die</strong> 10. Klasse absolvieren. Betrachtet man ergänzend<br />
hierzu <strong>die</strong> Ergebnisse aus den Befragungen des <strong>Inmit</strong><br />
für <strong>die</strong> ausgewählten Projekte JUNIOR, JUNIOR-Kompakt,<br />
DGPS und Jugend gründet, so zeigen sich hier<br />
Schuljahrs- bzw. Altersschwerpunkte, <strong>die</strong> eher bei<br />
den höheren Klassenstufen liegen als bei den jüngeren<br />
Klassenstufen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Durchführung nach<br />
Angaben der Projektträger bereits möglich wäre<br />
(Durchschnittswerte Klassenstufen bei den Projektteilnehmern/-<strong>in</strong>nen:<br />
JUNIOR-Kompakt: 9,0; JUNIOR:<br />
10,8; DGPS: 11,4; Jugend gründet: 11,5).<br />
Da Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler möglichst früh für<br />
unternehmerisches Denken und Handeln sensibilisiert<br />
werden sollen, s<strong>in</strong>d bereits für jüngere Schüler –<br />
<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Grund- und Mittelstufen – altersgerecht<br />
konzipierte (spielerische) Entrepreneurship<br />
Education-Angebote von Interesse. In anderen Ländern<br />
gibt es derartige früh sensibilisierende Ange bote<br />
bereits für Grundschulen, wie z. B. <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der-Bus<strong>in</strong>ess-Week<br />
(K<strong>in</strong>der ab 8 Jahren) und das Com puter-<br />
Lernspiel „Stärkung des Unter nehmer geistes“ (ab 7<br />
Jahren), beide aus Österreich.<br />
Zusatz<strong>in</strong>fo<br />
Auch <strong>in</strong> der Umsetzung des Lissabon-Programms der Geme<strong>in</strong>schaft<br />
zur Förderung des <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>es <strong>in</strong> Unterricht und<br />
Bildung wird der früh sensibilisierende Ausbau von Entre preneurship<br />
Education im Primarbereich (Schüler/-<strong>in</strong>nen unter 14 Jahren)<br />
empfohlen.<br />
(Quelle: Kommission der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaft [2006]).<br />
Handlungsfeld IV:<br />
Schulische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
Mehr Unterstützung „von oben“:<br />
Gew<strong>in</strong>nung der Schulleitungen<br />
Im Rahmen der schulischen Entrepreneurship Edu cation<br />
nehmen <strong>die</strong> Schulleitungen e<strong>in</strong>e zentrale Rolle<br />
e<strong>in</strong>. Sie haben e<strong>in</strong>en wesentlichen E<strong>in</strong>fluss darauf, ob<br />
Entrepreneurship Education-Maßnahmen – sofern<br />
<strong>die</strong>se nicht curricular verankert s<strong>in</strong>d – an den jeweiligen<br />
<strong>Schulen</strong> durchgeführt werden oder nicht. Die<br />
Schulleitungen können dabei sowohl Triebfeder als<br />
auch Engpässe für <strong>die</strong> schulischen <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-<br />
Angebote se<strong>in</strong>.<br />
In den telefonischen Lehrer/-<strong>in</strong>nen-Befragungen<br />
des <strong>Inmit</strong> wurde <strong>die</strong> Zusammenarbeit mit den Schulleitungen<br />
bei den ausgewählten <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-<br />
Angeboten <strong>in</strong>sgesamt positiv bewertet (JUNIOR: Durchschnittsnote:<br />
1,7; JUNIOR-Kompakt: 1,8; DGPS: 2,3).<br />
Dennoch gab es H<strong>in</strong>weise, dass es <strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong><br />
Schulleitungen weitere Unterstützungswünsche gibt.<br />
Das sagen Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer<br />
„Die Schulleitung stand dah<strong>in</strong>ter und sah <strong>die</strong><br />
Wichtigkeit, e<strong>in</strong> solches Projekt für <strong>die</strong> Schule<br />
und <strong>die</strong> Schüler durchzuführen.“<br />
„Die Schulleitung wollte nicht kooperieren, das<br />
hat mich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Arbeit stark beh<strong>in</strong>dert.“<br />
„Die Schulleitungen müssen mehr <strong>in</strong>formiert und<br />
verpflichtet werden, Bildungsökonomie groß zu<br />
schreiben.“<br />
„Die Schulleitungen sollten von ,oben‘ stärker auf<br />
<strong>die</strong> Notwendigkeit solcher Projekte h<strong>in</strong>gewiesen<br />
werden.“<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
So wurde im Rahmen der Lehrer/-<strong>in</strong>nen-Inter views<br />
auf <strong>die</strong> offene Frage nach Teilnahmebarrieren an En <br />
trepreneurship Education-Projekten mehrfach ausgeführt,<br />
dass <strong>die</strong> Schulleitungen aus Sicht der betreuenden<br />
Lehrkräfte nicht (ausreichend) h<strong>in</strong>ter den Pro jekten<br />
stünden. Auch mit Blick auf <strong>die</strong> Kollegien spielen
66<br />
VII. Mehr <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>!<br />
<strong>die</strong> Schulleitungen für <strong>die</strong> Wahrnehmung der Entrepreneurship<br />
Education-Angebote e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />
Es wurde von den befragten Lehrkräften wiederholt<br />
davon berichtet, dass derartige Projekte im Kollegium<br />
nicht (genügend) ernst genommen werden und de <br />
ren Durchführung teilweise sogar beh<strong>in</strong>dert wird. Bei<br />
der Frage nach wichtigen Ansatzpunkten zur stärkeren<br />
Verbreitung von Wirtschaftsprojekten wurde von<br />
den Lehrkräften gewünscht, dass <strong>die</strong> Schulleitungen<br />
auch von externen Stellen, wie z. B. den zuständigen<br />
M<strong>in</strong>isterien und Aufsichtsbehörden, stärker für <strong>die</strong><br />
Entrepreneurship Education-Angebote gewonnen<br />
werden. Der Wunsch nach mehr Unterstützung durch<br />
<strong>die</strong> Schulleitungen bezieht sich dabei auch auf den<br />
schul<strong>in</strong>ternen Stellenwert von <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-<br />
Pro jekten im Vergleich zu anderen schulischen An <br />
gebo ten und Aktivitäten.<br />
Vor dem H<strong>in</strong>tergrund der besonderen Bedeu tung<br />
für <strong>die</strong> schulische Akzeptanz und <strong>die</strong> Verbreitung der<br />
Entrepreneurship Education-Projekte ersche<strong>in</strong>t es<br />
wichtig, <strong>die</strong> Schulleitungen verstärkt für den Nutzen<br />
und <strong>die</strong> erwiesenen positiven Effekte der Projekte zu<br />
sensibilisieren. Dies kann z. B. durch Informationsmaß<br />
nahmen der Zuständigen <strong>in</strong> den Bildungs- und<br />
Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterien geschehen, durch <strong>die</strong> Pro jektträger,<br />
ebenso durch entsprechende Weiterbildungsangebote.<br />
Gewusst wer: feste Ansprechpartner für<br />
Entrepreneurship Education an den <strong>Schulen</strong><br />
Bei den <strong>Schulen</strong>, <strong>die</strong> an den Befragungen des <strong>Inmit</strong><br />
teilgenommen haben, war <strong>die</strong> Systematik und Organisation<br />
der schulischen Entrepreneurship Education<br />
unterschiedlich ausgeprägt. Zwar gehörten nach den<br />
Angaben bei jeder zweiten Schule derartige Projekte<br />
zum systematischen Ansatz mit dauerhaftem Cha rakter,<br />
bei e<strong>in</strong>em Viertel der <strong>Schulen</strong> waren sie allerd<strong>in</strong>gs<br />
eher punktueller Natur und vom persönlichen Engagement<br />
e<strong>in</strong>zelner Lehrkräfte abhängig.<br />
Bei der Ansprache der <strong>Schulen</strong> im Rahmen der<br />
Befragungen hat sich gezeigt, dass immer dort, wo<br />
feste Ansprechpartner für Wirtschaft/ Entrepreneurship<br />
Education vorhanden waren, <strong>die</strong> Kommunikationswege<br />
<strong>in</strong> der Schule deutlich erleichtert wurden.<br />
Umgekehrt wurde es deutlich schwieriger, sofern e<strong>in</strong><br />
derartiger fester Ansprechpartner fehlte. Die befragten<br />
Projektträger bestätigen <strong>die</strong>sen E<strong>in</strong>druck. Fehlt<br />
e<strong>in</strong> konkreter Ansprechpartner/Koord<strong>in</strong>ator für das<br />
Themengebiet Wirtschaft, so gehen <strong>die</strong> Angebote<br />
und Informationen aus dem Bereich Entre preneurship<br />
Education häufig <strong>in</strong> der Informationsflut unter.<br />
Vor <strong>die</strong>sem H<strong>in</strong>tergrund wäre es wünschenswert,<br />
an möglichst vielen <strong>Schulen</strong> feste Ansprechpartner<br />
für <strong>die</strong> Themen Wirtschaft/ Entrepreneurship Education<br />
zu haben. Diese Ansprechpartner könnten als<br />
erste Anlaufstation für Wirtschafts- und Unter nehmergeist-Projekte<br />
nach <strong>in</strong>nen und außen <strong>die</strong>nen und<br />
<strong>die</strong> Angebote zur schulischen Entrepreneurship<br />
Education bündeln.<br />
Geme<strong>in</strong>sam mehr erreichen: schulübergreifende<br />
Zusammenarbeit schafft<br />
Synergien und schont Ressourcen<br />
Wie <strong>in</strong> anderen Bereichen, so können auch bei Entrepreneurship<br />
Education-Projekten schul(-form-)übergreifende<br />
Kooperationen neue Chancen bieten. Die<br />
vorhandenen begrenzten Ressourcen der <strong>Schulen</strong> lassen<br />
sich auf <strong>die</strong>se Weise bündeln, den Lehrkräften<br />
und Schülern/-<strong>in</strong>nen bieten sich weitere Austauschmöglichkeiten<br />
und wichtige Kontakte zur (regiona<br />
Praxisbeispiel<br />
In Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz f<strong>in</strong>den jedes Jahr <strong>die</strong> so genannten B.O.S.S-<br />
Aktionstage (B.O.S.S. – Berufliche Orientierung Schüler als<br />
Selbständige) statt.<br />
Bei e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Rahmen stattf<strong>in</strong>denden regionalen Projektangebot<br />
der Stadt Wittlich s<strong>in</strong>d Schüler/-<strong>in</strong>nen und Lehrkräfte<br />
der Hauptschule/Realschule plus, der Realschule und der Gymnasien<br />
bei den <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Tagesveranstaltungen mit<br />
Kreativitätsspielen, e<strong>in</strong>em betreuten Onl<strong>in</strong>e-Gründungs planspiel,<br />
e<strong>in</strong>em <strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-Gespräch und e<strong>in</strong>er abschließenden<br />
Preisverleihung beteiligt. Bei <strong>die</strong>sem Angebot kooperieren<br />
<strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>, <strong>die</strong> Stadt und das Institut für Mittelstands ökono<br />
mie an der Universität Trier (<strong>Inmit</strong>), das <strong>die</strong>se Tage für <strong>die</strong><br />
<strong>Schulen</strong> mit Unterstützung der Stiftung Stadt Wittlich und dem<br />
rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterium durchführt. Diese<br />
Wirtschaftsaktionstage s<strong>in</strong>d seit mehreren Jahren eta b liert, <strong>die</strong><br />
lokale Vernetzung der <strong>Schulen</strong> und <strong>die</strong> Vernetzung mit den weiteren<br />
Akteuren aus Wirtschaft und Kommune werden durch das<br />
geme<strong>in</strong>same Angebot gefördert. Pro Aktionstag werden rund<br />
100 Schüler/-<strong>in</strong>nen (Klassenstufen 9/10) der <strong>Schulen</strong> <strong>in</strong> der Stadt<br />
Wittlich erreicht. Den beteiligten Lehrkräften, den Schülern/<br />
-<strong>in</strong>nen und den Vertretern aus Wirtschaft und Kommune ist<br />
dabei <strong>die</strong> schulübergreifende Ausrichtung des Angebots besonders<br />
wichtig.<br />
O
67<br />
len) Wirtschaft können gegenseitig von den kooperierenden<br />
<strong>Schulen</strong> genutzt werden. Zwischen den<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern kann e<strong>in</strong> Austausch bzw.<br />
e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit verschiedener Schulformen zu<br />
e<strong>in</strong>er Stärkung des Lernerfolgs führen und durch<br />
schulformübergreifende wettbewerbliche Elemente<br />
auch zu Motivationssteigerungen beitragen. Die Projektträger<br />
können durch <strong>die</strong> aktive Anregung von<br />
Kooperationen mit <strong>Schulen</strong>, <strong>die</strong> bei Entrepreneurship<br />
Education-Projekten bereits teilnahmeerfahren s<strong>in</strong>d,<br />
dazu beitragen, dass weitere <strong>Schulen</strong> vor Ort gewonnen<br />
werden können. Auch über <strong>die</strong> Arbeitskreise<br />
Schule-Wirtschaft können derartige Angebots kooperationen<br />
vor Ort <strong>in</strong>itiiert und unterstützt werden.<br />
Handlungsfeld V: Lehrkräfte<br />
Nur was der Lehrer kennt, kann er<br />
weitergeben: Entrepreneurship Education<br />
<strong>in</strong> der Lehrerausbildung<br />
Anders als <strong>die</strong> breite Anerkennung von ökonomischer<br />
Bildung als unverzichtbarer Teil e<strong>in</strong>er zeitgemäßen<br />
Allgeme<strong>in</strong>bildung (bei Lehrkräften und Schülern/-<br />
<strong>in</strong>nen), wird <strong>die</strong> Diskussion um <strong>die</strong> S<strong>in</strong>nhaftigkeit,<br />
Notwendigkeit und Umsetzung von Entrepreneurship<br />
Education <strong>in</strong> der Lehrerausbildung und um <strong>die</strong><br />
spätere Vermittlung <strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong> durchaus kontrovers<br />
geführt. 17<br />
Die Lehrkräfte – für das Fach Wirtschaft bzw. für<br />
andere Fächer und Fächerkomb<strong>in</strong>ationen, <strong>in</strong> denen<br />
ökonomische Bildung ihre Ankerplätze hat – s<strong>in</strong>d bei<br />
der Vermittlung des ökonomischen und unternehmerischen<br />
Wissens an <strong>die</strong> Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Schlüsselrolle. Daher kommt ihrer Aus- und Weiterbildung<br />
auch mit Blick auf <strong>die</strong> schulische Präsenz der<br />
ökonomischen Bildung und Entrepreneurship Education<br />
zentrale Bedeutung zu. Nur was <strong>die</strong> (zukünftigen)<br />
Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer gelernt haben, können<br />
sie <strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong> an ihre Schülerschaft weitergeben.<br />
Die Ergebnisse der <strong>Inmit</strong>-Befragungen zeigen <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong>sem Kontext vier Aspekte, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e wünschenswerte<br />
Vermittlung von Entrepreneurship Education-<br />
In hal ten <strong>in</strong> der Lehrerausbildung unterstreichen.<br />
Ers tens: <strong>die</strong> Schlüsselstellung, <strong>die</strong> den Lehrkräften<br />
als denjenigen zukommt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Schüler/-<strong>in</strong>nen am<br />
stärksten zur Teilnahme an Entrepreneurship Edu cation-Projekten<br />
<strong>in</strong> der schulischen Praxis bewegen.<br />
Zweitens: der ausgeprägte Anspruch der Schüler/<br />
-<strong>in</strong>nen an <strong>die</strong> Rolle ihrer betreuenden Lehrkräfte als<br />
„Experten für Wirtschaftswissen“. Drittens: <strong>die</strong> Unsicher<br />
heit der (wirtschaftsfachfremden) Lehrkräfte <strong>in</strong><br />
Bezug auf ihr mangelndes wirtschaftliches/unternehmerisches<br />
Fachwissen, das sich als Teilnah me hemmnis<br />
auf <strong>die</strong> Lehrerschaft auswirkt. Viertens: der von<br />
der Mehrheit der befragten Lehrkräfte geäußerte<br />
Wunsch, dass Wirtschaftsthemen e<strong>in</strong> fester Bestandteil<br />
<strong>in</strong> der Lehrerausbildung se<strong>in</strong> sollten.<br />
Zusatz<strong>in</strong>fo<br />
Bei den befragten Teilnehmern des Schuljahrs 2008/09 gab rund<br />
jeder Zweite an, am stärksten von den Lehrkräften zur Teilnahme<br />
an den <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten motiviert worden zu se<strong>in</strong>.<br />
Bei den Befragungen der Teilnehmer im H<strong>in</strong>blick auf <strong>die</strong> wichtigste<br />
Rollenerwartung an ihre betreuenden Lehrer/-<strong>in</strong>nen rangiert<br />
beim Deutschen Gründerpreis für Schüler (DGPS) und<br />
Jugend gründet <strong>die</strong> Lehrerrolle „Experte für Wirtschaftswissen“<br />
auf Platz 1, bei JUNIOR auf Platz 2.<br />
Aus Sicht der befragten Lehrkräfte gehört <strong>die</strong> Sorge um fehlendes<br />
eigenes wirtschaftliches/unternehmerisches Fachwissen und<br />
<strong>die</strong> damit verbundenen Unsicherheiten zu den wichtigsten<br />
Teilnahmebarrieren bei Wirtschaftsprojekten.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
Wissen schafft Sicherheit, Sicherheit<br />
erhöht Teilnahmebereitschaft: Ausbau der<br />
ökonomischen Lehrer-Weiterbildung<br />
Die Ergebnisse bei den befragten Lehrkräften unterstreichen<br />
<strong>die</strong> Bedeutung, <strong>die</strong> – neben der faktischen –<br />
<strong>die</strong> „gefühlte“ Sicherheit <strong>in</strong> ökonomischen Frage stellungen<br />
für <strong>die</strong> Bereitschaft zur Mitwirkung bei Entrepreneurship<br />
Education-Projekten hat. Die Lehrkräfte<br />
schätzen <strong>die</strong> Bedeutung von wirtschaftlichem Vorwissen<br />
für sich selbst und ihre Schüler/-<strong>in</strong>nen bei den<br />
ausgewählten <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten als hoch<br />
e<strong>in</strong>. H<strong>in</strong>zu kommt <strong>die</strong> hohe Erwartungshaltung, <strong>die</strong><br />
<strong>die</strong> teilnehmenden Schüler/-<strong>in</strong>nen an ihre betreuenden<br />
Lehrkräfte als Experten für Wirtschaftswissen<br />
haben. Der Rollenwechsel vom „allwissenden“ Froni<br />
17 Vgl. Weber, B. (2009): Entrepreneurship Education oder <strong>die</strong> Bildung zur Selbständigkeit für Schule und Lehrerausbildung, <strong>in</strong> Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2009b),<br />
S. 183–206; vgl. Gerbershagen, R.: Berufliche und unternehmerische Selbständigkeit <strong>in</strong> den Köpfen von Lehrerbildnern, <strong>in</strong>: Weber, B. (Hrsg.) (2002), S. 120–140.
68<br />
VII. Mehr <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>!<br />
i<br />
tal-Lehrenden h<strong>in</strong> zum Lern- und Projekt-Begleiter<br />
ersche<strong>in</strong>t für <strong>die</strong> Lehrkräfte schwierig. Dieses H<strong>in</strong> e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> neue Rolle wird noch erschwert, wenn<br />
<strong>die</strong> nötige eigene Wissenssicherheit <strong>in</strong> ökonomischen<br />
Fragestellungen – <strong>in</strong>sbesondere bei wirtschaftsfachfremden<br />
Lehrkräften – von den Lehrer/-<strong>in</strong>nen<br />
vermisst wird.<br />
Für <strong>die</strong> weitere Verbreitung von Entrepreneurship<br />
Education-Angeboten sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e wichtige Stellschrau<br />
be zu se<strong>in</strong>, dass den Lehrkräften attraktive und<br />
praktikable Möglichkeiten geboten werden, <strong>die</strong> <strong>in</strong><br />
der Lehrer-Ausbildung nicht oder nicht ausreichend<br />
erworbenen ökonomischen und unternehmensbezogenen<br />
Kenntnisse durch flexible Weiterbildungsange<br />
bote zu ergänzen. Dies ist <strong>in</strong>sbesondere von Be <br />
deutung, da <strong>die</strong> Durchführung von Entrepreneur ship<br />
Education-Projekten durch ausgebildete Wirtschaftsfachlehrkräfte<br />
nach den Ergebnissen der <strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong><br />
eher <strong>die</strong> Ausnahme als <strong>die</strong> Regel ist. Es besteht also<br />
sowohl e<strong>in</strong> hoher Bedarf an projektspezifischen Weiter<br />
bildungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für<br />
Lehrkräfte als auch an projektübergreifenden Möglich<br />
keiten, <strong>die</strong> dazu <strong>die</strong>nen, bestehende Ökonomieund<br />
Entrepreneurship-wissensbezogene sowie methodisch-didaktische<br />
Unsicherheiten mit praxisbezogenen<br />
Lernarrangements zu beseitigen.<br />
Zusatz<strong>in</strong>fo<br />
Am Institut für Ökonomische Bildung an der Universität Oldenburg<br />
ist das <strong>in</strong>ternetbasierte Lehrkräfte-Qualifizierungs programm<br />
„Ökonomische Bildung onl<strong>in</strong>e“ (ÖBO) angesiedelt. Es bietet<br />
e<strong>in</strong>e mehrfach ausgezeichnete Lösung zur (Nach-)Qualifizierung.<br />
Derzeit wird das Programm von neun Bundesländern genutzt<br />
(Baden-Württemberg, Brandenburg, Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Niedersachsen, Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen,<br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Thür<strong>in</strong>gen).<br />
In zwei Modulen <strong>die</strong>ses Blended-Learn<strong>in</strong>g- Qualifizierungs programms<br />
für Lehrkräfte werden <strong>die</strong> handlungsorientierten Lernarrangements<br />
Simulationsspiele (Planspiele) und Schüler firmen<br />
vorgestellt. Idealer Weise sollte <strong>die</strong>se didaktisch-methodische<br />
Vermittlung durch Praxiserfahrungsberichte von betreuenden<br />
Lehrkräften derartiger Projekte (für Onl<strong>in</strong>e-Planspiele – z. B.<br />
Deutscher Gründerpreis für Schüler oder Jugend gründet und<br />
Schülerfimen – z. B. JUNIOR/JUNIOR-Kompakt) unterstützt werden.<br />
So können Berührungsängste oder Vorbehalte, wie hoher<br />
Zeitbedarf, erforderliche hohe Wirtschaftskompetenz, Hürden<br />
<strong>in</strong> der Zusammenarbeit mit <strong>Unterneh</strong>men, anhand von guten<br />
Beispielen aus der Praxis abgebaut werden.<br />
(Weitere Informationen: www.ioeb.de)<br />
Zeitaufwand als Hürde senken:<br />
realistische E<strong>in</strong>schätzung, Entlastung<br />
und Kompensation für (freiwilligen)<br />
Zusatzaufwand<br />
Zu den wesentlichen Teilnahmebarrieren für Lehrkräfte<br />
und Schüler/-<strong>in</strong>nen zählt bei Entrepreneurship<br />
Education-Projekten der erforderliche zeitliche<br />
(Zusatz-)Aufwand. Diese Hürde hat sich durch verschiedene<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, wie G8 und andere<br />
schulische Reformen, weiter erhöht und wird sich<br />
nach den Prognosen der Lehrerschaft weiter verstärken.<br />
„Ke<strong>in</strong>e Zeit für Zusätzliches“ ist <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Kontext<br />
sowohl von Seiten den Lehrkräfte als auch der<br />
Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> häufig angeführtes Argument, um<br />
nicht an Entrepreneurship Education-Projekten – <strong>in</strong>sbesondere<br />
längerfristigen und außercurricularen –<br />
teilzunehmen. <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte stehen bei<br />
der zunehmenden Verdichtung des schulischen Lehrund<br />
Lernalltags <strong>in</strong> enger zeitlicher Konkurrenz mit<br />
anderen Tätigkeiten und Erfordernissen. Da <strong>die</strong> Entrepreneurship<br />
Education-Projekte vielfach außerhalb<br />
des regulären (Pflicht-) Unterrichts ihren freiwilligen<br />
Platz haben und <strong>in</strong> der schulischen Anerkennung<br />
häufig nicht so etabliert s<strong>in</strong>d wie andere freiwillige<br />
Angebote, z. B. Schülerzeitung, Sport- oder Musik-AG,<br />
fallen sie bei der „Ökonomie der Zeit“ eher durchs<br />
Rost als andere Lehr- und Lernaktivitäten.<br />
Drei Handlungsl<strong>in</strong>ien zu Entlastung der Lehrkräfte<br />
werden an <strong>die</strong>ser Stelle vorgeschlagen. Erstens:<br />
zeitliche Aufwandsrelativierung. Der vermutete<br />
(„gefühlte“) zeitliche Betreuungsaufwand der bisher<br />
projektunerfahrenen Lehrkräfte ersche<strong>in</strong>t antizipiert<br />
höher als der tatsächliche. Daher ist es hilfreich, wenn<br />
<strong>die</strong> Projektträger bei „neuen“ Lehrkräften, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se<br />
Projekte betreuen sollen, für den erwiesenermaßen<br />
überschaubaren zeitlichen Mehraufwand bei gleichzeitig<br />
weitreichendem Nutzen werben.<br />
Zweitens: Ausbau der Lehrkräfte-Entlastung<br />
durch <strong>die</strong> Projektträger. Die Lehrkräfte sollten besonders<br />
<strong>in</strong> all jenen Punkten von den Projektträgern<br />
„zen tral“ weiter entlastet werden, <strong>die</strong> nicht zu ihren<br />
eigentlichen Aufgaben gehören und <strong>die</strong> als zusätzliche<br />
(unnötige) Belastung erlebt werden. Hier hilft<br />
der Ausbau unterstützender Maßnahmen, <strong>in</strong>sbesondere<br />
<strong>in</strong> Bereichen, <strong>in</strong> denen <strong>die</strong> Lehrkräfte selbst Unsicher<br />
heiten verspüren.
69<br />
i<br />
Drittens: zeitliche Aufwandskompensation. Um<br />
<strong>in</strong> dem sich verschärfenden „Zeit-Wettbewerb“ e<strong>in</strong>e<br />
bessere Ausgangsposition für Entrepreneurship Education-Projekte<br />
auch dort zu schaffen, wo <strong>die</strong>se nicht<br />
<strong>in</strong> den Unterricht <strong>in</strong>tegriert werden (können), er sche<strong>in</strong>t<br />
es für <strong>die</strong> betreuenden Lehrerkräfte – quasi als Pen dant<br />
zu der besonderen Lernleistung bei teilnehmenden<br />
Schülern – s<strong>in</strong>nvoll, e<strong>in</strong>e Anerkennung des Zusatzengagements<br />
über <strong>die</strong> Berücksichtigung der außerunterrichtlichen<br />
Arbeitsstunden im Rah men des<br />
Stundendeputats zu schaffen. Dies ist bei anderen<br />
Aktivitäten der Lehrkräfte (z. B. Schüler zei tung, andere<br />
AG) der Fall und wäre auch für den Aus bau der<br />
schulischen <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Aktivitäten hilfreich.<br />
E<strong>in</strong>e derartige Anerkennung von Stunden für <strong>die</strong><br />
Lehrkräfte bei der Betreuung von Entre pre neur ship<br />
Education-Projekten würde nicht alle<strong>in</strong> zeitliche<br />
Entlastung schaffen, sondern darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong>tern<br />
und extern Zeichen für <strong>die</strong> Bedeutung und <strong>die</strong> Würdigung<br />
des besonderen Entrepreneur ship Edu cation-<br />
Engagements setzen.<br />
Zusatz<strong>in</strong>fo<br />
In den Befragungen stufen <strong>die</strong> Lehrkräfte ihren Zeitaufwand für<br />
<strong>die</strong> Projektbetreuung mehrheitlich als angemessen e<strong>in</strong>. H<strong>in</strong>sichtlich<br />
der Bewertung des zeitlichen Aufwands überschätzen<br />
<strong>die</strong> betreuenden Lehrkräfte <strong>die</strong> zeitliche Belastung der Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schüler im Vergleich zu deren Selbste<strong>in</strong>schätzung.<br />
Während lediglich jeder fünfte Jugendliche den zeitlichen<br />
Schüler-Aufwand bei JUNIOR als zu hoch bewertet, ist bei den<br />
Lehrkräften fast jeder dritte <strong>die</strong>ser Me<strong>in</strong>ung.<br />
(Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010)<br />
Anerkennung auch von außen: mehr<br />
Motivation durch mehr Wertschätzung<br />
In den Lehrkräftebefragungen wird deutlich, dass<br />
nicht nur faktisch, sondern auch auf der Anerkennungsebene<br />
noch mehr Anreize für <strong>die</strong> Projektbetreuung<br />
geboten werden sollten. Letzteres würde<br />
auch neuen Lehrkräften mehr Motivation von außen<br />
bieten, um sich für Entrepreneurship Education-<br />
Projekte zu engagieren.<br />
Diesbezügliche Klagen der befragten Lehrer/-<strong>in</strong>nen<br />
beziehen sich vor allem auf mangelnde Aner kennung<br />
aus dem Kollegenkreis und seitens der Schul leitung.<br />
Konkret äußert sich <strong>die</strong>s nach den An ga ben der Lehrkräfte<br />
z. B. <strong>in</strong> der Infragestellung der S<strong>in</strong>n haftigkeit<br />
und Notwendigkeit von schulischen En tre preneur ship<br />
Education-Maßnahmen beim Kollegium sowie <strong>in</strong> der<br />
fehlenden Unterstützung bei der Res sourcen bereitstellung<br />
(Räume, Aus stattungs ge gen stände usw.).<br />
In <strong>die</strong>sem Kontext ersche<strong>in</strong>t es s<strong>in</strong>nvoll, den be <br />
treuenden Lehrkräften stärker und augenfälliger von<br />
außen Anerkennungsanreize für ihr Engagement zu <br />
kommen zu lassen als <strong>die</strong>s bisher der Fall ist und auf<br />
<strong>die</strong>se Weise auch schul<strong>in</strong>tern für <strong>die</strong> Bedeutung der<br />
geleisteten Arbeit zu sensibilisieren. Beispiels weise<br />
sollten auch <strong>die</strong> Lehrkräfte im Rahmen der Un ter nehmergeist-Projekte<br />
Urkunden für <strong>die</strong> Projekt betreu ung<br />
erhalten. Kont<strong>in</strong>uierliches Projekt-Enga gement von<br />
Lehrkräften über mehrere (Schul-)Jahre sollte besonders<br />
gewürdigt werden, beispielsweise auch auf der<br />
m<strong>in</strong>isteriellen Ebene (Bildungs- und Wirt schaftsm<strong>in</strong>is<br />
terien der Länder). In <strong>die</strong> Wür di gung der Lehrkräfte<br />
sollte <strong>die</strong> jeweilige Schulleitung mite<strong>in</strong>bezogen<br />
se<strong>in</strong>, damit <strong>die</strong>se für das Engagement ihrer Lehrkräfte<br />
auch von außen sensibilisiert wird. Ebenso wie<br />
<strong>die</strong> besonders erfolgreichen Schüler/-<strong>in</strong>nen-Teams<br />
bei <strong>Unterneh</strong>mer-Projekten ausgezeichnet werden,<br />
sollte <strong>die</strong>s auch bei besonders engagiert betreuenden<br />
Lehrkräften geschehen.<br />
Lehrer fragen Lehrer: Mentorennetzwerke<br />
für projekterfahrene Lehrkräfte und<br />
Projekt-Newcomer<br />
Um Teilnahmebarrieren und Unsicherheiten bei (po <br />
tenziellen) betreuenden Lehrer/-<strong>in</strong>nen abzubauen, ist<br />
nicht nur der Expertenrat mit Perspektive von außen<br />
durch <strong>die</strong> Projektträger gefragt, sondern auch der Rat<br />
auf „Augenhöhe“ durch <strong>die</strong> Lehrer kollegen schaft.<br />
Dazu ersche<strong>in</strong>t es s<strong>in</strong>nvoll, <strong>in</strong> den Bundes län dern<br />
Lehrer-Netzwerke auf- bzw. auszubauen, <strong>in</strong> de nen<br />
Lehrkräfte mit ausreichender Projekt erfah rung neuen<br />
oder noch wenig erfahrenen projektbetreuenden<br />
Lehrkräften als „Mentoren“ zur Verfügung stehen.<br />
Praxisbeispiel<br />
Im Rahmen des Projektes JUNIOR werden spezielle Veran staltungen<br />
für Lehrkräfte durchgeführt, <strong>die</strong> zum ersten Mal e<strong>in</strong><br />
JUNIOR-Projekt betreuen. Bei <strong>die</strong>sen Veranstaltungen ist auch<br />
e<strong>in</strong> Austausch mit erfahrenen JUNIOR-Lehr kräften möglich.<br />
Zusätzlich f<strong>in</strong>den bundeslandesspezifische JUNIOR-Unter nehmertreffs<br />
statt, <strong>die</strong> zum Erfahrungsaustausch der Jugend li chen<br />
sowie der betreuenden Lehrkräfte <strong>die</strong>nen.<br />
O
70<br />
VII. Mehr <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>!<br />
Alternativ oder additiv s<strong>in</strong>d virtuelle Netzwerk-<br />
Plattformen zum Austausch zwischen den projektbetreuenden<br />
Lehrkräften e<strong>in</strong>e gute Möglichkeit, um<br />
den Austausch der „Betreuer-Community“ im<br />
Rahmen der <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte zu stärken.<br />
Handlungsfeld VI: Schüler/-<strong>in</strong>nen<br />
Fehlendes Angebot, mangelnde Bekannt heit,<br />
zeitliche Verdichtung: Verh<strong>in</strong>derungs grün den<br />
entgegenwirken<br />
Die Befragungen bei den Schülern/-<strong>in</strong>nen bestätigen<br />
e<strong>in</strong> gut ausgeprägtes vorhandenes Wirtschafts <strong>in</strong>teresse<br />
sowohl bei denjenigen, <strong>die</strong> an den ausgewählten<br />
<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekten teilgenommen ha <br />
ben als auch – wenn auch weniger stark ausgeprägt –<br />
bei der Kontrollgruppe der Nichtteilnehmer. Zudem<br />
ist es <strong>die</strong> stattliche Mehrheit von zwei Drittel der be <br />
fragten Schüler/-<strong>in</strong>nen, <strong>die</strong> bekunden, mehr zu dem<br />
Thema Wirtschaft und <strong>Unterneh</strong>mertum/Unter nehmensgründung<br />
<strong>in</strong> der Schule erfahren zu wollen.<br />
Schaut man ergänzend auf <strong>die</strong> Gründe, <strong>die</strong> von<br />
denjenigen Schüler/-<strong>in</strong>nen angeben werden, <strong>die</strong><br />
nicht an den Projekten teilgenommen haben, so liegen<br />
hier zum e<strong>in</strong>en externe Gründe vor, <strong>die</strong> sich der<br />
persönlichen Teilnahmeentscheidung entziehen.<br />
Derartige externe Verh<strong>in</strong>derungsgründe liegen im<br />
Wesent li chen im Bereich der schulischen Rahmenbed<strong>in</strong><br />
gun gen (Angebot nur <strong>in</strong> anderen Klassen/Kursen,<br />
zeitliche Überschneidungen mit anderen AG/<br />
Projekt ange bo ten, ke<strong>in</strong>e Anmeldung mehr möglich,<br />
Angebot nicht bekannt). Interessant ist an <strong>die</strong>ser<br />
Stelle, dass gut 4 von 10 der Nichtteilnehmer teilgenommen<br />
hätten, wenn <strong>die</strong>s für sie möglich gewesen<br />
wäre. Diese stellen also e<strong>in</strong>e beträchtliche „stille<br />
Reserve“ dar.<br />
Um weitere potenzielle Projekt-Teilnehmende an<br />
den <strong>Schulen</strong> zu gew<strong>in</strong>nen, sollten externe Verh<strong>in</strong>derungsgründe<br />
möglichst weit abgebaut werden. Hier<br />
zeigt sich e<strong>in</strong>mal mehr <strong>die</strong> Schlüsselrolle der Lehrkräf<br />
te als Multiplikatoren <strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong> – sowohl was<br />
das Angebot betrifft („… me<strong>in</strong>e zuständigen Lehrer/<br />
-<strong>in</strong>nen nicht daran teilgenommen haben“/ „… mir<br />
e<strong>in</strong>e Teilnahme von Seiten der Schule nicht angeboten<br />
wur de.“) als auch dessen Bekanntmachung („… ich<br />
von der Durchführung an me<strong>in</strong>er Schule nichts wusste<br />
bzw. zu spät davon erfahren habe.“).<br />
Im Kontext der externen Verh<strong>in</strong>derungsgründe<br />
spielen natürlich auch <strong>die</strong> schulpolitischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
und <strong>die</strong> Integration von Entre preneurship<br />
Education-Projekten <strong>in</strong> den schulischen Lehr- und<br />
Lernalltag e<strong>in</strong>e Rolle, <strong>die</strong> bereits <strong>in</strong> den Handlungsfeldern<br />
I und IV ausgeführt wurden.<br />
Personengebunden, aber dennoch von äußeren<br />
Faktoren abhängig, ist e<strong>in</strong> weiterer wichtiger Ab lehnungsgrund<br />
für <strong>die</strong> Projekt-Teilnahme bei den be <br />
fragten Schülern/-<strong>in</strong>nen: „… weil mir der vermutete<br />
Zeitaufwand zu hoch erschien.“ Die Problematik der<br />
zeitlichen Verdichtung im schulischen Lehr- und<br />
Lernalltag wurde bereits im H<strong>in</strong>blick auf notwendige<br />
Anpassungen im Angebotsportfolio (Handlungsfeld<br />
III) erläutert. Sie stellt e<strong>in</strong>en wesentlichen Engpass bei<br />
der weiteren Verbreitung von Entrepreneurship Education-Projekten<br />
bei den Schülern/-<strong>in</strong>nen und deren<br />
betreuenden Lehrkräften dar und wird sich nach den<br />
Prognosen der befragten Projektträger und Lehr kräfte<br />
als limitierender Aspekt – <strong>in</strong>sbesondere für länger<br />
andauernde – EE-Angebote angesichts der veränderten<br />
schulischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen ausweiten. Hier<br />
gilt es, <strong>die</strong> <strong>in</strong> den anderen Handlungsfeldern bereits<br />
beschriebenen zeitlichen Entlastungen zu schaffen.<br />
Vor allem fürs Leben lernen:<br />
handlungsorientierte Lernvorteile und<br />
Entrepreneurial Skills als wichtige<br />
Querschnittskompetenzen<br />
Neben der Sorge um den erforderlichen zusätzlichen<br />
hohen Zeitbedarf bei der Teilnahme an <strong>Unterneh</strong> mer <br />
geist-Projekten, gibt es e<strong>in</strong>en zweiten Grund, der von<br />
den befragten Jugendlichen am häufigsten als Ab <br />
lehnungsgrund für <strong>die</strong> Teilnahme angegeben wird:<br />
„… weil ich e<strong>in</strong>en anderen Berufsweg als <strong>die</strong> unternehmerische<br />
Selbständigkeit anstrebe.“ Dies knüpft<br />
an <strong>die</strong> Ergebnisse bei der Betrachtung der wichtigsten<br />
Motive und Erwartungen der befragten Schüler/<br />
-<strong>in</strong>nen für e<strong>in</strong>e Projektteilnahme an. Betrachtet man<br />
<strong>die</strong> Motivlage bei den Projektteilnehmern, so f<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong>sbesondere <strong>die</strong>jenigen Motive <strong>die</strong> höchste Zu stimmung,<br />
<strong>die</strong> mit methodischen Aspekten, dem Selbstwirksamkeitserleben<br />
und der sozialen E<strong>in</strong>ge bun denheit<br />
bei den Projekten als Alternative zur klassischen
71<br />
„Classroom-Didaktik“ zu tun haben. Praxis orientierung,<br />
Freude an neuen Herausforderungen und<br />
Teamarbeit s<strong>in</strong>d hier <strong>die</strong> Top 3-Nennungen. Ebenfalls<br />
von überdurchschnittlicher Bedeutung s<strong>in</strong>d der Wissensaufbau<br />
<strong>in</strong> ökonomischen Fragen und vermutete<br />
Vorteile für den weiteren beruflichen Werde gang<br />
(„ … weil <strong>die</strong> Teilnahme positiv für me<strong>in</strong>en Lebenslauf<br />
ist.“). Motive, <strong>die</strong> unmittelbar mit e<strong>in</strong>er möglichen<br />
eigenen späteren unternehmerischen Selb ständigkeit/Gründung<br />
zusammenhängen („… weil ich gerne<br />
e<strong>in</strong>e eigene Geschäftsidee entwickeln und ausprobieren<br />
möchte.“/„… weil ich mich <strong>in</strong> Zukunft als <strong>Unterneh</strong><br />
mer/-<strong>in</strong> sehe und dafür erste Kenntnisse und<br />
Erfahrungen erwerben möchte.“), s<strong>in</strong>d dagegen bei<br />
den Jugendlichen deutlich nachgeordnet. Auch für<br />
<strong>die</strong> betreuenden Lehrkräfte geht es bei den Projekten<br />
vor allem darum, dass ihren Schülern/-<strong>in</strong>nen Vorteile<br />
bei der Entwicklung von Querschnittskompetenzen<br />
und bei der Persönlichkeitsentwicklung entstehen –<br />
auch bei <strong>die</strong>sen stehen unternehmens- und gründungsbezogene<br />
Lernerwartungen und -vorteile für<br />
ihre Schülerschaft nicht im Vordergrund.<br />
Auch <strong>die</strong> befragten Projektträger tun ihre Bedenken<br />
kund, <strong>die</strong> schulische Entrepreneurship Education<br />
zu stark und e<strong>in</strong>seitig auf <strong>die</strong> Themen unternehmerische<br />
Selbständigkeit, Existenzgründung oder gar <strong>die</strong><br />
messbare Erhöhung von mittelfristigen Grün dungszahlen<br />
zu fokussieren.<br />
Bei den Projekten steht weniger der direkte Gründungsbezug<br />
im Vordergrund bzw. Mittelpunkt, sondern<br />
<strong>die</strong> Lernvorteile und -erfolge im H<strong>in</strong>blick auf allgeme<strong>in</strong><br />
zu nutzende Querschnittskompetenzen („En <br />
trepreneurial skills“) und ökonomisches Wissen. Bei<br />
der Vermittlung derartiger Kompetenzen und Kenntnisse<br />
sowie der Heranbildung persönlicher unternehmerischer<br />
Initiative („Entrepreneurial spirit“) durch<br />
e<strong>in</strong> gründungsbezogenes handlungsorientiertes Projekt<br />
ist das Gründungsthema eher Mittel als Zweck.<br />
Wird <strong>die</strong>se E<strong>in</strong>stellung und Erwartung bei den<br />
schulischen EE-Projekten <strong>in</strong> Zukunft stärker als bisher<br />
<strong>in</strong> der Angebotskonzeption und -kommunikation auch<br />
nach außen deutlich, so kann es gel<strong>in</strong>gen, schulische<br />
Vorbehalte gegen <strong>die</strong> Teilnahme an Entrepreneurship<br />
Education-Projekten – bei den Schulleitungen,<br />
den Lehrkräften, den Schüler/-<strong>in</strong>nen – zu m<strong>in</strong>dern<br />
oder erst gar nicht aufkommen zu lassen. Dort, wo<br />
‘Entrepreneurship is first and foremost<br />
a state of m<strong>in</strong>d’.<br />
Entrepreneurship ist nicht alle<strong>in</strong> <strong>die</strong> Fähig keit, e<strong>in</strong><br />
<strong>Unterneh</strong>men zu gründen.<br />
Diese Schlüsselkompetenz schließt <strong>die</strong> persön liche<br />
Entwicklung, <strong>die</strong> Ausprägung von life skills ebenso<br />
e<strong>in</strong> wie Fähigkeiten, <strong>die</strong> heute im Arbeitsleben<br />
generell gebraucht werden. Das ist vor allem konstruktiver<br />
Umgang mit Innovationen und Veränderungen,<br />
Problemlösungskompetenz und<br />
Initiative.“<br />
Gerhild Vollherbst<br />
Programmleiter<strong>in</strong><br />
„Wege f<strong>in</strong>den – gestärkt erwachsen werden“<br />
Deutsche K<strong>in</strong>der- und Jugendstiftung (DKJS)<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler klar den Vorteil der Teilnahme<br />
an derartigen Projekten für ihre weitere persönliche<br />
und berufliche Entwicklung (Stichworte<br />
Kompetenzzuwachs und Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit)<br />
jenseits von konkretem Grün dungswissen<br />
verdeutlicht bekommen, steigt <strong>die</strong> Chance,<br />
dass <strong>die</strong> Angebote noch breitere Akzeptanz und größeres<br />
Teilnahme<strong>in</strong>teresse <strong>in</strong> der Schülerschaft und<br />
bei den weiteren schulischen Akteuren f<strong>in</strong>den.<br />
Leistung soll sich lohnen:<br />
Anerkennung der Projektteilnahme als<br />
„Besondere Lernleistung“<br />
E<strong>in</strong> wichtiger schulischer Anreizbereich ist <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
für besondere Leistungen Noten zu erhalten.<br />
In <strong>die</strong>sem Zusammenhang spielt es e<strong>in</strong>e Rolle, dass<br />
Entrepreneurship Education-Projekte als so genannte<br />
Besondere Lernleistungen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Abiturnote e<strong>in</strong>gebracht<br />
werden können, was aktuell allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> den<br />
Bundesländern unterschiedlich geregelt und an be <br />
stimmte Voraussetzungen geknüpft ist.<br />
Zwar hat sich im Rahmen der Befragungen ge <br />
zeigt, dass <strong>die</strong> Möglichkeit, gute Noten zu erhalten,<br />
bei den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern nicht zu den wichtigsten<br />
Teilnahmemotiven gezählt hat, was auch<br />
daran liegen mag, dass <strong>die</strong>se Möglichkeit der Be <br />
notung bei den Teilnehmern erst gar nicht bestanden<br />
hat. Dass <strong>die</strong> Anerkennung von Leistungen im Rah
72<br />
VII. Mehr <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>!<br />
men von Entrepreneurship Education-Projekten<br />
durch aus e<strong>in</strong>en Teilnahmeanreiz für Schüler/-<strong>in</strong>nen<br />
darstellt, zeigt z. B. <strong>die</strong> Entwicklung der Teil nehmerzah<br />
len <strong>in</strong> Bayern. Dort hat sich <strong>die</strong> Anzahl der JUNIOR<br />
Schülerfirmen (und damit auch der Teilnehmer) nach<br />
der Anerkennung von JUNIOR als so genanntes P-Semi<br />
nar <strong>in</strong> der gymnasialen Oberstufe deutlich erhöht.<br />
So waren im Schuljahr 2009/10 rund 40 % mehr Schü lerfirmen<br />
angemeldet als im Schuljahr zuvor.<br />
Vor <strong>die</strong>sem H<strong>in</strong>tergrund wäre als Anreiz für <strong>die</strong><br />
Schüler/-<strong>in</strong>nen (und Lehrkräfte) <strong>in</strong> möglichst vielen<br />
Bundesländern <strong>die</strong> Anerkennung von dafür geeigneten<br />
Entrepreneurship Education-Projekten als Besondere<br />
Lernleistung von Interesse. Zuständige M<strong>in</strong>isterien<br />
können auf Antrag der Projektträger prüfen,<br />
ob e<strong>in</strong> bestimmtes Entrepreneurship Education-Projekt<br />
den oberstufen- und abiturgerechten Anforderun<br />
gen genügt. Vielfach haben allerd<strong>in</strong>gs <strong>die</strong> Schu len<br />
<strong>die</strong> letzte Entscheidung darüber, <strong>in</strong>wieweit solche Pro <br />
jekte <strong>in</strong> <strong>die</strong> Abiturprüfung e<strong>in</strong>gebracht werden können.<br />
In <strong>die</strong>sem Zusammenhang wird abermals <strong>die</strong><br />
hohe Bedeutung der Schulleitungen im Kontext der<br />
schulischen Entrepreneurship-Education deutlich.<br />
Es wird empfohlen, dass <strong>die</strong> Projektträger für ihre<br />
Projekte <strong>die</strong> bundeslandspezifischen Möglichkeiten<br />
der Anerkennung als Besondere Lernleistung prüfen<br />
lassen und – wo möglich – e<strong>in</strong>en Antrag auf Aner kennung<br />
als solche bei den zuständigen M<strong>in</strong>isterien stellen.<br />
Dort, wo <strong>die</strong>se Möglichkeiten formal bereits existieren<br />
und <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> <strong>die</strong> letzte Entscheidung über<br />
<strong>die</strong> Anerkennung oder Nichtanerkennung treffen,<br />
sollten <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> entsprechend sensibilisiert und<br />
<strong>in</strong>formiert werden.<br />
Stärken statt separieren: mehr<br />
Geschlechter sensibilität mit Blick auf<br />
<strong>die</strong> Mädchen als wichtiges Potenzial<br />
Die Ergebnisse aus der Projektträger-Befragung sowie<br />
aus den Befragungen bei Schülern/-<strong>in</strong>nen und Lehrkräften<br />
legen <strong>die</strong> Schlussfolgerung nahe, dass für<br />
Entrepreneurship Education-Angebote speziell für<br />
Mädchen ke<strong>in</strong> Bedarf besteht. Aus Sicht der Befragten<br />
überwiegen <strong>die</strong> guten Gründe für geschlechtergemischte<br />
Projektangebote deutlich.<br />
Nichtsdestotrotz ist es angesichts des so genannten<br />
Gender gap zu Lasten der Frauen im Gründungsgeschehen<br />
wichtig, wie <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen bei Entrepreneurship<br />
Education-Projekten noch besser sensibilisiert,<br />
motiviert und aktiviert werden können.<br />
Um <strong>die</strong> Potenziale der Schüler<strong>in</strong>nen noch besser<br />
zu erschließen, ist es hilfreich, wenn <strong>die</strong> Entre preneurship<br />
Education-Angebote mit der erforderlichen Ge <br />
schlechtersensibilität und Geschlechter ausge wo genheit<br />
konzipiert s<strong>in</strong>d. Dies erfordert, dass <strong>die</strong> Ange bote<br />
sowohl methodisch als auch <strong>in</strong>haltlich <strong>die</strong> Präfe ren zen<br />
von Mädchen gleichermaßen <strong>in</strong> den Blick nehmen,<br />
wie <strong>die</strong>s bei den männlichen Schülern der Fall ist.<br />
Da zu gehören <strong>die</strong> aktive Förderung der Teilnahme<br />
von gemischtgeschlechtlichen Teams (auch durch <strong>die</strong><br />
betreuenden Lehrkräfte) und <strong>die</strong> geschlechtersensible<br />
Moderation <strong>die</strong>ser Teams, e<strong>in</strong> ausreichend breites<br />
Spektrum von Aufgaben bzw. Funktionen/Rollen<br />
<strong>in</strong> den Teams und Gründungssegmente, <strong>die</strong> nicht<br />
alle<strong>in</strong> technologische Geschäftsideen vorsehen.<br />
Die E<strong>in</strong>schränkungen, <strong>die</strong> sich aus e<strong>in</strong>em technologischen<br />
Fokus für <strong>die</strong> Verbreitung, Akzeptanz und<br />
das eigene Erfolgserleben bei Mädchen ergeben, ha <br />
ben sich <strong>in</strong> der Vergangenheit beim Projekt Jugend<br />
gründet gezeigt. Jüngst wurde daher <strong>in</strong> positiver<br />
Weise das Feld der möglichen Gründungsideen von<br />
bisher re<strong>in</strong> technologischen Gründungen auf <strong>in</strong>novative<br />
Dienstleistungen erweitert.<br />
Insge samt ist das unternehmerische Selbst bewusst<br />
se<strong>in</strong> der Projektteilnehmer<strong>in</strong>nen der <strong>Inmit</strong>-Befra<br />
gungen im Selbstbild weniger stark als bei ihren<br />
Mitschülern. Die Schüler<strong>in</strong>nen bewerten ihre Leis tungen<br />
und Erfolge eher ger<strong>in</strong>ger als ihre männlichen<br />
Pendants und <strong>die</strong> Anforderungen eher höher. Be trachtet<br />
man dagegen <strong>die</strong> Angaben der betreuenden Lehrkräfte<br />
und der Projektträger, so stellen <strong>die</strong>se den Mäd <br />
chen bei den Leistungen, Erfolgen und <strong>in</strong>sbesondere<br />
bei den Querschnittskompetenzen e<strong>in</strong> gleichwertiges,<br />
zum Teil sogar besseres Zeugnis aus als den männ <br />
lichen Schülern. Insgesamt sche<strong>in</strong>t es daher s<strong>in</strong>nvoll,<br />
bei den Projektangeboten besonders darauf zu achten,<br />
dass <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen ihr (unternehmerisches)<br />
Selbstbewusstse<strong>in</strong> und Kompetenzerleben durch <strong>die</strong><br />
praktische Projekterfahrung stärken können.
73<br />
Das sagen Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer<br />
„Zunehmend <strong>in</strong>teressieren sich Mädchen für Wirt schaftsprojekte und erweisen sich <strong>in</strong>nerhalb des Projekts<br />
dann auch als dom<strong>in</strong>ant.“<br />
„Mädchen gehen anders an <strong>die</strong> Projekte heran. Sie brauchen spezielles Coach<strong>in</strong>g, damit ihr Selbst bewusstse<strong>in</strong><br />
gestärkt wird und typische Geschlech terrollen umgedreht werden können.“<br />
„Mädchen erhalten durch solche Projekte e<strong>in</strong>en besseren Zugang zur Wirtschaft. Das Interesse ist anfangs<br />
bei Mädchen eher ger<strong>in</strong>ger, steigert sich aber im Laufe des Projekts stark. Bei Jungen ist <strong>die</strong>ses Interesse meist<br />
von Anfang an gegeben.“<br />
„Jungen übernehmen gerne Verantwortung, s<strong>in</strong>d aber weniger strukturiert. Mädchen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel<br />
zurückhaltender, dafür aber zuverlässiger und kreativer – sie s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> besseren Manager.“<br />
„In der Anfangsmotivation s<strong>in</strong>d Mädchen oft etwas zurückhaltender, aber <strong>in</strong> der Ausdauer s<strong>in</strong>d dann <strong>die</strong><br />
Mädchen <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> länger durchhalten und <strong>die</strong> Arbeit mit mehr Begeisterung machen.“<br />
„Jungen melden sich für <strong>die</strong>se Projekte häufiger freiwillig, da es eher ihrem Interesse entspricht. Mädchen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Durchführung fleißiger.“<br />
„Jungen spekulieren zunächst e<strong>in</strong>mal auf <strong>die</strong> Leitungspositionen, schlussendlich s<strong>in</strong>d aber <strong>die</strong> Jungen oft<br />
gescheitert.“<br />
„Die Mädchen kommen me<strong>in</strong>es Erachtens aktuell etwas zu kurz. Die Projekte s<strong>in</strong>d eher<br />
auf Jungen ausgerichtet, vor allem <strong>die</strong> mit technischem Fokus.“<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
Entrepreneurship Education soll weiblicher<br />
werden: weibliche Rollenmodelle und<br />
Identifikations möglichkeiten für Mädchen<br />
Handlungsfeld VII: Kooperation<br />
Schule und Wirtschaft<br />
E<strong>in</strong>e nicht zu unterschätzende Rolle spielt, dass Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> den Entrepreneurship Education-Pro jekten<br />
weibliche Rollenmodelle erleben. Dies ist möglich<br />
bei den Wirtschaftspaten, <strong>die</strong> immer häufiger auch<br />
Pat<strong>in</strong>nen se<strong>in</strong> sollten, ebenso bei <strong>Unterneh</strong>me r<strong>in</strong>nenbesuchen<br />
oder Referent<strong>in</strong>nen aus der Wirtschaft.<br />
Auch bei den Projekt-Materialien ist <strong>die</strong> gleichwertige<br />
Rolle der <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen oder anderer<br />
weiblicher Identifikationsfiguren von Bedeutung.<br />
Nicht zu vergessen: <strong>die</strong> geschlechtergerechte statt<br />
männlich dom<strong>in</strong>ierte Sprache und <strong>die</strong> nötige Sensibilität<br />
für Geschlechtsstereotypen.<br />
Berührungsängste und Defizite beim<br />
„Gewusst-wie“: Tipps, Materialien und<br />
Kontakthilfen<br />
Bei e<strong>in</strong>igen Entrepreneurship Education-Projekten<br />
s<strong>in</strong>d Kontakte zur Wirtschaft, <strong>in</strong>sbesondere zu Un ternehmen,<br />
e<strong>in</strong> wichtiger vorgegebener Bestandteil des<br />
Konzepts. Die Kontakte zwischen Schule und Wirtschaft<br />
<strong>die</strong>nen dabei mehreren Zielsetzungen. Die<br />
Praxiskontakte sollen <strong>die</strong> Lernenden dabei unterstützen,<br />
ihr erworbenes theoretisches Wissen <strong>in</strong> der Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
mit praktischen unternehmerischen<br />
Problemstellungen zu erproben. Die Praxispartner<br />
sollen den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern <strong>in</strong> ihrer Wirtschaftspaten-Rolle<br />
als unternehmenserfahrene<br />
Re flex ionspartner und Coaches zur Verfügung stehen.<br />
Nicht zuletzt s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Kontakte zu <strong>Unterneh</strong>men<br />
für <strong>die</strong> Jugendlichen auch mit Blick auf ihre berufliche<br />
Orientierung und <strong>die</strong> Verbesserung ihrer Ausbil
74<br />
VII. Mehr <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>!<br />
dungs fähigkeit von Bedeutung. Die Projektkonzep tionen<br />
sehen zudem vor, dass <strong>die</strong> projektbetreuenden,<br />
oft wirtschaftsfachfremden Lehrkräfte durch <strong>die</strong><br />
Wirt schaftspaten <strong>in</strong> ihrer Rolle als Wirtschafts experten<br />
im Projekt entlastet werden. Des Weiteren hilft<br />
auch der Lehrerschaft der Kontakt mit der betrieblichen<br />
Praxis für den nötigen „unternehmerischen“<br />
Perspektiv wech s el. Die dritte Zielrichtung bei den<br />
Praxis kon tak ten ist e<strong>in</strong>e mögliche Entlastung der<br />
<strong>Schulen</strong> beim Auf br<strong>in</strong> gen der zusätzlichen personellen,<br />
f<strong>in</strong>anziellen und Ausstattungs-Ressourcen, beispielsweise<br />
<strong>in</strong> Form von Private-Public-Partnership-<br />
Kooperationen.<br />
Praxisbeispiel<br />
Im Rahmen des Pilotprojekts „Prawis – Praxiskontakte Wirtschaft<br />
– Wirtschaft <strong>in</strong> <strong>die</strong> Schule“ (Projektträger IHK Nord<br />
Westfalen/Münster) werden Konzepte und Materialien für <strong>die</strong><br />
Schule aufbe reitet. Prawis ist e<strong>in</strong> Beispiel für <strong>die</strong> Zusammenarbeit<br />
von Schule und Wirtschaft <strong>in</strong> Form von Praxiskontakten<br />
verschiedener Art.<br />
(Weitere Informationen: www.prawis.de)<br />
In den Antworten auf <strong>die</strong> offenen Fragen <strong>in</strong> der<br />
Lehrer/-<strong>in</strong>nen-Befragung zeigt sich zudem, dass <strong>die</strong><br />
Lehrkräfte sich mehr Unterstützung bei der Ge w<strong>in</strong>nung<br />
und Ansprache von Wirtschaftspartnern wünschen,<br />
<strong>in</strong>sbesondere seitens der Projektträger. Als kon <br />
kreter Vorschlag wurde hier <strong>die</strong> E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es<br />
zentralen „Wirtschafts- bzw. <strong>Unterneh</strong>menspaten-<br />
Pools“ e<strong>in</strong>gebracht. Auch <strong>in</strong>direkte Hilfestellungen,<br />
um <strong>die</strong> Kontaktaufnahme zwischen den Lehrkräften<br />
und den <strong>Unterneh</strong>men zu erleichtern, werden als hilfreich<br />
angesehen. Die Qualifizierungs- und Unter stützungsangebote<br />
seitens der Projektträger für <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong><br />
könnten dah<strong>in</strong>gehend ergänzt werden, dass den<br />
betreuenden Lehrkräften Materialien und Tipps für<br />
<strong>die</strong> Kontaktanbahnung und E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Wirtschafts<br />
paten an <strong>die</strong> Hand gegeben werden.<br />
O<br />
Sowohl <strong>die</strong> Befragungen bei den Projektträgern<br />
als auch bei den Schüler/-<strong>in</strong>nen und den Lehrkräften<br />
zeigen für <strong>die</strong> Zusammenarbeit mit externen Wirtschaftspartnern<br />
Verbesserungspotenzial. Von e<strong>in</strong>igen<br />
Projektträgern wird konstatiert, dass es bei e<strong>in</strong>er<br />
weiteren Nachfragesteigerung und Verbreitung nach<br />
Projekten schwierig se<strong>in</strong> wird, <strong>die</strong> erforderliche Quantität<br />
und Qualität bei ehrenamtlichen Unterstützern<br />
aus <strong>Unterneh</strong>men zu f<strong>in</strong>den. Auch <strong>die</strong> Befragungen<br />
des <strong>Inmit</strong> im Rahmen der ausgewählten Projekte zeigen,<br />
dass schulexterne Wirtschafts-Praktiker<strong>in</strong>nen<br />
und -Praktiker bei der Projektdurchführung erkennbar<br />
weniger präsent s<strong>in</strong>d, als <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Konzepte für<br />
den Optimalfall vorsehen. Während nach Angaben<br />
der befragten Projektteilnehmer beim Deutschen<br />
Gründerpreis für Schüler (DGPS) noch rund 6 von 10<br />
durch Praxispartner aus der Wirtschaft und andere<br />
externe Betreuer begleitet wurden, liegen <strong>die</strong> Werte<br />
bei den Projekten JUNIOR (26 %), JUNIOR-Kompakt<br />
(28 %) und Jugend gründet (19 %) deutlich darunter.<br />
Punktuell wurden auch bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bundesländern,<br />
z. B. von Landes arbeits geme<strong>in</strong>schaften<br />
Schule Wirtschaft oder Projekten, Unter stützungs materialien<br />
und Handreichungen für <strong>die</strong> Koope ra tion<br />
von Schule und <strong>Unterneh</strong>men entwickelt. 18 Diese Ma <br />
terialien ersche<strong>in</strong>en allerd<strong>in</strong>gs bei den <strong>Schulen</strong> als<br />
Hilfsmittel wenig bekannt.<br />
Mit Kammern & Co. kooperieren:<br />
Verbände, Kammern usw. als Partner und<br />
Multiplikatoren für Schulprojekte<br />
Bei der Suche nach Wirtschaftspartnerschaften und<br />
Wirtschaftspaten können verstärkt bestehende Netzwerke<br />
(z. B. Schule-Wirtschaft) und unternehmensvertretende<br />
Institutionen, wie Verbände, regionale<br />
<strong>Unterneh</strong>mer/-<strong>in</strong>nen-Vere<strong>in</strong>igungen, Wirtschaftsjunioren,<br />
Kammern und kommunale Wirtschaftsförderer,<br />
als Multiplikatoren genutzt werden.<br />
Nationale und <strong>in</strong>ternationale Beispiele zur „Verzahnung“<br />
von Schule und Wirtschaft zeigen, dass<br />
Praxisbeispiel<br />
Seit 1972 f<strong>in</strong>den <strong>die</strong> von den Handelskammern und Indus trie vere<strong>in</strong>igungen<br />
organisierten Wirtschaftswochen an Mittel schulen<br />
<strong>in</strong> der Schweiz statt. Dieses Beispiel für e<strong>in</strong>e Verzahnung von<br />
Schule und Wirtschaft hat große Breitenwirkung. Seit der erstmaligen<br />
Durchführung wurden rund 80.000 Teilnehmende<br />
erreicht.<br />
Bei den jährlich stattf<strong>in</strong>denden Wirtschaftswochen werden<br />
auch Führungskräfte aus der Wirtschaft als „Coaches“ bei<br />
Un ternehmensplanspielen e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
O<br />
18 Vgl. Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Schule Wirtschaft Hessen (Hrsg.) (2005). Vgl. Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt (Hrsg.) (o. J.).
75<br />
Wirtschafts<strong>in</strong>stitutionen und -organisationen wie<br />
Kammern und Verbände oder auch Kommunen verstärkt<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen können, damit der<br />
Kontakt von Schule und Wirtschaft auf e<strong>in</strong>e breitere<br />
und nachhaltigere Basis gestellt wird, als <strong>die</strong>s bei un <br />
systematischen, oft nur punktuellen E<strong>in</strong>zelkoope rationen<br />
von <strong>Unterneh</strong>men und <strong>Schulen</strong> der Fall ist.<br />
Ins Blickfeld von Kooperationen können auch ge <br />
z ielte schulische Projektangebote rücken, <strong>die</strong> bisher<br />
im Angebotsportfolio der Entrepreneurship Educa tion<br />
noch nicht oder nicht ausreichend vertreten s<strong>in</strong>d, aber<br />
mit Blick auf spezifische Entwicklungen und Ziel grup <br />
pen durchaus besondere Relevanz haben. An <strong>die</strong>ser<br />
Stelle sei beispielsweise <strong>die</strong> Idee e<strong>in</strong>es schulischen<br />
Projektangebots zum Thema Betriebsnachfolge ge <br />
dacht, das für <strong>die</strong> Handwerkskammern <strong>in</strong> Kooperation<br />
mit den Berufsschulen <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong> könnte.<br />
Drum prüfe, wer sich b<strong>in</strong>det:<br />
niedrigschwellige Angebote als „Kennenlern<br />
möglichkeiten“ für <strong>Schulen</strong> und<br />
Unterne hmen<br />
Auch für <strong>die</strong> Anbahnung von Wirtschaftskontakten<br />
und <strong>die</strong> Gew<strong>in</strong>nung von Wirtschaftspaten haben kürzere<br />
E<strong>in</strong>stiegsangebote im Angebotsportfolio der<br />
schulischen Entrepreneurship Education e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Funktion. Wie <strong>die</strong> schulischen Akteure selbst, so<br />
scheuen auch <strong>die</strong> <strong>Unterneh</strong>men e<strong>in</strong>en Zusatz aufwand,<br />
der für sie und ihre Beschäftigten, <strong>die</strong> <strong>in</strong> den<br />
Projekten ehrenamtlich engagiert s<strong>in</strong>d, schwer ab <br />
sehbar ist. Kürzere E<strong>in</strong>stiegsangebote – z. B. <strong>in</strong> Form<br />
von Vorträgen, <strong>Unterneh</strong>mensbesuchen oder Projekttagen/-wochen<br />
– <strong>die</strong>nen dazu, dass sich <strong>Schulen</strong><br />
und <strong>Unterneh</strong>men zunächst mit niedrigeren E<strong>in</strong>stiegs<br />
barrieren kennenlernen können. So ist es <strong>in</strong> der<br />
Folge leichter, <strong>die</strong>se Kontakte <strong>in</strong> längerfristigere <strong>in</strong> <br />
tensivere Partner- und Patenschaften bei aufwändigeren<br />
Projekten zu überführen.<br />
Handlungsfeld VIII:<br />
Angebotskommunikation<br />
Information, Motivation und Transparenz:<br />
e<strong>in</strong>e neue Internetplattform für <strong>die</strong><br />
Entrepreneurship Education <strong>in</strong> deutschen<br />
<strong>Schulen</strong><br />
Zu den Defiziten, <strong>die</strong> bei der Projektträger-Be fra gung<br />
und der Befragung bei den Lehrkräften am meisten<br />
beklagt wurden, gehört im Kontext der An gebotskom<br />
munikation <strong>die</strong> mangelnde Trans parenz. Nach<br />
Ansicht vieler Projektträger ersche<strong>in</strong>t den Lehr kräften<br />
das Angebot an Entrepreneurship Education-<br />
Projekten <strong>in</strong>transparent, weil <strong>die</strong> Vielzahl der E<strong>in</strong>zelangebote<br />
den Überblick über das Gesamtangebot,<br />
das den <strong>Schulen</strong> zur Auswahl steht, erschwert. Bisher<br />
führt <strong>die</strong>s zu e<strong>in</strong>er mangelhaften Entscheidungsgrund<br />
lage für <strong>die</strong> Lehrkräfte, Schulleitungen und<br />
Schüler/-<strong>in</strong>nen, wenn sie sich e<strong>in</strong>en Überblick über<br />
<strong>die</strong> Entrepreneurship Education-Angebote verschaffen<br />
wollen, <strong>die</strong> für ihre Schule <strong>in</strong>frage kommen.<br />
Im Nachgang zur <strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong> wird das Bun desm<strong>in</strong>isterium<br />
für Wirtschaft und Technologie (BMWi)<br />
ab Herbst 2010 e<strong>in</strong>e neue Internetplattform zur Verfügung<br />
stellen. Diese Plattform www.unternehmergeist-macht-schule.de<br />
bietet u. a. e<strong>in</strong>en schnellen und<br />
<strong>in</strong>formativen Überblick zu e<strong>in</strong>er Fülle von verschiedenen<br />
schulischen Entrepreneurship Education-Ange boten.<br />
Zum Start werden es zunächst 22 Projekt-Steckbriefe<br />
se<strong>in</strong>, <strong>die</strong> über bewährte <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-<br />
Projekte und Initiativen <strong>in</strong>formieren und auf der<br />
In ternetplattform abrufbar s<strong>in</strong>d. Suchfunktionen und<br />
e<strong>in</strong>e Vergleichsfunktion ermöglichen Interessierten<br />
e<strong>in</strong>en schnellen Überblick, welche Angebote für sie<br />
<strong>in</strong>frage kommen. Die e<strong>in</strong>heitliche Struktur der Steckbriefe<br />
ist dabei besonders an den Kriterien ausgerichtet,<br />
<strong>die</strong> sich bei den Befragungen im Rahmen der<br />
<strong>Inmit</strong>-Stu<strong>die</strong> <strong>in</strong>sbesondere für <strong>die</strong> Lehrkräfte als wichtig<br />
erwiesen haben.<br />
Des Weiteren wird <strong>die</strong> neue Internetplattform<br />
vielfältige Materialien enthalten, <strong>die</strong> <strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong><br />
für Wirtschafts- und <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>-Projekte ge <br />
nutzt werden können.
76<br />
VII. Mehr <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>!<br />
Abbildung 18: Screenshotbeispiel Startseite der Internet-Plattform<br />
www.unternehmergeist-macht-schule.de<br />
Nur was Lehrkräfte und Schüler kennen,<br />
können sie nutzen: Erhöhung der<br />
Bekanntheit der Projekte <strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong><br />
Da für <strong>die</strong> Evaluation der vier ausgewählten Entrepreneurship<br />
Education-Projekte <strong>die</strong> Befragungen<br />
naturgemäß nur an den <strong>Schulen</strong> stattfanden, an<br />
denen <strong>die</strong>se Projekte auch durchgeführt wurden, ist<br />
<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> zum Aspekt der Bekanntheit derartiger<br />
Angebote wenig aussagekräftig.<br />
Von den befragten Lehrern/-<strong>in</strong>nen wurde <strong>in</strong> den<br />
Interviews allerd<strong>in</strong>gs darauf verwiesen, wie wichtig<br />
<strong>die</strong> Bekanntheit und Vorstellung der Projekte für de <br />
ren Akzeptanz ist. Nach den Angaben der Lehrkräfte<br />
wird bei der Ansprache der <strong>Schulen</strong> durch <strong>die</strong> Projektträger<br />
vornehmlich schriftliches Material, wie z. B.<br />
Flyer, genutzt. Die Lehrkräfte beklagten <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem<br />
Zusammenhang e<strong>in</strong>e „Papierflut“, <strong>die</strong> häufig erst gar<br />
nicht <strong>die</strong> richtigen Ansprechpartner <strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong><br />
erreicht. Seitens der <strong>Schulen</strong> wird gewünscht, dass<br />
<strong>die</strong> Ansprache durch <strong>die</strong> Projektträger stärker auf<br />
direktem, persönlichem Wege erfolgt, statt <strong>in</strong>direkt<br />
mittels schriftlicher Materialien. Vorgeschlagen wurde<br />
dazu <strong>in</strong>sbesondere <strong>die</strong> persönliche Vorstellung der<br />
Projektangebote durch <strong>die</strong> Projektträger <strong>in</strong> den <strong>Schulen</strong><br />
oder bei Konferenzen und Tagungen.<br />
Auch <strong>die</strong> Projektträger selbst bewerten <strong>die</strong> persönliche<br />
Ansprache von <strong>Schulen</strong> als das effektivste<br />
Instrument, allerd<strong>in</strong>gs naturgemäß auch als das aufwän<br />
dig ste und zeit<strong>in</strong>tensivste.
77<br />
Angesichts der limitierten Ressourcen der Projektträger<br />
ersche<strong>in</strong>t das persönliche „1:1 Market<strong>in</strong>g“ flächendeckend<br />
als kaum realisierbare Wunsch vor stellung.<br />
Vielmehr wird hier abermals <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />
deutlich, zwischen den Projektträgern und den <strong>Schulen</strong><br />
e<strong>in</strong>e weitere Ebene von Ansprechpartnern bzw.<br />
„Botschaftern“ und Multiplikatoren zu schaffen, <strong>die</strong><br />
<strong>die</strong> regionale bzw. lokale persönliche Ansprache der<br />
<strong>Schulen</strong> unterstützt. Hierzu könnten verstärkt bestehende<br />
Strukturen auf Länderebene und regional ge <br />
nutzt werden, wie z. B. <strong>in</strong> den Arbeitskreisen Schule-<br />
Wirtschaft.<br />
Die Praxis mit der Praxis überzeugen:<br />
Good Practice-Beispiele für schulische<br />
Entrepreneurship Education-Projekte<br />
Mittlerweile gibt es e<strong>in</strong>e Fülle von Beispielen guter<br />
Praxis aus den verschiedenen schulischen Entrepreneurship<br />
Education-Projekten. Durch <strong>die</strong>se können<br />
<strong>Schulen</strong> und Lehrkräfte sich besonders authentisch<br />
von dem Nutzen und den Erfolgen überzeugen<br />
und eigene Anregungen aus der Praxis für <strong>die</strong> Praxis<br />
erhalten.<br />
Neben den Sammlungen von Beispielen guter<br />
Praxis aus den e<strong>in</strong>zelnen Projekten, wie sie z. B. auf<br />
deren Projekt-Internetseiten zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, sollen<br />
verstärkt auch projektübergreifend Good Practice-<br />
Dokumentationen gesammelt und aufbereitet werden.<br />
E<strong>in</strong> Instrument hierfür ist <strong>die</strong> multimediale Präsentation<br />
derartiger Bespiele auf der neuen In ternetseite<br />
www.unternehmergeist-macht-schule.de,<br />
<strong>die</strong> ab Herbst 2010 onl<strong>in</strong>e se<strong>in</strong> wird.<br />
Außerdem werden Tagungen des Initiativkreises<br />
„<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>“, wie beispielsweise<br />
Lehrerfortbildungen, dazu genutzt, um den teilnehmenden<br />
Lehrkräften und Schulleitungen solche<br />
guten Bespiele von schulischen Entrepreneurship<br />
Education-Projekten persönlich mit den beteiligten<br />
Akteuren zu präsentieren. Auch bei Messen zum<br />
Thema Gründung und Bildung s<strong>in</strong>d geme<strong>in</strong>sam mit<br />
dem Initiativkreis, dem BMWi und den Projekt trägern<br />
solche Good-Practice-Beispiele präsent. Auch<br />
hierzu bietet <strong>die</strong> neue Internetplattform www.unternehmergeist-macht-schule.de<br />
e<strong>in</strong>en guten Überblick<br />
zu den entsprechenden aktuellen Veranstal tungsterm<strong>in</strong>en.
78<br />
L<strong>in</strong>ks<br />
www.unternehmergeist-machtschule.de<br />
Neue Internetplattform des BMWi rund um das Thema Wirtschaftsprojekte und<br />
Entre preneurship Education <strong>in</strong> <strong>Schulen</strong>. Projekte, Unterrichtsmaterialien<br />
(u. a. BMWi-Lehrer mappe „Traumberuf Chef“ mit begleitender<br />
CD-ROM), Weiterbildungsangebote, Veranstaltungen, Ansprechpartner,<br />
Aktuelles.<br />
www.bmwi.de<br />
www.existenzgruender.de<br />
www.gruender<strong>in</strong>nenagentur.de<br />
www.gruenderwoche.de<br />
www.gruendungskatalog.de<br />
www.softwarepaket.de<br />
Internet-Angebot des BMWi. Informationen und Materialien zur Wirtschaftsstruktur,<br />
Wirtschaftsentwicklung und Wirtschaftspolitik.<br />
Existenzgründerportal des BMWi mit umfassenden Informationen, Materialien und Software<br />
zum Thema Existenzgründung, u. a. kompakt aufbereitete Themenhefte „GründerZeiten“,<br />
Checklisten, Expertenforum.<br />
Bundesweite Gründer<strong>in</strong>nenagentur, Informations- und Serviceportal zur unternehmerischen<br />
Selbständigkeit von Frauen u. a. mit Vermittlung von <strong>Unterneh</strong>mer<strong>in</strong>nen als Referent<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />
<strong>Schulen</strong>.<br />
Informationen zur bundesweiten Aktionswoche des BMWi mit Veranstaltungen rund um <strong>die</strong><br />
Themen unternehmerisches Denken und Handeln und Existenzgründung, u. a. für <strong>die</strong><br />
Zielgruppe <strong>Schulen</strong>.<br />
Onl<strong>in</strong>e-Portal mit umfassender L<strong>in</strong>ksammlung für Existenzgründer/-<strong>in</strong>nen<br />
Kostenloses Software-Paket des BMWi für Existenzgründer/-<strong>in</strong>nen, mit elektronischen Hilfen für<br />
<strong>die</strong> ersten Schritte der Gründung und den unternehmerischen Alltag, u. a. mit Bus<strong>in</strong>essplan-<br />
Software.<br />
Internetseiten der Mitglieder im Initiativkreis „<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>“ (alphabetische Reihenfolge)<br />
www.achievers<strong>in</strong>ternational.org<br />
Achievers International<br />
www.bus<strong>in</strong>ess-at-school.de<br />
www.deutschergruenderpreis.de/schueler<br />
www.gruendungsspiel.de<br />
www.schulen.newcome.de<br />
www.jugend-gruendet.de<br />
www.juniorprojekt.de<br />
www.nfte.de<br />
www.asig-berl<strong>in</strong>.de<br />
www.schulbanker.de<br />
www.theo-prax.de<br />
www.wegef<strong>in</strong>den.net<br />
bus<strong>in</strong>ess@school – e<strong>in</strong>e Initiative von The Boston Consult<strong>in</strong>g Group<br />
Deutscher Gründerpreis für Schüler (DGPS)<br />
Ideen machen Schule<br />
ifex – Initiative für Existenzgründungen und <strong>Unterneh</strong>mensnachfolge<br />
Jugend gründet<br />
JUNIOR /JUNIOR-Kompakt<br />
Network For Teach<strong>in</strong>g Entrepreneurship (NFTE)<br />
Netzwerk Berl<strong>in</strong>er Schülerfirmen (NEBS)<br />
SCHUL/BANKER – Das Bankenplanspiel<br />
TheoPrax<br />
Wege f<strong>in</strong>den – gestärkt erwachsen werden<br />
Aktionsfeld: „Nachhaltig wirtschaftende Schülerunternehmen“<br />
Weitere Internetseiten mit wirtschaftsbezogenen Unterrichtsmaterialien<br />
www.handelsblatt-macht-schule.de Initiative des Handelsblattes zur Vermittlung von Wirtschaftswissen. Unterrichtsmaterial mit<br />
Basis-Wirtschaftswissen, Unterrichtse<strong>in</strong>heiten zu speziellen Wirtschaftsthemen.<br />
www.lehrer-onl<strong>in</strong>e.de<br />
www.oeconomix.de<br />
www.wirtschaftundschule.de<br />
Unterrichtsmaterialien (u. a. zu Wirtschaftsthemen), Informationen zur Berufsorientierung und<br />
Ausbildungsberufen von <strong>Schulen</strong> ans Netz e.V.<br />
Vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln <strong>in</strong> Kooperation mit der Citibank betriebenes Portal<br />
zur multimedialen Vermittlung von Wirtschaftswissen für Jugendliche.<br />
Unterrichtse<strong>in</strong>heiten und Arbeitsblätter für unterschiedliche Schularten zum Thema<br />
„Selbständigkeit" von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM).<br />
Schule-Wirtschaft<br />
www.portal-schule-wirtschaft.de<br />
www.schule-wirtschaft.de<br />
Das Informationsportal des Instituts <strong>Unterneh</strong>men & Schule Service an der Schnittstelle Schule<br />
und Wirtschaft. Initiativen, Verbände, Organisationen, Projekte. Wirtschaftsbezogenes Unterrichtsmaterialien.<br />
Länderspezifische Vorstellung von <strong>in</strong> <strong>Schulen</strong> engagierten <strong>Unterneh</strong>men.<br />
Die Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Schule-Wirtschaft <strong>in</strong>formiert über Aktivitäten im Bereich<br />
Planspiele, <strong>Schulen</strong>twicklung, Berufsorientierung, Lehrerbildung, Wirtschaftsunterricht,<br />
Schülerfirmen, Publikationen, Projekte, empirische Untersuchungen usw.
79<br />
Literatur<br />
Verwendete Literatur<br />
Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt (Hrsg.) (o.J.): Projekt<br />
Build<strong>in</strong>g Bridges – Schülerfirmen und <strong>Unterneh</strong>men<br />
geme<strong>in</strong>sam unterwegs – Wie können <strong>Unterneh</strong>men mit<br />
Schülerfirmen kooperieren?, Mag deburg.<br />
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2008): Heute Schüler, morgen<br />
<strong>Unterneh</strong>mer? – Das Youth Entrepreneurship Barometer,<br />
Gütersloh.<br />
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2009a): Unter nehmer geist<br />
fördern! Youth Entrepreneurship Policy im <strong>in</strong>ternationalen<br />
Vergleich, Gütersloh.<br />
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2009b): Generation <strong>Unterneh</strong>mer?<br />
– Youth Entrepreneurship Education <strong>in</strong><br />
Deutschland, Gütersloh.<br />
BMWi – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Tech nologie<br />
(2010): Geme<strong>in</strong>sam für mehr <strong>Unterneh</strong>mer geist – zusammen<br />
mit dem Initiativkreis „Unter neh mer geist <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong>“,<br />
Berl<strong>in</strong>.<br />
Brixy, U.; Hessels, J.; Hundt, C.; Sternberg, R.; Stüber, H.<br />
(2009): Global Entrepreneurship Monitor – Unter nehmensgründungen<br />
im weltweiten Vergleich – Län der bericht<br />
Deutschland 2008, Hannover/Nürn berg.<br />
Bundesverband deutscher Banken (Hrsg.) (2009): Jugendstu<strong>die</strong><br />
2009 – Wirtschaftsverständnis und F<strong>in</strong>anzkultur,<br />
Berl<strong>in</strong>.<br />
bus<strong>in</strong>ess@school, e<strong>in</strong>e Initiative von The Boston Consult<strong>in</strong>g<br />
Group (2009): Best Practice: So arbeiten Schule und Wirtschaft<br />
erfolgreich zusammen, München.<br />
Gerbershagen, R. (2002): Berufliche und unternehmerische<br />
Selbstständigkeit <strong>in</strong> den Köpfen von Lehrer bildnern –<br />
Ergebnisse e<strong>in</strong>er Befragung. In: Weber, B. (Hrsg.): E<strong>in</strong>e<br />
Kultur der Selbstständigkeit <strong>in</strong> der Lehrerausbildung,<br />
Bergisch Gladbach, S. 136.<br />
Hekman, B. (2007): Entrepreneurship Education <strong>in</strong> Europa –<br />
Förderung von Gründungskompetenz <strong>in</strong> der beruflichen<br />
Erstausbildung, Köln.<br />
Hofhues, S.; Re<strong>in</strong>mann, G. (2009): 10 Jahre bus<strong>in</strong>ess@school –<br />
e<strong>in</strong>e Initiative von The Boston Consult<strong>in</strong>g Group – E<strong>in</strong>e<br />
Evaluationsstu<strong>die</strong> zu Chancen und Poten zialen der Zusammenarbeit<br />
zwischen Wirt schaft und Schule, Augsburg, S.46.<br />
<strong>Inmit</strong> (2008): Trierer Arbeitspapiere zur Mittel stands ökon o<br />
mie Nr. 12/2008. Gründungsquell Campus I – Neue akademische<br />
Gründungspotenziale <strong>in</strong> wissens<strong>in</strong>tensiven Dienstleistungen<br />
bei Stu<strong>die</strong>renden, Trier.<br />
<strong>Inmit</strong>/IfM Bonn (2010): Abschlussbericht zur BMWi-Stu<strong>die</strong><br />
„<strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> – Aus wir kungen von<br />
JUNIOR und anderen Maßnahmen zur gründungsbezogenen<br />
Ausbildung auf <strong>die</strong> Grün dungskultur <strong>in</strong> Deutschland“,<br />
Band I, Trier, Bonn.<br />
<strong>Inmit</strong> (2010): Abschlussbericht zur BMWi-Stu<strong>die</strong> „Un ter <br />
nehmergeist <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schulen</strong> – Auswirkungen von JUNIOR<br />
und anderen Maßnahmen zur gründungsbezogenen<br />
Ausbildung auf <strong>die</strong> Gründungskultur <strong>in</strong> Deutschland“,<br />
Band II, Band III, Trier.<br />
Kam<strong>in</strong>ski, H.; Eggert, K. (2008): Konzeption für <strong>die</strong> ökonomische<br />
Bildung als Allgeme<strong>in</strong>bildung von der Primarstufe bis<br />
zur Sekundarstufe II, Berl<strong>in</strong>.<br />
KfW Bankengruppe (2008): Gründungs<strong>in</strong>tensität, Gründungs<br />
qualität und alternde Bevölkerung. In: Wirtschafts-<br />
Observer onl<strong>in</strong>e, Nr. 40, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>.<br />
Kle<strong>in</strong>, H. E.; Schare, T. (2009): <strong>Unterneh</strong>mer und Soziale<br />
Marktwirtschaft im Schulbuch <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz – E<strong>in</strong>e<br />
Untersuchung der Schulbücher für <strong>die</strong> Unterrichtsfächer<br />
Geschichte, Erdkunde, Wirtschafts- und Sozialkunde, Köln.<br />
Kle<strong>in</strong>, H. E.; Schare, T. (2010): <strong>Unterneh</strong>mer und Sozia le<br />
Marktwirtschaft im Schulbuch <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-West falen –<br />
E<strong>in</strong>e Untersuchung der Schulbücher für <strong>die</strong> Unter richtsfächer<br />
Geschichte, Erdkunde, Wirtschafts- und Sozialkunde<br />
(Auszug aus unveröffentlichtem Manuskript), Köln.<br />
Kommission der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaft (2006):<br />
Um setzung des Lissabon-Programms der Geme<strong>in</strong>schaft:<br />
Förderung des <strong><strong>Unterneh</strong>mergeist</strong>es <strong>in</strong> Unterricht und<br />
Bildung, Brüssel; www.eur-lex.europa.de<br />
Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Schule Wirtschaft Hessen<br />
(Hrsg.) (2005): E<strong>in</strong>e Landkarte der Möglichkeiten, Frankfurt.<br />
Vollherbst, G. (2009): Schülerunternehmen – e<strong>in</strong> Erfolgsmodell<br />
auf dem besten Weg zum Erwachsenwerden, <strong>in</strong> :<br />
Deutsche K<strong>in</strong>der- und Jugendstiftung (Hrsg.) (2009): Neue<br />
Lernwege durch Schülerunternehmen – Beiträge aus Wirtschaft,<br />
Politik, Wissenschaft und Schule, Berl<strong>in</strong>.<br />
Weber, B. (2002): E<strong>in</strong>e Kultur der unternehmerischen<br />
Selbstständigkeit <strong>in</strong> der Lehrerausbildung, Bergisch<br />
Gladbach, S. 115ff.<br />
Weber, B. (2009): Entrepreneurship Education oder Bildung<br />
zur Selbstständigkeit für Schule und Lehrerausbildung. In:<br />
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)(2009b): Generation <strong>Unterneh</strong>mer?<br />
– Youth Entrepreneurship Education <strong>in</strong> Deutschland,<br />
Gütersloh, S. 183–206.
80<br />
Weitere Literaturh<strong>in</strong>weise<br />
BMBF – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und For schung<br />
(2005): Wissens- und technologieorientiertes Gründungsgeschehen<br />
– Kienbaum-Bestands auf nah me für e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung<br />
von EXIST, Bonn/Berl<strong>in</strong>.<br />
Eikelmann, D. (2006): Potenzial von Schüler unter nehmen<br />
zur Förderung e<strong>in</strong>er unternehmerischen Grundhaltung<br />
gegenüber dem gesamten Leben. In: Journal of Social<br />
Science Education (2–2006): Ästhetik/Entrepreneurship,<br />
Bielefeld.<br />
Jung, E. (2002): Die Vermittlung von unternehmerischem<br />
Denken und Handeln – Was können allgeme<strong>in</strong> bildende<br />
<strong>Schulen</strong> leisten? In: Weber, B. (Hrsg.): E<strong>in</strong>e Kultur der Selbstständigkeit<br />
<strong>in</strong> der Lehrerausbildung, Bergisch Gladbach,<br />
S. 142–160<br />
Kam<strong>in</strong>ski, H.; Brettschneider, V.; Eggert, K.; Hübner, M.;<br />
Koch, M. (2007): Mehr Wirtschaft <strong>in</strong> <strong>die</strong> Schule – Herausforderung<br />
für den Unterricht, Wiesbaden.<br />
Kam<strong>in</strong>ski, H.; Krol, G. J. (2005): Praxiskontakte – Zusam menarbeit<br />
zwischen Schule & Wirtschaft, Braunschweig.<br />
Raich, M.; Pechlaner, H.; H<strong>in</strong>terhuber, H. H. (Hrsg.) (2007):<br />
Entrepreneurial Leadership – Profilierung <strong>in</strong> Theorie und<br />
Praxis, Wiesbaden.<br />
Re<strong>in</strong>mann, G.; Hofhues, S. (2009): Öffnung der Schule für<br />
pädagogische Innovationen – Erkenntnisse aus e<strong>in</strong>em<br />
Beispiel für Entrepreneurship Education. In: Eickelmann, B.<br />
(Hrsg.): Bildung und Schule auf dem Weg <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
Wissensgesellschaft, Münster, S. 165.<br />
Sternberg, R. (2009): Gründungsbezogene Kenntnisse und<br />
Fähigkeiten junger Menschen <strong>in</strong> Deutschland. In: Ber telsmann<br />
Stiftung (Hrsg.): Generation Unter neh mer? – Youth<br />
Entrepreneurship Education <strong>in</strong> Deutschland, Gütersloh.<br />
Weber, B. (2002): Berufliche und unternehmerische Selbstständigkeit<br />
<strong>in</strong> der ökonomischen Bildung – Weder Grün dererziehung<br />
noch <strong>in</strong>haltlich beliebige Selbststän digkeit. In:<br />
Weber, B. (Hrsg.) (2002): E<strong>in</strong>e Kultur der Selbstständigkeit <strong>in</strong><br />
der Lehrerausbildung, Bergisch Gladbach, S. 161–180.<br />
Anhang: Strukturmerkmale der Befragungsstichprobe<br />
Teilnehmer<br />
Schuljahr<br />
2008/09<br />
Nicht <br />
teilnehmer<br />
Schuljahr<br />
2008/09<br />
Ehemalige<br />
Teilnehmer<br />
Schuljahr<br />
2004/05<br />
Betreuende<br />
Lehrer<br />
Schuljahr<br />
2008/09<br />
Verwertbarer Rücklauf n = 1.581 n = 766 n = 449 n = 193<br />
Ø Alter (Bezugsjahr 2009) Ø 17,8 Ø 17,6 Ø 21,9 –<br />
Geschlecht<br />
weiblich<br />
männlich<br />
Bundesland<br />
Baden-Württemberg<br />
Bayern<br />
Hamburg<br />
Niedersachsen<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
Sachsen<br />
Thür<strong>in</strong>gen<br />
Schulform<br />
Gymnasium<br />
Wirtschafts-/berufliches Gymnasium<br />
Berufsbildende Schule<br />
Hauptschule<br />
Realschule<br />
Haupt- und Realschule<br />
Regelschule<br />
Gesamtschule<br />
Förderschule<br />
Sonstige<br />
Quelle: Stu<strong>die</strong> <strong>Inmit</strong> 2010<br />
55,0%<br />
45,0%<br />
57,5%<br />
42,5%<br />
52,7%<br />
47,3%<br />
39,9%<br />
60,1%<br />
38,0%<br />
10,6%<br />
3,1%<br />
9,6%<br />
22,2%<br />
6,4%<br />
7,8%<br />
2,3%<br />
29,6%<br />
9,9%<br />
2,6%<br />
6,6%<br />
29,1%<br />
11,0%<br />
6,3%<br />
4,9%<br />
23,6%<br />
17,2%<br />
1,1%<br />
11,4%<br />
28,9%<br />
6,9%<br />
8,5%<br />
2,4%<br />
21,8%<br />
13,5%<br />
3,6%<br />
13,5%<br />
25,4%<br />
8,8%<br />
6,7%<br />
6,7%<br />
52,3%<br />
19,4%<br />
8,2%<br />
0,5%<br />
8,8%<br />
3,3%<br />
0,5%<br />
3,7%<br />
0,6%<br />
2,7%<br />
56,4%<br />
10,4%<br />
10,2%<br />
–<br />
6,7%<br />
3,8%<br />
1,1%<br />
8,6%<br />
1,3%<br />
1,5%<br />
78,0%<br />
9,4%<br />
5,1%<br />
0,5%<br />
4,1%<br />
–<br />
–<br />
1,3%<br />
–<br />
1,8%<br />
50,8%<br />
0,5%<br />
19,2%<br />
2,1%<br />
13,5%<br />
1,6%<br />
2,1%<br />
4,7%<br />
1,0%<br />
4,7%
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