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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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353<br />

Editorial<br />

E<strong>in</strong>e neue Phase <strong>der</strong> Klassenause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>BRD</strong><br />

Dieses Heft ersche<strong>in</strong>t zur Zeit e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong> krisenhaften Entwicklung<br />

<strong>der</strong> westdeutschen Wirtschaft. Im August 1974 wurden<br />

527 100 Arbeitslose (= 2,3 °/o) und über 100 000 Kurzarbeiter registriert<br />

— wobei <strong>der</strong>en Zahl durch Betriebsferien vorübergehend heruntergedrückt<br />

ist 1 . Die Arbeitslosenzahl ist damit bereits 2,3mal<br />

höher als im Vergleichsmonat des Vorjahres — und dies, obwohl <strong>in</strong>zwischen<br />

<strong>der</strong> Anwerbestop <strong>für</strong> Auslän<strong>der</strong> wirksam geworden ist und<br />

Tausende bereits <strong>in</strong> ihre Heimatlän<strong>der</strong> zurückkehren mußten. Das<br />

Bundeswirtschaftsm<strong>in</strong>isterium rechnet im W<strong>in</strong>ter 1974/75 mit etwa<br />

e<strong>in</strong>er Million Arbeitslosen. Die Arbeitslosigkeit hat erstmals alle Wirtschaftszweige<br />

erfaßt; im Unterschied zur Rezession von 1967 droht jetzt<br />

auch vielen Angestellten <strong>der</strong> Verlust des Arbeitsplatzes. 2 Auch wenn<br />

man <strong>in</strong> Rechnung stellt, daß zum Teil zweckpessimistische Vorhersagen<br />

von den Unternehmern lanciert werden, um von unverän<strong>der</strong>t<br />

hohen Gew<strong>in</strong>nen abzulenken und Arbeitervertreter e<strong>in</strong>zuschüchtern,<br />

ist die Tatsache e<strong>in</strong>er langanhaltenden Wachstumsabschwächung<br />

unübersehbar. „1974 wird das Jahr <strong>der</strong> Pleiten"; <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Branchen<br />

— z. B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Auto<strong>in</strong>dustrie und im Baugewerbe — s<strong>in</strong>d Produktionsrückgänge<br />

bis zu 20 % zu verzeichnen, „Zahlungsunfähigkeiten"<br />

haben um 40 % zugenommen. 3 Während Preiserhöhungen<br />

gemeldet werden, „wie sie seit dem Korea-Krieg nicht mehr zu beobachten<br />

waren" 4 , stagniert die durchschnittliche Lohnhöhe seit 1973 5<br />

bei erneut steigendem Arbeitstempo. Auch die zurückhaltenden Andeutungen<br />

<strong>in</strong> den Massenmedien lassen ahnen, daß die Krise erst<br />

beg<strong>in</strong>nt.<br />

Wie ist die Arbeiterklasse <strong>der</strong> Bundesrepublik auf die weitere<br />

Verschlechterung ihrer sozialen Lage, auf Massenentlassungen,<br />

permanente Bedrohung <strong>der</strong> verbleibenden Arbeitsplätze und Reallohnsenkungen<br />

vorbereitet? Die nachfolgende Untersuchung skizziert<br />

e<strong>in</strong>e Antwort, die auch denjenigen überraschen wird, <strong>der</strong> gelernt<br />

1 Die Zahl <strong>der</strong> Kurzarbeiter betrug im Januar 1974 267 900 und übertraf<br />

damit den Vergleichsmonat <strong>der</strong> Rezession von 1967 (240 160).<br />

2 Im Mai 1967 waren nur 0,7 °/o <strong>der</strong> Angestellten arbeitslos; heute ist<br />

demgegenüber e<strong>in</strong>e Verdopplung festzustellen: 1,4 °/o (vgl.: Frankfurter<br />

Rundschau vom 24. 7.1974, S. 8).<br />

3 Vgl.: Frankfurter Rundschau vom 16. 7.1974, S. 5.<br />

4 Handelsblatt vom 25. 7.1974, S. 2.<br />

5 Der Tagesspiegel vom 18. 7.1974, S. 16.

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