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Das Argument

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Kritik der progressiven Intelligenz 415<br />

der sorglosen Verwendung des Begriffs des „Systems" sich der spezifischen<br />

Differenzen begibt, produziert konsequent den Phoenix des<br />

politischen Aktivismus, der aus der Asche des „zementierten Ganzen",<br />

der theoretisch zertrümmerten Welt sich erhebt. Die „Große<br />

Koalition der Reichen mit den Neureichen" — der „ersten" mit der<br />

„zweiten" Welt — gerät zur großen imperialistischen Weltverschwörung,<br />

zur monströsen „Industriegesellschaft", der sich die Oppositionen<br />

entweder als marktgängige Kulturkritik oder aber als „soziale<br />

Fürsorge" einverleiben. Die Mechanismen der Anpassung der oppositionellen<br />

Intelligenz werden allerdings für ideologische ausgegeben.<br />

Was aber gilt als Ideologie? Hier verschwimmt die Option in aporetischen,<br />

tautologischen und mißverständlichen Benennungen sich aufspreizender<br />

Konfusion. Wir versuchen zu referieren. Ideologien<br />

(welche?) in der „Hand der Herrschenden" verlieren ihre „sprengende<br />

Kraft" und werden zum „Garanten des Bestehenden"; ihrem<br />

manipulativen Charakter unterliegen die Intellektuellen, sofern sie<br />

die nur partikulare Kritik oder die „Linderung der Leiden der<br />

Opfer" betreiben. Jedoch:<br />

„Bewußtsein ist immer ideologisch, gebunden an den geschichtlichen<br />

Standort. Ideologie könnte erst in einer vollkommen<br />

freien Gesellschaft erlöschen, in der es keine Ausbeutung, und<br />

das heißt keine Geschichte mehr gäbe." 3<br />

<strong>Das</strong> Ideologieproblem erscheint zwielichtiger denn je: Ideologie — völlig<br />

irreführend mit Bewußtsein in eins gesetzt — oszilliert begrifflich<br />

zwischen schlichtem soziologischen Relativismus und metaphysischem<br />

Determinismus, ganz zu schweigen von der falschen Emphase des<br />

Geschichtsbegriffs. Durchbrochen wird diese Konstellation allerdings<br />

durch eine Art autonomes Bewußtsein:<br />

„Die Determinierung durch den Unterbau wirkt solange nicht<br />

einschränkend auf das Bewußtsein wie dieses beweglich (?) genug<br />

ist, auch die Entwicklung, die Veränderung im Unterbau zu<br />

notieren und nachzuvollziehen." 4 „Ideologie birgt revolutionäre<br />

Kraft, solange sie mit dem Unterbau auf gleicher Höhe bleibt,<br />

denn so lange formuliert sie die gesellschaftliche Umwälzung,<br />

wie die Entwicklung der Produktionsweise (?) sie fordert." 5<br />

Auf der Basis der Theorie vom „zementierten Ganzen" wird die Beziehung<br />

von „Unterbau" und „Ideologie" einerseits als mechanistische<br />

entfaltet, andererseits bildet die „Beweglichkeit" der „Ideologie" ein<br />

spirituelles Drittes, das der Mechanik von „Unterbau" und „Ideologie"<br />

nicht innewohnt. Der Satz „Vom deutschen Idealismus führt<br />

eine direkte Linie zu Maos Guerillastrategie" bekommt so einen<br />

neuen Stellenwert: Die im a priori hypostasierten Begriff des „zementierten<br />

Ganzen" aufgegebenen Differenzierungen, etwa der Be-<br />

3 Ebd., S. 183.<br />

4 Ebd.<br />

5 Ebd., S. 184.

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