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Das Argument

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413<br />

tischem Bewußtsein auch außerhalb der Universitäten, innerhalb<br />

der Arbeitnehmerbewegung dienen. So muß das Prinzip der Aufklärung<br />

sich auch gegen den heutigen Bewußtseinsstand dieser Studentenbewegungen<br />

selbst wenden. In der Bundesrepublik Deutschland kann<br />

sich — falls es gelingt, unter diesem Vorzeichen größere Teile der<br />

gegenwärtigen Studentenbewegung zu rationalisieren — dann die<br />

gleiche Erfahrung bewahrheiten, die sich in früheren Entwicklungsstadien<br />

der europäischen Arbeiterbewegung immer wieder gezeigt<br />

hat: Daß nämlich relativ hohes Lebenshaltungsniveau unterdrückter<br />

Klassen der Entwicklung ihres politischen Selbstbewußtseins nicht<br />

notwendig entgegensteht. Der ökonomische Aufschwung und die<br />

Steigerung des Lebensstandards auch der Arbeitnehmer zu Beginn<br />

des ersten Jahrzehnts des vorigen Jahrhunderts hat in allen europäischen<br />

Staaten die Entwicklung der sozialistischen Parteien nicht<br />

gehindert, sondern gefördert. In einer institutionalisierten Gesellschaft<br />

wie der unseren bedarf aber auch die Entwicklung des Klassenbewußtseins<br />

der unterdrückten Klassen der Institutionalisierung.<br />

Jede Institutionalisierung gebiert zwar ohne Zweifel Entfremdungsgefahren<br />

in Richtung auf bürokratisches Bewußtsein. Aber man kann diesen<br />

Gefahren nicht dadurch ausweichen, daß man sich abstrakt neben<br />

die Realität stellt. Man wird sie vielmehr stets dann konkret angreifen<br />

müssen, wenn sie sich an konkreten Problemen zeigen. So<br />

wird die junge kritische Intelligenz im Laufe der Entwicklung neuer<br />

Organisationsformen für das politische Selbstbewußtsein der Arbeiterbewegung<br />

sicherlich in deren Rahmen die Funktion ständiger<br />

Kritik an konkreten Fehlentscheidungen behalten und dafür eintreten<br />

müssen, daß in diesen neuen Organisationsformen die Permanenz<br />

demokratischer Diskussion garantiert bleibt. Aber sie darf nicht aus<br />

Furcht vor diesen Gefahren der Notwendigkeit ausweichen, solche<br />

Organisationsformen zu schaffen.<br />

Dieter Hirschfeld<br />

„Kritik der progressiven Intelligenz"<br />

(Kursbuch-Lektüre)<br />

In der Phase der objektiven und subjektiven Ohnmacht, in der<br />

die „Naivität der Ideen" gebrochen ist, reflektiert die Intelligenz auf<br />

sich selber. So wie Mannheim die Intelligenz unbeschadet der konkreten<br />

Substantialität des von ihr Vertretenen als Schicht faßt und<br />

so wie in den traditionellen bürgerlichen Gesellschaften als Intelligenz<br />

klassifiziert wird, was nicht unmittelbar den bestehenden Verhältnissen<br />

dient (idéologues, dreyfusistes), so räsonieren schließlich<br />

die Betroffenen selber über die ihnen zugedachte exterritoriale Stellung<br />

und Funktion: <strong>Das</strong> Selbstverständnis der Intellektuellen als

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