Das Argument
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Philosophisches Wörterbuch. 353<br />
das braucht uns keine schlaflosen Nächte zu verursachen. Aber daß<br />
es ebenso unmöglich ist, gemeinsame moralische Voraussetzungen<br />
und eine gemeinsame Sprache mit denjenigen zu finden, die von den<br />
Mördern, zusammen mit uns, als die Saboteure des Krieges diffamiert<br />
werden, das ist nun wirklich zum Verzweifeln.<br />
Politik ohne Bart<br />
Jetzt wissen wir also, mit Hilfe welcher Qualitäten Männer in<br />
heutigen Demokratien ihren Wettkampf antreten. In Newsweek<br />
vom 26. Dezember 1966 können wir das nachlesen. Ganz ungeniert<br />
erklären dort nämlich die Hintermänner Nixons, die Chancen ihres<br />
Idols bzw. ihres Werbeprodukts, würden durch die Tatsache, daß<br />
im nächsten Jahre die vorsintflutliche Schwarzweiß-Phase des Fernsehens<br />
überwunden sein würde, d. h. daß jede zweite amerikanische<br />
Familie einen Farbfernseh-Apparat besitzen würde, ungleich besser<br />
sein als heutzutage. Und zwar aus folgendem Grunde: Nixon habe<br />
ja einen starken Bartwuchs, der im heutigen Schwarzweiß-Fernsehen<br />
leider deutlich erkennbar bleibe. Leider: Denn starker Bartwuchs<br />
entspreche ja nicht dem rassischen Idealbild der Amerikaner,<br />
umgekehrt errege der dunkle Schatten die anti-puritanischen Assoziationen<br />
.Italiener', ,Balkanese', ,Jude' oder gar ,Hairy ape'. Diese<br />
Assoziationen würden sich nun, wenn das Farbfernsehen erst einmal<br />
allgemein eingeführt sein würde, nicht mehr einstellen. Denn im<br />
Farbfernsehen, so haben die ,Bildermacher' festgestellt, verschwinde<br />
der dunkle Schatten beinahe restlos. — <strong>Das</strong> heißt: man spekuliert<br />
nicht nur — was ja schon schlimm genug ist, wenn es sich um die<br />
Wahl eines kompetenten Politikers handelt — auf das Gesicht des<br />
Kandidaten; auch nicht nur — was ja noch schlimmer ist — auf die<br />
millionenfache Verbreitung des Aussehens; sondern nun sogar — was<br />
am schlimmsten ist — auf dasjenige, was ohne jedes Verdienst der<br />
propagierten Person, ausschließlich auf Grund eines technischen Zufalls,<br />
im vervielfältigten Bilde nicht aufscheinen wird. Von dem<br />
Zufall, daß im Farbfernsehen Bartwuchs so gut wie unsichtbar<br />
bleibt, wird also die politische Entscheidung, die in den Vereinigten<br />
Staaten getroffen werden wird, abhängen; und damit auch das<br />
Schicksal der Welt. Gute Nacht!<br />
Christening II<br />
Die amerikanischen Blätter, die von der Beilegung der Differenzen<br />
zwischen Johnson und der Familie Kennedy berichten, verwenden<br />
den Indianerausdruck ,das Kriegsbeil begraben', ,to bury the<br />
hatchet'. Da diese Redensart den Kampf in eine, mindestens von<br />
heute aus gesehen, pittoreske Pionierzeit zurückverlegt, ist sie natürlich<br />
Falschmünzerei. Aber verglichen mit dem, was die zwei noblen<br />
Familien tun, um das Kriegsbeil zu begraben, ist die Falschmünzerei<br />
der Redensart noch vergleichsweise harmlos. Wie also begraben die<br />
zwei Familien ihre Kriegsbeile? Wie schließen sie Frieden?