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Das Argument

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Philosophisches Wörterbuch. 351<br />

imperialistischen Kapitalismus überlassen können, sind sie dazu<br />

genötigt, sich auf einen Wettbewerb mit den kapitalistischen Mächten<br />

einzulassen, in einen Kampf, der an sich mit Sozialismus kaum<br />

etwas zu tun hat. Aber sich auf diesen W'ettkampf nicht einzulassen,<br />

das können sich die sozialistischen Mächte doch nicht leisten, da dieser<br />

Verzicht auf eine Kapitulation noch vor Kampfbeginn herauslaufen<br />

würde. Obwohl sie in der Lage wären, den zurückgebliebenen<br />

Völkern durch Nahrung, Maschinerie, Unterricht, Anleihen etc. zu<br />

helfen, sind sie dazu gezwungen, diese mit Waffen auszurüsten; und<br />

zuweilen sogar dazu, Regimes zu unterstützen, deren Herrschaftsformen,<br />

Interessen und Mentalität mit den Zielen des Sozialismus<br />

nicht nur keine Ähnlichkeit haben, sondern diesen geradezu widersprechen,<br />

die aber in der Gefahr schweben, dem Imperialismus zum<br />

Opfer zu fallen. Daß die Amerikaner für die Tötung jedes Vietnamesen<br />

eine Summe ausgeben, für die sie (was freilich nicht in<br />

ihrem interesse liegt) jahrelang mehrere vietnamesische Familien<br />

erhalten könnten, das ist deprimierend genug. Aber noch deprimierender<br />

ist es, daß die im Abwehrkampf gegen den Imperialismus<br />

stehenden sozialistischen Mächte durch diesen Imperialismus dazu<br />

gezwungen sind, ihre Produktionskräfte ebenfalls zu verwüsten und<br />

ihre Produkte ebenfalls zu vergeuden. Die Beträge, die Sowjetrußland<br />

in seine den Nordvietnamesen übergebenen Raketenabwehrinstallationen<br />

und MIGs gesteckt hat, die würden gewiß ebenfalls<br />

dazu reichen, um den Vietnamesen diejenige Starthilfe zu leisten,<br />

die diese benötigen. Nicht nur die Bevölkerungen der kapitalistischen<br />

Länder werden also durch den Imperialismus demoralisiert,<br />

auch nicht nur die Bevölkerungen der attackierten Länder, sondern<br />

eben auch die Verteidiger der Opfer des Imperialismus»<br />

Beides oder nichts<br />

Die Einsichten Carmichaels,<br />

daß der Kampf gegen den Krieg in Vietnam und für Civil Rights<br />

einer und derselbe ist;<br />

daß es moralisch inkonsequent, deshalb letztlich erfolglos ist, für<br />

diese Rechte zu kämpfen, wenn man sich zugleich als ein Instrument<br />

des Imperialismus, also dazu benutzen läßt, die Lebensrechte anderer<br />

Völker zu zerstören;<br />

und daß man erst recht nicht für die eigene ,Civil Rights' eintreten<br />

kann, wenn man andererseits als Berufssoldat, z. B. als Offizier, die<br />

Rechte anderer Völker bedrohe oder zerstöre —<br />

diese Einsichten, daß man sich für die zwei Ziele: für die eigene<br />

Gleichberechtigung und für die Entrechtung anderer nicht zugleich<br />

einsetzen kann, die sind für die Mehrheit der farbigen Bevölkerung<br />

leider alles andere als selbstverständlich. Die ungeheuere Beliebtheit<br />

Martin Luther Kings scheint, als dieser bei den Spring Mobilization-Demonstrationen<br />

spät aber doch seiner unzweideutigen Opposition<br />

gegen den Vietnamkrieg Ausdruck gab, mindestens erst einmal<br />

geringer geworden zu sein. Nicht nur sehen die (in Dialektik<br />

natürlich genauso wenig wie die Weißen eingeübten) Farbigen nicht,

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