Das Argument
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366 Günther Anders<br />
Unterdessen hat man allerdings begonnen — und auch das liegt<br />
nun schon wieder Jahre zurück — in ein drittes Stadium einzutreten.<br />
Denn unterdessen hat man, und leider nicht erfolglos, die Herstellung<br />
und den Einsatz von solchen Waffentypen in den Vordergrund<br />
geschoben, deren Leistungen denen der Guerillas ähneln. <strong>Das</strong><br />
heißt: man hat den Vorsprung, den die mit obsoleten Mitteln kämpfenden<br />
Menschen vor den eingesetzten modernen Apparaten gehabt<br />
hatten, mit Hilfe von ad hoc zu diesem Zwecke entworfenen<br />
Apparaten aufgeholt. Kennzeichnend für dieses neue Stadium ist<br />
die ungeheuere Steigerung der Rolle der, im Vergleich mit den Großwaffen<br />
geradezu harmlosen Hubschrauber, die den außerordentlich<br />
beweglichen Guerilla-Einheiten insofern ähneln, als auch sie, und<br />
zwar wie die obsoleten Menschen, kleine Entfernungen überhupfen<br />
können, ohne, wie die großen Flugzeuge, durch ihre zu große Geschwindigkeit<br />
die Gegner zu überholen und dadurch zu verfehlen.<br />
Gnade<br />
Man hat mir gestern nahegelegt, zusammen mit hunderten von<br />
anderen, Präsident Johnson, über den unser Urteil schließlich feststeht,<br />
um die Begnadigung eines im Zusammenhang mit dem Vietnam-Krieg<br />
völlig zu Unrecht zu Gefängnis verurteilten GIs zu ersuchen.<br />
Der Mann, der begnadigt werden soll, hat sich geweigert, am<br />
Krieg in Vietnam teilzunehmen, da er diesen für ein illegales, unmoralisches<br />
und ungerechtes Unternehmen hält. — Dürfen wir um<br />
Gnade für ihn bitten?<br />
Nein. Denn durch Signierung des Begnadigungsgesuches würden<br />
wir zweierlei bestätigen:<br />
die Schuld des Entrechteten. Und zwar deshalb, weil nur Schuldige<br />
begnadigt werden können.<br />
die moralische Kompetenz, sogar die Humanität des skrupellos<br />
seine Eskalation betreibenden Johnson. — Und zwar deshalb, weil<br />
man um Menschlichkeit nur solche Menschen bitten kann, denen man<br />
Menschlichkeit zuerkennt und die man als Menschen respektiert.<br />
In anderen Worten: durch unser Gnadengesuch würden wir die<br />
Legitimität des rechtlosen Zustandes, den der Vietnam-Krieg darstellt,<br />
zugestehen. Worum wir zu bitten haben, ist nicht, daß<br />
Gnade vor Recht, sondern daß Recht vor Unrecht ergehe. Und um so<br />
etwas bittet man nicht. So etwas fordert man. Oder so etwas versucht<br />
man, mit Gewalt durchzusetzen.<br />
Wir werden andere Mittel und Wege finden müssen, um diesem<br />
Gl zu helfen.<br />
Gesichtslos<br />
Von wem stammt dieser Nachruf auf Albert Schweitzer?<br />
.Während eines halben Jahrhunderts, das unter dem Eindruck<br />
blutiger Kriege stand, hat uns Albert Schweitzer durch sein Leben<br />
und sein Werk an das erinnert, was wirklich von Bedeutung ist: daß<br />
die Kranken genesen, daß das Erbe unserer Religion und unserer