Das Argument
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498 •Besprechungen<br />
Umständen Beifall bekundën will- Er muß es vielmehr heranziehen,<br />
denn es gilt, Grün die „unverschämte Abschreiberei" nachzuweisen.<br />
2. Marx stellt das Buch Steins über ein „Machwerk" voll „liederlicher<br />
Notizen" und „belletristischer Schwätzereien"; darin ist keine<br />
Auszeichnung zu sehen und erst recht keine Garantie, daß Marx<br />
1846/47 in einer Stein-Rezension positiv geurteilt hâtté.<br />
Eva Meyer hat eine interessante Frage gestellt. Ihre Antwort<br />
weckt Bedenken. Trotzdem wäre es mißlich, wenn ihre Arbeit —<br />
wie so manche ältere Dissertation über Stein — von vornherein<br />
-unbeachtet bliebe. Die Frage darf nicht wieder verlorengehen,<br />
denn es lohnt sich, sie durchzudiskutieren.<br />
Manfred Hahn (Gießen)<br />
Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. —<br />
Bd. 3. Von 1917 bis 1923. Hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus<br />
beim ZK der SED. Dietz-Verlag, Berlin (Ost) 1966 (997 S.,<br />
Ln., 11,— MDN).<br />
Der vorliegende Band der achtbändigen Gesamtgeschichte umfaßt<br />
im weitesten Sinne die Epoche der Deutschen Revolution, vom Zeitpunkt<br />
der Russischen Revolution und der ersten revolutionären<br />
Massenbewegungen 1917 bis zur endgültig letzten revolutionären<br />
Krise im Herbst 1923. Der Band stellt also eine Geschichte der Deutschen<br />
Revolution unter den speziellen Gesichtspunkten der sozialistischen<br />
Arbeiterbewegung dar, geschrieben vom parteikommunistischen<br />
Standpunkt. Dieser kommt — besonders deutlich abzulesen<br />
an den rasch aufeinanderfolgenden geschichtlichen Entscheidungssituationen<br />
dieser Epoche — in dem methodischen Prinzip der „Parteilichkeit"<br />
zum Ausdruck.<br />
<strong>Das</strong> Prinzip der „Parteilichkeit" der Geschichtsschreibung ist die<br />
vom Stalinismus dogmatisierte und verzerrte Gestalt des marxistischen<br />
Grundsatzes der Dialektik von Theorie und Praxis, von objektiver<br />
Erforschung der Geschichte und gegenwärtiger politischer Bewegung.<br />
Enthält dieser das Erfordernis schonungsloser Aufdeckung<br />
der geschichtlichen Wahrheit, um daraus kritische Lehren für die<br />
Gegenwart zu ziehen, so bedeutet jenes die Umdeutung der Geschichte<br />
in eine Rechtfertigung der gegenwärtigen Politik. <strong>Das</strong> Prinzip<br />
der „Parteilichkeit" zwingt jeden Geschichtsschreiber der deutschen<br />
Arbeiterbewegung zu folgenden Ergebnissen, die ohne Rücksicht<br />
auf die historische Wahrheit erzielt werden müssen:<br />
1. Die KPD muß als die — zumindest potentielle — Hauptkraft der<br />
revolutionären sozialistischen Arbeiterbewegung erscheinen.<br />
2. Die — zur Erklärung der aufeinanderfolgenden Niederlagen der<br />
deutschen Arbeiterbewegung und der KPD erforderliche — Selbstkritik<br />
darf nie die KPD-Politik als ganze für falsch erklären.<br />
3. Unabhängig von ihrer wirklichen Rolle in der Geschichte müssen<br />
die jetzt noch amtierenden oder nach ihrem Tode kanonisierten SED-<br />
KPD-Führer gerechtfertigt, ihre fraktionellen Gegner, die Ausgeschlossenen<br />
und Ausgetretenen, aber verurteilt werden.