Das Argument
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IV. Soziale Bewegung und Politik 493<br />
dieser Arbeit stellt die dem Buchtext angefügte „Edmund Burke-<br />
Bibliographie" dar, die in 936 Nummern die Literatur von und über<br />
Burke und die Zeitschriftenliteratur seiner Zeit erfaßt). <strong>Das</strong> 1. Kapitel<br />
arbeitet systematisch die Nature-Konzeption heraus; das 2. Kapitel<br />
analysiert die Anschauungen von der Balance-Ordnung im innerstaatlichen<br />
Bereich und das 3., letzte Kapitel in den auswärtigen<br />
Beziehungen — jeweils in Konfrontation mit der ökonomischen und<br />
politisch-gesellschaftlichen Wirklichkeit. Während Burkes Theorie<br />
vom Gleichgewicht der „gemischten Verfassung" sich als ideologische<br />
Verhüllung der tatsächlichen Klassenherrschaft einer ausgewählten<br />
Adelsoligarchie (im Sinne einer „aristokratischen Republik"), (87) erweist,<br />
dient seine „Lehre vom europäischen Gleichgewicht und von<br />
dem naturgegebenen Schiedsamt Englands im europäischen Staatensystem<br />
... dem Hauptzweck, die Vernichtungspolitik gegen die französische<br />
Handelskonkurrenz ideologisch zu rechtfertigen" (120). —<br />
Dieses Ergebnis — das im übrigen der herkömmlichen Burke-Interpretation<br />
weniger widerspricht als vielmehr sie um ein freilich beträchtliches<br />
Stück ergänzt — ist angesichts der auch heute noch festzustellenden<br />
Bestrebungen, Burke in die demokratische Tradition<br />
des europäischen Bürgertums einzuordnen, bemerkenswert.<br />
Peter Brokmeier (Berlin)<br />
Saint-Simon, Claude-Henri de: Oeuvres en 6 vols. Editions<br />
Anthropos, Paris 1966 (3350 S., brosch., 240 F).<br />
Wer weiß heute noch, daß Saint-Simon in Deutschland einst ein<br />
vielbeachteter Autor war? 1825 gestorben, findet er hier nach der<br />
Julirevolution von 1830 plötzlich allgemeines Interesse, die zeitgenössische<br />
deutsche Publizistik diskutiert ihn ungewöhnlich intensiv.<br />
Lorenz Stein widmet ihm in seinem Sozialismus und Kommunismus<br />
des heutigen Frankreichs (1842) und in seiner Geschichte der sozialen<br />
Bewegung in Frankreich (1850) ausführliche Kapitel, die trotz verschiedener<br />
Mängel auch heute lesenswert sind. Doch dann läßt das<br />
Interesse rapide nach, Saint-Simon gerät fast in Vegessenheit. Nur<br />
Friedrich Engels tritt nachdrücklich für ihn ein: im Anti-Dühring<br />
rühmt er Saint-Simons „geniale Weite des Blicks ..., vermöge deren<br />
fast alle nicht streng ökonomischen Gedanken der spätem Sozialisten<br />
bei ihm im Keim enthalten sind"; 1882 notiert er, die deutschen<br />
Sozialisten rechneten Saint-Simon mit Stolz zu ihren Vorläufern.<br />
Bis heute sind nur wenige Saint-Simon-Texte ins Deutsche übersetzt.<br />
1911 hat Friedrich Mückle eine deutsche Ausgabe des Nouveau<br />
Christianisme von 1825 vorgelegt; Thilo Ramms Quellenedition Der<br />
Frühsozialismus (Stuttgart 1956) enthält Übersetzungen der berühmten<br />
Parabole von 1819 und der sechs Fragmente De l'organisation<br />
sociale; die Ausgewählten Texte (Berlin 1957), herausgegeben und<br />
kenntnisreich eingeleitet von Jean Dautry, bringen eine Fülle freilich<br />
knapper Auszüge aus den verschiedensten Arbeiten Saint-Simons<br />
— eine geschickt zusammengestellte Auswahl, die sehr gut in